BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN JAHRESBERICHT 2016 2016 BAYERISCHE JAHRESBERICHT STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN BAYERISCHE STAATSGEMÄLDESAMMLUNGEN

JAHRESBERICHT Inhalt

6 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 104 06 Fördervereine 105 Pinakotheks-Verein 20 01 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 106 PIN. Freunde der / Stiftung Pinakothek der Moderne 21 Ausstellungen 2016 107 International Patrons of the Pinakothek e. V. und American Patrons of the Pinakothek Trust 26 Die Schenkung der Art Mentor Foundation Lucerne an die Bayerische Staatsgemäldesammlung und die Staatliche Graphische Sammlung München 110 07 Stiftungen 38 Schenkung der Max Beckmann-Nachlässe an das Max Beckmann Archiv 111 Stiftung Ann und Jürgen Wilde 41 Sammlung Schack: Wiedereröffnung des zweiten Obergeschosses 112 Fritz-Winter-Stiftung 42 Wiedereröffnung der Staatsgalerie in der Residenz Würzburg 113 Max Beckmann Archiv und Max Beckmann Gesellschaft 45 König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande eröffnen ›Holländer-Saal‹ 114 Theo Wormland-Stiftung 46 ›Renaissance & Reformation‹ in Los Angeles. Eine internationale Ausstellungskooperation 115 Olaf Gulbransson Gesellschaft e. V. Tegernsee 48 Bestandskatalog der Florentiner Malerei 49 Das ›Museum Experts Exchange Program‹ (MEEP). Ein chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt 2014–2016 118 08 Nachruf 50 Untersuchungen und Bestandsaufnahme von Werken aus der Staatsgalerie Neuburg an der Donau 119 Johann Georg Prinz von Hohenzollern 54 Leihverkehr 121 09 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 56 02 Erwerbungen 122 Präambel oder Bilanz? Kunst- und zeithistorische Forschungen zu Provenienzfragen und Institutionsgeschichte 126 »Nicht pinakothekswürdig«. Ernst Buchners Museumspolitik und die Folgen: 71 03 Doerner Institut Tauschgeschäfte und Ausstellungen in den Pinakotheken 1933–1945. 136 ›Wiedergutmachung‹ für deutsche Museen? Die Beschlagnahmen ›entarteter‹ Kunst in den Bayerischen

74 04 Publikationen Staatsgemäldesammlungen 1937/38 und deren Entschädigung

80 05 Abteilungen 153 10 Anhang 81 1. Örtliche Verwaltung 154 Chronik 82 2. Zentrale Dienste der Staatlichen Museen und Sammlungen 156 Finanzen 83 3. Provenienzforschung 157 Raubkunst – Fundmeldungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bei www.lostart.de 86 4. Besucherservice und Kunstvermittlung 158 Ausfuhrgenehmigungen (nach VO [EG] 116/2009) und Kulturgutschutzgesetz 90 5. Presse und Kommunikation 160 Berichterstattung in den Medien 92 6. Veranstaltungen 163 Öffentliche Angebote Kunstvermittlung 96 7. Publikationen und Datenbanken 164 Mitarbeiter 97 8. Fotoabteilung und Fotothek 172 Adressen und Öffnungszeiten 98 9. Bibliothek 174 Besucherzahlen 99 10. Kulturgüterausfuhr 175 Abbildungen 102 Museumspädagogisches Zentrum 176 Impressum Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hüten eine Dieser Reichtum muss weiter bekannt gemacht werden. Als der Alten Pinakothek ging und geht – trotz der zwischenzeit- erreicht. Auch sind die Räume in einem warmen Grauton Vielzahl von Kunstwerken, darunter traditionell zahlreiche zum Jahresbeginn 2016 das dieser breiten Information die- lich eingetretenen Insolvenz einer maßgeblichen Firma gestrichen, der gut zum eingebauten Holz harmoniert, so- Gemälde seit dem Mittelalter – wie schon der Name sagt – nende Buch ›Die Pinakotheken in Bayern‹ erschienen war, und dank des koordinatorischen Engagements des Bauamts dass unterschiedlichste Kunstwerke darauf bestens zur sowie Skulpturen seit dem Klassizismus. Im 20. Jahrhundert schrieb ›Hallo München‹ in einer beherzten Rezension, »was München I – nun wieder planmäßig voran. Nachdem 2015/16 Geltung kommen werden. Dieses Gebäude mit seiner erle- kamen beispielsweise mit Stiftungen wie derjenigen des sind wir doch gesegnet mit erlesenen Museen: Alte und der erste Abschnitt realisiert wurde, sind jetzt zeitgleich senen Sammlung von Malerei des 19. Jahrhunderts ist Sammlerpaares Sofie und Emanuel Fohn und mit der Asso- , Pinakothek der Moderne« usw., um dann der zweite und dritte Bauabschnitt in Arbeit, also die beiden somit baulich nahezu perfekt hergerichtet, abgesehen le- ziierung des Olaf-Gulbransson-Museums in Tegernsee auf die ebenfalls bestechenden auswärtigen Bestände hin- Kopfbauten auf der West- und Ostseite, sodass von 2017 diglich vom Personenaufzug, für den die technischen und zahlreiche Arbeiten auf Papier hinzu, die untrennbar mit zuweisen: »Dass wir aber nicht nur in München, sondern bis Anfang 2018 der letzte Abschnitt ansteht. Da diese Bau- planerischen Vorbereitungen getroffen sind, sodass man hier den jeweiligen Malerei-Beständen verknüpft sind. Dieser in ganz Bayern hervorragende Zweiggalerien haben, erläu- maßnahme allerdings auf die Sanierung der Fenster und die Barrierefreiheit sofort herstellen kann, sobald entspre- zeitgemäßen Erweiterung um weitere Medien folgte seit den tert dieses Buch. Da hängt beispielsweise ein Rembrandt im die Optimierung des Oberlichtes ausgerichtet ist, suchen die chende Finanzen bereitstehen. Jetzt schrieb der ›Münchener 1990er-Jahren die systematische Erwerbung von Fotografien, Aschaffenburger Schloss Johannisburg, ein Holbein in der Staatsgemäldesammlungen jetzt parallel einen Weg, wie Merkur‹ am 26. April über diese neu eröffnete Ausstellungs- zunächst durch Aufnahme wichtiger Dauerleihgaben wie Augsburger Katharinenkirche […] oder ein Rubens in Neu- man die Gestaltung des Foyers, der Infrastruktur und des etage, hier könne man »buchstäblich lichte Momente etwa derjenigen der erlesenen Siemens-Fotografie-Samm- burg an der Donau«, ganz zu schweigen von den weit über Sonderausstellungsbereichs noch optimieren und moderni- erleben: Das neue Glasdach sorgt für eine herrlich gleich- lung, späterhin durch die Angliederung der umfangreichen 200 Dauerleihgaben allein im Germanischen Nationalmu­ sieren kann, ehe das Haus wieder komplett öffnet und dann mäßige, farbneutrale und geradezu weltentrückte Tages- und bestechenden Stiftung Ann und Jürgen Wilde, zuletzt seum Nürnberg! Die Bayerischen Staatsgemäldesamm­ auch wieder für größere Ausstellungen genutzt werden licht-Beleuchtung, die fast sensationeller ist als die Bilder«: durch die Erwerbung der brillanten Fotografie-Sammlung lungen nehmen insofern ihren politischen Auftrag in und kann. Die im ersten Bauabschnitt installierte Verschattungs- Und eben für diese Bilder und ihre Betrachter ist es ge- von Dietmar Siegert. Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat für ganz Bayern außerordentlich sorgfältig wahr, und das anlage in den Oberlichtsälen mit der Regelungstechnik zur macht! Und mit der Errichtung eines zweiten Fluchtweges sich selbstredend medial weiterentwickelt; und das brachte in guter, mittlerweile zwei Jahrhunderte alter, sich gleich- Steuerung von Tages- und Kunstlicht hat mittlerweile ihre ist auch den heutigen Anforderungen in dieser Hinsicht mit sich, dass einerseits die klassischen Gattungsgrenzen – wohl dynamisch fortentwickelnder Art und Weise. Bewährungsprobe bestanden. Auch in den Kabinetten Rechnung getragen. hie Malerei, da Plastik oder Grafik – nicht mehr tauglich Doch die Pinakotheken haben zugleich eine weltweite wurde eine solche Steuerungstechnik eingebaut. Alle Be­ Allerdings dramatisch dringlich ist die anstehende Ge­ sind, dass andererseits sich die Sammlungsaufgaben nicht Ausstrahlung, wofür zwei Aspekte genannt sein mögen: teiligten sind zuversichtlich, dass endlich und dauerhaft neralsanierung der Neuen Pinakothek, da die baulichen, kli- nur hinsichtlich der Erwerbungen verändert haben, sondern Einerseits haben sie mit etlichen hochrangigen Kunstwerken eine funktionale Lösung zur Kontrolle und Steuerung des matechnischen und brandschutztechnischen Anforderungen­ auch hinsichtlich der Restaurierung, Konservierung und an der von den Museen , Dresdens und Münchens Lichtes erreicht ist; dies ist freilich auch heute noch eine zum Teil nur noch mit zeitlich befristeten Provisorien erfüllt Präsentation: Diese Aufgaben haben sich enorm diversifiziert, gemeinsam veranstalteten Ausstellung ›Renaissance & Re­ extrem anspruchsvolle und selten perfekt gelöste Aufgabe. werden können. Nicht zuletzt aufgrund der Über­alterung wofür beispielhaft stehen mag, dass man anfangs noch formation. German Art in the Age of Dürer and Cranach‹ Festzuhalten ist jedenfalls schon jetzt, dass die sanierten der technischen Anlagen können auch Teilschließungen im nicht ahnte, welche Anforderungen etwa an den Erhalt oder in Los Angeles teilgenommen, das trägt zur globalen Aus- Galerien mit weitaus höherem Anteil an Tageslicht operie- laufenden Betrieb zukünftig nicht mehr ausgeschlossen auch nur an die Installation und ›Aufführung‹ von solchen strahlung der Bestände bei. Andererseits erschien Ende ren denn zuvor; das erhöht den Kunstgenuss und senkt werden. Zu den baulichen Aufgabenstellungen werden für Kunstwerken zu richten sind, die sich moderner digitaler, 2016 ein kleines Buch, das unter dem Titel ›Director’s Choice‹ die Energiekosten. dieses Gebäude unter anderem auch Fragen der Schadstoff- filmischer oder ähnlicher Medien bedienen. Seither gilt es, für ein breites Publikum die Sammlungen der Alten und Im Frühjahr 2016 wurde – nach langjähriger, durch beseitigung gehören. Die Planung für die Generalsanierung auch die zugehörigen Strukturen und Depots, die personellen Neuen Pinakothek erschließt und das 2017 in sechs Fremd- Forderungen des Brandschutzes erzwungener Schließung – der Neuen Pinakothek läuft in enger Abstimmung aller Ausstattungen oder auch die Restaurierungswerkstätten sprachen aufgelegt wird, womit der entscheidende Aspekt in Anwesenheit des Ministers Ludwig Spaenle das zweite Beteiligten – Ministerium, Bauamt, Museum, Architekten adäquat weiterzuentwickeln, um auch in diesen elementaren benannt ist: München soll in der internationalen, ja globalen Obergeschoss der Sammlung Schack an der Prinzregenten­ und Fachplaner – seit der Beauftragung der Architekten Belangen mit der Modernisierung der Sammlungsbestände Wahrnehmung noch stärker als Stadt feinster, reichster straße wieder eröffnet, in dem nunmehr eine moderne, Hild und K mit Caruso St. John, München / London (siehe Schritt zu halten. Die letzten Jahrzehnte brachten aber nicht und vielseitigster Kunstsammlungen zum Leuchten gebracht aber nicht übertechnisierte lichttechnische Regulierung Jahresbericht 2015, S. 7); hierfür wird 2017 die Haushalts­ nur eine enorme, der modernen Kunst geschuldete Auffäche­ werden. In diesem Falle also reisen nicht die Werke zu installiert ist, die das Tageslicht maximal ausnutzt, aber auch unterlage erarbeitet, die für die Mittelbereitstellung erfor- rung des Bestands-Charakters hinsichtlich der künstleri- den interessierten Betrachtern, sondern werden letztere erlaubt, dass man für Sonderausstellungen von lichtemp- derlich ist, so dass nach der Bewilligung innerhalb eines schen Medien und Materialien, sondern sie brachten für die eingeladen, nach München zu kommen. findlichen Werken – etwa von Fotografien, wie sie mit der Jahres die Ausführungsplanung und Ausschreibung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auch rein quan­ Bauaufgaben gehören bei der Vielzahl der den Bayeri- Sammlung Siegert vor wenigen Jahren erworben wurden – Gewerke folgen und parallel der Auszug von Sammlungen, titativ eine außerordentliche Mehrung von einst etwa 25 000 schen Staatsgemäldesammlungen zur Verfügung stehen- den Lichteintrag signifikant minimiert. Im Zuge der Erneu­ Depots, Büros, Werkstätten und Labors realisiert werden Gemälden um fotografische Objekte (darunter mehrheitlich den Liegenschaften zwangsläufig zu den Dauergeschäften, erung des Daches wurden durch Prismengläser und dank können. Dieser ehrgeizige Plan macht die frühzeitige Be- Abzüge, aber auch Negative) auf nunmehr über 40 000 Ob- doch gegenwärtig drängen sie in der Sichtbarkeit der Pina­ einer Verdunkelungsanlage sowohl konservatorische Ver- reitstellung von Ausweichquartieren erforderlich, für deren jekte der unterschiedlichsten Gattungen. kotheken deutlich nach vorne. Die energetische Sanierung besserungen als auch eine lebendige Tageslichtbeleuchtung Anmietung hinwiederum zuerst die Mittelbewilligung der

6 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 7 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 gesamten Baumaßnahme abgewartet werden muss, sodass von Tizian bis Tiepolo, vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, Die klassischen Museumsaufgaben – Sammeln, Forschen, mäldesammlungen umgewidmet wurde, die – anstelle heute sich aus den beschriebenen Kausalitäten zuletzt diffizile also durch die Blütezeit dortiger Malerei. So greifen die Bewahren, Vermitteln – sind natürlich nicht realisierbar üblicher Ausstellungsabteilungen großer Museen – zumin- Planungsabläufe ergeben werden. Die sich verschärfenden in der von Balthasar Neumann errichteten Residenz vor­ ohne eine funktionsfähige und gut ausgestattete Verwal- dest die interne Koordination und diejenige mit den in der Bestimmungen hinsichtlich Feuerschutz, der Verschleiß handenen Fresken Giovanni Batista Tiepolos und die aus­ tung. Die 2014 konzipierte und 2015 konkret begonnene Pinakothek der Moderne agierenden anderen Museen vor- der vier Jahrzehnte alten Klimaanlagen (für die es z. T. seit gestellten Werke in einer Weise ineinander, dass man von Strukturveränderung mit der Trennung zwischen Örtlicher nehmen wird. Problem- oder vielmehr lösungsorientiert 2016 keine Ersatzteile mehr gibt), die verbauten Schad­ einem idealen Ensemble sprechen kann, das seinerseits in Verwaltung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen installiert ist auch die temporäre Stelle für die Bau- und stoffe, die Anforderungen an energetische Optimierungen idealer Zusammenarbeit mit der Bayerischen Verwaltung einerseits und den ebenfalls dem Generaldirektor personal- Umzugskoordination, da sie den oben beschriebenen logis- und weitere Faktoren sind Ursache für die Unaufschieb­ der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen und weiteren rechtlich direkt unterstellten Zentralen Diensten aller tischen und bauvorbereitenden Aufgaben entsprechend barkeit dieser Sanierung. Partnern für das Baugeschehen neu gestaltet wurde. Die staatlichen Museen und Sammlungen andererseits (siehe agiert und zugleich das gegenwärtige Raummanagement in Breiten Raum nahmen im Kontext der Vorplanungen zur Sanierungsarbeiten in Aschaffenburg hingegen, die 2015 Jahresbericht 2015, S. 8) wurde 2016 fortgeschrieben, Abstimmung mit der Örtlichen Verwaltung vornimmt, das – Generalsanierung der Neuen Pinakothek auch Fragen der den temporären Auszug der dortigen Gemälde erforderlich was selbstredend angesichts der gegebenen Ausgangs- nicht zuletzt in Fällen wie dem Personalzuwachs der Zent­ Auslagerung von Kunstwerken aus Depots und Schausamm- machten – und auch sie sollen einer komplexen Restau­ struktur und der Zusammenwirkungspflicht mit allen ralen Dienste durch Angliederung der Verwaltungsaufgaben lung, von Büros, Laboren und Werkstätten, Bibliotheken rierungskampagne unterzogen werden, sobald dafür Gelder anderen Direktoren kein einfacher, aber ein vernünftiger wie jenen für das Mainfränkische Museum in Würzburg zu und Archiven ein. Mit ausreichendem Vorlauf wurde insbe- verfügbar sind –, werden sich noch länger hinziehen, da Entflechtungsprozess ist. Dieser gestaltete sich allerdings Ende 2016 oder aufgrund der erfreulichen Ansiedelung einer sondere vom Doerner Institut mit der Erfassung des Kon­ dort weitaus tiefer in die vorhandene Bausubstanz eingegrif- komplexer als erwartet, indem 2016 mehrere Mitarbeiter Volontariats-Stelle für Provenienzforschung sowie wegen servierungsbedarfs vor einer Umlagerung, mit der Entwick- fen und beispielsweise ein sowohl für die Besucher als neue Herausforderungen in anderen Arbeitsverhältnissen drittmittelfinanzierter Stellen – immer dringlicher wird und lung einer Konzeption für Verpackung und Transportlogistik auch für die Kunstwerke vertretbares Raumklima herge- gesucht bzw. gefunden haben, so dass temporäre Vakanzen während der anstehenden Sanierungsarbeiten zur großen sowie mit der Planung von Restaurierungsmaßnahmen stellt werden muss. und die Notwendigkeit der Neueinarbeitung Nachfolgern Herausforderung werden dürfte. während der Schließung des Hauses begonnen. Deutlich ist, Seit mehreren Jahren ist die Notwendigkeit eines Ge­ wie Mitarbeitern umso mehr abverlangten. Die Neugestal- Personalentwicklung zeichnet sich ab in den Organisa­ dass die anstehende Sanierung und die dadurch erzwungene bäudes für ein Zentraldepot bekannt, das nicht nur den tung der beiden Organisationseinheiten, die Entflechtung tionsstrukturen, in der Förderungsperspektive für beson- Notwendigkeit einer kompletten Räumung der Neuen Pina- Sammlungszuwachs der Bayerischen Staatsgemäldesamm- der Aufgabengebiete sowie der Personen und Personalien, ders gute Mitarbeiter (wofür im öffentlichen Dienst einge- kothek für einen Zeitraum von schätzungsweise fünf Jahren lungen aufnehmen soll, sondern in absehbaren Jahren die Strukturanpassung und vieles weitere sind zu Ende schränkte Gestaltungsspielräume existieren), aber auch selbst für die die Immobilien verwaltenden Stellen des etwa auch für die Weiterentwicklung der Stiftung Annette 2016 noch nicht abgeschlossen und gehen einher mit ande- in der Fortbildung. Die staatlichen Museen verfügen bisher Freistaats auf Grund der hohen klimatischen und sicherheits­ und Udo Brandhorst im Zusammenwirken mit den Pina­ ren personellen Aufgaben, wie sie sich beispielsweise aus über einen jährlichen Fortbildungsetat in Höhe von 2000 technischen Anforderungen sowie der Komplexität der kotheken wichtig werden wird. In die Haushaltsanmeldung dem Bericht des Obersten Rechnungshofes von 2014 und Euro für die Mitarbeiter aller Museen. Für die Bayerischen Werkstätten und Labore eine enorme Herausforderung dar- wurde 2016 für 2017/18 ein erster, ökologisch orientierter, den nachfolgenden Maßnahmen ergeben. Anliegen wird Staatsgemäldesammlungen wurde daher 2016 seitens stellen. Der angespannte Münchner Immobilienmarkt, technisch einfacher Bauabschnitt mit 7800 m2 aufgenommen, sein, hier zeitgemäße und transparente Strukturen zu etab- des Generaldirektors der Entschluss gefasst, dass mit einer das Ziel, die Schließzeit zu minimieren und zugleich verlore- also zunächst nur ein Bruchteil der 2008 bezifferten 46 000 lieren, die dem beschriebenen Ziel entsprechen und die hohen fünfstelligen Summe aus nicht zweckgebunden ein­ ne Kosten zu vermeiden, und der Umstand, dass mit der m2, mit denen nach damaliger Berechnung der Flächenbe- die Museumsaufgaben trotz schlanker Strukturen und Per- gegangenen Spendenmitteln zunächst nicht Kunsterwer- Auslagerung erst begonnen werden kann, wenn der Landtag darf von insgesamt über 50 derzeit existierenden Depots sonalausstattungen zu erfüllen helfen. bungen und Ausstellungsprojekte finanziert, sondern diese die Sanierung und ihre Finanzierung beschlossen hat, aller staatlichen Museen zu decken wäre. Die Koordination Ein solcher, durchaus fundamentaler Umgestaltungs- Mittel für die Personalqualifikation in den Jahren 2016/17, lassen all dies als Quadratur des Kreises erscheinen. dieser Aufgabe lag bisher in der Hand des Leiters des prozess geht in aller Regel mit vielen anderen Aspekten also für Weiterbildung und Personalentwicklung, genutzt Auch die von den Bayerischen Staatsgemäldesammlun- Doerner Instituts, der hierzu im September 2009 ein grund- einher. So wurden seither bereits einige Verwaltungsvor- werden. Der gegebene Engpass kann damit momentan – gen betriebene Staatsgalerie in der Residenz Würzburg legendes, unverändert gültiges Konzept erstellt hat und schriften, Abläufe und Formulare novelliert, werden Organi­ wenngleich nicht dauerhaft – etwas kompensiert werden. wurde 2016 saniert, wenngleich sich diese Maßnahme vor darin betonte: »Die Beachtung des Prinzips der Nachhaltig- gramm und Geschäftsverteilungsplan angepasst, erfor­ Die enorme motivierende Wirkung dieser Entscheidung allem auf den Innenausbau und das Licht, auf Wandbe­ keit soll die Langfristigkeit der Bewahrungsstrategie des derlichenfalls mit dem Ministerium abgestimmt oder der war umgehend spürbar. Wenn im Jahresbericht des Bayeri- spannungen und deren Farbigkeit, auf ein verändertes Ar- Freistaates gegenüber der Öffentlichkeit unterstreichen.« Direktorenkonferenz mitgeteilt: Der Prozess versteht sich schen Obersten Rechnungshofes 2016 (S. 126, § 34.2.3.) rangement der ausgestellten – und vorbereitend durch­ Da dieses Gebäude bislang nicht finanziert werden konnte, als ein multilateraler, der erst in einigen Jahren weitgehend konstatiert wurde, dass in bestimmten Bereichen nur ange- gängig restaurierten – Kunstwerke und auf neue Beschriftung müssen während der Sanierungszeit der Neuen Pinakothek abgeschlossen sein wird. lernte Kräfte eingesetzt wurden, so dienen solche Fortbil- richtete. Unter dem programmatischen Titel ›Willkommen am freien Markt Liegenschaften für die Depotnutzung an­ Zu den zahlreichen Aspekten einer gezielten Personal­ dungen auch deren Qualifikation, soweit dies ohne eine ad- in Venedig‹ eröffneten die Bayerischen Staatsgemälde­ gemietet werden; hierüber steht, wie oben dargelegt, eine entwicklung gehört, dass 2016 eine Stelle für die Projekt- äquate fachliche Grundausbildung möglich ist. Dauerhaft sammlungen hier ihre Präsentation venezianischer Gemälde Entscheidung an, sobald die Sanierung bewilligt ist. und Ausstellungskoordination für die Bayerischen Staatsge- wird man nicht umhin können, die entsprechende finanzielle

8 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 9 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 Ausstattung zu schaffen, da diese Aufgaben nicht verlässlich zeitnah zielführend – die Suche nach geeignetem Personal abteilungsübergreifend gesucht wurden. Dieses modern- ersetzen. (Für eine auch die Außenbestände betreffende aus Spendenmitteln bewältigt werden können und sollten. derzeit ist. Die dadurch entstehenden Engpässe und der unternehmerische Denken mit team-psychologischen Digitalisierungskampagne – inklusive restauratorischer Wenngleich die im genannten Bericht des Rechnungshofes zuweilen extreme Krankenstand erklären auch, weshalb Ansätzen hat, auch wenn solche Begriffe schlagwortartig Vorbereitung und technischer Durchführung – würden etwa beschriebenen Sachverhalte nur einen kleinen Bereich – manche drängende Aufgabe zeitweilig nicht fristgemäß klingen, das Potenzial zur Problemminderung, aber es 2,5 Millionen Euro benötigt. Man bräuchte Restauratoren-, das Personalreferat, das zugleich für alle staatlichen Museen erledigt werden kann. Umso nachhaltiger gilt hier der Dank kommt – wie immer – auf die Mitwirkung aller an. Techniker- und Fotografenteams für solche Projekte, die über zuständig ist, nicht nur für die Staatsgemäldesammlungen – des Generaldirektors denen, die gleichwohl ihr Bestes gaben Auf- oder Umbrüche zeigen sich auf vielen Ebenen, so längere Wochen in den Außenstellen von Augsburg bis betrafen, so dehnt sich das Thema doch auf alle Bereiche und viele Überstunden leisteten, um die Prozesse nicht ins möchte man meinen, wenn nachfolgend auf die Digitali­ Füssen arbeiten müssten.) Die Defizite in diesem Bereich mit analoger Gültigkeit aus. Selbst im Bereich von hochschul- Stocken zu bringen. sierung und Online-Stellung der Sammlung eingegangen wurden bereits früher (IT-Strategie für die staatlichen qualifiziertem Personal wird man künftig stärker auf eine Zu den gravierenden Defiziten gehört die Schaffung ei- wird, die ein überaus komplexes Themenfeld verkörpert Museen und Sammlungen in Bayern, Oktober 2012, S. 14) kontinuierliche Weiterbildung achten und entsprechende ner Restauratorenstelle für die etwa 20 000 fotografischen und deren Vorbereitung 2015 mit Anschaffung neuerer Hard- konstatiert; ihre Behebung ist aber innerhalb des laufen- finanzielle Ausstattungen schaffen müssen. Objekte, mit deren Erwerbung in der jüngeren Vergangen- ware begonnen wurde. Doch gerade auf dem Feld der mo- den Museumsbetriebs nur in kleinen Schritten möglich. Im erwähnten Bericht wird weiter gefordert, »dass die heit das Versäumnis ausgeglichen wurde, dieses Metier dernen Medien sind nicht solitäre Neuerungen wichtig, son- Einen solchen gingen die Staatsgemäldesammlungen 2016 Beschäftigten der Bayerischen Staatsgemäldesammlun- nicht längst gesammelt zu haben. Wenn die Staatsgemälde­ dern Stetigkeit der Entwicklung und Erneuerung. So haben mit der Inventarisation und Datenbank-Pflege für den gen« (und hier sind eigentlich auch die Mitarbeiter der an- sammlungen also glücklicherweise seit einigen Jahrzehn- die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen 2015/16 eine Bestand von Olaf Gulbransson, der seit einigen Jahrzehnten deren staatlichen Museen, die geprüft wurden, zu nennen) ten diesem so relevanten wie sensiblen Medium die gebüh- Reihe von Workshops veranstaltet, zu denen auswärtige vorhanden, jedoch nicht nach heutigen Kriterien erfasst »rasch tarifgerecht eingruppiert werden« (S. 128). In Ab- rende Aufmerksamkeit schenken, so müsste nun in einem Beratung hinzugezogen wurde, um das vorhandene, doch war. Auch künftig wird man den Investitionsstau in diesem stimmung des Ministeriums mit der Leitung der Zentralen nächsten Schritt diesem geistigen Zuwachs an Erbe und Ver- für die Online-Stellung suboptimale Datenbanksystem Feld nur sukzessive abtragen können. Dabei geht es im- Dienste und dem Personalreferat ist hieran auch 2016 für antwortung die Schaffung der entsprechenden Strukturen zu modernisieren. Die drei führenden Datenbanken wurden mer um den Schritt von der reinen Inventarisation zur ver- die 2014/15 zur Prüfung ausgewählten Stellen weiterge­ folgen: Es bedarf einer Restauratorenstelle wie auch einer sorgsam verglichen, was zu der Erkenntnis führte, dass tieften Dokumentation. arbeitet worden. Dass Abweichungen der tatsächlichen von entsprechend ausgestatteten Werkstatt, während das er­ ein Update / Upgrade ohne Systemwechsel am kostengüns- Die Besprechung durch Evelyn Vogel in der ›Süddeutschen den erwartbaren Dotierungen sowohl nach unten als auch forderliche, speziell klimatisierte Depot bereits in der Ver- tigsten wäre, zumal dies nicht von verdeckten Kosten be- Zeitung‹ vom 7. April 2016, die sich dem damals gerade nach oben festgestellt wurden, lenkt zwar den Blick auf die gangenheit geschaffen wurde. So, wie in der Medizin neue gleitet wäre und auch keine aufwendigen Umschulungen für veröffentlichten Re-Launch der Website widmete, würdigte Ausgewogenheit der Irrtümer, tröstet aber nicht darüber Fachgebiete zu neuen Labors und Methoden führen, so soll- die Anwender anfielen. Aufgrund des Umstandes, dass die Aufwertung der Staatsgalerien in ganz Bayern, die hinweg, dass es einer Vielzahl kleinerer und größerer Kor- te es auch selbstverständlich werden, dass in den Geistes- nun aber die Modernisierung der Datenbanken aller staatli- vereinfachte Nutzbarkeit, die erhöhte Aktualität, die mehr- rekturen bedarf, die seitens der Zuständigen künftig mit wissenschaften und also auch im Museumsbereich neue chen Museen in Bayern – und nicht nur für die Staatsge- sprachige Zugänglichkeit wie auch die Präsenz sozialer dem disponiblen Stellenkontingent abzugleichen respektive Entwicklungen in den Medien oder den Technologien zur mäldesammlungen – neu erörtert wird, wurde die Arbeit an Medien. Ein Jahr später soll die Online-Sammlung mit den im Zusammenspiel mit den ministeriellen Stellen inklusive Bereitstellung neuer Infrastrukturen führen. Gerade im Be- diesem Thema zunächst im Juli 2016 eingestellt und wird Abbildungen – soweit nicht Urheberrechte dem entge­ Finanzministerium zu harmonisieren sein werden. reich der historischen Wissenschaften werden ältere The- die eigene museale Sammlung aus der bislang genutzten genstehen – und den Kerndaten zu den Kunstwerken fol- Nicht zu verschweigen ist, dass angesichts der enormen men damit nicht obsolet, sondern vielmehr in die Gegen- Datenbank heraus 2017 online gehen. Dies erfolgt nicht gen, woran seit 2015 intensiv gearbeitet wird, während und weiter rasant steigenden Münchner Lebenshaltungs- wart fortgeführt. zuletzt, um dem berechtigten und zeitgemäßen Interesse der die Datenbank schon seit mehr als anderthalb Jahrzehnten kosten und angesichts der Vollbeschäftigung in der Stadt die Die personell-strukturellen Engpässe und Defizite in der Öffentlichkeit zu folgen, die Übersicht über die vielgliedri- kontinuierlich wissenschaftlich angereichert wurde. So Nachbesetzung mancher Stellen mitunter schwer ist oder kompliziert-komplexen Verwaltungs- und Betreiberstruktur gen und vielerorts befindlichen Bestände zu erhalten. Wenn möge sich fortsetzen, was 2016 über die Website wahrge- dass zumindest mehrere Ausschreibungsdurchgänge erfor- in der Pinakothek der Moderne wurden mit Hilfe eines aus- gesichert sein wird, dass die Datenbank der Staatsgemäl- nommen wurde: Sie ist benutzerfreundlich, leicht und derlich wurden, was den Arbeitsaufwand erhöht und die wärtigen Coaches analysiert, was wohl ein Novum für die desammlungen online verfügbar gehalten ist, können von vielseitig nutzbar und zeitgemäß. Kurz vor Jahresende 2016 Vakanzen fühlbar verlängert. Im Juni 2016 musste beispiels- Staatsgemäldesammlungen war, sich aber als bahnbrechend hier aus kontinuierlich die stetig aktualisierten Daten in an- kam noch eine erfreuliche Meldung von außen hinzu: weise festgestellt werden, dass für die Vergabestelle (Do­ und integrativ erwies. Wie daraus für die künftige Arbeit dere Portale (Bavarikon, Deutsche Digitale Bibliothek, Euro- Bayern-WLAN wird nunmehr in den Museen punktuell zur tierung E 9, befristet) im ersten Durchlauf nur eine unge­ ein Gewinn gezogen werden kann, ist abzuwarten, doch kann peana) ausgespielt werden. Dem Mangel an Personal für öffentlichen Nutzung für Mitarbeiter und Museumsgäste eignete Bewerbung vorlag, im zweiten hingegen nur zwei, man feststellen, dass die neuartigen Fragestellungen und die Datenpflege wurde 2016 mithilfe von Werkverträgen ab- verfügbar gemacht, was museumsseitig neue Überlegungen wovon eine Bewerbung geeignet schien, wobei die Kandidatin Lösungswege auch gedankliche Bereicherungen für viele geholfen. Da dies aber nur der Datenprüfung und -eingabe über dessen Anwendung etwa in der Informationsvermitt- dann jedoch einem anderen Angebot folgend absagte. Dies boten, dass Verantwortungen und Abläufe konstruktiv un- dienen kann, bleibt die enorme Aufgabe bestehen, die oft- lung gestattet. ist keineswegs das einzige derartige Beispiel, doch lässt tersucht wurden und darin die Grundlage von Besserungen mals nur in historischen Schwarzweiß-Aufnahmen doku- Im Mittelpunkt sowohl der digitalen Präsenz – das digi- es erkennen, wie aufwendig – und dann doch zuweilen nicht liegen sollte. Wesentlich war, dass die Problemlösungen mentierten Sammlungsbestände durch Farbaufnahmen zu tale Bild ist immer nur eine Hinführung zum Original – als

10 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 11 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 Blick in den sanierten Holländer-Saal (Saal IX) der Alten Pinakothek mit dem Gemäldezyklus von Melchior d’Hondecoeter finanziert von der Rudolf-August Oetker-Stiftung auch der auf den Museumsbesuch orientierten Vermittlungs­ Abbildung mit dem Eintritt des Königspaares (S. 44) – zur seit vielen Jahren zusammentrug und -trägt. Auch die Stif- aufmerksam konstatierte Alexander Altmann vom ›Münchner arbeit stehen immer die Museumsbesucher aller Alters­ Unterschrift unter den Vertrag, der die geplante Ausstellung tung Ann und Jürgen Wilde wirkt stetig eminent segensreich, Merkur‹ unter dem 15. Januar 2016, dass der wohl wich- stufen, aller Länder, Sprachen usw. Da es in der Neuen zu den Utrechter Caravaggisten besiegelt, genutzt wurde. indem die von ihr an die Bayerischen Staatsgemäldesamm- tigste Satz der Inauguration darauf hingewiesen habe, dass Pinakothek zwar Vermittlungsräume gibt, die aber wegen Ein gemeinsamer Gang durch die Säle und Kabinette flanki- lungen übertragenen Bestände weiter gemehrt, erforscht der Münchener Klee-Bestand noch »ausbaufähig« sei. Asbest nicht genutzt werden dürfen, da in der Alten Pinako- erte diesen feierlichen Akt, der sich in zahllosen und inter- und publiziert werden, wie die 2016 eröffnete Ausstellung Hoffentlich, möchte man den Gedanken fortspinnen, wird thek keine dafür vorgesehenen Räume existieren und die nationalen Presseberichten niederschlug. zu Albert Renger-Patzsch mustergültig und facettenreich dies auf so kluge und klare Weise wie hier gelingen. Die entsprechenden Pläne für die Pinakothek der Moderne Hinter jedem erfolgreichen Museum steht ein starkes zeigte. Mit Elan und Effekt wirken PIN. mitsamt International­ noch ausstehende Publikation zu diesem Bild, die demnächst für den nicht absehbaren zweiten Bauabschnitt aufgespart Team; dieses leistet seine Alltagsaufgaben – sehen wir von Patrons, Stiftung Pinakothek der Moderne und Pinakotheks­ in der von der Kulturstiftung der Länder in heraus­ bleiben, fiel im Winter 2015/16 die Entscheidung, dass in öffentlichen Veranstaltungen und Veröffentlichungen ab – verein sowie Fritz-Winter-Stiftung. Beglückend war die Aus- gegebenen traditionsreichen Reihe der ›Patrimonia‹ erschei- letztgenanntem Museum ein Ausstellungssaal für diesen weitgehend im Verborgenen. Das drückt sich aus in dem zeichnung von Hartwig Garnerus mit dem Bayerischen Ver- nen und das Werk differenzierter beleuchten wird, umkreist Zweck umgewidmet wird. Die entsprechende strategische vorliegenden Jahresbericht, der auf zahllose Aspekte dienstorden durch den Ministerpräsidenten Horst Seehofer das Gemälde und seine Biografie. Ausrichtung wird vom Leiter der Abteilung Besucherservice eingeht, seien es der Leihverkehr (S. 54–55), die Restau­ im August: ein würdiger und willkommener Moment des Zu den Erwerbungen, die den Charakter eines Meilen- und Kunstvermittlung, Jochen Meister, mit seinem Team rierungen (S. 71–73) oder etwa auch die Publikationstä­ Dankes für seine jahrzehntelange, jüngst abermals groß- steins haben, gehört auch die der sieben separaten und erarbeitet und regelmäßig auch mit dem Museumspädago- tigkeit (S. 74–77). Manches dieser Forschungsprojekte herzige Unterstützung der Bayerischen Staatsgemäldes- doch zueinander gehörigen Gemälde der ›Mélodie du réel‹ gischen Zentrum abgestimmt. »Kunst ist (k)ein Kinderspiel. benötigt ähnlich wie die schon erwähnte Datenbank viele ammlungen mit der durch ihn vertretenen Theo-Wormland- von Fabienne Verdier (Abb. S. 62–63). Die in Frankreich leben- Was die bayerischen Pinakotheken für die Kunstvermittlung Jahre, ehe es sich oder vielmehr seine Ergebnisse öffent- Stiftung. de Künstlerin verwirklicht so konsequent wie behutsam das an die Jugend tun und wollen«, titelte die ›Abendzeitung‹ lich präsentiert. Dass Museen im eigentlichsten Sinne For- Alle vorbeschriebenen Themen sind von einer großen stringente Konzept einer klaren und klugen Entsagung am 22. Februar 2016, und sie zeigte eine Fotografie von der schungseinrichtungen sind, kann man nicht häufig genug Dynamik bestimmt, von Aktionen, Interaktionen, Kooperati- vom klassisch-etablierten Kunstmarkt bei gleichzeitiger geis- Einweihung dieses umgewidmeten Raumes, an der der betonen. Doch es wird hier an den Beständen intensiv ge- onen. Neben diese dynamischen Prozesse treten jene Ent- tiger und faktischer Präsenz ihrer signaturhaften Malerei. Bayerische Staatsminister Ludwig Spaenle teilnahm. Dort forscht, was etwa darin zum Ausdruck kommt, dass die scheidungen, die von einer hohen Unwiderruflichkeit und Sie war 2015 in der auf Herrenchiemsee veranstalteten Aus- stand dann sehr richtig geschrieben: »Eigentlich eine Not­ Deutsche Forschungsgemeinschaft 2016 den Verlängerungs- Stetigkeit, von einer hoffentlich großen oder gar absoluten stellung ›Königsklasse III‹ ideal vertreten, und doch behält lösung, aber eine mit Signalwirkung.« Ähnlich reflektierte die antrag für das Projekt zu den frühen Florentiner Gemälden historischen Dauerhaftigkeit geprägt sind, nämlich die Er­ sie sich den Rückzug in die nahezu buddhistische Abgeschie- ›Süddeutsche Zeitung‹ im Beitrag von Susanne Hermanski in der Alten Pinakothek bewilligt und damit die Vollendung werbungen für die musealen Sammlungen: Dass es Ende denheit ihres Produktionsortes in Frankreich weit vor den und Barbara Hordych am 23. Februar: »Die Bayerischen dieses Vorhabens gesichert hat. Abgesichert wird damit 2015 gelang, die Anfang 2016 an die Öffentlichkeit kommu- Toren von Paris vor: Wo entsteht, so fragt man sich in den Staatsgemäldesammlungen­ haben neue Orte und Strategien nicht nur die vollumfängliche Erstellung des Kataloges, son- nizierte Erwerbung von Paul Klees ›Pastor Kohl‹ für die europäischen Kunstzentren heute, die künftig relevante Kunst? der Kunstvermittlung vorgestellt. Vieles davon wirkt spie­ dern auch die Aufbereitung der Daten für eine digitale Bayerischen Staatsgemäldesammlungen abzusichern, ist Wo wird die Kunst erarbeitet und erdacht, die uns in oder lerisch – und doch ist der Auftrag durchaus anspruchsvoll.« Präsentation. Weitere Forschungsprojekte sind beispiels- ein Glücksfall: Dank der generösen finanziellen Anschub­ durch die nächsten Jahrzehnte begleitet? Einen Teil der sie- Eben dies ist ein Anliegen, nämlich unaufgeregt und mit weise der 2015 begonnene Bestandskatalog der Skulpturen absicherung durch PIN. kamen zu diesen ersten versproche- benteiligen Serie von Fabienne Verdier kauften die Staats­ Leichtigkeit dem seriösen Auftrag einer hoch ausdifferen- des 19. Jahrhunderts, dessen Vorarbeiten – nicht zuletzt nen und großen Geldern bald weitere hinzu; und am Ende gemäldesammlungen; anderes kam durch die großzügige zierten, an den verschiedensten Zielgruppen orientierten dank kontinuierlich eingehender Drittmittel von der Thiemig- wurde dieses so faszinierende, skurrile, liebenswerte, sin- Schenkung der Künstlerin zeitnah hinzu. Dass die Melodie Vermittlung gerecht zu werden. Dass dabei mitunter viel Stiftung – sukzessive reifen. Zu den wissenschaftlich wert­ guläre wie bizarre Bild mittels vieler Finanziers für Mün- der Wirklichkeit – oder wie immer man den poetisierenden Unterstützung von Freundeskreisen und Sponsoren kommt, vollen Projekten zählen aber auch forschungsbegleitende chen gesichert. Diese Erwerbung wurde beispielsweise vom Bildtitel übersetzen mag – nicht ein schlichtes oder gar ist eine erfreuliche Entwicklung: Die soziale Aufgabe wird Großprojekte wie die 2016 abgeschlossene Inventarisation Münchner Merkur am 15. Januar 2016 als spektakulär banales Lied über das Wahre oder über die Wirklichkeit sei, zunehmend von einer breiten Öffentlichkeit mitgetragen. der 2014 mit vereinigten Kräften erworbenen Fotografie- bezeichnet, und sie ist es. Glücklicherweise entstanden hier wird man angesichts der buddhistischen Reduktion und Insofern ist die Errichtung nicht-provisorischer Räume für Sammlung Siegert durch den zuständigen Fachreferenten. keine Fragen zu Provenienz und Echtheit, da das Bild aus anhand der mönchischen Repetition leicht erkennen. diese wesentliche­ Museumsaufgabe ein allgemeines Anlie- Zur Fülle der Aufgaben gehört die Zusammenarbeit mit der Familie des Künstlers stammt. Wie viel komplizierter und Übergehen wir hier die weiteren Erwerbungen des Jahres gen aller, die damit befasst sind. Stiftungen (S. 110–115), unter denen hier zunächst das unsicherer ist dagegen heutzutage die Erwerbung eines 2016 wie jene von Siegfried Anzingers skurriler malerischer Museen haben viele Momente der öffentlichen Wahr­ Max Beckmann Archiv zu nennen ist, da durch eine groß­ Werks, das aus dem Kunsthandel stammt und nicht über eine Kreuzigung bis zur dokumentarischen oder künstlerischen nehmung, und ein so ungewöhnlicher wie beglückender war zügige, großartige Schenkung von Mayen Beckmann an saubere, also zweifelsfreie Provenienz verfügt? Derartige Fotografie (Abb. S. 64, 66 u. 69), um uns jenem Ankauf zuzu- der Besuch des niederländischen Königspaares in der Alten die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen die großen Aspekte werden bald die Erwerbungspolitik von Museen wenden, der in seiner schonungslosen Konsequenz und in Pinakothek am 13. April 2016, der damit verbunden wurde, und kostbaren Bestände flankiert wurden, die die Beck- und Sammlern so sehr dominieren, dass der museumsori- der unstrittigen Richtigkeit bestürzend besticht. Gegen Jah- dass der Rembrandt und seiner Zeit gewidmete Saal – siehe mann Gesellschaft unter dem Dach der Neuen Pinakothek entierte Kunstmarkt sich auch dadurch verändert. Aber resende 2016 ergab sich so klar wie kurzfristig die Chance,

14 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 15 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 ein Werk von Jenny Holzer zu ersteigern, das nicht mit den Positionen wie Donald Judd und Dan Flavin, aber auch mit gelegt; dabei wird sichtbar, wie kontinuierlich seit vielen sammlungen als erste Bände erschienen sind, nämlich bekannten fortlaufenden Schriftbändern aufwartet und ei- jüngeren Neuerwerbungen aufzuwarten und abschließend Jahren auf der Website www.lostart.de der interes­sierten Öf­ von Andreas Burmester ›Der Kampf um die Kunst. Max nen Raum besetzt oder seine Betrachter dank der dynami- im Wechselausstellungssaal (Saal 21) Platz für temporär fentlichkeit Informationen darüber zugänglich gemacht wer- Doerner und sein Reichsinstitut für Maltechnik‹ und schen Schrift fesselt, das wohl aber mit der aufstörenden gezeigte Positionen zu bieten. Dass in einigen Räumen – den, welche Werke nicht zweifelsfrei vom Verdacht freige- Melanie Bauernfeind ›Die . Ein Museums- statischen Schrift in einem Text-Bild-Kunst-Werk die allge- in jenen zur Neuen Sachlichkeit, zur Fotografie der 1920er- stellt sind, dass sie jüdischen Eigentümer in der Zeit des bau im Wandel der Zeit‹. Während sich das erstgenannte meine Aufmerksamkeit verdient. So, wie sich die Grenzen und 1930er-Jahre, zum Bauhaus und zur Kunst vor 1945 – Nationalsozialismus unrechtmäßig entzogen worden sein Buch mit dem 1937 gegründeten Doerner Institut befasst auflösen, die ehedem zwischen Fotografie und Malerei, zwi- die Wandgestaltungen mit einem lichten Grauton zur Ver- könnten. Dass diese Recherchen noch Jahre in Anspruch und dabei verdeutlicht, wie selbst eine solche Einrichtung schen Installation und Skulptur, zwischen Grafik und Text besserung der Erscheinungsweise beitrugen, sei nur am nehmen und dass man eigentlich endlich zu einer Über­ in das nationalsozialistische System verstrickt war, widmet bestanden, so schwinden hier auf geradezu nebulöse Art die Rande erwähnt: Das Zeitalter des White Cube differenziert prüfung aller Bestände kommen muss, hat dazu bewogen, sich das letztere den technischen, klimatischen und zahl­ Grenzen zwischen schriftlichem Dokument und Malerei. sich aus zu neuen Tönungen, die nicht gleißend die Kunst die Personalstärke weiter aufzustocken und die zwei be­ reichen weiteren musealen Fragen anhand eines konkreten Es gelang im Dezember 2016, auf einer Auktion diese groß- überstrahlen, sondern den Eigenwert der Farbe heben. fristeten Arbeitsverträge im Bereich der Provenienzfor- Gebäudes. Beide Bücher sind von hoher Relevanz für formatige Leinwandarbeit von Jenny Holzer zu ersteigern, Mit dem groß angelegten ›Painting 2.0‹ widmete sich schung deutlich – bis Ende 2020 – zu verlängern. Dass das die historische Forschung. Das erstere beweist überdies, mit der die politischen Entwicklungen in den Vereinigten das Museum Brandhorst den Tendenzen und Trends der letz- Thema dennoch extrem komplex und arbeitsintensiv ist mit welcher Konsequenz und Systematik über die Zeit Staaten nach dem 9. November 2001 thematisiert werden. ten fünf Jahrzehnte; die Aufmerksamkeit für das Projekt und noch langer Forschungsfristen bedarf, kann nur den­ des Nationalsozialismus von Mitarbeitern der Bayerischen ›Wish list red‹ zeigt auf Grundlage eines von Holzer be- verdankte sich den zahlreichen darin enthaltenen markan- jenigen verwundern, der sich die Komplexität derartiger Staatsgemäldesammlungen geforscht wird, das zweite nutzten Aktendokuments sogenannte ›alternative‹ – man soll- ten Positionen. Ganz klein hingegen und doch nicht minder Recherchen nicht vor Augen führt: Hier gilt es nicht nur, wird nicht nur bau- und museumshistorisch interessierte te wohl besser, wenngleich immer noch euphemistisch anregend war im Gulbransson-Museum am Tegernsee die die Kunstwerke in historischen Quellen und Akten aufzu- Leser ansprechen, sondern bei künftigen Überlegungen sagen: verschärfte – Verhörmethoden auf, die von Schlafent- Ausstellung mit Henning Wagenbreth, die unter dem heiter- spüren, sondern sie auch eindeutig zu identifizieren; es zum Museumsbau auch zahlreiche sachliche Informatio- zug über Schläge mit dem Telefonbuch bis zum Elektri- assoziationsreichen Titel ›Die erste allgemeine Verunsiche- gilt ferner, die etwaigen Anspruchsteller oder – so es keine nen bereithalten. schen Stuhl reichen und anhand derer sich die Grundfragen rung am Tegernsee‹ im ›Miesbacher Merkur‹ besprochen gibt – die zum Empfang einer Restitution Berechtigten zu Stellen wir hier in dem Rück- und Überblick ein Fazit nach den gesetzlich, ethisch, moralisch oder human zu­ wurde und zeigte, dass man in München nicht nur die großen ermitteln (was keineswegs eine kunsthistorische Aufgabe ans Ende, dass all das, was übers Jahr geleistet wird, ange- lässigen Mitteln zur Wahrheitsfindung und Demokratiever- Standorte für frische Experimente im Fokus hat. Mit der ist und einer zeithistorischen Methodik bedarf) und dann sichts der enormen Resultate eine hohe Motivation des teidigung vehement stellen (Abb. S. 61). so stillen wie poetischen, so historisch erscheinenden wie eine rechtliche­ oder / und moralische Bewertung vorzuneh- Teams voraussetzt. Dafür, dass diese wirklich gegeben ist, Wenngleich das oberste Anliegen ist, die Museen und gegenwärtig relevanten Präsentation von Fotografien men. Derzeit werden Ankäufe der Klassischen Moderne kann man – Generaldirektor, Publikum und Zuwendungs­ ihre Hauptwerke für Einheimische wie Reisende stets und Albert Renger-Patzschs aus der Stiftung Ann und Jürgen wie auch die Überweisungen aus Staatsbesitz auf Verdachts- geber – gar nicht dankbar genug sein. In der aktiven Gestal- verlässlich bereitzuhalten, sind doch Sonderausstellungen Wilde in der Pinakothek der Moderne endete das Jahr fälle geprüft. Objektforschung rangiert vorrangig gegen- tung der Museumswirklichkeiten werden wir von vielen sowie gelegentlich auch grundlegende Neugestaltungen der und endet hier die Auswahl: Mannigfaltigkeit und Lebendig- über Projektforschung, d. h. sobald potenziell restitutions- Seiten unterstützt, von Sponsoren, Freundeskreisen, Politik Dauerausstellung wesentliche Wege, um die Bindungen keit sind wesentliche Leitgedanken – neben dem der befangene Werke erkannt werden, müssen sie prioritär und Kollegen. Nicht selten sind die Wohltäter bereits ver- zwischen Publikum und Museum zu stärken und die (Wieder-) Verlässlichkeit des Museums. beforscht werden. Die weiteren Strategien werden mit der storben, wenn ihre Zuwendungen den Museen zugutekom- Begegnungen mit den Kunstwerken und Häusern zu ver­ Auf die Forschungen zur Institutions- und Sammlungs­ Absicht verfolgt, so viele Fälle wie möglich in so kurzer men. Wir sollten auch das gesellschaftliche Bewusstsein stetigen oder zu verlebendigen. Während baubedingt in der geschichte im Nationalsozialismus und auf die Nachwir- Zeit wie möglich zu recherchieren, ohne doch oberflächlich dafür schaffen, dass Stiftungen ideale Empfänger solcher Alten Pinakothek nur mit den freilich spannenden ›Neuen kung dieser Epoche in späteren Jahrzehnten wird an ande- zu agieren. Was in den zwölf Jahren der Diktatur geschah Gaben sind, da beispielsweise durch testamentarische Nachbarschaften III‹ aufgewartet werden konnte (Abb. S. 78/79) rer Stelle in diesem Jahresbericht eingegangen (S. 121–152), und in den sieben Jahrzehnten seither nicht komplett er- Zuwendungen deren Kapital und also auch deren Aktionsra- und die Neue Pinakothek die in ihrer Konzentration und desgleichen auf die Provenienzforschung (S. 83–85). forscht und bereinigt wurde, lässt sich nicht in wenigen dius und Nachhaltigkeit erhöht werden und solchermaßen Reduktion augenöffnende Ausstellung ›Drei Farben Schwarz‹ Der in den Vereinigten Staaten angestrengte Prozess wegen Jahren kompensieren. Doch dass die Beschäftigung mit die Gestaltungsspielräume staatlicher Museen ausgedehnt (Abb. S. 52/53) zeigte, wurde in der Pinakothek der Moderne eines strittig gestellten Gemäldes von Picasso, das Paul dieser Zeit Pflicht und Anliegen ist, zeigen sowohl die In­ werden können. Das staatliche Empfangen von privaten der Gesamtrundgang neu arrangiert, der auf der Westseite von Mendelssohn-Bartholdy 1934 an Justin Thannhauser stallation des Saals 13 in der Pinakothek der Moderne als Wohltaten ist eine Aufgabe, der wir uns gesellschaftlich mit nun mit einigen markanten Positionen vor dem Ersten verkauft hatte und dieser in der Nachkriegszeit an die auch die Provenienzforschungen (S. 83–85) und die insti­ besonderer Sorgfalt und Sensibilität widmen müssen. Am Weltkrieg – etwa Ferdinand Hodler – aufwartet, dann neue Staatsgemäldesammlungen veräußerte, endete damit, dass tutionsgeschichtlichen Untersuchungen (S. 121–152). Ende des Fazits steht also der Appell an eine gemeinschaft- Themenschw­ erpunkte wie dem der Künstler im Ersten die Berufung der Kläger 2016 vom US Supreme Court Zu den institutionsgeschichtlichen Forschungen ge­ liche Gestaltung der Zukunft. Weltkrieg oder der Künstler in der Zeit des Nationalsozia- zurückgewiesen wurde. Die Resultate der Provenienzprü- hören auch zwei Bücher, die in der 2015/16 neu gegrün­ lismus bietet, um mit vielen altvertrauten stringenten fung und -forschung sind an anderer Stelle (S. 157) dar­ deten Schriftenreihe der Bayerischen Staatsgemälde­ Bernhard Maaz

16 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 17 Perspektiven und Projekte: Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen im Jahre 2016 Blick in die Ausstellung ›Cy Twombly: In the Studio‹ im Museum Brandhorst Ausstellungen 2016

Alte Pinakothek Neue Pinakothek

Nach dem erfolgreichen Auftakt 2014 und der Fortsetzung Die Ausstellung ›Drei Farben Schwarz‹ (6. Oktober 2016 2015 ging die sanierungsbedingte Interimspräsentation bis 23. Januar 2017) richtete mit 16 Gemälden aus eigenen ›Neue Nachbarschaften III – Dürer, Cranach, Memling, Beständen das Augenmerk auf die unbunte Farbe Schwarz, Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Brueghel‹ 2016 in eine neue Runde. Dieses Mal wurde die in der Geschichte der Malerei eine überraschend wich­ in den sieben östlichen Erdgeschosskabinetten eine Aus- tige Rolle spielt. Schwarz dient schon früh in Gemälden zur wahl von Gemälden aus den geschlossenen Sälen und Vertiefung dunkler Zonen. Es führt zu den Schattenseiten Kabinetten der Alten Pinakothek gezeigt (2. Juli 2016 bis des Lebens wie zu den Abgründen der Seele. Zugleich be- 23. April 2017). Die selig dösenden Gestalten aus dem stimmt edles Schwarz die Kleidung von Adeligen und Bür- ›Schlaraffenland‹ Pieter Brueghels des Älteren (1567) be- gern in Porträts des 17. Jahrhunderts in Spanien und gegneten den strammen ›Grabwächtern‹ des Schwaben Holland. Und mit der Emanzipation der Farbe im 19. Jahr- 01 Bernhard Strigel (um 1520); die Weltlandschaft Albrecht hundert gewinnt auch schwarz an Bedeutung, erhält, pastos Altdorfers (1529) traf mit entsprechenden Landschaften aufgetragen, einen materiellen Eigenwert – bis Max Beck- von Hans Memling (1480) und Jan Brueghel dem Älteren mann oder Kazimir Malevich schließlich ganz davon ab­ (1598) zusammen. Hauptwerke von Lucas Cranach dem sehen, die Farbe in den Dienst einer naturalistischen Dar- Älteren, Jan van Hemessen, Cornelis van Dalem waren zu stellung zu stellen. Die Ausstellung zeigte Schwarz mithin sehen. Und inmitten dieser internationale Verbindungen als Metapher, Kompositionsmittel und maltechnische Her- herstellenden Sammlungshighlights hing Dürers ›Selbst- ausforderung, und sie nahm dabei die Malerei in der zwei- bildnis im Pelzrock‹ von 1500. ten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Blick, in der die Da der Platz in den intimen Kabinetten begrenzt ist, Behandlung des Dunklen und Schwarzen ein Eigenleben fand die Präsentation im Obergeschoss ihre Fortsetzung. zu führen beginnt, zugleich aber noch älteren Traditionen In Saal IV waren Albrecht Dürers ›Vier Apostel‹ (1526), verhaftet bleibt. Gemälden von Johann Heinrich Füssli, Hans Memlings ›Hl. Johannes‹ (1470/80) und Rogier van Édouard Manet, Franz Xaver Winterhalter und anderen stan- der Weydens ›Columbaaltar‹ (um 1455) zwischen den den daher Meisterwerke von Simon Vouet, Diego Velázquez Gemälden der italienischen Hochrenaissance ausgestellt. und Bartolomé Estéban Murillo aus den bis März 2017 ge- Dabei wurde nicht nur die unterschiedliche Entwicklung schlossenen Sälen der Alten Pinakothek gegenüber. Ergänzt der Kunst in den Regionen nördlich und südlich der Alpen wurde die Präsentation durch zwei Vitrinen mit anschauli- deutlich, sondern es ergaben sich auch Bezüge zwischen den chen Beispielen unterschiedlicher­ Mal- und Zeichenmate­ Welten. Während der Kontrast zwischen den fast zeitgleich rialien wie Kohle, Graphit oder Asphalt sowie durch Muster entstandenen Verkündigungs-Darstellungen Rogier van der schwarzer Textilien, die das Verhältnis von Licht absorbie­ Weydens auf dem ›Columbaaltar‹ und der großartigen Tafel renden Oberflächen und deren Wahrnehmung bzw. deren Fra Filippo Lippis mit ihrer durchkonstruierten Perspektive Wiedergabe deutlich machten. Zahlreiche Führungen und und dem hellen Kolorit größer nicht sein könnte, bewunderte Workshops für Kinder und Erwachsene begleiteten die Aus- man in Italien die tiefleuchtende Farbigkeit der Ölmalerei, stellung. die die niederländischen Gemälde zu begehrten Sammler- stücken machte: Die Tafel Memlings stammt aus einer Pinakothek der Moderne italienische Sammlung. Weitere Gemälde Jan Brueghels des Älteren waren derweil im Obergeschoss-Kabinett 8 in un- Unter dem Titel ›Reset‹ präsentierte sich die Sammlung mittelbarer Nachbarschaft zu Gemälden seines Freundes Moderne Kunst im gesamten Obergeschoss der Pinakothek und Zeitgenossen Peter Paul Rubens zu sehen. der Moderne neu. Bekannte, aber auch selten oder erst-

