1 / 5 Eimnamenderrepublik
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Postadresse: Erdbergstraße 192 – 196 1030 Wien Tel: +43 1 601 49 – 0 Fax: +43 1 711 23 – 889 15 41 E-Mail: [email protected] www.bvwg.gv.at W 1 6 9 2 2 2 3 5 7 9 - 1 / 5 E IM NAMEN DER REPUBLI K Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Mag. Barbara MAGELE als Einzelrichterin über die Beschwerde des XXXX , geb. XXXX , StA. Indien, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl vom 21.08.2019, Zl. 1241658807-190814042, zu Recht erkannt: A) Die Beschwerde wird gemäß §§ 3 Abs. 1, 8 Abs. 1, 10 Abs. 1 Z 3, 15b, 57 AsylG 2005 idgF, § 9 BFA-VG idgF, und §§ 52, 55 FPG idgF mit der Maßgabe als unbegründet abgewiesen, dass Spruchpunkt VI. des bekämpften Bescheides zu lauten hat: „Gemäß § 55 Abs. 1 bis 3 FPG beträgt die Frist für die freiwillige Ausreise 4 Wochen als Rechtskraft der Rückkehrentscheidung.“ B) Die Revision ist gemäß Art 133 Abs. 4 B-VG nicht zulässig. ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE : - 2 - I. Verfahrensgang: 1. Der Beschwerdeführer, ein indischer Staatsangehöriger, stellte nach illegaler, schlepperunterstützter Einreise in das österreichische Bundesgebiet am 08.08.2019 den gegenständlichen Antrag auf internationalen Schutz. Bei der Erstbefragung durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes am selben Tag gab der Beschwerdeführer zu Protokoll, dass er aus dem Bundesstaat Punjab stamme und die Sprachen Punjabi und Hindi spreche. Er sei ledig und gehöre der Religionsgemeinschaft der Sikh an. Im Herkunftsstaat habe der Beschwerdeführer 12 Jahre die Grundschule besucht. Er habe keinen Beruf ausgeübt. In Indien würden die Eltern und der Bruder des Beschwerdeführers leben. Zu seinem Ausreisegrund führte er an, dass er sich im Jahr 2017, als er am College gewesen sei, einer Gruppe junger Männer angeschlossen habe. Ihr Ziel sei es gewesen, einen unabhängigen Staat Khalistan für die Sikh zu reklamieren. Der Beschwerdeführer sei bei einer Demonstration von der Polizei verhaftet, geschlagen und ca. vier Tage lang eingesperrt worden. Er habe trotzdem an Demonstrationen teilgenommen und sei abermals festgenommen und zwei Tage lang in Haft genommen worden. Die Polizei habe ihm angedroht, dass bei einer neuerlichen Festnahme eine längere Haft folgen würde. Der Beschwerdeführer habe sein Dorf verlassen und sei nach Neu-Delhi gereist, wo er ca. vier Monate lang als Security gearbeitet habe. Dort habe er den Schlepper getroffen, ein Stück Land verkauft und das Geld für die Reise verwendet. Im Falle einer Rückkehr habe der Beschwerdeführer Angst, dass die Behörden in Indien eine falsche Anzeige gegen ihn erstatten würden. 2. Anlässlich seiner ersten Einvernahme durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl am 12.08.2019 gab der Beschwerdeführer zu Protokoll, dass er aus dem Bundesstaat Punjab stamme. Er gehöre der Religionsgemeinschaft der Sikh an. Er spreche Punjabi und Hindi. Im Herkunftsstaat habe er 12 Jahre die Schule besucht und in Neu-Delhi als Security gearbeitet. Er habe keinen Führerschein und könne nicht Autofahren. Er sei ledig und kinderlos und habe im selben Ort wie seine Eltern gelebt, bevor er zuletzt in Neu-Delhi gelebt habe. Er besitze ein Handy, könne