Regierungspräsidium

Regierungspräsidium Kassel · 34112 Kassel Aktenzeichen 21- 93 b 2300/1-2018/ 3 Bearbeiter/in Herr Zierau / Frau Kraus Durchwahl 0561 106-31 13 Fax 0611 32764-1642 E-Mail [email protected] Internet www.rp-kassel.de Gemeindevorstand der Ihr Zeichen ohne Gemeinde Friedewald Ihr Antrag vom 03.01.2019 Schlossplatz 2 hier eingegangen am 09.01.2019

36269 Friedewald Besuchsanschrift Am Alten Stadtschloss 1, Kassel

Datum .04.2019

Nachrichtlich: Planungsbüro Koch Alte Chaussee 4 35614 Aßlar

In dem landesplanerischen Verfahren nach § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) i.V.m. § 8 Hess. Landesplanungsgesetz (HLPG) der Gemeinde Friedewald

Antragstellerin, wegen

Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN) hat der Zentralausschuss der Regionalversammlung Nordhessen in seiner Sitzung am 29.04.2019

folgende landesplanerische Entscheidung getroffen:

Wir sind telefonisch mo. - do. von 08:00 - 16:30 Uhr und fr. von 08:00 - 15:00 Uhr ständig erreichbar. Besuche bitte möglichst mo. - do. in der Zeit von 09:00 - 12:00 Uhr und von 13:30 - 15:30 Uhr, fr. von 09:00 - 12:00 Uhr, oder nach tel. Vereinbarung.

Postanschrift: Am Alten Stadtschloss 1 34117 Kassel Vermittlung: 0561 106-0. Das Dienstgebäude Am Alten Stadtschloss 1 ist mit den Straßenbahnlinien 3, 4, 6, 7 und 8 (Haltestelle Altmarkt), den RegioTrams 1 und 4 (Haltestelle Altmarkt) sowie verschiedenen Buslinien zu erreichen.

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I. Die am 03.01.2019 beantragte Abweichung vom RPN gemäß § 8 HLPG für die Erweite- rung des „Gewerbegebietes West“, Ortsteil Friedewald, Gemeinde Friedewald, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, in einer Größenordnung von 14 ha wird zugelassen. Sämtliche Kartenanlagen sind Bestandteile dieses Bescheides.

II.

Maßgabe 1. Abwasseremittierende Produktionsanlagen, Rückhaltebecken und im Industriegebiet bei Bedarf vorgesehene Abwasserbehandlungsmaßnahmen sind ausschließlich au- ßerhalb der Wasserschutzgebietsfläche vorzusehen, wenn nicht zuvor sichergestellt wird, dass eine vollständige Herausleitung des Abwassers aus dem Wasserschutz- gebiet erfolgt. Im Fall einer am Firmengelände vorgesehenen Abwasserbehandlung ist der Standort dieser Abwasserreinigungsanlage möglichst außerhalb der Wasser- schutzgebietsfläche vorzusehen. Sollte hiervon abgewichen werden, ist begleitend zur Bauleitplanung die Standortgebundenheit zu begründen und gleichfalls auch standortbezogene Hydrogeologische Unbedenklichkeit gegenüber der zuständigen Wasserbehörde nachzuweisen. 2. Im Zuge der nachfolgenden Bauleitplanung ist durch den verbindlichen Ausschluss des Einzelhandels mit zentrenrelevanten Sortimenten zu gewährleisten, dass an dem für die weitere gewerbliche Entwicklung von Friedewald zugelassenen siedlungsfer- nen Standort, abgelegen in einem Gewerbegebiet keine dort aus regionalplaneri- scher oder städtebaulicher Sicht unerwünschten Verkaufsstätten entstehen können. 3. In der nachfolgenden Bebauungsplanung ist durch die Gemeinde Friedewald ver- bindlich festzusetzen, dass - sobald neu zu errichtende Dachflächen eines Betriebes eine zweifelsfrei raumbedeutsame Größenordnung erreichen und 10.000 m² oder mehr betragen - mindestens die Hälfte dieser neu entstehenden Flächen im Bereich dieser Abweichungszulassung zusätzlich für die Installation von Anlagen zur Gewin- 3

nung solarer Strahlungsenergie (Fotovoltaik oder Solarthermie) genutzt werden. Aus- nahmen von dieser Regelung dürfen nur für den Fall zugelassen werden, dass ihre Umsetzung wirtschaftlich unzumutbar wäre.

