Interfakultärer Fachbereich für Sport und Bewegungswissenschaft / USI Paris-Lodron-Universität Salzburg

„Selbstdarstellung und Vermarktung via Social Media“

Eine Untersuchung zur

Medialisierung von Leistungsturnern/-innen

Qualifikationsarbeit zum Thema Sport und Gesellschaft (Sport, Management, Medien)

Eingereicht am 18.10.2019

Master Sport-Management-Medien Gutachter: Dimitriou, Minas, Assoz. Prof. Dr.

Verfasserin: Judith Köster Matrikelnummer: 1609659 E-Mail: [email protected] Studiengang: Sport-Management-Medien (Master)

Inhaltsverzeichnis

Abstract

1 Einführung ...... 5

2 Forschungsstand ...... 8

3 Zielsetzung der Arbeit ...... 15

4 Methodisches Design ...... 17

5 Struktur der Arbeit ...... 25

6 Theoretische Grundlagen: Soziale Medien ...... 27

6.1 Einfluss von Social Media im Sport ...... 28 6.2 Social-Media-Marketing im Sport ...... 30 6.3 3-Ebenen-Modell Sozialer Medien von Michelis ...... 33 7 Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport ...... 39

7.1 Elemente des Begriffs „Medialisierung“ ...... 40 7.2 Anpassung an die Medienlogik ...... 42 7.3 Mediatisierungstreppe von Dohle & Vowe ...... 44 8 Operationalisierung ...... 48

9 Ergebnisse ...... 55

9.1 Darstellung von Leistungsturnern/-innen als mediatisierte Personen ...... 57 9.2 Selbstdarstellung von Leistungsturnern/-innen via Instagram ...... 65 9.3 Bedeutung der Medien für Leistungsturner/-innen ...... 74 10 Diskussion ...... 87

11 Ausblick ...... 93

12 Zusammenfassung ...... 96

13 Literatur ...... 99

14 Anhang ...... 106

Eidesstattliche Erklärung ...... 115

2

Abstract The present study deals with the media impact on the gymnasts of the German national team under special consideration of the Olympic Games 2016 in Rio de Janeiro. First, a qualitative analysis of 18 articles from various print media shows the extent to which the selected gym- nasts (3 athletes & 3 athletes) are reported on within the broad print media landscape. This presentation is then compared with their self-portrayals on the social media channel Insta- gram, taking gender-specific differences into account. In addition, evaluated interview state- ments provide an insight into whether and how the competing gymnasts perceive the influ- ence of the media on themselves and their sport. In previous studies on medialization phenomena in sport, the focus was increasingly on the macro or meso level, which is why the micro level is prioritized here. The results of this thesis show that the gymnasts examined recognise the potential of progressive medialisation, but do not yet make full use of it in order to market themselves professionally. In addition, it was found that the social media minimized the gatekeeper function, but they have not yet been able to assert themselves fully due to the preeminent standing mass media still have in our society.

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den medialen Einflüssen auf Leistungsturner/-in- nen der deutschen Nationalmannschaft unter spezieller Berücksichtigung der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Zunächst soll eine qualitative Analyse von 18 Artikeln aus ver- schiedenen Printmedien aufzeigen, inwiefern über die ausgewählten Turner/-innen (3 Athle- ten & 3 Athletinnen) innerhalb der breiten Print-Medienlandschaft berichtet wird. Diese Darstellung wird anschließend mit deren Selbstdarstellung auf dem Social-Media-Kanal Insta- gram verglichen, dabei werden geschlechterspezifische Unterschiede berücksichtigt. Zusätz- lich geben ausgewertete Interviewaussagen einen Einblick, ob und wie die Leistungsturner/- innen den Einfluss der Medien auf sich selbst und ihre Sportart wahrnehmen. Bei bisherigen Studien zu Medialisierungserscheinungen im Sport lag der Fokus verstärkt auf der Makro- bzw. Mesoebene, deshalb steht hier die Mikrobene im Vordergrund. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die untersuchten Turner/-innen das Potenzial der fortschreitenden Medialisie- rung erkennen, aber noch nicht voll und ganz nutzen, um sich professionell zu vermarkten.

3

Außerdem wurde festgestellt, dass die sozialen Medien zwar die Gatekeeper-Funktion mini- mieren, sich im Gegensatz zum gesellschaftlichen Ansehen der Massenmedien aber trotzdem noch nicht durchsetzen können.

4

Einführung

1 Einführung

Die von Sport und Medien eingegangene symbiotische Beziehung gewinnt gerade in den letz- ten Jahren immer mehr an Bedeutung. Besonders auffällig ist, mit welch rasantem Tempo sich die beiden Bereiche verändern und weiterentwickeln. Am auffälligsten ist wohl die Aufnahme von neuen Sportarten in den Katalog der Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften wie z.B. Sportklettern, Karate, Baseball bzw. Softball, Skateboard oder Surfen (Olympische Spiele 2020). Wettkampfformen und -rhythmen, die Zusammensetzung von Disziplinen, Sportarten bzw. Regeln wie auch die mediale Präsentation von Wettkämpfen und Sportlern/-innen wer- den modifiziert, um ein noch breiteres Publikum anzusprechen und einen möglichst hohen Unterhaltungswert zu generieren. Die Medien erzielen hohe Profite durch Berichterstattung und Übertragungen und stellen gleichzeitig eine facettenreiche Plattform für Sportarten und Athleten/-innen dar, welche wiederum dank der erzeugten Medienpräsenz ihren Bekannt- heitsgrad steigern können.

Eine positive und möglichst häufige Darstellung in den Medien hilft außerdem, spezifische Images für Sportarten zu entwickeln (vgl. Schweer, 2008). Sofern dieser Prozess gelingt, gibt es die Möglichkeit, das Potential des Bereichs Sportsponsoring zu nutzen. Nachdem das Angebot der sozialen Medien mittlerweile einen großen Teil des heutigen Le- bens bestimmt und ihr gesellschaftlicher Einfluss immer prägnanter wird, ist es durchaus emp- fehlenswert von diesen Werkzeugen Gebrauch zu machen. Rund 89,8 Prozent der Deutschen sind online, das entspricht ca. 62,4 Millionen (vgl. Koch & Frees, 2017). Via Internet wird ver- netzt, gepostet, diskutiert und abonniert. Der Sportler hat so die Möglichkeit, einen Dialog in freundschaftlicher Atmosphäre mit seiner Fangemeinde zu eröffnen und interaktiv zu agieren. Diese Art von Live-Kommunikation in sozialen Netzwerken gilt nach Beck und Capt (2017) als Schlüssel zur erfolgreichen Selbstdarstellung und Selbstvermarktung. Dem entgegen steht je- doch folgende Bedingung: nur wer das nötige Verständnis für die spezifischen Merkmale der jeweiligen sozialen Plattform besitzt, kann diese Hilfsmittel zielgerichtet verwenden.

Für Leistungsturner als Athleten einer sogenannten Randsportart ist es im Gegensatz zu be- rühmten Fußballern (siehe Christiano Ronaldo, Toni Kroos etc.) schwerer, ihren Bekanntheits- grad zu steigern und medial Aufmerksamkeit zu erregen. „Das liegt“, so äußerte sich Bruno 5

Einführung

Grandi1 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „unter anderem daran, dass es das Turnen auf der Ebene der Wahrnehmung nur alle vier Jahre, bei den olympischen Spielen gibt, wichtige internationale Wettkämpfe aufgrund ihrer Länge selten im Fernsehen gezeigt wer- den und die generelle Berichterstattung über die Sportart Gerätturnen sehr gering ausfällt.“ (vgl. Schmidt, 2015). So sind es fast immer nur Spitzensportler der telegenen Sportarten, be- merkt Hildebrand (2014), denen in der breiten Öffentlichkeit Beachtung geschenkt wird, wäh- rend andere, trotz ihres Erfolges, eher unbekannt bleiben.

Es darf nicht vergessen werden, dass die Kommerzialisierung des Sportes stetig zunimmt: Wettkämpfe werden einerseits für sportfremde Zwecke wie Werbung, Sponsoring etc. ge- nutzt, während sportfremde Investoren dafür sorgen, dass die Bedingungen für sportliche Leistung geschaffen werden. Der Industrie wie beispielsweise Sportartikelherstellern kommen die unterschiedlichen Werbeformen zugute, da sie somit eine Möglichkeit haben, ihr Image durch Sport aufwerten zu können. Florschütz (2015) bestätigt diese These, nach ihm findet Sport „heute nicht mehr in einem kommerzfreien Sonderraum statt, sondern muss sich der Kapitalisierung unterwerfen, um seine materielle Basis mittels sportexterner Verwertungen abzusichern“.

Die aufgezeigten kommerziell bedingten Abhängigkeiten von Sport und Medien sind demnach auf beiden Seiten mit diversen Risiken verbunden. Zum einen steht in Frage, ob und inwieweit die Medien eigentlich unabdingbare Prinzipien wie Objektivität, Independenz der Berichterstattung, saubere Trennung von Information und Kommentar einhalten. Oft ist der tatsächliche Zweck eines Textes Werbung für Sponsoren, ohne dass dies deutlich klargestellt wird. Sowohl Print- als auch Online-Medien und das Fern- sehen vernachlässigen die publizistische Vielfalt der Darstellungsformen. Darüber hinaus liegt der Fokus oft auf sensationellen und kontroversen Inhalten, deren Wahrheitsgehalt vor Ver- öffentlichung nicht ausreichend überprüft wird. Andererseits passt sich der Sport aber auch an die kommerziellen Erfordernisse der Medien an, was dazu führt, dass Fairness und Chan-

1 Bruno Grandi (*9. Mai 1934), italienischer Sportfunktionär, bis 2016 Präsident der Fédération Internationale de Gymnastique (FIG) 6

Einführung cengleichheit nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Sowohl die Erwartungen der Öf- fentlichkeit als auch der eigene Wunsch zu siegen führen dazu, dass Sportler/-innen zu Mitteln wie Doping greifen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Den eben aufgezeigten nicht zu unter- schätzenden Gefahren sollte im Interesse von Sport und Medien gegengesteuert werden, weil der Mediensport langfristig gesehen nur funktioniert, wenn er Sport bleibt.

Im Rahmen dieser Masterarbeit wird eine empirische Untersuchung zur Medialisierung im Kunstturnen durchgeführt. Anhand von Indikatoren auf der Mikroebene soll zuerst aufgezeigt werden, wie deutsche Leistungsturner/-innen medial dargestellt werden und wie sie sich selbst auf dem Social-Media-Kanal Instagram präsentieren. Dabei werden geschlechterspezi- fische Unterschiede berücksichtigt. Anschließend gilt es zu ermitteln, inwiefern die Sportler/- innen selbst den Einfluss der Medien auf ihre eigene Persönlichkeit und Sportart wahrneh- men. Um einen Gesamteinblick der vorgestellten Thematik zu vermitteln, sollen nun vorab die bis- herigen Forschungsergebnisse bezüglich der engen Wechselwirkungen der Systeme Sport und Medien beleuchtet werden.

7

Forschungsstand

2 Forschungsstand

Wird der Forschungsstand im Bezug zur Thematik untersucht, ist festzustellen, dass sich Wis- senschaftler/-innen bereits mit der Darstellung von Sportlern/-innen in der Berichterstattung klassischer Medien wie zum Beispiel Radio, Zeitung und Fernsehen sowie mit den generellen Medialisierungserscheinungen im Sport auseinandergesetzt haben.

Ein knapper Überblick über die wesentlichen Resultate ergibt folgendes Bild:

Zum einen sind weibliche Athletinnen in der Sportberichterstattung im Gegensatz zu männli- chen Athleten weniger präsent (vgl. Horky und Nieland, 2013). Ausschlaggebend dafür ist si- cherlich die Tatsache, dass von Männern dominierte Sportarten wie Fußball, Radsport oder Eishockey dort über einen höheren Stellenwert verfügen. Zum anderen kommunizieren Re- porter auf qualitativer Ebene in ihrer Rolle als Informationsvermittler deutliche Differenzen zwischen Hochleistungssportlern/-innen (vgl. Hartmann-Tews und Rulofs, 2007). Sie orientie- ren sich stark an den typischen Geschlechterstereotypen. Nach Pfister (2011) werden die sportlichen Leistungen von Athletinnen relativ dürftig beschrieben, außerdem werden sie häu- fig in Situationen der Schwäche zur Schau gestellt und auf ihr Aussehen und Privatleben („Hu- man-Interest-Themen“) reduziert, während bei männlichen Athleten fast ausschließlich Themen wie Kraft, Siege und Rekorde dominieren.

„Sportler werden als aktiv, stark und leistungsfähig inszeniert, Sportlerinnen werden als aktiv und schön, als sportlich und attraktiv oder als leistungsfähig und erotisch inszeniert.“ (Hartmann-Tews und Rulofs, 2003, S.34)

Eine geringere Ausprägung der Differenzen macht sich bei den Online-Medien bemerkbar. Neuere Forschungsergebnisse belegen, dass die Themenkomplexe Leistung bei Sportlerinnen und Privatleben bei Sportlern in Texten der Sportberichterstattung mehr Berücksichtigung fin- det (vgl. Rulofs und Hartmann-Tews, 2011). Die visuelle Darstellung hinkt wiederum noch im- mer hinterher - bei männlichen Athleten überwiegt die Anzahl der Fotos in Siegerposen deutlich gegenüber den Abbildungen von weiblichen Athletinnen, die in Situationen des Schei- terns fotografiert wurden (vgl. Beck und Kolb, 2011).

8

Forschungsstand

Im Bereich der massenmedialen Berichterstattung bestimmen Journalisten, wie der Sportler oder die Sportlerin den jeweiligen Rezipienten vorgestellt wird. Abgeänderte Inhalte, Papa- razzi-Schnappschüsse und verdrehte Aussagen aus Interviews können der sensationsgierigen Öffentlichkeit verzerrte Persönlichkeitsaspekte einer Person vermitteln und diese dadurch dis- kreditieren. Nach Hagenah (2008) wäre es empfehlenswert, dass Kommunikatoren weniger als Sport'show'nalisten agieren, sondern innerhalb ihrer Ausbildung verstärkt journalistisch und sportwissenschaftlich geschult werden. Nur so kann ein sportlicher Aktivierungseffekt entstehen. Gerade im Hinblick auf die Doping-Problematik können dadurch Sportler, die an leistungssteigernden Mitteln Interesse haben, noch intensiver vor den damit einhergehenden gefährlichen Folgeschäden gewarnt werden. Außerdem reicht es nicht, dass die in den Ver- bänden und Vereinen agierenden Personen nur eine sportwissenschaftliche Ausbildung durchlaufen haben, sie sollten zusätzlich über genügend PR-Kenntnisse verfügen.

Brown (2003) beschäftigte sich mit den Auswirkungen der Medien auf amerikanische Turne- rinnen. Dazu wurden 20 Leistungsturnerinnen im Alter von 10 bis 12 Jahren bezüglich der en- standenen medialen Konsequenzen befragt. Innerhalb dieser Studie wurde festgestellt, dass die Medienpräsenz sowohl negative als auch positive Auswirkungen auf deren Selbstbild her- vorruft. Als möglicher Lösungsansatz wird hervorgehoben wie wichtig es ist, dass Sportler/- innen im Umgang mit Medien geschult werden.

Dank Social Media haben Athleten und Athletinnen nun aber die Chance, sich so auf ihren eigenen Websites und Accounts zu präsentieren, wie sie wollen. Dies wird in Zukunft sicherlich eine noch größere Rolle spielen, da mehr und mehr Sportler ‚digital natives´ sind. Die klassi- sche Gatekeeper-Funktion der Medien wird dadurch außer Kraft gesetzt (vgl. Beck und Capt, 2017).

Bisherige Studien zur Selbstdarstellung von Sportlern und Sportlerinnen auf Websites und Social-Media-Profilen in Bezug auf geschlechtsspezifische Unterschiede weisen unterschiedli- che Ergebnisse vor. Pauli (2009) kam beispielsweise zu der Erkenntnis, dass sich Athleten und Athletinnen auf ihren eigenen Homepages in Texten zwar auf diverse Leistungsaspekte fokus- sieren, aber auch etwas von ihrer eigenen Person preisgeben wie beispielsweise ihre soziale

9

Forschungsstand

Unterstützung bei karitativen Events. Außerdem wurde festgestellt, dass Sportlerinnen mehr Abbildungen von sich selbst in außersportlichen Situationen mit sexualisierten Bezügen ver- wenden als die männlichen User. Im Gegensatz dazu steht die Studie von Trültzsch (2011). Ihr zufolge wird bei der Auswertung diverser Facebook-Profile klar ersichtlich, dass sich Athletinnen und Athleten auf ihren Ac- counts selten sexualisiert in Szene setzen. Bei veröffentlichten Fotos wie beispielsweise Selfies gehe es hauptsächlich eher darum, sich als eine möglichst authentisch wirkende Persönlich- keit zu verkaufen. Lebel und Danylchuk (2012) untersuchten die Tweets von 69 Tennisspielerinnen und -spielern, ohne dabei auf große inhaltliche Differenzen zu stoßen. Die Sportler und Sportlerinnen ge- währen ihren Fans Alltagseinblicke und tauschen sich rege mit anderen Athleten aus. Außer- dem ist es offensichtlich so, dass sich männliche Tennisspieler häufiger als Bewunderer von Athleten aus anderen Sportarten outen.

Die erst kürzlich erschienene Studie von Nölleke und Birkner (2019) „Umgehung traditioneller Sportmedien? - Die Nutzung von Social Media Plattformen durch professionelle Volleyballe- rinnen und Volleyballer“ befasst sich mit der medial weniger beachteten Sportart Hallenvol- leyball. Es wird untersucht inwiefern die ausgewählten Sportler/-innen von den Social-Media- Tools Facebook, Twitter und Instagram profitieren. Zusätzlich zu einer Probanden-Befragung innerhalb der Volleyball-Bundesligen soll eine Inhaltsanalyse ihrer genutzten Profile Informa- tionen für weitere Forschungszwecke liefern. Die Befragung bringt zum Vorschein, dass den Sportler/-innen die Relevanz von Social Media durchaus bewusst ist und sie darin definitiv Potenzial sehen, um Fans auf dem Laufenden zu halten. Die Volleyballer/-innen merken au- ßerdem an, dass sie von der medialen Berichterstattung über ihren Sport enttäuscht sind. In- teressanterweise nutzen sie ihre Social-Media-Accounts aber eher für den privaten Gebrauch und nicht um sich vor ihren Fans als professionelle Leistungssportler/-innen darzustellen.

Die mediale Inszenierung des Sports ist schon lange nicht mehr nur auf das Spielfeld be- schränkt. Damit die Medien Sportler/-innen auch als Personen des öffentlichen Lebens, als Werbeikonen oder sogar als eigene Marken in Szene setzen können, reicht es nicht, dass die Athleten/-innen ihre Leistung abrufen, sondern sie müssen gleichzeitig attraktiv sein und über

10

Forschungsstand persönliche Ausstrahlung verfügen (vgl. Dohle & Vowe, 2006). Zusätzlich ist es mittlerweile von großer Bedeutung, sich auch selbst aktiv in den sozialen Medien zu präsentieren, um über diesen Weg noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu generieren und die Bindung an die Fans zu stärken (vgl. Grimmer, 2017).

Um darstellen zu können, inwiefern sich der Gewinn einer Olympiamedaille auf die Social- Media-Aktivitäten von Sportler/-innen auswirkt, analysierte Kallischnigg (2019) zwölf Face- book-Profile von Olympioniken des deutschen Teams mit Medaillengewinnen in Einzeldiszip- linen bei den Olympischen Spielen 2016. Wie bereits vermutet, belegen die Ergebnisse die Annahme, dass ein Medaillengewinn zu einer hohen Interaktion mit den eigenen Fans führt. Auf den entsprechenden Post via Facebook erfolgten deutlich mehr Reaktionen als zu anderen Zeitpunkten. Das Fazit dieser Studie beinhaltet den Aufruf, dass es sehr interessant wäre, noch weitere Social-Media-Profile auf anderen Plattformen zu analysieren, um eine Social-Media- Präsenz im Gesamten abbilden zu können. Gegebenenfalls können dadurch optimale Ergän- zungen, Überschneidungen bzw. verschiedene Einsatz- und Nutzungsmöglichkeiten identifi- ziert werden.

Auch Ihle und Hinz (2018) widmen sich innerhalb ihrer Studie „Mehr Siege, mehr Likes“ der Annahme, dass sportliche Leistungen den Erfolg von Social Networks Sites (SNS) von Leis- tungssportlern positiv beeinflussen. Hierfür analysieren sie die Facebook-Aktivitäten von 262 Fußballspielern, die an der UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2016 teilgenommen haben. Bei ihrer Untersuchung unterscheiden sie zwischen sportlicher Leistung auf individueller und auf Teamebene, indem sie den Zeitraum vor und während dem Turnier betrachten. Bei den Er- gebnissen wird ebenfalls bestätigt, dass sich der sportliche Erfolg auf dem Spielfeld auf die Online-Aktivitäten überträgt.

In ihrer Studie „Fit fürs Fernsehen? Die Medialisierung des Spitzensports als Kampf um Gold und Sendezeit“ zeigt Heinecke (2014) anhand von sechs Sportarten (Badminton, Beach-Vol- leyball, Biathlon, Dressurreiten, Fußball, Moderner Fünfkampf), welche Strategien und Maß- nahmen angewandt werden, um eine Anpassung des Sports an die TV-Logik zu erreichen.

11

Forschungsstand

„Im Vergleich der Sportarten wurden Gemeinsamkeiten benannt, die sich auf den gesamten Spitzensport übertragen lassen dürften, so die Abstim- mung der Wettkampfkalender, die Durchführung serieller Veranstaltungen wie Weltcups oder die Ausstattung der Veranstaltungsorte im Hinblick auf die Bedürfnisse der Journalisten“. (Heinecke, 2014, S.462)

Heinecke hebt auch Unterschiede hervor, die individuell auf die jeweilige Sportart zugeschnit- ten sind. Ein paar Beispiele sollen hier kurz aufgezeigt werden: Fußball kann es sich leisten, Veränderungen auf der Programmebene konservativ gegenüberzustehen, denn die Übertra- gung wichtiger Spiele garantiert hohe Quoten und Werbeerlöse, demnach müssen sich die TV- Sender mit ihren Sendezeiten nach den vorgegebenen Spielzeiten richten. Moderner Fünf- kampf und Biathlon versuchen nach und nach, ihre Wettkampf-Formate möglichst spannend zu gestalten, damit sie langfristig als TV-Produkt von den Medien wahrgenommen werden. Für die Sportart Dressurreiten steht die Berichterstattung im Fernsehen nicht strategisch im Fokus der Medienarbeit, da die sehr spezielle Zielgruppe mit anderen Mitteln erreicht wird. Deshalb gibt es in dieser Sportart eher selten Veränderungen zugunsten der Medialisierung.

Auch Meyen (2014) bestätigt innerhalb seiner Studie die Annahme medienbedingter Anpas- sungen im Profifußball (zunehmende Dynamisierung, Ästhetisierung und Visualisierung auf dem Spielfeld; vermehrte Inanspruchnahme von Medien uvm.): auf allen drei Handlungsebe- nen (Mikro-, Meso- und Makroebene) finden Medialisierungsprozesse statt. Seine Ergebnisse werden durch drei wesentliche Quellen belegt, dazu zählen Experteninterviews (Fußballer, Journalisten und andere Langzeitbeobachter), Dokumente (FIFA-Regeln, Autobiografien, Ta- gebücher) und Spiele.

Birkner und Nölleke (2016) untersuchen in ihrer Studie, wie Fußballspieler den Einfluss der Medien wahrnehmen und ihr eigenes medienbezogenes Verhalten einschätzen. Dafür haben sie vierzehn Autobiographien von deutschen und englischen Fußballspielern analysiert.

„On the one hand, the sport stars reflect in their autobiographies that their status and income depend on media coverage; and on the other hand, they complain about the omnipresence of the media, especially offside the pitch and feel unfairly treated by the tabloid press, both in England and in Ger- many“. (Birkner und Nölleke, 2016, S. 367)

12

Forschungsstand

Die Sportler wissen, wie wichtig die Medien für ihre Karriere sind und schätzen die Einnahmen von medialen Auftritten, gleichzeitig kritisieren sie aber, dass sich die Medien zu sehr in ihr Privatleben einmischen. Ihnen sind die Wechselwirkungen der Medienberichterstattung dem- nach durchaus bewusst. Bezüglich indirekter Medieneffekte gibt es keine Aussagen der Fuß- baller. Bei dieser Studie ist allerdings kritisch anzumerken, dass die Textsorte „Autobiographie“ auch Forschungsdefizite aufweist, die im Forschungsprozess reflektiert werden müssen. Autobio- graphien zielen zumeist darauf ab, sich selbst besonders vorteilhaft darzustellen - zusätzlich wird dabei versucht, eine möglichst große Öffentlichkeit zu erreichen. Außerdem fehlt bei Au- tobiographien oft die Authentizität, da die meisten Autoren in der Regel von Ghostwritern (z.B. Journalisten) unterstützt werden. Im Gegensatz dazu steht die Tatsache, dass Autobio- graphien grundsätzlich nicht für wissenschaftliche Zwecke geschrieben werden und eher zu- fällig Informationen über das Verhältnis der Sportler/-innen zu den Medien beinhalten, die so nicht beabsichtigt waren. Mithilfe von kategoriengeleiteten qualitativen Analysen können diese wertvollen sonst nur sehr schwer zugänglichen Aussagen für die Forschung zur Sport- kommunikation herausgefiltert werden.

Auch wenn in manchen Studien die Zahl der zu Grunde liegenden Daten/Befragten relativ niedrig ist, lässt sich zusammenfassend folgendes festhalten: Die Medien beeinflussen mittels selektiver Auswahl bestimmter Sportarten, monetärer Zuflüsse oder auch durch die Darstel- lung von Athleten und Wettbewerben das Bild des Sports in der gesellschaftlichen Wahrneh- mung. Außerdem wechseln viele Athleten, vor allem die jüngeren ‚digital natives‘, aus einer passiven Haltung zu einer aktiven Teilnahme am Prozess der Darstellung ihrer Person in den Medien. Obwohl sich die einzelnen Sportarten wie auch der Sport als Ganzes immer schon weiterentwickelt und verändert haben, liegt die Schlussfolgerung nahe, dass dieser Prozess durch die Medien beschleunigt wird.

Abschließend muss festgehalten werden, dass es gerade zur heutigen Zeit noch einen großen Bedarf an aktuellen Studien gibt, die sich mit Akteuren von Randsportarten auf der Mikro- ebene beschäftigen. Im Bereich Medialisierung im Kunstturnen ist ein Forschungsdefizit klar erkennbar. 13

Forschungsstand

Nur wenn dieses Defizit aufgeholt wird, können Sportler/-innen (mit Unterstützung ihrer Be- rater/-innen) das volle Potential diverser Social-Media-Netzwerke ausschöpfen und sich er- folgreicher vermarkten, was gerade bei der Randsportart Turnen von besonderer Bedeutung ist. Wenn Sportler in der Lage sind, sich dank ihrer positiven Selbstdarstellung gut zu präsen- tieren und sich von der breiten Masse abzuheben, haben sie gute Chancen, zusätzliche medi- ale Aufmerksamkeit zu gewinnen, weil ihre Posts geteilt beziehungsweise durch Verlinkungen noch mehr potentielle Follower angesprochen werden. Durch diese Steigerung der medialen Präsenz erhöhen sich ihre Chancen, von Werbeagenturen als Testimonials unter Vertrag ge- nommen zu werden. Gerade Turner/-innen sind auf Sponsorengelder und Unterstützung an- gewiesen. Ohne finanzielle Zuschüsse ist es in der heutigen Zeit fast unmöglich diesen Leistungssport langfristig auf so hohem Niveau zu absolvieren.

14

Zielsetzung der Arbeit

3 Zielsetzung der Arbeit

Die folgende Masterarbeit ist ein Ansatzpunkt, um herauszufinden, inwiefern Leistungstur- ner/-innen im Rahmen der Olympischen Spiele 2016 als mediatisierte Personen dargestellt werden (1. Forschungsfrage). Außerdem soll dieser Beitrag helfen, die bisher veröffentlichten Forschungsergebnisse zu ergänzen. Hier besteht wie bereits erwähnt Handlungsbedarf, da der Inhalt bisheriger Studien meist nur Medialisierungserscheinungen im Sport innerhalb der Makro- und Mesoebene umfasst, während die Mikroebene nur oberflächlich bis gar nicht be- handelt wird.

Das Ziel der Studie ist es zu prüfen, welche Effekte die Akteure der Sportart Kunstturnen im Rahmen der Medialisierung wahrnehmen und wie sie diese bewerten. Dafür werden verschie- dene Interviews analysiert, wodurch es möglich ist, vertiefende Einblicke in Ansichten und Haltungen sowie Erfahrungen und Hintergründe der Leistungsturner/-innen zu gewinnen. Die Auswertung der Interviewaussagen von Leistungsturnern/-innen ist eine neue Herange- hensweise. Es gibt bisher wenig qualitative Studien, die versuchen, einen Sachverhalt aus der Perspektive von Athleten/-innen dieser Sportart zu erörtern.

An die Beantwortung der Frage nach der Darstellung von Leistungsturnern/-innen als media- tisierte Personen, sind weitere Fragestellungen geknüpft:

2.Forschungsfrage • Wie präsentieren sie sich auf ihrem Instagram-Account und welcher Stellenwert wird den Olympischen Spiele 2016 dabei zuteil? (Themen/Stilmittel)

3.Forschungsfrage • Wie nehmen die Leistungsturner/-innen selbst den Einfluss der Medien auf ihre eigene Persönlichkeit wahr? Und wie äußern sie sich über ihre Sportart bzw. ihren Verband?

15

Zielsetzung der Arbeit

Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen dazu beitragen, einen Forschungsanreiz zu geben, damit zukünftige Studien mit ähnlicher Thematik neue Schlussfolgerungen ziehen können. Rand- Sportarten können von den Erkenntnissen profitieren. So wäre es wünschenswert, dass die Sportler/-innen und/oder ihre Berater/-innen darauf aufbauend, Verbesserungen in Bezug auf ihre mediale Präsenz erzielen können. Hier müssen die Verbände und die Sportler/-innen auch selbst initiativ werden und es müssen tiefgreifende Veränderungen geplant bzw. umgesetzt werden, damit sie mehr Aufmerksamkeit von Gesellschaft und Medien bekommen.

