Verdikt 2.17 , Seite 2 Verdikt 2.17 , Seite 3

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Verdikt 2.17 , Seite 2 Verdikt 2.17 , Seite 3 2.12 Oktober 2012 11. Jahrgangverdikt 2.13 , Seite 33 verdikt Mitteilungen der Fachgruppen Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in ver.di November 2017 16. Jahrgang 2.17 verdikt Mitteilungen der Fachgruppe Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in ver.di verdikt Mitteilungen der Fachgruppe Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte in ver.di 4 Norwegens schwerer Gang – Vom Prozess gegen den Attentäter von Oslo und Utøya – Ein Interview mit Bernd Marschang 8 BVerfG: Entweder EU mit Spardiktat oder Austritt aus der EU 10 VG Frankfurt: Hess. Richterbesoldung verstößt gegen Verbot der Altersdiskriminierung 12 Das Vilamoura Manifest von MEDEL – Ein Aufruf zur Verteidigung sozialer Rechte 14 In den Schluchten des Balkans – Zur Situation der Justiz in Serbien 20 Georgien auf dem Weg zu einer rechtsstaatlichen (Straf-) Justiz? 24 Einstimmung auf Verfassungs- und Völkerrechtsbruch 4 Rede Murat Arslans zur Verleihung des Vaclav-Havel-Preises 2017 8 Im Kontext NSU - welche Frage stellen Sie? 12 Welches Geschlecht kennt Recht? 20 Leider doch: viele NS-Verbrecher beziehen weiterhin Kriegsopferrente verdikt 2.17 , Seite 2 verdikt 2.17 , Seite 3 3 Editorial BRENNPUNKT 4 Rede Murat Arslans zur Verleihung des Vaclav-Havel- Preises 2017 5 Vaclav-Havel-Preis 2017 für Murat Arslan | Hans-Ernst Böttcher 6 Die Türkei – Ein Polizeistaat | Leandro Valgolio AUS DER JUSTIZ 8 Im Kontext NSU – welche Frage stellen Sie? | Barbara Nohr interviewt beate maria wörz INTERNATIONALES 10 Stellungnahme des Vorstandes der Deutsch-Polnischen Richtervereinigung zu den Justizreformen in Polen RECHTSPOLITISCHEs 12 Welches Geschlecht kennt Recht? | Theresa Richarz NS-JUSTIZ 15 Von den Schwierigkeiten des Versuchs, das Schicksal nicht nur von Tätern, sondern auch von Opfern in der Justiz unter dem Nationalsozialismus wiederzugeben |Jürgen Jekewitz 20 Leider doch: viele NS-Verbrecher beziehen weiterhin Kriegsopferrente | Barbara Nohr IN EIGENER SACHE 22 Bundesfachausschuss verabschiedet Barbara Wederhake | Karl Schulte 23 Christian Hoffmeister stellt sich vor REZENSIONEN 24 Der gute Deutsche – Die Ermordung Manga Bells in Kamerun 1914; Christian Bommarius | Martin Bender 27 Ende der Wahrheitssuche – Justiz zwischen Macht und Ohnmacht; Joachim Wagner | Klaus Thommes RECHT LITERARISCH 32 „Das wühlt mich immer noch auf“ | Uwe Boysen interviewt Bernd Asbrock IMPREssum 31 verdikt 2.17 , Seite 3 [EDITORIAL] Liebe Leserinnen und Leser von verdikt, . 100 Hefte der Zeitschriften »ötv in der Havel-Preis erhalten hat, doch eine Ausnahme Rechtspflege« plus verdikt sind mit dieser gemacht werden (siehe dazu seine Rede zur Ausgabe geschafft. Viele Köpfe und Hände Preisverleihung auf Seite 4), die Würdigung haben daran mitgearbeitet. Und ich denke, es durch Hans-Ernst Böttcher (siehe Seite 5) und ist auch viel Brauchbares für Leserinnen und den Bericht von Leandro Valgolio auf Seite 6. Leser dabei herausgekommen. Unsere Zeit- Sein Schicksal steht für dasjenige vieler türki- schrift scheut sich nicht, Stellung zu bezie- scher und ausländischer Gefangener, die dem hen. Die von