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Odernheim am , 25.05.2020

Fachbeitrag Naturschutz

zum Genehmigungsverfahren nach BImSchG

Projekt: „Windpark

Ortsgemeinde: Desloch Verbandsgemeinde: Nahe-Glan Landkreis:

Auftraggeber: BAYWA R.E. WIND GMBH

Verfasser: Daniela Spellmeier, B. Eng. Landschaftsarchitektur Katinka Peerenboom, Dipl. Biologin

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 2

INHALTSVERZEICHNIS Seite

1 EINLEITUNG 4 1.1 Abgrenzung des Plangebiets 4 1.2 Darstellung des Vorhabens 5 1.3 Rechtliche Grundlagen 7

2 GEGENWÄRTIGER ZUSTAND VON NATUR UND LANDSCHAFT 9 2.1 Boden 9 2.2 Wasser 9 2.3 Klima 10 2.4 Arten und Biotope 10 2.4.1 Vegetation 10 2.4.2 Fauna 12 2.5 Landschaftsbild und Erholung 19

3 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE 21 3.1 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter 21 3.2 Landesentwicklungsprogramm 22 3.3 Regionaler Raumordnungsplan 23 3.4 Flächennutzungsplan 24 3.5 Planung vernetzter Biotopsysteme 26 3.6 Biotopkartierung 26 3.7 Schutzstatus 26

4 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON NATUR UND LANDSCHAFT 28 4.1 Boden 28 4.2 Wasser 29 4.3 Klima 30 4.4 Arten und Biotope 30 4.4.1 Vegetation 30 4.4.2 Fauna 31 4.5 Landschaftsbild und Erholung 34 4.6 Zusammenfassende Bewertung der Beeinträchtigungen 39

5 MAßNAHMEN BEI EINGRIFFSREALISIERUNG 41 5.1 Vermeidungsmaßnahmen 41 5.2 Monitoring 45 5.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 45 5.3.1 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden 45 5.3.2 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Arten und Biotope 46 5.3.3 Forstrechtlicher Kompensationsbedarf 47 5.3.4 Kompensationsbedarf für Flächen nach § 30 BNatSchG 47

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5.3.5 Kompensationsermittlung für das Schutzgut Landschaftsbild 47 5.3.6 Ermittlung des Kompensationsbedarfs insgesamt 51 5.3.7 Beschreibung der Maßnahme 51

6 ABSCHLIESSENDE BEURTEILUNG 52

7 GESICHTETE UND ZITIERTE LITERATUR 53

8 ANHANG 56

ANHANG:

Karte Biotoptypen Karte Eingriff Karte Rodung Karte Kompensationsmaßnahmen Visualisierungen Berechnungen des Kompensationsumfangs für das Landschaftsbild Artenschutzrechtliche Bewertung FFH-Verträglichkeit

Hinweise zum Urheberschutz: Alle Inhalte dieses Gutachtens bzw. der Planwerke sind geistiges Eigentum und somit sind insbesondere Texte, Pläne, Fotografien und Grafiken urheberrechtlich geschützt. Das Ur- heberrecht liegt, soweit nicht anders gekennzeichnet, bei gutschker & dongus GmbH. Wer unerlaubt Inhalte außerhalb der Zweckbestimmung kopiert oder verändert, macht sich gemäß §106 ff. UrhG strafbar und muss mit Schadensersatzforderungen rechnen.

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1 EINLEITUNG Die Antragstellerin, die BayWa r.e. Wind GmbH plant in der Gemarkung Desloch (Verbands- gemeinde (VG) Nahe-Glan) im Landkreis Bad Kreuznach, die Errichtung von zwei Windenergie- anlagen (WEA). Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach § 10 bzw. § 19 BImSchG werden vom Antrag- steller umfassende Unterlagen bei der Genehmigungsbehörde vorgelegt. Der Fachbeitrag Naturschutz ist inkl. seiner Anlagen Bestandteil dieser Unterlagen. Um bei dem Vorhaben der Errichtung von WEA die Belange von Naturschutz und Landschaftspflege ausreichend zu berücksichtigen wird ein Fachbeitrag Naturschutz erstellt. Aufgabe dieses Beitrags ist es, den Planungsraum zu erfassen, darzustellen und zu bewerten. Die zu erwartenden Beeinträchtigungen als Folge der Errichtung der WEA sind soweit wie möglich zu vermeiden bzw. – wo dies nicht möglich ist – auszugleichen oder zu ersetzen. Der erforderliche Kompensationsbedarf für die zu erwartenden Beeinträchtigungen wird in einer ab- schließenden Bilanz ermittelt.

1.1 Abgrenzung des Plangebiets Das Plangebiet befindet sich in der VG Nahe-Glan im Landkreis Bad Kreuznach (Rheinland- Pfalz). Die Standorte befinden sich innerhalb der Gemarkung Desloch. Die Lage des Plangebiets zeigt Abbildung 1. Die Lage der geplanten WEA in der Umgebung ist in Abbildung 2 dargestellt.

Abbildung 1: Lage des Plangebietes (rot umrandet) Grundlage TOP 50 Viewer Quelle: TOP-Karte (LANIS 2018)

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Abbildung 2: Lage der geplanten WEA und der Bestandsanlagen in der Umgebung der Planung

1.2 Darstellung des Vorhabens Die Standorte der zwei geplanten WEA werden in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 1: Standortkoordinaten der WEA in UTM32 (ETRS 89)

Anlage Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert WEA 01 Desloch 17 64 399.790 5.508.988 WEA 02 Desloch 17 84 399.440 5.508.649 Es ist folgender Anlagentyp beantragt: Tabelle 2: Technische Daten der Vestas V162-5.6

Technische Daten Herstellerangaben Hersteller Vestas Typ V162-5.6 Fundament 471 m² Rotordurchmesser 162 m Nabenhöhe 169 m Gesamthöhe 250 m Blattzahl 3 Drehzahl 4,3 – 12,6 U/min Rotorfläche 20.611 m² Nennleistung 5,6 MW Für die Errichtung einer WEA ist das Fundament für die Anlage selbst, Kranstellflächen inklusive der Flächen für Hilfskran und Kranausleger, je eine Montagefläche und Lagerfläche sowie die Zuwegung und deren Überschwenkbereiche notwendig.

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Eine Übersicht über die Einzelflächen und die erforderlichen Flächeninanspruchnahmen bieten Tabelle 3 und Tabelle 4. Tabelle 3: Übersicht dauerhaft versiegelter bzw. teilversiegelter Flächen in m²

Kranstell- Flächen Fundament Zuwegung Gesamt fläche WEA 01 471 1.189 0 1.660 WEA 02 471 1.189 0 1.660 Zuwegung 0 0 7.659 7.659 Gesamt 942 2.378 7.659 10.979

Tabelle 4: Übersicht temporär versiegelter Flächen in m²

Flächen Montageflächen Lagerfläche Kranausleger Hilfskranflächen Ballastfläche Eingriffsflächen Sonstige flächen Böschungs bereich Überschwenk Fahrplatte mobile /Ausweichfläche Gesam

t

-

-

WEA 01 1.785 2.826 828 672 225 703 2.722 0 0 9.761 WEA 02 2.045 1.744 828 672 223 705 1.226 0 0 7.443 Zuwegung 0 0 0 0 0 0 0 3.698 2.401 6.099 Gesamt 3.830 4.570 1.656 1.344 448 1.408 3.948 3.698 2.401 23.303 Fundament Das Fundament inklusive der Turmfläche selbst nimmt eine Fläche von 471 m² ein. Das Fundament wird in eine Tiefe von ca. 3 m eingebaut. Es hat einen Fundamentdurchmesser von ca. 24,5 m. Nach dem Bau wird das Fundament z. T. wieder mit dem Bodenaushub der Fundamentgrube überschüttet. Die Fläche bleibt bis zum Rückbau des Windparks dauerhaft versiegelt. Kranstellfläche Die Kranstellfläche an sich wird in unmittelbarer Nähe zum Fundament errichtet und benötigt je WEA 1.189 m² Fläche. Diese verbleibt bis zum Rückbau der WEA als Schotterfläche dauerhaft befestigt bzw. teilversiegelt. Zusätzlich sind je WEA ca. 828 m² Kranauslegerfläche vorgesehen, die temporär mit Platten befestigt werden und generell gehölzfrei zu halten sind. Da es sich hier um Offenlandflächen handelt, kann hier nach Abschluss der Bauarbeiten die vorherige Nutzung wiederhergestellt werden. Auch die Hilfskranflächen werden auf 672 m² pro WEA mit Platten ausgelegt und nach der Bauphase in den Ausgangzustand zurückversetzt. Montagefläche Die Montagefläche nimmt bei der WEA 01 eine Fläche von ca. 1.785 m² ein, bei WEA 02 sind es 2.045 m². Sie befindet sich im direkten Anschluss an die Kranstellfläche. Die betroffenen Flächen werden für den Errichtungszeitraum temporär geschottert und nach Beendigung der Bauarbeiten rückstandslos zurückgebaut und wieder zu ihrem Ausgangszustand des Offenlands zurückgeführt.

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Lagerfläche Die Lagerflächen für WEA 01 wurden an die Zuwegung verlegt und nehmen 2.826 m² ein. Die Lagerfläche für WEA 02 liegt direkt angrenzend an die Montageflächen dieser. Sie nehmen 1.744 m² ein. Hier ist vorgesehen unter den Aufstandspunkten die Flächen temporär mit Platten zu befestigen und nach Beendigung der Bauarbeiten rückstandslos zurückzubauen. Zuwegung Für die dauerhaft bestehende, interne Zuwegung werden Flächen von insgesamt ca. 7.659 m² benötigt. Wo möglich wurden Bestandswege überplant. Die interne Zuwegung wird mit einer Bodenvermörtelung mit Kalkzement als Schotterweg auf eine Breite von 4,50 m bis 6,50 m im Bereich der Kurvenradien ausgebaut. Vereinzelt sind Kurvenbreiten von bis ca. 16 m notwendig. Die Zuwegung bleibt bis zum Rückbau des Windparks erhalten. Insbesondere in den Kurvenbereichen werden darüber hinaus Überschwenkbereiche in einer Größenordnung von 3.698 m² hergestellt, welche nicht befestigt werden. Diese werden bis zum Rückbau offen gehalten. Da es sich um Offenlandflächen handelt, steht dies nicht im Gegensatz dazu die ursprüngliche Nutzung wiederherzustellen. Kabeltrasse und Übergabestation Außer den WEA selbst ist die Verlegung einer 20 bis 33 kV-Erdleitung zum Netzanschluss notwendig, der genaue Verlauf und die Erfassung der Kabeltrasse erfolgen in einem separaten Bauantrag und werden vorliegend nicht näher betrachtet. Abstände zu Siedlungen Nach der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplanes (LEP IV, s. Kapitel 3.2) gilt ein Mindestabstand von WEA zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Kern- und Mischgebieten von 1.000 m, bei Anlagen über 200 m Gesamthöhe von 1.100 m. Nach den „Hinweisen zur Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergiean- lagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ (28.05.2013) ist zu Einzelhäusern und Splittersiedlungen im Außenbereich eine Abstandsempfehlung von 500 m zu berücksichtigen. Es handelt sich dabei um Vorsorgeabstände, die im Rahmen der Landesplanung abgehandelt wurden. Im Einzelfall können nach dem Rundschreiben Windenergie auch geringere Abstände ausreichen. Tabelle 5: Abstände zu benachbarten Siedlungen (ca. Werte in m) im Umkreis von unter 3 km, Aussiedlerhöfe sind kursiv dargestellt

Siedlung (Himmelsrichtung) Abstand Wochenendhaus bei Desloch, SO 470 Jeckenbach, S 1.200 Desloch, SO 1.200 , NO 1.400 Bärweiler N 1.800

1.3 Rechtliche Grundlagen In § 14 BNatSchG sind Eingriffe in Natur und Landschaft definiert als: „Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Boden- schicht in Verbindung stehenden Grundwasserspiegels, die die Leistungs- und Funktions- fähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können“. Bei unvermeidbaren Beeinträchtigungen durch Eingriffe ist der Träger des Vorhabens (Verursacher des Eingriffs) dazu verpflichtet, diese durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen oder zu ersetzen. Ausgeglichen ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederhergestellt sind und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederhergestellt oder neu

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 8 gestaltet ist. Ersetzt ist eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in dem betroffenen Naturraum in gleichwertiger Weise hergestellt sind und bspw. das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet ist (§ 15 Abs. 2 BNatSchG). Ein Eingriff darf nicht zugelassen oder durchgeführt werden, wenn die Beeinträchtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind und die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abwägung aller Anforderungen an Natur und Landschaft anderen Belangen im Range vorgehen (§ 15 Abs. 5 BNatSchG). Wird ein Eingriff nach § 15 Abs. 5 BNatSchG zugelassen oder durchgeführt, obwohl die Beein- trächtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind, hat der Verursacher Ersatz in Geld (Ersatzzahlung) zu leisten (§ 15 Abs. 6 BNatSchG). Zur Beurteilung des Eingriffs sind vom Verursacher gemäß § 17 Abs. 4 BNatSchG in einem nach Art und Umfang des Eingriffs angemessenen Umfang insbesondere Angaben zu machen über: 1. Ort, Art, Umfang und zeitlicher Ablauf des Eingriffs sowie 2. die vorgesehenen Maßnahmen zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz der Be- einträchtigungen von Natur und Landschaft einschließlich Angaben zur tatsächlichen und rechtlichen Verfügbarkeit der für Ausgleich und Ersatz benötigten Flächen. In Rheinland-Pfalz sind die Ergänzungen zu und Abweichungen von § 15 Abs. 2 bis 6 BNatSchG gemäß § 7 LNatSchG RLP (06.10.2015) zu beachten. Weiterhin sind zur Erarbeitung des Fachbeitrags Naturschutz die „Hinweise zum Vollzug der Eingriffsregelung“ (HVE) zu beachten (Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht 1998). Das Rundschreiben „Hinweise zur Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen“ vom 28.05.2013 (kurz: „Rundschreiben Windenergie“) führt Vorgehensweisen bzgl. der Beurteilung der Zulässigkeit von Windkraftanlagen auf (siehe Kapitel 3.1). Die dritte Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV (LEP IV) enthält Nachsteuerungen zum Ausbau der Windenergie (siehe Kapitel 3.2). Im BNatSchG ist der Artenschutz in unterschiedlichen Abschnitten verankert. Die rechtlichen Grundlagen hierzu werden in der artenschutzrechtlichen Prüfung im Anhang dargestellt. Darüber hinaus ist § 19 BNatSchG zu berücksichtigen, welcher Umweltschäden definiert. Danach liegt eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen im Sinn des USchadG vor, wenn der Schaden erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszustands dieser Lebensräume oder Arten hat. Gegenstand eines Umweltschadens sind gemäß § 19 Abs. 2 BNatSchG • Arten: o die Arten des Art. 4 Abs. 2 oder Anhang I der VRL, o die Arten der Anhänge II und IV der FFH-RL. • natürliche Lebensräume: o Lebensräume aller Arten, die in Art. 4 Abs. 2 und Anhang I VRL oder in Anhang II FFH-RL aufgeführt sind, o Natürliche Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse (FFH-Lebensraumtypen) o die Fortpflanzungs- und Ruhestätten der in Anhang IV FFH-RL aufgeführten Arten.

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Eine Schädigung von Arten und natürlichen Lebensräumen liegt nicht vor, wenn Tätigkeiten nach § 34 BNatSchG einer FFH-Verträglichkeitsprüfung unterworfen wurden, wenn eine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG oder eine Befreiung nach § 67 BNatSchG erteilt wurde, ein zulässiger Eingriff gemäß § 15 BNatSchG oder aufgrund der Aufstellung eines Bebauungsplans nach §§ 30 und 33 des Baugesetzbuchs genehmigt wurde. Diesen Zulassungen kommt haftungsausschließende Wirkung im Sinne des § 19 Abs. 1 BNatSchG zu, wenn die nachteiligen Auswirkungen der Tätigkeiten auf die Arten und natürlichen Lebensräume in den jeweiligen Genehmigungsverfahren ermittelt wurden. Mögliche Umweltschäden werden in Kapitel 2.4 und 4.4 thematisiert.

2 GEGENWÄRTIGER ZUSTAND VON NATUR UND LANDSCHAFT Für die Beurteilung der Schutzgüter wird der Untersuchungsraum des Fachbeitrags Naturschutz entsprechend angepasst. Während Biotoptypen, Boden und Wasser im Nahbereich betrachtet werden, werden die Untersuchungsbereiche des Landschaftsbildes und der Fauna erweitert.

2.1 Boden Geologisch betrachtet befindet sich die Planung innerhalb der Oberen Glan-Subgruppe des Permokarbon, rotliegend mit konglomeratischer Arkose im oberen Teil und darunter Wechsellagerung aus grauem Ton-, Silt- und Sandstein, Konglomerat sowie Tuff und Kalkstein. Das Untersuchungsgebiet (UG) gehört zur Bodengroßlandschaft mit hohem Anteil an Ton- und Schluffsteinen (LGB 2013). Die Bodenart im Untersuchungsgebiet reicht von Lehm bis zu lehmigem Sand. Die Bodenwertzahlen (als Maß für die natürliche Ertragsfähigkeit eines Standorts; Werte zwischen 0 und 100) im Plangebiet beginnen bei 20 und reichen bis 60 (ebd). Es handelt sich somit um keine hochwertigen landwirtschaftlichen Böden. Die Bodenfunktionsbewertung ist überwiegend gering bis sehr gering. Schutzwürdige Böden sind für das Plangebiet nicht bekannt. Bewertung Boden Entsprechend der Wertigkeit der Böden kommt dem Schutzgut Boden keine besondere Bedeutung zu.

2.2 Wasser Die geplanten Anlagenstandorte befinden sich auf einem Höhenrücken der nach Süden bzw. Südwesten abfällt. Folgende Gewässer dritter Ordnung befinden sich im Umkreis: • „Eitzenbach“, ca. 230 m nordwestlich von WEA 01, • „Sickelbach“, ca. 440 m südwestlich WEA 02, • „Deslocherbach“, ca. 650 m südöstlich der WEA 02 (MUEEF 2019). Der Hang der Anlagenstandorte entwässert in Richtung des Eitzenbach. Alle Fließgewässer stehen nach § 30 BNatSchG unter Schutz (siehe Kapitel 3.7). Entwässerungsgräben, welche nur zeitweise Wasser führen befinden sich beidseitig entlang der K 63, sowie teilweise entlang des Wirtschaftsweges, welcher für die Zuwegung verbreitert werden soll. Ca. 1,7 km nordwestlich der Planung befindet sich das Trinkwasserschutzgebiet „Bärweiler“. (Details siehe Kapitel 3.7). Die Grundwasserneubildung liegt laut dem Geoportal Wasser (MUEEF 2019) mit 81 mm/a. Die Grundwasserüberdeckung ist mittel.

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Bewertung Wasser Bezüglich des Schutzgutes Wasser sind die vorhandenen Gewässer, abgesehen von den Straßengräben, hochwertig, befinden sich jedoch in ausreichendem Abstand zu den WEA- Standorten. Die Grundwasserneubildung und -überdeckung entsprechen dem regionalen Durchschnitt.

2.3 Klima Der Untersuchungsraum gehört, wie der größte Teil Süddeutschlands, zum Übergangsklima zwischen dem maritimen Klimatyp mit relativ kühlen Sommern und milden Wintern und dem kontinentalen Klimatyp mit vergleichsweise heißen Sommern und kalten Wintern. Aus einer Datenzusammenstellung für die Kulturämter in Rheinland-Pfalz, in der Klimadaten für verschiedene rheinland-pfälzische Gemeinden zusammengestellt wurden, können folgende Eckwerte für die Gemarkung Desloch angegeben werden, welche für den Planstandorte übertragbar sind: Jahresdurchschnittstemperatur: 7,9 °C; Jahresdurchschnittsniederschlag: 570 mm/a; Jahresniederschlag in der Vegetationsperiode (Mai bis Juli): 170 mm; frostfreie Tage im Durchschnitt: 175 d/a. Kleinklimatisch wirkt das Offenland des Untersuchungsgebiets als Freiland-Klimatop, welches sich durch extreme Tages- und Jahresgänge der Temperatur und Feuchte mit intensiver nächtlicher Kaltluftproduktion auszeichnet. Einzelne Bereiche der WEA-Standorte befinden sich innerhalb des Waldrands und gehören dem Wald-Klimatop an. Dieses wird bestimmt durch stark gedämpfte Tages- und Jahresgänge der Temperatur und Feuchte, das Blätterdach wirkt als Filter gegenüber Luftschadstoffen (KLIMAFIBEL 2012). Bewertung Klima Das vorherrschende Klima ist typisch für die Region. Überörtlich ist nach den Vorgaben der Raumordnungsplanung keine besondere Klimafunktion vorhanden. Lokal dient der angrenzende Wald als Sauerstofflieferant und ist daher für das lokale Klima höherwertig.

