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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Berichte der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Jahr/Year: 1984

Band/Volume: 8_1984

Autor(en)/Author(s): Burmeister Ernst-Gerhard

Artikel/Article: Zur Faunistik der Libellen, Wasserkäfer und wasserbewohnenden Weichtiere im Naturschutzgebiet "Osterseen" (Oberbayern) 167-185 ©Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL)

Uez.ner l7ö4 | 8 | 167185 Zur Faunistik der Libellen, 7 Wasserkäfer und wasserbewohnenden Weichtiere im Naturschutzgebiet »Osterseen« (Oberbayern) (Insecta: , Coleoptera; limnische Mollusca)*

Ernst-Gerhard Burmeister

I. Einleitung onsverhalten und Eiablagevorgängen wird im folgen­ den nicht eingegangen. Die Bedrohung der Feuchtgebiete durch anthro­ pogene Einflüsse läßt es dringend notwendig erschei­ Libellenbeobachtungen und -Kescherfänge fehlen im nen, unser faunistisches Wissen über diesen Lebens­ Einzugsbereich einiger Fundpunkte zu unterschied­ raum zu vertiefen. Eine Inventarisierung des Tierbe­ lichen Zeiten der Vegetationsperiode (s. o.). Den­ standes als faunistische Begründung ist daher vor­ noch wurde versucht, diese im Verlauf der zweijähri­ dringliches Gebot und Grundvoraussetzung, wenn gen Beobachtungszeit auszugleichen. Auch ist zu be­ Schutzmaßnahmen eines ganzen Lebensraumkom­ rücksichtigen, daß die Bestandsaufnahme allen aqua­ plexes oder einzelner biologischer Elemente in Er­ tischen Insekten galt, unter denen die Libellen nur wägung gezogen werden. Die Gefährdung unserer einen sehr kleinen Anteil ausmachen. Die Fundan­ heimischen aquatischen Fauna, die in den Roten Li­ gaben werden wesentlich durch die Untersuchungen sten (Bayern 1976, Bundesrepublik Deutschland von DEUTLER (1979) im Bereich des Gartensees 1977) dokumentiert ist, wird auf die wachsende und des Lichtenbachs ergänzt und bestätigt. Schadstoffbelastung und die für den Außenstehen­ Die Probeentnahme der aquatischen Coleoptera und den meist nur geringfügigen Milieuveränderungen der übrigen aquatischen Tiergruppen mit Ausnahme und wasserbaulichen Maßnahmen am Wohngewässer der Chironomiden erfolgte mit einem engmaschigen zurückgeführt. Gerade von derartigen Maßnahmen Kescher, der durch den Bodenschlamm und vor allem sind in hohem Maße, neben anderen Insekten, die Li­ durch den Bewuchs gezogen wurde. Die Konservie­ bellen betroffen, was erst in den letzten Jahren er­ rung erfolgte vor allem bei solchen Gruppen, deren kannt wurde (BUTZ 1973, E. SCHMIDT 1977, Artdifferenzierung schwer erkenntlich ist. Eine be­ 1979, 1980, DEUTLER 1979). standsschonende Aufsammlung ist vor allem in einem Die Bedrohung des Osterseegebietes geht von den Gebiet zu fordern, das zumindest teilweise in ein Na­ anliegenden Gemeinden mit ihren Abwässern, vom turschutzgebiet überführt wurde. Eine derartige Be- Campingplatz am Fohnsee und in besonderem Maße sammlung bzw. Zurückhaltung bei der Besammlung vom großen Zustrom an Besuchern aus, die oft in muß jedoch in wissenschaftlich vertretbarem Rah­ großer Zahl die Uferstreifen bevölkern. Im Verlauf men bleiben, was häufig bei faunistischen oder ökolo­ dieser Erhebung konnte festgestellt werden, daß ge­ gischen Untersuchungen nicht zutrifft. rade in diesen Zonen nur sehr wenige Wasserinsek­ Bedauerlicherweise sind faunistische Untersuchungen ten, vor allem Wasserkäfer, mit Ausnahme von Ubi­ selbst so beliebter Insektengruppen wie die der Was­ quisten, nachgewiesen werden konnten. Demgegen­ serkäfer bisher sehr selten, oder wurden bisher kaum über besitzen die randlichen meist unzugänglicheren publiziert. Die zahlreichen Sammler erwähnen meist Moorgebiete (Nieder- und Ubergangsmoore) ein nur besonders seltene Arten. Doch gerade das ge­ reichhaltiges Arteninventar. Sie dienen zahlreichen samte Arteninventar macht Vergleiche mit älteren Arten als Refugialgebiet. Die Beunruhigung und oder zukünftigen Erhebungen möglich, die einen Wasserbelastung wirkt sich demnach nicht nur auf die Einblick in die Dynamik dieses aquatischen Lebens­ Wirbeltiere sondern auch auf die Insekten aus. raumes geben aber auch anthropogene Einflüsse an- zeigen können. II. Methodik III. Untersuchte Gewässer Der Nachweis der Libellen erfolgte bestandsscho­ nend durch Beobachtung, die in einigen Fällen durch Die oberbayerischen Osterseen (südl. 594 m NN, den Fang der Tiere belegt werden muß. Hierbei ist nördl. 584 m NN), die sich südlich an den Starnberger der Fund von Zygoptera durch die geringe Flugmobi­ See anschließen, bilden eine Seenkette, die glazialen lität einfacher als die von Anisoptera, von denen Ursprungs ist. Ursprünglich waren es Toteisseen in häufig nur Fernglasbeobachtungen vorliegen. Beob­ der durch Hohlformen charakterisierten Oberfläche, achtungen und Fänge beziehen sich auf die Umge­ die von terrassenartigen Schotterkörpern der Grund­ bung der in Abbildung 1 markierten Fundorte, die die moräne des Starnberger Gletschers umgeben und freien Wasserflächen, Uferzonen, Röhrichte, Groß­ eingeengt wurden (FEHN 1968). Später haben Fließ­ seggenriede, Ränder der Bruchwälder und Spirken- gewässer besonders aus dem Südwesten einzelne bestände, Schwingrasen, Hochmoorkomplexe, Hei­ Seen gespeist, was zu einer Verbindung der zahlrei­ den, Bülten- und Schienkenareale, randlichen Wege. chen stehenden Gewässer führte. Isolierte Restseen Fließgewässer (meist kanalisiert) und Quellenein­ sind jedoch stellenweise bis heute erhalten ebenso zugsgebiete umfassen. Die angegebenen Fundorte wie die randlichen kleinen Senken der Drumlinkör­ der Larven beziehen sich auf das Gewässer selbst. per. Einen wesentlichen Beitrag zur Wasserführung Auf Beobachtungen zu Schlüpfvorgängen, Kopulati­ liefern auch die Hang- und Seequellen, die vor allem dem Südteil des Großen Ostersees seinen besonderen * Mit freundlicher Unterstützung des Landesamtes für Umwelt­ Charakter verleihen. Die Seen des Gebietes, das etwa schutz München und der Gemeinden Seeshaupt und Iffeldorf. 10 km2 groß ist, unterliegen alle einer langsam fort-

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schreitenden Verlandung, in deren Verlauf sich un­ 3. Gröbensee (0, SO) terschiedliche Sukzessionsstadien ausbilden. So fin­ Verlandungszone mit ausgedehnten Röhrichten det man Niedermoore, Ubergangsmoore, Bruchwäl­ und Großseggenrieden; hier zahlreiche größere freie der und Hochmoore im Einzugsgebiet der Seen, je Wasserflächen mit Seerosen, die bei Hochwasser mit nach ihrer Abhängigkeit vom Grund- oder Nieder­ dem See in Verbindung stehen. Im Westen dichte schlagswasser, was wiederum durch die Höhe des auf­ Spirkenbestände am Rand des westlichen Weid-Fil- stockenden Pflanzenwuchses beeinflußt wird. Aus­ zes. gehend von der Topographie erscheint es sinnvoll, die a. Uferzone (freie Wasserfläche mit vereinzelt ste­ Seenkette in zwei Abschnitte zu gliedern, von denen henden Riedhalmen, geringe Strömung) der eine die nördlichen Seen umfaßt (nördlich des Großen Ostersees). Hier ist die Verlandung weit fort­ b. Kleinteiche (im Verlandungsabschnitt im Ried geschritten und die steil ansteigenden randlichen Ter­ größere Wasserflächen mit Pflanzenwuchs - Nym- rassen sind vom Wasserkörper weit entfernt. Östlich phaea, Myriophyllum, Utricularia usw.). Die Klein­ an dieses Areal schließt sich eine sehr ausgedehnte teiche werden teilweise von Quellen gespeist oder Hochmoorfläche, das Weidfilz, an, das jedoch nicht sind Limnokrenen (Quelltöpfe) direkt in diese Untersuchung einbezogen wurde. Die 4. Lustsee (W, NW) südlichen Seen mit dem Großen Ostersee und den sich im Südosten anschließenden zahlreichen kleine­ Tiefster, oligotropher See der nördlichen Seenket­ te, größte Sichttiefe; durch Seequellen und westliche ren Seen, die durch die Ortschaften Iffeldorf und Hangquellen gespeist (ZORELL 1940/41, LEHER Staltach stark beeinflußt sind, kennzeichnet die ge­ 1958, MELZER 1976); beste Wasserqualität, da ringe Ausdehnung der Verlandungsflächen und vom Durchfluß, der von den südlichen Seen ausgeht, Riedzonen, was auf die direkt angrenzenden steilen unabhängig. Im Westen nur ein schmaler Schilfstrei­ Hänge der Schotterstufen und die Tiefe der Gewässer zurückzuführen ist. fen mit einzelnen isolierten Tümpeln, die durch Quellaustritte im zum Hang hin ansteigenden Bruch­ Im Verlauf von 25 Exkursionen in den Jahren 1980 wald gespeist werden. Im Norden ausgedehnte Ried­ und 1981 (bei den Chironomiden wurden auch schon flächen mit zahlreichen Schlenken (Niedermoor), 1979 einige Probeserien genommen, s. REISS 1984), nach Nordosten Übergang in ein kleines Spirkenfilz die der Aufnahme der aquatischen Insekten im Ge­ (s. 12) und eine Heidefläche, die auf einem biet dienten, wurden 15 verschiedene Lokalitäten trockengefallenen Bültenkomplex aufstockt. festgesetzt und jeweils aufgesucht. Es ist verständlich, a. Uferzone (Schilf, Mulmschichten als Seggentorf­ daß diese Areale, die sich teilweise noch in unter­ schiedliche Lebensraumtypen aufgliedern, nicht mit auflage, kaum Wasserpflanzen, randlich z. T. Braun­ moose) gleicher Intensität besammelt werden konnten. Die Fundortangaben beziehen sich bei den Libellen auf b. Schlenken (im Nordteil von Seeufer entfernt im die Umgebung der bezeichneten Gewässer, bei Er­ Niedermoor Schlenken mit dichter Schlammlage) wähnung der Larven und der übrigen aquatischen Waldquelle (Quelltrichter im Bruchwald, randlich Tiergruppen auf diese selbst. Die Numerierung der dichte Laubstreu) Biotope wird bei der Erfassung der Insekten beibe­ halten, so daß es zu fehlenden Fundpunkten kommen 5. Stechsee (W, SW, O) kann, wenn hier die betreffende Tiergruppe nicht be­ Im Südwesten (a) mit großen Schilfbeständen und obachtet werden konnte. Die zur Biotopcharakteri­ Cladiumrieden; teilweise Buchten mit freien Kiesab­ sierung wesentliche aquatische Pflanzengesellschaft, schnitten, nach Westen anschließend ein Bruchwald. die für Libellennährtiere eine wichtige Rolle spielt, Im Süden starke Feinsedimentablagerungen (Nie­ und dadurch auch für die Predatoren, ist bei den Un­ dermoor), hier einige Limnokrenen im Cladium-Be- tersuchungen von MELZER (1976) verzeichnet, für stand. Im Osten (b) ein kleiner von Fichten und Spir- die Kleingewässer liegen keine Angaben vor. ken eingeschlossener Moorbezirk mit Sphagnumbül­ Die Osterseenkette gliedert sich in die südlichen If- ten und Schlenken, die zum See hin in ein flaches feldorfer Seen und die nördlichen Seeshaupter Seen. Großseggenried übergehen, Ufer auch hier stark ver­ Die allgemeine Richtung der Entwässerung geht nach schlammt. Norden, hin zum Starnberger See. Zu den Probestel­ a. Ufer (ähnlich Lustsee, lichte Schilfbestände. len ist zu bemerken, daß in vielen Fällen größere Are­ Bodendeckung aus feinen Sedimenten) ale besammelt wurden und die Ziffer nur den Habi­ b. Ostufer (Moorbezirk mit ausgeprägten Weiher­ tattyp angibt (Abb. 1). bülten und Schlenken, zum See hin Großseggenried) Fundgewässer und Probeslellen (Abb. 1): c. Südwesten (Ufer z. T. mit Kiesbänken, keine sub- merse Vegetation, am Rand Limnokrenen mit Laub­ /. Gartensee (SW) streu) Uferzone des Verlandungsbereiches; ausgedehnte Riedflächen, hier zahlreiche Schlenken mit stark sau­ 6. Großer Ostersee und angrenzende Gewässer (NW, rem Wasser (LEHER 1958); Niedermoor mit Ten­ SW, SO, W) denz zum Ubergangsmoor, Pflanzengesellschaften s. a. Uferzonen im Ostteil des großen Ostersees mit DEUTLER 1979 dichten Schilfbeständen, Cladium fehlt hier (MEL­ 2. Ursee und abführender breiter Bach (O, SO) ZER 1976); angrenzend an die Uferbereiche Nadel­ Verlandungszone und anschließende kleine Streu­ waldbestände oder Weideflächen. Am Ufer teilweise wiesen; kleine von Vegetation bedeckte Gräben; Schotter und Tonablagerungen, Röhrichte und Großseggenriede, die nach Süden in b. Niedermoorbereich mit Limnokrenen und Hang­ das Ostersee-Filzübergehen; Hochmoor, das im Nor­ quellen im Südwesten; Cladiumried mit großen den an kleine Bruchwaldbestände angrenzt (FEHN Schlenken und flachen Kleinteichen, anschließend 1976) ein lichter schmaler Bruchwaldstreifen.

