12. JAHRGANG · 2018 · HEFT 1– 2

NACHRICHTENBLATT DER DEUTSCHEN LIMESKOMMISSION

SCHWERPUNKT FLUSSGRENZEN – RIPAE Flüsse als Verkehrswege · Entlang einer fl ießenden Grenze · Das römische Flottenlager Alteburg in Köln · Geoarchäologische Untersuchungen am Kastellplatz Grosskrotzenburg · Der Neckarlimes · Der Nachbau eines römischen Schiffes INHALT/IMPRESSUM Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 02 SEITE

INHALT

FLÜSSE ALS VERKEHRSWEGE IN DER RÖMISCHEN PROVINZ Seite 04

ENTLANG EINER FLIESSENDEN GRENZE Seite 10

DAS RÖMISCHE FLOTTENLAGER ALTEBURG IN KÖLN Seite 14

GEOARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AM MAINUFER NAHE DEM KASTELLPLATZ GROSSKROTZENBURG (HESSEN) Seite 20

Titelbild: Rekonstruktion des Hafens vor der Stadtmauer der GLOSSAR Seite 24 ­Colonia Ulpia Traiana (CUT). Lastschiffe legen an der Kaimauer DER NECKARLIMES Seite 26 an und werden be- oder entladen.. DIE FRIDERICIANA ALEXANDRINA NAVIS (F.A.N.) — DER NACHBAU EINES RÖMISCHEN SCHIFFES Seite 30

FACHBEGRIFFE ZUM THEMA „SCHIFF“ Seite 36

NACHRUFE Seite 38

BUCHTIPPS Seite 42

Herausgeber: Deutsche Limeskommission, Römerkastell Saalburg, 61350 Bad Homburg ViSdP: Geschäftsführerin Dr. Suzana Mateši´c, www.deutsche-limeskommission.de Redaktion: Dr. Grietje Suhr, Dr. Michaela Helmbrecht, www.archaeotext.de Gestaltung: Christian Hölzl, Martina Matovinovi´c HUND B. communication, München, www.hundb.com Druck: Alpha-Teamdruck GmbH, München, www.onlinedruckerei-muenchen.de

© 2018 by Deutsche Limeskommission ISSN 1864-9246

Titel: © LVR-Archäologischer Park Xanten/Faber Courtial GbR, Darmstadt. – 4: http://www.westfaelische-geschichte.de/med1809. – 5: terraplana/P. Pettmann. – 6 o: Foto: C. Bergmann, hessenARCHÄOLOGIE; Grafik: Th. Becker, hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt. – 6 li, 8 o, 8 u: Th. Becker, hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt. – 6 re: Foto: P. Odvody, hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt. – 7: Grundlage: Hess. Landesverwaltung für Bodenmanagement und Geodäsie; Grafik: Th. Becker, hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darm- stadt. – 10, 12 o li, 12 o re: © D. Schmitz/LVR-Zentrum für Medien und Bildung. – 11: © St. Arendt/LVR-Zentrum für Medien und Bildung. – 12 u li o: © R. Kreischer, Xanten. – 12 u li u: © T. Kaszab- Olschewski/LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR-RömerMuseum. – 12 u re: © LVR-Archäologischer Park Xanten/Faber Courtial GbR, Darmstadt. – 13: © LVR-Archäologischer Park Xanten/ Faber Courtial GbR, Darmstadt. – 14: RGM/Entwurf und Umsetzung G. Wagner. – 15: RGM/Digitalisierung P. Fleischer nach Vorgaben von A. Schäfer/G. Wagner. – 16: RGM/Radargramm Terrana. – 17 o li: RGM/Foto U. Karas. – 17 o re: RGM/Zeichnung S. Haase. – 17 Mitte: Rheinisches Bildarchiv Köln rba016159. – 17 u li: RGM/Colonia 3D; Digitalisierung M. Wallasch nach Vorgaben A. Schäfer. – 17 u re: RGM/Foto: M. Horlemann. – 19 o: RGM/RBA d046653_03-05 Foto A. Wegner. – 19 u li, 19 u re: RGM/Zeichnung S. Haase. – 21 o: Kartengrundlage: HLBG; Bearbeitung L.­ Obrocki. – 21 li, 21 re, 22 u: Fotos A. Vött. – 22 o, 23 o: Grafik: L. Obrocki. – 24, 25: Text und Grafik: L. Obrocki. – 26: Nach ORL A Strecke 1, Abb. 4,3. – 27: Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR. – 28: LGL Baden-Württemberg, RP Stuttgart, LAD/R. Hesse, M. Vöhringer. – 29 o: Felsengartenkellerei Besigheim eG. – 29 re: Lauffener Weingärtner eG. – 30, 31, 32 u li, 33 Mitte, 33 re: B. Dreyer. – 32 o, 37 u re: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei%3A058_Conrad_Cichorius%2C_Die_Reliefs_der_Traianssäule%2C_Tafel_LVIII.jpg. – 32 u re: A.-D. Stanica, Asociația Pro Noviodunum. – 33 li: ­ B. Dreyer, Erlaubnis: krm. – 35: FAU, C. Henning. – 37 o: M.-A. Wiedamann, RGK. – 37 u li: https://de.wikipedia.org/wiki/Sprietsegel#/media/File:Museum_f%C3%BCr_Antike_Schifffahrt,_ Mainz_02._Spritsail.jpg. – 39 o li, 39 u li: U. Eckert. – 39 o re, 39 Mitte, 39 u re: J. Krieger, Bezirk Mittelfranken. – 39 u Mitte: U. Heiss. – 41 o li, 41 o re, 41 u li, 41 u re: RömerWelt Rheinbrohl. – 41 Mitte, 41 u ­Mitte: J. Dolata, GDKE Außenstelle . Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 EDITORIAL SEITE 03

Liebe Leserin, lieber Leser,

Das römische Flottenlager Lange Zeit standen die Landgrenzen, insbesonde- Alteburg in Köln Über manches in Bezug auf Flussgrenzen konnten re der Obergermanisch-Raetische Limes (ORL), im Militärischer Stützpunkt urbaner Sie schon in früheren Heften lesen und darüber Prägung Fokus der archäologischen und historischen For- berichten nun auch die Autoren in dieser (aus ar- Seite 14 schung zu den Grenzen des Römischen Reiches. In beitstechnischen Gründen als Doppelheft ange- den letzten Jahren scheint sich der Fokus jedoch legten) Ausgabe. Ein besonderes Thema ist dabei auf Flussgrenzen zu verlagern. Das liegt auch da- die Frage nach der Funktion der Flüsse als verbin- ran, dass wir zuletzt intensiv an Welterbeanträgen dendem Element (z. B. bei der Versorgung, Über- für die Rhein- und Donaugrenze gearbeitet haben. wachung und Nachrichtenübermittlung), aber Nach den mittlerweile geänderten Welterberegeln auch nach den damit im Zusammenhang stehen- bleiben vorläufi g die eingetragenen Welterbeab- den Einrichtungen, wie Uferbefestigungen, Häfen schnitte Hadrianswall, ORL und Antoninuswall für und Schiffen. Nach dem heißen, trockenen Som- sich. Im Rahmen der 2016/17 erstellten „Thematic mer tut ein bisschen Wasser sicher gut. Der Neckarlimes Study“ kamen wir in der internationalen Zusam- Forschungsfortschritt und menarbeit jedoch zum Ergebnis, dass der Nieder- Neubewertung Nebenbei bemerkt: Seit immerhin 15 Jahren bün- germanische Limes auf der einen Seite und der Seite 26 delt die Deutsche Limeskommission (DLK) erfolg- Donaulimes auf der anderen mit jeweils sehr spe- reich die Arbeiten am Limes und repräsentiert den zifi schen Eigenheiten und Entwicklungen in der deutschen Anteil an den „Grenzen des Römischen Lage sind, eigenständigen „außergewöhnlichen Reiches“. Und als Postskriptum: Unter immensen universellen Wert“ als Voraussetzung für einen Anstrengungen hat die DLK mit dem Bayerischen Welterbeeintrag zu demonstrieren. Unter diesen Landesamt für Denkmalpfl ege zum September als Gesichtspunkten laufen intensive Vorbereitungen Sonderband 4 der Beiträge zum Welterbe Limes und Erfassungen auf der Ebene der zuständigen den Bericht des 23. Internationalen Limeskon- Landesämter bzw. Partnerorganisationen in den gresses in Ingolstadt mit knapp 150 Beiträgen als beteiligten Ländern. Für den Donaulimes haben „LIMES XXIII“ herausgebracht, erhältlich im Buch- Ungarn, die Slowakei, Österreich und Bayern dann handel. im Januar 2018 nach großen Anstrengungen ei- nen Antrag bei der UNESCO eingereicht, der aktu- Viel Freude beim Lesen wünscht ell evaluiert wird. Prof. Dr. C. Sebastian Sommer Die Fridericiana Alexandrina Vorsitzender der Deutschen Limeskommission Navis (F.A.N.) — Der Nachbau eines römischen Schiffes Experimentelle Archäologie und Wissenschaft

Seite 30 FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 04 SEITE

WASSER – DAS VERBINDENDE ELEMENT Modell des Uferkastells von Haltern (Nordrhein-Westfa- len) mit der Rekonstruktion der Schiffshellingen. FLÜSSE ALS VERKEHRSWEGE IN DER RÖMISCHEN PROVINZ

Flüsse und Ströme werden von Menschen seit Jahrtausenden als Verkehrswege genutzt. Auch in römischer Zeit waren sie ein wichtiger Faktor für den Waren- und Personentransport, der in die infrastrukturelle Planung bei der Anlage von militärischen Stützpunkten miteinbezogen wurde. VON THOMAS BECKER

AUF DEM WASSER ZUR GRENZE zu machen, was den Römern technisch noch nicht Die Bedeutung von Flüssen und Strömen lässt sich möglich war. Die Wassertiefe stellt ebenfalls eine gut an der Schiffsdichte ablesen, die auf Rhein, Voraussetzung dar, auf die durch künstliche Eintie- Main und Donau noch heute zu beobachten ist. fung ebenso reagiert werden konnte wie durch Historische Gemälde zeigen häufig bei Flussdar- eine Beschränkung auf saisonalen Betrieb bei aus- stellungen auch Schiffe beim Warentransport. So reichendem Wasserstand. Stark mäandrierende ist es erstaunlich, dass die Bedeutung von Flüssen Flussläufe erschweren bzw. verhindern die Ver- als Verkehrswegen in römischer Zeit bisher kaum wendung größerer Schiffe und erhöhen den zu- berücksichtigt wurde. In den letzten Jahren nahm rückzulegenden Weg. Hier helfen Flussregulierun- die Erforschung, vor allem initiiert von naturwis- gen durch wasserbauliche Maßnahmen wie Durch- senschaftlichen Nachbardisziplinen, neuen Auf- stiche von Mäanderbögen oder Befestigungen des schwung, was eine Betrachtung der Rolle der Flüs- Flussverlaufes im Prallhangbereich (Erklärung se in den Grenzprovinzen des Römischen Reiches ­siehe Seite 25). Wegstreckenverkürzungen können lohnend erscheinen lässt. auch durch einen künstlichen Kanalbau erreicht werden, was aber immer vor dem Hintergrund des VORAUSSETZUNGEN DER großen Aufwandes einer solchen Baumaßnahme FLUSSNUTZUNG zu sehen ist. Um ein Gewässer als Verkehrsweg nutzen zu kön- Vergegenwärtigen muss man sich auch die Kosten, nen, bedarf es verschiedener Voraussetzungen, die die mit den unterschiedlichen Transportarten über als vorgegeben oder manipulierbar anzusehen See, auf dem Fluss und über Land in römischer Zeit sind. Dies gilt zum einen für das Gefälle des Gewäs- verbunden waren. Das Kostenverhältnis wird auf sers, das natürlich vom umgebenden Gelände ab- 1 zu 4,5 zu 28 geschätzt, sodass – wenn immer mög- hängt. Flüsse mit starkem Gefälle sind nicht schiff- lich – der Transport auf dem Wasser dem über bar oder nur mit sehr großem baulichem Aufwand Land vorgezogen wurde. (z. B. durch umfangreichen Schleusenbau) nutzbar Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 05

RÖMISCHE FLUSSNUTZUNG IM ­1. JAHRHUNDERT Gerade mit der Eroberung des rechtsrheinischen als Nachschubweg hin, wie beispielsweise das soge- Germanien und der Konsolidierung der Rhein- nannte Nachschublager in Bad Nauheim-Rödgen grenze nach der Niederlage des Varus 9 n. Chr. (Hessen) direkt oberhalb des Flusses Wetter zeigt. kann aufgrund der historischen Überlieferung wie Historisch überliefert sind Kanalbauten im Zusam- auch durch archäologische Befunde eine Nutzung menhang mit den Feldzügen Drusus’ des Älteren verschiedener Flüsse nachgewiesen werden. Dabei für das Jahr 12 v. Chr. und unter den Statthaltern ist es immer das Militär, das den Anlass für die Nut- Domitius Corbulo oder Paulinus Pompeius 47 bzw. zung gab und die baulichen Maßnahmen umsetz- 58 n. Chr. als Kanal parallel zum Rhein sowie als te. Den frühesten archäologischen Befund hierzu Verbindung von Rhein und Maas. Über diese be- stellt sicherlich das sogenannte Uferkastell von Hal- richten die Schriftsteller Tacitus und Sueton – vom tern (Nordrhein-Westfalen) dar. Diese umwehrte Kanal des Corbulo (fossa Corbulonis) konnten aber Anlage am Ufer der Lippe weist in der letzten Phase auch durch Ausgrabungen Reste dokumentiert insgesamt acht Schiffshellinge zum Aufbocken von werden. Schiffen auf. Diese Bauten sprechen für einen Im fortgeschrittenen 1. Jahrhundert finden sich ers- Schiffsverkehr auf dem Fluss, der mindestens wäh- te Hinweise auch in Südhessen, wo der sogenannte rend des Bestands der Anlage im ersten Jahrzehnt „Landgraben“ für die Erschließung des rechtsrhei- n. Chr., wahrscheinlich aber während der gesam- nischen Vorlandes von Mainz eine entscheidende ten Zeit der Germanenkriege unter Kaiser Augus- Rolle spielt. So liegt der Lagerstandort Wallerstäd- tus und seinem Nachfolger Tiberius (12 v. Chr. bis ten ebenso an seinem Verlauf wie das spätere Kas- ­16 n. Chr.), existierte. Dies deutet auch die Lage der tell Groß-Gerau. Über weite Strecken ist der Ver- anderen Kastelle in Westfalen an, die alle entlang lauf des Landgrabens künstlich angelegt oder der Lippe, zum Teil in unmittelbarer Nähe des Flus- nimmt den Verlauf des Altneckars südlich von ses, positioniert waren. Hydrologische Untersu- Groß-Gerau auf. Seine Anlage im 1. Jahrhundert chungen am modernen Flussverlauf konnten dazu und die Nutzung während der römischen Besied- wahrscheinlich machen, dass bereits die Römer lung des Hessischen Riedes waren bislang vermu- baulich in selbigen eingriffen und damit das Fluss - tet worden, doch liegen mittlerweile erste Indizien bett manipulierten. Aber auch andere Kastelle die- für einen Ausbau in der ersten Hälfte des 1. Jahr- ser Zeit deuten direkt auf die Nutzung eines Flusses hunderts vor.

Mit entsprechenden Schif- fen können auch kleinere Flüsse befahren werden. Rekonstruktion „Aegina“ vom Verein terraplana auf dem Landgraben bei Groß- Gerau (Hessen). FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 06 SEITE

Lage des Kastells im moder- nen Ortsbild von Großkrot- zenburg (Hessen). Das Lager wurde bewusst an der Kante zum Fluss positioniert. „

Der Fluss Weschnitz bei Lorsch (Kr. Bergstraße, Hessen) als Beispiel für ­einen römisch genutzten Fluss. ‚

Säule im Felsenmeer bei Reichenbach (Kr. Berg­ straße, Hessen). Solche Säulen wurden auch im Dom von Trier verbaut. „

FLUSSANBINDUNG ZUM LIMES Rekonstruktion des ursprünglichen Flussverlaufes Auch während der Bestandszeit des Limes spielten selten gelingt (vgl. Beitrag "Geoarchäologische Un- Flüsse neben der Funktion als Grenze eine große tersuchungen am Mainufer nahe dem Kastellplatz Rolle als Transportweg, die oftmals unterschätzt Großkrotzenburg (Hessen)", S. 20-23). wird. Die um 200 n. Chr. produzierende Ziegelei der Die Nutzung der großen Flüsse steht dabei außer 4. Vindelikerkohorte in Großkrotzenburg (Hessen) Frage. Bei der Betrachtung des Limesverlaufs und wurde nicht umsonst an diesem Kastellplatz etab- vor allem der Kastellplätze im landschaftlichen Zu- liert, um den Main als Transportweg zu Baumaß- sammenhang fällt auf, dass über die Hälfte der Kas- nahmen im nördlichen Teil der Provinz Oberger- telle in eindeutigem Bezug zu einem größeren Ge- manien nutzen zu können. Auf dem Main wurde wässer steht. Dieser Bezug erklärt sich nicht aus aber auch Holz getreidelt, das von Fällkommandos dem Frischwasserbedarf, der nachweislich auf an- der 22. Legion im Spessart geschlagen wurde. Auch deren Wegen – z. B. durch Brunnen in den Kastellen der häufig für Weihealtäre in Mainz verwendete und vici – gedeckt wurde. rote Sandstein, der mit Schiffen über den Main in Am östlichen Wetteraulimes kann das strategische die Provinzhauptstadt gelangte, stammt wohl aus Denken des römischen Militärs im Hinblick auf die Steinbrüchen im Raum Obernburg (Bayern). Flussnutzung gut nachvollzogen werden. Während Andere größere Flüsse wie die Lahn oder der Ne- für den Verlauf des Limes der hochwasserfreie Be- ckar werden in ähnlicher Form genutzt worden reich östlich des Flusses Horloff gewählt wurde, lie- sein. Durch die moderne Überprägung der Flüsse gen die Auxiliarlager von Inheiden, Echzell und finden sich dabei nur sehr selten bauliche Hinweise Ober-Florstadt (Hessen) auf der anderen Seite des wie beispielsweise Uferbefestigungen oder Kai­ Flusses ebenfalls in leicht erhöhter Lage. Dem römi- anlagen, die diese Anbindung belegen. Auch sorgt schen Militär wäre es ein Leichtes gewesen, die die Flussdynamik im Lauf der Zeit dafür, dass die Grenze ebenfalls auf dem westlichen Ufer verlaufen Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 07

Verlauf des Limes in der östlichen Wetterau östlich der Horloff im LiDAR-Scan mit den Kastellplätzen westlich des Flusses. FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 08 SEITE

 Ein 12,35 m großes Werk- stück mit langer durchge- hender Werkkante im Fel- senmeer bei Reichenbach (Kr. Bergstraße, Hessen).