2.4 Arten und Biotope

2.4.1 Vegetation Biotopverbund Das Plangebiet liegt außerhalb des landesweiten Biotopverbunds nach LEP IV. HpnV Für die Entwicklung landespflegerischer Zielvorstellungen und die Beschreibung der Stand- ortverhältnisse ist es erforderlich, die Vegetation zu kennen, die im Planungsgebiet natür- licherweise, ohne anthropogenen Einfluss vorkäme. Man bezeichnet diese als „Heutige potenzielle natürliche Vegetation“ (HpnV). Die zwei WEA liegen jeweils nördlich und südlich der Grenze zwischen zwei Bereichen der HpnV. Im Bereich der WEA 01 und von Teilflächen der Zufahrts- und Montageflächen der WEA 02 würde sich ein Perlgras-Buchenwald der Hochlagen und des Hügellands (basenreich) (BCa) entwickeln. Im Bereich südlich und östlich davon wäre dies die mäßig frische bis frische Variante des Flattergras-Hainsimsen-Buchenwalds auf mäßig basenarmen Silikatböden (BAb) (LUWG 2011). Biotoptypen und Nutzung Die Bestandsaufnahme der Biotoptypen wurde auf einen Begehungsradius von ca. 500 m um die Einzelstandorte ausgedehnt. Die Kartierung erfolgte nach den Vorgaben der

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Kartieranleitung zum Biotopkataster Rheinland-Pfalz (Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz 2012) (vgl. Karte „Biotoptypen“ im Anhang). Zuletzt wurde der Zustand der Flächen 2020 nach den Vorgaben der Biotopkartieranleitung von 2018 kontrolliert. • Grünland: Es überwiegen Fettwiesen und -weiden mittlerer Standorte im Untersuchungsgebiet. Am südöstlichen Rand des UG befinden sich zudem Magerwiesen. Entlang des Baches „Osterkeller Dell“ befinden sich Wiesenbrachen bzw. Fettwiesen. Vorgelagert zum Waldrand, vor dem die Anlagen geplant sind, finden sich ebenfalls Fettwiesen bzw. Wiesenbrachen, die teilweise überplant werden. WEA 01 beansprucht zudem eine Fläche mit Magergrünland. Hier finden sich unter anderem Arten wie Centaurea jacea, Helictotrichon pubescens, Leucanthemum vulgare und Veronica chamaedrys. Diese sowie die nördlich daran angrenzenden Flächen sind aufgrund der vorkommenden Artenzusammensetzung nach § 15 LNatSchG (§ 30 BNatSchG) geschützte Biotope. Gleichzeitig ist die Fläche als Lebensraumtyp nach Anhang I FFH-Richtlinie (LRT) 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ zu bewerten. • Ackerflächen: Der Standort der WEA 02 sowie Teile der B+E-Flächen der WEA 01 und große Abschnitte des Zuwegungsausbaus sowie der östliche Teil des Untersuchungsgebiets werden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Ackerflächen sind wenig strukturiert durch natürliche Elemente wie Krautstreifen oder Hecken. Die Ackerflächen selbst sind durch ihre intensive Nutzung artenarm. • Wald: Der Großteil des Untersuchungsgebietes, ca. zwei Drittel, ist mit Wald bestanden. Neben Laubmischwäldern ohne dominante Baumart überwiegen Buchen- Eichenmischwälder. Am nordwestlichen Rand des UG befinden sich auch kleinflächige Fichten- bzw. Douglasienforste neben Windwurfflächen. Randlich der WEA 02 sind zum Teil sehr dichte, wenn auch schmale Waldsäume mittleren Alters mit Schlehe und vereinzelt Hasel und Weiden ausgeprägt. Der Standort der WEA 01 befindet sich an einem Waldrand, der vornehmlich aus Eichen aus jungem bis mittlerem Baumholz besteht. Im nördlichen Anschluss befinden sich zudem zwei starke Buchen direkt am Waldrand. • Kleingehölze: Besonders die Grünlandflächen im Südosten des UG werden durch Gehölze wie Einzelbäume, Streuobstwiesen, Baumreihen und Gebüsche strukturiert. Aber auch am Standort von WEA 01 befinden sich zwei alte Obstbäume. • Gewässer: Das Untersuchungsgebiet wird im Nordwesten vom „Osterkeller Dell“ durchzogen, welcher weiter südlich mit dem „Sickelbach“ und dem „Deslocherbach“ zusammenfließt. Die Bäche sind naturnah ausgeprägt und stehen unter Schutz nach § 30 BNatSchG (siehe Kapitel 3.7). • Wege: Unbefestigte, teilversiegelte und vollversiegelte Wirtschaftswege sind im Untersuchungsgebiet vorhanden. Befestigte Wege weisen meist beidseitig schmale Wegsäume auf, welche allerdings von ubiquitären Arten geprägt sind. Im überplanten Bereich befinden sich außer der Magergrünlandfläche keine nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) geschützten Lebensräume. Ein Vorkommen streng geschützte Pflanzenarten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie konnte gemäß GUTSCHKER-DONGUS (2020e) am Standort nicht bestätigt werden. Bewertung der Vegetation Das Untersuchungsgebiet ist aufgrund seiner vielfältigen Struktur aus Wald- und Freilandflächen aus ökologischer Sicht als höherwertig einzustufen. Die meisten Waldflächen, die einen überwiegenden Teil des UGs ausmachen, bestehen aus Buchen- Eichenmischwäldern, welche eine hohe Wertigkeit besitzen. Die kleinflächigen Nadelforste sind als mittelwertig einzustufen. Die Waldränder in diesem Bereich besitzen einen hohen

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ökologischen Wert, die Eichen mit mittlerem bis starkem Baumholz und die starken Buchen einen sehr hohen ökologischen Wert. Das Magergrünland und die Bäche sind nach § 15 LNatSchG (§ 30 BNatSchG) geschützte Biotope und besitzen einen hohen ökologischen Wert. Das Magergrünland entspricht LRT 6510. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind, aufgrund der intensiven Nutzung und der damit verbundenen, geringen Artenzahl, als geringwertig einzustufen. Auch das restliche Grünland im Bereich der Anlagenstandorte wird bzw. wurde intensiver genutzt und weist durch den Nährstoffgehalt sowie die Verbrachung einen relativ geringen Artenreichtum auf und ist daher als mittelwertig anzusehen.

2.4.2 Fauna Für die Windkraftplanung sind vor allem die Tierarten relevant, die betriebsbedingten Beein- trächtigungen durch die Rotorbewegung ausgesetzt sein können. Hierbei handelt es sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen hauptsächlich um die Avifauna und Fledermäuse. Weiterhin müssen Tierarten untersucht werden, deren (Teil-)Habitat bau- oder anlagenbedingt zerstört werden könnte.

2.4.2.1 Avifauna Im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Prüfung wurde die Avifauna im Jahr 2017 durch das Büro GUTSCHKER-DONGUS erfasst (GUTSCHKER-DONGUS 2018b). Die Untersuchungsumfänge und Methoden richteten sich nach den Vorgaben der staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland & des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz (VSWFFM & LUWG 2012) sowie den „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ (SÜDBECK ET AL. 2005). Die Zugvögel erfasste das Büro mit Hilfe der „Scan-Zugrouten-Methode“ nach KORN, STÜBING UND GRUNWALD.

2.4.2.1.1 Brutvogelarten Folgende Brutvogelarten wurden im Untersuchungsgebiet nachgewiesen: Tabelle 6: Nachgewiesene, planungsrelevante Brutvogelarten im Untersuchungsgebiet Desloch für das Untersuchungsjahr 2017. RL D = Rote Liste Deutschland (GRÜNEBERG et al. 2015), RL RLP = Rote Liste Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014), * = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, VSR = Vogelschutzrichtlinie (VSR 2009/147/EG), Anhang I der VSR listet besonders zu schützende Arten; § = besonders geschützt, §§ = streng geschützt.

Art RLD RL RLP VSR Schutz-Status

Feldlerche Alauda arvensis 3 3 §

Grünspecht Picus viridis * * §§

Mäusebussard Buteo buteo * * §§

Pirol Oriolus oriolus V 3 §

Rotmilan Milvus milvus V V Anh. I §§

Schwarzmilan Milus migrans * * Anh. I §§

Turmfalke Falco tinnunculus * * §§

Turteltaube Streptopelia turtur 2 2 §§

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Art RLD RL RLP VSR Schutz-Status

Waldkauz Strix aluco * * §§

Lokale bzw. saisonale Raumnutzung von planungsrelevanten Arten Feldlerche: Die Art wurde im Jahr 2017 als Brutvogel erfasst. Es wurden sechs Brutreviere in den Offenlandbereichen östlich bis südlich der Planung in 200 – 500 m Entfernung festgestellt. Die Zuwegung befindet sich in einem Abstand von mindestens 30 m zu den Brutrevieren. Auch als Rast- und Gastvogel wurde die Feldlerche in einem Abstand von mindestens 200 m nachgewiesen. Grünspecht: Es wurde ein Revier ca. 300 m südlich von WEA 01 festgestellt. Mäusebussard: In ca. 300 m Abstand zu WEA 01 und ca. 350 m Abstand zu WEA 02 wurden Brutplätze des Mäusebussards erfasst. Weitere, unbesetzte Nistplätze wurden in weiterer Entfernung nachgewiesen. Pirol: Es wurde insgesamt zwei Brutreviere des Pirols nachgewiesen, eines ca. 200 m südlich von WEA 01 und eines ca. 600 m nördlich derselben. Rotmilan: Für den Rotmilan konnten während der Kartierungen 2017 zwei Brutreviere nachgewiesen werden. In ca. 2.220 m Entfernung nordwestlich von WEA 02 und in ca. 2.750 m Entfernung nordöstlich von WEA 01. Zusätzlich wurden Flugbewegungen im Offenlandbereich nachgewiesen. „Das direkte Anlagenumfeld (200 m Radius um die Anlagen) wurde dabei nur zweimal überflogen, insgesamt 7 Flugbewegungen spielten sich im 500 m-Radius um die Planung ab. Die Rasterauswertung gemäß LUBW (2015) zeigt ein Hauptaktivitätszentrum im Bereich nördlich der Planung.“ (GUTSCHKER-DONGUS 2018b) Schwarzmilan: In ca. 2.900 m Entfernung nordöstlich des WEA 01 wurde ein Brutplatz des Schwarzmilans nachgewiesen. Die geplanten Standorte wurden nicht überflogen. Die Flugbewegungen sind auf das Offenland um Lauschied beschränkt. Turmfalke: „Der Turmfalke wurde [während der Kartierungen 2017] entsprechend seiner Habitatansprüche regelmäßig innerhalb des gesamten Untersuchungsgebietes gesichtet. Aufgrund der Häufigkeit der Art wird im Fall des Turmfalken auf die Angabe konkreter Abundanzen verzichtet. Es ist davon auszugehen, dass der Turmfalke im Gebiet ein regelmäßiger Brutvogel ist.“ (ebd.) Turteltaube: Das Brutrevier der Turteltaube konnte in einem Abstand von ca. 620 m zur geplanten WEA 01 im Waldstück nordöstlich nachgewiesen werden. Waldkauz: Ebenfalls im nördlichen Waldgebiet, in ca. 520 m Entfernung nordwestlich der WEA 01 konnte ein Brutrevier des Waldkauzes ableiten.

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2.4.2.1.2 Rast und Gastvogelarten Zusätzlich wurden folgende Gast- und Rastvogelarten nachgewiesen: Tabelle 7: Nachgewiesene, planungsrelevante Gast- und Rastvogelarten im Untersuchungs- gebiet Desloch aus dem Untersuchungsjahr 2017. RL D = Rote Liste Deutschland (GRÜNEBERG et al. 2015), RL RLP = Rote Liste Rheinland-Pfalz (SIMON et al. 2014), * = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, „ “ = nicht bewertet, VSR = Vogelschutzrichtlinie (VSR 2009/147/EG), Anhang I der VSR listet besonders zu schützende Arten; § = besonders geschützt, §§ = streng geschützt.

Schutz- Art RL D RL RLP RL WV VSR Status Bluthänfling Carduelis cannabina 3 V V §

Brachpieper Anthus campestris 1 0 2 Anhang I §§

Braunkehlchen Saxicola rubetra 2 1 * §

Feldlerche Alauda arvensis 3 3 * §

Grünspecht Picus viridis * * n.b. §§

Heidelerche Lullula aborea 1 V * Anhang l §§

Kornweihe Circus cyaneus 1 1 2 Anhang I §§

Mäusebussard Bueto bueto * * * §§

Mehlschwalbe Delichon urbicum 3 3 * §

Neuntöter Lanius collurio * V * Anhang I §§

Rauchschwalbe Hirundo rustica 3 3 * §

Rotmilan Milvus milvus V V 3 Anhang I §§

Schwarzstorch Ciconia nigra * * V Anhang I §§

Star Sturnus vulgaris 3 V * §

Steinschmätzer Oenanthe oenanthe 1 1 V §

Weißstorch Ciconia ciconia 3 * V Anhang I §§

Wespenbussard Pernis apivorus 3 V V Anhang I §§

Bluthänfling: Der Bluthänfling konnte 2017 zweimal erfasst werden. 13 Individuen wurden im Abstand von ca. 670 m nachgewiesen, drei weitere in einem Abstand von ca. 1.700 m jeweils zu WEA 01. Brachpieper: Der Brachpieper wurde ebenfalls zweimal während der Kartierungen erfasst. Einmal etwa 700 m nordwestlich von WEA 02 und ein weiteres Mal ca. 850 m südwestlich derselben. Braunkehlchen: Es wurden zwei rastende Individuen in einer Entfernung von ca. 750 m nördlich von WEA 01 nachgewiesen. Heidelerche: Eine einzelne Heidelerche konnte ca. 1.100 m südöstlich von WEA kartiert werden. Kornweihe: Ebenfalls einmalig wurde eine Kornweihe nordöstlich der Planung in einem Abstand von ca. 3 km beobachtet.

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 15

Mehlschwalbe: Die Mehlschwalbe wurde insgesamt neunmal in einem Abstand zwischen 640 und 1.600 m kartiert. Neuntöter: Der Neuntöter konnte zweimal in einem Abstand von mehr als 1 km nachgewiesen werden. Rauchschwalbe: In einer Entfernung zwischen 450 m und 2.000 m konnten an neun unterschiedlichen Kartiertagen insgesamt 131 Individuen kartiert werden. Schwarzstorch: Es erfolgten zwei Sichtungen des Schwarzstorchs. In ca. 1.600 m Entfernung südwestlich von WEA 02 und ca. 4.000 m nordöstlich von WEA 01. Star: Der Star wurde insgesamt sechsmal mit insgesamt 256 Individuen beobachtet. Der Abstand zu den geplanten WEA betrug zwischen 470 und 1.600 m. Steinschmätzer: Der Steinschmätzer wurde einmalig in einem Abstand von ca. 1.500 m beobachtet. Weißstorch: Auch der Weißstorch konnte einmal ca. 1.400 m nördlich der WEA 01 kartiert werden. Wespenbussard: Der Wespenbussard konnte mehrmals in einem Abstand von mindestens 1.300 m zu den geplanten WEA im Umkreis des Untersuchungsgebiets beobachtet werden. Ein Brutvorkommen konnte jedoch ausgeschlossen werden.

2.4.2.1.3 Zugvögel Die Zugvögel wurden 2017 in insgesamt 32 Zählstunden überprüft. Die bemerkenswerten festgestellte Arten waren: Kiebitz, Merlin, Rotmilan, Saatkrähe, Steinschmätzer und Wespenbussard. „Das Untersuchungsgebiet liegt innerhalb des westeuropäischen Zugweges der Kraniche (MEWES, NOWALD & PRANGE, 2003). Es befindet sich demnach innerhalb eines regelmäßig genutzten Zugkorridors der Art. Kraniche ziehen während beider Zugperioden regelmäßig in größerer Zahl über das Plangebiet. Während des Herbstzuges wurde der Kranichzug an drei Terminen gesondert erfasst. Aufgrund der durch Sturmtiefs geprägten Wetterlage erfolgte der Hauptzug der Kraniche im späten Oktober. Am 27.10. wurden etwa 252 Kraniche beobachtet, die auf drei Trupps verteilt das Untersuchungsgebiet überflogen.“ (GUTSCHKER-DONGUS 2018b)

2.4.2.2 Fledermäuse Vom Büro GUTSCHKER-DONGUS wurde ein fledermauskundliches Fachgutachten für die Saison 2017 erstellt (GUTSCHKER-DONGUS 2018c). Artendiversität Gemäß des Gutachtens konnten mittels Detektorbegehung (D), terrestrischer batcorder- Erfassung (T) und Netzfang (N) insgesamt 12 Fledermausarten im Untersuchungsraum (USR) nachgewiesen werden (in Klammern ist angegeben, wenn über die jeweilige Methode keine Artansprache möglich war). Darunter sind sechs schlagopfergefährdete Fledermausarten: Tabelle 8: Darstellung der 2017 erfassten Fledermausarten; schlagopfergefährdete Arten sind fett dargestellt

Name Wissenschaftlicher Name Erfassungsart Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus DTN Mückenfledermaus Pipistrellus pygmaeus T Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii DT

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 16

Name Wissenschaftlicher Name Erfassungsart Großer Abendsegler Nyctalus noctula DT Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri DT Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus DT Kleine Bartfledermaus Myotis mystacinus (DT)N Großes Mausohr Myotis myotis DTN Wasserfledermaus Myotis daubentonii T Fransenfledermaus Myotis nattereri DTN Braunes Langohr Plecotus auritus (DT)N Graues Langohr Plecotus austriacus (DT)N

Die Artendiversität der erfassten Fledermäuse ist im Vergleich mit ähnlichen Standorten als durchschnittlich zu bewerten (ebd.). Lokale bzw. saisonale Raumnutzung von planungsrelevanten Arten Zwergfledermaus: Die Art wurde am häufigsten und während der gesamten Aktivitätsphase im USR nachgewiesen. Sie wurde im Bereich vorhandener Strukturen (Wald, Gehölzstrukturen im Offenland), u.a. am Waldrand, an welchem beide Anlagen geplant sind, erfasst. Im Bereich nordöstlich der WEA 01 wurden zudem Jagdhabitate der Art erhoben. Ein weiteres, erhöhtes Aktivitätsgebiet der Art liegt südlich von WEA 02 entlang des weiterführenden Waldrandes. Rauhautfledermaus: Für die Art wurde ein Zuggeschehen im USR im Frühjahr und Herbst mit wenigen Rufsequenzen registriert. Da die Art eine schubweise Migration aufweist vermutet der Gutachter, dass das Hauptzuggeschehen durch die stichprobenartige Erhebung nicht dokumentiert werden konnte. Kleiner Abendsegler: Auch diese Art wurde während der gesamten Aktivitätsphase im USR dokumentiert. Über batcorder-Erfassungen und Detektorkartierungen wurde der Kleine Abendsegler auch im Nahbereich der geplanten WEA nachgewiesen. Mückenfledermaus: Die Art wurde mit wenigen (insgesamt sieben Sequenzen im Spätsommer 2017) Einzelregistrierungen im USR erfasst. „Anhand des Erfassungszeitraums ist anzunehmen, dass die Fledermausart während der Migration den USR überfliegt“ (ebd.). Großer Abendsegler: Die Art wurde mit über 18 Rufsequenzen im Herbst 2017 im USR erfasst. Die Registrierungen erfolgten nicht im Bereich der geplanten WEA, sondern im Norden und Süden des USR. Breitflügelfledermaus: Auch die Breitflügelfledermaus wurde im Norden und Süden des USR registriert und nicht im Plangebiet. Die Art wurde mit 28 Rufsequenzen während der Sommermonate erfasst. Bechsteinfledermaus (nicht kollisionsgefährdet): Aus der Analyse der Raumnutzungsdaten von besenderten Tieren konnten mehrere Kernjagdgebiete der Bechsteinfledermaus vorwiegend innerhalb der Waldbestände des USR belegt werden, die nördlich an die WEA-Planung angrenzen. Ein Kernjagdgebiet umfasst den Waldrandbereich, innerhalb dem die WEA 02 geplant ist. Quartierpotenzial und Quartiernutzung Quartierpotenziale konnten v.a. im zentral gelegenen Waldbereich, nördlich der geplanten, WEA, festgestellt werden, insbesondere in einem Waldabschnitt „Wäschnacht“ (vgl. GUTSCHKER-DONGUS 2018b), ca. 240 m nordwestlich von WEA 02. Angrenzend an WEA 01 und 02 befindet sich ein Waldabschnitt mit überdurchschnittlichem Quartierpotenzial und belegten

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 17

Quartieren. In der Nähe von WEA 02 ist ein einzelner Baum mit Quartierpotenzial verzeichnet, aber kein Bereich mit hohem oder überdurchschnittlichem Quartierpotenzial. Belegt wurden insgesamt neun Fledermausquartiere im USR:

- Sieben Quartiere von männlichen Bechsteinfledermäusen im Wald, nördlich des Plangebiets, mind. 500 m entfernt zu den geplanten WEA, - Eine Wochenstube der Fransenfledermaus, im Wald nördlich des Plangebiets, mind. 650 m nördlich von WEA 01, - Ein Quartier eines männlichen Braunen Langohrs, im Wald nördlich des Plangebiets, ca. 80 m nördlich WEA 02 (ebd.).