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c. Alter Zuflußbereich aus dem Fohnsee mit dichtem 10. Fischkaltersee (SO) Schilfbestand, verzweigtes Grabensystem, das durch Uferzone mit Cladium mariscus- und dichten sehr große Limnokrenen gespeist wird; nach Nord­ Phragmites- Beständen; mächtige Faulschlammabla­ osten schließt sich ein Großseggenried an, das fort­ gerungen; der südliche Teil durch die auf dem anstei­ schreitend zum Hang des Hartausläufers abgedrängt genden Terrassenabschnitt aufstockenden Nadel­ wird. holzbestand stark beschattet, der Uferstreifen sehr d. Einflußbereich des Stichgrabens aus dem Fohnsee schmal. Im See selbst werden vom Landesamt für in den Großen Ostersee. Hier im Großen Ostersee im Wasserwirtschaft Belüftungsmaßnahmen durchge­ Anschluß an die groben Kiese auf Tonschlamm führt, die zum Abbau der Faulschlammschichten und dichte Bestände von Nuphar lutea und eine Insel mit der negativen Sauerstoffbilanz beitragen sollen (Ver­ dichtem Binsenbestand. such). e. Große Limnokrene mit starkem submersen Be­ wuchs bei der Lauterbacher Mühle. 11. Frechensee (S, S W) Vom eigentlichen Osterseensystem durch einen 7. Fohnsee (W) Moränenzug isoliert. Muldenlage, meist steile Ufer­ Westufer mit vorspringender Landspitze; randlich hänge mit Mischwald; Uferbank jedoch flach ausge­ dichtes Cladiumried mit Schilfbeständen, ständig dehnt und mit Schilf und Binsen bestanden. Offenbar überschwemmt; kleinere freie Wasserflächen mit ausgedehnte submerse Pflanzenbestände, nährstoff­ Wasserschlauch und Fieber-Klee besetzt. An der reich. Bei Bestandsaufnahme nur Chironomiden in Landzunge steile Uferränder, feines Sediment mit Stichproben berücksichtigt. größeren Cladium- und Phragmitesinseln. Nach Nor­ den dichtes Großseggenried, das meist über­ 12. Moorkolk, NW Gröbensee schwemmt ist. Die Beeinflussung durch den Badebe­ trieb wird durch das Einschwemmen der Sedimente Kleines Moorauge in einem sehr begrenzten Spir- in die Riedbereiche sichtbar. kenfilz nordwestlich des Gröbensees zwischen Lust­ see und Gartensee. Hochmoor mit entsprechender Der Fohnsee wird durch die Abwassereinleitungen Pflanzengesellschaft; in die freie Wasserfläche, die der sich im Süden anschließenden Gemeinde neben von nassen Schlenken umgeben ist, ragt Sphagnum- den folgenden Seen stark beeinflußt; der große Was­ Schwingrasen (Vegetation entspricht den Angaben serkörper (Tiefe bis 23,7 m nach Z O R EL L1940/41) von LEHER 1958, Fundpunkt E, F). Am West- und verhinderte jedoch bisher eine zu starke Phosphatbe­ Ostufer reicht der Latschenbestand bis unmittelbar lastung und Eutrophierung. an das freie Wasser; der ausgedehnte Schilfbestand der Seen reicht von Osten bis auf 30 m heran, von Sü­ Staltacher Seen (8 -1 0 ) den bis auf 20 m. Die Beeinflussung dieses Hochmoo­ res durch andere Elemente aus benachbarten Habi­ Hierbei handelt es sich um eine Seenkette, deren taten wird dadurch deutlich. einzelne Glieder sicher unterschiedlichen Beein­ flussungen besonders der Gemeinde Iffeldorf unter­ liegen. Vereinzelte Proben wurden hier aus dem Eis­ 13. Brückensee (N, W) haussee, dem Herrensee und dem Fischkaltersee Kleines Moor mit zentralem Teich, das durch rand- entnommen (Abb. 1). liche steile Hänge abgeschlossen ist. Verschiedene Moortypen sind hier ausgeprägt. Im Norden schließt sich ein kleiner Erlenbruch an, im Osten hochmoori­ 8. Eishaussee (SW, O) ge Vegetation, im Südwesten ausgeprägte Bülten und a. Zufluß zum Fohnsee, tiefer Graben mit dichtem Schlenken (Weiherbülten). Im Nordwesten flaches Bestand von Nuphar lutea Ried, das in die Cladiumbestände am Seeufer über­ b. Ostufer mit Schilfbestand, steile Uferböschung geht. Ufer steil abfallend und aus mächtigen Torfla­ mit Laubgehölzen, die an einigen Stellen im Uferbe­ gen gebildet, nach NW schließen sich Sauergraswie­ reich zu dichten Laubstreuschichten führen (hier Ab­ sen und hangliegende Weiden an. Im Weiher selbst sterben großer Muschelbestände). Der See selbst dichte Seerosenbestände, die im Torfboden wurzeln; stark eutrophiert, im Sommer dichte Wasserblüte. am Rand überall ausgedehnte z. T. tiefe Schlenken, Dieser See zeigte 1974/75 (MELZER 1976) die die auch bei Niedrigwasser feucht bleiben. Eine stärkste Abnahme der Sichttiefe, bedingt durch die Verbindung zum Großen Ostersee wird durch einen große Zunahme derTrophiestufe. stark verwachsenen Graben mit Durchstich gewähr­ leistet, ein Abfluß war jedoch nicht zu beobachten. a. Seeufer (Ubergangsmoor bis Hochmoor, randlich 9. Herrensee (W) anstehender Torf; als submerse Vegetation nur Westufer mit dichtem Phragmites-Bestand und Nymphaea, am Ufer vereinzelt Cladium-Riedinseln; vereinzelt Cladium mariscus. Kaum submerse Vege­ im Westen ausgeprägte Bülten- und Schlenkenzone). tation über den Seetonen; Ufer von Braunmoospol­ b. Schlenken (NW, flache Schlenken zwischen den stern überwachsen. Randlich vereinzelte Gebüsche Seggeninseln, Braunmoose, Bodenbesatz aus feinem und sich anschließende Streuwiesen sowie landwirt­ Torfschlamm gebildet). schaftliche Nutzflächen. Stark veralgter Graben als blind endender Ausläufer 14. Lichtenbach, zwischen Ameisensee und Stechsee des Bräuhaussees zieht westlich des Herrensees in den nördlich angrenzenden Bruchwald; durch Verbindungskanal unter der Lichtbrücke (Straße dichten Pflanzenwuchs stark eingeengter Wasserkör­ + Bahnlinie) mit groben Schottern; vor der Einmün­ per. dung in den Stechsee mit randlichen dichten Schilf-

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beständen und flutenden Wasserpflanzen; die Röh­ Die Fläche der Seen sowie deren größte Tiefe, mitt­ richtkomplexe werden stets durchflossen. Eine lere Tiefe und Volumen sind der ’Morphometrischen Steinsperre verhindert das Abwandern der Fische aus Übersicht’ von MELZER (1976) und ZORELL dem Südteil der Seenkette. Breite des Fließgewässers (1941) zu entnehmen. Da ausgesprochen profúndale 4-6 m, Wasserqualität entsprechend der vorgelager­ Arten, d. h. Bewohner der Tiefenzone von Seen, bei ten Seenkette, sonst kalkreich und oligotroph, wie den hier behandelten Tiergruppen nicht auftreten, alle nördlichen Seen. wurde auf Angaben bezogen auf die Morphologie der Seen verzichtet. Zum Nachweis der aquatischen Ma- 15. Weid-Filz (W) croinvertebraten wurden nur die Uferzonen besam- melt. Dieses Hochmoor schließt südlich und südöstlich an das Osterseefilz an; im Westen ausgedehnte Spir- kenbestände, im Osten freie Hochmoorflächen, diese IV. Das Arteninventar durch Stichgräben teilweise in eine flächendeckende Heide umgewandelt. Hier zahlreiche Torfstiche. A. Odonata Dieses Areal wurde nur selten begangen; Nachweise Die Odonata, die faunistisch sicher mit zu den von Libellen zeigen nur einen kleinen Ausschnitt des bestuntersuchten aquatischen Insektengruppen ge­ Sommeraspektes. hören, sind allein von ihrer geringen Artenfülle und

Tabelle 1 Nachgewiesene Libellenarten im Gebiet der Osterseen und ihre Verteilung auf die unterschiedlichen Gewäs­ ser. Zum Vergleich die Angaben von DEUTLER (Habitat 1 und 14) • häufig bis sehr häufig; O vereinzelt bis regelmäßig (nicht häufig); • Einzelfunde, selten

Arien Fundorte Nachweis Deutler

1 2 3 4 5a 5b 6a 6b 6c 6d 6 e 7 Ba 8b 9 1 0 12 1 3 1 4 15 1 1 4

Calopteryx splendens (Harris) 0 Q o . • • V * Calopteryx virgo (L.) o 0 + fusca (Linden) 0 o o + Brauer • ° + + sponsa (Hansemann) 0.0. + + Lestes viridis (Linden) 0 ° o • + Platycnemis pennipes (Pallas) • 0 • • • o 0 • + + Pyrrhosoma nymphula (Sulzer) o o . 0 Erythromma najas (Hansemann) 0 Coenagrion hastulatum (Charp.) Coenagrion puella (L.) • ..00 .... • . o o + + Coenagrion pulchellum (Linden) • 0 * 0 . o • • O + + Nehalennia speciosa (Charp.) Enallagma cyathlgerum (Charp.) 0.00. 0 . o . o 0 + + Ischnura elegans (Linden) • ••00 0 • ♦ 0 • 0 o . . 0 o • ° • + +

Brachytron pratense (Müller) L L L . L

Aeshna cyanea (Müller) Aeshna grandis (Müller) OOOOOO O 0 0 0 0 + + Aeshna isósceles (Müller) L Aeshna Juncea (L.) . . O 0 0 O • • + + Anax Imperator Leach Ophiogomphus serpentinus (Charp.) Onychogomphus forcipatus (L.) L + Cordulia aenea (L.) o Soraatochlora flavomaculata (Linden) L + + Somatochlora metallica (Linden) + Libellula depressa L. Libellula fulva Müller

Libellula quadrimaculata L. . 0 . . + Orthetrum brunneum (Fonsc.) L Orthetrum coerulescens (Fabriclus) 0 + + Sympetrum danae (Sulzer) 0 0 • 0 0 • . ö ° 0 • + + Sympetrum depressiusculum (Selys) + + Sympetrum flaveolum (L.)