An diesem pyramidalen Stück sollte die Spaltung waagerecht erfolgen. Die großen Blöcke wurden am einfachsten per Schiff transportiert. „ Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 09

zu lassen, zumal die Flussaue in römischer Zeit wie AUSBLICK IN DIE SPÄTANTIKE heute noch als stark durchfeuchtete Zone und da- Mit dem Ende des Limes und dem Rückzug des rö - mit als siedlungsungünstig anzusehen ist. Die mischen Militärs hinter den Rhein als Grenze endet ­Integration des Flusslaufes ins Reichsterritorium weitgehend auch die infrastrukturelle Nutzung des scheint dabei auf die Flussnutzung zu deuten, was Limeshinterlandes. Allerdings finden sich verschie­ bei einer Breite von gut 5 m und einer durchfließen- dene Hinweise, dass die Flusssysteme in Teilen wei- LITERATUR den Wassermenge von durchschnittlich 0,42 m3³⁄s terhin genutzt wurden. Dies ergibt sich zum einen für die moderne Horloff oberhalb von Hungen aus spätrömischen Schiffsländen, die sowohl main- N. Hanel, Ein römischer Ka- nachvollziehbar ist. Zum einen setzt dies aber eine wie auch neckaraufwärts bei Flörsheim (Hessen) nal zwischen dem Rhein Flussregulierung auch in römischer Zeit voraus, bzw. Ladenburg (Baden-Württemberg) positioniert und Groß-Gerau? Archäolo- vor allem um die notwendige Wassermenge für die waren und eine Nutzung der Flüsse mindestens bis gisches Korrespondenzblatt Schiffbarkeit zu konzentrieren. Zum anderen ist si- dorthin, möglicherweise aber auch darüber hin- 25,1, 1995, 107–116. cherlich zu diskutieren, ob die Nutzung möglicher- aus, belegen. Einen indirekten Nachweis liefert der weise nur saisonal war oder der Umfang auf kleine- römische Steinbruch im Felsenmeer bei Reichen- H. Konen, Die Bedeutung re Transportmengen beschränkt wurde, die am bach (Gem. Lautertal, Kr. Bergstraße, Hessen), in und Funktion von Wasser- Mündungsbereich der Horloff in die Nidda am Kas- dem Quarzdiorit unter anderem zur Säulenherstel- wegen für die römische tell Ober-Florstadt umgeladen wurden. lung abgebaut und bis nach Trier transportiert Heeresversorgung an Rhein Vor diesem Hintergrund erklärt sich möglicher- wurde. Die massiven Säulenrohlinge mit einem und Donau in der frühen weise in der Wetterau auch die Position der Kastelle ­Gewicht von 27,5 Tonnen lassen kaum einen Trans- und hohen Kaiserzeit. In: Arnsburg oberhalb der Wetter und Langenhain port auf dem Landweg zu, sodass zu überlegen ist, LWL-Archäologie für Westfa- oberhalb der Usa. Für die am Kastell Rückingen ob sie auf dem Wasserweg über die Weschnitz zum len (Hrsg.), Rom auf dem vorbeifließende Kinzig ist eine Nutzung mit Schif- Rhein und darauf weitertransportiert wurden. Ei- Weg nach Germanien: Geo- fen urkundlich bis ins 15. Jahrhundert belegt, so- nen Hinweis auf diese Nutzung kann auch der an strategie, Vormarschtras- dass von einer Nutzung in römischer Zeit ebenfalls der Weschnitzmündung in den Rhein nachgewie- sen und Logistik. Internati- ausgegangen werden kann. Südlich des Mains sind sene Schiffländeburgus „Zullestein“ geben. onales Kolloquium in es vor allem Kocher, Jagst, Murr, Rems, Wörnitz, Delbrück-Anreppen Novem- Sulzach und Altmühl, die unter der Voraussetzung Dr. Thomas Becker ber 2004. Bodenaltertümer der Schiffbarkeit kleinerer Flüsse in ein Verkehrs- hessenARCHÄOLOGIE im Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Westfalens 45 (Mainz 2008) konzept einbezogen wären. Gerade bei Jagst und Außenstelle Darmstadt 303–322. Kocher ist diese Frage insofern spannend, als sie an [email protected] ihrem Unterlauf bei Jagsthausen und Sindringen H.-U. Nuber, Zu Wasser und (Baden-Württemberg) den Limes queren und hier zu Lande. Das römische sicherlich als Transportweg genutzt wurden. Aller- Verkehrsnetz. In: Archäolo- dings treten sie am Oberlauf bei Rainau-Schwabs- gisches Landesmuseum Ba- berg und Hüttlingen (Baden-Württemberg) aus rö- den-Württemberg (Hrsg.), mischem Reichsterritorium heraus und verlaufen Imperium Romanum. Roms eine längere Zeit durch germanisches Gebiet. Ihre Provinzen an Neckar, Rhein Nutzung in diesem Bereich würde einen Schiffsver- und Donau. Katalog zur kehr außerhalb des Reichsgebiets voraussetzen. Ausstellung 2005 (Esslin- gen 2005) 410–419. NIEDERGERMANISCHER LIMES Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 10 SEITE

DER NIEDERRHEIN IN RÖMISCHER ZEIT

ENTLANG EINER FLIESSENDEN GRENZE

Der Rhein bildete zunächst eine natürliche Aufmarschroute in Richtung Norden für die römische Armee. Später nutzten die Römer ihn mit dem jeweils zweckmäßigsten Flussfahrzeug als Nahrungsquelle, Transport- und Kommunikationsweg und ab der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts verstärkt auch zur militärischen Überwachung. Wrackfunde von diversen Schiffstypen bezeugen diesen unterschiedlichen Gebrauch. Die überlieferten fünf wichtigsten Bootsformen werden zurzeit im LVR-Archäologischen Park Xanten (Nordrhein-Westfalen) originalgetreu nachgebaut. VON GABRIELE SCHMIDHUBER-ASPÖCK UND TÜNDE KASZAB-OLSCHEWSKI

Nijmegen Xanten Krefeld-Gellep Moers-Asberg Neuss Köln DER RHEIN — GRENZFLUSS UND Bonn LEBENSADER Die Außengrenzen (limes/limites) des Römischen len) waren. Darüber hinaus sind die Wachttürme Mainz Imperiums blieben während ihres Bestehens nur zu nennen, die sich mittels optischer und akusti- dann unverändert, wenn es sich dabei um natürli- scher Signale verständigten. Des Weiteren ist die che Hindernisse wie Flüsse, demnach also um Militärstraße, die die Anlagen miteinander ver- Flussgrenzen (ripa/ripae), handelte. Dies trifft band, hinzuzuzählen und schließlich bildete der auch auf die niedergermanische Strecke vom Rhein selbst einen effektiven Teil der römischen Vinxtbach/Ad fines bei Rheinbrohl (Rheinland- Verteidigung. Pfalz) bis Katwijk (Niederlande) an der Nordsee zu, Am Flussufer befanden sich Anlandestellen für zi- wo der Rhein fast 400 Jahre lang eine stabile Schei- vile Boote und Militärschiffe oder aber größere delinie zum freien Germanien bildete. Allerdings Hafenanlagen mit Schiffshäusern, wie etwa der ist die Lage des römerzeitlichen Rheinverlaufs Hafen der Colonia Ulpia Traiana (CUT) beim heu- noch nicht in allen Einzelheiten geklärt, da er oft tigen Xanten. In römischer Zeit verlief der Rhein sein Flussbett verlagerte. direkt nordöstlich der Stadtmauer und diente als Nach Abschluss des Germanicus-Feldzuges am Versorgungsader. Der Rhein war ein bedeutender Anfang des 1. Jahrhunderts entstand aus der of- Wirtschaftsfaktor und garantierte die Anbindung fensiv operierenden römischen Armee eine ste- an das Handelsnetz von nah und fern. An dem hende Grenzarmee. Ihre Aufgabe war es, das über 230 m langen, befestigten Hafenkai der CUT Flussufer als Trennlinie zu festigen. Dies bedeute- konnten große Lastschiffe anlegen. Umbauten aus te den Ausbau eines mehrteiligen, linear ausge- der Mitte des 2. Jahrhunderts, bei welchen der Kai richteten Systems, dessen Elemente kleinere und um eine in den Hauptstrom des Prallhangs vor- größere Auxiliarkastelle und die Lager der stän- kragende Wand erweitert wurde, sollten wohl die dig bestehenden Legionen am Rhein in Bonn/Bon- starke Strömung in die Flussmitte ableiten. Dies na und in Xanten/ Vetera sowie das Flottenkastell vereinfachte das Manövrieren der Schiffe, die in in Köln-Alteburg/CCAA (alle Nordrhein-Westfa- großer Zahl die Stadt mit Handelsgütern versorg-

Die 1:1-Rekonstruktion des Prahms von Xanten-Wardt (Nordrhein-Westfalen) wur- de auf der Lippe getestet. Das Schiff eignete sich in besonderem Maße als Las­ tenfähre. Die „Nehalennia“ als fest installierte und ver- ankerte Fähre. Flussgrenze hinaus. Flussgrenze die über auch Art aller Waren mit Handel Römer die betrieben Zeiten friedlicher - net war. Während geeig Lastenfähre als auch Schiff dieses dass pe, Lip der auf Experiment im 1:1zeigte Nachbau Maßstab im getaufter „Nehalennia“ Namen den auf konservierte Das Chr. n. Wrack LVR-RömerMuseum im ist ausgestellt. Sein 100 um Holzes deten verwen des Fälldatum ein ergaben tersuchungen Un- dendrochronologischen aus Die Eisennägeln. von fast Tausenden aus besteht sowie ur Eichenholz und aus war lang schließlich m Xanten-Wardt 14,80 von sprünglich Prahm Der dieses Typs. Exemplare erhaltene gut zwei kiesungen der Hafens des Nähe der In Niedrigwasser. bei selbst Schwertransporte für Beladung voller bei auch Tiefgangs niedrigen aufgrund des sich eignen wurde, römischer perfektioniert Zeit in Form deren Prahme), Plattbodenschiffe (sogenannte transportiert. Rhein den wurden über Großbauten städtischer Steinblöcke Errichtung und werden. zur versorgt Verbrauchsgütern Nahrungsmitteln Baumaterial, mit musste Niederrhein stets rohstoffarme und bau- Der nennen. zu Keramik oder Natursteinsorten Lebensmittel, eingeführte Mittelmeerraum dem aus sind Beispiele Als ten. Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018

2 CUT fand man bei Aus - - - - - gen Behälter aus Eichenholz mitschleppen zu zu mitschleppen Eichenholz können. aus Behälter gen - lan m 5 über einen Fähigkeit, dessen und bootes Fischer des Schnelligkeit die Xanten in See nem ei auf Test im unterstrichen Boote dieser tionen ein und Die Rekonstruk Lebendfischbehälter. weiterer als Fischereifahrzeug als und diente Erhöhungsplanke Mastspur mit Einbäume der Einer diente. Nahrungsquelle als auch merdam/ Zwam niederländischen dem aus Einbäumen beispielsweise unterschiedlichen von Wrackfunde befördert. Niederrhein den an rialien wurden Demnach datiert. Zeiten Mengen Mate große an auch unruhigen in Chr. n. 275 um gisch dendrochronolo wird und stammt Xanten-Lüttingen Länge aus m 34 von Prahmfund zweite Der ne militärische Taktik auch am Niederrhein neu neu Niederrhein ausrichten. am auch Taktik militärische ne einein defensive Rolle gezwungen und musste sei wurde Romanum Imperium Das gewachsen. nicht Chr. n. Jahrhunderts 3. des Hälfte wäh zweiten der rend Germanen der Einfällen verheerenden den der an Verteidigungssystem lineare Das SPÄTANTIKE UNSICHERE ZEITENINDER beweisen, dass der Rhein Rhein der dass beweisen, Pullum Nigrum ripa war war ------gestellt. im LVR-RömerMuseum aus gebaut worden undheute holz ist um100n.Chr. haltene Prahm ausEichen- fundene undsehr guter (Nord Der beiXanten-Wardt rhein- ­ Westfalen) ge-

SEITE 11 - - NIEDERGERMANISCHER LIMES Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 12 SEITE

Die 1:1-Rekonstruktion des Prahms von Xanten- Einbäume wurden stets als Fischereifahr- Wardt (Nordrhein-Westfalen) wurde auf der zeuge genutzt. Funde von Einbäumen aus Lippe getestet. Das Schiff eignete sich in be- Zwammerdam (Niederlande) sind archäolo- sonderem Maße als Lastenfähre. Schiffbauer gische Zeugnisse für die Nutzung des Rheins S. Hoekstra beim Übersetzen der „Nehalen- als Nahrungsquelle. Originalgetreue Nach- nia“ zum anderen Flussufer. bauten eines erweiterten Einbaums und eines ƒ Lebendfischbehälters wurden auf der „Xan- tener Südsee“ getestet. Der Fischbehälter lässt sich mühelos nachschleppen. ‚

Der Altrhein bei Xanten (Nordrhein-Westfalen). In dieser Art kann man sich in etwa die Erscheinung des Rheins in römischer Zeit vorstellen. ‚

 Rekonstruktion des Hafens vor der Stadtmau- er der Colonia Ulpia Traiana (CUT). Lastschiffe In Xanten-Lüttingen (Nordrhein-Westfalen) legen an der Kaimauer an und werden be- wurden am ehemaligen Rheinufer Fundamente oder entladen. eines römischen Wachtturmes entdeckt, der in der zweiten Bauphase im 4. Jh. versetzt errichtet wurde. Am Niederrhein ist diese Art der Grenzverteidigung bislang nur spärlich nachgewiesen. ƒ Ländeburgi), wo Boote sicher anlanden konnten. konnten. anlanden sicher woBoote Ländeburgi), mehrere ferner burgi sich lassen Donau und Rhein An ist. zurückzuführen Flussbettveränderungen oder Hochwasserereignissen von Wirkung die verheerende auf Teil zum was finden, zu Bauten solche Hinweise auf spärliche nur Niederrhein am Donau sind dem ufer oder Limes germanisch-Raetischen 4 turms am Rhein, dessen letzter Ausbau aus dem dem aus Ausbau letzter dessen Rhein, am Wacht turms mehrphasigen eines Entdeckung die lang Flussufer am ge der an somit Grenze. Beiund Xanten-Lüttingen direkt aber häufig Moers-Asberg/ Goch-Asperden, in etwa so kastelle Klein und Wachttürme Wehrbauten befestigte wie ba. Krefeld-Gellep/ in wie Ringmauerkasernen rcekpfsug n Köln-Deutz/ in Brückenkopffestung die beispielsweise wie Bautypen militärische neue auch entstanden Siedlungen Neben den befestigten Legion. Gebiet 30. stationierte diesem in Zeit lange die auf Bezug und nimmt überliefert Marcellinus Ammianus Geschichts- schreiber spätantiken dem von wird Name ser üm ud ople mernsrbn gesi- Tricensimae. wohl war Name Umwehrungsgräben Ihr wurde. chert doppelte und Türme vorspringende Mauern, dicke Meter vier durch die ten Fläche über den Ruinen der der Ruinen den über Fläche ten verkleiner- einer auf man erbaute dessen Zuge Im - konn werden eingesetzt Zwecke solche für sie wie Ruderbooten, von Wracks Vier patrouillierten. ent lang Fluss den die eingesetzt, Mannschaftsboote le schnel stark wurden Zweck diesen Für werden. Rhein bewacht der musste Überfällen germanischen größeren und kleineren unzähligen von Aufgrund FLUSSGRENZE DIE ÜBERWACHUNG DER Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018 Jhhnet tmt I Ggnaz u Ober- zum Gegensatz Im stammt. Jahrhundert . Ebenfalls in der Spätantike bildeten sich neue neue sich bildeten Spätantike der in Ebenfalls mit Schiffsländen nachweisen (sogenannte (sogenannte nachweisen Schiffsländen mit (burgi) heraus. Sie standen im Hinterland, Hinterland, im standen Sie heraus.

