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WALTER SCHEEL

Mit Mut und Konsequenz für Wandel in Freiheit Impressum

Herausgeber Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Truman Haus Karl-Marx-Straße 2 14482 Potsdam-Babelsberg

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Redaktion Jürgen Frölich / Susanne Ackermann, Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Kontakt Telefon: +49 30 22012634 Telefax: +49 30 69088102 E-Mail: [email protected]

Stand November 2019

Hinweis zur Nutzung dieser Publikation Diese Publikation ist ein Informationsangebot der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Die Publikation ist kostenlos erhältlich und nicht zum Verkauf ­bestimmt. Sie darf nicht von Parteien oder von Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden (Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen sowie Wahlen zum Europäischen Parlament).

2 Inhaltsverzeichnis

01 Die Anfänge und der Aufstieg 04 Der Staatsmann

04 Der bergische „Jong“ 16 Der Außenminister 05 Die parlamentarische Blitzkarriere 18 Der Bundespräsident 06 Der Düsseldorfer „Jungtürke“

02 Der weite Horizont 05 Das Fortwirken

08 Der deutsche und europäische Visionär 20 Der „Elder Statesman“ 10 Der Brückenbauer zur „Dritten Welt“ 22 Sein Vermächtnis 24 Stationen zu

03 Der bundespolitische Weichensteller 28 Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit 12 Der Minister mit Haltung 30 Bildlegenden 14 Der Parteivorsitzende

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DIE ANFÄNGE UND DER AUFSTIEG

01 Der bergische „Jong“ Walter Scheel war Rheinländer, aber ein besonderer. Er stammte nicht aus dem „klassischen“ Rheinland, sondern väterlicherseits aus dem Niederwesterwald und von mütterlicher Seite aus . In dieser „bergischen“ Stadt wurde er 1919 ­geboren und wuchs in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Allen zeitgeschichtlichen Unbilden der Folgejahre, wie Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise zum Trotz sollte es der Sohn eines Stellmachers und einer Schneiderin einmal besser haben. Er absolvierte erfolgreich das örtliche Gymnasium und schloss noch eine Ausbildung zum Bankkaufmann ab, ehe er zum Militärdienst einberufen wurde. Der Einsatz führte den jungen Walter Scheel an verschiedene Kriegsschauplätze, zuletzt diente er als Oberleutnant bei den Nachtjägern. Die rheinisch-protestantische Herkunft und die frühen Erfahrungen mit großen persönlichen Herausforderungen dürften entscheidend dazu beigetragen haben, jene unnachahmliche Mischung aus Helene Scheel mit Sohn Walter, 1920 ­„Heiterkeit und Härte“ auszuprägen, die später den Politiker Scheel auszeichnete. 4 v

Die parlamentarische Blitzkarriere

Durch die Heirat mit der Fabrikan- im nahe gelegenen Remscheid tentochter Eva Kronenberg begann für die Liberalen den Landtags- Scheel noch im Krieg seinen sozi­ wahlkreis direkt zu erobern. Im alen Aufstieg, der sich mit seinem nordrhein-westfälischen Landtag Eintritt in die Geschäftsführung machte sich Scheel schnell einen der Solinger Klingenfabrik des Namen als wirtschaftspolitischer Schwiegervaters 1945 fortsetzte. Sprecher, sodass ihn der Gleichzeitig engagierte er sich FDP-Landesverband bereits bei im entsprechenden industriellen der Bundestagswahl 1953 auf ei- Interessenverband. Schon bald nem aussichtsreichen Listenplatz umwarben ihn verschiedene aufstellte. Als ­Parteien, aus persönlichen Sympa- Bundestagsabgeord­neter wieder- thien und religiösen Neigungen um wurde Scheel 1956 in den Vor- entschied sich Scheel 1946 für die läufer des heutigen Europaparla- Freien Demokraten. 1948 wurde ments entsandt; in nicht einmal er in den Solinger Stadtrat gewählt, zehn Jahren hatte wo er sich sogleich um den Wieder- er als Parlamentarier auf allen aufbau der im Krieg zerstörten ­erreichbaren Ebenen Erfahrungen Stadt verdient machte. Wiederum gesammelt. zwei Jahre später gelang es ihm, 5 v