Sympetrum fonscolombei (Selys) + Sympetrum pedemontanum (Allioni) . 0 0 + +

Syrapetrum sanguineum (Müller) 0 . . . O . o 0 0 0 + + Sympetrum vulgatum (L.) o O 0 o 0 + + Leucorrhinia caudalis (Charp.) L

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ihrer meist auffälligen Erscheinung her in Mitteleuro­ Sammelintensität zurückzuführen ist. Auch machte pa zur Klassifizierung von Gewässern geeignet. Zahl­ die Vielzahl von Beobachtungs- und Fangarealen es reiche Arten können als Indikatoren herangezogen unmöglich, alle Imaginalnachweise zu verzeichnen. werden. Leider führt diese Zuordnung häufig zu der Demgegenüber konnten jedoch auch einige Arten als irrigen Meinung, man könne potentielle Arten einem Larven nachgewiesen werden (Abb. 2). Hier sind zu nicht näher untersuchten Biotop zuordnen. Hierzu ist nennen Brachytron pmtense (Müller) (kleine Mosa­ über die Autökologie und die Vernetzung der Arten ikjungfer), Onychogomphus forcipatus (L.) (kleine im Ökosystem trotz der in der letzten Zeit zuneh­ Zangenlibelle), Aeshna isosceles (Müller) (Keilfleck­ menden Zahl an ökologischen Arbeiten zu wenig be­ libelle), Orthetrum brunneum (Südlicher Blaupfeil) kannt; die Ursachen einer Habitatbindung sind selbst (Fonsc.), Somatochlora flavomaculata (Linden) (ge­ bei dieser Gruppe ungeklärt. Der Nachweis der adul­ fleckte Smaragdlibelle) und Leucorrhinia caudalis ten fliegenden Libellen an einem Gewässer gibt vor (Charp.) (Östliche Moosjungfer), deren Imaginal- allem bei den mobilen Anisoptera (Großlibellen) stadien in Einzelexemplaren an ganz anderen Loka­ noch keinen Hinweis auf eine erfolgreiche Besied­ litäten gefunden werden konnten, bzw. diese nur von lung des Gewässers durch die Larven. Zahlreiche Ar­ DEUTLER (1979) verzeichnet wurden. Aus den ten sind vagabundierend, was auf ein differenziertes Sammlungsbeständen der Zoologischen Staatssamm­ Nahrungsspektrum zurückgeführt werden kann lung München liegen Individuen aus dem Gebiet von (Larve - Wasserinsektenlarven, Imago - terrestri­ Seeshaupt vor, eine Angabe, die mit Sicherheit auch sche Insekten). Die Bestimmung der Larven, vor al­ den Nordteil der Osterseenkette einschließt. Neben lem des ersten Stadiums, ist bis heute trotz der Ar­ den Arten, die auch im Verlauf dieser Bestandsauf­ beiten von FRANKE (1979), SCHMIDT (1936), nahme nachgewiesen werden konnten, fand BILEK SCHIEMENZ (1953) und GARDNER (1977) sehr noch Leucorrhinia rubicaunda L. (leg. BILEK 1954) schwierig. Die Imagines können demnach nur vage und Gomphus vulgatissimus L. (leg. BILEK dem Wohngewässer zugeordnet werden, die Biotope 1948-62?). werden daher meist großräumig klassifiziert. Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, daßlschnura elegans Aus Oberbayern liegen vereinzelt neuere faunisti- (Linden), Coenagrion puella und C. pulchellum sowie sche Untersuchungen vor. Besonders erwähnenswert Aeshna grandis (Müller), Sympetrum danae (Sulzer) ist die Erfassung der Libellenfauna der schwäbisch­ und Sympetrum vulgatum (L.) zu den weit verbreite­ bayerischen Hochebene von FREY (1951), an deren ten Arten im Gebiet gehören. Erstaunlich selten sind Gewässern der Autor 66 Arten nachgewiesen hat. die sonst ebenfalls häufigen Bewohner unserer Ge­ Aus Nordtirol werden 56 Arten (ST. QUENTIN wässer, wie Lestes sponsa (Hansemann), Aeshna cya- 1959), dem Murnauer Moos während eines Beobach­ nea (Müller) und Libellula depressa L. Einige der tungsjahres 39 Arten (BURMEISTER 1982) und nachgewiesenen Arten verdienen besondere Beach­ dem Chiemseegebiet 38 bzw. 43 Arten (LOHMANN tung (Abb. 2). 1967, CASPERS 1981) gemeldet, ln der Untersu­ chung von DEUTLER (1979) werden unterschied­ Calopteryx splendens (Harris) und Calopteryx virgo liche Lokalitäten im Einzugsgebiet des Starnberger (L.) Sees (Bernried-Seeshaupt) auf ihren Besatz an Libel­ Beide Arten gehören zu den auffälligsten Faunen­ len geprüft. Zwei der dort angegebenen Fundorte be­ elementen unserer Fließgewässer. Gegenüber den ziehen sich auf das Osterseegebiet und sind mit langsam fließenden Verbindungsgewässern der nörd­ den hier vorliegenden Funddaten direkt vergleichbar. lichen Seenkette scheint C. splendens eine höhere To­ DEUTLER (1979) erwähnt aus diesem Areal 24 Li­ leranz zu besitzen als C. virgo, was dem niedrigeren bellenarten und versucht deren ökologische Vernet­ Sauerstoffbedarf dieser Art entspricht (ZAHNER zung aufzuhellen. 1959, JU R Z ITZA 1978). Auch im Einzugsgebiet des An den Osterseen konnten insgesamt in den Jahren Großen Ostersees und am Lichtenbach, einem klei­ 1980 und 1981 während 21 Beobachtungstagen 39 nen Fließwasserabschnitt, dominiert deutlich C. Libellenarten nachgewiesen werden (Tab. 1). Diese splendens. Larven dieser Art konnten ausschließlich Zahl, die der Untersuchung von BURMEISTER hier und am Einlauf des Grabens vom Fohnsee in den (1982) im Murnauer Moos entspricht, zeigt den Großen Ostersee nachgewiesen werden (6d). Deut­ Reichtum des Untersuchungsgebietes an unter­ lich war eine Abnahme der Populationsdichte 1981 schiedlichen Habitaten. Durch besondere Zusam­ gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. Inwieweit mensetzungen im Arteninventar und durch sehr auf­ dies auf einen zufälligen Massen wechsel oder auf eine fällige Massenentwicklungen sonst allgemein seltener Zunahme der anthropogen bedingten Belastung zu­ Libellen ist dieses Gebiet gekennzeichnet. Dies trifft rückzuführen ist, kann nicht abgeschätzt werden. auch auf andere aquatische Insektengruppen zu, die War im Jahre 1980 an der begrenzten Schilfinsel am eine Reliktbesiedlung dieses Raumes anzeigen. Die Einlauf ein Zahlenverhältnis von 20:6 (C. splendens: Osterseenplatte als glazial geformte geomorpholo- C. virgo ) zu verzeichnen, so war dies 1981 nur noch gische Erscheinung beherbergt eine Reihe von Arten, 8:1 zur gleichen Jahreszeit und bei ähnlicher Wetter­ die boreomontan verbreitet sind. Hinzu kommen Zu­ lage. Ähnliche Rückgangsphänomene zeigten in die­ wanderer aus dem Süden, die hier durch besonders sem Abschnitt die Malermuschel Unio pictorum, von klimatische Bedingungen ebenfalls überdauern kön­ der zahllose juvenile tote Individuen ausgespült wur­ nen. So sind in dieser Seenplatte Reliktarten und den, sowie die Köcherfliege Molanna im Fohnsee am einwandernde Arten nebeneinander anzutreffen Ablauf. (Abb. 2). Sympecmapaedisca Brauer DEUTLER (1979) konnte am Gardasee 20 Das Vorkommen dieser Kleinlibelle im Gebiet der Libellenarten und am Lichtenbach 22 Arten Osterseen (Abb. 3) ist sicher als einmalig zu bezeich­ nachweisen. In den Untersuchungsjahren 1980 und nen und kennzeichnet das Gebiet in besonderer 1981 waren an diesen Lokalitäten 16 bzw. 15 Arten Weise. Diese von PRETSCHER (1977) als stark ge­ zu beobachten, was mit Sicherheit auf die geringe fährdet klassifizierte Art wird neben dem nördlichen

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Verbreitungsgebiet aus Bayern und Oberschwaben QUENTIN 1960, JAKOB 1969) in Bayern bei Re­ sowie Nordtirol (FREY 1951, BREHME 1974, ST. gensburg, Kahl und Aschaffenburg (MAY 1933). QUENTIN 1959) nur vereinzelt gemeldet. ST. QUENTIN (I960) weist ein reliktartiges Auftreten Ophiogomphus serpentinus (Charp.) in Mitteleuropa nach und JAKOB (1969) stellt fest, Diese eurosibirische Libelle ist nur im Osten daß S. paedisca in Mitteleuropa ausgesprochen wär­ häufig, sonst allgemein selten. Sie bevorzugt schnell meliebend und die Verbreitung möglicherweise auf fließende Gewässer; die Larven sind auf sandigem Gebiete relativ milder Wintertemperaturen be­ Grund anzutreffen. SCHIEMENZ (1953) erwähnt schränkt ist. Die überwinternden Imagines vertragen ein gegenüber den übrigen mitteleuropäischen Temperaturen bis -17°C. Bereits DEUTLER weist Gomphidae erhöhtes Sauerstoffbedürfnis. Erstaun­ auf einen mitteleuropäischen Verbreitungsschwer­ lich ist das Vorkommen am Zulauf zum Großen punkt im Gebiet der Osterseen hin. Besonders häufig Ostersee (6d). Hier konnten zwei Individuen, von war diese Art im Einzugsgebiet der Moore und der denen eins frisch geschlüpft war, beobachtet und ge­ Cladium-Riede zu beobachten. In den randlichen fangen werden. Dieser Zulauf ist weder rasch flie­ Schilfzonen der nördlichen Seenkette und vor allem ßend noch sauerstoffreich und entspricht in keiner auf der trockengefallenen Heidefläche am Lustsee Weise einem Mittelgebirgsbach, doch ist er deutlich (4) konnten mehrere 100 Individuen beobachtet wer­ in seiner »Qualität« vom Fohnsee abgesetzt (wie den. Die verwandte Art Sympecma fusca (Linden) auch der Große Ostersee). Welche Bedingungen war demgegenüber nur vereinzelt oder selten anzu­ zur erfolgreichen Besiedlung dieses Gewässers treffen. Larven konnten nur in den Schlenken und durch die in Bayern stark gefährdete (Rote Liste) und Cladium bewachsenen Uferzonen des Brückensees in der Bundesrepublik Deutschland vom Aussterben gefangen werden. Im Vergleich mit den Verbrei­ bedrohte Libelle hier gegeben sind, ist nicht abzu­ tungsangaben von SCHIEMENZ (1953) kann ein schätzen. Ophiogomphus serpentinus wird von FREY verwischter Glazialreliktcharakter dieser Sibirischen (1951) ebenfalls für das Osterseegebiet erwähnt; An­ Winterlibelle S. paedisca angenommen werden. Dies gaben fehlen jedoch bei jüngeren Aufsammlungen bestätigt die Herkunft und geringe Veränderung des (LOHMANN 1967, DEUTLER 1979, CASPERS Gebietes. 1981). Nehalennia speciosa (Charp.) Onychogomphus forcipatus (L.) Diese kleinste Libelle unserer Fauna wurde viel­ Diese ebenfalls an klare fließende Gewässer mit fach übersehen, so daß sie als selten klassifiziert wur­ sandigem Grund gebundene Libelle gilt als stark ge­ de. Auch im Verlauf der Untersuchung konnten nur fährdet. Der Rückgang, der in Bayern noch die ge­ Einzelindividuen nachgewiesen werden. Die Bin­ ringsten Ausmaße hat, kann auf die Gewässerver­ dung an Equisetum-Sümpfe und Carex-Schwingrasen schmutzung und die Verbauungen der Gewässer zu­ läßt diese Art nur in Moorgebieten erwarten (BUR­ rückgeführt werden. DEUTLER (1979) konnte am MEISTER 1982). Prinz RASSO von BAYERN Lichtenbach (14) einige Individuen beobachten, und (mündl. Mitteilung) hat sie im Gebiet häufig beob­ im Verlauf dieser Erhebung waren in diesem Ab­ achtet und meldet auch vom Bernrieder Filz eine schnitt einige Larven auf dem kiesigen und auch fein­ beachtliche Population. Die Verbreitung und Ökolo­ schlammigen Untergrund nachzuweisen. Bei fort­ gie von Nehalennia speciosa wurden erst durch die schreitender Belastung der Gewässer der südlichen neueren Funde aufgeklärt (FREY 1951, LOH­ Seenplatte, die alle durch den Lichtenbach in die MANN 1967, DEUTLER 1979, CASPERS 1981, nördliche Seenkette entwässern, die der Gr. Ostersee BURMEISTER 1982). als biologischer Filter absichert, ist ein starker Rück­ Brachytron pratense (Müller) gang bzw. das Verschwinden der hier lebenden Während der Beobachtungszeit konnte nur ein In­ Benthosorganismen zu befürchten, wie dies CAS­ dividuum dieser Art erbeutet werden. Demgegen­ PERS (1979) bereits im Chiemseegebiet beobachten über waren Larven sehr zahlreich in den unterschied­ konnte. lichen Gewässern zu finden (Tab. 1). Die Larven las­ Cordulia aenea (L.) und Somatochlora- Arten sen sich dank der Darstellungen und Beschreibungen Cordulia aenea, die von SCHIEMENZ (1953) und von FRANKE (1979) und SCHIEMENZ (1953) so­ ST. QUENTIN (1959) als eurytop, von SCHMIDT wie SCHMIDT (1936) gut klassifizieren. Diese (1963) als tyrphophil bezeichnet wird, konnte vor al­ Großlibelle erscheint bereits im Mai und bevorzugt lem an Hochmoorbiotopen besonders am Brücken­ den Rand schilfbestandener größerer stehender Ge­ see und der benachbarten Schilfzone des Großen wässer. Die Häufigkeit der Larven, die gegenüber der Ostersees beobachtet werden. Dies entspricht den anderer Aeshniden Larven auffällig war, läßt eine Funden von BURMEISTER (1982) im Murnauer große Population erwarten. Moos. DEUTLER erwähnt diese Art weder für das Aeshna isosceles (Müller) Osterseengebiet noch für das Hochmoor Bernrieder Diese seltene Libelle wurde für Oberbayern erst­ Filz, verweist aber auf die leichte Verwechslung mit mals 1949 von H. B1LEK (München) am Stechsee im Somatochlora metallica. Eine solche ist bei diesen Gebiet der Osterseen nachgewiesen (FREY 1951). Angaben nicht auszuschließen, so daß jedes beob­ Diese Libelle gilt als stark gefährdet (PRETSCHER achtete Individuum zum Nachweis gefangen werden 1977). Im Untersuchungsgebiet konnte eine Larve in mußte. Nicht derartig bestimmte Tiere werden nicht den Schlenken am Brückensee nachgewiesen wer­ aufgeführt. Das Fehlen von S. metallica in den Jahren den. Uber die ökologischen Ansprüche widerspre­ 1980 und 1981 ist auffällig, könnte jedoch auf einem chen sich die Angaben der Autoren, ebenso wie über Massenwechsel beruhen, da auch Somatochlora fla- ihre Fluggewohnheiten. Eine Habitatbindung an vomaculata zwar als Larve, jedoch nur zwei Imagines Moore erwähnt unter anderem SCHMIDT (1978). in dieser Zeit gefangen wurden, obwohl DEUTLER Funde aus dem Chiemseegebiet liegen nicht vor. Ge­ (1979) an beiden Fundpunkten (1, 14) zahlreiche In­ meldet wurde diese zur Invasionsfauna aus dem west­ dividuen beobachten konnte. Im Gegensatz zu den lichen Mittelmeergebiet zählende Libelle (ST. beiden anderen Arten beobachtete man S. flavoma-

