Holzbauten Der Moderne Die Entwicklung Des Industriellen Holzhausbaus
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Holzbauten der Moderne Die Entwicklung des industriellen Holzhausbaus Museum Niesky Konrad-Wachsmann-Haus Holzbauten der Moderne Die Entwicklung des industriellen Holzbaus Museum Niesky · Konrad-Wachsmann-Haus Sandstein Verlag 6 Grußwort 83 Christoph & Unmack – Europas 8 Vorworte größter Holzbauproduzent 89 Chronologie des Holzbaus Inhalt bei Christoph & Unmack 12 CLAUDIA KLINKENBUSCH 96 Die Doecker-Baracke in Krieg und Frieden 102 Die Baracken aus Niesky Das Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky – und die nationalsozialistischen Lager Ein Holzbau im Spannungsfeld von Tradition 106 Die Ära der Wohnhäuser aus Holz und Moderne 112 Und nun wählen Sie bitte! 122 Die Konkurrenz 20 ERIC STENZEL 128 Musterhaussiedlungen in Niesky Klassische Moderne – Die Wiederentdeckung der Farbigkeit im Konrad-Wachsmann-Haus 139 Konrad Wachsmann – Der Pionier 28 CLAUDIA Wieltsch des industriellen Bauens Belebte Denkmale – Zu Umgang und Vermittlung der ehemaligen Werks- 142 Biografie Konrad Wachsmanns siedlung Niesky 146 Architekt und Forscher 154 Ein Holzhaus für jedermann 36 WOlfgang RUG Der Holzhallenbau – System Christoph & Unmack AG/Niesky 161 Moderner Holzbau 52 MARKO SAUER 166 Die drei Holzbauweisen: Individualität aus dem Baukasten – 166 Blockbauweise Ein hybrides System für große Bauwerke 172 Fachwerk- oder Ständerbauweise in Holz 178 Tafelbauweise 184 Qualitätssicherung durch Holzbauvorschriften 188 Wettbewerbe und Ausstellungen 61 Das Konrad-Wachsmann-Haus – 196 Holzbauten der Weimarer Republik Ein Holzbau der Moderne 216 Holzbau aktuell 222 Baustoff der Zukunft 62 Eingangshalle 64 Herrenzimmer 66 Musikzimmer 68 Esszimmer und Wintergarten 70 Zur Geschichte 70 Ein Holzbau der Moderne 229 Anhang 72 Ein Haus für den Direktor 77 Chronologie der Mieter und Eigentümer 230 Autorenverzeichnis 231 Impressum Ausstellung | Dank 232 Impressum Katalog Das Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky Ein Holzbau im Spannungsfeld von Tradition und Moderne Claudia Klinkenbusch Unter den annähernd 100 erhaltenen Holzhäusern, die zwischen 1918 und 1940 durch die Christoph & Unmack AG in Niesky errichtet wur- den, nimmt das Wohnhaus in der Goethestraße 2 eine besondere Stel- lung ein. Es unterscheidet sich in seiner architektonischen Gestaltung deutlich von den anderen Holzbauten in der Stadt. Das 1927 fertigge- stellte Gebäude verweist mit seiner streng formalen Fassadenkom- position auf die Formensprache der Klassischen Moderne und ist ein selten erhaltenes Zeugnis des modernen Holzbaus in industrialisier- ter Blockbauweise. Darüber hinaus ist es in Niesky das einzige, das nachweislich auf einen persönlichen Entwurf Konrad Wachsmanns zurückzuführen ist.1 Das Konrad-Wachsmann-Haus wurde 1983 in die Denkmalliste der DDR aufgenommen und hat heute den Rang eines Baudenkmals von nationaler Bedeutung. Dem langjährigen Leerstand und drohenden Verfall seit 1989 folgte im Jahr 2014 die Wiederbelebung des Hauses mit einer öffentlich-kulturellen Nutzung. Nach Abschluss umfassen- der und sorgfältiger Restaurierungsmaßnahmen konnte es seine neue Nutzung als Museum, Archiv und Holzbauforum aufnehmen.2 