21 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse mals gezeigte Werke standen sich in einem spannungsrei- einem der einflussreichsten Bildhauer seiner Generation, gehend von diesen frühen ikonischen Werken spannte die 2016 bis 23. April 2017) der Stiftung Ann und Jürgen Wilde chen Dialog gegenüber. Neuzugänge bildeten Ausgangs- war erstmals nach über zehn Jahren wieder zu sehen. Das Sammlungspräsentation den Bogen über Arbeiten von seinen Abschluss. Sie präsentierte etwa 80 originale, zum punkte des neuen Sammlungsrundgangs und setzten Akzente eindrucksvolle, aus zwei begehbaren Räumen bestehende Hans Peter Feldmann, Jeff Wall und Zoe Leonard bis hin Teil großformatige Abzüge einer der bedeutendsten Werk- in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Ferdinand Werk wirkt wie eine Mischung aus Werkstatt und Hobby­ zur deutschen Fotografie der 1990er-Jahre (Joachim Brohm) gruppen von Albert Renger-Patzsch, einem der wichtigsten Hodlers ›Jenenser Student‹ und Edvard Munchs ›Frau im keller. Modelleisenbahnen kreisen unter riesigen Pilzen und ergänzte diese um einige aktuelle Positionen (Sven Vertreter der Fotografie der Neuen Sachlichkeit. Die zwi- roten Kleid‹ markierten im expressionistischen Umfeld durch papierne Miniaturlandschaften, die von braunem Johne, Katharina Gaenssler), die erst kürzlich für die Samm- schen 1927 und 1935 entstandenen Fotografien von Stadt- den neuen Auftakt. Erstmals wurde den traumatischen Er- Klebeband gehalten werden. Fotos aus Zeitschriften zeigen lung erworben wurden und nun erstmals zu sehen waren. rand- und Haldenlandschaften, Hinterhöfen und Vorstadt- fahrungen von ›Apokalypse und Erstem Weltkrieg‹ ein zerstörte Städte und verletzte Menschen. Textfragmente Alle Werke eint, dass sie der Tradition und Erneuerung ei- häusern, Schrebergärten und Zechenanlagen im Ruhrgebiet eigener Raum gewidmet, der durch den ›Roten Christus‹ rufen Zusammenhänge von Macht und Verantwortung auf. nes dokumentarischen Stils verpflichtet sind. Ihre visuellen stellen die einzige nicht auftragsgebundene Arbeit des Fo- von Lovis Corinth sowie den ›Toten Christus‹ von Wilhelm Ausgangspunkt für das Werk sind die Ereignisse des Bestandsaufnahmen setzen sich mit dem Status quo wie dem tografen dar. Die Serie der Ruhrgebietslandschaften zählt Gerstel expressionistische Werke in christlicher Passions­ 11. September 2001, in denen sich die komplexen Zusam- Wandel urbaner, suburbaner und ländlicher Lebensräume zu den Meisterwerken der Industrie- und Landschaftsdar- tradition integrierte. Das Spektrum der Kunst der 1920er- menhänge, kulturellen Gegen­sätze und wirtschaftlichen auseinander und zeichnen die Spuren nach, die diesen durch stellung der Moderne. Sie wirkt bis in die zeitgenössische und 1930er-Jahre erweiterte sich durch wichtige Leihgaben, Abhängigkeiten im Zeitalter der Globalisierung wider­ Zeit und Geschichte eingeschrieben sind. ›Reset‹ wurde Fotografie nach und ist zudem als ein visueller Beitrag zu von denen an erster Stelle Max Beckmanns ›Selbstbildnis‹ spiegeln. ab Oktober 2016 bis Januar 2017 von einem Rahmenpro- aktuellen Diskursen um unser Verständnis von und unse- in Bronze von 1936 und Wilhelm Lachnits ›Frau mit Rose‹ Im Zuge von ›Reset‹ fand die Stiftung Ann und Jürgen gramm mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen begleitet, ren Umgang mit Landschaft zu verstehen – auch das ein aus dem gleichen Jahr zu nennen sind. Die Kunst der Jahre Wilde für ihre Sammlungspräsentationen Raum in Saal 8. gefördert von ›EY‹. Beitrag dazu, dass die Pinakothek der Moderne auch Wider- 1933–1945 zwischen ›entarteter‹ und systemkonformer Sie war innerhalb des Rundgangs in unmittelbarer Nähe Die im September 2016 begonnene Ausstellungsreihe sprüche und Konflikte der Moderne thematisiert. Kunst erhielt zudem erstmals einen eigenen Raum. Ein zur Kunst der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses in ›Fotografie heute‹ nimmt Themen und Schwerpunkte der Kabinett präsentierte eine Auswahl herausragender Papier- den angrenzenden Räumen zu betrachten und damit stär- eigenen Sammlung zum Ausgangspunkt, um der Fortschrei- Museum Brandhorst arbeiten von Egon Schiele bis Paul Klee, die aus Museums- ker in die kunsthistorische Narration des 20. Jahrhunderts bung fotografischer Positionen und Herausbildung neuer beständen ›Entarteter Kunst‹ stammen und vom Künstler­ integriert. Unter dem Titel ›Neues Sehen‹ (16. März 2016 künstlerischer Strategien nachzugehen. Für die Auswahl zu In den Ausstellungen ›Cy Twombly: In the Studio‹ und ehepaar Fohn gegen die eigene Sammlung eingetauscht bis 22. Januar 2017) wurden Fotografien der 1920er- ›distant realities‹ (30. September 2016 bis 29. Januar 2017) ›Schiff Ahoy – Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung wurden. Zeitliche und geografische Grenzen überschreitend und 1930er-Jahre von Aenne Biermann, Florence Henri, war der umfangreiche Sammlungsbestand zur topografi- Brandhorst‹ wurde im Museum Brandhorst die Sammlung wurden Max Beckmann, Francis Bacon, Anselm Kiefer, Germaine Krull, Man Ray und Albert Renger-Patzsch schen Fotografie (siehe oben) initiierend. Auch die Arbeiten komplett neu präsentiert. Mit ›Cy Twombly: In the Studio‹ Arnulf Rainer und Georg Baselitz zu neuen Nachbarn, Hans aus diesen Stiftungsbeständen gezeigt. Extreme Perspek- der ausgestellten Künstlerinnen und Künstler Ilit Azoulay, (31. Mai 2016 bis 26. August 2018) kehrte der bedeutendste Hofmann, Franz Kline und Jasper Johns trafen auf Palermo, tivsichten, enge Bildausschnitte, starke Vergrößerungen, Mishka Henner, Inga Kerber, Mykola Ridnyi und Erin Shirreff Künstler der Sammlung wieder in das Obergeschoß des Cy Twombly auf Wolfgang Laib, Willem de Kooning sowie Mehrfachbelichtungen und experimentelle Fragmentierun- untersuchen spezifische, oftmals gesellschaftlich oder po­ Museums ein. Die von Achim Hochdörfer kuratierte Werk- Andy Warhol. Meilenstein und Zentrum des Rundgangs war gen legten offen, wie Fotografie zu einem Mittel wurde, litisch neuralgische Orte, ob in Israel, der Ukraine oder Spa- schau umfasst Arbeiten von den frühen 1950er-Jahren bis weiterhin Joseph Beuys. Sein ›Ende des 20. Jahrhunderts‹ herkömmliche Wahrnehmungsmuster zu überwinden und nien, verlassen aber die engen Grenzen eines dokumenta­ hin zu Twomblys letzter Werkserie ›Camino Real‹ (2011) und korrespondierte über die Rotunde hinweg mit den Raumin­ der veränderten Alltagswahrnehmung der Moderne visuell rischen Stils und bedienen sich der vielfältigen Möglichkeiten vermag, entlang der Sammlungsbestände die zentralen stallationen von Donald Judd und Dan Flavin. zu entsprechen. digitaler Techniken und neuer künstlerischen Ausdrucks­ künstlerischen Entwicklungen Twomblys darzulegen. In der Erstmals nach fast 15 Jahren wurde eine der frühesten Im Rahmen von ›Reset‹ wurde auch die Studio-Ausstel- formen. Die analoge Fotografie bleibt dabei ein zentraler Be- dezidiert medien­übergreifend angelegten Ausstellung sind und größten Rauminstallationen der Schweizer Video­ lung ›Outskirts / Randlagen‹ (30. Juni 2016 bis 15. Januar zugspunkt. Immer geht es in ihren künstlerischen Ansätzen erstmals alle 18 Skulpturen Twomblys präsentiert. Nicht künstlerin Pipilotti Rist erneut ausgestellt. In ›Himalaya 2017) gezeigt. Mit der wegweisenden Ausstellung ›New To- auch um ein Nachdenken über Wahrnehmen und Sehen sowie zuletzt dieser einzigartige Bestand markiert die Sammlung Goldsteins Stube‹ (1998) verweben sich Alltagsmobiliar, pographics. Photographs of a Man-Altered Landscape‹ eta­ deren komplexe Voraussetzungen. Nicht die unmittelbare Brandhorst als eine weltweit führende Twombly-Sammlung. Videoprojektionen, Licht und Musik zu einem assoziations­ blierte sich 1975 eine neue künstlerische Haltung innerhalb Wirklichkeit ist der Referent, sondern ihr medial vermittel- ›Schiff Ahoy – Zeitgenössische Kunst aus der Samm­ reichen Environment. Die sinnliche Stofflichkeit des Set- der amerikanischen Fotografie, in deren Mittelpunkt die tes Bild, eingebettet in ein vielschichtiges Spannungsfeld. lung Brandhorst‹ (9. Juni 2016 bis 23. April 2017) wählte, tings wird überlagert von flackernden Filmbildern, die aus vom Menschen veränderte Landschaft und deren Beschrei- Die Ausstellungsreihe wird dank großzügiger Unterstützung als Kontrapunkt zu den prominenten Pop Art-Präsentationen Sesseln, Tischchen und Lampen heraus projiziert werden. bung mittels einer sachlichen, gleichermaßen analytisch durch die Alexander Tutsek-Stiftung, München, ermöglicht der vergangenen beiden Jahre, ihren Ausgangspunkt in Gleichsam spukartig geistern sie durch den Raum und wie urteilsfreien Bildsprache steht. Zu ihren Protagonisten und alle zwei Jahre fortgesetzt. der anhaltenden Bedeutung von Positionen der Minimal durchdringen Dimensionen und Realitätsebenen, Innen- zählten nicht nur die heute bereits als Klassiker geltenden Das Ausstellungsjahr fand in der Pinakothek der Mo­ Art, des Postminimal und der Konzeptkunst für die zeitge- und Außenwelt, Öffentliches und Privates. Und auch die Fotografen Robert Adams und Stephen Shore, sondern auch derne mit der umfangreichen Sonderausstellung ›Albert nössische Kunst. Auf zwei Etagen legte die von Patrizia Installation ›Doppelgarage‹ (2002) von Thomas Hirschhorn, das deutsche Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher. Aus­ Renger-Patzsch. Ruhrgebietslandschaften‹ (16. Dezember Dander kuratierte Ausstellung generationenübergreifende

22 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 23 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Verbindungslinien und künstlerische Genealogien innerhalb des manischen Zeichners und Schreibers und faszinieren Olaf Gulbransson Museum Tegernsee Olaf Gulbransson Museum Tegernsee der Sammlungsbestände offen. Zwei Drittel der 150 aus­ durch den Janssen eigenen Stil der gezeichneten Briefe. ERNST MARIA LANG. ZUM 100. GEBURTSTAG HENNING WAGENBRETH gewählten Werke waren erstmals im Museum Brandhorst In diesen ›ähnelt‹ er Gulbranssons gezeichneten Briefen 13. März bis 5. Juni 2016 25. September 2016 bis 29. Januar 2017 zu sehen, rund die Hälfte der Werke sind Neuerwerbungen sehr: Janssen wie Gulbransson entwickelten einen speziellen der vergangenen drei Jahre. Damit markierte ›Schiff Ahoy‹ Schreibstil, der durch Wortakrobatik, Bildhaftigkeit und Pinakothek der Moderne Pinakothek der Moderne auch die programmatische Sammlungserweiterung in Rich- Lautmalerei gekennzeichnet ist. Sie verknüpften Zeichnung NEUES SEHEN. FOTOGRAFIEN DER 1920ER- FOTOGRAFIE HEUTE: DISTANT REALITIES tung aktueller künstlerischer Positionen. Diese Schwer- und Text zu einer Einheit und überzeugen noch heute in UND 1930ER-JAHRE Eine Ausstellungsreihe zur künstlerischen Fotografie punktsetzung, die mit den Einzelausstellungen von Wade der kongenialen Verwendung beider Gattungen. Stiftung Ann und Jürgen Wilde im digitalen Zeitalter Guyton, Kerstin Brätsch und Seth Price im Jahr 2017 Vier Monate lang beherbergte das Olaf Gulbransson 16. März 2016 bis 22. Januar 2017 Ilit Azoulay | Mishka Henner | Inga Kerber | weiter ausgebaut wird, erfolgt im Zeichen der eigenen Museum ein außergewöhnliches modernes Kuriositäten­ Mykola Ridnyi | Erin Shirreff Sammlungsgeschichte, die seit den 1970er-Jahren mit kabinett. Der Berliner Grafiker, Illustrator und Zeichner Museum Brandhorst 30. September 2016 bis 29. Januar 2017 den Künstlerinnen und Künstlern ihrer Zeit gewachsen ist. ›Henning Wagenbreth‹ gab Einblick in sein breitgefächer- CY TWOMBLY: IN THE STUDIO tes Schaffen (25. September 2016 bis 29. Januar 2017). 31. Mai 2016 bis 26. August 2018 Neue Pinakothek Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee Wagenbreth, ein Meister der Narration, dringt tief in die un- DREI FARBEN SCHWARZ terschiedlichsten Thematiken ein, um Neues zu ertasten. Museum Brandhorst 6. Oktober 2016 bis 23. Januar 2017 Das Museum in Tegernsee zeigte unter dem Titel ›»Ich will Die Expressivität seiner Figurationen trifft auf wirkungs­ SCHIFF AHOY – ZEITGENÖSSISCHE KUNST Norweger werden« Horst Janssens Reise nach Skandinavien volle Farbkonzepte. Eine Ästhetik, die auch auf eine be­ AUS DER SAMMLUNG BRANDHORST Pinakothek der Moderne mit Gesche Tietjens‹ (19. Juni bis 11. September 2016) Ar­ sondere technische Raffinesse zurückzuführen ist. Analoge 9. Juni 2016 bis 23. April 2017 DER STIFTER, DER ANSTIFTER WAR, WEIL ER beiten des in Oldenburg aufgewachsenen Zeichners und als und digitale Techniken werden kombiniert und die Effekte WUSSTE, DASS DIE KUNST FÜR ALLE IST Egomane verschrienen Horst Janssen, dessen Werk zahl­ der drucktechnischen Umsetzung gezielt eingesetzt. Olaf Gulbransson Museum Tegernsee Die Schenkung der Art Mentor Foundation Lucerne reiche Parallelen zu dem des norwegischen ›Titans der Zei- Spielerisch lässt er die Grenzen zwischen Kunst und »ICH WILL NORWEGER WERDEN« 11. November 2016 bis 12. Februar 2017 chenkunst‹ Olaf Gulbransson aufweist. Als kongeniale Illus­ Design verschwimmen, um eigentümliche Welten zu schaf- HORST JANSSENS REISE NACH tratoren von Büchern, als begnadete Schreiber von hinreißend fen. So geben beispielsweise die in leuchtende Farben ge- SKANDINAVIEN MIT GESCHE TIETJENS RENAISSANCE AND REFORMATION: gezeichneten Briefen und als Freunde gewichtiger politischer tauchten Figuren, deren Körper und Physiognomien verzerrt 19. Juni bis 11. September 2016 GERMAN ART IN THE AGE OF DÜRER AND CRANACH Meinungsbildner ihrer Zeit erscheinen sie im Rückblick als sind, Einblick in die düstere Vergangenheit Berlins. Hart Meisterwerke der Staatlichen Museen zu Berlin, der Seelenverwandte. 1971 reiste Horst Janssen durch Norwe- treffen die Buntfarben in ›Hotel Berlin‹ aufeinander, um im Pinakothek der Moderne Staatlichen­ Kunstsammlungen Dresden und gen – in Olaf Gulbranssons Heimat – Finnland und Schweden. Einklang mit der Formensprache die Comicästhetik aufzu- RESET: DIE SAMMLUNG MODERNE KUNST 2016 der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München Die Anregung zu der Reise kam von Gesche Tietjens, seiner brechen und die tot im Wasser treibende Rosa Luxemburg 30. Juni 2016 bis 2. Juli 2017 zu Gast im Los Angeles County Museum of Art damaligen Lebensgefährtin. Was Janssen sah, zeichnete er. oder den Reichstagsbrand wirkungsvoll zu inszenieren. Die 20. November 2016 bis 26. März 2017 Er schrieb Briefe an Joachim Fest, den späteren Hitler-Bio- dichten Erzählstrukturen seiner Plakate, Cover und Illustrati- Pinakothek der Moderne grafen und FAZ-Herausgeber. Dieser war mit Janssen von 1970 onen verlangen nach einem zweiten Blick – so wird die Sub- OUTSKIRTS | RANDLAGEN Pinakothek der Moderne bis zu seinem Tod 1995 befreundet und auch Autor der ersten tilität, wird der feinsinnige Humor Wagenbreths spürbar. Im 30. Juni 2016 bis 15. Januar 2017 ALBERT RENGER-PATZSCH. biografischen Annäherung an diesen. Janssens zartfarbige Berliner findet Gulbransson ein Alter Ego der besonderen RUHRGEBIETS­LANDSCHAFTEN Landschaftsskizzen, seine sprechenden Tagebuchaufzeich- Art. Während der Norweger die Reduktion der Form zele- Alte Pinakothek Stiftung Ann und Jürgen Wilde nungen und sprachgewaltigen Briefe an Fest sowie Tietjens briert, der Lichtgrund tragender Teil der Zeichnung wird, NEUE NACHBARSCHAFTEN III 16. Dezember 2016 bis 23. April 2017 Fotos dokumentieren Janssens Reise. führt Wagenbreth die Bildfläche an ihre Grenzen. Er über- DÜRER, CRANACH, MEMLING, BRUEGHEL Horst Janssen war bis dahin kein Reisender gewesen, frachtet sie, kämpft buchstäblich gegen das Weiß an. Doch 2. Juli 2016 bis 23. April 2017 aber mit Gesche Tietjens wagte er sich bis nach Skandina­ der Schein der Gegensätzlichkeit trügt. Mit analytischem vien. Ihre von 1968 bis 1972 dauernde Beziehung, die Gesche Blick sezieren beide die Außenwelt, dringen in sie ein, um ihr Tietjens im Rückblich wie vierzig Jahre erschienen, wird Innerstes hervorzukehren – der eine etwas feinfühliger als dokumentiert in zahlreichen Briefen von Janssen an sie. 2004 der andere, doch genauso tiefschürfend. Vielleicht braucht es erstmals unter dem Titel ›Ach Liebste, flieg mir nicht weg‹ in einer Welt, in der eine unermessliche Informationsflut publiziert, spiegeln sie die suggestive Kraft der Verführung den Alltag bestimmt, eine Formensprache, die herausfordert.

24 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 25 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Die Schenkung der Art Mentor Foundation Lucerne an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und die Staatliche Graphische Sammlung München

Die Art Mentor Foundation Lucerne hat den Bayerischen Christof und Ursula Engelhorn waren von 1967 bis 2003 Raum, in dem die Installation in der Sammlung Moderne Werken auf Papier von Jaques Louis David, Jean-Auguste- Staatsgemäldesammlungen und der Staatlichen Graphi- ebenso großzügige wie einflussreiche und weitsichtige Kunst in der Pinakothek der Moderne eingerichtet ist, Dominique Ingres, Théodore Géricault, Eugène Delacroix, schen Sammlung München eine Schenkung von insgesamt Förderer des Galerie-Vereins München e. V. (heute: PIN. wurde 2011 den Stiftern gewidmet. Honoré Daumier, Georges Seurat und James Ensor war in 58 hochkarätigen Werken aus der Zeit des 18. bis 20. Jahr- Freunde der Pinakothek der Moderne e. V.) und damit Christof und Ursula Engelhorn sammelten für sich der Staatlichen Graphischen Sammlung München bis heute hunderts gestiftet. Darunter befinden sich Arbeiten so re- der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Staat­ privat parallel zu den Erwerbungen für die öffentlichen ein Desiderat geblieben. »Es ist dies«, wie Michael Hering, nommierter Künstler wie Jacques Louis David, Eugène lichen Graphischen Sammlung München. Die öffentliche Häuser, so dass sich nun im Bereich der Kunst des 20. der Direktor des Hauses, die dank der Kooperation zwi- Delacroix, Piet Mondrian, wie Josef Albers, Georg Baselitz, Kunstlandschaft Münchens hätte ohne das Wirken von Jahrhunderts die Schenkung und die öffentlichen Samm- schen der Art Mentor Foundation Lucerne und den Bayeri- Joseph Beuys oder Cy Twombly. Es handelt sich um die Christof und Ursula Engelhorn heute ein anderes, ein weni- lungen ideal zusammenfügen. Werke von Josef Albers, schen Staatsgemäldesammlungen verwirklichte Schen- ehemalige, über Jahrzehnte aufgebaute Privatsammlung ger zeitgenössisches Gesicht. Joseph Beuys, Asger Jorn, Imi Knoebel, Piet Mondrian, kung würdigt, »einer der bedeutendsten Zugänge älterer von Christof und Ursula Engelhorn, die das Ehepaar in Als Vorstandsmitglied des Galerie-Vereins ermöglichte Giorgio Morandi, Dieter Roth, Antonio Saura, Oskar Kunst seit Jahrzehnten.« die von ihnen initiierte Art Mentor Foundation Lucerne ein­ Christof Engelhorn 1967 vollumfänglich die Erwerbung Schlemmer, Blinky Palermo, Sigmar Polke, Claes Olden- Unter dem Titel »Der Stifter, der Anstifter war, weil gebracht hatte. von Francis Bacons Triptychon ›Kreuzigung‹, ein Monument burg, Arnulf Rainer, Fred Sandback, Richard Tuttle und er wusste, dass die Kunst für alle ist« haben beide Häuser Darüber hinaus hat die Art Mentor Foundation Lucerne der Tortur und des Leidens, das die Verbrechen des Na­ Cy Twombly ergänzen die Bestände des 20. Jahrhunderts vom 10. November 2016 bis 12. Februar 2017 erstmals den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen den Ankauf tionalsozialismus ins Bewusstsein bringt und von Christof beider Sammlungen um herausragende Einzelwerke. eine Auswahl der Schenkung in ihren Räumen der Pina­ eines Hauptwerks des amerikanischen Künstlers Dan Flavin Engelhorn bewusst für die ehemalige ›Hauptstadt der Be­ Mit der Schenkung von Dan Flavins ›grüner Barriere‹ wird – kothek der Moderne gezeigt. Parallel erschien ein Katalog ermöglicht: ›untitled (to you, Heiner, with admiration and wegung‹ erworben wurde. 1980 unterstützte er den Ankauf in Fortsetzung des Künstlerraums mit Beuys ›Das Ende mit einem Vorwort von Michael Hering und Bernhard affection‹) (1974). Diese gewichtige Erwerbung rundet das einer in der Öffentlichkeit vehement umstrittenen Arbeit des 20. Jahrhunderts‹ – ein weiterer ikonischer Raum für Maaz, mit Textbeiträgen von Corinna Thierolf, Armin Zweite lebenslange Engagement des Paares für die staatlichen von Joseph Beuys, der Aufsehen erregenden Installation die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen geschaffen. und Jochen Meister, einem Gespräch zwischen Herzog Kunstsammlungen in München ab und bildet einen weiteren ›zeige deine Wunde‹, für die Städtische Galerie im Len- Mit dieser Schenkung setzt die Art Mentor Foundation die Franz von Bayern und Andreas Strobl sowie mit Bildtexten Meilenstein in der Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahr- bachhaus. 1983 engagierte er sich erneut für die Rezeption mäzenatische Lebensleistung der Engelhorns für den von Judith Csiki, Caroline Fuchs, Michael Hering, Andreas hunderts, für dessen Ausbau sich Christof und Ursula En- des Künstlers, indem er dessen epochales Werk ›Das Kunststandort München vollendet fort, so dass sich der Strobl und Kurt Zeitler. gelhorn auch nach ihrem Umzug von München nach Luzern Ende des 20. Jahrhunderts‹ über den Galerie-Verein für die Bogen von der Kunst Amerikas zur Kunst Europas, von eingesetzt hatten. Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erwarb. Der Beuys’ Materie zu Flavins Licht spannt. Das Konvolut mit Corinna Thierolf

26 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 27 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Joseph Beuys, Kreuz mit Sonne, 1949, Asger Jorn, Brand (Fire), 1962, Bronze, braungraue Patina, 36 × 20 × 6,2 cm Öl auf Leinwand, 50 × 40 cm

28 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 29 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Dan Flavin, untitled (to you, Heiner, with admiration and affection), 1973, Moduleinheiten mit grünem fluoreszierendem Licht, Jedes Modul 122 cm hoch, 122 cm breit, Länge variabel

30 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Josef Albers, White and Gray with Giorgio Morandi, Natura Morta, Two Yellows and Two Greens, 1947/55, 1960, Öl auf Leinwand, 30 × 35 cm Öl auf Hartfaserplatte, 63,6 × 68,6 cm

32 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 33 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Blick in den Ausstellungsraum mit Werken von Joseph Beuys aus der Schenkung der Art Mentor Foundation: ›Tierfrau‹, 1949/84, Bronze 46 × 10 × 12 cm, ›Badewanne für eine Heldin‹, 1950 und 1961/84, Zweiteilige Bronze­ skulptur: Ofen, 1950, 31 × 7 × 7,5 cm; Badewanne mit Tauchsieder, 1961, 28 × 13 × 9,5 cm (links) sowie ›Fettecken in Dosen (Handgranatenwerfer)‹, 1965, Holz, Blech, Fett, Farbe, 37 × 84 × 12 cm, rechts vorn

34 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Georges Seurat, Mann an der Seine-Brüstung Jacques-Louis David, Femme au Turban, 1794, vor dem Invalidendom, 1880/81, Kreide, Verso Feder in Schwarz über Bleistift, Verso Skizze des auf dem Blatt von Maximilian Luc bezeichnet Kopfes, 372 × 261 mm und mit der Inv.-Nr. versehen: G. Seurat L. 290, 310 × 240 mm

36 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 37 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Die Bibliothek von Max Beckmann, die Teil der umfangreichen Schenkung aus den Nachlässen des Malers ist. Max Beckmann Archiv

Schenkung der Max Beckmann-Nachlässe an das Max Beckmann Archiv

Das Max Beckmann Archiv verdankt Mayen Beckmann be- wie zeitgeschichtliche und persönliche Dokumente wie reits seit Jahren großzügige Geschenke, Spenden und Pässe, Führerscheine, Reisedokumente, Auswande­ Unterstützung. Nun hat die Enkelin des Malers maßgeblich rungspapiere oder die vom Maler lang erwartete ›Non- dazu beigetragen, dass die bereits hervorragenden Archiv­ Enemy‹-Erklärung von 1946, die ihm nach Jahren des bestände um gleichermaßen umfangreiche wie herausra- Exils und der Not endlich wieder mehr Bewegungsfreiheit gende Materialien erweitert wurden. Mit der Schenkung verschaffte. bedeutender Archivalien aus den Nachlässen von Max und Ein Kernstück der Schenkung ist Max Beckmanns Mathilde Q. Beckmann, Minna Beckmann-Tube sowie Peter eigene über 650 Bände zählende Bibliothek, davon über 100 und Maja Beckmann hat sich die in ihrer Art einzigartige Exemplare mit Annotationen oder Kommentaren von der Forschungseinrichtung der Bayerischen Staatsgemälde­ Hand des Malers. Die Nachlässe beinhalten darüber hinaus sammlungen außerordentlich erweitert. Beckmanns private Fotoalben und zusätzlich über 850 Die Schenkung umfasst an erster Stelle Autografen Originalfotos sowie die Ansichtskartensammlung, die der Beckmanns, darunter über 100 Briefe und Karten, Verträge, Maler von seinen Reisen und Wirkungsstätten zusammen­ Vertragsentwürfe, Abrechnungen mit Händlern und ähn­ getragen hat. Einige Filmaufnahmen und die Schallplatten- liches, handschriftliche Notizen, Dramen und Dramenentwür- sammlung Beckmanns ergänzen den Bestand. fe. Zu nennen sind zudem vier Skizzenbücher Beckmanns, Neben den Archivalien finden sich in der Schenkung die vom Maler selbst geführten »Bilderlisten« und drei sei- auch Gegenstände aus dem Besitz Max Beckmanns, ner Tagebücher aus den Jahren 1903–05, 1908–09, 1912–13 etwa Malmaterialien wie Paletten und Staffelei, aber auch und 1940–41. Geschriebenes und Gezeichnetes treten Objekte, die aus seinen Stillleben bekannt sind: Ethno­ innerhalb dieses Künstler(familien)nachlasses in engste graphica, Vasen, Kerzenleuchter und ähnliches in der origi­ ­ Verbindung. nalen Vitrine des Künstlers. Über 250 Briefe von Personen aus dem Umkreis Beck- Die Schenkung wird der Beckmann-Forschung grund­ manns geben Einblicke in zeitgeschichtliche Umstände, legendes Quellenmaterial zur Verfügung stellen und neue Händlerbeziehungen, Fragen zu Provenienz wie Werkgene- Möglichkeiten eröffnen. Die Nachlässe werden derzeit in- se. Es haben sich außerdem zahlreiche Typoskripte von ventarisiert und sind daher noch nicht öffentlich zugänglich. Essays, Aufsätzen und Vorträgen des Sohnes Peter Beck- Langfristig sind eine Publikation der Bestände und eine mann erhalten, in den meisten Fällen auf das Werk seines Digitalisierung der außerordentlich fragilen und vielfach Vaters bezogen. Auch sie wurden nun übergeben. restaurierungsbedürftigen Dokumente geplant. Familiengeschichtliche Unterlagen, Auszüge aus Kirchen­ büchern und dergleichen sind ebenso Teil der Schenkung Christiane Zeiller und Oliver Kase

38 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 39 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Zwei Besucherinnen vor Christian Morgensterns »Küste von Helgo­ Sammlung Schack: land« im zweiten Obergeschoss der Sammlung Schack Wiedereröffnung des zweiten Obergeschosses

Am 26. April 2016 konnten nach Abschluss der Sanierung Neugestaltung der drei Oberlichtsäle wurden mit einer die drei Galerieräume im zweiten Obergeschoss der Samm- energetischen Sanierung des Daches verbunden, die lung Schack wiedereröffnet werden. Dort sind nun wieder der Verbesserung des Raumklimas und der Reduzierung jene Werke der spätromantischen Landschaftsmalerei zu der Energiekosten dient. Die alten Glasdächer wurden sehen, die für das Verständnis der Sammlung in ihrer Ge- durch eine neue, speziell für den Ort konzipierte Prismen- samtheit unverzichtbar sind: der Blick auf das vom Samm- verglasung ersetzt, die es erlaubt, die Galerieräume mit ler besonders geschätzte Spanien in den Gemälden von gutem Tageslicht das ganze Jahr über während der Öff- Fritz Bamberger und Eduard Gerhardt, die nordischen Sagen nungszeiten ohne zusätzlichen Lichtschutz zu nutzen. und Landschaften von Leopold Bode und Christian Morgen- Im Sommerhalbjahr liegen die Luxzahlen in den Räumen stern sowie als Abschluss italienische Veduten vom Comer im Schnitt etwas über dem Richtwert, im Winterhalbjahr See bis Sizilien. Damit ist der Rundgang durch das Museum darunter. In der Summe aber entspricht die Jahreslicht- mit insgesamt 20 Sälen auf drei Etagen wieder komplett. menge, die der Lichtplanung zugrunde lag, den konser­ Ausgestellt sind nunmehr 152 Gemälde aus einem Gesamt- vatorischen Anforderungen. Eine Verdunklungsanlage er- bestand von 267 Werken. möglicht es, während der Schließzeiten das Tageslicht Die drei Oberlichtsäle im zweiten Obergeschoss muss- aus den Galerieräumen vollständig auszuschließen und ten 2005 wegen mangelnder Brandsicherheit geschlossen ebenso bei Sonderausstellungen mit lichtempfindlicher werden, weil dort ein Notausgang mit Fluchtweg fehlte. Grafik und Fotografie die Beleuchtung den konservatori- Auch in anderen Bereichen des Hauses waren Mängel der schen Anforderungen anzupassen. Die Beleuchtung erfolgt Brandsicherheit festgestellt worden. Die baulichen Eingriffe dann durch Kunstlicht und LED-Strahler. An der Westseite zu deren Behebung konzentrierten sich zunächst auf das des Gebäudes wurde zum Innenhof hin die neue Flucht- Erd- und das erste Obergeschoss. Die Umsetzung der Brand- treppe angebaut, zu der auch ein Zugang aus dem ersten schutzmaßnahmen wurde jeweils mit einer Renovierung Obergeschoss angelegt wurde. und Neugestaltung der Galerieräume verbunden. 2008 konn- Mit der Wiedereröffnung des zweiten Obergeschosses te das Erdgeschoß, 2009 anlässlich der Hundertjahrfeier hat die Renovierung bzw. Sanierung der Sammlung Schack des Gebäudes das erste Obergeschoss wiedereröffnet wer- einen vorläufigen Abschluss gefunden. Noch stehen aber den. Dank privater Spendenmittel konnte dort zudem ein aus die energetische Sanierung des Daches über dem Feu- Saal für die bisher nicht ausgestellten Kopien nach Altmeis- erbachsaal im ersten Obergeschoss sowie die barrierefreie tergemälden eingerichtet werden. Erschließung des Gebäudes durch eine Aufzugsanlage. Die Bauarbeiten im zweiten Obergeschoss begannen im September 2014. Der Anbau einer Fluchttreppe und die Herbert W. Rott

40 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 41 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Blick in den Ovalsaal der wiederer- öffneten Staats­galerie Würzburg mit Bildnissen türkischer Herrscher aus der Nachfolge Paolo Veroneses Wiedereröffnung der Staatsgalerie (links) und dem ›Bildnis des Kaufmanns Leonhard Hermann‹ von Leandro in der Residenz Würzburg Bassano (da Ponte) (rechts)

Die renovierte und neu eingerichtete Würzburger Zweig­ Mit den ausgestellten Andachts- und Historienbildern, galerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ist Allegorien und Porträts öffnen sich Einblicke in das gesell- den großen Jahrhunderten der venezianischen Malerei schaftliche, politische und religiöse Leben der Lagunen- gewidmet. stadt. Zwei ungewöhnliche Ereignisbilder von Joseph Heintz Ihren Weltruhm verdankt die fürstbischöfliche Residenz d. J. zeigen Venedig als Stadt der Feste und des Vergnügens. der großartigen Architektur Balthasar Neumanns und Im Zentrum der Präsentation, im ehemaligen Theater- besonders den Freskendekorationen im Kaisersaal und im saal der Residenz, begegnen Tugend-Allegorien aus Treppenhaus von Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770). Veroneses Werkstatt dem Altarbild, das Giovanni Domenico Mit dem überwältigenden Deckenbild, das Tiepolo 1752/53 Tiepolo 1754 für die Abteikirche Münsterschwarzach malte. in das Gewölbe der weiten Treppenanlage malte, erlebt Diese Gegenüberstellung lässt erahnen, wie tief das der Besucher eine der bedeutendsten Schöpfungen der Schaffen der venezianischen Meister des Spätbarocks in Kunst Venedigs im 18. Jahrhundert. Die im Nordflügel der Hochrenaissance ihrer Heimatstadt verwurzelt war. der Residenz eingerichtete Galerie ist deshalb allein der Auf den ersten Blick beschwört ihre Malerei Venedigs alten venezianischen Malerei vom 16. bis zum 18. Jahrhundert Glanz. Die Darstellung eines Botschafterempfangs von gewidmet. Sie zeigt sich nun in neuer Ordnung und wurde Luca Carlevarijs dokumentiert exemplarisch, wie die prunk- um bedeutende Gemälde aus dem Bestand der Bayerischen süchtige Elite der Stadt den Verlust ihrer wirtschaftlichen Staatsgemäldesammlungen ergänzt. Dank umfangrei- und politischen Macht verleugnete. cher Restaurierungsmaßnahmen konnte die ursprüngliche Nach dem Abschluss der Renovierungsarbeiten, die Strahlkraft der Werke zurückgewonnen werden. gemeinsam mit der Bayerischen Schlösserverwaltung finan- Gemälde aus der Werkstatt von Tizian und Veronese, ziert werden konnten, ermöglicht die neue Seidenbespan- von Palma Giovane und den Bassani eröffnen den Rundgang nung der Wände eine deutlich verbesserte Präsentation; und rufen die glanzvolle Tradition der Kunst- und Handels- deutsche und englische Informationstexte klären über die metropole Venedig in Erinnerung. Mit Intelligenz und Witz, Künstler, die Themen und Herkunft der Gemälde auf. Auf mit viel Licht und kraftvollen Farben setzten Amigoni, dem Rundgang durch die Residenz ist die Staatsgalerie für Piazzetta, Pittoni und die beiden Tiepolo mythologische und die Besucherinnen und Besucher seit dem 2. Dezember religiöse Historien in Szene. Im zweiten Teil der Galerie 2016 wieder zugänglich. künden ihre Werke von der europaweiten Dominanz der ve- nezianischen Malerei im 18. Jahrhundert. Andreas Schumacher

42 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 43 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Das niederländische Königspaar, Seine Majestät König Willem -Alexander, König der Niederlande und Königin Máxima, Prinzessin der Niederlande (rechts) mit Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

König Willem-Alexander und Königin Máxima der Niederlande eröffnen ›Holländer-Saal‹

Ihren zweitägigen Arbeitsbesuch in Bayern am 13. und 14. Ap- lungszusammenarbeit, Lilianne Ploumen, unterzeichneten ril begannen König Willem-Alexander und Königin Máxima der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesamm- der Niederlande in der Alten Pinakothek. Gegen neun Uhr lungen und der Direktor des Centraal Museums in Utrecht, morgens erreichte die Wagenkolonne mit Motorradstaffel Edwin Jacobs, ein Kooperationsabkommen in Vorbereitung das Eingangsportal der Alten Pinakothek, wo das Königs- der für 2018/19 in Utrecht und München geplanten Ausstel- paar von zahlreichen Schaulustigen mit Blumen und orange- lung ›Utrecht, Caravaggio und Europa‹, die rund 65 Meister- farbenen Fähnchen jubelnd empfangen wurde. Offiziell werke des europäischen Caravaggismus präsentieren wird. begrüßt wurden sie von Staatsminister Ludwig Spaenle und Anschließend besichtigte das Königs­­paar die 11 neueinge- Generaldirektor Bernhard Maaz, der das Königspaar an- richteten Kabinette niederländischer Barockmalerei und schließend zu ausgewählten Werken der Sammlung wie hatte großes Vergnügen an der Entschlüsselung sinnbild­ Dürers ›Selbstbildnis‹, Leonardo da Vincis ›Madonna mit hafter Genrebilder wie Gerard ter Borchs Knabe, der seinen der Nelke‹ und Rubens’ ›Jüngstes Gericht‹ führte. Hund flöht sowie an der lebensnahen Darstellung von Mit Durchschreiten eines eigens gefertigten großen Bil- Rembrandts ›Jugendliches Selbstbildnis‹ aus dem Jahr 1629. derrahmens im Holländer-Saal eröffnete das Königspaar Seine Eindrücke vom Besuch der Alten Pinakothek die neue Sammlungspräsentation mit rund 130 Gemälden resümierte König Willem-Alexander in seiner Ansprache niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts, die sich beim Mittagessen in der Münchner Residenz auf Einladung nach der abgeschlossenen Sanierung in neuem Licht zeigt. des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer: Hier wurden den Gästen einige Hauptwerke des ›Goldenen »Heute Morgen durften wir in der Alten Pinakothek den er- Zeitalters‹, unter anderem von Rembrandt van Rijn, Frans neuerten Holländer-Saal eröffnen. Dieser prachtvolle Saal Hals und Gerard van Honthorst, vorgestellt. steht symbolhaft für unsere kulturelle Verbundenheit.« Im Beisein des Königspaares und des Ministers sowie der niederländischen Ministerin für Außenhandel und Entwick- Bernd Ebert

44 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 45 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse ›Renaissance & Reformation‹ in Los Angeles. Eine internationale Ausstellungskooperation

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Veröffentlichung kostbare, teils höchst fragile und noch nie ausgeliehene von Martin Luthers 95 Thesen präsentierten die Bayerischen Kunstobjekte der Gattungen Malerei, Skulptur, Zeichnung, Staatsgemäldesammlungen zusammen mit den Staatlichen Druckgrafik, Goldschmiede- und Waffenkunst, geschaffen Museen zu Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen von Dürer, Holbein, Cranach, Baldung, Riemenschneider, Dresden Meisterwerke der deutschen Kunst des 16. Jahr- Jamnitzer und vielen anderen, ließen Kunst und Geschichte hunderts im Los Angeles County Museum of Art (LACMA). der Lutherzeit lebendig werden. Dabei waren die Bayerischen Die Ausstellung ›Renaissance & Reformation. German Art Staatsgemäldesammlungen mit Spitzenwerken wie Albrecht in the Age of Dürer and Cranach‹, war vom 20. November Dürers ›Schmerzensmutter‹ (1495/98) und Hans Baldung 2016 bis 26. März 2017 im größten Museum im Westen der Griens ›Bildnis Pfalzgraf Philipps des Kriegerischen‹ (1517) USA zu sehen. vertreten. Melchior Feselens großformatiges Historien­ Das vom Auswärtigen Amt finanzierte Projekt stand unter gemälde ›Die Belagerung von Alesia‹ (1533) aus dem his­ der Schirmherrschaft des ehemaligen Außenministers der torischen Kernbestand der Wittelsbachischen Sammlungen Bundesrepublik Deutschland, Frank-Walter Steinmeier, und gehörte zu den Schlüsselwerken der Schau. Im Rahmen der war der zentrale Beitrag zum deutsch-amerikanischen Kul- mehrjährigen Vorbereitung von ›Renaissance & Reformation‹ turaustausch im Zuge des Lutherjahres. Die Reformation waren die Staatsgemäldesammlungen unter anderem mit führte bekanntlich zur Teilung der lateinischen Kirche in der Koordination der konservatorischen Belange des Gesamt- verschiedene Konfessionen und legte damit einen der Grund- projekts sowie der Konzeption und Redaktion des englisch- steine für das Entstehen einer modernen pluralistischen sprachigen Kataloges (Umfang 240 Seiten) betraut. Beglei- Gesellschaft. Zweifellos wurde die Kultur- und Geistesge- tend zur Präsentation im Los Angeles County Museum of schichte Nordamerikas in vielfältiger Weise durch den Art veranstaltete das Getty Research Institute in Los Angeles Protestantismus geprägt – das oft beschworene protestanti- ein zweitägiges internationales Kolloquium zum Thema sche Ethos etwa gilt vielen Interpreten als Voraussetzung ›Art and the Reformation‹ (2. und 3. Februar 2017). Die Aus- für die Entstehung einer offenen Marktwirtschaft westlicher stellung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und Prägung. Damit war die für das US-Publikum konzipierte ihrer Kooperationspartner stieß auf großes Interesse, wie Ausstellung, gerade angesichts der derzeitigen politischen das positive Medienecho und die Besucherzahlen (74 501 Situation, von hoher Relevanz und Aktualität. Den Besuchern Besucher bis zum 21. Februar 2017) belegen und war damit von ›Renaissance & Reformation‹ bot sich ein facettenreiches der gelungene Auftakt zur beginnenden Lutherdekade. Albrecht Dürers ›Schmerzensmutter‹ und opulentes Panorama eines entscheidenden Kapitels wird für den Transport vorbereitet deutscher und europäischer Kulturgeschichte: Mehr als 100 Andreas Plackinger

46 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 47 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Bestandskatalog der Florentiner Malerei Das ›Museum Experts Exchange Program‹ (MEEP) Ein chinesisch-deutsches Kooperationsprojekt 2014–2016

Nach rund zehn Jahren institutioneller Zusammenarbeit Paintings 1963–2007‹ im National Art Museum of China zwischen Museen in China und Deutschland fand in diesem (NAMOC) fortsetzte. Jahr der vorerst letzte Austausch von Mitarbeitern der be­ Zur Intensivierung des Fachaustauschs beschlossen teiligten Einrichtungen statt. An dem Programm zur beruf­ die vier Museen, MEEP ab 2014 in Zusammenarbeit mit lichen Weiterbildung, das 2009 als ›Kulturaustauschpro- dem Goethe-Institut Peking und dem Weiterbildungszent- gramm‹ (KAP) von den Staatlichen Museen zu Berlin, den rum der Freien Universität Berlin weiterzuführen und in­ Das interdisziplinäre Forschungsprojekt der Bayerischen Maltechnik der Florentiner Meister. So ermöglichen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und den Baye­ haltlich durch Themenjahre stärker zu fokussieren. Module Staatsgemäldesammlungen und des Doerner Instituts er- Analysen der verwendeten Malmaterialien, nicht nur rischen Staatsgemäldesammlungen gemeinsam mit dem waren ›Restaurierung und Konservierung‹ (2014), ›Kura­ schließt alle Werke in der Galerie und den Depots der Alten der Pigmente, sondern insbesondere auch der Bindemit­ National Museum of China ins Leben gerufen und ab 2014 tieren, Präsentieren und Vermitteln‹ (2015) sowie ›Museums- Pinakothek, die vom 14. bis 16. Jahrhundert in Florenz telmischungen, neue Einsichten in die Zusammenhänge als ›Museum Expert Exchange Program‹ (MEEP) erweitert und Sammlungsmanagement‹ (2016). und Umgebung entstanden sind. Über 70 Gemälde, darun- von technischem und stilistischem Wandel. fortgeführt wurde, nahmen insgesamt rund neunzig Kolle- Die Teilnehmer erhielten Einblick in die museale Praxis ter Werke von Giotto, Fra Angelico, Sandro Botticelli und Im Jahr 2016 konnten die gemäldetechnologischen Un- ginnen und Kollegen teil. Jährlich fand ein jeweils dreiwö- der unterschiedlichen Einrichtungen sowie grundlegende Leonardo da Vinci, werden detailliert kunsthistorisch und tersuchungen sowie die kunsthistorische Recherche und chiger Aufenthalt von zwölf Mitarbeitern im Gastland statt, Informationen zu deren Struktur, Organisation und strate­ gemäldetechnologisch untersucht. Damit wird dieser Bearbeitung für den gesamten Bestand abgeschlossen wer- an dem ab 2014 auch das National Art Museum of China gischen Ausrichtung. Vorträge, Führungen, Workshops international bedeutende Bestand der Malerei aus dem Zen­ den. Zum Jahresende haben die redaktionelle Bearbeitung in Peking, das Guangdong Museum of Art in Guangzhou und und Exkursionen boten weitere Gelegenheiten zum fach­ trum der italienischen Renaissance, der sich vor allem und das Lektorat der Katalogtexte begonnen, so dass das das Shanghai Museum beteiligt waren. lichen Austausch. Dabei wurden Netzwerke geknüpft und der Sammeltätigkeit König Ludwigs I. verdankt, erstmals Projekt mit dem Verfassen der begleitenden Aufsätze in Initiiert wurde der Mitarbeiteraustausch anlässlich der der Grundstein für künftige Kooperationen gelegt. Trotz umfassend für die Öffentlichkeit und Forschung zugänglich. der ersten Jahreshälfte 2017 zum Abschluss kommt. Die Ausstellung ›Die Kunst der Aufklärung‹, die 2011/12 im sprachlicher Hürden, kultureller Unterschiede und teils Über neue Erkenntnisse zu den Einzelwerken hinaus Publikation der Ergebnisse in einem ausführlichen, um­ wiedereröffneten chinesischen Nationalmuseum in Peking fachlicher Differenzen war das Programm ein Erfolg. Es trägt das Projekt zur Klärung übergreifender Fragen in der fangreich illustrierten Katalog erscheint im Herbst 2017. rund 600 Kunstwerke der drei deutschen Museen zeigte. ermöglichte den Teilnehmern, den anderen Kulturkreis aktuellen kunsthistorischen Forschung bei, zum Beispiel Das Projekt wird von der Deutschen Forschungs­ Dieses Projekt war Teil eines gemeinsamen China-Engage- in kollegialem Umfeld kennenzulernen, den fachlichen Ho- zur Gattungs- und Funktionsgeschichte der Bilder oder zur gemeinschaft und der Ernst von Siemens Kunststiftung ments, das 2005 mit der Foto-Ausstellung ›Humanism rizont durch Perspektivwechsel zu erweitern und regte künstlerischen Werkstattpraxis. Das Team von Kunsthis­to­ gefördert. in China‹ an mehreren Orten in Deutschland begann und zur Reflexion des eigenen Tuns an. rikern, Restauratoren und Naturwissenschaftlern widmet sich 2008 mit den Ausstellungen ›Living Landscapes: sich in besonderer Weise den Arbeitsmethoden und der Andreas Schumacher A Journey through German Art‹ und ›Gerhard Richter. Bernd Ebert

48 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 49 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Galeriepflege im Großen Saal des Westflügels von Schloss Neuburg

Untersuchungen und Bestandsaufnahme von Werken aus der Staatsgalerie Neuburg an der Donau

Eine umfangreiche Räumung veranlasste die Ausstellung um Unterzeichnungen, aber auch maltechnischen Verän­ ›Kunst & Glaube. Ottheinrichs Prachtbibel und die Schloss- derungen auf die Spur zu kommen. In Einzelfällen wurden kapelle Neuburg‹, die von der Bayerischen Schlösserver- zur Klärung von Befunden Röntgenaufnahmen erstellt. waltung konzipiert und vom 12. Mai bis zum 7. August 2016 Die Untersuchungen stehen im Zusammenhang mit ei- in den Räumen der Staatsgalerie Neuburg präsentiert wurde. nem neuen Publikumskatalog für die Staatsgalerie Neuburg, 78 Gemälde mussten von ihren Standorten dort entfernt dessen Erscheinen 2017 geplant ist, und mit einem For- und nach München gebracht werden. Aufgrund der zahl­ schungsprojekt zu den Gemälden von Anthonis van Dyck im reichen Einbauten wurden die betroffenen Galerieräume­ Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. In der bereits lange vor Beginn der Ausstellung, nämlich schon Staatsgalerie Neuburg werden einige seiner wichtigen Werke Ende Februar, geschlossen und nach aufwendigem Rück- präsentiert: Neben den dem Frühwerk zuzurechnenden bau erst einen Monat nach Ausstellungsende im Septem­ ›Fünf Studienköpfen‹ und dem Gemälde ›Christus und die ber wiedereröffnet. Heilung des Gichtbrüchigen‹, sind dies ein Bildnis von Pfalz- Doch diese Zeit wurde von den Mitarbeitern der Staats­ graf Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg und verschiedene gemäldesammlungen intensiv genutzt: Digitalaufnahmen Grisailleskizzen. Von diesen stehen zehn im Zusammenhang von Vorder- und Rückseiten wurden angefertigt, Siegel und mit dem Stichwerk der ›Ikonographie‹. Sie vermitteln einen Schlagmarken dokumentiert und Inschriften wie auch Einblick in den Entstehungsprozess von Van Dycks Werken. Nummerierungen auf der Rückseite erfasst. Diese geben Nach Abschluss der Untersuchungen wurden die Ge­ häufig Aufschluss über Bildbewegungen in der Vergan­ mälde wieder nach Neuburg gebracht und die Sammlungs­ genheit, denn sie beziehen sich auf Aufzählungen in älteren räume dort eingerichtet. Diese Maßnahmen wurden auch Inventaren. Die Holztafeln wurden dendrochronologisch zur Galeriepflege genutzt, so dass sich die Staatsgalerie mit untersucht, was weitere Erkenntnisse zur Datierung der der Wiedereröffnung im frischen Glanz präsentiert. Werke erbrachte. Ebenso wurden im Doerner Institut von fast allen Gemälden Infrarotreflektographien angefertigt, Mirjam Neumeister

50 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 51 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Blick in die Ausstellung ›Drei Farben Schwarz‹ in der Neuen Pinakothek Leihverkehr

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen waren 2016 KUNST UND GLAUBE – OTTHEINRICHS DER BRITISCHE BLICK: DEUTSCHLAND – PETER PAUL RUBENS AND THE BIRTH OF BAROQUE wieder weltweit mit zahlreichen Werken auf Sonderaus­ PRACHTBIBEL UND DIE SCHLOSSKAPELLE NEUBURG ERINNERUNGEN EINER NATION Mailand, Palazzo Reale, 26.10.2016–26.2.2017 stellungen vertreten. Unterstützt wurden unter anderen Neuburg / Donau, Schloss Neuburg, 12.5.–7.8. Berlin, Martin Gropius-Bau, 8.10.2016–9.1.2017 folgenden Ausstellungen: THIS WAS TOMORROW. POP ART IN GREAT BRITAIN NUR GESICHTER? PORTRÄTS DER RENAISSANCE CARAVAGGIOS ERBEN – BAROCK IN NEAPEL Kunstmuseum Wolfsburg, 30.10.2016–19.2.2017 BRUEGEL IN BLACK & WHITE: Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Wiesbaden, Museum Wiesbaden, Hessisches Landes­ THREE GRISAILLES REUNITED 13.5.–28.8. museum für Kunst und Natur, 14.10.2016–12.2.2017 SCÈNES DE CHASSE EN ALLEMAGNE London, The Courtauld Gallery, 4.2.–8.5. Paris, Musée de la chasse et de la nature, MANET – SEHEN. DER BLICK DER MODERNE SOULÈVEMENTS / UPRISINGS 8.11.2016–12.2.2017 GERHARD RICHTER. BIRKENAU Hamburg. Hamburger Kunsthalle 27.5.–4.9. Paris, Jeu de Paume, 18.10.2016–15.1.2017 Baden-Baden, Museum Frieder Burda, 6.2.–28.5. PAUL KLEE UND DIE SURREALISTEN MOHOLY-NAGY: FUTURE PRESENT MAX BECKMANN IN NEW YORK Bern, Zentrum Paul Klee, 18.11.2016–12.3.2017 JHERONIMUS BOSCH – VISIONS OF GENIUS New York, Guggenheim Museum, 27.5.–7.9. New York, Metropolitan Museum, 19.10.2016–20.2.2017 Hertogenbosch, Noordbrabants Museum, 13.2.–8.5. Chicago, Art Institute of Chicago, 2.10.2016–3.1.2017 RENAISSANCE AND REFORMATION: KUNST IN EUROPA 1945–1968. DER KONTINENT, GERMAN ART IN THE AGE OF DÜRER AND CRANACH SCHALCKEN – KUNSTENAAR VAN HET VERLEIDEN I VOLI DELL’ARIOSTO. L’ORLANDO FURIOSO E LE ARTI DEN DIE EU NICHT KENNT Los Angeles County Museum of Art, Dordrecht, Dordrechts Museum, 21.2.–26.6. Tivoli, Villa d’Este, Polo Museale del Lazio, 15.6.–30.10. Karlruhe, ZKM, 22.10.2016–29.1.2017 20.11.2016–26.3.2017

IN THE AGE OF GIORGIONE CARAVAGGIO AND THE THE PAINTERS OF THE NORTH London, Royal Academy of Arts, 12.3.–5.6. Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza, 21.6.–18.9. Die Anzahl der Kunstwerke, die international als Leihgaben der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen für Ausstellungen ANTWERPEN IN KÖLN. DAS ALTARBILD DER EL SIGLO DE ORO. DIE ÄRA VELÁZQUEZ anderer Häuser unterwegs waren, lag 2016 etwas über dem Niveau des Vorjahres. 13 Dauerleihgaben (Plastiken) wurden KREUZBRÜDER:­ EIN VERGESSENES MEISTERWERK Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, 1.7.–30.10. 2016 an die Stadt München (Hildebrandhaus) vergeben. Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, München, Hypo Kulturstiftung, 25.11.2016–26.3.2017 17.3.–12.6. Anzahl der Ausstellungsleihgaben 2015 2016 KANDINSKY, MARC & DER BLAUE REITER GIORGIO DE CHIRICO – MAGIE DER MODERNE Riehen, Fondation Beyeler, 4.9.2016–22.1.2017 Alte Pinakothek 36 25 Stuttgart, Staatsgalerie, 18.3.–3.7. VENEDIG. STADT DER KÜNSTLER Filialgalerien 15 7 PICASSO UND DEUTSCHLAND Hamburg, Bucerius Kunstforum, 1.10.2016–15.1.2017 Neue Pinakothek und Sammlung Schack 46 24 Schwäbisch Hall, Kunsthalle Würth, 6.4.–18.9. DRAWINGS FOR PAINTINGS IN THE AGE Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne und Stiftung Ann und Jürgen Wilde 89 75 PAUL KLEE. L’IRONIE À L’ŒUVRE OF REMBRANDT Paris, Centre Pompidou, 6.4.–1.8. Washington, National Gallery of Art, 4.10.2016–2.1.2017 Museum Brandhorst 7 71 Andere Leihstellen 8 – WILHELM LEHMBRUCK. RETROSPEKTIVE VALENTIN DE BOULOGNE: BEYOND CARAVAGGIO Wien, Leopold Museum, 8.4.–4.7. New York, Metropolitan Museum, 7.10.2016–22.1.2017 Insgesamt 201 202

54 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse 55 Ausstellungen, Projekte, Ereignisse Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen konnten im Berichtszeitraum 407 Neuzugänge verzeichnen, darunter 137 Werke der Udo und Anette Brandhorst Stiftung. Zusätzlich wurden 2543 Fotografien für die Stiftung Ann und Jürgen Wilde inventarisiert, die im Zuge der Sammlungsübertragung nach München gekommen sind.