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culata über den Verlandungsbereichen und in Wald­ Leucorrhinia caudalis (Charp.) nähe jedoch fast nie über der Wasserfläche. Als typische Bewohner der Moorgebiete konnte im Bereich der Osterseen nur diese Art unter den Leu­ Libellula fulva (Müller) corrhinia- Arten im Weid-Filz gefunden werden. Hin­ Diese Großlibelle gilt in Deutschland als selten, zu kommt der Nachweis einer Larve, die durch nur lokal sind mehrere Funde bekannt. FREY (1951) charakteristische Dorsaldornen ausgezeichnet ist gibt verstreute Funde an, erwähnt aber ausdrücklich (FRANKE 1979), in einer großen Schlenke am Grö- das Osterseegebiet. Ein einziges Exemplar konnte an bensee (3). Die mächtige Torfauflage des Bodens be­ der Südostspitze des Großen Ostersees nachgewiesen stätigt die Bindung dieser Arten an Torfgewässer. werden. DEUTLER (1979) verzeichnet ebenso wie Möglicherweise ebenfalls Vertreter dieser Art konn­ LOHMANN (1967) und CASPERS (1981) keine ten vereinzelt auf den Seerosenblättern ruhend an neueren Funde aus dem Gebiet. den nördlichen Seen beobachtet werden. Eine Art­ Orthetrum brunnewn (Fonsc.) diagnose war jedoch in solchen Fällen nicht möglich. Von dieser sehr seltenen Art konnte nur eine Larve Als Bewohner der zurückgehenden Moore ist auch im Cladium-Ried des Fohnsees (7) nachgewiesen diese Art wie die Vertreter dieser Gattung überhaupt werden. SCHIEMENZ (1953) erwähnt als Habitate in ihrem Bestand stark gefährdet. Nachweise ver­ besonders feuchte Wiesen in Gebirgsgegenden, zeichnen FREY (1951), im Gegensatz zu DEUT­ schließt jedoch Torfgewässer aus. ST. QUENTIN LER (1979), auch im Osterseegebiet sowie LOH­ (1959), FREY (1951) und CASPERS (1981) führen MANN (1967) und CASPERS (1981) im Chiemgau. Funde aus dem Alpenraum und dem Alpenvorland auf. Über die Entwicklung ist bisher nur wenig be­ Neben den verzeichneten Nachweisen der Imaginal- kannt. stadien (Tab. 1) und der besonders erwähnten Lar­ ven, konnten Larvenstadien und Imagines noch von Orthetrum coerulescens (Fabricius) zahlreichen weiteren Fundlokalitäten gemeldet wer­ Der Kleine Blaupfeil bevorzugt Moorgräben, Torf­ den. So wurden noch Larven folgender Arten ver­ gewässer und Gräben mit schwach fließendem Was­ zeichnet: Lesles viridis, Platycnemis pennipes, ser (SCHMIDT 1929, SCHIEMENZ 1953). FREY Enallagma cyathigerum, Coenagrion puella und C. (1951) meldet zahlreiche Funde in Oberbayern, pulchellum, die artlich nicht getrennt werden können, DEUTLER (1979) erwähnt Funde dieser stark be­ Pyrrhosoma nymphula, Coenagrion hastulatum, drohten Art vom Lichtenbach. Während dieser Er­ Ischnura elegans, Aeshna cyanea, Aeshna grandis, hebung konnte diese Art im Bereich der nördlichen Aeshna sp., Libellula sp., Sympetrum danae und Seenkette selten aber beständig beobachtet werden. Sympetrum vulgatum sowie nicht näher bestimmbare Häufiger waren die Tiere im Uferbereich des nördli­ Sympetrum-Larven. chen isolierten Hochmoorteiches und den sich an­ schließenden Schilf- und Spirkenbeständen. Nach­ Fließwasserarten weise der sonst häufigeren Libelle Orthetrum Im Untersuchungsgebiet der Osterseen wurden cancellatum (L.) fehlen im Gebiet der Osterseen. zwei Fließgewässer in die Beobachtung mit einbe­ Sympetrum depressiusculum (Selys) zogen (6d, 14). Hier konnten folgende Fließwasser­ Diese ebenfalls stark gefährdete Heidelibelle bewohner nachgewiesen werden. (PRETSCHER 1977) konnte DEUTLER (1979) im Calopteryx splendes (Harris) Gebiet überall zahlreich beobachten. Die hier durch­ Calopteryx virgo (L.) geführte, sich zwei Jahre später anschließende Beob­ Ophiogomphus serpentinus (Charp.) achtungszeit erbrachte nur vereinzelte Nachweise im Onychogomphus forcipatus (L.) Bereich der nördlichen Seen (Tab. 1). FREY (1951) Alle vier Arten sind auf der Roten Liste der gefähr­ meldet diese Art noch als häufig besonders im Ein­ deten Tierarten (PRETSCHER 1977) verzeichnet. zugsgebiet des Starnberger Sees und der Osterseen. Ihr Bestand ist durch Gewässerverschmutzung, Ufer­ Durch die Bindung an Schwingrasen und feuchte verbauung und bei den Calopteryx- Arten durch Ve­ Sumpfwiesen ist diese Art durch Entwässerungsmaß­ getationszerstörung stark gefährdet. nahmen besonders bedroht (PRETSCHER 1977). Moorliebende A rten Sympetrum fonscolombei (Selys) Ausgedehnte Teile des Untersuchungsgebietes DEUTLER (1979) konnte ein Indiviuum am Gar­ sind durch ihren Moorcharakter gekennzeichnet. So tensee beobachten. Im Zeitraum dieser Untersu­ treten Nieder-, Übergangs- und Hochmoorareale chung konnte diese aus Südeuropa einwandernde auf, in denen tyrphophile Libellen nachgewiesen wer­ Art, deren Vermehrung in unserem Raum nicht gesi­ den konnten. Ausgesprochen tyrphobionte Arten chert ist, nicht nachgewiesen werden. Die Flugge­ konnten nicht beobachtet werden. Auch Leucorrhinia wandtheit dieser Heidelibelle des Spätsommeraspek­ caudalis besiedelt neben Mooren auch Tümpel und tes macht einen gesicherten Nachweis meist unmög­ Seen. lich. Aeshna juncea (L.) Sympetrum flaveolum (L.) Cordulia aenea (L.) Ein Individuum dieser Art konnte am Brückensee Somatochlora metallica (Linden) gefangen werden. LOHMANN (1967) und CAS­ Somatochlora flavomaculata (Linden) PERS (1981) konnten diese Art regelmäßig im Be­ Orthetrum coerulescens (Fabricius) reich des Chiemsees nachweisen, doch war diese Li­ Orthetrum brunneum (Fonsc.) belle nicht häufig. FREY (1951) erwähnt die lokale Sympetrum danae (Sulzer) Häufigkeit und stellenweise Dominanz und führt Sympetrum depressiusculum (Selys) zahlreiche oberbayerische Fundorte auf. Allgemein Sympetrum pedemontanum (Allioni) besiedelt diese Art stehende Gewässer, Imagines Sympetrum vulgatum (L.) werden nur sehr selten über der Wasserfläche beob­ Libellula quadrimaculata L. achtet. Leucorrhinia caudalis (Charp.)

