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Basel. Stadt. | Donnerstag, 16. Mai 2013 | Seite 16 «Das Wort Gottes ist wie ein Schwert» , die morgen an der Nacht des Glaubens auftritt, über Frieden und eine Generation ohne Krieg

Von Andreas Schneitter reit, alles Universelle mitzumachen, Das Tolle an Jesus ist ja, dass er gesagt und so hat mich der liebe Gott quasi hat: Passt mal auf, Leute, egal ob ihr BaZ: Frau Hagen, Sie treten an der bei seinem Widersacher vorbeige­ Jude oder Nichtjude seid oder Männ­ Nacht des Glaubens auf. Ist das ein schickt, einem Lügner und Manipula­ lein oder Weiblein, wir sind alle eins in besonderes Konzert für Sie? tor. Zum Glück ging ich daran nicht der Liebe und Gott ist in uns. Das ist der Nina Hagen: Nun, ich werde dort in zugrunde. Danach hatte ich das Be­ Grund, warum ich immer noch so herz­ Basel aufwachen, mir die Zähne put­ dürfnis, mich noch einmal zu Jesus zerreissend singe. Weil es sogar Atheis­ zen und rausgehen, und dann werde Christus zu bekennen. Und zu taufen. ten gibt, die an die Menschen glauben ich sehen, was ich dort mache. Es Und die Ufos? Ein weiterer Umweg? und der Menschheit zutrauen, die Welt wird ein Konzert im Zeichen des Frie­ Wie soll ich diese Frage beantworten, wieder auf die Beine zu bringen. dens, mit den Friedensliedern von ich bin doch keine Maschine, die sich Nacht des Glaubens: Freitag, 17. Mai, ab Brecht, von und Bob selbst analysieren kann! Heute denke 20 Uhr in Basels Innenstadt. Nina Hagen tritt Dylan, und am Ende der Tour treten ich, diese ganzen Ufo-Geschichten um 21 Uhr auf dem Barfüsserplatz auf. wir am Peace-Camp in Büchel auf, in stinken zum Himmel. 1980 habe ich www.nachtdesglaubens.ch Rheinland-Pfalz, wo die letzten ame­ mich nach einer Tour mit der Band rikanischen Atomwaffen auf deut­ von Frank Zappa in ein Haus in Mali­ schem Boden stationiert sind. bu zurückgezogen, ich war schwan­ Irrlichternde Genialität Sie haben sich vor vier Jahren vom Pas- ger, und eines Nachts ging ich ans tor einer reformiert-evangelischen Frie- Fenster und sah da ein Ufo über dem Nina Hagen, geboren 1955 in Ostberlin, denskirche taufen lassen. Ist ihr Haus. Eine grossartige Lichtshow, ein prägte als Ziehtochter des Lieder­ Friedens­engagement eine christliche wunderschönes Erlebnis. Ein deut­ machers Wolf Biermann bereits in Mission? scher Fernsehsender hat mich danach ­jungen Jahren den deutschsprachigen Diese reformiert-evangelische Kirche einmal an eine Ufo-Convention in Pop. Ihr erster Hit, «Du hast den Farb­ ist basisorientiert und hat sich zum Ros­well eingeladen, wo ich viele film vergessen», von 1974 ist heute ein Ziel gesetzt, mit Bürgerinitiativen ge­ Menschen kennenlernte, die über Klassiker. 1976 emigrierte sie in den gen den Atommüll, gegen Zwangs­ ihre Erfahrungen von Entführungen Westen und veröffentlichte mit der Nina psychiatrie und für vieles, das wich­ durch Ausserirdische erzählt haben. Hagen Band zwei Alben, die den tig ist und in der Nachbarschaft pas­ Was sollte ich dazu schon sagen? ­britisch beeinflussten New Wave in siert, einzutreten. Und so Jesus Über Ihren Glauben haben Sie vor drei Deutschland salonfähig­ machte und Christus nacheifern. Deshalb mache Jahren sogar ein Album