Die Formen Der Symbolisierung in Der Frühen Erzählenden Prosa Heinrich Bölls (1937-1947)
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Universität Siegen Die Formen der Symbolisierung in der frühen erzählenden Prosa Heinrich Bölls (1937-1947) Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie (Dr. phil.) Eingereicht in der Philosophischen Fakultät Vorgelegt von: Chrysoula Katzouraki Erstgutachter: Univ.-Prof. Dr. Ralf Schnell Zweitgutachter: Univ.-Prof. Dr. André Barz Tag der mündlichen Prüfung: 29.04.2011 Februar 2011 Danksagung Das Gelingen der vorliegenden Dissertation wäre ohne die Unterstützung zahlreicher Personen nicht möglich gewesen. Ein herzlicher Dank geht in diesem Zusammenhang an die Menschen, die mich durch die Promotion inspirierend und motivierend begleitet haben: meinem Doktorvater Prof. Dr. Ralf Schnell, meiner Familie, meinen griechischen Freunden, die trotz gro- ßer räumlicher Entfernung auf meiner Seite geblieben sind und meinen Freunden in Siegen: dank ihnen ist Deutschland zu meiner zweiten Heimat geworden. Ein besonderer Dank gilt noch Prof. Dr. André Barz für die freundliche Übernahme des Zweitgutachtens und Dr. Cornelia Schrudde für das sorgfältige Korrekturlesen. Στη µητέρα µου Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ---------------------------------------------------- 1 1.1. Förderung der Literatur und Reinigung der Sprache -------------------- 1 1.2. Der Erzähler Heinrich Böll: Heimat als Realität und Erinnerung --- 10 1.3. Der Sinn der Böllschen Prosa: Zwischen der bestehenden Wirklichkeit und einer immer präsenten „mythologisch-theologischen“ Problematik ----------------------------------------------------------------------- 19 1.3.1. Die Darstellungsfunktion ---------------------------------------- 20 1.3.2. Die Ausdrucksfunktion ------------------------------------------ 23 1.3.3. Die Appellfunktion ----------------------------------------------- 36 2. Bölls erste Kurzgeschichten --------------------------- 42 2.1. Die Darstellung der Realität ---------------------------------------------- 47 2.1.1. Das Leiden am Rande der Gesellschaft ----------------------- 47 2.1.2. Der Materialismus und die christlichen Werte --------------- 67 2.1.3. Der Krieg und seine Opfer -------------------------------------- 77 2.2. Der Widerstand in Armut und im Krieg: Glaube - Liebe - Hoffnung -------------------------------------------------------------------------------------- 91 2.2.1. Das Gottesverhältnis: Glaube und Hoffnung ---------------------- 95 2.2.2. Die Ekklesia ----------------------------------------------------------- 101 2.2.3. Gebet und Eucharistie ----------------------------------------------- 104 2.2.4. Liebe und Mitleid ---------------------------------------------------- 106 2.2.5. Frauen in apostolischer Mission ----------------------------------- 109 2.3. Kurzer Ausblick ----------------------------------------------------------- 112 3. „Kreuz ohne Liebe“: Bölls erster Nachkriegsversuch einer „bewohnbaren Sprache“ in der Langform des Romans ------------------------------ 114 3.1. Nationalsozialismus und Krieg ------------------------------------------ 114 3.1.1. Die Propaganda und die Manipulation der „unbegrabenen Leichen“ ---------------------------------------------------------------------- 114 3.1.2. Die Unterwerfung unter die absolute Macht: Befehl und Verantwortung --------------------------------------------------------------- 118 3.1.3. Die Kirche und der Klerus als Verräter des Christentums - 124 3.1.4. Das Reich des „Kreuzes ohne Liebe“ ------------------------- 125 3.1.5. Der Krieg als Hölle auf Erde ----------------------------------- 129 3.1.6. Deutschland und die Heimatlosigkeit ------------------------- 136 3.2. Die emotionalen Auswirkungen des Nationalsozialismus ----------- 141 3.2.1. Hass ---------------------------------------------------------------- 142 3.2.2. Erniedrigung und Entmenschlichung ------------------------- 145 3.2.3. Entfremdung und Einsamkeit ---------------------------------- 151 3.2.4. Angst und Verzweiflung ---------------------------------------- 154 3.3. Die Wege der Erlösung --------------------------------------------------- 157 3.3.1. Der Trost der Schönheit ---------------------------------------- 157 3.3.2. Die mütterliche Geborgenheit---------------------------------- 161 3.3.3. Das Humane und die Liebe ------------------------------------- 163 3.3.4. Anteil am Leid Jesu: Rettung im Himmelsreich ------------ 167 3.3.5. Der Glaube der wahren Christen ------------------------------ 171 3.4. Bölls Appell: Glaube und Erinnerung ---------------------------------- 175 4. Zusammenfassung und Schluss ---------------------- 178 5. Literaturverzeichnis ----------------------------------- 182 5.1. Primärliteratur -------------------------------------------------------------- 182 5.1.1. Grundlage