Evangelische Kirchengemeinde Bondorf
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REMIGIUSKIRCHE BONDORF 2 3 Bondorf Stadt: 71149 Bondorf Remigiuskirche Bundesland: Baden-Württemberg Lage Geschichte Lage Brücke zum Kirchhof führte. Nordöstlich an den Kirchhof schließt sich der Herren- Bondorf liegt südöstlich von Herrenberg hof an, dessen großvolumige Baustruktur und südwestlich von Rottenburg am sich bis heute deutlich vom weiteren Bau- Neckar auf der fruchtbaren Ebene des bestand des Ortes abhebt. Korngäus. Diese war schon in vorge- schichtlicher Zeit besiedelt. Funde be- Geschichte legen eine hohe Siedlungsdichte in rö- mischer Zeit. Eine enge Verbindung zu Der Ort Bondorf wird um 1150 erstmals der römischen Stadt Sumelocenna, dem erwähnt. 1191 werden Eticho, Hainricus heutigen Rottenburg/Neckar ist nicht un- und Wernherus de Bondorf als Zeugen wahrscheinlich. Der heutige Kirchhof, an in der Stiftungsurkunde für das Zister- erhöhter Stelle am nordöstlichen Rand zienserkloster Bebenhausen genannt. des langgestreckten Dorfes, war in römi- Dieses erwirbt in der Folgezeit umfang- scher Zeit bereits bebaut. Die ergrabenen reichen Besitz in dem Ort. 1275 wird die Reste verweisen auf ein größeres Gebäu- Pfarrkirche St. Remigius im »liber decima- de mit einer Pilastergliederung an seiner tionis«, einem Abgabenverzeichnis des Nordfassade, dessen Funktion bislang Bistums Konstanz, genannt. Zu diesem nicht geklärt ist. Auch bleibt offen, ob das Zeitpunkt dürfte die Kirche schon längere Gelände bereits in römischer Zeit mit ei- Zeit bestanden haben. Das Patronat der nem Graben umgeben war. Kirche lag bei den Herren von Bondorf. Aus jüngerer Zeit stammen Reste von 1230/37 ging dieses an die Grafen von Ho- Kellern, die sich an die Umfassungsmauer henberg über. Am 28. Juni 1351 übertrug des die Umgebung überragenden Kirch- Graf Albrecht von Hohenberg, erwählter hofs anschlossen. Nicht auszuschließen Bischof von Freising, all seine Rechte an ist hier ein »befestigter« Kirchhof, wie der Kirche zu Bondorf an seine Vettern, sie etwa für Kirchhöfe des Zisterzienser- die Grafen Otto und Rudolf von Hohen- klosters Maulbronn belegt und teilweise berg. Zum Jahresende 1351 waren die Gra- erhalten sind (z. B. Lienzingen). Nördlich fen Otto und Burkhard von Hohenberg, und westlich des Kirchhofs befand sich Herren zu Nagold, und Graf Rudolf von ein wassergefüllter Graben, über den eine Hohenberg, Herr zu Rottenburg, Kasten- vögte der Kirche zu Bondorf. Zum 31. De- zember 1351 übergab der Pfarrer Berthold Blick nach Osten Hase von Nagold die Kirche in Bondorf in 4 deren Hände. Am 6. Januar 1352 verkauf- Fronhof verfügen konnte. Bei dem Fron- Ortskerns die Zugänge zum Kirchhof und nahme der Fenster in der barocken Erhö- 5 ten diese ihren Wittumshof in Bondorf hof dürfte es sich um die 1350 genannte große Teile der westlichen, südlichen und hung vollständig geschlossene Nordwand samt Kirchensatz (Mitwirkungsrecht bei »curia dominicalis« handeln, die an der nördlichen Kirchhofmauer erneuert. erscheint ungewöhnlich. An der Südwand der Besetzung der Pfarrstelle), Lehen- Hofstelle östlich der Pfarrkirche zu ver- sind Fenster an der Stelle der heutigen schaft, Vogteirecht an der Kirche und muten