18. Wahlperiode 08.03.2021 Drucksache 18/13938

Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Rinderspacher SPD vom 13.01.2021

Beziehungen Bayerns zur Partnerregion Westkap

Ich frage die Staatsregierung:

1.) a Wie definiert die Staatsregierung die Schwerpunkte der Beziehungen Bay- erns zur Partnerregion Westkap? 3 ) b Welche Konsulationen fanden im Konkreten zwischen Bayern und Westkap seit Bestehen der Partnerschaft statt (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und Ministerien angeben)? 3 ) c Welche konkreten Inhalte beinhalten die Abkommen, Verträge und Ab- sichtserklärungen, die zwischen Bayern und Westkap existieren (bitte auf- geschlüsselt nach Jahren und Ministerien angeben)? 3

2.) a Wie gestalten sich die bayerischen Wirtschaftsbeziehungen zu Westkap? 4 ) b Welche Unternehmen Bayerns und in Westkap sind wechselseitig in den Partnerländern investiert? 4 ) c Welche konkreten Projekte sind für die nächsten Jahre geplant? 4

3.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns zu Westkap im Bereich der Kultur? 5 ) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Kulturbeziehungen zu Westkap? 5 ) c Welche konkreten Projekte sind für die nächsten Jahre geplant? 5

4.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns zu Westkap in den Bereichen von Jugend, Bildung und Wissenschaft? 5 ) b Wie viele Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Westkap sind an Bayerns Hochschulen eingeschrieben bzw. beschäftigt? 6 ) c Welche Zahlen kennzeichnen den Schülerinnen- und Schüleraustausch beider Regionen seit 2015 (bitte nach Jahren und Schulen aufgeschlüsselt angeben)? 7

5.) a Welche konkreten Kooperationspartnerschaften existieren zwischen Städ- ten, Gemeinden und Landkreisen Bayerns und von Westkap? 7 ) b Welche zivilgesellschaftlichen Organisationen in Bayern sind der Staats- regierung bekannt, die im Zeichen der Völkerverständigung mit Westkap aktiv sind? 8 ) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant? 8

6.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns und Westkap im Bereich von Ökologie und Klimaschutz? 8 ) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich? 8 ) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant? 8

7.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns und Westkap im Bereich der Landwirtschaft? 9

Hinweis des Landtagsamts: Zitate werden weder inhaltlich noch formal überprüft. Die korrekte Zitierweise liegt in der Verantwortung der Fragestellerin bzw. des Fragestellers sowie der Staatsregierung.

Drucksachen, Plenarprotokolle sowie die Tagesordnungen der Vollversammlung und der Ausschüsse sind im Internet unter www.bayern.landtag.de/parlament/dokumente/ abrufbar. Die aktuelle Sitzungsübersicht steht unter www.bayern.landtag.de/aktuelles/sitzungen/ zur Verfügung. Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 2/9

) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich? 9 ) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant? 9

8.) a Wie gestalten sich die Beziehungen von Bayern und Westkap im Bereich der Sicherheit? 9 ) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich? 9 ) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant? 9 Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 3/9

Antwort der Staatskanzlei vom 23.02.2021

1.) a Wie definiert die Staatsregierung die Schwerpunkte der Beziehungen Bay- erns zur Partnerregion Westkap?

Die Schwerpunkte der Beziehungen Bayerns zur Partnerregion Westkap liegen in den Bereichen berufliche Bildung und Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung sowie Gewaltprävention.

) b Welche Konsulationen fanden im Konkreten zwischen Bayern und Westkap seit Bestehen der Partnerschaft statt (bitte aufgeschlüsselt nach Jahren und Ministerien angeben)?