Der Düsseldorfer „Jungtürke“

Dabei war Scheel niemand, der seine Karriere such von Kanzler durch eine ausgeprägte Anpassungsbereit- , die FDP als eigenständige schaft zu befördern suchte. Das zeigte sich Kraft mittels einer Wahlrechtsänderung zu im Jahr 1956. Damals war Scheel an einem ­disziplinieren, wenn nicht zu eliminieren. Die politischen Coup beteiligt, der innerparteilich „Jungtürken“ um Scheel erreichten, dass umstritten war, aber weitreichende Folgen der innerhalb der FDP eigentlich eher auf dem hatte: Mit den gleichaltrigen Landtagsabgeord- rechten Flügel stehende Landesverband neten Willi Weyer und Wolfgang Döring fädelte Nordrhein-Westfalen koalitionspolitisch von Scheel einen Regierungswechsel in Nord- der CDU zur SPD wechselte. In der Folge rhein-Westfalen ein. Die beiden Parteifreunde sprengte diese Aktion zugleich die teilten mit ihm nicht nur die Kriegserfahrung, CDU-FDP-Koalition auf Bundesebene, womit sondern auch ein weniger ideologisches und auch die Wahlrechtsänderung gescheitert war. mehr auf politische Machbarkeit ausgerichtetes Dadurch wurde sowohl die Eigenständigkeit Liberalismus-Verständnis, was spektakuläre der FDP ­gerettet als auch dauerhaft ein Zwei- Aktionen wie den sogenannten Düsseldorfer parteiensystem in Deutschland verhindert. Die Jungtürken-­Aufstand nicht ausschloss. Der „Jung­türken“ erhielten damit ein zentrales Name rührte von einem erfolgreichen Vorstoß Stück politischer (Wahl-)Freiheit, das beim osmanischer Jungpolitiker im Jahr 1908 her. drohenden Ausfall der FDP als einziger „drit- Auslöser in den fünfziger Jahren war der Ver- ter Kraft“ verschwunden wäre. 6 Erstes Treffen der Vertreter der FDP und LDPD in Weimar 1956 v.l.n.r.: , Walter Scheel, Wolfgang Döring, Harald Werthmann, Rudolf Agsten und v

DER WEITE HORIZONT

Der deutsche und 02 europäische Visionär Walter Scheel stellte früh seine politische Weitsicht unter wandte sich gegen die Gründung einer Europäischen Wirt- ­Beweis: Bereits im Jahr 1956 traf er gemeinsam mit Wolfgang schaftsgemeinschaft, da diese zu kontinentaleuropäisch und Döring in Garmisch und Weimar auf Abgesandte der ost- wirtschaftsdirigistisch ausgerichtet schien. Scheel dagegen deutschen LDPD, um mögliche Gemeinsamkeiten in Sachen sah mehr die Chancen, welche die neue Gemeinschaft im Kern Wiedervereinigung zu sondieren. Das blieb zwar zunächst Europas bot. Er stimmte 1957 als einziger FDP-Abgeordneter weitgehend folgenlos, aber es begannen damit sich später den „Römischen Verträgen“ zu, die die Geburtsstunde der intensivierende Ost-West-Kontakte auf Parteiebene, die zu damaligen EWG und heutigen EU darstellten. Diese eigen- ­einem liberalen Alleinstellungsmerkmal wurden und die Verei- ständige Sicht konnte Scheel auch deshalb entwickeln, weil nigung der liberalen Parteien aus West und Ost 1990 sehr ihn sein Erfolg als Unternehmensberater und Marktforscher erleichterten. Auch in Bezug auf Europa blickte Scheel weit wirtschaftlich unabhängig von der Politik gemacht hatte. voraus: Die große Mehrheit der FDP-Bundestagsfraktion 8 Europäisches Parlament in Straßburg: Walter Scheel am Rednerpult, 1958 9 Der Brückenbauer zur „Dritten Welt“

Über sein europapolitisches Engage- ment stieß Walter Scheel auch auf die Probleme der „Dritten Welt“, die aus ­seiner Sicht im deutschen Politikbetrieb zu wenig beachtet wurden. Seine große Chance kam nach der Bundestagswahl vom September 1961, als die CDU/CSU ihre absolute Mehrheit verloren hatte und mit der FDP Koalitionsverhandlungen führte. Dabei setzte Scheel die Einrich- tung eines „Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit“ durch. Er musste dabei heftigen Widerstand aus dem Auswärtigen Amt und dem Wirtschaftsministerium überwinden, die Kompetenzen und Ressourcen ­abgeben sollten.