III.

Hinweise 1. Hessen Mobil Eschwege  Aufgrund der unmittelbaren Nähe des o.g. Plangebietes zur Anschlussstelle Friede- wald der BAB A4 und der zu erwartenden Zunahme des gewerblichen Ziel-/ Quellver- kehrs ist der Nachweis vorzulegen, dass dies zu keiner Verschlechterung der Ver- kehrsqualität im Bereich des o.g. Autobahnknotens führt. Sicherheitsgefährdende Rückstaus auf der BAB A4, z.B. durch Parkplatzkapazitätsengpässe in den o.g. Ge- werbegebieten, sind durch verkehrlichen Nachweise auszuschließen.  Blendwirkungen und Lichtimmissionen gegenüber den angrenzenden Verkehrsflä- chen der BAB A4 sind auszuschließen.  Entsprechend der ARS Nr. 32/2001, Unterpunkt 3.3 ist Werbung bis zu 40m entlang der Autobahnen straßenrechtlich unzulässig.

2. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Es hat immer noch die Stellungnahme vom 11.04.2016 (AZ. 8907 50/60-50/16 BH) Gültig- keit: „Hydrogeologie: Der Planbereich liegt zu einem geringen Anteil in der Zone IIIb des Trink- wasserschutzgebietes (WSG-ID 632-031) für die Wassergewinnungsanlagen des WBV Ostteil Kreis Hersfeld-Rotenburg, Staatsanzeiger Hessen 27/73, Seite 1221. Bei Einhal- tung der für das Schutzgebiet geltenden Verbote der Festsetzungsverordnung bestehen aus hydrogeologischer Sicht keine Bedenken. Ingenieurgeologie: Nach Geologischer Karte 1: 25.000 von Hessen baut sich das Plange- biet aus oberflächennah verwitterten Gesteinen des Mittleren Buntsandsteins auf, die von 4

bindigen Deckschichten überlagert sein können. Sofern eine Versickerung von Oberflä- chenwasser geplant, bzw. wasserwirtschaftlich erlaubt ist, werden wegen der vermutlich geringen Durchlässigkeit Versickerungsversuche gemäß Arbeitsblatt DWA-A 138 empfoh- len. Die bindigen Deckschichten können stark setzungsfähig sein und zum Schrumpfen bei Austrocknung und Quellen bei Wiederbefeuchtung neigen. Auf einheitliche Gründungs- bedingungen ist zu achten. Bei geotechnischen Fragen im Zuge der weiteren Planungen oder von Bauarbeiten werden objektbezogene Baugrunduntersuchungen gemäß DIN EN 1997-2 bzw. DIN 4020 sowie Baugrubenabnahmen durch ein Ingenieurbüro empfohlen. Bodenschutz: In den vorliegenden Unterlagen werden die Belange des Bodenschutzes teilweise dargestellt. Es wird zur Versiegelung von Böden kommen, was zu einem Total- verlust der Bodenfunktionen führt. Der Verlust an Bodenfunktionen ist bodenspezifisch zu kompensieren. Eine umfassende Beschreibung zur Kompensation unvermeidbarer nach- teiliger Beeinträchtigungen findet sich in „Bodenschutz in der Umweltprüfung nach BauGB- Leitfaden für die Praxis der Bodenschutzbehörden in der Bauleitplanung“ (LABO 2009. 24f). Maßnahmenbeispiele sind in „Das Schutzgut Boden in der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung (Umweltministerium Baden-Württemberg 2006) zu finden. Angemessene Teilkompensation wären z.B. Maßnahmen zur Entsiegelung. Vermeidung und Minderung der Bodenverdichtung sowie Erosionsschutzmaßnahmen. Die pauschale Begründung der Abwertung der „Bodengüte“ aufgrund von landwirtschaftlicher Nutzung ist aus Sicht der Vorgaben der „Guten Fachlichen Praxis“ (GfP) nach § 17 BBodschG für die Landwirtschaft ohne weitere bodenphysikalische Analysen nicht zulässig. Bei den Bauarbeiten ist mit er- heblichen Beeinträchtigungen durch den Baustellenbetrieb zu rechnen (Verdichtung, stoff- liche Aspekte), die Pflichten der Vorsorge sind zu wahren. Dies betrifft insbesondere auch die Baueinrichtungsflächen und Zuwege, die grundsätzlich nicht auf empfindlichen Stand- orten eingerichtet werden sollten. Für die Weiterverwendung von anfallendem Bodenma- terial an anderer Stelle gelten gemäß Erlass die Vorsorgewerte nach Anhang 2 Nr. 4 der BBodSchV (Richtlinie für die Verwertung von Bodenmaterial, Bauschutt und Straßenauf- bruch in Tagebauen und im Rahmen sonstiger Abgrabungen, Staatsanzeiger Hessen Nr. 10, 03.März 2014).“

