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Das duale Rundfunksystem

Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten die Siegermächte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik. Nie wieder sollten Medien als Propagandainstrument missbraucht werden. Nach dem Vorbild der BBC in Großbritannien entstanden Rund- funkanstalten. Seit 1984 gibt es in Deutschland auch Privatfunk, den die Landesmedien- anstalten kontrollieren. Seitdem hat Deutschland so wie fast alle Länder in Europa ein duales Rundfunksystem.

Bundesrepublik Deutschland“. Das ZDF kam 13 Jahre später hinzu. Heute gibt es: \\ und das ZDF mit jeweils drei Spar- tensendern \\ , , BR Alpha, DW TV, Phoenix und den Kinderkanal KI.KA \\ neun Landesrundfunkanstalten: , , Mitteldeut- scher Rundfunk, , , Rundfunk Berlin-Branden- burg, Saarländischer Rundfunk, Südwest- rundfunk und

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in Deutschland staatsunabhängiges Fernsehen. Foto: WDR Die öffentlich-rechtlichen Sender gehören als „Anstalten des öffentlichen Rechts“ weder dem Geschichte Staat noch sind sie private Unternehmen. Sie verwalten sich selbst. Diese Unabhängigkeit ist Dass wir heute digital, über Kabel oder per wichtig, damit der öffentlich-rechtliche Rund- Satellit Hunderte Fernsehsender und Radiopro- seinen gesetzlichen Auftrag erfüllen kann: gramme empfangen können, ist eine recht neue Entwicklung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Kanäle aus technischen Gründen noch begrenzt und die wenigen zugelassenen Sender sollten nach dem Willen der Siegermäch- te unabhängig und staatsfern sein. Hintergrund war der Missbrauch der Medien durch die Nati- onalsozialisten: Schon kurz nach seiner Macht- ergreifung hatte Adolf Hitler die Pressefreiheit aufgehoben, Journalistinnen und Journalisten ausgetauscht, einzelne Zeitungen verboten, den Rundfunk zentralisiert und mit seinem Propa- gandaminster Joseph Goebbels dafür gesorgt, dass aus den Medien „Massenbeeinflussungsin- strumente“ wurden, die nur noch die Ideologie der Nazis verkünden durften. Um dies für die Zukunft zu verhindern, entstan- den ab 1945 in den Bundesländern Anstalten des öffentlichen Rechts, die sich über Gebühren bzw. heute den Rundfunkbeitrag finanzieren. Aus diesen Landesrundfunkanstalten gründete

sich 1950 die ARD, die „Arbeitsgemeinschaft der Übersicht über die neun Landesrundfunkanstalten und die Spar- öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der tenkanäle der ARD. Foto: WDR 4: Das duale Rundfunksystem – Infotext 4_1