Das Gebäude steht heute beispielhaft für die Entwicklungen des modernen Holzbaus in der Weimarer Zeit und ist daher selbst anschauliches Hauptobjekt der neu eingerichteten Ausstellung. Die Errichtung des Konrad-Wachsmann-Hauses erfolgte in einer Auch wenn der Fokus auf den neuen Materialien lag, profitierte das 1 Ansicht von der Goethe-/ Zeit, die von einer großen Dynamik gekennzeichnet war. Die gesell- traditionelle, schon seit Jahrhunderten im Bau verwendete Holz Bautzener Straße · 2014 Foto: Volker Kreidler, Berlin schaftspolitischen Ereignisse des frühen 20. Jahrhunderts führten zu ebenso von der immensen Forschungsentwicklung jener Jahre. Durch einem Bruch mit tradierten Auffassungen und überkommenen Struk- die Fortschritte im Ingenieurholzbau entstanden beeindruckende turen, sie ermöglichten die Ausbildung unterschiedlicher Lebens- Holzbauwerke, die das große Entwicklungspotenzial des »altherge- formen sowie einer enormen kulturellen Vielfalt. Die Architektur war brachten« Baustoffs für die Architekten der Moderne belegten. Konrad geprägt von einer großen Forschungs- und Experimentierfreude sowie Wachsmann, Bruno Taut, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Martin Wag- von zahlreichen technischen und sozialen Errungenschaften. Charak- ner, Walter Gropius, Richard Riemerschmid, Ernst May, Bruno Paul teristisch ist die Verwendung neuer Materialien, Konstruktionen und und andere haben sich intensiv mit der Entwicklung des modernen Gestaltungsformen. So entstanden aufsehenerregende Bauten aus Holzbaus beschäftigt. Hiervon zeugen zahlreiche innovative Bauten, Glas, Stahl und Beton, die auch heute noch wesentlich den Blick auf die oft in enger Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen er- das architektonische Schaffen dieser Zeit bestimmen. richtet wurden.3 12 13 sondern auch die Chance, in den mit modernsten Maschinen ausge- statteten Werkshallen zu forschen und zu experimentieren. Für ihn war, neben der Funktionalität und der Verfeinerung der Konstruktion, vor allem die industrielle Produktionsweise von großem Interesse. Mit Begeisterung widmete er sich zudem der architektonischen Gestal- tung und übersetzte den Traditionsbaustoff Holz überzeugend in eine zeitgenössisch-moderne Formensprache.5 Das Nieskyer Konrad- Wachsmann-Haus verdeutlicht eindrucksvoll und beispielhaft sein Experimentieren und Ausloten konstruktiver und gestalterischer Möglichkeiten. Konrad Wachsmann entwarf das Wohnhaus für Wilhelm Verlohr, ein Vorstandsmitglied der Christoph & Unmack AG, und seine Familie als einen schlichten, kubischen Baukörper auf rechteckigem Grund- riss. Das dunkle, schwarzbraun lasierte Holz, die großen, hell gestri- chenen Fensteröffnungen in den für jene Jahre typischen liegenden Formaten sowie die präzise Geometrie des steil aufragenden Walm- daches mit den roten Biberschwanzziegeln bestimmen seinen Cha- rakter. Ein markanter Gartenzaun umfasst das große Grundstück und unterstreicht den formal strengen Gesamteindruck. Bis auf den Wind- fang am Nebeneingang der Westfassade, der 1935 durch den zweiten Eigentümer ergänzt wurde, ist es heute wieder in seiner ursprüng- lichen Gestaltung zu erleben. Die Gebäudeansichten weisen jeweils sehr unterschiedliche und streng formale Fassadenkompositionen