2.4.2.3 Säugetiere (nicht flugfähig) Für alle Tierarten, die nicht konkret erfasst wurden, wurde auf den „Worst-Case“-Ansatz zurückgegriffen. So wurde für die Wildkatze und die Haselmaus das potenzielle Vorkommen auf Basis vorhandener Habitatstrukturen hin untersucht. Wildkatze Nach den landesspezifischen Informationen zur Verbreitung der Wildkatze in RLP des LUWG (2013) liegt das Plangebiet in einer Randzone der Lebensräume der Wildkatze. Grundsätzlich stellt das Plangebiet geeignete Lebensraum- und Habitatstrukturen für die Wildkatze bereit. Die geplanten WEA-Standorte und Zuwegung weisen in erster Linie durch die dem Wald vorgelagerten Wiesenflächen zumeist geeignete Strukturen für den Nahrungserwerb und im gebüschreichen Waldrand als Ruheplätze/Versteckmöglichkeiten auf. Reproduktionshabitate sind eher im Fuß des Bachtals ca. 200 m nördlich der Anlagen zu erwarten. Die Waldrandbereiche an den Anlagenstandorten und der Zuwegung zwischen diesen ist für die Reproduktion aufgrund fehlender Strukturen wie Wurzelhöhlen u.ä. indes mit geringer Eignung zu bewerten. Haselmaus Nach dem FFH-Internethandbuch des BfN zur Haselmaus (Stand 2013) ist kein Vorkommen der Art für das Messtischblatt am Anlagenstandort dokumentiert. Der nächstgelegene Fundort nach dem Artdatenportal Rheinland-Pfalz liegt ca. 4 km nordwestlich und stammt von vor 1996. Aufgrund der Habitatausstattung (strauchreiche Waldrand mit Vorkommen von fruchtenden Gehölzen) am Randbereich der Eingriffsflächen, sowie den daran angrenzenden Sukzessions- und strauchreichen Laubwälder, ist ein Vorkommen der Haselmaus jedoch trotzdem nicht auszuschließen.

Weitere Arten Das Messblatt 3985508 der Artennachweise des LANIS zeigt für den Eingriffsraume keine Nachweise an. Auch im daran östlich angrenzenden Messblatt 405508 in dem die Zuwegung liegt, ist nur die Turteltaube verzeichnet. Vorhandene Strukturen geben keinen Hinweis auf das potenzielle Vorkommen streng geschützter Reptilien wie Zauneidechse oder Schlingnatter. Auch für Amphibien ist aufgrund fehlender Habitatstrukturen wie Laich-Gewässer ein Vorkommen auszuschließen.

2.4.2.4 Besonders geschützte Arten (§ 19 BNatSchG Umweltschaden) Der Hirschkäfer „bevorzugt alte Eichenwälder, Eichen-Hainbuchen-Wälder und Kiefern- Traubeneichen-Wälder der Ebene und niederer Höhenlagen […], außerdem kommt er in alten Parkanlagen […] und Obstplantagen in Waldnähe vor. Der Hirschkäfer ist auf Altholzbestände (>150-250 Jahre) mit einem möglichst hohen Anteil von alten und absterbenden Bäumen, vor allem Stümpfen (Durchmesser > 49 cm) von Eichen, angewiesen. Ein Vorhandensein von

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 18

Leckstellen bzw. solcher Bäume, die hierfür besonders geeignet sind, ist essentiell“ (PETERSEN et al. 2003). Es sind zwar Eichen im Eingriffsbereich der WEA 02 vorhanden, diese weisen aber nicht die erforderlichen Bedingungen für den Hirschkäfer auf. Ein Vorkommen der Art ist daher und aufgrund der fehlenden Nachweise im Bereich der Planung nicht zu erwarten. Die Spanische Flagge benötigt struktur- und blütenreiche sonnige Lebensräume mit einem kleinräumigen Wechsel von schattigen Gebüschen, Staudenfluren, Säumen und Magerstandorten, da hier alle für die Larven und die Falter geeigneten und erforderlichen Lebensbereiche eng beieinander liegen. „Die Art besiedelt Lichtungen, Schläge, Waldwegränder in Laubmischwäldern, Vorwaldgehölze, Säume an Wald-, Weg- und Straßenrändern, Hohlwege, Schluchten (Tobel), Steinbrüche, waldnahe Heckengebiete und Gärten, aufgelassene Weinberge und hochstaudenreiche Randbereiche von Magerrasen, wobei je nach Lebensraumtyp das Vorhandensein von Wasserdost oder Gemeinem Dost eine große Rolle spielt“ (PETERSEN et al. 2003). Die Art wird für das 2,8 km nördlich gelegene FFH- Gebiet „Nahetal zwischen und Bad Kreuznach“ gelistet. Auch für das TK-Blatt 6211 liegen gemäß LFU (2019) Nachweise vor. Der nächste Nachweis befindet sich im 2 x 2 km Raster bei , ca. eineinhalb Kilometer südwestlich der Planung. Da jedoch im Bereich der WEA-Standorte keine der Haupt-Raupenfutterpflanzen (Wasserdost/Gemeiner Dost) nachgewiesen werden konnte, kann ein Vorkommen ausgeschlossen werden. Der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer bewohnt Faulholz und Mulm in urwaldähnlichen, sehr alten Wäldern (LANIS 2014). Ein Vorkommen kann aufgrund fehlender Habitatmöglich- keiten und der generell geringen Verbreitung deutschlandweit (ebd.) ausgeschlossen werden. Ein Vorkommen von sonstigen, national besonders geschützten Arten im Bereich der geplanten Eingriffsflächen ist aufgrund der vorhandenen Habitatstrukturen im Umfeld der WEA- Planung nicht gänzlich auszuschließen. So ist ein Vorkommen von weiteren Reptilienarten (z. B. Waldeidechsen) oder von sonstigen national besonders geschützten Insektenarten (bspw. Wildbienen, Käfer) sowie Kleinsäugern (bspw. Mäuse) potenziell möglich.

2.4.2.5 Bewertung der Fauna Die in der Umgebung zu erwartende bzw. nachgewiesene Fauna beschränkt sich mit Ausnahme weniger Vogel- und Fledermausarten auf ubiquitäre Tierarten mit keiner bekannten Relevanz für die Windkraftplanung, wobei baubedingt (bspw. durch Rodungsarbeiten) weitere Arten betroffen sein können. Gemäß des avifaunistischen Fachgutachtens wurden insgesamt neun planungsrelevante Brutvogelarten und 13 planungsrelevante Rast- und Gastvogelarten im Plangebiet festgestellt. Gemäß dem Fledermausgutachten wurden außerdem 12 Fledermausarten erfasst von denen sechs als schlagopfergefährdet gelten. Ein Vorkommen der Haselmaus ist insbesondere innerhalb der strauchreichen Waldränder und Laubmischwälder potenziell möglich. Auch ein Vorkommen der Wildkatze kann nicht ausgeschlossen werden. Weitere Details sind der beiliegenden artenschutzrechtlichen Prüfung zu entnehmen. Auch ein allgemeines Vorkommen von Amphibien- und Reptilienarten sowie Insekten, die nach nationalem Recht einem besonderen Schutz unterliegen, sind für das Plangebiet sowie für die geplanten Eingriffsflächen nicht auszuschließen. Aufgrund der vorgefunden Habitatstrukturen von überwiegend geringer bis mittlerer Wertigkeit ist jedoch vorwiegend mit einem Vorkommen von ubiquitär verbreiteten Arten zu rechnen, die keinem besonderen Schutz unterliegen. Zusammenfassend kommt dem Plangebiet aufgrund des nachgewiesenen bzw. potenziell vorkommenden Artenspektrums aus faunistischen Gesichtspunkten eine mittlere bis partiell hohe Wertigkeit zu. Hierbei sind insbesondere Laubmischwälder mit ihren etablierten Waldrändern, Bachtäler und den waldangrenzenden Wiesen besonders nördlich der WEA 01 zu

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 19 nennen, die besonders Fledermäusen und diversen Vogelarten als Lebensraum dienen können. Jedoch gibt es auch Bereiche innerhalb des Plangebietes, besonders der Standort von WEA 02 sowie ein Großteil der Zuwegung, welche für die Fauna nur eine geringe Habitatqualität besitzen (artenarme Wiesen- und Ackerflächen).

2.5 Landschaftsbild und Erholung Naturräumliche Gliederung Die geplanten Anlagen befinden sich im Naturraum „Meisenheimer Höhen“ (LANIS 2019), die als eine offenlandbetonte Mosaiklandschaft beschrieben wird. Nördlich grenzt die Großlandschaft „Sien-Lauschieder Höhenrücken“ an das Untersuchungsgebiet an, welche eine waldbetonte Mosaiklandschaft darstellt. Relief Die geplanten Anlagen sollen auf einem Geländeabsatz errichtet werden. Das Gelände wird von mehreren Bächen eingeschnitten und fällt insgesamt nach Südosten, Richtung Glantal ab. Der Standort selbst befindet sich am Nordhang, der in Richtung „Fitzenbach“ abfällt. Die Anlagenstandorte befinden sich auf 316 und 319 m ü.NN. Landschaftsbild Die Aufnahme des Landschaftsbildes und der Sichtbeziehungen fand im Rahmen einer Orts- begehung statt. Dazu wurde der weitere Raumzusammenhang erfasst und textlich dargestellt. In Anlehnung an eine Ausarbeitung zum Thema „Landschaftsbild und Windenergieanlagen“ des ZWECKVERBANDES DES GROßRAUMS BRAUNSCHWEIG (1997) werden bei der Aufnahme des Geländes folgende Kriterien berücksichtigt: Vielfalt (Relief und Strukturierung), Naturnähe (naturnahe Elemente, Vorbelastungen, Erholungseignung) sowie Eigenart (Landschafts- charakter und Einsehbarkeit) der Landschaft. Während die Kriterien „Vielfalt“ und „Eigenart“ stark vom subjektiven Urteil abhängen, soll „Naturnähe“ diese mit klareren Strukturen ergänzen. Diese Zusammenstellung von Aufnah- mekriterien ermöglicht eine nachvollziehbare Bewertung der Landschaftsästhetik, wissend, dass Landschaftswahrnehmung und -bewertung sehr stark vom subjektiven Empfinden des Betrachters abhängen. Eine Landschaftsbildbewertung wird somit über eine rein visuell-funk- tionale Auflistung der vorhandenen Strukturen hinausgehen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Bewertung des Landschaftsbildes anhand o. g. Kriterien (angepasst nach ROTH 2012).

Vielfalt: Relief • Hügelige Landschaft, zerschnitten von Flusstälern Strukturierung allgemein • Untersuchungsgebiet durch den Wechsel von Offenland und Wald geprägt, wobei hier die Waldflächen dominieren. Teilweise Strukturierung des Offenlands durch Einzelbäume, Baumreihen, Gebüsche und Waldinseln Nutzungsstruktur • Intensiv genutzte Ackerflächen auf den Hochflächen • Extensive und intensive Grünlandnutzung • Waldbereiche an Talflanken und auf einzelnen Kuppen vor allem aus Laubmischwäldern, wenig nadelholzdominierte Wirtschaftswälder Siedlungsstruktur • Geringe Besiedlungsdichte • Ländlich geprägt • Siedlungen meist in Tälern, vereinzelt auf Hochflächen

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 20

Naturnähe: naturnahe • Hoher Waldanteil im UG mit überwiegend Laubwaldbeständen Elemente • Wald-Offenlandübergänge (teilweise sekundäre Waldränder durch Verbuschung) • Teils extensive Grünlandnutzung • Hecken, Baumreihen und Streuobst • Quell- und Mittelgebirgsbäche (z. T. unter Schutz nach § 30 BNatSchG) Vorbelastungen • Intensive landwirtschaftliche Nutzung • Bestehende WEA in Desloch, Jeckenbach, Lauschied und Bärweiler, ca. 0,6 km nordwestlich (8 Stück) bzw. ca. 2,0 km südöstlich (2 Stück) der geplanten Anlagen Erholungs- • Wenig Infrastruktur, wie z.B. Wander- und Radwege für die Erholung. eignung Eigenart: Landschafts- • Ländlich geprägte Mittelgebirgslandschaft mit einem Wechsel von Wald charakter und Offenland sowie einer geringen Siedlungsdichte, typisch für Region. Einsehbarkeit • Hohe Einsehbarkeit von Südosten (Lage der WEA auf einem Geländeabsatz, geringer Waldanteil in dieser Richtung). Geringere Einsehbarkeit von Nordosten (weiterer Anstieg des Geländes nordöstlich der geplanten WEA, bewaldete Kuppe jenseits des „Eitzenbaches“) Die geplanten WEA sollen auf einer Geländekante errichtet werden. Die weitere Umgebung ist geprägt von einer hügeligen Mittelgebirgslandschaft welche durch Flusstäler eingeschnitten wird. Es wechseln sich Waldbestände auf den Kuppen und an Talflanken und Offenland auf den Höhenlagen ab, welches überwiegend intensiv ackerbaulich genutzt wird. Das Grünland an flacheren Hängen wird teils intensiv, teils extensiv genutzt und von Hecken, Baumreihen und Streuobst gegliedert (LANIS 2019). Der Zersiedelungsgrad ist als niedrig zu beurteilen. Das Planungsgebiet liegt im ländlich geprägten Bereich und zeichnet sich durch kleine Dorflagen aus. Ca. 3,9 km südöstlich befindet sich die nächstgelegene Stadt Meisenheim. Das Untersuchungsgebiet weist einige naturnahe Elemente auf. Teile des Grünlands werden extensiv bewirtschaftet. Der Wald besteht überwiegend aus Laubwäldern und weist sekundäre Waldränder durch Verbuschung auf. Innerhalb der Waldbereiche befinden sich naturnahe Abschnitte von Quell- und Mittelgebirgsbächen, welche nach § 30 BNatSchG geschützt sind. Im Südosten des UG wird die Landschaft von Hecken, Baumreihen und Einzelbäumen strukturiert. Dem gegenüber stellt die intensive landwirtschaftliche Nutzung vor allem der Höhenlagen eine Vorbelastung dar. In der direkten Umgebung befinden sich zudem ca. 0,6 km nordwestlich bzw. ca. 2,0 km südöstlich der Planung insgesamt zehn bestehende WEA (Gemarkungen Jeckenbach, Lauschied, Bärweiler und Desloch). In der weiteren Umgebung ist der Windpark auf der Höhe deutlich sichtbar (ca. 6 km östlich der Planung). Die Einsehbarkeit ist von Südosten her relativ hoch, aufgrund der Lage auf einem Geländeabsatz und des geringen Waldanteils südöstlich der geplanten Anlagen. Von Nordosten her besteht dahingehend eine geringere Einsehbarkeit, da das Gelände nordöstlich der Anlagen weiter ansteigt und auf der Kuppe bewaldet ist. Das Landschaftsbild kann insgesamt aufgrund seiner Strukturierung als mittel- bis hochwertig angesehen werden. Erholung Die Landschaft als solche ist Grundlage der Erholung. Mit der Betrachtung des Landschafts- bildes und des Landschaftsraumes wird bereits ein Element des Schutzgutes Erholung mit

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 21 berücksichtigt. Die Landschaft, die von Kultur, Wäldern, Geländemorphologie, Vegetation und Artenbestand geprägt ist, stellt die Grundlage zur Erholungsnutzung dar. Darüber hinaus richtet sich der Erholungswert jedoch auch nach der bestehenden oder geplanten Erholungsinfrastruktur wie Wanderwegen, Aussichtspunkten, Sehenswürdigkeiten, Ortsbildern, sportlichen und kulturellen Einrichtungen, Museen, Historie und anderen Erlebnismöglichkeiten aus. Erholungsinfrastruktur in der Umgebung der geplanten WEA • Radwanderweg ca. 790 m nördlich der WEA 01, • Ortswanderweg B1 durch Bärweiler und Lauschied, ca. 790 m nördlich der WEA 01, • Ortswanderweg 3 durch Desloch, und Meisenheim, ca. 1,7 km südöstlich der WEA 01. In der näheren und weiteren Umgebung der Planung sind keine Premium- oder Prädikatswanderwege (DEUTSCHES WANDERINSTITUT, 2019) vorhanden. Vereinzelt sind Aussichtspunkte und Schutzhütten in der Umgebung zu finden. Sehenswürdigkeiten und (Rad-)Wanderwege in der weiteren Umgebung: • Pfälzer Höhenweg (ca. 4,5 km südöstlich) • Glan-Blies-Radweg (ca. 5 km südöstlich) • Mittelalterlicher Stadtkern der Stadt Meisenheim (ca. 5 km südöstlich) • Staatlich anerkanntes Heilbad (ca. 7 km nordöstlich). Bewertung von Landschaftsbild und Erholung Aufgrund der fehlenden Erholungsinfrastruktur hat das Plangebiet vorwiegend eine lokale Bedeutung für die siedlungsnahe Erholung der in den umliegenden Orten wohnenden Menschen. Regional und überregional ist die Bedeutung hingegen gering. Regional und überregional bedeutsam sind hingegen die touristisch ausgerichteten Städte Meisenheim oder Bad Sobernheim.

3 ÜBERGEORDNETE PLANERISCHE VORGABEN UND ZIELE

3.1 Verwaltungsvorschriften und Merkblätter In Rheinland-Pfalz sind bei der Genehmigung von WEA die „Hinweise für die Beurteilung der Zulässigkeit der Errichtung von Windenergieanlagen in Rheinland-Pfalz (Rundschreiben Windenergie)“ zu beachten (GEMEINSAMES RUNDSCHREIBEN DES MINISTERIUMS FÜR WIRTSCHAFT, KLIMASCHUTZ, ENERGIE UND LANDESPLANUNG, DES MINISTERIUMS DER FINANZEN, DES MINISTERIUMS FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN UND DES MINISTERIUMS DES INNERN, FÜR SPORT UND INFRASTRUKTUR RHEINLAND-PFALZ vom 28.05.2013. Nach dem „Rundschreiben Windenergie“ wurden als Ausschlussgebiete für die Windkraft festgelegt: • Rechtsverbindlich festgesetzte Naturschutzgebiete, • als Naturschutzgebiet vorgesehene Gebiete, für die nach § 24 Landesnaturschutzgesetz eine einstweilige Sicherstellung erfolgt ist, • Kern- und Pflegezonen des Naturparks Pfälzer Wald, • Nationalparks,

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• Kernzonen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes Mittelrheintal und Obergermanisch- Raetischer Limes und • landesweit bedeutsame historische Kulturlandschaften sowie in einem Korridor von einer maximalen Tiefe von sechs Kilometern in den sich westlich an den Haardtrand anschließenden Höhenzügen des Pfälzerwaldes, • gesetzlich geschützte Biotope nach § 30 BNatSchG und § 28 LNatSchG, • Naturmonumente, • Naturdenkmäler, • geschützte Landschaftsbestandteile, • Wasserschutzgebiete und Heilquellenschutzgebiete Zone I. In den Schutzzonen II und III von Trinkwassergewinnungsanlagen und in Heilquellenschutz- gebieten ist die Errichtung von baulichen Anlagen, also auch Windenergieanlagen, ebenfalls grundsätzlich verboten. Von diesem Verbot kann jedoch eine Befreiung erteilt werden, wenn der Schutzzweck nicht gefährdet wird oder überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit die Befreiung erfordern (§ 52 Abs. 1 S. 2 und 3 WHG). In der Wasserschutzzone III fällt das Gefährdungspotenzial aufgrund der weiteren Entfernung zur Wassergewinnungsanlage in der Regel deutlich geringer aus. Anlagenstandorte sind daher grundsätzlich möglich. Es ist im Wesentlichen darauf zu achten, dass keine wassergefährdenden Stoffe austreten können. Weitere Einschränkungen gelten für • Bereiche außerhalb von Kern- und Pflegezonen der Biosphärenreservate, • in Naturparken und in • Landschaftsschutzgebieten. Hier können Genehmigungen und Ausnahmen bei Beachtung des Schutzzwecks der entsprechenden Rechtsverordnungen erteilt werden. Das Schreiben teilt weiterhin mit, dass die Energieversorgung mit regenerativen Energien ein öffentliches Interesse ist. Weitere Ausschlussgebiete und Nachsteuerungen werden in der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV genannt (siehe nachfolgendes Kapitel).