Besuch der Dar-es-Salaam-Kinondoni-Siedlung 10 in Tansania, 1962 Binnen Kurzem wurde unter seiner Leitung ein neues Ministerium aufgebaut, das sich vor allem den Bezie- hungen zu den Ländern und Regionen auf der Süd- halbkugel widmete und ihre wirtschaftliche Entwicklung förderte. Im Zeichen der Globalisierung ist die Bedeu- tung der internationalen Entwicklungszusammenarbeit deutlich gestiegen; auch hier erwies sich Walter Scheel als weitsichtiger politischer Pionier. v

DER BUNDESPOLITISCHE WEICHENSTELLER

03 Der Minister mit Haltung Als junger Bundesminister setzte Walter Scheel in den 1960er zungen ausgleichen wollte, zog die FDP die Notbremse. An- Jahren auch bundespolitisch Zeichen. So erzwang er im Jahr getrieben von Scheel verließ sie Ende 1966 die Regierung. 1962 durch seinen Rücktritt vom Amt im Zuge der Spie- Diesmal allerdings konnte die Partei nicht ins Kabinett zurück- gel-Affäre zunächst die Entlassung von Verteidigungsmi- kehren, sondern bildete fortan die Opposition gegen die erste nister Franz-Josef Strauß und indirekt ein knappes Jahr spä- „Große Koalition“ aus CDU/CSU und SPD. Doch auch in dieser ter den Wechsel von Adenauer zu im Position verfügten die Liberalen, wie Scheel erkannte, durch- Kanzleramt. Erhard erwies sich aber insgesamt als eher aus über Einflussmöglichkeiten. Das sollte sich bei der Bundes- schwacher Kanzler. Als er für den Bundeshaushalt Etatlöcher präsidentenwahl von 1969 zeigen. 12 mit Steuererhöhungen stopfen und nicht durch Ausgabenkür- v

Walter Scheel telefonierend am Schreibtisch, 1961 13 Der Parteivorsitzende

Seit Anfang 1968 stand Walter Scheel, der dem Bundesvorstand bereits seit 1956 angehörte, an der Spitze der Freien Demokraten. Als Nachfolger des später zur CDU gewechselten Erich Mende stand er vor einer schwierigen Aufgabe: Die FDP war einzige Oppositionspartei im ; in der Gesellschaft schaukelten sich die Konflikte ­angesichts eines wachsenden Extremismus von links und rechts auf. Zudem schien die Frage der deutschen Wiedervereinigung seit dem Berliner Mauerbau völlig festgefahren. Über mögliche Auswege gab es erbitterten Streit inner- und außer- halb der FDP. Scheel übernahm dennoch uner- schrocken die Parteiführung und bildete fortan mit seinem Vize Hans-Dietrich Genscher und dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick eine einflussreiche liberale Troika. Zwei Dinge wollte Scheel dabei primär erreichen: Einerseits sollte das politische Gewicht der Liberalen wieder gestärkt werden, am besten durch eine Regierungsbeteili- gung. Andererseits sollte innerparteilich der Weg frei für neue Ideen und Konzepte gemacht werden. Präsentation des Wahlkampfbusses der FDP zur Bundestagswahl 1969 14 v

Beides gelang erstaunlich schnell: Im März 1969 wurde Scheel zum „Präsidentenmacher“, indem er dafür sorgte, dass die FDP den Sozialdemokraten zum Bundespräsidenten wählte. Dieser „Machtwechsel“ war ein wichtiges Signal für die Bundestagswahl ein halbes Jahr später, bei der die FDP als Koalitionspartner der SPD unter Kanzler in die Regierung zurückkehrte. Der innerparteilichen Programmdebatte ließ Scheel zugleich breiten Raum – Ergebnis waren die maß- geblich von formulierten und im Oktober 1971 verabschiedeten „Freiburger Thesen“. In das neue liberale Grundsatzprogramm hatte erstmals in der deutschen Parteiengeschichte der Umweltschutz Aufnahme gefunden. Und mit Karl-Hermann Flach installierte Scheel einen linksli- beralen Vordenker als ersten FDP-Generalsekretär.