2 Asciburgium CUT eine Festung, Festung, eine Divitia oder in in oder Geldu oder oder Die ------­ ­ als Lebensraum und Grenzfluss eingegangen. Grenzfluss und Lebensraum als Rheins des Bedeutung die auf besonders Schiff- baukunst römischen der Details den zur und Bootsform Erläuterungen neben wird Werft zu- gänglichen Museumsbesucher die detailgetreu für der Mainz In nachgebaut. aus Wrackfunden den nach [email protected] LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR-RömerMuseum Kaszab-Olschewski Dr. Tünde [email protected] LVR-Archäologischer Park Xanten/LVR-RömerMuseum Dr. Gabriele Schmidhuber-Aspöck im Archäologischen Park Xanten nun eine eine nun Xanten Park Archäologischen im der in Schiffstyp der Spät Region dieser in auch heit Sicher- mit aber sol da worden; Wracks gefunden keine Boote cher bisher zwar sind Niederrhein Am Land an unterstützen. Operationen militärische und anlanden die Soldaten schnell konnten Im Bedarfsfall rierten. ope- Wasser zu auch Ein als aus Land an sowohl die heiten, bestand Besatzung Die reduzierten. ligkeit der Schnel- zugunsten der Fahrzeuge Eigengewicht das die Schiffbauer dass zeigen deutlich, Fahrzeuge der Eichenplanken dünnen Die konnten. nehmen auf Geschwindigkeit ordentliche eine 24 Ruderern bis mit zu Schlankheit ihrer die aufgrund te Schiffe, 17–18 ca. m sich um brei- 2,7 und handelt Es m lange über gleichzusetzen. lusoria navis Literatur Schiffstyp lieferten antiken der in dem mit sie sind weise wur gebaut Möglicher A). Chr. Mainz n. (Typ Mainz aus stammen den, Jahrhundert 4. späten im und ten ­a ntike eingesetzt wurde, wird ab Sommer 2018ab Sommer wird wurde, eingesetzt ntike lusoria ------

verkleinerte Areal. rungsgräben sicherten das Türme undzwei Umweh- Mauern, vorspringende (CUT) Traiana Ulpia Colonia Ruinen des Zentrums der Tricensimae Visualisierung derFestung Zeit (Mainz2008). sein Umlandinrömischer pia Traiana. Xanten und Zieling (Hrsg.), Colonia Ul- M. Müller/H.-J. Schalles/N. 2012). Geschichte ( Caesaren. Archäologie und Th. Fischer, DieArmeeder (Stuttgart 2012) 335–344. im Rheinland1987–2011 (Hrsg.), 25 Jahre Archäologie nischen Limes. In:J. Kunow tärorte amNiedergerma- St. Bödecker/M. Gechter, Mili- LITERATUR . Vier Meter dicke überden SEITE 13

FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 14 SEITE

MILITÄRISCHER STÜTZPUNKT URBANER PRÄGUNG

DAS RÖMISCHE FLOTTENLAGER ALTEBURG IN KÖLN

Untersucht man die Baugeschichte des Standlagers der römischen Rheinfl otte in Köln-Marienburg (Nordrhein- Westfalen), so ergeben sich bemerkenswerte Parallelen zur etwa 3,3 km entfernten Koloniestadt, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA). Nicht nur die topografi schen Voraussetzungen, sondern auch einzelne Elemente der Architektur- und Raumordnung sind zumindest in den Grundzügen an beiden Standorten miteinander vergleichbar. In diesem Beitrag wird der urbane Charakter des römischen Militärlagers auf der Flur Alteburg herausgestellt. VON ALFRED SCHÄFER UND GREGOR WAGNER Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 15

Lager der classis Germanica in Köln-Marienburg (Nord- Nijmegen Xanten rhein-Westfalen), steinerner Neuss

Ausbauzustand unterlegt mit Bonn aktuellem Höhenmodell. ƒ Mainz Köln-Alteburg

DIE UMWEHRUNGEN Am höchsten Punkt im Kölner Süden lag auf einer circa 16 ha umfassenden, hochwassersicheren Ter- rasse am Rhein ein großes römisches Militärlager. Das unterirdisch noch in weiten Teilen erhaltene archäologische Bodendenkmal befi ndet sich im heutigen Stadtteil Marienburg ungefähr im Stra- ßengeviert von Bayenthalgürtel, Unter den Ulmen, Wolfgang-Müller-Straße und An der Alteburger Mühle. In der Antike überwand der Niederterras- senhang auf der Flur Alteburg einen Höhenunter- schied von etwa 8 m bis zur Rheinaue. Die Holz-Er- de-Befestigung des früheren Lagers hatte man an die Geländeform angepasst. Die landseitigen Mau- ern reichten bis zur Kante des Prallhangs, der hier steil in die Flussniederung abfi el. Nicht eindeutig konnte die Frage geklärt werden, ob die Holz-Erde- Umwehrung an der Rheinseite einst geschlossen war. Die ältesten Funde aus dem Lagerbereich stammen aus einem Horizont, der direkt nach dem Ende von Haltern 9 n. Chr. zu datieren ist. Nach der jüngsten Auswertung der Fundmünzen ist das La- ger wahrscheinlich im Rahmen der römischen Re- organisation des Niederrheingebietes ab dem Früh- jahr 10 n. Chr. ungefähr zeitgleich zum Kastell Vechten in der niederländischen Provinz Utrecht angelegt worden. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erhielt das Lager eine steinerne Umwehrung, die nun auch an der Rheinseite belegt ist. Generell scheinen die jün- geren Steinumwehrungen dem Verlauf der Holz- Erde-Befestigung zu folgen. Die verschobene, tra- pezförmige und an den Ecken abgerundete Stein- mauer war etwa 1050 m lang und umgab eine Fläche von etwa 7 ha. Das aufgehende Mauerwerk wurde in Zweischalentechnik errichtet. Zwischen die Mauerschalen aus Grauwackehandquadern brachte man römisches Gussmauerwerk (opus cae- menticium) lagenweise ein. Die Stärke des aufge- henden Mauerwerks lag bei knapp 1 m, sodass aus fortifi katorischen Gründen ein angeschütteter Erd- Lageplan des Flottenlagers wall an der Innenseite der Umwehrung anzuneh- Alteburg (Nordrhein-West- men ist. falen) südlich des römischen Köln um 100 n. Chr. FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 16 SEITE

on der Radarwellen im Bereich der erfassten linea- ren Strukturen spricht für entsprechend massive Fundamentierungen, wie sie für eine Steinbaupha- se zu erwarten sind. Der Baukomplex liegt unmit- telbar westlich des Schnittpunkts der beiden Hauptverkehrsstraßen, deren Verlauf aufgrund des überlieferten baulichen Zusammenhangs der steinernen Gebäudereste zu rekonstruieren ist. Der neu entdeckte Baukörper, der etwa mittig auf der durch via praetoria und via decumana gebilde- ten Querachse des Lagers unmittelbar westlich des Schnittpunktes der Hauptlagerachsen liegt, ist als Stabsgebäude zu interpretieren. Dass die Lage des Hafens erwartungsgemäß die Raumplanung im Flottenlager in besonderer Weise bestimmte, er- gibt sich auch aus der exzentrischen Position der Toranlage an der nördlichen Umwehrung. Das Tor liegt in der Achse der via principalis, die parallel zur Hangkante in geringer Entfernung zum Rhein- hafen verläuft. Von der östlichen Stirnseite des Stabsgebäudes gelangte man über die via praetoria in direkter Linie zur rheinseitigen Lagerfront. Um die Schiffsanlegestelle erreichen zu können, wird man an der Rheinseite eine zentrale Toranlage re- konstruieren dürfen. Entsprechend der Grund- struktur römischer Militärlager ist nach den neuen Erkenntnissen davon auszugehen, dass es sich da- bei um die porta praetoria, die Hauptausfallpforte zur Feindseite, handelt. Ergebnis der Georadar- STANDORT DER CLASSIS GERMANICA messungen im Zentrum des Spätestens seit der Mitte des 1. Jahrhunderts be- DIE INNENBEBAUUNG Flottenlagers Alteburg in fand sich am Ort das Standlager der römischen In der Regierungszeit von Domitian (81–96 n. Chr.) Köln-Marienburg (Nordrhein- Rheinfl otte (classis Germanica), dessen Besatzung erhielt das Flottenlager nicht nur eine steinerne Westfalen). weit mehr als 1000 Mann umfasst haben dürfte. Umwehrung, sondern auch neue Mannschaftsun- Geomorphologische Untersuchungen legen eine terkünfte mit steinernen Mauersockeln und Fach- dem Lager östlich vorgelagerte Schiffsanlegestelle werkwänden. In den Fundamenten dieser Bara- in der alten Rheinaue nahe. Mithilfe von Tiefenboh- cken befanden sich Fragmente von Kalksteinkapi- rungen konnte ein Planierhorizont auf Höhe des tellen, Mahlsteinen und Dachziegeln. Die heutigen Oberländer Ufers nachgewiesen werden, Kalksteinspolien stammen eindeutig aus einer frü- der auf eine intentionelle Formung und Nutzung heren Steinbauphase des Lagers. Anlässlich der Er- der Uferzone in antiker Zeit zurückgeht. Dies dürf- richtung von Neubauten wurden ältere Großbau- te für eine Schiffslände am schmalen Uferstreifen ten niedergelegt. Folgende Bauvorgänge sind an- sprechen. hand der Kleinteiligkeit und des Zuschnitts der Bis vor Kurzem unerforscht blieb das Zentrum der Architekturfragmente zu erschließen: Um aus den militärischen Anlage am Schnittpunkt der Haupt- korinthischen Kapitellen neu verwendbare Bau- verkehrsachsen, dort wo das Stabsgebäude – die quader zu gewinnen, wurden vorspringende principia – zu erwarten ist. Im Auftrag des Rö- Schmuckformen wie Voluten und Kranzblätter misch-Germanischen Museums wurde im Spät- fachgerecht abgearbeitet. Während man den klein- sommer 2016 eine geophysikalische Prospektion teiligen Steindekor als Verfüllmaterial nutzte, ver- auf dem Grundstück der Rheinischen Energie Akti- baute man die recycelten Steinquader sehr wahr- engesellschaft (Rhenag) durchgeführt, um diesen scheinlich innerhalb des Lagers an anderer Stelle. Kernbereich des Lagers zerstörungsfrei zu erkun- In der steinarmen Region am Niederrhein führte den. Neben der elektrischen Widerstandsmessung eine effi ziente Baustoffwiederverwertung zur Ein- und der geomagnetischen Prospektion erbrachte sparung von Ressourcen und Arbeitskraft. vor allem der Einsatz des Georadars interpretier- In welchem Zeitraum wurden die Kalksteinkapi- bare Ergebnisse. Erfasst wurde ein großer, recht- telle ursprünglich gefertigt? Aufgrund von hand- eckiger Komplex mit einer Breite von etwa 26 m werklichen Details, wie Punktbohrungen und trop- und einer Länge von mindestens 40 m in südwest- fenförmigen Blattösen, können die genannten Ar- lich-nordöstlicher Ausrichtung. Die starke Refl exi- chitekturfragmente in die Mitte des 1. Jahrhunderts Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 17

Fragment eines korinthi- schen Kalksteinkapitells claudischer Zeit aus dem Flottenlager Alteburg (Nordrhein-Westfalen). Unteransicht einer schne- ckenförmigen Volute mit Blattdekor. „

 Abwassersammler durch die Ostumwehrung der Flottenlager Alteburg (Nordrhein- Steinbauperiode des Flottenlagers Alteburg. Westfalen). Fundamentstickung Blick nach Westen 1899. Wenigstens zwei Abwas- der Mannschaftsunterkünfte der sersammler wird man am Rhein auf Höhe des domitianischen Steinbauphase; nördlichen und südlichen Teilstücks der Lager- Kooperationsgrabung des Rö- ringstraße (via sagularis) annehmen dürfen. misch-Germanischen Museums ƒ der Stadt Köln und des Archäolo- gischen Instituts/Archäologie der römischen Provinzen der Universi- tät zu Köln 1995/96.

Köln, Kurt-Hackenberg-Platz. Römischer Abwas- sersammler unterhalb des nördlichsten Hafen- tores der Colonia Claudia Ara Agrippinensium. ‚

Rekonstruktion des nördlichen rö- mischen Hafentores der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA), Ende 1. Jh. n. Chr. ƒ FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 18 SEITE

n. Chr. datiert werden. Da es sich um die ältesten handquadern errichtet. Seit dieser Zeit wurde die bekannten steinernen Bauteile aus dem Flottenla- Innenbebauuung an beiden Plätzen umfänglich er- ger handelt, wird man sie am ehesten dem Kom- neuert. Offenbar handelt es sich um zwei etwa mandanturgebäude zuweisen. Die geophysikali- gleichzeitige Großbauprojekte. Um materielle Res- schen Prospektionen am Schnittpunkt der Haupt- sourcen effektiv zu erschließen und Arbeitskräfte lagerstraßen deuten auf einen entsprechenden zu bündeln, bot sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Steinbau hin. Die principia besaßen demnach of- eine übergeordnete, gemeinsame Bauplanung an. fensichtlich seit claudischer Zeit eine aufwendige So liegt es nahe, dass Baueinheiten der römischen Repräsentationsarchitektur mit korinthischen Rheinfl otte Werksteine aus Steinbrüchen des Mit- Säulen aus Kalkstein. telrhein- und Moselgebietes nicht nur zum Flotten- Weitere korinthische Kapitellfragmente verschie- lager Alteburg, sondern auch zur etwas weiter dener Säulenordnungen sind aus dem letzten Vier- rheinabwärts gelegenen Koloniestadt transportier- tel des 1. Jahrhunderts n. Chr. im Flottenlager über- ten. Selbst die in domitianische Zeit (81–96 n. Chr.) liefert. Einige Zeit nach den principia erhielten datierende Stadtmauer in Köln könnte wie die auch andere Lagerbauten eine repräsentative gleichzeitig errichtete Steinumwehrung des Flot- Steinarchitektur, wie man sie damals aus zeitge- tenlagers von Bautruppen des Heeres erbaut wor- nössischen Städten in den Nordwestprovinzen, den sein, wobei ein städtischer Anteil natürlich etwa der benachbarten CCAA, kannte. Anhand nicht auszuschließen ist. Dass das Militär logisti- der vorgestellten Bauornamentik erschließt sich sche Unterstützung für den Ausbau römischer LITERATUR ein ausgesprochen urbaner Charakter der römi- Städte leistete oder sogar die Befestigung einer schen Militärarchitektur. Damit kommt dem Flot- Stadt errichtete, ist in mehreren Inschriften zwei- A. W. Busch, Schöner Woh- tenlager Alteburg, zumindest von seiner architek- felsfrei belegt. Viele der Nachweise für die Bautätig- nen? Der urbane Charakter tonischen Ausstattung her, eine ähnliche Bedeu- keit von Soldaten in Städten stammen gerade aus eines römischen Militärla- tung wie dem großen Doppellegionslager Vetera I solchen, in denen die Bindung an ein Legionslager gers. In: G. Uelsberg (Hrsg.), auf dem Fürstenberg bei Xanten zu; dort wurden oder Auxiliarkastell räumlich sehr eng war. Krieg und Frieden. Kelten – über 800 Fragmente römischer Bauornamentik aus Für eine intensive Zusammenarbeit der Besatzung Römer – Germanen. Ausstel- neronischer Zeit geborgen. Die hier erschlossene des Flottenlagers und der CCAA sprechen nicht lung Rheinisches Landes- Repräsentationsarchitektur veranschaulicht ein- nur die Verwendung von Werksteinen aus militä- museum Bonn drucksvoll den besonderen Stellenwert des Ortes risch betriebenen Steinbrüchen, sondern auch ver- 21.6.2007–6.1.2008 (Bonn, als Hauptstützpunkt der classis Germanica. gleichbare technische Details der Bauausführung Darmstadt 2007) 243–247. an den Steinumwehrungen. So sind für die rhein- KOLONIESTADT UND FLOTTENLAGER seitigen Mauerfronten beider Standorte große Ab- M. Caroll/Th. Fischer, Archäo- Wie eng das Verhältnis von Stadt und Lager tat- wassersammler charakteristisch, die mit Tuffstein- logische Ausgrabungen sächlich gewesen ist, zeigt sich in einer Gegenüber- quadern aus der Region des Laacher Sees errichtet 1995/96 im Standlager der rö- stellung des Flottenlagers mit der CCAA. Bestim- worden sind. Diese Sammler führten jeweils unter mischen Flotte (Classis Ger- mend für die Wahl des militärischen wie zivilen der hafenseitigen Befestigung hindurch und leite- manica) in Köln-Alteburg. Köl- Standortes waren vergleichbare naturräumliche ten die Abwässer in Richtung Rhein weiter. ner Jahrbuch 32, 1999, Voraussetzungen: ein hochwassersicheres Plateau Eine verstärkte Berücksichtigung der wechselseiti- 519–568. in unmittelbarer Nähe des Rheins und eine lange, gen Beziehungen zwischen dem Flottenlager und schmale Uferzone im Prallhangbereich mit günsti- der CCAA verspricht aufschlussreiche Erkenntnis- N. Hanel, Die Umwehrungen gen Bedingungen für die Anlandung von Schiffen. se für zukünftige Forschungen. Diese hier erstmals der römischen Flottenlager Die höher gelegene Niederterrasse bot sich als Bau- angerissene Forschungsperspektive wird auch für Alteburg in Köln-Marienburg. platz, die tiefer gelegene Flussaue als Schiffsanlege- die niederländisch-deutsche Kooperation zur Be- Kölner Jahrbuch 32, 1999, stelle an. Nicht nur für die Wahl des Ortes, sondern antragung der Aufnahme des Niedergermanischen 569–625. auch für dessen architektonische Ausgestaltung Limes in die UNESCO-Welterbeliste relevant sein, blieb der natürliche Geländeverlauf maßgeblich. war doch das römische Köln seit der Herrschaft des M. Horster, Bauinschriften An die äußeren Höhenlinien passte man die Um- Domitian Sitz des konsularen Statthalters und da- römischer Kaiser (Stuttgart wehrungen an. An den markantesten Geländekan- mit des militärischen Oberbefehlshabers der Pro- 2001). ten orientierten sich die Straßenzüge. Für die Lage vinz Niedergermanien. des Zentrums der römischen Planstadt und des Y. Leistner, Zur frühesten Nut- nahe gelegenen Militärstützpunktes, das forum PD Dr. Alfred Schäfer zung des römischen Lagers und die principia, waren relativ kurze Distanzen Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln Köln-Alteburg. Eine numisma- zum Hafen wesentlich. Um die Schiffsanlegestellen [email protected] tische Auswertung der Gra- in der Rheinaue zu erreichen, mussten Höhenun- bungen von 1983/84, 1995/96 terschiede von 8 m bis 10 m am steil abfallenden Gregor Wagner M.A. und 1998 unter besonderer Prallhang überwunden werden. Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln Berücksichtigung der Gegen- Im ausgehenden 1. Jahrhundert n. Chr. wurde an [email protected] stempel. Kölner Jahrbuch 49, beiden Standorten jeweils eine steinerne Umweh- 2016, 41–158. rung mit Schalmauerwerk aus Grauwacke- Der Limes 12/2018 Heft 1– 1– Heft Der Limes 12/2018 2 Ansicht undAufsicht. dem mittleren 1.Jh.n.Chr., dem Flottenlager Alteburg aus schen Kalksteinkapitells aus Rekonstruktion eines korinthi-  0 10 50 cm Volute undKranzblätter. stickung einerMannschaftsbaracke des Flottenlagers; Fragment eines korinthischen Kapitells ausderFundament- ƒ 1. Jh.n.Chr. gehörte. A lteburg immittleren principia nischen Ausstattung der scheinlich zur architekto- schen Säule, diesehr wahr- Rekonstruktion einer korinthi- des Flottenlagers