Erwerbungen insgesamt 407

Ankäufe des Staates 21

Erwerbungen aus dem ›Programm der Bayerischen Staatsregierung für Künstler und Publizisten‹ 32

Schenkungen 12

Erwerbungen Vermächtnisse 1

Übertragungen an Zahlungs statt –

PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e. V. 26

Nachinventarisierung Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Sammlung Prinz Franz von Bayern 15 02 Neue Dauerleihnahmen 163 Museumsstiftung zur Förderung der staatlichen bayerischen Museen –

Neue Pinakothek | Malerei und Plastik 1. Hälfte 19. Jh. Pinakothek der Moderne | Sammlung Moderne Kunst, Fotografie und Neue Medien Als Vermächtnis von Frau Leonie Megele konnte eine Alpen- landschaft des Münchner Malers Lorenzo Quaglio (1793– Im Zentrum der Erwerbungsvorhaben stand der weitere 1869) übernommen werden. Das Gemälde zeigt den Blick Ausbau des Sammlungsschwerpunkts zur deutschen auf einen Weiler mit einigen Gehöften und einer gotischen Fotografie der 1970er-Jahre: In diesem Zuge konnten eine Kapelle vor einer Gebirgskulisse. Es erweitert den Bestand 7-teilige Gruppe aus der Serie der Agrarlandschaften des von gesicherten Werken dieses Künstlers, der bislang nur 2010 verstorbenen Fotografen Heinrich Riebesehl erworben mit einer bäuerlichen Genreszene in der Sammlung vertre- werden sowie die 9-teilige, in dieser Zusammenstellung ten war. unikate Werkgruppe ›Weddingbilder‹ des Berliner Künstlers Michael Schmidt, die noch durch zwei Werke aus der eben- Pinakothek der Moderne | Kunst nach 1945 falls im West-Berlin der siebziger Jahre entstandene Serie ›Stadtbilder‹ ergänzt werden konnte. Die von beiden Künst- Mélodie du réel der französischen Künstlerin Fabienne Ver- lern fortgeführte und erneuerte Tradition des dokumentari- dier (* 1962) zeigt eine kontinuierliche Linie, die sich wie schen Stils findet ihr Äquivalent in den Stadtbildern von ein einziger Atemzug über sieben Leinwände hinweg aus- Ulrich Wüst, die in der damaligen DDR entstanden sind, so- dehnt. Vor der tiefen, geradezu kosmischen Dunkelheit wie in der 10-teiligen Gruppe von Stadt- und Landschaftsauf- des Hintergrunds folgt der Betrachter der weißen lichten nahmen von Wilhelm Schürmann, die nunmehr dank Unter- Materie in ihrer selbstverständlichen, dabei monumentalen stützung von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne Bewegung. Das Auf und Ab der Linie wechselt zwischen sowie der Künstler selbst die Sammlung komplettieren. dynamischer Auflösung und kompakter Form und erscheint Durch gleichermaßen großzügige wie herausragende auf jeder Tafel als Wiederkehr und Neuformation einer Schenkungen wurde der Bestand zeitgenössischer Foto- ewigen Gesetzmäßigkeit: Die Melodie der Wirklichkeit. kunst signifikant erweitert. So konnten aus dem Schaffen der

57 Erwerbungen amerikanischen Künstlerin Zoe Leonard dank Unterstüt- zehnten setzt sie sich mit gesellschaftlicher Realität aus­ und Verantwortung (»Domine, quo vadis?« / »Ich gehe nach feld der Erwerbungen erstmals in den Kulturraum des Mitt­ zung durch die Alexander Tutsek-Stiftung zwei stilprägende einander sowie mit Werten, die die Gesellschaft einfordert, Rom, um mich ein zweites Mal kreuzigen zu lassen.«). Das leren Ostens. In ihren Arbeiten verknüpft Suleman Jahr­ Arbeiten aus dem Frühwerk erworben und somit der be- aber auch ständig unterläuft, indem sie Rassismus, Sex­ Werk, das durch die lasierend aufgetragene Leimfarbe eine hunderte alte (Handwerks-)Techniken und Mythen mit den reits vorhandene Werkkomplex ›Analogue‹ dieser internati- ismus oder Gewalt zulässt. Holzers Werke konfrontieren lichte, fast zarte Ausstrahlung besitzt, scheint an die Tradi- Erfahrungen der unmittelbaren Gegenwart und des Media- onal ausgezeichneten Künstlerin kongenial ergänzt werden. die Betrachter mit dem Machtinstrument der Sprache, tion der grotesken Figurenauffassung eines Otto Dix an­ len. Insbesondere beim Thema Gewalt und deren demonst- Dies gelang ebenfalls für die deutsche Künstlerin Ricarda mit deren Grausamkeit, aber auch Verführungskraft. Als zuknüpfen, die in der Sammlung u. a. mit Norbert Tadeusz, rativer Zurschaustellung werden auf erschreckende Weise Roggan, die bereits mit zwei frühen Arbeiten aus ihrer viel Medium der Information wie der Desinformation zugleich Norbert Schwontkowski, Stephan Melzl, Neo Rauch oder Kontinuitäten spürbar: Found Footage-Material des globa- beachteten Serie ›Stuhl, Tisch, Bett‹ in der Sammlung ver- ist ihr Einfluss aktueller denn je. Das Gemälde ›Wish List Peter Doig vertreten ist. len YouTube-Zeitalters reiht sich ein in die langen Bildtra­ treten ist und aus deren außergewöhnlichem Projekt ›Apo- Red‹ steht im Zusammenhang einer seit rund zehn Jahren Die Oberflächen des öffentlichen Stadtraums, die Patina ditionen des indischen Subkontinents. kryphen‹, das sich der Hinterlassenschaften einst bekann- anhaltenden Beschäftigung der Künstlerin mit ehemaligen des Urbanen mit all ihren Spuren und anonymen Zeichen Die Malerin Amelie von Wulffen (* 1966) wendet sich in ter Persönlichkeiten widmet, fünf Werke für die Sammlung Geheimdokumenten aus US-Regierungs- und Militärkrei- auf Plakatwänden oder Häusermauern liefern der in Berlin ihrem Schaffen ganz bewusst Ausdrucksformen zu, die als erworben wurden, dank Unterstützung durch Ruth Müller- sen. Typisch für Holzers Bildästhetik ist, wie die emotions- lebenden Simone Lanzenstiel (* 1970) Inspiration und Voka- künstlerisch zweitrangig angesehen werden. Subversiv ver- Stein und PIN. Seit 2008 stellt die Werkgruppe ›Dailies‹ von lose Auflistung ›alternativer Verhörmethoden‹ in Erschei- bular für ihr Malereiverständnis und ihre unverwechselbare weigert sie sich stilistischen Geboten und unterläuft sie mit Thomas Demand ein work in progress dar, hieraus wurden nung tritt – geradezu sanft eingebettet in eine betörend künstlerische Sprache. Lanzenstiels Werke entstehen mit Humor und emotionaler Unmittelbarkeit jede vorschnelle drei Arbeiten erworben, die den vorhandenen Bestand an schöne Farbfläche. Hilfe von Acryl- und Sprühfarben, aber auch mit Klebeband, Kategorisierung. Das großformatige, unbetitelte Gemälde Fotografien und Videoarbeiten dieses singulären Künstlers Im Spektrum gegenständlicher Malerei seit den 1980er- Folien oder Holzlatten, die bisweilen selbst zu Bildträgern von 2011 zeigt eine Figur am Klavier, deren langgebogene erweitern. Auch der Young Circle von PIN. engagierte sich Jahren in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen werden und den Raum neu definieren. Auch das großforma- Finger sanft über die Tasten gleiten. Ihr in sich gekehrtes, von im Bereich der Fotografie und ermöglichte den Ankauf eines nimmt der österreichische Künstler Siegfried Anzinger tige unbetitelte Bild von 2014 belegt, wie vielfältig sich die der Musik durchdrungen erscheinendes Wesen ruft ebenso Blumen-Triptychons der in Leipzig lebenden Künst­lerin (* 1953) eine Sonderstellung ein. Eher als dem ehemaligen freie Übertragung unmittelbar erlebter wie medial vermit- wie das hohe Fenster in der rechten Bildhälfte, das ein Innen Inga Kerber. Künstlerkreis ›Mülheimer Freiheit‹ in Köln, wo der Maler telter Wirklichkeit in Malerei gestalten kann. Die weiße abschließt und ein Draußen imaginiert, ikonografische Topoi seit 1982 lebt, scheint Anzingers Weltsicht der seines Farbe, selbst oszillierend zwischen Grundierung, Überma- der Romantik auf. All diese Assoziationen, die hier bewusst Pinakothek der Moderne | Sammlung Moderne Kunst, Landsmannes Arnulf Rainer verwandt. In seinem Gemälde lung und eigenständiger Form, ist Gegenspielerin eines eingesetzt werden, vermitteln ebenso ernst wie spielerisch Gegenwartskunst ›Faust am Kreuz (Quo vadis)‹ verknüpft er auf direkte prozesshaften Arbeitens, das die Konventionen des Maleri- eine kontemplative, gleichsam gläserne Stimmung. Wie ein und doch rätselhafte Weise zwei zentrale Fragen der schen gleichermaßen bespielt und überschreitet, wenn bei- überdimensioniertes Aquarell macht das Werk deutliche An- Das künstlerische Ausgangsmaterial von Jenny Holzer Menschheit: die Frage nach dem Glauben, nach Spiritualität spielsweise Effekte digitaler Ästhetik aufgegriffen werden. leihen bei den in der Kunst weniger geachteten Medien der (* 1950), einer der wichtigsten amerikanischen Künstler­ und der Haltung zum Nicht-Wissen (»Nun sag, wie hast Mit dem Ankauf zweier Videoarbeiten der pakistanischen Karikatur oder der Illustration und macht so Wulffens unvor- innen ihrer Generation, ist der Text. Seit rund vier Jahr- Du’s mit der Religion?«) sowie die Frage nach Überzeugung Künstlerin Adeela Suleman (* 1970) erweitert sich das Blick- eingenommenen Umgang mit der Malerei deutlich.

58 Erwerbungen 59 Erwerbungen Jenny Holzer, wish list red, Öl auf Leinen, 2007, ca. 260 × 201 cm

60 Erwerbungen 61 Erwerbungen Fabienne Verdier, Mélodie du réel I-VII, 2014, Tusche, Pigmente und Lack auf Leinwand, 183 × 135 cm

62 Erwerbungen 63 Erwerbungen Johanna Diehl, Borgo Bassi IV, Siegfried Anzinger, Faust am Kreuz (Quo Vadis), C -Print, 2011, 103 × 131 cm 2011, Leimfarbe auf Leinwand, 235 × 165 cm

64 Erwerbungen 65 Erwerbungen Zoe Leonard, Wax Anatomical Model Amelie von Wulffen, Ohne Titel, 2011, with Pearls, 1990, Silbergelatineabzug, Acryl, Tusche auf Leinwand, 200 × 140 cm 73,66 × 107,9 cm

66 Erwerbungen 67 Erwerbungen Simone Lanzenstiel, O. T. (1493), Michael Schmidt, Ohne Titel (aus Berlin, 2014, Acryl auf Nessel, 230 × 200 cm Stadtbilder), 1976–77/2002, Bromsilber­ gelatineabzug, gold, getont, 43 × 59.4 cm

68 Erwerbungen 69 Erwerbungen Inmitten einer auch 2016 wieder beeindruckenden Fülle von jetzt wieder in den sanierten und nobel ausgestatteten Ga- Aufgaben konnte Andreas Burmester nach langen Jahren leriesälen der Residenz Würzburg. der Archivarbeit seine zweibändige Geschichte des Instituts Anlass steter Sorge waren bei zurückgegebenen Dauer- in der neu aufgelegten Schriftenreihe der Bayerischen leihgaben auch 2016 wieder zahlreiche, durch Vernachlässi- Staatsgemäldesammlungen vorlegen. Wie im Vorwort dieses gung und unsachgemäßen Umgang am Leihort verursachte Jahresberichts erwähnt, gibt das Buch erstmalig tiefe Beschädigungen. Die Behebung über Jahrzehnte gewachse- Einblicke in eine kleine, wenngleich zentrale Einrichtung der ner Missstände schreitet wegen fehlender personeller Kapa- Reichskammer der Bildenden Künste, das Doerner-Institut. zitäten nur langsam voran. Erfreulich war hingegen die Dieses 1937 von den Nationalsozialisten gegründete Reichs- Leihgabe von 13 Gipsplastiken Adolf von Hildebrands aus den institut war ein Wunschtraum deutscher Maltechniker und Beständen der Neuen Pinakothek, konservatorisch durch erreichte bald große Beachtung. Jede seiner Aktivitäten wie entsprechende Maßnahmen, Vitrinen und Schutzverglasung Doerner Institut auch seine Mitarbeiter waren in die Kulturpolitik des ›Dritten versorgt, an die neu eingerichtete ›Monacensia‹-Bibliothek Reichs‹ verwurzelt. Weit über die NS-Zeit ausgreifend, deckt in der ehemaligen Villa des Bildhauers. Die für die nächsten das Werk den Zeitraum von 1910 bis 1955 ab und beleuch- Jahre geplanten Bestandskataloge für etwa 300 Skulpturen tet dabei die wechselvolle Gründungsgeschichte, die Instru­ der Neuen Pinakothek greifen auch auf technologische Be- mentalisierung der Lehre des Maltechnikers Max Doerner funde zurück, die 2016 in Angriff genommen wurden. Eine für den Bildersturm der Nationalsozialisten sowie exempla- ganze Reihe von Gemälden trug zur Ausstellung ›Drei Farben rische Spruchkammerverfahren der Nachkriegszeit. Schwarz‹ bei, die sowohl in der Vorbereitungsphase wie auch 03 Nur durch Wandel stellt sich das Institut veränderten der Vermittlung restauratorisch begleitet wurde. Anforderungen im Kunstareal. In enger Abstimmung Wichtige Vertreter bei der Neueinrichtung der Samm- mit der Generaldirektion und im Austausch mit vielen Mit- lung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne sind arbeitern wurde eine Strukturreform in Angriff genom- zwei raumgreifende Installationen, die zuletzt anlässlich der men: Sie soll vor allem die Museums- und Ausstellungs- Eröffnung 2002 gezeigt wurden: Pipilotti Rists ›Himalaya technik als dritte Säule erkennbar neben Restaurierung Goldsteins Stube‹ und Thomas Hirschhorns ›Doppelgarage‹. und Labor stellen. Flachere Hierarchien, das Denken in In der kuratorisch-restaurat­orischen Auseinandersetzung Projekten, immer alle Pinakotheken in Bayern im Blick, mit beiden komplexen Arbeiten spielten Fragen der Origi­ und ein bewussteres Ressourcenmanagement sind weitere nalität, eines von der künst­lerischen Seite eingeforderten Zielsetzungen. Wandels, Fragen materieller Endlichkeit wie auch der Deu- Die Sanierung der Dachlandschaft der Alten Pinakothek tungshoheit eine Rolle. bei laufendem Publikumsverkehr erforderte eine enge Die große Malerei-Ausstellung ›Painting 2.0‹, die vom konservatorische Begleitung. Wanderte die Baustelle in ei- Museum Brandhorst zum Kooperationspartner MUMOK nen neuen Bauabschnitt, konnten Restauratoren sowie nach Wien wanderte, wurde von Restauratoren des Doerner Museums- und Ausstellungstechniker Gemälde in die zuvor Instituts betreut. Zahlreiche Neuankäufe der Stiftung fast zwei Jahre geschlossenen Säle – den Rubens-, van Udo und Anette Brandhorst erforderten eine häufig aufwen- Dyck- sowie den Rembrandtsaal und die zugehörigen Nord- dige Ersterfassung: Viele im klassisch-modernen Kunst­ kabinette – zurückführen. Das ›Große Jüngste Gericht‹ von bereich noch ungewöhnliche Techniken und Materialien – Peter Paul Rubens hat die Zeit mitten in der Baustelle in ei- auch aus dem Bereich der digitalen Drucktechnik – werfen ner klimatechnisch überwachten Einhausung unbeschadet bei Präsentation wie Langzeitlagerung konservatorische überstanden. Aufgrund seines übergroßen Formates war es Fragen auf. Stellvertretend für die Fülle zahlreicher Leih­ in der Baustelle verblieben, um ein erneutes, das Material­ gaben, die intensiver Betreuung bedurften, stehen elf groß- gefüge belastendes Abspannen der Leinwand zu vermeiden. formatige Hauptwerke, die zur Ausstellung ›Cy Twombly. Seit Jahren bekommen die Staatsgalerien erhöh- Retrospektive‹ im Centre Pompidou nach Paris ausgeliehen te Aufmerksamkeit: Im Herbst wurden umfangreiche Re- wurden. Mit der Ausstellung ›Schiff Ahoy‹ wurde eine Vielzahl staurierungs- und Pflegemaßnahmen an 36 Gemälden von Werken aus der Sammlung präsentiert, die zuvor im und zahlreichen Zierrahmen für die Staatsgalerie Würzburg Museum Brandhorst noch nicht gezeigt worden waren. Viele abgeschlossen. Nunmehr mit Verglasung und Rücksei- der materialbezogenen Werkangaben mussten anlässlich tenschutz konservatorisch geschützt, hängen die Werke der Erstpräsentation überarbeitet werden.

71 Doerner Institut Aufbauarbeiten zu ›Himalaya Goldsteins Stube‹ in der Pinakothek der Moderne

Im Zusammenhang mit dem Abbau der umfangreichen Aus- nen und anderen Forschungseinrichtungen stärker als bis- stellung ›A perfect Match‹ zum PIN-Jubiläum wurden zahl­ lang frei zugänglich machen. reiche Medienarbeiten vor der Einlagerung überprüft. Tech- Kunsttechnologische Forschung auf höchstem Niveau nisch anspruchsvolle Ausstellungsprojekte von Mark Leckey braucht neben Systematik und Zeit vor allem aufwendige im Museum Brandhorst oder ›Fotografie heute: distant Apparaturen. Elektronenmikroskope, Röntgengeräte, Gas­ realities‹ machten deutlich, dass die restauratorische Betreu- chromatographen sind jedoch teuer in der Anschaffung, ung der Neuen Medien in einer geänderten Museumsland- kosten Unterhalt, brauchen Personal und altern rasch. Dank schaft mit kurzem Vorlauf, raschen Wechseln und aufwen- der großzügigen Förderung durch die Ernst von Siemens digen Aufbauten weit mehr als die derzeit vorhandene Kunststiftung konnte ein mobiler Makro-Röntgenfluores- halbe Personalstelle erfordert. zenzscanner M6 Jetstream der Fa. Bruker angeschafft Auch 2016 nahmen kunsttechnologische Projekte brei- werden. Der Scanner erlaubt die zerstörungsfreie Aufnah- ten Raum ein. Das von der Deutschen Forschungsgemein- me von Verteilungsbildern verschiedener chemischer schaft und der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderte Elemente über größere Bildflächen und verknüpft damit Projekt zur Florentiner Tafelmalerei des 14. bis 16. Jahr- Bildgebung und Pigmentanalysen auf faszinierende Weise. hunderts widmete sich der Auswertung der erhobenen Be- Das Doerner Institut besitzt damit als erste Museums­ funde und den Texten für den Bestandskatalog. Das ertrag- einrichtung Deutschlands ein derartiges Gerät. reiche Projekt, das sich nahtlos in die Forschungsthemen Auch die nachgebesserte Ausstattung entwickelt eine des Instituts der letzten Jahre einfügt, steht exemplarisch Strahlkraft, die das Institut zu einem gesuchten Partner für die enge Zusammenarbeit von Restauratoren, Kunst- macht und Forscher aus der ganzen Welt anzieht. Koopera­ technologen und Naturwissenschaftlern des Instituts mit tionen mit anderen Museen, dem Bayerischen Landesamt den kunsthistorischen Referaten der Häuser. Ein seit Jah- für Denkmalpflege und der Bayerischen Schlösserverwal- ren verfolgter zweiter Forschungsschwerpunkt liegt in der tung erlaubten auch 2016 interdisziplinäre Forschung an klassischen Moderne: Pechstein folgt hier auf Kirchner, herausragenden Einzelwerken. Herauszuheben sind hierbei Campendonk auf Jawlensky. In 2016 wurden an drei Gemäl- die analytischen Arbeiten an der ›Goldenen Tafel von Hanno- den Max Pechsteins ausführliche kunsttechnologische ver‹ im Niedersächsischen Landesmuseum und an der be- Untersuchungen vorgenommen, die damit auch neues Ver- rühmten Lukas-Ikone des Diözesanmuseums Freising. Der gleichsmaterial für die gutachterliche Tätigkeit des In­ Rat des Instituts war aber ebenso am Louvre (Restaurie- stituts im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit der rung von Leonardo da Vincis ›Johannes der Täufer‹), in Max Pechstein Urheberrechtsgemeinschaft erbrachte. der National Gallery Scientific Consultative Group (London), In der letzten Projektphase eines vom Bundesministeri- dem Kunsthistorischen Museum in Wien (Ausstellung zu um für Bildung und Forschung geförderten Verbundvorha- Pieter Bruegel d. Ä.) wie in der Hochschule der Künste Bern bens ›Inkarnat und Signifikanz – Das menschliche Abbild in (Fasermaterialien zur Kaschierung von Holzfugen) gefragt. der Tafelmalerei von 200 bis 1250 im Mittelmeerraum‹ wur- Zwei über die Alexander von Humboldt-Stiftung finanzierte den zahlreiche Bindemittel- und Pigmentanalysen an italie- Gastwissenschaftlerinnen aus Italien und Tschechien forsch- nischer Tafelmalerei des 11. bis 13. Jahrhunderts sowie ten über verbesserte Nachweismöglichkeiten organischer von ägyptischen Mumienporträts durchgeführt. Die Ergeb- Farbstoffe und Pigmente mittels Surface Enhanced Raman nisse wurden auf einer Abschlusstagung im Zentralinsti- Spectroscopy sowie über eine Identifizierung von Protein- tut für Kunstgeschichte vorgestellt, für die das Doerner Ins­ Bindemitteln in Gemäldeproben mittels massenspektromet- titut als Mitveranstalter zeichnete. rischer Methoden aus der Proteomik. Das internationale Innerhalb des laufenden ›Horizont 2020‹ EU-Projektes Renommee des Instituts machte die Einrichtung erneut zu IPERION CH drehten sich die Arbeiten um mehrere große einem begehrten Ort der Ausbildung für junge Berufsein- Themen: Die künstliche Lichtalterung an synthetisch-orga- steiger: Mit Unterstützung der Schoof’schen Stiftung konnte nischen Farbstoffen und Pigmenten, die Möglichkeit, stark die erste Schoof’sche Volontärin ihre Ausbildung im Doerner veränderte Farbmittel bzw. Alterungsmechanismen analy- Institut abrunden, eine Zusage für die Fortsetzung der Finan- tisch zu identifizieren, sowie um Wege und Standards, um zierung für ein weiteres Volontariat ist gegeben. zukünftig kunsttechnologisches und analytisches Untersu- chungsmaterial zwischen europäischen Museumsinstitutio- Andreas Burmester und Eva Ortner

72 Doerner Institut 73 Doerner Institut PAINTING 2.0 – MALEREI IM INFORMATIONSZEIT­ 64 Seiten, 44 farbige Abbildungen ALTER: GESTE UND SPEKTAKEL, EXZENTRISCHE Bayerische Staatsgemäldesammlungen, 2016 FIGURATION, SOZIALE NETZWERKE Herausgegeben von Manuela Ammer, Achim Hochdörfer FOTOGRAFIE HEUTE: DISTANT REALITIES und David Joselit Herausgegeben von den Bayerischen Staatsgemälde­ Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung sammlungen ›Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter‹, Museum Mit einem Vorwort von Bernhard Maaz und Beiträgen Brandhorst, Bayerische Staatsgemäldesammlungen und von Inka Graeve Ingelmann und Melanie Bühler mumok – Museum moderner Kunst, Stiftung Ludwig, Wien Katalog zur Ausstellung in der Pinakothek der Moderne Publikationen 287 Seiten Sammlung Moderne Kunst München, 2016 München, London, New York: Prestel, 2016 57 Seiten, zahlreiche Abbildungen

LES PINACOTHÈQUES DE BAVIÈRE : DER KAMPF UM DIE KUNST. MAX DOERNER UND TRÉSORS ET MUSÉES DES BAYERISCHE SEIN REICHSINSTITUT­ FÜR MALTECHNIK STAATS­GEMÄLDESAMMLUNGEN Schriften der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Herausgegeben von Bernhard Maaz und des Doerner Instituts, Band 1 04 Mit Beiträgen von Andrea Bambi, Patrizia Dander, Bernd Andreas Burmester Ebert, Nadine Engel, Inka Graeve Ingelmann, Elisabeth 856 Seiten, 152 teils farbige Abbildungen Hipp, Joachim Kaak, Oliver Kase, Mirjam Neumeister, Köln: Böhlau, 2016 Herbert Rott, Martin Schawe, Bernhart Schwenk, Andreas Schumacher, Corinna Thierolf und einem Fotoessay DIE ALTE PINAKOTHEK: EIN MUSEUMSBAU IM von Martin Fengel WANDEL DER ZEIT 180 Seiten, 144 farbige Abbildungen Schriften der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München: Hirmer, 2016 und des Doerner Instituts, Band 2 Melanie Bauernfeind DER STIFTER, DER ANSTIFTER WAR, WEIL ER 504 Seiten, 95 farbige, 86 Schwarzweiß-Abbildungen WUSSTE, DASS DIE KUNST FÜR ALLE IST. DIE SCHEN­ Köln: Böhlau, 2016 KUNG DER ART MENTOR FOUNDATION LUCERNE Herausgegeben von Corinna Thierolf und Michael Hering OLAF METZEL – HANS VON MARÉES. EINE ANNÄHERUNG Mit einem Vorwort von Bernhard Maaz, Beiträgen von Herausgegeben von Joachim Kaak mit Beiträgen von Michael Corinna Thierolf, Armin Zweite, Jochen Meister, Judith Diers, Joachim Kaak, Konrad Laudenbacher, Bernhard Maaz, Csiki, Kurt Zeitler, Caroline Fuchs, einem Gespräch Olaf Metzel, Frank Schmidt, Bernhart Schwenk zwischen Herzog Franz von Bayern und Andreas Strobl Katalogbuch zur gleichnamigen Ausstellung in der Neuen Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung in Pinakothek München der Pinakothek der Moderne 176 Seiten, 76 Abbildungen ca. 410 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen Köln: Snoeck, 2016 Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Staatliche Graphische Sammlung München, 2016 ALBERT RENGER-PATZSCH. RUHRGEBIETS­LANDSCHAFTEN TOGETTHERE_FACTORY. Mit einem Vorwort von Bernhard Maaz, einem Text von Simone Ein interdisziplinäres Integrationsprojekt in der Pinakothek Förster und einem Interview mit Ann und Jürgen Wilde der Moderne Magazin zur gleichnamigen Ausstellung der Stiftung Ann Herausgegeben von Miro Craemer und Bernhart und Jürgen Wilde in der Pinakothek der Moderne. Schwenk für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, 62 Seiten, 46 Abbildungen München, 2016 München, 2016

75 Publikationen ANDREA BAMBI material 4), hg. von Karoline Beltinger and Jilleen Nadolny, Maison, in: Rudolf Maison (1854–1904) Regensburg – Pellegrina, hg. von Andreas Beyer / Benedicte Savoy / Wolf London 2016, S. 183–203. München – Berlin, hg. von Karin Geiger, Sabine Tausch, Tegethoff, Berlin, Boston 2016, S. 177–179. Mit Christiane Kuller, Irene Netta und Bernhard Purin, Muse- Regensburg 2016, S. 49–55. en und Kunstraub, in: Jan Schleusener: Raub von Kulturgut. Chemische Untersuchungen zu Urnenfeldzeitlichen Pech­ Mit Rose Epple, Heiner Stadler, Detlef Weitz, The Making of Der Zugriff des NS-Staats auf jüdischen Kunstbesitz in Mün- funden vom Bullenheimer Berg, in: Forschungen am »Von einem rohen, unangenehmen Colorit«: Annibale Subjektiv, Ein Werkstattbericht, in: Orts­bestimmungen, chen und seine Nachgeschichte, München 2016, S. 11–20. Bullenheimer Berg 2011–2015 (Bericht der Bayerischen Carraccis ›Genius des Ruhmes‹. Zu Ikonografie, Farbdiskurs, Das Dokumentarische zwischen Kino und Kunst, hg. von Eva Bodendenkmalpflege 57), 2016, S. 133–35. Kopie und Paraphrase im Kreise von Goethe und Johann Hohenberger und Katrin Mundt, Berlin 2016 (Texte zum BERND EBERT Heinrich Meyer, in: Die Farben der Klassik. Wissenschaft – Dokumentarfilm 18, hg. von der Dokumentarfilminitiative Untersuchungen an dunklen Anhaftungen an den Gold­ Ästhetik – Literatur, hg. von Martin Dönike, Jutta Müller- im Filmbüro NRW), S. 55–67. »… von kleinen Figuren ist er kein Liebhaber gewesen.« Die blechen von Bernstorf mit Hilfe von GC / MS- und Py-GC / Tamm, Friedrich Steinle, Göttingen 2016, S. 119–145. Werke von Johann Andreas Wolff im Bestand der Bayeri- MS-Analysen, in: Bernstorf. Archäologisch-naturwissen- HEIKE STEGE schen Staatsgemäldesammlungen, in: Johann Andreas Wolff schaftliche Analysen der Gold- und Bernsteinfunde vom Zu Julius Schnorr von Carolsfeld, in: Spurenlese. Zeich­ (1652–1716). Universalkünstler für Hof und Kirche (Veröffent- Bernstorfer Berg bei Kranzberg, Oberbayern, in: Abhand­ nungen und Aquarelle aus drei Jahrhunderten, hg. von Mit Heide Skowranek, Christoph Krekel und Christoph lichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte 37), hg. lungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staats- Peter Prange, Andreas Stolzenburg, München, Hamburg Steuer, Eilido colours. Sources relating to the introduction von Sibylle Appuhn-Radtke, Josef H. Biller, Dagmar Dietrich sammlung 3, hg. von Rupert Gebhard und Rüdiger Krause, 2016, S. 158–161. of coal-tar colours and their controversial reception in und Maria-Luise Hopp-Gantner, Starnberg 2016, S. 159–189. München 2016, S. 215–216. the early 20th century, in: Sources on Art Technology: Back Konsequente Exerzitien in Schwarz und Weiß: Zur Kunst to Basics, hg. von Sigrid Eyb-Green, Joyce H. Townsend, Katalogeintrag zu Peter Jacob Horemans (1700–1776), JOHANNES GRAMLICH von Hana Usui und Thilo Westermann, in: Ausst.-Kat. High Kathrin Pilz, Stefanos Kroustallis, Idelette van Leeuwen, Küchenstilleben mit weiblicher Figur und Papagei (Der & Slow. Hana Usui – Thilo Westermann, hg. von Jan T. London 2016, S. 34–42. Geruch), 1771, in: Ausst.-Kat. Bier in Bayern, Katalog Kunst und Materie. Dinghistorische Perspektiven auf Wilms, Kaufbeuren (Kunsthaus Kaufbeuren) 2016, S. 8–16. zur Bayerischen Landesausstellung 2016, (Veröffentlich­ den internationalen Kunstmarkt im 20. Jahrhundert, CORINNA THIEROLF ungen zur bayerischen Geschichte und Kultur), hg. von (Zeithis­ torische Forschungen / Studies in Contemporary Das Museum der Zukunft, in: Kultur neu denken. Tourismus Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Cindy Drexl, History 13, 3), 2016 2030, hg. von Kulturgipfel GmbH in Zusammenarbeit mit »Wenn der Weise auf den Mond zeigt, sieht der Idiot nur den Andreas-Michael, Kuhn Michael Nadler, Regensburg URL: www.zeithistorische-forschungen.de/3-2016/id=5392, der Bayern Tourismus Marketing GmbH, München 2016, Finger.« Abstrakte malerische Geste in den Werken von (Kloster Aldersbach) 2016, S. 324. Druckausgabe: S. 404–425. S. 20–23. Chamberlain, Kline, de Kooning, Soulages, Vedova, Verdier; in Ausst.-Kat. Sammlung Hubert Looser – Museum Folkwang – PATRICK DIETEMANN & URSULA BAUMER JOACHIM KAAK JOCHEN MEISTER Ein Dialog. Rodin – Giacometti, Rothko – Scully Kline – de Kooning. (Museum Folkwang), Essen, 2016, S. 33–37. Mit Andreas Hauptmann, Sabine Klein und Richard Zettler, Lehrjahre des Auges. Édouard Manet, gesehen mit Werner Eskapaden / Der Ort der Kunstvermittlung / Bildet Banden! On the Making and Provenancing of Pigments from the Hofmann, in: Ausst.-Kat. Manet Sehen. Der Blick der in: Kunstvermittlung im Museum. Ein Erfahrungsraum. hg. »Happier than the Morning Sun«: Zu den Werken von Early Dynastic Royal Tombs of Ur, Mesopotamia, (Metalla 22), Moderne, hg. von Hubertus Gaßner und Viola Hilde- von Kristine Preuß, Fabian Hofmann, Münster, New York Walter De Maria und Palermo; Ausstellungsbroschüre 2016, S. 41–74. brand-Schat, Hamburg (Hamburger Kunsthalle) 2016, 2017, S. 93–104. Traunreut (Stiftung Das Maximum). S. 61–67. Die Bindemittel der Hinterglasmalerei. Ein Überblick, in: BERNHART SCHWENK Maria Zerres: Painting is a Matter of Clairvoyance and Deutsche und niederländische Hinterglasmalerei vom BERNHARD MAAZ Blind Spots; in Sandra Bulloch, Maria Zerres, Ausst.-Kat. Mittelalter bis zur Renaissance, hg. von Simone Bretz, Stephan Melzl, in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, (Sharjah Art Foundation), Schardscha, Vereinigte Arabische Carola Hagnau, Oliver Hahn und Hans-Jörg Ranz, Berlin Director’s Choice, Alte und Neue Pinakothek München URL: www.sikart.ch/kuenstlerInnen.aspx?id=9733253 Emirate, 2016, S. 50–63. München 2016, S. 70–77. (deutsche Ausgabe), London, New York, 2016. (Stand: 31.12.2016). JEANINE WALCHER Mit Wibke Neugebauer, Irene Fiedler, Cedric Beil, Andrea Darf ein Museum solche Bilder annehmen?, in: Frankfurter Let’s get physical!, in: Philipp Messner, Clouds, hg. von Philipp Obermeier, Stephan Schäfer und Stefan Zumbühl, Analysis Allgemeine Zeitung 5.4.2016, S. 11. Messner, Wien 2016, S. 7–9. »Was Pechstein nicht im Sturm erobert, das gewinnt er of complex tempera binding media combining chromato­ nicht.« Eine Studie zur Maltechnik von Max Pechstein graphic techniques, fluorescent staining for proteins and Angepasst, aufrecht oder ›entartet‹. Geschichte (in) der Kunst Palermo, in: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden (Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung, FTIR-FPA imaging, in: Painting in Tempera, c. 1900, (Kunst- in der Pinakothek der Moderne, (Aviso 3) 2016, S. 38–43. Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 94, Ostrogovic – 30, 1), Worms 2016, S. 67–82.

76 Publikationen 77 Publikationen Blick in die Ausstellung ›Neue Nachbarschaften III‹ in der Alten Pinakothek mit der ›Alexanderschlacht‹ von Albrecht Altdorfer und dem ›Paumgartner Altar‹ von Albrecht Dürer 1. Örtliche Verwaltung

Die Verwaltung wird üblicherweise als Querschnittsabteilung Personals die Dienstleiter und Oberaufsichten ferner der Dienststelle bezeichnet, da von der administrativen Ab- immer wieder vor neue Herausforderungen. Diese Sicher- lauforganisation weitestgehend jedes Referat betroffen ist. heitsfragen werden künftig wachsende Beachtung finden. Jegliche Vorgänge werden in der Poststelle erfasst, datiert Außer der Sammlung Schack führt jedes Haus sowohl und nach dem Durchlauf in der Amtsregistratur abgelegt. ein verpachtetes Museumscafé als auch einen Museums­ Jedes Referat greift auf die Beschaffungsstelle zu, wenn ein shop. Mitte 2016 musste das Café in der Pinakothek der bestimmter Bedarf zu decken ist. Ebenso obliegt der Verwal- Moderne aufgrund einer Insolvenz des Pächters geschlos- Abteilungen tung neben der intensiven Betreuung der Museumscafés sen werden. Seit November gibt es einen Interimsbetrieb die Obhut über die Museumsshops, welche durch die Katalog- an fünf Öffnungstagen, um den Besuchern ein Mindestan- und Publikationsverwaltung regelmäßig beliefert werden. gebot zu präsentieren. Nach Klärung der Instandhaltungs- Doch bislang ist die Museumsverwaltung auch für andere, maßnahmen und erneuter öffentlicher Ausschreibung wird für eher technische Fragen und für die Sicherheitsaspek- der Cafébetrieb 2017 wieder verstetigt. te zuständig. Viele weitere Aufgaben gehören dazu: Um eine Seit 2015 begleitet ein Evaluationsprozess die Bayerischen konservatorisch verantwortbare Präsentation der Kunstwer- Staatsgemäldesammlungen, der insgesamt etwa 100 05 ke klimatisch gewährleisten zu können, hat die Aufrechter- Mitarbeiter betraf und aufgrund von Stellenvakanzen, Neu­ haltung der technischen Anlagen in den Pinakotheken, Mu- besetzungen und Umstrukturierungen 2016 noch nicht ab­ seum Brandhorst und Sammlung Schack neben generellen geschlossen werden konnte. Dank der Entscheidung des Sicherheitsvorkehrungen in den Häusern hohe Priorität. Eine Generaldirektors war es durch die Nutzung von Drittmitteln permanente Instandhaltung der Anlagen und Überwachung möglich, vielen Fortbildungswünschen unserer Mitarbeiter der Wartungen durch die Betriebstechnik ist für die Gewähr- zu entsprechen; dies streben wir 2017 wieder an. Im Zuge leistung des Museumsbetriebes unumgänglich. des novellierten Vergaberechts und dessen Verständnis zur Während die Sammlung Schack im April 2016 erfolgreich Umsetzung erfolgte im April eine Inhouse-Schulung durch die Eröffnung des 2. Obergeschosses feierte und das Museum einen Vergaberechtsanwalt, an der alle betroffenen Mitar- Brandhorst nach der Pinakothek der Moderne nachhaltig beiter der Staatsgemäldesammlungen beteiligt waren. ein ›Energie Contracting‹ einführte, liefen der zweite und Zur Optimierung einer mittelfristigen Ausstellungspla- dritte Bauabschnitt in der Alten Pinakothek. In der Neuen Pi- nung wurde 2016 mit Unterstützung von Kuratoren und nakothek begannen in Zusammenarbeit mit dem Bauamt und Buchhaltung erstmalig ein genormter Kostenplan entwickelt den Architekten konkretere Planungen bezüglich der längst und verbindlich eingeführt. überfälligen Sanierung des Hauses, in die auch die Verwaltung 2016 war auch geprägt von Veränderungen im perso­ einbezogen ist. Seitens der Staatsgemäldesammlungen steht nellen Bereich. Aufgrund eines höheren Bedarfs im Aufsichts- seit Anfang 2016 für Fragen rund um die Sanierung erstmals und Sicherheitsdienst wurde zum ersten Mal der Versuch eine Baukoordinatorin beratend und unterstützend zur Ver­ gestartet, in Kooperation mit der Agentur für Arbeit eine fügung, der auch das Raummanagement obliegt. Stellenbörse zu veranstalten, um einem großen Kreis von Die regelmäßige Begehung durch den Arbeitssicherheits­ Bewerbern die Möglichkeit einer Teilnahme zu gewähren ausschuss fand auch 2016 in allen Häusern statt. Da es bei und erfolgreich durch kurze Gespräche eine zügige Vor­ den Staatsgemäldesammlungen kein eigenes Referat Si- auswahl zu treffen. Hier ist auch die Zusammenarbeit cherheit gibt, tagt kontinuierlich seit über 10 Jahren eine in- mit dem örtlichen Personalrat zu nennen, der bei zahlrei- tern ins Leben gerufene ›Lenkungsgruppe Sicherheit‹, um chen Personaleinstellungen und der Einführung von Dienst­ Sicherheitsbedenken aufzugreifen und gegebenenfalls ent- vereinbarungen beteiligt war. Längst sind noch nicht alle gegenzuwirken. Prozesse abgeschlossen – vielleicht sind sie es nie –, aber Da die Staatsgemäldesammlungen nicht den gesamten Zeiten der Veränderung eröffnen neue Wege und Chancen. Aufsichts-/Sicherheitsdienst mit eigenem Personal ab­ decken, stellt die Einsatzplanung des täglich benötigten Anja Leps

81 Abteilungen 2. Zentrale Dienste der 3. Provenienzforschung Staatlichen Museen und Sammlungen

Die Aufarbeitung ihrer eigenen Erwerbungsgeschichte Kunst- und Kulturgegenstände aus den Sammlungen ehe­ in der Zeit des Nationalsozialismus ist ein Kernanliegen und maliger Funktionäre und Organisationen der NSDAP, die wichtige Aufgabe der Bayerischen Staatsgemäldesamm­ vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren auf Basis alli­ lungen und wird vom Bayerischen Staatsministerium für ierter Kontrollratsdirektiven an den Freistaat Bayern über- Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert. eignet wurden. Rund 900 dieser Kunstwerke gelangten Die zweifellos zu spät begonnene systematische Unter­ daraufhin in den Bestand der Bayerischen Staatsgemälde­ suchung der relevanten Bestände wird mit intensivem Ein- sammlungen, in dem sie aufgrund ihrer Herkunft eines satz betrieben. der problematischsten forschungsrelevanten Konvolute Derzeit arbeiten drei Wissenschaftlerinnen und ein bilden. Wissenschaftler im seit 2008 bestehenden und von Andrea Das Forschungsprojekt zu diesem Bestand, das Johannes Bambi geleiteten Referat für Provenienzforschung: seit Gramlich (seit 1. Juli 2016) und Anja Zechel bearbeiten, Im Jahr 2015 wurde die Trennung der Verwaltungsaufgaben In sehr angenehmer Atmosphäre und mit viel Elan konnten 2012 Anja Zechel, Historikerin, seit 2015 Johanna Polter- folgt zwei Zielen: Erstens werden diese Kunstgegenstände der Zentralverwaltung und der nunmehr eigenständigen die ersten Vorhaben auf den Weg gebracht werden. Dabei mann, Kunsthistorikerin und seit 2016 Johannes Gramlich, objektbezogen auf NS-Raubkunst überprüft und der Inter- Örtlichen Verwaltung der Bayerischen Staatsgemäldesamm- nahmen einige Vorgänge aufgrund der Neuorganisation und Zeithistoriker. net-Datenbank www.lostart.de gemeldet, sofern ein Verdacht lungen eingeleitet (siehe Jahresbericht 2015, S. 8). Um den der zahlreichen personellen Veränderungen deutlich mehr Untersucht werden Gemälde und Plastiken, die ab 1933 auf NS-verfolgungsbedingten Entzug nicht ausgeschlossen Veränderungsprozess der Verwaltung abzubilden, erfolgte Zeit in Anspruch als ursprünglich eingeplant worden war. erworben wurden und vor 1945 entstanden sind, um der werden kann. Im Berichtsjahr hat das Projekt dort 32 Werke die Umbenennung der Zentralverwaltung im Sommer 2016 Dankenswerterweise haben die Örtlichen Verwaltungen, die in den ›Washington Principles‹ von 1998 geforderten Suche veröffentlicht. Bis Ende 2016 wurden damit insgesamt 422 in Zentrale Dienste der Staatlichen Museen und Sammlungen. Direktorinnen und Direktoren der Staatlichen Museen und nach NS-Raubkunst in öffentlichen Sammlungen umfassend Kunstgegenstände aus ehemaligem NS-Besitz auf ihre Diese sind nunmehr Serviceeinheit und Ansprechpartner Sammlungen sowie die Ansprechpartner im Kultusministe- gerecht zu werden. Das Referat bearbeitet proaktiv ent- Provenienz geprüft. Die Bayerischen Staatsgemäldesamm- für 22 Staatliche Museen und Sammlungen in Bayern. rium viel Geduld aufgebracht. sprechende Fälle, meldet diese bei Verdacht auf verfolgungs- lungen haben zudem auch andere Sammlungen informiert, Nach der Umorganisation bestehen die Zentralen An diesen Aufgaben haben die Führungskräfte sowie bedingten Entzug der Internet-Datenbank www.lostart.de sofern Überweisungen aus Staatsbesitz an sie weitergege- Dienste aus dem Juristischen Referat (ZD I), dem Zentralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zentralen Dienste oder tritt – sofern möglich – an die Anspruchsberechtigten ben wurden. Haushaltsreferat (ZD II), dem Zentralen Personalreferat in einem an Herausforderungen und Ereignissen reichen heran. Zudem werden provenienzrelevante Vorgänge wie Neben der objektbezogenen Recherche wird das Projekt, (ZD III) und dem IT-Servicezentrum (ZD IV). Organisatorisch Jahr an diesen Aufgaben mit unermüdlichem Einsatz und Neuankäufe, Ausleihen, Datenbankeinträge und Katalog­ zweitens, auch den Gesamtprozess dieses Vermögens­ sind die Zentralen Dienste bei den Bayerischen Staatsge- hoher Motivation gearbeitet. Dabei konnte auch mit dem einträge erarbeitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter transfers von den nationalsozialistischen Funktionären und mäldesammlungen angeschlossen. Die Abgrenzung zur Ört- örtlichen Personalrat der Bayerischen Staatsgemälde­ des Referats nehmen laufend an Fortbildungen, Workshops Organisationen zum Freistaat Bayern und den Bayerischen lichen Verwaltung und die Zuordnung der Aufgaben soll sammlungen konstruktiv und ›auf dem kleinen Dienstweg‹ und Tagungen zur Provenienz- und Kunstmarktforschung Staatsgemäldesammlungen rekonstruieren, analysieren 2017 konstruktiv fortgeführt werden und befinden sich auf zusammengearbeitet werden, vor allem bei den Neuein­ teil. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sind Mit- und publizieren. Die Studie wird die rechtlichen Grundlagen einem guten Weg. stellungen im Laufe des Jahres. Es herrscht eine positive glied im Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern nachvollziehen, auf deren Basis die besagten Kunstgegen- Die Leitung der Zentralen Dienste (ZD) wurde im Sep- Aufbruchsstimmung in den Zentralen Diensten, und diese und waren Gastgeber der Herbsttagung des Arbeitskreises stände in der amerikanischen Besatzungszone erst beschlag- tember neu besetzt, so dass Anfang Dezember nach langer gilt es in das Jahr 2017 mitzunehmen. Provenienzforschung e. V. nahmt und unter alliierte Kontrolle gestellt, hernach ent­ Pause und personellen Vakanzen die erste Dienstbespre- ›Überweisungen aus Staatsbesitz‹: Bei den sogenann- eignet und an den Freistaat Bayern übereignet worden chung der Verwaltung unter neuer Leitung stattfinden konnte. Silvia Kempf ten Überweisungen aus Staatsbesitz handelt es sich um sind. Darauf aufbauend untersucht die Studie den Umgang

82 Abteilungen 83 Abteilungen der bayerischen Landesregierung und der Bayerischen Restitutionsforderungen und proaktive Recherche: 2016 Sammlung München im Besitz der im November 1938 kon- Da auf Basis der beidseitig erfolgten Recherchen weiterhin Staatsgemäldesammlungen mit diesem problematischen wurden Provenienzberichte zu Werken aus den Sammlungen fiszierten Kunstgegenstände des Ehepaares Davidsohn. grundlegende Fragen nicht geklärt werden konnten, haben Kunstbestand von der Nachkriegszeit bis heute; sie bezieht Glaser und Davidsohn erstellt. Während zu ersterer eine Die Staatsgemäldesammlungen konnten nun die in Deutsch- die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen den Gang vor dabei auch die korrespondierende mediale und öffentliche Restitutionsforderung vorliegt, wird im Fall Davidsohn pro­ land lebenden Erben ausfindig machen. Ziel ist es, die die sogenannte Beratende Kommission vorgeschlagen. Haltung mit ein. Im Berichtszeitraum wurde das Projekt aktiv recherchiert und nach den Erben gesucht. Kunstwerke an die heute Berechtigten zu restituieren. Mit Projekte: Im Frühjahr 2016 wurde die Präsentation der durch die Sichtung und Auswertung relevanter Quellenbe- Fritz Salo Glaser (1876–1956) war Rechtsanwalt und Unterstützung der ›Jewish Claims Conference Deutschland‹ 1964 erfolgten Schenkung von Sofie und Emanuel Fohn in stände im Hausarchiv, in den Staatlichen Archiven Bayerns Kunstsammler in Dresden. Die Staatsgemäldesammlungen wird aktuell nach den weiteren Erben in Amerika, England der Pinakothek der Moderne überarbeitet. Das Künstlerpaar und im Bundesarchiv vorangetrieben. haben das Gemälde ›Hafenbild‹ von Paul Klee, das sich und Simbabwe-Rhodesien gesucht. Fohn zählte zu jenem kleinen Personenkreis, dem es offi­ Klassische Moderne: Seit März 2015 erarbeitet Johanna einst in Glasers Sammlung befunden hatte, 1971 aus der Am 6. Dezember 2016 haben die Erben nach Alfred ziell gestattet wurde, in Form von Tauschverträgen als ›ent- Poltermann die Provenienzen zu 238 ausgewählten Haupt- Sammlung des Künstlerehepaars Theodor und Woty Werner Flechtheim im Bundesbezirksgericht in New York gegen artet‹ diffamierte Kunst gegen zu diesem Zeitpunkt als werken der Klassischen Moderne. Im April 2016 konnten erhalten. 1933 war das Werk definitiv noch bei Glaser, den Freistaat Bayern Klage erhoben. Sie fordern die Res­ hochwertiger empfundene Kunstwerke des 18. und 19. Jahr- die ausführlichen Rückseitenuntersuchungen für 111 1936 versuchte er es zu veräußern, doch für den Zeitraum titution von sechs Gemälden von Max Beckmann sowie je ei- hunderts einzutauschen. In der beispiellosen Aktion ›Ent­ Werke abgeschlossen und die standardisierte Rückseiten- 1937 bis 1968 fehlt jede Spur. Die Erbin nach Glasers Sohn, nem Werk von Juan Gris und Paul Klee. Diese Werke wurden artete Kunst‹ hatten die Nationalsozialisten 1937/1938 mehr beschreibung nach den intern entwickelten Richtlinien vertreten durch eine Anwaltskanzlei, und die Bayerischen von Flechtheim gehandelt und gesammelt. Allerdings haben als 21 000 Kunstwerke aus 101 Museen beschlagnahmt. vorgenommen werden. Die Rückseitenerfassung ist auf- Staatsgemäldesammlungen versuchen derzeit, diese Pro- die Staatsgemäldesammlungen sie erst 1971 und 1974 über Die bedeutende Schenkung der Fohns umfasst 15 Gemälde, grund möglicherweise vorhandener Hinweise auf frühere venienzlücke durch Austausch der Erkenntnisse und fort­ Theodor und Woty Werner bzw. Günther Franke erhalten und ein Hinterglasbild, drei textile Arbeiten und über 200 Werke Besitzer in Form von Aufklebern, Stempeln oder Inschriften gesetzte Recherche zu schließen. besitzen keine Verkaufsbelege aus der Zeit Flechtheims. auf Papier. Eine Vitrine und eine Broschüre dokumentieren Ausgangspunkt jeder Provenienzrecherche. Sie wurde Julius Davidsohn (1864–1942) aus Hannover und seine Die Kläger nehmen einen verfolgungsbedingten Verlust nach die Provenienzen zu allen ausgestellten Hauptwerken der 2016 fortgesetzt und die Ergebnisse in standardisierten Ob- Frau Semaya Franziska (geb. Hirsch; 1879–1943) waren Flechtheims Emigration an, während die Bayerischen Staats- Schenkung Fohn. jektdatenblättern festgehalten. Die Datenblattstruktur Eigentümer von Kunstwerken, die im November 1938 in ihrer gemäldesammlungen auf Basis des aktuellen Forschungs- Im November 2016 wurde die Publikation ›Raub von Kul- versammelt für jedes Werk die gleichen Informationen Münchner Wohnung durch die beschlagnahmt stands von wirksamen Rechtsgeschäften vor 1933 ausgehen. turgut‹ von Jan Schleusener im Jüdischen Museum Mün- (Rückseitenbefund, Sichtung hauseigener und externer wurden. 1942 wurde das Ehepaar nach Theresienstadt de- Mit den Erben nach James von Bleichröder, vertreten chen der Öffentlichkeit vorgestellt. Kurz nach dem Novem- Archivmaterialien, Überprüfung relevanter Sekundär­ portiert, wo Julius Davidsohn im August 1942 und Semaya durch zwei Anwaltskanzleien, fanden 2016 Gespräche mit berpogrom 1938 beschlagnahmte die Gestapo in etwa 70 literatur, Abfrage einschlägiger Recherchedatenbanken Davidsohn im April 1943 ermordet wurden. Die beschlag- dem Ziel einer Restitution des seit 2006 wegen Raubkunst- als jüdisch identifizierten Haushalten in München und Umge- sowie die eigentliche Provenienzangabe samt Belegen nahmten Kunstgegenstände wurden 1946 in den Münchner verdacht in der Internet-Datenbank www.lostart.de gemel- bung rund 2500 Kulturgüter. In dem als Kooper­ ationsprojekt mit dem gegenwärtigen Forschungsstand), die sukzessive Central Collecting Point verbracht. Erben waren nicht auffind- deten Gemälde ›Auferweckung des Lazarus‹ von einem mit der Landeshauptstadt München und der Universität Er- in die hauseigene Datenbank übertragen werden. Ziele bar, sodass die ›Jewish Restitution Successor Organization‹ süddeutschen Meister auf Basis der Erkenntnisse des erar- furt entstandenen und von der Landesstelle der Nichtstaatli- des Projekts sind auch weiterhin die Erforschung und Doku- (JRSO), die in Fällen erbenlosen Vermögens die Ansprüche beiteten Provenienzberichts statt. chen Museen herausgegebenem Buch wird dokumentiert, mentation jedes Werkes, das Erstellen von vertieften vertrat, 1948 Rückerstattungsansprüche anmeldete. Mit 2015 forderte das ›Holocaust Claims Processing Office‹ wie es zu der Aktion kam, welche Motive und Interessen sich Provenienzberichten bei begründeten Verdachtsmomenten dem Globalabkommen vom 29. Juli 1952 trat die JRSO (HCPO) stellvertretend für den ›Max Stern Estate‹ die Her- dahinter verbargen, wer davon profi­tierte und wie Täter und sowie abschließend die Meldung der Werke, bei denen ihre Ansprüche an den Freistaat Bayern ab. Daher sind bis ausgabe des 1986 bei ›Karl und Faber‹ in München erwor- Opfer nach Kriegsende darüber sprachen – und schwiegen. ein NS-verfolgungsbedingter Entzug nicht auszuschließen heute die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, das benen Gemäldes von Hans von Marées ›Ulanen auf dem ist, in der Internet-Datenbank www.lostart.de. Baye­rische Nationalmuseum und die Staatliche Graphische Marsch‹. 2016 fand hierzu ein Informationsaustausch statt. Andrea Bambi

84 Abteilungen 85 Abteilungen 4. Besucherservice und Kunstvermittlung Im Rahmen der Ausstellung ›Der Stifter, der ein Anstifter volle Aktionen, Musik und die jungen ›Artisfactors‹, die dia­ war …‹ konnten wir im Sommer in der Staatlichen Graphi- logisch und emphatisch Kunst vermittelten. schen Sammlung ein pädagogisches Projekt mit Vorschul- Führungen, Workshops für Kinder, Familien und Erwach- kindern realisieren. Kinder aus drei Einrichtungen zeich­ sene und Dialoge mit Fachleuten gehören zu unserem neten frei, nachdem ihnen Grafiken aus der Schenkung der täglichen Programm. Wir möchten so vielfältig sein, wie wir Art Mentor Foundation nahegebracht worden waren. Eine uns unsere Besuchenden wünschen: Die Palette reicht Besucherservice und Kunstvermittlung verstehen sich als Programm ›YES, WE’RE OPEN!‹. Einerseits werden Diejeni- Auswahl der Ergebnisse wurde in den Vitrinen der Samm- von der wissenschaftlichen Kuratorenführung bis zum ge- Bindeglied zwischen Museen und Menschen. Neben dem gen angesprochen, denen das Museum nicht vertraut ist. lung präsentiert – erstmals waren in der Pinakothek der meinsamen Weihnachtssingen. Erstmals wurden regel­ Service, der von der Vermittlung einer privaten Führung über Gezielt kontaktieren wir etwa die Betreuenden von Geflüch- Moderne damit Kinderzeichnungen ausgestellt. mäßig ›Hörführungen‹, die auch Blinde und Sehbehinderte Auskünfte bis zur Erstellung von Orientierungsplänen reicht, teten. Andererseits ist die Teilnahme für alle konzipiert, Hortkinder lernen durch ›PIN.occhio‹ seit 2012 die Pina- ansprechen, sowie Führungen in Gebärdensprache im­ schafft die Kunstvermittlung Angebote, die das Museum so in dem gemeinsam mit dem MPZ entwickelten ›Kunst- kothek der Moderne kennen. Oftmals ist es ihre erste Be­ plementiert. Damit ist das inklusive Museum keine Vision als Ort der Bildung und Kommunikation für Jung und Alt WerkRaum‹. Ausgehend von vier Themen aus der Samm- gegnung mit Kunst. Ebenfalls weitergeführt wurden die Pro- mehr. Schließlich können durch ›KunstZeit‹, einem Projekt erlebbar machen. lung begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen beim jekte ›KulturTagJahr‹ der Stiftung Nantesbuch, bei dem von Münchner Museen auf Initiative der Stiftung Pinakothek Nicht nur für Kinder gilt, dass eigene kreative Aktivitäten Ausprobieren künstlerischer Techniken. Ein Signal setzte das Museum regelmäßig Schauplatz für Klassen der sieb- der Moderne, kostenlose Führungen für Menschen mit wesentlich für ein nachhaltiges Verständnis von Gesehe- das Projekt ›TOGETTHERE_fACTory‹, initiiert und geleitet ten Jahrgangsstufe des Münchner Luitpoldgymnasiums ist, Demenz und ihre Begleitung angeboten werden. nem und Gehörtem sind. Dafür sind entsprechende Räume von Miro Craemer, Fashion Artist und Social Designer. sowie die ›PI.loten‹. Hier erhalten Jugendliche ab 15 Jahren Die umfangreichen Aktivitäten werden von über 50 freien nötig, in denen mit Material und Farben experimentiert Über drei Monate arbeiteten 34 Geflüchtete und Einheimi- zweimal jährlich eine Ausbildung zum Kunstvermittelnden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen, die selbstständig und gestaltet werden kann. Der diesbezügliche Mangel ver- sche an einer Performance, die am 19. Juni in der Rotunde­ die sie dann in der Praxis anwenden können. Seit 2010 gibt als Kunstvermittelnde oder -schaffende arbeiten und auch anlasste uns auch 2016, Ausstellungsräume umzuwidmen. der Pinakothek der Moderne aufgeführt wurde. Mit selbst es die ›Kunstpaten‹, getragen von der Stiftung art 131, die in anderen Münchner Institutionen und für private Auftrag­ Mit Jahresbeginn konnte in der Pinakothek der Moderne der gestalteten Kostümen, einer Choreografie von Klaudia im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, geber tätig sind. Die Personalsituation der Angestellten war Raum Temporär 1 genutzt werden. Die entsprechenden Schmidt und einer eigens komponierten Hymne von Wissenschaft und Kunst angesiedelt ist und auch die ›PI.loten‹ 2016 geprägt durch Wechsel und Vakanzen. Beide Mitarbei­ Auflagen des Brandschutzes reduzieren zwar die erwünsch- Christofer Varner schufen die Teilnehmenden ein aus- unterstützt. Profis der Kunstvermittlung, von der Hoch­ terinnen der Kunstvermittlung gingen mit halbjährigem Ab- te Sichtbarkeit im Museum, und der Verzicht auf Tageslicht drucksstarkes Bild für Offenheit und Kommunikation. schule für Fernsehen und Film, dem Architekturmuseum stand in Elternzeit, was zu personellen Engpässen geführt sowie die Infrastruktur einer Werkstatt sind nicht optimal. Sowohl der Prozess als auch die Performance fanden der TU sowie der Sammlung Goetz engagieren sich als hat. Bei ›Kunst und Spiele‹ konnten sie durch die Beschäfti- Die von der Direktion getroffene Entscheidung ist jedoch großes öffentliches Interesse. Als drittes Projekt startete Paten für Schülerinnen und Schüler der siebten bis zehnten gung von Sofie Eikenkötter aus Projektmitteln kompensiert ein Meilenstein und macht deutlich, dass die Vermittlung im Dezember ›Open Thursday‹. Dort werden die interdis­ Klasse. Diese treffen sich in ihrer Freizeit, um mehr über werden. Ab Oktober übernahm Anja Kiendl die erste Eltern- ein unverzichtbarer Bestandteil zeitgemäßer Museums­ ziplinären Erfahrungen genutzt und Kunstwerke mittels Kunst zu erfahren. Der Kontakt läuft über Schulen und zeitvertretung. Für ›YES, WE’RE OPEN!‹ wurde ab September arbeit ist. Am 18. Februar wurde im Beisein von Staatsmi- Be­wegungsübungen, Musik oder Gestaltungs­aufgaben engagierte Lehrende; im Schuljahr 2015/16 meldeten sich eine auf zwei Jahre befristete zusätzliche Stelle eingerichtet nister Ludwig Spaenle der neue Raum eröffnet. ver­mittelt. ›YES, WE’RE OPEN!‹ ist unser Leit­programm. 139 Jugendliche an. Bei der Projektarbeit zu erwähnen ist und mit Polina Gedova besetzt. Im Juni erfolgte ein Umzug nach Temporär 2. Damit Es steht für unsere Verpflichtung zu Inklu­sion, Qualität schließlich der einwöchige Workshop ›Aus dem Rahmen ge- Unser Dank gilt zahlreichen Unterstützern und Dritt­ stand eine 400 m2 große Fläche zur Verfügung. Sie ist, und Wirksamkeit. fallen‹ mit Teilnehmenden aus dem Münchner Waisenhaus mittelgebern. Die genannten Projekte wurden ermöglicht abgesehen von der zeitweisen Umwidmung der Garderobe Schulen und Kindertageseinrichtungen können aus in der Neuen Pinakothek. Hier wurden Charaktere aus Ge- durch erhebliche finanzielle Mittel von PIN. Freunde der im Museum Brandhorst, der einzige Ort, an dem insbe­ einem reichhaltigen Angebot des MPZ wählen (S. 102). mälden intensiv studiert und in selbstentwickelte Geschich- Pinakothek der Moderne (YES, WE’RE OPEN!, TOGETTHERE_ sondere auch die vom Museumspädagogischen Zentrum Zusätzlich gibt es besondere Förderprojekte, in denen wir ten einbezogen. fACTory, KunstWerkRaum, PIN.occhio), Stiftung Pinako- (MPZ) betreuten Schulklassen gestaltend arbeiten können. mit Netzwerken kooperieren. So können wir in allen Alters­ Die seit 2013 bestehende Zusammenarbeit mit der thek der Moderne (PIN.occhio, ARTisFACTION, KunstZeit, Allerdings setzt die Akustik der Auslastung Grenzen. Die gruppen Erfahrungen sammeln und in die öffentliche ›Joblinge gAG München‹ erhielt 2016 eine eindrucksvolle PI.loten), der Udo und Anette Brandhorst Stiftung (PI.loten, Ausstattung wurde vom Architektenteam ›Stiftung Freizeit‹ Arbeit einfließen lassen. In der Sammlung Schack enga­ Bestätigung. Bei ›Kunstlinge‹ erfahren junge Menschen, Kunstpaten), der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung entwickelt und bietet ein farbiges, freundliches Erschei- gieren wir uns im bundesweiten Programm ›Kunst und die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, durch Brandenburger Tor (Kunst und Spiele), der BNP Paribas nungsbild in variablem Modulsystem. Spiele‹ der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung Branden- das intensive Vorbereiten einer gemeinsamen Präsentation Stiftung (KunstWerkRaum), EY (TOGETTHERE_fACTory), der Angesichts gesellschaftlicher Phänomene wie Fremden­ burger Tor für die Allerjüngsten. Mit dem Städtischen von Kunst­werken Selbstvertrauen und Motivation. In einer Stiftung Nantes­buch (KulturTagJahr), Rotary Club Mün- feindlichkeit und Ausgrenzung setzten wir 2016 ein deutli- Haus für Kinder in der Geyerstraße als Bildungspartner Kombina­tion aus Sound und Collage werden eigene Ein­ chen – Englischer Garten (Kunstlinge), BK Kids Foundation ches Zeichen für demokratische Grundwerte, denen wir uns wird erprobt, wie Kleinkinder zwischen einem und vier drücke verarbeitet. Das Projekt wurde zum ›Leuchtturm‹ (Aus dem Rahmen gefallen), Josef und Luise Kraft-Stiftung im Verbund mit lokalen und überregionalen Kulturinstitu­ Jahren in spielerischer Beschäftigung das Museum als der Münchner Rotary Clubs gewählt, was die Durchführung (KunstZeit), der Rudolf und Christa Castringius Kinder- und tionen verpflichtet fühlen. Wir sehen den Bildungsauftrag ›ihren Ort‹ wahr­nehmen. Das Netzwerk umfasst 15 Kultur­ 2017 sichert. Die Schirmherrschaft übernahm die Schauspie- Jugend-Stiftung München (ARTisFACTION) sowie groß­ nicht in reiner Wissensvermittlung erfüllt, sondern in der institutionen unterschiedlicher­ Sparten und bietet regel­ lerin Juliane Köhler. Mit ›ARTisFACTION‹ wurden schließlich zügigen privaten Förderern. Die Agentur Schmid / Widmaier Schaffung kommunikativer Freiräume und Fragestellungen mäßigen Austausch, Prozessbegleitung und Evaluation. wiederum junge Menschen in die Pinakothek der Moderne entwick­ elte unentgeltlich Logo und Werbematerial für in der Auseinandersetzung mit Kunst, ohne die Begeiste- Unser Ziel ist es, ein frühpädagogisches­ Angebot in der eingeladen. Als große Party am 15. April und in einer kleineren ›YES, WE’RE OPEN!‹. rung und Freude gemeinsamen Erlebens dabei aus den Au- Sammlung Schack, die sich durch ihre weniger exponierte Ausgabe am 23. Oktober bot die von der Stiftung Pinakothek gen zu verlieren. Dafür entwickelten wir das interkulturelle Lage besonders anbietet, längerfristig zu etablieren. der Moderne initiierte ›Nacht für junge Besucher‹ fantasie- Jochen Meister