der Untersuchung----------------------------------- 182 5.1.2. Weitere Primärliteratur------------------------------------------ 182 5.1.3. Interviews --------------------------------------------------------- 184 5.2. Sekundärliteratur----------------------------------------------------------- 186 5.3. Sonstige Literatur ---------------------------------------------------------- 189 Eidesstattliche Versicherung ---------------------------- 196 1. Einleitung 1. Einleitung Bölls Schreiben zwischen 1937 und 1947, selbst als Akt der Kunstschöp- fung eine Art Widerstand gegen die herrschende Realität – Heinrich Vormweg spricht von „Donquichotterie“1 – ist damit umso wichtiger, da es bedrohte und verdrängte Werte wie die Humanität und das Christentum ver- tritt. Die Merkmale der literarischen Anfänge Bölls zu untersuchen ist das Ziel, das sich diese Arbeit setzt. Während zunächst kurz anhand von philo- sophischen und literaturwissenschaftlichen Beiträgen eine erste Annäherung an die symbolische Sprache Bölls versucht wird, werden im Hauptteil sechs frühe Erzählungen und sein erster Nachkriegsroman inhaltlich interpretiert und sprachlich analysiert. Im Rahmen der Interpretation wird gezeigt, dass sich das Böllsche Erzählen auf eine immer präsente „mythologisch- theologische“ Problematik bezieht: Geschildert wird das Leid in Armut und im Krieg, aber auch die durch die Liebe und den Glauben hervorgerufene Hoffnung und die daraus entstehende Menschwerdung als Aufhebung der Selbstentfremdung des Menschen und seiner Entfremdung von anderen Menschen und vom Gott. In der Analyse erweist sich die Böllsche Sprache auf der einen Seite nüchtern und ehrlich, auf der anderen überfrachtet mit expressionistischen und romantischen Elementen und auch symbolischen der Bildersprache des Christentums. 1.1. Förderung der Literatur und Reinigung der Sprache Entgegen der faschistischen Literaturpolitik der Jahre 1933 bis 1945 in Deutschland, die den Plänen Adolf Hitlers entsprach, waren in der Literatur antifaschistischer Autoren die Ideale der Humanität, Freiheit und Religion angelegt. Ihre Literatur, schreibt Alfred Andersch, war „identisch mit Emig- ration, mit Distanz, mit Ferne von der Diktatur“ und auch mit Widerstand, 1 Vgl. Vormweg, Heinrich: „Böll vor 1945“. In: Balzer, Bernd (Hrsg.): Heinrich Böll, 1917-1985, zum 75. Geburtstag, S. 13-23, hier S. 14-15 1 1. Einleitung da „jede Dichtung, die unter der Herrschaft des Nationalsozialismus ans Licht kam, Gegnerschaft gegen ihn bedeutete, sofern sie nur Dichtung war“2. Der Widerstand als gemeinsames Ziel von Literaten im Inland und im Exil signalisierte ihre Zusammengehörigkeit; in diesem Zusammenhang spricht Alfred Kantorowicz in seiner Einleitung zu „verboten und ver- brannt“ von einem gemeinsamen Lager, das alle deutschen Schriftsteller, wo immer sie sich auch befanden, die sich den Maßstä- ben, die das Goebbels´sche Propagandaministerium setzte, nicht gleichgeschaltet haben; all jene, die um der Gedankenfreiheit und um der Würde der Literatur willen ins Exil oder in Deutschland in die Katakomben gingen3 umfasste. Obwohl die ausgewanderten Autoren die Situation im Lande nur abstrakt wahrnehmen konnten, trugen ihre Werke den Stempel des wahren Deutsch- lands, der literarischen Qualität und verdrängten dadurch die Produktion der Inneren Emigration.4 Innerhalb der Grenzen hat der Staat, der die Intelligenz „erniedrigte […], bis sie sich fügte oder erschlagen ließ“ dazu geführt, dass sich sogar „Koryphäen“ „den Zumutungen der brutalen Gewalt [beugten]“ und „sich ahnungslos oder aus Berechnung von ihr mißbrauchen [ließen], weil sie einen Kompromiß mit der Barbarei für möglich hielten oder einfach ihren Namen nicht verlieren wollten“5. Aufgrund der Zensur bedurfte dage- gen der Kampf der Kompromisslosen der Verhüllung. Über die Hindernisse, die wegen der Zensur überschritten werden mussten, schreibt Werner Ber- gengruen: Wer nicht selbst ein Terror- und Zensursystem von der Art des nationalsozialisti- schen kennen gelernt hat, wer aufgewachsen ist im selbstverständlichen Genuß der 2 Andersch, Alfred: Deutsche Literatur in der Entscheidung. Ein Beitrag zur Analyse der literarischen Situation, S. 7 3 Kantorowicz, Alfred: „Am 10. Mai 1933…“. In: Drews, Richard/ Kantorowicz, Alfred (Hrsg.): verboten und verbrannt. Deutsche Literatur - 12 Jahre unterdrückt, S. 6-10, hier S. 8 4 Vgl. Vormweg, Heinrich: „Deutsche Literatur 1945-1960: Keine Stunde Null“. In: Durzak, Manfred (Hrsg.): Die deutsche Literatur der Gegenwart. Aspekte und Tendenzen, S. 13-30, hier S. 17-18 5 Muschg, Walter: Die Zerstörung der deutschen Literatur, S. 31-32 2 1. Einleitung Rede- und Schreibefreiheit, der kann sich unmöglich auf die Technik der stichwort- haften Anspielung, die Technik der indirekten und doch unmißverständlichen Aus- sage verstehen, unmöglich auf die immer mehr sich verfeinernde