3.2 Landesentwicklungsprogramm Das Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV gliedert die Raumstruktur und formuliert Leitbilder für eine weitere Entwicklung. Der LEP ist am 25. November 2008 in Kraft getreten. Nach der ersten Teilfortschreibung des LEP IV Kap. 5.2.1 „Erneuerbare Energien“ soll die Nutzung erneuerbarer Energie im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Zielvorgaben an zweckentsprechenden Standorten weiter ausgebaut und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Die Verbandsgemeinden, verbandsfreien Gemeinden, großen kreisangehörigen und kreisfreien Städte sollen dafür Klimaschutzkonzepte aufstellen. Ein geordneter Ausbau der Windenergienutzung soll durch die Regionalplanung und die Bauleitplanung sichergestellt werden. In den Regionalplänen sind Vorranggebiete für die Windenergienutzung auszuweisen. Dabei sind im jeweiligen Planungsraum die Gebiete mit hoher Windhöffigkeit vorrangig zu sichern. Zur Energieversorgung heißt es: „Die Nutzung erneuerbarer Energieträger soll an geeigneten Standorten ermöglicht und im Sinne der europäischen, bundes- und landesweiten Zielvorgaben ausgebaut werden.“

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Mit der dritten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms IV (in Kraft seit 21. Juli 2017) werden folgende die Windenergie betreffende Nachsteuerungen vorgenommen (https://mdi.rlp.de/de): Weitere Ausschlussgebiete und unmittelbare Wirkung des Landesentwicklungsprogramms IV Die Ausschlusskriterien für Windenergieanlagenstandorte im Landesentwicklungsprogramm IV wirken als landesplanerische Ziele unmittelbar auf die Regional- und Bauleitplanung. Das Ziel Z 163 d legt folgende zusätzlichen (über das „Rundschreiben Windenergie“ hinausgehende) Ausschlusstatbestände fest: • im Naturpark Pfälzerwald, • in den Kernzonen der Naturparke, • in den Kernzonen und in den Rahmenbereichen der UNESCO-Welterbegebiete Oberes Mittelrheintal und Obergermanisch-Raetischer Limes, • in landesweit bedeutsamen historischen Kulturlandschaften der Bewertungsstufen 1 und 2, • in denjenigen Natura 2000-Gebieten, für die die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland und das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht im „Naturschutzfachlichen Rahmen zum Ausbau der Windenergie in Rheinland-Pfalz” ein sehr hohes Konfliktpotential festgestellt haben, • in Gebieten mit zusammenhängendem Laubholzbestand mit einem Alter über 120 Jahren. Modifizierung von Flächenvorgaben Die Vorgabe der Bereitstellung von zwei Prozent der Landesfläche für die Windenergienutzung (Grundsatz G 163 a) wird grundsätzlich beibehalten, jedoch unter Verzicht auf die Formulierung als Mindestanteil (Streichung des Begriffs „mindestens“). Gleiches gilt für die Zurverfügungstellung von Waldflächen (Grundsatz G 163 c). Mindestflächengröße: Anlagen im räumlichen Verbund Die Vorgabe, dass Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden dürfen, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im Verbund möglich ist, wird zum rechtsverbindlichen Ziel (vorher G 163 f, jetzt Z 163 g). Im Fall von Repowering genügt die mögliche Errichtung von mindestens zwei Anlagen. Mindestabstand zu Gebieten mit Wohnnutzung Erforderlicher Mindestabstand von Windenergieanlagen von 1.000 Meter zu reinen, allgemeinen und besonderen Wohngebieten sowie zu Dorf-, Misch- und Kerngebieten, bei Anlagen mit mehr als 200 Meter Gesamthöhe mindestens 1.100 Meter (Z 163 h). Eine Unterschreitung der Abstände ist nur im Falle des besonders gewünschten Repowering von Altanlagen zulässig (Z 163 i). Planbereich In der Gesamtkarte zum LEP IV befinden sich die zwei geplanten WEA-Standorte auf der Grenze zwischen einer Fläche ohne nähere Bezeichnung und eines „landesweit bedeutsamen Bereichs für die Forstwirtschaft“. Südlich an WEA 02 grenzt zudem ein „landesweit bedeutsamer Bereich für die Landwirtschaft“ an. Windenergieanlagen stehen durch die relativ geringe Flächeninanspruchnahme weder mit der Landwirtschaft noch der Forstwirtschaft in Konflikt.

3.3 Regionaler Raumordnungsplan Der derzeit gültige Regionale Raumordnungsplan (RROP) der Region Rheinhessen-Nahe (2014) wurde am 21. Oktober 2015 genehmigt. Eine Teilfortschreibung zum des RROP wurde am 4. Mai 2016 genehmigt. Aktuell läuft das Verfahren zur 2. Teilfortschreibung. Im Planbereich ist aktuell mit keinen Veränderungen zu rechnen (PG RHEINHESSEN-NAHE 2019).

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 24

Die geplanten Anlagen befinden sich innerhalb eines „Vorranggebiets Windenergienutzung“ (siehe Abbildung 3, violett schraffiert) sowie innerhalb eines „Vorbehaltsgebiet Wald und Forstwirtschaft“ (hellgrün). Nördlich und südlich liegen kleinflächig „Vorranggebiete Wald und Forstwirtschaft“ (dunkelgrün) in der Nähe der Eingriffsflächen. Südöstlich ist ein „Vorranggebiet Landwirtschaft“ (orange) gelegen. Im Nordwesten befindet sich ein „Vorbehaltsgebiet Regionaler Biotopverbund“ (dunkelgrün schraffiert), im Südwesten ein „Vorbehaltsgebiet Freizeit, Erholung und Landschaftsbild“ (hellgrün schraffiert).

Abbildung 3: Auszug des RROP Rheinhessen-Nahe 2014 inkl. Teilfortschreibung 2016 mit Lage der geplanten WEA.

3.4 Flächennutzungsplan Laut aktuellem Flächennutzungsplan der VG Meisenheim (1998) befinden sich die geplanten Anlagenstandorte innerhalb „Flächen für die Landwirtschaft“ (siehe , hellgrün), wobei die WEA an „Flächen für Wald“ (dunkelgrün) angrenzen. Mit der öffentlichen Bekanntmachung im Amtsblatt der VG Nahe-Glan (damals VG Meisenheim) am 11.07.2013 wurde die „Sachliche Teilfortschreibung Windkraft“ des FNP rechtskräftig, der Sondergebiete für die Nutzung der Windenergie ausweist. Danach liegen die geplanten Anlagen innerhalb bzw. am südöstlichen Rand des „Sondergebiets für Windenergie-Nutzung“ Nr. 1 (siehe Abbildung 5, orange schraffiert). Nach der Teilfortschreibung befindet sich die WEA-Planung zudem innerhalb eines „Vorranggebiets Wald“ nach den Grenzen des ehemaligen RROP 2004 (grüne Schraffur), innerhalb der Grenzen des „Vorranggebiets für die Nutzung der Windenergie“ nach der ehem. Teilfortschreibung ROP Wind 2012 (schwarze Schraffur) sowie innerhalb eines „Funktionalen Schwerpunktraums von windkraftsensiblen Brutvogelarten gemäß Karte des LUWG, Stand 13.08.2010 mit einem Puffer von 1 bzw. 3 km Radius)“ (graue Schraffur). Für den letztgenannten Bereich sieht die Teilfortschreibung eine Einzelfallprüfung vor, die innerhalb des avifaunistischen Gutachtens (GUTSCHKER-DONGUS 2018a) bzw. dieses Fachbeitrag Naturschutz erfolgt (siehe auch Kapitel 4.4.2).

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 25

Abbildung 4: Auszug des FNP VG Meisenheim (1998)

Abbildung 5: Auszug des FNP – Sachliche Teilfortschreibung Windkraft (2013) und Lage der geplanten Windenregieanlagen (rot umkreist)

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3.5 Planung vernetzter Biotopsysteme In der Planung vernetzter Biotopsysteme (VBS; LFUG & FÖA 1998) auf Kreisebene finden sich Aussagen zum Biotopinventar, den Planungszielen und -prioritäten für das Untersuchungsgebiet. Die geplanten Anlagen befinden sich nach der Bestandskarte randlich von „übrigen Wäldern und Forsten; nicht durch die Biotopkartierung erfasst“. WEA 02 befindet sich auf einer nicht näher bezeichneten Fläche. WEA 01 befindet sich auf einer Fläche mit der Bezeichnung „Wiesen und Weiden mittlerer Standorte“. Die Zielkarte weist die gleichen Bezeichnungen auf, nur ca. 150 m nördlich der WEA 01 grenzt ein Bereich an, welcher zu „Laubwäldern mittlerer Standorte und ihrer Mäntel“ entwickelt werden soll. Im Bereich der WEA werden keine Prioritäten in der Planung vernetzter Biotopsysteme genannt. Am nächsten liegen Flächen der „Streuobstlandschaft im Einzugsgebiet des Glans“ bei Jeckenbach (ca. 1,5 km südlich der Planung) und bei Desloch (ca. 1,7 km östlich der Planung).

3.6 Biotopkartierung Im Untersuchungsgebiet befinden sich die unten aufgeführten Flächen der Biotopkartierung Rheinland-Pfalz. Die Aufnahme in diese Kartierung hat nicht die rechtliche Bedeutung eines Schutzstatus. Jedoch wird die Wertigkeit dieser abgegrenzten Flächen durch die landesweite Erfassung hervorgehoben. • Wälder, Bäche und Trockenbiotope nördlich Jeckenbach (BK-6211-0015-2010), nordwestlich und südlich der WEA 01 und 02, in mindestens 250 m Entfernung zu den WEA, • Offenland nordwestlich Desloch (BK-6211-0014-2010), ca. 450 m südöstlich der WEA 02.

3.7 Schutzstatus Naturschutzgebiete Im Bereich der geplanten WEA und in der näheren Umgebung befinden sich keine nach § 23 BNatSchG geschützten Gebiete. Das nächstgelegene Naturschutzgebiet ist das NSG „Ringberg“ (NSG-7133-051), 2,8 km südwestlich der Planung. Nationalparke, Nationale Naturmonumente Im Bereich der geplanten WEA und in der weiteren Umgebung befinden sich keine nach § 24 BNatSchG geschützten Gebiete. Biosphärenreservate An den Anlagestandorten und in der weiteren Umgebung sind keine nach § 25 BNatSchG geschützten Gebiete vorhanden. Landschaftsschutzgebiete Nach § 26 BNatSchG geschützte Gebiete befinden sich nicht im Bereich der geplanten WEA oder in der weiteren Umgebung. Naturparke Nach § 27 BNatSchG geschützte Gebiete sind nicht im Planbereich bzw. in der weiteren Umgebung vorhanden. Naturdenkmäler An den Anlagestandorten und in der näheren Umgebung befinden sich keine nach § 28 BNatSchG geschützten Flächen.

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Geschützte Landschaftsbestandteile Im Bereich der geplanten WEA und in der näheren Umgebung sind keine nach § 29 BNatSchG geschützten Bereiche vorhanden. Gesetzlich geschützte Biotope Im Untersuchungsgebiet (hier: 500 m Radius um die WEA) befinden sich folgende nach § 30 BNatSchG bzw. § 15 LNatSchG geschützte Flächen: • „Quellbach nördlich Jeckenbach“ (yFM4, BT-6211-0768-2009), ca. 240 m nordwestlich WEA 01, • „Bach nördlich Jeckenbach“ (yFM6, BT-6211-0769-2009), ca. 250 m nördlich WEA 02, • „Bachabschnitt nördlich Jeckenbach“ (yFM6, BT-6211-0770-2009), ca. 450 m südwestlich WEA 02, • „Quellbach westlich Desloch“ (yFM4, BT-6211-0773-2009), ca. 470 m südöstlich WEA 02. Zusätzlich fällt aus fachgutachterlicher Sicht die Magerwiese am Standort von WEA 01 unter § 30 BNatSchG bzw. § 15 LNatSchG. Natura 2000 Unter dem Begriff Natura 2000 wird ein Netz aus Schutzgebieten zusammengefasst, das aus der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/EWG) besteht (§§ 31-36 BNatSchG). Es befinden sich folgende Natura 2000-Gebiete in der Umgebung der geplanten Windenergieanlagen: • Vogelschutzgebiet „Nahetal“ (VSG-6210-401), ca. 2 km nördlich der Planung, • FFH-Gebiet „Nahetal zwischen Simmertal und Bad Kreuznach“ (FFH-6212-303), ca. 3 km nördlich der Planung. Eine Beschreibung dieser Gebiete und eine Bewertung möglicher Auswirkungen der Planung auf die Gebiete erfolgt im Rahmen einer FFH-Verträglichkeits-Vorprüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2020). FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie Am Standort der WEA 01 befinden ca. 3.700 m² eines Magergrünlands, die aus fachgutachterlicher Sicht dem LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“ zugeordnet werden kann. In der landesweiten Biotopkartierung ist dieses nicht als solches dargestellt. Dort verzeichnet ist ca. 450 m südlich von WEA 01 ist das Biotop „Magerwiesen am Hang nordwestlich Desloch“ - BT-6211-0027-2010. Abgesehen davon sind im Untersuchungsgebiet keine Lebensraumtypen vorhanden. Eine Beschreibung des LRT und eine Bewertung der Auswirkungen der Planung auf die Fläche erfolgt im Rahmen einer FFH-Verträglichkeits-Vorprüfung (GUTSCHKER-DONGUS 2020). Wasserschutzgebiete Ca. 1,7 km nordwestlich der Planung befindet sich das Trinkwasserschutzgebiet „Bärweiler“ (Zone I, II und III, WSG-NR 401306136). Sonstige Wasserschutzgebiete finden sich nicht in der Umgebung der Planung.

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4 BEEINTRÄCHTIGUNGEN VON NATUR UND LANDSCHAFT Nach den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE) des LFUG (1998) sind Beeinträchtigungen auf ihre Erheblichkeit und Nachhaltigkeit zu prüfen. Dabei wird die deutlich spürbare Negativveränderung einzelner Landschaftsfaktoren als erheblich eingestuft. Eine Nachhaltigkeit wird zudem unterstellt, wenn Beeinträchtigungen länger als fünf Jahre wirken. Hierzu werden vor allem der Wert der Bestandssituation, die Größe der Eingriffsfläche und die Art der zukünftigen Nutzung berücksichtigt. Der Vollzug der Planung wirkt sich auf alle Landschaftspotenziale vor Ort negativ aus, wobei die Beeinträchtigungen für das Boden-, Wasser- und Klimapotenzial als relativ gering einzustufen sind.

4.1 Boden Im Zuge der Errichtung der geplanten WEA werden Bauarbeiten vorgenommen, die sich aus dem Bau der Zuwegung, der Kranstellflächen sowie der Fundamente der Anlagen zu- sammensetzen. Zudem werden für die Errichtung der WEA weitere Flächen temporär überbaut (Lager- und Hilfskranflächen, etc.). Im Folgenden werden die verschiedenen Baumaßnahmen beschrieben. Anlagebedingt ergeben sich Auswirkungen auf das Schutzgut Boden durch Vollversiegelung des Bodens im Bereich der Fundamente sowie Teilversiegelungen im Bereich der Kranstell- flächen und der Zuwegung. Die Größenordnungen für diese Flächen zeigt Tabelle 3. Temporär in Anspruch genommene Flächen (Tabelle 4) werden im Falle der Montagefläche geschottert angelegt. Die restlichen temporären Flächen werden mit Platten befestigt. Nach Beendigung der Bauarbeiten werden die Flächen zurückgebaut, der Boden wird gelockert und der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt. Insgesamt sind die anlagebedingten Bodenverluste durch Voll- und Teilversiegelung relativ kleinflächig und können durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen oder ersetzt werden. In nachfolgender Tabelle sind die zu versiegelnden Flächengrößen für WEA und Zuwegung tabellarisch dargestellt. Hierbei ist zu beachten, dass nur die Eingriffsflächen berücksichtigt werden, welche abseits bereits befestigter Flächen (teil- oder vollversiegelte Bestandswege) liegen und im Zuge der Errichtung dauerhaft teil- bzw. vollversiegelt werden. Tabelle 9: Übersicht der dauerhaft zu versiegelnden Flächen für WEA und externe Zuwegung in m² abzüglich der Bestandswege

Vollversiegelung Teilversiegelung (Fundament inkl. (Kranstellfläche, Summe Turm) Zuwegung) WEA 01 471 1.189 1.660 WEA 02 471 1.189 1.660 Zuwegung 0 7.659 7.659 Gesamt 942 10.037 10.979 Die Zuwegung ist generell geschottert. Es ist hier eine Bodenvermörtelung mit Kalkzement geplant. Insgesamt ist die der Zuwegung Fläche in der Bilanzierung als teilversiegelt zu bewerten. Insgesamt werden für alle WEA ca. 942 m² Boden für Fundamente (inkl. Turm) erstmalig vollversiegelt. Es ist zudem eine erstmalige Teilversiegelung auf einer Fläche von insgesamt ca. 10.037 m² durch die Kranstellflächen und Zuwegung notwendig. WEA-Eingriffsflächen, die im Zuge des Baus nur temporär befestigt werden (Lager- /Vormontagefläche, Stellfläche Hilfskran, Kranausleger: insg. 23.728 m², vgl. Tabelle 4), fließen

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 29 in die Bilanzierung für das Schutzgut Boden nicht mit ein, da keine erheblichen Beeinträchtigungen für diese Flächen zu erwarten sind. Der sich daraus ergebende Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden ist dem Kapitel 5.3.1 zu entnehmen. Durch die Bauarbeiten für die Anlagen kann es durch die schweren Bau- und Transport- maschinen zu starken Bodenverdichtungen, auch auf Nachbarflächen, insbesondere bei schlechter Witterung, führen. Durch die überwiegende Nutzung bereits vorhandener Wege für die Zuwegung, die schon Verdichtungen aufweisen, kann die Beeinträchtigungsintensität reduziert werden. Zudem erfolgt nach Abschluss der Bautätigkeiten eine Bodenlockerung der temporär genutzten Bereiche, sodass hier Beeinträchtigungen minimiert werden Über die Versiegelung hinausgehende Auswirkungen auf den Boden können ausgeschlossen werden, wenn die gültigen DIN-Vorschriften eingehalten werden. Gemäß LAGA 2003 (LAGA 2003) ist der offene Einbau von Recyclingmaterial zulässig, wenn es den Zuordnungswert Z 1.1 unterschreitet. Es handelt sich demnach um Materialien der Einbauklassen 0 bis 1.1. Bewertung Boden Das Schutzgut Boden wird durch die Inanspruchnahme und Versiegelung von Boden erheblich beeinträchtigt. Jedoch sind die anlagebedingten Bodenverluste relativ kleinflächig und können durch entsprechende Vermeidungs- und Kompensationsmaßnahmen vermindert und ausgeglichen werden (vgl. Kapitel 0).

