Kenyah-Badeng in Bakun Resettlement Malaysia
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Development and displacement: Kenyah-Badeng in Bakun Resettlement Malaysia Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von WELYNE JEFFREY JEHOM aus Sarawak, Malaysia Bonn 2008 Gedruckt mit Genehmigung der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Zusammensetzung der Prüfungskommission: Prof. Dr. Stephan Conermann (Vorsitzender) Prof. Dr. Solvay Gerke (Betreuerin und Gutachterin) Prof. Dr. Hans-Dieter Evers (Gutachter) Prof. Dr. Werner Gephart (weiteres prüfungsberechtigtes Mitglied) Tag der mündlichen Prüfung: 26.06.2008 ZUSAMMENFASSUNG Im Zentrum dieser Forschungsarbeit steht die Umsiedlung der indigenen Einwohner vom Stamme der Kenyah-Badeng aus dem Dorf Long Geng in die neue Siedlung Sg. Asap in Sarawak, Malaysia. Grund für die Umsiedlung war der Bau eines Staudamms, des Bakun Hydro-electric Projektes (BHEP). Neben den Kenyah-Badeng, wurden weitere 16 Dörfer in der neuen Siedlung angesiedelt. Die Umsiedlung begann 1998 und bereits im darauffolgenden Jahr waren die neuen Langhäuser in Sg. Asap vollständig bewohnt. I. Hintergrund Umsiedlungen als Folge von Bauprojekten oder Infrastrukturmaßnahmen sind keine Seltenheit. In diesem Zusammenhang wird oft argumentiert, dass solche Projekte Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung schaffen und die Entwicklung fördern. Andererseits vertreibt ein solche Projekt die vor Ort lebenden Menschen von ihrer Heimstatt und ihrem traditionellen Lebensunterhalt. Im Kern der vorliegenden Studie steht der Aspekt der Zwangsumsiedlung: die Dorfbewohner von Long Geng siedelten sich ausschließlich wegen des Baus des Bakun Wasserkraftwerks in Sg. Asap an. Dies muss als Zwangsumsiedlung angesehen werden, da die indigenen Gemeinden, die früher in dem für das BHP vorgesehenen Gebiet lebten, keine andere Wahl hatten als wegzuziehen und sich anderswo wieder anzusiedeln, denn ihre Dörfer und ihr angestammtes Land wurden von der Staatsregierung für den Bau des BHP beansprucht. Es stellt sich also die Frage, warum eine Umsiedlung, die von der Staatsregierung von Sarawak als Entwicklungsprojekt für die betroffene Bevölkerung propagiert wurde, von dieser als Zwangsumsiedlung erfahren wird. Diese Forschung hinterfragt nicht nur das Ergebnis dieses Entwicklungsprogrammes, nämlich die Vertreibung der indigenen Einwohnern, sondern analysiert auch die Stufen der Vertreibung. Die Vertreibung wir auf drei verschiedenen Ebenen untersucht: Zunächst, während der Vorbereitungsphase der Umsiedlung, sehen die Siedler sich mit zahlreichen Fragen konfrontiert, die sich aus dem Verlassen ihrer angestammten Umgebung ergeben. Dies bedeutet auch eine emotionale Belastung. Des weiteren, nachdem sie in die i neue Siedlung umgezogen sind, haben die Siedler mit Schlüsselfragen zu kämpfen, die mit unzureichender Entschädigung für den Verlust ihrer natürlichen Ressourcen, ihres sozialen Erbes und ihres Landes einhergehen. Die Tatsache, dass eine Umsiedlung erzwungen wird, erschwert den Umgang mit diesen Fragen sehr und trägt zu einer stark belastenden Situation bei. Drittens ist zu bemerken, dass an die erzwungene Umsiedlung keinerlei Versprechen zur Unterstützung des Aufbaus neuer Lebensunterhaltsquellen verknüpft wurden. Somit wird den Menschen, die Möglichkeit, diese Situation positiv für sich und im entwickelnden Sinne zu nutzen, nicht gegeben. II. Forschungsgegenstand und Konzeptionelle Einbindung Analytisch bezieht sich die Studie auf Michael Cerneas Ansatz „Impoverishment Risks and Reconstruction (IRR) Model“ (2000). Die im Forschungsfeld vorgefundene Situation der Siedler wird auf Basis der Definition der "unfreiwilligen Umsiedlung der Bevölkerung" (Cernea, 1998) diskutiert. Das Konzept der ´unfreiwilligen Umsiedlung` (in dieser Arbeit auch Zwangsumsiedlung genannt), ist das in der aktuellen sozialwissenschaftlichen Literatur am häufigsten verwendete. Vertreibung und Umsiedlung werden zu einem Begriff zusammengefasst, eine klare Bedeutung erhält der Begriff durch die Betonung auf ´unfreiwillig`. Bei der Definition des Begriffs unterscheidet Cernea zwei klar voneinander getrennte aber sich gegenseitig beeinflussende Ansätze: (a) die Vertreibung von Menschen und den Abbau ihrer ökonomischen und sozialen Systeme, sowie (b) die Umsiedlung an einen anderen Ort und den Neuaufbau ihres Lebensunterhalts und ihrer sozialen Netzwerke. Weitere zentrale Aspekte dieser Forschung formen die folgenden Punkte: • Der Zugang zu Ressourcen; • Der Einfluss der unfreiwilligen Umsiedlung auf die sozialen und Machtstrukturen; • Der Einfluss der verschobenen sozialen und Machtstrukturen auf Strategien zum Lebensunterhaltserwerb; • Die Untersuchung des wirksamsten Netzwerks, das den Menschen die Basis für