SEITE 19 FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 20 SEITE

AUF DER SUCHE NACH DEM HAFEN

GEOARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN AM MAINUFER NAHE DEM KASTELLPLATZ GROSSKROTZENBURG (HESSEN)

Der Main hatte bereits in römischer Zeit große Bedeutung als Verkehrsweg, wobei vor allem Waren und Rohstoffe über den Fluss vom Rhein an die Grenze des Reichs transportiert wurden. Geoarchäologische Untersuchungen im Vorfeld des Kastells Großkrotzenburg (Hessen) erbrachten nun neue Erkenntnisse zur antiken Geländesituation und erlauben erstmals eine Landschaftsrekonstruktion dieses Bereichs. VON LEA OBROCKI, THOMAS BECKER, KAI MÜCKENBERGER, ANDREAS VÖTT UND HANNAH WAHLEN

Mainz

Regensburg DAS KASTELL GROSSKROTZENBURG den wahrscheinlichsten Hafenstandort für das rö-

Straßburg In Großkrotzenburg befinden sich die Überreste mische Kastell in Großkrotzenburg zu finden. Im eines römischen Kastells, welches direkt an der Februar 2016 wurden dazu in der Flussaue detail- Großkrotzenburg Kante der Niederterrasse zur Mainaue etwa 130 m lierte geoarchäologische Untersuchungen durch- vom heutigen Flussufer entfernt erbaut wurde. Der geführt. Fund von fünf römischen Brückenpfeilern unmit- Der Aufbau des Untergrundes im Untersuchungs- telbar südlich des Kastells belegt die direkte Nähe gebiet wurde mithilfe von Rammkernsondierun- zum Fluss auch in römischer Zeit. Die Eichenpfähle gen, oberflächengebundenen geoelektrischen Wi- der Brücke konnten dendrochronologisch auf ei- derstandsmessungen (ERT) sowie Direct Push Elec- nen Zeitraum von 134–138 n. Chr. datiert werden. trical Conductivity-Verfahren (DP EC) untersucht. Weiterhin ist in severischer Zeit (193–235 n. Chr.) die Geoelektrische Untersuchungen (ERT) liefern Produktion von Ziegeln in einer Militärziegelei der durch Messung der elektrischen Resistivität eine hier stationierten cohors IIII Vindelicorum nachge- zweidimensionale Information über den oberflä- wiesen. Die Ziegel aus Großkrotzenburg wurden chennahen Untergrund, wohingegen das DP EC- an verschiedenen Stellen am nördlichen Oberger- Verfahren die elektrische Leitfähigkeit in situ mit manischen Limes verbaut und belegen den Trans- der Tiefe an einem Bohrpunkt misst. Feinkörnige port über den Main. Dies lässt darauf schließen, Sedimente (z. B. Ton, Schluff) erreichen meist deut- dass Großkrotzenburg über eine Ufer- oder Hafen- lich niedrigere elektrische Widerstände als grob- situation verfügte, die das Anlanden von Lastschif- körnige Sedimente (z. B. Sand, Kies). Die elektrische fen erlaubte. Hinweise auf eine Hafenanlage liegen Leitfähigkeit entspricht dem Kehrwert des elektri- aus Großkrotzenburg aber bislang nicht vor. schen Widerstandes, sodass ein direkter Vergleich der Ergebnisse von ERT und DP EC sowie eine Kor- DIE GEOARCHÄOLOGISCHEN relation mit den Sedimenten der Rammkernson- UNTERSUCHUNGEN dierungen möglich sind. Vor diesem Hintergrund entstand ein Kooperati- Die geoelektrischen Widerstandsmessungen erga- onsprojekt zwischen dem Geographischen Institut ben eine Rinnenstruktur, welche parallel zur Süd- der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Profes- mauer des Kastells verläuft. Die Ergebnisse des sur für Geomorphologie) und der hessenARCHÄO- Messprofils GRO ERT 9 zeigen, dass sich der Be- LOGIE (Sachgebiet Limes) des Landesamtes für reich der Rinne zum Kastell hin vertieft und durch Denkmalpflege Hessen. Hauptziel war es, basie- niedrige Widerstandswerte gekennzeichnet ist. rend auf einer lokalen Landschaftsrekonstruktion, Um die Stratigrafie der prospektierten Rinne zu er- Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018 römischen Kastells (imBereich des Kirchturms). suchte Arbeitsfläche im Vorfeld des ehemaligen DP EC-Verfahren. ImBildhintergrund dieunter Ein Raupenfahrzeug mitBohreinrichtung fürdas 

50°4‘40‘‘N 50°4‘45‘‘N GRO 4/DP EC6 50°4‘50‘‘N

Erosionskante Erosionskante I II III III IV IV 50 m V V VI VII VII Brückenpfeiler Brückenpfeiler

2 römische 8°58‘40‘‘E 8°58‘40‘‘E GRO 3/ DPDP EC5 EC5 GRO 3/ GRO 1A/DP EC3 GRO 1A/DP EC3 DPDP EC10 EC10 GRO 10 A/ GRO ERT9 -

Main Main

römische Abwasserkanäle römische des römischen Kastells. Geländearbeit imAuenbereich südlich Großkrotzenburg (Hessen). Fotos der  „ Abwasserkanäle römische Kastell DP EC4 DP EC4

GRO 11 DP EC11 GRO 11 DP EC11

Erosionskante Erosionskante 8°58‘50‘‘E 8°58‘50‘‘E A/ A/ via principalis GRO ERT 8 GRO DP EC7

GRO 6A/DP EC9 Limes Militärziegelei Flussaue Flussaue Niederterrasse Lokalisierung dervorgestellten Bohrprofile, Untersuchungsgebietes mitErläuterungen und Großkrotzenburg (Hessen). Geländemodelldes  DP E 8°59‘0‘‘E C-Profile unddes ERT-Transekts.

Mühlbach ƒ Main. Bildhintergrund der DP EC-Profil. Im Bohrungen fürein

SEITE 21 ­ FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 22 SEITE

GRO ERT 9 NE SW Kastell Main GRO DP EC 4 GRO 1A/ DP EC 3 102,76 m NN 102,61 m NN 0 104 8 16 24 32 40 47 102

100 Rinne

98

96 1600 Anstehendes Gestein m NN ohm.m 1600 ohm.m

12080400 >160 Elektrodenabstand = 1 m elektrischer Widerstand in ohm.m

Großkrotzenburg (Hessen). fassen, wurde die Bohrung GRO 1A bis in eine Tiefe v. Chr. und 53 n. Chr. datiert werden. Auch wenn Geoelektrische Tiefen- von 5 m unter der Geländeoberfläche abgeteuft so- poströmische Umlagerungseffekte nicht gänzlich sektion des ERT-Transekts ­ wie die ­DP EC-Messung GRO DP EC 3 durchgeführt. ausgeschlossen werden können, ist es wahrschein- GRO ERT 9. Der Bohrkern lässt sich in vier stratigrafische lich, dass die Rinne in römischer Zeit durchflossen Haupteinheiten gliedern: tiefenverwitterter Ton- wurde. Die nur wenige Meter entfernte Bohrung stein an der Basis (Einheit I), eine Rinnenfüllung GRO 3 weist an der Basis kantige rote Sandsteinkie- aus Sand mit mehreren Kieslagen (Einheit II), eine se auf, die vermutlich nicht durch den Fluss trans- primär aus Schluff bestehende Verlandungsschicht portiert, sondern am Fundort künstlich einge- (Einheit III) und zur Geländeoberfläche hin eine bracht worden sein müssen. Auch im Bereich des feinkörnige Auensequenz (Einheit IV). Die Rinnen- Brückenpfeilers III sowie innerhalb der Kastell- fazies weist auf hohe Strömungsgeschwindigkeiten mauer wurden rote Sandsteinfragmente dieser Art hin, wobei wechselnde Korngrößen des Sedi- gefunden. Die Entfernung zwischen den fünf be- ments schwankende Fließgeschwindigkeiten be- legen. Vier Proben aus der oberen Rinnenfazies, der Verlandungsfazies sowie dem Übergang zur Auenfazies konnten durch 14C-Analysen auf das späte Mittelalter bzw. die Frühneuzeit datiert wer- den. Dies bedeutet eine enorme Sedimentakkumu- lation und Veränderung der Ablagerungsbedin- gungen innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums, eventuell verursacht durch Hochwasserereignisse und Überschwemmungen des Mains. Die Stratigra- phie des Bohrkerns GRO 1A wurde durch die Er- gebnisse der DP EC-Messung GRO DP EC 3 gut nachgezeichnet. Eine weitere Direct Push-Messung (GRO DP EC 4) wurde auf Höhe des Profilmeters 9 des ERT-Profils GRO ERT 9 durchgeführt und doku- mentiert die Fortsetzung der Sedimentschichten aus GRO DP EC 3. In der nördlichen Verlängerung Das geoelektrische ERT- der römischen Brückenpfeiler wurden zwei weite- Transekt GRO ERT 9 wird re Rammkernsondierungen abgeteuft (GRO 3, GRO angelegt. Im Bildvorder- 4). An der Basis des Bohrkerns GRO 4 befand sich grund eine Stele mit Dar- eine mächtige Rinnenfüllung (Einheit II). Das Alter stellung der römischen eines Holzrestes aus dieser Rinnenfüllung konnte Mainbrücke. mittels 14­ C-Analyse auf den Zeitraum zwischen 89 gefahr im Bereich hoher Strömung. Es liegt also also liegt Es Strömung. hoher Bereich im gefahr rigen Pegelständen und eine geringe Verlandungs auch bei nied Schiffbarkeit le ganzjährige eine wie Standortvortei einige gleichzeitig aber währleistet ge- Erosion, von Gefahr die zwar birgt Flusses des Prallhangs solchen eines Eine Bereich ist. im Anlegestelle vorzufinden Flussarm aktiven einem in nur die notwendig, Transportenergie hohe chend entspre eine ist Kiese gefundenen der Transport den Für Süden. nach infolgedessen sich verlagerte Flussbett Das verlandete. rasch anschließend und war Zeit wasserführend Spätmittelalter römischer im in sicher und Rinne die jedoch dass wird angenommen, Brücke römischen der nördlich nen Bohrker- den in Funden den auf Basierend ist. sen geflos- Stelle dieser an Zeit vorrömischer in bereits ob der Main unklar, bleibt Material datierbarem an Mangels eines Aufgrund handelt. Kanal angelegten künstlich einen um oder des Nebenarm einen Hauptarm Mains, ehemaligen den um dabei sich es ob werden, nach geklärt abschließend nicht konnte Ergebnis sen und vorliegenden den auf Aufbauend verläuft wird. Untergrund begrenzt Gestein anstehende das durch Südwesten im tellfront gertors La- des südlich unmittelbar die werden, gewiesen nach Rinnenstruktur eine konnte Methoden scher geoarchäologi verschiedener Einsatz den Durch INTERPRETATION DERERGEBNISSE war. kalisiert die stützen lo Brückenpfeiler weiterer ein hier dass Annahme, Brückenpfeiler nördlichsten zum m von GRO40 3 Abstand einem mit der Bohrung Lage die und m 20 jeweils von Brückenpfeilern kannten Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018 GRO 1A 102,61 mNN 1447-1484 cal AD parallel zur Kas- zur parallel dextra) principalis (porta

2 41 63clA 1466;1618cal AD 1451; 1613cal AD 1451; 1613cal AD ------IV III II II weisen würden, liegen bislang jedoch nicht vor. nicht jedoch bislang liegen würden, weisen die eine Funde, gische Ufer Kastelltors südlichen des nördlichen am Anlegestelle eine und wurde genutzt Flussarms aktiven des Standortvorteil der in Großkrotzenburg Kastell das auch für dass nahe, [email protected] Mainz Gutenberg-Universität Johannes der Institut Geographisches Sc. B. Wahlen Hannah [email protected] Mainz Gutenberg-Universität Johannes der Institut Geographisches Vött Dr.Prof. Andreas [email protected] hessenARCHÄOLOGIE – Hessen Denkmalpflege für Landesamt Mückenberger Dr. Kai [email protected] Darmstadt Außenstelle Hessen, Denkmalpflege für hessenARCHÄOLOGIE am Landesamt Becker Dr. Thomas [email protected] Mainz Gutenberg-Universität Johannes der Institut Geographisches Sc. M. Obrocki Lea 1466; 1618cal AD 1445-1477 cal AD 1445-1477 cal AD ­b efestigte Anlegestelle nach- Anlegestelle efestigte ­b

estanden hat. Archäolo- hat. estanden I 5 4 3 2 1 Bohrkern GRO 1A. Großkrotzenburg (Hessen). 25–33. kunde 33 (Bad Godesberg 1962) und des Instituts fürLandes- ses fürdeutsche Landeskunde lichungen des Zentralausschus- schen Landeskunde. Veröffent- (Hrsg.), Forschungen zur deut- Otremba/C. Schott/E. Meynen In: H.Kinzl/Th. Kraus/F. Metz/E. teren Buntsandstein-Odenwald. Formenentwicklung imhin- der Mümlingundüberjüngere Talgeschichte amMainundan A. Kessler, Studien zur jüngeren 208. Archäologie 16(Bonn 2014) 199– vor- undfrühgeschichtlichen merzeit. Bonner Beiträge zur ische Verkehrsachse. DieRö- (Hrsg.), DerRheinalseuropä- (Kalkar). In:H.Kennecke (Xanten) undBurginatium spiele Colonia UlpiaTraiana Niederrhein angelegt? DieBei- wurden römische Häfen am R. Gerlach/J. Meurers-Balke, Wo International. InPress. Großkrotzenburg. Quaternary environs of theRoman fort at Main (Hesse, Germany) inthe major flood events of theRiver Landscape reconstruction and Fischer/T. Willershäuser/A. Vött, Mückenberger/C. Finkler/P. L. Obrocki/Th. Becker/K. 8 (Darmstadt 2014) 149–163. Beiträge zum Welterbe Limes nien vom 1.bis4. Jahrhundert. undNiedergermatien, Ober- - rich (Hrsg.), DerLimes inRae- Großkrotzenburg. In:P. Hen- zur Umwehrung des Kastells Th. Becker, NeueForschungen LITERATUR

SEITE 23 GLOSSAR Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 24 SEITE

Geoelektrische Widerstandsmessung (Electrical Resistivity Tomography, ERT)

I

U Bei der geoelektrischen Tomografie wird hauptsächlich das Geoelektrik Vierpunktverfahren angewendet: Vier Elektroden werden in Messgerät einem festgelegten Abstand zueinander in den Untergrund gesteckt. Zwei dieser Elektroden wird Strom zugeführt, wo- durch sich im Untergrund ein elektrisches Feld ausbildet. An x x x x x x x x x x x xx zwei weiteren Elektroden wird die Potentialdifferenz gemes- x x x x x sen, die sich abhängig von der Zusammensetzung des Un- x x x x tergrunds eingestellt hat. Unter Berücksichtigung weiterer Faktoren wird daraus der spezifische Widerstand inΩ ·m ­berechnet. Die Entfernung zwischen den Elektroden ist ein Maß für die Eindringtiefe des Stroms. Wird der Abstand ver- größert, bewirkt man eine größere Eindringtiefe des elektri-  schen Stromflusses und eine größere Messtiefe, aber gleich- Multielektrodensystem mit zeitig eine Verringerung der räumlichen Auflösung bei einer Wenner-Schlumberger-Kon- gleichbleibenden Anzahl von Messpunkten. figuration.