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3. Dezernat 27 beim Regierungspräsidium Kassel  Zur Vermeidung artenschutzrechtlicher Konflikte sind im Zuge der Bauleitplanung in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden geeignete Managementmaßnah- men für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling in Anlehnung an das Konzept „Erfassung und Management des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings im Gewer- begebiet Friedewald“ (BÖF, 2018) festzulegen und mind. 2 Vegetationsperioden vor der baulichen Ausführung mit der Umsetzung zu beginnen.  Nach Abschluss der faunistischen Untersuchungen im Sommer 2019 sind für die vor- kommenden Offenland- und Gebüschvogelarten geeignete artenschutzrechtliche Ver- meidungs- und Managementmaßnahmen mit den zuständigen Naturschutzbehörden abzustimmen und im Zuge der Bauleitplanung festzulegen.  Die im Nordosten des Plangebietes nahe der Autobahnabfahrt befindlichen Nassstau- denflächen und Nasswiesen im Bereich eines Quellfadens unterliegen den Verboten des gesetzlichen Biotopschutzes nach §30 Bundesnaturschutzgesetz. Bei geplanter erheblicher Beeinträchtigung oder Zerstörung dieses Bereiches ist im Vorfeld bei der Unteren Naturschutzbehörde ein Antrag auf Ausnahme von diesen Verboten zu stel- len. Diesem kann nur stattgegeben werden, sofern die Beeinträchtigungen ausgegli- chen werden können.  Durch die großflächige Planung werden ca. 14 ha Fläche überbaut. Die entstehenden Gebäudekubaturen von Gewerbe- und Industrieanlagen ziehen aufgrund Ihrer Höhe und Großflächigkeit voraussichtlich Beeinträchtigungen des Landschafts- und Ortsbil- des nach sich, welche im Zuge der Bauleitplanung zu bewerten, zu vermeiden und zu kompensieren wären.

4. Abt. Umwelt- und Arbeitsschutz -Dez. 31.4 (Kommunales Abwasser, Gewässer- güte, Oberirdische Gewässer, Hochwasserschutz) - beim Regierungspräsidium Kassel in Grundwasserschutz, Wasserversorgung Das Planungsgebiet befindet sich im südwestlichen Teilbereich innerhalb des amtlich festgesetzten Wasserschutzgebietes für die Wassergewinnungsanlage „Tiefbrunnen I 6

Kothebachtal“ zugunsten des Wasserbeschaffungsverbandes Ostteil Hersfeld-Roten- burg, Zone III B. Die Wasserschutzgebietsverordnung vom 02.05.1973 (St.Anz. 27/73, S. S 1221), die 1. Änderungsverordnung vom 19.05.2006 (St. Anz. 34/2006, S.1921) und die 2. Änderungsverordnung vom 05.02.2007 (St Anz. 14/2007 S.745) sind zu beachten.

Altlasten, Bodenschutz Die aggregierte Bodenfunktionsbewertung (BFDL 5) für das Plangebiet ist gemäß Boden- Viewer Hessen mit Stufe 2 (gering) anzusetzen. Der Verlust der Bodenfunktionen (v.a. durch Flächenversiegelung) auf rd. 21 ha Fläche ist im Zuge der weiteren Planungs- schritte entsprechend zu berücksichtigen, darzustellen und zu bewerten. Hierzu wird ins- besondere auf die Hess. Kompensationsverordnung (vgl. dort v. a. § 2 (4) und Nr. 2.2.5 i.V. mit Nr. 2.3 der Anlage 2 zur KV) verwiesen.