4.2 Wasser Aufgrund der geringen Versiegelung und der kompletten Versickerung des Niederschlags auf der Planfläche sind bezüglich der Versickerung von Niederschlag kaum Veränderungen zu er- warten. Die geringe Tiefe der Fundamente von ca. 3 m minimiert die Gefahr, dass Grundwasser oder wasserführende Schichten beeinträchtigt werden. Der DEUTSCHE NATURSCHUTZRING äußert sich zu dem Thema folgendermaßen: „Nennenswerte Auswirkungen auf das Grundwasser sind vom Bau einer WEA und deren Infrastruktur bei einer Meidung von Quellbereichen oder sonstigen besonders wertvollen Gewässerstrukturen nicht zu erwarten, da die versiegelte Fläche des Fundamentes gering ist und die Zuwegungen üblicherweise aus offenporigem Material aufgebaut werden, so dass die Grundwasserspende nicht reduziert wird. Eine Gefahr der Grundwasserverschmutzung geht vom Betrieb der WEA nicht aus. Selbst bei einem Unfall, bei dem Getriebeöl austritt, wird dieses Öl in einer Auffangwanne in der WEA selbst gesammelt […], so dass kein Öl nach außen und damit in den Boden oder das Grundwasser gelangen kann“ (DNR 2012). Für den geplanten Anlagentyp der Vestas V162 sind gemäß deren Konstruktion entsprechende Vorrichtungen (bspw. Fangschalen und Not Stopp Funktion) bereits integriert. Entsprechende Behältnisse/Komponenten werden durch fachkundiges Servicepersonal kontrolliert und mögliche Störungen, welche zum Austritt von wassergefährdenden Stoffen führen können, durch kontinuierliche Fernüberwachung frühzeitig erkannt. Darüber hinaus sind wassergefährdende Stoffe während der Bauzeit sachgerecht zu lagern und der entsprechende DIN-Vorschriften einzuhalten. Grubenwasser ist zudem auf den Nachbarflächen flächig zu verrieseln. Bei der Stromerzeugung durch Windenergie entstehen keine Abwässer. Die Entwässerungsgräben werden kleinflächig im Rahmen des Zuwegungsausbaus und der Lager- und Montageflächen der WEA 01 verändert. Sie werden dauerhaft an den Rand der neuen Zuwegung versetzt. Von einer Beeinträchtigung ist nicht auszugehen, da es sich um temporär wasserführende Gräben auf der Hangkuppe handelt. Es werden keine natürlichen Gewässer beansprucht.

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Das Wasserschutzgebiet befindet sich in ausreichender Entfernung. Es ist somit nicht betroffen. Bewertung Wasser Es ist mit keinen erheblichen Beeinträchtigungen für das Schutzgut Wasser zu rechnen.

4.3 Klima Durch die Bauarbeiten sind keine spürbaren Beeinträchtigungen für das Klimapotenzial zu erwarten. Während der Bauphase kann es zeitlich begrenzt zu Staubemissionen kommen. Die kleinklimatischen Veränderungen oder die Beeinflussung der Windverhältnisse spielen eher eine untergeordnete Rolle. Durch die WEA findet eine geringfügige Veränderung des Windfeldes statt, da es durch die Energieentnahme zu einer Schwächung des Windauf- kommens kommt. Jedoch sind auch hier die Veränderungen der Umgebung nur sehr gering. Eine großflächige Bodeninanspruchnahme bzw. Grünlandinanspruchnahme findet nicht statt, dadurch wird die Kaltluftproduktion kaum eingeschränkt. Auch weisen die geplanten WEA keine Barrierewirkung für den Luftaustausch auf. Kleinklimatische Veränderungen durch Schattenwurf sind von untergeordneter Bedeutung.

Im Hinblick auf die derzeitige Klimadiskussion (Treibhauseffekt und CO2-Problematik) führt die Nutzung der Windenergie zu positiven Effekten. Aus dem Einsatz erneuerbarer Energien im Jahr 2018 resultierte eine Treibhausgasvermeidung von rund 184 Mio. Tonnen CO2- Äquivalenten. Der Anteil an erneuerbaren Energien am gesamten Bruttostromverbrauch in Deutschland betrug im Jahr 2018 ca. 37,8 %. Der Anteil der Windenergie an Land an der Gesamtstromerzeugung aus erneuerbaren Energien lag 2018 bei 40,9 %. Sichtbare Klimaauswirkungen können allerdings nicht alleine durch die Windenergienutzung bewirkt werden. Vielmehr führt ein Energiemix gekoppelt mit Energieeinsparpotenzialen zu den gewünschten Erfolgen (UBA 2019). Bewertung Klima Insgesamt sind keine erheblichen Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Klima zu erwarten.

4.4 Arten und Biotope

4.4.1 Vegetation Für die geplanten Anlagen sind durch den Bau der Fundamente, der Kranstell-, und Lagerflächen sowie des Zuwegungsausbaus, vorwiegend Ackerflächen, aber auch Grünland und kleinflächig Waldrandbereiche betroffen. Eine detaillierte Bilanzierung der Eingriffsflächen erfolgt im Kapitel 5.3.2. Im Folgenden werden die Eingriffsflächen genauer betrachtet. Ackerflächen: Bei den Ackerflächen, welche für die Planung in Anspruch genommen werden, handelt es sich um intensiv genutzte Bereiche. Grünland: Bei den betroffenen Grünlandflächen handelt es sich um Fettwiesen mittleren Standorts bzw. eine brachgefallene Fettwiese, welche vor den Waldrand vorgelagert sind und sich unterhalb von Ackerflächen befinden. WEA 01 beansprucht zudem eine Fläche mit Magergrünland, die nach §15 LNatSchG geschützt ist und dem FFH-Lebensraumtyp 6510 zuzuordnen ist. Kleingehölze: Die zwei Obstbäume am Standort der WEA 01 müssen für die Bauflächen gerodet werden. Waldflächen: Sowohl am Standort der WEA 01 als auch der WEA 02 ist für die Errichtung des Fundaments kleinflächig eine Rodung des Waldsaums, bestehend aus einheimischen Straucharten, wie Hasel und Schlehe, nötig. Bei WEA 01 befinden sich zudem Eichen, u.ä. mit mittlerem und jungem Baumholz. Im nördlichen Anschluss befinden sich zudem zwei starke Buchen direkt am Waldrand von denen eine für die Anschüttung des Fundaments gefällt

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 31 werden muss. Die nördlich gelegene Buche soll wenn möglich erhalten und vor Beeinträchtigungen im Wurzelbereich geschützt werden. Die geplanten Rodungen sind forstrechtlich, z.B. durch Aufwertungen existierender Waldflächen oder Ausgleichzahlungen auszugleichen. Während der Aufbauphase können durch Baumaschinen, Schwerlasttransporter und Besucher- Pkws Vegetationsschäden auf benachbarten Flächen entstehen. Bestehende Gehölze entlang der Wege und im Nahbereich der Anlagenstandorte sind in der Bauphase bzw. der Anlieferung der Anlagenteile besonders zu berücksichtigen und zu erhalten. Falls es zu Zerstörungen kommt, muss der Ausgangszustand wiederhergestellt werden. Die Vermeidungsmaßnahmen (Kap. 5.1) sind zu beachten. Vorkommen von Pflanzen- bzw. Moosarten des Anhangs II und IV der FFH-Richtlinie sowie weitere national besonders geschützte Pflanzenarten sind hinreichend sicher auszuschließen, weshalb Beeinträchtigungen hinreichend sicher ausgeschlossen sind (vgl. Kapitel 2.4.1). Abgesehen von der Fläche des Magergrünlands wird in keine Biotope, die nach § 30 BNatSchG bzw. nach § 15 LNatSchG geschützt sind, eingegriffen. In weitere natürliche Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse gem. § 7 Abs. 1 Nr. 4 BNatSchG (Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RL) erfolgt kein Eingriff und damit auch keine Schädigung von natürlichen Lebensraumtypen nach § 19 Abs. 3 Nr. 2. Bau-, betriebs- und anlagebedingt kommt es durch die geplanten WEA zu einem Verlust der vorhandenen Vegetationsdecke und somit auch zu einem Verlust von Lebensraum. Da sich die geplanten Standortbereiche zu einem Großteil innerhalb von intensiv ackerbaulich genutzten Flächen befinden, sind durch Versiegelung hauptsächlich Intensiväcker ohne wertgebende Begleitflora betroffen, deren ökologischer Wert als gering einzustufen ist. Der Eingriff in höherwertige Bereiche, wie das Grünland und insbesondere den Waldrand aus Eichen und Buchen, ist vergleichsweise von geringer Größe. Die Verluste an der Vegetation können durch geeignete Maßnahmen kompensiert werden. Bewertung Vegetation Durch die geplante WEA kommt es bau-, betriebs- und anlagebedingt zu einem Verlust der vorhandenen Vegetationsdecke und somit auch zu einem Verlust von Lebensraum. Hiervon betroffen sind größtenteils artenarme Offenlandflächen, deren ökologischer Wert als gering einzustufen ist. In die höherwertigen Waldrand- und Waldinnenflächen mit höherem ökologi- schen Wert wird nur randlich eingegriffen. Eine Ausnahme hiervon ist die vom Standort des WEA 01 betroffene Magerwiese. Negative Auswirkungen auf das Biotoppotenzial sind durch geeignete Maßnahmen ausgleich- bar. Die dauerhaften Rodungsflächen sind nach Forst- und Naturschutzrecht auszugleichen. Die jeweilige ökologische Wertigkeit der Bestände wird im Zuge der Erhebung des Kompensa- tionsbedarfs berücksichtigt. Die Bilanzierung der Biotoptypen und damit der Vegetation erfolgt in Kap. 5.3.2

4.4.2 Fauna Bei möglichen Beeinträchtigungen für die Fauna ist zwischen den Auswirkungen während der Bauphase und während des Betriebs zu unterscheiden. Baubedingt sind Auswirkungen auf die Fauna durch Lärm- und Schallimmissionen und Be- wegungsunruhe der Baufahrzeuge denkbar. Aufgrund der relativ kurzen Bauzeit sind mögliche Beeinträchtigungen aber nur gering und temporär. Weiterhin können durch den Eingriff Brut-, Nist- und Nahrungsplätze zerstört oder geschädigt oder Individuen getötet werden.

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Bau- und anlagebedingt (Versiegelung, Teilversiegelung) kommt es zur Umwandlung von Ackerflächen, Grünland und Grünlandbrache sowie Magerwiesen und kleinflächige Bereiche von Waldrandflächen und einzelne Obstgehölze. Von den betriebsbedingten Auswirkungen durch Windenergieanlagen können vor allem Vogel- und Fledermausarten betroffen sein. Mögliche Ursachen für Beeinträchtigungen sind: • Barrierewirkung insb. für Vogelzug, • Habitatzerstörung durch Flächeninanspruchnahme oder Meideverhalten der Tiere, • Kollisionen, Barotrauma.

Avifauna Von den erfassten planungsrelevanten Arten der Brutvögel sind bei vier Arten potenzielle Konflikte nicht auszuschließen. Bau- und anlagenbedingt Für Grünspecht, Turmfalke und Waldkauz kann es bei den Rodungsmaßnahmen potenziell zu einer Tötung vor allem von Jungtieren kommen, da potenziell geeignete Bruträume in den Eingriffsflächen der WEA liegen. Ein Verstoß gegen § 44 BNatSchG ist ohne Vermeidungsmaßnahmen nicht auszuschließen. Im Rahmen der Bodenbearbeitungs- und Rodungsarbeiten können zudem Bodenbrüter wie die Feldlerche betroffen sein. Auch hier ist das Eintreten eines Tötungstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG während der Brut- bzw. Jungenaufzucht ohne Vermeidungsmaßnahme nicht auszuschließen. Zur Vermeidung eines Verbotstatbestandes gemäß § 44 BNatSchG sind geeignete Maßnahmen für diese Arten durchzuführen (vgl. Kapitel 5.1). Betriebsbedingte Beeinträchtigung Gemäß dem avifaunistischen Gutachten durch GUTSCKER-DONGUS wird aufgrund der ausreichenden Entfernung der Brutplätze des Mäusebussards eine betriebsbedingte, siginfikante Erhöhung des Tötungsrisikos ausgeschlossen. Alle festgestellten Gast- und Rastvogelarten sind nicht von nationaler oder internationaler Bedeutung und zudem wenig kollisionsgefährdet oder meiden die WEA nicht. Bei anderen wurde das Vorkommen in unkritischer Distanz festgestellt. Das Zugaufkommen wurde als durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich eingestuft. Der Anteil seltener und potenziell windkraftsensibler Arten ist niedrig. Hinsichtlich des Vogelzugs ist eine Barrierewirkung durch die Planung gemäß dem Fachgutachten nicht zu erwarten, solange der Korridor südlich der WEA freigehalten wird (vgl. Kapitel 5.1). Fledermäuse Betriebsbedingte Beeinträchtigung Von den erfassten Fledermausarten sind für drei Arten Konflikte mit dem Betrieb der geplanten WEA abzusehen. Für die weiteren erfassten, kollisionsgefährdeten Arten Großer Abendsegler, Breitflügelfledermaus und Bechsteinfledermaus wurden keine Konflikte im Hinblick auf den § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ersichtlich, da die Arten vergleichsweise selten bzw. nicht im Nahbereich der Planung registriert wurden (GUTSCHKER-DONGUS 2018b). - Zwergfledermaus: Nachweis u.a. am Waldrand, an welchem die Anlagen geplant sind und Jagdhabitate in der Nähe von WEA 01. - Rauhautfledermaus: Nachweis mit wenigen Rufsequenzen während der Migrationszeit. Vorsorgliche Berücksichtigung bei den Vermeidungsmaßnahmen, während der Migrationszeiten.

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- Kleiner Abendsegler: Nachweis der Art im Nahbereich der zwei geplanten WEA. Zur Vermeidung eines Tötungstatbestandes gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG sind geeignete Maßnahmen für diese Arten wie Betriebszeiteneinschränkung und Höhenmonitoring durchzuführen (vgl. Kapitel 5.1). Bau- und Anlagenbedingte Beeinträchtigung Von einer Störung (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) durch den Bau oder Betrieb der WEA, die zu einer signifikanten und nachhaltigen Verschlechterung des Erhaltungszustandes einer lokalen Population führt, geht das Fachgutachten nicht aus, da es bislang keine fundierten Studien gibt, die den störenden Einfluss durch WEA auf lokale Fledermauspopulationen derzeit gesichert angeben lassen (ebd.). Die belegten Kernjagdgebiete der Bechsteinfledermaus werden durch die Errichtung der WEA nicht berührt, da sie außerhalb der Rodungsbereiche liegen (ebd.). Von den neun belegten Quartieren befand sich ein Quartier eines männlichen Braunen Langohrs im Nahbereich der WEA 02 (ca. 80 m nördlich). Alle anderen Quartiere befinden sich in mindestens 400 m Abstand zu der WEA-Planung. Da keine Gehölzrodungen in den Waldbereichen, in denen Quartiere nachgewiesen wurden, vorgesehen sind, ist nicht mit dem Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG zu rechnen. Eine Quartierkontrolle durch eine Umweltbau- begleitung wird dennoch vor Rodung der Bäume empfohlen. Bei Beachtung der Vermeidungsmaßnahmen für die drei genannten kollisionsgefährdeten Fledermausarten, ist nicht mit einem Eintritt artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände und damit nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen der Artengruppe der Fledermäuse zu rechnen. Wildkatze Gemäß der Habitateinschätzung der Wildkatze ist es nicht auszuschließen, dass Biotop- bzw. Vegetationsstrukturen mit Potenzial für Ruhestätten oder Jagdflächen im Bereich der Baufelder zerstört werden könnten. Jedoch sind die Eingriffsflächen im Verhältnis des Streifgebietes der Wildkatze sehr kleinflächig, so dass im Umfeld ausreichend Ausweichhabitate zur Verfügung stehen. Konkrete Nachweise von Reproduktionsstätten liegen nicht vor. Da jedoch keine Kartierung der Wildkatze stattfand, ist ein Vorkommen der Wildkatze zwar un- wahrscheinlich, aber nicht vollständig auszuschließen. Baubedingte Tötungen von Jungtieren, die die Fläche nicht schnell genug verlassen können, sind somit möglich, wenn vor Baubeginn keine Kontrolle auf mögliche Bauten durchgeführt wird. Essenzielle Nahrungshabitate werden nicht beeinträchtigt. Um ein rodungs-/baubedingtes Eintreten von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 zu vermei- den, sind Rodungs- und Bauzeitenbeschränkungen zu beachten (siehe Kapitel 5.1). Die Rodungsarbeiten müssen außerhalb der Paarungs-/Jungenaufzuchtzeit (01.02. – 31.07.) durch- geführt werden. Sollten die Bauarbeiten im direkten Anschluss an die Rodungsarbeiten fortgesetzt werden (kon- tinuierlicher Baubetrieb), ist aufgrund der Störungen hinreichend sicher nicht mit einer Ansied- lung der Wildkatze in den Eingriffsbereichen zu rechnen, sodass auch während der Aufzuchtzeit der Bau erfolgen kann. Sollte mit den Baumaßnahmen mit zeitlicher Unterbrechung von mehreren Wochen/Monaten zu den erfolgten Rodungsmaßnahmen während der Aufzuchtzeit begonnen werden, muss im Vor- feld eine Kontrolle der geeigneten Flächen in und um die Eingriffsbereiche (Radius ca. 50 m) auf mögliche Vorkommen der Art durch eine versierte Fachkraft erfolgen. Sollten keine Hinwei- se auf eine Nutzung der Bereiche als Fortpflanzungs- und Ruhestätte vorliegen, ist nicht mit dem Eintreten von erheblichen Störungen für die Art zu rechnen und der Bau kann begonnen werden.

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Grundsätzlich sollten alle Rodungs- und Bautätigkeiten bei allen WEA jedoch möglichst außerhalb der Hauptaktivitätsphasen der Wildkatze (Dämmerung und Nacht) durchgeführt werden (siehe Kapitel 3.1). Betriebsbedingte Störungen können aufgrund des bisherigen wissenschaftlichen Standes hinreichend sicher ausgeschlossen werden. Eine Zerschneidung der Wanderkorridore der Wildkatze durch die WEA-Planung ist aufgrund der Kleinflächigkeit sowie der überwiegenden Nutzung bereits vorhandener Wirtschaftswege ebenfalls nicht zu erwarten. Bei Beachtung der Vermeidungsmaßnahmen (vgl. Kap. 5.1) ist nicht mit einem Eintritt arten- schutzrechtlicher Verbotstatbestände und damit nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen der Wildkatze zu rechnen. Haselmaus Da ein Vorkommen der Haselmaus in den Eingriffsbereichen der WEA aufgrund geeigneter Habitatstrukturen nicht hinreichend sicher ausgeschlossen werden kann, ist im Zuge der Errichtung der geplanten Anlagen ein Eintreten von artenschutzrechtlichen Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 BNatSchG nicht auszuschließen. Daher sind entsprechende Vermeidungs- maßnahmen vorzusehen (siehe Kapitel 5.1). Arten nach § 19 BNatSchG (Umweltschaden) Ein Vorkommen von Hirschkäfer und Spanischer Flagge wird im Eingriffsbereich nicht erwartet (vgl. Kap.2.4). Ein Umweltschaden nach § 19 BNatSchG kann für diese Arten und ihre Lebens- räume mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Bewertung Fauna Durch Umsetzung geeigneter Vermeidungsmaßnahmen für die betroffenen Arten Grünspecht, Turmfalke, Waldkauz, Feldlerche Zwergfledermaus, Rauhautfledermaus, Kleiner Abendsegler, Bechsteinfledermaus, Wildkatze und Haselmaus kann der Eintritt eines Verbotstatbestandes nach § 44 BNatSchG mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Unter Berücksichtigung der in Kapitel 5.1 genannten Vermeidungsmaßnahmen sind für die Brut-, Gast-, Rast- und Zugvögelvorkommen im Untersuchungsgebiet keine Verletzung des § 44 Abs. 1 zu erwarten. Ein Umweltschaden gemäß § 19 BNatSchG ist aus fachgutachterlicher Sicht auszuschließen.