Direct Push (DP) — Electrical Conductivity (EC) — Verfahren

„ Das DP EC-Verfahren ermöglicht die in situ-Messung der elektrischen EC-Sonde mit vier Elektro- Leitfähigkeit mithilfe eines Sondiergestänges, das hydraulisch in den den nach der Schlumber- Untegrund eingetrieben wird.. Die Sonde ist entsprechend einer ger-Konfiguration. Schlumberger-Konfiguration mit vier Elektroden ausgestattet (Vier- punktverfahren). Auf diese Weise wird die elektrische Leitfähigkeit mit U I einer Tiefenauflösung von bis zu 2 cm während des Eindringens in den Untergrund gemessen. Im Allgemeinen sind feinkörnige Sedi- mente (Ton, Schluff) durch hohe und grobkörnige Sedimente (Sand, Kies) durch niedrige elektrische Leitfähigkeiten gekennzeichnet. Die elektrische Leitfähigkeit ist der Kehrwert des spezifischen Wider- standes, sodass die Ergebnisse von DP EC- und ERT-Verfahren nach er- folgter Umrechnung direkt miteinander verglichen werden können. Ein großer Vorteil des Verfahrens ist die Möglichkeit der in situ-­ I = Strom U = Spannung Messung mit hoher Auflösung. Anders als bei üblichen Bohrverfahren gibt es keinen Verzug des Materials. uf körnige Sedimente derVerlandungsfazies ablagernkönnen. sich schließlich einstehendes Gewässer ausbildet, sodass sichfein- wenn dieFließgeschwindigkeit imGerinnebett deutlich abnimmtund setzt sichausSchluff undTon zusammen. EinFlussarm verlandet, Ufer hinwird dasSediment von SandunddieAuenfazies dominiert nenfazies findensichdaher vorwiegend Kiese undgrobe Sande, zum Korngröße derabgelagerten Sedimente abnimmt. Innerhalbder Rin- mitte zum Ufer unddemweitgehend wasserfreien Auenbereich die dies, dass mitdemAbnehmender Fließgeschwindigkeit von derFluss zum Ablagerungszeitpunkt bestimmt. FüreinFlusssystem bedeutet ökologischen Faktoren alsauchvon geomorphologischen Prozessen Ablagerungsbedingungen. Diese werden sowohl von (geo- undbio-) seines Ablagerungsraumes undderdamitverbundenen Lebens- und logie dieGesamtheit allerEigenschaften eines Sediments hinsichtlich Der Begriff Fazies beschreibt inderSedimentologie undGeomorpho- gere Auendynamik bewirkt. gen, was einehäufige Aufarbeitung älterer Auensedimente durch jün- gesamte Mäandersystem flussabwärts undinlateraler Richtung bewe- wird.diert DerPrallhang ist deswegen durch einUnterschneidungs hingegen amgrößten undprallt gegendenHang,wobei dieser ero- zesse. ImBereich derAußenseite derFlussschlinge ist dieStrömung digkeit vorherrscht. AmGleithangdominieren Akkumulationspro- der inneren Seite derFlussschleife, wo diegeringste Fließgeschwin- ge undGleithängeentstehen lassen. DerGleithangbefindet sichan mehr oderweniger bogenförmig geschwungenen Schlingen Prallhän- Mäander sindFlussschlingen, dieflussabwärts wandern, wobei die Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018 Fazies Flussgrundriss —Mäander er charakterisiert. Durch Seiten- und Tiefenerosion kann sichdas

2 ­ - Auenfazies Auenfazies Uferwallfazies Gleithang

Prallhang

Gleithang

anstehendes Felsgestein

anstehendes Felsgestein

Prallhang

Verlandungsfazies

Prallhang Gleithang Rinnenfazies Rinnenfazies inaktive, verlandete Flussrinne Uferwallfazies

aktive Flussrinne SEITE 25 Auenfazies Auenfazies FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 26 SEITE

FORSCHUNGSFORTSCHRITT UND NEUBEWERTUNG

DER NECKARLIMES

Der 107 km lange Abschnitt des Neckars zwischen den Kastellen Bad Wimpfen und Köngen (Baden-Württemberg) bildete nach bisheriger Auffassung spätestens ab etwa 110 n. Chr. bis um 160 ein Teilstück der Grenze des Römischen Reiches. Für diese Strecke zwischen dem Odenwald- und dem Alblimes wurde der Begriff Neckarlimes eingeführt. Der Fluss soll als natürliche Barriere gedient und die Grenze des Römischen Reiches markiert haben; sechs Kastelle für Kohorten und eine Ala befanden sich am westlichen Flussufer. Mittlerweile zeichnet sich allerdings immer deutlicher ab, dass ein Geländestreifen mit Türmen, Sperranlagen und kleineren Kastellen im östlichen Vorfeld des Neckars verlief. VON STEPHAN BENDER

Rom, Markussäule (Szene I). NEUESTER FORSCHUNGSSTAND de und in der Nachbarschaft des bekannten Stein- ­Reliefdarstellung des Limes mit Bis in jüngste Zeit ist die Meinung vertreten wor- turms von 1964 die Spuren eines Holzturms erfasst Türmen und Palisade an der den, dass der Odenwaldlimes am Neckar bei Bad werden. Mit der Palisade, der zweiphasigen Turm- ­Donau. Die Ansicht illustriert Friedrichshall-Jagstfeld gegenüber dem Kastell stelle (WP 11/6) und dem Kastell Kochendorf ist klar Verhältnisse wie am Neckar. Wimpfen endete und der Fluss die Grenzlinie bis geworden, dass vor dem Neckar eine Landgrenze Köngen südlich von Esslingen (Baden-Württem- existiert haben muss. berg) bildete. Diese Auffassung kann aber so nicht Geophysikalische Prospektionen zwischen 2009 mehr bestehen bleiben, wie Fundpunkte im Stadt- und 2014 unter Leitung des Verfassers verdichteten gebiet von Bad Friedrichshall zeigen. Mit der über - das Bild. So wurde neben dem Steinturm von 1962 raschenden Entdeckung von zwei römischen Stein- (WP 11/5) wie im Plattenwald ein Holzturm lokali- turmfundamenten südlich des Kochers durch den siert. Bei Jagstfeld wurde eine noch unbekannte unermüdlichen Heimatforscher Hans Riexinger in Turmstelle, erwartungsgemäß mit Holz- und Stein- den Jahren 1962 am Riedweg (Wachtposten WP 11/5) turm, dokumentiert (WP 11/1). Außerdem konnte und 1964 am Plattenwald (WP 11/6) ist die Erfor- nachgewiesen werden, dass der Limes mit der Pali- schung einer unbekannten Limeslinie im Vorfeld sade an der Jagst bei Duttenberg abknickte und des Neckars in Gang gesetzt worden. Der Luft- schnurgerade über eine Länge von 4,5 km nach bildarchäologe Otto Braasch entdeckte dann 1990 Südosten bis zum Attichsbach führte, wo wieder bei Kochendorf ein Kastell. Aber erst mit den Gra- ein Richtungswechsel erfolgte. Der Limes zog dann bungen des Landesdenkmalamtes Baden-Würt- nach Süden durch den Plattenwald. Damit ist die temberg von 1990 bis 1991 beim Bau der Siedlung Lücke zwischen den bekannten Linien nördlich der „Plattenwald“ ist deutlich geworden, dass man ei- Jagst und im Plattenwald geschlossen worden. Die- nem neuen Limesabschnitt auf der Spur war. Es se Landgrenze verlief in einem Abstand von 1–2 km konnten auf einer Länge von 325 m eine Holzpalisa- etwa parallel zum Neckar. weitere, zwingend zu vermutende Turmstellen Turmstellen vermutende durch. entsprechend wir zu nummerierten zwingend weitere, und Entdeckungen älteren die 11/1, WP zeichnung von Be die uns deshalb der „Hohe erhielt Äcker“ Flur in Jagst der südlich Turmstelle erste 11). Die (Strecke an Neckarlimes der schließt dann Jagst, der an ORL) des 10 (Strecke Odenwaldlimes der also endet nach Dem an. Neckarlimes als Jagst der südlich Fortsetzung Limes des entdeckte neu die wir sprechen zu werden, gerecht unterscheidet, Neckarlimes Odenwald- einem und einem zwischen die Terminologie, ten eingeführ Um der von der Reichs-Limeskommission Limes über eine noch größere Strecke fort. Dafür Anhaltspunkte. Dafür einige es gibt fort. Strecke größere noch eine über Limes sich dieser setzte wahrscheinlich Sehr reicht haben. er wird, durchflossen Sulm der von das Tal, berger Gemar die auf Weins das Sie dürfte führte. von weiter kung Neckarsulm Limeslinie die dass Frage, außer steht Damit Süd. nach Nord von zeigt schnitt, Ab bekannten derzeit uns südlichsten dem wald, Friedrichshall-Platten Bad in Limes des Flucht Die WEITERER VERLAUF Der Limes 12/2018 Heft 1– 1– Heft Der Limes 12/2018 2 Turmstelle vermutet Turmstelle Kleinkastell Kohortenkastell Palisadengraben vermutet Palisadengraben ------haben. Die Siedlung hatte es durch die Lage an den den an Lage die durch es hatte Siedlung Die haben. entwickelt Limeslinie dieser im Kastells sich eines Umfeld könnte gelegen, Neckar den in Mündung der oberhalb etwas Murr und Marbach Orten den zwischen Murr, der an Siedlung römische die Auch das könnte. haben gehört sehen, Kastell zu kleinen einem zu am Heilbronn bei Badegebäude Wartbergs des römisches Nordfuß ein ist auch Zusammenhang vielleicht diesem In befand. Limeslinie die auf sich der neu entdeckten Kastell Höhe ein dass markanten ser auftre nicht wahrscheinlich, es ist Flusses des Deshalb ten. östlich Befunde frühe solch dürften gebildet, Grenze eine Zeit dieser zu im der Neckar Hätte Jahrhunderts. 2. des sigillata Hälfte ersten der in Terra eine Gründung für ebenfalls spricht südgallischer Fundspektrum Anteil ßerer (138–161Pius n. Chr.) und Antoninus n. Chr.). grö Ein (117–138 Hadrian Kaiser der Zeit der aus Daten sen umfas Proben gewonnenen Die dienten. römischen Brunnen von Fertigung zur die können, mitteln er Bäumen von Fälldaten man hat Dort wigsburg). Lud (Lkr. der Mundelsheim auf bei Höhe Befund Ottmarsheimer der ist aussagekräftig Besonders ------

Forschungsstand (2013). und Neckarlimes nachneuestem emberg). Verlauf von Odenwald- Bad Friedrichshall (Baden-Württ-

SEITE 27 FORSCHUNG Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 28 SEITE

Wie weit der Limes nach Süden führte, ist noch nicht geklärt. Er könnte bis zu den Neckarschleifen nordöstlich von Ludwigsburg gereicht haben, eher aber dürfte er noch das Vorgelände des Kastells Cannstatt eingeschlossen haben. Spätestens dann müsste der Fluss wieder den Grenzverlauf markiert haben. Denn südöstlich von Cannstatt ändert sich das Terrain. Im Vorfeld des Neckars beginnen die Höhen des Schurwaldes.

WARUM DIESER AUFWAND? Den Neckar auf dem Abschnitt zwischen Bad Wimpfen und Ludwigsburg zu kontrollieren, den Fluss also als Kontrolllinie zu nutzen, war aufgrund der ausgeprägten Mäandrierung des Flusses und seiner zahlreichen Steilufer kaum möglich. Daher könnte es nahe gelegen haben, eine Überwachungs- linie nicht allzu weit östlich des Flusstales weiter nach Süden zu führen. Hierzu scheute man keine Mühen. Es zeigt sich, dass es auf die Barrierewir- kung des Flusses nicht ankam, die Kontrolle musste funktionieren. Die Positionen der großen Kastelle am Neckar lassen sich dagegen mit dessen Funkti- on als Transportweg erklären. Diese Konzeption ist wegen der Topografie des Flusstales durchaus nachvollziehbar. Aber warum der Aufwand? Westlich des Flusses öffneten sich der Kraichgau und das westliche Neckarbecken mit dem Zabergäu, das im Schatten von Strom- und Heuchelberg eine eigene, reiche Siedlungskammer bildete. In diesen Gebieten entwickelte sich auf- grund fruchtbarer Böden und günstiger klimati- scher Bedingungen bereits in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts eine intensive Siedlungstätigkeit. Limes gesichert Um diesen Raum gut schützen zu können, erschien es der römischen Verwaltung offenbar ratsam, den Limes vermutet Limes weiter nach Süden fortzusetzen. Kohortenkastell In der Folge könnten sich in dem schmalen Streifen zwischen Neckar und Limes durchaus zivile Sied- Kleinkastell gesichert/vermutet lungen entwickelt haben, beispielsweise der Guts- hof von Gemmrigheim, der signifikanterweise frü- Bad he Terra sigillata erbracht hat, oder der erst kürz- lich identifizierte vicus von Talheim.

Neues Bild vom Neckarlimes. beiden Flüssen zu einer gewissen Größe und Be- ALTERNATIVES BILD EINER Projektion mit dem Limesende deutung gebracht. Sogar ein Hafen befand sich hier FLUSSGRENZE an der Neckarschleife nordöst- an der Murr, der antiken Murra. Datierende Funde, Wie am Neckar bei Bad Friedrichshall bewiesen lich von Ludwigsburg (Baden- auch dendrochronologische Daten von Hölzern aus und für den Abschnitt weiter südlich mit guten Württemberg). dem Bereich des Hafens, weisen auf eine Besiedlung Gründen zu postulieren, liegt im Osten des Flusses ab dem frühen 2. Jahrhundert hin. Wahrscheinlich in einem Abstand von 1–2 km zum Ufer eine über- ist dieser Platz als Rekrutierungsort für den Nume- wachte Linie mit Sperranlagen, Türmen und Kas- rus Brittonum Murrensium in Betracht zu ziehen, tellen. Die Trassierung von Türmen und Sperranla- nicht das Lagerdorf des Kastells Benningen auf der gen im Vorfeld eines Flusses mag zumindest im ar- anderen Neckarseite. Die Einheit begegnet in einer chäologischen Befund neu sein, zwei berühmte Inschrift aus Heilbronn-Böckingen (Corpus Inscrip- Reliefdarstellungen in Rom sind aber seit jeher be- tionum Latinarum CIL XIII 6471) und sehr wahr- kannt und überliefern eine solche Szenerie. Sie ent- scheinlich in dem Stempelformular NVM·B·M (CIL sprechen dem Befund am Neckar und scheinen XIII 12501), von dem ein Exemplar aus Öhringen jetzt erst richtig verständlich zu sein: die Szene I vorliegt. der Trajans- und Markussäule. Am Anfang der Relief bänder beider Säulen ist im Vordergrund die Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 29

Typische Landschaft am Neckar: Steilufer des Neckars bei Hessigheim (Lkr. Ludwigs- burg, Baden-Württemberg).

­Donau zu sehen, dann erscheint das nördliche Ufer mit den Wachttürmen und im Falle der mehr als ein halbes Jahrhundert jüngeren Markussäule folgt zu- sätzlich noch die Palisade. Der geringe Abstand zwischen dem Fluss und der Linie mit den Türmen sowie der Palisade ist sicherlich den üblichen Ver- kürzungen dieser Bilder geschuldet und muss kei- nesfalls die realen Verhältnisse spiegeln. Als Be- Typische Landschaft am trachter beider Reliefs schauen wir vom Südufer Neckar: Neckarschleife zwi- der Donau zu einem römisch kontrollierten Gelän- schen Mundelsheim und Hes- destreifen im Vorfeld nördlich des Flusses – zwei- sigheim (Lkr­ . Ludwigsburg, felsfrei die Darstellung einer Landgrenze, erst ohne, Baden-Württemberg). dann mit Palisade. An der Donau sind solche Ver- hältnisse, die vielleicht nur einzelne Flussabschnit- te oder lediglich eine Teilstrecke betrafen, archäo- Menschen, die im 1. und 2. Jahrhundert gelebt ha- logisch noch nicht dokumentiert worden. ben, nicht richtig. Denn der Terminus steht generell Die gerade besprochenen Darstellungen der Tra- für einen Geländestreifen. Meinte man eine Flussli- jans- und Markussäule wurden in den letzten Jah- nie, sprach man damals von ripa (Tacitus, Agricola ren von einigen Autoren mit dem Obergermanisch- 41,1) oder flumen (Scriptores Historiae Augustae, Raetischen Limes in Verbindung gebracht, als Ost- Vita Hadriani 12,6). Dank der neuen Forschungser- ende des Raetischen Limes oder als Chiffre für den gebnisse können wir aber nun richtigerweise vom LITERATUR gesamten Obergermanisch-Raetischen Limes zwi- Neckarlimes sprechen, einem Geländestreifen, der schen Rhein und Donau. Für eine solche Einschät- dann mit Türmen und Palisaden bebaut worden St. Bender, Unser Bild vom zung sehe ich allerdings keinen Grund. Vielmehr war. Neckarlimes: bald nur noch scheint eine besondere Art von „Flussgrenze“ wie- Es bleibt eine spannende Aufgabe, den Spuren die- Geschichte? Archäologie in dergegeben worden zu sein, so wie am Neckar. Es ser Überwachungslinie im Vorfeld des Neckars wei- Deutschland 2011,3, 38–39. muss damit gerechnet werden, dass auch an ande- ter zu folgen. Allein schon die räumlichen Dimensi- ren Flüssen solche Verhältnisse geherrscht haben onen bestätigen wieder einmal Ernst Fabricius St. Bender, Bad Friedrichshall, könnten. (1902–1939 Leiter der Reichs-Limeskommission), der Landkreis Heilbronn. Einem die Limesforschung als „eine unendliche Aufgabe“ neuen Limes auf der Spur – TERMINOLOGISCHES charakterisierte. Forschungen an der Nahtstelle Jahrzehntelang sprach man vom Neckarlimes und von Odenwald- und Neckarli- brachte damit einen Fluss mit dem Begriff Limes in Dr. Stephan Bender mes in Bad Friedrichshall. Ar- Verbindung. Das aber stimmt nicht mit der antiken Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege chäologische Ausgrabungen Terminologie überein. Die Verwendung des Wortes [email protected] in Baden-Württemberg 2011, limes für den Neckar ist aus der Sicht der antiken 44–49. EXPERIMENTELLE ARCHÄOLOGIE Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 30 SEITE