86 Abteilungen 87 Abteilungen Teilnehmer von TOGETTHERE_fACTory, dem interdisziplinären Integrationsprojekt in der Pinakothek der Moderne 5. Presse und Kommunikation Zum ersten Mal fuhr eine ›Pinakotheken‹-Trambahn ein sammlungen und ihre einzelnen Museen zu entwickeln. Jahr lang durch München. Van Goghs Sonnenblumen, Die Ausarbeitung dieses Prozesses wurde von der Agentur Dürers Selbstbildnis und der Hirtenknabe von Lenbach zier- zum Jahresende abgeschlossen. ten u. a. die blauen Wagons einer im gesamten Strecken- Mit dem Relaunch der Website stellten die Bayerischen netz eingesetzt­ en Tram. Staatsgemäldesammlungen ihre vielfältigen Informationen Eine besondere Medienkooperation mit dem Münchner Nutzerinnen und Nutzern mit mobilen Endgeräten zur Ver- Rundfunkorchester begleitete in diesem Jahr die ›Lange fügung. Dank eines aktualisierten Designs auf zeitgemäßer Nacht der Museen‹ in den Pinakotheken. Debussy bei den technischer Basis können nun Informationen über die Meis- Die Abteilung Presse und Kommunikation der Pinakotheken und den Spätfolgen des Nationalsozialismus. Das Thema Impressionisten, Hindemith bei Max Beckmann und Bach terwerke, Ausstellungen, Rundgänge sowie das komplette vermittelt sämtliche Aktivitäten der Bayerischen Staats­ zog eine nationale und internationale Mediendebatte bis hin im Holländersaal der Alten Pinakothek ließen das Publikum Programm der Pinakotheken jederzeit leicht und übersicht- gemäldesammlungen, wie auch der Pinakothek der Moder- zu NBC oder Radio France nach sich, deren Spektrum breit die Epoche der Gemälde auch musikalisch erleben. Zuvor lich auf dem Smartphone oder dem Tablet von unterwegs ne über die Medien an die Öffentlichkeit. Die Medien werden gefächert war. Diese Themen beschäftigten dann folgerich- im Bayerischen Fernsehen angekündigt und als Internet- aus abgerufen werden. Um Benutzerfreundlichkeit zu garan- mit klassischen Presseinformationen, Pressekonferenzen tig auch den Bayerischen Landtag, dessen Kulturausschuss Live-Übertragung ins Netz gestellt, begeisterte dieses tieren, wurde die Navigation auf der Website abgeflacht. aber auch besonderen Veranstaltungsformaten sowie über sich auf Einladung des Generaldirektors ein eigenes Bild Gesamtkonzept nicht nur die Besucher vor Ort. Diese solide Basis ermöglichte zudem die Umsetzung eines die Social Media-Foren und mit Internet-Aktionen angespro- von der Arbeit der Abteilung für Provenienzforschung und Weitere Medienkooperationen, beispielsweise mit dem vollständig neuen Newsletters. chen. Die Kommunikation erfolgt ebenso über die Website vom Archiv machen konnte. Ein vielbeachtetes Interview jungen Sender Ego FM und dem etablierten KlassikRadio Nach der erfolgreichen Präsentation der neuen Website und das Quartalsprogramm der Bayerischen Staatsgemäl- mit dem Generaldirektor in der Frankfurter Allgemeinen zielten auf neue und alte Besuchergruppen, die über die ge- bei der Jahrespressekonferenz im April 2016 zeigte sich desammlungen, die in der Abteilung Kommunikation er- Zeitung vom 26. November wurde nahezu zeitgleich mit wohnten Känale nicht erreicht werden können. Zur Erweite- als zweites Desiderat die Entwicklung einer separaten Web- stellt werden. Die digitale Strategie der Bayerischen Staats- der Münchner Tagung der Provenienzforscherinnen und rung der Sammlung Schack (S. 41) startete man eine Mo- site für die digitale Online-Sammlung der Bayerischen gemäldesammlung wird in dieser Abteilung ebenso mit -forscher abgedruckt, welches eine breite Resonanz sowohl tivkampagne, die Münchens erlesenste Privatsammlung Staatsgemäldesammlungen. Dieser Schritt war vor allem entwickelt, wie die Marketingstrategien und Kooperatio- in der interessierten Öffentlichkeit als auch in der Fach­ des 19. Jahrhunderts aus dem Dornröschenschlaf wecken für die internationale Außenwirkung längst überfällig. Auf nen für die Pinakotheken. Neben der aktiven Information szene brachte. Dass das Thema auch in den nächsten Jah- und einem vor allem jüngeren Publikum zuführen sollte. Eine Basis der bereits in die Jahre gekommenen Datenbank er­läutert die Abteilung den Medien auch spezifische Sach­ ren nicht an Aufmerksamkeit verlieren wird, darf als selbst- Steigerung der Besucherzahlen dankte dieses Engagement. MuseumPlus werden zukünftig 25 000 Kunstwerke mit ihren lagen auf gezielte Anfragen hin oder bei aktuellen Ge­ verständlich vorausgesetzt werden. Im Stadbild focussierten sich die Werbekampagnen mit Metadaten von digitaler Offenheit und Transparenz zeugen. schehnissen. Kulturpolitisch medial wirksam ließen sich auch zwei Abbildungen von Warhols beliebten ›Converse‹-Sneaker zur Unter dem #Spurenleser fand am 7. Februar 2016 ein von Die Pinakotheken in Bayern mit der Sammlung Schack Vermittlungsprojekte platzieren: Die Einweihung des neuen Präsentation ›Reset‹ und Twomblys Rosen auf die Bewer- der Onlineredakteurin der Presseabteilung organisierter und dem Museum Brandhorst zeigten mit ihren 26 Ausstel- Kunstvermittlungsraumes mit Staatsminister Ludwig Spaenle bung von Hauptwerken in den Sammlungen. Mit diesen Ganz- und vom Bayerischen Fernsehen begleiteter ›Tweetwalk‹ bzw. lungen, Sammlungspräsentationen von Würzburg bis Los in der Pinakothek der Moderne diente als Startschuss u. a. säulenkampagnen zur Sommerreisezeit sollten vor allem ›Instawalk‹ durch München statt. In ›Gestern, heute, morgen: Angeles und vor allem durch die zahlreichen kulturpoliti- für das interkulturelle ›YES, WE’RE OPEN!‹. Die über den Touristen zu einem Besuch in die Pinakotheken und ins Mu- Spuren jüdischen Lebens in München‹ spürten Blogger und schen Themen in diesem Jahr medial eine sehr breit gefä- Sommer hin betriebenen ›TOGETTHERE_fACTtory‹ von Miro seum Brandhorst gelockt werden. Tourismusmarketing Twitterer historische Stätten von Münchner Synagogen auf. cherte und starke internationale Präsenz. Craemer, in der sich Geflüchtete und Einheimische in kreati- steckt auch hinter dem ambitionierten Auftritt bei der welt- Der Tweetwalk schloss eine Führung durch die Ausstellung Einen im wahrsten Sinne krönenden Auftakt stellte ven Workshops kennenlernen konnten, entwickelte sich zu größten Reisefachmesse ITB in Berlin. Zusammen mit drei ›Johanna Diehl: Ukraine Series‹ und einen kurzen Rundgang der Besuch des niederländischen Königspaares Willem- einem beliebten Thema in den Medien. Das Bayerische Fern- weiteren Museen des Kunstareals München präsentierten durch das Jüdische Museum München mit ein. Alex­ander und Königin Máxima am 13. April dar. Unzählige sehen begleitete die Abschlussveranstaltung. sich die Pinakotheken mit Ihrem Programm einem interna­ Am 22. September 2016 lud das Museum Brandhorst Fotografen und rund 10 TV Teams wollten über diesen Die rund 30 Termine zu denen die Journalisten von der tionalen Fachpublikum. zum ersten #OpenBrandhorst-Event für Bloggerinnen und hohen Besuch in der Alten Pinakothek berichten. Aufgrund Presseabteilung eingeladen wurden sowie die rund 200 Um der Kommunikation der Pinakotheken mit der Samm- Blogger sowie sogenannte Instagramer zu exklusiven Füh- von strengem Protokoll und Platzmangel im Holländersaal Pressemeldungen, die 2016 an die Medien verschickt wor- lung Schack und dem Museum Brandhorst in der öffentli- rungen mit den Kuratoren durch die aktuellen Ausstellungen mussten Medien-Pools gebildet werden, die im Nachhin- den sind, generierten zusammen mit den von den Medien chen Wahrnehmung ein einheitliches Erscheinungsbild zu ›Schiff Ahoy. Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung ein alle Sender und Printmedien bedienen konnten. Das selbst entwickelten Themen 2276 Berichte mit einer Reich- geben, das mit einer Handschrift den visuellen Zusammen- Brandhorst‹ und ›Cy Twombly: In the Studio‹ ein. Dabei durf- Foto mit dem Königspaar, das den eigens angefertigten weite von 847 147 906 verifizierten Rezipienten (S. 160). halt und die Zusammengehörigkeit der Häuser signalisiert, te ausnahmsweise nach Herzenslust fotografiert und do­ überdimensionalen Bilderrahmen durchschreitet, gelangte Ähnlich wie im vergangenen Jahr lagen die online rezi­ wurde mittels eines aufwendigen Vergabeverfahrens eine kumentiert werden. auf alle Titelseiten und in alle TV Berichte. pierten Medien an vorderster Stelle. Agentur ermittelt, mit der die Bayerischen Staatsgemälde­ Anlässlich der Ausstellung ›Albert Renger-Patzsch. Auch 2016 haben die Abteilung Anfragen zur wissen- Obwohl die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sammlungen ihre Corporate Identity neu denken und Ruhrgebietslandschaften‹ lief Mitte November 2016 die schaftlichen Bearbeitung der aus Staatsbesitz überwie­ immer noch nicht über eine eigene Stelle für Marketing und definieren können. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus den große deutschlandweite Social-Media-Aktion auf Instagram senen Werke und zu Fragen der Raubkunst beschäftigt, dar- Tourismusmarketing verfügen, und auch vom Budget kaum Re­ferenten der einzelnen Häuser sowie Vertretern der an, die die Fortführung von Albert Renger-Patzschs Grund- unter zu den problematischen Nachkriegsverkäufen mit mit den großen europäischen Museen mithalten, konnten Öffentlichkeitsarbeit, ermittelte in Workshops ein Mission idee, der Darstellung von Industrielandschaft, in gewisser Überweisungen aus Staatsbesitz sowie zu in die Datenbank die Aktivitäten in Form von Werbekampagnen, Medienko- Statement für die Pinakotheken. Die Agentur analysierte Weise als digitales Experiment fortführt. ›www.lostart.de‹ eingestellten Werken, zur bisherigen Archiv­ operationen und Social Media für die Sammlungen wie auch den Ist-Zustand des Markenbildes um dann daraus ein Signet nutzung bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen für einzelne Ausstellungen vertieft werden. und ein Erscheinungsbild für die Bayerischen Staatsgemälde­ Tine Nehler

90 Abteilungen 91 Abteilungen 6. Veranstaltungen

Im Jahr 2016 hat das Referat Veranstaltungen der Bayerischen So war am 28. September die Künstlerin Ilit Azoulay mit Nachtmusik waren die Nachtführungen in der Pinakothek 1960er-Jahre und wurde durch die Dokumentation zu Staatsgemäldesammlungen rund 140 Veranstaltungen einem Vortrag zu Gast und bot eine inhaltliche Ergänzung der Moderne zu Werken zeitgenössischer Künstler, Designer den Arbeiten der Künstler Hieronymus Bosch und Josef betreut. Über 40 000 Besucher konnten in diesem Rahmen im Rahmen der Ausstellung ›Fotografie heute: distant und Architekten, welche die Brücke zu dem Konzert des Koudelkas ergänzt. in den Häusern begrüßt werden. realities‹. Viel beachtet war auch die Podiumsdiskussion Abends schlugen. Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Max Ein Teil der Veranstaltungen erfolgte im Rahmen von anlässlich der Painting 2.0.-Ausstellung im Museum In Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Beckmann Gesellschaft, las der Berliner Schauspieler Hanns Vermietungen. So nutzten Unternehmen die besondere Brandhorst, welche gemeinsam mit dem Studienzentrum kamen in der Sammlung Schack im Rahmen von ›MIK Musik Zischler aus den Briefen, Reden und Tagebüchern Max Atmosphäre der Pinakotheken, der Sammlung Schack und zur Moderne am Zentralinstitut für Kunstgeschichte im Kunstareal‹ zwei Konzerte zur Aufführung. So präsentier- Beckmanns. Die Musikalische Begleitung des Abends über- des Museums Brandhorst für Produktpräsentationen, Vor­ München ausgerichtet wurde und der Frage nach den ten Studierende virtuos Bläserkammermusik des 19. Jahr- nahm das Trio des Monaco Swing Ensembles. träge und Empfänge und verbanden dies mit einer exklusi- spezifischen Ausdrucksformen der Malerei im Informa­ hunderts und am Ende des Jahres weihnachtliche Musik von Kunst für junge Besucherinnen und Besucher erlebbar ven Führung durch das jeweilige Museum. tionszeitalter nachging. Litterio Ferrari, José de Larranaga und Valentin Rathgeber. zu machen, war die Idee von ARTisFACTION. Mit der ARTis- Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt des Referats bilde- Neben den Ausstellungsbegleitenden Veranstaltungen 19 500 Besucher kamen am 15. Oktober anlässlich der FACTION.Lounge fand die Veranstaltung des Vorjahres ihre ten die Koordination und Betreuung der Mitgliederver­ fanden die Konzertreihen mit Staatsoper, Musikhoch­ ›Langen Nacht der Museen‹ und besuchten die Pinakothe- Fortsetzung. Getragen wurde dieser Abend durch junge anstaltungen der Fördervereine PIN. und des Pinakotheks- schule und Münchner Kammerorchester ihre erfolgreiche ken, die Sammlung Schack und das Museum Brandhorst. Kunstvermittlerinnen und Kunstvermittler, welche den Dia- Vereins mit dem Ziel, mittels exklusiver Previews und Art Fortsetzung. So zeigte sich wieder einmal eindrucksvoll, Begleitet wurde die lange Öffnung der Häuser durch Auf- log mit den jungen Gästen suchten. Ein Art Talk mit jungen Dinner Ausstellungen näher zu bringen und die Bindung dass die Erweiterung der Aktivitäten auf Spartenübergrei- führungen des Münchner Rundfunkorchesters, welche in Kunstschaffenden, Drinks, Visuals und Musik im Wintergar- der Mitglieder an die Pinakotheken zu festigen. Höhepunkt fende Kooperationen ein großer Gewinn für Besucher ausgewählten Räumlichkeiten der Pinakotheken ihre In­ ten der Pinakothek der Moderne rundeten den Abend ab. dieser Zusammenarbeit bildet die Unterstützung des der Häuser sind, welche über Musik einen weiteren Zu- strumente nach einer kunsthistorischen Einführung zum Das Referat Veranstaltungen war – neben der Durch­ Fördervereins PIN. bei der Organisation und Durchführung gang zu diesen besonderen Aufführungsorten fanden. Klingen brachten und so ungewohnte Begegnungen in führung von Veranstaltungen – auch für die Organisation der großen Benefizauktion in der Pinakothek der Moderne Die Konzertreihe ›Nachtmusik der Moderne‹ konzentrierte Bildern und Tönen boten. von exklusiven Protokollführungen und Staatsempfängen im Rahmen des PIN.-Festes, welches im Jahr 2016 einen sich in der Pinakothek der Moderne 2016 auf die Kom­ Im Rahmen des Dokumentarfilmfestivals ›DOK.fest‹ wur- verantwortlich. Hervorzuheben sind hierbei die Besuche neuen Einnahme-Rekord verzeichnen konnte. ponistenporträts von James Macmillan (30. Januar) und den in der Pinakothek der Moderne drei Künstlerporträts des Niederländischen Königspaares, des französischen Pre- Von besonderer Bedeutung waren die Konzeption Andrzej Panufnik (25. Juni). Für Jörg Widmann gab es auf die große Leinwand gebracht. Auch hier konnte die gute mierministers Manuel Valls und des Italienischen Außen­ und Durchführung des umfangreichen Veranstaltungspro- am 22. Oktober einen Dreifachauftritt. Der Komponist, mit Zusammenarbeit mit den Organisatoren dieses anerkann- ministers Paolo Gentiloni mit der Verteidigungsministerin gramms, das rund die Hälfte des Veranstaltungsauf­ dem die Reihe in der Rotunde 2003 ihren Anfang nahm, ten Filmfestivals fortgesetzt werden. Das Film-Porträt der Roberta Pinotti. kommens umfasste. Hierzu zählten Ausstellungsbegleiten- dirigierte an dem Abend zwei eigene umfangreiche Werke deutsch-amerikanischen Künstlerin Eva Hesse gab fas­ de Vorträge, Lesungen, Künstlergespräche und Filme. und war als Klarinettist zu hören. Eine Besonderheit der zinierende Einblicke in die New Yorker Kreativszene der Barbara Siebert

92 Abteilungen 93 Abteilungen Blick in die Ausstellung ›Fotografie heute: distant realities‹ mit dem Werk ›B: o. k. shall we sit. I have some good news for you gentlemen‹ von Ilit Azoulay 7. Publikationen und Datenbanken 8. Fotoabteilung und Fotothek

Die internationale Ausrichtung der Publikationsstrategie der abgeschlossen. Publikumsinteresse, Verkaufsstatistiken, Bayerischen Staatsgemäldesammlungen wurde weiter Qualität der Vorlagen aber auch die aufgedruckten Werk- ausgebaut. Eine persönliche Auswahl des Generaldirektors Angaben wurden geprüft und wo nötig aktualisiert, wobei aus den Meisterwerken in der Alten und Neuen Pinakothek die Publikationsabteilung hier zwischen den wissenschaft­ entstand im Laufe des Jahres in Zusammenarbeit mit lichen Referaten, der Fotoabteilung, dem Partner Cedon und ›Scala Arts & Heritage Publishers‹, London und New York. dem Hersteller Vontobel die Überarbeitung koordinierte. Damit erschien in der bekannten Verlags-Reihe ›Director’s Nicht zuletzt nahmen die Bayerischen Staatsgemälde­ Choice‹ erstmals ein Band eines Museums in Deutschland – sammlungen nach Jahren wieder erstmals an der Frankfurter Die Enthüllung von Rubens’ ›Großem Jüngsten Gericht‹ begonnen werden. Als Highlight in der Alltagsarbeit ist zu und das gleich in sieben Sprachen (Deutsch, Englisch, Fran- Buchmesse teil, indem die Publikationsabteilung dort Kon- nach zweijähriger baubedingter Sicherheitseinhausung nennen: Die Begleitung der Restaurierung von Botticellis zösisch, Spanisch, Italienisch, Russisch und Chinesisch). takte pflegte und die Gelegenheit zur Marktrecherche nutzte. war im Frühjahr 2016 eine Extremerfahrung für alle Be­ ›Beweinung Christi‹ durch Röntgenaufnahmen, Zwischen- Ausschreibung, Vergabe, Vertrag, Finanzierung, Qualitäts- Im Bereich der Datenbanken wurde im Berichtsjahr wei- teiligten. Die Kamera hielt den Vorgang, wie schon zwei zustands- und Dokumentationsaufnahmen. Dokumentationen prüfung sowie Redaktion und teilweise Lektorat mit kolle­ ter an der Vorbereitung einer Software-Aktualisierung gear- Jahre zuvor die Einhausung, für die Nachwelt fest. Eine entstanden ferner für die Ausstellungen ›Painting 2.0‹, gialer Unterstützung verschiedener wissenschaftlicher Re- beitet. Neben der intensiven Marktrecherche und der Begut- nicht alltägliche Herausforderung in der Welt der ›Flach­ ›Schiff Ahoy‹ und ›Cy Twombly: In the Studio‹ im Museum ferate im Haus bestimmten das Jahr durchgehend bis zum achtung von drei in Frage kommenden Anbietern fanden sich ware‹ einer Gemäldesammlung bedeutete auch die Foto- Brandhorst; auch der Wiederaufbau von Pipilotti Rists Erscheinen der ersten Ausgabe vor Weihnachten. die betroffenen Abteilungen aus Sammlungsreferaten, In- kampagne für den Bestandskatalog der Skulptur des ›Himalaya Goldsteins Stube‹ in der Pinakothek der Moder- Auf administrativer Ebene arbeitete die Abteilung intensiv ventarisierung und Registrar, Museumstechnik, Fotoabtei- 19. Jahrhunderts, mit der 2016 begonnen werden konnte. ne wurde fotografisch festgehalten. mit dem Prestel-Verlag, den Kollegen der Staatlichen Kunst- lung, Öffentlichkeitsarbeit und Sekretariaten in Arbeitsgrup- Daneben die Routine: Die zahlreichen Neuerwerbungen Die Fotothek bearbeitete 2016 annähernd 1400 interne sammlungen Dresden und der Staatlichen Museen zu Berlin pen zusammen. Schnell stellte sich heraus, dass hier nicht der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen wollten foto- und externe Anfragen, die telefonisch, persönlich oder sowie im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) zu- nur über eine Datenbank beraten wurde, sondern intensiv grafiert sein, die temporäre Verlagerung von Gemälde­ schriftlich gestellt wurden. Hinzu kamen 171 größere Vor- sammen, um den Katalog ›Renaissance and Reformation‹ zur Arbeitsabläufe innerhalb und Schnittmengen zwischen den beständen verschiedener Zweiggalerien (Würzburg und gänge mit Daten- oder Ektachromelieferungen oder Re­ gleichnamigen Ausstellung im Frühjahr 2016 auf den Weg Abteilungen reflektiert wurden, was für alle Beteiligten ei- Neuburg a. der Donau) ermöglichte lange erwünschte progenehmigungen. zu bringen. Nach Abschluss des Vergabeverfahrens lagen die nen Gewinn darstellte. Wie man Aufgaben derzeit löst und Neuaufnahmen des Altbestands; mit den Vorzustandsauf- Abstimmungen zur Finanzierung, zum Vertrag sowie zum in- neue Anforderungen in ein Datenbank-Update einfließen nahmen der Werke der Staatsgalerie Aschaffenburg konnte Martin Schawe ternationalen Vertrieb stellvertretend für die beteiligten Part- lassen könnte, wurde sodann in vier Tages-Workshops mit ner in Deutschland in den Händen der Publikationsabteilung. dem aktuellen Anbieter Zetcom bearbeitet. Die Ergebnisse Die im vergangenen Jahr begonnene Reihe zu den flossen in schriftliche Analysen und Empfehlungen ein. Sammlungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Nach dieser effizienten Vorgehensweise bei der Vor­ wurde fortgesetzt. Der erfolgreiche Besucherband ›Die bereitung eines Datenbank-Updates gliederten sich die Aufträge der Fotoabteilung 2016 Pinakotheken in Bayern‹ wurde nach Deutsch und Englisch Bayerischen Staatsgemäldessammlungen inzwischen in in Französisch aufgelegt. Weitere Publikationen dieser einen Workshop auf höherer Ebene ein, den die staatlichen Digitalaufnahmen Mittelformat (Gemälde, Skulpturen, Objekte) 1026 Museen unter Federführung des IT-Servicezentrums der Reihe widmen sich der Sammlung Moderne Kunst in der Digitalaufnahmen Kleinbild (Raum- und Installationsaufnahmen, Reportagen) 3861 Pinakothek der Moderne sowie der Sammlung zur Barock- staatlich Museen und Sammlungen gemeinsam durchfüh- malerei der Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg, ren. Der Bedarf und die funktionellen Anforderungen sowie Scans nach Vorlage inklusive Bearbeitung 415 die im Jahr 2016 ausgeschrieben, vergeben, geplant wurden langjährige Einsatzerfahrungen werden hier diskutiert. und zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Jahres- Seit Dezember 2016 bieten die Bayerischen Staatsge- Röntgenaufnahmen von 18 Gemälden (mit Montage- und Reproduktion) 119 berichts in der Entstehungsphase sind. Darüber hinaus wur- mäldesammlungen im Rahmen eines Pilotprojektes in Schwarzweißvergrößerungen nach vorhandenen Negativen 36 de die Neuauflage des Bestandskatalogs zur Staatsgalerie ausgewählten Bereichen BayernWLAN für die Besucher Neuburg erfolgreich ausgeschrieben und vergeben. ihrer Häuser an. Ein für das kommende Jahr geplanter Farbige Computerausdrucke von DIN A5 bis Großformat DIN A1 2809 Bei den Publikationen wurde darüber hinaus die gründ­ rascher Ausbau der Infrastruktur wird weitere Bereiche liche Bestandsaufnahme und Überarbeitung des Kunstkarten­ der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in die Ver­ Herstellung von Speichermedien (CD / DVD etc.) für die Ausgabe oder das Archiv 47 programms in der Alten Pinakothek, Neuen Pinakothek, sorgung mit BayernWLAN intergrieren. Bereitstellung von Daten aus dem Archiv (intern / extern) 2009 der Sammlung Schack sowie der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne mit der Firma Vontobel Christine Kramer Ektachrome-Ausgabe 55

96 Abteilungen 97 Abteilungen 9. Bibliothek 10. Kulturgüterausfuhr

Am 31. Juli 2016 wurde das Gesetz zur Neuregelung des Neu ist auch, dass zukünftig für bestimmte Objekte (z. B. Ge- Kulturgutschutzrechts verkündet, alle Information zum mälde) ab festgelegten Alters- und Wertgrenzen nicht nur – Die Bibliothek der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bereitung der Ausstellung ›Utrecht, Caravaggio und Europa Gesetz sind unter www.kulturgutschutz-deutschland.de wie schon seit 1993 erforderlich – eine Genehmigung für ist eine wissenschaftliche Spezialbibliothek mit syste­ma­ 1600–1630‹. zu finden. Nachfolgend die dort genannten wichtigsten die Ausfuhr in Staaten außerhalb der Europäischen Union tischer Freihandaufstellung, die vorrangig den Mitarbeiter­ Aus den Erwerbungsmitteln wurden wichtige Reihen- Neuerungen: beantragt werden muss, sondern auch für die Ausfuhr in innen und Mitarbeitern des Hauses als Forschungsinstru- werke fortgeführt sowie die Literatur zu den Sammlungs­ Das Gesetz dient zum einen dem Schutz von Kultur- einen EU-Staat. 26 von 28 EU-Mitgliedstaaten haben längst ment zur Verfügung steht. Nach vorheriger Anmeldung objekten der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und gut, das wegen seiner herausragenden Bedeutung für die solche Regelungen auch für den Binnenmarkt geschaffen. kann die Bibliothek auch von externen Besucherinnen zur Provenienzforschung weiter ausgebaut. Die Katalogi­ kul­turelle Identität Deutschlands als besonders wichtig Die Schwellenwerte werden im neuen Gesetz gegenüber und Besuchern zu wissenschaftlichen Zwecken genutzt sierung und digitale Retro-Katalogisierung sind jedoch ins gilt (»national wertvolles Kulturgut«). Zum anderen wird der EU-Verordnung deutlich angehoben. Gemälde sind zum werden. Stocken geraten, da die Bibliotheksleitung über eine länge- aber auch Kulturgut anderer Staaten besser geschützt Beispiel nur dann erfasst, wenn sie älter als 75 Jahre und Der Lesesaal diente im vergangenen Jahr darüber re Zeit des Jahres nicht besetzt war; zum Ende des Jahres werden. Durch das neue Gesetz sollen deutsches, national mehr als 300.000 Euro wert sind. Zeitgenössische Kunst ist hinaus verstärkt auch zur Vorlage von Archivalia für ver­ konnte aber qualifizierte Unterstützung für die Bibliothek wertvolles Kulturgut besser vor Abwanderung ins Aus­­ daher nicht betroffen. schiedene Recherchen im Bereich der Provenienzforschung. gewonnen werden, so dass für 2017 die Rückkehr zum re­ land geschützt und illegal aus anderen Staaten (z. B. nach Zudem enthält das neue Gesetz zahlreiche Erleichte­ Die zunehmende Raumnot in der Neuen Pinakothek hat gulären Betrieb in Aussicht steht. Raubgrabungen) ausgeführtes Kulturgut leichter an diese rungen, die es erlauben, betroffene Kulturgüter entweder zudem dazu geführt, dass im Lesesaal temporäre Projekt­ zurückgegeben werden können. ganz von der Genehmigungspflicht befreien zu lassen oder arbeitsplätze eingerichtet werden mussten, etwa zur Vor­ Joachim Kaak Das neue Kulturgutschutzgesetz führt klare Bestimmun- eine pauschale Genehmigung für spezifische Objekte oder gen für die Einfuhr von Kulturgut ein und enthält Sorgfalts- ganze Sammlungsbestände für die Dauer von 5 Jahren zu pflichten bei dessen Weitergabe (insbesondere Verkauf), um erlangen. Sofern eine Genehmigung erforderlich ist, ist den Handel mit Objekten zweifelhafter Herkunft zu unter- über diese innerhalb von 10 Arbeitstagen zu entscheiden. binden, Käufer zu schützen und möglichst bereits die Einfuhr Es besteht ein Anspruch auf die Genehmigungserteilung, wenn keine gesetzlichen Verbotsgründe bestehen. Zuwachs Bibliothek 2016 von Kulturgut aus illegalen Quellen nach Deutschland zu vermeiden. Gerade Deutschland als Kulturnation steht hier Die Ausfuhrgenehmigungen erteilen grundsätzlich die durch Ankauf 100 Bände in besonderer Verantwortung. Kulturgutschutzbehörden der Länder oder die von ihnen Das Kulturgutschutzgesetz soll außerdem den Abwan- beauftragten Einrichtungen auf Antrag. Für Bayern sind die im Schriftentausch 261 Bände derungsschutz stärken. Mit der Novellierung werden die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen für Ausfuhrge­ als Belegexemplare 72 Bände bisherigen Anforderungen einer Unterschutzstellung weni- nehmigungen nach § 24 KGSG zuständig und haben 2016 ger, besonders bedeutsamer Stücke präzisiert. Neu ist, insgesamt 690 Anträge mit 2565 Objekten bearbeitet als Geschenk 331 Bände dass künftig ein Verfahren festgeschrieben ist, nach dem (2015: 459 An­träge mit 2310 Objekten), alle Anträge wurden der Eigentümer eines eingetragenen Kulturgutes unter befürwortet (S. 158). Die Prüfung erfolgte entsprechend Hauspublikationen 9 Bände bestimmten Umständen eine von der Kulturstiftung der Län- Herkunft und Art der Objekte in Zusammen­arbeit mit den Auktionskataloge 214 Bände der ko­ordinierte Prüfung eines Ankaufes durch eine Kul­ Fachkollegen der Staatlichen Museen. turgut bewahrende Einrichtung (z. B. ein Museum) im Inland Insgesamt 987 Bände in Gang setzen kann. Andrea Bambi und Nicole Losch

98 Abteilungen 99 Abteilungen Blick in die Ausstellung ›Schiff Ahoy – Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Brandhorst‹ im Museum Brandhorst

100 Blindtext Kapitel 101 Blindtext Kapitel Museumspädagogisches Zentrum

Ein besonderes Highlight der Arbeit des Museumspäda­ heimische und 245 Geflüchtete) statt. Den ›KunstWerkRaum‹ lien und Methoden diskutiert, die sich auf die unterschied- Team der Freien Mitarbeiter des MPZ fortgebildet. Unter gogischen Zentrums (MPZ) für die Bayerischen Staatsge- veranstaltet das MPZ in Kooperation mit der Kunstvermitt- lichsten Museen übertragen lassen, insbesondere auch für dem Motto ›Methoden für die Großen‹ lag der Schwer- mäldesammlungen 2016 bedeutete die Einrichtung neuer lung der Pinakothek der Moderne. den Einsatz im interdisziplinären Unterricht. In Basissemi- punkt auf dem Einsatz didaktischen Materials und spe­ Atelierräume seit Januar 2016 in Temporär 1, ab Juni in In der Fortführung der ›PIN.X‹-Projekte, die ursprüng- naren in der Pinakothek der Moderne konnten sich angehen- zieller Methoden insbesondere für die jugendlichen­ Temporär 2 der Pinakothek der Moderne. Die großzügigen lich durch die Stiftung der Pinakothek der Moderne sowie de Museumspädagogen Grundlagen der Vermittlung im Besucher im Museum. und ansprechend gestalteten Ateliers wurden von allen durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Museum aneignen. Stärker fokussiert beschäftigte sich Ergänzt wurden diese Sonderveranstaltungen im Museum vom MPZ betreuten Gruppen der Kindertageseinrich­ Kultus, Wissenschaft und Kunst gefördert wurden, konnte ein Zielgruppenseminar der Bayerischen Museumsakade- Brandhorst, in den Pinakotheken und der Sammlung tungen und Schulen, die ihre Führung mit einem Praxisteil das Schüler-Kunst-Film-Projekt ›Bilder drehen, Bilder mie, das die Sammlungsbestände von Neuer Pinakothek Schack durch Fortbildungsveranstaltungen aus dem Stan- ergänzten, äußerst positiv begrüßt. Innerhalb des Jahres verstehen‹ auch aufgrund des vorhandenen Arbeitsraumes und Städtischer Galerie im Lenbachhaus verknüpfte, dardprogramm des MPZ, das seit Jahren von Kollegien, 2016 verzeichnete das MPZ eine Buchung der beiden so weiterentwickelt werden, dass eine größere Anzahl ausschließlich mit den Besonderheiten der Kunst- und Kul- Seminargruppen verschiedener Schularten sowie Lehramts- Atelierräume von insgesamt 252 Gruppen mit 5617 Teilneh- von Schulklassen Gemälde der Pinakothek der Moderne turvermittlung im Museum für die Mittelschule. Im Rahmen studenten und angehenden Erziehungskräften regelmäßig mern. Darüber hinaus wurden mit dem Vermittlungsraum filmisch interpretieren konnte. Neben der Programm­ der zweitägigen Veranstaltung ›Flüchtlinge und Migration – gebucht wird. Auffällig war hierbei, dass die Sammlung in der Pinakothek der Moderne neue Formate in der in­ gestaltung für verschiedene Zielgruppen – vom Kinder­ Neue Aufgabenfelder und Chancen für die Museen‹ in Schack zunehmend von der Ludwig-Maximilians-Universität terkulturellen Arbeit des MPZ ermöglicht, wie das folgende garten, über Schulklassen, Hortgruppen, Inklusions­ Rügheim und Bamberg bot die Staatsgalerie Bamberg den für Praxisseminare in der Grundschul- und Förderschul- Projekt zeigt. gruppen, Deutsch-Lerngruppen, Geflüchtete, Geburtstags- Rahmen für einen Workshop direkt vor den Originalen, ausbildung genutzt wurde und auch das Angebot für Ü-Klas- Im Rahmen von ›YES, WE’RE OPEN! Das interkulturelle und Ferienkinder sowie andere Freizeitgruppen – hatte um das Potenzial von Gemäldegalerien speziell­ für Ü-Klas- sen auf Interesse der Seminarlehrer stieß. Programm der Pinakotheken‹ konzipierte das MPZ das das Kunstteam des MPZ im Jahr 2016 Fortbildungen für sen zu erarbeiten. In den Zweiggalerien der Bayerischen Insgesamt wurden 2016 in den Räumen der Bayerischen Projekt ›KunstWerkRaum‹ in der Pinakothek der Moderne. Multiplikatoren, Kunst- und Kulturvermittler im Fokus, Staatsgemäldesammlungen in Füssen und in Burghausen Staatsgemäldesammlungen durch das MPZ in 81 Fort­ Ausgehend von Kunst und einem gemeinsamen Werk auch unter dem Label der Bayerischen Museumsakademie. führten Mitarbeiter des MPZ Fortbildungen für die lokalen bildungsveranstaltungen 1360 Lehrkräfte, Mitar­beitende schafft dieses Projekt den Raum für interkulturellen Aus- Die Sammlungsbestände der Bayerischen Staatsgemälde­ Kulturvermittler durch. Sie zielten auf die Reflexion und aus Kindertageseinrichtungen sowie freie und feste tausch. Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache sammlungen boten hierfür die Basis. Optimierung der bestehenden Angebote als auch auf die Museumsmitarbeitende aus Bayern mit den aktuellen For- und Erfahrung können sich in kreativen und altersgemisch- So waren die Pinakotheken Ort der Inspiration für Multi­ Vergrößerung der Zielgruppen mit Schul-Programmen. men und Methoden der Museumspädagogik ver­traut ten Workshops begegnen. Ein Veranstaltungsblock bietet plikatoren, die in der vielfältigen Museumslandschaft in Zielgruppenübergreifend hingegen setzte sich ein Seminar gemacht. vier Workshops zu verschiedenen Themen und Techniken. ganz Bayern tätig sind: Beim jährlichen Treffen der Teilab- mit der Gattung Porträt und ihrem Vermittlungspotenzial Seit Projektstart im Februar 2016 fanden bis Dezember ordnungslehrkräfte wurden exemplarisch an Exponaten auseinander. Im Sinne der Qualitätssicherung der MPZ- Astrid Brosch, Alfred Czech, Susanne Dreimann 26 Veranstaltungen mit insgesamt 513 Personen (268 Ein- der Alten und Neuen Pinakothek Fragestellungen, Materia- Veranstaltungen in den Münchner Kunstmuseen wurde das und Andrea Feuchtmayr

102 Abteilungen 103 Abteilungen Pinakotheks-Verein

Das Jahr 2016 begann für den Verein mit einem Höhepunkt: sowie ein Ausflug zur Palast- und Klosteranlage El Escorial Im Februar waren die Mitglieder eingeladen, im Rahmen standen auf dem Programm. einer Sonderveranstaltung die neu gestalteten Sammlungs- Zwei Vorträge rundeten das Jahr ab. Werner Busch, säle mit der Kunst des Barock und Rokoko im Bayerischen Professor emeritus der Freien Universität Berlin, hielt den Nationalmuseum zu besuchen. Unter der kundigen Führung Festvortrag im Rahmen der Mitgliederversammlung. Erst- der verantwortlichen Referenten konnten die herausragen- mals seit der 2014 begonnenen Sanierung konnte sie wie- den Schätze wieder neu entdeckt werden. Unmittelbar darauf der im angestammten Rubens-Saal stattfinden. Auf das Fördervereine schloss sich eine weitere Führung an, diesmal auf Einladung dort präsentierte Hauptwerk, das ›Große Jüngste Gericht‹ der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung: Die impressionis­ von Peter Paul Rubens, nahm das Thema des Vortrags, ›Das tischen Gemälde des spanischen Malers Joaquín Sorolla Jüngste Gericht und sein Ende‹, unmittelbar Bezug. Im beeindruckten mit ihrer intensiven Leuchtkraft. September stellte Andreas Burmester, Direktor des den Mit einer Preview für den Pinakotheks-Verein wurde Bayerischen Staatsgemäldesammlungen angeschlos­senen das nach langer Renovierung neu gestaltete Obergeschoss Doerner Institus, sein gerade erschienenes Buch ›Der Kampf der Sammlung Schack eingeweiht. Die Präsentation mit Be- um die Kunst. Max Doerner und sein Reichsinstitut für 06 zügen zur Kunst Italiens und zu der Spaniens entsprach Maltechnik‹ in der Pinakothek der Moderne vor. dem Programm, das dieses Jahr mit der Sorolla-Ausstellung Zu den Förderaktivitäten des Pinakotheks-Vereins zählt für die Mitglieder sowie der Reise nach Madrid und dem wie in den vergangenen Jahren die Unterstützung des pä­ Besuch der Ausstellung ›Spaniens Goldene Zeit. Die Ära dagogischen Angebots in der Alten und Neuen Pinakothek; Velázquez in Malerei und Skulptur‹ auf Einladung der Hypo- außerdem engagiert er sich im ›Förderkreis Kunstareal‹ Kulturstiftung für die Förderer einen deutlichen Spanien­ für dessen Realisierung. Dazu gab es im Oktober einen Emp- bezug hatte. Dieser inhaltliche Schwerpunkt wurde am Ende fang im NS-Dokumentationszentrum in München, zu dem des Jahres noch einmal aufgegriffen mit der Führung für auch die Mitglieder des Pinakotheks-Vereins eingeladen wa- die Mitglieder in der Ausstellung ›Drei Farben Schwarz‹ in ren. Die Publikation ›Die Alte Pinakothek. Ein Museumsbau der Neuen Pinakothek, wo mit Velázquez und Murillo einige im Wandel der Zeit‹ von Melanie Bauernfeind wurde seitens spanische Maler aus der Alten Pinakothek zu Gast waren. des Vereins mit einem großzügigen Zuschuss unterstützt. Einen besonderen Blick hinter die Kulissen bot der Die Zahl der Mitglieder ist mit 417 annähernd gleich Vortrag von Martin Schawe, der in seiner Zuständigkeit geblieben. Allerdings wurde der Kreis der Förderer größer als Hausreferent derzeit auch die Baumaßnahme in der mit nun 79 statt 68 Mitgliedern, was sicher auch auf das Alten Pinakothek betreut. Er stellte die energetische besondere Programm zurückzuführen ist, das diesem gebo- Sanierung vor, die mit dem größtmöglichen Einbezug von ten wird. Dem Vorstand steht Prinzessin Elisabeth zu Sayn- natür­lichem Tageslicht ein neues Lichtkonzept umsetzt. Wittgenstein als Vorsitzende vor. Weiterhin gehören ihr Besonders gefragt waren die Reisen, die zu den Höhe- Stellvertreter Gerd Amtstätter, der zusätzlich das Amt des punkten im Vereinsjahr zählen. Für die Mitglieder fand dies- Schatzmeisters ausübt, und Rudolf Hilbert als Schriftführer mal ein Tagesausflug in die Staatsgalerie in Neuburg an dem Gremium an. Veränderungen haben sich mit der Mit- der Donau statt. Dort wurde die von der Bayerischen Schlös- gliederversammlung in diesem Sommer ergeben: Heinz serverwaltung organisierte Ausstellung ›Kunst & Glaube. Laber und Heinrich Hamann, der 27 Jahre im Vorstand tätig Ottheinrichs Prachtbibel und die Schlosskapelle Neuburg‹ war, sind ausgeschieden. Als neue Mitglieder konnten gezeigt. Natürlich gab es auch ein Wiedersehen mit den Oliver Kasparek, der zugleich zum zweiten stellvertretenden Schätzen der Flämischen Barockmalerei in der Staatsgale- Vorsitzenden berufen wurde, und Donata Reimnitz gewon­ rie. Die Reise für die Kuratoren und die Förderer führte nen werden. Der Kuratoriumsvorsitz wird unverändert von dieses Jahr nach Madrid. Anlass war die große Ausstellung S. K. H. Herzog Franz von Bayern wahrgenommen. zum 500. Todesjahr von Hieronymus Bosch im Prado. Aber auch andere Museen wie das Museum Thyssen-Bornemisza Mirjam Neumeister

105 Fördervereine PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e. V. International Patrons of the Pinakothek e. V. und Stiftung Pinakothek der Moderne und American Patrons of the Pinakothek Trust

Erstreckte sich das Engagement von PIN. Freunde der Pina- darin Rolf Nonnenmacher, der sich zehn Jahre aktiv im kothek der Moderne ursprünglich auf die Sammlung Moder- Stiftungsrat engagiert hatte. Markus Michalke gehört dem ne Kunst der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sowie Stiftungsrat bereits seit 2006 an. die Staatliche Graphische Sammlung, schließt es seit 2011 Das älteste und wichtigste Ziel der Stiftung Pinakothek auch das Architekturmuseum der TU München sowie Die der Moderne, die Vollendung des Museums durch einen Neue Sammlung – The International Design Museum mit ein. weiteren Bauabschnitt, bleibt ein langfristiges, deshalb 2016 wurde die Fördertätigkeit auf die Ausstellungsaktivitäten jedoch nicht weniger dringliches Anliegen. im Museum Brandhorst ausgeweitet. Die PIN. Geschäfts- Einen Schwerpunkt der aktuellen Stiftungsarbeit bildet stelle wird seit Mai des Jahres von Katja Schmolke geleitet. das Kunstareal München, das im Oktober 2016 mit einem Insgesamt 26 Kunstwerke erwarb PIN. im Berichtszeit- Besucherleitsystem ausgestattet wurde. Über 100 Elemente raum für die Sammlung Moderne Kunst (S. 57–59) und an 21 Standorten werden seither von den Besuchern rege ge- unterstützte eine Reihe von Ausstellungen und Sammlungs- nutzt. Zeitgleich ging die Website www.kunstareal.de online. präsentationen (S. 21–26). Des Weiteren förderte PIN. Einen weiteren Schritt im Kunstareal bildet der Master- Die International Patrons of the Pinakothek fördern den dass die Kunst für alle ist‹ wurden die Werke des 18. bis ›YES, WE‘RE OPEN! Das interkulturelle Programm der Pi- plan für die Freiflächen, der vom Freistaat Bayern beauf- Ausbau des nationalen und internationalen Netzwerks 20. Jahrhunderts vom 10. November 2016 bis 12. Februar nakotheken‹, das die Bayerischen Staatsgemäldesamm­ tragt wurde. Das Züricher Büro Vogt Landschaftsarchitekten der Museen in der Pinakothek der Moderne und den Bayeri- 2017 in der Pinakothek der Moderne gezeigt (S. 26). lungen 2016 als Plattform für Menschen mit und ohne Flucht­ hat die Bestandsaufnahme mittlerweile abgeschlossen schen Staatsgemäldesammlungen, insbesondere im Be- Die International Patrons haben die wissenschaftliche erfahrung ins Leben gerufen hatten. Zu den ersten Projekten und ist derzeit mit der Erstellung eines Maßnahmenka­ reich der Kunst des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Aufarbeitung der hochkarätigen Werke dieser Schenkung unter dem Dach von ›YES, WE’RE OPEN!‹ gehörte das talogs befasst. Um das Kunstareal als Ganzes sichtbarer Sie unterstützen Ankäufe, Ausstellungen sowie wissen- für eine Publikation gefördert. Neben wesentlichen Beiträ- interdisziplinäre Integrationsprojekt ›TOGETTHERE_fACTory‹, zu machen, plant die Stiftung gemeinsam mit der 2016 schaftliche Programme und Publikationen. Jedes geförder- gen zu Provenienzen, Ausstellungshistorie und Literatur das sich aus einem viermonatigen Workshop und einer gegründeten Geschäftsstelle Kunstareal für Juni 2017 das te Projekt steht im Zeichen eines Dialogs zwischen zwei der Werke wurden biografische und historische Hinter- Abschlussperformance im Juni zusammensetzte (S. 86/87). 3. Kunstareal-Fest. oder mehreren Partnern, durch die das Profil des Museums gründe von Christof und Ursula Engelhorn erschlossen, Im neuen Format der ›Open Thursdays‹ findet das Pilot­ Ein weiterer zentraler Aspekt der Stiftungsarbeit ist gestärkt wird. Beispiel dafür ist die jüngst vergangene aus deren Privatbesitz die Sammlung 2010 an die Art Mentor projekt ›TOGETTHERE_fACTory‹ seit Dezember 2016 eine das Engagement für die Kunstvermittlung der Pinakothek transatlantische Kooperation mit den Harvard Art Museums / Foundation gelangt war. modifizierte Fortsetzung. Daneben etablierte sich der vom der Moderne (S. 86/87). Die Stiftung hat in den vergangenen Busch Reisinger Museum zu den Multiples von Joseph Während der Vorbereitung zur Schenkung haben die MPZ geleitete, wöchentlich stattfindende ›KunstW­ erkRaum‹ Jahren den Ausbau des Vermittlungsangebots des Museums Beuys oder die Förderung der in Kooperation zwischen den Interna­tional Patrons die Verwaltung der Bayerischen Staats- für Menschen unterschiedlicher Herkunft, Sprache und kontinuierlich unterstützt – für Kinder (PIN.occhio, in Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Bayeri- gemäldesammlungen bei der Klärung administrativer Auf­ Erfahrung (S. 102/103). Kooperation mit PIN.), Jugendliche (PI.loten) und Schüler schen Schlösserverwaltung erarbeiteten ›Königsklasse‹ mit gaben unterstützt. Auch das Kommunikationskonzept für die Mit dem alljährlich im November stattfindenden PIN.- (KulturTagJahr, in Kooperation mit der Stiftung Nantes- Hauptwerken aus der Pinakothek der Moderne und dem Ausstellung wurde von den International Patrons ermöglicht. Fest werden Mittel durch eine Benefizauktion sowie durch buch). Im April 2016 fand die 3. ARTisFACTION-Nacht für Museum Brandhorst in Schloss Herrenchiemsee. Die Inter- Eine substanzielle Förderung leisteten die International Spenden eingeworben. Es handelt sich dabei um die finan­ Jugendliche und junge Erwachsene statt. Das Format national Patrons of the Pinakothek sind eine Initiative der Patrons außerdem bei der Erwerbung des siebenteiligen ziell bedeutsamste Förderung der Bayerischen Staatsge- wurde gemeinsam vom Referat Kunstvermittlung der Baye- Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und sind seit 2010 Gemäldes von Fabienne Verdier, ›Mélodie du réel I-VII‹, 2014 mäldesammlungen. 2016 wurde ein Rekorderlös von insge- rischen Staatsgemäldesammlungen,­ der Stiftung Pinakothek in Deutschland institutionell verankert. (Abb. S. 62/63). Die französische Künstlerin hat das Werk samt 1,1 Mio. Euro erzielt. der Moderne und einem jungen externen Projektteam Im Berichtsjahr ermöglichten die International Patrons für die Ausstellung ›Königsklasse‹ in Schloss Herrenchiem- Im Juni übernahm Dorothée Wahl das Amt der Vorsitzen- entwickelt. Auf Initiative der Stiftung und finanziert durch of the Pinakothek die wissenschaftliche Mitarbeit von Judith see gefertigt, wo es 2014 und 2015 ausgestellt war. den von PIN. Sie folgte darin Katharina von Perfall nach, die Josef und Luise Kraft-Stiftung, werden ab 2016 mit Csiki im Referat ›Kunst ab 1945‹. Im Mittelpunkt ihrer Tätig- Der American Patrons of the Pinakothek Trust hat 2016 die dem Verein seit 2010 vorstand. Katharina von Perfall bleibt ›KunstZeit‹ Führungen für Menschen mit Demenz ange­ keit stand die Koordination der Ausstellungs­präsentation so- in Kooperation mit PIN. Freunde der Pinakothek der Moder- als stellvertretende Vorsitzende auch weiterhin Mitglied boten. An dem Projekt, das in Kooperation mit der Alz­ wie die Unterstützung bei der Vorbereitung des Katalogs aus ne Erlöse aus der Versteigerung von Kunstwerken ameri­ des Vorstandes und gewährleistet die Kontinuität der Zusam- heimer Gesellschaft München e. V. stattfindet, beteiligen Anlass der Schenkung von 58 Werken der Art Mentor Foun- kanischer Künstler anlässlich des PIN.-Fests vereinnahmt menarbeit. Gleichfalls im Juni 2016 gab es einen Wechsel sich weitere Museen im Kunstareal. dation Lucerne an die Bayerischen Staatsgemäldesamm­ und an die verschiedenen Sammlungen weiter gegeben. im Vorsitz des Stiftungsrates der Stiftung Pinakothek der lungen und die Staatliche Graphische Sammlung München. Moderne. Diesen übernahm Markus Michalke und folgte Bernhart Schwenk Unter dem Titel ›Der Stifter, der Anstifter war, weil er wusste, Corinna Thierolf

106 Fördervereine 107 Fördervereine Blick in den Kunstvermittlungsraum in der Pinakothek der Moderne Stiftung Ann und Jürgen Wilde

Mit der umfangreichen Sonderausstellung ›Albert Renger- (Herausgeberin frieze d / e) und eine Performance von Patzsch. Ruhrgebietslandschaften‹ wurde ab Dezember Michaela Melián (Künstlerin / Musikerin, Hochschule für 2016 (16. Dezember 2016 bis 23. April 2017) eine der bedeu- Bildende Künste Hamburg) richteten aus unterschiedlichen tendsten Werkgruppen aus dem Albert Renger-Patzsch Perspektiven ihren Blick auf das Künstlerbuch und das Archiv der Stiftung Ann und Jürgen Wilde präsentiert. In Prinzip der Wiederaufführung. Ein selbstspielendes Klavier den Jahren 1927 bis 1935 hatte Albert Renger-Patzsch führte eigens transformierte Pop-Musikstücke auf und setz- im Ruhrgebiet Stadtrand- und Haldenlandschaften, Hinter- te die Veranstaltung in einen klingenden Rahmen. Stiftungen höfe und Vorstadthäuser, Schrebergärten und Zechenan­ Die ständigen Sammlungspräsentationen der Stiftung lagen aufgenommen. Die Serie der Ruhrgebietslandschaf- Ann und Jürgen Wilde wurden ab März 2016 in Saal 8 fort­ ten stellt die einzige nicht auftragsgebundene Arbeit des gesetzt. Unter dem Titel ›Neues Sehen‹ wurde eine Auswahl Fotografen dar. Die Stiftung Ann und Jürgen Wilde beher- von Fotografien der 1920er- und 1930er-Jahre von Aenne bergt mit dem Albert Renger-Patzsch Archiv einen ein­ Biermann, Florence Henri, Germaine Krull, Man Ray und zigartigen Bestand an originalen Fotografien, Negativen, Albert Renger-Patzsch gezeigt. Im Dialog mit den Werken Publikationen und Dokumenten von Albert Renger-Patzsch, der Bildenden Kunst der Neuen Sachlichkeit und des Bau- 07 aus dem die Ausstellung etwa 80 Originalfotografien prä­ hauses in den angrenzenden Sälen eröffneten die Fotogra­ sentierte – darunter zahlreiche großformatige Abzüge, die fien mit ihren extremen Perspektivsichten, engen Bild­ Renger-Patzsch selbst für eine Ausstellung vorbereitet ausschnitten, starken Vergrößerungen, Nahaufnahmen und hatte, die zu seinen Lebzeiten allerdings nicht zur Verwirkli- Fragmentierungen einen Blick auf die Welt der Moderne, chung kam. Erstmals wurde die Serie seiner Ruhrgebiets- der unter dem Begriff ›Neues Sehen‹ in die Fotografiege- landschaften nun umfassend in einer Ausstellung in der schichte eingegangen ist. Pinakothek der Moderne der Öffentlichkeit präsentiert. Mit Die Überführung der Stiftungsbestände nach München ihrer zurückhaltenden Emotionalität und kompositionellen wurde 2016 weiter fortgesetzt. 2543 Originalabzüge, darunter Klarheit markieren Renger-Patzschs Aufnahmen eine signi­ umfangreiche Werkgruppen von Albert Renger-Patzsch, Karl fikante Position in der Landschaftsdarstellung des 20. Jahr- Blossfeldt, Alfred Ehrhardt und Germaine Krull, Teile der hunderts, die nicht nur in die zeitgenössische Fotografie Fachbibliothek und des Archivs der Galerie Wilde (1972–1984) nachwirkt, sondern auch als visueller Kommentar zu aktu- wurden transferiert. Die Werkbestände werden sukzessive ellen Diskussionen um Urbanität, Zersiedlung, Umnutzung in der Datenbank Museum Plus erfasst bzw. in den OPAC und Landschaftsschutz gelesen werden kann. Begleitend des Bibliotheksverbunds Bayern eingepflegt und sind im Stu- zur Ausstellung fand unter dem Hashtag #StadtLandBild dien- und Vorlagesaal in der Neuen Pinakothek einsehbar. eine Social Media-Aktion auf Instagram statt, die Renger- Des Weiteren wurden Werke aus den Stiftungsbestän- Patzschs Projekt der Darstellung von Industrielandschaft den als Leihgaben für Ausstellungen zur Verfügung gestellt. deutschlandweit als digitales Experiment fortsetzte. Von Eadweard Muybridge wurden Werke in das Bündner Im Rahmen der noch in 2015 eingerichteten Ausstellung Kunstmuseum Chur in die Ausstellung ›Solo Walks. Eine ›Heidi Specker. Re-prise‹ (16. Oktober 2015 bis 6. März Galerie des Gehens‹ und in das Von der Heydt Museum nach 2016), für die die Berliner Künstlerin und Fotografin Heidi Wuppertal in die Ausstellung ›Edgar Degas und Auguste Specker den Buchentwurf ›Ci-contre‹ von Moï Wer von 1930 Rodin – Wettlauf der Giganten zur Moderne‹ entliehen. Mit als Wiederaufführung mit großformatigen Fotografien und Fotografien von August Sander, Ralph Gibson und Gabriele einer Animation inszenierte, wurde im Januar 2016 das be- und Helmut Nothhelfer war die Stiftung Ann und Jürgen Wilde gleitende Künstlerbuch ›Re-prise‹ vorgestellt. Die Künstl­erin in der Ausstellung ›Werkstatt Photographie 1976–1986: trug ihr Buch dem Publikum vor und erläuterte auf diese Und plötzlich diese Weite‹ in Hannover am Sprengel Muse- Weise die subtilen narrativen Bildstrategien ihrer fotografi- um vertreten. schen Arbeit. Gastbeiträge von Hannes Böhringer (vormals Hochschule der Künste Braunschweig), Mareike Dittmers Simone Förster

