Landtag Brandenburg Drucksache 6/6978 6
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Landtag Brandenburg Drucksache 6/6978 6. Wahlperiode Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2744 des Abgeordneten Peter Vida (BVB/FREIE WÄHLER Gruppe) Drucksache 6/6737 Beseitigung von Landschaftsschutzgebieten in Brandenburg unter Vorwänden? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Fragestellers: Der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft gab im Dezember 2016 bekannt, man habe 60 Landschaftsschutzgebiete identifiziert, die bereits zu DDR-Zeiten ausgewiesen wurden und auch Ortslagen einbezie- hen. Nun arbeite man daran, den Orten die Entwicklung zu vereinfachen. Explizit wurde die Märkische Schweiz aufgeführt. Der Landkreis Märkisch-Oderland gab am 14.03.2017 eine Allgemeinverfügung „zur Rechtswirksamkeit der Landschaftsschutzgebiete (LSG)“ heraus. Mit dieser wurden folgende Landschaftsschutzgebiete (LSG) als nicht rechtswirk- sam erklärt und aufgehoben: "Seenkette des Platkower Mühlenfließes/Heidelandschaft Worin" "Oderhänge Seelow - Lebus" "Trepliner Seen, Booßener und Altzeschdorfer Mühlenfließ" "Odervorland Groß-Neuendorf-Lebus" Aufgehoben wurde jeweils das gesamte LSG, nicht nur die Ortslagen. Der Landkreis äu- ßerte explizit kein Interesse daran, die Rechtsunwirksamkeit zu heilen oder das jeweilige LSG unter Aussparung der Ortslagen neu auszuweisen. Zitat: „Der Landkreis Märkisch- Oderland beabsichtigt derzeit keine Neuausweisung der unter II. genannten nichtigen Schutzgebiete.“ Die Genehmigungspraxis für Bauvorhaben in den Ortslagen taucht in der Begründung der Allgemeinverfügung des Landkreises nicht auf. Hingegen wird der soforti- ge Vollzug mit dem „gewichtigen öffentlichen Interesse“ an der „Umstellung der Energieer- zeugung auf regenerative Energiequellen“ begründet. Zudem wird der Sachliche Teilregio- nalplan "Windenergienutzung" der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree zur Begründung herangezogen. Dieses Vorgehen löste bei Bürgern Verwunderung über die wahren Beweggründe der Aufhebung der Landschaftsschutzgebiete aus. Es besteht die Befürchtung, dass die Aufhebung von Baubeschränkungen in den Ortslagen lediglich ein Vorwand ist. Die Praxis diene stattdessen der Aufhebung von Landschaftsschutzgebieten, was die Ausweisung von weiteren Windeignungsgebieten bzw. die Genehmigung des Baus größerer Anlagen (Repowering) auf den bestehenden Windeignungsgebieten verein- fachen soll. Vorbemerkung der Landesregierung: Die in der Vorbemerkung des Fragestellers ange- sprochenen Landschaftsschutzgebiete (LSG) liegen in der Zuständigkeit des Landkreises Märkisch-Oderland. Für die Verordnung über die Festsetzung von Naturschutzgebieten und einem Landschaftsschutzgebiet von zentraler Bedeutung als Naturpark „Märkische Eingegangen: 11.07.2017 / Ausgegeben: 17.07.2017 Landtag Brandenburg Drucksache 6/6978 Schweiz“ vom 12. September 1990 bereitet das MLUL eine Änderungsverordnung vor, um die Ortslagen freizustellen. Rund 60 LSG, die vor 1990 erlassen wurden, erstrecken sich auch über Ortslagen. Zur Vereinfachung des Vollzugs soll in ausgewählten Gebieten mit hohem Entwicklungspotenzial sukzessive eine Neuausweisung