Eine Ermittlung sämtlicher Kontakte zwischen Bayern und Westkap seit Bestehen der Partnerschaft ist angesichts der langen Zeitdauer nicht möglich. Es werden daher lediglich die Kontakte auf politischer Ebene der letzten zehn Jahre aufgeführt, soweit diese heute noch nachvollziehbar sind: Datum Kontakt Ministerium 26.08.2020 Gespräch von StM Dr. Florian Herrmann mit Premierminis- StK ter 10.02.2020 Gespräch von StM Dr. Florian Herrmann mit Landwirt- StK schaftsminister Dr. 27.10.2019 Reise von StM Dr. Florian Herrmann nach Südafrika StK 17.05.2018 Gespräch von StM Dr. Florian Herrmann mit Minister Anton StK Bredell 27.04.2018 Gespräch von StM Georg Eisenreich mit Minister Daniel StK Plato 23.04.2018 Gespräch StS Gerhard Eck mit Minister Daniel Plato StMI 09.04.2017 Reise von StMin Ilse Aigner nach Südafrika StMWi 14.07.2016 8. Regierungschefkonferenz der Partnerregionen, Teilnah- StK me von MPr Horst Seehofer 13.07.2016 Teilnahme von StMin Dr. Beate Merk an der Arbeitsgruppe StK Bayern-Westkap 13.07.2016 Gespräch StMin Ilse Aigner mit Premierministerin Helen StMWi Zille 13.07.2016 Gespräch von StM Dr. Markus Söder mit Finanzminister Dr. StMFLH Ivan Meyer 21.09.2015 Gespräch von StMin Dr. Beate Merk mit Minister Anton StK Bredell 25.03.2014 Reise von StMin Dr. Beate Merk mit einer Delegation nach StK Kapstadt/Südafrika 05.10.2012 Gespräch von StMin Emilia Müller mit Minister Alan Winde StK 08.11.2011 Besuch des Transportministers Robin Carlisle in Bayern; StMWIVT Gespräch mit StM Martin Zeil 27.09.2011 Gespräch von MPr Horst Seehofer mit Premierministerin StK 27.09.2011 Besuch von Premierministerin Helen Zille bei der Informati- StMWIVT onsveranstaltung Erneuerbare Energien mit StM Martin Zeil 27.06.2011 Gespräch von StMin Emilia Müller mit Minister Dr. Ivan StK Meyer

) c Welche konkreten Inhalte beinhalten die Abkommen, Verträge und Ab- sichtserklärungen, die zwischen Bayern und Westkap existieren (bitte auf- geschlüsselt nach Jahren und Ministerien angeben)? Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 4/9

Übergreifende Vereinbarungen Zwischen Bayern und der Provinz Westkap besteht seit 1995 eine partnerschaftliche Verbindung. Am 28.09.2010 wurde eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, in der folgende Kooperationsbereiche festgelegt wurden: erneuerbare Energien, Hightech und Hoch- schulen, wirtschaftliche Zusammenarbeit, Landwirtschaft, Stadtplanung und -entwick- lung, Berufsausbildung, Entwicklung von Fertigkeiten und Soziales, nachhaltige Ent- wicklung, Film und Medien, öffentliche Verwaltung und Sicherheitsfragen. Im Rahmen des „Aktionsplans 2016–2018“ wurden mehr als 20 gemeinsame Pro- jekte in Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Landwirtschaft, Bildung und Jugend, Kultur und Gesellschaft sowie zahlreiche weitere Projekte aus dem Bereich NGOs/Zivilgesellschaft verwirklicht. Dazu gehören u. a. ein regelmäßiger individueller Schüleraustausch, mehrere Schulpartnerschaften, Mentoringprogramm und Summer School für Beamte der gehobenen und höchsten Ebenen im Westkap zur Stärkung und Verbesserung der Kommunalverwaltung und Kooperationen zwischen bayerischen Hochschulen mit Hochschulen in Westkap. Der „Aktionsplan 2019–2021“ wurde am 28.10.2019 von Premierminister Alan Win- de und Staatsminister Dr. Florian Herrmann in Stellenbosch (Westkap) unterzeichnet. Der gemeinsame Aktionsplan umfasst zahlreiche Kooperationen aus insgesamt zwölf Handlungsfeldern (Berufsausbildung/Bildung, Wirtschaftszusammenarbeit, Wissen- schaft und Forschung, Förderung und Kooperation der Kommunalverwaltung, Klima- schutz/Klimawandel/Umwelt, Innere Sicherheit, Brand- und Katastrophenschutz, Woh- nungsbau/Bauwesen/Verkehr, Jugend- und Schüleraustausch/Schulpartnerschaften, Landwirtschaft, Kultur und Sport, Zivilgesellschaft).

Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (StMI) Im Polizeibereich existiert ein Gesprächsprotokoll über Zusammenarbeit und Austausch im Bereich des Polizeiwesens zwischen der Westkap-Provinz der Republik Südafrika und dem Freistaat Bayern in der Bundesrepublik Deutschland. Inhaltlich umfasst das Gesprächsprotokoll den Erfahrungsaustausch auf dem Ge- biet der Kriminalitätsbekämpfung wie Terrorismus, Organisierte und andere schwere Kriminalität. Zudem wurde der Informationsaustausch im organisatorischen Bereich, der Aus- und Fortbildung, dem Straßenverkehr und der Bewältigung von Sportgroßver- anstaltungen festgehalten.

2.) a Wie gestalten sich die bayerischen Wirtschaftsbeziehungen zu Westkap?

Konkrete Außenhandelszahlen Bayern/Westkap stehen nicht zur Verfügung, weil Bay- ern statistisch nur den Handel mit der Republik Südafrika, nicht aber mit einzelnen Pro- vinzen/Regionen erfasst. Die beiden Hightech-Standorte Bayern und Westkap pflegen eine lange und erfolg- reiche Partnerschaft. Bayern und Westkap verfügen über ähnliche bzw. sich gut er- gänzende Schwerpunkte in vielen Wirtschaftsbereichen, die die Basis für eine enge Zusammenarbeit in Wirtschaft und Forschung darstellen. Wichtige bayerische Unter- nehmen haben Niederlassungen bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in West- kap, unterstützt durch die wirtschaftsbezogene Auslandsrepräsentanz Bayerns über die AHK Außenstelle in Kapstadt. Für bayerische und südafrikanische Firmen bieten sich gerade mit dem neuen Freihandelsabkommen der afrikanischen Staaten zusätz- liche Möglichkeiten für Geschäfts- und Investitionschancen in afrikanischen Drittlän- dern.

) b Welche Unternehmen Bayerns und in Westkap sind wechselseitig in den Partnerländern investiert?

Hierzu liegen der Staatsregierung keine amtlichen Statistiken bzw. gesicherten Daten vor, die einen vollständigen Überblick ermöglichen.

) c Welche konkreten Projekte sind für die nächsten Jahre geplant?

In Bayern setzt die Staatsregierung mit der neuen Hightech Agenda ein bedeutendes Zukunftsprogramm um. Dieses bietet im Hinblick auf die vielen Gemeinsamkeiten zwi- Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 5/9

schen Bayern und Südafrika vielfältige Anknüpfungspunkte für gemeinsame zukunfts- weisende Projekte beispielsweise in den Bereichen Umwelttechniken, regenerative Energielösungen, künstliche Intelligenz, Satellitenforschung, digitale Gesundheit. Da der persönliche internationale Austausch seit Beginn der Corona-Pandemie und vermutlich bis Jahresmitte schwierig ist, setzt das Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) mit seiner Repräsentanz in Johannesburg und der AHK Niederlassung in Kapstadt seit April 2020 auf unterschiedliche digitale Formate, um südafrikanische und bayerische Unternehmen weiter in Kontakt zu halten und zusammenzubringen. Konkret sind für das Jahr 2021 nach aktuellem Stand geplant, soweit es die Entwick- lung der Pandemie zulässt: – vom 13. bis 15.07.2021 drei große Messen der Messe München: IFAT südliches Afrika, analytica Afrika und Food and drink technology Afrika mit Beteiligung des Auslandsmesseprogramms des Freistaates Bayern durch Bayern International; Wirt- schaftsdelegation aus Bayern zu den Messen und deren Schwerpunkten, – Wirtschaftstage Südliches Afrika – Bayern parallel zu den Messen mit verschiede- nen Konferenzen, Workshops, Roundtables für Vertreter von Unternehmen, Verwal- tung, Verbänden und Regierungen aus den Staaten Subsahara, – Seminare für Fach- und Führungskräfte im Rahmen der Entwicklungszusammen- arbeit (im Aufgabenbereich des StMWi).

3.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns zu Westkap im Bereich der Kultur?

Es findet kein Kulturaustausch in institutionalisierter Form statt.

) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Kulturbeziehungen zu Westkap?

Auf die Antwort zu Frage 3 a wird Bezug genommen.

) c Welche konkreten Projekte sind für die nächsten Jahre geplant?

Auf die Antwort zu Frage 3 a wird Bezug genommen.

4.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns zu Westkap in den Bereichen von Jugend, Bildung und Wissenschaft?