16

Methodisches Design

4 Methodisches Design

Methodenwahl

Die Frage nach der Medialisierung im Turnen soll anhand von Indikatoren auf der Mikroebene über den qualitativen Forschungsansatz untersucht werden (vgl. Brosius, Koschel & Haas, 2009). Im Folgenden wird die Auswahl der Methode begründet. In einem weiteren Schritt wird daraufhin die genaue Vorgehensweise des methodischen Designs erläutert. Um zu erfassen, inwiefern Leistungsturner/-innen als mediatisierte Personen dargestellt werden und wie sie sich selbst auf ihrem Instagram-Account präsentieren, wird als Methode die qualitative In- haltsanalyse verwendet.

„Die Inhaltsanalyse ist eine empirische Methode zur systematischen, in- tersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen, meist mit dem Ziel einer darauf gestützten in- terpretativen Inferenz auf mitteilungsexterne Sachverhalte.“ (Früh, 2015, S. 29)

Qualitative Forschung dient zur ganzheitlichen Untersuchung lebensweltlicher und sozialer Phänomene und wird vor allem zur Theoriebildung herangezogen (vgl. Döring & Bortz, 2016). Sie soll ein „tieferes Verstehen und Verständnis vom Forschungsgegenstand“ ermöglichen (Scholl, 2015, S.25). Der Zugang zur Realität wird über subjektive Deutungen bzw. interpreta- tive Prozesse hergestellt. Im Gegensatz zur quantitativen Forschung steht bei der qualitativen Forschung ein anderer Leitgedanke im Vordergrund. Flick (2006) zählt hier folgende wesentli- che Kennzeichen auf: die Gegenstandsangemessenheit von Methoden und Theorien, die Be- rücksichtigung und Analyse unterschiedlicher Perspektiven sowie die Reflexion des Forschers über die Forschung als Teil der Erkenntnis. Gegenstände werden in ihrer Komplexität und Ganzheit in ihrem alltäglichen Kontext erforscht und nicht bloß in Variablen zerlegt. Die me- thodische Flexibilität, die ein weiteres Charakteristikum der qualitativen Forschung darstellt, ermöglicht es, Anpassungen und Änderungen im Forschungsverlauf vorzunehmen, wenn im Rahmen der Vorgehensweise Probleme und Schwierigkeiten erkannt werden. Dadurch, dass die qualitative Forschung relativ regelfrei abläuft, können durch die Offenheit gegenüber der untersuchten Thematik neue Erkenntnisse durch Interpretationen formuliert werden (vgl. Lamnek, 2010).

17

Methodisches Design

Eine möglichst komplette Unvoreingenommenheit gegenüber der Untersuchungsmethode in Verbindung mit theoretischem und methodologischem Hintergrundwissen muss jedoch vor- handen sein, um Erkenntnisse zu generieren (vgl. Lamnek, 2010). So eignet sich der Forscher auch in der qualitativen Forschung bereits im Vorfeld ein theoretisches Vorwissen an, um sich an den Forschungsgegenstand anzunähern (vgl. Mayer, 2009). Die Zielgruppe des Interesses soll die Möglichkeit haben, selbst zu „reden“, das ermöglicht die Ergründung der subjektiven Sichtweise von anderen Personen (vgl. Glaser & Strauss, 2010).

Die Untersuchungsgrundlage für die Beantwortung der Fragen, wie die Leistungsturner/-innen selbst den Einfluss der Medien auf ihre eigene Persönlichkeit wahrnehmen und wie sie sich über ihre Sportart bzw. ihren Verband äußern, bilden mehrere Interviews, deren Inhalte eben- falls qualitativ ausgewertet werden. Hier wird von der Annahme ausgegangen, dass jede Per- son ein sich selbst reflektierendes Subjekt ist, welches die Fähigkeit besitzt, als Experte seiner selbst zu agieren.

Untersuchungsgegenstand Für die folgende Masterarbeit wurden sechs verschiedene Leistungsturner/-innen der deut- schen Nationalmannschaft ausgewählt. Vorab ein kurzer Überblick über ihre bisherigen Er- folge:

- Fabian Hambüchen (*1987, Alter: 31 Jahre) Er errang seine größten Erfolge am Reck mit dem Olympiasieg 2016 und dem Welt- meistertitel 2007 sowie dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking und der Silbermedaille 2012 in London. Nach den Olympischen Spielen 2016 beendete er seine internationale Karriere und legte national eine Pause ein. Seit Oktober 2017 turnte er wieder für seinen Verein (KTV Obere Lahn) in der Bundesliga. Nach der Finalveranstaltung am 2. Dezember 2017 beendete Fabian Hambüchen seine Turnkarriere.

- Andreas Toba (*1990, Alter: 29 Jahre) Bei den Europameisterschaften 2013 erreichte Andreas Toba im Mehrkampf den sieb- ten Platz. Während der Qualifikation für das Mannschaftsfinale bei den Olympischen 18

Methodisches Design

Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro zog sich Andreas Toba bei seiner Bodenübung nach der ersten Bahn einen Kreuzbandriss zu. Trotz Verletzung absolvierte er noch seine Übung am Pauschen-pferd, damit qualifizierte sich die deutsche Mannschaft mit Platz 8 noch für das Finale, in welchem er aber aufgrund genannter Verletzung nicht mehr antreten konnte.

- Andreas Bretschneider (*1989, Alter: 30 Jahre) Er belegte bei den Turn-Europameisterschaften 2014 in Sofia mit der Mannschaft den 4. Platz. Beim Turnier der Meister gewann er 2013, 2014 und 2016 das Reck-Finale. Im November 2014 zeigte Andreas Bretschneider, der in der Bundesliga für die KTV Strau- benhardt turnt, beim DTB-Pokal in ein neues Element am Reck. Der Kovács- Salto mit zwei Längsachsen-drehungen wurde als Bretschneider in die offiziellen Wer- tungsvorschriften als H-Wertteil aufgenommen. Es ist das erste und bislang einzige Turnelement mit dem eigens eingeführten Schwierigkeitswert von 0,80 (Höchst- schwierigkeit).

- Elisabeth Seitz (*1993, Alter: 25 Jahre) Sie turnt beim MTV Stuttgart in der 1. Bundesliga. 2011 wurde der „Seitz“, ein Flugele- ment vom unteren zum oberen Holm mit einer ganzen Drehung um die Längsachse am Stufenbarren, nach ihr benannt. Bei den Europameisterschaften im gleichen Jahr wurde Elisabeth Seitz Vizeeuropameisterin im Mehrkampf. Bei den Olympischen Spie- len in London kam sie auf den sechsten Platz am Stufenbarren und den zehnten Platz im Mehrkampf. 2013 gewann sie die Gesamtwertung des Weltcups. Bei den Europa- spielen 2015 gewann sie mit der Mannschaft die Silbermedaille. 2018 gewann sie zum zweiten Mal den Gesamtweltcup im Mehrkampf. Bei den Weltmeisterschaften in Doha gewann sie mit Bronze am Stufenbarren ihre erste WM-Medaille.

- Pauline Schäfer (*1997, Alter: 22 Jahre) 2014 und 2015 wurde Pauline Schäfer Deutsche Meisterin am Sprung und am Schwe- bebalken. Bei den Europameisterschaften 2015 wurde sie siebte am Schwebebalken. Im selben Jahr gewann sie bei den Weltmeisterschaften in Glasgow die Bronzemedaille

19

Methodisches Design

am Balken. Bei den Weltmeisterschaften 2017 in Montréal gewann sie am Schwebe- balken die Goldmedaille und ist damit erst die dritte deutsche Turnerin, nach Erika Zuchold2 1970 und Maxi Gnauck3 1981, der dieser Erfolg gelang. Sie kreierte außerdem ein eigenes Turnelement: der „Schäfer“ ist ein Seitwärts-Salto mit halber Drehung.

- Tabea Alt (*2000, Alter: 19 Jahre) Im Jugendbereich gewann Tabea Alt mehrere Deutsche Jugendmeistertitel. Es folgten 2016 die Silbermedaille bei den deutschen Meisterschaften im Sprung und die Teil- nahme an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio, wobei sie in den Einzelwett- bewerben am Stufen-barren und Schwebebalken in der Qualifikation ausschied. Mit Siegen beim DTB-Pokal Stuttgart 2017 und beim World Cup in London 2017 gewann Tabea Alt den Gesamtweltcup im Mehrkampf. Im selben Jahr gewann sie bei den Welt- meisterschaften in Montréal am Schwebebalken die Bronzemedaille und stellte zwei neue Elemente am Stufenbarren vor: „Alt eins“ (Flugvariante vom oberen Holm zum unteren Holm ergänzt um eine halbe Längsachsendrehung) und „Alt zwei“ (Unter- schwung-Salto mit halber Schraube aus der Stalder-Grätsche). In der Bundesliga turnt sie für den MTV Stuttgart.

Diese Anzahl ergab sich aus forschungspragmatischen Gründen. Die biographischen Angaben wurden der Homepage des Deutschen Turner-Bundes4 entnommen. Alle sechs Sportler gehö- ren einer Generation an, die ganz selbstverständlich Social-Media-Kanäle für ihre Zwecke be- nutzt.

Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wurden vom 6. bis 16. August 2016 in der HSBC Arena, die während der Spiele aus sponsorenrechtlichen Gründen Rio Olympic Arena hieß, 14 Wettbewerbe im Gerätturnen ausgetragen, sechs bei den Frauen und acht bei den Männern. Es gab im Einzel und in der Mannschaft Entscheidungen im Mehrkampf sowie zehn Gerätefinals. Es nahmen 192 Athleten an den Wettbewerben teil, jeweils 96 Frauen und Män- ner. Pro Geschlecht qualifizierten sich zwölf Mannschaften mit je fünf Athleten. Dazu kamen

2 Erika Zuchold (*19.3.1947, †22.8.2015), deutsche Kunstturnerin, sie gewann vier Silbermedaillen und eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 3 Maxi Gnauck (*10.10.1964), deutsche Kunstturnerin, Olympiasiegerin am Stufenbarren 1980 4 www.dtb.de/turn-team-deutschland/team-geraetturnen/athletinnen-und-athleten, abgerufen am 28.07.2019 20

Methodisches Design je 36 Einzelstarter. Hauptqualifikationswettkampf war die Weltmeisterschaft 2015 in Glas- gow. Darüber hinaus wurde erstmals ein zweiter Qualifikationswettkampf veranstaltet.

Social Media Nutzung bei internationalen Wettkämpfen Die Organisatioren von großen Sportereignissen wie IOC oder FIFA sorgen dafür, dass Veröf- fentlichungen über Social Media nicht den Grad journalistischer Berichterstattung erreichen, einen quasi-offiziellen Bezug zum Veranstalter herstellen oder gar die Rechte der Event- Sponsoren missachten. Im Hinblick auf die Social Media Nutzung bei den Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften gibt es gewisse Sonderregeln für alle teilnehmenden Athleten/-in- nen. Bei diesen Wettbewerben müssen sich die Sportler/-innen während des gesamten Auf- enthalts (dazu zählt z.B. auch das Olympische Dorf), also nicht nur während der Wettkämpfe, an Regeln und Weisungen des organisierenden Verbandes halten. Dies ergibt sich entweder aufgrund der Qualifizierung des/r Athleten/-in oder aber einer entsprechenden Unterstel- lungserklärung. Im Rahmen dieser Vereinbarungen kann der Verband die Nutzung von sozia- len Medien während des gesamten Turniers regeln und beschränken (vgl. Result Sports).

Abbildung 1 Auszug Leitfaden des DOSB für deutsche Athleten/-innen (Olympia 2016)

21

Methodisches Design

Zum besseren Verständnis sollen hier die für diese Untersuchung relevanten Plattformen Ins- tagram und Google Trends und ihre Nutzungsmöglichkeiten vorgestellt werden:

Instagram

„Bilder sind in der Lage ganze Botschaften zu transportieren und selbst komplizierte Sachverhalte einfach darzustellen.“ (Pein, 2014, S. 400)

Die kostenlose Foto- und Videosharing Community entstand im Oktober des Jahres 2010 (vgl. Faßmann und Moss, 2016). Im Mittelpunkt dieser App steht das Posten von Fotos. Der optio- nale Beschreibungstext darf maximal 2200 Zeichen umfassen und nur bis zu 30 Hashtags5 auf- weisen. User können ihre Videos und Bilder mit Filtern bearbeiten und diese auch in anderen sozialen Netzwerken verbreiten. Dadurch haben sie die Möglichkeit, ihr Leben mit anderen zu teilen und sich gleichzeitig über deren aktuelle Lebenssituation (besondere Erlebnisse, Erin- nerungen etc.) zu informieren. In Anlehnung an Polaroid-Kameras hatten mit Instagram ge- machte Fotos ursprünglich eine quadratische Form, mittlerweile können allerdings auch Bilder in Hoch- und Querformat hochgeladen werden. Laut Pein (2014) sorgen Bilder für eine er- höhte Interaktion um bis zu 120 bis 180 Prozent. Zu Beginn stand die App lediglich auf Smartphones zur Verfügung, in erster Linie sogar nur speziell auf dem iPhone. Erst erheblich später, ab April 2012, war die Android-Version erhält- lich. Wenig später wurde Instagram von dem Facebook-Gründer, Mark Zuckerberg, aufgekauft und gehört seitdem zur Facebook Inc. (vgl. Pein, 2014). Mittlerweile beträgt die Anzahl der Mitglieder über 500 Millionen, Instagram ist demnach ein erfolgreich etablierter Social-Media- Kanal (vgl. Aßmann und Röbbeln, 2013). Das rasante Wachstum der Plattform lässt sich unter anderem dadurch begründen, dass zahlreiche bekannte Marken bereits früh damit begonnen haben, ein eigenes Profil auf Instagram zu pflegen und dass Usern stetig neue Nutzungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen (vgl. Horky, Stiehler & Schierl, 2018). Seit 2015 wird auch in Deutschland Werbung zwischen den Beiträgen in Form von Fotos oder Videos geschaltet, diese sind auf den Nutzer und seine Vorlieben abgestimmt. Außerdem kön- nen seit August 2016 sogenannte „Stories“ erstellt werden, diese Gesamtvideos bestehen aus

5 Ein Hashtag ist ein mit Doppelkreuz [“#“] versehenes Schlagwort, das dazu dient, Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken auffindbar zu machen. 22

Methodisches Design bearbeiteten Fotos und Videos und sind nur 24 Stunden für andere Follower abrufbar. Auf Instagram gilt es sich als Person oder Unternehmen mit ästhetischen Bildern zu präsentieren und dadurch unter anderem den restlichen Usern mittels Contents beispielsweise Inspiration zur Thematik Lifestyle anzubieten.

Google Trends

Google Trends ist ein kostenloses Tool des Unternehmens Google Inc., welches Informationen darüber bereitstellt, welche Suchbegriffe von Nutzern der Suchmaschine Google wie oft ein- gegeben wurden. Die Ergebnisse werden in Relation zum totalen Suchaufkommen gesetzt und sind in wöchentlicher Auflösung seit Anfang 2004 für die gesamte Welt oder einzelne Regio- nen verfügbar (vgl. Richterich, 2014). Mit Hilfe von Google Trends lässt sich die Popularität einzelner Suchbegriffe und Keywords im Zeitablauf analysieren, was Rückschlüsse auf sich for- mierende Trends in der Gesellschaft erlaubt. Der Analyse-Bereich bietet zudem die Möglich- keit, mehrere Schlagworte direkt miteinander zu vergleichen (vgl. Heinemann, 2019).

Untersuchungsumfang Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage werden für jeden/e Leistungsturner/in stich- probenartig verschiedene Beiträge, die in folgendem Zeitraum (1.1.2016-31.12.2016) veröf- fentlicht wurden, als das Suchinteresse innerhalb der Bevölkerung Deutschlands laut Google Trends besonders groß war, zur Analyse herangezogen. Artikel, die im Zusammenhang mit dem gleichen Ereignis (Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro) stehen, aber davor oder erst nachträglich erschienen sind, werden bewusst nicht berücksichtigt. Dadurch soll gezeigt wer- den, welche Informationen für die interessierten Bevölkerungsgruppen zum Zeitpunkt ihrer Recherche zur Verfügung stehen, um die damals aktuellen Gegebenheiten abzubilden. Die Bandbreite der verschiedenen Online-Publikationen wurde bewusst ausgewählt, um zu ge- währleisten, dass die Diversität der Berichterstattung möglichst in vollem Umfang dargestellt wird. Die zweite Fragestellung befasst sich mit der Selbstdarstellung auf dem Instagram-Account der ausgewählten Athleten/-innen. Der gewählte Untersuchungszeitraum erstreckt sich über vier Monate (15.8.2016-15.12.2016) - somit werden alle Beiträge berücksichtigt, die von den

23

Methodisches Design

Turnern/-innen veröffentlicht wurden, während sie stärkere mediale Aufmerksamkeit auf- grund der Olympischen Spiele erlebten.

Im Fokus der weiteren Forschungsfragen stehen die Aussagen der Sportler/-innen, die im Zu- sammenhang mit ihrer Person, ihrem Training, ihren Erfolgen und der Rolle der Medien getä- tigt wurden. Hier wird kein genauer Untersuchungszeitraum festgelegt, da es generell schwierig ist, an Informationen und Äußerungen von Leistungsturnern/-innen bezüglich dieser spezifischen Thematik (Medialisierung) zu gelangen. Demnach spielt die Anzahl der Ergebnisse eine untergeordnete Rolle, der qualitative Wert der Antworten aus den Interviews rückt statt- dessen in den Vordergrund.

24

Struktur der Arbeit

5 Struktur der Arbeit

Im weiteren Verlauf wird kurz der Aufbau des vorliegenden Textes erläutert und die inhaltliche Zusammensetzung der einzelnen Kapitel präsentiert. Die Masterarbeit lässt sich im Grunde in zwei große zentrale Bestandteile gliedern. Zunächst steht im ersten Segment die zu untersuchende Thematik hinsichtlich des bisher ergründeten Forschungsstandes und dem daraus resultierenden Wissensstand mithilfe der dazugehörigen Literatur im Vordergrund. In der zweiten Hälfte wird der eigene Forschungsprozess inklusive Methodik, Ergebnisteil und dem daraus resultierenden Fazit vorgestellt.

Das bedeutet im Detail: Der erste Abschnitt dieser Arbeit umfasst eine komprimierte, allgemein gehaltene Hinführung zum Themenbereich „Sport und Medien“, um dem jeweiligen Leser den Einstieg in die behan- delte Materie zu erleichtern. Anschließend zeigt eine Zusammenfassung verschiedener Stu- dien, inwiefern über Leistungssportler/-innen medial berichtet wird, wie sie sich selbst auf sozialen Netzwerken präsentieren und welche Veränderungen die Medialisierung in den ver- schiedenen Bereichen des Sports hervorruft.

Danach folgt die Bekanntgabe der Zielsetzung sowie der Relevanz dieses Forschungsprojekts und die Erläuterung der methodischen Vorgehensweise. In diesem Kapitel wird die Auswahl der Methode begründet und auf die untersuchten Leistungsturner/-innen näher eingegangen. Außerdem erhält der Leser einen Einblick in die Funktionsweise der für diese durchgeführte Untersuchung relevanten Plattformen (Instagram und Google Trends). Zusätzlich sollen die Hintergrundinformationen zum Untersuchungsumfang aufgeschlüsselt werden. Ziel des Methodenteils ist außerdem, die Replizierbarkeit der vorgestellten Untersuchung zu ermöglichen. Was bedeutet, dass andere wissenschaftlich arbeitende Personen auf der Basis dieser Informationen in der Lage sein müssen, die Studie erneut durchzuführen.

Im Anschluss an das methodische Design sollen die theoretischen Grundlagen das nötige Ba- siswissen was die Themenblöcke „Soziale Medien“ und „Medialisierung im Sport“ betrifft, ver- mitteln. Ziel des Theorieteils ist es, nicht nur die theoretischen Konzepte, sondern vor allem

25

Struktur der Arbeit wichtige empirische Untersuchungen angemessen zu diskutieren. Dazu wird auf einer eher abstrakten Ebene begonnen und immer weiter ins Detail spezifiziert. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse, einer Reflexion der Vorgehensweise sowie Überlegungen zu möglicher Anschlussforschung.

26

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

6 Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

In einschlägiger Fachliteratur und in Internetbeiträgen ist zwar oft von den sozialen Medien die Rede, allerdings existiert aktuell keine allgemeingültige Definition. Interessanterweise sind die Begriffsbestimmungen der verschiedenen Quellen relativ einheitlich und drücken mehr oder weniger das Gleiche aus, obwohl sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten determiniert wur- den:

Unter dem Begriff Social Media (Soziale Medien) wird im Allgemeinen der Austausch von In- formationen, Erfahrungen und Meinungen im World Wide Web mithilfe von Online-Diensten verstanden. Soziale Medien zählen zur übergeordneten Kategorie des Web 2.0 und haben sich kontinuierlich zum favorisierten Massenmedium entwickelt, mit dessen Hilfe zahlreiche Men- schen miteinander kommunizieren können, obwohl sie geographisch weit voneinander ge- trennt leben. Ungeachtet dessen kann jeder Nutzer individuell entscheiden, mit wem und wann interagiert wird (vgl. Scheffler-Perrone, 2019). Social Media Plattformen bilden die Grundlage, auf welcher Internetnutzer nicht nur Empfänger, sondern gleichzeitig auch Sender sein können. Die gängigsten Kommunikationsmittel dabei sind Text, Bild, Audio oder Video. Schmidt (2013) versteht „Soziale Medien“ als Kollektivum bestimmter Angebote und Formen digital vernetzter Medien, die das onlinebasierte Veröffentlichen und Bearbeiten von Content jeglicher Art sowie die zwischenmenschliche Beziehungspflege und Kommunikation begünsti- gen. Auch für Kaplan und Haenlein (2010, S. 61) sind Soziale Medien „Internet-based applica- tions that build on the ideological and technological foundations of Web 2.0, and that allow the creation and exchange of User Generated Content.”

Mergel, Müller, Parycek und Schulz (2013) gehen davon aus, dass es sich bei den sozialen Me- dien nicht um einen kurzlebigen Trend handelt, sondern um eine bleibende gesellschaftliche Veränderung mit neueingeführten Kommunikationsparadigmen, die sich aufgrund der Social Media Revolution entwickelt hat. Sicherlich werden im Laufe der Zeit die aktuell bestehenden Online-Dienste von neuen Applikationen abgelöst, aber die Organisations-, Produktions- und Kommunikationsfähigkeit der Menschheit bleibt erhalten und nimmt mit großer Wahrschein- lichkeit weiter zu. Während das klassische Internet ausschließlich Informationsangebote be- reithielt und das Web 2.0 auf die Mitarbeit seiner Communities setzt, soll nun das Web der 27

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

Zukunft vor allem die Verknüpfung von realer und digitaler Welt hervorbringen. Die ersten käuflich erwerbbaren Virtual Reality und Augmented Reality Produkte gibt es bereits.

6.1 Einfluss von Social Media im Sport

Seit einigen Jahren erkennen Unternehmen, welches enorme Potential die Social-Media-Nut- zung für sie hat und entdecken immer mehr Möglichkeiten diese sinnvoll einzusetzen, um langfristig einen maximalen Wirkungsgrad zu erreichen. Der daraus resultierende Trend ist auf die wirtschaftliche Revolution Anfang des 21. Jahrhunderts zurückzuführen. Mit der Erfindung des Internets änderte sich nicht nur das Konsumverhalten der Menschen, sondern auch das Produktions- und Distributionsverhalten der einzelnen Konzerne. Die Weiterentwicklung ver- schiedener Social-Media-Tools, welche von innovativen Unternehmen konsequent vorange- trieben wird, soll zukünftig für neue wirtschaftliche Perspektiven sorgen.

„Nicht mehr Branding und Marketing sowie elitäre Bewertungen seitens anerkannter Institute oder Persönlichkeiten allein prägen die Wahrnehmung und den Wert einer Marke, sondern vor allem die sozialen Netzwerke, die eine Marke beurteilen, bewerten, kommentieren und damit entscheiden- den Einfluss auf deren Prosperität nehmen.“ (Henseler, 2011, S. 117)

Auch der Sport beziehungsweise die Sportindustrie profitiert inzwischen von den virtuellen Plattformen, denn mit diesem Tool kann eine Nähe zu Zielgruppen aufgebaut werden, die bis- her unerreichbar waren. Dadurch ist das direkte Einholen von Feedback mittels Fan- bzw. Kun- den-Kontakt realisierbar. Fans können außerdem als positive Multiplikatoren auftreten und das Image ihres Idols pflegen: im Idealfall wird so die gewünschte öffentliche Wahrnehmung gewährleistet und gleichzeitig übt die Fangemeinschaft eine motivierende Wirkung auf die Sportlerleistung aus. Nachdem heutzutage der Konkurrenzkampf der Sportakteure auch im Medienbereich stattfindet, gewinnt die Rolle der Reputation stetig an Bedeutung. Als imma- terieller Vermögenswert beeinflusst sie den finanziellen Status von Leistungssportlern/-innen nicht unwesentlich - ein Grund mehr, einen ehrlichen und bodenständigen Umgang mit mög- lichst vielen Fans zu pflegen (vgl. Bertling, Degen und Lüke, 2018). Dabei ist es wichtig authen- tisch zu wirken, denn Fans wollen sich ihrem/ihrer Lieblingssportler/-in vor allem nahe fühlen. Sie freuen sich besonders über Schilderungen persönlicher Erlebnisse und Eindrücke (z.B. An- bzw. Abreise vom Wettkampfort, Eröffnungsfeier, Trainingseinheit, Wettkampf, Stimmung

28

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien vor Ort/im Stadion, persönliche Situationen etc.). Gerade während inaktiver Zeiten, bedingt durch Verletzungen, Sperren oder schlechter Leistung, sollte trotzdem kontinuierlich versucht werden, einen optimistischen Eindruck zu vermitteln und Aufklärung zu betreiben, damit fal- schen Gerüchten, die unweigerlich in die Welt gesetzt werden, Einhalt geboten werden kann.

Ausschlaggebend ist auch eine persönliche Ansprache an die Fan-Gemeinschaft, mit der ge- zeigt wird, dass Meinungen und Kommentare ernst genommen und beachtet werden. Die Sportler/-innen sollten also genau beobachten, welche Themen bei ihren Fans Interesse her- vorrufen. Das kann natürlich einen erheblichen Zeitaufwand verursachen, um dem entgegen- zuwirken brauchen sie eventuell Hilfestellung von Beratern/-innen.

„Wer heute Kommunikation gestaltet, sollte sich in jedem Moment der mas- siven Informationskonkurrenz bewusst sein, die zu überwinden ist, damit Botschaften ihre Empfänger erreichen.“ (Kreutzer & Land, 2017, S. 9)

Als Herausforderung für die Kommunikation heutzutage ist die Vervielfachung des Angebots zu sehen. Die Überflutung mit Informationen führt dazu, dass sich die Menschen diesem Über- angebot entziehen wollen, weil sie gar nicht in der Lage sind, alle Informationen zu verarbei- ten. Aufgrund dessen wird die Information selektiert. Informationen werden bewusst oder unbewusst ausgeblendet und nur vermeintlich relevante oder passend erscheinende Aussa- gen herausgefiltert. Der Informationsumfang ist immer unterschiedlich je nach Lebensum- ständen, sozialem Status, Bildungsstand, gegenwärtiger Stimmungslage und abhängig von der Art und Weise der Entscheidung zur Selektion. Allerdings kritisieren Kreutzer und Land (2017) berechtigterweise auch, dass sich die Qualität der verfügbaren Informationen allerdings nicht in gleichem Maße erhöht, da online jeder zum Sender von Informationen werden kann - un- abhängig von Qualifikationen.

Was ebenfalls auffällt, ist die Tatsache, dass sich aktuelle Informationen beispielsweise zu Er- gebnissen, Skandalen oder auch zu sozialem Engagement aufgrund der gut vernetzten Kom- munikationsstrukturen viel schneller verbreiten. Deshalb sollten Sportler/-innen bei eigenständig geführten Social-Media-Profilen jeden Post mit Bedacht erstellen und versuchen, etwaige negative Folgen zu antizipieren, umso zu verhindern, dass sie einen Eintrag veröffent-

29

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien lichen, der im Nachhinein von der Gesellschaft aus sportlichen oder politischen Gesichtspunk- ten nicht toleriert wird. Schwierig ist es die richtige Balance zu finden, was den Schutz der eigenen Privatsphäre und die Öffnung gegenüber Fans betrifft. Viele Sportvereine bzw. -ver- bände bieten mittlerweile vermehrt Medientrainings mit PR-Profis an. Mit dieser Hilfestellung soll zukünftig angestrebt werden, dass Juniorsportler/-innen im Hinblick auf ihre Karriere op- timal vorbereitet werden und nicht durch versehentlich ausgelöste Empörung unter den Fans in eine Krise gestürzt werden, die ihre Leistung negativ beeinflusst.

Abgesehen davon stellen die sozialen Medien einen Kanal dar, der es den Leistungssportlern/- innen erlaubt, ihr Publikum ohne Umwege über Journalisten zu erreichen (vgl. Horky et al., 2018). Jedoch erfordert das Bespielen von mehreren Social-Media-Kanälen mit entsprechen- dem Inhalt einen erhöhten Zeitaufwand. Nicht nur das Erstellen der Beiträge, sondern auch die Kontrolle der Reaktionen und das Beantworten von Anfragen ist zeitintensiv.

6.2 Social-Media-Marketing im Sport

Generell steht Social-Media-Marketing (aus dem Englischen für Marketing über soziale Me- dien, abgekürzt SMM) für den Einsatz sozialer Medien zur Erreichung von Unternehmens- bzw. Marketing-Zielen. Es ist ein Marketinginstrument, das der Kommunikationspolitik zuge- ordnet werden kann. Der Erfolg der Nutzer ist abhängig von diversen Aspekten wie dem Zeit- raum der Social-Media-Kommunikation, der Prominenz und dem Potenzial (vgl. Horky et al., 2018). Wer es allerdings schafft, ein zielführendes und kompetentes Social-Media-Dasein zu pflegen, kann als Profisportler/-in auch noch nach der aktiven Karriere einen Vorteil daraus ziehen. Beispielsweise können eigene zeitintensive Projekte wie Charity-Events, Fernsehshow- Auftritte oder sogar Mode-Kollektionen mit einem gewissen Bekanntheitsgrad leichter umge- setzt werden. Außerdem bieten die Schnelligkeit, Einfachheit und kostengünstige Erstellung von Inhalten eindeutig Vorteile gegenüber anderen traditionellen Instrumenten.