111 Stiftungen Fritz-Winter-Stiftung Max Beckmann Archiv und Max Beckmann Gesellschaft

Im Berichtszeitraum konnte die Max Beckmann Gesellschaft In der großen Kunstsammlung von Henry B. Simms befan- für das von ihr mitbetreute Archiv erneut seine Bestände den sich bedeutende Frühwerke Max Beckmanns. Als seine durch Ankäufe und Schenkungen erweitern. Im Februar Sammlung 1930 bei Cassirer in Berlin versteigert wurde, schenkte die Galerie Kornfeld, Bern, der Gesellschaft fünf zählte man 15 Gemälde Beckmanns. Damals schrieb der Ordner mit Fotografien der Druckgrafik Max Beckmanns. Maler an Baron Simolin: ›Die 10 Simmsschen Bilder ge­ Es handelt sich um das Arbeitsmaterial von James Hofmaier hören mit 1 od. 2 Ausnahmen zu meinen besten Vorkriegs- für sein Werkverzeichnis der Grafik von 1990. In der Schen- arbeiten.‹ (Max Beckmann. ›BRIEFE II‹, bearbeitet von kung finden sich auch etliche seiner Notizen. Stephan von Wiese München / Zürich 1994, Nr. 541.) 15 Kleinfotografien von Baden-Baden übergab Christiane Die Max Beckmann Gesellschaft – gegründet 1996 als Zeiller im März der Max Beckmann Gesellschaft. Von Pro- Freundeskreis Max Beckmann Archiv, umbenannt 2005 – fessor Klaus Gallwitz bekam die Gesellschaft im Juli diver- beging 2016 ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Am 1. März fand se Publikationen und Sonderdrucke zu Max Beckmann im Anschluss an die Mitgliederversammlung eine Lesung geschenkt. Im Oktober konnte eine bisher nicht publizierte von Texten des Künstlers mit dem Schauspieler Hanns Karte Max Beckmanns an das Ehepaar Reifenberg vom Zischler statt. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom 2. Februar 1921 aus dem Kunsthandel erworben werden. Trio des Monaco Swing Ensembles. Gleichzeitig wurde Im Mai und Juni 2016 gingen an die Max Beckmann eine von Eva Reich zusammengestellte Studioausstellung Gesellschaft zwei umfangreiche und bedeutende Konvolute im Beckmann-Saal der Pinakothek der Moderne eröffnet. Die Ausstellung ›Fritz Winter. Die 1960er Jahre – Jahrzehnt lungen zur Verfügung gestellt werden soll. Dafür wurden im an Autografen aus dem Nachlass des Hamburger Kauf­ Zu sehen war ein Querschnitt aus der zwanzigjährigen der Farbe‹, die im November 2015 eröffnet worden war, Laufe des Jahres rund 100 Gemälde und 200 Papierarbeiten manns Henry B. Simms als Geschenke der Nachkommen, Sammlungsgeschichte der Max Beckmann Gesellschaft. wurde noch bis zum 28. Februar 2016 in der Pinakothek der in den Depots gesichtet und weitere Dauerleihgaben vor Ort der Enkelin Nina Katzenstein und der Urenkelin Charlotte Anlässlich dieses großen Ereignisses erschien zum Jubi­ Moderne gezeigt. Mit mehr als 120 in den 1960er-Jahren aufgenommen, unter anderen im Bundespräsidialamt in Mühlinghaus. Die beiden Konvolute umfassen zusammen läum das 14. Heft aus der Reihe ›Hefte des Max Beckmann entstandenen Gemälden verfügt die Fritz-Winter-Stiftung Berlin und in der Bayerischen Staatskanzlei in München. etwa 280 Schriftstücke, darunter drei Briefe von Max Beck- Archivs‹ mit Beiträgen von Eugen Blume, Wolfgang Kemp, über einen repräsentativen Bestand an Werken dieser Die Fritz-Winter-Stiftung dankt der Malerin Marion mann, von denen einer bisher unveröffentlicht ist, sieben Christian Lenz, Eva Reich und Christiane Zeiller. Die Publi­ Dekade, die bislang wenig im Zentrum der Aufmerksamkeit Bembé sehr herzlich für die großzügige Schenkung von Mal- Autografen von Lovis Corinth, einen Brief von Monet, sieben kation war zugleich Jahresgabe 2015/2016 für die Mitglieder stand und durch die Hinwendung des Künstlers zur Farbe materialien Fritz Winters. Die langjährige Privatschülerin Autografen von Albert Weisgerber und sechs Autografen der Max Beckmann Gesellschaft. als dem zentralen Ausdrucksträger gekennzeichnet ist. Fritz Winters war nach dem Tod des Künstlers am 1. Okto- von Waldemar Rösler. Ferner finden sich in dem Nachlass Im Februar 2016 übergab Kai Werner sein Amt als Schatz- Zwanzig Gemälde der Stiftung bildeten den Kern der Aus- ber 1976 gebeten worden, die Familie beim Ordnen des Schriftstücke von Arthur Illies, Hugo von Habermann, Walter meister an das Vorstandsmitglied Kuno Wilhelm. Werner stellung und konnten mit Mitteln aus dem von der Fritz- Nachlasses in Winters Atelier in Dießen am Ammersee zu Püttner, Hugo von Tschudi, Wilhelm Uhde (Paris), Friedrich hatte das Amt von 2009 bis 2016 inne und wurde vom Vorsit- Winter-Stiftung 2012 eingerichteten Budget zur Bestands­ unterstützen. Im Anschluss überließ man ihr die dort vor- Schaper und anderen, außerdem umfangreiche Familien­ zenden der Gesellschaft, Christian Lenz, wegen seiner sicherung restauriert werden. Mit der Ausstellung wurde handenen Farben, Malmittel, Papiere und eine Staffelei. Die korrespondenz, Fotografien und weiteres Material. Verdienste in diesem Amt wie auch als bedeutender Förderer erstmals ein neuer Ansatz im Werk des ehemaligen Bau- Schenkung umfasst drei Kartons mit Tubenfarben, Farb­ Zur Schenkung von Frau Katzenstein gehört zudem ein mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. hausschülers, das ›Innere der Natur‹ zu erkunden, sicht- pigmenten, Zeichenkreiden sowie diverse Malmittel wie Exemplar des Buches von Henry B. Simms ›Meine Bilder. Christiane Zeiller wechselte im Februar 2016 zu den bar und zugleich eine Rückbesinnung Fritz Winters auf Schlämmkreide, Marmoriergrund, Firnis und Ochsengalle. Und einige Aufzeichnungen wie meine Sammlung entstand: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, arbeitet aber wei- seine Lehrer Wassily Kandinsky und Paul Klee. Ein umfang- Die Mittel werden derzeit in der naturwissenschaftlichen Meinen Freunden zur Erinnerung an den 16. März 1883/ terhin im Max Beckmann Archiv. reiches Vermittlungsprogramm für Kinder und Erwachsene Abteilung des Doerner Instituts aufgenommen und unter- 1908, Hamburg 1910‹. Im ersten Teil erzählt Simms von sei- Wie in den Vorjahren wurden auch 2016 wieder For- und ein Katalog begleiteten die Präsentation. sucht und werden anschließend der Malmaterialsammlung nen Begegnungen mit zahlreichen Künstlern und dem scher aus In- und Ausland von den Mitarbeitern des Max 2016 konnte die Bestimmung eines neuen Kernbestandes des Instituts zugeführt. Erwerb einzelner Werke und legt seine grundsätzlichen Ge- Beckmann Archivs betreut. der Fritz-Winter-Stiftung abgeschlossen werden, der als danken zu Kunst dar. Im zweiten Teil finden sich Abbildun- langfristige Leihgabe den Bayerischen Staatsgemäldesamm- Anna Rühl gen einer Vielzahl der Bilder aus seinem Besitz. Eva Reich

112 Stiftungen 113 Stiftungen Theo Wormland-Stiftung Olaf Gulbransson Gesellschaft e. V. Tegernsee

Das Jahr 2016 stand unter dem Motto ›50 Jahre Olaf Gul- gezeigt werden, die anlässlich einer Skandinavien-Reise mit bransson Museum, Tegernsee‹. Dieses Jubiläum wurde seiner Lebensgefährtin Gesche Tietjens entstanden waren. im Mai gebührend mit einer Abendveranstaltung und einem Ergänzend dazu wurden Gesche Tietjens Schwarz-Weiß- Tag der offenen Tür gefeiert. An einem Samstagabend lud Fotografien der Reise und Janssens Briefe an Tietjens aus- der Vorsitzende Helmut Nanz in Vertretung des Vorstands gestellt. Die Eröffnung in Anwesenheit von Gesche Tietjens Freunde, Förderer und Wegbegleiter des Museums zu ei- war besonders eindrucksvoll, da sie mit einer Lesung aus nem vergnüglichen Treffen in Erinnerung an den lebens­ den Briefen den Künstler authentisch vorstellte. frohen Künstler und Namensgeber Olaf Gulbransson ein. Eine aufsehenerregende Ausstellung über das Werk Nach einigen kurzweiligen Reden wurden zugunsten des des zeitgenössischen Künstlers Henning Wagenbreth be­ Museums drei gespendete Kunstwerke versteigert und – endete das Jahresprogramm. Im Museum wurde dazu die als besondere Überraschung – Helmut Nanz die Olaf Gul- gesamte thematische und grafische Breite seiner Arbeiten bransson-Medaille als Anerkennung seiner Verdienste zwischen Design und Kunst gezeigt, darunter Plakate, Bücher rund um das Museum überreicht. und Briefmarken, aber auch experimentelle Projekte wie die Passend zum Motto des Internationalen Museumstags elektronischen Comics und das Illustrationssystem ›tobot‹. ›Museen in der Kulturlandschaft‹ waren Groß und Klein am Im Rahmen der ›Tegernseer Woche‹ bot Henning Wagenbreth Sonntag, den 22. Mai 2016 eingeladen, an verschiedenen außerdem eine musikalische Lesung mit Bildprojektion an. Stationen im Altbau mitzumachen, wieetwa einen ›Button‹ Das Museum veranstaltet regelmäßig Vorträge mit Be- Mit einer großzügigen Initiativspende unterstützt die Theo Klee in Bern werden Leihgaben aus den bedeutendsten zu drucken mit einem Motiv von Olaf Gulbransson. Im Er- zug zu seinem Namensgeber, beispielsweise referierten Wormland-Stiftung mit ihrem geschäftsführenden Gesell- öffentlichen und privaten Klee-Sammlungen in Europa und weiterungsbau fanden außerdem ver­schiedene Veranstal- Robert Stalla über den Architekten Olaf Andreas Gulbransson schafter Hartwig Garnerus die Bayerischen Staatsgemälde­ Übersee in München zu sehen sein. Die aus der Zerrissen- tungen statt: Wurliz der Troll begeisterte vormittags die zu dessen 100. Geburtstag, Alexander Kunkel zu dem sammlungen erneut bei der Vorbereitung eines gro­ßen heit des modernen Menschen genährte romantische Ironie Kleinen, Hans Reiser lehrte den Großen am Nachmittag, wie Thema ›Vom Simplicissimus nach Hollywood – Das bestia- Ausstellungsprojekts der Klassischen Moderne. Die für März Klees wird in den Ausstellungskapiteln ›Aufstieg und Fall‹, man eine Karikatur zeichnet und Friedrich von Thun las rium humanum des Heinrich Kley‹, Roland Schmid über bis Juni 2018 geplante Ausstellung ›Paul Klee. Grenzen ›Der denkende Künstler‹, ›Architektur der Höhe‹, ›Im Bann mit seiner unnachahmlichen Stimme Texte von und über Olaf ›Krebs im Spiegel der Zeit‹ und Birgit Schwarz über ›Hitlers des Verstandes‹ ist die bis dato erste monografische Schau des Gestirns‹, ›Abstraktion und Schöpfung‹, ›Neue und alte Gulbransson. Für die Veranstaltung geworben hatte unter Kunstraub‹. zum Werk des Künstlers in der Pinakothek der Mod­ erne. Bauten‹, ›Bauhaus-Lehre zwischen Systematik und Spiel‹, anderem die Grundschule Tegernsee: die beauftragten Nach- Gut angenommen wurde das Angebot ›Samstags im Mu- Im Mittelpunkt des Projekts steht das ›Grenzen des Ver­ ›Balanceakt‹, ›Durchblick‹ und ›Das Tor zur Tiefe‹ nachge- wuchs-Künstler fertigten insgesamt 80 farbenfrohe Fahnen, seum‹, an dem die Heimatführerin Barbara Filipp durch das standes‹ betitelte Hauptwerk von 1927, das in vielerlei Hin- zeichnet. Ein umfangreicher wissenschaftlicher Katalog, die für zwei Wochen rund um das Museum aufgehängt wur- Museum führte mit dem Thema ›Olaf Gulbransson und der sicht ein Schlüsselbild ist: Klee trifft mit dem Gemälde eine für den namhafte Klee-Experten gewonnen werden konn- den. Das Motiv ›Olaf im Gras‹ hatten alle Werke gemein- Simplicissimus‹. Ein weiteres museumspädagogisches Ange- programmatische Aussage hinsichtlich seines künstler­ischen ten, wird neue Forschungsergebnisse präsentieren, die sam, ansonsten war der Fantasie der Schüler keine Grenze bot war die Umsetzung einer Zeichnung von Olaf Gulbransson Selbstverständnisses und den Grenzen menschlichen Wis- Klees Werk im Kontext des Bauhaus und des modernen gesetzt. Auch die Presse hatte das Jubiläum als Thema in die Dreidimensionalität im Rahmen des Ferienpasses unter sens in einer von Fortschrittsoptimismus und Rationalismus Lebens der 1920er-Jahre zugänglich machen. aufgenommen und brachte viele Beiträge. Besonders her- der fachkundigen Anleitung der Künstlerin Waltraud Milazzo. geprägten Zeit. Zudem setzt sich Klee in ›Grenzen des Ver- Die Wormland-Stiftung ermöglicht mit ihrem Engage- vorzuheben ist dabei die Sendung über das Museum, die Hinter den Kulissen wurde in diesem Jahr außerdem der standes‹ ironisch mit den jüngsten konstruktivistischen Ten- ment auf ideale Weise grundlegende Forschung zu den am 22. Mai 2016 in der Reihe ›Schwaben und Altbayern‹ des lange geplante Museumsführer für das Tegernseer Tal rea­ denzen am Staatlichen Bauhaus Dessau auseinander, die herausragenden Beständen der Sammlung Moderne Kunst. Bayerischen Rundfunks ausgestrahlt wurde. lisiert. Der Flyer liegt nun in den Touristeinformationen rund eine ›Einheit von Kunst und Technik‹ anstreben und die Ma- Nach der Förderung der Bestandskataloge der ›Brücke‹- Einem anderen Geburtstag war die erste Sonderausstel- um den See aus und wird an alle Interessierte versendet. lerei gegenüber Architektur, Fotografie, Film und Design Künstler (1997) und der ›Amerikanischen Kunst‹ (2002) wird lung der Olaf Gulbransson Gesellschaft gewidmet: Ernst Maria Als weitere Maßnahme zur Bekanntmachung des Olaf Gul- zunehmend in den Hintergrund drängen. diese Förderung nun auch einem Hauptwerk der Klee- Lang, der ›Übervater‹ der Karikatur, wäre in diesem Jahr bransson Museums konnten zwei zusätzliche Fahnen auf Erstmals ist dieses Gemälde Anlass und Mittelpunkt Sammlung zuteil. Bereits 1990 finanzierte die Stiftung ein 100 Jahre alt geworden und das Museum zeigte eine Auswahl dem Parkplatz vor dem Museum aufgestellt werden. Perso- einer großen auf über 100 Werke angelegten Sonderausstel- Stipendium zur Bearbeitung des Kataloges der ›Sammlung der über 4000 gefertigten Zeichnungen für die ›Süddeutsche naltechnisch gab es Veränderungen in der Olaf Gulbransson lung, die Klees Œuvre vom Früh- bis zum Spätwerk um- Woty und Theodor Werner‹ (Staatsgalerie moderner Kunst, Zeitung‹ aus über 50 Jahren Tätigkeit. Die Werke stammten Gesellschaft: Seit November 2016 unterstützt Frau Eva- spannt und der in ›Grenzen des Verstandes‹ kulminierenden 1990), zu der auch Klees ›Grenzen des Verstandes‹ zählte. aus dem Bestand der Neuen Sammlung München. Maria Winter die Geschäftsführerin Frau Sandra Spiegler. Motiv- und Ideenwelt des Künstlers nachspürt. Mit Unter- Die nachfolgende Ausstellung war eine Premiere: erst- stützung des Zentrum Paul Klee und des Nachlasses Paul Oliver Kase mals konnten Horst Janssens Zeichnungen und Aquarelle Sandra Spiegler und Andrea Bambi

114 Stiftungen 115 Stiftungen Blick in die Ausstellung ›Reset: Outskirts | Randlagen‹ in der Pinakothek der Moderne mit Werken von Sven Johne (links), Stephen Shore und Lewis Baltz Johann Georg Prinz von Hohenzollern 31. Juli 1932 bis 2. März 2016

Nachruf Mit Johann Georg Prinz von Hohenzollern verlor Bayern rum reicht von damals hoch umstrittenen Werken Cy einen leidenschaftlichen, vielseitigen und profilierten Kunst- Twomblys bis hin zum Bildnis ›Madame de Pompadour‹ von historiker, einen Kenner der Museumswelt und einen ak­ François Boucher oder der Ölskizze zur ›Löwenjagd‹ von tiven Motor vieler Projekte. Zunächst hatte er seit 1966 für Peter Paul Rubens. die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen als Referent Unter seiner Ägide wurde die in der Nachkriegszeit mit für spanische und französische Malerei gearbeitet. Schon den zeittypischen, teilweise jedoch ungenügenden Materia­ 08 bald wurde er mit der Neueinrichtung von Zweiggalerien lien wieder aufgebaute Alte Pinakothek grundlegend saniert betraut, also mit der strategischen Aufgabe, die Außenwir- und 1998 wiedereröffnet. Nicht hoch genug einzuschätzen- kung der Pinakotheken zu stärken, und ab 1976 war er de Impulse und Initiativen brachte er ein, als das Gebäude Stellvertreter des Generaldirektors. Nach fast zehn Jahren für die Pinakothek der Moderne angedacht und finanziert übernahm er das Amt des Generaldirektors des Bayeri- wurde, das dann 2002 eröffnet wurde. Die Stiftung Pinako- schen Nationalmuseums, um dann von 1991 bis 1998 als thek der Moderne, die als Privatinitiative von Münchner Generaldirektor die Bayerischen Staatsgemäldesammlun- Bürgern in kurzer Zeit die enorme Anschubfinanzierung von gen umsichtig und kraftvoll zu leiten. In diese Jahre fallen 10 % der hier erforderlichen Bausumme zusammenbrach- zahlreiche große und weithin ausstrahlende Ausstellungs- te, wäre ohne das unermüdliche Engagement und den moti- projekte, darunter die von mehr als 226 000 Menschen vierenden Elan des Generaldirektors nicht möglich gewesen. besuchte Tschudi-Ausstellung »Manet bis Van Gogh«, die Das Weiterwirken dieses historischen Schrittes ist bis gemeinsam mit der Nationalgalerie der Staatlichen Museen heute etwa in der Diskussion über die Entwicklung des zu Berlin ausgerichtet wurde und ein ideales, auch heute Kunstareals spürbar, mit dem deutlich wird, dass in der vorbildliches Kapitel deutschen Mäzenatentums und inter- Maxvorstadt nicht nur die Solitärbauten der Pinakotheken nationaler Kunstpflege erhellte. Diese Ausstellung ehrte stehen, sondern dass sich hier ein dichtes Gefüge von For- nicht nur Hugo von Tschudi als einen tatkräftigen Direktor, schungseinrichtungen und Museen etabliert hat, das mehr der von Berlin nach München gekommen war und hier- ist als die Summe seiner Teile. Die von Johann Georg von her bedeutendste Werke der französischen Kunst aus dem Hohenzollern geprägte Zeit erweist sich mithin als eine so 19. Jahrhundert brachte, sondern sie zeigte in zuvor nie erfolgreiche wie zukunftsgebende Ära. Dies war in hohem so deutlich erlebter Weise, dass der geistige und faktische Maße das Ergebnis der ungewöhnlichen Integrations- und Reichtum der deutschen Museumslandschaft sich erst Begeisterungsfähigkeit, mit der er es verstand, Kräfte zu in ganzer Tiefe erschließt, wenn die großen Museen ihre mobilisieren, Wogen zu glätten, Ideen- und Geldgeber zu Bestände wie auch ihre personellen Ressourcen für solche verbinden und alle motivierend für die Sache in die Pflicht Projekte verbinden. zu nehmen. In einem relativ kurzen Zeitraum gelangen Dank seiner internationalen Verbindungen und seiner damit zukunftsweisende und ausbaufähige Initiativen, die fachlichen Vielseitigkeit konnte Johann Georg von Hohen- dem Ansehen und der Außenwirkung der Bayerischen zollern, der stets einen weit gefächerten Interessenhorizont Staatsgemäldesammlungen entscheidend zugutekamen. bewies, sowohl die klassischen als auch die modernen Be- stände um bedeutende Erwerbungen erweitern: Das Spekt- Bernhard Maaz

119 Nachruf Institutionsgeschichte 09und Provenienzforschung

Blick in die Ausstellung ›Albert Renger-Patzsch. Ruhgebietslandschaften‹ in der Pinakothek der Moderne

120 Blindtext Kapitel 121 Blindtext Kapitel Präambel oder Bilanz? Kunst- und zeithistorische Forschungen zu Provenienzfragen und Institutionsgeschichte

Bernhard Maaz

Vom hier vorliegenden Jahresbericht 2016 an wird nicht weit zurück; sie stand 2016 sogar in Aussicht und sollte die Museen zu Berlin – seitens des Generaldirektors als zeitnah dem Ziel etwaiger Restitution. Eben deshalb sind diese Werke nur ein statistischer Teil darin enthalten sein, sondern vorhandenen Materialien besser erschließen helfen. Mit anzugehende Aufgabe fest eingeplant war. auch seit einem Jahrzehnt in der Datenbank www.lostart.de­ erscheinen hier auch sammlungs- und institutionsgeschicht- großem Nachdruck haben Generaldirektor und Stellvertre- Zu diesem Themenkreis gehören viele Aspekte, die in eingestellt. liche Texte, die sich insbesondere mit der Geschichte ter sich dafür eingesetzt, das Archiv im Hause nutzbar der Vergangenheit meist als marginal angesehen wurden, Seit 2012 werden weitere 740 Werke, sogenannte ›Über- der Institution­ in den Jahren 1933–1945 und mit den Folgen zu halten – wie in anderen Museen üblich – und künftig noch aber zweifellos von Bedeutung für das historische Verständ- weisungen aus Staatsbesitz‹, auf ihre Herkunft untersucht. dieses problematischen Kapitels befassen werden. Eine besser zu erschließen; es zeigte sich dann jedoch eindeutig, nis sind. Dabei gilt es sich zu vergegenwärtigen, dass ge­ Dabei handelt es sich bekanntermaßen um Kunst- und thematische Öffnung wird möglich sein und abhängen von dass dieser Weg nicht gangbar ist. So ergeben sich grund­ rade in München, wo die nationalsozialistische Kulturpoli- Kulturgegenstände aus den Sammlungen ehemaliger Funk- den konkreten Forschungsprojekten und -ergebnissen. legende Veränderungen: Ende 2016 fiel die unabwendbar tik besonders aggressiv und offensiv wütete, dieses Thema tionäre und Organisationen der NSDAP, die nach ihrer Diese Entscheidung hat eine Vorgeschichte, denn schon im gewordene Entscheidung, die historischen Archivmateri­ einerseits seit jeher viel Stoff geboten hätte, der nicht Beschlagnahme durch die Alliierten vor allem in den 1950er- zweiten Quartal des Jahres 2015 wurde vom damals noch alien an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abzugeben. Die- bearbeitet wurde, andererseits aber nicht ganz vernachläs- und 1960er-Jahren an den Freistaat Bayern übereignet ganz neu ins Amt eingetretenen Generaldirektor der Baye­ se Abgabe soll seitens der Bayerischen Staatsgemälde­ sigt wurde, wie vorangegangene Publikationen und Pro­ worden sind. Das Projekt wird bearbeitet von der Historike- rischen Staatsgemäldesammlungen angeregt, dass die sammlungen noch innerhalb des Jahres 2017 abgeschlossen jekte – zu Alfred Flechtheim, zum Kulturgut-Entzug, zu Her- rin Anja Zechel (bis März 2017) und dem Zeithistoriker Mitarbeiter unter Einbeziehung einiger auswärtiger For- werden. Damit ist zwar diese Personalie hinfällig, wird mann Görings Sammlung oder auch zur Kunstgeschichte Johannes Gramlich, der im Juli 2016 auf den verstorbenen scher ein gemeinschaftliches mittelfristiges Projekt mit der Bestand aber professionell erschlossen und muss nicht im Nationalsozialismus – bezeugen, die teils innerhalb der Zeithistoriker Florian Wimmer folgte, denn Provenienz­ ­ dem Arbeitstitel ›Geschichte der Pinakotheken im Natio- mehr im Nebenamt von den Kunstwissenschaftlern des Bayerischen Staatsgemäldesammlungen entstanden und forschung ist nicht nur Kunsthistoriker-, sondern auch His- nalsozialismus‹ erarbeiten, in dem diese problematische Ära Hauses betreut werden. Folglich wird die professionelle Er- teils in Gemeinschaftsarbeit. Auch befand sich hier in Mün- torikeraufgabe. Nach aktuellem Stand hat das Projekt für beleuchtet würde. Das Vorhaben dieser Aufsatz- und Ma­ schließung der bisher schon in mancherlei Forschung von chen ein von den Alliierten in der Nachkriegszeit einge- 422 Werke bereits eine Provenienzprüfung vorgenommen; terialsammlung soll sich an die überaus verdienstvolle, in- und externen Wissenschaftlern ausgewerteten Akten im richteter Collecting Point, von dem aus zahllose Werke schon 257 dieser Werke wurden daraufhin bei www.lostart.de von Peter-Klaus Schuster bereits 1987 herausgegebene, Hauptstaatsarchiv eine Basis künftiger Recherchen inte­ in jenen Jahren restituiert wurden. Restbestände, d. h. nicht gemeldet, denn bei ihnen konnte ein Verdacht auf NS-ver- geistes- und institutionsgeschichtlich wertvolle Publikati- ressierter Forscher legen können, was viel Grund zur Hoff- restituierbare Kunstgegenstände aus Reichsbesitz gingen an folgungsbedingten Entzug bislang nicht ausgeschlossen on zur Aktion ›Entartete Kunst‹ anschließen und die bislang nung gibt. Auch muss natürlich die Forschung an dem 2015 den Bund, der deren Provenienzen seitdem überprüft. Nicht werden: Das bedeutet, dass sie möglicherweise verfolgungs- unaufgearbeiteten Zusammenhänge jener schwärzesten begonnenen Projekt kontinuierlich fortgeführt werden, restituierbare Bestände aus ehemaligem Besitz der NSDAP bedingt entzogen wurden, dass aber entsprechende Belege Zeit des 20. Jahrhunderts Zeit beleuchten. Die kollektive wofür die Direktorin des Hauptstaatsarchivs zugesichert wurden an den Freistaat Bayern übereignet. fehlen. Zwei Werke konnten bislang aus diesem Bestand Ausarbeitung der entsprechenden Planungen in mehreren hat, dass die Akten jederzeit in der abgebenden Stelle, Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit ihren restituiert werden (Ottmar Strauss, Inv.-Nr. 12579, und Ed. Workshops, die Ansprache mö­glicher Mit­autoren, die The- beim Museum, genutzt werden können und dafür innerhalb Pinakotheken haben darüber geforscht, was ihnen dies­ Behrens, Inv.-Nr. 13336), für ein weiteres Werk ist die Res­ menfindungen hatten noch im Sommer 2015 begonnen und eines Tages befristet hierher ausgehändigt werden. So bezüglich übertragen worden war. Der grundlegende und titution vorgesehen (James von Bleichröder Inv.-Nr. 13269, werden in den nächsten Jahren fortgeführt.­ Somit ist der wird sich die Aktenabgabe auch als eine Entlastung der Baye- sorgfältige Provenienzbericht ›Die Kunstsammlung Her- hier stehen nur noch Formalien auf Erbenseite aus). Weitere Jahresbericht fortan also nicht nur ein Rechenschaftsbericht rischen Staatsgemäldesammlungen erweisen. Das Projekt mann Görings‹ von Ilse von zur Mühlen erschien nach mehr- 165 Werke sind unbedenklich. Dieses Forschungsvorhaben über Geleistetes, sondern darüber hinaus auch historisches einer Tiefenerschließung solcher Akten, die Kunstbewegun- jähriger Bearbeitung bereits 2004 und gilt heute als eines mündet in eine Publikation, die 2018 in der Schriftenreihe Werkzeug und Medium für die Veröffentlichung eigener gen (Verkäufe, Beschlagnahmungen usw.) in der Zeit des der ersten Standardwerke zu diesem Themengebiet, denn der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erscheint. Dann For­schungen, für die es bislang keinen geeigneten hausei- Nationalsozialismus beinhalten, kann damit allerdings nicht darin werden die Kunstwerke aus der Sammlung jenes wird das Projekt den Gesamtprozess dieses Vermögens­ genen Platz gab. mehr von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nationalsozialistischen Funktionsträgers, die später als transfers von den nationalsozialistischen Funktionären Bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen rei- geleistet werden, auch wenn das – in Analogie zur Tiefener- ›Überweisung aus Staatsbesitz‹ in die Pinakotheken ge­ und Organisationen zum Freistaat Bayern und den Bayeri- chen Bemühungen um die Einrichtung einer Archivar-Stelle schließung beispielsweise im Zentralarchiv der Staatlichen langten, ausführlich vorgestellt – und zwar durchaus mit schen Staatsgemäldesammlungen rekonstruieren und

122 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 123 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung analysieren. Dabei steht vor allem im Fokus, wie die Ver­ zu arbeiten, auch wenn die Einzelwerkprüfung weiterhin sich feststellen lassen – ganz analog zu dem vorstehend gehörige Kontribution zu erhalten. Wären umgekehrt die antwortlichen der Bayerischen Landesregierung und der Priorität haben wird. genannten Forschungsprojekt zur sogenannten ›Bonner Franzosen in Deutschland eingerückt, so würde gewiss sehr Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit diesem prob- Bei all diesen Überlegungen darf man nicht aus dem Republik‹. Hier wie da wird man Handlungsspielräume vieles an Berliner und Dresdner Kunstbesitz mitgenommen lematischen Kunstbestand von der Nachkriegszeit bis Auge verlieren, dass nicht alleine die Bayerischen Staats­ der damaligen Verantwortlichen in den Museen sowie in werden.« Und dann folgt, eigenhändig, mit kleinerer Schrift heute um­gegangen sind. Ein vergleichbares Projekt, das gemäldesammlungen in den letzten Generationen diese den Ministerien und der gesamten Politik untersuchen nachträglich eingefügt: »Ich selbst wäre gern mit bei der allerdings nicht auf Kunstgegenstände spezialisiert ist, heißen Eisen zu wenig berührt haben, sondern zahlreiche und die Kernfrage, wie sie sie nutzten, anschließen müssen. Aufteilung des Louvre.« (Bernhard Maaz [Hrsg.]: Kunst-, Welt- sondern den Transfer von ehemaligem NS-Besitz zur Bundes­ andere Behörden: Die Ankündigung zu der Buchpremiere Eine Holzhammermoral post festum ist dabei nicht sinnvoll; und Werkgeschichten. Die Korrespondenz zwischen Hans republik und zu den Bundesländern insgesamt in den des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucher- es ist an der Zeit, differenziert zu ar­gumentieren. Es wird Posse und Wilhelm von Bode, Köln / Weimar / Wien 2012, Blick nimmt, gibt es bislang nur in Hamburg. schutz in Berlin, die zum 10. Oktober 2016 nach Berlin dabei unabdingbar sein, Kunsthistoriker mit Historikern bzw. S. 138) Warum sind diese Worte von 1914 wichtig, warum Zweifellos sind diese Blicke in die Geschichte wichtig einlud, weil dort ›Die Akte Rosenburg. Das Bundesministe­ Zeithistorikern zusammenarbeiten zu lassen. Und es kann muss man epochenübergreifend forschen? Weil die Zeit des und richtig; weitere werden folgen. Auf das enorme Aus- rium der Justiz und die NS-Zeit‹ vorgestellt wurde, benennt weder darum gehen, Kunstwerke für die Museen zu ›sichern‹, Nationalsozialismus schon im späten Kaiserreich wurzelt maß erforderlicher historischer Forschungen und auf die die klassischen Fragen: »Wie viele NS-belastete Juristen wenn sie restitutionsbehaftet sind, noch darum, einzig und der Antisemitismus noch weit früher existiert, so schier unendlichen verfügbaren Akten und Dokumente wirkten auf der ›Rosenburg‹, der Villa in Bonn-Kessenich, und allein für Restitutionen zu forschen, die selbstredend im wie ihre Folgen bis in die Jahre der wieder aufgeblühten an verschiedensten Stellen wies Christian Fuhrmeister im die bis 1973 Sitz des Ministeriums war? Welchen Einfluss Falle klarer historischer Verhältnisse geleistet werden Bundesrepublik hineinreichen. Solchen historischen SWR-Kulturgespräch hin, denn »es müssten in einem hatten sie auf Gesetzgebung und Rechtsprechung der jun- (und die man sich zahlreicher wünschte, um damit beweisen Fragen sollen sich die Aufsätze künftig widmen, die hier extremen Maße die Akten der Finanzbehörden, der Finanz- gen Demokratie? Und welche Konsequenzen hatte ihre zu können, dass heutige Entscheidungsträger restitutions- abgedruckt werden. Und dabei wollen wir einen weiten, ministerien und der Oberfinanzdirektion auf Landes- wie Tätigkeit für den Umgang der Bundesrepublik mit den Op- willig sind). Es muss und wird darüber hinaus immer auch umfassenden Begriff von Institutionsgeschichte anwenden, insbesondere auch auf Bundes­ebene auf diese Frage hin fern der Nazi-Diktatur und für die Strafverfolgung der darauf hinauslaufen, die Geschichte jenseits der Objekte – nicht einen verengenden historischen Blick. Es kann um geprüft werden. Das ist teilweise im Rahmen der seit Täter?« (www.uwk-bmj.de zu der betreffenden Unabhängi- ganz gleich, ob sie Erinnerungs- oder Sachwerte oder beides Personen, Kunstwerke, Projekte und Bauten gehen, es einigen Jahren sehr aktiven Provenienzforschung in Einzel- gen Wissenschaftlichen Kommission, Stand vom 11.10.2016) für die etwaigen Restitutionsempfänger verkörpern – zu können Kontinuitäten wie Brüche untersucht werden, fällen geschehen, aber nicht systematisch.« (14. Juli 2016) Für die entsprechenden Forschungen zur Geschichte der erforschen. es ist noch sehr vieles zu forschen. Das bewiesen auch die Und einen weiteren Aspekt führte er aus, der auch für die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gibt es eine solche Rufen wir uns hier in Erinnerung, was der spätere jüngsten Veröffentlichungen wie etwa jene von Andreas Arbeit der deutschen Museen zunehmend an Relevanz ge- Historikerkommission nicht; wünschenswert wäre sie alle- Dresdener Galeriedirektor und der von mit dem Burmester in der Reihe der Bayerischen Staatsgemälde­ winnen wird: In Österreich gebe es »ja ein Kunstrückgabe­ mal, denn aus eigener Kraft kann das neben den laufenden Aufbau des sogenannten Linzer Führermuseums beauftrag- sammlungen, der mit seinem grundlegenden, zweibändigen, gesetz, das heißt, die österreichischen Kollegen­ agieren auf Aufgaben auch hier nicht geleistet werden, und überdies te Kunsthistoriker im Kriegsherbst 1914 an 2016 erschienenen Buch ›Der Kampf um die Kunst. Max einer ganz anderen Grundlage, da ist vieles leichter. Und wäre der Blick von außen frei von jedem Verdacht der Be- seinen Lehrmeister Wilhelm von Bode, den Generaldirektor Doerner und sein Reichsinstitut für Maltechnik‹ auf fast 900 ich denke, hier gibt es in der Tat auch Handlungsbedarf, so- fangenheit und damit objektiv. der Berliner Museen, geschrieben hatte: »Ich benütze diese Druckseiten aufs deutlichste beweist, wie intensiv an wohl für die Länder als auch für das BKM.« (ebd.) Der Künftig werden – die nachfolgenden Aufsätze gewäh- Gelegenheit, um mich von Euerer Excellenz vor dem Abrü- den Bayerischen Staatsgemälde­sammlungen über deren museumsintern realisierbare Handlungsschub wird vorerst ren entsprechende Einblicke – weitere Themen zu behan- cken zur Front zu verabschieden. Ich habe mich vor 4 Wochen Geschichte – in diesem Falle über das ursprünglich dem also darin bestehen müssen, die restitutionsbehafteten­ deln sein, und die Forschung kann sich dabei nicht auf die bei meinem alten Regiment (Leibgrenadiere) gemeldet und Deutschen Reich zugehörige Vorläuferinstitut – geforscht Objekte zu ermitteln und die nicht unverdächtigen öffentlich kritischen Jahre 1933 bis 1945 beschränken, sondern wird stehe beim Ersatz, der im Laufe dieser Woche zur Auffül- wurde und wird, wie nachdenklich einerseits und wie histo- zu benennen, indem sie bei www.lostart.de eingestellt auch die Vorgeschichte der NS-Zeit einbeziehen müssen. lung der starken Verluste nach Frankreich geht. Hoffent- risch sauber andererseits hier der Schuld der Vergangen- werden. Komplementär gilt es, an den historischen Themen Nicht anders wird man fragen müssen, welche Spätfolgen lich ist man nebenbei klug genug, auch in Kunstsachen eine heit nachgegangen und Verantwortung übernommen wird.

124 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 125 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung »Nicht pinakothekswürdig« Tauschbörse Museum: sammlung‹ sei von der Hand Grünewalds und für eine Niederländer und Flamen gegen Altdeutsche ent­sprechend hohe Summe zu erwerben Buchner ent- Ernst Buchners Museumspolitik und ihre Folgen: Tauschgeschäfte schied sich zum Ankauf, und in Ermangelung eines ent- und Ausstellungen in den Pinakotheken 1933–1945.1 Auffällig oft griff Buchner bei seinen Tauschgeschäften sprechenden Etats schlug er drei Tauschobjekte zur in den Bestand der Niederländischen Malerei ein, für die Abgabe vor: Das Bildnis des Bindo Altoviti, das er für ein Andrea Bambi die Staatsgemäldesammlungen Werke der altdeutschen Werk der Raffael Schule hielt [Abb. 1], den Quacksalber Malerei erhielten. In Form von Tausch gab er unter ande- von Dou [Abb .2], ein Werk das er für »künstlerisch un­ rem zehn Werke von Jan Brueghel d. Ä. (1568–1625), sieben befriedigend« befand, und eine Mariendarstellung von von Gerard Dou (1613–1675), fünf von Frans van Mieris Rubens [Abb. 3], die »nicht pinakothekswürdig« sei.17 d. Ä. (1635–1681), drei von Peter Paul Rubens (1577–1640) »So wurde es möglich, das unerhört eindringliche Bildnis Ernst Buchner (1892–1962) folgte im Amt des Generaldi­ Das Phänomen des Tausches, das in der Zeit des National­ und je zwei von Isaak (1621–1649) und Adriaen van Ostade Grünewalds, ohne zu starke Opfer aus dem Ausland rektors der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sozialismus zur attraktiven Erwerbsform für Museums­ (1610–1685) und Cornelis Jansz de Heem (1631–1695) ab. her­einzuholen und für die Alte Pinakothek zu gewinnen« Friedrich Dörnhöffer (1865–1934) nach, dem ausgewiesenen­ direktoren ohne Ankaufsetat avancierte, soll im Zentrum Die Abgabe von zehn Werken von Jan Brueghel konnte schrieb Buchner, als er nach 1945 zu dem Tausch befragt Spezialisten für altdeutsche Malerei. Buchner leitete die der nachfolgenden Ausführungen stehen, um zu einer sich Buchner erlauben, weil die Staatsgemäldesamm­lungen wurde.18 Tatsächlich handelte es sich bei dem vermeint­ Staatsgemäldesammlungen zunächst von 1933 bis 1945 wertenden Einschätzung von Buchners kunsthistorischer damals über mehr als 70 Werke des Künstlers verfügten. lichen Grünewald-Bildnis mit einem damaligen Wert von und dann erneut von 1953 bis 1957. Während die zweite Qualifikation und Kennerschaft zu gelangen.9 In seiner Den Bestand an Dous Werken schmälerte er aber deutlich 80.000 Reichsmark um das Werk eines unbekannten Amtszeit in der kunsthistorischen Rückschau zur Münchner ersten Amtszeit wurden knapp 900 Kunstwerke für die durch die Abgabe von fast 40 Prozent. Museumspolitik selbstverständlich Gegenstand war, ist Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erworben, ein Partner bei diesen Tauschgeschäften waren für Buchner die erste lange Zeit unberücksichtigt geblieben.2 großer Teil davon auf dem Tauschweg, nicht wenige wurden neben Münchner Händlern vor allem das hochprofessio­ Buchner, seit dem 1. Mai 1933 Parteimitglied der NSDAP abgegeben. Eine Analyse nach Zahlen ergibt folgendes: nelle Netzwerk deutscher Händler bzw. deren Repräsentan- Abb. 1: Raffael, Bildnis des Bindo Altoviti, 1512, mit der Mitgliedsnummer 3204678, war nach Einschätzung Buchner gab 73 Werke der niederländischen Malerei ab ten in den von den Nationalsozialisten besetzten Ländern, National Gallery of Art Washington der Amerikaner bei Kriegsende, trotz aller inneren Abwehr und trennte sich von neun Werken der italienischen Schule die keine Unterschiede zwischen Raubkunst und Museums- des Nazi Regimes dessen nach außen angesehener Reprä­ und zwei der französischen Malerei. Aus dem Bestand beständen machten, die Marktpreise bestimmten und die sentant mit Glauben an ein Großes Deutschland im Sinne des der Kunst des 19. Jahrhunderts entnahm er 52 Werke. Preissegmente in schwindelnde Höhen treiben konnten. Bei Naziregimes.3 Es wurde empfohlen, Buchner unter Haus­ Möglich geworden war diese außergewöhnliche Form Ankäufen in Paris bzw. Tauschgeschäften aus französischen arrest zu stellen und ihn auf die Liste derjenigen zu setzen, der Bildabgabe durch die Tatsache, dass den Staatsge­ Sammlungen waren die Münchner Kunsthandlung Eugen die in der Kunstverwaltung des neu zu konstituierenden mäldesammlungen nach 1933 für Ankäufe im ausländischen Brüschwiler13 und der Kunsthistoriker und Kunsthändler Deutschlands keine Funktion erhalten dürften.4 Buchner Kunsthandel keine Devisen zur Verfügung standen. In Hans Adolph Wendland, Buchners Geschäftspartner.14 Mit wurde mit ministeriellem Entschluss vom 11. Juli 1945 Abstimmung mit den vorgesetzten Behörden im Ministerium letzterem, der zu den Beratern und Vermittlern für Raub- seines Amtes enthoben und im nachfolgenden Spruchkam- durfte er stattdessen Erwerbungen durch Tausch tätigen kunst aus Frankreich gezählt werden muss, stand Buchner merverfahren als »Mitläufer« eingestuft. Im Juli 1947 teilte und Werke aus dem Bestand abgeben.10 Er habe damit ge- wiederholt in engem brieflichem Kontakt, in dem es bei- er Karl Haberstock (1878–1956) umgehend seine Erleich­ tan, was seiner Überzeugung nach für die Sammlung spielsweise um Tauschgeschäfte mit dem Louvre in Paris terung mit, dass er soeben »mitgeläufert« worden sei und der Staatsgemäldesammlungen notwendig gewesen sei, ging. Wendland vermittelte zwischen beiden Institutionen wünschte diesem wiederum »Hals- und Beinbruch für Ihre schrieb er rückblickend.11 Ziel sei eine Umwandlung und schlug einen abenteuerlichen Ringtausch vor, den von ›Entbräunung‹« im Rahmen der ›Entnazifizierung‹.­ 5 Eberhard des Bestandes gewesen, von konservativer Massenware ihm so betitelten »Holbein Kratzer Tausch«.15 Damit Mün- Hanfstaengl (1886–1973)6 wurde Buchners Nachfolger nach hin zu einer erlesenen Qualitäts-Galerie, wie er 1953 chen in den Besitz des Porträts von Holbein aus dem Louvre 1945 und Vorgänger bis 1953. Das Bayerische Kultusminis­ behauptete.12 käme, sollten die Staatsgemäldesammlungen zuerst terium schloss mit Buchner, der jetzt den Status ›Beamter Es stellen sich folgende Fragen: Nahm Buchner tat- Murillos ›Bettelknaben‹ an die Berliner Museen geben, von zur Wiederverwendung‹ innehatte, mit Wirkung vom 1. Au- sächlich inhaltliche Veränderungen der Sammlungs­ diesen dafür ein Werk von Fouquet aus der Gemäldegalerie gust 1949 einen gut dotierten­ Vertrag, der die Erstellung einer struktur vor? Schuf er neue Schwerpunkte oder vertiefte erhalten und dieses dann zusammen mit einem Werk Geschichte der oberbayerischen Malerei des 15. und 16. Jahr- er Vorhandenes? Von welchem Gewicht waren seine des Maitre de Moulin eintauschen. Die Erwerbung sei für hunderts beinhaltete.7 Gegen Buchner war kein Disziplinar- Eingriffe in die Sammlungsstruktur? Folgte er damit Vor­ Deutschland so wichtig, dass Berlin ein Opfer bringen verfahren geführt worden und zum 1. April 1953 erfolgte ent- gaben, nationalsozialistischen Geschmacks­urteilen würde, nachdem Bayern bereits unter Bode so oft Werke gegen der ausdrücklichen Empfehlung der Amerikaner seine und Betrachtungsweisen? Wie manifestiert sich seine Ken- an Berlin abgetreten habe.16 Wiederernennung im Amt des Generaldirektors, das er bis nerschaft und auf welchem Gebiet? Lässt sich die der 1938 vermittelte Wendland, nachdem der ›Holbein zu seiner Pensionierung innehatte. Die vereinbarte Publikation Nachkriegszeit und ihrem politischen Klima sowie deren Kratzer Tausch‹ gescheitert war, zusammen mit der bri­ ist nie erschienen und eine 1963 erfolgte Durchsicht dieses Kontinuitäten geschuldete Entscheidung, Buchner 1953 tischen Kunsthandlung Agnew einen neuen, für Buchner Nachlasses ergab keine wesentlichen Erkenntnisse für den wieder ins Amt zu setzen, auch tatsächlich durch ausge­ sehr attraktiven Tausch: Ein bis dahin völlig unbekanntes Bestand an altdeutscher Malerei in den Pinakotheken.8 wiesene Kennerschaft und Spezialistentum begründen? Bildnis eines Klerikers aus einer englischen ›Schloß-

126 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 127 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Böhler und Hans Sauermann Tauschgeschäfte durchge- und den ›La Place Saint-Marc‹ [Abb. 5] aus dem Jahr 1881 Neuschwanstein verbracht worden. Das Werk von Monet führt hatte. Beispielsweise wollte Buchner im Juli 1936 von Auguste Renoir. Letzteres war eine Erwerbung aus befand sich seit 1930 im Depot der Neuen Staatsgalerie, acht Tafeln des Conrad von Soest, die zum Marienaltar in der sog. Tschudi-Spende aus dem Jahr 1911/12, die als wurde 1938 in den Keller der Neuen Pinakothek verbracht Dortmund gehörten und zeitweilig zum Verkauf standen, anonymes Geschenk verzeichnet worden war. Das Bild und ging am 26. Januar 1940 nach Neuschwanstein. Am erwerben und Böhler schlug ihm dafür die Abgabe der von Monet hatten die Staatsgemäldesammlungen bereits 23. Januar 1940 wurden sie – im Unterschied zu den son­ ›Pastetenesser‹ von Murillo oder des Rubens-Porträts 1907 über die Galerie Heinemann bei Paul Cassirer für stigen Auslagerungen – in die Alte Pinakothek zurückge- der Helene von Fourment inkl. eines Chardin oder zweier 12.000 Francs erworben. Berühmter Vorbesitzer war der bracht und im Februar 1940 erhielten Karl Haberstock in Tafeln von Fra Angelico vor.23 Zum Glück für Dortmund französische Bariton und Kunstsammler Jean-Baptiste Berlin und Julius Böhler in München die Bilder. Mit minis­ und München wurde dieser Plan nicht umgesetzt. Faure (1830–1914), der über 60 Werke von Monet besaß, die terieller Entschließung vom 9. April 1940 wurden diese zwei Bei der Betrachtung der exemplarisch vorgestellten er in seiner Villa in Étretat in der Normandie versammelte. und vier weitere Werke von Adolph Menzel, Hendrik von Tauschaktionen mit Händlern in den besetzten Ländern so- Für Buchner war das Werk nicht charakteristisch genug, Balen mit Jan Brueghel, Jan Wynants und Herman van der wie in München wird deutlich, dass es Buchner um eine es sei ein »zahmes Frühwerk« und der Markusplatz von Mijn gegen das Werk von Hans Thoma ›Hühnerfütterndes Vermehrung und Optimierung der Sammlung der Altdeut- Venedig war für ihn kein bedeutendes Werk von Renoir.25 Mädchen‹ [Abb. 6] eingetauscht. Der Thoma hatte 1940 schen Malerei im Bestand der Staatsgemäldesammlungen Bemerkenswerterweise erfolgte dieser Tausch, als die einen aus heutiger Sicht überteuerten Verkaufswert von ging. Hier sah er sich in der Tradition seines Vorvorgängers Kunstwerke der Staatsgemälde­sammlungen bereits zum 140.000 Reichsmark und stammte aus der Sammlung der Johann Georg Dillis, durch den 1827 fünfzig ausgewählte Schutz vor Bombardierungen ausgelagert waren. Am 20. Sep- Deutschamerikanerin­ Anna Woerishoffer (1850–1931) in beste Gemälde aus der Boisseré’schen Gemäldesammlung tember 1939 war das Gemälde von Renoir nach Schloss New York.26 Damit besaßen die Staatsgemäldesammlungen und ein Jahr später hochwertige Porträts aus Köln und insgesamt 14 Werke dieses Künstlers. Nordwestdeutschland aus der Sammlung Oettingen-Waller- 1949 versuchte Eberhard Hanfstaengl den Tausch stein in den Bestand kamen und diesen damit einzigartig durch Aufnahme des Renoir in die Liste der national wert-

machten. Mengenmäßig bleiben jedoch die Altdeutsche, Abb. 3: Peter Paul Rubens, Mariendarstellung, 1616, vollen Kunstwerke rückgängig zu machen. Tatsächlich Abb. 2: Gerard Dou, Quacksalber, 1652, Boijmans Museum Rotterdam Flämische, Holländische und Italienische Malerei vor und Rockoxhuis Antwerpen waren sowohl der Renoir als auch der Monet zu diesem nach Buchners Amtszeit ausgewogen mit jeweils über Zeitpunkt noch nicht weiterverkauft und befanden sich 1000 Werken in der Sammlung vertreten. Ebenso wenig in Verwahrung bei Böhler in München.27 In dem Zusam- kann man aus der Rückschau konstatieren, dass es ihm ge- menhang berich­tete Haberstock ausführlich über die fränkischen Meisters um 1510 aus dem Nachlass des Sir lungen sei, wirklich bedeutende Werke der Altdeutschen Tauschumstände gegenüber dem Ministerium, das den John R. Twiedan, heute zu sehen in der Staatsgalerie Malerei zu erwerben, die an die in der Sammlung bereits Tausch auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüfte. Deutlich Aschaffenburg, der Quacksalber von Dou hingegen zählte vorhandenen Spitzenwerke aus den kurfürstlichen und wird in diesen Schreiben, dass das Bild von Renoir im Mit­ zu den wichtigsten und wertvollsten Werken der Alten königlichen Erwerbungen heranreichen, auch wenn er dies telpunkt des Interesses der Händler stand.28 Während Pinakothek. In Holland war Buchner ebenfalls sehr gut ver- gegenüber dem Ministerium für sich beanspruchte.24 Tat­ Böhler sein Verhältnis zu Hanfstaengl nicht trüben wollte, netzt: Mit Eduard Plietzsch (1886–1961)19, Mitarbeiter der sächlich werden Buchners Erwerbungen zur altdeutschen war Haberstock derje­nige, der den Tausch weder un­ die Beschlagnahmungen jüdischen Kunstbesitzes doku- Malerei heute zu guten Teilen in den Depots der Pinakothe- rechtmäßig, da aus der Zeit ge­boren empfand, noch davon mentierenden und damit handelnden Dienststelle Mühl- ken verwahrt. Die Verluste in der Niederländersammlung zurücktreten wollte. Buchner pflichtete in diversen mann20 in Den Haag und somit aktiv eingebunden in den durch Tauschgeschäfte erscheinen in der Rückschau Schreiben Haberstock bei und war bereit, eine eidesstatt­ Kunstraub der Nationalsozialisten, tauschte er 13 Werke. quantitativ bedingt vertretbar, da hier ein großer und reicher liche Erklärung dazu abzugeben, dass der Tausch aus- Alle zehn Tage erreichten den Museumsdirektor Angebots- Sammlungskomplex bestand. Tatsächlich ist aber allein schließlich unter sachlichen Gesichtspunkten und nach schreiben des Händlers, anhand derer die Transaktionen die Abgabe der Marktschreier von Dou ein kaum zu bezif- reiflicher Überzeugung erfolgt sei. Weder hätten politi- minutiös nachvollziehbar sind.21 Vorschläge für abzugeben- fernder Verlust sowohl für die Sammlungsgeschichte der scher Druck noch eine etwaige nationalsozialistische Über- de Werke kamen von beiden Seiten und wohl auf Grundlage Pinakotheken als auch für den realen Vermögenswert, ganz zeugung eine Rolle gespielt. Dies hielt auch sein Amts- der Museumskataloge und vor allem aus den Beständen zu schweigen vom Porträt Bindo Altoviti! Und ebenso nachfolger Eberhard Hanfstaengl für denkbar.29 Am 20. Juni in den Zweiggalerien der Bayerischen Staatsgemälde­ deutlich erkennbar sind weitere Abgänge, die heute als 1950 gelang Böhler schließlich der Verkauf des Gemäldes sammlungen. Weitere holländische Geschäftspartner waren Verluste erkannt werden. von Monet zum Preis von 15.000 Mark und am 24. Novem- die eingeführten und ebenso am Kunstraub beteiligten ber 1950 wurde der Renoir für 50.000 Mark verkauft.30 Kunsthandlungen Hoogendijk und de Boer in Amsterdam. Bei der scheinbaren Profilierung des Bestandes an Zu den wichtigen Münchner Geschäftspartnern bei Das 19. Jahrhundert und die Moderne – Opfer für Thoma Malerei des 19. Jahrhunderts arbeitete Buchner erneut eng diesen Transaktionen zählte die 1880 gegründete Firma von mit Plietzsch zusammen, auch wenn jener kein Fachmann Julius Böhler.22 Hier konnte Buchner auf die guten Ver­ An neuerer Kunst, d. h. Kunst des 19. Jahrhunderts, gab für diese Epoche war. Er vermittelte aber den Kontakt zu bindungen seines Vorgängers im Amt, Friedrich Dornhöffer, Buchner 52 Werke ab, darunter die Hauptwerke ›La Pointe einem gewissen Jaques Vial in Paris, als es 1939 darum zurückgreifen, der bereits vor 1933 mit Julius Harry de La Hève‹ [Abb. 4] aus dem Jahr 1864 von Claude Monet ging, sieben Schlachtenbilder von Wilhelm von Kobell mit