Kommunales Abwasser, Gewässergüte Die abwassertechnische Erschließung des geplanten „Gewerbegebiet West“ im Ortsteil Friedewald der Gemeinde Friedewald ist quantitativ und qualitativ sicherzustellen. Ent- sprechende Nachweise sind mit der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Hersfeld- Rotenburg abzustimmen. Ich weise vorsorglich darauf hin, dass z.Z. eine Untersuchung hinsichtlich der Erweiterung, dem Neubau der gemeindlichen Abwasserbehandlungsan- lage oder einem übergebietlichen Anschluss an die Entwässerungsanlage der Stadt Bad Hersfeld untersucht wird. In wieweit eine zusätzliche Belastung der aktuellen Kläranlage zugelassen werden kann, wäre ebenfalls von dem Kreisausschuss des Kreises Hersfeld- Rotenburg zu beurteilen.

Immissionsschutz und Energiewirtschaft Ergänzend zur Begründung im Antrag der Gemeinde Friedwald ist aus Sicht des Immis- sionsschutzes (hier: Geräusche) neben dem bereits formulierten Teil-Bereich „Lärm durch LKW-Verkehr“ im Gewerbegebiet West ebenso die Belastung durch die Lärmemis- sionen des ansiedlungswilligen Industriebetriebes selbst zu würdigen. Diese Bewertung ist grundsätzlicher Art, da die bereits mit Gewerbe bebauten Zonen im bestehenden Ge- 7

werbegebiet an den Geräusch-Rezeptoren innerhalb der Wohnbebauung Friedewald ei- nen Beurteilungspegel im Sinne einer Vorbelastung darstellen. Mit der Ansiedlung von ACO Passavant als bekanntermaßen lärmintensivem Industriebetrieb (ggf. Mehrschicht- betrieb auch zur Nachtzeit) sind daher Überschreitungen der Immissionsrichtwerte im ca. 180 m südlich gelegenen Wohngebiet in Ortsrandlage der Gemeinde Friedewald zumin- dest nicht grundsätzlich auszuschließen. Ich empfehle daher, die grundsätzliche Mach- barkeit der Ansiedlung von ACO Passavant vorab in fachlicher Sekundanz eines schall- technischen Prognosegutachtens durch eine nach § 29 BImSchG zugelassene Mess- stelle prüfen zu lassen.

Bergaufsicht Es wird darauf hingewiesen, dass untertägig Kalibergbau umgegangen ist. Senkungen der Tagesoberfläche können daher nicht ausgeschlossen werden. Darüber hinaus wird das Gebiet von einem Berechtigungsfeld der K+S KALI GmbH überdeckt. Daher wird empfohlen, die K+S KALI GmbH zu beteiligen.

Regionalplanung Für zukünftige Planungen und Maßnahmen in dem Teilraum wird dringend empfohlen, Gewerbeflächen im Wege eines Gesamtkonzeptes in interkommunaler Kooperation mit den Nachbarkommunen zu entwickeln.

IV.

Begründung:

1. Sachverhalt Die Gemeinde Friedewald beabsichtigt, die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Zulassung einer Abweichung vom Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN) gemäß § 8 Hess. Landesplanungsgesetz (HLPG) i.V. mit § 6 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) für das „Gewerbegebiet West“ im Ortsteil Friedewald zu schaffen. Diese Fläche soll Ansiedlungs- wünschen befrieden, die nach der vollständigen Auslastung des „Gewerbegebietes Nord“ 8

an die Gemeinde herangetragen wurden. Das nun beantragte „Gewerbegebiet West“ um- fasst sowohl Flächen, die bereits 2018 bauleitplanerisch gesichert wurden (7. Änderung des Flächennutzungsplanes für den Bereich „Gewerbegebiet West“ und die dazugehörige Aufstellung des Bebauungsplanes „Gewerbegebiet West“ mit ca. 7 ha Teilfläche der Ge- samtfläche), als auch eine Erweiterungsfläche von 13-14 ha für das bereits ein konkreter Investor sein Interesse bekundet hat. Das neue Gewerbegebiet hätte nunmehr eine Ge- samtflächengröße von ca. 21 ha.