auf. Wachsmann arbeitete in seinen Entwürfen gern mit Gegensätzen etwa von Symmetrie und Asymmetrie, von offenen und geschlossenen Wandflächen, von Flä- chigkeit und Plastizität sowie von heller und dunkler Farbgebung. Markant stehen die weißen Fenster mit ihren hell-elfenbeinfarbenen Einfassungen im Gegensatz zu der schwarzbraunen Lasur der Boh- lenwand. Die Nordfassade an der Bautzener Straße zeigt diesen formalen Gestaltungsansatz am deutlichsten: So ist das sechs Meter breite, fünf- teilige Hauptfenster im Obergeschoss symmetrisch in der Fassaden- mitte positioniert und steht mit einer Gruppe asymmetrisch angeord- neter Fenster im Erdgeschoss gestalterisch in enger Beziehung. Ein 2 Gartenseite mit großzüger Terrasse Einer der modernsten und größten Holzbaubetriebe war die Chris- kleines einteiliges Fenster fügt sich nicht in diese Anordnung. Wachs- 2014 · Foto: Volker Kreidler, Berlin toph & Unmack AG in Niesky. Bereits seit den 1880er-Jahren hatte mann verwendet die Öffnung als zusätzliche kompositorische Irrita- sich das Unternehmen durch die Produktion von transportablen tion, ein Motiv, welches sich in vielen seiner Bauwerke wiederfindet. Barackenbauten einen Namen gemacht. Vor allem die wachsenden Gebäudeansichten, die den Straßen zugewandt sind, gestaltete er Anforderungen des Ingenieurholzbaus führten dazu, dass hier eigene zur Wahrung der Privatsphäre im Erdgeschossbereich überwiegend Forschungsabteilungen für die Entwicklung neuer Konstruktionsde- geschlossen. Hier bestimmen die großen Fensteröffnungen im Ober- tails und Verbindungselemente eingerichtet wurden. Die zahlreichen geschoss die Rhythmisierung der Fassade. Die gartenseitige Südfas- angemeldeten Patente der Firma zeugen von ihrem wichtigen Beitrag sade hingegen verfügt in beiden Geschossen über breit gelagerte zur Modernisierung des Holzbaus. Fenster, die das Haus zum Garten hin öffnen. Die große Terrasse mit Hierher kam Konrad Wachsmann als junger, noch unbekannter einer über ihre gesamte Breite reichenden Stufenanlage bildet einen Architekt.4 In den Jahren 1926 bis 1929 erhielt er nicht nur die fließenden Übergang des Gebäudes zum parkähnlichen Garten mit Möglichkeit, zahlreiche Holzbauten zu entwerfen und zu realisieren, seinen großen, alten Bäumen. 14 15 4 Blick von der Galerie in die ehemaligen Schlafräume · 2014 Foto: Volker Kreidler, Berlin 3 Blick in die zweigeschossige Treppen- Der Grundriss ist gekennzeichnet durch Großzügigkeit und eine kieren der glänzend schwarze Geländerhandlauf wie auch die Rottöne halle nach der Rekonstruktion klare, sachliche Gliederung der Nutzungsbereiche. Die Wohnräume des Treppengeländers mit einer kontrastreichen Linienführung die der bauzeitlichen Farbgebung · 2014 im Erdgeschoss sind miteinander verbunden und orientieren sich dynamische Bewegung der Treppe im Raum, während die ebenfalls in Foto: Volker Kreidler, Berlin ebenso wie die große Gartenterrasse nach Süden, während die Funk- Blau gehaltene Treppenwange bandartig auf der Galerie umlaufend tionsräume mit Hauseingang, Küche und Treppenhalle im nördlichen fortgeführt wird. Als vertikales Gliederungselement steht der ver- Gebäudeteil angeordnet sind. putzte, schlicht weiß gestrichene Schornstein wie ein Pfeiler dieser Viel Tageslicht