Juristen so gern benutzte Aussa- türkischen Regime offenbar schutzlos ausge- ge, juristische Fragen seien keine politischen, liefert sind. erkennen wir so nicht an. Wir werden, wie bisher, weiter Wert darauf legen, politische . Bestürzend sind aber nicht nur diese Er- und gesellschaftliche Folgen juristischen und eignisse in der Türkei. Das Ende des NSU- insbesondere justiziellen Handelns zu thema- Prozesses zeichnet sich ab, aber vieles wird tisieren und zu kritisieren, sei es im Arbeits- wohl offen bleiben. Die Künstlerin beate ma- und Sozialrecht, im Strafrecht und im Straf- ria wörz präsentiert auf Großflächenplakaten verfahrensrecht, im Ausländerrecht und allen Antworten auf die Frage, welche Frage wir »im anderen Rechtsbereichen, in denen uns dies Kontext NSU“ stellen würden. Im Heft erklärt angebracht und nötig erscheint. sie uns, wie sie auf diese Idee kam und eini- ges mehr. Zudem hat sie uns erlaubt, einige . Schon immer war es ein Anliegen dieser der Fragen – in verkleinerter Form – in dieser Zeitschrift, auf die Bedeutung der Regelun- Ausgabe abzudrucken. Wir freuen uns sehr da- gen unserer Verfassung, insbesondere die rüber, dass wir in unserer Nr. 100 einmal einen Geltung der Grundrechte und ihre zentralen ganz anderen Zugang zu einem hochbrisanten Prinzipien der Sozial- und Rechtstaatlichkeit Thema bieten können. hinzuweisen und deren Gefährdungen oder gar Verletzungen zu benennen. Dass wir sol- . Die Redaktion freut sich auch über die zahl- chen Gefährdungen wirksam vor allem in ei- reichen freundlichen im Innenteil der Ausgabe nem machtvollen gewerkschaftlichen Zusam- zu lesenden Stellungnahmen zu unserem 100. menhang auch mit anderen, die gleichen Ziele Heft. Wir begreifen sie als Anerkennung für die verfolgenden Organisationen entgegentreten langjährige Arbeit der Redaktion in ihrer un- können, ist ebenfalls immer wieder Gegen- terschiedlichen personellen Besetzung. Wenn stand von Beiträgen der Zeitschrift gewesen. nunmehr die Nr. 100 erscheint, so dokumen- tiert das zugleich, dass zunächst die Gewerk- . Heute ist es geboten, erneut die rechts- schaft ÖTV und nun ver.di der Zeitschrift für staatlich skandalösen Verhältnisse in der Tür- den Bereich der Justiz aus gewerkschaftlicher kei zu beschreiben. Wenn die Redaktion auch Sicht eine tragende Bedeutung beimessen. nicht viel davon hält, Ereignisse zu stark zu Möge dies auch in Zukunft so bleiben! personalisieren, so muss davon im Fall unse- res in der Türkei inhaftierten Richterkollegen Für die Redaktion Murat Arslan, der im Oktober 2017 den Vaclav- Uwe Boysen verdikt 2.17 , Seite 4 verdikt 2.17 , Seite 5 [BRENNPUNKT] Rede Murat Arslans zur Verleihung des Vaclav-Havel-Preises 20171 1 Ich spreche zu Ihnen aus einem Gefängnis, aus einem Land, in dem der Rechtstaat suspendiert ist, das sich von der Demokratie entfernt, in dem Dissidenten zum Schweigen gebracht werden, in dem die Verteidiger der Menschenrechte, Journalisten, Menschen, . Wir haben auf jedes diese Werte in Frage stellende Ereignis reagiert die nach Frieden rufen, Menschen, die ausrufen, dass nicht Kinder und erklärt, dass diese Werte bedroht sind. Wir haben uns dagegen- sterben sollten, als Terroristen abgestempelt und eingesperrt werden. gestellt, um zu verhindern, dass