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DER STAATSMANN

04 Der Außenminister Scheel konnte für die Liberalen in der sozialliberalen Koalition gleich drei zentrale Ministerien (Innen, Außen und Landwirt- schaft) aushandeln. Ein derartiges bundespolitisches Gewicht hatte die FDP seit 1949 noch nicht gehabt, er selbst wurde Außen­minister und Vizekanzler. Kaum jemand ahnte, dass damit eine lange liberale Ära im Auswärtigen Amt begann. Die neu gewonnene politische Bedeutung setzte Scheel ­geschickt ein: Gemeinsam mit Bundeskanzler Willy Brandt gestaltete er die Neue Ostpolitik, bei deren innenpolitischer Durchsetzung er eine wichtige Rolle spielte. So gelang zwi- schen 1970 und 1973 der Abschluss von Verträgen mit der Sowjetunion, Polen und der ČSSR, die das Ost-West-Verhältnis merklich entspannten und den Auftakt zu einer umfassenden Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) bildeten. Geradezu genial war dabei Scheels Schach- zug, den Vertragswerken jeweils einen „Brief zur Deutschen Einheit“ beizufügen, in dem die Bundesrepublik ausdrücklich am Ziel einer friedlichen Wiedervereinigung der beiden deut- schen Staaten festhielt. Ganz im liberalen Sinne bahnte er 1973 eine erste Erweiterung der EWG und die Aufnahme der Bun- desrepublik in die UNO an. Scheels Ansehen und das sehr populäre Parteiprogramm verschafften der FDP im Herbst 1972 einen großen Wahl­erfolg, der die sozialliberale Regierung stabilisierte und ihren bisherigen Reformkurs bestätigte. 17 Der Bundespräsident

Für 1974 stand die Wahl des Nachfolgers von Bundespräsident Heine- mann an, und Scheel hatte eigene Ansprüche auf das höchste Staatsamt angemeldet. Er konnte schnell auch den Koalitionspartner davon über- zeugen, dass er der richtige Kandidat war. Ein spektakulärer Gesangsauf- tritt mit einem Männerchor hatte Scheel noch als Außenminister nicht nur die Auszeichnung einer Platin-Schallplatte, sondern auch weitere Popularität eingebracht. Nach einem kurzen Intermezzo als Interims- kanzler – der einzigen liberalen Kanzlerschaft bisher neben derjenigen Gustav Stresemanns 1923 – wurde Scheel im Mai 1974 zum vierten Bundespräsidenten gewählt. Von dieser Position aus wollte Scheel eigent- lich nun seinen Reformkurs mit Blick auf die politische Kultur fortsetzen. So hielt er zum 30. Jahrestag des Kriegsendes eine Rede, in der er viel von dem vorwegnahm, wofür sein späterer Nachfolger Richard von Weizsäcker 1985 so sehr gelobt werden sollte. Jedoch hatten sich die politischen Rahmenbedingungen nicht nur wirtschaftlich stark einge- trübt. Außerdem erschütterte der linksextremistische Terror der RAF die Grundfesten der Bundesrepublik, dem etliche Prominente aus Staat und Wirtschaft und viele Unbeteiligte zum Opfer fielen. Deshalb musste Scheel viel stärker als erwartet Trauerarbeit leisten und als Präsident eher die Bewah- rung der liberal-demokrati- schen Grundlagen in den ­Mittelpunkt stellen, als eigene Reformideen zu präsentieren. Er blieb weiterhin eine populäre Persönlichkeit, auch weil er mit seiner zweiten Frau Mildred und Kindern in einer Patchwork-Familie am Amtssitz des Bundespräsidenten lebte. Dem verbreiteten­ Wunsch nach einer zweiten Amtszeit gab Scheel jedoch nicht nach, weil er angesichts der CDU-Mehrheit in der Bundesversammlung nicht durch „heimliche Empfang der britischen Königin: Überläufer“ wiedergewählt werden wollte. v.l.n.r. Walter Scheel, Elizabeth II., Mildred Scheel und Prinz Philip, 22. Mai 1978 19 v