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Lestes sponsa (Hansemann) ren seltenere Wasserkäfer nachzuweisen, wie Crap- Nehalennia speciosa (Charp.) todytes granularis 2 Ind., Laccobius alutaceus 1 Ind., Enallagma cyathigerum (Charp.) llybius obscurus 3 Ind., Hygrotus decoratus 1 Ind., Coenagrion hastulatum (Charp.) Hydroporus rufifrons 6 Ind. Häufigere Arten wie Pyrrhosoma nymphula (Sulzer) Cuignotus pusillus (5 Ind.) und Craptodytes pictus Aeshna granáis (Müller) (6 Ind.), die als Bewohner lehmiger und pflanzenar­ mer Gewässer gelten können, waren auch hier zu fin­ Von diesen 18 Arten sind 8 ebenfalls auf der Roten den. Sie gehören vermutlich zur Litoralfauna der gro­ Liste von PRETSCHER verzeichnet. Zu den tyrpho- ßen stehenden Gewässer, die randlich lehmige Sub­ philen Arten ist möglicherweise aufgrund dieser Er­ strate besitzen, etwa wie der Große Ostersee. hebung durch ihr Auftreten im Moorbereich und ihre Häufigkeit noch Sympecma paedisca Brauer zu zäh­ ln den Quellen, die im gesamten Einzugsbereich der len, da die Tiere hier offensichtlich ein Optimum im Osterseen einen bedeutsamen Gewässertyp reprä­ Gegensatz zu dem bisher bekannten Vorkommen be­ sentieren (Abb. 1), konnten Agabuspaludosus häufig sitzen. Auch diese Art zählt zu den stark gefährdeten (4b), Agabus melanarius (4b), Hydroporus palustris Arten (s. o.). PRETSCHER (1977) gibt als Lebens­ (4b, 6c). Hydraena bohemica (6b, 6c) Laccobius bi- räume Tümpel, Weiher und Teiche an (Abb. 3). punctatus (6b), Haliplus obliquus (4b), Hydroporus striola (4b), Limnebius nitidus (4b) nachgewiesen werden. Larven von Dytisciden und Hydrophiliden B. Aquatische Coleóptera waren in den Quellen selbst nicht zu finden, dagegen Im Verlauf der faunistischen Erfassung eines Teils besiedelten einzelne Agabus- und Hydroporus- Lar­ der aquatischen Insekten im Gebiet der Osterseen ven die mit Laubstreu bedeckten Randzonen der konnten auch die Wasserkäfer mit besammelt wer­ Quelltrichter. Hier waren auch vor allem Plecopte- den. Als günstigste Jahreszeit zum Fang von Wasser­ ren-Larven nachzuweisen. käfern erwies sich das Frühjahr und der Frühsommer, Die wenigen charakteristischen Fließgewässer wer­ was jedoch auf lokale Einflüsse und besondere Wit­ den von Faunenelementen besiedelt, die häufig auch terungsbedingungen zurückzuführen ist. So war im in der Brandungszone größerer stehender Gewässer Jahr 1981 der Mai besonders trocken, so daß sich in beobachtet werden. Ebenso sind zahlreiche der in den verbleibenden kleinen Wasserlöchern zahlreiche Quellen gefundenen Arten, von denen hier Larval­ flugfähige Käfer sammelten. Natürlich besiedeln funde fehlen, Bewohner der fließenden sauerstoffrei­ zahlreiche Arten auch die großen stehenden oder chen und kalten Gewässer. Im Einzugsgebiet der langsam fließenden Gewässer im Gebiet, doch sind Osterseen konnten Haliplus fluviatilis, Orectochilus hier Nachweise nur schwer zu führen, da nur ein villosus, Oreodytes rivalis mit Larven (14), Platambus kleiner Teil des Litoralstreifens beobachtet und un­ maculatus, einige L/mm'uj-Larven, deren Artzugehö­ tersucht werden kann. Aus den Funden der Imagines rigkeit nicht genau zu ermitteln ist, und Elmis mau- lassen sich keine Rückschlüsse auf das Habitat der getii nachgewiesen werden. Larven herleiten. Von den bei HEB AUER (1974) aufgeführten tyr- Insgesamt konnten im zweijährigen Beobachtungs­ phobionten im Moor lebenden Arten konnten im Un­ zeitraum 81 aquatische Käferarten nachgewiesen tersuchungsgebiet der Osterseen Hydroporus obscu­ werden (Tab. 2). Die Verteilung der Arten zeigt Ta­ rus, und Agabus aff inis nachgewiesen werden. Als tyr- belle 2. Unter diesen Arten sind neben zahlreichen phophil sind die Wasserkäferarten Bidessus unipunc- allgemein verbreiteten Arten, die keine speziellen tatus, B. grossepunctatus, Hygrotus decoratus, Hydro­ Habitatanforderungen zu stellen scheinen, auch sol­ porus tristis, H. umbrosus, H. incognitus, H. angu- che, die selten sind oder bisher nur vereinzelt gefun­ status, H. erythrocephalus, H. rufifrons, Graptodytes den wurden. Besonders hervorzuheben ist die Diver- granularis, llybius aenescens, Enochrus affinis, E. sität in den Kleingewässern der Moorareale, die, wie ochropterus und E. quadripunctatus anzusprechen. bereits erwähnt, als Rückzugsgebiete fungieren. So Eine derartige Klassifizierung beruht jedoch weit­ konnten in einer Schlenke am Nordwestufer des gehend auf Erkenntnissen aus der lokalen Fauna, in Lustsees bei Niedrigwasser (Wasseroberfläche max. anderen Gebieten bes. in Norddeutschland können 1 m2) folgende Artenzusammensetzung gefunden wer­ ganz andere Habitatpräferenzen vorliegen. In Moor­ den. 7.4.81 - Laccophilus variegatus 2 Ind., Bides- arealen des Osterseengebietes konnten auch noch sus unistriatus 8 Ind., B. grossepunctatus 6 Ind., zahlreiche andere Arten beobachtet werden (Abb. 1, Porhydrus lineatus 2 Ind., Hydroporus erythrocepha- Probestellen: 3b, 4b, 5b, 6b, 7, 8a, 13a, 13b, 12), die lus 32 Ind., Hydroporus memnonius 3 Ind., Hydro­ jedoch nur sehr bedingt als moorliebende Arten an­ porus palustris 6 Ind., H. obscurus 3 Ind., H. trislis gesprochen werden können. Das gesamte Gebiet ist 2 Ind.,//. umbrosus2\nd.,H.striola 1 Ind ,,Agabusaf- durch Gewässer gekennzeichnet, die stark verlanden finis 3 Ind ., Copelatus haemorrhoidalis 3 Ind., Hydati- und dadurch Niedermoore ausbilden. Nieder- und cus seminiger 9 Ind., Noterus crassicornis 1 \nd., Helo- Ubergangsmoore werden auch von einer reichhalti­ phorus aquaticus 2 Ind., Helochares griseus 12 Ind., gen Fauna besiedelt, deren Optimum vermutlich in Enochrus affinis 25 Ind., £. ochropterus 1 Ind., E. stehenden Pflanzenreichen Gewässern zu suchen ist. coarctatus 1 Ind., Laccobius biguttatus 6 Ind., Hydro- Da an den Probestellen der Moorcharakter vor­ biusfuscipes 4 Ind., Dryops auriculatus 1 Ind. Am 31. herrscht, waren auch solche Arten hier anzutreffen, 5. 1981 konnte in einer annähernd gleich großen die möglicherweise im Gebiet gleich verteilt sind, da Schlenke am Brückensee (13b) eine ähnliche entsprechend günstige Lebensräume nicht zur Verfü­ Artenzusammensetzung und quantitative Verteilung gung stehen. So fanden sich in den Moorgewässern, festgestellt werden. Es traten hier ubiquitäre Arten sieht man von dem einen ungestörten Hochmoorteich hinzu, was möglicherweise auf die Beeinflussung ab (12), Copelatus haemorrhoidalis, Hydroporus durch angrenzende Habitate zurückzuführen ist: Hy- memnonius, Hydaticus seminiger, Acilius sulcatus grotus inaequalis 12 Ind., Coelambus impressopunc- und Hydraena bohemica. Der Biotop der randlichen tatus 1 Ind., Anacaena limbata 15 Ind. Zusätzlich wa­ Sphagnumpohtet am Hochmoorgewässer (12) wurde

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Tabelle 2 Nachgewiesene aquatische Coleopterenarten im Gebiet der Osterseen und ihre Verteilung auf die unter­ schiedlichen Gewässer. 0 häufig bis sehr häufig; O vereinzelt bis regelmäßig (nicht häufig); • Einzelfunde, selten

Arien Fundgewässer 2 3 a 3 b he. 4b 5b 5c 6b 6c 6d 6e 7 0a 0b 9 10 12 13a 13b 14

H a l i p l i d a e H a l l p l u s f l u v i a t l l i s Aubfc Hallplus heydeni Wehncke Hallplus llneatocollis Marsh, H a l i p l u s o b l i q u u s F. Haliplus ruficollis Deg.

G y r i n i d a e Gyrinus distinctus Aubl Gyrinus suffriani Scriba Gyrinus paykulli Ochs Gyrinus substriatus Steph. Orectochilus villosus Müller

N o t e r i d a e Noterus clavicornis Deg. Noterus crassicornis Müll. o o

D y t i s c i d a e Laccophilus minutus (1.) Laccophilus variegatus (Germ.)

Hyphydrus ovatus (L.) Bidessus grossepunctatus Vorbr. Bidessus unistriatus (Schrank)

Güignotis pusillus (F.) Coelambus impressopunctatus (Schall.) Hygrotus decoratus (Gyll.) Hygrotus inaequalis (F.) • ... *.ooo • Hydroporus angustatus Sturm Hydroporus elongatulus Sturm Hydroporus erythrocephalus (L.)

Hydroporus incognitus Sharp Hydroporus memnonius Nicol. Hydroporus niglta (F.) Hydroporus obscurus Sturm Hydroporus palustris L. Hydroporus planus (F.) Hydroporus rufifrons (Duft.) Hydroporus striola (Gyll.) Hydroporus tristis (Payk.) Hydroporus umbrosus (Gyll.) Graptodytes granularis (L.)

Graptodytes pictus (F.) Scarodytes halensis.(F.) Oreodytes rivalis (Gyll.) Porhydrus lineatus (F.) o o Copelatus haemorrhoidalls (F.) Platambus maculatus (L.) Agabus affinis (Payk.) Agabus bipustulatus (L.) Agabus congener (Payk) A g a b u s m e l a n a r l u s (Aubfe) Agabus paludosus (F.) Agabus sturmi (Gyll.)

Ilybius aenescens Thorns. Ilybius ater (Deg.) Ilybius fuliginosus (F.) Ilybius obscurus Marsh.

Nartus grapei (Gyll.) Rhantus pulverosus (Steph.) Colymbetes fuscus (L.) Hydaticus seminiger (Deg.) Graphoderes spec, (larvae) Dytiscus marginalis L, Dytiscus spec, (larvae) acilius sulcatus (L.)

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Fortsetzung der Tabelle 2 Arien Fundgewässer

2 3a 3b 4a 4b 5b 5c 6b 6c bd 6e 7 6a 8b 9 10 12 13a 13b 14 Hydraenldae Hydraena bohemica Hrblcek

Helophorldae Helophorus aquatlcus L. Helophorus brevipalpis Bedel

Helophorus griseus Herbst Helophorus minutus F.

Limnebiidae Limneblus nitidus Marsh.

Hydrophilldae Hydrobius fuscipes L. Anacaena globulus Payk. Anacaena limbata F.

Laccobius biguttatus Gerh. Laccobius blpunctatus (F.) Laccobius minutus (L.) Helochares griseus F. Enochrus afflnis Thunbg. Enochrus coarctatus Gredl. Enochrus ochropterus Marsh. Enochrus quadrlpunctatus Herbst Enochrus testaceus F. Hydrophilus caraboldes L. Hydrous piceus L. (?)

D r y o p i d a e Dryops auriculatus (Geoffr.)

Flminthldae Elmis maugetil Latr.

Limnius spec, (larvae)

von 17 Arten besiedelt, unter denen Enochrus affinis werden konnten. Nur Gyrinussuffriani war am Fohn- die größte Dichte besitzt. Das kleine Moor hat ver­ see häufig in den Riedzonen zu finden. Er gilt als mutlich eine zu geringe Ausdehnung, so daß eine Schilftier (HOCH u. FREUDE 1971) und ist in der starke Invasionsfauna hier eingreift. Die Torfgewäs­ Regel nicht häufig. BURMEISTER (1982) konnte ser des Weid-Filzes beinhalten sicher eine ausge­ diese Art auch im Murnauer Moos nachweisen. Der prägtere Moorgesellschaft, doch wurden sie nicht sonst sehr häufige Gyrinus substriatus war nur ver­ mit in diese Untersuchung einbezogen (Abb. 1, einzelt zu beobachten. Gyrinus paykulli kann wie G. Nr. 15). suffriani als seltener Bewohner dichter Schilfbestän­ Die im Verlauf der Untersuchung erstellte Artenliste de angesehen werden. Beide Arten waren miteinan­ von 81 Arten ist mit Sicherheit nicht vollständig, be­ der vergesellschaftet. Im Areal des Einlaufs vom denkt man vor allem die Dytiscidae und Hydrophi- Fohnsee in den Großen Ostersee (6d konnte regel­ loidea. Ebenso wurden die Helodidae und Cyphoni- mäßig Orectochilus villosus als Fließwasserbewohner dae nicht berücksichtigt, deren Larven sehr häufig nachgewiesen werden. Ebenfalls in diesem Abschnitt auch in den Moorschlenken zu finden waren. Doch fand sich an einem Fundtag Gyrinus distinctus häufi­ schon jetzt zeigen sich bereits interessante Arten, die ger, der ebenfalls von HOCH u. FREUDE (1971) als in Oberbayern bisher nur sehr selten gefunden Schilftier angesprochen wird. Funde von G. distinctus wurden. fehlen bei HORION (1941) in Bayern ebenso wie von G. paykulli aus Südbayern. Hierbei stützt sich Haliplus obiquus Fabricius 1787 HORION auf die alten Angaben von IHSSEN (1934, HOCH u. FREUDE (1971) erwähnen zwar, daß 1937). G. distinctus ist aus dem Allgäu bekannt, G. diese Art häufig ist, Funde in Bayern sind dagegen paykulli aus Franken. Die im Gebiet der Osterseen nur vereinzelt gemeldet worden. HORION (1941) gemachten Funde dieser Art sind vermutlich die bis­ bemerkt, daß diese Art nur lokal auftritt und selten her einzigen im oberbayerischen Großraum. ist, was auch für den Süddeutschen Raum zutrifft. Ein Individuum konnte am oberirdischen Abfluß (Hoch­ Noteridae wasser) des Quelltrichters der Limnokrene im Bruch­ Im Gegensatz zu den Angaben von SCHAEFLEIN wald westlich des Lustsees nachgewiesen werden. (1971), daß Noterus clavicornis deutlich häufiger sei als N. crassicornis, konnte im Untersuchungsgebiet Gyrinidae wie auch im Murnauer Moos (Burmeister 1982) fest­ Besonders auffällig war die Vielfalt der Arten bei gestellt werden, daß letztere Art weiter verbreitet ist. dieser oberflächenbewohnenden Wasserkäfergrup­ Möglicherweise ist dies auf den sauren Charakter der pe, obwohl nur wenige Individuen nachgewiesen Gewässer zurückzuführen. Auch HEBAUER(1973)