vorbereitet werden. Hierzu sollen jeweils neue Verordnungsentwürfe erarbeitet und die bebauten Ortslagen nicht mehr einbezogen werden. In einem ersten Schritt werden vorbereitende Gutachten für vier Gebiete erstellt. Eine Ausgliederung von Flächen für Windeignungsgebiete ist hierbei nicht vorgesehen. Frage 1: Welches sind die 60 Landschaftsschutzgebiete, die laut dem Minister für Ländli- che Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft noch Bauverbote aus DDR-Zeiten für die Ortslagen beinhalten? Bitte tabellarisch auflisten: - Name des (ggf. ehemaligen) Landschaftsschutzgebietes - Auf der (ggf. ehemaligen) Fläche befindliche Ortslagen - Auf der (ggf. ehemaligen) Fläche befindliche oder geplante Windeignungsgebiete zu Frage 1: Siehe hierzu die Tabelle in Anlage 1. Im Ergebnis eines digitalen Verschnittes sind die betroffenen Ämter und Gemeinden aufgeführt, in denen die Gebiete liegen. Für ein Herunterbrechen auf die Ortslagen liegen keine digitalen Daten vor. Windeignungsge- biete sind nach Kenntnis der Landesregierung nicht betroffen. Frage 2: Die jetzt zu behebende Situation von Baubeschränkungen besteht seit 25 Jahren. Wie hat die Landesregierung in den vergangenen 25 Jahren auf die Beschwerden der An- wohner dieser Ortschaften reagiert? zu Frage 2: Der Vollzug der Verordnungen und die Aufstellung von Bauleitplänen wurden durch Vereinbarkeitserklärungen und nunmehr über Zustimmungsverfahren sichergestellt. Sofern in diesem Rahmen Anfragen und Beschwerden eingehen, werden diese geprüft und beantwortet. Frage 3: Welche (gegebenenfalls ehemaligen) Landschaftsschutz-, Naturschutz- bzw. FFH-Gebiete sind in Brandenburg seit Bestehen des Bundeslandes vollständig oder teil- weise aufgehoben bzw. als rechtsunwirksam erklärt worden? Bitte tabellarisch angeben: - Name des (ggf. ehemaligen) Gebietes - Art des Gebietes (Landschaftsschutzgebiet, Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet…) - Jahr der Ausweisung - Jahr der Aufhebung/Teilaufhebung - Auf der (ehemaligen) Fläche befindliche Ortslagen - Auf der (ehemaligen) Fläche befindliche oder geplante Windeignungsgebiete zu Frage 3: Wie aus der beigefügten Tabelle in Anlage 2 hervorgeht, wurden sog. Altver- ordnungen oftmals mit der Festsetzung neuer Rechtsverordnungen aufgehoben. Die Flä- chen sind dann anteilig oder vollständig in den neuen NSG oder LSG aufgegangen. Nach Recherche überlagern sich die ehemaligen NSG- Flächen in keinem Fall und LSG- Flächen in einem Fall mit einem Windeignungsgebiet. Bei den FFH-Gebieten wurden bis- her 3 Gebiete aufgrund wissenschaftlicher Fehler bei der Meldung aufgehoben. Eine Über- lagerung mit Windeignungsgebieten liegt nicht vor. - 2 - Landtag Brandenburg Drucksache 6/6978 Frage 4: Für welche (gegebenenfalls ehemaligen) Landschaftsschutz-, Naturschutz- bzw.