Ausweisungen im RPN, die durch die geplante Maßnahme betroffen sind:  Vorranggebiet Landwirtschaft (tlw.)  Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft (tlw.)  Vorranggebiet Industrie- und Gewerbe-Planung (tlw.)  Bundesfernstraße –mindestens vierstreifig-Bestand (grenzt unmittelbar an)  Anschlussstelle an eine vierstreifige Bundesfernstraße-Bestand (grenzt unmittel- bar an)  Bundesfernstraße mindestens zwei- oder dreistreifig Bestand (grenzt unmittelbar an)

Abweichung vom Ziel 8 der Ziffer 3.1.2 (Gebiete für Industrie und Gewerbe/ Regionale Logistikzentren) „Interkommunale Kooperationen oder Abstimmungen sind raumordnerische Vorausset- zung für die Entwicklung von regional bedeutsamen Flächen, wenn diese außerhalb der Ober- und Mittelzentren an den Entwicklungsachsen bzw. an neuen Standorten bei den in Planung befindlichen Verkehrstrassen liegen. Die nachfolgend benannten, in der Karte dargestellten „Vorranggebiete für Industrie und Gewerbe Planung“ gelten dann als regio- nalplanerische Ziele, wenn sie mit dem zugehörigen Mittel- oder Oberzentrum abgestimmt oder in interkommunaler Kooperation zusammen entwickelt werden: • Friedewald: gewerbliche Bauflächen westlich des Zubringers zur A 4

Mit Schreiben vom 17.01.2019 wurden Hessen Mobil -Straßen- und Verkehrsmanage- ment- Wiesbaden und Eschwege, der Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Roten- burg, das Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, die Städte Bad Hersfeld und (), die Gemeinden und , das Verkehrsde- zernat der Abt. II, die Obere Landwirtschaftsverwaltung, die Fachdezernate der Abt. III, die Obere Naturschutzbehörde und die Bauleitplanung beim RP Kassel beteiligt und um Stel- lungnahme gebeten. Die Anhörungsfrist lief bis zum 20.02.2019. Die Oberste Landespla- nungsbehörde wurde nachrichtlich über die Einleitung des Verfahrens informiert. 9

2. Auswertung der Stellungnahmen Von der im durchgeführten Beteiligungsverfahren beteiligten Oberen Landwirtschaftsbe- hörde und der Bauleitplanung beim RP Kassel wurden keine Stellungnahmen abgegeben, so dass unterstellt werden kann, dass von dort keine durchgreifenden Bedenken bestehen.

Hessen Mobil Eschwege, der Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Rotenburg, das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, die Städte Bad Hersfeld und Heringen (Werra), die Gemeinden Philippsthal und Wildeck, das Verkehrsdezernat der Abt. II, die Fachdezernate der Abt. III und die Obere Naturschutzbehörde beim RP Kassel haben der Abweichung tlw. unter Nennung von Hinweisen und Anregungen zugestimmt. Diese -unter Ziffer III. des Bescheides- maßgeblichen Hinweise und Anregungen sind im nachfolgenden Bauleitplanverfahren entsprechend zu berücksichtigten, stellen eine Ab- weichungszulassung aber nicht grundsätzlich in Frage. Die Stellungnahme der Fachdezernate der Abt. III (Umwelt- und Arbeitsschutz) ist im Be- reich „Grundwasserschutz, Wasserversorgung“ mit einer Maßgabe versehen. Diese ist un- ter Ziffer II. dieses Bescheides berücksichtigt. Der Gemeindevorstand der Gemeinde Philippsthal hat seine Zustimmung zu der Abwei- chung mit der Bitte verknüpft, dass die Fa. ACO Passavant GmbH eine Standortsicher- heitserklärung für ihren Standort in Philippsthal bis 2030 abgibt. Solch eine Bedingung an ein Privatunternehmen zu richten, bietet jedoch keiner Rechtsgrundlage und wird deshalb nicht in Bescheid mit aufgenommen. Der Gemeindevorstand der Gemeinde Wildeck hat zwar keine grundsätzlichen Bedenken geäußert, aber in seiner Stellungnahme darauf hingewiesen, dass bei der Beurteilung des Antrages die ausgewiesenen Gewerbegebietsflächen in Wildeck-Hönebach und Wildeck- Obersuhl mit ihrer Anbindung an das überregionale Straßennetz (BAB 4) zu berücksichti- gen seien. Die Entwicklungsmöglichkeiten der Gewerbeflächen in Wildeck sollen durch die Maßnahme in Friedewald nicht nachteilig beeinträchtigt werden.

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3. Entscheidungsgründe Die beantragte Abweichung wird gem. § 6 Abs. 2 ROG in Verbindung mit § 8 HLPG zuge- lassen, weil sie unter raumordnerischen Gesichtspunkten vertretbar ist und die Grundzüge des Regionalplans nicht berührt werden.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die verkehrsgünstig über die BAB-Anschluss- stelle Friedewald erschlossenen Gewerbeflächen nachgefragt und zwischenzeitlich zu großen Teilen entsprechend genutzt werden. Es ist deshalb gut nachvollziehbar, dass die Gemeinde auch weiterhin Gewerbeflächen an diesem Standort anbieten und für Betriebs- verlagerungen oder Neuansiedlungen nutzen will.