Die Beziehungen im Bereich der schulischen Bildung werden vornehmlich durch bi- laterale Schulpartnerschaften und gegenseitige Schüleraustauschmaßnahmen (oder zu- nehmend auch virtuelle Begegnungsprojekte) mit Leben erfüllt. Die Planung und Durch- führung für Maßnahmen des internationalen Schüleraustauschs liegt in der Zuständigkeit der Schulen selbst, die diese (entsprechend dem mit der Schulfamilie abgestimmten Fahrtenprogramm) eigenverantwortlich je nach Interessenlage sowie finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten gestalten. Der Bayerische Jugendring (BJR) bietet – gemäß der ihm 1951 übertragenen staat- lichen Aufgabe der Förderung des Schüleraustauschs – mehrmonatige Einzelaus- tauschprogramme mit verschiedenen Ländern bzw. Regionen (darunter auch Westkap) an und stellt daher eine mit öffentlichen Mitteln unterstützte Alternative zu kostspieligen Austauschprogrammen von Drittanbietern dar. Das Individualaustauschprogramm des BJR mit seinen Kooperationspartnern in Westkap (School Exchange Bavaria/, Kapstadt; Deutsche Botschaft/Generalkonsulat, Kapstadt) besteht seit 2014. Seit Beginn des Programms haben 58 bayerische und 58 südafrikanische Schülerin- nen und Schüler teilgenommen. Trotz der coronabedingten Unterbrechungen kann die intensive und konstruktive Planung des BJR zusammen mit Botschaft und schulischer Organisation in Kapstadt tragfähig aufrechterhalten werden. Im ersten Quartal 2021 wird entschieden, inwiefern ein Austausch im Sommer 2021 vertretbar ist. Das gilt ebenfalls für zwei 2021 geplante, außerschulische Jugendaustausche mit Stellenbosch in Westkap, die vom BJR mit Mitteln des Freistaates gefördert werden. Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 6/9