wäre. barocken Fensteröffnungen zu vermuten. Geschichte Baugeschichte allen Zugehörden an das Zisterzienser- In der Pfarrkirche gab es neben dem Vielleicht noch aus dem 14. Jahrhundert Baugeschichte kloster Bebenhausen. Am 31. Oktober Hauptaltar einen Katharinenaltar, an dem Die unteren Geschosse des Turms zäh- stammt das heute zugesetzte Südportal 1362 inkorporierte der Konstanzer Bischof die Frühmesse gelesen wurde. Dieser war len zu den ältesten erhaltenen Teilen des Langhauses. Heinrich III. von Brandis die Pfarrkirche reich mit Stiftungen dotiert, so etwa 1399, der Pfarrkirche. Das sorgfältig gemauer- In der ersten Hälfte des 15. Jahrhun- dem Kloster Bebenhausen. Die Bestäti- 1430, 1446 und 1489. Mit der Inkorporati- te Quadermauerwerk kann in die erste derts ließ Kloster Bebenhausen einen gung durch Papst Urban V. datiert vom 17. on der Pfarrkirche in die Abtei Bebenhau- Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert wer- neuen Chor an die Kirche anfügen. Der Dezember 1362. Am 17. Juni 1366 verkauf- sen ging die Baupflicht an der Kirche an den. Das von einem Kreuzrippengewölbe Chor umfasst ein kreuzrippenüberwölb- te der damalige Rektor der Bondorfer die Abtei über. Nach der Aufhebung der überspannte Erdgeschoss war nur von tes Vorjoch mit dreibahnigem Fenster Kirche, Conrad von Gailenhausen, für 300 Abtei in der Reformation und der Einrich- der Südseite, vermutlich vom Chor der und einen 5/8-Schluss mit zweibahnigen Gulden den Kirchenzehnten von Bondorf tung des Klosteramts Bebenhausen trat Vorgängerkirche aus, zugänglich. Der Zu- Maßwerkfenstern. Ungewöhnlich sind die an Abt und Konvent von Bebenhausen. dieses auch in die Baupflicht ein. Mit der gang zu dem ursprünglich wohl ebenfalls auf Zierelemente reduzierten spornförmi- In demselben Jahr gestattete dieser dem Aufhebung der Klosterämter im Zuge des genutzten Obergeschoss erfolgte durch gen Strebepfeiler an der Außenseite des Kloster den Bau einer Scheuer zur Aufbe- Reichsdeputationshauptschlusses 1803 eine hochgelegene Pforte, die sich eben- Chorpolygons, die an die Strebepfeiler der wahrung des Zehnten und anderer Früch- ging die Baupflicht an die Gemeinde bzw. falls nach Süden, zum Chor hin öffnete Stadtpfarrkirche St. Dionys in Esslingen te innerhalb der Kirchhofummauerung. die Kameralverwaltung über. Erst 1911 er- und heute über das jüngere Treppenhaus erinnern. Ebenso ungewöhnlich sind die 1449 wird diese Scheuer genannt. Da die folgte die endgültige Ausscheidung des an der Chornordseite zugänglich ist. Ver- zinnenbekrönten Abschlüsse der nur bis Bewohner des Ortes befürchteten, bei ei- Kirchenvermögens und der Übergang der mutlich befanden sich im Turmerdge- auf etwa 2/3 der Mauerhöhe reichenden nem Brand der Scheuer könnte auch die Baulast auf die Kirchengemeinde. schoss die Sakristei und im ersten Turm- Strebepfeiler. Diesen Strebepfeilern ent- Kirche zerstört werden, befreite Graf Lud- Am 25. Mai 1559 zerstörte ein verhee- obergeschoss das Archiv der Pfarrkuratie spricht der heute durch den Sakristeianbau wig I. von Württemberg am 21. April 1449 render Brand bis auf vier Hofstellen den Bondorf. Möglicherweise gründet die weitgehend verdeckte Strebepfeiler an der die außerhalb der Kirchhofmauer erbaute