die Mauer der Furcht wächst, die die Stellen Sie sich ein Land vor, wo Gefängnisse geradezu der natürliche Gesellschaft einschließt. Aufenthaltsort für Menschenrechte und Freiheit sind, wie ein Reich der Furcht, das nach und nach in Dunkelheit versinkt. Wir haben gezeigt, wie wohlbegründet unsere Werte sind in einem Moment, da Vorurteile und unbegründete Behauptungen die öffentli- che Meinung dominieren. Ja, dieses Land hat wirklich nichts aus den schmerzhaften Erfah- rungen Europas im frühen 20. Jahrhundert gelernt. Deswegen macht . Trotz allem, was wir erleben, haben wir uns an die internationale es 100 Jahre später die Erfahrung, wie es ist, Laboratorium für ein auf- Öffentlichkeit gewandt, um uns einer objektiven Einschätzung von kommendes totalitäres Regime zu werden. außen zu stellen. Und wir sind dadurch in den Augen der Welt Reprä- sentanten einer Organisation geworden, deren Blick auf die Justiz ih- . Aber dennoch: Diese Situation darf niemand verzweifeln lassen. res Landes respektiert und deren Meinung gefragt ist. Wir sind nie in Verzweiflung verfallen. Das verbietet uns schon die Existenz unserer Kinder. Solange irgendwo jemand ist, der es auf sich . Wir haben es nicht zugelassen, und wir werden es nicht zulassen, nimmt, für Recht und für Freiheit zu streiten, bedeutet das: Es gibt dass dieses Land sich zerstört und die Justiz ihrem Schicksal überlässt. Hoffnung für die Zukunft. Deshalb haben wir uns in der Justiz enga- Wir haben unsere Spuren überall hinterlassen, immer mit dem Ziel, giert und in einer Richterorganisation zusammengeschlossen. zu unseren Grundwerten zurückzukehren. Und wir lassen es uns nicht ausreden, dass diese wiedergeboren werden. Dass wir heute im Exil . Wir haben 2006 die Türkische Vereinigung für Richter und Staats- oder im Gefängnis leben müssen, ändert an dieser Realität nichts. Im anwälte YARSAV gegründet, weil wir daran glaubten, dass eine unpar- Gegenteil bestärkt der Preis, den wir zahlen, unseren Glauben und un- teiliche, die Freiheit sichernde Justiz eine conditio sine qua non in ei- sere Lust, für die kommenden guten Tage von Recht und Demokratie nem modernen demokratischen Verfassungsstaat ist, der sich auf die zu kämpfen. Menschenrechte gründet. Wir zeigen und wir werden zeigen, dass in einem Reich der Furcht, . Durch unseren Kampf für die Unabhängigkeit und die Unpartei- wo die, die sprechen müssten, zum Schweigen verurteilt sind, wir lichkeit der Justiz sind die Werte des demokratischen Rechtstaats in nicht schweigen werden. Und dass wir mit Kraft und Stolz die Stimme einem Land ans Licht gekommen, in dem demokratische Kultur und erheben werden gegen alle Ungerechtigkeit und alle Verleugnung des Rechtskenntnisse nur schwach entwickelt sind. Nunmehr, da diese Rechts. Wir werden weiter und noch kräftiger stören und die Stimmen Werte von Menschen aus Fleisch und Blut verkörpert und gelebt wer- drinnen und draußen, die sich gegen ein autoritäres Regime wenden den, gibt es kein Zurück mehr. noch klarer werden lassen. Und dies, damit unser Leiden gehört wird. Um diese Unabhängigkeit in toto und um diese modernen Stan- . Diese Opposition ist der letzte Widerstand, um den totalen Bruch dards zu gewährleisten,
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