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fand im Alburger Moos ausschließlich Noterus crassi- ten. HEBAUER (1979) führt neuere Funde aus dem cornis in großer Anzahl. Regelmäßig aber nicht Bayerischen Wald und Ostbayern auf. Eine Verbrei­ derartig häufig war diese Art in der Verlandungszone tung in Oberbayern scheinen die im Osterseengebiet des Fohnsees und in den Moorgewässern mit teilwei­ gemachten Funde sowie die Nachweise im Murnauer sem Hochmoorcharakter (Tab. 2). Moos zu belegen. Erstaunlicherweise war diese Art Laccophilus variegatus (GERMAR 1812) im Bereich des Lustsees, des Stechsees und des G ro­ Laccophilus variegatus gilt als Bewohner konkur­ ßen Ostersees nicht selten als einzige Art dieser renzarmer Lebensräume und ist vor allem in Moorge­ artenreichen Gattung zu beobachten. bieten anzutreffen (SCHAEFLEIN 1971, KOCH Limnebius nitidus (MARSHAM 1802) 1968. BURMEISTER 1982). HEBAUER (1976) HEBAUER (1979) erwähnt nur zwei Nachweise ordnet diese Art in die Reihe der salzliebenden (ha- aus Ostbayern. Demgegenüber führt HORION lophile) Arten ein, was sie in ihrem Verbreitungsmu­ (1941) ältere Funde aus Freising, Possenhofen und ster jedoch zu stark einschränkt und besonders der Föhring auf (1875-1910). Der Einzelfund in der Salzarmut in Moorgewässern widerspricht. HORI- Quelle am Lustsee scheint dem bisher bekannten Ha­ ON (1941) erwähnt nur wenige Funde in Bayern, ob­ bitat der Art nicht zu entsprechen, da sie in den Ufer­ wohl die Art in den Mooren der Voralpen sicher re­ zonen von Bächen und Kiesgrubentümpeln (lotischer gelmäßig zu finden ist. FREUDE hat in einer hand­ Bereich) beheimatet zu sein scheint (HEBAUER schriftlichen Eintragung bei HORION vermerkt: 1979). CHIES A (1959) erwähnt Funde aus den mon­ »sehr selten«. Neuer Fund: Iffeldorf (Osterseen). tanen Regionen, in denen sie klares Wasser zu bevor­ Bidessus unistriatus (Schrank 1781) und zugen scheinen. Bidessus grossepunctatus (Vorbringer 1907) Enochrus coarctatus (GREDLER 1863) Beide Arten, von denen B. grossepunctatus als die Diese Art gilt in Südbayern als besonders selten seltenere gilt, konnten ausschließlich in den Schlenken (HORION 1941). Funde aus dem Münchener Raum der Moorareale am Brückensee und nördlich des und Franken sind dagegen häufiger. Erstaunlicher­ Lustsees nachgewiesen werden. Die Häufigkeitsver­ weise war diese Art im Gebiet der Osterseen verbrei­ teilung B. unistriatus IB. grossepunct. betrug etwa 5/4. tet und nicht selten. Zahlreiche Funde beziehen sich Beide Arten sind nur in Mooren zu finden, wobei ein auf moorige Gewässer und auf Pflanzenreiche Quell- Rückgang von B. unistriatus beobachtet werden und anschließende Fließwasserabschnitte. Sicher kann. Funde aus Bayern erwähnen HORION (1941) spielt hier der lokale Charakter der Gewässer eine und BURMEISTER (1982). besondere Rolle. Hygrotus decoratus (Gyllenhal 1810) Besonders erstaunlich ist auch die Verbreitung von war vergesellschaftet mit den beiden Bidessus- Ar­ Enochrus ochropterus im Gebiet (5 Fundlokalitäten), ten auch vereinzelt in den Schlenken am Brückensee der ebenfalls in Süddeutschland als selten gilt. zu finden. Die drei Arten ähneln sich in Färbung und Hydrouspiceus Linné 1758 (?) Größe sehr stark. Häufiger war H. decoratus dagegen Von dieser Art liegt als Nachweis nur ein Hinter­ im See selbst an den aus anstehendem Torf gebildeten bein vor (Femur + Tibia), das in der Oberflächendrift Uferwänden zu beobachten. Diese boreale Art gilt des Moosloches nordwestlich des Gröbensees nach­ allgemein als selten, wird jedoch sicher häufig überse­ gewiesen werden konnte. Beobachtungen von Orts­ hen und ist im Voralpengebiet in Mooren sicher weit kundigen zeigen, daß Kolbenwasserkäfer auch im verbreitet. In der Aufstellung von HEBAUER Verbindungskanal zwischen Eishaussee und Fohnsee (1973) fehlen jedoch Nachweise dieser kleinen Ar­ Vorkommen. Ob es sich dabei um die in Bayern bisher ten. nicht sicher nachgewiesene ArtH. piceus oder um die Hydroporus elongatulus STURM 1835 im Gebiet selten aber beständig beobachtete Art H. Diese nord- und mitteleuropäische Art gilt in Süd­ aterrimus (Eschsch.) handelt, kann nicht entschieden deutschland als selten oder sogar als sehr selten (HO­ werden. HORION (1949) erwähnt einen Fund von RION 1941, SCHAEFLEIN 1971). Eine Häufung in NERESHEIMER (1908), der von IHSSEN zitiert Moorhabitaten scheint gerade in diesem Gebiet auf­ wird, bei Starnberg (H. aterrimus). Im Vergleich mit zutreten (SCHAEFLEIN 1971). BURMEISTER den Hinterextremitäten der beiden Arten handelt es 1982 fand die Art auch im Murnauer Moos. Im Ein­ sich aufgrund des Borstenmusters bei dem gefunde­ zugsgebiet des Großen Ostersees fand sich je ein In­ nen Beinteil um H. piceus. Diese Determination ist dividuum zu verschiedenen Zeiten in den Braun­ jedoch nicht korrekt und bedarf des Nachweises moospolstern der Quellzone am Großen Ostersee. durch ein vollständig erhaltenes Individuum. Beson­ ders bemerkenswert ist der Fundort der Tiere: Im Hydroporus rufifrons (DUFTSCHMIDT 1805) einen Fall das stark pflanzenfeindliche Hochmoorge­ Diese Art gilt als in Deutschland überall verbreitet, wässer im anderen ein verkrauteter Durchflußgra­ doch sind häufigere Funde bisher nicht gemacht wor­ ben. den. Nach Süddeutschland hin scheint ein deutlicher Neben den aquatischen Hydrophilidae konnten Rückgang der Häufigkeit vorzuliegen (HORION durch Lichtfänge auch einige semiterrestrische Cer- 1941, SCHAEFLEIN 1971). FREUDE verzeichnet cyon- Arten nachgewiesen werden, die im folgenden in seinen Anmerkungen zu HORION (1941) eine kurz aufgeführt werden (Fundort: am Brückensee): Häufung in Bayern und eine Bindung an Hochmoore. Neben einzelnen Nachweisen im Untersuchungsge­ Cercyon unipunctatus L. biet war diese Art besonders häufig in den Schlenken Cercyon marinus Thoms. (in Südbayern sehr selten) (Übergangs- bis Hochmoor) am Brückensee, die eine Cercyon bifenestratus Küst. hohe Diversität zeigten (s. o.). Cercyon quisquilius L. Hydraena bohémica (Hrbäcek 1951) C. Limnische Mollusca Nachweise von Hydraena bohémica mehren sich in den letzten Jahren aus Bayern. LOHSE (1971) er­ Die Wassermolusken werden bei faunistischen Be­ wähnt vornehmlich Funde aus benachbarten Gebie­ standsaufnahmen meist vernachlässigt, obwohl gera-

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Tabelle 3 Nachgewiesene aquatische Gastropoden und Eulamellibranchiaten (Muscheln) im Gebiet der Osterseen und ihre Verteilung auf die unterschiedlichen Gewässer. 0 häufig bis sehr häufig; O vereinzelt bis regelmäßig (nicht häufig); • Einzelfunde, selten

Arien Fundgewässer

2 3b 4a ¿ib 5a 5b 5c 6a 6c 6d 6e 7 8a 8b 9 10 12 13a 13b 14

Gastropoda - Prosobranchia

V a l v a t i d a e Valvata cristata Miiller Valvata piscinalis Miiller Hydrobildae Bythinella alta Clessin Bythinella austriaca Frfl. Bithynildae Bithynia tervtaculata L.

Gastropoda - Pulmonata P h y s l d a e Aplexa hypnorum L. Physa fontinalis L.

L y m n a e l d a e Galba corvus Gmel, Galba turricula Held Galba truncatula Mull.

Galba palustrls Miill. R a d i x p e r e g r a Miill. Radix ovata Drp.

Radix aurlcularia L. Lymnaea stagnalis L. Planorbidae Planorbis planorbis L.

Anisus leucostomus Millet Anisus spirorbis L. B a t h y o m p h a l u s c o n t o r t u s L.

Gyraulus acronicus Fer.

Gyraulus albus Miill. Gyraulus laevls Alder Hippeutis complanatus L. Planorbarlus corneus L.

Eulamellibranchlata

U n i o n i d a e Anodonta cygnea L. Unio crassus Philip. Unio pictorum L. Sphaeriidae Sphaerium corneum L. Sphaerium sp.