DAS FORTWIRKEN

05 Der „Elder Statesman“ Im Jahr 1979 zog sich Scheel auf die Position eines „Elder Statesman“ zurück und blieb fortan ohne öffentliches Amt. Das hinderte ihn aber nicht, Ehrenämter wie den Kuratoriums- vorsitz der Friedrich-Naumann-Stiftung oder den Vorsitz in der Willy-Brandt-Stiftung zu übernehmen. Von der FDP 1980 mit dem lebenslangen Ehrenvorsitz geehrt, nahm er weiterhin aktiv an den öffentlichen Debatten teil und suchte sie entlang seines bisherigen Wirkens zu beeinflussen. Dies geschah etwa beim Nord-Süd-Dialog, im deutsch-russischen Verhältnis oder bei der europäischen Integration. Selbst seit 1977 Träger des renommierten Aachener Karlspreises, stand er ein Jahrzehnt der Europa-Union Deutschland vor. 20 Sein fortdauerndes Prestige machte ihn zum gefragten Rat- geber im In- und Ausland, dem man unter anderem den Vorsitz der angesehenen internationalen Bilderberg-Konferenz anver- traute. Die außenpolitisch maßgeblich von seinem Nachfolger im Auswärtigen Amt, Hans-Dietrich Genscher, gemanagte Wiedervereinigung im Jahr 1990 verstand Scheel als nachträg- lichen Erfolg der eigenen Politik. Nach Stationen in Köln und verbrachte er seinen Lebensabend im südbadischen , wo er hochbetagt am 24. August 2016 verstarb. Die Bundesrepublik ehrte ihn mit einem Staatsakt in Berlin, wo er in einem Ehrengrab seine letzte Ruhestätte fand.

Feier zum 50. Jubiläum der Friedrich-Naumann-Stiftung, Empfang anlässlich des 80. Geburtstags von 2008: v.l.n.r.: , , Bundes­ : Hans-Dietrich Genscher präsident a.D. Horst Köhler, Walter Scheel, im Gespräch mit Walter Scheel, 2007 21 Sein Vermächtnis

Walter Scheel zufolge sollten sich Liberale Bundesrepublik ein politisches Gewicht, leiten lassen vom „Mut, der das Wagnis nicht das weit über die Wahlprozente der FDP hin- verabscheut und den schlechten Status quo ausging. Er tat dies, weil er zutiefst von der in eine Zukunft wandelt, von der wir das Bild freiheitlichen Utopie des Liberalismus über- entwerfen: ein Bild durchdringender Freiheit, zeugt war, sie aber auch nicht auf einen die Utopie einer Welt von Menschen für Men- ­Aspekt verengte. Sucht man nach Beispielen schen“. Entlang dieser Maxime agierte er dafür, was individuelle Fähigkeiten gerade selbst, seitdem er 1946 den Weg in die Politik auch in der Politik an Herausragendem gefunden hatte. Erstaunliche Erfolge gelan- ­bewirken können, so landet man schnell gen ihm dabei, weil sich in seiner Person nicht bei ­Walter Scheel und seinem Engagement nur „Heiterkeit und Härte“, sondern vor allem für Freiheit und Liberalität. Daran erinnert auch Mut und Weitsicht verbanden. Dadurch auch der alle zwei Jahre von der Fried- und mit seinem Gespür für politische Mög- rich-Naumann-Stiftung für die Freiheit lichkeiten verschaffte er den Liberalen in der verge­bene Walter-Scheel-Preis.

22 Porträt als Bundespräsident mit Autogramm, um 1975 Rücktritt als Erneut Bundes- Rücktritt als Bundes- Bundesminister minister für minister, um Sturz im Zuge der wirtschaftliche von Kanzler Erhard „Spiegel-Affäre“ Zusammenarbeit zu erzwingen

Ernennung zum Bundesminister 14.11. 19.11. 14.12. 27.10. STATIONEN für wirtschaftliche 1961 1962 1962 1966 Zusammenarbeit

1956 – Mitglied des Europäischen 1919 Wahl zum 1961 Parlaments Sept. Bundestagsvize- präsidenten 1967 geboren in 8. Juli Solingen- Mitglied des 1956 – 1919 Höhscheid Bundesvorstands als Sohn eines der FDP 1974 Stellmachers Wahl zum 30.01. Bundesvorsitzen- 1968 Abitur am Über die den der FDP Gymnasium Ostern 6.9. Landesliste NRW in den Deutschen Schwertstraße 1938 1953 in Solingen, Bundestag anschließend gewählt Banklehre Vizepräsident 1968 – Kriegseinsatz, von Liberal Sept. 1939 Mitglied des Landes­ zuletzt als 1953 – International 1974 – vorstands der FDP Mai 1945 Luftwaffen- 1968 Oberleutnant Nordrhein-Westfalen­