Kern (2016) ist der Ansicht, dass für den nötigen Erfolg beim Einsatz von sozialen Medien eine langfristig geplante Strategie und eine eindeutige Aufstellung der zu erreichenden Ziele uner- lässlich sind. Es geht darum einen wirklichen Mehrwert zu generieren und nicht nur um des Nutzens willen mit einem Profil vertreten zu sein. Die Seite muss mit ausreichend Content 30

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien gefüllt werden, um Präsenz zu zeigen. Neuer Inhalt für Beiträge sollte zum jeweiligen Charak- ter passen und möglichst keine Schwankungen im Hinblick auf Niveau und Qualität aufweisen. Ansonsten kann es passieren, dass ehemals begeisterte Fans das Interesse verlieren und sich enttäuscht abwenden, weil andere Profile unterhaltsamer und spannender gestaltet sind.

Regier und Krüger (2014) gehen davon aus, dass es hierbei hilft einen gewissen Mehrwert mit exklusiven Inhalten in Form von Insiderwissen, interessanten Gewinnspielen mit attraktiven Preisen oder individuellen Videos für die Follower zu schaffen. Wenn einmal Vertrauen zwi- schen beiden Parteien aufgebaut ist, können Sportler/-innen ihre Fans auch dazu bewegen, Beiträge im Internet weiterzuverbreiten. Damit werden diese zum Mitmachen mobilisiert und gleichzeitig entwickelt sich im Optimalfall eine noch höhere Reichweite und engere Bindung an die Follower.

Bei der Gestaltung der Inhalte gibt es, wie bereits erwähnt, viele Möglichkeiten. Vorab gilt es zu überlegen, welche Faktoren eine Rolle für den Erfolg eines Beitrages spielen. Nachfolgend werden einige Faktoren aufgelistet, die grundsätzlich beachtet werden sollten:

- Uhrzeit der Veröffentlichung Wann ist die Mehrheit der Nutzer/-innen online? Wann sind die meisten Nutzer/-innen der Zielgruppe online? - Art des Inhalts/Thema Handelt es sich um seriöse, kreative oder humorvolle Beiträge? - Form Welche Beitragsform (Text, Bild, Link usw.) nehmen die Nutzer/-innen gut an? - Fragen, die Nutzer/-innen evtl. zur Interaktion anregen

Im Social-Media-Marketing eröffnen sich für den Bereich Sport-Sponsoring neue Möglichkei- ten. Gerade die Gestaltungsfreiheit aber auch die fokussiertere Zielgruppenansprache mit ho- her Kontaktqualität machen die sozialen Medien so interessant für Sportsponsoren. Finanzkräftige Partner im Sport zu gewinnen, bleibt zwar weiterhin anspruchsvoll, Social Me- dia ermöglicht es aber, dass Sponsoring seinen Platz als eine der beliebtesten Below-the-line- Kommunikationsdiziplinen behauptet. 31

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

Für viele Sponsoren ist mittlerweile das Hauptaugenmerk ihrer Sponsorships, also der Aktivie- rung ihres gekauften Sponsoringrechtes, auf die neuen Medien gerichtet. Klassische Prä- senztools dagegen wie Namensrechte, Banden- oder Trikotwerbung werden zwar als notwendige Basis eingeordnet, sind aber in ihrer Gestaltung mit Ausnahme einiger neuer Ent- wicklungen bei der Bandenwerbung klar geregelt und wenig individualisierbar. Gestaltet wird das Sponsoring von Seiten der Unternehmen vor allem in und über die sozialen Netzwerke.

Ein weiterer Vorteil des Sportsponsorings liegt in der Vielzahl von möglichen Sponsoring-Ob- jekten und Sportereignissen. Manchmal wirkt es sogar fast so, als ob die unter Vertrag stehen- den Sponsoring-Objekte, der Club/Verein, die Mannschaft, die Sportler/-innen, im Einzelnen gar nicht mehr so wichtig sind, sondern jederzeit flexibel ausgetauscht werden können. Über- spitzt gesagt, es geht den werbenden Marken vielmehr um die Reputation mit Sport und Sportlern/-innen in den sozialen Netzwerken agieren zu dürfen. Dem Sponsoren stehen viele Optionen zur Verfügung, wie die Sportler/-innen eingesetzt werden können: u.a. in der Medi- awerbung, bei der Durchführung von Autogrammstunden innerhalb der Verkaufsförderung oder auch bei Meet & Greets mit wichtigen Kunden. Doch nicht nur Unternehmen profitieren vom Sportsponsoring, sondern auch die Gesponser- ten. Aus Sicht von Walzel und Schubert (2018) eignet sich das Sportsponsoring als Finanzie- rungs- und Beschaffungsinstrument. Von einem Finanzierungsinstrument wird gesprochen, wenn der Gesponserte gegen die Gewährung von Kommunikationsrechten einen Geldbetrag erhält. Wenn der Gesponserte von seinem Sponsor Dienstleistungen (z.B. Know-how) oder Sachmittel (z.B. Sportgeräte, Autos, Kleidung) zur Verfügung gestellt bekommt, so ist das als Beschaffungsinstrument zu definieren.

Momentan wird der Bereich Soziale Medien wie folgt analysiert: Auf der einen Seite werden diese Tools eingesetzt, um Daten (z.B. für die Marktforschung) zu generieren und auf der an- deren Seite gilt es vorrangig, die vorhandenen Informationen (z.B. von Texten, Bildern oder Videos) zu nutzen und auszuwerten (vgl. Scheffler, 2014). Abschließend erfolgt eine Erfolgs- kontrolle. Hierbei kann auch von Monitoring gesprochen werden, was das Ermitteln und Be- obachten von Aktivitäten zu bestimmten Keywords, Personen und Themen im Internet

32

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien umfasst. Alle Ergebnisse des Monitorings können in einem übersichtlichen Reporting zusam- mengefasst werden. Das Reporting kann als Bewertungs- und Entscheidungsgrundlage helfen, strategische Veränderungen für den zukünftigen Social-Media-Auftritt zu planen. Ein weiterer Vorteil von Social-Media-Monitoring ist demnach die Möglichkeit, Wettbewerber/-innen in den sozialen Medien permanent im Blick halten zu können, um bei Bedarf prompt zu reagie- ren. Es dient also als Frühwarnsystem, welches dabei helfen kann, Krisen vorzubeugen. Dar- über hinaus lassen sich mittels Monitoring Meinungsführer identifizieren.

6.3 3-Ebenen-Modell Sozialer Medien von Michelis

Im folgenden Kapitel soll das 3-Ebenen-Modell Sozialer Medien (vgl. Michelis, 2015) darge- stellt werden, um dem Leser eine Grundlage für die weiteren Ausführungen zu vermitteln.

Abbildung 2 3-Ebenen-Modell Sozialer Medien (Michelis, 2015, S. 23)

Dieses Modell lässt sich in drei Ebenen einteilen. Alle Elemente, die zu dem Bereich Social Media zählen, sind die Basis für die individuelle Ebene. Die technologische Ebene ist die Vo- raussetzung für die wirklichen, sichtbaren Charakteristika und die vorhandenen Anwendun- gen. Die beiden Ebenen werden von der dritten, der sozio-ökonomischen Ebene umfasst, welche sich aus den Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft zusammensetzt. Durch

33

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien dieses Modell wird der weitläufige Begriff „Social Media“ eingegrenzt und seine Verwen- dungsbereiche werden erklärt.

Individuelle Ebene Wer in den sozialen Netzwerken aktiv ist, verfasst eigene Beiträge und teilt sich dadurch der Gesellschaft mit. Der jeweilige Beitrag hängt davon ab, wie aktiv ein User ist und welche Cha- raktereigenschaften er aufweist. Die Bandbreite reicht von täglichen Posts bis hin zu Usern, die selten etwas von sich preisgeben. Jemand, der sich überdurchschnittlich oft und vor allem regelmäßig mit den gleichen Kontakten austauscht, wird als Vermittler bezeichnet. Im Gegen- satz dazu gibt es Kenner, die soziale Plattformen nutzen, um anderen Usern ihr Fachwissen zu vermitteln. Sie können selbst „Journalist“ sein, eigene Beiträge verfassen und veröffentlichen, über fremde Artikel urteilen oder mit Hilfe ihres Fachwissens Fragen in Foren beantworten.

Nach der Nielsen-Regel (vgl. Nielsen, 2006) gibt es drei unterschiedliche Nutzer:

Abbildung 3 Nielsen-Regel (Michelis, 2015, S. 24)

Zur aktiven Gruppe zählt der Däne Jakob Nielsen lediglich ein Prozent der User, welche ihre Beiträge aktiv auf Social-Media-Plattformen veröffentlichen. Neun Prozent der Nutzer posten selten eigenen Content, sie kommentieren und beurteilen eher die Posts der Aktiven. Zu der größten Fraktion zählen die passiven Nutzer, die nur bereitgestellte Informationen für sich beanspruchen, was auf etwa 90 % zutrifft. Nachdem die jeweiligen Nutzer aber spontan ihre 34

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

Verhaltensweisen ändern (aktiv zu passiv und umgekehrt), kann dieses Modell mit seiner Gruppierung von Individuen in homogene Aktivitätssegmente nur verdeutlichen, dass es schwierig ist, die sich schnell verändernde Dynamik von Social Media festzuhalten. Hieraus lässt sich schließen, dass sich die sozialen Netzwerke in Zukunft so weiterentwickeln, wie ihre Nutzer sie lenken.

Jedes Individuum kann, wie bereits erwähnt, relativ schnell und ohne Umwege eigene Bei- träge veröffentlichen, eine große Anzahl von Empfängern erreichen und somit eine große Reichweite erzielen. Dadurch ist es möglich, sich als Prosument (Konsumenten, die zugleich Produzenten sind) oder Co-Innovator an ein Unternehmen zu binden und ebenfalls von des- sen Gewinn zu profitieren. Je nachdem wie sich zukünftig die Bevölkerung mit ihren Wün- schen, Erfahrungen, Fähigkeiten etc. weiterentwickelt, werden sich auch die neuen Medien hinsichtlich ihres technologischen Fortschritts orientieren. Daraus lässt sich schließen, dass nicht die technologische Determinante für den späteren Gebrauch verantwortlich ist, sondern die individuellen Ziele jedes Einzelnen.

Technologische Ebene

Abbildung 4 Technologische Ebene (Michelis, 2015, S. 25)

35

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

Mittels der technologischen Ebene können Nutzer via Webseiten aus vorhandenen Baustei- nen eigene Beiträge in sozialen Netzwerken kreieren (vgl. Michelis und Schildhauer, 2018). Ohne diese Bausteine gäbe es keine Interaktion und Partizipation auf Social-Media-Kanälen. Allerdings ist der Begriff Technologie in Bezug auf soziale Medien längst überholt. Anwendun- gen wie zum Beispiel Apps gehören zum Alltag der Gesellschaft und werden kaum noch als richtige Technologie empfunden. Ihre Funktionsweise basiert zwar auf den neuesten techno- logischen Erkenntnissen, aber ihr Status entspricht Medien wie Fernsehen oder Radio.

Zu den zentralen Prinzipien der technologischen Ebene zählen Modularität, Variabilität und Automatisierung. Modularität entspricht den vielseitigen Kombinationsweisen von einzelnen Modulen wie Speicherplattformen oder Onlinediensten. Mit diesen Hilfsmitteln ist es einfach, digitale Filme oder andere Medienobjekte mit Anwendungen der sozialen Medien zu verknüp- fen. Aufgrund der Automatisierung ist es für die Social-Media-Nutzer nicht schwierig, ihre sämtlichen Profile miteinander zu verbinden und schnell alle möglichen Änderungen vorzu- nehmen. Ohne das Prinzip Automatisierung fehlt eine der Grundvoraussetzungen für das Funktionieren von Social Media (vgl. Brugger, 2012). Das letzte Prinzip ist die Variabilität, jeder Nutzer kann ganz individuell seine Accounts verwalten und entscheiden, wann und wo er ei- nen Beitrag veröffentlicht.

Die technologische Ebene steht in wechselseitigem Austausch mit den beiden anderen Ebe- nen, während Konzepte und Praktiken einer Ebene jedoch auch von einer anderen Ebene übernommen werden. Die angesprochene Korrelation wird unter anderem auch als Transko- dierung zwischen den Ebenen bezeichnet (vgl. Manovich, 2001).

Sozio-ökonomische Ebene Es steht jedem Nutzer frei, inwieweit er das jeweilige soziale Medium nutzt und welche Inhalte er veröffentlichen will. Dies hat spezielle Auswirkungen auf die sozio-ökonomische Ebene, denn dadurch werden nicht nur soziale Strukturen verändert, sondern auch ökonomische Strukturen. Diese Auswirkungen entstehen dadurch, dass der Zusammenschluss von vielen Individuen die universelle Einsatzfähigkeit der sozialen Medien ausmacht. Jeder Nutzer kann auf die Beiträge der anderen zurückgreifen, dadurch verschwindet die klassische Hierarchie 36

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien zwischen Medien und Menschen. Präziser ausgedrückt: die Medien entstehen heutzutage erst und gerade durch die Beteiligung von vielen Menschen. Nicht nur im Bereich der sozialen Me- dien gibt es mittlerweile keine klaren Grenzen mehr, dies trifft nun auch auf den Wirtschafts- sektor zu. Die Abgrenzung zwischen Konsument und Produzent, Anbieter und Nachfrager oder Mitarbeiter und Kunde fällt zunehmend schwerer.

„Auf der sozio-ökonomischen Ebene haben die Sozialen Medien zu einer Vielzahl von Entwicklungen geführt, die sich in fünf übergeordnete Trends zusammenfassen lassen: authentische Kommunikationsformen, symmetri- sche Beziehungen zwischen Anbieter und Nachfrager, selbstorganisierte Gruppenaktivitäten, emergente Märkte sowie nichtmarktliche Formen der Produktion.“ (Michelis & Schildhauer, 2018, S. 1206)

Die aufgezählten Trends werden im Anschluss kurz beschrieben, sie sind unter anderem als Leitsätze zu verstehen, an denen sich Unternehmen, Verbände aber auch Privatpersonen ori- entieren können (vgl. Brugger, 2012):

Authentische Kommunikationsformen Im eigenen Interesse sollten Nutzer/-innen von sozialen Medien versuchen, aktive, offene, glaubwürdige und faire Gesprächspartner zu sein. Aufrichtiges und aufmerksames Zuhören ist dabei ebenfalls essentiell. Denn echtes Zuhören zählt zu den Grundvoraussetzungen, um eine zwischenmenschliche Bindung zu einer Person aufbauen zu können. Ohne Berücksichtigung dieser Kommunikationsformen wird es große Mühe machen, neue Märkte zu erschließen ge- schweige denn neue Follower zu generieren.

Symmetrische Beziehungen zwischen Anbieter und Nachfrager Aufgrund der wachsenden Digitalisierung ist es einfacher geworden, sich untereinander zu vernetzen, um sich beispielsweise gegen ein Unternehmen bzw. eine Marke zu positionieren, wenn die Konsumenten mit den Produktionsbedingungen z.B. in Billiglohnländern wie China, Kambodscha oder Indien nicht einverstanden sind. Um dem entgegenzuwirken ist eine sym- metrische Teilhabe erforderlich. Demnach sollen Kunden nach Möglichkeit als gleichberech- tigte Partner angesehen werden (vgl. Urban und Carjell, 2016).

37

Theoretische Grundlagen: Soziale Medien

Selbstorganisierte Gruppenaktivitäten Heutzutage ist es nicht nur relativ einfach eine Gruppe zu gründen, es entsteht mittlerweile auch kein über das übliche Maß hinausgehender Mehraufwand, um diesen Verband zu erhal- ten. Der Zusammenschluss von mehreren Personen zu einer Gruppe erleichtert es gemein- same Vorhaben umzusetzen. Innerhalb der sozialen Medien ist das leicht zu realisieren und gleichzeitig können die zu erledigenden Aufgaben auf kurzem Kommunikationsweg verteilt werden.

Emergente Märkte Um das größtmögliche Potential eines Unternehmens zu nutzen, macht es unter anderem Sinn, seinen Kunden zu folgen und innerhalb ihrer Netzwerke (z.B. Facebook-Gruppen) proak- tiv zu werben.

Nichtmarktliche Formen der Produktion Wikipedia als Crowdsourcing-Projekt demonstriert, dass es möglich ist, viele Individuen für ein gemeinsames Projekt mittels kollaborativem Arbeitsmanagement zu begeistern, ohne diese dafür extrinsisch zu belohnen.

Somit ist abschließend festzuhalten, dass das Drei-Ebenen-Modell einen Ansatz darstellt, der vor allem versucht, die Vielseitigkeit von sozialen Medien aufzuzeigen. Besonders deutlich wird dabei auf die verschiedenen Einflüsse eingegangen, die in einer Wechselbeziehung zuei- nanderstehen und sich dadurch auf der individuellen, technologischen und sozio-ökonomi- schen Ebene bemerkbar machen. Es hebt außerdem die Konsequenzen individueller Handlungen hervor, die nicht nur die Gesellschaft betreffen, sondern auch Auswirkungen auf die Wirtschaft nach sich ziehen.

38

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

7 Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

Wehmeyer (2006) führt an: „Die Medialisierung verschiedenster Bereiche gesellschaftlichen Lebens gehört zu den Entwicklungen der Gegenwart“ (S. 4). Diese Aussage ist auch heute noch gültig. Der Leistungssport nimmt hier offensichtlich keine Sonderstellung ein, sondern ist so- gar im Gegensatz zu Recht, Kunst, Wissenschaft und Religion am stärksten auf die Präsenz in den Massenmedien angewiesen (vgl. Meyen, 2014).

Im Hinblick auf die Medialisierung des Sports liegt es in den Händen der Sportwissenschaft, der Kommunikationswissenschaft und auch der Politikwissenschaft abzuschätzen und zu re- flektieren, inwiefern der Medieneinfluss zunimmt und vor allem welche Sportarten in wel- chem Ausmaß davon betroffen sind. Nahezu zwangsläufig entwickeln sich parallel dazu negative Begleiterscheinungen, die unter anderem dazu führen, dass beispielsweise die per- sönliche Ehre oder auch das Recht am eigenen Wort bzw. Bild verletzt werden (vgl. Nolte, Bepler, Seitz & Berninger, 2014). Die (Sport-)Politik sollte demnach darüber nachdenken, ob und wie sie die Verbände und in erster Linie die individuellen Rechte der Leistungssportler/- innen stärken kann. Wenn die Faktoren Entertainisierung und Skandalisierung des Sports in den Massenmedien zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen, besteht dringend Hand- lungsbedarf.

Wird die Medialisierung des Sports im Hinblick auf die digitale Sportkommunikation betrach- tet, ist festzustellen, dass im Mittelpunkt hauptsächlich Veränderungen stehen, die durch die Digitalisierung hervorgerufen wurden. Horky et al. (2018) vertreten die Meinung, dass genau die vier folgenden Bereiche die Medialisierung des Sports bereits prägen und zukünftig noch stärker beeinflussen werden:

- Verteilung der Sportrechte - Soziale Medien als wichtiger Bestandteil des Alltags - Einsatz von Data Analytics - Langfristige Anerkennung von E-Sport

39

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

Es macht Sinn, die Aufstellung der Vollständigkeit halber weiterhin zu pflegen und an aktuelle Gegebenheiten anzupassen, da „digitale Kanäle, innovative Formen der Inhalte-Aufbereitung und digitale Sportformen“ (Horky et al., 2018, S. 175) für Veränderungen sorgen.

7.1 Elemente des Begriffs „Medialisierung“

Hier soll genauer auf die komplexen Stichworte Medialisierung und Mediatisierung eingegan- gen werden. Die vorangegangenen und auch das noch folgende Kapitel verdeutlichen, dass der Sport im Laufe der Jahre einen nicht unwichtigen Status innerhalb der Gesellschaft erlangt hat und sich im Zuge der Digitalisierung bereits seit längerer Zeit stetig verändert. Schützene- der (2019) lenkt den Blick auf die Vielseitigkeit von Sport und konstatiert, dass Sport viele verschiedene Facetten aufweist. Ihm zufolge ist Sport „Freizeit, Arbeitgeber, Wirtschaftskraft und Gegenstand der medialen Berichterstattung“ (Schützeneder, 2019, S. 17). Aus wirtschaft- licher Sicht verkörpert Sport außerdem ein begehrtes Gut, das unter anderem zu Werbezwe- cken genutzt werden kann und gleichzeitig den Markt für Übertragungsrechte ankurbelt. Meyen (2009) und Karidi (2017) kommen zu dem Schluss, dass aufgrund dieser Faktoren rund um den Sport eine Art Mediensystem entstehen konnte, welches profitorientiert vorgeht und aus strategischen Gründen einer kommerziellen Logik folgt.

Medialisierung und Mediatisierung zählen zu den erfolgreichsten, aber auch am heftigsten diskutierten Ansätzen der Medien- und Kommunikationswissenschaft (vgl. Birkner, 2017). Diese zwei Forschungsbereiche setzen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Be- deutungsgewinn der Medien in der heutigen Gesellschaft auseinander. Nach Fleischer (2018) steht jedoch fest: Beide Forschungsstränge sind der Meinung, dass Medien auf bestimmte Art und Weise wirken. Die Literatur schlägt viele Definitionsansätze und Namensgebungen wie „Medialisierung“ (vgl. Heinecke, 2014; Marr und Marcinkowski, 2006; Meyen 2014), „Media- tisierung“ (vgl. Dohle und Vowe, 2006; Marschik und Müllner, 2010; Stiehler und Horky, 2009), „Mediation“ vor, bisher hat man sich in Deutschland aber noch nicht endgültig darauf einigen können, wie dieses Phänomen zu betiteln und definieren ist. Im englischsprachigen Raum wird währenddessen der Ausdruck „mediatization“ verwendet. Man bezeichnet damit die wach- sende Durchdringung moderner Gesellschaften durch Medien. Laut Meyen (2009) verbindet

40

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport alle Medialisierungs- und Mediatisierungskonzepte trotz unterschiedlicher Definition fol- gende Gemeinsamkeit: die Medien spielen in diesem Prozess nämlich die tragende Hauptrolle.

Werden die Konzepte trotz dieser Übereinstimmung im deutschen Bezugsrahmen betrachtet, gilt es dennoch eine trennscharfe Linie zu setzen, merkt Birkner (2017) an. Seiner Meinung nach umfasst die ausgedehnte, mediale, sozialkonstruktivistische Linie die Mediatisierungs- forschung, während im Gegensatz dazu die schmale, ganzheitliche, institutionalistische Linie auf die Medialisierungsforschung zurückzuführen ist. Die Bezeichnungen „ausgedehnt“ und „schmal“ stehen für das variierende Verständnis des Medienbegriffs. Für Kinnebrock, Schwar- zenegger und Birkner (2015, S. 21) zählt die durch die Massenmedien vermittelte öffentliche Kommunikation als essentieller Bestandteil zur Medialisierungsforschung, indessen stehen bei der Mediatisierungsforschung „Massenmedien, Medien der interpersonalen Kommunikation und interaktive Computermedien“ gleicherweise im Mittelpunkt.

„Mediatization generally refers to the process through which core elements of a social or cultural activity (e.g., politics, religion, and education) become influenced by and dependent on the media.” (Hjarvard, 2012, S. 30)

Birkner (2017, S.15) unterstützt Hjarvads Ansicht und ordnet „Anpassungen im Handeln von Akteuren gegenüber den Massenmedien“ dem Medialisierungsprozess zu, dem gegenüber setzt er „das Agieren von Akteuren mit Medientechnologien“ im Hinblick auf die Mediatisie- rung. Nach Hepp und Krotz (2012, S. 9) fokussiert die Medialisierung den Standpunkt der Mas- senmedien in Bezug auf die diversen gesellschaftlichen Subsysteme (Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Recht, Religion etc.) und die Mediatisierung konzentriert sich auf die gegenseitige Abhängigkeit von sozialem Handeln und der „zunehmenden Zahl und Bedeutung von Medien der interpersonalen sowie der interaktiven Kommunikation“. Die einzelnen Betrachtungsweisen und oben aufgeführten Namensgebungen der verschiede- nen Kommunikationswissenschaftlern bestätigen die Annahme, dass die schon immer beste- henden divergierenden Auffassungen auch heute noch uneins sind. Aufgrund dieser Tatsache gelten werden beide Konzepte (Medialisierung/Mediatisierung) als zukunftsweisend einge- stuft, allerdings ist fraglich ob sie wirklich neue wissenschaftliche Erkenntnisse erbringen. Letztendlich wird durch die unterschiedliche Schreibweise erkennbar, welches Konzept be- handelt und damit unterstützt wird.

41

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

In dieser Arbeit verwendet die Autorin lediglich den Begriff „Medialisierung“, um etwaige Be- deutungsprobleme im Zusammenhang mit der Belegung des Begriffs „Mediatisierung“ in an- deren wissenschaftlichen Bereichen zu vermeiden. Medialisierung steht hier für die immer stärker werdende Positionierung und Einflussnahme der Medien im Sportbereich.

7.2 Anpassung an die Medienlogik

„Media logic can be understood as a particular way of seeing, covering, and interpreting social, cultural and political phenomena. According to the the- ory, the various media formats, the production processes and routines, and the media’s own need for compelling, attention grabbing, and dramatic sto- ries shape how the media perceive, cover, and interpret social affairs.” (Strömbäck & Esser, 2009, zitiert nach Heinecke, 2014, S. 52)

Wenn über Medialisierung als Anpassung an die Logik der Medien gesprochen wird, gilt das natürlich nicht gleichermaßen für alle Sportarten. Die Anpassungserscheinungen können sehr unterschiedlich sein und ganz verschiedene Bereiche betreffen. Gemäß Dohle und Vowe (2006) setzt die Bestimmung von Mediatisierungsprozessen im Sport vier Beobachtungen vo- raus: - Sport verändert sich strukturell in zeitlicher, sachlicher und sozialer Hinsicht. - Die Veränderungen sind (mehr als früher) auf mediale Einflüsse zurückzuführen. - Der Medieneinfluss wächst im Vergleich zu anderen relevanten Faktoren. - Hier ist die Rede von einem anhaltenden übergreifenden Prozess, der sich nicht nur auf ein Land, eine Sportart oder einzelne Akteure beschränkt.

Die Annahme, dass ein Anpassungsprozess des Sports an die Medien erfolgt, gilt es zu bewei- sen, befinden Beck und Kolb (2009). Wissenschaftler versuchen das bereits, indem sie exemp- larisch einzelne Veränderungen der Bestandteile von Sportarten, die aufgrund von medialen Einflüssen eingeführt wurden, ermitteln. Ein dabei oft aufgezähltes Beispiel ist der Einsatz ei- nes zwei Millimeter größeren und etwas langsameren Ball beim Tischtennis, den Fernsehzu- schauer/-innen dadurch besser sehen können oder die Verordnung für Volleyballerinnen, bei internationalen Turnieren ein möglichst knappes Sportoutfit tragen zu müssen. Solche Bei- spiele werden gern angeführt, denn sie sind leicht nachzuvollziehen. Allerdings kritisieren Beck und Kolb (2009) daran, dass in diesen Studien meist nur Einzelfälle knapp dargestellt

42

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport werden, die keine wirklichen Beurteilungen über allgemeingültige Entwicklungstendenzen in- nerhalb einer Sportart respektive über mehrere Sportarten zulassen. Es gibt mittlerweile aber auch Versuche, allgemeine Merkmale für die Medialisierung des Sports zu definieren. Stiehler (2003) versucht eine abgestufte Skizzierung seiner Ausführungen, was die Veränderungen im Sport betrifft, herauszuarbeiten. Seine Erkenntnisse und die Untersuchungen von anderen Au- toren (beispielsweise Bosshart & Beck, 2006; Kühnert, 2004; Digel & Burk, 1999) ergeben eine Sammlung von verschiedenen Entwicklungstendenzen (vgl. Beck & Kolb, 2009). Zu Recht hebt Stiehler (2003) hervor, dass es schwierig ist, Modifizierungen im Sport selbst von Veränderun- gen der medialen Berichterstattung über den Sport zu unterscheiden.

Meyen (2009) betont in seinen Forschungsansätzen, wie wichtig es ist, dem Handeln von ein- zelnen Personen ausreichend Beachtung zu schenken, um die Hintergründe des Phänomens Medialisierung beleuchten zu können.

„Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass sich das Verhalten und der All- tag von Menschen, Organisationen, Institutionen und Systemen verändert, weil Akteure davon ausgehen, dass Massenmedien nicht wirkungslos sind.“ (Meyen, 2009, S. 36)

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet heißt das dementsprechend, dass medienbezogenes Handeln nicht nur durch die tatsächliche Einflussnahme von Massenmedien ausgelöst wird, sondern es spielt auch eine Rolle, inwiefern den Medien selbst Wirksamkeit zugestanden wird. Im Hinblick auf die Erzeugung von bestimmten medienbezogenen Konzepten bzw. die Adap- tion an die Medienlogik, welche den Schwerpunkt von Medialisierung darstellt, gilt das Glei- che (vgl. Schrott, 2009). Für Karidi (2017, S. 44) umfasst die Medienlogik im Allgemeinen den Umgang der Massenme- dien unter Berücksichtigung „aller an der Nachrichtenproduktion beteiligten Prozesse“. Dieser Grundgedanke verfolgt unter anderem inwiefern die verschiedenen Medieninhalte von Struk- turdynamiken gelenkt werden (vgl. Bieg, 2019). Hepp und Krotz (2012) erweitern den Begriff der Medienlogik sogar und untergliedern diesen in die drei folgenden Subjekte: technologi- sche Medienlogik, sozialkulturelle Medienlogik und Akteurslogik der Medien. Am Begriff Medienlogik wird allerdings kritisiert, dass er zu viele verschiedene Betrachtungs- weisen hinsichtlich der Medien zulässt und eher einer unkonkreten Metapher entspricht.