sich aber nicht an seine Telefonnummern oder die seiner Verwandten in Indien erinnern. Er habe auch keine Telefonnummer in seinem Handy eingespeichert. Er habe zuletzt Ende 2018 Kontakt mit seinen Eltern gehabt. Mit seinem Bruder habe er seit vier Jahren keinen Kontakt. Im Rahmen seiner zweiten Einvernahme durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl am 19.08.2019 gab der Beschwerdeführer an, dass er an keinen schwerwiegenden - 3 - Krankheiten leide und keine Medikamente benötige. Er sei mit einem indischen Reisepass und einem vom Schlepper organisierten Visum aus Indien ausgereist. Neben seiner Familie habe der Beschwerdeführer weitere Verwandte ein Indien, es bestehe jedoch kein Kontakt. Seine Familie und seine Verwandten würden der Mittelschicht angehören. Er habe zur Finanzierung seiner Ausreise einen Teil seines Grundstücks an seinen Onkel verkauft. Der Beschwerdeführer habe nach Abschluss der Schule seinen Lebensunterhalt durch die Bewirtschaftung seines eigenen Grundstücks verdient. Die letzten vier Monate vor der Ausreise habe er in Neu-Delhi als Security gearbeitet. Er habe mit seinen Eltern in einem gemeinsamen Haushalt gelebt, bevor er zuletzt in Neu Delhi in jenem Hotel gelebt habe, in dem er auch als Security gearbeitet habe. Er sei in Indien nicht Mitglied in einem Verein oder einer sonstigen Organisation gewesen. Zu seinem Fluchtgrund brachte der Beschwerdeführer in der zweiten Einvernahme durch das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl Folgendes vor (VP: nunmehriger Beschwerdeführer; LA: Leiter der Amtshandlung): „(…) LA: Sie haben nunmehr die Möglichkeit, Ihre Beweggründe für das Verlassen Ihrer Heimat zu schildern. Bitte schildern Sie möglichst lebensnahe, also konkret und mit sämtlichen Details, sodass auch unbeteiligte Personen Ihre Darstellung nachvollziehen können. VP: Nach Beendigung des College im März 2017. Ich habe andere in der Propaganda für Khalistan begleitet. Im Juni 2017 hat irgendwer gesagt, dass ich Propaganda für Khalistan betreibe und dann hat mich die Polizei zu Hause früh am Morgen abgeholt und zur Polizeistation in Amritsar gebracht. Ich war 4 Tage dort, ich wurde auch geschlagen. Am 4. Tag haben sie mich freigelassen. Ich habe weiter Propaganda betrieben. Im August 2018 wurde ich erneut von der Polizei abgeholt und für 2 Tage in Amritsar eingesperrt. Diesmal wurde ich aber mehr geschlagen. Als ich freigelassen wurde, hat mir die Polizei angedroht, dass ich nächstes Mal eine Anzeige wegen Staatsfeindlichkeit erhalten werde. Danach habe ich mir gedacht, ich verlasse den Punjab und ich verlasse Indien. Deshalb ging ich nach New Delhi. Ich ging Ende 2018 nach New Delhi. Dort habe ich einen Monat nach Arbeit gesucht und 4 Monate gearbeitet. Den Schlepper habe ich in der Arbeit kennengelernt. LA: Welche Funktion hatten Sie in der Khalistan-Bewegung? VP: Ich habe andere begleitet. LA: Wobei? VP: Wir waren mehrere Personen, die gesagt haben, dass wir im Jahr 2020 unseren eigenen Staat Khalistan haben möchten. LA: Wem haben Sie dies gesagt? - 4 - VP: Es wurden unsere Demonstrationen bei der Polizei angekündigt. Wir haben zum Beispiel in BEAS und HARRI KE als auch in verschiedenen Sikh-Tempeln so wie auch im „Golden Tempel“ demonstriert. LA: Wurden die Demonstrationen bei den Behörden angemeldet? VP: Ja. LA: Waren dies friedliche Demonstrationen? VP: Ja. LA Wie häufig haben diese friedlichen Demonstrationen stattgefunden? VP: Manchmal alle 2 Wochen, manchmal auch ein Monat keine. LA: Wann war Ihre letzte Demonstration? VP: Im August 2018. LA: War bei den Demonstrationen auch die Polizei anwesend? VP: Die Polizei war immer dabei und hat für Ruhe und Ordnung gesorgt. LA: Sie sind nach der zweiten Festnahme im August 2018 noch bis Jahresende zu Hause geblieben. Warum haben Sie, obwohl Sie befürchteten wieder von den Behörden belangt zu werden mit Ihrer Abreise von zu Hause bis Ende 2018 zugewartet? VP: Ich habe mich die meiste Zeit zu Hause aufgehalten. Im September 2018 habe ich versucht nach Bombay zu gehen. Ich war auch für 15 Tage dort und habe nach einer Arbeit gesucht, habe jedoch keine Arbeit gefunden. Ich ging dann wieder nach Hause zurück. Ich versuchte auswärts eine Arbeit zu finden. Ein Bekannter sagte mir, ich solle nach Delhi gehen, weil man dort leichter eine Arbeit als Security findet. Das habe ich dann auch Ende 2018 gemacht. LA: Sie haben über 4 Monat völlig unbehelligt in New Delhi gearbeitet und dort gelebt. Warum sind Sie nicht dort geblieben? VP: Ich wollte ursprünglich nach England gehen, weil dort die Sikh-Gemeinschaft größer ist und die Sikhs in England möchten auch einen eigenen Staat haben, dies wollte ich auch. LA: Was war schlussendlich der ausschlaggebende Grund für Ihre Ausreise? VP: Wenn ich eine Anzeige wegen Staatsfeindlichkeit bekäme, dann würde ich mein ganzes Leben im Gefängnis verbringen? LA: Ist Ihnen eine derartige Anzeige bekannt? VP: Nein, es wurde bisher keine gemacht. LA: Haben sie sämtliche Gründe, die Sie veranlasst haben, Ihr Heimatland zu verlassen, vollständig geschildert. - 5 - VP: Ja. Ich habe alles geschildert. LA: Was würde Sie konkret erwarten, wenn jetzt sie in Ihren Herkunftsstaat zurückkehren müssten. VP: Ich habe Angst vor einer Anzeige wegen Staatsfeindlichkeit. LA: Befürchten Sie irgendwelche staatliche Sanktionen bei einer Rückkehr? VP: Nein. LA: Sind Sie, falls notwendig, mit amtswegigen Erhebungen vor Ort unter Wahrung Ihrer Anonymität, eventuell unter Beiziehung der Österreichischen Botschaft und eines Vertrauensanwaltes/Vertrauensperson einverstanden. VP: Ja. LA: Habe ich Sie nun richtig verstanden? Sie möchten ausschließlich aus den vorgetragenen Gründen hier in Österreich bleiben? VP: Ja, dies ist der alleinige Grund meines Asylantrages. LA: Ihnen wird nun mitgeteilt, dass beabsichtigt ist, Ihren Asylantrag abzuweisen und eine Rückkehrentscheidung zu treffen. Anmerkung: Dem ASt. wird die Verfahrensanordnung gem. § 29 Abs. 3 AsylG und die VAO § 52a BFA-VG übersetzt und nachweislich ausgefolgt. Möchten Sie dazu Stellung nehmen? VP: Nein. (…)“ Zu den Lebensumständen in Österreich führte der Beschwerdeführer in seiner ersten sowie in seiner zweiten Einvernahme an, dass er hier keine Verwandten habe. Dem Beschwerdeführer wurde am Ende der zweiten Einvernahme die Möglichkeit geboten, in die aktuellen Länderberichte zur Situation in Indien Einsicht zu nehmen und in der dritten Einvernahme am 20.08.2019 eine diesbezügliche Stellungnahme abzugeben. Der Beschwerdeführer