128 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 129 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung baye­rischen Szenen, den sogenannten ›Berthier Zyklus‹, Gewinn- und Verlustrechnung angekauft, also nicht getauscht wurden. Diese Werke gin- für die Neue Pinakothek zu erwerben.31 Eine der Ansichten gen als sogenannte äußere Restitutionen in den ersten zeigt Braunau, den Geburtsort Hitlers. Im Antrag an das Buchners Neuordnung des Bestandes der Staatsgemälde­ Jahren nach 1945 zurück nach Frankreich, die Tschechos­ Ministerium schrieb Buchner, sie seien für den Ausbau der sammlungen führte also im Wesentlichen zur Abgabe von lowakei und die Niederlande oder wurden als innere Res­ Sammlungen von großer Wichtigkeit.32 Mit ministerieller Hauptwerken mit alter und bedeutender Provenienz (Raffael, titutionen direkt an deutsche beraubte Sammler wie bei- Genehmigung vom 4. September 1939 konnte Buchner das Dou, Monet, Renoir) und zum völlig überteuerten Erwerb spielsweise Otto Bernheimer oder Hugo Marx rückerstattet. Geschäft in die Wege leiten. Abgeben wollte er dafür eine von überschätzten Künstlern (Thoma) bzw. von falsch zu­ Die nach der Washingtoner Erklärung von 1998 an den Madonna aus der Schule des Lorenzo Credi, zwei Veduten geschriebenen Kunstwerken (Grünewald). Unter den An­ Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erneut erfolgte von Bernardo Belotto und ein Werk von Jan Brueghel. käufen im Zeitraum 1933 bis 1945 sind keine wegweisen- Überprüfung der Bestände führte bislang zu keinen weiteren Durch den Kriegsausbruch konnte dieser Tausch nicht voll- den, sammlungsgeschichtlich relevanten Erwerbungen Restitutionen von Werken aus diesen Tauschgeschäften, was ständig abgewickelt werden. Das bedeutete, dass Buchner zu verzeichnen. Eine inhaltliche Ausrichtung der Ankaufs- möglicherweise auch darin begründet ist, dass die Nach­ Abb. 5: Auguste Renoir, La Place Saint-Marc, 1881, zwar die Kobell-Serie erhalten, aber die Tausch-Bilder nicht politik unter Ernst Buchner im Stile der von den National­ lässe der Kunsthandlungen in vielen Fällen nicht erhalten Minneapolis Institute of Art vollständig an Vial in Paris liefern konnte. Hinter Vial ver- sozialisten bevorzugten Kunstrichtungen lässt sich inso- sind und mögliche Vorbesitzer nicht ermittelt werden können. birgt sich der Berliner Kunsthändler und Auk­ ­tionator Paul fern feststellen, als dass Buchner die Altdeutsche Malerei Weitere 29 Werke hatte Buchner für einen Gegenwert Graupe, der u. a. den Decknamen Vial verwendete und nach vor anderen Stilrichtungen bevorzugte und bedingt Neu­ von 282.000 Reichsmark verkauft. Die Tauschgeschäfte Kriegsende auf Durchführung des genehmigten Tausch­ ankäufe von regimekonformer zeitgenössischer Malerei und führten zur Abgabe von 112 Werken gegen 105 erhaltene geschäftes klagte.33 Erst 1952 gingen der Credi und die zwei Plastik tätigte, womit er dem Kunstgeschmack der Partei­ Werke mittels einer Zuzahlung von 5.700 Reichsmark. Heinrich Hoffmann (1885–1957). Für diese Tätigkeiten Belotto tatsächlich an Paul Graupe.34 Wiederum ergänzte führung folgte. Dem entspricht auch die überschaubare Die vorgestellten Tauschgeschäfte vermitteln den Ein- erhielt er eine hohe Pauschalentschädigung von der Buchner lediglich einen bereits zahlenmäßig und qualitativ Zahl seiner Publikationen zwischen 1933 und 1945 (vier druck eines Kunstwerke-Bazars, bei dem ein aus­erwählter Reichskanzlei.39 Im großen Prozess um die Fälschung von gut ausgebauten königlichen Sammlungsbestand. Er be- Aufsätze, Vorworte für drei Museumsführer, ein Ausstel- Kreis von Museumsdirektoren, Kunsthändlern und Vermitt- 48 Werken nach berühmten Spitzweg-Gemälden im gründete die Erwerbung damit, dass schon Tschudi Kobells lungskatalog, eine Bildmonografie), die sich auf altdeutsche lern mit den Sammlungsbeständen in den von Deutschland Jahr 1939 fungierte Buchner als Sachverständiger Zeuge Werk hochgeschätzt habe und stellte sich so erneut in die Maler wie Pencz, Dürer, Altdorfer, Schongauer, Fruehauf besetzen Ländern operierte. Ohne Furcht vor Raubkunst vor dem Landgericht Stuttgart zusammen mit Theodor Tradition seiner großen Vorgänger im Amt.35 und Strigel konzentrieren. und schon gar nicht von ethisch-moralischen Zweifeln be- Musper, damals Assistent an der Staatsgalerie Stuttgart, Insgesamt trennte sich Buchner von 52 Werken des Eine Nachkriegsbilanz bezifferte den Wert der von ihm gleitet, wurden die Kollektionen ›optimiert‹, wie man es Richard Jacobi, Leiter der physikalisch-chemischen 19. Jahrhunderts, die er an die Kunsthändler Brüschwiler,­ zwischen 1933 und 1945 erworbenen Kunstwerke auf damals wahrnahm. Kaum eine Sammlung blieb verschont Abteilung des Doerner Instituts, Kunsthändler Friedrich Almas, Lion und Sandor in München, Haberstock in insgesamt 1.888.588,40 Reichsmark, 93 Prozent davon und die Bewertung der Objekte erinnert an hochspeku­ Heinrich Zinckgraf (1878–1954)40 und Max Heiss, Referent Berlin, Franke in Leipzig und Dr. Luz in Berlin verkaufte. wurden für Alte Kunst aufgewendet und nur sieben lative Börsengeschäfte. Buchner war in diesem natural- für Kunsthandelsfragen der Reichskammer der bildenden An Hitler und seine Sammlung wurden Werke von Gustav Prozent für Werke von lebenden Künstlern.36 Die nach wirtschaftlichen Geschäft gleich­zeitig aktiver Kunde Künste mit Sitz in München.41 Schönleber, Hans Makart, Adam Ludwig Kunz, Heinrich 1945 zu restituierenden Werke wurden darin mit 333.200 und Lieferant. Selbst vor dem Modell des Ringtausches In seiner schon zitierten Nachkriegs-Aussage rühmte Heinlein, August Fink, Hans von Bartels und Josef Abel Reichsmark bewertet. Diese Summe steht für 30 restitu­ schreckte er nicht zurück. sich Buchner, als Gutachter wiederholt für Hitler tätig verkauft. Hier stellt sich Buchner erneut als Zulieferer ierte Werke, die nicht durch Tauschgeschäfte mit den gewesen zu sein, vor allem, wenn es um den Ankauf von für die in den Kunstraub der Nationalsozialisten aktiv ein- erwähnten Händlern erworben wurden, sondern oftmals Werken für das Linzer Museum ging.42 Tatsächlich hatte gebundenen Kunsthandlungen dar, die er mit Werken direkt aus jüdischem Besitz oder über den Kunsthandel Gutachten, Expertisen und der Fälscherskandal von 1939 die Reichskammer der bildenden Künste als Ankaufsstel- aus Staatsbesitz belieferte. le für Kulturgut mit Datum vom 2. Mai 1941 eine Liste Was die Neuausrichtung der Malerei des 19. Jahrhun- Als Gutachter erstellte Buchner zahlreiche Expertisen zur von benannten Sachverständigen verschickt.43 Demnach derts angeht, so lassen sich Buchners ästhetische Kriterien­ Malerei der Altdeutschen, aber auch zu Werken des 19. Jahr- waren von diesem Zeitpunkt an alle Anträge auf Veräuße- hier darauf zuspitzen, dass er die figürliche, konservative hunderts, vor allem zu Spitzweg. Diese Gutachten haben rung von Kulturgut aus jüdischem Besitz mit einem Gut­ Abb. 4: Claude Monet, La Pointe de La Hève, 1864, National Gallery, London Stilrichtung bevorzugte und entsprechend der ersten Hälfte sich in den Akten der Pinakotheken nicht erhalten, finden achten eines der benannten Fachreferenten bzw. Sachver- des 19. Jahrhunderts verhaftet blieb. sich aber in auswärtigen Museumsarchiven bzw. werden ständigen, das Wert bzw. Veräußerungspreis beinhaltete, Die zeitgenössische Kunst spielte keine wesentliche in Korrespondenzen mit Buchner erwähnt. Für den Kunst- zu versehen. Ernst Buchner war in dieser Liste als Sach- Rolle zu Amtszeiten Buchners. Neuankäufe tätigte er händler Carl W. Buemming in Darmstadt beispielsweise verständiger für die Bayerische Ostmarkt, Franken, ab 1933 bei den Künstlern selbst und im Kunsthandel. Er begutachtete Buchner Werke von Caspar David Friedrich, Mainfranken und München-Oberbayern benannt, ihm zur erwarb außerdem regelmäßig auf den Großen Münchner für den Kunstsalon Franke in Leipzig von Spitzweg, für die Seite gestellt waren Hans Buchheit, Direktor des Bayeri- Kunstausstellungen schlichte Skulpturen von Bernhard Wiener Kunsthandlung Hinterberger Werke der Altdeut- schen Nationalmuseums, Heinrich Kohlhaußen, Direktor und Hermann Bleeker, Toni Stadler, Ferdinand Filler und schen Malerei37 und aus der Sammlung Guttenberg Werke des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, und harmlose Landschaftsbilder von Josef Pilartz, Walter Rose, für das ›Führermuseum‹ in Linz.38 Rudolf Buttmann, Direktor der Bayerischen Staatsbiblio- Eugen Croissant und Alwin Stützer. Allerdings sind zwi- Bekannt sind außerdem Expertisen für den bayeri- thek. In dieser Funktion begutachtete Buchner unter ande- schen 1937 und 1945 gar keine Ankäufe zeitgenössischer schen Innenminister und Münchner Gauleiter Adolf Wagner rem die im Rahmen der Beschlagnahmung 1938/39 in Kunst verzeichnet. (1890–1944) und den Bildberichterstatter der NSDAP München »sichergestellten« Kunstsammlungen von knapp

130 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 131 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 70 jüdischen Sammlerinnen und Sammlern.44 An Gauleiter tag von Albrecht Altdorfer präsentierte Buchner im Mai den, dafür habe der Direktor Milliken gesorgt. In Cleveland Adolf Wagner übermittelte er Gemäldelisten, in denen 1938 die im Wesentlichen von ihm und Alfred Lischka hätten 23 000 Besucher und Im Art Institute in Chicago er eine Aufteilung der beschlagnahmten Kunstwerke vor- erarbeitete, 65 Gemälde, 70 Zeichnungen, 80 Kupferstiche, 55 958 Besucher die Ausstellung gesehen. Mit Datum vom schlug. Demnach sollte der hochwertigere Teil der Ge­ 37 Radierungen und 80 Holzschnitte umfassende Gedächt­ 27. März 1936 berichtete Holzinger über die Stationen mälde für staatliche Repräsentation und zum Schmuck nisausstellung.49 Außerdem zeigte die Ausstellung Kunst- Brooklyn und Boston: Brooklyn sei nicht New York und da- von Amtsräumen verwendet werden, die zweite Gruppe werke aus dem Umkreis Altdorfers aus Deutschland und her hätte es auch we­niger Berichterstattung in der Presse an Gemälden war für die Einreihung in die staatlichen Fili­ Österreich und beinhaltete insgesamt fast 800 Objekte. Die gegeben. Dennoch sei die Ausstellung von einem großen algalerien und Heimatmuseen vorgesehen.45 Dabei han­ eigentliche Ausstellungsaussage formulierte Buchner Besuchererfolg gekrönt. Das Museum habe jährlich knapp delte es sich um das rechtmäßige Eigentum von Personen, in der Katalogeinleitung und hier bezog er schriftlich und eine Million Besucher und gleiches sei für Boston zu ver- die zu diesem Zeitpunkt bereits in ›Schutzhaft‹ im Konzen­ sehr eindeutig parteikonform Position: die Ausstellung zeichnen.54 trationslager Dachau waren und / oder in Folge deportiert beweise die »innere Zusammengehörigkeit und kulturelle wurden. Für das Linzer Museum war Buchner seit 1943 Einheit der alten bajuwarischen Ostmark vom Lech bis als Mitglied der Kommission tätig, ebenso begutachtete er zur Leitha, deren Herzensstrom der Inn sei, an dem Brau- Nachteiliges Spezialistentum Bilder für Hitler selbst und empfahl ihm Erwerbungen, nau liege.«50 Dort heißt es weiter, dass die Ausstellung die an ihn herangetragen wurden.46 Weiter berichtete »ihre eigentlichen Weihen« durch den Anschluss Öster- In der Gesamtschau scheint gerade Buchners vermeint­ Buchner, dass er 1943 auch zur Bewertung der von Bruno reichs im März 1938 erfahren habe. 51 liches Fachwissen ihn zu einem willfährigen Partner im Lohse und Eberhard Göpel für Hitler aus der beschlag- Neben diesen Ausstellungen in München beteiligten sich Netzwerk der auf Raubkunst spezialisierten Händler und nahmten Sammlung Adolphe Schloss ausgewählten 262 die Staatsgemäldesammlungen vor allem dann mit Leih­ Käufer gemacht zu haben. Geltungssucht, mangelnde niederländischen Gemälde in den Keller des Führerbaus gaben an Ausstellungen anderer Museen, wenn sie natio- historische Distanz und Heroisierung einer, d. h. der deut- in München bestellt wurde.47 nalsozialistische Propagandaziele erfüllten. Vorreiter schen Kunstschule ließ ihn Hauptzierden der Sammlung So ist resümierend festzustellen, dass seine Gutach- war die von Alfred Hentzen und Niels von Holst im Rahmen Abb. 6: Hans Thoma, Hühnerfütterndes Mädchen, 1870, Neue Pinakothek verlieren, ohne dies jemals in der Rückschau kritisch zu ten in Parteikreisen stets gefragt waren. Er war in dieser der Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen 1936 zu- reflektieren. Mit dieser Profilierung schlug er einen für Funktion aktiv für die Partei und den organisierten Kunst­ sammengestellte, sehr erfolgreiche große Ausstellung mit die Pinakotheken verlustreichen Weg ein, dessen Lücken raub tätig und stellte die Rechtmäßigkeit seiner Aktivitäten älterer deutscher Kunst, die unter dem Titel ›Great Ger­ auch heute noch schmerzhaft sind. diesbezüglich nie in Zweifel. mans in Contemporary Portraits‹ in mehreren Museen die Details zur Ausstellung in einem Bericht vom 13. März Der Tenor von Buchners eingangs thematisierter Selbst- der USA zu sehen und für die die Staatsgemäldesamm­ 1937 von Alfred Hentzen aus dem Ministerium für Wissen- einschätzung entspricht dem der sowohl in der NS-Zeit lungen Leihgeber waren. 1937 folgte die Wanderausstel- schaft, Erziehung und Volksbildung, Berlin, in dem er über tätigen wie auch am Wiederaufbau der deutschen Museums­ Kunst und Propaganda für das ›Große Deutsche Reich‹ lung ›Deutsche Kunst vom 15. bis 19. Jahrhundert‹, die die Ausstellung und deren Erfolg in den USA referierte: landschaft beteiligten Museumsdirektoren, die sich als zu Propagandazwecken in den USA mit Stationen in Brook- Festzustellen seien ein großes Kunstinteresse der Ameri­ Opfer des nationalsozialistischen Regimes und als Wahrer Im Jahr 1934 wurden auf Anweisung der Parteiführung lyn, Chicago und Philadelphia gezeigt wurde, gefördert kaner in nahezu allen Schichten und gute Besucherzahlen und Hüter der Kunst verstanden. 55 Eine ganze Generation­ die Säle der Neuen Pinakothek für Verkaufsausstellungen von der Carl Schurz Memorial Foundation und dem Ober- in den Museen. Allerdings habe man nur geringe Kenntnis von Museumsdirektoren wähnte sich im Recht und unter- lebender Künstler geräumt. Man veranstaltete hier bis zur laender Trust in Philadelphia.52 Während die Carl Schurz deutscher Kunst in den USA, da, so Hentzen, kaum ent­ nahm nach 1945 keinerlei Anstrengungen, dieses mora­ Eröffnung des Hauses der Kunst 1937 die Großen Münch- Memorial Foundation für die Beförderung des deutsch- sprechend Werke dort vertreten seien. Beispielsweise sei lische Versagen durch eigene Reflektion zumindest zu be- ner Kunstausstellungen. Dies hatte eine Verlegung der amerikanischen Austausches und die Freundschaft beider das 19. Jahrhundert der deutschen Malerei völlig unbe- kennen. Sammlungsbestände zur Folge: Werke der Neuen Pinako- Länder steht und der Oberlaender Trust Reisen nach kannt. Auffällig und erfreulich sei die Aufgeschlossenheit Im Angesicht des Holocaust betonte Buchner, wie wenig thek wurden in die Neue Staatsgalerie am Königsplatz Deutschland sponserte, handelte es sich von deutscher der Amerikaner gegenüber fremden Kunststilen. »Zudem nationalsozialistisch und parteimäßig, sondern national verlagert, deren Gemäldebestand – die zeitgenössische Seite vor allem um eine Propaganda-Maßnahme des Deut- ebnet der starke Prozentsatz deutschen Blutes in Amerika und patriotisch er gehandelt habe. Dies führt wieder zu der Kunst – wiederum in den Obergeschoßräumen des Bib­ schen Reiches unter Vorsitz des Reichsministers für dem Verständnis den Weg …«53. Eine einzige Ausstellung eingangs zitierten Einschätzung der ame­rikanischen liotheksbaus des deutschen Museums präsentiert wurde, Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust. könne daher nicht die Vorherrschaft der italienischen und Militärregierung von 1945, nach der Buchner in jedem Ge- also außerhalb der traditionellen Kunstmuseen. Buchners Mitarbeiter Ernst Holzinger (1901–1972) fun­ französischen Kunst durchbrechen und der deutschen spräch über deutsche Malerei seinen Glauben an ein gro- Das nicht sehr umfangreiche Ausstellungsprogramm gierte als Ausstellungsleiter in den USA. Buchner selbst Kunst den Weg ebnen. Man rechnete mit 300 000 Besuchern ßes Deutschland im Sinne des nationalsozialistischen­ Regi- der Pinakotheken galt in diesem Zeitraum der Alten Kunst koordinierte von München aus die Leihgaben aus Bam- insgesamt. Sie solle gleichzeitig den Deutschen in Amerika mes offenbart habe. Die Korrespondenz zwischen Will und fand ebenfalls in der Neuen Staatsgalerie statt. Im berg, Darmstadt, Schleißheim und Karlsruhe. Gezeigt wur- den Rücken stärken, die momentan durch antideutsche Grohmann und Douglas Cooper aus dem Jahr 1953 anläss- Mai 1935 zeigte Buchner eine von ihm konzipierte Ausstel- den Werke des 15. bis 19. Jahrhunderts aus staatlichem Pressepropaganda sehr verunsichert wären. Die Ausstel- lich der Wiederberufung Buchners spricht eine noch deut­ lung über die Anfänge der Münchner Tafelmalerei mit 33 und städtischem deutschen Museumsbesitz. Die Staatsge- lung konnte in New York nicht im Metropolitan Museum lichere Sprache. Danach habe Buchner jedem, der sich ge- Tafeln von den Meistern der Augustiner Kreuzigung und mäldesammlungen verliehen knapp 30 Werke von Künstlern gezeigt werden, da die Trustees deutschfeindlich seien und gen Hitler stellte, den Schädel einschlagen wollen.56 der Pollinger Tafeln, Gabriel Mäleskirchner und anderen.48 wie Pacher, Strigel, Spitzweg, Koch, Marées, Kobell und dagegen gestimmt hätten. Stattdessen wurde die Ausstel-

Im Oktober 1936 fand die Jubiläumsausstellung zur Hun­ Flegel, die im September 1936 per Dampfer von Bremer­ lung dann im Brooklyn Museum gezeigt. Es sei auch nicht 1 Der Beitrag war vorgesehen für den Band ›Kunstexperten im NS‹ dertjahrfeier der Alten Pinakothek statt. Zum 400. Todes­ haven nach Amerika verschifft wurden. Überliefert sind der Eindruck nationalsozialistischer Propaganda entstan- (= Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle Magdeburg, Bd. 12,

132 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 133 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung bearb. v. Andrea Baresel-Brand, hg. v. der Koordinierungsstelle Magdeburg), seien, das bereits fertig gestellte und vorhandene Material einer anderen­ Warum es wichtig ist, die Biographien der Kunstsachverständigen im Leihgabe des Bundes mit Gutachten von Buchner, heute im Bundesarchiv in das Buch­projekt wurde im Dezember 2015 vom DZK abgesagt und der vor­ Persönlichkeit, die auf Vorschlag der Museumsdirektorenkonferenz oder an- Dritten Reich zu verstehen. In: Die Politische Ökonomie des Holocausts. Koblenz, BArch, B323/102, LF II/10/38. gesehene Beitrag für diesen Jahresbericht modifiziert und aktualisiert. derer entsprechender Fachleute vom Staatsministerium benannt würde, zu Zur wirtschaftlichen Logik von Verfolgung und ›Wiedergutmachung‹. 39 Siehe hierzu ausführlich Perena Sàez 2005, wie Anm. 2, S. 150. 2 Erste Publikation zu Buchners erster und zweiter Amtszeit: Theodor übergeben. Die Rechercheergebnisse wie auch sein Archiv inklusive Biblio- München 2001, S. 248. 40 Zu Zinckgraf siehe: Christopher Kopper, ›Neue Widersprüche im Müller, Ernst Buchner 1892–1962, in: Jahrbuch der Bayerischen Akademie thek verkaufte Buchner allerdings, und die Bayerischen Staatsgemälde­ 21 Bayerische Staatsgemäldesammlungen Altregistratur, Gemäldetausch Leben einer widersprüchlichen Persönlichkeit‹. In: Deutsches Historisches der Wissenschaften 1962, S. 1–5. Kritische Bemerkungen erlaubte sich sammlungen haben keinen Nachlass von ihm. Heute befindet sich die Foto- mit der Kunsthandlung Plietzsch, 23/1. Institut Moskau, Bulletin No 2/2008, S. 34 f. 1956 Susanne Carwin in den Frankfurter Heften: Unter der Sonne des sammlung zu Teilen in der Fotothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte 22 Das Archiv der Kunsthandlung verwahren heute das Bayerische 41 Die Anklageschrift befindet sich im Zentralarchiv der Staatlichen Artikels 131, Frankfurter Hefte 11/56, S. 798–797. Grundlegende Beiträge in München. Wirtschaftsarchiv München, das Getty Research Center, The John and Mable Museen zu Berlin, SMB/ZA I/NG 512. Weitere Gutachten und Dokumenten- zu Buchner erschienen erst seit 1994: Martin Schawe, Die Bayerischen 9 Zum Vergleich: Kathrin Iselt, Voss’ Geschäft mit der ›Entarteten Kunst‹, Ringling Museum of Art Library und in Teilen auch das Zentralinstitut sammlung zum Prozess siehe Archiv Doerner Institut München, RDI 43, Staatsgemäldesammlungen im Zweiten Weltkrieg, in: Jahresbericht­ der Bayeri- in: Kathrin Iselt: Sonderbeauftragter des Führers. Der Kunsthistoriker und für Kunstgeschichte in München. Im Wirtschaftsarchiv ist die umfang­ freundlicher Hinweis von Andreas Burmester. schen Staatsgemäldesammlungen 1994, S. 9–27; Jonathan Petropolous, Museumsmann Hermann Voss (1884–1969). Köln 2010, S. 87 ff. reiche Korrespondenz zwischen Böhler und Buchner zu den Tauschüber­ ­ 42 Ernst Buchner, In eigener Sache. O. S. S. Art Looting Investigation The Faustian Bargain, Oxford 2000, S. 16–51. Ausführlichste Beurteilung 10 Siehe hierzu die Akten der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, legungen dokumentiert. Weitere Literatur: Sophie Katharina Oeckl, Unit, Detailed Investigation Report Nr. 2, Juli 1945, National Archives and bisher: Helena Perena Sáez, Ernst Buchner. Eine Annäherung, in: Nikola Altregistratur 23/1, Gemäldetausch 1938–1940. Die Zusammenarbeit der Kunsthandlungen Julius Böhler München und Records Administration, National Archives, Washington. Doll, Christian Fuhrmeister, Michael H. Sprenger (Hrsg.) Kunstgeschichte 11 Rechtfertigungsschreiben Buchners zu seinen Tauschgeschäften, Karl Haberstock Berlin: Eine Analyse gemeinsam gehandelter Gemälde 43 Rundschreiben der Reichskammer der Bildenden Künste vom 20.8.1941, im Nationalsozialismus. Beiträge zu einer Wissenschaft zwischen 1930 undatiert, nach 1945, Personalakte Ernst Buchner, Bayerische Staats­ zwischen 1936 und 1945, Master Thesis, LMU München 2015. Franziska siehe www.footnote.com, Ardelia Hall Collection, Administrative und 1950, S. 139–159, Weimar 2005; Günther Haase, Kunstraub und Kunst- gemäldesammlungen, Altregistratur, 3/1a. Eschenbach hat 2016 ihre Masterarbeit zu den Geschäftsbeziehungen der Records, Restitution Claim records, Jewish Claims, Aucherbach-Jordan, schutz, Bd. 1, Norderstedt 2008, S. 143; Martin Schawe, 1947 – Die Baye­ 12 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MK 44778, Ernst Buchner: Über Kunsthandlung Böhler mit den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen S. 66–75. Freundlicher Hinweis von Horst Keßler. rischen Staatsgemäldesamm­lungen, in: Iris Lauterbach (Hrsg.), Kunst­ meine Erwerbungstätigkeit, 1.3.1953. an der LMU München geschrieben. 44 Jan Schleusener, Raub von Kulturgut. Der Zugriff des NS-Staats geschichte in München 1947. Institutionen und Personen im Wiederaufbau, 13 Zu der um 1916 gegründeten Kunsthandlung Brüschwiler siehe 23 Böhler an Buchner, 28.7.1936. Bayerisches Wirtschaftsarchiv München, auf jüdischen Kunstbesitz in München und seine Nachgeschichte. Berlin / München 2009, S. 190–204; Theresa Sepp, Kunst als Selbstvergewisserung: BWA, K1 / XV A 10c, Akt 89, Fall 40. Zitiert nach: http://www.badv.bund.de/ F43/347. München 2016, S. 126 ff. die Staatssammlungen in München und Dresden in den 1950er-Jahren, DE/OffeneVermoegensfragen/Provenienzrecherche/Provenienzen/ 24 Bayerisches Hauptstaatsarchiv, MK 41272, Buchner an Ministerium, 45 Buchner an Wagner, 3.3.1942, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, 2015; Verwiesen sei hier außerdem auf das aktuelle Dissertati- Daten/47000_47999/47705.html, besucht am 17.12.2016. 11.7.1936. Altregistratur, Akt 7/2a entartete Kunst, Archiv Nr. 32, Nr.330. onsvorhaben von Theresa Sepp »Ernst Buchner, Generaldirektor der Baye- 14 Zu Wendland (1880–1950/60) siehe: Detailed Interrogation Report, 25 Haberstock an Regierungsdirektor Keim, 6.12.1949, Haberstock-Archiv, 46 Genaue Aufarbeitung dieser Inhalte bei Perena Saez 2005, wie Anm. 2, rischen Staatsgemäldesammlungen 1933–1945 und 1953–1957« (AT), LMU 18.9.1946, Art Looting Investigation Unit, Washington, file 20. – Balz Theus: HA/VI/149–157. S. 150–151 und Petropoulos 2000, wie Anm. 2, S. 39. München, betreut von Prof. Dr. Christine Tauber. La saga d’un tableau volé in: L’Hebdo; 1996–12–19. http://www.hebdo.ch/ 26 Das Werk vom Thoma hatten Haberstock und Böhler im September 47 Zur Sammlung Schloss siehe: http://www.diplomatie.gouv.fr/fr/sites/ 3 Zitiert nach O. S. S. Art Looting Investigation Unit, Detailed Investigation­ la_saga_dun_tableau_voleacute_33033_.html besucht am 1.1.2012; 1938 zusammen mit 24 anderen Werken für einen Gesamtwert von 70.000 archives_diplo/schloss/sommaire_ang.html und http://www.zikg.eu/ Report Nr.2, Juli 1945, Theodore Rousseau, Jr. Lt. Comdr., USNR, VI: Con­ Thomas Buomberger, Hans Wendland: Der ›König‹ des Kunstmarkts. RM in Wien von Graf Seilern erworben. Antoine Seilern verließ Wien un­ projekte/projekte-zi/fuehrerbau-diebstahl, besucht am 17.12.2016; Marie clusion and Recommendation, S. 10, National Archives and Records Admi­ In: ders.: Raubkunst – Kunstraub. Die Schweiz und der Handel mit gestoh­ mittelbar nach dem ›Anschluss‹ Österreichs, verkaufte die geerbte Samm- Hamon-Jugnet, Collection Schloss: oeuvres spoliées pendant la deuxième nistration, National Archives, Washington. Buchner wurde von den Ameri- lenen Kulturgütern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. S. 69–72. lung und emigrierte nach England, siehe u. a. Anthony Blunt, Antoine Seilern: guerre mondiale non restituées, 1943–1998. France. Ministère des affaires kanern nach Kriegsende im Juli 1945 in Alt Aussee befragt. Am 1.7.1945 15 Wendland an Buchner, ohne Datum, Paris, Hotel Plaza-Athénée Connoisseur in the Grand Tradition, in Apollo, Januar 1979, S. 10–23. étrangères.Direction des Archives et de la Documentation. Paris 1998; verfasste er eine Rechtfertigung mit dem Titel »In eigener Sache«, die darin Bayerische Staatsgemäldesammlungen Altregistratur 10/5, Verschiedene 27 Bestätigung von Böhler vom 13.6.1947, dass Böhler und Haberstock Löhr, Hanns Christian, Das Braune Haus der Kunst. Hitler und der ›Sonder- enthalten ist. Alte Schriftwechsel, Archiv Nr.228. die Werke von Renoir und Monet gemeinsam besitzen, der halbe Anteil auftrag Linz‹. Visionen, Verbrechen, Verluste, Berlin 2005, S. 61, 87, 142, 170. 4 »It is recommended that Buchner be kept under house arrest at the 16 Wendland an Buchner, 15.1.1939, Paris, Bayerische Staatsgemälde­ betrage 2.000 bzw. 1.000 RM und sie befinden sich in den der Firma von 48 Ausst Kat. Die Anfänge der Münchner Tafelmalerei (München Neue disposition of the Monuments, Fine Arts and Archives Authorities. Third U. S. sammlungen, Altregistratur, 10/5, Verschiedene Alte Schriftwechsel, Archiv Böhler München. Haberstock Archiv Augsburg, VI / 40. Staatsgalerie). München 1935 Army, for consultation and that he be placed on the list of those officials Nr.228. Im gleichen Schreiben bot Wendland zwei Werke von Striegel aus 28 Haberstock an Regierungsdirektor Keim, 6.12.1949, Haberstock-Archiv, 49 Ausst. Kat. Albrecht Altdorfer und sein Kreis. Gedächtnisausstellung who are to be prohibited permanently from holding any position in a newly der Sammlung von Maurice Kann bzw. den Erben nach Kann für 3.000 Pfund HA/VI/149-157. Julius Böhler an Karl Haberstock, 12.10.1949, 26.10.1949, zum 400. Todesjahr Altdorfers, (München, Neue Pinakothek), München 1938. constituted German fine arts administration.«, zitiert nach Anm. 3. an. Buchner lehnte den Tausch in Kombination mit dem Berliner Fouquet 23.11.1949, Haberstock-Archiv, HA/VI/153-156 50 Vorwort Ernst Buchner in Albrecht Altdorfer und sein Kreis. Ausst. Kat 5 Buchner an Haberstock, 18.7.1948, Haberstock Archiv, Augsburg, HA / LI. ab, und daher schlug Wendland neue Kombinationsmöglichkeiten vor: Für 29 Eberhard Hanfstaengl an Hans Eckstein, 5.5.1947, Bayerische Staats­ Spruchkammerakte Buchner: Staatsarchiv München, SPKA K 218: Buchner, die Abgabe von Jan Heys Bildnis des Kardinals von Bourbon und das Bildnis gemäldesammlungen, Altregistratur, 7/2a. München 1938, S.III / IV. Ernst und Bayerisches Hauptstaatsarchiv MK 44778. des Feldmarschalls von Turenne (Inv.Nr. 3249) sowie zwei weitere Damen­ 30 Das Bild ›Markusplatz‹ von Renoir ging an Sam Salz, Inc., New York und 51 »Die Aufrichtung des geeinten Reiches gibt ihr die Wehe.« Vorwort Ernst 6 Zu Hanfstaengl siehe Jörn Grabowski, Eberhard Hanfstaengl als Direktor porträts im Wert von insgesamt 42.000 Pfund wolle er versuchen, den Tausch befindet sich seit 1951 im Minneapolis Institute of Art, Minnesota. Monets Buchner in Albrecht Altdorfer und sein Kreis. Ausst. Kat München 1938, S.IV. der Nationalgalerie, in: Der deutschen Kunst. Nationalgalerie und nationale zu arrangieren. ›Felsen von Sainte Adresse‹ wurden an Wildenstein verkauft und befinden 52 National Carl Schurz Association Records, siehe http://hsp.org/sites/de- Identität 1876–1998 (hg. v. Claudia Rückert u. Sven Kuhrau), Amsterdam 17 ehemals Inv.Nr.536, heute National Gallery of Art, Washington; ehe- sich seit 1996 in der National Gallery in London. fault/files/legacy_files/migrated/findingaidmss167ncsa.pdf besucht 1998, S. 97–111; Kunstgeschichte in München 1947: Institutionen­ und Per­ mals Inv.Nr.585, heute Boijmans Museum Rotterdam; ehemals Inv.Nr.2114, 31 Vial ist identisch mit Paul Graupe, siehe Patrick Golenia, Paul Graupe. am 17.12.2016 und Bernhard Maaz: Hans Holbein d. J., Die Madonnen des sonen im Wiederaufbau / hg. von Iris Lauterbach. – München: Zentralinstitut heute Rockoxhuis Antwerpen. Starauktionator, Devisenbeschaffer, Verfolgter, in: Ausstellungskat. Bürgermeisters Jacob Meyer zum Hasen in Dresden und Darmstadt, Wahr- für Kunstgeschichte, 2010, darin die Beiträge von Netta und Burmester. – 18 Personalakte Ernst Buchner, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933–1945, Berlin 2011, 47–52. nehmung, Wahrheitsfindung und -verunklärung, Künzelsau 2014, S. 48–52. Anne Bechstedt, Anja Deutsch u. Daniela Stöppel, Der Verlag F. Bruckmann Altregistratur, 3/1a. 32 Antrag vom 28.7.1939, Bayerische Staatsgemäldesammlungen Alt­ 53 Bericht Adolf Hentzen, Bayerische Staatsgemäldesammlungen Alt­ im ›Dritten Reich‹, in: Kunstgeschichte im ›Dritten Reich‹. Theorien, Metho- 19 Zu Plietzsch (1886–1961) siehe Plietzsch, Eduard, »… heiter ist die registratur, 31/1, Bildakt 10665. registratur 32/1, Ausstellungen 1937 (Teil I.). den, Praktiken, hg. v. Ruth Heftrig, Olaf Peters u. Barbara Schellewald, Berlin Kunst.« Erlebnisse mit Künstlern und Kennern. Gütersloh: C. Bertels- 33 Patrick Golenia, Kristina Kratz-Kessemeier, Isabelle Le Masne de 54 Bericht Ernst Holtzinger, Bayerische Staatsgemäldesammlungen 2008 (= Schriften zur modernen Kunsthisto­riographie, Bd. 1), S. 280–311, S. mann, 1955; Günther Haase, Kunstraub und Kunstschutz: Eine Dokumen­ Chermont, Paul Graupe (1881–1953). Ein Berliner Kunsthändler zwischen Altregistratur 32/1, Ausstellungen 1937 (Teil I.). 302–306; Andrea Bambi, Eberhard Hanfstaengl und seine Amtszeit an den tation. Hildesheim: Georg Olms, 1991 S. 184–188; Nancy Yeide, Beyond Republik, Nationalsozialismus und Exil, Köln, Wien, Weimar 2016. 55 Ernst Buchner, ›In eigener Sache‹, 1.7.1945, zitiert nach O. S. S. Art Bayerischen Staatsgemäldesamm­lungen von 1945 bis 1953, in: »So fing man the Dreams of Avarice: The Hermann Goering Collection. Dallas, 2009, 34 Bayerische Staatsgemäldesammlungen Altregistratur, 23/1, Nr. 633, Looting Investigation Unit, Detailed Investigation Report Nr.2, Juli 1945, einfach an, ohne viele Worte«, Ausstellungswesen und Sammlungspolitik S. 13; Laura Meier-Ewert, Eduard Plietzsch. Dem Zeitgeist stets zu Diens- Paul Graupe National Archives and Records Administration, National Archives, Washington.­ in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, hg. v. Julia Friedrich u. ten, in: Ausstellungskat. Gute Geschäfte. Kunsthandel in Berlin 1933–1945, 35 Wie Anm. 32. Vergleichbare Karrieren sind die von Ernst Holzinger am Frankfurter Städel Andreas Prinzing, Köln 2013, S. 157–165. Berlin 2011, S. 87–92. 36 Bayerische Staatsgemäldesammlungen Altregistratur, 21/2, oder Hermann Voss in Dresden und Wiesbaden. Siehe Iselt 2010, wie Anm. 9 7 Personalakte Ernst Buchner, Bayerische Staatsgemäldesammlungen,­ 20 Sonderbeauftragter für die Sicherung der Kunstschätze in den be­ Gemäldetausch, Archiv Nr. 644 und Personalakte Ernst Buchner, wie Anm. 7. und Uwe Fleckner, Max Hollein (Hrsg.), Museum im Widerspruch. Das Städel Altregistratur, 3/1a. setzten niederländischen Gebieten war Kajetan (Kai) Mühlmann, der bzw. 37 Bayerische Staatsgemäldesammlungen Altregistratur, 10/5, Verschiedene und der Nationalsozialismus (= Schriften der Forschungsstelle ›Entartete 8 Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Altregistratur, 13/4, dessen Dienststelle (›Dienststelle Mühlmann‹) eine Vielzahl von Kunst­ Alte Schriftwechsel, Archiv Nr. 228. Kunst‹. Band 6). Berlin 2011. Prof. Dr. Ernst Buchner. In dem mit gut 10.000 Mark honorierten Vertrag zur gegenständen erwarb und auch die bedeutende Sammlung Mannheimer 38 Siehe die Provenienz zu dem Werk von Brueghel ›Der Kindermord 56 Will Grohmann an Douglas Cooper, 1953, Kunstarchiv Staatsgalerie Publikation war festgelegt, dass im Todesfall Buchners Erben verpflichtet aus der Konkursmasse ankaufte, siehe: Petropoulos, Jonathan, Kunstraub. zu Bethlehem‹, 1627 in der Georg August Universität von Göttingen als Stuttgart, Signatur AWO 590 Mayor Gallery.

134 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 135 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung ›Wiedergutmachung‹ für deutsche Museen? Worten keine Taten folgen ließ, organisierte Joseph Goebbels, der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Die Beschlagnahmen ›entarteter‹ Kunst in den Bayerischen die Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst und die im Juli 1937 Staatsgemäldesammlungen 1937/38 und deren Entschädigung in München beginnende Wanderausstellung ›Entartete Kunst‹.12 Goebbels’ Aneignung des Zuständigkeits­bereichs Johanna Poltermann von Rust ist symptomatisch für das anhaltend gespannte Rivalitätsverhältnis der Reichsministerien, welches auch für die Entschädigung der Museen eine Rolle spielen sollte. Oberste Ziele der NS-Kulturpolitik waren die Stigmatisierung »Keines dieser Bilder würde ich gekauft haben, auch wenn Kompensationen analysiert wird. Basis der vorliegenden der modernen Kunstformen, deren Tilgung aus der öf­ sie noch so billig zu haben gewesen wären.«1 Mit diesen Untersuchung sind Akten in den Bayerischen Staatsgemälde­ fentlichen Wahrnehmung und gleichzeitig die Propagierung vernichtenden Worten charakterisierte der Frankfurter sammlungen, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem ›wahrer deutscher Kunst‹, ebenfalls mithilfe propagandis­ Städel-Direktor Alfred Wolters vier Gemälde des 19. Jahr- Bundesarchiv Berlin sowie dem Zentralarchiv der Staatlichen tischer Ausstellungen wie beispielsweise der ›Großen Deut- hunderts, die als Sendung des Reichsministeriums für Wis- Museen zu Berlin. Um die geleistete Entschädigung in Re­ schen Kunstausstellung‹. Dies geschah jedoch ohne Strin- senschaft, Erziehung und Volksbildung im Frühjahr 1942 lation zu den Verlusten setzen zu können, wird zunächst ein genz und ohne durchgängige Systematik. Doch nicht nur den ›Ersatz‹ für die beschlagnahmten Werke ›entarteter‹ Blick auf die Geschichte der Münchner Sammlung sowie die die Kunst und deren Künstler standen im Fokus der ›Säube- Kunst darstellten. Die Überweisung älterer Kunstwerke kulturpolitischen Verhältnisse vor und nach 1937 geworfen. rungsaktion‹, auch zahlreiche der Moderne zugewandte Abb. 1: , Herbstmeer IX, 1910, Sprengel Museum Hannover an von der Beschlagnahme betroffene Museen war kein Museumsdirektoren und Kunstprofessoren wurden entlas- Einzelfall.2 Insgesamt 11 Museen erhielten 1942 sowohl sen oder zwangsversetzt.13 An den Bayerischen Staats­ diese Form der materiellen Entschädigung3 als auch zu- Die nationalsozialistische Kunst- und gemäldesammlungen fand 1933 ebenfalls ein Wechsel des sätzlich eine finanzielle Zuweisung.4 Ein kurzer Vergleich Kulturpolitik und ihr Einfluss auf die Bayerischen Generaldirektors statt, der allerdings auf die Pensionierung stellungstätigkeit dennoch vordringlich der Münchner Malerei der Zahlen genügt, um das Missverhältnis von Beschlagnah- Staatsgemäldesammlungen von 1933 bis 1937 Friedrich Dörnhöffers zurückzuführen ist und nicht auf verschrieben. Das daher eher als ›gemäßigt modern‹ zu me und Kompensation offensichtlich werden zu lassen: die politische Gesinnung seines Nachfolgers.14 Ernst Buchner bezeichnende Sammlungsprofil und das museums­politisch In der Aktion ›Entartete Kunst‹ konfiszierten die National­ Bereits kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozia- ging allerdings konform mit den kulturpolitischen Zielen angepasste Verhalten des neuen Generaldirektors Buchner sozialisten 1937 und 1938 mehr als 21 000 Kunstwerke listen wurde mit der Errichtung des Reichsministeriums des NS-Regimes: Es war ihm ein besonderes Anliegen, die führten folglich dazu, dass die Neue Staatsgalerie bis 1937 aus 101 Museen.5 Der sich an diese Aktion anschließende für Volksaufklärung und Propaganda der Grundstein für die ältere deutsche Kunst zu fördern.15 Der Aufbau der Samm- unbehelligt fortbestehen konnte. Im Gegensatz zu den an­ Handel mit ›entarteter‹ Kunst, die sogenannte Verwertung, strategische Überwachung und Verfemung der modernen lung moderner Kunst war dagegen fast ausschließlich das deren genannten Sammlungen gab es in München keinerlei wurde durch das ›Gesetz über Einziehung von Erzeugnis- Kunst gelegt. Obwohl die ›Gleichschaltung‹ des gesamten Verdienst seiner Vorgänger Dörnhöffer und Hugo von nationalsozialistische Angriffe auf den Direktor, dessen sen ent­arteter Kunst‹ ermöglicht, welches am 31. Mai 1938 kulturellen Lebens vehement von der Reichskammer der Tschudi.16 In diesem Zusammenhang sollte jedoch auch Ausstellungstätigkeit oder den Museumsbestand.20 Trotz erlassen wurde. Am Ende der ›Verwertung‹ stand schließ- bildenden Künste vorangetrieben wurde, kam es nie zur Aus- der Konservator Heinz Braune erwähnt werden, der sich Buchners NS-konformer Museumsprofilentwicklung muss lich besagte Entschädigung der Museen, die bisher von der bildung eines genuin nationalsozialistischen Kunststils nach Tschudis Tod intensiv darum bemühte, dass bisheri- seine Einstellung zu zeitgenössischer Kunst dennoch als Forschung nur marginal beachtet wurde.6 Mit Blick auf die und auch nicht zu einer eindeutigen Definition von ›entarte- ge Schenkungen impressionistischer und postimpressionis­ ambivalent bezeichnet werden. Einerseits offenbarte seine Münchner Kompensation und allgemeine Aufarbeitung der ter‹ Kunst. Der Begriff wurde zur Verfemung für jegliche tischer Werke an Tschudi offiziell von den Bayerischen Erwerbs- und Ausstellungstätigkeit kein ausgeprägtes Institutionsgeschichte der Bayerischen Staatsgemälde­ avantgardistische Kunst verwendet – vom Expressionismus, Staatsgemäldesammlungen angenommen wurden.17 Die Interesse an moderner Kunst.21 Andererseits verhinderte sammlungen hat Dagmar Lott-Reschke mit einem Aufsatz Dadaismus, Surrealismus und Kubismus bis hin zur Neuen so bezeichnete Tschudi-Spende stellte den Beginn der Buchner erfolgreich Verkäufe aus der ›Tschudi-Spende‹ 1987 und später mit ihrer unpublizierten Magisterarbeit Sachlichkeit.9 Die Diffamierung der Klassischen Moderne modernen Sammlung in München dar. Dörnhöffer veran- und stand auch den Beschlagnahmen ›entarteter‹ Kunst wertvolle Pionierarbeit geleistet.7 Dennoch ist die Thematik hat ihre Wurzeln jedoch bereits in den nationalistischen Ten- lasste 1919 die Unterbringung der Sammlung moderner kritisch gegenüber. der Entschädigung nicht nur für München wenig bekannt, denzen der Kaiserzeit und Weimarer Republik. Ab 1933 Kunst, der sogenannten Neuen Staatsgalerie, in einem ei­ da bisher die Verluste der Museen, die Schicksale der ver- starteten die Nationalsozialisten schließlich gezielte Kam- genen Ausstellungsgebäude am Königsplatz. Auch die femten Künstler und ihrer Werke sowie die Rekonstruktion pagnen, beispielsweise in Form von zahlreichen propagan- Schaffung der provisorischen ›Abteilung der Lebenden‹ im Die Beschlagnahmen ›entarteter‹ Kunst 1937 und 1938 nationalsozialistischer Kunst- und Kulturpolitik im Zentrum distischen ›Schandausstellungen‹. Gerade in der Anfangs- Jahr 1932 geht auf ihn zurück. Bei den dort versammelten des Forschungsinteresses standen. 8 Dieser Aufsatz widmet phase des Nationalsozialismus war die ablehnende Haltung Werken von Max Beckmann, Ernst Barlach, , Die von Adolf Ziegler, dem Präsidenten der Reichskammer sich daher den sogenannten Entschädigungsleistungen des zu jeglicher Moderne, vor allem zum Expressionismus, noch Emil Nolde, August Macke und auch handelte der bildenden Künste, angeführte Kommission beschlag- ›Dritten Reiches‹ und untersucht gezielt, welchen Stand- nicht klar formuliert.10 Durch die Kulturrede Hitlers 1934 und es sich um bedeutende Beispiele zeitgenössischer Kunst, nahmte in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in punkt die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen während spätestens mit der 1936 erfolgten Ankündigung von Bernhard jedoch war die Sammlung zu keinem Zeitpunkt vergleichbar Abwesenheit Buchners insgesamt 14 Gemälde und eine des Zweiten Weltkriegs und in der Folge dazu einnahmen. Rust, dem für die Museen zuständigen Reichsminister für mit den führenden modernen Galerien in Berlin, Essen, Plastik, darunter Emil Noldes ›Herbstmeer IX‹ (Abb. 1), Mit Kriegsende war dieser Sachverhalt alles andere als Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, dass Museums- Mannheim oder Halle.18 Zwar muss man Dörnhöffer Auf­ Franz Marcs ›Rote Rehe II‹ (Abb. 2) und Georg Schrimpfs abgeschlossen, weswegen in einem weiteren Schritt die bestände ›gesäubert‹ werden müssten, war die weitere Stoß- geschlossenheit gegenüber der zeitgenössischen Kunst Gemälde ›Auf dem Balkon‹ (Abb. 3).22 Grundlage dieser bundesdeutsche Nachkriegsdebatte zur Frage möglicher richtung der Kunstpolitik vorgegeben.11 Da Rust seinen attestieren19, letztlich blieben seine Ankaufspolitik und Aus- Beschlagnahme war eine von Goebbels unterschriebene

136 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 137 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Vollmacht Hitlers vom 30. Juni 1937. Nach Buchners Auffas- Feuchtmayr und Karl Busch angeblich einige Gemälde und te Welle bezog sich vor allem auf heute unbekannte Münch- sung sollte die erste Beschlagnahme am 9. Juli 1937 ver- Plastiken in den Staatsgemäldesammlungen oder drapierten ner Künstler wie Max Dunken, Hans Reinhold Lichtenberger meintlich nur der Bestückung der Ausstellung ›Entartete sie raffiniert, um sie vor der Konfiszierung zu schützen. 29 oder Carl Schwalbach. Auch diese Werke wurden bis auf Kunst‹ dienen.23 Der Wortlaut des Goebbels-Erlasses, Wie es in der Forschung früher hieß, blieb auf diese Weise zehn bereits vor Buchners Amtszeit erworben.38 Unabhängig demnach »Werke der Verfallskunst […] zum Zwecke einer bei der zweiten Beschlagnahme Oskar Kokoschkas Gemälde von der Bewertung des Erwerbszeitpunktes und der Qualität Ausstellung sichergestellt«24 werden sollten, versprach ›Venedig‹ von der Konfiszierung verschont.30 Tatsächlich der beschlagnahmten Werke muss jedoch klar betont wer- jedoch falsche Sicherheit. Die Endgültigkeit respektive Un- aber war das Gemälde gar nicht in München, da es sich seit den, dass die Hauptsammlung zeitgenössischer Kunst in umkehrbarkeit der Aktion schien zu diesem Zeitpunkt Mai 1937 als Leihgabe für die große Kokoschka-Retrospektive den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf Betreiben tatsächlich vielen Museumsdirektoren nicht bewusst, was im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien der Nationalsozialisten fast vollständig verschwand. sich in der ausdauernden Korrespondenz mit dem Minis­ befand.31 Eine ›Rettung‹ fand in diesem Fall folglich nicht terium rund um Versicherungsfragen der Werke wider­ statt. Das erhaltene Beschlagnahmeprotokoll, erstellt vom spiegelt.25 Nach der Teilnahme an der von Bernhard Rust diesmal anwesenden Direktor Buchner, bestätigt einer- Die ›Verwertung‹ ›entarteter‹ Kunst einberufenen Museumsleiterkonferenz für Preußen im seits, dass dieser noch immer von einer Ausleihe seiner Reichserziehungsministerium am 2. August 1937 erwog Bilder und also von ihrer Rückgabe auszugehen schien, Im Anschluss an die Beschlagnahme wurden alle Werke nach man auch im Bayerischen Staatsministerium für Unter- da er wiederholt eine Versicherung der Werke einforderte.32 Berlin transportiert und dort zunächst in einem Getreide­ richt und Kultus, die für Preußen skizzierten ›Aussonderungs­ Es verdeutlicht aber auch Buchners Unmut über die Be- speicher deponiert, welchen Hitler im Januar 1938 besichtig- maßnahmen‹ für alle bayerischen Museen eigenaktiv um­ schlagnahmen und die subjektive Willkür, mit welcher diese te, wobei er die ausnahmslose Enteignung der Kunstwerke zusetzen.26 Diesen Maßnahmen Rusts’ kam jedoch wiederum abliefen: »Ich habe mich lange bemüht, die Gesichtspunkte, beschloss.39 Die unveröffentlichten Erläuterungen zum ein- Goebbels mit einem zweiten, diesmal von Hitler unter­ nach denen die Auswahl der beschlagnahmten, den ver- gangs erwähnten ›Gesetz über Einziehung von Erzeugnis- zeichneten Erlass zuvor, der die zweite Beschlagnahme­ schiedenen Stilrichtungen angehörigen Kunstwerke erfolgt sen entarteter Kunst‹ vom 31. Mai 1938 gaben darüber Aus- welle einläutete und nun offiziell von »Beschlagnahme« ist, herauszubekommen, ohne zu einem befriedigenden kunft, was mit den beschlagnahmten Werken ›entarteter‹ statt »Sicherstellung« sprach.27 Nach der Eröffnung der Resultat zu kommen. […] Es berührt eigentümlich, wenn Kunst geschehen sollte. Der gesamte Bestand wurde in vier Abb. 3: Georg Schrimpf, Auf dem Balkon, 1927, Kunstmuseum Basel Ausstellung ›Entartete Kunst‹ galten alle Künstler, deren sogar Werke von Künstlern, die im Haus der Deutschen Gruppen eingeteilt: die zur Rückgabe bestimmten, die als Werke dort in diffamierender Absicht gezeigt wurden, als Kunst vertreten sind, wie die Theaterloge von Hans Spiegel Exponate gedachten Werke sowie die »international verwert- ›entartet‹, und ihre Arbeiten wurden oft, sofern noch vor- oder die beiden so gar nicht aufregenden Landschaften baren« und die »absolut wertlosen, die zu vernichten sein handen, aus den Schausammlungen entfernt. Im Zuge der von Frau Protzen-Kundmüller der Beschlagnahme verfal- Rückgabe einzelner Werke bewirkt.36 Dass grafische Blätter werden«.40 Die vorgesehene Veräußerung der ›entarteten‹ zweiten, umfangreicheren Beschlagnahme bei den Staats­ len […]«.33 Die Eigenwilligkeit und Planlosigkeit der Be- von Emil Nolde und Erich Heckel tatsächlich verschont Kunst wurde gesteuert und kontrolliert von der eigens für gemäldesammlungen am 25. August 1937 wurden schließ- schlagnahme zeigt sich auch in anderen Fällen – so ver­ blieben, kann, wie bereits zuvor für andere Werke geschil- diesen Zweck gegründeten ›Kommission zur Verwertung der lich weitere 112 Werke aus dem Bestand konfisziert.28 blieben beispielsweise drei Werke von Georg Schrimpf in dert wurde, schlicht auch an der Unberechenbarkeit und Produkte entarteter Kunst‹.41 Während die Idee des Tau- Zuvor versteckten die Konservatoren Ernst Holzinger, Karl der Sammlung, genauso wurden fünf Gemälde von Max mangelnden Systematik der Konfiszierung gelegen haben. sches ›entarteter‹ Kunst gegen ›gute Meister‹ bereits im Liebermann oder auch zwei Skulpturen von Ernst Barlach Die realen Umstände mutmaßlicher Rettungsaktionen Januar 1938 bestand, entwickelte sich das Vorhaben des nicht konfisziert. Ernst Buchner sollte sich 1945 und 1953 lassen sich anhand der eingesehenen Akten jedenfalls nicht Verkaufs erst im Mai, angestoßen von Hermann Göring, damit rühmen, aktiv Werke vor der Beschlagnahme für rekonstruieren oder bestätigen. Offensichtlich ist jedoch, wie Goebbels im Tagebuch notierte: »Göring will Werke Abb. 2: Franz Marc, Rote Rehe II, 1912, Bayerische Staatsgemäldesammlungen sein Haus gerettet zu haben, indem er »zwei große Mappen dass nicht nur Buchner mithilfe der zitierten Nachkriegs­ der entarteten Kunst in das Ausland verkaufen. Für viel mit ausgezeich­neten expressionistischen Aquarellen äußerungen versuchte, sich in ein möglichst positives Licht Devisen. Ich bin sehr damit einverstanden«.42 Mit dem inkriminierter Künstler wie Nolde, Heckel, Schmidt-Rottluff, zu stellen. Ziel der lukrativen Devisenbeschaffung war somit die Ver- Otto Müller etc.« im Schrank einer Sekretärin versteckt Im Jahr 1938 musste Buchner die nachträgliche, per äußerung der beschlagnahmten Werke beschlossen. Um habe.34 Diese späteren Aussagen Buchners müssen relati- Brief angeordnete Beschlagnahme des ›Selbstbildnisses‹ mögliche Kaufinteressenten nicht »durch die überwiegende viert werden. Werke von Otto Mueller waren vor 1945 nicht von (Abb. 4) befolgen. Dieses Gemälde Masse des Unverwertbaren abzuschrecken«43, wurde der im Ei­gentum der Staatsgemäldesammlungen und die zwei stammte aus der ›Tschudi-Spende‹, welche der Generaldi- als »international verwertbar« eingestufte Bestand in die bis 1937 vorhandenen Aquarelle von Karl Schmidt-Rottluff rektor zuvor noch mehrfach vor Verkäufen geschützt hatte. repräsentativen Räumlichkeiten des Berliner Schlosses waren durchaus beschlagnahmt worden. Wie zweifelhaft die Im Gegensatz zu den vorherigen Beschlagnahmen äußerte Schönhausen verlagert.44 Zuständig für die Koordination der Glaubwürdigkeit von Nachkriegsaussagen ist, verdeutlicht Buchner in diesem Fall keine oder keinerlei überlieferte nun angestrebten Kauf-, Kommissions- und Tauschverträ- die Stellungnahme von Konservator Karl Busch, welcher Kritik. Das Gemälde sollte später eine wichtige Rolle bei der ge war Rolf Hetsch, Sachbearbeiter der Reichskammer 1961 ebenfalls behauptete, diese Nolde-Mappe gemeinsam Entschädigung spielen.37 Abgesehen von dieser nachträg­ der bildenden Künste, welcher bereits die Inventarisierung mit Ernst Holzinger gerettet zu haben.35 Auch Karl Feucht- lichen Aktion bleibt festzustellen, dass die bedeutendsten der beschlagnahmten Werke vorgenommen hatte.45 Die mayr sollte nach Kriegsende seine Opposition gegen die Werke der Sammlung bereits bei der ersten Beschlagnahme- nationalen und internationalen Kunsthändler empfahlen sich NS-Kulturpolitik damit begründen, dass er diese Nolde- welle konfisziert wurden und ausnahmslos von Friedrich selbst dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Mappe gerettet habe und zusätzlich betonen, er hätte die Dörnhöffer erworben worden waren. Die umfangreiche zwei- Propaganda für die ›Verwertung‹ des Beschlagnahmeguts

138 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 139 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Abschluss. Bei Tauschverträgen fiel, anders als bei Verkaufs­ ­ fügung gestellt wurde.58 In Anbetracht der geschilderten transaktionen, die Forderung nach einer aufwendigen Devi- Sammlungsgeschichte und der damit einhergehenden ge- senbeschaffung weg. Insgesamt 44 Kunstwerke des 18. und ringfügigen Verluste für die Bayerischen Staatsgemäldes- 19. Jahrhunderts im Gesamtwert von 75.530 RM gelangten ammlungen erscheint eine solch hohe Forderung und Zutei- auf diese Weise in den Besitz des Propagandaministeriums. lung zu diesem frühen Zeitpunkt auf den ersten Blick anmaßend und willkürlich. Dagmar Lott-Reschke sieht im Verkauf des van Gogh-Gemäldes bei der von der Luzerner Die Entschädigung der Bayerischen Galerie Fischer durchgeführten Auktion ›Gemälde und Plas- Staatsgemäldesammlungen vor 1945 tiken moderner Meister aus deutschen Museen‹ vom 30. Juni 1939 den Grund für die Bewilligung. Das ›Selbstbildnis‹ Bereits vor Veröffentlichung des ›Gesetzes über Einziehung von van Gogh galt als Spitzenwerk der Auktion, wurde als von Erzeugnissen entarteter Kunst‹ vom 31. Mai 1938 solches auch extra beworben und erzielte schließlich den bestand die Absicht, die Museen materiell zu entschädigen: höchsten Verkaufswert der Auktion mit 175.000 Schweizer »daß das Propagandaministerium sich an dieser Sache Franken. 59 Lotts These des direkten Zusammenhangs zwi- nicht bereichern wolle, sondern auch der Auffassung sei, schen dem hohen Auktionsergebnis und der schnellen Ent- daß – falls der Führer nicht anders entschiede – einge- schädigung in Höhe von 100.000 RM lässt sich durch die tauschte Kunstwerke den Museen übergeben werden soll- vorhandenen Akten verifizieren. Vermutlich ist wohl auch ten«, heißt es in einem Aktenvermerk.50 So widersinnig die gute Verbindung Ernst Buchners zu Heinrich Hoffmann es auf den ersten Blick erscheinen mag: Das Gesetz stellte und Karl Haberstock hilfreich gewesen, eine solch schnelle Dok. 1: Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst, Abb. 4: Vincent van Gogh, Selbstbildnis ( gewidmet), 1888, den Ausgangspunkt für die Entschädigung der Museen Auszahlung zu erwirken. Beide setzten sich nachweislich Reichsgesetzblatt 1938, Teil I, S. 612 Fogg Museum (Harvard Art Museums), Camebridge, USA dar. Im ersten Paragraphen des Gesetzes (Dok. 1) ist die der erhaltenen Korrespondenz vehement dafür ein.60 Rede von entschädigungsloser Enteignung. Doch im Nach damaligem Umrechnungskurs entsprachen die er- zweiten Paragraphen ist eine Ausnahmeregelung enthalten, haltenen 100.000 RM auch ziemlich exakt dem erzielten und wurden nicht zuvor dafür bestimmt, wie es oft fälsch- welche die zuvor ausgedrückte Rigorosität abschwächt: er deren Entschädigung zu seiner Aufgabe. Im Mai 1939 er- Auktionspreis des van Gogh-Gemäldes von 175.000 Schweizer lich heißt.46 Einige Angebote von internationalen Firmen und »In besonderen Fällen können Maßnahmen zum Ausgleich ging ein Rundschreiben an alle Museen: »Wie mir bekannt Franken.61 Nach jetzigem Kenntnisstand bleibt festzuhalten, Händlern wurden abgewiesen, andere Geschäfte wurden von Härten getroffen werden.«51 Noch deutlicher wird wurde, ist eine Reihe von beschlagnahmten Werken der ent- dass die Staatsgemäldesammlungen 1939 als einziges erfolgreich abgeschlossen.47 Die heute bekanntesten Kunst- diese Bestimmung in den seinerzeit unveröffentlicht ge­ arteten Kunst bereits verkauft worden. Es besteht nun die Museum direkt den Auktionserlös eines verkauften und be- händler, welche hauptsächlich mit der ›Verwertung‹ in bliebenen Erläuterungen des Gesetzes erklärt: »Die Ein­ Möglichkeit, daß diejenigen Museen, bei denen Werke der schlagnahmten Werkes erhalten haben. Dass er darüber Verbindung gebracht werden, sind Karl Buchholz, Bernhard ziehung einer Entschädigung wird nur für die international entarteten Kunst beschlagnahmt wurden, aus dem Erlös verfügen könne, muss Buchner auch im Vorfeld Theodor Alois Böhmer, Hildebrand Gurlitt und Ferdinand Möller. verwertbaren Gegenstände in Frage kommen, und zwar dieser Verkäufe Mittel zum Ankauf besonders wichtiger und Fischer mitgeteilt haben, denn ein Brief des Auktionators Sie sind jedoch nicht die einzigen gewesen. Denn noch vor für die betroffenen Museen und Sammlungen zur Erwer- wertvoller Kunstwerke zur Verfügung gestellt werden kön- vom 12. Juli 1939 informierte den Direktor sofort über das diesen vier Kunsthändlern konnte das Ehepaar Sofie und bung von Kunstwerken.«52 Folglich implizierte bereits jenes nen.«56 Rusts Aufforderung, bei Inter­esse einen Antrag zu Auktionsergebnis.62 Noch im Jahr 1940 konnte Buchner Emanuel Fohn im Februar 1939 den ersten Tauschvertrag Gesetz eine nicht näher definierte finanzielle Entschädi- stellen, kam Ernst Buchner unverzüglich nach: »Es liegt im daraufhin zwei Werke von Karl Schuch erwerben und so- mit dem Deutschen Reich abschließen. Das Künstlerpaar gung der betroffenen Museen. Konstant beschäftigte sich Lebensinteresse unserer Sammlung, daß sie die Vermö- wohl die erste Rate für drei Gemälde von Hans Thoma spielte für die ›Verwertung‹ eine ebenso wichtige Rolle wie die ›Verwertungskommission‹, allen voran deren Leiter genswerte, die sie durch Abgabe und den Verkauf von Wer- sowie die Anzahlung für die ›Maria mit Kind und musizie- die anderen Händler, und besonders für die Bayerischen Franz Hofmann, ab Juli 1938 mit der Frage der Entschädi- ken ›entarteter Kunst‹ hingegeben hat, zur Erwerbung renden Engeln‹ des Meisters des Aachener Altars leisten.63 Staatsgemäldesammlungen zählt es zu den wichtigsten gung der Museen. Er sah sogar die Gefahr der »Über­ künstlerisch hochstehender, über jede Diskussion erhabener 1940 kam es jedoch nicht nur zu Neuerwerbungen, auch Mäzenen der Nachkriegszeit.48 schreitung gesetzlicher Befugnisse«, wenn nicht die »Gelder Meisterwerke unverkürzt zur Verfügung gestellt erhält. Wie Rückgaben ehemals als ›entartet‹ beschlagnahmter Werke Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass nach ak­ aus dem Verkauf dieser Werke den Galerien zu geeigneten mir Professor Heinrich Hoffmann wiederholt mitgeteilt hat, fanden statt. Zu unterscheiden sind hierbei einerseits die tuellem Forschungsstand insgesamt ungefähr 8700 Kunst- Neuerwerbungen zur Verfügung gestellt werden.«53 Mit Ver- soll der Erlös aus dem Verkauf der beschlagnahmten Werke vier Gemälde von Ludwig Bock, Hans Reinhold Lichtenber- werke von den Nationalsozialisten im Rahmen der Aktion weis auf die prekäre wirtschaftliche Situation des Essener entarteter Kunst nach den Worten des Führers den betroffe- ger, Franz Naager und Ludwig Strohmeyer, welche schon ›Entartete Kunst‹ verkauft oder getauscht wurden.49 Aus zeit- Museums Folkwang drängte Hofmann vier Monate später nen Museen […] zur Verfügung gestellt werden. […] Die Di- auf der Beschlagnahmeliste standen, aber nicht nach Berlin lichen und wirtschaftlichen Gründen wurde stets der Veräu- auf eine baldige Klärung der Entschädigungsfrage und rektion benötigt den Betrag von 260.000 RM«.57 Daraufhin gesendet werden mussten.64 Andererseits wurden vier ßerung ganzer Werkkonvolute gegenüber Einzelverkäufen verwies darauf, dass »Neuankäufe von Höchstwerten deut- wurde am 19. Dezember 1939 eine Entschädigungszahlung Gemälde von Günther Grassmann, Lovis Corinth und Franz Vorrang eingeräumt. Der offizielle Abschluss der ›Verwer- scher Kunst« nur mithilfe der Entschädigung in Devisen in Höhe von 100.000 RM an­gewiesen, die von dem eigens Marc offi­ziell von der ›Verwertungskommission‹ zurück­ tung‹ wurde für den 30. Juni 1941 angesetzt. Die bisher be- möglich seien.54 Wenig später fiel die Entscheidung, dass für die ›Verwertung‹ eingerichteten Sperrkonto ›Sonderver- gegeben. Während Corinths Gemälde ›Rittersporn‹ und kannten Tauschverträge mit den genannten Händlern und die Museen in Reichsmark entschädigt werden würden.55 mögen Entartete Kunst‹ zur Erwerbung von Kunstwerken für ›Walchensee, gelbe Wiese‹ (Abb. 5) sowie Franz Marcs Sammlern, welche die Basis für die materielle Entschädi- Da Rust sich nicht völlig von seinem Zuständigkeits­ die Bayerischen Staats­gemäldesammlungen vom Reichsmi- ›Rote Rehe II‹ (Abb. 2) mit einem Ausstellungs- und Ver- gung bildeten, fanden ebenfalls in diesem Zeitraum ihren bereich für die Museen verdrängen lassen wollte, machte nister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung zur Ver- kaufsverbot in die Sammlung zurückkamen, da ihnen ein

140 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 141 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung »bedeutsamer Wert als Zeitdokument der deutschen Kunst weshalb sie auch lediglich mit zwei Tauschbildern im Wert einem Gespräch mir gegenüber bestimmt, daß der Erlös für des XX. Jahrhunderts« zugestanden wurde, setzte sich von 4.000 RM als materielle Entschädigung bedacht wurden. die Werke entarteter Kunst den betreffenden Museen zu Karl Haberstock im Auftrag der Bayerischen Staatsgemälde­ Der von Rave entwickelte Verteilerschlüssel sowie die überweisen ist. […] Für die Entscheidung, was für unsere sammlungen gezielt für die Rückgabe des Gemäldes ›Bau- vom Propagandaministerium errechneten Beträge lassen Museen wichtig ist, ist wohl der bayerische Staatsminister ernhöfe im Chiemgau‹ von Günther Grassmann ein. Da der sich heute nicht mehr detailliert nachvollziehen. Letztlich für Unterricht und Kultus und sein Sachbearbeiter, der Ge- Künstler von der Wehrmacht beauftragt worden war und ging es aber neben der Abstufung der vom Propagandami- neraldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sich das Gemälde allgemeiner Beliebtheit erfreute, stimmte nisterium errechneten finanziellen Verlustausgleichszah- zuständig. Wie unerläßlich die Heranziehung ist, bestätigt die ›Verwertungskommission‹ der Rückgabe zu.65 Das Ge- lungen, die wiederum im Verhältnis zum Wert der einge- die Zuweisung von schwachen oder zweifelhaften Tausch- mälde Grassmanns durfte ausdrücklich sofort wieder aus- tauschten älteren Kunstwerke standen, auch noch um die werken an unsere Sammlung, die damit nichts anfangen gestellt werden. Nicht eruiert werden konnte, ob es in ande- einigermaßen stimmige Sammlungsprofilzuweisung. Bei kann. Die Neue Pinakothek ist ein Haus von Weltrang, in ren Sammlungen auch unmittelbar Neuerwerbungen gab, der geringen Menge an durch die Tauschverträge zur Ver­ dem für ein schwaches, höchstens für ein österreichisches welche sich auf einen noch vor 1942 ausgezahlten Entschä- fügung stehenden Entschädigungs-Werken im Vergleich Lokalmuseum geeignetes Bildnis, wie das von J. Weidner, digungsbetrag beziehen.66 Bezüglich der Rückgaben ›entar- zur großen Masse der durch die Beschlagnahme betroffenen einem unbedeutenden Wiener Lokalmaler, kein Platz ist. teter‹ Kunstwerke war München jedoch kein Einzelfall – Museen, musste Rave jedoch noch eine weitere Einschrän- Und den sogenannten Wilhelm Busch erst recht nicht, da insgesamt sind ungefähr 244 Werke67 an Museen und kung vornehmen: Es wurden nur diejenigen Museen ausge- das Bildchen weder von Busch noch überhaupt von einem Privatpersonen ausge­händigt worden. wählt, deren zu erwartende finanzielle Entschädigung deutschen Maler stammt. Es ist mir schlechterdings nicht Parallel zur noch laufenden ›Verwertung‹ beauftragte über einem Wert von 20.000 RM lag.70 Doch Rave war sich des möglich, ein derart schwach gezeichnetes und schmierig Rust den kommissarischen Direktor der Nationalgalerie in Qualitätsproblems und damit auch der bevorstehenden gemaltes Machwerk mit einem so genial treffsicheren Zeich- Berlin, Paul Ortwin Rave, im Juni 1940 damit, die bisher Kritik seitens der Museumsleiter bewusst: »Für keinen Mu- Abb. 6: Bernardus Johannes Blommers (?), Der Liebesroman, um 1860, ner, wie Wilhelm Busch es war, in Verbindung zu bringen. erhaltenen Tauschwerke des 18. und 19. Jahrhunderts an seumsdirektor wird die Übernahme der Bilder eine reine Bayerische Staatsgemäldesammlungen Die Neue Pinakothek ist eine Sammlung von erlesenen ech- von der Beschlagnahme betroffene Museen zu verteilen.68 Freude sein, da die Werte durchweg ziemlich hoch angesetzt ten Bildern. Falsifikata haben hier keinen Platz. […] Mit der Als Kriterien für die Entschädigung der Museen legte Rave sind, und jeder lieber bares Geld erhalten würde, um damit Anweisung, daß es uns überlassen bliebe, die Bilder in un- nicht nur den Beschlagnahmeumfang zugrunde, sondern nach eigenem Ermessen auf dem Kunstmarkt zu kaufen. mit Magd‹ (1.500 RM), später in den Akten unter dem Titel serem Interesse zu verwerten, ist uns nicht gedient, da auch den Fakt, ob und wie viel aus dem jeweils beschlag- Ausserdem sind wirklich erstrebenswerte Werke nur sehr ›Der Liebesroman‹ geführt, gegen zwei Gemälde von Lovis wir beim Verkauf des falschen Busch mit der Polizei in Kon- nahmten Gut eingetauscht oder gewinnbringend verkauft wenige dabei, und wollte man die Museumsleiter befragen, Corinth ›Selbstbildnis mit Jägerhut‹ (900 RM) und ›Bildnis flikt kämen. Ich bitte, daß uns nach dem klaren Schreiben werden konnte. Eine entsprechende Kostenaufstellung er- welche der angebotenen Bilder sie für ihr Museum wün- der Frau des Künstlers‹ (600 RM).74 Interessanterweise ist des Führers ein reeller kunsthändlerischer Gegenwert für hielt er vom Propagandaministerium.69 Laut der Verteiler­ schen, würden alle voraussichtlich diese wenigen Stücke das Gemälde mit demselben Titel in München als ein Werk die abgegebenen Bilder entarteter Kunst, sei es in Bar, liste Raves hatten die Bayerischen Staatsgemäldesammlun- nennen. Es gäbe einen endlosen und fruchtlosen Schrift- von Bernadus Johannes Blommers bzw. als Werk eines sei es in Gemälden, überwiesen wird. Im letzten Falle läßt gen die niedrigste Summe von 22.200 RM zu erwarten, wechsel […] Daher schlage ich vor, die Museumsleiter nicht unbekannten Künstlers inventarisiert und nicht als Busch es sich jedoch nach dem vorausgegangenen empfehlen, zu befragen (sie sind ja auch bei der Entäusserung von anerkannt worden.75 Das zweite Gemälde, welches im bei der Auswahl die Direktion der Bayerischen Staatsge- Werken entarteter Kunst nicht gefragt worden), sondern ih- Münchner Inventar unter dem Titel ›Katharina Weidner‹ mäldesammlungen heranzuziehen.«78 nen, entsprechend dem Maße wie ihre Institute zu entschä- aufgeführt ist, entstammt einem Tauschvertrag zwischen Buchners vehementer Einspruch führte über den Chef Abb. 5: Lovis Corinth, Walchensee, gelbe Wiese, 1921, Bayerische Staatsgemäldesammlungen digen sein werden, bestimmte Bilder zu überweisen, mit Ferdinand Möller und dem Deutschen Reich. Am 12. März der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers zu Martin der erfreulichen Mitteilung, dass ausserdem noch ein Geld- 1941 erhielt Möller für dieses Werk (2.500 RM) acht Ge- Bormann, dem Leiter der Parteikanzlei, und zu Rust, der betrag zu erwarten sein wird.«71 Der hiermit von Rave ein- mälde von Kirchner, Kokoschka, Schmidt-Rottluff und sich schließlich rechtfertigen musste: »Wenn die Auffassung gereichte Vorschlag zur Verteilung wurde von Rust ohne Modersohn-Becker sowie zwei Aquarelle von Braque als entstanden sein sollte, daß ich einen Teil der Mittel zum jegliche Abweichung realisiert. Am 25. März 1942 verließen Gegenwert (Dok. 4).76 Die zweite finanzielle Entschädigung Erwerb von Kunstwerken verwendet hätte, so entspricht alle Tauschbilder in nummerierten Kisten die National­ wurde schließlich am 5. März 1942 ausgezahlt und betrug dies nicht den Tatsachen.«79 Weiterhin versicherte er galerie in Richtung ihrer Bestimmungsmuseen.72 Die beiden 15.000 RM.77 Wieso es doch nicht zur Auszahlung von den Lammers, dass im Münchner Fall alles rechtens abgelaufen ihnen zugedachten Tauschwerke erreichten die Bayerischen in Raves Liste vermerkten 22.200 RM kam, zeigen die Quellen sei und München den Barerlös und die Tauschbilder »ohne Staatsgemäldesammlungen wenige Tage später.73 Bei nicht. Buchner war nach Erhalt der in seinen Augen viel zu die geringste Verkürzung« erhalten habe, »billigerweise den Gemälden handelt es sich um ›Der Liebesroman‹ von geringen Summe und der schwachen Werke mehr als em- mußte bei diesem Vorgehen der Wert der eingetauschten Wilhelm Busch (Abb. 6) und ›Bildnis der Schwester des pört und versuchte, mit dem Hinweis auf seine Verbindung Bilder den Museen anteilmäßig gutgeschrieben werden, aus Malers und Frau von F. G. Waldmüller‹ von Joseph Weidner zu Hitler einen Einspruch zu erreichen: »Die Bilder der ent- deren Bestand die zum Tausch hingegebenen Gegenstände (Abb. 7). Das Gemälde von Busch war Teil eines Tausch­ arteten Kunst sind rein vom Handelsstandpunkt betrachtet eingezogen waren. Den Staatsgemäldesammlungen sind auf vertrags zwischen Bernhard Alois Böhmer und dem Deut- keineswegs wertlos, sondern repräsentieren reelle, interna- diese Weise 4.000 RM als Wert der überwiesenen Tausch­ schen Reich. Dieser Vertrag wurde am 24. November 1939 tional gültige Werte, wie etwa das beschlagnahmte Selbst- bilder angerechnet und 4.068,50 RM als Wert der zum Tausch abgeschlossen (Dok. 2, Dok. 3) und beinhaltete den Tausch bildnis von van Gogh, das in Luzern zu 175.000 Franken ver- hingegebenen Werke aus ihren Beständen gutgeschrieben des Busch-Gemäldes unter dem Titel ›Erwachende Frau steigert worden ist. Der Führer hat ausdrücklich – auch in worden«.80 Hiermit wurde Buchners Einwand ad acta gelegt.

142 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 143 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Die beiden Entschädigungsgemälde befinden sich auch of MFA&A, OMGUS, that any paintings formerly owned by verweisen deutlich auf das vordringliche Ziel: Die Sicherheit heute noch im Eigentum der Neuen Pinakothek. Die Entschä- museums which were removed as ›degenarte art‹ should des Kunstmarktes sollte wiederhergestellt werden, vor digung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen blieb be held in custody if found in the art market.«86 Diese zu- allem die Privatsammler sollten sich sicher fühlen. Nur auf mit 115.000 RM sowie den beiden Tauschbildern eine der fi- nächst entschlossene Haltung wurde jedoch weiter disku- diese Weise sah man die Zukunft der Museen und die Zu- nanziell höchsten, die stattgefunden hat. Zum Vergleich: tiert und andere deutsche Museumsdirektoren zu Rate ge- kunft des Kulturbetriebes als gefestigt an. Darüber hinaus die Kunsthallen in Mannheim und in Hamburg, deren Verlus- zogen. Vor allem die Worte Kurt Martins, den die Alliierten sollte »ein geschehenes Unrecht nicht durch ein neues te sich je auf über 900 Kunstwerke beliefen, erhielten eine offensichtlich mit der Erstellung einer Beschlagnahme-Lis- Unrecht wieder gut gemacht werden«.93 Dass unter den Entschädigung von 29.800 RM beziehungsweise 31.290 RM. te beauftragt hatten, scheinen ausschlaggebend gewesen Museen allerdings eine inoffizielle Absprache existierte, zu sein, von der sofortigen Beschlagnahme bei Franke Ab- nach welcher dem ehemaligen Herkunftsmuseum stets das stand zu nehmen. Martin berichtete von einem Treffen der Vorkaufsrecht zu gewähren sei, sollte ein solches Werk Die Entschädigungsfrage nach 1945 Museumsdirektoren und führenden Kunsthistoriker in Mün- im Handel wieder auftauchen, lässt sich anhand eines über- chen im November 1946, bei welchem einstimmig beschie- lieferten Protokolls der Museumsdirektorentagung­ von Das Ende des Krieges und der Zusammenbruch des NS-Re- den wurde, dass es keine Bemühungen um die Rückgewin- Ernst Holzinger nachweisen.94 Der Klärung der kulturpoli- gimes bedeuteten vorerst auch das Ende der Ära Buchners nung der beschlagnahmten Werke geben solle, da fast alles tisch schwierigen Entschädigungsfrage nahmen sich die an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Von den in Privatsammlungen oder Amerika zu verorten sei.87 Im- verschiedenen Besatzungszonen in unterschiedlicher Weise amerikanischen Alliierten wurde er mit sofortiger Wirkung mer noch hin- und hergerissen zwischen der Einschätzung an. 1946 beschloss die sowjetische Militärregierung eine seines Amtes enthoben und im Entnazifizierungsverfahren von »entarteter« Kunst als »internal loot in the same sense als ›Mitläufer‹ eingestuft. Eberhard Hanfstaengl, der 1937 as works acquired from the Finanzamt« und der Überzeu- als Direktor der Berliner Nationalgalerie entlassen worden gung, dass das Erstellen von Verlustlisten zu keinem »wer- Dok. 2: Tauschangebot von Bernhard Alois Böhmer an Franz war, da er eine Unterstützung der Beschlagnahmen ›entar- tigen« Ende dieser Frage führen würde, entschieden sich Hofmann, 19.11.1939, Bundesarchiv Berlin, R 55/21019, Bl. 219 Abb. 7: Joseph Weidner, Katharina Weidner, um 1825/30, teter‹ Kunst verweigert hatte, übernahm ab 10. Juli 1945 Bayerische Staatsgemäldesammlungen die amerikanischen Alliierten zu dem Kompromiss, nur die- die Museumsleitung. Die Amtszeit Hanfstaengls ist vor allem jenigen Werke beschlagnahmen zu wollen, die sich ein­ mit der Rückführung und Bergung der ausgelagerten Kunst- deutig auf dem Kunstmarkt in Händlerhand befanden und werke und seiner Tätigkeit für den Central Collecting Point internationalen Stellenwerts der Kunst lässt vermuten, keiner Privatsammlung angehörten.88 Offensichtlich gab München verbunden.81 Bisher wenig beleuchtet wurde je- welche Strategie Hanfstaengl verfolgte. Ein Blick in die Er- es jedoch keine Genehmigung für diese vorgeschlagene Vor- doch seine Haltung zum Zustand der Münchner Sammlung, werbungen seiner Amtszeit bestätigt dies: Werke von teil­ gehensweise. Ganz im Gegenteil kam die amerikanische insbesondere im Hinblick auf den Wiederaufbau der mo­ weise auch schon vor 1945 international gefeierten Künst- Militärregierung im Zuge ihres Entwurfs zu Gesetz Nr. 59 dernen Abteilung in den Nachkriegsjahren. In vielen Muse- lern wie Franz Marc, Wassily Kandinsky, Willi Baumeister zur Rückerstattung zu dem Schluss, dass Museen im Ge­ en wurde die Zielsetzung für die zukünftige Sammlungs­ oder auch Max Beckmann gehörten ab 1949 wieder zur gensatz zu Privatpersonen keinerlei Rückgabeanspruch politik schnell formuliert, so beispielsweise in Dresden, wo Sammlung der Staatsgemäldesammlungen. Ein weiterer geltend machen könnten, da sie nicht behaupten könnten, Direktor Robert Oertel schon im April 1946 die gezielte Satz aus Hanfstaengls Vorwort bezieht sich offenbar auf dass ihnen Vermögensgegenstände aus Gründen der Anschaffung von Werken Franz Marcs, Emil Noldes und den Versuch, verlorene Werke gezielt zurückzugewinnen: Rasse, Religion, Nationalität, Weltanschauung oder poli­ Oskar Kokoschkas forderte.82 Sobald es die minimalen »Manches Kunstwerk mußte freilich als unersetzbar end- tischer Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus ent­ Ankaufetats, sofern es sie überhaupt gab, zuließen, versuch- gültig abgeschrieben werden.« Die konsultierten Akten zogen worden seien.89 Darüber hinaus setzte der Alliierte ten viele Museumsdirektoren umgehend die durch die geben jedoch bislang keinen Aufschluss darüber, ob Hanf- Kontrollrat das ›Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst entstandenen Lücken staengl diesbezüglich konkrete Bemühungen anstellte. entarteter Kunst‹ von 1938 außer Kraft, hob es aber nicht zu füllen.83 Hanfstaengls Ausstellungstätigkeit und Erwer- Generell war die Frage, ob die Beschlagnahmen ›entarteter‹ rückwirkend auf.90 Die Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst bungspolitik zeigen deutlich, dass auch er sich verstärkt Kunst der Nationalsozialisten rechtmäßig gewesen waren, blieb somit formaljuristisch legal. Das von den Alliierten für den Wiederaufbau der modernen Sammlung einsetzte. ein wichtiges Thema der Nachkriegszeit. Es herrschte große avisierte Gebot der Wiederherstellung der Rechtssicher- Dazu äußerte er sich im Vorwort zur Ausstellung der Neu- Unsicherheit auf Seiten des Alliierten Kontrollrates sowie heit91 schlug sich letztlich auch in den Überlegungen der erwerbungen von 1951: »Das Ziel war: die große Lücke, die auch verbitterte Verdrossenheit bei den Direktoren, die zum Museumswelt nieder. Die deutsche Museumselite der west­ zwischen 1933–1945 im Ausbau der zeitgenössischen Kunst Teil genau wussten, welchen Weg ihre ehemaligen Samm- lichen Besatzungszonen, der Denkmal- und Museumsrat eingetreten war, auszufüllen und zu versuchen, die Einbußen, lungsstücke genommen hatten. Der Mannheimer Direktor Nordwestdeutschland, beschloss daher im September 1948 die eine unverständige Kunstpolitik gebracht hatte, nach Walter Passarge versuchte beispielsweise 1946, ein ehe- offiziell: »dass der als ›entartet‹ beschlagnahmte Museums­ Möglichkeit auszugleichen. Ein besonderes Augenmerk wur- mals der dortigen Kunsthalle gehörendes Werk von Max besitz zwar in bezug auf die öffentliche Repräsentation jener de darauf gerichtet, die Gruppe ›Der Blaue Reiter‹, diese Beckmann beim Kunsthändler Günther Franke durch die Künstler sinnvoll ersetzt, nicht aber die damals veräusser- unter einem internationalen Gesichtspunkt für die Entwick- Alliierten konfiszieren zu lassen.85 Kurz nach Erhalt der Be- ten Werke durch gesetzliche Zwangsmaßnahmen zurück­ lung der Münchener Malerei so wichtige Künstlervereini- schwerde Passarges formulierte die Monuments, Fine Art gefordert werden sollten, auch nicht bei entsprechender gung, nach Möglichkeit darzustellen.«84 Die Betonung des & Archives Section folgendes Statement: »It is the opinion geldlicher Entschädigung«.92 Die vier Begründungen (Dok. 5)

144 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 145 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Ermächtigung zur Ermittlung und Rückführung ›entarteter‹ Zivilgerichten.97 Gleichzeitig befasste sich die Ständige Kon- ministeriums eine zumindest anteilige finanzielle Entschä- Kunst durch die Deutsche Ver­waltung für Volksbildung, ferenz der Kultusminister mehrfach mit der Klärung der digung der Museen zu erreichen. Zu diesem Zweck und auf woraufhin beispielsweise mehrere Werke bei Ferdinand Möller rechtlichen Situation. Bereits 1948 entstand intern, spätes- Grundlage des 1949 erschienen Buches ›Kunstdiktatur im und Bernhard Alois Böhmer beschlagnahmt wurden.95 In tens 1952 offiziell auf Minis­teriumsebene – einhergehend Dritten Reich‹ von Paul Ortwin Rave, welcher einst selbst der sowjetischen Besatzungszone, in der eine völlig andere mit der immer noch vorhandenen Forderung nach einer aktiv an der Entschädigung der Museen beteiligt gewesen Eigentumsordnung implementiert wurde, zeichnete sich Entschädigung – die Idee, diese nicht finanziell zu erreichen, war, erfolgte 1960 eine Umfrage an alle bei Rave verzeich- dennoch keine systematische Vorgehensweise ab, auch füh- sondern die betroffenen Museen materiell mithilfe der in neten von der Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst betroffenen rende Museumsdirektoren wie beispielsweise Paul Ortwin bayerischer Treuhandverwaltung befindlichen Kunstwerke Museen.103 So musste auch Kurt Martin, seit 1957 Nachfol- Rave oder Ludwig Justi waren unterschiedlicher Auffas- aus den Sammlungen Göring und Hitler auszugleichen.98 ger Buchners als Generaldirektor der Bayerischen Staats- sung bezüglich dieses Vorstoßes.96 Während nach der Grün- Aus heutiger Sicht mutet die Forderung, für die Beschlag- gemäldesammlungen, einen Fragebogen ausfüllen und dung der Deutschen Demokratischen Republik in Ost- nahme ›entarteter‹ Kunst ausgerechnet Werke aus Bestän- gab als Verlustwert nach aktuellem Marktwert eine Summe deutschland letztlich eine neue totalitäre Kunstauffassung den von ehemaligem Partei- und Funktionärsbesitz für von 2 Millionen DM an.104 Als Verlustwert zum Zeitpunkt und erneute Diskriminierung einzelner Kunstrichtungen die Entschädigung zu entnehmen, absurd an. Damals führ- der Beschlagnahme nannte Martin einen Betrag von 132.176 etabliert wurden, beschäftigten sich Museumsdirektoren ten vermutlich der schwelende Unmut und die Furcht der RM, wobei er im Anschreiben erläuterte, dass es sich hier- und Kulturpolitiker in Westdeutschland auch weiterhin mit Museumsdirektoren vor erneuter Zurückweisung ihrer For- bei um die addierten Ankaufswerte der Werke handelte.105 dem Thema der Entschädigung von Museen. 1952 und 1953 derungen zu dieser pragmatischen Haltung. Der Vorschlag Auffälligerweise liefert sein Fragebogen keine Information scheiterten die Kunsthalle Bremen, die Kunsthalle Mann- wurde im April 1953 vom bayerischen Ministerium mit Ver- über die Gesamtzahl der beschlagnahmten Werke, sondern heim und die Stadt Duisburg mit ihren Klagen auf Entschä- weis auf die noch nicht abschließend geklärten Eigentums- listet nur 54 »besonders wertvolle Stücke (Schätzwert digung für die Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst vor den verhältnisse zwischen Bund und Bayern abgewehrt und über 1.000 RM im Jahr 1937)« auf. Martin wies darauf hin, nochmals betont, wie hoch auch die Verluste der Bayerischen dass es keinerlei Rückgaben, Rückkäufe oder eine Ent­ Staatsgemäldesammlungen durch die Aktion ›Entartete schädigung gegeben habe. Dies stimmt so nicht, wie oben Dok. 3: Tauschvertrag zwischen Bernhard Alois Böhmer und dem Kunst‹ gewesen seien. Dass hierzu auf den sich durch die gezeigt wurde. Neben den Entschädigungen der Jahre Deutschen Reich, 24.11.1939, Bundesarchiv Berlin, R 55/21019, Bl. 217 veränderte Nachkriegsrezeption ›entarteter‹ Kunst immer 1939 und 1942 gab es darüber hinaus auch mehrere Rück- weiter erhöhenden derzeitigen Marktwert und nie auf den gaben im Jahr 1940. Zutreffend ist Kurt Martins Äußerung­ 1937 tatsächlichen Marktwert Bezug genommen wurde, hinsichtlich nicht erfolgter Rückkäufe. Es gelangten jedoch wirkt berechnend und dramatisierend. 99 Der ab 1953 wieder drei ehemals beschlagnahmte Gemälde von Max Beckmann, amtierende Generaldirektor Ernst Buchner verwies schließ- Wilhelm Thöny sowie Anton Faistauer als Schenkungen lich in einem vom Ministe­rium eingeforderten Überblick zurück in den Bestand der Bayerischen Staatsgemälde­ auf die Beschlagnahme von 98 ›entarteten‹ Kunstwerken sammlungen.106 Insgesamt ließ Kurt Martin in seinem mit einem damaligen Marktwert von rund 900.000 DM.100 Schreiben keinen Zweifel daran, dass er zum damaligen Die 1939 und 1942 erfolgten Kompensationszahlungen er- Zeitpunkt »eine sozusagen guttatsweise Entschädigung« wähnte Buchner nicht. Inter­essanterweise bewegte sich recht kritisch sah. Weder Ernst Buchner noch Kurt Martin die Diskussion über eine Entschädigung der Museen im erwähnen die im Nationalsozialismus erhaltenen Entschä­ Juni 1953 erneut in Richtung einer finanziellen Kompen­ digungen der Staatsgemäldesammlungen in der Nachkriegs- sation als Form der ›inneren Wiedergutmachung‹ durch zeit. Doch auch Rave verschwieg beispielsweise in seiner den Bund. Mindestens 10 Millionen DM sollten nach An- Publikation 1949, dass er aktiv an der Entschädigung der Dok. 4: Abschrift des Tauschvertrags zwischen Ferdinand Möller und sicht des Unterausschusses Kunst im kulturpolitischen dem Deutschen Reich, 12.3.1941, Berlinische Galerie, Ferdinand Möller Museen beteiligt war. Inwiefern Personalkontinuitäten die Ausschuss des Deutschen Bundestages vom Bundes­ Archiv, F I, Bl. 29–30 (Foto bearbeitet von der Autorin) institutionelle Geschichtsschreibung in der Nachkriegszeit finanzminister im Rahmen der Wiedergutmachungsgesetz- beeinflussten, ist ein weiteres Forschungsdesiderat. Genauso gebung zur Entschädigung der Museen bereitgehalten­ bleibt die Beantwortung der Fragen, ob wirklich alle ange- werden. Bemerkenswert an diesem Vorstoß ist außerdem im Kern noch immer aussichtslos: Mit Verabschiedung schriebenen Museen an der Umfrage teilnahmen und wann der Nebensatz, dass die Museen seiner Zeit »nur in seltenen des Bundesrückerstattungsgesetzes, des Bundesentschädi- und weshalb die Ständige Konferenz der Kultusminister­ Fällen und nur in einem nicht erwähnenswerten Umfange gungsgesetzes sowie des Allgemeinen Kriegsfolgengeset- letztlich doch ihre Bemühungen für eine finanzielle Entschä- aus dem Verkauf der beschlagnahmten Bilder entschädigt zes und des Gesetzes über die Sammlung des Bundesrechts digung einstellte, weiterer Forschung vorbehalten. worden seien«.101 Die politische Ebene war folglich über bestätigte der Bundestag die alliier­te Gesetzgebung.102 Die öffentliche, vor allem durch Zeitungsberichte an­ die ersten Entschädigungsvorgänge aus dem Jahr 1942 Trotzdem es folglich für öffentliche Sammlungen weiterhin geheizte Debatte um den bayerischen und bundesdeutschen bestens informiert. Als die Debatte 1958 wieder aufgenom- keinen gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung gab, Kunstbesitz ehemaliger Funktionäre und Organisationen men wurde, waren die Forderungen der einzelnen Museen versuchte die Ständige Konferenz der Kultusminister ein der NSDAP und dessen Verwendung als Entschädigung riss noch immer dieselben, die rechtliche Grundlage jedoch letztes Mal, über einen gesonderten Etat des Bundesinnen­ jedoch auch bis Ende der 1960er-Jahre nicht ab. Noch

146 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 147 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 1965 forderten beispielsweise Alfred Hentzen, Direktor der 2 Vgl. Paul Ortwin Rave, Kunstdiktatur im Dritten Reich, Berlin 1949, S. 69. 12 Siehe Zuschlag 1995 (wie Anm. 8), S. 58–190. 3 Die Entschädigung der Museen nach der Beschlagnahme »entarteter« Hamburger Kunsthalle, oder auch Paul Vogt, Leiter des 13 Beispiele für entlassene und versetzte Museumsleiter: Ernst Gosebruch, Kunst durch die Nationalsozialisten stand in einem größtmöglichen Miss- Ludwig Justi oder Max Sauerlandt; entlassene Akademieprofessoren: Max Museums Folkwang in Essen, eine Kompensation für die verhältnis zu ihren Verlusten. Trotz der Unverhältnismäßigkeit hat jedoch Beckmann, Otto Dix oder Paul Klee. Siehe dazu z. B. Diether Schmidt (Hrsg.), Verluste von 1937 mithilfe der Aufteilung dieser Werke eine Kompensation stattgefunden, weswegen auf Anführungszeichen ver- In letzter Stunde. 1933–1945. Schriften deutscher Künstler des zwanzigsten auf die entsprechenden Sammlungen oder wenigstens die zichtet wird. Jahrhunderts Band II, Dresden 1964, S. 55 oder auch Maike Steinkamp, Das 4 Außer den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen erhielten noch folgen- unerwünschte Erbe. Die Rezeption ›entarteter‹ Kunst in Kunstkritik, Ausstel- Zuweisung jener Geldmittel, welche aus den teilweise de Museen die Entschädigungen: die Nationalgalerie in Berlin, das Schlesi- lungen und Museen der SBZ und frühen DDR, Schriften der Forschungsstelle schon erfolgten Verkäufen der Werke stammten: »Sollte sche Museum der bildenden Künste in Breslau, die Staatliche Gemäldegale- ›Entartete Kunst‹, Berlin 2008, S. 50–54. ein solcher Verlust in der Tat nicht allen Anspruch auf rie in Dresden, das Museum Folkwang in Essen, die Städtische Galerie in 14 Buchner wurde bereits im Juli 1932 zum Nachfolger ernannt und trat Frankfurt am Main, die Hamburger Kunsthalle, das Wallraf-Richartz-Museum im Mai 1933 in die NSDAP ein. Momentan entsteht eine Dissertation zur Wiedergutmachung rechtfertigen? Die Bundesregierung in Köln, das Museum der bildenden Künste in Leipzig, die Kunsthalle Mann- Person Buchners von Theresa Sepp. Bisher am ausführlichsten: Helena hätte mit Hilfe des Kunstbesitzes eine vortreffliche Gele­ heim und die Städtische Bildergalerie in Wuppertal-Elberfeld. Siehe Brief Perena Sáez, Ernst Buchner. Eine Annäherung, in: Kunstgeschichte im Natio- genheit dazu – man nütze sie!«107 Als Ergebnis der anhal- Raves an Rust vom 25.08.1941, Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu nalsozialismus, hg. von Nikola Doll, Christian Fuhrmeister, Michael H. Berlin [im Folgenden: SMB-ZA], I / NG 863, Bl. 506. tenden Diskussion kam es zu einer bis heute bestehenden Sprenger, Weimar 2005, S. 139–160 sowie Jonathan Petropoulos, The Faustian 5 Siehe z. B. Meike Hoffmann, Andreas Hüneke, Auf den Spuren der verlo­ Bargain. The Art World in , Oxford 2000, S. 15–51. Dauerleihgabe von rund 1800 Werken an 102 Museen renen Moderne. 10 Jahre Forschungsstelle »Entartete Kunst«. Broschüre 15 Vgl. Sáez 2005 (wie Anm. 14), S. 141–145. aus diesem bedeutungsschweren Besitz der Bundesrepub- der Forschungsstelle »Entartete Kunst« zum gleichnamigen Symposium 16 Zur Tschudi-Spende siehe z. B. Kurt Martin, Die Tschudi-Spende. Hugo am 05.09.2013 / 06.09.2013, Berlin 2013, hier S. 18. Aktuelle Zahlen unter lik.108 Die Zuteilung übernahm eine Sachverständigenkom- von Tschudi zum Gedächtnis, 7. Februar 1851–26. November 1911, München www.geschkult.fu-berlin.de/e/db_entart_kunst/datenbank/aktueller_stand/, 1962. mission, die ausdrücklich nicht den von der Beschlagnahme (08.02.2017). 17 Zu Heinz Braune siehe Christian Lenz, Heinz Braune und die Tschudi- ›entarteter‹ Kunst betroffenen Museen Vorrang gewährte, 6 Zum ersten Mal erwähnt wird der Umstand der Entschädigung 1948 von Spende, in: Manet bis van Gogh. Hugo von Tschudi und der Kampf um die da die Dauerleihgabe des Bundes nicht als Kompensation Gerhard Strauss, vgl. Gerhard Strauss, Dokumente zur Entarteten Kunst, Moderne, Aust.-Kat. München 1997, S. 432–437. in: Festgabe an Carl Hofer, 11.10.1948, Potsdam 1948, gefolgt von Rave 1949 18 Vgl. Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 289 und Lott 1989 (wie Anm. 7), S. 12–16. 109 verstanden werden sollte. Rund 30 Jahre nach der Be- (wie Anm. 2), S. 69 und 71. Danach widmete sich 1971 Alfred Hentzen dezi- 19 Als Beispiel seiner Progressivität sei hier auf seine Ausstellung »Deut- schlagnahme ›entarteter‹ Kunst war mit dieser Leihaktion diert der Entschädigung der Berliner Nationalgalerie und 1987 folgten weitere sche Malerei in den letzten 50 Jahren« verwiesen, die 1924 eine bemer­ zunächst die Frage nach einer Entschädigung der Museen Einzelstudien zur Moritzburg Halle und der Kunsthalle Mannheim. kenswerte Auswahl an bedeutenden zeitgenössischen Künstlern zeigte. Vgl. 7 Ich danke Dagmar Lott an dieser Stelle für den fruchtbaren Austausch, Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 290. beantwortet. Trotz der eindeutigen juristischen Ausgangs­ der wesentlich zum Gelingen dieses Aufsatzes beigetragen hat. Vgl. Dagmar 20 Buchner selbst betonte nach dem Krieg oft, dass ein Artikel des »Völ­ lage, die eine Restitution ›entarteter‹ Kunst aus ehemali- Lott, Münchens Neue Staatsgalerie im Dritten Reich, in: Die Kunststadt Mün- kischen Beobachters« von 1933 ihn persönlich angegriffen habe, da er gem öffentlichem Besitz genauso ausschließt wie eine Ent- chen 1937. Nationalsozialismus und ›Entartete Kunst‹, Ausst.-Kat. München, freundschaftlich mit August Liebmann Mayer verbunden gewesen sei. Diese Staatsgalerie moderner Kunst, 27.11.1987–31.01.1988, hg. von Peter-Klaus Episode relativiert sich jedoch im Vergleich zu den Vorgängen in anderen schädigung, verstummt die moralische Debatte zu dieser Schuster, München 1987, S. 289–300 und Dagmar Lott, Die Neue Staatsgale- Städten. Siehe Artikel »Ein jüdischer Kunstparasit in Schutzhaft«, »Völ­ 110 Situation teilweise bis heute nicht. rie in München und die nationalsozialistische Aktion ›Entartete Kunst‹, kischen Beobachters«, 28.03.1933 sowie Schreiben Buchners an das Bayeri- Die Nachwirkungen der nationalsozialistischen Aktion Magisterarbeit Universität Hamburg, Hamburg 1989. sches Staatsministerium für Unterricht und Kultus [im Folgenden: BSUK], 8 Siehe z. B. Christoph Zuschlag, ›Entartete Kunst‹. Ausstellungsstrategien ›Entartete Kunst‹ sind für die Museen in Form ihrer verän- 20.08.1948, Bayerisches Hauptstaatsarchiv [im Folgenden: BayHStA], MK 44778. Dok. 5: Abschrift des Beschlusses des Denkmal- und Museumsrats im Nazi-Deutschland, Worms 1995 oder die Veröffentlichungen der Schrif- 21 Buchner betonte oft die Überlegenheit älterer Kunst gegenüber zeitge- derten Sammlungsgeschichten und für die Kunstgeschichte Nordwestdeutschland, September 1948, BStGS Altregistratur 13/2, tenreihe der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, FU Berlin sowie speziell zur nössischer Kunst, die »abhängig von der Mode« sei. Siehe dazu Sáez 2005 in Form eines gelenkten Nachkriegs-Moderne-Verständnis- Archiv-Nr. 332 ›Verwertung‹ diverse Publikationen von Andreas Hüneke 1987–2002 wie z. B. (wie Anm. 14), S. 144–145. Zur problematischen Erwerbungspolitik Buchners ses, vor allem mit Hinblick auf den »Siegeszug des Expres­ Andreas Hüneke, Bilanzen der ›Verwertung‹ der ›Entarteten Kunst‹, in: Über- siehe Andrea Bambis Beitrag in diesem Band. brückt. Ästhetische Moderne und Nationalsozialismus. Kunsthistoriker und 22 Ursprünglich waren es 15 Gemälde, jedoch konnte Mackes »Gladiolen- 111 sionismus« , bis heute spürbar. Nach einer ersten sensibi- Künstler 1925–1937, hg. von Eugen Blume und Dieter Scholz, Berlin 1999, Stilleben« als Leihgabe aus Privatbesitz durch Bemühungen von Ernst lisierenden Ausstellung zum ›NS-Bildersturm‹ im Haus schädigung der Museen? Werteten Hanfstaengl und Buch- S. 265–275 oder Andreas Hüneke, Die ›Verwertung‹ der ›entarteten‹ Kunst Holzinger, Konservator der BStGS, an Elisabeth Erdmann-Macke zurückge- der Kunst in München im Jahr 1962 widmeten sich die meis- ner die den Staatsgemäldesammlungen übereigneten Werke zwischen Ideologie und Kommerz, in: Museen im Zwielicht. Ankaufspolitik sendet werden. Die detaillierte Auflistung der beschlagnahmten Werke sowie 1933–1945. Die eigene Geschichte. Provenienzforschung an deutschen Kunst- Dokumente zum Gemälde Mackes in: Dokumentation zum nationalsozialisti- ten Museen frühestens in den 1980er-Jahren der Aufarbei- aus ehemaligem nationalsozialistischem Partei- und Funk­ museen im internationalen Vergleich, hg. von Koordinierungsstelle für Kul- schen Bildersturm am Bestand der Staatsgalerie moderner Kunst in Mün- tung ihrer eigenen Sammlungshistorie.112 Auch die Bayeri- tionärsbesitz vielleicht sogar als Entschädigung? Aus wel- turgutverluste, Bd. 2, Magdeburg 2002, S. 81–91. chen, Ausst.-Kat. München, Haus der Kunst München, 29.11.1987–31.1.1988, schen Staatsgemäldesammlungen beschäftigten sich 1987, chen Sammlungen stammen die beiden als Entschädigung 9 Zur Begriffsgenese siehe z. B. Zuschlag 1995 (wie Anm. 8), S. 20–24, zur hg. von Peter-Klaus Schuster, München 1987, S. 184–213 sowie S. 160–161. Erforschung nationalsozialistischer Kunst siehe z. B. Christian Fuhrmeister, 23 Dies zeigt sich in der Betreffzeile, die Buchner seinem Beschlagnah­ 50 Jahre nach der Beschlagnahme, erstmals tiefergehend erhaltenen, heute im Depot der Bayerischen Staatsgemäl- Kunst im Nationalsozialismus. Rezeptionsgeschichte, Forschungsstand und mebericht an das BSUK vom 16.07.1937 gab: »Auswahl von Bildern für eine 113 mit diesem Teil ihrer Geschichte. Heute, 80 Jahre nach desammlungen befindlichen Werke von Joseph Weidner Perspektiven, in: Künstler und Kunst im Nationalsozialismus, Essen 2013, Sonderausstellung«. Siehe Bayerische Staatsgemäldesammlungen der Aktion ›Entartete Kunst‹, sind aus Münchner Sicht je- und Bernadus Johannes Blommers ursprünglich? Die Beant- S. 11–20. [im Folgenden: BStGS], Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. doch noch immer viele Fragen ungeklärt. Welche Rolle wortung dieser Fragen lässt angesichts der verstärkten Pro- 10 Selbst Joseph Goebbels hatte zunächst eine Affinität für Emil Nolde, 24 Siehe Abschrift Goebbels-Erlass, 9. Juli 1937, BStGS, Altregistratur 7/2a, Ernst Barlach und Edvard Munch. Siehe hierzu Zuschlag 1995 (wie Anm. 8), Archiv-Nr. 32. spielten Ernst Buchners Kontakte zum NS-Regime und zur venienzforschung an den Bayerischen Staatsgemäldesamm- S. 44–57 sowie Andreas Hüneke, Der Versuch der Ehrenrettung des Expres­ 25 Der verreiste Buchner ging lediglich von einer Ausleihe aus, genauso ›Verwertungskommission‹ für die Entschädigung tatsäch- lungen hoffentlich nicht weitere 30 Jahre auf sich warten.114 sionismus als deutscher Kunst 1933, in: Zwischen Anpassung und Widerstand. wie der bei der Beschlagnahme anwesende Konservator Karl Feuchtmayr. lich und wie sind diese auch im Vergleich zu anderen Muse- Kunst in Deutschland 1933–1945, Berlin 1978. Siehe BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. Zum Vergleich: auch die 11 Hitler hielt die Rede ›Kunst verpflichtet zur Wahrhaftigkeit‹ im Rahmen Nationalgalerie Berlin verhandelte über Versicherungsfragen, siehe Jörn umsdirektoren abschließend zu bewerten? Bemühte sich 1 Auszug aus einem Brief von Alfred Wolters an das Frankfurter Kulturamt, des 6. Parteitages der NSDAP am 7.9.1934 in Nürnberg und erteilte den Grabowski, Annegret Janda, Kunst in Deutschland 1905–1937. Die verlorene Eberhard Hanfstaengl nach 1945 aktiv um die Rückerwer- 15.04.1942, in: Nicole Roth, Schwere Verstümmelung und sehr merkbare promodernen Strömungen eine scharfe Absage. Die komplette Rede in Robert Sammlung der Nationalgalerie im ehemaligen Kronprinzen-Palais, Berlin bung beschlagnahmter Kunstwerke? Welchen Standpunkt Rangminderung der Sammlung. Die Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunstwerke Eikmeyer (Hrsg.), Adolf Hitler. Reden zur Kunst- und Kulturpolitik 1933–1939, 1992, S. 65–66 sowie Brief Paul Ortwin Rave an Ernst Buchner, 10.02.1938, im Städel 1936–1937, in: Museum im Widerspruch. Das Städel und der Na­ Frankfurt / Main 2004, S. 63–81. Rusts Rede wurde im November 1936 im BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. vertrat er mit Blick auf die 1942 erfolgte beziehungsweise in tionalsozialismus, hrsg. von Uwe Fleckner und Max Hollein, Schriften der For- Rahmen der Eröffnung der zweiten Jubiläumsausstellung der Akademie der 26 Während der Konferenz wurden bereits einzelne Künstler als »generell der Nachkriegszeit nicht mehr zustande gekommene Ent- schungsstelle »Entartete Kunst«, Bd. 6, Berlin 2011, S. 201–241, hier S. 225. Künste in Berlin gehalten. Vgl. Zuschlag 1995 (wie Anm. 8), S. 53. abzuhängen« deklariert: Paul Klee, Oskar Kokoschka, Ernst Barlach. Zu

148 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 149 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Lovis Corinths Werken nach dem Schlaganfall und zu Georg Schrimpf stünde meinem Vorsitz ein.[…]«, Tagebucheintrag von Joseph Goebbels, 14.01.1938, offensichtlich ausschließlich für den internen Gebrauch gedacht und die ohne Raves Entscheidung 7 der 44 Werke an Museen verteilt. Vgl. Brief Rust die Entscheidung noch aus. Des Weiteren verwies er darauf, dass alle Muse- zit. n. Elke Fröhlich, Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Bd. 2–4, München ›Verwertungskommission‹ richtete sich nach ihnen. an Otto Kümmel, 24.06.1940, SMB-ZA, I / NG 863, Bl. 369. umsleiter zur Orientierung eine Liste der in der Ausstellung ›Entartete Kunst‹ 1987, S. 401. 53 Franz Hofmann an Joseph Goebbels, 22. Juli 1938, BArch Berlin, R 69 Brief Rave an Rust, 25.08.1941, SMB-ZA, I / NG 863, Bl. 503. in München vertretenen Künstler, die in der Deutschen Allgemeinen Zeitung 40 Auszug der unveröffentlichten Erläuterungen, zit. n. Schmidt 1964 55/21020, Bl. 15. 70 Vgl. Brief Rave an Rust, 25.08.1941, SMB-ZA, I / NG 863, Bl. 503. Die veröffentlicht worden war, bei der ›Bereinigung‹ der eigenen Sammlung be- (wie Anm. 13), S. 223. 54 Franz Hofmann an Joseph Goebbels, 10. November 1938, BArch Berlin, übrigen Museen erhielten schließlich nur den errechneten Geldbetrag und nutzen sollten. Siehe Bericht des BSUK, 03.08.1937, BayHStA MK 40849. 41 In der Zwischenzeit hatte sich die Zuständigkeit für die ›entartete‹ Kunst R 55/21020, Bl. 34. keinerlei materielle Entschädigung. 27 Zum zweiten Erlass vom 27. Juli 1937 einschließlich Überblick zu allen von der Reichskammer der bildenden Künste auf das Reichsministerium für 55 Franz Hofmann an Joseph Goebbels, 28. November 1938, BArch Berlin, 71 Brief Rave an Rust, 25.08.1941, SMB-ZA, I / NG 863, Bl. 503. Beschlagnahmen sowie zur Rivalität der Ministerien unter Goebbels und Volksaufklärung und Propaganda verschoben. Der Geschäftsführer war offi- R 55/21020, Bl. 19. 72 Vgl. Anschreiben Raves an Direktoren vom 27.03.1942, SMB-ZA, I / NG Rust siehe Zuschlag 1995 (wie Anm. 8), S. 205–221. ziell Franz Hofmann, den Vorsitz der ›Verwertungskommission‹ hatte jedoch, 56 Bernhard Rust an alle Länderregierungen, 17.05.1939, BayHStA 40849. 864, Bl. 21–29. 28 Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 293: 126 Werke insgesamt; Dokumentation wie in seinem Tagebuch festgehalten, Goebbels, welcher somit die endgülti- 57 Buchner an BSUK, 5.6.1939, BayHsta MK 40849. 73 Das genaue Datum kann nach aktueller Aktenlage nicht bestimmt wer- 1987 (wie Anm. 22), S. 184–213: 127 Nummern aber 128 Werke insgesamt, ge Entscheidungsgewalt behielt. Als weitere Mitglieder der Kommission wur- 58 Siehe Telegramm vom 27.12.1939, BStGS Altregistratur 23/1, Archiv-Nr. den. Buchner bat am 15.12.1941 um Zusendung der Werke und Auszahlung da Nr. 67 (a,b) doppelt vergeben wurde; FsEK-Beschlagnahmeinventar: 137 den mittels Führererlass Adolf Ziegler, Hans Schweitzer, Heinrich Hoffmann, 645. Aufgeführt ist die Summe sonst in der Rave zur Ansicht übersandten des Betrages, welches das BSUK nochmals Anfang März 1942 bekräftigt. Vgl. Werke insgesamt (unverständliche Zuweisungen). Weitere Prüfung der Carl Meder, die Kunsthändler Karl Haberstock und Hans Sauermann, der Liste der zu erwartenden ›Entschädigungszahlungen‹ für die Museen. Siehe Brief BSUK an Buchner, 09.03.1942, BStGS Altregistratur 23/1, Archiv-Nr. 645. Beschlagnahmezahl notwendig. Kunstantiquar Max Taeuber sowie Robert Scholz berufen. Vgl. Bundesarchiv SMB-ZA, I / NG 863, Bl. 501. 74 BArch Berlin, R 55/21019, Bl. 217. 29 Vgl. Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 291–292. Paul Ortwin Rave warnte seine Berlin [im Folgenden: BArch Berlin], R 55/21020, Bl. 80. Die Kommission 59 Siehe Lott 1987 (wie Anm.7), S. 297 und Lott 1989 (wie Anm.7), S. 124–126. 75 Siehe BStGS Bildakte Inv.-Nr. 10861, inventarisiert am 23.06.1943. Museumsleiterkollegen ebenfalls in einem Schreiben vor einem Belassen der traf sich am 25.5.1938 erstmals. Erhalten sind die Sitzungsberichte von fünf Geplant und konzipiert wurde die Auktion von der ›Verwertungskommission‹. 76 Siehe BStGS Bildakte Inv.-Nr. 10860, inventarisiert am 25.06.1943 sowie Werke in den Schausammlungen. Vgl. Grabowski / Janda 1992 (wie Anm. 24), weiteren Zusammenkünften am 17.11.1938, 20.02. und 6.12.1939, 7.5.1940 Umfassende Analyse der Auktion siehe Gesa Jeuthe, Die ›Verwertung‹ der Berlinische Galerie, Ferdinand Möller Archiv, F I, Bl. 29–30. Interessanterweise­ S. 56. Auch die ›Galerie der Lebenden‹ wurde für Besucher geschlossen. sowie 11.12.1941, aus welchen ersichtlich wird, dass Ziegler nie persönlich ›entarteten‹ Kunst durch die Luzerner Galerie Fischer 1939, Magisterarbeit FU konnte ich bei meinen Recherchen nachweisen, dass dem Tauschvertrag im 30 Vgl. Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 292. anwesend war und Sauermann unerwähnt bleibt. Dafür nahmen Walter Berlin 2004 oder Gesa Jeuthe, Die Moderne unter dem Hammer. Zur Verwer- GFM-Archiv eine falsche Abbildung beigelegt ist. Dank der Hilfe von Wolfgang 31 Vgl. Oskar Kokoschka, Ausstellung im Österreichischen Museum für Hoffmann, Rolf Hetsch, Günter Ranft und Kurt Biebrach teil. Siehe BArch tung der ›entarteten‹ Kunst durch die Luzerner Galerie Fischer 1939, in: Angriff Schöddert kann nun bewiesen werden, dass Möller zur selben Zeit zwei Gemäl- Kunst und Industrie, Mai und Juni 1937, der Neue Werkbund Österreichs, Berlin, R 55/21020, Bl. 31–33, 16–18, 10–12, 6–8, 2–5. auf die Avantgarde. Kunst und Kunstpolitik im Nationalsozialismus, hg. von de von Weidner besaß, die beide seine Schwester Katharina Weidner zeigten. Ausst.-Kat. Wien 1937, S. 6, Nr. 2. Die Ausstellung wurde bis zum 31.7.1937 42 Tagebucheintrag von Joseph Goebbels, 18.05.1938, zit. n. Fröhlich 1987 Uwe Fleckner, Schriften der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, Bd. 1, Berlin Das dem Tauschvertrag irrtümlich beigelegte Gemälde hatte Möller am 16.09.1940 verlängert und das Gemälde wurde erst am 25.8.1937, genau zum Zeitpunkt (wie Anm. 39), S. 445. 2007 sowie Gesa Jeuthe, Kunstwerte im Wandel. Die Preisentwicklung der von Dr. Ferdinand Schimmelpfennig erworben. Zum tatsächlich mit dem RMVP der zweiten Beschlagnahme, in Wien zum Rücktransport angewiesen. Siehe 43 Auszug eines Schreibens von Franz Hofmann an Goebbels, 22.07.1938, deutschen Moderne im nationalen und internationalen Kunstmarkt 1925 bis getauschten Gemälde gibt es keine vorherigen Anhaltspunkte. Katrin Engelhardt Brief Troll an Buchner, 25.8.1937, BStGS Altregistratur 32/1, Archiv-Nr. 1760. BArch Berlin, R 55/21020, Bl. 39. 1955, Schriften der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, Bd. 7, Berlin 2011. verweist daher auf das falsche Gemälde von Weidner. Vgl. Katrin Engelhardt, In Berlin verhinderte die Ausleihe nach Wien nicht die Beschlagnahme. Die 44 Die Verlagerung war am 17.09.1938 abgeschlossen. Hetsch ordnete 60 Vgl. Briefe Hoffmann an Buchner sowie Haberstock an selbigen, 30.10., Ferdinand Möller. Ein unbeugsamer Vertreter der Kunst der Moderne, in: Kunst Werke wurden wohl von dort angefordert. Siehe Rave 1949 (wie Anm. 2), S. 53. auch den Abzug von 71 Werken aus der Wanderausstellung ›Entartete Kunst‹ 16.11. und 30.12.1939 BStGS Altregistratur 23/1, Archiv-Nr. 645. sammeln, Kunst handeln. Beiträge des Internationalen Symposiums in Wien, 32 Das Protokoll abgedruckt in Lott 1987 (wie Anm. 7), S. 292–293, im an, um sie dem zu verkaufenden Bestand zuzuordnen. Vgl. Hüneke 1992 61 Es wurden noch zwei weitere Gemälde aus München in Luzern erfolg- hg. von Eva Blimlinger und Monika Mayer, Wien 2012, S. 221–233, hier S. 231. Original siehe BayHStA MK 40849. Zu den Hintergründen der Beschlagnahme (wie Anm. 8), S. 124 sowie Jeuthe 2007, S. 202. reich für zusammen 10.700 SFR versteigert. Dieser Betrag wurde nicht 77 Vgl. Brief Buchner an BSUK, 05.03.1942, BStGS Altregistratur 23/1, siehe Lott 1989 (wie Anm. 7), S. 69–77 sowie die erhaltenen Dokumente in 45 Zur Person siehe Frédérique Régincos, Im Widersprüchlichen vereint. extra 1939 schon angewiesen, könnte jedoch in den erhaltenen 15.000 RM Archiv-Nr. 645. BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. Rolf Hetsch und Bernhard A. Böhmer, in: Ein Händler ›entarteter‹ Kunst. enthalten sein. Für die Auktionsergebnisse und Umrechnung siehe Jeuthe 78 Brief Buchners an BSUK, 27.04.1942, BayHStA MK 40849. 33 Beschlagnahmeprotokoll von Ernst Buchner, 1.9.1937, BayHStA MK 40849. Bernhard A. Böhmer und sein Nachlass, hg. von Meike Hoffmann, Schriften 2007 (wie Anm. 59), S. 268–280. 79 Brief Rust an Lammers, 30.05.1942, BayHStA MK 40849. Die parallele Ausstellung von denselben Künstlern in beiden gleichzeitig der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, Bd. 3, Berlin 2010, S. 53–73. 62 Vgl. Brief Theodor Fischer an Ernst Buchner, BStGS Altregistratur, 23/1, 80 Ebd. stattfindenden antithetisch konzipierten Ausstellungen ist kein Einzelfall, so 46 Vermutlich wegen der missverständlichen Formulierungen bei Rave Archiv-Nr. 646. 81 Zur Bergung der Kunstwerke sowie Nachkriegssituation der BStGS siehe wurde z. B. auch von Rudolf Belling eine Skulptur als Hochkunst in der Gro- 1949 (wie Anm. 2), S. 66 oder auch Franz Roh, Entartete Kunst. Kunstbar­ 63 BStGS Inv.-Nr. 10752, 10753, 10756, 10757, 10758 und 10759. Siehe Brief Martin Schawe, Vor 50 Jahren. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen­ ßen Deutschen Kunstausstellung (GDK) gepriesen, während andere wie der barei im Dritten Reich, Hannover 1962, S. 53. Buchner an BSUK, 1.2.1940, BStGS Altregistratur 23/1, Archiv-Nr. 645. Zur im Zweiten Weltkrieg, Jahresbericht 1994, S. 9–27 sowie zum CCP Iris Lauter- ›Dreiklang‹ als ›entartet‹ zur Schau gestellt wurden. Im Münchner Fall wurde 47 Abgelehnt wurden zum Beispiel Angebote der Züricher Treuhandgesell- Problematik dieser Erwerbungen und deren teilweise jüdischer Herkunft siehe bach, Der Central Collecting Point in München. Kunstschutz, Restitution,­ von Spiegel ein Gemälde in der GDK ausgestellt, von Henny Protzen-Kundmüller schaft Fides oder der Londoner Galerie Colnaghi. Zustimmung fanden u. a. Andrea Bambis Beitrag in diesem Band. Neubeginn, München 2015. Zu Hanfstaengls Amtszeit siehe Andrea Bambi, zwei. Siehe www.gdk-research.de. die Pariser Galerie Zak, Wolfgang Gurlitt, die Stuttgarter Galerie Valentien, 64 Siehe undatiertes Schreiben von F. Schneider, BStGS Altregistratur 7/2a, Eberhard Hanfstaengl und seine Amtszeit an den Bayerischen Staatsgemälde­ 34 Siehe Buchners Schrift »In eigener Sache«, 15.06.1945, Schreiben Aage Vilstrup, Karl Haberstock oder auch Harald Holst Halvorsen. Vgl. Hüneke Archiv-Nr. 32. sammlungen von 1945 bis 1953, in: »So fing man einfach an«. Ausstellungs­ Buchner an BSUK, 01.03.1953 und Schreiben Eberhard Göpel an BSUK, 1999 (wie Anm. 8), S. 268. 65 Vgl. Sitzungsprotokolle der »Verwertungskommission«, 6.12.1939 und wesen und Sammlungspolitik in den ersten Jahren nach dem Zweiten Welt- 30.03.1953, BayHStA MK 44778. 48 Das Ehepaar Fohn schenkte den BStGS 1964 über 200 auf diese Weise ge- 7.5.1940, BArch Berlin R 55/21020, Bl. 4 und 7. Zu Grassmann siehe außer- krieg, hg. von Julia Friedrich und Andreas Prinzing, Köln 2013, S. 157–165. 35 Vgl. die Zusammenstellung von Karl Busch für Franz Roh, 20.März 1961, tauschte Kunstwerke. Zur Fohn-Schenkung siehe Carla Schulz-Hoffmann (Hrsg.), dem Grassmann an Buchner, 2.3.1942, BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 82 Siehe Steinkamp 2008 (wie Anm.13), S. 116. BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. Die Sammlung Sofie und Emanuel Fohn. Eine Dokumentation, München 1990 32 sowie Broschüre Künstler im Nationalsozialismus, Pinakothek der Moder- 83 Zur Verzerrung des Moderne-Verständnisses und zur Lage der Museen 36 Einspruch Karl Feuchtmayrs gegen seine Amtsenthebung durch die sowie Broschüre zur Sammlung Fohn, Pinakothek der Moderne, München 2015. ne, München 2016, S. 12. Darüber hinaus wurden aus den beschlagnahmten nach 1945 siehe 1945–1985. Kunst in der Bundesrepublik Deutschland, amerikanischen Alliierten, 10.10.1945, freundlicher Hinweis von Dagmar 49 Darunter befanden sich ca. 730 Gemälde, 90 Plastiken, 950 Aquarelle Werken der Staatsgemäldesammlungen direkte Rückgaben an Privateigen- Ausst.-Kat. Nationalgalerie Berlin, 27.09.1985 bis 21.01.1986, Berlin 1985; Lott-Reschke. und 650 Zeichnungen. Siehe Hüneke 1999 (wie Anm.8), S. 267. tümer wie Anita Lehmbruck oder Künstler veranlasst. Siehe z. B. Lott 187 Jutta Held, Kunst und Kunstpolitik 1945–49. Kulturaufbau in Deutschland 37 Es wurde am 02.03.1938 brieflich von Rolf Hetsch angefordert, siehe 50 Auszug aus Aktenvermerk vom 11.05.1938, BArch Berlin, R 4901, Bl. 136. (wie Anm.7), S. 294. nach dem 2. Weltkrieg, Berlin 1981 sowie Christian Fuhrmeister, in: Friedrich / BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32 Interessanterweise wird zu Beginn des Schreibens noch einmal darauf hinge- 66 Als frühe Entschädigung im Jahr 1941 ist lediglich noch die Geschichte Prinzing 2013 (wie Anm. 81), S. 234–239. 38 Selbst die wenigen Erwerbungen zwischen 1933–1937 lässt Buchner wiesen, dass ein Verkauf der ›entarteten‹ Kunst nicht beabsichtigt sei. Dies un- der Städtischen Galerie in Frankfurt überliefert, welche jedoch mit Görings ge- 84 Siehe Vorwort von Eberhard Hanfstaengl, Neuerwerbungen zeitgenös­ als von der Ankaufskommission oder von Ministerien überwiesene Werke terstützt die These, dass wirklich erst Göring die Idee zur Veräußerung hatte. zielter Annexion von Werken verknüpft ist. Vgl. Roth 2011 (wie Anm.1), wS. sischer Malerei und Plastik, Ausst.-Kat. München 1951, S. 1. verzeichnen, wobei es die Ankaufskommission nur bis 1933 gab. Sein Name 51 § 2 Abs. 2 des ›Gesetzes über Einziehung von Erzeugnissen entarteter 224 sowie Andrea Hollmann, Roland März, Hermann Göring und sein Agent 85 Es handelte sich um »Pierette und Clown«. Brief von Walter Passarge, findet sich, vermutlich aus taktischen Gründen, nie als Erwerber auf der Kunst‹, RGBl. 1938, Teil I, S. 612 sowie Andreas Hüneke: Spurensuche. Mo- Josef Angerer. Annexion und Verkauf ›Entarteter Kunst‹ aus deutschem Muse- 05.08.1946, National Archives and Records Administration, Washington D. C. Liste, die offiziell ans Ministerium gesendet wurde. Vgl. Liste der am derne Kunst aus deutschem Museumsbesitz, in: ›Entartete Kunst‹. Das umsbesitz 1938, Schriften der Berliner Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, [im Folgenden: NARA] NARA M1946, Record Group 260, Roll 0081 25.08.1937 beschlagnahmten Werke, 01.09.1937, Buchner an BSUK, BStGS Schicksal der Avantgarde im Nazi-Deutschland, Ausst.-Kat. Los Angeles / Paderborn 2014. (www.fold3.com/image/269948428, 18.01.2017). Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. Berlin, Altes Museum Berlin, 04.03.–31.05.1992, hg. von Stephanie Barron, 67 Zahl laut Website der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, siehe auch 86 Schreiben von Edith A. Standen an Restitution Branch Division, 39 »[…] Gesetz über Enteignung entarteter Kunst ausgearbeitet. Das muß München 1992, S. 124. Sitzungsprotokoll der »Verwertungskommission«, 11.12.1941, BArch Berlin 07.08.1946, NARA M1946, Record Group 260, Roll 0081 nun noch der Führer billigen. […] Kein Bild findet Gnade. Führer auch für 52 Auszug der unveröffentlichten Erläuterungen, zit. n. Schmidt 1964 (wie R 55/21020, Bl. 4. (www.fold3.com/image/269948435, 18.01.2017). entschädigungslose Enteignung. Einiges davon wollen wir im Ausland gegen Anm.13), S. 221–223. Leider benennen Schmidt und auch spätere Publika­ 68 Die aktive Ausarbeitung eines Verteilungsplanes begann erst ein Jahr 87 Schreiben von Edith A. Standen an OMGUS, 25.01.1947, NARA M1947, gute Meister austauschen. Dafür setzt der Führer eine Kommission unter tionen weder die Quelle noch den Verfasser dieser Erläuterungen. Sie waren später, nach Abschluss aller Tauschverträge. Allerdings wurden schon zuvor Record Group 260, Roll 0021 (www.fold3.com/image/231954620, 18.1.2017).

150 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 151 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung 88 Schreiben von Edith A. Standen an OMGUS, 25.1.1947, NARA M1947, der Staatsgemäldesammlungen könnte man auch zusätzlich als Rechtferti- Record Group 260, Roll 0021 (www.fold3.com/image/231954620, 18.1.2017), gungsversuch für die ›Überweisungen aus Staatsbesitz‹ deuten. S. 3 Differenziert ging es in einem anderen Fall darum, dass nicht eindeutig 100 Siehe Brief Buchner an BSUK 24.04.1953, BayHStA MK 50833. geklärt werden konnte, ob sich ein Werk Frankes Privatbesitz oder seiner 101 Dezidiert werden die Verlust- und Entschädigungssummen für die Stadt Galerieware zuordnen ließ. Freiburg genannt. Vgl. Kurzprotokoll des Unterausschusses Kunst, Ausschuß 89 Beschluss vom 17.2.1948, zit. n. Wilhelm F. Arntz, Bildersturm in für Kulturpolitik, Deutscher Bundestag, 23.6.1953, BayHStA MK 50833. Deutschland. Teil VI Das Schicksal der Künstler, in: Das Schönste. Die 102 Die Regierung der neuen Bundesrepublik folgte der Ansicht der Alli­ Monats­illustrierte für alle Freunde der schönen Künste, München 1962, ierten. Mit Nichtaufnahme des Einziehungsgesetzes von 1938 wurde dieses Heft 10 / Oktober, S. 93. erneut außer Kraft gesetzt, aber nicht aufgehoben. Durch die Nichtaufnahme 90 Zur rechtlichen Dimension der Entschädigungsdiskussion siehe z. B. blieben »die Rechtsverhältnisse während der Geltung der Vorschrift« beste- Hans Henning Kunze, Restitution ›entarteter Kunst‹. Sachenrecht und inter- hen. Die Beschlagnahme blieb auch ab 1958 juristisch korrekt. Siehe Kunze nationales Privatrecht, Diss. Uni Heidelberg, Berlin 2000 und Carl-Heinz 2000 und Heuer 2013 (wie Anm. 88) Siehe hierzu außerdem Brief Dr. Geißler, Heuer, Die eigentumsrechtliche Problematik der ›entarteten‹ Kunst, Frank- Bundesministerium des Innern an Dr. Schermuly, Ständige Konferenz der furt am Main 2013. Kultusminister, 11.11.1958, BayHstA MK 50833. Anhang 91 Zur Entstehung des Rückerstattungsgesetzes und den Hintergründen 103 Über die Unvollständigkeit der Auflistung schien man sich quellenkri- siehe Jürgen Lillteicher, Raub, Recht und Restitution, Göttingen 2007. tisch keinerlei Gedanken zu machen. Vgl. Schreiben der Ständigen Konferenz 92 Siehe Protokoll der Tagung des Denkmal- und Museumsrates Nord­ der Kultusminister, 22.6.1960, BayHstA MK 50833. westdeutschland, 29.–30.9.1948, BStGS Altregistratur 13/2, Archiv-Nr. 332. 104 Als 1960 wertvollste Werke bezeichnet er dezidiert den van Gogh, Munchs Der Beschluss wurde auch in der Kunstchronik 1949 veröffentlicht. ›Dame auf der Veranda‹ sowie Lovis Corinths zwei Gemälde des ›Vierwald- 93 Siehe Protokoll der Tagung des Denkmal- und Museumsrates Nord­ stätter Sees‹. Vgl. Fragebogen von Kurt Martin an Ständige Konferenz der westdeutschland, 29.–30.9.1948, BStGS Altregistratur 13/2, Archiv-Nr. 332. Kultusminister, 19.7.1960, BayHstA MK 50833. Kurt Martin war zuvor von 94 Ernst Holzinger, früher Konservator der BStGS, war mittlerweile Direktor 1934 bis 1956 Direktor der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe. des Städel in Frankfurt / Main. Siehe Ernst Holzinger an Office of Military 105 Ebd. Dass Buchner 1938 den Wert des Gemäldes von van Gogh allein auf 200.000 RM schätzte, scheint Martin nicht zu wissen. Vgl. Brief Buchner Government for Greater Hesse, 3.9.1946, NARA M1947, Record Group 260, 10 an Knauer, 9.3.1938, BStGS Altregistratur 7/2a, Archiv-Nr. 32. Roll 004 (www.fold3.com/image/232047195, 18.1.2017). 106 Beckmanns »Badekabine (grün)«, Inv.-Nr. 9651, im Jahr 1949 von 95 Ermächtigung z. B. in Kunze 2000 (wie Anm. 90), S. 271, Dok. 3. Zu den Curt Valentin, Thönys »Streichquartett« 1956, Inv.-Nr. 9149 von Frau Thöny Beschlagnahmen in der SBZ siehe Steinkamp 2008, S. 225–233. Zuständig sowie Faistauers »Mutter und Kinder« 1979 von Sofie Fohn. Inv.-Nr. 14621. für die Ermittlung der rückzuführenden Bestände war Kurt Reutti. Mehr zur 107 Leserbriefe von Alfred Hentzen und Paul Vogt als Reaktionen auf Person siehe Maike Steinkamp, »Eine Rückführung an die Museen ist drin- den Leitartikel der SZ von Doris Schmidt: »Ein Erbe auch im Bösen. Zur gend erforderlich…«. Kurt Reutti und der Umgang mit ›entarteter‹ Kunst Ver­wendung des Kunstbesitzes aus dem Dritten Reich«, 18.1.1965, vgl. nach 1945, in: Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst BayHstA MK 50833. im Nationalsozialismus, hg. Von Ute Haug und Maike Steinkamp, Schriften 108 Zahlen laut Website des Bundesamts für zentrale Dienste und offene der Forschungsstelle ›Entartete Kunst‹, Bd. 5, Berlin 2010, S. 213–232. Vermögensfragen (www.badv.bund.de/DE/OffeneVermoegensfragen/ 96 Während Rave gegen eine Rückführung war, sprach sich Justi deutlich Provenienzrecherche/CentralCollectingPoint/, 08.2.2017) siehe außerdem dafür aus. Siehe Grabowski / Janda 1992 (wie Anm. 24), S. 68–69. Korrespondenz und Zeitungsartikel 1966–1968, BayHstA MK 50833. 97 Eine ganzheitliche Analyse sämtlicher Entschädigungsbemühungen 109 Vgl. Doris Schmidt, Zeitungsartikel in der SZ: »Der Kunstbesitz des von deutschen Museen seit der Beschlagnahme im Jahr 1937 wurde bislang Dritten Reiches. Arbeitsausstellungen und Leihgaben an Museen«, nicht publiziert. Es wäre interessant zu vergleichen, ob alle Museen wie 22.10.1965, BayHstA MK 50833. beispielsweise Duisburg versucht haben, die politische Gegnerschaft gegen 110 Zuletzt forderten Jutta Limbach (†) und Martin Roth 2014 die Rückga- den Nationalsozialismus geltend zu machen. Vgl. Beschluss des Zivilsenats be ›entarteter‹ Kunst. Vgl. Interview mit Jutta Limbach, Süddeutsche Zeitung des Oberlandesgerichtes Düsseldorf, 26.07.1952, BayHstA MK 50833. Bislang vom 19.11.2014 sowie Interview mit Martin Roth, Deutsche Welle vom weiß man nur von einer erfolgreichen Klage im privaten Sektor: Der Barmer 20.11.2014. Das Ringling Museum, Sarasota Florida wollte 2016 als ehemals Kunstverein Wuppertal klagte in den 1950er-Jahren gegen den Staat und er- ›entartet‹ identifizierte Werke aus seinem Bestand an die deutschen Her- hielt eine Entschädigung in Höhe von 500.000 DM. Siehe Sabine Fehlemann, kunftsmuseen zurückgeben. 2011 gab das Museum Ferdinandeum dem Die Aktion ›Entartete Kunst‹ und ihre Auswirkung auf Wuppertal, in: Über Ulmer Museum ein Gemälde zurück. allem die Partei. Schule – Kunst – Musik in Wuppertal 1933–1945, hg. von 111 Zur Rezeption ›entarteter‹ Kunst in der Nachkriegszeit siehe Stein- Klaus Goebel, Oberhausen 1987, S. 65–84, hier S. 80. kamp 2008 (wie Anm. 13), S. 15–33. 98 Meike Hopp berichtet von einem Gespräch am 14.9.1948 zwischen 112 Ausstellung und gleichnamiger Katalog ›Entartete Kunst‹. Bildersturm Staatskommissar Philipp Auerbach und Herbert S. Leonard, Leiter MFA&A, vor 25 Jahren, Haus der Kunst München, 25.10.–16.12.1962, München 1962. bei welchem Auerbach die durch die Beschlagnahme ›entarteter‹ Kunst 113 Vgl. Publikation und Ausstellung 1987, Lott 1987 (wie Anm. 7), Doku- geschädigten Museen mit rassisch und politisch Verfolgten gleichsetzte mentation 1987 (wie Anm. 22). und die Entschädigung aus dem Bestand der ›Sammlung Linz‹ forderte. 114 Eine Beantwortung dieser Fragen ist von der im Entstehen begriffenen Siehe Meike Hopp, Rudolf von Alt. genial, lebhaft, natürlich und wahr. Der Dissertation zu Ernst Buchner von Theresa Sepp sowie einer geplanten Münchner Bestand und seine Provenienz, Ausst.-Kat. München, Staatliche Dissertation der Autorin zu Eberhard Hanfstaengl sowie der proaktiven Pro­ Graphische Sammlung, 23. Juli bis 11. Oktober 2015, hg. von Andreas venienzrecherche des zuständigen Referats der Bayerischen Staatsge­ Strobl, München 2015, S. 180 sowie Brief Metzger an Sekretariat der mäldesammlungen zu erwarten, welches sich erneut den Erwerbungen von Ständigen Konferenz der Kultusminister, 4.9.1952, BStGS Altregistratur 1933 bis 1945 widmet. Ein Projekt zu den ›Überweisungen aus Staatsbe- 7/2a, Archiv-Nr. 32. sitz‹, den Kulturobjekten aus Sammlungen ehemaliger Funktionäre und Or- 99 Vgl. Abschrift des Protokolls der Kunstausschuss-Tagung in Bremen, ganisationen der NSDAP, läuft bereits seit 2012, die Publikation der For- 13.–14.4.1953, BayHstA MK 50833. Die beständig betonte Verlustsumme schungsergebnisse ist für 2018 geplant.

152 Institutionsgeschichte und Provenienzforschung Chronik

28. Januar 2016 – Pinakothek der Moderne 13. April 2016 – Alte Pinakothek 25. September – Alte Pinakothek 9. November 2016 – Pinakothek der Moderne ›Heidi Specker. Re-prise‹. Buchvorstellung von Heidi König Willem-Alexander und Königin Máxima Mathias Rößler, Sächsischer Landtagspräsident mit seiner Eröffnung der Ausstellung ›Der Stifter, der Anstifter war, Specker im Rahmen der gleichnamigen Ausstellung mit der Niederlande besuchen die Alte Pinakothek Frau Gerlind Rößler sowie Christopher Metz, Direktor weil er wusste, dass die Kunst für alle ist. Die Schenkung Klavierbegleitung, Gastbeiträgen von Hannes Böhringer beim Sächsischen Landtag, mit seiner Ehefrau besuchen Art Mentor Foundation Lucerne‹ (vormals Hochschule der Künste Braunschweig), Mareike 15. April 2016 – Pinakothek der Moderne die Alte Pinakothek Dittmers (Herausgeberin frieze d / e) und Michaela Melián ARTisFACTION-Lounge 17. November 2016 – Pinakothek der Moderne (Künstlerin / Musikerin, Hochschule für Bildende Künste 28. September 2016 – Pinakothek der Moderne Künstlergespräch mit Pipilotti Rist ›Kann Übermut mit Hamburg) 26. April 2016 – Sammlung Schack Vortrag Ilit Azoulay im Rahmen der Ausstellung Respekt das Vertrauen für Wiederinszenierungen unter­ ›Neue Räume: Von Gibraltar bis Helgoland‹ – Eröffnung ›Fotografie heute: distant realities‹ stützen?‹ im Rahmen der Neupräsentation ›Reset: Die 30. Januar 2016 – Pinakothek der Moderne der sanierten Räume im 2. Obergeschoss der Sammlung Sammlung Moderne Kunst 2016‹ Komponistenporträt James MacMillan. Nachtkonzert Schack 29. September 2016 – Pinakothek der Moderne mit dem Münchner Kammerorchester im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung ›Fotografie heute: 26. November 2016 – Pinakothek der Moderne Reihe ›Nachtmusik der Moderne‹ 27. April 2016 – Sammlung Schack Distant Realities‹ PIN.-Fest Konzert Masconia Quartett zu Eröffnungswoche in der 4. Februar 2016 – Alte Pinakothek Sammlung Schack 5. Oktober 2016 – Neue Pinakothek 28.-29. November 2016 – Pinakothek der Moderne Wiedereinrichtung Rubenssaal; Hängung des ›Großen Eröffnung der Ausstellung ›Drei Farben Schwarz‹ Herbsttagung Arbeitskreis Provenienzforschung organisiert Jüngsten Gerichts‹ 29. April 2016 – Sammlung Schack von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und Michael Köhlmeier erzählt Sagen des klassischen 6. Oktober 2016 – Pinakothek der Moderne der Städtischen Galerie im Lenbachhaus mit dem Bayeri- 12. Februar 2016 – Neue Pinakothek Altertums Künstlergespräch mit Katharina Gaenssler ›Wie wird schen Nationalmuseum und dem Zentralinstitut für Manuel Valls, französischer Premierminister mit einer Fotografie zum Raum‹ im Rahmen der Neupräsentation Kunstgeschichte in Kooperation mit dem Museum Fünf Dele­gation sowie M. Pierre Robion, stellvertretender 25. Juni 2016 – Pinakothek der Moderne ›Reset: Die Sammlung Moderne Kunst 2016‹ Kontinente, dem Jüdischen Museum München und Generalkonsul der Französischen Republik in Bayern, Nachtmusik der Moderne. Komponistenporträt dem NS-Dokumentationszentrum München besuchen die Neue Pinakothek Andrzej Panufnik 13. Oktober 2016 – Neue Pinakothek Jean-Claude Brunet, Generalkonsul der Französischen 1. Dezember 2016 – Pinakothek der Moderne 12. Februar 2016 – Alte Pinakothek 31. Mai 2016 – Museum Brandhorst Republik in Bayern, besucht mit einer Delegation die Künstlergespräch mit Siegfried Anzinger ›Wie lassen sich Paolo Gentioloni, italienischer Außenminister und Eröffnung der Ausstellung ›Cy Twombly. In the Studio‹ Neue Pinakothek die großen Themen der Menschheit ins Bild setzen?‹ Roberta Pinotti, italienische Verteidigungsministerin im Rahmen der Neupräsentation ›Reset: Die Sammlung besuchen mit einer Delegation die Alte Pinakothek 9. Juni 2016 – Museum Brandhorst 15. Oktober 2016 Moderne Kunst 2016‹ Eröffnung der Ausstellung ›Schiff Ahoy. Zeitgenössische Lange Nacht der Münchner Museen 20. Februar 2016 – Neue Pinakothek Kunst aus der Sammlung Brandhorst‹ 15. Dezember 2016 – Pinakothek der Moderne Olaf Metzel – Hans von Marées. Eine Annäherung. 22. Oktober 2016 – Pinakothek der Moderne Eröffnung der Ausstellung ›Albert Renger-Patzsch: Künstlergespräch mit Olaf Metzel, Konrad Laudenbacher, 19. Juni 2016 – Pinakothek der Moderne Komponistenporträt Jörg Widmann im Rahmen der Reihe Ruhrgebietslandschaften‹ Bernhard Maaz, Joachim Kaak und Bernhart Schwenk Performance TOGETTHERE_fACTory. Ein interdisziplinäres ›Nachtmusik der Moderne‹ Integrationsprojekt in der Pinakothek der Moderne 1. März 2016 – Pinakothek der Moderne 27. Oktober 2016 – Pinakothek der Moderne 20 Jahre Max Beckmann Gesellschaft e. V. – Hans 18. September – Pinakothek der Moderne Künstlergespräch mit Thomas Hirschhorn ›Über die Zischler liest Max Beckmann. Briefe, Reden, Tagebücher. John Emerson, Botschafter der Vereinigten Staaten Doppelgarage hinaus‹ im Rahmen der Neupräsentation Konzert des Monaco Swing Ensembles in Deutschland, besucht die Pinakothek der Moderne ›Reset: Die Sammlung Moderne Kunst 2016‹

154 Anhang 155 Anhang Finanzen Raubkunst – Fundmeldungen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen bei www.lostart.de

Haushaltsansätze 12.927.766,39 € Jahr

Erlöse Museumsbetrieb Sondereintritt 80 % 381.281,94 €

Kulturveranstaltungen 94.623,90 € 2007 142 Sonntagseintritt 337.099,87 €

Werktagseintritt 2.125.864,00 € 2009 151 Garderobengebühren 80 % 43.888,32 €

Veröffentlichungen 73.911,51 €

Foto- und Filmaufnahmen 64.086,21 € 2012 152 Filmeinnahmen (Presseabt.) 12.596,70 € Einnahmen Foto / Repro 51.489,51 € 2013 176 Mieteinnahmen (80 %) 197.816,94 €

Shopeinnahmen (80 %) 106.938,70 € 2014 208 Bearbeitungsgebühren Leihverkehr 11.280,00 €

Einnahmen Doerner Institut 20.162,94 €

Verfügungsbetrag 14.264.418,72 € 2015 236

Drittmittel 2015 4.728.415,57 €

Gesamt 18.992.834,29 € 2016 268

Gehälter (ohne Drittmittel) 14.110.758,29 €

Drittmittelgehälter 210.595,53 € Absolute Zahl der Fundmeldungen

Gesamt 14.321.353,82 €

156 Anhang 157 Anhang Ausfuhrgenehmigungen (nach VO [EG] 116/2009) und Kulturgutschutzgesetz

ANTRÄGE NACH SACHGEBIETEN AUSFUHREN IN DRITTLÄNDER UND IN DIE EU (Zahlen und %) (Zahlen und %)

Musikinstrumente Plastik 14 | 2 % 37 | 5,5 % 6.8.–31.12. EU Münzen Verkehrsmittel 166 | 24 % 2 | 0,5 % 13 | 2 %

Handschriften / Bücher Diverses 35 | 5 % 24 | 3,5 %

Graphik Fehlerhafte Anträge 75 | 11 % 18 | 2 % 1.1.–31.12. Gemälde und Graphik Antiquitäten Drittländer 7 | 1 % 29 | 4 % 524 | 76 % Gemälde Archäologische Objekte 62 | 9 % 374 | 54,5 %

TEMPORÄRE UND ENDGÜLTIGE ANTRÄGE TEMPORÄRE UND ENDGÜLTIGE ANTRÄGE DESTINATION DER ANTRÄGE Anträge gesamt (Zahlen und %) Anzahl der beantragten Objekte (Zahlen und %) Zielländer

Australien 4 | 1 % Temporär Temporär 182 | 26 % 875 | 34 % Fernost 42 | 6 % EU 166 | 24 % Div. 9 | 1 % Schweiz 193 | 28 % Russland 4 | 1 % USA + Kanada 257 | 37 % Südamerika Endgültig Endgültig 7 | 1 % 508 | 74 % 1 690 | 66 % Israel 8 | 1 %

158 Anhang 159 Anhang Berichterstattung in den Medien Zeitlicher Verlauf der Berichterstattung Über das Jahr werden je Monat durchschnittlich 190 Beiträge veröffentlicht und eine durchschnittliche Reichweite von mehr als 71 Mio. Kontakten erzielt. Den Peak erreicht die Resonanz in den Monaten Januar (z. B. Neuerwerbung Klee-Gemälde), April (u. a. niederländischer Königsbesuch) und Dezember (u. a. Statement zum Kulturschutzgesetz, Provenienzforschungs-Themen).

350 Anzahl Reichweite 150 000 000

300

120 000 000 250

200 90 000 000

KENNZAHLEN IM ÜBERBLICK 1.1.–31.12.2016 150 60 000 000 Meldungszahl 2276 100 Reichweite 847 184 906 (Die Reichweiten für TV- und Hörfunkbeiträge sind hier nicht berücksichtigt!) 30 000 000 50 Verbreitete Auflage 128 677 631 Top-Medium nach Anzahl Süddeutsche Zeitung (München) 0 0 Top-Medium nach Reichweite Focus Online Jan 2016 Feb 2016 Mrz 2016 Apr 2016 Mai 2016 Jun 2016 Jul 2016 Aug 2016 Sep 2016 Okt 2016 Nov 2016 Dez 2016 319 173 140 270 98 186 196 83 98 120 170 243 Anzahl

136 158 279 70 126 621 45 015 429 129 422 188 40 767 956 84 420 998 67 568 674 26 986 799 34 919 832 37 332 944 52 433 421 122 031 765 Reichweite Quelle: Landau Media AG

Verteilung über Medienarten TOP 10 DER MEDIEN Internet-Publikationen (ohne Social Media) und Printmedien sind hinsichtlich der Berichterstattungshäufigkeit und erreichten Medium Anzahl Medium Reichweite Kontakten besonders einflussreich. Zusammen genommen werden über diese Medienarten 89 % der Artikel generiert. 39 % der Gesamtresonanz wurden durch Meldungen auf Internet-Publikationen generiert. Print-Publikationen hatten mit Süddeutsche Zeitung (München) 92 Focus Online 103 357 539 ca. 36 % fast einen ebenso großen Anteil an der Gesamtresonanz und rangierten somit auf dem zweiten Platz. Publikums­ Münchner Merkur 89 Frankfurter Allgemeine Zeitung 53 268 192 zeitschriften sowie Radio-Beiträge waren die dritt- und vierthäufigsten Mediengattungen. Abendzeitung 69 Süddeutsche Zeitung Online 50 974 807 Online 887 Süddeutsche Zeitung (Berlin) 66 Bild Online 50 969 010 Tageszeitungen 823 dpa 52 Süddeutsche Zeitung, (B) 49 664 898 Publikumszeitschrift 145 Frankfurter Allgemeine Zeitung 52 Spiegel, Der 47 108 656 Hörfunk 120 Agenturmeldungen 72 SZ Extra 50 T-Online.de 34 550 272 TV 63 tz 50 Münchner Merkur 33 826 428 Supplement 59 Wochenzeitung 43 BR Online 45 Welt online, Die 32 477 485 Fachzeitshrift 37

Süddeutsche Zeitung Online & Der Tagesspiegel 31 Bunte 28 121 516 Blog 14

Anzeigenblatt 12 Quelle: Landau Media AG Kundenzeitschrift 1

160 Anhang 161 Anhang Öffentliche Angebote Kunstvermittlung

Regionalität der Berichterstattung 961 Führungen insgesamt mit 15 656 Teilnehmenden, d. h. durchschnittlich 16 Die Berichterstattung über die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen war vorwiegend überregional und bayerisch davon Termine Teilnehmende Durchschnitt geprägt. 88 % aller Artikel werden in Medien mit deutschlandweiter Adressierung und in Medien aus Bayern (34 % der Gesamtartikel) veröffentlicht. Ausstellungsführungen 206 2365 12

Kuratorenführungen 114 1731 15 Überregional 1116 Bayern 718 Überblicksführungen 142 3161 22 Berlin 67

Nordrhein-Westfalen 60 Themenführungen 225 3950 18

Baden-Württemberg 44 Cicerone AP 62 2414 38 Hessen 16 Hamburg 15 Kunst international AP, PdM 92 690 8 Sachsen 11

Niedersachsen 10 Inklusionsführungen Gebärde, Sehbehinderung 9 78 9 Sachsen-Anhalt 9 Känguruführungen PdM (Eltern mit Babys) 12 113 9 Brandenburg 8

Rheinland-Pfalz 7 Kinderführungen 11 119 11

Mecklenburg-Vorpommern 5 Familienführungen 28 478 17 Schleswig-Holstein 4 Bremen 3 30 Minuten – ein Werk (PdM) 50 557 11 Thüringen 2

Saarland 1 71 Workshops insgesamt mit 1110 Teilnehmenden, d. h. durchschnittlich 16

Erwachsenenworkshops 31 317 10

Familienworkshops 1 15 15 SOCIAL MEDIA 2015 | ÜBERBLICK Stand: 16.1.2016 Kinderworkshops 28 646 23

Jugendworkshops 11 132 12 Logo Name URL Zweck | Ziel Aktuelle Nutzerzahlen 63 sonstige Veranstaltungen mit 1137 Teilnehmenden Facebook www.facebook.com/pinakotheken Information 11 745 »Gefällt mir«-Angaben

Twitter www.twitter.com/Pinakotheken Kommunikation 5613 Follower Insgesamt 1095 Angebote mit 17 903 Teilnehmenden

Instagram www.instagram.com/pinakotheken Präsentation 3976 Abonnenten Über den Besucherservice angemeldete Gruppen und Führungen 2016

Vimeo www.vimeo.com/pinakotheken Dokumentation Nutzerzahlen werden über Gruppenanmeldungen mit eigener Führung / ohne Führung 3513 73 641 21 die Website der Pinakotheken Vermittelte Führungen 559 10 174 18 generiert Eventführungen 31 1035 33 Youtube www.youtube.com/user/Pinakotheken Dokumentation Zwischen 174 und 4412 Klicks pro Video Insgesamt 4103 bearbeitete Termine mit 84 850 Teilnehmenden

162 Anhang 163 Anhang Mitarbeiter Stand 31. Dezember 2016

Dr. Bernhard Maaz Dr. Simone Förster Leiterin der Restaurierungsabteilung Florian Schwemer Generaldirektor Referentin für die Sammlungen und Archive der Stiftung Ann Leitende Restauratorin für die Staatsgalerien außer Glas­ Leitender Restaurator für die Sammlung Moderne Kunst und Jürgen Wilde palast Augsburg sowie für Dauerleihgaben bis 1900 in der Pinakothek der Moderne, die Staatsgalerie Moderne Dr. Andrea Christine Bambi Verantwortliche Referentin für Schreinerei und Rahmen­ Kunst im Glaspalast Augsburg, das Olaf Gulbransson Provenienzforschung Mag. Art. Irene Glanzer restaurierung sowie für den Schutz von Kulturgut Museum Tegernsee und für Dauerleihgaben nach 1900 Referentin für die Kulturgüterausfuhr und das Restauratorin für die Sammlung Moderne Kunst in der Verantwortlicher Referent für die Koordinierung des Olaf Gulbransson Museum Tegernsee Pinakothek der Moderne Dipl.-Rest. Renate Poggendorf Personals der Depots der Sammlung moderne Kunst und Leitende Restauratorin für die Neue Pinakothek und der Museums- und Ausstellungstechnik der Pinakothek Prof. Dr. Andreas Burmester Dr. Inka Graeve Ingelmann die Sammlung Schack der Moderne Direktor des Doerner Instituts Fotografie und Neue Medien; Referentin für die Koordinierung des Personals Konservatorischer Sachschutz Referent für Bauangelegenheiten des Referentin für die Fotosammlungen Siemens, der Museums- und Ausstellungstechnik der Alten Museums Brandhorst, Koordination der Allianz, die Stiftung Ann und Jürgen Wilde sowie die und Neuen Pinakothek Dr. Bernhart Schwenk Lenkungsgruppe Sicherheit allgemeinen Belange der Pinakothek der Moderne Restaurierungsdokumentation Kunst der Gegenwart Referent für die Bestände Theodor und Woty Elisabeth Bushart Dipl.-Rest. Maike Grün Dr. Herbert W. Rott Werner, Emanuel Fohn, die Programmplanung der Leitende Restauratorin für das Museum Brandhorst Restauratorin für die Sammlung Moderne Kunst in der Malerei und Plastik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Pinakothek der Moderne, den Dauerleihverkehr Referentin für die Koordinierung Pinakothek der Moderne Referent für die Sammlung Schack, die Sammlung Dietmar ab dem 20. Jahrhundert und PIN. e. V. sowie Stiftung des Personals der Museums- und Ausstellungs- Siegert und den Museumsshop der Neuen Pinakothek Pinakothek der Moderne technik des Museums Brandhorst Dr. Elisabeth Hipp Betreuung der wissenschaftlichen Volontäre an den staat­ Französische und spanische Malerei bis Ende des lichen Museen und Sammlungen Dipl.-Rest. Heide Skowranek Patrizia Dander 18. Jahrhunderts Restauratorin für das Museum Brandhorst Referentin Museum Brandhorst Referentin für die Zweiggalerien Ansbach und Ottobeuren Dipl.-Rest. Carola Sauter sowie für den Dauerleihverkehr von Gemälden bis Ende des Restauratorin für die Neue Pinakothek und die Sammlung PD Dr. Heike Stege Dr. Patrick Dietemann 19. Jahrhunderts Schack Leiterin der naturwissenschaftlichen Abteilung Bindemittelanalytik des Doerner Institutes Beauftragter des Arbeitgebers für Arbeitsschutz und Dr. Joachim Kaak Dr. Martin Schawe Farbmittelanalytik Arbeitssicherheit im Doerner Institut Malerei und Plastik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Stellvertreter des Generaldirektors Strahlen- und Laserschutzbeauftragte Referent für die Neue Pinakothek, die Bibliothek, Altdeutsche und altniederländische Malerei Dr. Bernd Ebert die Vorbildersammlung und die Öffentlichkeitsarbeit Verantwortlicher Referent für die Alte Pinakothek, den Dr. Corinna Thierolf Holländische Malerei bis Ende des 18. Jahrhunderts, Museumsshop der Alten Pinakothek, die Inventar- und Foto­ Kunst ab 1945 deutsche Malerei der zweiten Hälfte des 16. bis Ende des Dr. Oliver Kase abteilung, das Archiv, das Reproduktionswesen sowie die Referentin für die Staatsgalerie im Glasp­ alast in Augsburg, 18. Jahrhunderts Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Zweiggalerien Aschaffenburg, Augsburg (Staatsgalerie in die Sammlung Prinz Franz von Bayern, die Sammlung Stoffel, Referent für die Zweiggalerie Bayreuth Referent für die Sammlung Theo Wormland, das Max Beck- der Katharinenkirche), Bamberg, Burghausen und Füssen den Museumsshop in der Pinakothek der Moderne sowie mann Archiv und für die Ankäufe aus dem Programm der Redaktion des Münchner Jahrbuchs der bildenden Kunst die American und International Patrons of the Pinakothek Johannes Engelhardt Bayerischen Staatsregierung für Künstler und Publizisten Vergolderei, Rahmenrestaurierung und –inventarisierung, Dipl.-Rest. Jan Schmidt Dipl.-Rest. Jens Wagner Rahmendepot Dr. Mirjam Neumeister Leitender Restaurator für die Alte Pinakothek Bildgebende Untersuchungsverfahren Flämische Malerei bis Ende des 18. Jahrhunderts Betreuung der Bibliothek des Doerner Institutes, Koordination Dipl.-Rest. Melanie Bauernfeind M. Sc. Referentin für die Zweiggalerie Neuburg an der Donau der Volontäre des Doerner Institutes Dipl.-Rest. (FH) Andreas Weißer Präventive Konservierung und den Pinakotheks-Verein Restaurator für Neue Medien Dr. Andreas Schumacher Dipl.-Rest. Ulrike Fischer Dipl.-Rest. Eva Ortner M. A. Italienische Malerei bis Ende des 18. Jahrhunderts Restauratorin für die Alte Pinakothek Stellvertreterin des Direktors des Doerner Institutes, Referent für die Staatsgalerien Würzburg und Schleißheim

164 Anhang 165 Anhang Assistenzen / Sekretariate Ausstellungskoordination Dr. Christiane Zeiller, Max-Beckmann-Archiv Angelika Harböck Beatrice Anacker Verena Rayer M. A. (seit 1. Februar 2016) Agnieszka Jagodzinska-Kapfer Susanne Engelsberger Simone Kober M. A. Adrian Keleti Mareike Hetschold (seit 15. November 2016) Volontäre Heike Kraus Birgit Keller M. A. Baukoordination Dr. Nadine Engel (bis 31. März 2016) Ralph Kreßner Ruth Krauß Katja Doblaski M. A. (seit 1. Januar 2016) Dr. Anna Louisa Schmidt (1. Februar bis 31. Juli 2016) Frank Kreuder Nicole Losch-Maute Dr. Benjamin Sommer (seit 1. August 2016) Christian Meyer Sylvia Pongratz Inventarisation Dr. Franziska Stöhr (seit 1. November 2016) Ricardo Luna Pineda Dr. Claudia Albrecht Nele Müller Presse und Kommunikation Volontäre im Doerner Institut Olivia Rube Tine Nehler M. A., Leitung Fotografen Dipl. Rest. Iris Masson (seit 1. August 2016) Norbert Schölzel Jette Elixmann M. A. Haydar Koyupinar, Leitung Dipl. Rest. Valerie Müller (seit 1.November .2016) Dieter Stracke Bianca Henze Sibylle Forster Carina Volbracht M. A. (Schoof’sches Volontariat) Michal Szoltys Julia Kaufmann Johannes Haslinger Ruggero Tedeschi Antje Lange M. A. Nicole Wilhelms Wissenschaftliche Mitarbeiter auf Zeit im Doerner Institut Diego Sanchez Villasante Sarah Stratenwerth M. A. Dipl.-Rest. Bianca Albrecht Thomas Virks Elisabeth Strobel Fotothek Dipl.-Rest. Eva Müller-Artelt Gerhard Wagenpfeil Gabriele Göbl Dipl.-Rest. Katharina Roudil Besucherservice und Kunstvermittlung Dipl.-Rest. Michaela Tischer Olaf Gulbransson Museum Tegernsee Jochen Meister M. A., Leitung Bibliothek Dipl.-Rest. Jeanine Walcher Sandra Spiegler M. A. Regina Bertsch M. A. (Elternzeit seit 12. Mai 2016) Isa Geistreiter, Leitung Eva-Maria Winter (seit 15. November 2016) Margit Eberhardt Peter Gruber Naturwissenschaftliche Labors Polina Gedova M. A. (seit 15. September 2016) Susanne Keil Ursula Baumer Örtliche Verwaltung der Bayerischen Anja Kiendl (seit 4. Oktober 2016) Eduard Simbürger Andrea Obermeier Staatsgemäldesammlungen Anke Palden M. A. Christoph Steuer Anja Leps, Leiterin der Örtlichen Verwaltung der Waltraud Tannenberg M. A. Wissenschaftliche Mitarbeiter Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Stephanie Waldschmidt M. A. (Elternzeit seit 1. Oktober 2016) Dr. Johannes Gramlich, Referat für Museums- und Ausstellungstechnik, Schreinerei Rosemarie Bader Provenienzforschung Heino Kahrs, Leiter der Depots und der Museums- und Bernhard Czysz Veranstaltungen Dr. Susanne Hoppe, Ausstellungsprojekt ›Utrecht, Ausstellungstechnik der Alten und Neuen Pinakothek Gabriele Göbl Barbara Siebert M. A., Leitung Caravaggio und Europa‹ (seit 21. November 2016) Ilona Koroma, kommissarische Leiterin der Museums- und Thomas Kellberger Katarina Jelic Dr. Annette Kranz, Forschungsprojekt ›Florentiner Malerei‹ Ausstellungstechnik der Pinakothek der Moderne Gregor Lindermayr Nadia Khatschi-Barnstein Tonio Kröner, Museum Brandhorst Jürgen Geißler, Leiter des Depots der Sammlung Moderne Bernhard Muschler Anita Schlett Dr. Andreas Plackinger, Ausstellungsprojekt Kunst in der Pinakothek der Moderne Robert Voggenreiter ›Renaissance and Reformation‹ Wolfgang Wastian, Leiter des Depots und der Museums- Publikationen und Datenbanken, Jahresbericht Johanna Poltermann M. A., Referat für Provenienzforschung und Ausstellungstechnik des Museums Brandhorst Dr. Christine Kramer Anna Volz M. A., Stiftung Ann und Jürgen Wilde Frank Barthel Anja Zechel M. A., Referat für Provenienzforschung Stephen Crane

166 Anhang 167 Anhang Hausverwaltung und Betriebstechnik Hermann Bentlage Marion Steinmüller Corinna Brüderl Johann Strobl, Leiter der Hausverwaltung sowie der Betriebs- Christian Biemesmeier Johann Stöckl Badema Catic und Sicherheitstechnik, Referent für Bauangelegenheiten Peter Bruckmeier Rainer Verch Svitlana Ewald Ludwig Burkhardt Sefket Cinel Vyacheslav Volovyk Monika Faigl Nicolas Busch Burak Colak André Walther-Rupprecht Yakiv Fridmann Thomas Enkel Dieter Dippl Marina Rysina Helmut Galler Stefan Friedemann Joachim von Dungen Anton Weber Shafiqa Ghafoory-Faizi Hermann Fronauer Silke Faßl Thomas Weber Franz Goedecke Rainer Habelmann Giuseppe Federico Peter Weimer (seit 1. Juli 2016) Petra Gwosdzig-Jans Andreas Helmbold Monika Feldhoff Christine Weyer Petra Heilander Horst Hoinko Anton Greiner Klaus Wolf Margit Heindl Alfred Krause Marcus Haedelt Nailja Zakirova Jutta Hendricks Thomas Lerchl Thomas Haupt Helana Hubert Otto Simonis Djalal Hemati Aufsichts- und Kassendienst Jürgen Jungkurth Sebastian Tremmel Steffen Hemman (seit 6. Mai 2016) Nikolaus von Killinger, Leitung des Aufsichts-/Sicher­ Kesorn Kammholz Friedrich Wiesheu Richard Herbst heitsdienstes in sämtlichen Gebäuden der Bayerischen Rainer Kändler Helmut Herz Staatsgemäldesammlungen, Brandschutzbeauftragter Edeltraud Karglseder Reinigungspersonal Rüdiger Jung Annika Grube, Oberaufsicht Alte Pinakothek Hermann Kreitmeier Hülya Akin Eric Kaiser (seit 1. Juli 2016) Jenny Kurzweil Vassiliki Antonopoulou Dimitrios Kalesoglou Marica Pavicic, Oberaufsicht Alte Pinakothek Viktor Landau Jovanka Bagaric Erwin Kamm Alexander Steitz, Oberaufsicht Neue Pinakothek Zsofia Lembanisz Sengül Elmas Hans Kloskowski Rufat Aliyev, Oberaufsicht Pinakothek der Moderne Frank Leutheusser Elisabeth Ettl Hans-Jürgen Knigge Helga Czysz, Oberaufsicht Pinakothek der Moderne Hans-Friedrich Linnebrügge Silvia Hammerer Wolfgang Kraus Manfred Jansen, Oberaufsicht Pinakothek der Moderne Susanne Lochner Ayse Hasanoglu Ivan Kurka Gottfried Ramböck, Oberaufsicht Pinakothek der Moderne Grit Lorenz Mileva Mesic Martin Link bei Sonderveranstaltungen (Referat Vermietungen und Christa Luger Siriyawathie Rau Oliver Lorenz Veranstaltungen) Sandra Maccan Brigitte Scheer Carmine Marino Matthias Sütfels, Oberaufsicht Museum Brandhorst Bernhard Mangstl Bozica Simic Klaus Morath René Arndt, Oberaufsicht Museum Brandhorst Waltraud Manske Vesna Smajlovic Andy Morris Evelyn Herzig, Oberaufsicht Sammlung Schack Max Matthes Andreas Müller Sabine Anders, Olaf Gulbransson Museum Tegernsee Belen Nestl Sicherheitszentralen und Pforten Efstathios Papadopoulos Maria Arnst Killian Nichelmann (seit 1. Juli 2016) Gerard Essaka, Koordinator für den Sicherheitsdienst Rudi Reinicke Roswitha Bachar Fanny Nunes Campos (seit 1. September 2016) Adnan Safa Inna Bartel Stefan Penn Fath Al-Qamree Robert Schwärzli Michael Bensch Nadezda Praxentaler Daniel Arenz Maximilian Schweinberger Karina Biringer Stefan Rauch Norbert Benke Aram Simon Murad Harro Bodler Michael Regul

168 Anhang 169 Anhang Christine Reinnert Silvia Kempf (seit 1. September 2016) Andrea Brandmair Brigitte Hintze (30. Juni 2016) Josef Reischl Leiterin der Zentralen Dienste der staatlichen Museen und Franz Fichtl, Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek Robert Kirchmaier (29.Februar 2016) Kathrin Reiter Sammlungen (ZD), Beauftragte für den Haushalt Kap. 1579 Angela Götz, Neues Museum Nürnberg Mona Konietzny (30. Juni 2016) Franziska Rettenböck (seit 1. September 2016) Mariela Ilieva-Mieskes, Staatliches Museum Ägyptischer Julien Lübbe (30. November 2016) Sabine Roscher Elfie Höfling (seit 1. Dezember 2016), Assistenz Kunst Erich Mauritz (27. März 2016) Elvira Sarkysian Manja Pappenheim, Assistenz Sabine Johannsen (seit 1. März 2016) Stefanie Meyer (31. Oktober 2016) Eleni Sarri Tatjana Kaschner Sebastian Peters (31. Dezember 2016) Dieter Scheer Sylvia Marx Otto Lang, Museum Fünf Kontinente Manja Pappenheim (30. Juni 2016) Karl-Heinz Schmidt Leiterin des Juristischen Referats der staatlichen Museen Robert Mielcarski Barbara Spreitzer (30. September 2016) Hendrik Shagaa und Sammlungen (ZD I) (seit 1. August 2016) Michael Nickel, Bayerisches Armeemuseum Malgorzata Stigancow (30. September 2016) Alexander Shimanowski Tatjana Pieschl Dorothea Urbanski (30. September 2016) Oleksandr Spivak Julian Lübbe (seit 1. Mai 2016) Monika Pöttinger, Archäologische Staatsammlung Carina Volbracht (30. November 2016) Daiva Stadler Leiter des zentralen Haushaltsreferats der staatlichen Gabriele Prager Carmen Volk (29. Februar 2016) Anna Starosz-Masiewicz Museen und Sammlungen (ZD II) Dietmar Ruf, Bayerisches Nationalmuseum Roland Weiß ( 29. Februar 2016) Ivan Stoyanov Christian Scherz, Bayerisches Nationalmuseum Dr. Frank Wernitz (29. Februar 2016) Jürgen Sturm Herbert Seidler (seit 1. März 2016) Ronald Schwarzenberger, Staatliches Museum für Gabriele Stutzenstein Leiter der zentralen Personalverwaltung der staatlichen Völkerkunde In den Ruhestand verabschiedete Mitarbeiter Elena Susa (seit 1. Juli 2016) Museen und Sammlungen (ZD III) Herbert Seidler Susanne von Arnim-Willisch (1. März 2016) Aliye Tan-Swertz Natalya Sholts, Staatliche Antikensammlungen und Britta Bär (29. Februar 2016) Robert Tietz Dipl.-Ing. Lars Raffelt Glyptothek Baptist Henneberger (31. Juli 2016) Zewdu Tsige Leiter des IT-Servicezentrums der staatlichen Museen und Gabriele Stern, Bayerisches Nationalmuseum Milka Ugrenovic (29. Februar 2016) Muhammad Tursun Sammlungen (ZD IV) Than Mai Vu Maximilian Rettenböck (30. April 2016) Heiko Ulrich Jan Bilz Kristina Wieland Klaus Schneller (31. Dezember 2016) Anneliese Widdmann Marco Fuhrmann Gunar Wittich Heinz-Peter Stadler (31. Januar 2016) Karl Wiesbeck Michael Pöttinger Maria Wojta Angelika Straßer-Georgopoulos (31. Dezember 2016) Hannelore Zsoldos (seit 1. Juni 2016) Konrad Dichtl (seit 1. Juli 2016) Reinhard Urbanski (31. Mai 2016) Jozsef Zsoldos Dirk Steigner (seit 1. Oktober 2016) Ausgeschiedene Mitarbeiter aller Bereiche Anton Weber (31. März 2016) Britta Bär (29. Februar 2016) Stephanie Bader, Textil- und Industriemuseum Augsburg Christine Claaszen (30. September 2016) Zentrale Dienste der staatlichen Museen und Sammlungen (Elternzeit) Michele Cristale (30. September 2016) Die nachfolgenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Britta Bär Matthias Döhring (29. Februar 2016) organisatorisch bei den Bayerischen Staatsgemäldesamm­ Gottfried Bauer Susanne Frankl (15. April 2016) lungen angesiedelt und für sämtliche staatlichen Museen Roberta Belloni Katharina Geffken (31. Oktober 2016) und Sammlungen tätig. Susanne Blaszczyk Armin Heinzelmann (29. Februar 2016)

170 Anhang 171 Anhang Adressen und Öffnungszeiten Stand: 31. Dezember 2016

BAYREUTH OTTOBEUREN MÜNCHEN T +49 981 953 839-0 Europäische Barockmalerei Staatsgalerie im Neuen Schloss Staatsgalerie in der Benediktinerabtei Alte Pinakothek Täglich außer MO Ludwigstraße 21, 95444 Bayreuth Sebastian-Kneipp-Straße 1, 87724 Ottobeuren Barer Straße 27, 80799 München 1. April bis 30. September 9.00–18.00 T +49 921 75969-0 T +49 8332 7980 T +49 89 23805-216 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00 Holländische und deutsche Malerei des Spätbarock Schwäbische Malerei aus ehemaligen Stiftsbeständen Europäische Malerei des 14. bis 18. Jahrhunderts Täglich außer MO Palmsonntag bis Allerheiligen 10.00–12.00 und 14.00–17.00 Täglich außer MO 10.00–18.00, DI 10.00–20.00 ASCHAFFENBURG 1. April bis 30. September 9.00–18.00 In der übrigen Zeit des Jahres eingeschränkte 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00 Öffnungszeiten Neue Pinakothek Staatsgalerie im Schloss Johannisburg Barer Straße 29, 80799 München Schlossplatz 4, 63739 Aschaffenburg BURGHAUSEN SCHLEISSHEIM Eingang Theresienstraße T +49 6021 38657-0 T +49 89 23805-195 Gemälde der ehemaligen kurmainzischen Sammlungen Staatsgalerie in der Burg Staatsgalerie im Neuen Schloss Europäische Malerei und Skulptur Tafelbilder Lucas Cranachs d. A. und seiner Schule Burg 48, 84489 Burghausen Max-Emanuel-Platz 1, 85765 Oberschleißheim des 18. und 19. Jahrhunderts Seit 5. Oktober 2015 für rund 3 Jahre wegen Sanierung T +49 8677 4659 T +49 89 3158720 Täglich außer DI 10.00–18.00, MI 10.00–20.00 geschlossen. Bayerische und österreichische Malerei der Spätgotik Meisterwerke der europäischen Barockmalerei in Täglich Ergänzung zur Alten Pinakothek Pinakothek der Moderne AUGSBURG 1. April bis 30. September 9.00–18.00 Täglich außer MO Barer Straße 40, 80333 München 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00 1. April bis 30. September 9.00–18.00 T +49 89 23805-360 Staatsgalerie Altdeutsche Malerei in der 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00 Internationale Malerei und Skulptur Katharinenkirche FÜSSEN des 20. und 21. Jahrhunderts Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg TEGERNSEE Täglich außer MO 10.00–18.00, DO 10.00–20.00 Eingang Schaezlerpalais Staatsgalerie im Hohen Schloss T +49 821 51035-0 Magnusplatz 10, 87622 Füssen Olaf Gulbransson Museum Museum Brandhorst Schwäbische Malerei der Spätgotik T +49 8362 903-164 und 903-145 Im Kurgarten 5, 83684 Tegernsee Theresienstraße 35 a, 80333 München Täglich außer MO 10.00–17.00 Schwäbische und Allgäuer Gemälde und Skulpturen T +49 8022 3338 T +49 89 23805-2286 des 15. und 16. Jahrhunderts Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik Internationale Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts Staatsgalerie Moderne Kunst im Glaspalast 1. April bis 31. Oktober Täglich außer MO 11.00–17.00 von Olaf Gulbransson Sammlung von Udo und Anette Brandhorst Beim Glaspalast 1, 86153 Augsburg 1. November bis 31. März FR bis SO 13.00–16.00 Täglich außer MO 10.00–17.00 Täglich außer MO 10.00–18.00, DO 10.00–20.00 T +49 821 324 4155 Wechselnde Präsentationen zur Kunst NEUBURG AN DER DONAU WÜRZBURG Sammlung Schack des 20. und 21. Jahrhunderts Prinzregentenstraße 9, 80538 München Täglich außer MO 10.00–17.00 Staatsgalerie im Residenzschloss Staatsgalerie im Nordflügel der Residenz T +49 89 23805-224 Residenzstraße 2, 86633 Neuburg an der Donau Residenzplatz 2, 97070 Würzburg Deutsche Malerei des 19. Jahrhunderts BAMBERG T +49 8431 64430 T +49 931 355170 Sammlung des Grafen Schack Flämische Barockmalerei Venezianische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts Täglich außer MO und DI 10.00–18.00 Staatsgalerie in der Neuen Residenz Täglich außer MO Täglich Am ersten und dritten MI im Monat 10.00–20.00 Domplatz 8, 96049 Bamberg 1. April bis 30. September 9.00–18.00 1. April bis 31. Oktober 9.00–18.00 T +49 951 51939-0 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00 1. November bis 31. März 10.00–16.30 ANSBACH Kölnische und fränkische Malerei der Spätgotik Täglich Staatsgalerie in der Residenz 1. April bis 30. September 9.00–18.00 Promenade 27, 91522 Ansbach 1. Oktober bis 31. März 10.00–16.00

172 Anhang 173 Anhang Besucherzahlen Abbildungen

2016 München Alte Pinakothek 193 570 Neue Pinakothek 218 930 Seite 18/19 © Cy Twombly Foundation Seite 68 erworben 2016 von PIN. Freunde der Pinakothek Pinakothek der Moderne 296 151 der Moderne e. V. für die Bayerischen Staatsgemälde­ Museum Brandhorst 101 598 Seite 28 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 sammlungen, Pinakothek der Moderne © Simone Lanzenstiel Sammlung Schack 14 927 Seite 29 © Donation Jorn, Silkeborg / VG Bild-Kunst, Seite 69 © Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Ansbach Bonn 2017 Archiv Michael Schmidt Staatsgalerie in der Residenz 20 319 Aschaffenburg Seite 30/31 © Estate of Dan Flavin / VG Bild-Kunst, Seite 88/89 © Miro Craemer, Foto: Falk Kagelmacher Staatsgalerie im Schloss Johannisburg 0 (geschlossen) Bonn 2017 Seite 94/95 © Ilit Azoulay Augsburg Seite 32 © The Josef and Anni Albers Foundation / Staatsgalerie Altdeutsche Malerei in der Katharinenkirche 27 822 VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Seite 100/101 © Heimo Zobernig, Niele Toroni Staatsgalerie Moderne Kunst im Glaspalast 5 868 Seite 33 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Seite 116/117 © Sven Johne, Stephen Shore, Lewis Baltz Bamberg Staatsgalerie in der Neuen Residenz 34 740 Seite 34/35 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Seite 127 Courtesy National Gallery of Art, Washington Bayreuth Seite 39 © Max Beckmann Archiv Seite 128 © Museum Boijmans Van Beuningen, Staatsgalerie im Neuen Schloss 20 522 Leihgeber: Museum Boijmans Van Beuningen Foundation, Burghausen Seite 40 © Jens Weber Rotterdam / Foto: Studio Tromp, Rotterdam Staatsgalerie in der Burg 83 961 Seite 51 © Heino Kahrs Seite 129 © KBC Bank Rockoxhuis Antwerpen Füssen Staatsgalerie im Hohen Schloss 25 468 Seite 61 © VG Bild-Kunst, Bonn 2017 Seite 130 National Gallery London Neuburg an der Donau Seite 62/63 © Fabienne Verdier, Foto: Ines Dielemann Seite 131 Minneapolis Institute of Art Staatsgalerie im Residenzschloss 31 410

Ottobeuren Seite 64 ©Johanna Diehl Seite 133, 138, 142–144 Bayerische Staatsgemälde­ Staatsgalerie in der Benediktinerabtei 7613 sammlungen Seite 65 erworben 2016 von PIN. Freunde der Pinakothek Schleißheim der Moderne e. V. für die Bayerischen Staatsgemälde­ Seite 137 © Stiftung Sebüll Ada und Emil Nolde | bpk | Staatsgalerie im Neuen Schloss 30 953 sammlungen, Pinakothek der Moderne © Siegfried Anzinger Sprengel Museum Hannover | Michael Herling | Aline Gwose Tegernsee Seite 66 der Ankauf wurde ermöglicht durch die Förderung Seite 139 © Kunstmuseum Basel Olaf Gulbransson Museum 11 967 der Alexander Tutsek-Stiftung © Zoe Leonard Würzburg Seite 140 © Harvard Art Museums / Fogg Museum, Bequest Staatsgalerie in der Residenz seit Dezember 2016 wieder geöffnet 17 795 Seite 67 erworben 2016 von PIN. Freunde der Pinakothek from the Collection of Maurice Wertheim, Class of 1906 der Moderne e. V. für die Bayerischen Staatsgemälde­ Gesamt 1 143 614 sammlungen, Pinakothek der Moderne © Amelie von Wulffen

174 Anhang 175 Anhang Impressum

© Bayerische Staatsgemäldesammlungen 2017

Herausgeber Bernhard Maaz für die Bayerischen Staatsgemälde­sammlungen

Redaktion Umschlagmotiv Christine Kramer Paul Klee, ›Pastor Kohl‹ (Detail), 1932, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen Lektorat des Abschnitts ›Institutionsgeschichte und Titelmotiv Provenienzforschung‹ Blick in die Ausstellung ›Reset‹ in der Pinakothek der Jan Schleusener, Berlin Moderne mit ›Jenenser Student‹ von Ferdinand Hodler (rechts) und ›Der Gestürzte‹ von Wilhelm Lehmbruck. Gestaltung Schmid / Widmaier, München Abbildungen Falls nicht anders vermerkt: Alle Aufnahmen © Bayerische Lithografie Staatsgemäldesammlungen (Sibylle Forster, Johannes CR Mediateam Haslinger, Haydar Koyupinar, Martin Schawe, Nicole Wilhelms) Druck und Bindung Druckerei Vogl Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu machen. Berechtigte Ansprüche werden ISBN selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen 978-3-9816500-4-4 vom Museum abgegolten.

176 Anhang