EXPERIMENTELLE ARCHÄOLOGIE UND WISSENSCHAFT DIE FRIDERICIANA ALEXANDRINA NAVIS (F. A . N .) — DER NACHBAU EINES RÖMISCHEN SCHIFFES

Das in Oberstimm bei Manching an einem Nebenlauf der Donau gefundene frühkaiserzeitliche Patrouillenboot wurde nachgebaut. Ein mit modernen Hilfsmitteln im Maßstab 1:1 nachgebautes antikes Objekt hilft uns, die antiken Lebens- umstände genauer zu erfassen, als dies theoretische Imaginationskraft am Schreibtisch vermag. VON BORIS DREYER bildlichen Darstellungen. gebung derF.A.N. anantiken konnten, sich orientiert die Farb- wracks nachgewiesen werden keine Farbreste aufSchiffs- antiken Vorbildern. Dabislang lung des Schiffes erfolgte nach Blick indieWerkstatt: DieBema-  Der Limes 12/2018 Heft 1– 1– Heft Der Limes 12/2018 2 ‚ Schiff pumpen. Wasser pro Minute ausdem Dramont (F),kann biszu 16Liter desort Schiffswracks in mont, benanntnachdemFund- bau einerPumpevom Typ Dra- Blick indieWerkstatt: DerNach- herausfordernd der römische Bootsbau war und ist. ist. und war und Bootsbau römische der herausfordernd fortschrittlich wie merkten, Fachrichtungen aller Studenten die auch wie alle Sie Handwerker. Pfl und eger Ingenieure, Ärzte, ehemalige darunter – Aktion der Rückgrat das Freiwillige bildeten Region der aus voranzutreiben. Bootsbau den bereit, dazu Erlangen Stadt der Unterstützung der mit be Forstbetrie- und Handwerks- auch aber Universität, der Institute viele sich fanden Daher ihr Jubiläum: 2018 275. feiert Erlangen-Nürnberg Universität Die Althistoriker der unterstützt. tatkräftig Projekt T. –das a. Weski und Bockius v. R. Archäologen die – sowie Schäfer Ch. München und Trier, Mainz aus Schiffsbau antiken und Geschichte Alte Archäologie, für Fachleute haben Auch besaß. bau der ria dass Ausgangssituation, seit der bereits Bootsbaumeister norddeutsche günstige die hatte (F.A.N.) Navis Alexandrina Fridericiana der Bau Der zimmert. die ge- Hochseesegler, derzeit römische erste der wird II“, „Laurons Trier In Germersheim. bei 2015 die folgte Es (2007). pest Bei der auf bis Buda- Donau man Segel. gelangte unter Langzeittests und Ruder unter getestet, ligkeit Schnel- auf wurden Sie eröffnet. Bootsnachbauten der Reigen den hatten erfolgte, 2008/9 Jahre im lauf Stapel- deren Oberstimm, I aus von Wrack Nachbau ein „Victoria“, die und ist, worden gelassen Wasser Die wurde. abverlangt Fähigkeiten chen handwerkli- der an Vielfalt große eine zudem nen de- und waren gefordert Bootsbauweise ditionelle tra- die über Kenntnissen spezialisierten ihren mit Schiffe der Bau beim die Bootsbauer, kompetente erforderte Sie Bautechnik. der Nachvollziehen im zunächst besteht Schiffsnachbauten von Wert Der UNTERSTÜTZER BOOTSBAUER, VORGÄNGER UND von Regensburg Erfahrung im römischen Boots- römischen im Erfahrung Regensburg von lusoria „Regina“ aus Regensburg, die 2006 zu lusoria „Rhenana“ im Jahre luso-

SEITE 31 EXPERIMENTELLE ARCHÄOLOGIE Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 32 SEITE

Darstellung von Ruderern auf der Trajanssäule. „

Blick in die Werkstatt: Kinder helfen beim Bau der F.A.N. ƒ

Die F.A.N. unter Segel während der großen Fahrt zur Donaumündung. „

Aber auch Schulen waren beteiligt: P-Seminare von Wuchsbedingungen allerdings erheblich. Zudem Gymnasien sowie Praxisseminare von Mittelschu- ist es uns (F. Herzig, BLfD) gelungen, die Datierung len. Jüngere Jahrgänge, Latein- und Geschichtsklas- der verbauten Duchten an Wrack I mit modernsten, sen leisteten wertvolle Beiträge für den Bootsbau: non-invasiven Methoden auf ein Fälldatum von 89 Es wurden Hanfseile zur Abdichtung gedreht, Holz- n. Chr. zu präzisieren – bislang war ein Datum kurz dübel auf die richtige Größe zugeschlagen, Eisennä- nach der Jahrhundertwende angenommen worden. gel auf der Esse geschmiedet. Die Bäume wurden in Längsrichtung mit einem mo- So wurde der Bootsbau – stets begleitet durch die bilen Spezialsägewerk (Th. Lühring) zugeschnitten. Medien – bald zu einem regionalen Ereignis, zum Die Kiefern, aus denen später Planken wurden, hat- „dauerhaften Botschafter in die Region und darüber ten bereits eine Krümmung, welche die Planken in hinaus“. Breite Kreise der Bevölkerung lernten die der Längsachse benötigen. Diese wird vom Mallen- Aktivitäten und die Zielsetzung wissenschaftlicher riss, von der Schablone, vorgegeben. Das Kennzei- Arbeit von Althistorikern, Archäologen und Strö- chen dieser aus dem mediterranen Bereich stam- mungsmechanikern kennen – wissenschaftliche menden Bauweise, welche die römischen Baumeis- Tätigkeit zum (Be-)Greifen, und zwar von Anbe- ter wohl aus dem Adriabereich mitgebracht haben, ginn. ist die kraweele Bauart auf Stoß, also mit einer glat- ten Außenhaut. Alle 30 cm sind Nuten in die 4 cm BAUPHASEN dicken Planken eingestemmt, in die dann 10 cm lan- Mit der F.A.N. wurde das Wrack II von Oberstimm ge Federn aus Eiche eingelassen wurden. Waren die zum ersten Mal nachgebaut. Möglichst originalge- Plankenseiten in optimalem Winkel zueinander po- treu haben wir Kiefer als Material für die Planken* sitioniert, nachdem sie unter Dampf gebogen wor- gewählt sowie Eiche für die robusten Teile des den und getrocknet waren, wurden Eichenholzdü- Schiffes (Kiel, das den Kiel verstärkende Kiel- bel durch die Federn seitlich eingetrieben, sodass  * Erklärung der farbig schwein, Spanten, Holznägel), wie es das Original die Planken nicht mehr auseinandergezogen wer- markierten Worte auf vorgibt. Das Holz aus Antike und Neuzeit unter- den konnten. Mit den Totgängen (nicht bis zum Bug Seite 36. scheidet sich aufgrund der unterschiedlichen oder Heck reichende Planken), dem Barkholz (das wie bei den den bei wie ähnlich – aber Ober der von Laufboden, einen hinaus Befund stimm den über wir rekonstruierten im Innenbereich und Lackauftrag Nach Abdichtung begünstigt. erheblich ligkeitsvortrieb Schnel den was leichter, und filigraner Kaiserzeit hohen und der frühen Patrouillenboote die sind mit So wurde. zusammengehalten Eisennägeln zu 4000 Eiche aus Provenienz gallo-rö mischer „Nachfolgemodell“ spätantiken zum - Gegen satz im – waren eingetrieben Eisennägel 80 ca. die bei der Bauweise, nur an Bug und Heck bestätigt mediterrane Das 700). (etwa fixiert Eiche aus geln Planken den An ersetzt. Eiche, aus Schiffsgerippe stabile das die wurden Sukzessive wärts Die nötig. erbordseite Steu und Back- der auf Planken sieben waren sind) eingelassen Bordrand am Riemen der Befestigung Eichendollen die dem (auf Schergang dem und dient) Seitenschutz dem und Längsversteifung der Der Limes 12/2018 Heft 1– Heft Der Limes 12/2018 „tragenden Teile“ des Schiffes – eingelassenen Pum – eingelassenen Schiffes des Teile“ der „tragenden zuungunsten noch dazu und – II Wrack das in nachträglich einer zu Erwägungen die auch Wenn erhielt. Rudern beim Abstützung die für ter schließen die Außenhaut nach oben ab. ab. oben nach Außenhaut die schließen wurden sie mit ca. 25 cm langen Holznä lusoriae

2 in Mainz belegt – Stemmbret – belegt Mainz in Schanzkleider bug Schanzkleider Mallen Mallen (lusoria), durch die die durch das mit bis - und - und Spanten heck zur zur ------, Trajanssäule dargestellt. Dort ist an den den an ist Dort dargestellt. Trajanssäule der Reliefs den auf B. z. ist Handhabung Deren ten. Auch die die Auch cm) produziert. 50 (max. Tiefgang geringerem mit Steuer wir haben ebenfalls Wasserstand niedrigen Für mittschiffs. Wasserlinie die unter cm des 50 Rest höchstens der mit Bootes als tiefer damit reichen und serlinie Was die unter 118 cm max. ragen Sie bestehen. che Ei aus Hölzern verbundenen Federn und Nuten mit mehreren, aus bzw. Stück einem aus die gefertigt, Formen zwei haben Wir herleiten. zeitgleich) etwa (Trajanssäule, Reliefs und Gemälden aus Form einschließlich der sich lassen Letztere erhalten. nicht Die SCHIFFSTEILE REKONSTRUKTION NICHTERHALTENER 16 Liter aus dem Schiff herauszupumpen. Schiff dem aus 16 Liter Minute pro Leistungsvermögen % 90 fast bei der Lage, in sind Lenzpumpen Diese Lehne). (D. stellten her des Versionen zwei in Pumpe wir die einer raten, Dramont zu Typ ) Mainz in Schiffahrt Antike für (Museum Bockius R. von uns ließen Wir belegt. anderweitig auch als plausibel sowohl einem Plankenboot in Pumpe eine ist so bleiben, vage recht pe Riemen für dieF.A.N. hergestellt. dener Länge(410, 440, 470 cm) wurden Blick indieWerkstatt: Riemenverschie-  ƒ Die Patrouillenboote ausdemKastell Oberstimm im„kelten römermuseum Manching“. Riemen und Steuerruder waren in Oberstimm waren in Oberstimm nicht erhal Biremen ist. ren Teilen mittels NutundFeder verbunden gut zu erkennen, dass dasRuder ausmehre- ständen eingesetzt werden. ImDetailbild ist Steuerruder kann auchbeiniedrigenWasser Steuerruder wurden angefertigt. Daskurze Blick indieWerkstatt: verschieden lange  - - - -

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der Rojer mit einem Umgriff gezeigt. Das bedingt kg aufzubringen hatte, liegen die attische Triere einen höheren Winkel der Riemen, die damit kür- (235 kg pro Rojer) und die F.A.N. bzw. die Victoria zer sind. Der dafür vorauszusetzende Winkel führ- mit etwa 240 kg pro Rojer fast gleich auf; aber auch te in unserem Fall zu einer Rekonstruktion eines die lusoria gehört mit 260–280 kg pro Rojer immer Riemens mit einer Länge von 410 cm. So wären die noch zur Kategorie der Schnelligkeitsboote. Schiffe auch ideal für engere Flusssysteme, wie Die Tests im FAU-Kanal haben erwiesen, dass die etwa in Germanien (Altmühl), denn das Boot ist da- Seitendrift bei Besegelung durch die verhältnismä- durch wesentlich schmaler. Die Ruderbewegungen ßig tiefen Steuerruder (sowohl mit Sprietbesege- sind ohnehin anders als beim modernen Rudern lung als auch mit Rahbesegelung) kontrollierbar (Skullen). Die schmalen Blätter sind kürzer im Was- war. Dieser Vorteil geht verloren, wenn die kürze- ser, der Oberkörper arbeitet mehr, die Beine trotz ren Steuerruder im Niedriggewässer eingesetzt der Stemmbretter weniger. Auszuschließen sind werden. Dafür ist der Vortrieb beim Sprietsegel bei die Rudergriffe im „modernen“ Sinne aber deshalb Wind achtern nie so ruhig wie beim (gleich großen) nicht. Darum sind auch Riemen von 470 cm bzw. 440 Rahsegel. Hier ist der Unterdruck vor dem Segel cm konstruiert worden. Vorbild für die Formge- günstiger. bung waren neben den Reliefs auch Riemenfunde Des Weiteren werden künftig erstmals Windsimu- in Nydam (DK, nicht römisch) und Valkenburg (NL, lationen und Tests im Windkanal des Instituts für römisch). Strömungsmechanik der FAU durchgeführt. Wenn auch die Riemen die Hauptantriebsquelle wa- ren, so ist doch sicher, dass – in Wrack II durch einen BEMALUNG Mastschuh im Kielschwein belegt – ein Mast vor- Noch bevor das Boot gewassert wurde, um die Plan- handen war. Neben einem Treidelmast dürfen wir ken Wasser ziehen zu lassen und damit die Zwi- ein Segel annehmen. Bisherige Rekonstruktions- schenräume dicht zu bekommen (die bereits mit bauten gingen von einem Rahsegel quer zum Kiel Schiffswerg aus Hanf kalfatert worden sind), und die aus. Wir erproben erstmalig auch ein Sprietsegel Takelage fertiggestellt war, erfolgte erstmalig auch parallel zum Kiel, wie es bereits zur Zeit der Ober- eine Bemalung. Dass die Antike bunt, geradezu­ stimmer Boote bekannt war. – nach unserem heutigen Empfinden – kitschig bunt Auch bei den Ankern wurden Vergleichsfunde für war, ist inzwischen gut bekannt, insbesondere im die modernen Rekonstruktionen hinzugezogen. Hinblick auf die Gestaltung von Steinen. Die farbli- Wir haben einen Holzanker und einen Eisenanker che Darstellung auf vergänglichem Material ist da- der mittleren römischen Kaiserzeit gewählt, die gegen erhaltungsbedingt schwierig nachzuweisen. auch im Schifffahrtsmuseum von Mainz ausgestellt Dabei ist sowohl literarisch als auch archäologisch sind. die Bemalung attestiert. Die Annahme O. Höck- manns, dass es Spuren von Bemalung bei den Ober- TESTS AN MODELLEN stimmer Wracks gegeben habe, hat sich aber nicht Das Problem der Seitendrift bei einem Schiff ohne bestätigt. Die antike Bemalung kann sich allerdings Kiel, mit geringem Lateralplan (Schiffsfläche unter auch längst im Boden zersetzt haben; weiter kön- der Wasseroberfläche) und mit einem hohen nen Spuren von Farbstoffen einfach nicht als Bema- Schwerpunkt ist bei Nutzung des Rahsegels, das lung erkannt worden sein. sich noch dazu im vorderen Drittel des Schiffes be- J. Hochbruck aus Köln, ein Spezialist für antike findet, nicht zu vernachlässigen. Wir haben daher ­Bemalung, hat die enkaustischen Bemalungsver- an einem 1:10-Modell im Strömungskanal der Fried- fahren erforscht, die laut Plinius d. Ä. bei der Bema- rich-Alexander-Universität (FAU) das Strömungs- lung der Schiffe zum Einsatz gekommen sind. Bunte verhalten getestet, indem wir die Versionen mit Bemalung kommt laut Plinius d. Ä., der etwa zur rundem und konkavem Bug einander gegenüber- Entstehungszeit unseres Bootes lebte, für die gro- stellten. Während sich im Binnenbereich die konka- ßen Kriegsschiffe infrage. Doch auch die scafae, ve Version als eindeutig überlegen zeigte, wird der Kundschafterboote, hatten nach dem spätantiken, runde Bug im Hochseebereich überlegen sein. Das nicht immer zuverlässigen Autor des 4. Jahrhun- stimmt mit den Paralleltests der Vorgänger überein, derts n. Chr., Vegetius, der für seinen Kaiser die Zu- ebenso wie die Durchschnittsgeschwindigkeit, die stände des augusteischen Militärwesens pries, die wahrscheinlich bei 4–5 Knoten lag. Die Tests am Ny- Bezeichnung picti (oder auch pictae (naves/scafae)) dam B-Modell demonstrierten, dass das Leistungs- erhalten – zumindest in einigen Regionen. potenzial des verklinkerten Bootes den Oberstim- Vegetius schildert für die scafae Tarnfarben. Dabei mer Booten überlegen ist. Dasjenige der F.A.N. (mit sei die Venetische Farbe zur Anwendung gekom- INFO 2,2 t gewogen) wird aber direkt danach bei gleicher men, welche die Boote vor den Meereswogen un- Leistung und vielleicht vor demjenigen der Victoria sichtbar gemacht habe. Es ist nicht sicher, an welchen Erforschung von Kunst und (ggf. wegen der längeren Wasserlinie) liegen. Dafür Stellen des Bootes die Blaufärbung (so wird der Be- ­Farben der Römer durch experi- dürfte die Victoria wendiger sein. Dagegen fallen griff „Venetische Farbe“ der Quelle meist ausgedeu- mentelle Archäologie: die lusoriae (mit etwa 6,8 t) in der Leistung zurück. tet) erfolgte, wohl auf Segel und Tauen – aber auch www.tertiuspictor.de Während der einzelne Rojer beim Nydam-Boot 300 auf dem Rumpf, oder tarnte hier eine andere Farbe? ihre Auswirkung auf den Schutz des Materials. Materials. des Schutz den auf Auswirkung ihre wie spannend ebenso Polierung) Strömungsverhalten einer das auf nach und (vor Bemalung der flusses Ein- des Untersuchung die ist Zudem prüfen. nisse be- Mischungsverhält- zerlaufen andere daher müssen Wir zu ginnt. Wachs das Sonneneinstrahlung direkter bei 21 und °C etwa von Umge- bungstemperatur einer bei dass erwiesen, allerdings sich hat Es sei. hitzebeständig auch als wasser- sowohl lung Bema- Boots- die dass meinte, Plinius schadstofffreien gewählt. schutzlack völlig teerfarbenen, ei- wir nen nicht haben Wasserlinie war der Unterhalb Bleiweiß möglich. toxischen/giftigen aber genutz- ten, antik des Farbe Einsatz der der denn machen, Weiß hinsichtlich wir mussten Kompromiss Einen worden. aufgetragen warm und gemischt ze 1:1 und den entsprechendenetwa unter Naturfarben von Hit- Verhältnis einem in ersten Harz den mit Versuchen ist bei ist Verfahren Bienenwachs Das einfach: denkbar entschieden. Bardo von saiks Odysseus-Mo- des und Pompeji von Isistempels des Vorbild dem bzw. des Schiffshallen-Freskos dernach Portikus Lösung dezente eine für uns haben Wir genügen. der Bedarf (wenn dem auch nicht Tarnung nach Kriterien) modernen die Farben, Azurit). andere auch ehesten es (am gibt Doch gewinnen zu schwer nur en Germani- in und Farben teuersten der eine war Blau e goe Fslckie ud alece Beteili- zahlreicher und Festlichkeiten großen un- ter Nürnberg und Fürth Erlangen, sitätsstandorte bei der Univer- drei die Dreistädtetour, eine erfolgte 2018 Mai 12. am Taufe der und Stapellauf dem Nach WASSERUNG UNDTESTS DERF.A.N. Der Limes 12/2018 Heft 1– 1– Heft Der Limes 12/2018 2 ordnung vorgenommen. ordnung Ein- wissenschaftliche die Veröffentlichung einer in wird Schließlich ist. Ende worden bis getestet 2018 Limes Oktober des Nähe der in Altmühlsee dem Ruder unter und Segel auf ge- Schiff nachdem das plant, Ausstellung eine ist hinaus Darüber ein. luden Donau der Mündung der an Tulcea und Rumänien auch die zur Donaumündung: Donaumündung: zur die auch Linz nach Fahrt der neben F.A.N. die wagte Weiter durchgeführt. tests Langzeit- laufend wurden Dabei Heitec). Fa. der (mit von cum 2000-Jahr-Feiern dortigen den zu lich (pünkt- Enns und Ottensheim Oberöster- in Engelhartszell, reich sowie Eining Manching, Ingolstadt, Orte die Bayern in der wurden auf Dabei Fahrt antreten. Donau die alleine waren) beteiligt nungen Pla- den an Enns bis Fahrt die für auch Victoria der leider (obwohl So wir mussten die Verantwortlichen nicht konnte werden. durchgeführt – geplant Victoria ursprünglich wie bis – Fahrt Schwesterschiff dem gegen gemeinsame mit Enns „Rudern Eine Aktion Erlangen. der in mit Krebs“ Juli 15. star- ab teten Langzeittests Die wurden. durchgeführt hatte, bewährt Victoria der Tests den Trier), bei schon sich Universität das Geschichte, (Alte um Schäfer Team dem Prof. mit die Anfang an, sodann Schnelligkeitstests standen Juli Aktivitäten anderen Neben wurden. angesteuert Bevölkerung der gung [email protected] der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Geschichte Department Dreyer Dr.Prof. Boris ) angesteuert, sowie andere Orte bis Oberloiben Oberloiben bis Orte andere sowie angesteuert, ) Noviodonum Noviodonum Lauria- in in Sonnenaufgang über der F.A.N. Skyllis 17, 2017, 1,87–96. Baus Anfang Februar 2018. Oberstimm II–Stand des Einordnung derReplik von Erprobungschaftliche und Nachbau sowie wissen- Alexandrina Navis (F.A.N.), B. Dreyer, DieFridericiana museums 50(Mainz2002). Germanischen Zentral- nographien des Römisch- Oberstimm in Bayern. Mo- lichen Schiffsfunde von R. Bockius, Dierömerzeit- LITERATUR