Die angefragte Fläche ist kein völlig neuer gewerblicher Ansatz. Ein Teil der Antragsfläche ist im Regionalplan Nordhessen 2009 (RPN) als ein Vorranggebiet für Industrie und Ge- werbe Planung dargestellt, dieses wurde allerdings im Rahmen einer früheren Gewerbe- gebietsausweisung durch Flächentausch auf ca. 5 ha reduziert. Das angrenzende Gewer- begebiet „Nord“ nördlich des Autobahnzubringers ist nach Angaben der Gemeinde bereits vollständig ausgelastet. Die noch freien Flächen sind bereits vermarktet und werden in Kürze ebenfalls bebaut. Um den weiteren Bedarf an Gewerbeflächen zu decken, soll nunmehr das beantragte Ge- werbegebiet mit einer Gesamtgröße von 21 ha ausgewiesen werden. Dabei sollte aller- dings berücksichtigt werden, dass ca. 7 ha dieser Fläche bereits bauleitplanerisch als Ge- werbefläche genehmigt wurde. Laut Antragsbegründung liegen für diesen Bereich bereits ausreichend Anfragen vor, um diesen Teilbereich vollständig zu vermarkten. Für weitere 13-14 ha liegt ein konkreter Ansiedlungswunsch eines Unternehmens vor, dessen Erwei- terungswünsche laut der Antragsbegründung nicht an seinen bestehenden Standorten re- alisiert werden können. Bei dem Unternehmen handelt es sich um produzierendes Ge- werbe, dass an seinen Standorten in Philippsthal und Stadtlengsfeld (Thüringen) aktuell ca. 450 Mitarbeitern beschäftigt. Mit der (Teil-) Verlagerung soll insbesondere der in Stadt- lengsfeld angesiedelte Bereich abgesichert werden, ein Mietvertragsende ist dort für 2029 vorgesehen. Der Standort in Philippsthal soll mittelfristig bestehen und ausgebaut bleiben.

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Ein Teil der Fläche ist zwar bauleitplanerisch als Gewerbliche Baufläche gesichert, tat- sächlich handelt es sich im Bestand aber um landwirtschaftliche Flächen. Die Acker- und Grünlandzahlen liegen nach eigener Recherche überwiegend zwischen 25 und 35 Bodenpunkten. Lediglich auf zwei kleineren Flächen am südwestlichen bzw. nord- westlichen Rand der Planungsfläche werden Werte zwischen 35-40 erreicht. Damit liegen annährend 90% der Planungsfläche unterhalb des Gemarkungsschnitts von 34 Boden- punkten. Die anvisierte Gewerbegebietsentwicklung und der daraus resultierende Entzug landwirt- schaftlicher Flächen betrifft in der Folge z.T. auch Vollerwerbslandwirte. Die Gemeinde Friedewald verfügt jedoch über geeignete Ersatzflächen im Umfang von 22 ha und steht diesbezüglich im Gespräch mit den betroffenen Landwirten. Laut Abweichungsantrag sollen die geplanten Kompensationsmaßnahmen auf Waldflä- chen des FFH-Gebietes „Dreienberg bei Friedewald“ sowie als produktionsintegrierende Maßnahme auf mehreren Landwirtschaftsflächen innerhalb der Gemarkung Friedewald er- folgen. Die naturschutzfachliche Kompensation auf ackerbaulich genutzten Flächen soll, sofern nicht vollständig vermeidbar, auf Flächen mit untergeordneter Bedeutung für die ackerbauliche Nutzung erfolgen. Die Flächeninanspruchnahme lässt sich grundsätzlich nicht wegdiskutieren, allerdings ist dem Entzug sowohl der landwirtschaftlichen Flächen als auch der naturschutzfachlichen Wertigkeit der Offenlandfläche entgegenzuhalten, dass jedwede weitere wirtschaftliche Entwicklung in der Gemeinde und insbesondere an dem Standort an der BAB A 4 nicht flächenneutral erfolgen kann, und dass der konkrete Flächenbedarf nicht auf anderen Flä- chen in der Kommune gedeckt werden könnte. Die Flächen befinden sich im Anschluss an bereits bestehende Gewerbegebietsflächen und verfügen über ihre Lage am Zubringer zur A 4 über eine verkehrsgünstige Anbindung. Die Einzelflächen weisen überwiegend eine unterdurchschnittliche Bodenwertigkeit auf und waren in Teilen bereits früher schon regio- nalplanerisch als Gewerbeflächen abgestimmt. In der Gesamtbetrachtung der vorgenann- ten Punkte ist aus Sicht der landwirtschaftlichen Belange der Raumordnung eine Abwei- chung vom RPN vertretbar. Diese Bewertung spiegelt sich auch in der Stellungnahme der Unteren Landwirtschaftsbehörde wieder, die keine Bedenken vorgebracht hat.