1945 – 15.10. 18.6. 22.10. 1946 1950 1948 1950 1969

Prokurist einer Eintritt in Wahl zum Solinger Im Wahlkreis Remscheid Ernennung zum Stahlwarenfirma in die FDP Stadtverordneten ­direkt in den nordrheinwest­ Bundesaußenminister 24 seiner Heimatstadt fälischen Landtag gewählt und Vizekanzler Rede im Trauerrede für Wahl zum Bundestag zum den ermordeten Kommissarischer Bundes- 30. Jahrestag BDI-Präsidenten Bundeskanzler präsidenten des Kriegsendes H. M. Schleyer

7.5. – 16.5. 15.5. 6.5. 25.10. 1974 1974 1975 1977

Ende der Amtszeit 11.12. Freundschaftsvertrag 30.06. nach Verzicht auf 1973 mit der ČSSR 1979 erneute Kandidatur als Bundespräsident

Vorsitzender des Eröffnung der 3.7. Kuratoriums der 1979 – KSZE-Verhandlungen Friedrich-Naumann- in Helsinki 1973 1990 2016 Stiftung

Erneute Ernennung Ehren­ 15.11. zum Bundesaußen- Juni Gestorben in 24.8. vorsitzender minister und Bad Krozingen 1972 1979 der FDP 2016 Vizekanzler

Regierung Brandt/ Ehrenvorsitzender des Vorsitzender Scheel übersteht 27.4. 1980 – Kuratoriums der Friedrich- 1997 – der Bilderberg- Konstruktives Naumann-Stiftung 1972 Konferenz 1985 2016 Misstrauensvotum für die Freiheit

12.8. 7.12. 1980 – 17.6. 1995 – 1970 1970 1989 1986 2000

Unterzeichnung des Unterzeichnung des Präsident der Rede im Bundestag Vorsitzender des Moskauer Vertrags und Warschauer Vertrags Europa-Union zum Tag der Kuratoriums der Überreichung des „Briefes Deutschland Deutschen Einheit Willy-Brandt-Stiftung zur Deutschen Einheit“ Walter Scheel liest „Der Spiegel“ auf dem FDP-Parteitag, Freiburg 1972 Walter Scheel am Schreibtisch, 1962

DIE FRIEDRICH-NAUMANN-STIFTUNG FÜR DIE FREIHEIT

Für den liberalen Vordenker Friedrich Naumann stand fest: Eine starke Demokratie braucht mündige Bürger. Erst wenn der Ein­zelne am politi- schen Prozess teilnimmt und Verantwortung trägt, wenn er sich einmischt und seine Meinung vertritt, wächst und ­gedeiht eine liberale Gesellschaft. Die nach ihm benannte Friedrich-­Naumann-Stiftung für die Freiheit setzt sich seit ihrer Gründung am 19. Mai 1958 durch Bundespräsident für die Werte der Freiheit, für Verantwortung, Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte in Deutschland und in der Welt ein. Friedrich Naumann Im Sinne des Begründers der liberalen Erwachsenenbildung setzt sich (1860–1919), Namensgeber der Stiftung die Stiftung dafür ein, dass es auf der ganzen Welt weniger abhängige und mehr selbstbewusste, politisch aktive Bürger gibt – durch die inter- nationale Stiftungsarbeit in über 60 Ländern, Studien- und Promotions- stipendien an Bewerber im In- und Ausland, politische Bildungsangebote, Veranstaltungen und Publikationen sowie historische Forschungsarbeit.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wirbt für Freiheit und darum, die Verantwortung wahrzunehmen, die mit Freiheit ­untrennbar verbunden ist. Sie fördert eine tolerante, fortschritt­liche, gut ausgebildete und leistungsgerechtere Gesellschaft – mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen möglichst viele Chancen zu ermöglichen. www.freiheit.org 29 BILDLEGENDEN