Aufgrund der Corona-Pandemie geht der BJR derzeit allerdings davon aus, dass diese nicht wie beantragt stattfinden können. Diese beiden Austausche sind jedoch Teil der internationalen Jugendarbeit des BJR außerhalb des schulischen Kontexts. Diesbezüglich hat der Bayerische Jugendring das Fachprogramm „Förderung von Maßnahmen und Projekten der internationalen Jugendarbeit“ aufgelegt. Ziel ist es, durch Projekte und Maßnahmen internationaler Jugendarbeit einen Beitrag zur internationalen Verständigung und Demokratiebildung zu leisten. Zudem besteht im Rahmen des Stipendienprogramms „Botschafter Bayerns“ des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus (StMUK; Durchführung im Rahmen einer Kooperation mit Youth For Understanding e. V.) für einzelne Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit eines einjährigen Aufenthalts (mit Gastschulbesuch und Unterbringung in einer Gastfamilie) in verschiedenen inner- und außereuropäischen Ländern, darunter auch Südafrika. Seit der Einführung des Programms im Schuljahr 2004/2005 haben insgesamt 26 Schülerinnen und Schüler auf diesem Wege ein Austauschjahr in Süd- afrika verbracht, vereinzelt sicherlich auch in Westkap. Eine Aufschlüsselung der Gast- schulorte nach einzelnen Regionen wird vom StMUK allerdings nicht vorgenommen. Von bayerischer Seite werden zudem immer wieder Lehrkräfte entweder als Kurz- zeitexperten oder im Rahmen längerfristiger Aufenthalte entsandt, um in den jeweiligen Zielländern bei der Errichtung beruflicher Bildungssysteme oder beim Aufbau von Ein- richtungen im Bereich der beruflichen Bildung zu helfen. Im Bereich der Wissenschaft setzen die Partnerregionen neben dem Austausch der Regierungschefs und der Weiterentwicklung der bilateralen Zusammenarbeit (Regio- nal Leaders Summit, RLS) seit ihrem Gipfel 2016 in München vermehrt auf gemeinsa- me multilaterale Projekte mit einem Mehrwert für die einzelnen Partner. Die Partnerregionen arbeiten im Netzwerk „RLS-Science“ in vier multilateralen Wis- senschaftsprojekten zusammen (Intelligente Formation von Kleinstsatelliten; Exper- tendialog zur Digitalisierung; Global Aerospace Campus; Erneuerbare Energien Netz- werk). 2020 nahmen die Regionen auf Vorschlag Bayerns „Digital Health“ als fünften Themenbereich auf. An den Projekten wirken insgesamt 28 regionale Projektleiter, 21 regionale Koor- dinatoren, über 120 Wissenschaftler und rund 60 Nachwuchswissenschaftler mit. In regelmäßigen Treffen wird der Projektfortschritt aufgezeigt. Namhafte Forschungsför- derungsorganisationen wie FRQ (Québec) und FÁPESP (São Paulo) unterstützen die Vorhaben. Für Bayern betreut die WKS (Wissenschaftliche Koordinierungsstelle Bayern/ Québec/Alberta/international an der Bayerischen Forschungsallianz – BayFOR) die wissenschaftlichen Aktivitäten in den vier plus ein Themenbereichen. Zudem ist die WKS Managementpartner auf übergeordneter Ebene. Dazu gehört die Betreuung der virtuellen Forschungsinfrastruktur, insb. die Gestaltung und Pflege einer interaktiven Webplattform (www.rls-sciences.org) sowie die Gestaltung und Pflege einer multire- gionalen Datenbank mit Fördermöglichkeiten. Die Projektzusammenarbeit ist sehr aktiv mit vielversprechenden Potenzialen. Ein besonderes Beispiel dafür zeigt das Projekt Kleinstsatelliten: Prof. Dr. Klaus Schilling erhielt im Oktober 2018 den größten europäi- schen Forschungspreis ERC Synergy Grant für eine Anwendung der Kleinstsatelliten- Technologie in der Klimaforschung in Zusammenarbeit mit einem israelischen Team (Projekt CloudCT, 14 Mio. Euro über fünf Jahre). Auch Unternehmen aus den Regionen wissen die aktive, interdisziplinäre und effiziente Kooperationsinfrastruktur zu schätzen und nutzen diese, um solide und ertragreiche Forschungsprojekte im internationalen Kontext durchzuführen. Über die Kooperationen innerhalb der RLS-Science hinaus bringen die bayerischen Hochschulen ihre Kooperationen mit den Partnerregionen individuell voran. Sie ha- ben Partnerschaftsabkommen, die sie in eigener Zuständigkeit betreiben. Die bayeri- schen Hochschulen werden durch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) durch die Zuweisung von Mitteln insb. für Stipendien, Gastprofessoren und Willkommenszentren für Gastwissenschaftler in ihrer internationalen Arbeit unterstützt.

) b Wie viele Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Westkap sind an Bayerns Hochschulen eingeschrieben bzw. beschäftigt?

In den amtlichen Statistiken sind keine regionalspezifischen Angaben erfasst. Angaben speziell zur Partnerregion Westkap liegen nicht vor. Aus ganz Südafrika waren im Winter- Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 7/9

semester 2019/2020 114 Studierende an Bayerns Hochschulen immatrikuliert. Zehn Wissenschaftler (wissenschaftliches und künstlerisches Personal) aus ganz Südafrika waren an Bayerns Hochschulen beschäftigt (Stand: 01.01.2019).

) c Welche Zahlen kennzeichnen den Schülerinnen- und Schüleraustausch beider Regionen seit 2015 (bitte nach Jahren und Schulen aufgeschlüsselt angeben)?

Eine Aufschlüsselung der vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus im Zwei- jahresrhythmus erhobenen Zahlen zu sämtlichen Austauschmaßnahmen bayerischer Schulen bzw. deren Schülerinnen und Schülern nach einzelnen Regionen wird nicht vor- genommen. Für die nach Partnerländern und Schularten aufgeschlüsselten Daten seit 2015 wird auf die Antwort der Staatsregierung vom 06.03.2018 bzw. vom 29.03.2019 zu den Schriftlichen Anfragen des Abgeordneten Markus Rinderspacher (SPD) „Inter- nationaler Schüleraustausch an bayerischen Schulen“ vom 21.12.2017 (Drs. 17/21113) bzw. „Internationaler Schüleraustausch an bayerischen Schulen 2018“ vom 27.01.2019 (Drs. 18/1384) verwiesen. Wegen der Aussetzung aller Schülerfahrten (auch Austausch- maßnahmen) aufgrund der COVID-19-Pandemie ab Ende März 2020 hat das StMUK die turnusgemäß für das Bezugsschuljahr 2019/2020 geplante Erhebung zu den inter- nationalen Kontakten der bayerischen Schulen und deren Austauschmaßnahmen nicht durchgeführt, da ein verzerrtes Bild entstehen würde. Die Teilnehmerzahlen des Individualaustauschprogramms des BJR mit Westkap tei- len sich seit 2015 wie folgt auf: Schuljahr Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmerinnen bzw. ­Teilnehmer aus Bayern ­Teilnehmer aus Westkap 2015/2016 7 7 2016/2017 10 10 2017/2018 7 7 2018/2019 13 13 2019/2020 15 0 (aufgrund von COVID-19; wird evtl. im Sommer 2021 nachgeholt)