aufgenommen, sofort erfolgreich war. Nach der Tren­ ich mit, aus Solidarität zu den Men­ die Gospelplatte «». nung der Band galt Nina Hagen als die schen und aus Sorge um die Schöp­ Interpretieren Sie Ihre Musik und Ihre wichtigste deutsche Popsängerin, fung. Wer solidarisch lebt, lebt ewig, Konzerte nun als religiöses Zere­ wurde aber auch zu einer zwischen das hat Jesus vorgelebt und uns als moniell? Infantilität und Genialität irrlichternden Gebot mitgegeben. Die anderen Sogar mein ganzes Leben. Schon Figur, die sich mit grosszügiger Talent­ ebenso hoch schätzen wie sich 1985 sang ich das Vaterunser auf der verschwendung und als Bürgerschreck selbst – mir ist das wichtig, ich achte Bühne, das Wort Gottes ist wie ein hervortat. Was dabei aus dem Blickfeld sogar die Lavendelpflanzen in mei­ Schwert, scharf und wahr. Meine Ge­ verschwand, war ihr Renommee aus­ nen Töpfen höher als mich selbst burt war eine Ausgangszeremonie, serhalb Deutschlands und ihre blei­ (lacht). Schauen Sie, mein Grossva­ im religiösen Sinn. Wolf Biermann bende Ausnahmestimme, die mehrere ter väterlicherseits wurde im KZ hat mir mal gesagt, der liebe Gott Oktaven umfasst und, was die Phrasie­ Sachsenhausen ermordet, mein Va­ müsse etwas Grosses mit mir vor­ rungskunst angeht, sich auf höchstem ter von den Nazis gefoltert. Ich bin haben, sonst wäre ich die Frau eines Niveau bewegt. Hagen hat 2010 das das Kind einer hoffnungsvollen Ge­ «Mit 17 habe ich Gott gesehen.» Die deutsche Popsängerin Nina Hagen singt Zahnarztes geworden. Ich sehe aber, Gospel- und Folkalbum «Personal neration, die ohne Krieg aufgewach­ aufgrund ihres Glaubens immer noch so herzzerreissend. dass Gott mit jedem Menschen was Jesus» veröffentlicht und legte zwei sen ist und ein grosses Erbe erhalten ganz Grosses vorhat. Jeder hat seine Jahre später «Volksbeat» nach. Diese hat: den Frieden. Deshalb darf man Sie blicken auf ein spirituell facettenrei- bert Hofmann. Auf diesem Trip erlebte unterschiedlichen Gaben, und um die zwei Platten reichen, um die Sängerin sich nicht wundern, dass meine Lie­ ches Leben zurück, haben sich mit Hin- ich eine geistige Taufe. Danach bin ich zu finden, brauchen wir unsere Nina Hagen zu erfassen: eine gelun­ der, die eigenen wie die gecoverten, duismus und Buddhismus beschäftigt, über viele Umwege bei einem Guru in ­Lehrer. Ich war von Gott gewollt, aber gene Hommage an die für sie prägen­ alle den Dank aus meiner Seele aus­ ihre Ufo-Erfahrungen geschildert, nun Indien gelandet, der von sich behaup­ alle anderen auch. Das ist der den späten Siebzigerjahre, und eine drücken. Und betonen, wie wichtig sind Sie getauft. Eine Heimkehr? tet, der Christus Indiens zu sein, aber ­Hammer. Platte aus dem Zentrum ihrer spirituel­ es ist, dass wir uns alle lieb haben; Mit 17 habe ich Gott gesehen, dank einer apokalyptischen, dämonischen Sie haben Jesus zu Ihrem Lehrer len Suche, in der sie sich die vergange­ das war ja nicht immer so damals. der Erfindung eures wunderbaren Al­ Sekte vorstand. Ich war aber gerne be­ erwählt. nen Jahre so oft verheddert hat. asc Startschuss für 570 Wohnungen Dreifaches Sau-Glück im Zolli auf dem Erlenmatt-Areal Nachwuchs bei den Minipigs, den Wild- und Stachelschweinen sorgt für Freude Projekte erhalten das Label «2000-Watt-Areal in Ausführung» Von Lea Berndt die Jungtiere selber ernähren können, Umbau des Geheges sind Ende März Von Pieter Poldervaart Bei der Wohnungsgrösse orientiere werden sie an Interessenten verkauft. drei neue Tiere zu uns gekommen und man sich am Markt, so Zophoniasson: Basel. Es herrscht dichtes Gedränge am «Aufgrund seiner Kleinwüchsigkeit ist eine der Bachen war bereits trächtig», Basel. 