43

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

7.3 Mediatisierungstreppe von Dohle & Vowe

Im nächsten Absatz soll ein achtstufiges Modell (Mediatisierungstreppe vgl. Dohle & Vowe, 2006) zur Analyse medienbedingter Veränderungen des Sports dargestellt werden, um dem Leser eine Grundlage für die weiteren Ausführungen zu vermitteln:

Dieses Modell erlaubt es, die facettenreichen Phänomene im Spannungsfeld von Sport und Medien zu beschreiben und gruppieren. Die einzelnen Stufen der Mediatisierungstreppe gel- ten für die Bestandteile des Handlungsfeldes Sport. Die medienbedingten Veränderungen des Sports werden so differenziert und in verschiedene Hierarchie-Ebenen unterteilt. Laut Marco Dohle und Gerhard Vowe fallen die Modifizierungen mit jeder Stufe schwerwiegender und nachhaltiger aus. Demnach ist zu vermuten, dass sich die betrachtete Sportart auf der jeweils nächsthöheren Stufe umso mehr verändert. Diese Hypothese wurde allerdings nicht empirisch geprüft.

„Dadurch, dass die in der Literatur genannten Beispiele für medienbedingte Veränderungen des Sports in das Modell eingeordnet werden, kann sie aber plausibilisiert werden. Die Abfolge der Stufen impliziert nicht zwingend eine zeitliche Reihenfolge. Ebenfalls wäre empirisch zu prüfen, wann in den ein- zelnen Sportarten und Sportformen die Mediatisierung auf den einzelnen Stufen einsetzt.“ (Dohle & Vowe, 2006, S. 20)

Abbildung 5 Mediatisierungstreppe (Dohle & Vowe, 2006, S. 21)

Die verschiedenen Stufen der Mediatisierungstreppe werden nun exemplarisch vorgestellt und anhand diverser Beispiele erläutert.

44

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

Auf der ersten Stufe befinden sich die mediatisierten Instrumente, die zur Verbesserung der medialen Verwertbarkeit beitragen sollen. Im Rückblick auf die Fußball-WM 1970 kann hierbei unter anderem an den „Telstar“ (Fußballmodell) gedacht werden, der extra entwickelt wurde, damit die Fernsehzuschauer/-innen das Fußballspiel besser verfolgen können (vgl. Vowe, 2006).

Veränderte mediatisierte Rhythmen gewinnen im nächsten Schritt an Bedeutung, d.h. die Zeitstrukturen von Sportereignissen passen sich an die Medienlogik an: Die Spieltage der Bun- desliga beschränken sich seit 1992 nicht mehr nur auf den Samstag, sondern sind über das ganze Wochenende verteilt und gelegentlich finden auch noch Spiele am Montag statt, da die Käufer der Übertragungsrechte ihren Kunden alle Spiele möglichst überschneidungsfrei anbie- ten wollen, um alle Faninteressen bedienen zu können. Auch die Spiele der englischen Premier League finden extra am Samstagmittag statt, damit diese in Asien während attraktiven Sen- dezeiten gezeigt werden können.

Die dritte Stufe umfasst die mediatisierten Arenen, darunter sind hochmoderne Sportstätten zu verstehen, die der medialen Berichterstattung immer mehr angepasst werden. Videowürfel mit großen Projektionsflächen für Werbung, „fliegende“ Seilkameras, kostenfreies WLAN- Netz auf den Tribünen etc. sind längst keine Seltenheit mehr (vgl. Stiehler, 2016).

Das mediatisierte Erleben (Stufe 4) wird durch die gesteigerte Nähe, Dynamisierung und Emo- tionalisierung innerhalb der Berichterstattung ausgelöst. Seit der Fußballsaison 2017/18 wird beispielsweise ein Video-Assistent in der Bundesliga eingesetzt. Voraussetzung für ein Eingrei- fen des video-Assistenten ist jeweils, dass nach seiner Einschätzung eine klare und offensicht- liche Fehlentscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz vorliegt.

Die fünfte Stufe repräsentiert die mediatisierten Akteure, die Berichterstattung konzentriert sich überwiegend auf einzelne Sportler/-innen, genauer gesagt auf die Sport-Prominenz. Es geht nicht mehr nur darum, als Sportler/-in ein Vorbild zu sein, sondern im Optimalfall eine Werbeikone zu verkörpern.

45

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport

Daraufhin folgt Stufe 6 mit den mediatisierten Ressourcen, dazu zählt die Ökonomisierung und die Entwicklung neuer Finanzierungsmodelle, welche den Sportlern/-innen, Vereinen, Verbän- den und letztlich auch den Medien hohe Geldsummen einbringen. Beispielsweise verfügen Spitzenvereine aufgrund der Fernsehübertragungsrechte über eine zentrale Einnahmequelle.

Die vorletzte Stufe stellen mediatisierte Regeln dar, mit denen Spiele schneller und damit für die Zuschauer (und die Medien) spannender werden. Deshalb wurden beim Basketball neue Zeitvorgaben oder beim Volleyball und Tischtennis neue Zählweisen eingeführt.

Zu guter Letzt gilt es die mediatisierten Varianten (Stufe 8) zu nennen, hier ist die Rede von neuen Wettkampf-Formen wie Biathlon oder Beachvolleyball, die für mitfiebernde Zuschauer sorgen sollen.

Die Mediatisierungstreppe wird drei Jahre später leicht modifiziert (vgl. Dohle et al., 2009). Seitdem lauten die Stufen wie folgt:

1) Mediatisierte Instrumente 5) Mediatisierte Handlungen

2) Mediatisierte Räume 6) Mediatisierte Ressourcen

3) Mediatisierte Rhythmen 7) Mediatisierte Regeln

4) Mediatisierte Akteure 8) Mediatisierte Sportvarianten

Hinsichtlich der Entwicklung im Kunstturnen ist festzuhalten, dass es zwar über die Jahre hin- weg etliche Veränderungen (z.B. Erfindung Sprungtisch seit 2001 oder Änderungen von Wer- tungsvorschriften usw.) in einzelnen Bereichen gegeben hat, dass es aber schwierig ist, diese ausschließlich im Zusammenhang mit der fortschreitenden Medialisierung zu verknüpfen. Innerhalb der Stufen (1,2,3,5,6,7,8) wäre es angebracht, verschiedene Modifizierungen durch- zuführen, um eine höhere mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Der seit Oktober 2016 in Tokio ins Amt des FIG-Präsidenten gewählte Japaner Morinari Watanabe vertritt diese Ansicht und hat in einem offenen Brief6 zu mehr „Innovation im Sinne

6 www.gymmedia.de/Geraetturnen/FIG-Praesident-Watanabe-kuendigt-weitreichende-Veraenderungen-2, ab- gerufen am 15.4.2019 46

Theoretische Grundlagen: Medialisierung im Sport von entscheidenden Neuerungen und Änderungen organisatorischer Abläufe und Wettkampf- formate, neuem Marketing, neuer Regeln, neuer Bildung und Ethik“ aufgefordert und spricht dabei von „neuen innovativen Turn- und Gymnastik-Gemeinschaften“ weltweit. Erste Schritte sollen dabei im Mai 2018 beim FIG-Council bis Dezember 2018 zum nächsten FIG-Kongress entwickelt werden. Außerdem soll ab der WM 2018 in Doha der Videobeweis7 eingeführt werden. Das neue Ver- fahren besteht aus drei Kameras, die ein dreidimensionales und in Einzelsequenzen zerlegba- res Bild erzeugen, das Abweichungen von den im Regelwerk vorgegebenen Übungsnormen exakt dokumentiert. Bislang gibt es für Kampfrichter in Zweifelsfällen nur die Möglichkeit, sich Teile einer Übung nachträglich anzuschauen.

Im Rahmen dieser Seminararbeit wird u. a. überprüft, inwieweit bereits Veränderungen auf der vierten Stufe (Mediatisierte Akteure) stattgefunden haben.

7 www.bit.ly/2EAia7O, abgerufen am 15.4.2019 47

Operationalisierung

8 Operationalisierung

Die methodische Vorgehensweise erfolgt wie bereits erwähnt mittels Inhaltsanalyse. Exemp- larisch werden dafür 18 verschiedene Online-Artikel herangezogen.

Zuerst wurde mithilfe von Google Trends ermittelt, wie viele Suchanfragen hinsichtlich der Namen der Leistungsturner/-innen im Untersuchungszeitraum durchgeführt wurden, um diese anschließend in Relation zueinander setzen zu können. Die Zeiträume mit den drei höchsten Peak-Werten waren Ausgangspunkt für die stichprobenartige Auswahl der Artikel. Die Auswertungen basieren auf der dokumentarischen Methode nach Bohnsack (2014). Diese Analysemethode ist in zwei Schritte unterteilt - die formulierende Interpretation und die re- flektierende Interpretation. Der erste Schritt erfolgt durch das induktive Herausarbeiten der thematischen Struktur (Gliederung) und durch das Paraphrasieren, um sich auf diese Weise einen ersten Überblick zu verschaffen. Hauptthemen sind in diesem Fall Titel, Inhalt und Um- fang. Im zweiten Schritt erfolgt eine Rekonstruktion und Explikation des Rahmens, innerhalb dessen das Thema abgehandelt wird. Dadurch werden Bedeutungszusammenhänge identifi- ziert. Eine strikte Trennung der beiden Schritte findet in der vorliegenden Arbeit nicht statt. Vielmehr sind es fließende Übergänge, die von der reinen Beschreibung bis hin zur Interpre- tation vollzogen werden.

Nicht unmittelbar in der Inhaltsanalyse erfasste Teilaspekte, die zur Beantwortung der weite- ren Forschungsfragen dienen, werden im Ergebnisteil mittels qualitativer Exkurse (Interview- aussagen) ausgewertet. Zunächst wird ein theoretisches Suchraster entwickelt. Dieses leitet sich aus den theoretischen Vorüberlegungen der Studie ab und enthält unter anderem auch die einzelnen Themenblöcke der Forschungsfragen. Das angewendete Kategoriensystem ba- siert zum einen auf Kategorien, die in einer thematisch ähnlich gelagerten empirischen Studie (vgl. Birkner & Nölleke, 2016) zum Einsatz kamen, zum anderen aber auch auf Kategorien, die aus der Theorie bzw. Voranalyse abgeleitet wurden. Tauchten unerwartete, aber doch rele- vante Informationen auf, wurde das Kategoriensystem durch eine neue Kategorie erweitert. Die zugeordneten Informationen wurden von der Autorin dieser Arbeit als wichtig interpre- tiert und in eigenen Worten zusammengefasst. Sicherlich decken die verwendeten Kategorien

48

Operationalisierung nicht alle möglichen Forschungsansätze zu diesem Themenbereich ab und es gibt noch wei- tere Faktoren, die zukünftig bei Folgestudien ergänzt werden müssen. Die Erforschung aller denkbaren Kategorien würde aber den hier definierten Rahmen sprengen, deshalb hat sich die Autorin auf insgesamt 18 ausgewählte Kategorien beschränkt.

Zur Beantwortung der 2. Forschungsfrage wurden folgende Kategorien gebildet:

- Medaillensieg - Privatleben - Körper - Werbung - Psyche - Misserfolg

Zur Beantwortung der 3. Forschungsfrage wurden folgende Kategorien gebildet:

- Mediale Effekte - Indirekte mediale Effekte - Mediale Präsenz - Medienverbundene Handlungsweisen - Mediale Darstellung von Wettkämpfen - Rolle von Sponsoren - Rolle von Verbänden - Mehr Erfolg im deutschen Turnbereich - Medaillen-Fixierung - Stellenwert von eigenen Elementen - Doping - Athletenleben

Auf der nächsten Seite soll das ausgearbeitete Kategoriensystem im Detail vorgestellt werden. Die ausführliche Darstellung dient dazu die Transparenz sowie die Nachvollziehbarkeit der Un- tersuchung zu gewährleisten.

49

Operationalisierung

Subforschungsfrage 2

Medaillensieg Abgeleitet aus der Studie „Team Rio für Deutschland und Social Media - Eine Analyse ausge- wählter Social-Media-Aktivitäten“ von Kallischnigg (2019) dienen die Ausprägungen bisherige Siege und Trainer der Kategorie „Medaillensieg“. Die Inhalte, die zur Subkategorie Bisherige Siege passen, umfassen die namentliche Erwäh- nung eines Medaillengewinns und außerordentlicher Leistungen. Auch Fotos oder Hashtags, die damit in Verbindung gebracht werden, zählen dazu. Außerdem wird überprüft, ob den unterstützenden Trainer/-innen Wertschätzung entgegengebracht wird.

Privatleben Nach Nölleke und Birkner (2019) zählen unter anderem folgende Faktoren zur Kategorie „Pri- vatleben“: alltägliche Aktivitäten, Kleidung, Essen, Tiere und Urlaub. Für die Forschende spielen bei dieser Untersuchung die Themen Familie und Freunde eine zusätzliche bzw. wichtige Rolle. Ohne den Rückhalt und der Struktur der eigenen Familie ist es als Sportler/-in schwer und mühsam eine professionelle Karriere anzustreben.

Körper Für Trültzsch (2011) gilt die Kategorie „Körper“ meist im Zusammenhang mit sexueller Dar- stellung von Leistungssportlern/-innen. Es ist zu überprüfen, wie sich die Athleten/-innen selbst auf ihren sozialen Profilen präsentieren. Nackte Oberkörper und Posen, um mehr Aufmerksamkeit durch spielende Muskeln zu gene- rieren, werden eindeutig dieser Kategorie zugeordnet.

Werbung Die Kategorie „Werbung“ bezeichnet alle Darstellungsformen, die im Zusammenhang mit Markeneinbindungen verwendet werden. Zusätzlich werden auch beworbene Events, die in irgendeiner Form mit den Sportlern/-innen in Verbindung gebracht werden, berücksichtigt.

50

Operationalisierung

Genannte Sponsoren und deren Produktplatzierungen, zählen ebenfalls zum Auswertungsma- terial. Die Kommunikation bzw. Interaktion mit Fans ist ein weiterer wichtiger Bestandteil die- ser Kategorie.

Psyche Durch die Kategorie „Psyche“ wird festgehalten, wie sich die Sportler/-innen über ihre Cha- rakterzüge darstellen. Je nach Wesenstyp zeigen sich die Faktoren Motivation, Ehrgeiz, Stärke und Emotionalität während diversen Situationen in unterschiedlicher Ausprägung. Hier wird besonders auf die Inhalte der Text-Beiträge geachtet.

Misserfolg Innerhalb der Kategorie „Misserfolg“ soll herausgefiltert werden, inwiefern die Athleten/-in- nen negative Erfahrungen mit ihren Fans teilen. Häufig scheitern sie an den Schwierigkeiten von neuen Übungsteilen oder verletzen sich aufgrund von Nervosität bzw. Blackouts während Wettkämpfen. Die Komponente Stürze soll überprüfen, ob auch schlechte Leistungen von den Turnern/-innen selbst veröffentlicht werden.

Subforschungsfrage 3

Mediale Effekte Im Zuge der Analyse der Kategorie „Mediale Effekte“ wird untersucht, ob die Sportler/-innen innerhalb ihres Umfelds überhaupt mediale Effekte wahrnehmen und interpretieren können. Außerdem soll überprüft werden, wie hoch sie den Stellenwert der medialen Berichterstat- tung über sie selbst und ihre Leistungen einschätzen und welche Auswirkungen diese auf ihren Bekanntheitsgrad hat.

Indirekte mediale Effekte Birkner und Nölleke (2016) erwähnen in ihrer Studie „Soccer Players and Their Media-Related Behavior: A Contribution on the Mediatization of Sports“ die Kategorie „Indirekte mediale Ef- fekte“ - finden ihn aber nur teilweise belegt bei einigen berühmten Fußballspielern, die sie in

51

Operationalisierung ihrer Untersuchung analysieren. Sie verstehen darunter die Einschätzung einzelner Sportler/- innen, die davon ausgehen, dass ihre Mannschaftskollegen/-innen stärker von den Medien oder Trainern/-innen beeinflusst werden als sie selbst. Als Beispiel wird hier Jens Lehmann angeführt, der aber sicher eine Ausnahmeerscheinung im deutschen Fußball ist.

Mediale Präsenz Unter der Kategorie „Mediale Präsenz“ ist allgemein jegliche Aktivität im Zusammenhang mit medialen Auftritten zu verstehen. Darunter fallen beispielsweise Fernseh-Shows, Interviews, Preisverleihungen, Marketing-Maßnahmen der Sponsoren und Charity-Events, die unter an- derem dazu dienen mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu treten.

Medienverbundene Handlungsweisen Die Kategorie „Medienverbundene Handlungsweisen“ inkludiert alle Mittel, die in irgendeiner Art und Weise von den Sportlern/-innen in Anspruch genommen werden, um fehlende Res- sourcen (Geld, Zeit, Fachkompetenzen etc.) zu kompensieren, die z.B. für die mediale Präsenz erforderlich sind. In diesem Zusammenhang wird das Kriterium Medienaffinität ebenfalls be- rücksichtigt. Außerdem wäre es interessant herauszufinden, ob beispielsweise Turner/-innen ihre Mimik und ihr Verhalten nach Kampfrichterentscheidungen, die sie als ungerecht emp- finden und nicht nachvollziehen können, vor Kameras entsprechend anpassen.

Mediale Darstellung von Wettkämpfen Im Hinblick auf die Kategorie „Mediale Darstellung von Wettkämpfen“ ist zu untersuchen wo- ran es liegt, dass die Wettkämpfe der Randsportart Turnen so selten übertragen werden, sei es im Fernsehen oder via Livestream durch das Medium Internet. Bisherige Studien zur Sport- Rezeptionsforschung beschäftigen sich nämlich hauptsächlich mit den Spitzensportarten wie beispielsweise Fußball (vgl. Huber, Kircher & Matthes, 2008).

Rolle von Sponsoren Innerhalb der Kategorie „Rolle von Sponsoren“ soll überprüft werden, welchen Status Sponso- ren und deren entsprechende Unterstützung (materieller oder finanzieller Art) für Leistungs- turner/-innen aufweisen. Auch hier spielt die Tatsache, dass Turnen eine Randsportart

52

Operationalisierung darstellt, wahrscheinlich eine nicht zu unterschätzende Rolle. Anhand von bisherigen Erfah- rungswerten können eventuell erste Einschätzungen Aufschluss zu dieser Thematik geben.

Rolle von Verbänden Unter Berücksichtigung der Kategorie „Rolle von Verbänden“ wird analysiert, welche Aufga- ben bzw. Verantwortungsbereiche den Turnverbänden und -ligen aus Sicht der Athleten/-in- nen zugeordnet sind. Zusätzlich gilt es zu recherchieren, ob die untersuchten Sportler/-innen insgesamt mit der Arbeit des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und des Deutschen Turner-Bundes (DTB) zufrieden sind und was gegebenenfalls geändert werden sollte.

Mehr Erfolg im deutschen Turnbereich Die Kategorie „Mehr Erfolg im deutschen Turnbereich“ zielt darauf ab herauszufinden, welche Strukturen sich verändern müssen, damit im deutschen Turnsport wieder bessere Leistungen auf internationalem Niveau erzielt werden. Außerdem wäre es wichtig herauszufinden, wen die Sportler/-innen dafür verantwortlich machen. Das Phänomen Fabian Hambüchen sollte möglichst kein Einzelfall bleiben.

Medaillen-Fixierung Innerhalb der Kategorie „Medaillen-Fixierung“ geht es um die Tatsache, dass viele Sportler/- innen darunter leiden, dass von der Gesellschaft nur Olympia-Medaillen oder Weltmeister- schaftstitel als echte Erfolge wahrgenommen werden. Auch die Höhe der Zuschüsse im Be- reich der Leistungsförderung ist meistens von den erzielten Ergebnissen bei großen Wettkämpfen abhängig. Dies bekräftigte der damals für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière: „Die harte Währung der Förderung sind Medaillen“ (vgl. T.M., Interview 45, 6.12.2015). Innerhalb der Ergebnispräsentation (Kapitel 9.3) werden alle Aussagen der Leistungsturner/-innen, die sich mit dieser Problematik befassen, berücksichtigt und aufge- führt.

Stellenwert von eigenen Elementen Zur Kategorie „Stellenwert von eigenen Elementen“ zählen alle Informationen, die die Bedeut- samkeit von selbst erfundenen Übungsteilen im deutschen Turnsport unterstreichen. Es gilt

53

Operationalisierung herauszufinden, was das im Detail für die jeweiligen Leistungsturner/-innen heißt und wie sie ihren Erfolg bewerten.

Doping Angelehnt an die Studie „Doping und Dopingprävention: Kenntnisse, Einstellungen und Erwar- tungen von Athleten und Trainern“ von Peters, Schulz, Oberhoffer und Michna (2009) muss im Hinblick auf die Kategorie „Doping“ untersucht werden, ob Doping eine Rolle im Turnsport spielt. Wenn dies bestätigt wird, gilt es abzuklären, welche Rolle Doping im Leistungsturnen einnimmt.

Athletenleben Unter Berücksichtigung der Studie „Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland - Zum Wandel der Wahrnehmung durch Bevölkerung und Athleten“ von Breuer, Hallmann und Ilgner (2017) soll die Kategorie „Athletenleben“ herausfiltern, wie die Turner/-innen ihr Leben als Leistungs- sportler/-innen wahrnehmen und wie viel der Sport für sie bedeutet. Es gilt zu analysieren, ob sie lieber ein „normales“ Leben führen und ein niedrigeres Trainingspensum bevorzugen wür- den.

54

Ergebnisse

9 Ergebnisse

31.12.2016) 31.12.2016)

Abbildung 5 Ergebnisse: Suchinteresse(Google 1.1.2016 Trends 55

Ergebnisse

Forschungsfrage 1 (eigene Darstellung) 1 Forschungsfrage

Gesamtüberblick der Ergebnisse zu Ergebnisse der Gesamtüberblick

1

Tabelle 56

Ergebnisse

9.1 Darstellung von Leistungsturnern/-innen als mediatisierte Personen

Die gezeigten Grafiken dienen dazu, die Ergebnisse in sinnvoller Relation zueinander darzu- stellen. Sie spiegeln das Suchinteresse der deutschen Gesellschaft bezüglich der untersuchten Turner/-innen wieder. Die eingeklammerten Werte von 0-100 (siehe Tabelle 1) geben das Su- chinteresse in Relation zum höchsten Punkt in Abbildung 2 an. Der Wert 100 steht für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs. Der Wert 50 bedeutet, dass der Begriff halb so beliebt ist und der Wert 0 bedeutet, dass für diesen Begriff nicht genügend Daten vorlagen.

Im zweiten Tabellenabschnitt sind die verschiedenen Themenbereiche aufgeführt, die den In- halt des jeweiligen Artikels mit einem Überbegriff kategorisieren. Darüber hinaus soll die Rubrik Typologie einen Überblick über die diversen Betitelungen verschaffen, mit welchen die Turner/-innen im Laufe ihrer sportlichen Karriere versehen werden. Diese stehen in den hier untersuchten Berichten im Zusammenhang mit der erbrachten aktuellen Leistung. Bei einem schlechten Ergebnis führt das zu Spitznamen mit negativem Charakter (siehe beispielsweise Andreas Bretschneider), liefert der/die Athlet/-in im Gegensatz dazu die gewünschte Perfor- mance, wirkt sich das positiv auf sein/ihr Image aus. Der letzte Tabellenabschnitt verweist auf die verwendeten Online-Quellen.

Bei allen sechs Leistungsturnern/-innen: Fabian Hambüchen, Andreas Toba, Andreas Bret- schneider, Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer und Tabea Alt wird innerhalb des Jahres 2016 wäh- rend den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro das maximale öffentliche Interesse an ihrer Person erreicht. Bei genauerer Betrachtung der drei höchsten Peaks fällt auf, dass bei Hambü- chen und Toba das Suchinteresse nach ihrem Auftritt bei Olympia ansteigt. Im Gegensatz dazu ist das allgemeine Interesse an Bretschneider und Seitz auch schon teilweise während der Olympia-Vorbereitungszeit leicht verstärkt. Was sich bei Schäfer und Alt bemerkbar macht, ist die Tatsache, dass ihnen im Vorfeld und im tatsächlichen Olympiazeitraum vermehrt Aufmerk- samkeit geschenkt wird, danach stagniert die Nachfrage nach ihrer Person allerdings. Im Ge- gensatz zu anderen Sportarten macht sich kein geschlechtsspezifischer Unterschied bemerkbar, was das Interesse an den deutschen Turnerinnen und Turnern angeht. Nur Fabian Hambüchen kann innerhalb des deutschen Turnsports eine Sonderrolle zugewiesen werden, da er sich über einen langen Zeitraum hinweg durch seine bemerkenswerten Leistungen einen 57

Ergebnisse gewissen Status erarbeitet hat, heutzutage weltweit bekannt ist und dadurch verstärkte Auf- merksamkeit – auch noch nach beendeter Karriere auf sich zieht.

Inhaltsanalyse zu Fabian Hambüchen Der erste Artikel „Goldener Abgang“ (Spiegel) wurde einen Tag, nachdem Fabian Hambüchen am Reck die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio gewonnen hatte, veröf- fentlicht. Ausführlich wird berichtet, wie hart er für diese Leistung trainieren musste und dass er nicht damit gerechnet habe, wirklich die Goldmedaille zu gewinnen. Anschließend folgt eine präzise Beschreibung der Reck-Übungen seiner größten Konkurrenten (Epke Zonderland und Danell Leyva), die erst nach ihm turnten und zu seinem Vorteil schlechtere Ausführungspunkte erzielten.

Im zweiten betrachteten Bericht schwärmt Fabian Hambüchen von seiner damaligen Freundin Marcia Ev und ist der Meinung, er habe die Frau seines Lebens gefunden. Im letzten Absatz wird noch kurz angekündigt, dass er demnächst bei der Fernsehsendung „Schlag den Star“ gegen Bülent Ceylan (deutscher Komiker) antreten wird.

Im Dezember berichtet die Süddeutsche im dritten Artikel ausführlich über die Zukunftspläne von Fabian Hambüchen. Nach seiner sportlichen Karriere strebe er eventuell eine Position als Trainer in seiner Heimatstadt Wetzlar an um damit in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Allerdings sei dieses Vorhaben noch kein endgültiger Entschluss. Von seinem Vater, der ihn während seiner Turnkarriere betreute, wisse er nämlich auch, dass der Trainerjob kein „Zu- ckerschlecken“ sei. Da auf Fabian Hambüchen noch einige Semester Sportwissenschaft an der Sporthochschule Köln warten, hat er noch ein bisschen Zeit sich zu überlegen, was genau er zukünftig machen möchte. Nach seinem Goldmedaillengewinn bei den Olympischen Spielen standen zunächst viele Sponsoren-Termine, Fernseh-Auftritte und Vorträge an Universitäten im Vordergrund, erläutert er. Parallel zu seinem Studium arbeitet Fabian Hambüchen bei „Vitesse“, der Sportmarketing- und Personality-Agentur seines Managers Klaus Kärcher, um Tätigkeiten im Bereich Sport-Management näher kennenzulernen. Im letzten Absatz merkt er außerdem an, wie viel er seinem Vater zu verdanken habe.

58

Ergebnisse

Innerhalb der untersuchten Artikel ist festzustellen, dass Fabian Hambüchen die Medien von seinen früheren Spitznamen („Turn-Floh“, „1,63 m großes Kraftpaket mit dem Kindergesicht“, „Harry Potter“) abbringen konnte, weil er mit seinem Auftreten und seinen außergewöhnli- chen Leistungen überzeugt hat. Seitdem wird über ihn nur noch als „Goldmedaillengewinner“, „Publikumsliebling“, „Turnstar“, „Olympiasieger“ bzw. „einer der populärsten Sportler des letzten Jahrzehnts“ berichtet.

Inhaltsanalyse zu Andreas Toba Im Bericht vom 7.8.2016 „Finale trotz Kreuzbandriss: Andreas Toba wird als Turn-Held gefei- ert“ geht es um seine Knieverletzung und die Tatsache, dass er sich diese direkt am ersten Wettkampftag bei seiner Bodenübung zuzieht und trotz Kreuzbandriss noch eine Übung am Seitpferd turnt, damit seine Mannschaft die Chance bekommt, sich für das Teamfinale zu qua- lifizieren. Trotz gerissenem Kreuzband und einer Verletzung des Innenmeniskus erturnt er 14,233 Punkte und erhält die beste Wertung der Deutschen. Damit qualifizierte sich die deut- sche Mannschaft mit Platz 8 doch noch für das Finale. Es heißt, er solle stolz auf sich sein, er habe eine kleine olympische Heldentat vollbracht. Am Ende des Beitrages wird hervorgeho- ben, dass Andreas Toba fest entschlossen sei, weitere heroische Taten zu vollbringen. Falls es möglich sei, wolle er auch noch im Teamfinale turnen.

Der zweite Artikel (Tagesspiegel), erschienen am 17.11.2016, behandelt die Bambi-Verleihung 2016 in Berlin. Im Grunde genommen werden alle Bambi-Gewinner kurz vorgestellt, Andreas Toba wird nur namentlich innerhalb eines Satzes wie folgt erwähnt: Der Turner Andreas Toba gewann den Publikums-Bambi als „Olympiaheld“.

Im Zeitraum mit dem geringsten Suchinteresse (4.12.-10.12.2016) gibt Andreas Toba via Pres- semitteilung bekannt, dass er seinem aktuellen Verein TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau trotz Abstieg treu bleibe und seinen Vertrag bis Ende 2017 verlängere. Gleich im ersten Satz ist von ihm als „deutscher Turn-Held von Rio de Janeiro“ die Rede, darauf folgt kurz eine Erklärung, wie dieser Zusatztitel zustande kam. Im weiteren Verlauf des Textes wird ersichtlich, dass er dem Verein, der ihn seit vier Jahren hervorragend unterstützt und fördert, etwas zurückgeben möchte. Der Bambi-Gewinner 2016 hofft, möglichst schnell wieder turnen zu können, um

59

Ergebnisse seine Mannschaft beim Wiederaufstieg zu unterstützen. In der abgelaufenen Saison konnte der TV Wetzgau den verletzungsbedingten Ausfall von Andreas Toba nicht kompensieren und stieg daraufhin in die 2. Liga ab.

Seit dem Olympia-Ereignis wird Andreas Toba medial als „Turn-Held“, „Olympiaheld“ oder „Hero de Janeiro“ dargestellt. Für die Medien ist seine Heldenerzählung ein spannender „Auf- hänger“, um von den Olympischen Spielen zu berichten, da dem breiten Publikum etwas ge- boten werden kann: das Bild eines niedergeschlagenen Sportlers, der zum tragischen Helden gekürt wird und bedauert, dass er nicht all sein ganzes Können unter Beweis zu stellen ver- mochte.

Inhaltsanalyse zu Andreas Bretschneider Im ersten Artikel „Erster Weltcupsieg für Andreas Bretschneider“ vom 20. März 2016 wird Andreas Bretschneider als Reck-Spezialist bezeichnet, der mit einer starken Leistung von ins- gesamt 87,032 Punkten beim Sechskampf in Stuttgart erstmals einen Turn-Weltcup gewinnt. Am Rande wird in einem Nebensatz erwähnt, dass er dort ein Preisgeld von 16.000 Schweizer Franken (ca. 14.600 Euro) gewonnen hat. Zweiter wurde der Amerikaner Danell Leyva mit 86,631 Punkten vor dem Russen Nikolai Kuksenkow, der auf 86,432 Punkte kam. Am Pau- schenpferd fiel weit zurück, er krönte seine Aufholjagd allerdings noch mit einer schwierigen Übung am Barren und rückte deshalb auf Rang vier vor. Fabian Hambüchen konnte an diesem Wettkampf aufgrund einer Schulterverletzung nicht teilnehmen.

Der zweite Artikel „Bruchpilot: Bretschneider ist der große Turn-Verlierer“ stellt Andreas Bret- schneider als großen Verlierer des Turn-Teams dar. Es wird beschrieben, wie er bei den Olym- pischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro an dem Versuch scheitert, sein neu kreiertes Element, den Bretschneider 2 (Doppelsalto mit zwei Schrauben in gestreckter Ausführung) zu präsen- tieren. Hätte er es geschafft, wäre er zum zweiten Mal als Erfinder des schwersten Elements der Turn-Geschichte in den Code d´Pointage (Regelwerk der Turner) aufgenommen worden. Schon mit der gehockten Variante (Bretschneider 1), war er als Vorreiter in die Turn-Ge- schichte eingegangen, da nie zuvor ein Element die Schwierigkeitsstufe H (0,7 Punkte) erreicht hat.

60

Ergebnisse

Der dritte Bericht wurde am 16.10.2016 veröffentlicht. Im Fokus steht Andreas Bretschneider, der vor dem Wettkampf gegen die KTV Obere Lahn in der Straubenhardthalle bekannt gibt, bis mindestens 2018 bei der KTV Straubenhardt zu bleiben. Über die Beweggründe für seine Vertragsverlängerung äußert sich Andreas Bretschneider wie folgt: „Ich fühle mich hier super- wohl, das ist wie mein zweites Wohnzimmer. Ich mag die Leute, mit denen wir hier zu tun haben. Und ich mag die Unterstützung, die wir bekommen, ohne danach zu fragen.“ Er möchte bis mindestens 2020 turnen und bleibe möglicherweise sogar bis dahin bei der KTV. Es wird auch erwähnt, dass Publikumsliebling Marcel Nguyen demselben Verein auf jeden Fall noch zwei weitere Jahre die Treue hält.

Andreas Bretschneider wird von den Medien innerhalb der untersuchten Artikel in Zusam- menhang mit seiner Leistung abwechselnd als „Turn-Verlierer“, „Breti, der Bruchpilot“ oder „Reckass“ bzw. „Reckspezialist“ bezeichnet.

Inhaltsanalyse zu Elisabeth Seitz Im Bericht vom 30.6.2016 wird portraitartig über Elisabeth Seitz berichtet. Die erfahrene Leis- tungsturnerin kann bereits jede Menge Erfolge und ein hohes Maß an Routine vorweisen, seit sie 2004 in den Bundeskader des Deutschen Turner-Bundes aufgenommen wurde: 16 x Deut- sche Einzel-Meisterin, EM-Silber, Gesamtweltcup-Siegerin und Olympia-Premiere 2012 in Lon- don (Mehrkampf 10. Rang/Stufenbarren 6. Rang). Nach der gelungenen Qualifikation für die Olympischen Spiele in der Olympic Arena von Rio ist Elisabeth Seitz überglücklich und verkün- det: „Ich habe einfach nur Bock auf noch mehr Rio.“

Im zweiten Artikel „Familie als Glücksbringer für Seitz im Barren-Finale“ gibt es ein paar Hin- tergrundinformationen zu Elisabeth Seitz, die aufzeigen, wie sich die junge Turnerin vor ihrem entscheidenden Olympia-Auftritt fühlt. Sie freue sich vor allem, dass ihre Familie auch nach Rio de Janeiro gereist ist, um ihr die Daumen zu drücken: „Die Familie gibt mir echt viel Kraft.“ Elisabeth Seitz werde volles Risiko eingehen und den Ausgangswert ihrer Übung noch einmal durch eine schwierige Verbindung um zwei Zehntel auf 6,8 Punkte zu erhöhen. Auch wenn ebenfalls im Stufenbarrenfinale steht, wird das Konkurrenzdenken von Beiden in den Hintergrund gestellt. „Wir sind totale Freunde, wohnen ja hier zusammen in einem

61

Ergebnisse

Appartement. Wir pushen uns gegenseitig“, erklärt Sophie Scheder. Vorab stehe für beide Barren-Asse aber noch überwiegend Regeneration an. „Nicht nur mein Körper muss entspan- nen, auch den Kopf muss ich wieder frei bekommen“, erläutert Elisabeth Seitz.

Im Bericht vom 16.8.2016 wird beschrieben, wie die „große Verliererin“ Elisabeth Seitz damit zurechtkommt, dass sie im olympischen Stufenbarrenfinale in Rio de Janeiro nur den vierten Platz erreicht. Elisabeth Seitz kam als letzte der insgesamt acht Turnerinnen an die Reihe und hatte die Chance, ihre Teamkollegin Sophie Scheder von ihrem Treppchenplatz zu verdrängen, doch es lief nicht alles nach Wunsch an ihrem Paradegerät. Dadurch konnte Sophie Scheder mit nur 0,033 Punkten Vorsprung die Bronzemedaille gewinnen. „Es ist ein Hauch von Nichts, das macht alles nur noch ein bisschen enttäuschender“, teilt die betrübte Elisabeth Seitz mit und gibt zu: „Ich bin die viertbeste der Welt am Stufenbarren, damit sollte ich eigentlich zu- frieden sein. Aber ich brauche wohl noch ein paar Tage, um das zu realisieren.“

Elisabeth Seitz erhält von den Medien innerhalb der untersuchten Artikel ähnlich wie Andreas Bretschneider je nach gezeigter Leistung negative oder positive Titulierungen: von „große Ver- liererin“ bis hin zu „Barren-Ass“ oder „Stuttgarter Vorzeigturnerin“.

Inhaltsanalyse zu Pauline Schäfer Der erste Bericht (13.3.2016), der im Zeitraum mit dem geringsten Suchinteresse einzuordnen ist, handelt von der Fernsehsendung „Klein gegen Groß“ (ARD), in der Pauline Schäfer auftritt. Sie wird von einem zwölfjährigen Mädchen zu einer Wette herausgefordert. Die Nach- wuchsturnerin behauptet, mehr freie Räder auf dem Schwebebalken in einer Minute turnen zu können als Pauline Schäfer. Am Ende steht es 23:21 und damit hat Pauline Schäfer die Wette gewonnen.

Im zweiten Artikel mit der Überschrift „Schwestern sorgen für Novum“ vom 5. Mai 2016 wird anfangs knapp über die geglückte Mannschafts-Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro berichtet. Danach geht es konkret um Sophie Scheder und Pauline Schäfer, die nach einer kurzen Trainingspause wieder hart trainieren müssen, um sich bei zwei natio- nalen Nominierungswettkämpfen ihr eigenes Ticket für Olympia zu erkämpfen. Dort wollen

62

Ergebnisse sie noch hochwertigere Übungen zeigen: So wird Sophie Scheder am Stufenbarren ihr eigens kreiertes Element weiter perfektionieren und Pauline Schäfer plant auf dem Schwebebalken nach ihrem Salto mit halber Drehung, den die WM-Dritte als Einzige beherrscht, sogar eine weitere Weltneuheit. Als Highlight wird noch erwähnt, dass die Schwester von Pauline Schäfer ja in der gleichen Bundesliga-Mannschaft trainiert, was recht ungewöhnlich sei. Sie selbst be- wertet das aber positiv: „Es ist doch cool, dass ich mit meiner Schwester in einer Mannschaft turne.“ Und für 2020 haben beide Schwestern einen wunderschönen Traum: Gemeinsam bei Olympia zu starten.

Der dritte Artikel „Olympia 2016: Deutsche Turnerinnen überzeugen in der Quali“ vom 7. Au- gust 2016 berichtet umfangreich über die Zwischenergebnisse der deutschen Frauen-Mann- schaft beim Olympia-Auftakt. Das Quintett des Deutschen Turner-Bundes (DTB) belegt nach drei von fünf Durchgängen mit 173,263 Punkten den fünften Rang und Pauline Schäfer wird besonders für ihren Auftritt am Boden zum Klaviertitel „River flows in You“ von Yiruma gelobt.

Das Medienparkett, auf dem sie sich in Zukunft öfter wird bewegen müssen, sei nicht das ihre, lassen die Medien verlauten. Während sie auf dem Schwebebalken wie in ihrem Element sei und sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze bewege, wird gleichzeitig kritisch angemerkt, dass Pauline Schäfer in der Öffentlichkeit oft zurückhaltend wirke im Gegensatz zu ihrer jün- geren Teamkollegin Tabea Alt. Oft wird Pauline Schäfer als „beste Balkenturnerin Deutsch- lands“ bzw. die „Königin am Balken“ bezeichnet und folgendermaßen charakterisiert: „konzentriert“, akrobatisch“ und „erfolgreich“.

Inhaltsanalyse zu Tabea Alt Im Zeitraum mit dem geringsten Suchinteresse durfte Tabea Alt Deutschland zum Auftakt der Mehrkampf-Weltcupserie beim American Cup in Newark bei New York vertreten. Für sie ist es der erste internationale Wettkampf, bei dem sie sich nicht mehr nur mit Gleichaltrigen misst, sondern in die Frauenwertung aufgenommen wird und dadurch gegen Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen antreten muss. „Das ist schon nochmal ein Unterschied“, meint Tabea Alt. Bei diesem Weltcup in den USA geht es für die Nachwuchshoffnung darum, Erfahrung zu sammeln. Nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro könnte sie sich ein Medizinstudium

63

Ergebnisse vorstellen. Außerdem wird Tabea Alt als „Traum jeder Trainerin“ beschrieben, „die nicht nur als Befehlsempfängerin ihr Pensum abschrubbt, sondern selbstbestimmt die eigene Entwick- lung vorantreibt.“ Der untersuchte Bericht trägt die Überschrift „Tabea Alt - vielversprechend vielseitig“. Durch ihre außergewöhnliche Stärke, keine Schwäche unter den vier Geräten (Bo- den, Sprung, Stufenbarren und Schwebebalken) zu haben, mutiert Tabea Alt nun von der Rolle als „mannschaftsdienliche Mitturnerin“ zu einem „deutschen Toptalent“. Sie hat damit die optimalen Voraussetzungen für eine steile Karriere als Mehrkämpferin.

Im zweiten Artikel „16-jährige Turnerin Tabea Alt vom MTV Ludwigsburg bei ihren ersten Olympischen Spielen“ vom 28. Juli 2016 wird über die Chancen der sechzehnjährigen Turnerin Tabea Alt bei ihren ersten Olympischen Spielen berichtet. Wenn sie ihre Übung am Schwebe- balken fehlerfrei turnen kann, ist der Schwierigkeitsgrad so hoch, dass es für eine Medaille reichen könnte. Für diesen Traum trainiert die junge Ludwigsburgerin, seit sie fünf Jahre alt ist. Seit sie ihren drei Jahre älteren Bruder in die Turnhalle begleitet hatte, habe sie darauf hingefiebert endlich selbst turnen zu dürfen, erinnert sich ihre Mutter. Anfangs drei Mal pro Woche bei ihrem Verein, dem MTV Ludwigsburg. 2008 kam sie ins Kunstturn-Forum nach Stuttgart. Inzwischen trainiert sie sechs Tage in der Woche; das sind ungefähr 30 Stunden. Allerdings steht noch nicht fest, in welchen Disziplinen sie tatsächlich antreten wird. „Ich hoffe auf einen guten Wettkampf in Rio, bei dem ich meine Übungen optimal präsentieren kann und wir mit dem Team das Finale erreichen“, so die Sportlerin vor ihrem Olympia-Debüt.

Der Anfang des dritten untersuchten Artikels vom 8.8.2016 lautet: „Mit einem starken Auftritt in der Qualifikation haben die deutschen Turnerinnen erstmals seit der Wiedervereinigung bei Olympia den Einzug ins Team-Finale geschafft“. Alle Teammitglieder und vor allem Cheftrai- nerin Ulla Koch seien sehr zufrieden mit dieser Leistung (171,263 Punkte), zudem dürfen sich die Deutschen über vier Plätze in den olympischen Einzelfinals freuen. „Team-Youngster“ Ta- bea Alt konnte sich leider wegen kleineren Haltungsfehlern nicht für das Balkenfinale qualifi- zieren.

Seitdem gilt sie in Medienkreisen als der „neue Turnstar“ bzw. das „hübsche neue Turn-Ge- sicht“ und potentielle Nachfolgerin des zurückgetretenen Fabian Hambüchen.

64

Ergebnisse

9.2 Selbstdarstellung von Leistungsturnern/-innen via Instagram

Tabelle 2 Instagram-Profile: Stand 29.9.2019 (eigene Darstellung)

Instagram

Hambüchen Toba Bretschneider Seitz Schäfer Alt

Beiträge 206 357 58 350 207 215

Abonnenten 47,6k 29,2k 10,2k 44,3k 31k 30,8k

Abonnements 1.073 746 0 871 163 998

Nutzung seit 5.10.16 8.12.13 20.5.17 27.3.14 1.12.14 25.8.14

Die hier dargestellte Tabelle 2 soll einen Überblick verschaffen, wie aktiv die ausgewählten Turner/-innen den eigenen Instagram-Account nutzen. Bisher haben Andreas Toba und Elisa- beth Seitz die meisten Beiträge gepostet: 357 und 350.

Tabelle 3 Instagram-Profile: Untersuchungszeitraum 15.8.-15.12.2016

Instagram

Hambüchen Toba Bretschneider8 Seitz Schäfer Alt

Datum: 1. Post 5.10.16 22.8.16 (20.5.17) 22.8.16 25.8.16 16.8.16

Insgesamt 25 38 (58) 16 7 31

Bezug Olympia 9 27 - 8 3 12

Innerhalb des ausgewählten Untersuchungszeitraums veröffentlichen Andreas Toba und Ta- bea Alt die meistens Postings mit Bezug zu Olympia 2016: 27 und 12. Danach folgen Fabian Hambüchen, Elisabeth Seitz und Pauline Schäfer mit wenigen Beiträgen.

8 Gesonderter Untersuchungszeitraum: 20.5.-16.9.2019 (siehe S. 54) 65

Ergebnisse

Fabian Hambüchen (@fabian.hambuechen) Auf seinem Account veröffentlicht der Turner zum ersten Mal am 5. Oktober 2016 einen Bei- trag, dieser Zeitpunkt liegt bereits ca. zwei Wochen nach seinem Olympiasieg. Davor verwen- det er ausschließlich die Social-Media-Kanäle Twitter und Facebook. Insgesamt veröffentlicht Hambüchen 25 Posts in dem vorgegebenen Untersuchungszeitraum, neun davon stehen in direktem Bezug zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Bei seinem Videomaterial ist das nicht der Fall, aufgrund der fehlenden vorgegebenen Kriterien fällt es deshalb aus dem Raster.

Generell ist festzustellen, dass Fabian Hambüchen in dem vorgegebenen Untersuchungszeit- raum relativ häufig Beiträge auf seinem Instagram-Account postet (siehe Tabelle 3). Auf diver- sen Selfies mit oder ohne seiner Gold-Medaille setzt er sich auffallend häufig mit nacktem Oberkörper in Szene. Er lässt seine Muskeln spielen und nimmt angeberisch wirkende Posen ein. Im Fokus steht dabei oft seine Männlichkeit: insbesondere Bauchmuskeln („Waschbrett- bauch mit Sixpack“) und Bizeps. Diese Fotos finden vor allem bei seinen weiblichen Fans An- klang, was die folgenden Kommentare zeigen: „Irresistible, perfect, gorgeous, the best“, „Sexy, love you“, „Du bist echt zum Model geworden“. Bei der visuellen Darstellung seiner Person achtet er stets darauf, seine Körpergröße von 1,63 m geschickt zu kaschieren. Eines dieser Bilder verweist auf seinen eigenen Online-Shop, dort sind beispielsweise T-Shirts mit dem Aufdruck „GOLDJUNGE“ erhältlich.

Als Goldmedaillen-Sieger postet er viele Fotos von zusätzlichen Preisverleihungen und Fern- sehauftritten. Bei diesen Gelegenheiten veröffentlicht er meistens ein Foto, auf welchem er mit einer berühmten Person (Beispiele: Fernseh-Spielshows „Schlag den Star“9 mit Bülent Cey- lan oder „Quizduell“ mit Boris Becker, DOSB-Partnermeeting mit Laura Ludwig & Kira Walken- horst) zu sehen ist. Ein besonderes Highlight seiner Fotos ist ein Bild mit dem Rennfahrer Nico Rosberg: sein Freund wird 2016 Formel-1-Weltmeister und sie feiern gemeinsam ihre Erfolge.

9 Schlag den Star: seit 2009 Spielshow bei ProSieben 66

Ergebnisse

Vor der Bambi-Verleihung nutzt Fabian Hambüchen seinen Instagram-Account, um seine Fans auf die dafür vorgesehene Abstimmung aufmerksam zu machen. Er zeigt sich dabei als strah- lender Olympia-Sieger, der nach seinem gelungenen Olympia-Auftritt stolz und euphorisch die deutsche Flagge präsentiert und bittet um Stimmabgabe für seine Person.

Andreas Toba (@andy_toba) Anders als Fabian Hambüchen hat Andreas Toba seinen Instagram-Account auch schon vor den Olympischen Spielen 2016 intensiv benutzt. Innerhalb des festgelegten Untersuchungs- zeitraums verbreitet Andreas Toba 38 Beiträge, mehr als die Hälfte davon, nämlich genau 27 Posts, haben einen direkten Bezug zu Olympia 2016. Dies inkludiert zwei Videos, die den Tur- ner mit seiner Kniebandage bei kurzen Übungen zeigen. Pro Video generiert Andreas Toba ca. 18.000 bis 20.000 Aufrufe der Fans. Für seine geposteten Fotos bekommt er im Durchschnitt ca. 2000-3000 Likes.

Nur auf einem einzigen Foto, welches bei einem gestellten Fotoshooting entstanden ist, po- siert Andreas Toba oberkörperfrei vor der Kamera. Tobas Outfits auf den restlichen Bildern sind eine abwechslungsreiche Mischung von Trainingsbekleidung über legere Freizeitkleidung bis hin zu Business-Anzügen. Ansonsten wirkt sein medialer Auftritt sympathisch und authen- tisch, er veröffentlicht z.B. keine Schleichwerbung via Produktplatzierung. Aufgrund seines heldenhaften Einsatzes bei Olympia widmen ihm die Medien den Spitznamen bzw. Hashtag „HeroDeJaneiro“, den er anschließend auch selbst ab dem 11. Oktober 2016 bei seinen Posts hinterlegt. Zusätzlich benutzt er noch andere passende Hashtags wie „angekreuzbanded“, „comebackstronger“ oder „heldseinfuereinentag“, die ihm unter anderem helfen, bei Schlag- wortsuchen möglichst oft aufgelistet zu werden.

Nachdem der Turner Andreas Toba während dem gewählten Untersuchungszeitraum verletzt ist, kann er dementsprechend keine aktuellen Trainingsbilder veröffentlichen, sondern ist auf älteres Bildematerial angewiesen. Der restliche Inhalt setzt sich wie folgt zusammen: Nach Rio warten viele Fernsehauftritte, Andreas Toba gewinnt diverse Auszeichnungen, darunter auch der Bambi-Award. Stolz postet er ein Bild von sich, Sebastian Schweiger und Bülent Ceylan, die ebenfalls ausgezeichnet wurden. Ähnlich wie Fabian Hambüchen fordert auch er seine

67

Ergebnisse

Fans vorab über Instagram auf, beim Bambi-Award für ihn zu voten. Zusätzlich gibt es Fotos von ihm und seiner Freundin beziehungsweise aus seinem normalen Alltag. Außerdem zeigt Andreas Toba Engagement bei einer Charity-Aktion Anfang Dezember 2016 und lässt seine Follower daran teilhaben. Bei dieser Gelegenheit verkauft er auf einem Weihnachtsmarkt in seiner Heimatstadt Hannover Süßes von Bahlsen für die Hilfsorganisation „Ein Herz für Kin- der“. Darüber hinaus ist via Posts festzustellen, dass er während seiner Genesungsphase nicht vergisst, sich bei seinen Ärzten, Unterstützern, Freunden und seiner Familie für Hilfe und Ver- ständnis zu bedanken.

Andreas Bretschneider (@andreas.bretschneider) Der Turner Andreas Bretschneider verwendet das Social Media Tool „Instagram“ erst seit dem 20. Mai 2017, deshalb konnten keine Beiträge im ausgewählten Untersuchungszeitraum ana- lysiert und ausgewertet werden (siehe Tabelle 3). Um im Rahmen der Diskussion der Ergeb- nisse eine vollständige Integration aller Probanden/-innen gewährleisten zu können, wurde der Forschungsplan angepasst und demnach liegt hier der Fokus ausnahmsweise auf der in- haltlichen Ausrichtung des gesamten Accounts. Andreas Bretschneider hat im Gegensatz zu den anderen Turnern/-innen sehr wenige Beiträge veröffentlicht, insgesamt sind es bisher nur 58 Posts.

Er eröffnet seinen Instagram-Kanal mit einem Video, welches ihn während seiner schwierigen Reckübung beim Podiumstraining von den Olympischen Spielen 2016 zeigt. Bei diesem Durch- lauf hat die Übung fehlerfrei geklappt, drei Tage später beim richtigen Wettkampf leider nicht. Insgesamt sind unter den 58 veröffentlichten Postings 30 Videos, häufig filmt sich Andreas Bretschneider beim Turnen oder Tanzen: seine Turnübungen sind oft spektakulär, er liebt es neue extrem herausfordernde Übungsteile zu trainieren und manchmal zeigt er auch witzige Tanzschritte, die er im Rahmen seiner Teilnahme an der TV-Show „Dance Dance Dance“ (RTL) gelernt hat. Keiner seiner sonstigen Beiträge enthält jegliche Werbung.

Abgesehen von sehr vielen Eindrücken aus der Turnhalle unterhält Andreas Bretschneider seine Follower mit Bildern aus seiner Freizeit, von seinem Sohn Piet und Freunden. Sein Turn- kollege Marcel Nguyen nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, mit ihm versteht er sich sehr gut

68

Ergebnisse und gemeinsam veröffentlichen sie sogar auf Youtube zusätzlich lustige Kurzvideos. Was die Beziehung von Andreas Bretschneider und Pauline Schäfer angeht, so gibt es keine Bilder, die darauf hindeuten, dass die Beiden ein Paar sind. Sie möchten ihre Beziehung medial möglichst wenig thematisieren (siehe 9.3: Mediale Effekte). Sein Auftreten vor der Kamera wirkt ange- nehm entspannt und gewinnend, er spricht seine Fans gern mal direkt an und fordert zum „locker bleiben“ auf. Außerdem macht er bei zwei Mal bei der „GymnasticsFailChallenge“ mit, dabei nominieren sich Turner/-innen untereinander, fassen ihre spektakulärsten Stürze in ei- nem Video zusammen und veröffentlichen dieses auf Instagram. Das längere Video davon hat bisher die Aufmerksamkeit von 40.103 Personen auf sich gezogen. So erhalten seine Fans ei- nen authentischen Einblick, wie hart der Trainingsalltag von Turnern/-innen ist und dass es oft viele Versuche lang dauert, bis ein Übungsteil wirklich sicher beherrscht wird.

Elisabeth Seitz (@seitzeli) Die 25-jährige Turnerin veröffentlicht insgesamt 16 Posts in dem vorgegebenen Untersu- chungszeitraum, acht Beiträge davon stehen in direktem Bezug zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio und sind mit folgenden Hashtags versehen: „wirfuerD“, „secondOlympics“, „olym- picGames“, „Rio“, „rio2016“ und „olympiamannschaft“. Vier Posts umfassen Videomaterial, in dem hauptsächlich Seitz turnerische Glanzleistungen zu sehen sind. Das beliebteste Video aus diesen Posts wurde bisher ca. 25.000 Mal aufgerufen. Elisabeth Seitz ist sich auch der nicht zu unterschätzenden Rolle ihrer Trainer/-innen bewusst, die ebenfalls in Videosequenzen zu sehen sind, sei es bei einer Umarmung am Ende einer erfolgreichen Kür oder beim gemeinsa- men Warten auf eine Wertung, die über Sieg oder Niederlage bestimmt. Ihre Trainingskolle- ginnen, die Seitz emotional unterstützen und in ihrem Trainingsalltag begleiten, sind auch auf einigen Fotos und in den Videos zu sehen. Die kurzen Textpassagen am Rande ihrer Beiträge sind jeweils auf das abgebildete Foto abgestimmt und erklären kurz und prägnant den aktuel- len Hintergrund zur dargestellten Situation.

Elisabeth Seitz wirkt auf allen Fotos sehr authentisch, sympathisch, strahlt in die Kameras und versprüht dabei generell eine große Portion Lebensfreude. „Life is great - I always try to think positive and maybe everything happens for a good reason“, verkündet sie ihren Fans. Es ist offensichtlich, dass sie für ihr Leben gerne turnt und bereit ist jedes Mal ihr Bestes zu geben.

69

Ergebnisse

Sie ist nicht übertrieben geschminkt und ihr Kleidungsstil reicht von glitzernden Turnanzügen und Trainingsanzügen über schlichte Anziehsachen bis hin zu schicken Kleidern bei Galas.

Außer ihrem Turnalltag postet Elisabeth Seitz auch zwei Selfies10 von sich in Bundeswehr-Uni- form, sie absolviert wie viele Leistungssportler/-innen neben ihrer Turnkarriere eine Ausbil- dung bei der Deutschen Bundeswehr und ist mittlerweile Stabsunteroffizierin. Als geförderte Sportsoldatin der Bundeswehr musste Elisabeth Seitz an einer verkürzten Grundausbildung von sechs Wochen teilnehmen, danach gilt für sie Folgendes: 70 % ihrer Zeit kann sie dem Sport widmen und zu den übrigen 30 % zählen Lehrgänge, Weiterbildungen sowie militärische Übungen (beispielsweise unter anderem auch Schießtraining). In dem sportlichen Teil bereitet sich die Athletin auf anstehende Wettkämpfe vor und trainiert meistens in ihrem normalen Verein.

Pauline Schäfer (@pauline_schaefer) Innerhalb des festgelegten Untersuchungszeitraums veröffentlicht Pauline Schäfer sieben Bei- träge, nur drei davon stehen im direkten Bezug zu Olympia 2016. Der erste Post zeigt einen Willkommenstisch inklusive Torte, Blumensträußen, Glückwunschkarten und Zeitungsarti- keln, der auf die Turnerin wartet, als sie von den Olympischen Spielen zurückkehrt. Dafür dankt sie ihren Geschwistern wie auch ihren anderen Unterstützern und äußert ihre Freude wieder in Chemnitz sein zu können. Der nächste Dankesbeitrag gilt ihrem Sponsor Autohaus Schloz-Wöllenstein und besteht aus einem Foto einer glücklichen Pauline Schäfer vor ihrem neuen Auto der Marke Smart, welches ihr zukünftig zur Verfügung gestellt wird, damit sie fle- xibel und unabhängig ins Training oder zu verschiedenen Wettkämpfen in ganz Deutschland fahren kann. Um Werbung für sich als zukünftige Sportlerin des Jahres in Sachsen zu machen, postet die Turnerin im November ein spektakuläres Foto (3. Beitrag) von ihrem Balkenabgang bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro mit der Bitte an ihre Fans möglichst für sie abzustimmen. Für ihre Fotos bekommt sie im Durchschnitt ca. 2.000-3.000 Likes.

10 Selfie: mit der Digitalkamera (des Smartphones oder Tablets) meist spontan aufgenommenes Selbstportrait 70

Ergebnisse

Wie Elisabeth Seitz postet auch Pauline Schäfer ein Bild von sich in Militäruniform inklusive rotem Barett als Kopfbedeckung mit dem Kommentar: „6 Wochen Grundausbildung sind vor- bei! Vielen Dank an die Bundeswehr für die ereignisreiche Zeit!" Ansonsten nutzt sie ihren Instagram-Account ab und zu für kleine Werbeaktionen im Zusammenhang mit ihren Sponso- ren (Brökelmann, POLYRACK TECH-GROUP, Beats Electronics etc.). Bezüglich der Zusammen- arbeit mit dem Familienunternehmen Brökelmann merkt Schäfer an: „Nach meinem Training koche ich gerne und freue mich daher sehr auf die Zusammenarbeit mit Brökelmann. Die Pro- dukte und die Vision des Unternehmens haben mich sofort überzeugt, sodass ich nach der Anfrage nicht lange überlegen musste.“

Bei Schäfers gesamter Bildauswahl fällt auf, dass sie ihr Profil immer recht variantenreich be- spielt und ihren Fans viele verschiedene thematische Einblicke in ihren Alltag gewährt. Das einzige Tabuthema ist dabei ihre Beziehung zu dem 30-jährigen Turner Andreas Bretschneider, wie bereits bei ihm erwähnt; in dieser Hinsicht bevorzugen es Beide, keine klassischen Pär- chen-Fotos oder Liebes-Schnappschüsse zu veröffentlichen. Ihre Familie ist ihr sehr wichtig, besonders mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Helene, die ebenfalls turnt, versteht sich Pauline Schäfer ausgesprochen gut; auf drei Fotos sind sie zusammen zu sehen. Eines davon zeigt die beiden Schwestern im gleichen Turnanzug und mit gleicher Frisur nach einem gelun- genen Bundesliga-Wettkampf, Pauline Schäfer kommentiert es mit folgenden Worten: „So proud to be your sister“.

Tabea Alt (@tabeaalt) Die Turnerin Tabea Alt verbreitet innerhalb des festgelegten Untersuchungszeitraums von vier Monaten 31 Beiträge, zwölf davon haben direkten Bezug zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Drei Posts umfassen Videomaterial. Sie schmückt die meisten Postings mit län- geren Textpassagen aus und wählt vor allen Dingen emotional besetzte Worte und Formulie- rungen. Dadurch gelingt es ihr, den Fans ihre innere Gefühlslage und Stimmung mitzuteilen: „Ich denke es ist einfach Wahnsinn das alles erleben zu dürfen!“, „Tolle Erinnerungen an eine unglaubliche und unvergessliche Zeit!“, „Ich muss jedoch sehr oft an die Zeit bei den Olympi- schen Spielen denken, die ganzen Erfahrungen und Eindrücke!“. Im Zusammenhang mit Olym- pia 2016 betont sie, wie wichtig ihr das ganze deutsche Team ist, bedankt sich öfter für die

71

Ergebnisse gute Zusammenarbeit bzw. den guten Zusammenhalt und verwendet dabei vorzugsweise die zwei Hashtags „oneteamonedream“ und „teamworkmakesthedreamwork“. Auch ihre Trai- ner/-innen, Familie und Freundinnen, Sponsoren, die Management-Agentur Vitesse Kärcher und ihr Mentaltrainer Bruno Hambüchen bekommen extra einen ihnen gewidmeten Dankes- beitrag. Die noch sehr junge Turnerin bezeichnet die Teilnahme an Olympia 2016 als den bis- her schönsten Wettkampf ihres Lebens. Zusätzlich soll noch erwähnt werden, dass Tabea Alt während den Olympischen Spielen auch an andere Sportler/-innen denkt, ihnen extra die Dau- men für ihre Wettkämpfe drückt und einer befreundeten Teilnehmerin sogar einen Post wid- met.

Ein weiteres Thema sind offizielle Anlässe, wie Empfänge oder Ehrungen. Aufgrund ihrer Teil- nahme an Olympia und ihrem stetig zunehmenden Bekanntheitsgrad wird sie zusammen mit anderen Athleten/-innen zu einer Willkommensfeier der Olympioniken mit Bundespräsident Joachim Gauck eingeladen und darf sich dank einer Einladung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei einem Empfang im Stuttgarter Rathaus in das Goldene Buch eintragen. Bei diesen Gelegenheiten wechselt Tabea Alt natürlich von sportlichen Trainingshosen bzw. Turnanzügen zu schickerer Kleidung, insgesamt wirkt sie auf den Fotos aber stets sympathisch und authen- tisch.

Abgesehen von den Hinweisen auf ihre Erfolge will sie aber auch signalisieren, dass sie sich diese hart erkämpfen und dafür viel Trainingszeit investieren muss. Sie merkt an, dass es für viele vielleicht schwer nachzuvollziehen ist, wie viel Fleiß und Schmerz in die täglichen Turn- trainings gesteckt werden müssen, um sich für eine Olympia-Teilnahme zu qualifizieren. Ein zusammengeschnittenes Video zeigt auch die „unschönen“ und harten Augenblicke: Darin ist zu sehen, wie Tabea Alt als kleines Mädchen turnt, mit zunehmendem Alter immer erfolgrei- cher wird und aber auch mal bei schwierigen Übungsteilen stürzt oder mit ihrer Leistung un- zufrieden ist - am Ende steht sie aber jedes Mal wieder tapfer auf und lässt sich nicht von Niederlagen unterkriegen. Tabea Alt kommentiert es mit einem englischen Spruch: „Don’t waste time grieving over past mistakes. Learn from them, work harder and move on!“. Die Worte umschreiben sehr passend ihre generelle Lebenseinstellung. Dieses Video wurde bisher 28.785 Mal aufgerufen.

72

Ergebnisse

Thematischer Gesamtüberblick

Tabelle 4 Themen: Instagram (eigene Darstellung)

Instagram

Themen Hambüchen Toba Bretschneider Seitz Schäfer Alt

Medaillensieg ++ + + ++

Privatleben ++ + ++ ++ + ++

Körper ++ +

Werbung ++ ++

Psyche + ++ + ++

Misserfolg ++ ++ +

Die verschiedenen Kategorien lassen sich je nach Ausprägungsgrad den einzelnen Instagram- Accounts der untersuchten Turner/-innen wie folgt zuteilen (siehe Tabelle 4). Für Fabian Hambüchen war die Goldmedaille bei Olympia der krönende Abschluss einer stei- len Karriere. Auf seinem Instagram-Account stellt er sich als strahlender Olympiasieger dar, der sein Bestes für die Turn-Nation Deutschland gegeben hat. Andreas Toba übernimmt die ihm von den Medien zugewiesene Rolle des tragischen Helden von Rio de Janeiro und postet in diesem Zusammenhang auch viel Bildmaterial. Nachdem er merkt, dass ihm nach seinem heldenhaften Einsatz für die Mannschaft viel Aufmerksamkeit zu Teil wird, scheint es als ob ihm das unangenehm wäre, aber da dadurch auch gleichzeitig dem Turnsport mehr Interesse geschenkt wird, findet er sich mit dieser Situation wohl oder übel ab. Andreas Bretschneider wirkt auf seinem Instagram-Profil sehr authentisch, im Grunde genommen so wie er medial auch dargestellt wird. Er gilt als offener, lustiger, aber auch sehr ehrgeiziger Elemente-Spezi- alist unter den Turnern. Elisabeth Seitz zählt mittlerweile schon zu den erfahreneren Turne- rinnen bei Olympia, die immer 100 Prozent gibt. Das rechnen ihr die Medien hoch an und sie selbst ist sich dessen auch bewusst. Pauline Schäfer zählt eher zu den zurückhaltenden Perso- nen des Turn-Teams und könnte insgesamt selbstbewusster vor den Medien auftreten. Tabea Alt wirkt trotz ihrem jugendlichen Alter sehr reif und hat sich ihre mediale Wertschätzung schon hart erarbeitet. 73

Ergebnisse

9.3 Bedeutung der Medien für Leistungsturner/-innen

Wie bereits erwähnt, stehen Spitzensportler/-innen oft unter Druck, denn sie sollen immer Bestleistungen abgeben. Doch nicht nur sie und ihre Trainer haben diese Anforderungen, son- dern auch die gesamte Medienlandschaft. Aber wie nehmen die Turner/-innen nun selbst den Einfluss der Medien auf ihre eigene Persönlichkeit wahr? Wie bewerten sie die damit einher- gehenden möglichen Veränderungen für ihre Sportart? Mithilfe der nachfolgenden Tabelle und den weiteren Ausführungen soll diese Frage beant- wortet werden.

Tabelle 5 Gesamtüberblick der Ergebnisse zu Forschungsfrage 3 (eigene Darstellung)

Mediale Effekte Bei genauerer Untersuchung der Interviews fällt auf, dass die Turner/-innen verschiedene me- diale Effekte wahrnehmen. Unter anderem ist ihnen bewusst, wie sich die Berichterstattung über sie und dadurch auch über ihre Sportart auf die Wahrnehmung der Öffentlichkeit aus- wirkt. „Wenn Sie nach draußen gehen und zehn Leute fragen: 'Kennen Sie Andreas Toba, den Turner?' Dann werden Ihnen wahrscheinlich zehn Leute sagen: 'Nee.' Vielleicht sagt einer: 'Ok, ja' - aber eher nicht. Wenn Sie nach „Hero de Janeiro“ fragen oder nach dem Turner, der das Kreuzband gerissen hat, dann kann jeder damit etwas anfangen.“ (A.T., Interview 1, 17.9.2017) „Fast jeder erkennt mich auf der Straße. Es ist fast nicht mehr möglich uner- kannt durch die Gegend zu laufen.“ (F.H., Interview 4, 23.10.2017)

74

Ergebnisse

Pauline Schäfer und Tabea Alt werden seit ihren Erfolgen schon mal auf der Straße erkannt und angesprochen, damit müssen die Beiden ab jetzt zurechtkommen: „Man fühlt sich beo- bachtet“, stellt Pauline Schäfer fest. „Das ist schon komisch“, ergänzt Tabea Alt. „Aber ich bleibe ich selbst“ (P.S, T.A., Interview 39, 15.12.2017).

Andreas Toba merkt kritisch an, dass der Sportart Turnen ausschließlich während der Zeit- spanne von Großsportereignissen Beachtung geschenkt wird. Pauline Schäfer erkennt positive Nachwirkungen. „Ich bekomme jetzt unheimlich viel Anerkennung von allen Seiten. Das schmeichelt natürlich schon. Aber ich weiß auch ganz genau, dass es nie- manden interessiert hätte, wenn ich vor drei Wochen im Training gestürzt wäre.“ (A.T., Interview 2, 13.8.2016) „Nach den Spielen in Rio habe ich viel Feedback übers Internet bekommen, von Menschen, die sich vorher nicht so fürs Turnen interessiert haben und dann wirklich begeistert waren.“ (P.S., Interview 3, 22.4.2017)

Zwar bemängelt Andreas Toba wie oben erwähnt, dass das Turnen nur punktuell nach Sport- großereignissen mehr Beachtung findet, dennoch reflektiert auch er in einem späteren Inter- view, dass seine „Heldengeschichte“ dazu beiträgt, dem „Turnen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen“ (vgl. A.T., Interview 7, 24.2.2017). Elisabeth Seitz kommentiert die Fragestellung eines Reporters, warum beispielsweise eine Turnerin wie Elisabeth Seitz in Deutschland nicht den Stellenwert hat, wie eine , die in ihrer Heimat USA ein Mega-Star ist, obwohl Deutschland ja eigentlich eine Turnernation sei, folgendermaßen:

„Das ist relativ einfach. Wir haben Fußball. Das ist ein Sport für die Masse. Jeder, auch wer nichts von Sport versteht, kann Fußball nachvollziehen, ver- steht, wenn ein Tor fällt. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen den Medien und der Masse. Mit Turnen muss man sich ein wenig mehr beschäftigen. Ich sage zwar immer, dass man es sich super anschauen kann, ohne alles zu ver- stehen. Aber die breite Masse scheint es nicht so extrem zu reizen. Beson- ders wenn es nur so selten im Fernsehen kommt. So fehlt einfach ein wenig der Bezug.“ (E.S., Interview 32, 7.8.2019)

Im Hinblick auf die mediale Darstellung ihres Privatlebens wollen Andreas Bretschneider und Pauline Schäfer die Tatsache, dass sie „seit drei Jahren ein Paar sind, nicht an die ganz große

75

Ergebnisse

Glocke hängen“. Gemeinsame Fotos von den Beiden sind schwer zu finden (vgl. A.B., Interview 5, 27.11.2017).

Indirekte mediale Effekte Im Gegensatz zur bereits erwähnten Studie „Soccer players and their media-related behavior: A contribution on the mediatization of sports“ (vgl. Birkner & Nölleke, 2016) in Kapitel 8 (Ope- rationalisierung) konnten innerhalb der untersuchten Interviews keine indirekten medialen Effekte festgestellt werden.

Mediale Präsenz Bei näherer Betrachtung der verschiedenen Interviews ist ersichtlich, dass die Turner/-innen wissen, wie wichtig es für sie ist, medial präsent zu sein.

„… dann waren wir in den Medien drin, und das war für uns auf jeden Fall positiv.“ (A.T., Interview 10, 11.9.2017)

„Die TV-Auftritte sind eine große Ehre.“ (T.A., Interview 39, 15.12.2017)

Fabian Hambüchen ist nach seinem Erfolg in dieser Hinsicht besonders aktiv, versucht sich mit Hilfe seines Olympia-Sieges am Reck bestmöglich zu vermarkten und stellt aber auch klar, dass er sich nicht für jede „Zirkusveranstaltung“ hergeben würde:

„Ich muss jetzt die Chance nutzen, Profit aus Olympia-Gold zu schlagen. Mo- mentan nehme ich alles mit: Goldene Henne, Bambi, Sportlerwahl… Wenn eine Anfrage vom Dschungel-Camp käme, ist von mir aus klar, dass ich das nie machen würde.“ (F.H., Interview 12, 27.12.2016)

„Ich habe so viele Anfragen bekommen, z.B. von TV-Shows, die jetzt nicht gerade vor Niveau strotzen und da muss man schon aufpassen, welche man wahrnimmt und welche nicht.“ (F.H., Interview 13, 18.12.2016)

Das jüngste Team-Mitglied Tabea Alt wird nach ihrem WM-Erfolg zu vielen Interviews und Auftritten im Fernsehen eingeladen und muss sich im Gegensatz zum routinierten Fabian Hambüchen erst noch daran gewöhnen: „Man weiß ja nie, welche Fragen einem gestellt wer- den“, sagt Tabea Alt (vgl. T.A., Interview 39, 15.12.2017). Darauf war sie bisher nicht vorberei- tet worden und stellt fest: „Das ist auch alles Neuland für mich“ (vgl. T.A., Interview 11, 13.10.2017). 76

Ergebnisse

Medienverbundene Handlungsweisen Es ist erkennbar, dass Turner/-innen direkt nach einem Medaillengewinn bei einem Groß- sportereignis weniger Zeit zum Trainieren haben. Das liegt an nachfolgenden medialen Ver- pflichtungen bzw. Auftritten (vgl. P.S., Interview 6, 26.11.2017). Haben erfolgreiche Turner/- innen genügend Ressourcen wie beispielsweise Fabian Hambüchen, Tabea Alt (vgl. Interview 8, 9.4.2017) und Andreas Toba (vgl. Interview 9, 18.4.2017), können sie versuchen, diesen Ef- fekt etwas zu minimieren, indem sie einen Manager engagieren, der sich sowohl um das Mar- keting als auch um alle anderen Termine wie Fernsehauftritte etc. kümmert. Die Notwendigkeit, mit einem Manager zusammenzuarbeiten, stellt eine medienverbundene Handlungsweise dar.

„25 Prozent bekommt Klaus Kärcher von den Werbeeinnahmen, die er mir vermittelt. Und er ist jeden Cent wert. In ihn, sein Know-how, seine Zeit und seine Expertise zu vertrauen war eine der besten Entscheidungen über- haupt.“ (F.H., Psotta, 2017, S.74)

Mediale Darstellung von Wettkämpfen Bezüglich der medialen Darstellung von Wettkämpfen steht fest, dass sich etwas im Turnsport verändern muss. Pauline Schäfer fordert: „Man müsste sich mal Gedanken machen, wie man die Wettkämpfe im Turnen attraktiver gestalten kann, das ist ja teilweise schon etwas träge und vielleicht tatsächlich für den Zuschauer langweilig“ (vgl. P.S., Interview 3, 22.4.2017). Ta- bea Alt regt an, das Turnen insgesamt für Sportler/-innen wie für Zuschauer/-innen transpa- renter zu machen, um so mehr Publikum für die nächsten Wettkämpfe abzuholen.

„Selbst für uns ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wie die Wertun- gen zustande kommen. Wie soll der Zuschauer es dann verstehen?“ (T.A., Interview 14, 16.8.2017)

Pauline Schäfer stimmt der Meinung von Tabea Alt zu:

„Einiges kann man nachvollziehen, anderes wieder nicht. Das macht das Tur- nen auch für den Zuschauer kompliziert, da man als Laie noch viel weniger verstehen kann, warum es hier und da plötzliche Abzüge gab, obwohl doch alles spektakulär und perfekt aussah.“ (P.S., Interview 38, 3.7.2019)

77

Ergebnisse

Rolle von Sponsoren Besonders in trainingsintensiven Randsportarten (z.B. Turnen) spielen Sponsoren eine sehr wichtige Rolle für die Sportler/-innen, da es eigentlich nicht möglich ist, ihren Lebensunterhalt mit den geringen Siegprämien zu bestreiten: „Vom Gehalt einer Turnerin kann man nicht le- ben. Das klappt nur selten“ (vgl. T.A., Interview 34, 29.10.2016). Die Suche nach Sponsoren ist allerdings nicht einfach.

„Schwierig, da Turnen ja letztlich keine populäre Sportart ist. Die Sponsoren wollen gesehen werden. Aber die Turnwettkämpfe werden nur selten aus- gestrahlt, die Reichweite ist nicht groß genug. Darum ist es ziemlich schwie- rig, sich da zu etablieren.“ (P.S., Interview 3, 22.4.2017)

Andreas Toba nimmt ebenfalls Stellung, erklärt wie sich Turner/-innen ihre Sportart finanzie- ren und welchen Stellenwert Sponsoren für ihn einnehmen:

„Das ist natürlich vor allem in so einer Randsportart wie dem Turnen schwie- rig. Ohne staatliche Projekte und Fördergruppen lässt sich das nicht finan- zieren. Ich selber werde über Sponsoren finanziert.“ (A.T., Interview 33, 28.12.2018)

Außerdem erhalten die meisten Turner/-innen Einnahmen von Werbeverträgen nur, „wenn sie unverletzt bleiben und die vereinbarten Leistungsziele erreichen“ (vgl. T.A., Interview 15, 16.3.2017). Tabea Alt hat es mittlerweile allerdings geschafft, sich ein solides Sponsor- und Partnerteam aufzubauen, die sie trotz Verletzungsphasen unterstützen:

„Zu erwähnen sind hier natürlich auch meine Sponsoren. Unterstützung von den Sponsoren ist wichtig und es ist eine starke Leistung, dass die Sponsoren und Partner, die man hat, einen eben gerade in diesen schweren Zeiten ei- ner Verletzung weiter unterstützen. Und hier habe ich eben mit KAMPA, Zu- rich und Kornspitz sowie Erima top Sponsoren und Partner, welche mich jetzt gerade in dieser Phase schon seit eineinhalb Jahren unterstützen, auch wenn sie wissen, dass ich jetzt nicht bei der WM im eigenen Land antreten kann. Mit KAMPA arbeite ich beispielsweise seit 2016 zusammen. Mit Zurich seit 2017. Mit Kornspitz auch schon seit 2016. Es sind Partnerschaften, die wachsen, die reifen miteinander und da hat man einen gemeinsamen Erfolg von einer Bronze Medaille bei einer WM, einen Weltcup Gesamtsieg und eine Olympiateilnahme und dann feiert man zusammen, freut sich und gleichzeitig sind es aber gerade die schweren Phasen, wie Verletzungen, wo es wichtig ist, dass man weiß, man wird jetzt nicht hängen oder gar fallen

78

Ergebnisse

gelassen, sondern die Stärke besteht darin, eben in jeder Situation für einan- der da zu sein. Hier habe ich mit KAMPA, Kornspitz, Zurich und Erima tolle Partner!“ (T.S., Interview 28, 20.9.2019)

Um eine umfassende Momentaufnahme der Ansichten von Sportlern/-innen zu bieten, wird im Folgenden die letzte Forschungsfrage behandelt. Mithilfe der nachfolgenden Tabelle und den weiteren Ausführungen wird gezeigt, welche Aussagen die untersuchten Turner/-innen bezüglich ihrer Sportart und ihrem Verband machen.

Tabelle 6 Gesamtüberblick der Ergebnisse zu Forschungsfrage 3 (eigene Darstellung)

Rolle von Verbänden Der einzige Turner, der sich innerhalb der untersuchten Interviews kritisch gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Turner-Bund äußert, ist Fa- bian Hambüchen. Er missbilligt eine seiner Meinung nach ungerechte Verteilung und Intrans- parenz der Sponsoreneinahmen.

„Die Verbände raffen lieber alles zusammen, was sie kriegen können, und geben uns Peanuts … Oft werden Verträge verschwiegen, weil die Einnah- men verschwiegen werden sollen.“ (F.H., Interview 16, 22.10.2016)

Außerdem verurteilt er die Pläne des DOSB zur Zentralisierung im Hochleistungssport. Laut Fabian Hambüchen soll jede(r) Turner/-in die Möglichkeit haben selbst zu entscheiden, wo es für denjenigen/diejenige die besten Trainingsbedingungen gibt (vgl. F.H., Interview 17, 20.2.2017). Darüber hinaus moniert er, dass die Verbände und Ligen nicht einmal in der Lage sind, bessere Strukturen für mögliche Fernsehübertragungen zu schaffen: 79

Ergebnisse

„Wir haben nur alle vier Jahre die Olympischen Spiele, um mal die Sportarten abseits des Fußballs in den Vordergrund zu rücken. Es ist aber auch Aufgabe der Verbände und Ligen, ihre Sportarten interessanter und attraktiver zu ge- stalten. Wenn man mal zu einem Turn-Wettkampf in der Bundesliga geht, da findet ein TV-Team nicht einmal einen gescheiten Platz, um das zu über- tragen, alleine von der Optik her. Der Ansatz mit der Zusammenlegung von verschiedenen Sportarten zu den European Championships war ja schon mal gut.“ (F.H., Interview 40, 12.3.2019)

Mehr Erfolg im deutschen Turnbereich Innerhalb der untersuchten Interviews wurde nur Fabian Hambüchen zum Themenbereich der hier untersuchten Kategorie befragt. Um größere und langfristige Erfolge im deutschen Turn- bereich zu erzielen, „muss in der Nachwuchsarbeit mehr gemacht werden“, merkt Fabian Hambüchen an (vgl. F.H., Interview 4, 23.10.2017).

„Von 2004 bis 2016 haben sie sich im DTB auf meinen Leistungen und denen der anderen guten Leute ausgeruht. Dabei musst Du doch gerade in dieser Zeit in Nachwuchsförderung investieren, in Trainerstellen und mehr.“ (F.H., Interview 41, 1.10.2019)

Nach den Olympischen Spielen in Athen 2004 und der WM in Stuttgart 2007 sei zu erkennen gewesen, „dass die Mitgliederzahl nach oben ging. Aber jetzt stehen wir da, und es wird schwierig mit der Olympia-Qualifikation“, fügte der Wetzlarer hinzu (vgl. F.H., Interview 41, 1.10.2019). „Das Grundproblem ist, dass es im deutschen Turnsport kaum Anreize gibt, den Trainerjob auszuüben. Und wo keine qualifizierten Trainer sind, gibt es irgendwann auch kei- nen nachrückenden Nachwuchs mehr“, stellt Fabian Hambüchen fest (vgl. F.H., Interview 37, 25.9.2019). Er sieht hier zum einen den Verband in der Pflicht: „Es mangelt an gut bezahlten Trainerjobs“ und berichtet außerdem von den Erfahrungen eines Freundes:

„Ein Kumpel von mir ist jetzt Trainer in Österreich, dort hat er einen Zehn- jahresvertrag bekommen. Hier hat man ihm einen Vertrag über ein halbes Jahr angeboten. Das ist ein Praktikum - und damit ein schlechter Witz“ (vgl. F.H., Interview 37, 25.9.2019).

Zum anderen hadert der Reck-Weltmeister von 2007 mit der Jugend von heute. Viele Jugend- liche seien lediglich damit beschäftigt, „ihre Instagram-Kanäle zu betreiben“, erklärt Fabian Hambüchen. Das „harte Arbeiten und das Feuer in den Augen“ vermisse er bei den jungen

80

Ergebnisse

Turnern/-innen. Er habe langsam das Gefühl, „dass die Instagram-Story wichtiger ist als das Training selbst. Und wenn ich schon höre, dass jemand als Berufswunsch Influencer oder Y- ouTuber angibt - da schwillt mir der Kamm“ (vgl. F.H., Interview 37, 25.9.2019). Wie die junge Generation damit umgeht, ist seiner Meinung nach mehr als bedenklich: „Man sieht sie immer posten und posten, aber im Wettkampf kriegen sie nichts hin“. Das sei aber nicht nur bei den Turnern der Fall, sondern insgesamt ein Problem der „jüngeren Gesellschaft“ (vgl. F.H., Inter- view 29, 7.10.2019). Ein weiterer Faktor sei außerdem die „mangelnde Struktur an vielen Stel- len“. Seiner Meinung nach gibt es „kleine Orte, wo super Arbeit gemacht wird, wo aber das Equipment fehlt und wo die Trainer nur auf Halbtags- oder Honorarbasis angestellt werden können“ (vgl. F.H., Interview 4, 23.10.2017).

Medaillenfixierung Viele Sportler/-innen kritisieren, dass die Gesellschaft oft nur Olympia-Medaillen als echte Er- folge wahrnimmt. Die untersuchten Turner/-innen leiden ebenfalls unter diesem Problem und äußern demnach ihren Unmut.

„Die Hälfte der Nation guckt sich Dritt- und Viertliga-Spiele im Fußball an und zahlt dafür Geld. Aber die eigentlichen Sportler in diesem Lande werden auf drei Sachen reduziert und das sind Gold, Silber und Bronze. Und wenn sie das nicht erreichen, seien sie schlecht. So ist es doch bei uns“ (A.B., Interview 18, 4.8.2016) „Ich hasse die Medaillenzählerei, jeder von uns reißt sich den Arsch auf und gibt sein Bestes.“ (F.H., Interview 18, 4.8.2016)

Auch im Bereich der Leistungssportförderung ist die Höhe der Zuschüsse meistens primär ab- hängig von den Ergebnissen bei großen Wettkämpfen (z.B. Olympische Spiele, EM/WM), be- klagen die Leistungsturner/-innen. Wer während seiner Turnkarriere keine Spitzenleistung abliefert, wird nicht unterstützt - nur wenige Turner/-innen können stattdessen beispielsweise auf Stipendien zurückgreifen.

„Es wird viel zu viel auf die Auswertung irgendwelcher Computerprogramme geachtet. Wir sind aber Menschen und keine Objekte. Wir trainieren jeden Tag. Und die Leute, die Statistiken ans Ministerium schicken, haben nichts damit zu tun. Ich finde es schade, nur anhand von Erfolgen gemessen zu wer- den.“ (F.H., Interview 12, 27.12.2016)

81

Ergebnisse

Stellenwert von eigenen Elementen In einer Sportart, die über Jahrzehnte hinweg immer wieder Ausnahmesportler/-innen und Höchstschwierigkeiten hervorgebracht hat, etwas Neues und noch Heikleres zu erarbeiten, ist eine sehr große Herausforderung. Andreas Bretschneider, Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer und Tabea Alt ist diese Sensation tatsächlich gelungen. Innerhalb der untersuchten Interviews be- richten sie, was das eigentlich für sie bedeutet. Elisabeth Seitz war in dieser Hinsicht Vorreite- rin, sie hat etwas „Historisches“ geschafft, ihr „Seitz“ am Stufenbarren „war nach 26 Jahren das erste Element, das nach einer deutschen Turnerin benannt wurde“ (vgl. E.S., Interview 22, 22.4.2017).

„Jetzt ist mir bewusst, was das für einen Stellenwert hat, ich habe mich quasi ins Geschichtsbuch des Turnens eingetragen. Das macht mich schon stolz.“ (E.S., Interview 44, 10.11.2011)

„Ich wollte aber unbedingt etwas Eigenes machen… Hinzu kommt: Wenn man sich durch so etwas einen Namen gemacht hat, steigt auf internationa- ler Ebene die Anerkennung. Das können am Ende die letzten Zehntel ausma- chen.“ (P.S., Interview 19, 9.10.2017)

„Es wird natürlich immer schwieriger, da die Elemente jetzt schon sehr an- spruchsvoll sind und da noch eins draufzupacken ist fast unmöglich. Man muss vor allem das Risiko abwägen, ob es sich überhaupt lohnt, etwas zu turnen, bei dem die Chance des Scheiterns von Natur aus viel höher ist. Trotzdem wird es immer Spezialisten geben, die Neues versuchen und damit auch Erfolg haben.“ (P.S., Interview 38, 3.7.2018)

„Ich habe erst vor zwei Tagen erfahren, dass mein neuer Abgang zuvor von keiner Athletin geturnt wurde. Es ist das Größte, dass mein Name jetzt zwei- mal im Regelwerk steht.“ (T.A., Interview 20, 5.10.2017)

„Ich konnte mich mit 17 Jahren damit bei der WM in der Turngeschichte ver- ewigen, das macht mich auf jeden Fall sehr stolz. Das schaffen nur wenige Athleten - und dann gleich mit zwei neuen Elementen, das kommt nur ganz selten vor. Besser hätte es bei der WM echt nicht laufen können, darüber bin ich sehr glücklich.“ (T.A., Interview 35, 27.10.2017)

„Definitiv werde ich den Bretschneider in Rio zeigen. Erst durch dieses Ele- ment erreicht meine Übung Spitzenniveau und ist konkurrenzfähig.“ (A.B., Interview 36, 28.7.2016)

82

Ergebnisse

„Es ist das einzige H-Element im Männerturnen. Es gibt keinen anderen Tur- ner, der diese Übung beherrscht. Das ist schon ein gutes Gefühl.“ (A.B., In- terview 21, 2.8.2016)

Doping Bezüglich der Thematik Doping im Turnen halten sich die untersuchten Turner/-innen eher bedeckt. Pauline Schäfer beantwortet die Frage nach der Rolle von Doping im Turnsport vage: „Man könne durch entsprechende Präparate schon die Regeneration schon beschleunigen.“, aber als Unterstellung an die Konkurrenz will sie dies nicht verstanden wissen (vgl. P.S., Inter- view 23, 20.12.2017). Andreas Toba stellt sich klar gegen die Idee von Nils Schumann11 hin- sichtlich der Freigabe von Doping im Spitzensport.

„Ich übe meinen Sport sauber aus und will durch eine Freigabe nicht gezwun- gen werden, etwas zu nehmen, nur um die Chancengleichheit zu wahren.“ (A.T., Interview 24, 27.1.2017)

Fabian Hambüchen äußert sich zwar nicht direkt zur Doping-Thematik im Turnsport, aber er gibt nach seinem internationalen Karriereende bekannt, dass er sich eventuell eine Zukunft als Sport-Funktionär vorstellen kann. Dabei möchte er sich vor allem im Kampf gegen Doping engagieren: „Ich glaube schon, dass ich in Zukunft sportpolitisch agieren kann. Ob das über Thomas Bach12 und das IOC im Anti-Dopingkampf direkt läuft oder über das deutsche Sportsystem, das muss man sehen.“ (F.H., Interview 43, 19.11.2016)

Athletenleben Die folgenden Aussagen sollen einen Eindruck vermitteln, wie die untersuchten Turner/-innen ihr Leben als Leistungssportler/-innen wahrnehmen und welchen Stellenwert ihr Sport dabei einnimmt. Aus ihren Interviewantworten lässt sich schließen, dass sie sich durchaus bewusst sind, dass sportliche Erfolge auf ihrem Niveau eine immense Opferbereitschaft erfordern.

11 Nils Schumann (*1978), ehemaliger deutscher Mittelstreckenläufer und Olympiasieger im 800-Meter-Lauf, www.spiegel.de/sport/sonst/nils-schumann-kritisiert-anti-doping-system-und-fordert-freigabe-von-doping- mitteln-a-1131953.html, abgerufen am 9.1.2019 12 Thomas Bach (*1953), seit 2013 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees 83

Ergebnisse

„Wenn du professionell turnst, bist du eigentlich nie ohne körperliche Beschwerden“, merkt Pauline Schäfer an (vgl. P.S., Interview 31, 2.8.2019).

„Wir Turnerinnen führen ein ganz anderes Leben als die meisten Gleichaltri- gen. Um den Sport herum haben wir nicht viel.“ (T.A., Interview 25, 19.3.2017) „Ich bereue nichts. Nicht die Plackerei, den Umzug, die verpassten Kinobe- suche. Ich habe das nie als Verzicht empfunden. Turnen, der Wettkampf - all das wollte ich immer machen. Ich habe mehr erreicht, als ich mir hätte er- träumen können.“ (P.S., Interview 23, 20.12.2017) „Natürlich gibt es Phasen, in denen man sich echt aufraffen muss. Aber ich habe mich ja bewusst für diesen Weg entschieden, ich würde mich heute wieder so entscheiden. Dass andere Party machen durften, hat mich nie ge- stört.“ (P.S., Interview 31, 2.8.2019)

„Natürlich war ich immer ehrgeizig. Viele Jugendliche haben Probleme mit der Disziplin, wollen nicht pünktlich ins Bett, achten nicht genug auf ihre Er- nährung. Für mich kamen Partys mit 16, 17 Jahren nie in Frage, ich war nicht einmal bei meinem Abiball, weil da ein Trainingslager anstand. Ich hatte im- mer die Vision Olympiasieger zu werden. Meine Eltern haben verschiedene Schulleiter gefragt, ob sie meinen Sport unterstützen, danach wurde die Schule ausgesucht.“ (F.H., Interview 40, 12.3.2019)

Andreas Bretschneider will auf die harten Bedingungen und extremen Körperbelastungen im Turnen aufmerksam machen:

„Um als Hochleistungssportler optimale Leistungen erbringen zu können, muss ich hohe Trainingsanforderungen erfüllen, und topfit sein. Turnen ist keine klassische Saisonsportart. Unsere Wettkämpfe erstrecken sich über das gesamte Jahr und lassen keine wirkliche Zeit zur Regeneration über meh- rere Wochen. Der Druck ist hoch; Verletzungen kann ich mir nicht leisten, sie passieren jedoch, und dann bin ich auf professionelle Kenntnisse angewie- sen.“ (A.B., Interview 36, 28.7.2016)

„Blut, Schweiß und Tränen in mehr als 30 Wochenstunden, Verzicht auf Frei- zeit, Freunde und Familie, der ewige Kampf gegen den Schmerz und die Selbstzweifel - und das ganze vier Jahre lang für diesen einen Moment.“ (A.B., Interview 26, 9.8.2016)

84

Ergebnisse

Tabea Alt lernt während einer verletzungsbedingten längeren Trainingspause die Vorzüge ei- nes „normalen“ Lebensalltags zu schätzen, der für andere Jugendliche in ihrem Alter selbst- verständlich ist:

„… jetzt, wenn ich durch die Verletzung etwas ausgebremst bin und nicht in den Sport kann, habe ich letztendlich festgestellt, dass zum Beispiel tanzen gehen mit einer Freundin toll ist oder sonst einfach mal die Zeit mit Kaffee trinken verbringen.“ (T.A., Interview 28, 20.9.2019)

Fabian Hambüchen, der seine Turnkarriere mittlerweile beendet hat, sieht sein Leben nun aus folgendem Blickwinkel. Er kann zwar auch nach seinem Rücktritt vom Hochleistungssport nicht von den Geräten lassen, hat sein Training aber natürlich reduziert und ist weiterhin in anderen Bereichen sehr viel aktiver geworden:

„Die Lust ist bei 1000 Prozent bei mir, weil ich natürlich die super Erinnerun- gen von früher habe und das Turnen weiterhin so liebe, aber ich bin jetzt auch komplett raus aus dem Sport in dem Fall, also ich trainiere noch ein bisschen für mich, aber wettkampfmäßig ist da gar nichts mehr.“ (F.H., In- terview 30, 17.7.2019) „Nach so einem Leben, das immer gefüllt war mit Action und brutalster An- spannung, kann ich nicht plötzlich nur noch chillen… Dinge, wie einen spon- tanen Trip zu einer TV-Show konnte ich früher nicht machen, weil ich auf keinen Fall das Training gestrichen hätte. Jetzt denke ich: Mein Gott, trai- niere ich halt morgen, ist ja nicht so schlimm.“ (F.H., Interview 27, 28.10.2017) „Jeder denkt, ich habe viel Zeit, nur weil ich nicht mehr aktiv turne. Ich ma- che super viel mit meinen Sponsoren und Partnern, halte Vorträge, mache bei verschiedenen TV Produktionen mit. So viel Freizeit bleibt mir nicht.“ (F.H., Interview 30, 17.7.2019)

Außerdem engagiert er sich für Sports For Future, eine Initiative, die die verbindende Kraft des Sports dafür einsetzen will, um gemeinsam den Herausforderungen der Klimakrise zu begeg- nen:

„Als Turner kämpfen wir regelmäßig mit den physikalischen Naturgesetzen. Wir wissen genau, dass es dabei keine Kompromisse gibt. Wenn wir nicht ausreichend vorbereitet sind oder einen Fehler machen, scheitern wir. Das- selbe gilt für die Klimakrise. Wir können die Natur nicht austricksen und

85

Ergebnisse brauchen genauen Plan, wie wir den Herausforderungen begegnen.“ (F.H., Interview 42)

86

Diskussion

10 Diskussion

Aufgrund der Ergebnislage der durchgeführten Studie ist generell festzustellen, dass sich ein Großteil der Deutschen im Internet nur im Rahmen von Sportgroßereignissen über die deut- sche Turn-Nationalmannschaft informiert13. Das mag wohl unter anderem auch daran liegen, dass die geringe (wenn überhaupt vorhandene) Vor- und Nachberichterstattung zwischen all den anderen Sportarten untergeht. Wer sich nicht für die Randsportart interessiert und sich gezielt informiert, wann und wo Wettkämpfe übertragen werden, der bekommt meistens gar nicht mit, wenn beispielsweise gerade die Turn-WM in Montréal stattfindet. Abgesehen davon werden viele Wettkämpfe gar nicht übertragen, da gleichzeitig in den Augen der Medien „wichtigere“ Turniere von beliebteren Sportarten bessere Zuschauerquoten garantieren.

Die genauere Betrachtung der Themenbereiche der analysierten Artikel lässt darauf schließen, dass die Medien vor allem ereignis- und ergebniszentrierte Meldungen veröffentlichen (vgl. Gleich, 2001). Es liegt demnach klar auf der Hand, dass die Medien entscheiden, in welchem Rahmen über eine(n) Turner/-in berichtet wird, gleichermaßen bestimmen sie Zeitpunkt und Ausmaß der Berichterstattung. In folgenden Zusammenhängen wurden die untersuchten Ar- tikel veröffentlicht: außergewöhnlich gute/schlechte Leistung, Kreation eines neuen Ele- ments, Teilnahme an Fernsehshows, Auftritt bei öffentlichen Veranstaltungen, Details aus dem Privatleben. Dabei ist zu vermuten, dass bei vier von sechs Turnern/-innen das Interesse der Öffentlichkeit aufgrund ihrer Anwesenheit bei einer Sendung im Fernsehen leicht ange- stiegen ist. Fernsehshowauftritte für Leistungsturner/-innen sind offensichtlich ein geeignetes Mittel, um auch in Zeiträumen, in denen keine Wettkämpfe stattfinden, mediale Präsenz zu zeigen. Eventuell entwickeln die Zuschauer unter diesen Umständen sogar mehr Sympathie für den/die jeweilige(n) Turner/-in, da Fernsehshows spannender aufbereitet sind als übertra- gene Turnwettkämpfe und die Turner/-innen im direkten Wettstreit mit anderen Berühmthei- ten präsentiert werden.

13 Abgesehen von den drei ausgewählten Zeiträumen mit den drei höchsten Peaks, besteht während dem Un- tersuchungszeitraum von einem Jahr fast kein bzw. nur sehr geringes Interesse an den Turnern/-innen. 87

Diskussion

Des Weiteren sollte die vorliegende Untersuchung Aufschluss darüber geben, inwiefern die Medien den Turner/-innen typologisierte Rollen zuweisen. Als ausschlaggebender Faktor für die Rollenverteilung kann hier „Leistung“ genannt werden (vgl. Strauß, 2012). Eines der Ergeb- nisse dieser Studie ist die Tatsache, dass stetig ansteigende Leistung über einen längeren Zeit- raum hinweg für einen Heldenstatus (siehe Fabian Hambüchen - Held und Medienstar) sorgt. Gleichzeitig gibt es aber auch tragische „Kurzzeit-Helden“ (siehe Andreas Toba - Opferbereit- schaft und Leidensfähigkeit), denen aufgrund von besonderen/einmaligen Taten Beachtung geschenkt wird. In dieser Hinsicht stellt Fabian Hambüchen ein gutes Beispiel dar und beweist, dass es möglich ist, die ihm von den Medien ursprünglich zugewiesene Rolle ins Gegenteil zu verwandeln. Seine mediale Transformation vom ehemaligen „Turn-Floh“ zum „Goldmedail- lengewinner“, die er unter anderem seinem professionellen Management zu verdanken hat, ist beachtlich.

Bei dem Versuch einen Vergleich zwischen der medialen Selbstdarstellung von Fabian Hambü- chen, Andreas Toba, Andreas Bretschneider, Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer und Tabea Alt zu ziehen, soll zuerst auf die jeweiligen Unterschiede eingegangen werden: Zunächst ist festzuhalten, dass die jüngeren Turner/-innen ihre Instagram-Accounts aktiver nutzen als beispielsweise Andreas Bretschneider, der die ältere Generation repräsentiert. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass die ca. 10 Jahre jüngere Turnerin Tabea Alt bereits wäh- rend ihrer Jugend mit dieser App in Berührung kam, während Bretschneider eben kein ,digital native‘ ist. Er hat anfänglich nur Facebook benutzt, seinen Instagram-Account eröffnete er wie bereits erwähnt erst nach seiner Teilnahme an Olympia 2016 in Rio de Janeiro.

Zu hinterfragen bleibt allerdings, ob die untersuchten Inhalte der Accounts auch tatsächlich von den Turnern/-innen selbst erstellt wurden oder ob ihre PR-Berater/-innen für die einzel- nen Beiträge verantwortlich sind. Es ist schwer vorstellbar, dass Leistungssportler neben ihren intensiven Trainings- und Wettkampfphasen Zeit dazu haben sich eigene Gedanken bezüglich ihrer nächsten Social-Media-Posts zu machen. In den meisten Fällen bestehen zumindest si- cher professionelle Richtungsvorgaben, die im Vorhinein vertraglich festgehalten wurden. Eine weitere Annahme ist, dass sich berühmte Sportler/-innen einen Social-Media-Kanal aus-

88

Diskussion suchen, den sie am Liebsten verwenden und auf welchem sie stets aktuelle Beiträge veröf- fentlichen. Ihr/e PR-Berater/-in kann mithilfe dieser Informationen ähnliche Posts erstellen und auf ihren Accounts der anderen sozialen Netzwerke bekanntgeben.

Im Gegensatz zu der bereits im Forschungsstand erwähnten Studie von Pauli (2009), stellen sich nicht Seitz, Schäfer und Alt als weibliche Athletinnen auf Fotos mit sexualisiertem Inhalt dar, es ist Hambüchen, der auf mehreren Fotos versucht, seinen weiblichen Fans mit nacktem Oberkörper zu imponieren (siehe Bildverzeichnis Nr. 1-2). Auch bei Toba gibt es ein oberkör- perfreies Portrait, dieses ist aber bei einem professionellen Fotoshooting entstanden und wirkt ästhetischer (siehe Bildverzeichnis Nr. 3). Davon abgesehen ist noch eine andere ge- schlechtsspezifische Differenz, welche die Wortwahl der Turner/-innen betrifft, festzustellen. Die Turnerinnen veröffentlichen emotionalere Beiträge, während die männlichen Athleten fast immer sachlich bleiben.

Ein weiterer Unterschied macht sich in der Art und Weise bemerkbar, wie die Turnerinnen und Turner mit ihren Fans interagieren. Hambüchen, Toba und Bretschneider geben zwar ih- ren Fans das Gefühl, als legen sie Wert auf ihre Meinung und fragen manchmal in Posts auch gezielt danach. Wenn diese ihnen allerdings auf Instagram via der Kommentarfunktion eine Frage stellen, erhalten sie keine Antwort. Seitz, Schäfer und Alt versuchen etwas mehr auf ihre Follower einzugehen und kommentieren ab und zu die Beiträge von anderen Usern (siehe Bildverzeichnis Nr. 4-6). Angenommen die sechs Leistungsturner/-innen führen ihre Accounts wirklich selbst, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie nicht in größerem Ausmaß auf ihre Fans eingehen, da dies sehr zeitaufwändig ist. Allerdings ist diese Tatsache nicht allzu kritisch einzuordnen, da es vielen berühmten Hochleistungssportlern/-innen aufgrund von Zeitman- gel nicht gelingt, auf alle Kommentare ihrer Fans zu reagieren.

Die Gemeinsamkeiten innerhalb der Darstellungen der untersuchten Athleten/-innen lauten wie folgt: Die thematischen Inhalte der Beiträge von Hambüchen, Toba, Bretschneider, Seitz, Schäfer und Alt sind relativ ähnlich. Alle Turner/-innen vermitteln die Charakteristika ihrer Sportart und zeigen dabei einen strengen Leistungsanspruch sich selbst gegenüber. Der Stellenwert

89

Diskussion ihrer jeweiligen turnerischen Leistung ist sehr hoch einzustufen, da es jede Menge Kraft und Energie gekostet hat, sich dieses Niveau zu erarbeiten. Gerade für Mitglieder des deutschen Turnteams ist es schwer, sich bei Olympischen Spielen gegen die harte internationale Konkur- renz durchzusetzen. Für deutsche Turner/-innen ist der Gewinn einer Olympia-Medaille sehr selten, da sonst immer Nationen wie die USA, China, Russland oder Rumänien eindrucksvolle Medaillenspiegel vorweisen können. Deshalb kann Fabian Hambüchen seit dem Gewinn sei- ner Goldmedaille einen Sonderstatus vorweisen. Die hier analysierten Leistungsturner/-innen verwenden Foto- und Videomaterial wie auch Emoticons, um ihre Postings optisch interessant zu gestalten. Sie schreiben in einer Mischung aus Deutsch und Englisch, letzteres wohl auch, damit ihre internationalen Fans Zugang zu ak- tuellen Informationen erhalten.

Im Hinblick auf den Einfluss der Medien wissen die Turner/-innen, welche Chancen und Mög- lichkeiten positive Berichterstattung über ihre Sportart mit sich bringt. Wenn sie es schaffen die öffentliche Wahrnehmung für den Turnsport zu steigern, indem sie auch bei internationa- len Wettkämpfen große Erfolge erzielen, umso wahrscheinlicher werden ihnen mehr Ressour- cen (bessere Trainingsbedingungen, größere Sponsorenauswahl, höhere Sportförderungsgelder) zur Verfügung gestellt, was sich wiederum positiv auf ihre Karriere auswirkt. Zwar bemängeln sie, nur auf ihre Erfolge und Medaillen reduziert zu werden, aber im Zweifelsfall müssen sie bedenken, dass es die Verbände sind, die anhand von Erfolgsstatis- tiken Budgets erhalten und verteilen. Trotzdem wäre es wichtig, dafür zu sorgen, dass der körperliche Aufwand, den Turner/-innen für den Gewinn einer Olympia-Medaille einsetzen, honoriert und anerkannt wird und sie in Zukunft vielleicht sogar die Möglichkeit haben, von dieser Sportart zu leben.

Wie bereits öfter erwähnt, spielt die mediale Präsenz auch bei Turnern/-innen eine große Rolle. Innerhalb der untersuchten Interviews und Literatur gab es keine Aussagen bezüglich eines Medientrainings z.B. wie man bei Interviews, öffentlichen Events oder im Fernsehen professionell auftritt und wie die sozialen Medien optimal genutzt werden können. Dies wäre ein wichtiger Ansatzpunkt, um vor allem jüngere Leistungsturner/-innen auf eine professio-

90

Diskussion nelle Sportlerkarriere vorzubereiten. Eventuell fällt das Medientraining aber auch in den Auf- gabenbereich eines Sport-Managers und wird deshalb nicht thematisiert. Allerdings müssen auch hier die nötigen finanziellen Ressourcen vorhanden sein, um sich einen Manager leisten zu können. Dieser wiederum wird Sportler/-innen wahrscheinlich nur unter Vertrag nehmen, wenn dank bisheriger positiver Leistungen bereits ein gewisser Bekanntheitsgrad erreicht wurde und eine Aussicht auf langfristige erfolgreiche Zusammenarbeit besteht.

Besonders hervorzuheben und zu diskutieren sind die Ergebnisse, die in der Kategorie „Medi- ale Darstellung von Wettkämpfen“ präsentiert werden: Die Turner/-innen sind der Meinung, dass die Wettkämpfe interessanter gestaltet werden müssen. Hier gibt es sicherlich viel Po- tential hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs, der Kommentatoren, der Innovation (siehe Video- beweis, S. 13, Kapitel 5) und der Einbindung des Publikums. Es muss versucht werden, den Zuschauern ein Sport-'Erlebnis' zu bieten. Außerdem sollte das Turnen insgesamt transparen- ter gestaltet werden, lautet ihre Forderung. Wenn Sportler/-innen selbst sagen, dass sie nicht verstehen, wie manche Wertungen ihrer Übungen zustande kommen, ist das schon sehr be- zeichnend. Die Bewertungen im Turnen stellen schließlich als binärer Code eine essentielle Grundlage dar, die ausschlaggebend für Sieg oder Niederlage ist. Dieser Missstand muss be- seitigt werden, um die Randsportart Turnen aus ihrer Nische zu holen.

Neben einer Untersuchung der Themen, die in den medialen Auftritten der Turner/-innen an- gesprochen werden, ist es aber auch interessant zu reflektieren, welche Themen kaum oder gar nicht angesprochen werden. Das Thema Doping ist offensichtlich tabubehaftet, bis auf knappe Aussagen von Pauline Schä- fer und Andreas Toba möchte sich dazu kein/e aktive(r) Sportler/-in detailliert äußern. Auch Kritik an der Sportpolitik, an Verbänden usw. wird nur von Fabian Hambüchen behandelt. Möglicherweise fürchten andere Turner/-innen Nachteile, wenn sie sich wie er trauen Kritik zu äußern. Außerdem ist fraglich, inwieweit dieses Thema Fans wirklich interessiert oder gar womöglich abschreckt. Am auffälligsten ist die Diskrepanz zwischen dem Anspruch, die Fans am „echten“ Leben eines Turners/einer Turnerin teilhaben zu lassen und der Tatsache, dass im Wesentlichen doch nur

91

Diskussion ein positives Bild des Leistungssports gezeichnet wird. Eine Ausnahme stellen hier in gewissem Maße Andreas Toba und Alt dar. Selbst wenn die notwendigen kräftezehrenden Anstrengungen in Wort oder Bild geschildert werden, sind sie letztendlich nur Hindernisse auf dem Weg nach oben, die eben überwunden werden müssen. Die Leistung des Helden ist dadurch nur noch höher zu bewerten. Enttäu- schungen nach Niederlagen, die Frage nach dem Sinn der Trainingsarbeit, Selbstzweifel und seelische Krisen scheinen nicht in das Bild zu passen, das für die Öffentlichkeit gezeichnet wer- den soll.

Die Ergebnisse der vorliegenden Masterarbeit können in das bereits erwähnte 3-Ebenen-Mo- dell nach Michelis eingeordnet werden. Innerhalb der individuellen Ebene befinden sich Fa- bian Hambüchen, Andreas Toba, Andreas Bretschneider, Elisabeth Seitz, Pauline Schäfer und Tabea Alt, die ihre Fans mit vielen Beiträgen an ihrem Erfolg wie auch Privatleben teilhaben lassen. Die sechs Turner/-innen zählen dadurch zur aktiven Gruppe der Nutzer von Social Me- dia, dabei kommen ihnen die Prinzipien der technologischen Ebene zugute. Dank Modularität, Variabilität und Automatisierung können sie ihre verschiedenen Accounts bearbeiten, gerade eben geschossene Fotos posten und bestimmen, wann und wo sie ihre Beiträge veröffentli- chen wollen. Die Verwendung ihrer sozialen Netzwerke wirkt sich langfristig gesehen auch auf die sozio-ökonomische Ebene aus. Denn gelingt es ihnen, sich innerhalb der Social-Media-Welt positiv zu präsentieren, steigert sich ihr Bekanntheitsgrad und die Chance neue Sponsoren zu gewinnen wächst - da sich diese hohe Geldsummen mittels Werbemaßnahmen erhoffen. So entsteht eine Win-Win-Situation für beide Parteien.

92

Ausblick

11 Ausblick

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Einflüsse der Medialisierung im Turnsport schon zu bemerken sind. Die Turner/-innen sehen darin viel Potential und versuchen, von den gegebe- nen Impulsen zu profitieren. Fabian Hambüchen hat es vorgemacht: Während seiner aktiven Karriere knüpfte er viele Kontakte, verschaffte sich auf der Bühne des Medienparketts einen Namen und bekommt dadurch auch noch nach seinem Sportlerdasein Angebote seitens der Medienvertreter. So kann er auf Gelder aus Werbeverträgen (z.B. Bridgestone) und der Ver- marktung seiner Biographie zurückgreifen und damit sein Studium finanzieren. Außerdem wäre noch seine Tätigkeit als Reporter für Eurosport während den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang und seine Funktion als Botschafter für die Turn-Weltmeisterschaften in Stuttgart (4. Bis 13. Oktober 2019) zu erwähnen.

Meiner Meinung nach wäre es auch sehr wichtig, dass die Turnverbände versuchen, vernünf- tige Strukturen zu schaffen, im Nachwuchsbereich mehr Ressourcen zur Verfügung zu stellen und besser mit den Medien zu kooperieren. Ziel sollte es sein, den Status anderer Turner/- innen auf eine höhere Ebene zu transportieren.

Der eindeutige Vorteil von Social Media gegenüber der klassischen Berichterstattung besteht wie bereits erwähnt, darin, dass Sportler/-innen ihre eigenen Beiträge verfassen und veröf- fentlichen können. So wird die einstige Monopolstellung des klassischen Journalismus gewis- sermaßen abgelöst und dessen konstruierte Realität verliert an Authentizität. Es liegt also auch in den Händen der Turner/-innen sich selbst möglichst interessant und authentisch in den sozialen Netzwerken darzustellen, um die klischeebehaftete Sportart Turnen in ein bes- seres Licht zu rücken. Die meisten Menschen assoziieren mit dem Wort „Turnen“ leider immer noch lediglich Schulsportstunden ihrer Kindheit, bei denen sie gezwungen wurden Purzel- bäume zu schlagen oder am Reck zu baumeln.

Ich denke, dass die Randsportart Turnen dank der sozialen Netzwerke schon bereits an Beach- tung innerhalb der Gesellschaft gewonnen hat, allerdings wird ihr noch lange nicht genug Auf- merksamkeit geschenkt. Immerhin gibt es mittlerweile Online-Streaming-Dienste, die

93

Ausblick

Turnwettkämpfe via Internet übertragen, wenn sie schon nicht im Fernsehen übertragen wer- den. Ziemlich sicher wird es aber leider nie gelingen, sich gegen Massensportarten wie bei- spielsweise Fußball, durchzusetzen, da diese wirtschaftlich gesehen wesentlich rentabler sind. Vielmehr geht es darum, dafür zu sorgen, dass der körperliche Aufwand den Turner/-innen für den Gewinn einer Olympia-Medaille einsetzen, honoriert und anerkannt wird und sie in Zu- kunft vielleicht sogar die Möglichkeit haben von dieser Sportart zu leben.

Anstelle einer bloßen Wiedergabe der bei Wettkämpfen erzielten Ergebnisse sollte die Be- richterstattung stärker personalisiert werden, was bisher nur in Ansätzen geschieht. Es ist durchaus hilfreich, wenn eine Randsportart es schafft, den Bekanntheitsgrad ihrer besten Ath- leten/-innen so zu erhöhen, dass sich immer mehr Fans „verpflichtet“ fühlen, sich in stärkerem Grad über die weitere Entwicklung der Sportler/-innen zu informieren. Durch diese öffentliche Unterstützung würde auch der Forderung der Turner/-innen und Verbände nach mehr Sende- zeiten bzw. öffentlichen Übertragungen mehr Nachdruck verliehen.

Letztendlich kann in Bezug auf die Sportart Turnen im Zusammenhang mit den sozialen Me- dien ein überwiegend positives Fazit gezogen werden. Jegliche Meldung über die deutschen Turner/-innen oder auch von den deutschen Turnern/-innen ist ein weiterer Schritt hin zu mehr Aufmerksamkeit durch die Gesellschaft. Durch die klassischen Massenmedien werden die einzelnen Charaktere zwar in gewisse Stereotype verwandelt, die in manchen Fällen bei Erfolg in den höchsten Tönen gelobt werden und aufgrund von mangelnden Leistungen nur schlechte Kritik erwarten müssen. Allerdings wirkt es auch so, als ob sich die untersuchten Turner/-innen von der Darstellung der Massenmedien beeinflussen lassen und sich damit ab- finden in den medial zugeteilten Rollen zu bleiben. Generell sollte also überlegt werden, wie sich Athleten/-innen von Randsportarten vor der klischeebehafteten medialen Berichterstat- tung schützen können.

Damit der Turnsport insgesamt populärer wird und an Anerkennung in der Gesellschaft ge- winnen kann, müssen außerdem die Verantwortlichen (z.B. der DTB) verstärkt Eingriffe auf allen Ebenen (Makro-/Meso- und Mikroebene) zulassen. In diesem Sinne ist es angebracht, zukünftig noch weitere Studien durchzuführen, die sich mit bisherigen medialen Adaptionen

94

Ausblick auf Makro- und Mesoebene beschäftigen und Aufschlüsse darüber geben können, welche weiteren Veränderungen im Turnen sinnvoll wären. Abgesehen davon sollten die Meinungen und Einschätzungen von Trainern und Funktionären in neue Untersuchungen eingebunden werden.

95

Zusammenfassung

12 Zusammenfassung

Die Olympischen Sommerspiele 2016, die vom 5. bis 21. August in Rio de Janeiro ausgerichtet wurden, können ganz dem Zeichen der Digitalisierung und der Weiterentwicklung der Sport- Kommunikation durch die neuen Medien zugeordnet werden (vgl. Quirling, Kainz & Haupt, 2017). Immer mehr Athleten/-innen und auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) nutzten intensiv verschiedene Social-Media-Kanäle und konnten dadurch ihren Fans und der allgemeinen Öffentlichkeit spannende Einblicke in das direkte Wettkampfgeschehen (von er- greifenden Momenten wie aufgestellten Weltrekorden bis hin zu Award-Zeremonien) bieten.

Nach dem Großsportereignis gaben Instagram, Facebook und Twitter die Zahlen bekannt, wie oft Olympia 2016 in den sozialen Medien erwähnt bzw. wie viel darüber berichtet wurde: Fa- cebook kann während diesem Zeitraum 227 Millionen Menschen mit ungefähr 1,5 Millionen Interaktionen vorweisen, bei Twitter sind es insgesamt 187 Millionen Tweets (inklusive fol- gendem Hashtag #Olympics) plus 75 Milliarden Impressionen und Instagram steuert 913 Mil- lionen Interaktionen durch 131 Millionen User bei (vgl. Quirling et al., 2017). Außerdem wurden die Sportarten Schwimmen, Turnen, Leichtathletik, Fußball und Beachvol- leyball innerhalb der Rubrik beliebteste und meist genannte Sportarten auf Facebook einge- ordnet. Unter Berücksichtigung dieser Zahlen bleibt es spannend, welche neuen Social-Media- Tools bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 möglicherweise noch entwickelt werden und inwiefern sich das Konzept der Medialisierung weiter durchsetzt.

Im Hinblick auf die mediale Berichterstattung im Sport lässt sich festhalten, dass die Massen- medien immer noch in der Lage sind, den verschiedenen Sportlern/-innen durch ihre wer- tende Art ein gewisses Image (positiver oder negativer Art), das von der Gesellschaft anstandslos akzeptiert wird, zuzuschreiben. Sicherlich wird dank den sozialen Medien die Ga- tekeeper-Funktion der Massenmedien Stück für Stück minimiert und die Athleten/-innen kön- nen versuchen der Öffentlichkeit gegenüber ihre eigene Persönlichkeit zu präsentieren, aber anscheinend ist momentan die Macht der Medien trotzdem immer noch stärker. Es wird wohl noch einige Jahre dauern bis sich auf diesem Gebiet etwas ändert. Und da Leistungssportler/-

96

Zusammenfassung innen aufgrund von schlechtem monetärem Einkommen wohl oder übel von positiver Bericht- erstattung abhängig sind, haben sie wenig Möglichkeiten Forderungen gegenüber Journalis- ten durchzusetzen.

Die Auswertung der medialen Selbstdarstellung von Turnern/-innen innerhalb ihres Insta- gram-Accounts verweist auf geschlechtsspezifische Unterschiede, welche allgemeines Foto- material und die Art der Kommunikation betreffen. Beispielsweise zeigen die untersuchten Turner eher sexualisierte Bilder von sich selbst, auf denen sie leichtbekleidet posieren und dabei ihre Muskeln präsentieren, als die weiblichen Turnerinnen. Auch die Ansprache der Fans wird unterschiedlich gehalten, von Seiten der Männer eher kurz, direkt und ohne große Flos- keln - während die Turnerinnen eher dazu neigen sich sehr emotional und ausschweifend zu äußern.

Außerdem bleiben viele Fragen der Fans, die sie an die Turner/-innen richten, unbeantwortet. Hier besteht bei allen Probanden/-innen definitiv Verbesserungspotenzial. Innerhalb der durchgeführten Studie konnte nicht herausgefunden werden, ob die untersuchten Turner/- innen ihr Instagram-Profil wirklich ohne fremde Hilfe bespielen. Wenn dem so ist, wäre es ansonsten verständlich, dass sie es aufgrund von intensiven Trainingsphasen, Wettkämpfen etc. zeitlich nicht schaffen, jedes Anliegen zu beantworten. Ansonsten sind die alltäglichen Inhalte der einzelnen Turner/-innen recht ähnlich. Sie alle ver- öffentlichen Bilder aus dem Training, von Wettkämpfen bzw. Veranstaltungen und die einen mehr die anderen weniger von ihrem Privatleben.

Alle untersuchten Turner/-innen sind sich des medialen Einflusses auf ihre Sportart und sich selbst bewusst. Ihnen ist klar, dass sie seltene Großsportereignisse wie die Olympischen Spiele nutzen können, um sich und ihrer Randsportart zu mehr Popularität zu verhelfen. Zu betonen ist auch, dass selten Kritik gegen die Massenmedien geäußert wird. Stattdessen werden für existierende und auftretende Probleme (z.B. Leistungsprämien nur bei Medaillengewinn) im deutschen Turnsport eher Verbände und verbandsinterne Strukturen verantwortlich ge- macht.

97

Zusammenfassung

Abschließend ist festzuhalten, dass es im Rahmen der fortschreitenden Medialisierung zukünf- tig sicherlich Sinn macht, die jeweiligen Sportler/-innen als Experten ihrer eigenen Sportart in Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse was neue Projekte wie beispielsweise neuaufge- setzte mediale Darstellungsformen betrifft, mit einzubeziehen.

98

Literatur

13 Literatur

Aßmann, S., & Röbbeln, S. (2013). Social Media für Unternehmen. Das Praxisbuch für KMU. Bonn: Galileo Computing.

Beck, D., & Capt, I. (2017). Geschlechtsspezifische Muster der Selbstdarstellung von Tennis- stars auf Facebook. In Der Einsatz Sozialer Medien im Sport (pp. 139-156). Springer VS, Wiesbaden.

Beck, D., & Kolb, S. (2009). Sport & [und] Medien: aktuelle Befunde mit Blick auf die Schweiz. Rüegger.

Beck, D., & Kolb, S. (2011). Die Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern im und neben dem Wettkampf - eine Analyse der Berichterstattung über die Ski- und Leicht-athletik- Weltmeisterschaften. In D. Schaaf & J.-U. Nieland (Hrsg.), Die Sexualisierung des Sports in den Medien (S. 173–192). Köln: Halem.

Bertling, C., Degen, M., & Lüke, J. (2018). Die Selbstvermarktung des Fußballs in der digitalen Kommunikation unter besonderer Berücksichtigung von Social Media.

Bieg, P. (2019). Mediensportarten abseits des Fußballs. Basketball in Deutschland: eine explo- rative Fallstudie zum Kampf um Platz zwei im Sport. Köln: Halem

Birkner, T. (2017). Medialisierung und Mediatisierung. Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG.

Birkner, T., & Nölleke, D. (2016). Soccer players and their media-related behavior: A contribu- tion on the mediatization of sports. Communication & Sport, 4(4), 367-384.

Bohnsack, R. (2014). Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden (Re- constructive Social Research: Introduction in Qualitative Methods). Opladen, Ger- many: Barbara Budrich.

Bosshart, L., & Beck, D. (2006). Vom Sport zum Spektakel. Medien Journal, 30(1), 14-24.

Breuer, C., Hallmann, K., & Ilgner, M. (2017). Akzeptanz des Spitzensports in Deutschland-zum Wandel der Wahrnehmung durch Bevölkerung und Athleten. Sportverlag Strauß.

Brosius, H., Koschel, F., Haas. A. (2009), Methoden der empirischen Kommunikationsforschung (5. Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Brown, M. A. (2003). Media Impact On Elite Gymnasts. on-line] www. Uwlax. edu/URC/JUR- online/JUR-files/JUR-PDF-5-2003/brown. pt.

99

Literatur

Brugger, N. (2012). Digitale Litfaßsäule: Wie deutsche Jugendradios Facebook nutzen und da- bei die Revolution des Rezipienten missachten. Diplomarbeiten Agentur.

Digel, H., & Burk, V. (1999). Zur Entwicklung des Fernsehsports in Deutschland. Sportwissen- schaft, 29, 22-41. Döring, N., & Bortz, J. (2016). Wissenschaftstheoretische Grundlagen der empirischen Sozial- forschung. In Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwis- senschaften (pp. 31-79). Springer, Berlin, Heidelberg.

Dohle, M. & Vowe, G. (2006): Der Sport auf der „Mediatisierungstreppe“? Ein Modell zur Ana- lyse medienbedingter Veränderungen des Sports. In: Medien und Erziehung (merz), 50 (6). S. 18-28.

Dohle, M., Vowe, G., & Wodtke, C. (2009). 2 Millimeter Unterschied. Eine Inhaltsanalyse von Regeländerungen zur Überprüfung von Mediatisierungstendenzen im Sport. In D. Beck & S. Kolb (Hrsg.), Sport & Medien. Aktuelle Befunde mit Blick auf die Schweiz (S. 159–178). Zürich: Rüegger.

Faßmann, M., & Moss, C. (2016). Instagram als Marketing-Kanal. In Instagram als Marketing- Kanal (pp. 13-21). Springer Fachmedien Wiesbaden.

Fleischer, J. (2018). Erwachsenwerden als Prozess mediatisierter Sozialisation: Wie junge Menschen mit Hilfe online verfügbarer Informationen eigene Entwicklungsaufga- ben bearbeiten (Vol. 6). Nomos Verlag.

Flick, U. (2006). Qualitative Evaluationsforschung. Konzepte, Methoden, Umsetzungen. Rein- bek bei Hamburg: Rowohlt.

Florschütz, G. (2015). Sport in Film und Fernsehen: Zwischen Infotainment und Spektakel. Springer-Verlag.

Früh, W. (2015). Inhaltsanalyse: Theorie und Praxis. UTB.

Glaser, B. G., & Strauss, A. L. (2010). Grounded Theory: Strategien qualitativer Forschung (3. Auflage). Huber.

Gleich, U. (2001). Sportberichterstattung in den Medien. Sport und Sportrezeption, 167-182.

Grimmer, C. G. (2017). Wie Fußballprofis Twitter im Kontext eines Karrierehighlights nutzen– Empirische Befunde zum Champions-League-Finale 2013. In Der Einsatz Sozialer Medien im Sport (pp. 109-138). Springer VS, Wiesbaden.

Hagenah, J. (2008). Das sportmediale System: Zusammenhänge zwischen Mediennutzung und Sportaktivität/The system of media sports: Interrelations of mass media use and sport activity. Sport und Gesellschaft, 5(1), 27-52.

100

Literatur

Hartmann-Tews, I., & Rulofs, B. (2003). Sport in den Medien - ein Feld semiotischer Markie- rung von Geschlecht?. In Soziale Konstruktion von Geschlecht im Sport (pp. 29-68). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Hartmann-Tews, I., & Rulofs, B. (2007). Zur Geschlechterordnung in den Sportmedien - Tradi- tionelle Stereotypisierungen und Ansätze ihrer Auflösung. Handbuch Medien, Kom- munikation und Sport, 137-154.

Heinecke, S. (2014). Fit fürs Fernsehen? Die Medialisierung des Spitzensports als Kampf um Gold und Sendezeit. Herbert von Halem Verlag.

Heinemann, S. (Ed.). (2019). Werbegeschichte (n): Markenkommunikation zwischen Tradition und Innovation (Vol. 32). Springer-Verlag.

Henseler, W. (2011). Social Media Branding. Markenbildung im Zeitalter von Web 2.0 und App- Computing. In E. Theobald & P.T. Haisch (Hrsg.), Brand Evolution. Moderne Marken- führung im digitalen Zeitalter (S. 111-126). Wiesbaden: Springer Gabler.

Hepp, A., & Krotz, F. (2012). Mediatisierte Welten: Forschungsfelder und Beschreibungsan- sätze - Zur Einleitung. In Mediatisierte Welten (pp. 7-23). VS Verlag für Sozialwis- senschaften.

Hildebrandt, A. (Ed.). (2014). CSR und Sportmanagement: Jenseits von Sieg und Niederlage: Sport als gesellschaftliche Aufgabe verstehen und umsetzen. Springer-Verlag.

Hjarvard, S. (2012). Doing the right thing. Nordicom Review, 33(1), 27-34.

Horky, T., & Nieland, J. U. (2013). Comparing Sports Reporting from around the World - Num- bers and Facts on Sports in Daily Newspapers. International Sports Press Survey 2011, 5, 22.

Horky, T., Stiehler, H. J., & Schierl, T. (Eds.). (2018). Die Digitalisierung des Sports in den Me- dien. Herbert von Halem Verlag.

Huber, F., Kircher, H., & Matthes, I. (2008). Randsportarten erfolgreich vermarkten: Gestal- tung von Fernsehformaten mit Prominenten. Springer-Verlag.

Ihle, H., & Hinz, K. (2018). Mehr Siege, mehr Likes. Journal für Sportkommunikation und Medi- ensport, 3(1), 03-25.

Kallischnigg, M. (2019). Team Rio für Deutschland und Social Media – Eine Analyse ausgewähl- ter Social-Media-Aktivitäten. In Sportkommunikation in digitalen Medien (pp. 135- 154). Springer VS, Wiesbaden.

Kaplan, Andreas M. & Haenlein, Michael (2010). Users of the world, unite! The challenges and opportunities of Social Media. In: Business Horizons. 2010 (53). S.59-68.

101

Literatur

Karidi, M. (2017). Medienlogik im Wandel. Die deutsche Berichterstattung 1984 und 2014 im Vergleich. Wiesbaden: Springer VS.

Kern, K. (2016). Social Media und (Sport-) Events. In Der Einsatz von Social Media in der Event- kommunikation (pp. 25-48). Springer Gabler, Wiesbaden.

Kinnebrock, S., Schwarzenegger, C., & Birkner, T. (Eds.). (2015). Theorien des Medienwan- dels (Vol. 8). Herbert von Halem Verlag.

Koch, W., & Frees, B. (2017). ARD/ZDF-Onlinestudie 2017: Neun von zehn Deutschen online. Media Perspektiven, 9(2017), 434-446. Abgerufen am 23. Juli 2018: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/files/2017/Artikel/917_Koch_Frees.pdf.

Kreutzer, R. T., & Land, K. H. (2017). Digitale Markenführung. Digital Branding im Zeitalter des digitalen Darwinismus. Das Think.

Kühnert, D. (2004). Sportfernsehen & Fernsehsport: die Inszenierung von Fußball, Formel 1 und Skispringen im deutschen Fernsehen (Vol. 31). Reinhard Fischer.

Lamnek, S. (2010). Qualitative Sozialforschung (5., überarbeitete Auflage). Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

Lebel, K., & Danylchuk, K. (2012). How tweet it is: A gendered analysis of professional tennis players’ self-presentation on Twitter. International Journal of Sport Communication, 5(4), 461-480.

Manovich, L. (2001). The language of new media. 2001. Massachusetts Institute of Techno- logy, United States of America.

Marr, M., & Marcinkowski, F. (2006). Prominenz als Bedrohung - Zur Medialisierung des Spit- zensports. na.

Marschik, M., & Müllner, R. (Eds.). (2010). Sind's froh, dass Sie zu Hause geblieben sind: Me- diatisierung des Sports in Österreich. Verlag Die Werkstatt.

Mayer, H. O. (2009). Interview und schriftliche Befragung. Entwicklung. Durchführung. Aus- wertung (5., überarbeitete Auflage). München: Oldenbourg Verlag.

Mergel, I., Müller, P. S., Parycek, P., & Schulz, S. E. (2013). Praxishandbuch soziale Medien in der öffentlichen Verwaltung. Springer-Verlag.

Meyen, M. (2009). Medialisierung. M&K Medien & Kommunikationswissenschaft, 57(1), 23- 38.

Meyen, M. (2014). Medialisierung des deutschen Spitzenfußballs. Eine Fallstudie zur Anpas- sung von sozialen Funktionssystemen an die Handlungslogik der Massenmedien. M&K Medien & Kommunikationswissenschaft, 62(3), 377-394. 102

Literatur

Michelis, D. (2015). Social-Media-Modell. In Social Media Handbuch (pp. 23-39). Nomos Ver- lagsgesellschaft mbH & Co. KG.

Michelis, D., & Schildhauer, T. (2018). Social Media. In Handbuch Staat (pp. 1203-1209). Sprin- ger VS, Wiesbaden.

Nielsen, J. (2006). Participation inequality: Encouraging more users to participate. Ja- cob'Nielsen's Alertbox.

Nölleke, D., & Birkner, T. (2019). Bypassing traditional sports media? Why and how profes- sional volleyball players use social networking sites. SCM Studies in Communication and Media, 8(3), 287-310.

Nolte, M., Bepler, K., Seitz, W., & Berninger, A. (2014). Neue Bedrohungen für die Persönlich- keitsrechte von Sportlern: Frühjahrstagung 2010 der Deutschen Vereinigung für Sportrecht eV (Vol. 39). Richard Boorberg Verlag.

Pauli, C. (2009). Die Selbstdarstellung von Spitzensportlerinnen und -sportlern auf persönlichen Homepages im Internet - Eine Analyse der sozialen Konstruktion von Geschlechter- verhältnissen. Dissertation Deutsche Sporthochschule Köln. Abgerufen am 5. Okto- ber 2015 von http://esport.dshs-koeln.de/119/1/Dissertation_Claudia_Pauli.pdf.

Pein, V. (2014). Der Social Media Manager: Handbuch für Ausbildung und Beruf; [der Begleiter für Ihre Social-Media-Karriere; leichter Einstieg in erfolgreiches Social Media Ma- nagement; Grundlagen, Umsetzung und Strategie]. Galileo Press.

Peters, C., Schulz, T., Oberhoffer, R., & Michna, H. (2009). Doping und Dopingprävention: Kenntnisse, einstellungen und erwartungen von Athleten und trainern. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 60(3), 73-78.

Pfister, G. U. (2011). Die Darstellung von Frauen im Mediensport-Kontinuitäten und Verände- rungen. In Sportkommunikation (pp. 57-80). Herbert von Halem Verlag.

Psotta, K. (2017). Den Absprung wagen (1. Aufl.). München: Ariston Verlag.

Quirling, C., Kainz, F., & Haupt, T. (Eds.). (2017). Sportmanagement: ein anwendungsorientier- tes Lehrbuch mit Praxisbeispielen und Fallstudien. Vahlen.

Regier, S., & Krüger, K. (2014). Sportmarkenführung in Social Networks. In Marken und Sport (pp. 273-294). Springer Gabler, Wiesbaden.

Richterich, A. (2014). Google Trends: Using and Promoting Search Volume Indicators for Rese- arch. Mediale Kontrolle unter Beobachtung, 3.

Rulofs, B., & Hartmann-Tews, I. (2011). Geschlechterverhältnisse in der medialen Vermittlung von Sport – Sexualisierung und Erotisierung als Inszenierungsstrategien. Die Sexua- lisierung des Sports in den Medien, 102-115. 103

Literatur

Scheffler, H. (2014). Einführung in das Thema aus Sicht der Marktforschung. Soziale Medien, 13-28.

Scheffler-Perrone, C. (2019). Social Media für Sportler - Do’s and Don’ts. In Sportkommunika- tion in digitalen Medien (pp. 67-77). Springer VS, Wiesbaden.

Schmidt, J. H. (2013). Social media. Wiesbaden: Springer VS.

Schmidt, S. (2015). ´Das ist wie im Politbüro - absurd!´. FAZ Online. Abgerufen am 29. Mai 2019: http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/bruno-grandi-im-interview- das-ist-wie-im-politbuero-absurd-13412209.html.

Scholl, A. (2015). Die Befragung. Sozialwissenschaftliche Methode und kommunikationswis- senschaftliche Anwendung (3., überarbeitete Auflage). Konstanz: UVK Verlagsge- sellschaft

Schrott, A. (2009). Dimensions: Catch-all label or technical term. Mediatization: Concept, changes, consequences, 41-61.

Schützeneder, J. (2019). Profitrainer zwischen Sportjournalismus und Sportkommunikation. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.

Schweer, M. K. (Ed.). (2008). Sport in Deutschland: Bestandsaufnahmen und Perspektiven (Vol. 1). Peter Lang.

Stiehler, H. J. (2003). Riskante Spiele: Unterhaltung und Unterhaltungserleben im Medien- sport. Theorie der Unterhaltung. Ein interdisziplinärer Diskurs, 160-181.

Stiehler, H. J. (2016). Zuschauersport und Mediensport - eine verspätete Keynote. Journal für Sportkommunikation und Mediensport, 1(1-2), 19-25.

Stiehler, H. J., & Horky, T. (2009). Themen für Sportjournalisten. Horky, T./Schauerte, T./Schwier, J./Deutscher Fachjournalisten Verband (Hrsg.), Sportjournalismus (S. 63-78). Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft.

Strauß, B. (Ed.). (2012). Sportzuschauer. Hogrefe Verlag.

Trültzsch, S. (2011). Sexualisierte Inszenierungsmuster? Präsentationen von Sportlerinnen und Sportlern in Internet und Social Web. In D. Schaaf & J.-U. Nieland (Hrsg.), Die Sexualisierung des Sports in den Medien (S. 103–209). Köln: Halem.

Urban, T., & Carjell, A. (2016). Multimedia Marketing: Studienbuch (Vol. 4415). UTB.

Vowe, G. (2006). Mediatisierung der Politik?. Publizistik, 51(4), 437-455.

Walzel, S., & Schubert, M. (2018). SPORTSPONSORING: Grundlagen, Konzeption und Wirkun- gen. Springer-Verlag. 104

Literatur

Wehmeyer, J. (2006). Die Medialisierung des Sports-Die Fußball TV-Vermarktung in Europa, mit besonderer Berücksichtigung der Konvergenzprozesse von Internet und TV. GRIN Verlag.

Online-Quellen: www.digitale-sport-medien.com/recht-social-media-im-sport/, abgerufen am 9.10.2019

105

Anhang

14 Anhang

Online-Artikel:

Fabian Hambüchen (Artikel 1-3, abgerufen am 2.1.2019) • www.spiegel.de/sport/sonst/fabian-hambuechen-und-sein-olympia-sieg-goldener- abgang-a-1108056.html (17.8.2016) • www.bunte.de/stars/stars-die-liebe/stars-frisch-verliebt/fabian-hambuechen-das- habe-ich-noch-nie-von-einer-frau-erlebt-389791.html (15.10.2016) • www.sueddeutsche.de/sport/turnen-hambuechen-auf-den-spuren-des-vaters-job- als-trainer-reizt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-161206-99-434076 (6.12.2016)

Andreas Toba (Artikel 1-3, abgerufen am 5.1.2019) • www.tagesspiegel.de/sport/olympia-2016-finale-trotz-kreuzbandriss-andreas-toba- wird-als-turn-held-gefeiert/13979726.html (7.8.2016) • www.tagesspiegel.de/medien/bambi-verleihung-in-berlin-goldene-rehe-fuer- schweinsteiger-adorf-und-den-papst/14860978.html (17.11.2016) • www.rp-online.de/sport/andere/andreas-toba-bleibt-auch-in-der-2-liga-tv-wetzgau- treu_aid-17621797 (7.12.2016)

Andreas Bretschneider (Artikel 1-3, abgerufen am 5.1.2019) • www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.turn-weltcup-in-stuttgart-erster-weltcupsieg-fuer- andreas-bretschneider.d8bed4ee-ab9c-46d5-a405-69b079f3845f.html (20.3.2016) • www.sueddeutsche.de/news/sport/olympia-bruchpilot-bretschneider-ist-der-grosse- turn-verlierer-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160811-99-26921 (11.8.2016) • www.bnn.de/lokales/pforzheim/nach-nguyen-verlaengert-auch-bretschneider-bis (16.10.2016)

Elisabeth Seitz (Artikel 1-3, abgerufen am 7.1.2019) • www.swr.de/sport/eli-seitz-die-kunst-des-turnens/- /id=1208948/did=15806144/nid=1208948/1o0xffe/index.html (30.6.2016) • www.bild.de/sport/olympia/olympia-2016/familie-als-gluecksbringer-fuer-seitz-im- 47282756.bild.html (12.8.2016) • www.tagblatt.de/Nachrichten/Elisabeth-Seitz-vom-MTV-Stuttgart-trauert-knapp-ver- passter-Medaille-nach-299743.html (16.8.2016)

Pauline Schäfer (Artikel 1-3, abgerufen am 7.1.2019) • www.turnnews.de/2016/03/klein-gegen-gross-mit-alicia-und-pauline/ (13.3.2016) • www.freiepresse.de/sport/schwestern-sorgen-fuer-novum-artikel9509735 (5.5.2016)

106

Anhang

• www.eurosport.de/kunstturnen/rio/2016/olympia-2016-deutsche-turnerinnen-uber- zeugen-in-der-quali_sto5711780/story.shtml (7.8.2016)

Tabea Alt (Artikel 1-3, abgerufen am 9.1.2019) • www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.turntalent-vor-weltcup-debuet-tabea-alt-vielver- sprechend-vielseitig.1badaadc-bad4-450b-9170-bb5dd9f371d4.html (4.3.2016) • www.swp.de/sport/mehr-lokalsport/bietigheim-bissingen/16-jaehrige-turnerin-ta- bea-alt-vom-mtv-ludwigsburg-bei-ihren-ersten-olympischen-spielen-22969015.html (28.7.2016) • www.rio.sportschau.de/rio2016/nachrichten/Turnerinnen-schreiben-Olympia-Ge- schichte,teammehrkampffrauen100.html (8.8.2016)

Instagram-Profile:

Fabian Hambüchen www.instagram.com/fabian.hambuechen/?hl=de

Andreas Toba www.instagram.com/andy_toba/?hl=de

Andreas Bretschneider www.instagram.com/andreas.bretschneider/?hl=de

Elisabeth Seitz www.instagram.com/seitzeli/?hl=de

Pauline Schäfer www.instagram.com/pauline_schaefer/

Tabea Alt www.instagram.com/tabeaalt/?hl=de

Interviews:

Interview 1 www.deutschlandfunk.de/dlf-sportgespraech-mit-andreas-toba-das-beste-jahr-und- das.892.de.html?dram:article_id=395995, abgerufen am 3.1.2019

Interview 2 www.bild.de/sport/olympia/olympia-2016/gesundes-knie-wichtiger-als-der-helden-titel- 47291302.bild.html, abgerufen am 28.2.2019

107

Anhang

Interview 3 www.taz.de/!5399086/, abgerufen am 10.1.2019

Interview 4 www.sportbuzzer.de/artikel/olympiasieger-fabian-hambuchen-im-interview-ich-bin-noch- konkurrenzfahig/, abgerufen am 12.1.2019

Interview 5 www.lr-online.de/sport/news/weltmeisterin-pauline-schaefer-und-reck-koenig-andreas- bretschneider-plaudern-nach-dem-turnier-der-meister-aus-dem-naehkaestchen_aid- 6881874, abgerufen am 6.1.2019

Interview 6 www.rp-online.de/sport/andere/turnen-pauline-schaefer-verpasst-ersten-weltcupsieg- knapp_aid-20760305, abgerufen am 20.1.2019

Interview 7 www.tagesspiegel.de/sport/deutsches-turnfest-in-berlin-andreas-toba-gefangen-in-der-hel- denrolle/19436624.html, abgerufen am 27.1.2019

Interview 8 www.sport.de/news/ne2695811/turnerin-tabea-alt-besser-als-hambuechen/, abgerufen am 5.1.2019

Interview 9 www.kicker.de/675935/artikel/toba-traurig_krankenhaus-statt-traum-em, abgerufen am 16.1.2019

Interview 10 www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/comeback-der-olympiahelden-andreas-toba- 15193521.html, abgerufen am 2.1.2019

Interview 11 www.lkz.de/sport/sonstiger-sport_artikel,-das-sind-momente-die-bleiben-fuer-immer- _arid,445328.html, abgerufen am 26.1.2019

Interview 12 www.wz.de/home/sport/specials/gold-stars-von-olympia/momentan-nehme-ich-alles-mit- 1.2343585, abgerufen am 7.1.2018

Interview 13 www.dw.com/de/hamb%C3%BCchen-absolutes-g%C3%A4nsehaut-feeling/a-36814964, ab- gerufen am 9.1.2019

Interview 14 www.rp-online.de/sport/andere/turnen-tabea-alt-haelt-vergleich-mit-fabian-hambuechen- fuer-verfrueht-aid-1.7016813, abgerufen am 9.1.2019 108

Anhang

Interview 15 www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.turn-talent-tabea-alt-doppelsalto-mit-ganzer- schraube.8664806f-45f0-44fc-b555-2e36a695eccb.html, abgerufen am 20.1.2019

Interview 16 www.focus.de/sport/mehrsport/turnen-geraeteturnen-turn-olympiasieger-hambuechen-kri- tisiert-dosb-und-verbaende_id_6103115.html, abgerufen am 3.1.2019

Interview 17 www.soester-anzeiger.de/sport/sport-mix/fabian-hambuechen-kritisiert-zentralisierungspla- ene-dosb-zr-7417694.html, abgerufen am 3.1.2019

Interview 18 www.sueddeutsche.de/news/sport/olympia-turner-hambuechen-hasst-medaillenzaehlerei- dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160804-99-928399, abgerufen am 3.1.2018

Interview 19 www.welt.de/sport/article169438013/Deutsche-Sensations-Weltmeisterin-hat-ihren-eige- nen-Salto.html, abgerufen am 30.1.2019

Interview 20 www.augsburger-allgemeine.de/sport/sonstige-sportarten/Alt-mit-Chance-auf-den-Titel- Neues-Element-als-Notloesung-id42874111.html, abgerufen am 18.1.2019

Interview 21 www.rio.sportschau.de/rio2016/sportler/Sportlerportraet-Andreas-Bretschneider,andreas- bretschneider100.html, abgerufen am 2.1.2018

Interview 22 www.welt.de/sport/article163911202/Es-gab-einige-die-wollten-dass-ich-aufhoere.html, ab- gerufen am 12.1.2019

Interview 23 www.stern.de/sport/sportwelt/weltmeisterin-pauline-schaefer--der-schwere-kampf-am- schwebebalken-7794888.html, abgerufen am 12.1.2019

Interview 24 www.focus.de/sport/mehrsport/leichtathletik-doping-olympiasieger-schumann-fordert-er- neut-dopingfreigabe-harsche-kritik-von-soergel_id_6554425.html, abgerufen am 7.1.2019

Interview 25 www.sportal.de/turnen-weltcupsieg-zum-17-geburtstag-tabea-alt-fuehrt-dtb-team-an-1- 2017031973314600000, abgerufen am 14.1.2019

109

Anhang

Interview 26 www.welt.de/sport/article157568677/Deutscher-Turner-empoert-mit-vulgaerem-Ver- gleich.html, abgerufen am 14.1.2019

Interview 27 www.welt.de/sport/article169696999/Ich-bin-bekloppt-genug-um.html, abgerufen am 19.1.2018

Interview 28 www.trainersuchportal.de/blog/2019/09/20/im-interview-tabea-alt/, abgerufen am 22.9.2019

Interview 29 www.swr.de/sport/mehr-sport/turnen/turn-wm-2019/Turnen-leer,fabian-hambuechen-kri- tisiert-jugend-100.html, abgerufen am 11.10.2019

Interview 30 www.swr.de/sport/mehr-sport/turnen/Turnen-leer,fabian-hambuechen-turn-wm-100.html, abgerufen am 11.10.2019

Interview 31 www.berliner-zeitung.de/sport/die-finals-berlin-2019-gemischte-gefuehle-am-schwebalken- 32952836, abgerufen am 11.10.2019

Interview 32 www.loox.com/interviews/elisabeth-seitz-taeglich-zwei-stunden-krafttraining/, abgerufen am 11.10.2019

Interview 33 www.neuepresse.de/Sportbuzzer/Sportler-des-Jahres-2018/Andreas-Toba-will-ueber-die- Heim-WM-nach-Tokio, abgerufen am 11.10.2019

Interview 34 www.moritz.de/journal/sport/werde-rio-nie-vergessen/, abgerufen am 11.10.2019

Interview 35 www.moritz.de/journal/sport/ludwigsburger-turn-star-tabea-alt-im-interview/, abgerufen am 11.10.2019

Interview 36 www.mynewsdesk.com/de/verband-der-osteopathen-deutschland/pressreleases/osteopa- thie-packt-das-problem-an-der-wurzel-strich-interview-mit-andreas-bretschneider- kunstturner-und-olympiateilnehmer-1496734, abgerufen am 11.10.2019

Interview 37 www.swr.de/sport/mehr-sport/turnen/Turnen-leer,fabian-hambuechen-kritisiert-dtb- 100.html, abgerufen am 12.10.2019 110

Anhang

Interview 38 www.pulstreiber.de/interviews-lesen/interview-pauline-schaefer.html, abgerufen am 12.10.2019

Interview 39 www.bundeswehr-sport-magazin.de/2017/12/pauline-schaefer-holt-gold-am-schwebebal- ken/, abgerufen am 12.10.2019

Interview 40 www.express.de/sport/fussball/1--fc-koeln/fabian-hambuechen-im-interview-darum-wurde- der-turnfloh-fc-fan-32207532, abgerufen am 13.10.2019

Interview 41 www.thueringer-allgemeine.de/sport/hambuechen-dtb-hat-sich-auf-leistungen-ausgeruht- id227249431.html, abgerufen am 13.10.2019

Interview 42 www.vfl.de/sports-for-future/, abgerufen am 13.10.2019

Interview 43 www.rp-online.de/sport/andere/reck-olympiasieger-fabian-hambuechen-plant-laufbahn-als- funktionaer_aid-19169695, abgerufen am 13.10.2019

Interview 44 www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.turnen-elisabeth-seitz-ist-stolz-auf-den- seitz.f6796620-ef87-499f-a1f9-003adeb47cb8.html, abgerufen am 13.10.2019

Interview 45 www.deutschlandfunkkultur.de/sportfoerderung-medaillen-um-jeden- preis.966.de.html?dram:article_id=338399, abgerufen am 13.10.2019

111

Anhang

Bildverzeichnis Nr. 1-2

112

Anhang

Nr. 3

Nr. 4-6

113

Anhang

114

Eidesstattliche Erklärung

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich [durch meine eigenhändige Unterschrift], dass ich die vorlie- gende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfs- mittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.

Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Bachelor- / Master-/ Diplomarbeit/ Dissertation eingereicht.

______

Datum, Unterschrift

115