4.5 Landschaftsbild und Erholung „Grundsätzlich umfasst das Landschaftsbild immer mehr als die sichtbaren Tatsachen: in ihm spiegelt sich zugleich die Subjektivität des Betrachters wider. Zwar ist die reale Landschaft mit ihren vielfältigen Strukturen und Prozessen der materielle Auslöser ästhetischer Erlebnisse, aber erst die Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte des Betrachters verwandeln faktisch Landschaft in ein werthaltiges Landschaftsbild. [...] Diese die Wirklichkeit verändernde und erweiternde Imagination lässt die Realien zu „Phänomenen“ oder Erscheinungen werden, in denen nicht nur die Dinge selbst sich zeigen; in ihnen scheint zugleich eine andere Wirklichkeit auf, die das sinnlich Geschaute weit hinter sich lässt“ (NOHL 1993). Zur allgemeinen Bewertung der Empfindlichkeit des Naturraumes hinsichtlich der visuellen Beeinträchtigungen durch die geplanten WEA und zur Beurteilung der Wirkungen auf das Landschaftsbild, wurde eine Begehung vor Ort durchgeführt und der Landschaftsraum bezüglich Vielfalt, Eigenart und Naturnähe analysiert. Die Basis für eine ruhige Erholung bildet die Kulturlandschaft in Verbindung mit Wäldern, der Geländemorphologie, der Vegetation und dem Artenbestand. Neben der vorgenannten Bestandserfassung des Landschaftsbildes als potenzielle Grundlage für die Bewertung der Erholung richtet sich der Erholungswert auch nach der bestehenden (oder geplanten)

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Erholungsinfrastruktur: Wanderwege, Aussichtspunkte, Sehenswürdigkeiten, sportliche und kulturelle Einrichtungen sowie anderen Erlebnismöglichkeiten. In Bezug auf die Auswirkungen von WEA auf die Erholungsnutzung/Attraktivität einer Landschaft für Touristen und Erholungssuchende insgesamt sind bereits eine Vielzahl an Studien und Befragungen veröffentlich worden: Wie aus der Gästebefragung im Rahmen der Studie „Einflussanalyse Erneuerbaren Energie und Tourismus in Schleswig-Holstein“ (NIT INSTITUT FÜR TOURISMUS- UND BÄDERFORSCHUNG IN NORDEUROPA 2014) hervorgeht, sind die Landschaft bzw. das typische Landschaftsbild der Hauptgrund für die Wahl des Urlaubsziels. Je naturbelassener und ursprünglicher das Land- schaftsbild, desto besser für das perfekte Urlaubserlebnis. Hochhäuser, Industrieanlagen in Hafenbereichen und andere nicht EE-Bauwerke werden laut Studie deutlich störender (93 Prozent) empfunden als Erneuerbare-Energien-Anlagen (7 Prozent). Die Zustimmungsraten zu dem Ablehnungsgrund „gestörtes Landschaftsbild (Energieanlagen, Monokulturen etc.)“ liegen landesweit bei 2%. Sie schwanken zwischen Nord- und Ostsee zwischen 2% und 3%. Die Störgefühle hinsichtlich der Windkraftanlagen sind in der Tendenz (Beobachtung über 15 Jahre) eher gesunken. „Die Meidungsabsicht von Schleswig-Holstein als Reiseziel infolge der Landschaftsbildveränderungen durch Erneuerbare Energien ist heute wie vor 15 Jahren äußerst gering und reduziert sich in Befragungen auf wenige Einzelnennungen (Kurzfassung).“ In einer Studie des BUNDESAMTES FÜR NATURSCHUTZ (2012) „Naturbewusstsein 2011 – Be- völkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt“ wurde nach der Akzeptanz konkreter Maßnahmen der Energiewende, die sich auf Natur und Landschaft auswirken gefragt. „Mög- liche Veränderungen der Landschaft in Folge des Ausbaus erneuerbarer Energien, wie die Zunahme von Windenergieanlagen auf dem Land […] werden von der Mehrheit der Befragten akzeptiert“ (ebd.). 79 % der Befragten fanden die mögliche Zunahme von Windenergieanlagen auf dem Land gut bzw. akzeptierten sie. Auf einem abstrakten Niveau ist die Akzeptanz gegenüber erneuerbaren Energien demnach hoch. In einer Umfrage von TNS Infratest 2011, bei welcher auch nach der Zustimmung zu Erneuerbare-Energie-Anlagen in der Umgebung des eigenen Wohnorts gefragt wurde, lagen die Zustimmungen für Windenergieanlagen bei 60 %. Diese Studie belegt, dass die Akzeptanz mit 69 % für Windenergieanlagen überdurchschnittlich hoch ist bei Befragten, die derartige Anlagen bereits aus eigener Anschauung in ihrem Wohnumfeld kennen (ebd.). Erhebliche Beeinträchtigungen auf den Tourismus sind insbesondere in Zeiten der Energie- wende eher nicht zu erwarten. In einer Studie, die am 6.11.2012 in Euskirchen vorgestellt wurde, ergaben Befragungen in der Eifel, die vom Deutsch-Belgischen Naturpark „Nordeifel“ durchgeführt wurde, dass 87 % der Befragten nichts gegen vorhandene Windräder hatten, „59 Prozent empfanden sie als „nicht störend“, weitere 28 Prozent als „störend, aber akzeptiert.“ (SIMONS 2012). „Eine weitere wesentliche Frage war, ob der Bau zusätzlicher Anlagen die Besucher von künftigen Besuchen abhalten würde. Auch da gab es eine klare Antwort: 91 Prozent der Befragten verneinten das. Lediglich sechs Prozent gaben an, die Eifel künftig zu meiden.“(ebd.). Das Institut für Sozialforschung und Kommunikation (SOKO-Institut 2005), hat im Jahr 2005 in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage bei 1997 Personen bundesweit festgestellt, dass sich, spontan gefragt, nur drei Prozent durch Windkraftanlagen in deutschen Urlaubsgebieten gestört fühlen. Konkret mit Antwortvorgaben gefragt fühlen sich aber weit mehr durch Atom- und Kohle-Kraftwerke (70 %), Sendemasten (32 %), Hochspannungsleitungen (29%) im Landschaftsbild gestört als durch Windkraftanlagen (24 %). Auf die Frage, ob sich die Befragten gegen einen Urlaubsort in Deutschland entscheiden würden, weil dort Windkraftanlagen stehen, antworten 84,7 % mit „ich würde mich NICHT gegen den Ort entscheiden!“. Nur 15,3 % würden sich gegen den Ort entscheiden.

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Visualisierungen Um die Wirkung der geplanten WEA im Landschaftsbild einschätzen und bewerten zu können, wurden Fotovisualisierungen von GUTSCHKER-DONGUS (siehe Anhang) durchgeführt. Hierfür wurde an verschiedenen Standorten ein Bild der Landschaft aufgenommen und zu Panoramaaufnahmen zusammengefügt. Im Anschluss wurden die geplanten WEA mittels eines Computerprogramms (WindPro) lage- und größenkorrekt in das Bild hineinmontiert, um so eine weitgehend wirklichkeitsgetreue Vorher-Nachher-Ansicht zu erhalten. Standortwahl und Standortbeschreibung Die Standorte wurden in einem Umkreis von ca. 6 km in der Nähe der potenziell betroffenen Ortschaften sowie von erhöhten Geländepunkten in der Umgebung gewählt. Zwei der Standorte befinden sich aufgrund der Nähe der Ortslage zu den WEA bei Desloch. Die Visualisierungen zeigen, wie sich das Landschaftsbild durch die geplanten Anlagen verändert. Von folgenden acht Standorten wurden Visualisierungen aufgenommen: 01. Ortsausgang Bärweiler (nordwestlich von Desloch), 02. Ortsausgang Desloch (südöstlich der geplanten Anlagen), 03. Sportplatz (westlich der Anlagen), 04. Oberhalb (nordwestlich Desloch), 05. Sportplatz bei Lauschied (westlich Virneburg), 06. Aussichtspunkt Meisenheim (südöstlich geplanter Anlagen), 07. Oberhalb Römerdenkmal Schweinschied (südwestlich der geplanten Anlagen), 08. Ortseingang Desloch (Westrand von Desloch). Die angefertigten Visualisierungen zu den im folgenden Text beschriebenen Standorten sind als Anhang „Landschaftsbildanalyse (Visualisierung) Windpark Desloch“ beigefügt. 01. Ortsausgang Bärweiler Der Standort am Ortsausgang Bärweiler überblickt dieselbige Ortschaft und im Hintergrund die bewaldete Hügelkuppe zwischen Bärweiler und Desloch. Vor dieser sind die Bestandswindkraftanlagen zu erkennen. Die geplanten WEA liegen hinter der Hügelkuppe und sind bis auf einen schmalen Bereich der Rotoren nicht sichtbar. Ihre Spitzen liegen auf der gleichen Höhe wie diejenigen der Bestands- anlagen. Die Beeinträchtigung durch die beiden WEA Desloch ist hier als gering zu bewerten. 02. Ortsausgang Desloch Der Standort am Ortsausgang Desloch liegt südöstlich erhöht über der Gemeinde und überblickt den Ort sowie die dahinter liegenden Hügelkuppen. Im linken Sichtfeld befindet sich eine Hochspannungsleitung als optische Vorbelastung. Die WEA sind von diesem Standort fast komplett sichtbar und wirken durch die Nähe von etwas mehr als 2 km dominant. Sie reihen sich jedoch auch in die dahinter liegenden bestehenden WEA ein. Durch die Vorbelastung ist keine Verunstaltung zu erwarten. 03. Sportplatz Hundsbach Vom Sportplatz Hundsbach verläuft der Blick über die gleichnamige Ortschaft nach Osten hin in Richtung Desloch und die Ebene südwestlich davon. Die bestehenden WEA befinden sich im linken Blickfeld. Die geplanten WEA reihen sich optisch in diese Vorbelastung ein. WEA 01 ist dabei weit mehr verdeckt als WEA 02, die fast vollständig

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 37 sichtbar ist. Durch den Abstand von ca. 4 km dominieren die WEA den Blick des Beobachters nicht. 04. Oberhalb Kirschroth Der Standort oberhalb Kirschroth liegt von den untersuchten Visualisierungspunkten mit ca. 5,5 km Entfernung am weitesten entfernt von den WEA. Er liegt am Rande einer schmalen Zufahrtstraße oberhalb des Ortes. Der Blick wird hier mehr auf den Ort selbst und das umgrenzende Tal gelenkt als auf den südöstlich davon liegenden Windpark. Die WEA von Desloch befinden sich größtenteils hinter der Horizontlinie. Nur Teile der Rotorblätter sind erkennbar. Diese reihen sich in den bestehenden Windpark ein. 05. Sportplatz Lauschied Der Standort Lauschied liegt abgesehen von Desloch am nächsten an den geplanten WEA in etwa 2-2,5 km Entfernung. Der Ort Lauschied selbst liegt in einer Senke unterhalb. Auch hier wird die Nabe knapp oberhalb der bewaldeten Horizontlinie bzw. knapp darunter wahrgenommen, wodurch nur die Rotorblätter sichtbar sind. Es sind hier mehrere Vorbelastungen durch den vorhandenen Windpark mittig, eine kreuzende Stromleitung sowie die Einzäunung und technischen Gebäude der Sportanlage selbst vorhanden. 06. Aussichtspunkt Meisenheim Der Aussichtspunkt Meisenheim liegt östlich von Meisenheim und überblickt den Ort sowie die dahinter liegenden Hügelketten. Der Blick folgt dem Talverlauf in Richtung Süden. Der Windpark liegt direkt gegenüber auf der Hügelkette und wird teilweise durch diese verdeckt. Die WEA wirken durch die Entfernung und teilweise Verdeckung nicht dominant im Blick des Betrachters. 07.Oberhalb Römerdenkmal Schweinschied Der Standort oberhalb des Römerdenkmals liegt oberhalb der Ortschaft Schweinschied an einem Wanderweg. Es eröffnet sich ein Blick auf mehrere hintereinander liegende Hügelketten, wovon die vorderste stark bewaldet ist. Der Windpark Desloch liegt sehr mittig und ist trotz seiner Entfernung von 3,5 bis 4 km noch deutlich sichtbar. Die neu geplanten WEA liegen etwas abseits der Bestandsanlagen und sind fast komplett sichtbar. Die Gesamthöhe entspricht trotz der größeren Modelle aufgrund der Topografie in etwa der Höhe der Bestandsanlagen. 08. Ortseingang Desloch Der Standort liegt am westlichen Ortseingang von Desloch. Das Tal öffnet sich hier in Richtung Westen, ab von der Hügelkuppe hinter der die WEA in ca. 1,2 bzw. 3 km Entfernung geplant sind. Die dem Standort gegenüberliegende Hangseite ist durch kleinräumige landwirtschaftliche Strukturen geprägt. Hecken und Sträucher dominieren den Vordergrund. Die vorhandenen landwirtschaftlichen Gebäude und andere technische Strukturen sind größtenteils von der Vegetation verdeckt. WEA 02 ist hier weiter entfernt, aber fast komplett zu sehen, während von WEA 01 der Turm verdeckt ist und nur die Rotorfläche zu sehen ist. Durch die Nähe und die Sichtbarkeit von WEA 02 dominieren die geplanten Anlagen den Blick. Erholung Bezugnehmend auf die Ausführungen in Kapitel 2.5 besitzt das Plangebiet eine geringe bis mittlere Erholungseignung. Das Plangebiet ist primär durch die land- und forstwirtschaftliche Nutzung geprägt. Vereinzelt durchziehen örtliche Wanderwege das Plangebiet. Die Wege werden, auch aufgrund fehlender Erholungsinfrastrukturen in Form von Aussichtspunkten,

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Ruhebänke etc., eher für die Erholungsnutzung der lokalen Bevölkerung genutzt. Eine längere Verweildauer von Touristen im Plangebiet wird aufgrund der wenigen Erholungsinfrastrukturen wie Ruhebänke, Aussichtspunkte oder ausgewiesene Sehenswürdigkeiten nicht erwartet, womit eine Störung auf Erholungssuchende nur von temporärer Dauer sein wird. Weiterhin können die nach dem aktuellen Rundschreiben Windenergie genannten Abstands- empfehlungen zu Siedlungen (800 m) und Einzelhöfen bzw. Splittersiedlungen (500 m) abgesehen von dem mit einer Visualisierung untersuchten Wochenendhaus in ca. 470 m Abstand, sowie den in der dritten Teilfortschreibung des LEP IV genannten Mindestabstände (1.000 bzw. 1.100 m) eingehalten werden (vgl. Kapitel 3.2). Der Einfluss von Windenergie auf den Tourismus wurde ebenfalls in zahlreichen Studien und Umfragen thematisiert: Eine Studie des Instituts für Regionalmanagement (IFR 2012) „Besucherbefragung zur Akzeptanz von Windkraftanlagen in der Eifel“ ergab, dass 59 % der Befragten WEA in der Eifel als „nicht störend“ bzw. weitere 28 Prozent als „störend, aber akzeptiert“ empfanden. 91 % der Befragten würden die Eifel bei der Errichtung zusätzlicher Anlagen dennoch nicht meiden. Lediglich sechs Prozent gaben an, die Eifel in diesem Fall künftig zu meiden, drei Prozent enthielten sich. Auffällig ist hierbei, dass v. a. ältere Generationen WEA als störend empfingen als jüngere Leute. Gemäß einer Langzeitumfrage (2013-2015) zum Thema „Wandern und Windkraftanlagen“ der Ostfalia - Hochschule für angewandte Wissenschaften wurde erläutert, dass etwa 70 % der Befragten WEA bei Wanderungen wahrnehmen und sich etwa 45 % der Befragten davon gestört fühlen. Am meisten störten die Befragten bei einer Wanderung v. a. jedoch Abfälle in der Landschaft, Atom- und Kohlekraftwerke sowie Fluglärm, schlechte Beschilderung und Verkehrslärm. Nur etwa 14 % der Befragten würden Wanderwege durch den Einfluss von WEA wahrscheinlich meiden (QUACK 2015). Eine Besucherbefragung in der Vogelsbergregion aus dem Jahr 2014 des Geographischen Instituts der Justus-Liebig-Universität Gießen, gibt an, dass sich nur ein kleiner Teil der Befragten durch Windenergieanlagen im Vogelsberg gestört (mittel bis sehr 12,5%) oder gar „bedrängt“ (8,4%) fühlen würden (JUSTUS-LIEBIG-UNIVERSITÄT GIESSEN 2014). Aus der Besucherbefragung im Vogelsbergkreis wird deutlich, dass der größte Teil der Gäste sich bei der Urlaubsentscheidung durch die Windkraftanlagen in der Region nicht beeinflusst fühlt. In nur wenigen Fällen wird der Ausbau der Windenergie als ein Grund angesehen, die Region nicht mehr zu besuchen (ca. 11 %). Die hier dargestellten Studien zeigen, dass sich Windenergieanlagen nicht grundsätzlich negativ auf die Erholung und den Tourismus auswirken. Zwar sieht ein gewisser Prozentsatz der Befragten die Windenergie im Hinblick auf den Tourismus kritisch, jedoch überwiegt die positive Resonanz im Kontext der Thematik. Bewertung Landschaftsbild und Erholung Die geplanten WEA werden sich je nach Betrachtungsstandort in unterschiedlichem Maße auf das Landschaftsbild auswirken. Jedoch wird der visuelle Effekt der WEA durch deren exponierte Lage verstärkt. Zur Beurteilung der Wirkungsintensität auf das Landschaftsbild wurden Fotovisualisierungen von unterschiedlichen Standorten erstellt. Als landschaftlich, gleichartige Vorbelastung treten dabei je nach Standort v. a. die in der Nachbarschaft gelegenen Bestandsanlagen des Windparks westlich der angrenzenden Hügelkuppe in Erscheinung. Weiterhin befinden sich im näheren, aber auch weiteren Umfeld technische Bauwerke in Form von Hochspannungsmasten und -leitungen welche als technische Vorbelastungen die visuelle Wirkung der geplanten WEA verändern und somit abschwächen.

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Die Anlagen werden vom Betrachter wahrgenommen, die landschaftsästhetische Beeinträchtigung jedoch durch die Bestandsanlagen abgeschwächt. Auch das Gelände ist durch die vielen Täler sehr bewegt. Die Hänge und Wälder verdecken aus diesem Grund oftmals zusätzlich die Sicht auf die geplanten Anlagenstandorte. Im weiteren Entfernungsbereich verlieren die geplanten WEA darüber hinaus mit zunehmendem Abstand des Betrachters an visuell-ästhetischer Bedeutsamkeit, womit eine Dominanzwirkung ebenfalls nicht mehr gegeben ist. Eine grob unangemessene Beeinträchtigung des Landschaftsbildes ist anhand der Fotovisualisierungen nicht festzustellen. Bei Anlagen über 100 m Gesamthöhe ist die notwendig werdende Tag-Nacht-Kennzeichnung zu berücksichtigen, die nachts zu optischen Störwirkungen führt. Die Nachtkennzeichnung erfolgt nach Vorgabe der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthindernissen“ vom 24. April 2007 (zuletzt geändert durch die Verwaltungsvorschrift vom 26. August 2015 (Banz AT 01.09.2015 B4), durch eine rote Befeuerung auf dem Gondeldach und am Turm der WEA. Diese verursacht nächtliche Licht-Emissionen. Die Befeuerung der geplanten WEA wird untereinander synchronisiert. Dadurch kann die Belastung reduziert werden (siehe Vermeidungsmaßnahmen, Kapitel 5.1). Die Tagkennzeichnung erfolgt durch das Anbringen von roten Farbfeldern bzw. Farbstreifen am äußeren Rand der Rotorblätter, am Turm und am Maschinenhaus. Gemäß § 9 Abs. 8 EEG müssen WEA ab dem 01. Juli 2020 mit einer bedarfsgerechten Befeuerung ausgestattet/nachgerüstet werden, wodurch bei Nacht eine deutliche Reduzierung der Störwirkungen zu erwarten ist, da die Anlagen nur bedarfsgerecht bei Annäherung von Flugobjekten befeuert sein werden. Gemäß BUNDESNETZAGENTUR (2019) (Schreiben vom 22.10.2019) wurde die Frist nach § 9 EEG jedoch bis zum 30.06.2021 verlängert. Eine Beeinträchtigung der Erholungseignung des Gebietes ist im Nahbereich der WEA entlang aufgrund der visuellen Dominanz sowie Schallimmissionen nicht auszuschließen. Jedoch ist aufgrund fehlender bzw. nur vereinzelt vorhandener Erholungsinfrastrukturen sowie der vorrangig forstwirtschaftlichen Nutzung der Wälder und des damit einhergehenden landschafts- ästhetischen Potenzials ein längerer Aufenthalt im Nahbereich der Anlagen nicht wahrscheinlich, womit eine erhebliche Beeinträchtigung nicht zu erwarten ist. Nur die siedlungsnahe Erholung wird durch die Planung betroffen sein. Es sind keine Wegesperrungen oder Veränderungen von Wanderwegen zu erwarten. Temporäre Beeinträchtigungen der Erholungseignung können sich in Form von baubedingten Staub- und Lärmemissionen sowie kurzzeitigen Wegesperrungen während der Bautätigkeiten und Anlieferung von Bauteilen ergeben. Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes, die von Mast- oder Turmbauen verursacht werden, die höher als 20 m sind, sind gemäß MUEEF (2017) i.d.R. nicht ausgleichbar oder zu ersetzen. Für diese Beeinträchtigungen ist daher gemäß den Vorhaben nach § 15 Abs. 6 BNatSchG eine Ersatzzahlung zu leisten (siehe Kapitel 5.3.5).