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FACHBEGRIFFE ZUM THEMA „SCHIFF“

achtern Kielschwein Planke Spanten im hinteren Schiffsteil über dem Kiel angebrachte Längs- ein Stück der Außenhaut eines „Rippen“ des Schiffes, die vom Kiel versteifung. Der Mast wurde mit Schiffes, im Wesentlichen ein aus nach oben verlaufen. Sie sind Bireme seinem Mastfuß entweder in einen angepasstes, relativ schmales entlang der Innenseite der Schiffs- antikes Ruderkriegsschiff mit zwei separaten Mastschuh auf das Brett. Sie wird auf die aufgestell- wand angebracht. Reihen von Riemen/Ruderern an Kielbrett gestellt oder — wie in ten Spanten oder Mallen aufge- Steuer- und Backbord Oberstimm — in eine verbreiterte bracht. Stemmbrett Mastspur als Bestandteil des Brett, an dem sich die Ruderer mit Bug Kielschweins. Aufgrund des Quiet- Riemen den Füßen abstoßen oder abstüt- vorderer Teil des Schiffsrumpfes schens und Grunzens dieser Holz- Vortriebsmittel für Ruderboote zen verbindung wurde dieser Bauteil und Ruderschiffe Dollen Kielschwein genannt. Takelage Die Dolle (Ruderlager) dient zur Rojer gesamte Segeleinrichtung inklusi- Befestigung des Ruders auf der Kraweel-/Klinkerbauweise Ruderer auf Ruderschiffen ve der Masten, Segel und Taue Bordkante. Bei der Kraweelbauweise werden die Planken Kante an Kante befes- rudern/skullen Treidelmast Ducht tigt, sodass der Rumpf eine glatte Beim Skullen hält der Ruderer in Mast eines Schiffes, an dem Zug- Bank oder Sitzbrett auf einem Oberfläche erhält, während bei der jeder Hand einen Skull, während seile befestigt wurden, die vom offenen Ruder- oder Segelboot Klinkerbauweise die Planken beim Riemenrudern ein Ruderer Ufer aus durch Menschen oder einander überlappen. mit beiden Händen einen Riemen Zugtiere gezogen wurden (Trei- Heck hält. deln). hinterer Teil des Schiffsrumpfes Lateralplan Schiffsfläche unter der Wasser- Schanzkleid (auch Schanzklei- kalfatern oberfläche dung oder Verschanzung) DR. SUZANA MATEŠIC´ die Nähte zwischen den hölzernen Fortsetzung der Bordwand ober- Deutsche Limeskommission Schiffsplanken mit Werg (Fasern, Mallen oder Mallspanten halb des Oberdecks eines Schiffes suzana.matesic@deutsche-limes- die beim Reinigen von Leinen, Hanf Schablonen, die zum Bau eines mit taktischer Schutzfunktion im kommission.de oder Jute als Abfall anfallen) oder Schiffsrumpfes verwendet werden. Gefecht sowie Schutzfunktion vor Baumwolle (aber auch Moos) und Sie dienen als Modell des Schiffs- Wellengang und Wind PROF. DR. BORIS DREYER Holzteer oder Pech (oder modern rumpfes, auf dem die Planken des Department Geschichte Gummi) abdichten Rumpfes befestigt werden. Im Segel der Friedrich-Alexander-Universität Gegensatz zu Spanten werden Das Rahsegel ist ein zumeist recht- Erlangen-Nürnberg Kiel Mallen nach Fertigstellung des eckiges oder trapezförmiges [email protected] wichtigster Längsverband am Rumpfes wieder entfernt und Segel, das an einem Rundholz Boden eines Schiffes, quasi das können für einen weiteren Rumpf („Rah“) geführt wird und an bei- „Rückgrat“, an dem die Spanten der gleichen Bauart wiederver- den Seiten frei und daher einstell- angebracht sind, die das Boot in wendet werden. bar ist. Als Sprietsegel werden Querrichtung stabilisieren viereckige Segel eines Schiffes navis lusoria oder Bootes bezeichnet, die durch (Plural naves lusoriae) Kriegs- eine Spiere (Rundholz) in Längs- schifftyp der Spätantike, der richtung diagonal vom Schiffsmast zumeist für Patrouillenfahrten auf abgespreizt werden. Flüssen eingesetzt wurde. Luso- riae waren recht flache und Seitendrift/Abdrift schlanke Boote, die von etwa 20 durch Wind verursachte seitliche Ruderern angetrieben wurden. Ein Bewegung des Schiffes Mast konnte zusätzlich gesetzt werden. Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 37

ƒ Die beiden Patrouillenboote auf dem heutigen Barthel- marktgelände während der Ausgrabung 1994 mit Kenn- zeichnung der wichtigsten Schiffsteile. Heck

Kielschwein

Mastspur mit Öffnung für den Mastfuß

Spanten

Kiel

Planken

Bug Darstellung von Ruderern auf der Trajanssäule. ‚

 Römisches Schiff mit Spriet segel bei der Einfahrt in den Hafen von Rom. Die Spiere ist großteils vom Segel verdeckt. Kopie eines Sarko- phags aus dem späten 3. Jh. im Museum für Antike Schifffahrt, Mainz. Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 38 SEITE

NACHRUF

Im April dieses Jahres verstarb im Alter von 65 Jah- Die Vermittlung des Welterbes Limes in Mittelfran- ren der langjährige Limesfachberater des Bezirks ken an die breite Öffentlichkeit war ihm ein wichti- Mittelfranken, Edgar Weinlich. Nach seinem Ar- ges Anliegen. So koordinierte er die Aufstellung chäologiestudium in Erlangen nahm er unter ande- sämtlicher Limesinformationstafeln in Mittelfran- rem eine führende Rolle bei den großflächigen Aus- ken und initiierte eine Reihe von überregional be- grabungen auf der ICE-Trasse München-Nürnberg achteten jährlichen Tagungen zum Limes, bei de- ein. Die Aufgabe, ein bis zu 40-köpfiges Team unter- ren thematischer Ausrichtung er auch komplexe schiedlicher Provenienz und Motivation zu bändi- und kontroverse Themen („Das Unsichtbare sicht- gen und zu managen, hat ihm alles abverlangt – er bar machen. Limes und Tourismus“) zur Diskussion hat es mit Bravour gemeistert, mit hohem fachli- stellte. Obwohl regional eng mit seiner mittelfrän- chem Anspruch. Es war eine der allerersten Groß- kischen Heimat Hilpoltstein verwurzelt, war es grabungen, die mit neuen digitalen Methoden doku- ihm immer wichtig, den Blick der Öffentlichkeit auf mentiert wurde; hier gehörte er zu den Pionieren. den Limes über den lokalen Kontext hinaus auch Die Entdeckung und Freilegung der um 700 n. Chr. auf die internationale Dimension des Welterbes datierten spätmerowingischen Fünffachbestattung „Grenzen des Römischen Reiches“ zu lenken. Daher von Greding-Großhöbing wird immer mit seinem wurden zunehmend auch englische Kollegen zu Namen verbunden bleiben. Seine große Liebe galt Vorträgen in Mittelfranken eingeladen. aber seit der Ausgrabung und seiner Beschäftigung Sein Charakter war geprägt von Geradlinigkeit mit dem völkerwanderungszeitlichen Brandgräber- und Ehrlichkeit, in Kombination mit Spontaneität feld von Forchheim in der Oberpfalz eigentlich den und Herzlichkeit. Berufliche Inkompetenz und pri- Germanen. Quasi nebenher entstand, in gemeinsa- vate oder öffentliche Intrigen waren ihm ein Gräu- mer Arbeit mit Evelyn Grönke, eine heute noch el. Unter dem vermeintlich rauen Kern verbarg sich grundlegende Monografie über mittelalterliche eine sensible Persönlichkeit. Seine Gefühle ver- Kruselerfiguren. Sein Berufsalltag war aber seit sei- traute er nur wenigen Freunden an und die ge- nen Grabungen am Nordtor des römischen Kastells meinsamen Exkursionen in die Provinz Britannien Weißenburg geprägt von seinem unermüdlichen gehören zu den schönsten Erinnerungen an diesen Einsatz für die römischen Hinterlassenschaften im großartigen Menschen. norddanubischen Limesgebiet Raetiens. Sein Leben im „Dienste Roms“ lässt sich am besten Edgar Weinlich war eng eingebunden in die Pla- als das eines „germanischen Hilfstruppensoldaten“ nungen des Römerparks Ruffenhofen, insbesonde- am Raetischen Limes zusammenfassen. In Anleh- re in die Landschaftsgestaltung, die Vermessung nung an die bereits limeszeitlich nachgewiesene der heute bepflanzten Bereiche und die archäologi- Formel auf römischen Grabsteinen möchten wir schen Grabungen an der Kastellmauer, die von ihm diesen Nachruf mit der Formel „S(it) T(ibi) T(erra) 2015 als erste moderne Grabungen in Ruffenhofen L(evis)“ („Möge die Erde Dir leicht sein!“) schließen. seit den Untersuchungen der Reichs-Limeskom- Edgar, Du fehlst uns! mission publiziert wurden. Von Ruffenhofen wechselte er als erster regionaler Dr. Christof Flügel Limesfachberater eines Bezirks überhaupt nach Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern Ansbach/Mittelfranken, wo er ein wichtiges Binde- christof.fl[email protected] glied zwischen der „Amtsarchäologie“ und den meist ehrenamtlich tätigen „Limesbegeisterten“ Dr. Jürgen Obmann vor Ort wurde und die einzelnen Initiativen zur Li- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege mesvermittlung vorsortierte und eng begleitete. [email protected] Ohne seinen unermüdlichen Einsatz wäre die Rea- lisierung komplexer Vernetzungsprojekte wie der App „Limes Mittelfranken Mobil“, bei der er die fi- nanzielle und inhaltliche Koordination für die ein- zelnen mittelfränkischen Gemeinden übernahm, nicht möglich gewesen. Diese App wurde Vorbild für andere Apps am Welterbe Limes – beispielswei- se am Antoninuswall in Schottland – und trägt so sein Vermächtnis international weiter. Der Limes 12/2018 Heft 1– 1– Heft Der Limes 12/2018 2 Archäologe undLimesfachberater Edgar Weinlich Edgar 20.02.1953–19.04.2018

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NACHRUF

Nur zwei Tage vor dem Festakt zum 10-jährigen Be- Den Besucherinnen und Besuchern soll immer wie- stehen der Rheinbrohler RömerWelt ist Friedhelm der Neues präsentiert werden. Dieses für Fried- Walbert verstorben. Er hat das große Familienfest helm Walbert so wichtige Element der fachlich- am nördlichen Beginn des Obergermanisch-Raeti- qualitativ optimalen Erweiterung, Veränderung schen Limes nicht mehr mitfeiern können. Die Re- und Erneuerung des Vermittlungsangebotes wird den und Gespräche des Tages waren erfüllt vom auch in Zukunft durch Neufunde vom Limes von- Verlust des unermüdlichen Initiators und geprägt seiten der Landesarchäologie weiter fortgeführt vom großen Dank für sein Engagement und von werden. Eine der vielen Eigenschaften, die Fried- der Anerkennung für das von ihm Erreichte. helm Walbert von zahlreichen anderen Aktiven Friedhelm Walbert war als Geschäftsführer der am Limes und den kommunalen Museen unter- Stiftung Caput Limitis in Rheinbrohl der Chef der schied, ist der unbedingte Wille und die grenzenlo- RömerWelt, des Limesinformationszentrums von se Bereitschaft zur Zusammenarbeit auf Augenhö- Rheinland-Pfalz. Das Museum war sein Herzens- he mit den Archäologen. Eigene Ideen zur Archäo- anliegen gewesen. Die RömerWelt ist sein Werk logie und Museumsgestaltung ordnete er, sollte es und wir, als Archäologen, durften ihn bei der Ent- notwendig sein, unserer fachlichen Expertise un- wicklung seines Erlebnismuseums über viele Jahre ter, ohne jedoch sein Ziel „RömerWelt“ aus den Au- unterstützen. gen zu verlieren. Es gab nie ein „das geht nicht“, Wir sind sehr traurig über seinen Tod. Uns verbin- sondern nur ein „wie machen wir es trotzdem, aber den gemeinsame Erlebnisse am Limes und weit da- anders, damit alle im und mit dem Projekt einver- rüber hinaus. Friedhelm war uns ein Freund. Mit standen sind“. ganzer Hingabe, großer Herzlichkeit und Humor So nimmt es nicht Wunder, dass die Weichen hat er viele Mitstreiter von seiner Sache begeistert. gestellt sind für die kommende Welterbepräsenta- Er wirkte weit über das Museum hinaus und för- tion des niedergermanischen Rheinlimes in der derte die Vermittlung archäologischer Inhalte an RömerWelt, die bestens dafür platziert an der der Welterbestätte in bravouröser Weise. Kein Pro- Grenze der Provinzen Obergermanien und Nieder- jektziel war ihm zu groß, keine Schwierigkeiten germanien sowie zum Freien Germanien liegt. Die und Finanzierungswidrigkeiten waren für ihn un- RömerWelt ist heute durch das Wirken von Fried- überwindlich. Im Gegenteil: Vermeintliche Proble- helm Walbert sehr gut aufgestellt und auch die me spornten ihn an, gerade deshalb die angestreb - Welterbevermittlung im Umfeld, einschließlich des ten Ziele zu erreichen. Entwicklungschancen hat er Schutzes und der Pflege der Denkmalbereiche. zielsicher erkannt und Akteure und Museen in der Möge das so bleiben. Mit Friedhelm Walbert: Wir Region sowie entlang des Obergermanisch-Raeti- haben noch viel vor! schen Limes professionell an die Hand genommen und – das gemeinsame Ziel vor Augen – mitgezo- Dr. Jens Dolata gen. Auch die ständige Weiterentwicklung der Rö- Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Außenstelle Mainz merWelt war ihm ein großes Anliegen. Bei zahlrei- [email protected] chen Besuchen in der Landesarchäologie in Kob- lenz wurden bei freundschaftlichen Gesprächen Dr. Peter Henrich neue Vermittlungsinhalte erarbeitet und direkt im Generaldirektion kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Außenstelle Anschluss passende Funde aus den Depots heraus- Koblenz gesucht und in der RömerWelt ausgestellt. Wer [email protected] Friedhelm Walbert kannte, weiß, dass solche Kon- zeptgespräche immer mit viel Lachen und Witzen einhergingen und viele interessante und noch nie dagewesene, jedoch aus unterschiedlichen Grün- den später nicht realisierbare Ideen zumindest dis- kutiert wurden. Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 41