Pisidium casertanum Poli Pisidium milium Held. Pisidium nitidum Jenyns Pisidium obtusale Lam. Pisidium personatum Malm Pisidium subtruncatum Malm

Pisidium sp. Dreissenidae Dreissena polymorpha Pallas

de sie ein wesentliches Element in diesem Lebens­ (1952) fand im Bereich des Lech (Flußufer-Kiefern­ raum darstellen. Während des einjährigen Beobach­ wald) 14 Schneckenarten und 3 Sphaeriidae im Süß­ tungszeitraumes konnten im Gebiet der Osterseen 24 wasser, betont aber die Armut der aquatischen Habi­ aquatische Gastropodenarten und 11 Arten der tate. Eulamellibranchia nachgewiesen werden (Tab. 3). Vergleichbare Bestandserhebungen sind im Raum Unter den Schnecken fanden sich Klarwasserformen selten. Im südlichen Einzugsgebiet des Ammersees vor allem in den Quelltrichtern (Limnokrenen) (Abb. fand SALZMANN (1954) 22 Wasserschneckenarten 1), die häufig in den Verlandungszonen der und 15 Süßwassermuscheln. Diese Studie galt jedoch stehenden Großgewässer auftreten. So ist Valvata ausschließlich diesen Faunenelementen. HAGEN cristata in den Quellen und angrenzenden Seeufern,

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Valvata piscinalis häufiger in den Rieden zu finden. dividuen waren jedoch nie in Massenansammlungen Typische kaltstenotherme Arten sind Bythinella zu finden, etwa wie Sphaerium corneum am Lichten­ austriaca, die in ungeheuren Mengen in der submer- bach (s. o.). In den stark kalkangereicherten Gewäs­ sen Krautschicht des Quellteiches an der Lauterba­ sern waren die Schalen von Unio und Anodonta be­ cher Mühle zu beobachten war, und Bythinella alta, sonders dickschalig. Am Eishaussee waren sehr große die nur im Quelltrichter am Großen Ostersee nachge­ Ura'o-Schalen zu finden, die durch ihre Schwarzfär­ wiesen werden konnte. Im Murnauer Moos war in bung (Faulschlamm?) und vor allem durch starke Quelltrichtern der Streuwiesenzone ausschließlich Erodierungsnarben gekennzeichnet waren. In Moor­ Bythinella austriaca zu finden (BURMEISTER gewässern waren die Schalen auch lebender Teich­ 1982). Die meisten Nachweise der limnischen muscheln (Anodonta ) wie zu erwarten sehr dünn­ Gastropoda beziehen sich auf lebende Individuen, schalig. Andere Muscheln mit Ausnahme der Sphae­ doch waren gerade in den Kaltwasserbereichen und riidae fehlen in derartig sauren Gewässern. an den Quelltrichtern leere Schalen oder sogar sub­ Die im Gebiet gefundenen Pisidium- Arten sind alle fossile Schalen zu beobachten. Im Lichtenbach fan­ kalkindifferent (RÄHLE, schriftl. Mitteilung). Eine den sich neben ungeheuren Ansammlungen von Ausnahme macht hier nurPisidium personatum, die Sphaerium corneum auch größere Mengen von Bi- Kalk im Lebensraum benötigt, der ihr im Gebiet aus­ thynia und Planorbis Schalen. Zwischen diesen reichend zur Verfügung steht. Daß diese Art aus­ kletterte die Wasserwanze Aphelocheirus aestivalis schließlich in einigen wenigen Gewässern der nördli­ (F.) herum, die sich vor allem von Muscheln chen Seenplatte (Tab. 3) vorkommt, zeigt, daß nicht (Sphaeriidae) ernährt. In den Fließgewässern eben­ nur der Kalkgehalt sondern auch die Gewässergüte falls häufig war Dreissena polymorpha zu beobach­ sicher eine entscheidende Rolle spielt. Von den hier ten, die die gröberen Schotter (meist Kalkgestein) gefundenen Pisidium-Arten übernehme ich die Be­ dicht besiedelte. Auch hier waren am Lichtenbach merkungen zur Ökologie von Dr. W. RAEHLE (Tü­ (14) in ruhigen Buchten Ansammlungen leerer Scha­ bingen), dem ich auch für die Bestimmung danke, die lenhälften zu finden, die wie auch bei den übrigen sich mit den Angaben von GLÖER, MEIER­ Arten sicher aus dem südlichen Einzugsgebiet aus­ BROOK, OSTERMANN (1980) decken. geschwemmt und hier abgelagert werden. Zu den im Gebiet häufigsten Arten gehören Bithynia Pisidium-Arten (Erbsen-Muscheln) tentaculata und Planorbis planorbis sowie Anisus leucostomus. Erstaunlicherweise treten die Lymnae- Pisidium obtusale: Moor- und Sumpfart, humus­ iden deutlich zurück. Häufiger in Moorgewässern reiche Gewässer bevorzugend; scheint auf höhere finden sich Galba corvus und Galba turricula. Vegetation (submerse Makrophyten) angewiesen zu Im Brückensee, der als Moorgewässer angesprochen sein; lebt auch in zeitweise austrocknenden Tümpeln werden kann, war G. corvus dagegen seltener. Hier (dort lediglich von Pisidium casertanum begleitet). war wiederum Bithynia tentaculata häufig. BUR­ Pisidium casertanum: sehr formenreich und in MEISTER (1982), der für das Murnauer Moos eben­ einem weiten ökologischen Bereich vorkommend; falls 24 Wasserschneckenarten nachweist, gibt für besonders charakteristisch für Kleingewässer - kann dieses Gebiet Hinweise auf die Zuordnung bestimm­ unter extremen Bedingungen existieren. ter Arten zu deren Lebensräumen, die auch hier Pisidium personatum: gleichmäßig kühle Biotope gelten, sieht man von den typischen Moorgewässern bevorzugend (Quellen, Quellbäche, Limnokrenen, (Hochmoor) ab, die nur von einigen wenigen Schnek- subterrane Gewässer und Profundal tiefer Seen), ken meist zufällig besiedelt werden. Eine Ausnahme kalkbedürftig. stellen hier die Torfstiche dar, die im Murnauer Moos Pisidium subtruncatum: das am meisten euryöke konstant von bestimmten meist selteneren Arten be­ der mitteleuropäischen Pisidien; in allen Gewässer­ siedelt waren. Derartige Torfstiche finden sich auch typen. im sog. Weid-Filz, das sich nach Osten an die Oster­ seenkette anschließt. Während einer einzigen Beob­ Pisidium milium: in schlammreichen Biotopen. achtung, die nicht in diese Erhebung miteinbezogen Pisidium nitidum: in allen Gewässern außer Quel­ wurde, konnten in diesen Torfgewässern ähnliche len, Bächen und Tümpeln. Deutliche Präferenz für Artenzusammensetzungen gefunden werden, wie Großgewässer wie Seen und Tieflandflüsse. BURMEISTER sie für das Murnauer Moos be­ Ausgerechnet Pisidium subtruncatum war im Unter­ schreibt. suchungszeitraum nur im sicher belasteten Fohnsee Unter den im Gebiet der Osterseen nachgewiesenen zu beobachten. Möglicherweise lag in andern Gewäs­ Schneckenarten gelten Bythinella alta, Radix auri- sern eine Präferenz der anderen Arten vor. Pisidium cularia, Anisus spirorbis und Gyraulus laevis als selte­ personatum fehlte in den Limnokrenen des Großen ne Arten. Diese Zuordnung bezieht sich besonders Ostersees und der sich südöstlich anschließenden auf den Voralpenraum. Gyraulus acronicus gehört Seenkette. Vielleicht sind hierfür anthropogen be­ nach BLAB et al. (1977) zu den stark gefährdeten dingte Einflüsse im Grundwasser oder in den Zuflüs­ Arten, die nach heutigem Kenntnisstand vom Aus­ sen eine Erklärung, da alle Quellareale stark kalk­ sterben bedroht sind. Bei einer Ausdehnung der Be­ haltiges Wasser führen. obachtungszeit und bei intensiver Besammlung der SALZMANN (1957) fand bis 1954 im Litoral und Pro­ Kleinschnecken in der Schilfstreu und den Carex- fundal des Ammersees neben einigen Arten, die auch Bülten sind sicher im Gebiet weitere Arten nachzu­ im Gebiet der Osterseen nachgewiesen werden konn­ weisen. So sind Armiger crista L. sicheT häufig und ten, noch Pisidium conventus Clessin Pisidium moi- Segmentina nitida Müll, in Torfgewässern vereinzelt tessierianum Paladilhe, Pisidium hibernicum Wester, zu finden. Im Gebiet fehlen vermutlich Vivipariden und Pisidium henslowanum Sheppard. Diese Arten und Acyliden. sind durchaus auch im Großen Ostersee zu erwarten. Unter den Süßwassermuscheln waren Unio pictorum Pisidium amnicum Müll, fand SALZMANN nur in und Anodonta cygnea besonders häufig. Lebende In­ der Alten Ammer, einem Flußsystem, das im Unter­

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suchungsgebiet keinen vergleichbaren Gewässertyp täre Arten anzutreffen. Früher oder später wird es besitzt. Hinzu kommen einige sehr seltene Funde im dadurch auch zum Verlust der seltenen und für Bay­ Ammersee selbst als subfossile Schalen. ern sicher neben anderen großräumigen Habitaten einmaligen Faunenelementen kommen. Große Ge­ fahren gehen für die Gesamtfauna auch von dem zu­ V. Zur Schutzwürdigkeit des Gebietes nehmenden Badebetrieb aus, der die Uferzonen in Aufgrund der Wirbellosenfunde im Gebiet der besonderem Maße negativ beeinflußt. Die ständigen Osterseen, die sich verständlicherweise nur auf kleine Bewegungen in diesem Verlandungsbereich scheinen Areale beziehen können, lassen sich bestimmte Ha­ viele Faunenelemente nicht zu tolerieren (s. o.). Der bitate klassifizieren. Durch die zunehmenden Verän­ Rückgang einzelner Arten wurde bereits aufgezeigt. derungen in der Landschaft und vor allem durch die Der Erholungsbetrieb, der die südlichen Seen und im Bedrohung der Feuchtgebiete sind zahlreiche Arten besonderen den Großen Ostersee und den Fohnsee gefährdet, zum Teil stark gefährdet oder von der betrifft, ist möglicherweise mit ein Grund für die Ar­ Ausrottung bedroht. Ein Opfer haben wasserbauli­ tenarmut in diesem Gebiet. Bedauerlicherweise che Maßnahmen der letzten Jahre aus der heimischen scheint sich, wie 1981 beobachtet werden konnte, der Libellenfauna bereits gefordert. Coenagrion hylas Strom der Erholungssuchenden und Badenden trotz (Trybom), die LOHMANN (1967) noch zahlreich der sinnvoll eingeschränkten Parkmöglichkeiten nachweisen konnte, ist inzwischen verschwunden. auch auf die Seenufer der nördlichen Seenkette aus­ Ein Rückgang zahlreicher Libellen-Arten ist zu ver­ zudehnen. Hier sollte rechtzeitig Abhilfe geschaffen zeichnen. Ein Beispiel ist Erythromma najas (Hanse­ werden. mann), die überall als ungemein häufig im Gebiet Im Verlauf dieser Untersuchung konnte festgestellt erwähnt wird, während heute Funde jedoch schon zu werden, daß häufiger juvenile Unio- und Anodonta- den Seltenheiten gehören. Gleiches gilt für die Lesti­ Individuen aus den Feinsedimenten etwa des Fohn- den, von denen jedoch im Untersuchungsgebiet ein sees ausgespült werden, was sich auch am Einlauf des Massenvorkommen von Sympecma paedisca Brauer Grabens vom Fohnsee in den Großen Ostersee an beschrieben werden konnte. Ein Schwund an Großli­ den leeren Schalen zeigte. Dies ist möglicherweise auf bellen wird im mitteleuropäischen Verbreitungsge­ einen Massenwechsel zurückzuführen, wahrscheinli­ biet überall deutlich. Besonders gefährdete Lebens­ cher ist jedoch, daß diese Tiere durch die vermehrte räume sind unsere Fließgewässer, Moore und Sumpf­ Wasserbewegung in den Uferzonen des Fohnsees, gebiete. So sind von den 39 zusammen mit DEUT­ hervorgerufen durch Schwimmer und Surfer, ausge­ LER (1979) im Gebiet der Osterseen nachgewiese­ spült werden und nicht in der Lage sind, sich wieder nen Arten 22 in diesen Biotopen zu finden, von denen einzugraben. Ursache eines derartig gehäuften Ster­ wiederum 12 auf der Roten Liste der gefährdeten bens dieser Muscheln gerade im Fohnsee kann auch Tiere in der Bundesrepublik Deutschland (PRET- die Umweltbelastung, die vom möglicherweise über­ SCHER 1977) verzeichnet sind. Insgesamt sind von füllten Campingplatz ausgeht, (Abwasserbeseitigung) den 37 während der Beobachtungszeit 1980/81 und sein. den 2 von DEUTLER (1979) 1978/79 zusätzlich be­ Im Vergleich läßt sich erkennen, daß in der nördli­ obachteten Arten 13 auf der Liste der bedrohten chen Seenkette 50 und in der südlichen 51 Wasserkä­ Tierarten mit unterschiedlichem Grad der Bedro­ ferarten nachgewiesen werden konnten. Bei dieser hung in der Bundesrepublik Deutschland vermerkt. Erhebung sind die extremen Habitate des Moortei­ Als Vermehrungsgast gilt Sympetrum fonscolombei ches im Norden (NW. Gröbensee) und die des Brük- (Selys). Auf der Roten Liste von Bayern (1976) sind kensees sowie des Lichtenbaches (14) nicht berück­ 10 Arten als besonders gefährdet angegeben. Aus­ sichtigt. Der Brückensee und die anschließenden gehend vom heutigen Stand der Beobachtungen zur Schlenken besitzen zusätzlich zum Arteninventar der Libellenfauna sind sicherlich einige weitere Arten ausgedehnten südlichen Gewässer 12 weitere Arten, hinzuzufügen. von denen drei nur in diesem Habitat zu finden sind. Bei einem Anteil von 33 % (39:13 bzw. 14) bedroh­ Das Moorloch im Norden weist drei weitere Arten ter Arten (hier Libellen) in einer Arteninventarliste., auf, die in den umgebenden Gewässern nicht nachge­ ist ein Gebiet wie dieses, hinreichend klassifiziert. wiesen werden konnten. Ähnlich wie bei den Libellen Bereits aus Tabelle 1 wird deutlich, daß der Haupt­ (BURMEISTER 1982) zeigt sich, daß die nördliche anteil der gefährdeten Libellen und vor allem deren Seenkette mit ihren isolierten Kleingewässern eine relative Häufigkeit auf die nördliche Seenkette ent­ nicht auffällige größere Artenvielfalt über eine be­ fällt (Abb. 2). Wie bereits erwähnt, ist dieser Ab­ merkenswerte Häufung seltener Arten aufweist. Der schnitt besonders gefährdet, da er direkt durch die Brückensee und seine Einflußzone ist als isolierter südliche Seenkette, in die vermutlich Abwässer und Moorbereich von einer diversen Wasserkäferfauna vor allem stark zur Eutrophierung beitragende land­ besiedelt, die der der nördlichen Areale, die meist wirtschaftliche Abflüsse eindringen, beeinflußt wird. Moorcharakter zeigen, weitgehend entspricht. Ar­ Noch nimmt die Gewässergüte von Süd nach Nord zu, tenarm erwiesen sich im Verlauf der Untersuchung doch zeichnen sich bereits Veränderungen gegenüber die südwestlichen meist anthropogen stark beein­ der pflanzenkundlichen Erhebung von MELZER flußten Gewässer, doch waren auch hier seltene (1976) ab. Eine kontinuierliche Beobachtung gerade Käfer zu finden. so auffälliger Organismen wie der Libellen, unter Deutlich ist die Artenarmut an Wasserkäfern aber denen im Gegensatz zu vielen anderen aquatischen auch an anderen aquatischen Insekten in den großen Insekten Anzeigerarten aufgrund ihrer ökologischen stehenden Gewässern. Hier sind Coleoptera allge­ Präferenzen ermittelt werden konnten, erscheint not­ mein selten. Ihr Vorkommen ist meist an reichhalti­ wendig. Eine Intensivierung der augenblicklichen gen Uferbewuchs und geringe Strömung gebunden. Einleitungen im Süden, werden die Seen des Stal- So fehlen aquatische Insekten bereits in zahlreichen tacher- und Iffeldorfer Gebietes zu libellenarmen sog. Badebuchten. Die Nutzung der Uferstreifen Seen machen. Zur Zeit sind dort vorwiegend ubiqui­ durch Badende führt fortschreitend zum Verlust der