4.6 Zusammenfassende Bewertung der Beeinträchtigungen Gemäß § 15 Abs. 5 BNatSchG ist ein Eingriff, der als Folge nicht vermeidbare und nicht aus- gleichbare erhebliche Beeinträchtigungen aufweist, unzulässig, wenn bei der Abwägung aller Anforderungen an Natur und Landschaft die Belange des Naturschutzes und der Land- schaftspflege vorgehen. Grundsätzlich ist die Errichtung und Erschließung von WEA nach § 35 BauGB im Außenbereich möglich, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen. Eine Genehmigung kann erfolgen, wenn landesplanerische und raumordnerische Belange keinen Vorrang genießen. Die geplanten Windenergieanlagen liegen laut Flächennutzungsplan Meisenheim, Teilplan Windenergie 2013 innerhalb eines „Sondergebiets für Windenergie-Nutzung“ sowie innerhalb eines „Vorranggebiets für Windenergienutzung“ des regionalen Raumordnungsplans der

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Region Rheinhessen-Nahe. Die Konzentration von WEA an geeigneten Standorten wie dem Plangebiet trägt insgesamt zum Schutz des Landschaftsbildes bei (RROP Rheinhessen-Nahe 2014). Im Rahmen der Standortwahl wurden die technischen Anforderungen wie der Abstand der Anlagen untereinander, die Abstandsvorgaben zu Siedlungen sowie weitere Schutzgüter untersucht. Beeinträchtigungen für die weiteren Landschaftspotenziale (Flora, Fauna, Boden etc.) müssen, soweit möglich, vor Ort ausgeglichen oder ersetzt werden. Insbesondere werden Anforderungen an die Kompensation der Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild gestellt, da die Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes nicht ausgleichbar sind. Das Land Rheinland- Pfalz sieht daher eine Ersatzzahlung vor. Im Bereich der Anlagenstandorte werden vorwiegend ökologisch geringwertige Ackerflächen in Anspruch genommen. Hoch- und höherwertigen Biotope werden nur in geringem Umfang überplant. Im Bereich der geplanten WEA-Standorte werden mit Ausnahme der Magerwiesenfläche bei der geplanten WEA 01 keine hoch- und höherwertigen Biotope beeinträchtigt. Die Wiese fällt unter § 15 LNatSchG (§ 30 BNatSchG), wird als LRT 6510 gewertet. Der Eingriff in die Magerwiese ist nicht zu vermeiden, da bei Verschiebung der WEA-Standorte größere Bereiche der hochwertigen Waldflächen gerodet werden müssten. Die Fläche wird im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs entsprechend berücksichtigt. Sämtliche zu rodende Gehölze werden bei einem Eingriff im Zuge der Erhebung des Kompensationsbedarfs sowohl naturschutzfachlich als auch forstrechtlich entsprechend berücksichtigt. Für Oberflächengewässer sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Da bei der Errichtung und dem Betrieb einer WEA keine wassergefährdenden Betriebsstoffe austreten, die Versiegelung nur kleinflächig erfolgt und auch das Fundament nicht bis zum Grundwasser reicht, sind keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Für das Klima sind ebenfalls keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Aufgrund der Treibhausgasvermeidung durch den Einsatz von Windenergie ist hingegen von einem positiven Effekt auf das Klima insgesamt auszugehen.

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5 MAßNAHMEN BEI EINGRIFFSREALISIERUNG Negative Auswirkungen durch den Eingriff sind durch geeignete Maßnahmen zu kompensieren. Hierbei sind primär Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Bleibt dennoch die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes oder des Landschaftsbildes beeinträchtigt, so ist dafür ein Ausgleich oder Ersatz zu schaffen. Ein funktionaler Zusammenhang zwischen zerstörten Flächen und Ersatzmaßnahmen ist anzustreben (Multifunktionalität). Sonderfälle werden durch die Festlegung einer finanziellen Ausgleichsabgabe kompensiert (vorliegend: Schutzgut Landschaft).

5.1 Vermeidungsmaßnahmen Boden • Beschränkung der Bebauung und Versiegelung auf das unbedingt notwendige Maß für Fundamentfläche, Nebenanlagen und Zufahrt. • Zur Andienung der WEA wird ein bestehender Wirtschaftsweg genutzt. Der Zuwegungsausbau und neu anzulegende Wege und Kranstellflächen werden teilversiegelt als Schotterwege und -flächen angelegt. Die Zuwegung zu den einzelnen Anlagen wird in die Kranstellflächen integriert. • Die temporären Lager- und Montageflächen werden nach Abschluss der Bauarbeiten rückgebaut. • Die Befestigung der temporär in Anspruch genommenen Flächen ist bei Bedarf auf Geovlies aufzubauen, damit das Material beim Rückbau restlos entfernt werden kann. • Die Fundamentfläche wird nach Beendigung der Bauarbeiten größtenteils wieder mit Oberboden bedeckt und kann Teilbodenfunktionen übernehmen. • Bodenarbeiten, insbesondere der Schutz des Oberbodens und der Schutz benachbarter Flächen sind nach DIN 18.915 (Landschaftsbauarbeiten) durchzuführen. • Bei den Erdarbeiten ist DIN 18.300 zu beachten. Wasser • Das Tag- und Grundwasser, welches sich in den Baugruben sammeln kann, darf nur breitflächig verrieselt werden. Eine direkte und konzentrierte Einleitung in ein Oberflächengewässer ist zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der Gewässerchemie nicht zuzulassen. Arten und Biotope Vegetation • Pflanzenschutz: zu erhaltende Gehölze, Pflanzenbestände und angrenzende Vegeta- tionsflächen sind nach DIN 18.920 (Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegetationsflächen bei Baumaßnahmen) zu schützen. Insbesondere im Bereich der WEA 01 ist darauf zu achten, dass nur die nötigsten Rodungen durchgeführt werden und dass ältere Bäume mit mindestens mittlerem Baumholz, besonders aber die alte Buche am Waldrand nördlich davon erhalten bleiben. • Arbeiten sind nach Vorgaben der aktuell gültigen ZTV–Baumpflege (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Baumpflege) bzw. nach den derzeit allgemein anerkannten Regeln der Technik durchzuführen. • Beginn und Abschluss der Rodungs- und Bauarbeiten sind der zuständigen Naturschutzbehörde anzuzeigen. • Für Transport, Lagerung und Pflanzung ist DIN 18.916 (Pflanzen und Pflanzarbeiten Landschaftsbau) einzuhalten.

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• Die Pflege der anlagenumgebenden Freiflächen, wie Fundamentüberschüttung und Schotterflächen soll extensiv durchgeführt werden, d. h. kein Einsatz chemischer Mittel sowie Freischnitt nur bei Bedarf. • Baumaschinen, Baustellenfahrzeuge, Baustoffe und sonstige Baustelleneinrichtungen dürfen nicht außerhalb der zu überplanenden Bereiche auf unversiegelten Flächen abge- stellt werden, sofern diese nicht durch befahrbare Abdeckplatten (s. o.) geschützt werden und deren Nutzung im Rahmen der Montage oder von Reparaturen zwingend notwendig ist. Trotzdem entstandene Schäden an Boden, Vegetation etc. sind zu beseitigen und der ursprüngliche Zustand wiederherzustellen. Alle beteiligten Baufirmen sind davon vor Bau- beginn in Kenntnis zu setzen! • Die Flächen der Magerwiese sind möglichst schonend zu bearbeiten und im Bereich der temporären Beeinträchtigungsflächen gleichartig wiederherzustellen. Zur Gewährleistung der Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands der Fläche wird ein Monitoring (vgl. Kap. 5.2) empfohlen. Fauna Können durch entsprechend versierte Fachkräfte artengerechte Kontrollen auf Vorkommen nicht die Anwesenheit der nachfolgenden Arten ausschließen, so ist eine Bauzeitenbeschrän- kung anzuwenden. Unter Berücksichtigung der einzelnen, artspezifischen Anforderungen an den Rodungszeit- rahmen ergibt sich ein artübergreifendes Rodungszeitfenster zwischen dem 01.11. und dem 20.01. Die Gehölzentnahme ab 01.10. kann nur erfolgen, wenn durch eine vorherige Kontrolle kein Haselmausnachweis für die Eingriffsflächen bestätigt werden konnte. Die Gehölzentnahme bis 28./29. Februar kann nur erfolgen, wenn durch eine vorherige Kontrolle kein Waldkauzbesatz nachgewiesen wurde.

Haselmaus Rodungszeitenbeschränkung/Beschränkung der Bodenbearbeitung: • Auf den betroffenen Flächen sind während der Winterschlafphase (frühestens ab November bis Ende Februar) die vorhandenen Gehölze auf den Stock zu setzen. Dies ist händisch und einzelstammweise mit Hilfe eines Freischneiders oder einer Motorsäge durchzuführen. Eine Fällung mit einem Harvester ist bei ausreichender Wegebreite und von befestigten Wegen aus ebenfalls möglich. Das Befahren der Rodungsflächen mit schwerem Gerät ist in dieser Zeit nicht gestattet, um eine Zerstörung der am Boden befindlichen Winternester der Haselmaus zu verhindern. Zudem sollten die Bäume schonend gefällt werden (z.B. Abseiltechnik, Einsatz von speziellen Erntemaschinen mit Auslegearmen zur zeitgleichen Stammentnahme, etc.), um Beeinträchtigungen des Bodenbereichs durch aufschlagende Bäume zu minimieren. • Um eine Zerstörung von Winternestern zu vermeiden, muss die Biomasse bzw. Baum- stämme händisch und bodenschonend im Anschluss an die Fällung in den Monaten November bis Februar entfernt werden. Starkholzstämme können auf der Fläche verbleiben. • Die notwendige Bodenbearbeitung im Waldbereich, sprich die Entfernung der Wurzelstöcke mit schwerem Gerät, darf frühestens ab Mai nach Beendigung der Winterschlafphase der Haselmaus erfolgen. • Die Arbeiten sollten durch eine Umweltbaubegleitung fachlich begleitet werden.

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• Alternativ kann in der Saison vor Baubeginn eine Haselmaus-Erfassung durchgeführt werden. Wird keine Haselmaus nachgewiesen, entfallen die oben genannten Maßnahmen. Wildkatze • Im Rahmen der Rodungsarbeiten und Baufeldfreimachung ist darauf zu achten, dass keine geeigneten Strukturen für die Wildkatze auf den Flächen entstehen, die eine Anlockung und Nutzung der Flächen als Fortpflanzungs- und Ruhestätte durch die Wildkatze bewirken können. Entnommene Gehölze und Gestrüpp sind daher vollständig von den Flächen zu entfernen. • Im Vorfeld der Rodungs- und Bautätigkeiten sind die Eingriffsbereiche sowie deren Umkreis von 50 m auf mögliche Quartierlagen der Wildkatze hin zu untersuchen. Sollten Quartierlagen festgestellt werden, müssen diese in doppeltem Umfang ausgeglichen werden. • Wird ein Nachweis erbracht, ist eine Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung zu beachten: Die Rodungs- und Bautätigkeiten sind möglichst außerhalb der Paarungs- und Jungen- aufzuchtzeit (01.02. – 31.07.) eines Jahres durchzuführen. Sollten die Bauarbeiten im direkten Anschluss an die Rodungsarbeiten fortgesetzt werden (kontinuierlicher Baube- trieb), ist aufgrund der Störungen hinreichend sicher nicht mit einer Ansiedlung der Wildkatze in den Eingriffsbereichen zu rechnen, sodass auch während der Aufzuchtzeit der Bau erfolgen kann. • Sollte mit den Baumaßnahmen mit zeitlicher Unterbrechung von mehreren Wochen/Monaten zu den erfolgten Rodungsmaßnahmen während der Aufzuchtzeit begonnen werden, sind vorher, bspw. im Rahmen einer Umweltbaubegleitung, die Eingriffsbereiche sowie das Umfeld (Radius: 50 m) auf mögliche Vorkommen (besetzte Quartierlagen) der Wildkatze (auch im Hinblick auf mögliche Konflikte mit Vermeidungsmaßnahmen für die Haselmaus) zu kontrollieren und bei positiven Nachweisen das weitere Vorgehen mit der zuständigen Naturschutzbehörde abzuklären. • Rodungs- und Bauzeitenbeschränkung für beide WEA: Alle WEA-Bereiche können potenziell als Streif- und Jagdgebiet genutzt werden. Zur Vermeidung von Störungen sind die Rodungs- und Bautätigkeiten möglichst außerhalb der Hauptaktivitätsphasen (Dämmerung und Nacht) durchzuführen. Avifauna Grünspecht, Turmfalke, Waldkauz • Einhaltung der der gesetzlichen Rodungszeiträume gemäß § 39 Abs. 5 BNatSchG (aufgrund des Waldkauzes nur bis zum 20.01.). Alternativ: Besatzkontrolle durch ornithologisch versierten Fachkraft. Feldlerche • Beginn der Arbeiten im Offenland Eingriffsbereich außerhalb der Brutzeit (Anfang April bis Ende Juli). Alternativ: Besatzkontrolle durch eine ornithologisch versierten Fachkraft. • Unattraktivitätsgestaltung durch regelmäßiges Grubbern des Offenlandteils der Eingriffsfläche im Turnus von 2-3 Wochen im Falle eines Baubeginns oder der Fortführung von Baumaßnahmen nach längeren Pausen während der Brutzeit. Zugvögel • Erhalt der Durchlässigkeit für ziehende Vögel durch Freihaltung eines Zugkorridors von 1,5 km südlich der geplanten WEA.

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Fledermäuse • Betriebszeiteneinschränkung für beide Anlagen zur Vermeidung von Schlagopfern der Arten Zwergfledermaus, Kleiner Abendsegler und Rauhautfledermaus mit einem Abschaltalgorithmus in Anlehnung BRINKMANN et al. (2011): o Anfang April bis Ende Oktober o Von 1 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang (01.04.-31.08.) bzw. 3 h vor Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang (01.09.-31.10.) o Bei Temperaturen von über 10°C, Windgeschwindigkeiten von unter 6 ms-1 und nicht vorhandenem Starkregen. • Zweijähriges Gondelmonitoring zur Erfassung der genauen Fledermausaktivität in der Höhe nach RICHARZ et al. (2012): o Zwei vollständige, zusammenhängende Aktivitätsperioden zur Berücksichtigung von witterungsbedingten Schwankungen der Fledermausaktivität. o Für das zweite Betriebsjahr können die pauschalen Abschaltzeiten basierend auf den Ergebnissen des Monitorings aus dem ersten Betriebsjahrs angepasst werden. o Gondelmonitoring an der geplanten WEA 01. • Vor Rodung: Quartierkontrolle aller Rodungsbereiche im Rahmen der Umweltbaubeglei- tung durch eine versierte Fachkraft. Im Falle eines Nachweises von Fledermäusen sind behördliche Abstimmungen zur Maßnahmenklärung vor einer Rodung zu treffen. Amphibien/Reptilien/Kleinsäuger • Die Fundamentgruben sind allmorgendlich vor Arbeitsbeginn auf hineingeratene Kleintiere hin zu untersuchen und diese fachgerecht in ausreichender Entfernung zum Baugeschehen freizusetzen. Bauliche Anlage • Die farbliche Gestaltung des Mastes in Weißgrautönen soll die Auffälligkeit des Bau- werkes in der Landschaft vermindern. Als Farbton der Masten sollte der Farbton RAL 7035 (lichtgrau) gewählt werden. • Eine Beschichtung der Rotorblätter soll eine Reflexion ausschließen. Es wird eine nicht- reflektierende Mattlackbeschichtung verwendet. • Die Nachtbefeuerung der Anlagen ist zur Reduzierung der optischen Beeinträchtigungen gemäß der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Kennzeichnung von Luftfahrthinder- nissen“ vom 24. April 2007 (zuletzt geändert durch die Verwaltungsvorschrift vom 26. August 2015 (Banz AT 01.09.2015 B4) zu synchronisieren. Bedarfsgerechte Befeuerung gemäß § 9 Abs. 8 EEG, gültig ab dem 01. Juli 2020; Fristverlängerung gemäß BUNDESNETZAGENTUR (2019) (Schreiben vom 22.10.2019) bis zum 30.06.2021. Einhaltung der DIN-Vorschriften über Landschaftsbauarbeiten Generell sind bei allen Landschaftsbauarbeiten in Verbindung mit dem Bauvorhaben die entsprechenden DIN-Vorschriften zu beachten, auch wenn diese im Einzelfall nicht explizit genannt werden. Rückbau Nach § 35 Abs. 5 Satz 2 BauGB ist u. a. für WEA als weitere Zulässigkeitsvoraussetzung eine Verpflichtungserklärung abzugeben, das Vorhaben nach dauerhafter Aufgabe der zulässigen Nutzung zurückzubauen und Bodenversiegelungen zu beseitigen. Der Rückbau wird durch eine Bürgschaft durch den Betreiber abgesichert.

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Umweltbaubegleitung Um sicherzustellen, dass die genannten Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen eingehalten werden, wird die Überwachung der Bauarbeiten durch eine Umweltbaubegleitung empfohlen. Folgende Punkte sind besonders zu beachten: • Schutz der angrenzenden Gehölze im Bereich der WEA: Es ist besonders darauf zu achten, dass nur die nötigsten Rodungen durchgeführt werden und ältere Bäume mit mindestens mittlerem Baumholz nach Möglichkeit erhalten bleiben. • Schutz der angrenzenden Magerwiesenbereiche: Es ist darauf zu achten, dass der Eingriff in die Magerwiesenflächen sich auf die dargestellten Bereiche der Planung beschränken • Vor Rodung: Quartierkontrolle (Fledermäuse) der Rodungsbereiche. • Kontrolle auf Vorkommen von Wildkatzen-Wurfplätze.

5.2 Monitoring Um die genaue Fledermausaktivität in der Höhe zu erfassen wird ein zweijähriges Gondelmonitoring als notwendig erachtet. Das Monitoring muss über zwei vollständige, zusammenhängende Aktivitätsperioden erfolgen. Um z.B. witterungsbedingte Schwankungen der Fledermausaktivität zu berücksichtigen. Für das zweite Betriebsjahr können die pauschalen Abschaltzeiten basierend auf den Ergebnissen des Monitorings aus dem ersten Betriebsjahrs angepasst werden (Richarz et al. 2012). Zusätzlich wird empfohlen ein Monitoring der § 30 BNatSchG-Flächen (Magerwiese) durchzuführen. Das Monitoring soll je einmalig in der Vegetationszeit des zweiten und vierten Jahres nach Bau- abschluss erfolgen und den Zustand der temporär beanspruchten Magerwiesenfläche untersuchen. Bei Bedarf sind die Flächen nachzubessern oder in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde auszugleichen.

5.3 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

5.3.1 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Boden Nach Realisierung des Bauvorhabens ergibt sich die in Tabelle 10 dargestellte Flächeninan- spruchnahme. Durch Berücksichtigung des Versiegelungsfaktors kann der Kompensations- bedarf für das Schutzgut Boden berechnet werden. Der Versiegelungsfaktor orientiert sich hierbei an den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE, LFUG 1998). Vollversiegelte Flächen werden mit einem Faktor von 1 bedacht, wohingegen teilversiegelte Flächen mit einem Faktor 0,5 multipliziert werden. Für den Bereich mit Bodenvermörtelung durch Kalkzement ist ein Faktor von 0,5 vorgesehen. Tabelle 10: Kompensationsbedarf Schutzgut Boden - WEA und externe Zuwegung

Eingriffsfläche [m²] Faktor Ausgleich [m²] Fundament inkl. Turm 942 1 942 (Vollversiegelung) Kranstellfläche 2.378 0,5 1.189 Externe Zuwegung 7.659 0,5 3.830 Gesamt 10.979 - 5.961

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Insgesamt müssen für das Bodenpotenzial 5.961 m² ausgeglichen werden. Der Ausgleich für das Bodenpotenzial soll wenn möglich zusammen mit dem Ausgleich für das Biotoppotenzial multifunktional erbracht werden.