Friedhelm Walbert 20.10.1956–17.8.2018

Geschäftsführer der Stiftung Caput Limitis Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 42 SEITE BUCHTIPPS

C. Sebastian Sommer/Suzana Matešic´ (Hrsg.) Thomas Fischer Limes XXIII Das Römerkastell Eining und seine Umgebung Proceedings of the 23rd International Con- — ein Führer gress of Roman Frontier Studies Ingolstadt Archäologie in Bayern 1 2015 — Akten des 23. Internationalen Limes- Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2016 kongresses in Ingolstadt 2015 ISBN 3791728415 Beiträge zum Welterbe Limes Sonderband 4 Preis 12,95 Euro Nünnerich-Asmus Verlag, Mainz 2018 ISBN 978-3-961760-50-3 Preis 95,00 Euro

Limes XXIII Der Auseinandersetzung mit den Geländedenkmälern ist eine Be- Der Ingolstädter Limeskongress 2015 war der erste in Deutschland seit schreibung der Geschichte der Provinz Raetien vorangestellt. Das über 30 Jahren und mit 370 Teilnehmern aus 30 Ländern der bisher nächste Kapitel beginnt mit der Besprechung der Kastellbefunde, mit größte seiner Art. Pünktlich zum Beginn der diesjährigen Folgetagung der eine allgemeine Einführung über den Aufbau römischer Auxiliar- in Serbien legten das Bayerische Landesamt für Denkmalpfl ege und die kastelle verbunden ist. Danach richtet sich der Blick auf den umgeben- Deutsche Limeskommission als Ausrichter hiermit die Ergebnisse im den vicus. Neben den im Gelände noch sichtbaren Gebäuden (Thermen, Druck vor. Neben dem Vorwort und einem kurzen Kongressrückblick mansio) werden die aus dem Luftbild bekannten Befunde vorgestellt. samt Fotos enthält das zweibändige Werk auf 1127 Seiten insgesamt 149 Anhand ausgewählter Funde wird ein Einblick in das alltägliche Leben Beiträge, darunter dankenswerterweise auch viele der seinerzeit prä- im Kastellvicus gegeben. Der nächste große Abschnitt ist allgemein sentierten Poster. Das äußerst breite Spektrum aktueller Grabungen dem römischen Heer und seiner Ausrüstung gewidmet. Dabei wird im- und Forschungen entlang der römischen Reichsgrenzen und darüber hi- mer wieder der Bezug zu Abusina hergestellt und lokales Fundmaterial naus gliedert sich — entsprechend der Struktur des Kongresses — in 23 abgebildet. Zuletzt führt uns der Autor zu den römischen Fundplätzen Sektionen, wobei Kapitel zu einzelnen Regionen (Britannien, Rhein- und der Umgebung: Es geht jeweils knapp aber informativ vom Lager im Donauprovinzen, der Osten und Nordafrika) sowie zur Bauweise, Chro- Unterfeld über Wachtposten und Heiligtum auf dem Weinberg bis an nologie und Besatzung von Lagern und den zugehörigen Zivilsiedlun- das Limesende bei Hienheim. Nach einem Abstecher in das Heilbad von gen naturgemäß überwiegen. Aber auch Themen wie Ernährung, Müll, Bad Gögging endet die Reise auf dem Frauenberg bei Weltenburg. Eine Handwerk und Handel sowie Religion oder Sex werden angesprochen; Liste relevanter Museen und Literaturhinweise schließen den Band ab. ebenso wenig fehlen Vorschläge zu Rekonstruktion und Präsentation Die jahrhundertelange Geschichte von Eining/Abusina wird auch für von militärischen Anlagen. Weniger zu fi nden sind dagegen zusammen- Laien gut nachvollziehbar geschildert. Mitunter wird, dem Anspruch fassende Überblicksdarstellungen zu den neuesten Forschungen inner- der Reihe folgend, die Aufmerksamkeit auf neue Forschungsergebnis- halb einer Region oder Provinz; diesem Aspekt wurde aber zuletzt bei se, offene Fragen und aktuelle Diskurse gelenkt. Die klar verständliche der Tagung in Serbien wieder größerer Raum gegeben. Wie inzwischen Besprechung der einzelnen Befunde ermöglicht es BesucherInnen, üblich, ist der größte Teil der Beiträge auf Englisch abgefasst (25 sind sich zwischen den konservierten Mauerresten der unterschiedlichen auf Deutsch), allerdings ist jedem Text eine Zusammenfassung in der je- Kastellphasen gut zurechtzufi nden. Thomas Fischer bietet dem inter- weils anderen Sprache vorangestellt. Das aufgeräumte und übersichtli- essierten Publikum jedoch mehr als einen Geländeführer und gibt in che Layout entspricht dem der übrigen Bände der Reihe „Beiträge zum den weiterführenden Kapiteln zahlreiche Einblicke in die provinzialrö- Welterbe Limes“ (wenn auch die meisten Grenzabschnitte diesen Status mische Archäologie in Bayern. erst noch erreichen müssen); besonders die Qualität der reichlich vor- SOPHIE HÜDEPOHL handenen, oft großformatigen und in der Regel farbigen Abbildungen fällt positiv auf. Somit ist dieses Werk zweifellos die beste Möglichkeit, Archäologie zwischen Römern und Barbaren – sich einen breit gefächerten Überblick zu den aktuellen Forschungen Zur Datierung und Verbreitung römischer entlang der über 6000 km langen Reichsgrenze zu verschaffen. Metallarbeiten des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. MARTIN WIELAND im Reich und im Barbaricum Mit diesem zweibändigen Werk legt die Römisch-Germanische Kommis- Das Römerkastell Eining und seine Umgebung sion des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) auf ca. 1000 Seiten – ein Führer die Beiträge eines von ihr bereits 2009 veranstalteten internationalen Thomas Fischer, bis 2015 Professor für die Archäologie der Römi- Kolloquiums vor. Es bildet eine Zwischenbilanz des nach wie vor laufen- schen Provinzen an der Universität zu Köln, veröffentlicht mit dem den Publikationsprojektes „Corpus der römischen Funde im europäi- Führer zum römischen Eining/Abusina den ersten Band der Reihe „Ar- schen Barbaricum“, wobei man sich für die Tagung „aus Effi zienzgrün- chäologie in Bayern“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, vor allem inte- den“ auf die Metallfunde beschränkte. Das Ziel der Zusammenkunft ressierten Laien aktuelle archäologische Forschungen in allgemein war, neue Ergebnisse zur Grundlagenforschung vorzustellen und sie verständlicher Form nahezubringen. Das in handlichem Format ge- überregional zu vergleichen, sowohl innerhalb des Barbaricums als haltene und reich bebilderte Taschenbuch enthält zunächst prakti- auch zwischen diesem und der römischen Seite. sche Hinweise zu Lage und Anfahrt sowie zwei aufklappbare Karten Auf eine Einführung (Sigmar von Schnurbein) folgen insgesamt 60 Bei- zur Übersicht. Es folgt eine kurzweilige Einführung mit ausführlicher träge, bei denen es sich teils um die bearbeiteten Vortragstexte, oft Forschungsgeschichte. aber auch um den — meist deutlich erweiterten — Inhalt der während Der Limes 12/2018 Heft 1– 2 SEITE 43

Hans-Ulrich Voß/Nils Müller-Scheeßel (Hrsg.) Xenia Pauli Jensen/Thomas Grane Matthew Symonds Archäologie zwischen Römern und (Hrsg.) Protecting the Roman Barbaren. Zur Datierung und Verbreitung Imitation and Inspiration. Empire. Fortlets, Frontiers, römischer Metallarbeiten des 2. und Proceedings of the 18th Inter- and the Quest for Post- 3. Jahrhunderts n. Chr. im Reich und im national Roman Military Equip- Conquest Security Barbaricum – ausgewählte Beispiele ment Conference, Copenhagen Cambridge University Press, (Gefäße, Fibeln, Bestandteile militäri- 2013 Cambridge 2018 scher Ausrüstung, Kleingerät, Münzen) Journal of Roman Military ISBN 978-1-108-42155-3 Verlag Dr. Rudolf Habelt, Bonn 2016 Equipment Studies, Vol. 17, 2016 Preis £ 75.00 ISBN 978-3-7749-4064-2 ISBN 978-1-910238-10-3 Preis 98,00 Euro Preis 50,92 Euro

der Veranstaltung präsentierten Poster handelt. Hinzu kommen drei Militaria sind eine beeindruckende Fundgattung. Mit ihnen ist es mög- nachträglich aufgenommene Abhandlungen, darunter auch eine länge- lich, kulturellen Austausch und Einfl üsse sowie lokale Identitäten und re zu Reliefsigillaten, was das Gesamtbild in willkommener Weise er- ihre Veränderungen durch die römische Okkupation zu rekonstruieren. gänzt. Acht der Texte sind auf Englisch, der Rest auf Deutsch; am Ende Sie erlauben aber auch Einblicke in das alltägliche Leben und zur Her- stehen immer eine deutsche sowie eine englische Zusammenfassung. kunft der Soldaten der überaus vielfältigen römischen Armee. Dieser Abgesehen von vier vorangestellten Überblicksbetrachtungen erfolg- Kongressband imponiert durch seine zahlreichen Aspekte zur Militär- te die Einteilung nach Fundgruppen: Münzen (5 Beiträge), Metallgefäße geschichte und ist für an römischem Militär Interessierte sowie für die- (15), Fibeln (9), Militaria (8) sowie Kleinfunde und Verschiedenes (19). jenigen, die sich mit den Beziehungen auf beiden Seiten der römischen Zahlenmäßig überwiegen im Bereich der Militaria — kaum verwunder- Grenzen beschäftigen, zu empfehlen. lich – Arbeiten zu Kriegsbeuteopfern in norddeutschen und südskandi- CECILIA MONETA navischen Mooren; thematisch erfährt man in dieser Rubrik besonders viel über Chronologie und Verbreitung der Militärgürtel beiderseits Protecting the . Fortlets, Fron- der Reichsgrenzen. Ein sehr hilfreiches Ortsregister beschließt das tiers, and the Quest for Post-Conquest Security Werk. Kleinkastelle sind wichtige Elemente römischer Grenzsysteme. In Durch die Herkunft der Autoren von Schottland bis Russland ergibt sich Deutschland fi nden wir sie schon sehr früh an der oberen Donau und ein äußerst breites Spektrum an Fundmaterial und Forschungsansät- dann vor allem in unterschiedlicher Dichte und Größe an den Abschnit- zen; kaum eine Region wird übergangen. Die reichhaltigen, fast immer ten des Obergermanischen und Raetischen Limes. In ganz anderer guten bis sehr guten Abbildungen (oft auch in Farbe) unterstützen die- Form, torartig, begegnen sie in extrem regelhafter Anordnung am Had- sen Ansatz auf das Beste und ermöglichen so einen Überblick, der in rianswall als sogenannte Milecastles. dieser Breite anderswo nicht zu fi nden ist. Matthew Symonds beschäftigt sich seit 20 Jahren mit dieser Gruppe MARTIN WIELAND von Militäranlagen. Im vorliegenden Werk, das frühere Aufsätze und sei- ne Dissertation zusammenführt, zeigt er eine große Sachkenntnis zu Imitation and Inspiration den Römern nicht nur in Britannien, sondern auch in Germanien und Das erste Mal in ihrer 30-jährigen Geschichte fand die „18. Roman Mili- Raetien sowie Ägypten. Von dort kennen wir gelegentliche schriftliche tary Equipment Conference“ (RoMEC) außerhalb der Grenzen des Römi- Belege zur Abordnung der Soldaten, ihren Lebensumständen fern der schen Reiches statt. 2013 trafen sich in Kopenhagen Wissenschaftler Kastelle einschließlich Beschreibungen der Gefahrenlage, aber auch ih- aus aller Welt, um über römische militaria zu berichten und zu diskutie- ren Freuden(-mädchen). Eingebettet in ein historisches Narrativ be- ren. Dänische Museen besitzen, wie in der Einführung zu diesem Kon- schreibt und diskutiert Symonds in einem fast schon literarischen Stil gressband erläutert, die weltweit größten Sammlungen von römischen die Aufgaben der Kleinkastelle an den verschiedenen Grenzabschnitten Waffen und militärischen Objekten, da germanische Krieger sie einst im Nordwesten des römischen Reiches und vergleicht diese miteinan- gerne verwendeten und importierten. Der Titel des Kongressbandes der. Seine Grundthese ist dabei, dass es sich bei den Kleinkastellen re- lautet daher „Imitation and Inspiration“. Diese Thematik, wie germani- gelmäßig um „Outposts“ handelt, deren Besatzungen ähnlich wie die sche Produkte römische Werke imitierten bzw. von ihnen inspiriert der Wachttürme ohne eigenständige Organisationsform von den Kastel- wurden, zieht sich wie ein roter Faden durch die sieben Themenblöcke len abgeordnet wurden (die fehlende Kommandantur – principia – und hindurch. Nicht nur der kulturelle Austausch auf beiden Seiten der rö- damit Selbständigkeit der Besatzung bildet dabei einen Eckpfeiler der mischen Grenzen, sondern auch derjenige vor und nach der römischen Defi nition einer Anlage als Kleinkastell). Im Unterschied zu den Türmen Okkupation ist ein häufi g behandeltes Thema der 35 Beiträge. Die Spra- scheinen die Soldaten aber eher länger in den Kleinkastellen geblieben che der meisten Texte ist englisch; nur zwei Beiträge sind auf Deutsch zu sein. Vor allem wurden diese – ähnlich den Marschlagern – entspre- verfasst. Die Themenblöcke sind anhand der verschiedenen Sorten chend dem jeweils unmittelbaren Bedarf errichtet. Anfangs überwach- von militaria unterteilt: Schwerter, Pferdegeschirr, Abwehrwaffen, ten sie Straßen, dann besondere Stellen an den limites, in der spätrömi- Kleinfunde, aber auch das Alltagsleben der Armee, Rituale und neue schen Zeit wieder bestimmte Straßenabschnitte. Funde und Forschungen spielen eine Rolle. Zum letztgenannten Block Die Arbeit von Matthew Symonds, der übrigens Herausgeber der popu- gehören die meisten Beiträge, die sich durch ihre Vielfalt auszeichnen. lären und erfolgreichen Zeitschrift „Current World Archaeology“ ist, Die Zeitspanne reicht hier von vorrömischen Funden bis zur Spätanti- gibt einen guten Überblick über einen Teilaspekt der Grenzen des römi- ke. Die beschriebenen Fundorte decken ganz Europa ab, von der Krim schen Reiches, ohne das große Ganze aus den Augen zu verlieren. und Polen bis nach Spanien und Britannien. C. SEBASTIAN SOMMER DEUTSCHE LIMESKOMMISSION Dr. Suzana Mateši´c Geschäftsführerin Römerkastell Saalburg, 61350 Bad Homburg Tel. 06175 - 93 74 34 [email protected] www.deutsche-limeskommission.de

ARCHÄOLOGISCHE INFORMATIONEN ZUM LIMES

NORDRHEIN-WESTFALEN Steve Bödecker M.A. LVR-Amt für Bodendenkmalpfl ege im Rheinland Endenicher Str. 133, 53115 Bonn [email protected]

RHEINLAND-PFALZ Dr. Peter Henrich Generaldirektion Kulturelles Erbe Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz Niederberger Höhe 1, 56077 Koblenz [email protected]

HESSEN Dr. Kai Mückenberger hessenARCHÄOLOGIE Schloss Biebrich, 65203 Wiesbaden [email protected]

BADEN-WÜRTTEMBERG Dr. Stephan Bender Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpfl ege Berliner Straße 12, 73728 Esslingen am Neckar [email protected]

BAYERN Dr. Markus Gschwind Bayerisches Landesamt für Denkmalpfl ege Obere Stadtmühlgasse 1, 91781 Weißenburg i. Bay. [email protected]