Geschäftsbericht 2019 Des Spitzenverbandes Immobilienwirtschaft Viel Mehr Als Bloßer Wirtschaftszweig: Sie Der Immobilienwirtschaft
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Immobilienwirtschaft 2019 ZIA Zentraler Ausschuss Immobilien e.V. Immobilienwirtschaft 2019 ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. 6 VORWORT Dr. Andreas Mattner Verantwortung verpflichtet Miteinander statt gegeneinander – die Branche steht bereit zum Dialog ie Immobilienwirtschaft ist einer der bedeutendsten Industriezweige in Deutschland. D Keine andere Branche ist mit ihren Angeboten und Produkten derart eng verzahnt mit den Rahmenbedingungen der Lebens- und Arbeitsräume der Menschen – keine andere Branche hat diesen direkten Einfluss auf eine funktionierende Wirtschaft in Deutschland. Doch allzu oft verhindern Regulierungsbestrebungen, dass das Potenzial dieser Branche für die Gesellschaft ausgeschöpft wird. Vor Ihnen liegt der Geschäftsbericht 2019 des Spitzenverbandes Immobilienwirtschaft viel mehr als bloßer Wirtschaftszweig: Sie der Immobilienwirtschaft. Dieser stellt nicht nur die Leistungen ist Bindeglied zwischen den führenden Industrien in Deutschland. des ZIA und seiner zahlreichen Ehrenamtlichen dar, sondern verdeutlicht auch die Arbeit einer Branche, die für die Volks- Was für den wirtschaftlichen Sektor gilt, gilt ebenso für den pri- wirtschaft der Bundesrepublik eine der zentralen Säulen ist. vaten Bereich: Wo kaufen wir ein? Wo werden unsere Produkte 500 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung, mehr als 18 Prozent gelagert? Wo arbeiten wir? Wo leben wir? Auf alle diese Antwor- Anteil an der Gesamtwertschöpfung, drei Millionen sozialver- ten gibt es die eine richtige Antwort: auf Flächen in Gebäuden. sicherungspflichtig Beschäftigte, fast zehn Prozent aller Er- Unsere Innenstädte, unsere Büro- und Geschäftshäuser, unsere werbstätigen in Deutschland, rund 817.000 Unternehmen und Logistikhallen oder natürlich auch unsere Wohnflächen – sämtli- ein Immobilienvermögen in Höhe von 11,2 Billionen Euro. Diese che Nutzungsarten spielen für das alltägliche Leben in Deutsch- Liste ließe sich noch lange fortführen. Aber schon an diesen land eine entscheidende Rolle. Zahlen wird deutlich: Die Immobilienwirtschaft ist Leitindustrie in Deutschland. Aus dieser Position heraus ergibt sich eine gesamtgesellschaft- liche Verantwortung unserer Branche, der sie auch nachkommt. Leitindustrie Immobilienwirtschaft Die Immobilienwirtschaft ist nicht nur Teil des Rahmens einer Im Vergleich zu anderen Leitindustrien wird den Leistungen der funktionierenden Gesellschaft, sondern sorgt gleichzeitig auch Immobilienwirtschaft aber weniger Aufmerksamkeit zuteil. Oft- dafür, dass sich der Standort Deutschland im internationalen mals geht es zuvorderst um die Automobilindustrie, um den Ma- Wettbewerb behaupten kann. schinenbau und um die chemische Produktion in Deutschland. Dabei wird aber vergessen: All die in diesen Industrien vertrete- Der Schlüssel liegt in der Erweiterung des Angebots nen Unternehmen brauchen Flächen – seien es Produktionshal- Blickt man politisch auf die vergangenen Monate zurück, so hört len, Lagerräume oder Büroräume. Die deutsche Volkswirtschaft man vielerorts und über alle parteipolitischen Grenzen hinweg, ist auf ihre Flächen und Gebäude angewiesen – und so ist die dass insbesondere die Frage nach bezahlbarem Wohnraum die Dr. Andreas Mattner | ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. neue soziale Frage unserer Zeit sei. Die Politik hat recht, steigen Wohnraum ist weiterhin knapp, in vielen Städten Deutschlands doch die Kaufpreise und Mieten seit einigen Jahren vor allem in werden Büroflächen dringend gesucht, die Baukosten sind nach den Großstädten und Ballungsregionen sehr stark an. Antworten wie vor zu hoch. auf diese Frage stammen zunächst wieder aus dem Feld der Re- gulierung, weil es bis zur Angebotserweiterung zu lange dauere. Der ZIA zeigt Lösungen auf Sinnvoller erscheint der Ansatz, den die Bundesregierung gerade Das Selbstverständnis des ZIA besteht seit mittlerweile 13 Jah- auf den Weg gebracht hat, das Wohngeld zu verstetigen. Über- ren darin, nicht bloß auf die bestehenden Missstände aufmerk- bordende Regulierung verschreckt demgegenüber Investoren, in sam zu machen. Vielmehr zeigen wir der Politik Lösungen und der Hauptstadt kann man das schon erkennen. Stellschrauben auf, durch die sich die Rahmenbedingungen ver- bessern lassen. Hierzu gehören Anreize und effektive Lösungen Wenn man Aussage und Praxis miteinander vergleicht, ergeben wie die Erhöhung der linearen AfA, die steuerliche Förderung der sich insbesondere in Berlin erhebliche Unterschiede. Der Berliner energetischen Gebäudesanierung, die Senkung der Grunder- Senat spielt offen mit dem Gedanken der Enteignung von privaten werbsteuer, die Beschleunigung von Planungs- und Baugeneh- Wohnungsgesellschaften und stellt damit