Cover Walter Scheel im Profil, 1970er Jahre / Foto Darchinger. Seite 17 Vereidigung Walter Scheels als Außenminister durch Quelle/Rechte: ADL* FD-121 Bundestagspräsidentin , 15. Dezember 1972. Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL FD-137 Seite 4 Helene Scheel mit Sohn Walter, 1920. Quelle/Rechte: ADL FS1-38 Seite 17 Wahlplakat des FDP-Kreisverbands Düsseldorf zur Bundestagswahl Seite 5 Walter Scheel am Rednerpult, 1950er Jahre. 1972. Quelle/Rechte: ADL P1-323 Quelle/Rechte: ADL FS1-12 Seite 18 Amtseinführung als Bundespräsident am 1. Juli 1974: Seite 5 Flugblatt des FDP-Landesverbands Nordrhein-Westfalen Walter Scheel vor der Ehrenkompanie des Bundesgrenzschutzes. zur Bundestagswahl 1953. Quelle/Rechte: ADL E1-658a Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL FD-150b Seite 7 Treffen der Vertreter der FDP und LDPD in Weimar 1956, v.l.n.r.: Seite 19 Empfang der britischen Königin, v.l.n.r.: Walter Scheel, Erich Mende, Walter Scheel, Wolfgang Döring, Harald Werthmann, Elizabeth II., Mildred Scheel und Prinz Philip, 22. Mai 1978. Rudolf Agsten und Manfred Gerlach. Quelle/Rechte: ADL FS2-19 Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL FD-349 Seite 8 Europäisch-afrikanische Konferenz in Cannes, 1959. Seite 20/21 Empfang anlässlich des 80. Geburtstags von Otto Graf Lambsdorff: Quelle/Rechte: ADL FS3-534 Hans-Dietrich Genscher im Gespräch mit Walter Scheel, 2007. Seite 9 Europäisches Parlament in Straßburg: Walter Scheel am Quelle/Rechte: ADL DSC-119 Rednerpult, 1958. Quelle/Rechte: ADL FS3-23c Seite 21 Festakt zum 50. Jahrestag der Friedrich-Naumann-Stiftung Seite 10 Besuch der Dar-es-Salaam-Kinondoni-Siedlung in Tansania, 1962. für die Freiheit, v.l.n.r.: Wolfgang Gerhardt, Ralf Dahrendorf, Quelle/Rechte: ADL FS3-70 Horst Köhler, Walter Scheel und Guido Westerwelle, 19.5.2008. Quelle/Rechte: ADL F20-137b Seite 11 Äthiopien-Besuch: Walter Scheel im Gespräch mit Kaiser Haile Selassie, Oktober 1964. Quelle/Rechte: ADL FS10-1c Seite 23 Porträt als Bundespräsident mit Autogramm, um 1975. Quelle/Rechte: ADL F1-370 Seite 13 Walter Scheel telefonierend am Schreibtisch, 1961. Quelle/Rechte: ADL FS1-49 Seite 26 Walter Scheel liest „Der Spiegel“ auf dem FDP-Parteitag, Freiburg 1972. Quelle/Rechte: Bundesregierung / Lothar Schaack Seite 14/15 Präsentation des Wahlkampfbusses der FDP zur Bundestagswahl 1969. Quelle/Rechte: ADL F3-485 Seite 27 Walter Scheel am Schreibtisch, 1962. Quelle/Rechte: ADL FS2-194 Seite 15 FDP-Bundesparteitag in Freiburg, v.l.n.r.: Hans-Dietrich Genscher, Walter Scheel und Wolfgang Mischnick, Januar 1968. Seite 28 Truman Haus und Neubau: Geschäftsstelle der Friedrich- Quelle/Rechte: ADL FD-190 Naumann-Stiftung für die Freiheit in Potsdam-Babelsberg. Quelle/Rechte: ADL F20-173 Seite 15 Flugschrift: Der F.D.P.eter, FDP-Landesverband Schleswig-Holstein, Landtagswahl 1971. Quelle/Rechte: ADL D1-939 Seite 29 Friedrich Naumann im Profil, 1919. Quelle/Rechte: ADL FN3-13 Seite 16 Walter Scheel und Willy Brandt auf der Regierungsbank, 1972. Seite 31 Walter Scheel im Interview, um 1970. Quelle: Foto Darchinger. Quelle: Foto Darchinger. Nutzungsrecht: ADL FD-82 Ba Nutzungsrecht: ADL FD-151b

*ADL = Archiv des Liberalismus

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