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Weiterhin ist noch abzuwägen, inwieweit eine fehlende interkommunale Entwicklung des Gewerbegebietes (Ziel 8 im Kapitel 3.1.2 des RPN) dem Antrag entgegensteht. Die Nach- bargemeinde Philippsthal hat in ihrer Stellungnahme gebeten, dass der Investor eine Standortsicherheitserklärung für seinen Standort in Philippsthal bis 2030 abgibt. Da dies jedoch privatwirtschaftliche Interessen betrifft, können im Rahmen der Abweichungszulas- sung keine Maßgaben dazu erfolgen. Darüber hinaus möchte das Unternehmen seinen Standort in Philippsthal mittelfristig halten. Insofern würden hier vorerst keine nachteiligen Entwicklungen entstehen. Die Nachbargemeinde Wildeck hat zwar ebenfalls keine grund- sätzlichen Bedenken, weist jedoch darauf hin, dass die Entwicklungsmöglichkeiten der Gewerbeflächen in Wildeck durch die angestrebte Gewerbegebietsentwicklung in Friede- wald nicht nachteilig beeinträchtigt werden sollen. Da es sich hierbei um Gewerbeflächen handelt, die bauleitplanerisch bereits gesichert sind, ist seitens der Regionalplanung nicht von nachteiligen Auswirkungen auszugehen. Das Mittelzentrum Bad Hersfeld erhebt ebenso wie die benachbarten Kommunen in ihrer Stellungnahme keine grundsätzlichen Bedenken. Insofern kann hier unterstellt werden, dass sowohl seitens des Mittelzentrums wie auch der benachbarten Kommunen eine interkommunale Zusammenarbeit in diesem Fall nicht angestrebt wird. Seitens der Regionalplanung kann deshalb nur mit dem unter Ziffer III genannten Hinweis empfohlen werden, zukünftig weitere Gewerbeflächenkonzepte interkommunal anzuge- hen.

Die Abweichung wird somit entsprechend Ziffer I. und mit der in Ziffer II. formulierten Maß- gaben zugelassen, da sie unter raumordnerischen Gesichtspunkten insgesamt vertretbar ist und die Grundzüge des RPN nicht berührt werden. Die in den Stellungnahmen vorgetragenen Anregungen und Hinweise können im weiteren Verfahren berücksichtigt und abgearbeitet werden. Insbesondere die von der Oberen Na- turschutzbehörde und von den Fachdezernaten der Abteilung III vorgetragenen Hinweise können im weiteren Verfahren seitens der Gemeinde frühzeitig beachtet und mit den Fach- behörden erörtert werden. 13

Unter der Ziffer II.1. werden die Voraussetzungen verbindlich vorgegeben, unter denen die Umweltabteilung einer Bauleitplanung mit dem Ziel einer gewerblichen Ausweisung im Trinkwasserschutzgebiet zustimmen kann.

Mit den unter II. weiter formulierten Maßgaben zum Einzelhandel sowie zur Gewinnung solarer Strahlungsenergie soll bereits im Rahmen der Abweichungszulassung auf die Be- deutung dieser im RPN bzw. Teilregionalplan Energie verankerten Ziele hingewiesen wer- den.