die gesamte Branche migungsprozessen etwa durch die Digitalisierung, die Stärkung unter Generalverdacht. Dabei hat das Land Berlin Schulden in der Kommunen oder eine vereinheitlichte Bundesbauordnung. Höhe von 60 Milliarden Euro. Eltern und Kinder sind mit maroden Das ist eine Auswahl geeigneter Instrumente für eine wirkliche Schulen konfrontiert, die dringend Investitionen erfordern. Das Bauoffensive. Präsidium des ZIA hat den Berliner Senat daher aufgefordert, die Attraktivität der Stadt für Investoren durch Debatten und tenden- In der Politik muss hierzu aber ein Umdenken stattfinden. Ver- ziöse Signale dieser Art nicht zu gefährden. schärfungen und weitere Regulierungen erhöhen nicht die Bau- fertigstellungszahlen und lassen keine Baukosten sinken. Das Denn durch Enteignung wird keine neue Wohnung geschaffen, Credo lautet daher auch weiterhin: Bauen, Bauen, Bauen. Hierzu die Mieten werden nicht moderater und die Verwaltung würde braucht es ein passendes Umfeld, mehr Akzeptanz für Neubau schlechter. Die ohnehin schon angespannte Situation auf den und eine enge Partnerschaft aller beteiligten Akteure. Dazu ge- Immobilienmärkten würde sich durch eine solche Symbolpolitik hören auch die rund 37.000 Unternehmen entlang der gesamten auf der Suche nach Wählerstimmen nur verschärfen. Auch die Wertschöpfungskette, die der ZIA über seine Mitgliedsverbände ziellose Ausübung von Vorkaufsrechten – etwa bei Büroimmobi- vertritt. lien – hat in der Vergangenheit oftmals für Frustration gesorgt, angesichts der ohnehin bereits vorherrschenden Büroknappheit. Mehr miteinander statt gegeneinander – die Immobilienwirt- Sämtliche Energie sollte stattdessen in die Ausweisung von pas- schaft steht bereit. senden Grundstücken und Flächen zur Entwicklung von neuem und bezahlbarem Wohn- und Arbeitsraum gelegt werden. Ich wünsche Ihnen eine spannende und aufschlussreiche Lektüre. Die Bundesregierung hat es bislang leider nicht geschafft, eine wirkliche Neubauoffensive zu starten. Sie legt bei der Grundsteu- er ein Eckpunktepapier vor, das von einem einfachen Modell weit entfernt ist. Sie verschärft das Mietrecht und führt Instrumente wie das Baukindergeld (wird überwiegend für den Bestandskauf Dr. Andreas Mattner genutzt) und die Sonder-AfA (weiteres Strohfeuer im heißen Bau- Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V. markt) ein. Sie streicht die Gebäudekommission und setzt damit eine ganze Branche vor die Tür. Die Herausforderungen haben sich seit dem letzten Jahr nicht geändert. Sie sind eher noch größer geworden. Bezahlbarer 8 GRUSSWORT Peter Altmaier Grußwort für den ZIA-Geschäftsbericht ie Immobilienwirtschaft steht vor vielfältigen Herausforderungen und weitreichenden struk- D turellen Veränderungen. Zweifelsohne ist die Schaffung neuen und bezahlbaren Wohnraums eines der elementaren Bedürfnisse in dieser Zeit. Darum unterstützt mein Haus nach Kräften die Wohnraumoffensive der Bundesregierung. Wichtig ist mir insbesondere, dass wir Investitionen zur Schaf- wende voranzubringen. Denn wir verbrauchen viel mehr Wärme fung neuen Wohnraums nicht durch überbordende Regulierung als Strom, und ein Großteil davon fließt in Gebäude. Energieef- erschweren. Daneben müssen wir ein spezielles Augenmerk fizienz und Digitalisierung werden dabei helfen, Energieverbräu- auch auf die weiteren angebotsseitigen Faktoren richten. Denn che zu reduzieren und besser mit der Erzeugung zu harmoni- nur wenn wir das Angebot vergrößern, können wir dringend be- sieren. Insbesondere bei Gewerbeimmobilien und im Quartier nötigten Wohnraum schaffen und unnötige Debatten vermeiden. sehe ich große Potenziale. Im Kern muss es darum gehen, die Energiebilanz des Gebäudebestandes zu verbessern: durch Ein- Demografische Entwicklung und fortschreitende Digitalisierung zelsanierungen, moderne Heizungen bis hin zu komplexen Ge- von Wirtschaft und Gesellschaft verändern unsere Städte. Vor samtsanierungen von Gebäuden und im Quartier. Mit unseren allem in kleineren Orten macht sich der Strukturwandel deutlich Förderprogrammen unterstützen wir schon heute hunderttau- auch im Handel bemerkbar – durch Besucherrückgang, Verlust sende Haushalte und Wohnungsunternehmen dabei, zukunfts- an Sortimentsvielfalt und zunehmenden Leerstand. In ländlichen fähige Investitionen zu tätigen. Mit der Weiterentwicklung dieses Regionen wird dies über kurz oder lang Auswirkungen auf die Instrumentenmix haben wir uns zum Ziel gesetzt, unseren Ge- Versorgung der Menschen haben. Passende Lösungen müssen bäudebestand zukunftsfähig zu machen, ohne Vermieter, Eigen- zusammen mit allen Akteuren erarbeitet und umgesetzt werden. tümer und Mieter zu überfordern. Vor allem kleinere stationäre Läden sind den mit der Digitalisie- rung zusammenhängenden Herausforderungen oft (noch) nicht Um alle Unwägbarkeiten, die die geschilderten Herausforderun- gewachsen und benötigen besondere Unterstützung. Hier wird gen mit