Die Teilnehmerzahlen des Stipendienprogramms „Botschafter Bayerns“ mit Südafrika teilen sich seit 2015 wie folgt auf: Schuljahr Teilnehmerinnen bzw.­ ­Teilnehmer 2015/2016 1 2016/2017 2 2017/2018 2 2018/2019 4 2019/2020 8 2020/2021 0 (aufgrund von COVID-19)

5.) a Welche konkreten Kooperationspartnerschaften existieren zwischen Städ- ten, Gemeinden und Landkreisen Bayerns und von Westkap?

Es besteht eine Klimapartnerschaft zwischen München und Kapstadt, deren gemeinsames Handlungsprogramm die fünf Bereiche nachhaltiges Bauen und Wohnen, regenerative Energien, umweltfreundlicher Verkehr, Renaturierung innerstädtischer Fließgewässer sowie öffentliche Beschaffung und Konsum umfasst. Zudem besteht eine Partnerschaft zwischen Neumarkt und Drakenstein, die neben Themen wie Nachhaltigkeit und Kli- maschutz v. a. Bildungsmaßnahmen (auch im schulischen Bereich) zu den Themen u. a. Wasserschutz, Biodiversität und Klimawandel umfasst. Darüber hinausgehende kommunale Partnerschaften bayerischer Städte, Gemein- den und Landkreise mit Westkap sind nicht bekannt. Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 8/9

) b Welche zivilgesellschaftlichen Organisationen in Bayern sind der Staats- regierung bekannt, die im Zeichen der Völkerverständigung mit Westkap aktiv sind?

Der Staatsregierung ist bekannt, dass folgende Organisationen in der Provinz West- kap aktiv sind: HOPE Kapstadt Stiftung, Hanns-Seidel-Stiftung, Kolping-Bildungswerk in der Diözese Augsburg e. V., Lebenslinien e. V., Themba Labantu – Hoffnung für die Menschen e. V. Darüber hinaus sind Organisationen, bei denen die Völkerverständigung zwischen Bayern und Westkap einen Schwerpunkt der Aktivitäten bildet, der Staats- regierung nicht bekannt.

) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant?

Da die Projektplanungen derzeit noch im Gange und nicht abgeschlossen sind, kann hierzu keine abschließende Stellungnahme seitens der Staatsregierung erfolgen. Auf- grund des Partnerschaftsabkommens mit Westkap sowie des Aktionsplans sollen künftig jedoch weiterhin Projekte in der Provinz durchgeführt werden sowie die Beziehungen vor Ort ausgebaut und vertieft werden.

6.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns und Westkap im Bereich von Ökologie und Klimaschutz?