Kostenentscheidung: Abweichungsverfahren vom Regionalplan sind nach § 16 HLPG grundsätzlich kosten- pflichtig. Die zu erhebenden Verwaltungskosten regelt die Verwaltungskostenordnung für den Geschäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesent- wicklung -jetzt Hess. Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen- (VwKostO- MWEVL) vom 19.11.2012, veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil I, vom 11.12.2012. Zuletzt geändert wurde die Verordnung am 19.05.2014 durch die Zweite Verordnung zur Änderung der Verwaltungskostenordnung für den Ge- schäftsbereich des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, jetzt ebenfalls Hess. Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen. Kommunen sind bei Abweichungsverfahren nach der Verwaltungskostenordnung i.V. mit § 16 HLPG von der Zahlung befreit. Diese Befreiung gilt nicht, wenn die Kommune berechtigt ist, die Gebühr einem Dritten unmittelbar aufzuerlegen (etwa durch einen Städtebaulichen Vertrag mit dem Investor) oder wenn das Verfahren im Interesse eines nicht gebührenbefreiten Dritten beantragt wurde (siehe Ziffer 5501 der Kostenordnung). Im vorliegenden Fall ist ein Investor vorhanden und es besteht ein Städtebaulicher Vertrag mit Ihnen. Als antragstellende Kommune haben Sie jedoch die Kosten vorab zu tragen. Diese müssen Sie sich dann vom Investor erstatten lassen. Ich habe somit die Verfahrenskosten für dieses Abweichungsverfahren berechnet; sie be- tragen 5.000,00 €.

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Bei der Berechnung habe ich folgende Positionen zugrunde gelegt: Nr. 51 der Kostenordnung Prüfung und Feststellung der Erforderlichkeit 2.000,00 € eines Abweichungsverfahren mit mittlerem Aufwand Nr. 551 der Kostenordnung Zulassung der Abweichung 3.000,00 €

Summe 5.000,00 €

Den Betrag von 5.000,00 € bitte ich bis zum (Datum noch einsetzen) unter der IBAN DE435000500000001005891 und der BIC HELADEFFXXX unter Angabe der Referenznummer (muss noch eingesetzt werden) im Verwendungszweck und des Aktenzeichens RPKS- 21-93b- 2300/1- 2018/3 zu überweisen. Einen entsprechenden Überweisungsträger habe ich zu Ihrer Verwendung beigefügt.

Werden Kosten nicht bis zum Ablauf des Fälligkeitstages entrichtet, ist für jeden angefan- genen Monat der Säumnis ein Säumniszuschlag von eins vom Hundert des auf 100,-- € abgerundeten Kostenbetrages zu entrichten (§ 15 Hessisches Verwaltungskos- tengesetz). Auslagen i. S. von § 9 HessVwKostG sind nicht entstanden.

Rechtsmittelbelehrung: Gegen diesen Bescheid kann innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Klage bei dem Verwaltungsgericht Kassel, Goethestraße 41 – 43, 34119 Kassel, erhoben werden. Die Klage ist schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle zu erheben. Sie kann auch mittels eines elektronischen Dokuments nach Maßgabe des 15

§ 55a Abs. 2 bis 4 der Verwaltungsgerichtsordnung und dem Kapitel 2 der Elektronischer- Rechtsverkehr-Verordnung erhoben werden.

Im Auftrag

(Linnenweber) Anlagen -1- Ausschnitt aus dem RPN 2009 -1- Luftbild -1- Übersichtsplan Antragsfläche

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Ausschnitt aus dem RPN 2009

geplantes Gewerbegebiet

ohne Maßstab

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Übersichtsplan mit Lage des Plangebietes

Ohne Maßstab

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Luftbild

Ohne Maßstab

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Verteiler:

Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement Postfach 32 27 65022 Wiesbaden

Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement Kurt-Holzapfel-Str. 37 37269 Eschwege

Kreisausschuss Landkreises Hersfeld-Rotenburg Friedloser Str. 12 36251 Bad Hersfeld

Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Rheingaustr. 186 65203 Wiesbaden

Magistrat der Stadt Bad Hersfeld Weinstr. 16 36251 Bad Hersfeld

Magistrat der Stadt Heringen (Werra) Obere Goethestr. 17 36266 Heringen (Werra)

Gemeindevorstand der Gemeinde Philippsthal Schloß 1 36269 Philippsthal

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Gemeindevorstand der Gemeinde Wildeck Eisenacher Str. 98 36208 Wildeck

Dezernat 22 im H a u s e

Dezernat 25 im H a u s e

Dezernat 27 im H a u s e

Dezernat 31.4 Bad Hersfeld

Dezernat 21/1-Bauleitplanung Frau Scholz im H a u s e

nachrichtlich: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Abt. Ia Raumordnung und Landespla- nung Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden