Brigitte Fassbaender Bayerischer Prof
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Ober- Brigitte Fassbaender bayerischer Prof. Dr. Manfred Treml Kulturpreis 2015 Soziales | Gesundheit | Bildung | Kultur | Umwelt | Heimatpflege Oberbayerischer Kulturpreis 2015 Verleihung an Brigitte Fassbaender, Kammersängerin, Intendantin und Regisseurin Prof. Dr. Manfred Treml, Historiker im Kloster Seeon, Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern 18. Oktober 2015 Brigitte Fassbaender als Prinzessin Eboli in der Verdi-Oper Don Carlo, München 1975 Oberbayerischer Kulturpreis 2015 Grußwort von Josef Mederer In diesem Jahr ehrt der Bezirk Oberbayern mit dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, an deren oder andere unter uns geschichtliche Kenntnis, näm- bayern besonders viel von ihrem Können profitieren, Oberbayerischen Kulturpreis die Kammersängerin, Konzeption Manfred Treml damals als Leitender lich dann, wenn er am Gymnasium aus einem von haben wir ihrer Liebe zu Richard Strauss zu ver- Intendantin und Regisseurin Brigitte Fassbaender Sammlungsdirektor beim Haus der Bayerischen Manfred Treml konzipierten Lehrwerk gelernt hat. danken. Waren es einst vor allem seine Werke, die und den Historiker Manfred Treml. Und wenn wir Geschichte beteiligt war. Rund 90.000 Besuchern sie als Künstlerin bekannt gemacht haben, so bringt den Preis nach langer Zeit wieder im Kloster Seeon, hat die Schau 1988 die jüdische Vergangenheit unserer Die eigenen Erfahrungen an andere weiterzugeben, sie seit 2009 jährlich dessen bekannte und auch die unserem Kultur- und Bildungszentrum, vergeben, Heimat nähergebracht. Für Manfred Treml selbst das ist auch Brigitte Fassbaender ein wichtiges weniger bekannten Werke dem Publikum näher: als bringen wir ihn unseren Preisträgern schon fast bis sind durch die Ausstellung viele freundschaftliche Anliegen. Bei der einfühlsamen und zugleich künstlerische Leiterin des Richard-Strauss-Festivals an die Haustür: Die von Manfred Treml befindet sich Kontakte zu Menschen in Israel entstanden. Mit der beharrlichen Lehrerin holen sich junge Stimmen in in Garmisch-Partenkirchen. Auch bei dem Festival in Rosenheim, Brigitte Fassbaender ist im nahe gele- jüdisch-deutschen Geschichte in ihrer schmerz- Meisterkursen den Feinschliff. Aber das Unterrichten wird unter ihrer Leitung die Nachwuchsarbeit groß- genen Obing zu Hause. Oberbayerin oder Oberbayer lichsten Form hat sich Manfred Treml 1994 bis 2001 ist nicht das einzige Feld, das die weltweit gefeierte geschrieben. von Geburt muss man aber nicht sein, um den Ober- intensiv beschäftigt, als es um die Neugestaltung Sängerin nach dem Ende ihrer aktiven Bühnenkarri- bayerischen Kulturpreis, den wir seit 1980 in ganz der KZ-Gedenkstätte Dachau ging, die er als Histori- ere mit Leidenschaft ausfüllt. Auch als Intendantin Wissen und Erfahrungen teilen, Vergangenes auf- unterschiedlichen Sparten verleihen, zu erhalten. Für ker begleitete. sowie als Opernregisseurin ist sie gefragt. Unter arbeiten und anderen damit Wege eröffnen – damit viele Geehrte ist Oberbayern die „zweite Heimat“. So anderem leitete sie 13 Jahre lang als Intendantin die schaffen unsere beiden Preisträger Kultur, die lebt! auch für die gebürtige Berlinerin Brigitte Fassbaender 2001 übernahm Manfred Treml das Amt als Leiter Geschicke des Tiroler Landestheaters in Innsbruck – Mit der Auszeichnung durch den Oberbayerischen und für Manfred Treml, der im niederbayerischen des Museumspädagogischen Zentrums in München. und die Liste ihrer Inszenierungsarbeiten ist lang. Kulturpreis möchten wir ihnen heute dafür danken. Eggenfelden aufgewachsen ist. Ausschlaggebend für Und auch hier trägt er Brücken bauend zum Ver- Allein den Rosenkavalier, in dem sie selbst als die Auswahl der Persönlichkeiten, an die der Bezirk ständnis zeitgeschichtlicher Entwicklungen bei. Oktavian – ihrer wohl bekanntesten Rolle – un- seine höchste kulturelle Auszeichnung vergibt, ist, Die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in zählige Male brillierte, brachte sie in diesem Jahr bei dass sie sich um das Kulturleben in Oberbayern Bayern nach 1945 oder die Versöhnung der Gebirgs- den Osterfestspielen in Baden-Baden bereits zum verdient gemacht haben. Mit ihrem Schaffen wirken schützen in Bayern, Österreich und Italien nach dem fünften Mal auf die Bühne. Josef Mederer unsere Preisträger natürlich weit über Oberbayern Krieg waren Themen der von ihm verantworteten Bezirkstagspräsident von Oberbayern hinaus. Und auch die Kultur, der die beiden dienen, Wanderausstellungen. Anderen Geschichte erfahr- Ihre langjährige Wirkungsstätte als Sängerin war ist weit mehr als ästhetischer Selbstzweck: Sie ist bar machen, vor allem der jüngeren Generation – die Bayerische Staatsoper. Hier begann – nach einer zugleich eine Brücke zwischen Menschen, zwischen das war dem Pädagogen Manfred Treml von Anfang präzisen Ausbildung durch ihren Vater Willy Generationen und Nationen – und als solche ein an ein Anliegen: als Gymnasiallehrer in München – Domgraf-Fassbaender und einem Studium am gutes Mittel zur Überwindung vielfältiger Voreinge- der ersten Station nach Geschichtsstudium und Konservatorium in Nürnberg – ihre Karriere. Ihre nommenheiten. Promotion –, als Dozent an der Akademie für große Rollenvielfalt brachte die Mezzosopranistin Lehrerfortbildung in Dillingen ebenso wie an der bald auch auf die großen Opernbühnen der Welt. Als eine solche Brücke wirkte beispielsweise die in Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo er Oberbayern ist sie über die Jahre hinweg treu ihrem Umfang einzigartige Sonderausstellung zur seit 2001 als Honorarprofessor tätig ist. Ohne es zu geblieben, hier tankt sie in den raren Lücken ihres „Geschichte und Kultur der Juden in Bayern“ im wissen, verdankt ihm wahrscheinlich auch der eine Terminkalenders Kraft. Dass wir heute in Ober- 4 | Oberbayerischer Kulturpreis 2015 Grußwort | 5 Brigitte Fassbaender Kammersängerin Intendantin und Regisseurin 6 | Manfred Treml Auftritt bei den Salzburger Festspielen 1972 als Dorabella in Mozarts Così fan tutte – gemeinsam mit Gundula Janowitz (links) als Fiordiligi, Laudatio auf Brigitte Fassbaender Regie: Günther Rennert von Oswald Panagl Die Lobrede auf einen verdienten, außergewöhn- man an das ungewöhnliche Portrait einer Carmen, lichen, unvergleichlichen Menschen – mag er nun die nach Eigendefinition keine hüftwackelnde Künstler, Erfinder oder Humanist sein – hat als Erotomanin darstellt, auch keine Femme fatale, wohl Textsorte eine lange Tradition und stellt sich auf aber eine Person mit fatalistischen Zügen, die sich den ersten Blick als eine unschwer lösbare Aufgabe von der ungebärdigen, mutwilligen kleinen Teufelin dar. Der Lebenslauf liegt wie ein aufgeschlagenes zu einer reifen Frau entwickelt und sich am Ende Buch vor, an Meriten und Glanzlichtern herrscht kein bewusst in ihr Schicksal fügt. Da sind ferner die Mangel, und so gilt es vielleicht nur, aus den bereit- großen Heroinen von Giuseppe Verdi: die unglücklich liegenden Daten und Fakten sinnvoll auszuwählen und kompromisslos liebende Amneris oder die zwi- mütigte Frau und Mutter, die sich eine Überlebens- Die Brücke und den Wegweiser zum neuen Berufs- und einen dekorativen verbalen Kranz zu flechten. schen Leidenschaft, Ehrgeiz und Loyalität zerrissene strategie zurechtlegt und durchaus unser Mitgefühl bild einer gesuchten Regisseurin bildete 1989 eine Doch der Schein trügt, denn ein solches Vorgehen Prinzessin Eboli. Vielleicht hat sich die selbstkritische verdient. Als Bühnengestalt besonders nahege- Rosenkavalier-Neueinstudierung im Münchener für sich allein und ohne erkennbaren Leitgedanken Künstlerin nur deswegen die Lady Macbeth versagt, standen ist ihr aber die Charlotte in Werther, eine Stammhaus der Sängerin. Der erfolgreichen Spiel- greift zu kurz, um einer Persönlichkeit wie Brigitte weil sie, wie auch im Fall der Fidelio-Leonore, hochsensible, zwischen familiären Pflichten und leiterin wurden alsbald und immer öfter eigene Fassbaender vollends gerecht zu werden. Zu kurz riskante stimmliche ‚Höhenflüge‘ vermeiden wollte. emotionalem Anspruch zerriebene große Liebende. Inszenierungen angeboten, wobei sie bei der Wahl auch, um die Vielfalt der Merkmale und Wesens- Drei Partien sind der Sängerin besonders ans Herz der Stücke ihr vokales Repertoire bei weitem über- Oben: In der Rolle der Olga in züge, ihre Verschränkung und Durchdringung zu gewachsen: Die Marie im Wozzeck, „die ein Schicksal, Wie sehr Brigitte Fassbaender die Einstellung zur schritt. Denn Neugier in der besten künstlerischen Brigitte Fassbaender als Eugen Onegin – an der Seite neuen Zielen und Profilen, die Passanten und ein Leid, eine Leidenskurve darzustellen“ hat, von Rolle – nicht bloß die stimmliche Eignung – zum Lesart des Wortes ist auch in diesem Segment ihrer Mrs. Quickly im Falstaff, von Fritz Wunderlich – gab München 1976 Brigitte Fassbaender 1961 in Tangenten ihrer Lebenslinien zu einer unverwechsel- einer „verzweifelten Lebenslust“ getrieben, „eine Leitprinzip erhebt, beweist ihr Entschluss, sich bei- Theaterarbeit eine prägende Eigenschaft von München ihr Debüt. Später baren Individualität zu bündeln. animalische Kreatur“, die sich mit dem Betrug an zeiten von der Leibrolle des Octavian zu trennen, Brigitte Fassbaender geblieben. So hat sie auch inszenierte sie die Oper selbst: am Tiroler Landestheater in Wozzeck selbst verletzt und in sein offenes Messer sobald ihr das Gefühlsleben der Marschallin persön- Operetten und Musicals (letztere sogar als Libret- Innsbruck (2008) und am Kieler Für die meisten Musikfreunde ist diese bedeutende rennt. Auch Klytämnestra in Elektra, ihre letzte lich vertrauter geworden war als