570 Wohnungen, Gewerbe­ Neben 42 Eigentumswohnungen und Bauch von Minipig Jill. Am 22. April das Minipig bei privaten Haltern sehr so von Houwald weiter. Rund einen flächen, ein Seniorenzentrum und ein 6 Reihen-Einfamilienhäusern mit 3,5 bis wurde die fünfjährige Schweinedame beliebt», sagt Rapp. Monat später erblickten dann zwei öffentliches Restaurant: Das alles soll 5,5 Zimmern verteilten sich die gut 500 erneut Mutter von acht Ferkeln, die nun Nur einen Tag nach den Minipigs im Frischlinge das Licht der Welt im Zolli. bis Anfang 2016 auf insgesamt vier Bau­ Mietwohnungen zu je einem Viertel auf gegenseitig um die besten Plätze in der Kinderzoo haben auch deren unge­ «Es war die erste Geburt für die einjäh­ feldern im Erlenmattquartier entste­ 2,5- und 4,5-Zimmer-­Wohnungen, die oberen Reihe des Gesäuges kämpfen. zähmte Artgenossen – die Wildschwei­ rige Mutter, entsprechend klein fiel der hen. Deren Grundeigentümer, Bricks Hälfte seien 3,5-Zimmer-Wohnungen. «Es ist bereits der siebte Wurf für das El­ ne – Nachwuchs erhalten. Die zwei Wurf aus», sagt von Houwald. Mit jeder Immobilien AG, entwickelt die Projekte «Die Erfahrungen des ersten Baufelds, ternpaar Jack und Jill», weiss Kathrin Frischlinge toben in ihrem für Jungtie­ Schwangerschaft würden mehr Jung­ zusammen mit dem Totalunternehmer des Erlentors, haben gezeigt, dass kleine­ Rapp, Kinderzoo-Kuratorin. Im Nor­ re typischen gestreiften Fell bereits tiere dazukommen und schliesslich Losinger Marazzi, wie einer gestern ver­ re und somit günstigere Wohnungen der malfall hätten die Minipigs zweimal pro wild durch das neu angelegte Gehege. könne ein Wurf bis zu zehn Frischlinge schickten Medienmitteilung zu entneh­ aktuellen Marktnachfrage entsprechen.» Jahr Nachwuchs. «Die Tragzeit beträgt «Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, umfassen. men ist. Die Verantwortlichen streichen Gleichzeitig seien Garten- und Familien­ exakt drei Monate, drei Wochen und dass der Zolli wieder Frischlinge hat», heraus, alle Projekte strebten das wohnungen gefragt. drei Tage.» Derzeit werden die klein ge­ sagt Kuratorin Friederike von Hou­ Dank Stacheln kaum Feinde ­Minergie-Label an. Zudem habe der wachsenen Hausschweine noch aussch­ wald. Das bisherige Pärchen hätte nie Für den dritten schweinischen Trägerverein Energiestadt dem Bauvor­ «Zu wenig familienfreundlich» liesslich gesäugt, haben aber dennoch entsprechendes Interesse aneinander Nachwuchs im Zolli sorgte sodann ein haben in der Höhe von 218 Millionen Diesen Wohnungsmix kritisiert An­ ihr Geburtsgewicht von rund 300 gefunden, und so sei der Wildschwein­ Nagetier. Im Etoscha-Haus kam Anfang Franken das Gütesiegel «2000-Watt-­ toinette Voellmy. Das Mitglied der Be­ Gramm bereits verdoppelt. Sobald sich nachwuchs ausgeblieben. «Nach dem April ein kleines Stachelschweinmänn­ Areal in Ausführung» zuerkannt – eine gleitgruppe zur Erlenmatt verweist dar­ chen zur Welt. «Das Jungtier wog nur Schweizer Premiere. auf, dass im Abstimmungskampf 2004 gerade 350 Gramm und hatte ganz wei­ «Das Label wird nach der Bewer­ unter dem Titel «Eine Chance für Basel» che Stacheln», sagt von Houwald. Sehr tung der Projektziele und der verpflich­ damit geworben worden war, im Erlen­ schnell würden sich die Nadeln auf dem tenden Einhaltung dieser Ziele erteilt», mattquartier entstünden grosszügige Rücken der Tiere aber verhärten und als schreibt der Verein. Damit werde das Familienwohnungen. «Werden die Kin­ Abwehrmechanismus dienen. Bei einer Zertifikat bereits vor Baubeginn öffent­ der schulpflichtig, suchen viele Familien Berührung der Stacheln lösen diese sich lichkeitswirksam nutzbar. Das tut jetzt eine grössere Wohnung – doch im Klein­ nämlich schlagartig durch einen Mus­ auch der Totalunternehmer und ver­ basel ist das fast aussichtslos.» Weniger kelreflex und können schon mal zu weist etwa darauf, dass sämtliche Wär­ als 20 Prozent Wohnungen mit 4,5 und empfindlichen Verletzungen beim po­ me für Heizung und Brauchwasser aus mehr Zimmern, wie es die vorliegenden tenziellen Angreifer führen. «Dieser dem Basler Fernwärmenetz kommt. Zu­ Projekte vorsähen, seien klar zu wenig, Mechanismus führt dazu, dass das Sta­ dem sollen sämtliche Dächer für die so Voellmy, die mit einem anderen An­ chelschwein in der Wildnis eigentlich Energieproduktion mit Fotovoltaik ge­ wohner Einsprache gegen das Baupro­ kaum Feinde hat.» nutzt werden, so Jakob Zophoniasson, jekt eingereicht hatte. Darauf war aber Trotz des hervorragenden Abwehr­ Projektleiter Immobilienentwicklung nicht eingegangen worden, weil sie – da systems wird das junge Stachelschwein­ bei Losinger Marazzi. Der so gewonne­ zu weit entfernt wohnhaft – nicht ein­ männchen aber vorerst noch vor den ne Solarstrom dürfte etwa dem Jahres­ spracheberechtigt seien. Augen der Öffentlichkeit geschützt: bedarf von bis zu 200 Schweizer Durch­ Daneben greift Voellmy das Kom­ «Stachelschweine sind nachtaktiv, und schnittshaushalten entsprechen. munikationsverhalten des Totalunter­ wir gewöhnen sie erst nach und nach Auch punkto Verkehr will Losinger nehmers an. Trotz Auftrag der Begleit­ daran, auch tagsüber ihren Bau zu ver­ Marazzi ökologische Ansprüche erfül­ gruppe hätten die Vertreter der Bau­ lassen», sagt von Houwald. len: Statt für jede Wohnung wird nur herrschaft in den letzten zwei Jahren Doch mit dem dreifachen Schweine- für jede zweite ein Autoparkplatz er­ nicht informiert. Diesen Vorwurf weist Glück noch nicht genug. Bei einem wei­ stellt, dafür soll es zahlreiche Abstell­ Zophoniasson zurück: «Wir haben re­ teren Nager warten die Tierpfleger be­ plätze für Velos sowie Ladestationen für gelmässig an den vom Bau- und Ver­ reits ungeduldig auf Nachwuchs: Meh­ E-Bikes und einen Standplatz für ein kehrsdepartement geleiteten Sitzungen Erste Geburt für die einjährige Mutter. Mit den zwei Frischlingen hat der Zolli rere Meerschweinchen sind trächtig Mobility-Fahrzeug geben. der Begleitgruppe teilgenommen.» nach zehn Jahren wieder junge Wildschweine. Foto Zoo Basel und es kann jeden Moment so weit sein.