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Ufervegetation und dadurch zum Verlust zahlreicher Muschelarten nachgewiesen werden. Unter diesen Faunenelemente, die wie bei den Wasserkäfern meist Arten sind auch solche, die in Bayern als gefährdet nicht beachtet werden. Echte Besiedler der Bran­ angesehen werden können. Eine Gefährdung des ge­ dungszone der Seen kommen bei den Wasserkäfern samten aquatischen Lebensraumes geht von den nicht vor, sind dagegen bei Köcherfliegen und Anliegern der südlichen Seenplatte aus. Die Schad­ anderen Gruppen durchaus zu erwarten. Besonders stoffe gelangen auf dem Wege des Durchflusses in die Beunruhigungen im Nordteil, der zusehends von alle Seen bis zum Einlauf in den Starnberger See, was Urlaubern besucht und belagert wird, führt mögli­ sich im Arteninventar der unterschiedlichen Gewäs­ cherweise zu einem Verlust wesentlicher Faunenele­ ser niederschlägt. Der Lustsee und der Brückensee mente in diesem Bereich. Dies ist vor allem bei den besitzen vermutlich die am wenigsten beeinflußte Wasserinsekten auf die Störungen bei der Kopulation Biozönose. Einer weiteren Gefährdung der Ufer­ und der Eiablage zurückzuführen. Bei zahlreichen bereiche bzw. einem Fortschreiten der Zerstörung Wasserkäfern werden die Eier in Blattachseln oder in durch Freizeitsport ist dringend Einhalt zu gebieten. das Pflanzengewebe selbst abgelegt. Bei zu starker mechanischer Beeinflussung werden die Pflanzen un­ Summary tergetaucht und häufig im Bodenschlamm eingetre­ In 1980 and 1981 various waters located in the ten, was zum Absterben der Eier und der Brut führt. Demgegenüber sind Kiesbereiche, in denen nur Ostersee Region (Southern Bavaria) were examined selten Imagines nachgewiesen werden können, als with regard to their stock of macroinvertebrate spe­ cies. In the course of these investigations proof was Badeplätze zu nützen ohne größeren Schaden zu ver­ furnished of 39 dragonfly species, 81 aquatic beetle ursachen, sieht man von anderen Insekten ab. Beson­ species, 24 water gastropods and 11 shell species exi­ deren Schutz bedürfen die Verlandungszonen, die sting. These included species regarded as being en­ einer reichhaltigen aquatischen Fauna Lebensmög­ dangered in Bavaria. The entire aquatic biota is threa­ lichkeiten bieten. tened by the local community residing within the vi­ Im Gebiet der Osterseen zeigt sich, daß der Schutz cinity of the southern lakes. Their pollutant emission von Lebensräumen, in denen seltene Arten nachge­ eventually enters all lakes until being intercepted by wiesen wurden und die sich für bestimmte Faunen­ Lake Starnberg, a circumstance which has an effect elemente als Refugialgebiete herausstellten, wie etwa on stock of species present in the various stretches of die nördliche Seenkette (auch der Brückensee und water. Those biocoenoses located in the Lustsee and vermutlich der Gr. Ostersee), nur unter Berücksich­ Brückensee are least affected by pollution. Urgent tigung der jeweiligen Beeinflussung dieser Areale steps are necessary to put a stop to further endanger- sinnvoll ist. Große Uferbereiche wurden inzwischen ment to the shore areas and progressive destruction as in ein Naturschutzgebiet umgewandelt, gleiches sollte a consequence of recreational sports activities. mit den noch bestehenden Landschaftsschutzgebie­ ten geschehen. Ebenso ist eine Kontrolle der Ab­ wasserbeseitigung im Südteil unbedingt erforderlich. Bereits heute stellt sich der vom Durchlauf unabhän­ gige Lustsee als das Gewässer mit der vermutlich be­ sten Gewässergüte dar. Der allgemein oligotrophe Zustand des Großen Ostersees und der sich nördlich anschließenden Seenkette muß unbedingt erhalten bleiben, um den Bestand der vom aquatischen Le­ bensraum abhängigen Fauna zu sichern. Neben den nördlichen Seen und dem Großen Ostersee, dessen Uferzonen durch den Sommertourismus beeinträch­ tigt werden, ist vor allem das kleine isolierte Moor um den Brückensee faunistisch von besonderer Bedeu­ tung. Insgesamt konnten an diesem großen Torfge­ wässer 14 vorwiegend tyrphophile Libellen und zahl­ reiche Wasserkäfer-Arten nachgewiesen werden. Die Hauptmasse der seltenen und überall zurückge­ drängten Arten konnte an den nördlichen Gewässern beobachtet werden. Eine Unterschutzstellung dieses Gebietes ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die süd­ lichen Teile, die die anthropogen bedingten Bela­ stungen aufnehmen und dem Nordteil zuführen, ebenfalls in derartige Schutzmaßnahmen miteinbezo- gen werden. Ergebnisse, wie sie durch die Inventari­ sierung von Arten der aquatischen Insektengruppe der Libellen aufgezeigt wurden, sind auch bei ande­ ren Tiergruppen zu erwarten.

Zusammenfassung In den Jahren 1980 und 1981 wurden im Gebiet der Osterseen unterschiedliche Gewässer auf ihr Ar­ teninventar an Macroinvertebraten geprüft. In die­ sem Zeitraum konnten 39 Libellenarten, 81 aqua- tische Käferarten, 24 Wasserschneckenarten und 11

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VI. Anhang* Laccophilus spec. Grundschwimmer Limnius spec. Hakenkäfer Odonala - Libellen Orectochilus villosus (Müll.) Bachtaumelkäfer

Aeshna cyanea (Müller) Blaugrüne Mosaikjungfer Aeshna grandis (Müller) Braune Mosaikjungfer Limnische Mollusca Aeshna isosceles (Müller) Keilflecklibelle Aeshna juncea (L.) Torfmosaikjungfer Anodonta cygnaea (L.) Teichmuschel (Gr.) Aeshna spec. Mosaikjungfer Aphelocheirus aestivalis (F.) Grundwanze. Wasserwanze Armiger crista (L.) Brachytron pratense (Müller) Kleine Mosaikjungfer Bythinella alta (Clessin) Quellschnecke Calopteryx splendens (Harris) Gebänderte Prachtlibelle Bythinella austriaca Calopteryx virgo (L.) Blauflügel-Prachtlibelle (Frauenfeld) Quellschnecke Coenagrion hastulatum (Charp.) Speer-Azurjungfer Bithynia tentaculala Kleine Deckelschnecke Coenagrion hylas (Trybom) Coenagrion puella (L.) Hufeisen-Azurjungfer Dreissena polymorpha (Pallas) Wandermuschel oder Coenagrion pulchellum Fledermaus-Azurjungfer Dreiecksmuschel Cordulia aenea (L.) Gemeine Smaragdlibelle Pisidium-Arten Erbsen-Muscheln Enallagma cyathigerum (Charp.) Becher-Azurjungfer Planorbis spec. Tellerschnecke Erythromma najas (Hansemann) Großes Granatauge Planorbis planorbis (L.) Tellerschnecke

Gomphus vulgatissimus L. Gemeine Keiljungfer Radix auhcularia (L.) Ohrschlammschnecke

Ischnura elegans (Linden) Große Pechlibelle Sphaerium corneum (L.) Kugelmuschel oder Gemeine Pechlibelle Sphaeriidae Kugelmuscheln

Lestes sponsa (Hansemann) Gemeine Binsenjungfer Unio pictorum (L.) Malermuschel (Gr.) Lestes viridis (Linden) Weidenjungfer oder Große Binsenjungfer Leucorrhinia caudalis (Charp.) Zierliche Moosjungfer Leucorrhinia rubicunda L. Nordische Moosjungfer Libellula depressa L. Plattbauch Libellula fulva (Müller) Spitzenfleck Libellula quadrimaculata L. Vierfleck Libellula spec. Segellibellen Nehalennia speciosa (Charp.) Zwerglibelle Onychogomphus forcipalus (L.) Kleine Zangenlibelle Ophiogomphus serpentinus (Charp.) Grüne Keiljungfer Orthetrum brunneum (Fonsc.) Südlicher Blaupfeil Orthetrum cancellatum (L.) Großer Blaupfeil Orthetrum coerulescens (Fabricius) Kleiner Blaupfeil Platycnemis pennipes (Pallas) Federlibelle Pyrrhosoma nymphula (Sulzer) Frühe Adonislibelle

Somatochlora flavomaculata (Linden) Gefleckte Smaragdlibelle Somatochlora metallica (Linden) Glänzende Smaragdlibelle Sympecma fusca (Linden) Gemeine Winterlibelle Sympecma paedisca (Brauer) Sibirische Winterlibelle Sympetrum danae (Sulzer) Schwarze Heidelibelle Sympetrum depressiusculum (Selys) Sumpf-Heidelibelle Sympetrum flaveolum (L.) Gefleckte Heidelibelle Sympetrum fonscolombei (Selys) Frühe Heidelibelle Sympelrum pedemonlanum (Allioni) Gebänderte Heidelibelle Sympetrum vulgatum (L.) Gemeine Heidelibelle

Aqualische Coleoplei - Schwimm-Wasserkäfer

Acilius sulcatus (L.) Furchenschwimmer (Echter Schwimmkäfer) Agabus spec. Schnellschwimmer

Dryops spec. Großer Hakenkäfer Dyliscidae Echte Schwimmkäfer

Elmis spec. Kleiner Hakenkäfer

Gyrinidae Taumelkäfer

Haliplidae Wassertreter Hydrophilidae Wasserfreunde Hydrous piceus (L.) Kolbenwasserkäfer

Ilybius spec. Schlammschwimmer

* Hier sind nur solche Arten von Libellen, Wasserkäfern, Schnecken und Muscheln aufgeführt, die gebräuchliche Namen besitzen.

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