ihren Lebensunterhaltserwerb sicherte. Diese Forschung untersucht im Detail die Prozesse und Wirkungen der unfreiwilligen Vertreibung, mit der die Siedler konfrontiert sind. Faktoren die beleuchtet werden, sind die Bewältigungsmechanismen der indigenen Menschen und ihre Strategien im Umgang mit ii auftretenden Probleme in Bezug auf Fragen nach Landrechten und Landnutzung, Unstimmigkeiten und Unterschieden in der neuen Sozialstruktur, Wettbewerb um die begrenzten natürlichen Ressourcen sowie wechselnde Machtstrukturen und Beziehungen. Auch innerfamiliäre Streitigkeiten basierend auf veränderten Familienstrukturen und der wechselnden Rolle der Älteren, der Männer und Frauen in der häuslichen Einheit werden beleuchtet. Neben der Analyse der auftretenden Problemfelder steht jedoch auch die Frage, wie die Siedler ihr Leben neu aufbauen und den Erwerb ihres Lebensunterhalts neu strukturieren. Erkenntnisleitende Fragen umfassen somit die Folgenden: 1. Wie gehen Siedler mit der Tatsache um, dass sie unfreiwillig umgesiedelt worden sind und was tun sie, um mit unvorhergesehenen Konsequenzen der eingetretenen sozialen Veränderungen fertig zu werden? 2. Wie gehen die Siedler mit sich neu bildenden Machtstrukturen um, mit Konflikten um begrenzte Ressourcen und wechselnden Machtstrukturen und Beziehungen in ihrer eigenen Gemeinschaft? 3. Welche Strategien, die von den Siedlern derzeit eingesetzt werden, haben das Potential einen nachhaltigen Lebensunterhalt in der neuen Siedlung aufzubauen? i. Theoretische Grundlagen In der vorliegenden Arbeit wird der Ansatz verfolgt, Umsiedlung in erster Linie als Katalysator für sozialen Wandel zu betrachten. Wird Umsiedlung jedoch in den Zusammenhang mit Zwang und unfreiwillig gebracht, kann dies kaum positiven Wandel bewirken. Dessalegn (1989) definiert Umsiedlung in einem anderen Zusammenhang: Ansiedlungen, Kolonisierung und Transmigration, sind alles Begriffe, die sich auf eine neue Verteilung der Bevölkerung beziehen, sei es freiwillig oder unfreiwillig. Dementsprechend schreibt Dessalegn: Ùmsiedlung wie in Äthiopien bedeutet Menschen umzusiedeln oder beschreibt den Umzug von Menschen an einen anderen Ort; der Begriff Kolonialisierung wie er in Lateinamerikaverwendet wird, bedeutet Land erstmals oder erneut zur Nutzung bereit zu stellen; und der Begriff Transmigration wird von denen bevorzugt, die über Indonesien schreiben und impliziert Umsiedlung zwischen den Inseln oder den Ozean überquerend`. (Dessalegn, 1989:668) iii Palmer nennt Umsiedlung ´den geplanten und kontrollierten Transfer einer Bevölkerung von einem Ort an einen anderen` (1979:149). Tadros (1979:122), bedient sich bei der Analyse von Umsiedlungen in Ägypten der Definition der Vereinten Nationen für Humanansiedlungen als: ´der Entwicklung lebensfähiger Kommunen auf neuem oder ungenutztem Land durch das Ansiedeln von Menschen´. Darüber hinaus beschreibt Tadros Umsiedlung in zwei Modellen: spontan und paternalistisch. Im spontanen Modell bleiben alle Möglichkeiten für individuelle Initiativen erhalten und es gibt keinerlei Unterstützung durch nationale oder internationale Organisationen. Der Funktionsfähigkeit oder Angemessenheit des neuen Ortes wird unter nationalen Gesichtspunkten keinerlei Beachtung geschenkt. Im paternalistischen Modell dagegen wird den Siedlern technische Unterstützung in Form von Training und Weiterbildung, Werkzeugen und Gerätschaften und sonstigen Hilfen gewährt (Tadros;1979:122). Im Unterschied zu diesen Definitionen wird in dieser Studie unfreiwillige Umsiedlung als Zwangsumsiedlung gekennzeichnet. Trotz guter Intentionen kann eine Umsiedlung in der Realität auch eine ´Unter- oder Rückentwicklung´ zur Folge haben, weil die Kommune mit mehr Beschwernissen zu kämpfen hat als zuvor. Daher wird in dieser Untersuchung ´Zwangsumsiedlung´ so definiert, dass man darunter eine schlecht geplante Umsiedlung versteht, die eine Gemeinde zwingt, sich auf ungenutztem Land anzusiedeln, das es nicht zulässt, dort ein produktives und voll funktionsfähiges sozio-ökonomisches Gemeinwesen zu entwickeln. Die Forschung bedient sich der Konzepte, die Micheal Cernea (1998) entwickelte, als er unfreiwilligen Umsiedlungen untersuchte. Bei seinem Modell unfreiwilliger Umsiedlung handelt es sich um ein umfassendes Konzept, das in der gegenwärtigen sozialwissenschaftlichen Literatur häufig angewandt wird. Die Begriffe ´Vertreibung` und ´Umsiedlung` werden zusammengefasst und die Betonung auf den Begriff ´unfreiwillig` ruft die Assoziation zur erzwungenen Umsiedlung hervor. Unfreiwillige Umsiedlung wird meist durch zwei zusammengehörige aber von einander klar abgegrenzte Prozesse beschrieben: Vertreibung der Bevölkerung und die Auflösung ihrer ökonomischen und sozialen Organisation und der Wiederansiedlung an einem anderen