gesamten Ort und die Kirche. Bis heute nördliche Langhausaußenwand noch auf Südwestecke des Chors. Die auffallend neue klösterliche Scheuer von allen Abga- sind im Inneren des Turms die Spuren die- den Fundamenten der zugehörigen Kir- niedrige Traufhöhe der Strebepfeiler kor- ben, entsprechend der alten Scheuer auf ses Brandes zu sehen. Bei den Großbrän- che. Am Anschluss des Turms gibt es ei- respondiert mit den tief sitzenden Gewöl- dem Kirchhof, die abgebrochen werden den 1685, 1815 und 1897 erlitt die Kirche nen im Verband mit dem Turmmauerwerk beansätzen im Inneren. Die zahlreichen sollte. Möglicherweise stehen einige der keinen Schaden. stehenden Ansatz, der jedoch durch die Steinmetzzeichen an den Werksteinele- unter dem Kirchhof aufgedeckten nachrö- 1660 wurde ein Teil der westlichen moderne Türe gestört ist. menten des verputzten Bruchsteinbaus mischen Mauern mit der Scheune des Kirchhofmauer beim Bau eines Schulhau- Die südliche und westliche Lang- belegen, dass nur wenige Steinmetzen an Klosters Bebenhausen in Zusammenhang. ses überbaut. Dieses wurde wiederholt hauswand dürften in großen Teilen noch dem Bau beteiligt waren. Die zweibahni- Am 5. Februar 1376 verzichtete Graf umgebaut und erweitert und nach 1974 Bausubstanz des 13./14. Jahrhunderts gen Fenster des Chorpolygons besitzen Ulrich von Württemberg auf all seine abgebrochen. 1899 wurde ein großer Teil enthalten: hierauf verweisen das steile teilweise noch Teile der originalen Fens- Rechte und Forderungen an die Vogtei der südlichen Kirchhofmauer neu aufge- Sockelgesims und das Rundbogenpor- terstäbe, so dass nahe liegt, dass die er- über die Kirche, den Kirchensatz und den setzt, und anlässlich der Kirchenrenovie- tal im Westen, dessen Gewände jedoch neuerten Maßwerke den ursprünglichen Fronhof der Kirche in Bondorf, so dass rung 1927/28 erfolgte eine weitere Er- in großen Teilen erneuert ist, sowie das Figurationen entsprechen. Ungewöhnlich das Kloster Bebenhausen nun uneinge- neuerung der Mauer. Schließlich wurden hochgotische Fenstermaßwerk über dem sind hier die offene Form beim Südost- schränkt über Kirche, Kirchensatz und 1976 im Zuge einer Neugestaltung des westlichen Emporenzugang. Die mit Aus- fenster und die Zwitterform aus Dreipass 6 und Dreiblatt beim Südfenster. Vergleich- Geschoss öffnete sich wohl ursprünglich 7 bare Maßwerkfiguren finden sich an dem nach außen und ermöglichte später den 1407/09 von dem Konversen Georg von Zugang zum Langhausdach. Salem ausgeführten Dachreiter der Klos- Nach dem Brand von 1559 erhielt der terkirche Bebenhausen und bei Blendmaß- Chor ein neues Dachwerk, das mit dem werken an der Westfassade (Innenseite) Baugeschichte heutigen Dachwerk identisch ist. An der Baugeschichte der Zisterzienserklosterkirche Salem. Westseite besitzt dieses einen aus Spoli- Im Inneren blieben Teile der Wand- en und zerschlagenen Dachziegeln in das vorlagen, die Gewölberippen und die westlichste Gebinde des Chordachwerks teilweise stark überarbeiteten Schluss- eingebauten Giebel, der an der Außensei- steine erhalten. Ungewöhnlich sind die te verputzt war. Hier zeichnet sich auch von weiten Hohlkehlen hinterfangenen der Ansatz des deutlich tiefer liegenden Runddienste der Gewölbe. Auch dieses