Das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) hat im Rahmen der Partnerschaften mit den Provinzen Gauteng und Westkap schon mehrfach Seminare (Training; Capacity Building) durchgeführt: – So unterstützte bspw. ein Wasserwirtschaftsexperte des StMUV in 2018 die Gesell- schaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und das StMWi bei Workshops in Westkap (Stellenbosch University) und Gauteng (Pretoria, Innovation Hub). – Eine Fachdelegation aus Westkap wurde 2018 anlässlich deren Besuchs der Um- welttechnologiemesse IFAT in München durch das StMUV betreut. Das StMUV ver- anstaltete im Rahmenprogramm der IFAT eine Informations- und Diskussionsver- anstaltung über die Situation in Südafrika in Bezug auf Umwelt- und Klimathemen. – 2019 waren zwei Delegationen (Abfallwirtschaft; Wasserwirtschaft) aus Westkap zum fachlichen Austausch im StMUV. Im Bereich des Staatlichen Hochbaus gab es eine Kooperation zur energetischen Sanierung von Gebäuden zwischen der damaligen Obersten Baubehörde im Staats- ministerium des Innern, für Bau und Verkehr, Abteilung Staatlicher Hochbau, und dem Western Cape Government, Department of Transport and Public Works und dem Depart- ment of Cultural Affairs and Sport. Im Rahmen dieser Kooperation handelte es sich um Beratungen und daraus resultierende Empfehlungen zur energetischen Sanierung der Regierungsresidenz „Leeuwenhof“ mit Unterstützung von Experten der Bayerischen Architektenkammer und der Technischen Universität München. Im Mai 2013 wurde zu diesem Thema ein Bericht der Obersten Baubehörde mit Empfehlungen an das Wes- tern Cape Government gesandt.

) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich?

Hier ist das Vorhaben „Umstieg auf klimafreundliche Kältemittel – Kooperation mit Süd- afrika-Westkap“ zu nennen (Beginn 10/2017, zuständiges Ressort: StMUV; umweltfach- liche Begleitung durch Landesamt für Umwelt [LfU] und GIZ). Das Vorhaben wurde auf der IFAT Africa 2019 im fachlichen Rahmenprogramm vorgestellt.

) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant?

Optionen zum weiteren Ausbau der Zusammenarbeit nach einem Abflauen der Corona- Pandemie werden sondiert. Drucksache 18/13938 Bayerischer Landtag 18. Wahlperiode Seite 9/9

7.) a Wie gestalten sich die Beziehungen Bayerns und Westkap im Bereich der Landwirtschaft?

Zwischen Bayern und der Region Westkap bestehen auch im Bereich Ernährung, Land- wirtschaft und Forsten sehr gute und nachhaltige Beziehungen. Es erfolgten regelmäßig Fachbesuche zu Themen wie ländliche Entwicklung, Ausbildung in der Landwirtschaft, Schutz von Lebensmitteln mit geografischer Herkunft, Energie aus Biogas, Geo- informationssysteme (GIS) u. a. Ferner erfolgte der Austausch von Unterlagen zu den Regelungen der genannten Themen statt. 2020 fanden coronabedingt keine Reisen statt.

) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich?

Betreuung von Fachreisen nach Bayern, Videokonferenzen zu den genannten Themen.

) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant?

Besuche von Vertretern der Partnerregion in Bayern bzw. über Videokonferenzen zu den genannten Themenschwerpunkten. Es wird versucht, die geplanten Projekte aus dem Aktionsplan – evtl. auch virtuell – zu realisieren.

8.) a Wie gestalten sich die Beziehungen von Bayern und Westkap im Bereich der Sicherheit?

Im Jahr 2018 besuchte Herr Landespolizeipräsident Prof. Dr. Wilhelm Schmidbauer mit dem damaligen Präsidenten der Bayerischen Bereitschaftspolizei die Provinz West- kap und kam mit hochrangigen Polizeivertretern zu einem Informationsaustausch zu- sammen. Folgemaßnahmen der polizeilichen Zusammenarbeit haben sich aus diesem Termin bislang nicht ergeben.

) b Mit welchen konkreten Instrumenten und Maßnahmen fördert die Staats- regierung die Zusammenarbeit mit Westkap in diesem Bereich?

Am 28.10.2019 unterzeichnete Staatsminister Dr. Florian Herrmann den neuen Aktions- plan Bayern – Westkap in Kapstadt. Unter Punkt 6 „Sicherheit“ des Aktionsplans wurde die Fortsetzung und Vertiefung des Austauschs zwischen der Bayerischen Polizei und dem South African Police Ser- vice (SAPS)/Law-Enforcement-Einheiten im Westkap hinsichtlich einer serviceorien- tierten polizeilichen Kooperation (Analysten, Ermittler, Datenwissenschaftler, Schulen und Weiterbildung etc.) neu aufgenommen. Projekte der Zusammenarbeit haben sich seither nicht ergeben.

) c Welche konkreten Projekte sind in diesem Bereich für die nächsten Jahre geplant?

Konkrete Projekte sind derzeit nicht geplant.