- FFH-Gebiete ist in Brandenburg eine vollständige oder teilweise Aufhebung vorgesehen? Bitte tabellarisch angeben: - Name des (ggf. ehemaligen) Gebietes - Art des Gebietes (Landschaftsschutzgebiet, Naturschutzgebiet, FFH-Gebiet…) - Jahr der Ausweisung - Jahr der Aufhebung/Teilaufhebung - Auf der (ehemaligen) Fläche befindliche Ortslagen - Auf der (ehemaligen) Fläche befindliche oder geplante Windeignungsgebiete zu Frage 4: Eine Aufhebung von Landschafts-, Naturschutz- bzw. FFH-Gebieten ist grund- sätzlich nicht vorgesehen. Sofern im Einzelfall bei einem unter Frage 1 angesprochenen Gebiet festgestellt werden sollte, dass keine Schutzwürdigkeit mehr vorliegt, ist dies im Einzelfall zu entscheiden. Anlage/n: 1. Anlage 1 2. Anlage 2 - 3 - Anlage 1 zu Frage 1 Lfd. LSG-Name Inkraft- Betroffene Gemeinden Nr. treten 1 Bad Freienwalde (Waldkomplex) 12.01.1965 Bad Freienwalde (Oder), Falkenberg, Höhenland, Wriezen 2 Bärwalder Ländchen 05.11.1969 Niederer Fläming, Schönewalde 3 Biegener Hellen (LK FF, LOS) 01.05.1984 Briesen (Mark), Frankfurt (Oder), Jacobsdorf, Müllrose 4 Blumberger Forst 12.01.1965 Casekow, Passow 5 Branitzer Parklandschaft 01.05.1968 Cottbus, Neuhausen/Spree 6 Briesensee 01.05.1968 Märkische Heide, Neu Zauche 7 Brohmer Berge 30.10.1990 Uckerland 8 Bürgerheide 01.05.1968 Finsterwalde, Heideland, Massen-Niederlausitz, Sonnewalde 9 Calau/Altdöbern/Reddern 01.05.1968 Altdöbern, Bronkow, Calau, Drebkau, Luckaitztal 10 Diehlower Höhen 08.02.1957 Eisenhüttenstadt, Lawitz, Schlaubetal 11 Dorchetal und Fasanenwald (Neuzelle) 12.01.1965 Neißemünde, Neuzelle, Schenkendöbern 12 Ehemaliges Grubengelände Finkenheerd 01.10.1960 Brieskow-Finkenheerd, Frankfurt (Oder), Groß Lindow, (LK FF, LOS) Müllrose 13 Elsteraue und Teichlandschaft um Bad 01.05.1968 Bad Liebenwerda, Elsterwerda, Röderland, Schönborn, Liebenwerda Uebigau-Wahrenbrück 14 Elsteraue zwischen Herzberg und Übigau 01.05.1968 Falkenberg/Elster, Herzberg (Elster), Uebigau- Wahrenbrück 15 Elsterniederung und westliche 15.07.1987 Frauendorf, Großkmehlen, Großthiemig, Grünewald, Oberlausitzer Heide zwischen Guteborn, Hermsdorf, Hohenbocka, Kroppen, Senftenberg und Ortrand Lauchhammer, Lindenau, Ortrand, Ruhland, Schraden, Schwarzbach, Schwarzheide, Senftenberg, Tettau 16 Fauler See, Märkischer Naturgarten, 17.02.1956 Brieskow-Finkenheerd, Frankfurt (Oder) Güldendorfer Mühlental, Eichwald und Buschmühle 17 Gamengrund (LK BAR, MOL) 12.01.1965 Altlandsberg, Falkenberg, Heckelberg-Brunow, Höhenland, Prötzel, Werneuchen 18 Göhlensee 01.05.1968 Neuzelle, Schenkendöbern 19 Görnsee und Görnberg 19.10.1972 Kloster Lehnin 20 Groß-Leuthener See und Dollgensee 01.05.1968 Märkische Heide 21 Groß-See 01.05.1968 Tauer 22 Grubenseen in der Rückersdorfer Heide 01.05.1968 Doberlug-Kirchhain, Schönborn 23 Hochmoor 01.05.1968 Hohenbucko 24 Hügelgebiet um den Langen Berg 01.05.1968 Schlieben 25 Kiebitzer Baggerteich 01.05.1968 Falkenberg/Elster 26 Körbaer Teich und Lebusaer Waldgebiet 01.05.1968 Dahme/Mark, Hohenbucko, Ihlow, Lebusa, (LK EE, TF) Schönewalde 27 Köthener See 01.08.1966 Märkisch Buchholz, Münchehofe 28 Krahner Busch 30.01.1959 Kloster Lehnin 29 Kyritzer Seenkette 19.10.1972 Gumtow, Heiligengrabe, Kyritz, Wusterhausen/Dosse 30 Lausitzer Grenzwall zwischen Gehren, 01.05.1968 Calau, Crinitz, Heideblick, Luckau, Massen- Crinitz und Buschwiesen (LK EE, LDS, Niederlausitz OSL) 31 Madlitz-Falkenhagener Seengebiet (in LK 12.01.1965 Briesen (Mark), Falkenhagen (Mark), Jacobsdorf, LOS, MOL) Madlitz-Wilmersdorf, Zeschdorf 32 Märkische Schweiz 16.05.1990 Müncheberg 33 Merzdorf / Hirschfelder Waldhöhen 01.05.1968