5.3.2 Kompensationsbedarf für das Schutzgut Arten und Biotope Das Schutzgut Arten- und Biotope wird hauptsächlich durch die Überbauung von Offenlandflä- chen auf einer Gesamtgröße von 11.763 m² beeinträchtigt. Die Offenlandbiotoptypen können, insofern diese nicht befestigt werden, nach Beendigung der Bauarbeiten wieder genutzt werden und gelten somit nicht als beeinträchtigt. Sie werden nicht in der folgenden Tabelle 11 darge- stellt. Eine Ausnahme hiervon gilt für die temporären genutzten Flächen im Bereich der Mager- wiesenfläche, da hier eine dauerhafte Beeinträchtigung nicht auszuschließen ist. Als Faktor wird hier 0,25 verwendet. Zusätzlich ist eine Rodung von ca. 1.986 m² für die Errichtung der WEA am Rand der angren- zenden Waldfläche vorgesehen. Davon sind 1.095 m² dauerhaft und 876 m² werden nach Be- endigung der Bauarbeiten wieder aufgeforstet. Auch wenige einzelne Obstgehölze müssen gerodet werden. Eine genaue Lage der unterschiedlichen Rodungsflächen ist den Rodungs- karten im Anhang zu entnehmen. Die nachfolgende Tabelle stellt die in Anspruch genommenen Flächen des Schutzgutes Arten und Biotope je Biotoptyp dar. Dabei wird zwischen dem Eingriff an den Anlagenstandorten so- wie der externen Zuwegung einschließlich den zugehörigen Nebenanlagen unterschieden. Eine Unterscheidung zwischen den einzelnen Eingriffsflächen findet nicht statt. Die dauerhaft in Anspruch genommenen Biotoptypen werden entsprechend ihrer ökologischen Wertigkeit (Kompensationsverhältnis) berücksichtigt und jeweils mit den Flächengrößen multipliziert. Die Fläche des Buchen-Eichenmischwalds (AB1) und der Magerwiese (ED1) wird dabei auf- grund seiner ökologisch hohen Wertigkeit in einem Verhältnis von 1:3 berücksichtigt. Die zu rodenden Waldrandflächen (AV0) und die Streuobstweide (BF0) in einem Verhältnis von 1:2 berücksichtigt. Weitere Gehölzbestände sowie Offenlandbiotoptypen werden in einem Verhält- nis von 1:1 berücksichtigt. Die temporären Eingriffsflächen im Bereich der Magerwiesenfläche werden in mit einem Faktor von 0,25 abgehandelt. Tabelle 11: Kompensationsbedarf Schutzgut Arten und Biotope - WEA & Zuwegung in m²

WEA 01 & 02 (inkl. externe Kompensations- Biotoptyp Faktor Nebenanlagen) Zuwegung fläche AB1 1.201 174 3 4.125 AV0 439 152 2 1.182 BF0 0 20 1 20 Zwischensumme Wald/ 1.640 346 - 5.327 Gehölzbiotoptypen

EA0* 394 977 1 1.371 ED1 0 543 3 1.629 ED1 – temporäre 2.672 0 0,25 668 Beeinträchtigungen EE1* 0 326 1 326 FN0* 0 167 1 167 HA0* 920 3.330 1 4.250 HB0* 94 1.199 1 1.293 HK3 0 295 2 590 KC2* 0 661 1 661 VB2* 0 152 1 152 VB4* 0 14 1 14 Zwischensumme 4.080 7.664 - 11.121 Offenlandbiotoptypen

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Summe gesamt 5.720 8.010 - 16.448 * Berücksichtigung der Offenlandbiotoptypen erfolgt nur bei Befestigung (Ausnahme ED1). Die für die Berechnung des Kompensationsbedarfs zu berücksichtigender Fläche beträgt 13.730 m² (5.735 m² + 7.995 m²). Insgesamt ergibt sich unter Berücksichtigung des Kompensationsverhältnis ein Bedarf von etwa 16.448 m² (Berücksichtigung der Offenlandbiotoptypen erfolgt hierbei nur bei Befestigung). Temporäre Rodungsflächen in der Größenordnung von 876 m² werden nach Beendigung der Bauarbeiten mit standortgerechten Laubgehölzen aufgeforstet. Unter Berücksichtigung der Aufforstungsmaßnahme mit einer Wertigkeit von 1:1 sind unter Abzug jener Fläche insgesamt 15.572 m² (Berechnung: 16.448 m² - 876 m²) für das Schutzgut Arten und Biotope zu kompensieren.

5.3.3 Forstrechtlicher Kompensationsbedarf Für den Bau der WEA sowie deren Zuwegung werden Randbereiche der angrenzenden Waldfläche gerodet. Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der dauerhaften und temporären Rodungsflächen. Tabelle 12: Übersicht dauerhafter und temporärer Rodungsflächen [m²]

Rodungsdauer Eingriffsflächen dauerhaft temporär Fundament 119 0 Böschung 0 836 Kranstellfläche 421 0 Eingriffsfläche 0 40 Ballastfläche 224 0 Zuwegung 326 0 Gesamt 1.090 876

Insgesamt werden 1.966 m² Waldfläche gerodet. Davon können 876 m² nach Abschluss der Bauarbeiten wieder aufgeforstet werden. Es verbleibt ein forstrechtlicher Kompensationsbedarf von 1.090 m². Dieser ist in Abstimmung mit der zuständigen Forstbehörde z.B. für Strukturverbesserungsmaßnahmen bestehender Waldflächen oder mit Ersatzgeldern zu begleichen.

5.3.4 Kompensationsbedarf für Flächen nach § 30 BNatSchG Gesetzliche geschützte Biotope sind nach zugelassener Ausnahme der Beeinträchtigung auszugleichen. Es ist somit ein gleichwertiges Biotop in räumlichem und funktionalem Zusammenhang zu schaffen. Für den Bau der Windenergieanlagen Desloch sind die nach § 30 BNatSchG und § 15 LNatSchG geschützte Fläche der Magerwiesenfläche auszugleichen. Es werden hier 543 m² dauerhaft beeinträchtigt.

5.3.5 Kompensationsermittlung für das Schutzgut Landschaftsbild Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes, die von Mast- oder Turmbauen verursacht werden, die höher als 20 m sind, sind gemäß MUEEF (2017) i.d.R. nicht ausgleichbar oder zu ersetzen. Für diese Beeinträchtigungen ist daher gemäß den Vorgaben nach der Landesverordnung über

Fachbeitrag Naturschutz „Windenergieanlagen Desloch“ 48 die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft Rheinland-Pfalz (LKompVO) eine Ersatzzahlung zu leisten. Die Berechnung der Ersatzgeldleistung für das Landschaftsbild erfolgt nach dem Berechnungs- modell der Landesverordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft Rheinland-Pfalz (LKompVO, vgl. STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018) vom 12.06.2018.

5.3.5.1 Berechnungsmodell Der Berechnung des Ersatzgeldes liegt eine Bewertung der den WEA umgebenden Land- schaftsräumen im Radius der 15-fachen Anlagenhöhe zugrunde (MUEEF 2018a). Aufgrund der Anlagenhöhen von 250 m ergibt sich jeweils ein Radius von ca. 3.750 m. Abbildung 6 zeigt die Abgrenzung der von den geplanten WEA betroffenen Landschaftsräume. Nordwestlich und südöstlich der Planung sind insgesamt zehn Bestands-WEA im räumlichen Zusammenhang vorhanden, die als Vorbelastung miteinzubeziehen sind. Es werden durch den Radius die Landschaftsräume Meisenheimer Höhen, Sein-Lauschieder Höhenrücken und Glantal in einer Größe von etwa 4.781 ha berührt (MUEEF 2018a).

Abbildung 6: Betroffene Landschaftsräume (Abgrenzung nach MUEEF 2018a- 3.750m Grenze) mit geplanten WEA und vorhandenen WEA Die Landschaftsräume werden in ihrer Gesamtheit gemäß der LKompVO (vgl. Anlage 2) gelisteten Kriterien Vielfalt von Landschaft als Ausdruck des natürlichen und kulturellen Erbes (Kriterium 1) und Funktionen im Bereich des Erlebens und Wahrnehmens von Landschaft einschließlich landschaftsgebundener Erholung (Kriterium 2) bewertet. Die hier einschlägigen Mast- und Turmbauten zu vergebenden Wertstufen sind dabei an einen Geldwert je Meter Gesamtanlagenhöhe gebunden: Wertstufe 1 (mittel bis gering): 350 € Wertstufe 2 (hoch): 400 € Wertstufe 3 (sehr hoch): 500 €

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Wertstufe 4 (hervorragend): 700 €

5.3.5.2 Klassifizierung/Bewertung der betroffenen Landschaftsräume Im Folgenden wir die Einstufung der einzelnen betroffenen Landschaftsräume durch die Planung begründet: Meisenheimer Höhen Kriterium 1 (Vielfalt von Landschaft als Ausdruck des natürlichen und kulturellen Erbes): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Es handelt sich um eine relativ naturnahe Landschaft mit einem mittelhohen Anteil an naturnahen Biotopen (u.a. Eichen- Buchenwälder, Wärmeliebende Eichenwälder, naturnahe Quell- und Mittelgebirgsbäche, Halbtrockenrasen und Magerwiesen, Natürliche Silikatfelsen) und relativ geringer Zerschneidung. Bis auf Waldreste an den Talflanken und einzelnen Kuppen wird der Großteil des Naturraums landwirtschaftlich genutzt. „In den Waldflächen sind Niederwälder zahlreich erhalten. Grünland ist auf flachere Hänge beschränkt. Vor allem im Osten im Übergang zum Glantal werden die Hänge durch Streuobst gegliedert. Einige Steilhänge in Seitentälern des Glans wurden bis in jüngere Zeit noch weinbaulich genutzt, sind aber heute verbuscht“ (LANIS 2018). Kriterium 2: (Funktionen im Bereich des Erlebens und Wahrnehmens von Landschaft einschließlich landschaftsgebundener Erholung): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Die Meisenheimer Höhen sind eine offenlandbetonte-Mosaiklandschaft im Mittelgebirge mit einem Wechsel von Ackerbau, Grünland und Wald. Das Offenland wird nur teilweise strukturiert von Hecken, Streuobstwiesen oder Einzelbäumen. „Der überwiegend offene Höhenzug vermittelt den Eindruck einer Hochfläche mit meist flachen Hügeln, die nur im unteren Talabschnitt etwas steiler werden“ (LANIS 2018). Der abgegrenzte Bereich um die WEA-Planung befindet sich in keinem Biosphärenreservat, Landschaftsschutzgebiet, Naturpark oder Natura 2000 Gebiet. Im Südwesten liegt randlich ein Naturschutzgebiet. Sien-Lauschieder Höhenrücken Kriterium 1 (Vielfalt von Landschaft als Ausdruck des natürlichen und kulturellen Erbes): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Auch bei den Sien-Lauschieder Höhenrücken handelt es sich um eine relativ naturnahe Landschaft mit einem mittelhohen Anteil an naturnahen Biotopen (u.a. Buchenwälder, Eichen-Buchenwälder, Wärmeliebende Eichenwälder, naturnahe Quell- und Mittelgebirgsbäche, Halbtrockenrasen und Magerwiesen) und relativ geringer Zerschneidung. „Streuobstwiesen und Feldbäume prägen das Erscheinungsbild lokal, meist im Umfeld der Ortschaften und in den Hanglagen […]. Eine Besonderheit des Landschaftsraums sind die unvermittelt aus der Feldflur ragenden Felsbildungen des Langensteins" (LANIS 2018). Kriterium 2 (Funktionen im Bereich des Erlebens und Wahrnehmens von Landschaft einschließlich landschaftsgebundener Erholung): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Die ansonsten waldreiche Mosaiklandschaft des Sien-Lauschieder Höhenrückens weist innerhalb des abgegrenzten Bereichs um die WEA-Planung einen hohen Offenlandanteil auf. Auch hier wechseln sich Acker-, Grünland- und Waldflächen ab, wobei Teilbereiche des Offenlands keine oder wenig Strukturierung in Form von Hecken oder anderen Gehölzen aufweisen. „Es handelt sich um flaches Hügelland mit einzelnen, tiefer einschneidenden und dann felsigen Tälern mit kleineren Durchbruchsstellen“ (LANIS 2018). Der abgegrenzte Bereich um die WEA-Planung befindet sich in keinem Biosphärenreservat, Landschaftsschutzgebiet oder Naturpark. Im Norden befinden sich die Natura 2000 Gebiete an der Nahe, im Süden liegt randlich ein Naturschutzgebiet.

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Glantal Kriterium 1 (Vielfalt von Landschaft als Ausdruck des natürlichen und kulturellen Erbes): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Wie auch bei den vorherigen Landschaftsräumen ist auch im Glantal eine relativ naturnahe Landschaft zu finden. Prägend ist hier der „in wesentlichen Teilstrecken naturnah erhalten[e]“ Glan mit seinen Ufergehölzen sowie die lokal vorkommenden Trockenwälder mit Felsen. Auch Komplexe aus Magerwiesen und Halbtrockenrasen sind zu finden. (LANIS 2018) Von kulturellem Interesse ist die Kette von Dörfern und Kleinstädten im Talzug, insbesondere das historisch wertvolle „Meisenheim mit Schloss und altem Stadtkern“ (ebd.) Kriterium 2 (Funktionen im Bereich des Erlebens und Wahrnehmens von Landschaft einschließlich landschaftsgebundener Erholung): Der Naturraum wird der Wertstufe 2 (hoch) zugeordnet: Durch den Glan und die umgebenden Auen sowie die daran liegenden Ortschaften bietet das Glantal ein Komplex an landschaftsgebundener Erholung. Zwar befinden sich nur 0,5 % des Glantals innerhalb des Betrachtungsraums für betroffene Landschaftsräume, dennoch handelt es sich bei diesen 0,5% um bewaldete Hangflächen oberhalb von Meisenheim, die der Naherholung dienen. Tabelle 13: Einstufung der betroffenen Landschaftsräume Ermittlung des anzusetzenden Geldwertes je Meter Gesamtanlagenhöhe

Landschafts- Betroffene Kriterium Kriterium Höchste Geld- Flächen- raum Fläche 1 2 Wertstufe wert- anteil [ha] stufe [€] [%]

Meisenheimer 2.623 2 2 2 400 54,9 % Höhen Sien- Lauschieder 2.133 2 2 2 400 44,6 % Höhenrücken

Glantal 25 2 2 2 400 0,5 %

5.3.5.3 Berechnung der Ersatzzahlung Für die Berechnung des Geldwertes je Landschaftsraum wird die höchste der zwei ermittelten Wertstufen berücksichtigt. „Sind von einem Vorhaben unterschiedliche Wertstufen betroffen, ist ein aus den flächenanteilig ermittelten Einzelwerten gebildeter Gesamtwert in Euro anzusetzen“ (STAATSKANZLEI RHEINLAND-PFALZ 2018). Bei den vorliegenden Landschaftsräumen ist dies nicht der Fall. Nachfolgend ist die Berechnung des Geldwertes für den Landschaftsraum Meisenheimer Höhen beispielhaft dargestellt:

X Meisenheimer Höhen = 400 € [Geldwert] × 0,549 [Flächenanteil] = 219,60 € Für die Berechnung des Ersatzgeldes wurde die Arbeitshilfe zur Berechnung der Ersatzzahlung für nicht ausgleich- und ersetzbare Landschaftsbildbeeinträchtigungen durch Windenergie- anlagen (Stand: 10.10.2018, MUEEF 2018e) herangezogen. Die Berechnungstabelle ist im Anhang (Abbildung I) dargestellt. Für die Berechnung der Ersatzzahlung je WEA wird der flächenanteilige Geldwert mit der Anlagenhöhe multipliziert. Somit ergibt sich für die zwei geplanten Anlagen rechnerisch eine Ersatzzahlung von 200.000,00 €. Gemäß dem Schreiben der LKompVO erfolgt eine Verringerung der Ersatzzahlung um 7 % ab der vierten WEA des Windparks. Dabei werden Bestandsanlagen innerhalb des Umkreises der

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15-fachen Anlagenhöhen berücksichtigt. Im projektbezogenen Fall befinden sich in diesem Radius insgesamt zehn WEA. Die sich daraus ergebende, zu entrichtende Summe beträgt 186.000,00 € und pro WEA 93.000,00 € (vgl. Kapitel 8).

5.3.6 Ermittlung des Kompensationsbedarfs insgesamt Insgesamt ergibt sich folgender Kompensationsbedarf für die Eingriffe in die Schutzgüter Boden, Arten- und Biotope und Landschaftsbild: Tabelle 14: Kompensationsbedarf gesamt in m²

Schutzgut Eingriff Kompensationsbedarf Boden Voll- und Teilversiegelung 5.961 Arten- und Biotope Rodung von Wald und Beeinträchtigung der 15.572 Vegetationsdecke Forstrechtlicher Ausgleich Rodung von Wald 1.090 § 30 BNatSchG Eingriff in Magerwiese 543 Gesamt 23.166 Die für die Kompensation notwendigen Maßnahmen können laut den Hinweisen zum Vollzug der Eingriffsregelung (HVE) (LFUG 1998) multifunktional umgesetzt werden, um beeinträchtigte Potenziale durch geeignete Maßnahmen möglichst parallel auszugleichen, womit sich die für die Kompensation heranzuziehenden Maßnahmenflächen im besten Falle auf eine Größe von 15.572 m² beschränken. Für das Landschaftsbild wird zudem eine Ersatzzahlung in der Höhe von 93.000,00 € pro WEA notwendig.

5.3.7 Beschreibung der Maßnahme Die zu leistenden Kompensationsmaßnahmen werden z. Z. mit den beteiligten Projektverant- wortlichen und behördlichen Einrichtungen koordiniert und bis zum Zeitpunkt der Offenlage nachgereicht.

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6 ABSCHLIESSENDE BEURTEILUNG Die Errichtung von Windenergieanlagen im Außenbereich stellt regelmäßig einen Eingriff in Natur und Landschaft im Sinne des § 14 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) dar. Gemäß § 15 Abs. 1 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Unvermeidbare Beeinträchtigungen sind vom Verursacher gemäß § 15 Abs. 2 BNatSchG durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen). Die mit dem Vorhaben verbundenen Eingriffe in den Bodenhaushalt und in die Vegetation sowie Lebensraumverluste für Tiere sind durch geeignete Kompensationsmaßnahmen ausgleichbar. Der Eingriff in das Landschaftsbild ist vor dem Hintergrund der teilweise vorhandenen Vorbe- lastungen zu beurteilen. Da laut Rundschreiben Windenergie Eingriffe in das Landschaftsbild durch Höhenbauwerke in der Regel nicht real kompensierbar sind, ist hierfür eine Ersatzzahlung festzusetzen. Diese erfolgt nach den Vorgaben der LKompVO Rheinland-Pfalz 12.06.2018. Beeinträchtigungen auf die weiteren Schutzgüter Wasser sowie Luft und Klima sind als nicht erheblich zu erachten. Artenschutzrechtlich ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit einem Eintritt von Verbotstatbeständen nach § 44 Abs. 1 BNatSchG und damit keinen erheblichen Beeinträchtigungen von planungsrelevanten Tierarten zu rechnen, wenn die empfohlenen Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen für die Artengruppe der Vögel und Fledermäuse und weiteren planungsrelevanten Arten Haselmaus und Wildkatze gemäß den entsprechenden Gutachten berücksichtigt bzw. durchgeführt werden. Die Belange der übergeordneten Plangrundlagen (LEP, RROP) wurden geprüft. Das Vorhaben steht diesen nicht entgegen und ist aufgrund vorhandener Konzentrationszonen und des ausgewiesenen Sondergebiets für Windenergie-Nutzung mit ihnen vereinbar. Die gemäß dem Rundschreiben Windenergie und den im LEP IV dargestellten Abstände der geplanten WEA zu Siedlungen und Einzelgehöften werden eingehalten. Zusammenfassend lässt sich daher feststellen, dass die mit dem Vorhaben verbundenen Beeinträchtigungen durch die genannten Maßnahmen entweder vermeidbar oder kompensierbar sind und Belange des Naturschutzes und der Landespflege dem Vorhaben nicht entgegenstehen.

Bearbeitet: Daniela Spellmeier, B. Eng. Landschaftsarchitektur , 25.05.2020

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8 ANHANG

Abbildung 7: Berechnungstabelle Ersatzgeld Landschaftsbild (gemäß MUEEF 2018)