\\ Er soll eine Grundversorgung bieten. Das «neuneinhalb», «Wissen macht Ah!», «Planet bedeutet, er soll die Menschen informieren, Wissen» oder «Quarks und Co». Teilweise wer- bilden, unterhalten und Kultur vermitteln. den diese Sendungen auch im Ersten oder im \\ Er soll die Zuschauerinnen und Zuschauer bzw. KI.KA ausgestrahlt. Hörerinnen und Hörer in die Lage versetzen, sich eine Meinung zu bilden, und die Entschei- Privater rundfunk dungen kritisch begleiten, die z. B. in Politik Anfang der 1980er-Jahre urteilte das Bundes- und Wirtschaft getroffen werden. verfassungsgericht, dass auch privatrechtlich \\ Das Programm soll vielfältig sein. Das be- organisierter Rundfunk mit dem Grundgesetz deutet, dass alle gesellschaftlichen Gruppen vereinbar sei. Gleichzeitig wurde es technisch gleichermaßen für sie wichtige Informati- möglich, weitere Frequenzen zu vergeben. Mit onen erhalten sollen: z. B. Junge und Alte, der Programmgesellschaft für Kabel- und Satel- Männer und Frauen, Menschen mit Behinde- litenrundfunk (PKS) startete am 1. Januar 1984 rung, Gläubige, Menschen, die aus anderen das private Fernsehen in Deutschland. Ländern zugewandert sind. Auch musikalisch ist die Bandbreite groß: Es wird nicht nur Pop Im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen gespielt, sondern auch Klassik, Jazz, Weltmu- gehören private Sender wie RTL und RTL2, sik oder experimentelle Musik. SAT.1, PRO7 oder Kabel1 meist international \\ Jeder einzelne öffentlich-rechtliche Sender agierenden Unternehmen und Gesellschaften. muss für ein vielfältiges Programm mit einem Privatsender nehmen keine Rundfunkbeiträge ausgewogenen Meinungsspektrum sorgen. ein. Sie verkaufen stattdessen Sendeminuten Das nennt man Binnenpluralität. Die Regio- an Firmen, die im Fernsehen werben wollen, nalprogramme der Rundfunkanstalten leisten wobei die Popularität einer Sendung über den hier eine wichtige Arbeit. Preis pro Werbeminute entscheidet. Diese \\ Keine Person oder Gruppe darf sich das Recht Kosten geben die werbenden Unternehmen erkaufen können, über Fernsehen und Radio über den Kaufpreis ihrer Produkte an die zu bestimmen oder die Inhalte zu beeinflus- Verbraucherinnen und Verbraucher zurück. sen. Darum bezahlen die Bürgerinnen und Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen Bürger den öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Werbung mit. Unter diesem Aspekt wird durch ihre Rundfunkbeiträge mit. Werbung deutlich, dass auch der private Rundfunk gibt es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weitgehend über die Bürgerinnen und Bürger trotzdem, allerdings nicht mehr nach 20 Uhr. finanziert wird. Privatrechtliche Fernsehgesellschaften senden wer kontrolliert die öffentlich- ein Programm, das möglichst viele Menschen rechtlichen? anspricht. Die Werbeblöcke dürfen auch das Für das Programm der öffent- laufende Programm unterbrechen und nach lich-rechtlichen Anstalten ist die 20 Uhr gezeigt werden. Private Rundfunkan- Intendantin bzw. der Intendant bieter müssen nicht für ein ausgewogenes verantwortlich, die bzw. der vom und vielfältiges Programm sorgen: So gibt es Rundfunkrat gewählt wird. Der private Spartensender, die sich auf Nach- Rundfunkrat (ARD) bzw. Fern- richten, Musik oder Sport beschränken. Dies sehrat (ZDF) kontrolliert, ob die bezeichnet man als „Außenpluralität“. Sender tatsächlich ein vielfälti- ges Programm für unterschied- Wer kontrolliert die privaten? liche gesellschaftliche Gruppen In allen Bundesländern regeln Landesmedien- bringen. Im Rundfunkrat sind gesetze, wer private Rundfunkveranstalter Angehörige dieser Gruppen zulassen darf und beaufsichtigen muss. In Seit 1984 bestehen öffentlich-rechtliche und vertreten, z. B. Kirchenvertrete- private Sender nebeneinander. Foto: dpa Nordrhein-Westfalen übernimmt die „Lan- rinnen und -vertreter, Gewerkschaftsmitglieder, desanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen“ Mitglieder politischer Parteien oder wichtiger (LfM) diese Aufgabe. Sie vergibt die Lizenzen Vereine und Verbände. für private Rundfunkanbieter und kontrolliert das Programm der Sender. So achtet die LfM der WEstdeutsche Rundfunk darauf, ob die Zusagen, die die Sender bei der Der WDR mit Sitz in Köln ist die größte Sende- Lizenzvergabe machen, auch eingehalten wer- anstalt der ARD und einer der größten Sender den – z. B. ob ein Radiosender das vereinbarte Europas. Täglich werden im WDR 149 Stunden Verhältnis zwischen Wort- und Musikbeiträ- für das Radio und 38 Stunden für das Fernsehen gen beachtet. Außerdem kontrolliert sie, ob produziert. Bekannte WDR-Fernsehproduktionen die Bestimmungen zum Schutz der Jugend sind z. B. «Die Sendung mit der Maus», die eingehalten werden und Werbung immer als «Sportschau», «Hart aber fair», «Kopfball», solche erkennbar ist. 4: Das duale Rundfunksystem – Infotext 4_2

Die Spartenkanäle des öffentlich- rechtlichen Rundfunks

Spartenkanäle sind Rundfunkprogramme, die sich auf spezielle Themen, Formate oder Zielgruppen spezialisieren, z. B. ein reiner Nachrichtenkanal, ein Kanal für Kinder oder für Kultursendungen. Folgende Spartenkanäle bietet das öffentlich-rechtliche Fernsehen:

Ki.Ka DIGITALE SENDER KI.KA ist der Kinderkanal von ARD und ZDF. Einsfestival Er ist werbefrei und richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 13 Jahren. Einsfestival bietet junges Programm für www..de Erwachsene: Unterhaltung, Comedy und Musik, Filme fürs Herz und für den Nervenkitzel, aktu- Phoenix elle und hochwertige Dokus und Reportagen. www.einsfestival.de Phoenix ist ein Ereignis-, Politik-, und Dokumentationskanal, der gemeinsam von ARD EinsPlus und ZDF betrieben wird. Auf Phoenix laufen Dokus bzw. Reportagen, Nachrichtensendun- EinsPlus legt seinen Schwerpunkt auf Service-, gen, Ereignisübertragungen und Diskussions- Ratgeber- und Wissenssendungen. Als Fami- sendungen. lienprogramm spricht EinsPlus alle Generatio- www.phoenix.de nen an. Täglich ab 20.15 Uhr sendet der Kanal junges Programm: Magazine, Konzerte, Infor- ZDFneo mationen, Shows, Comedy, Serien und Filme. www..de ZDFneo richtet sich an ein Publikum zwischen 25 und 49 Jahren. Zu sehen sind Sendun- gen vieler Genres: internationale Serien und Spielfilme, Comedy, Shows, Dokumentationen, tagesschau24 hat seinen Schwerpunkt auf Reportagen und experimentelle Formate. Informations- und Nachrichtensendungen, www..de Reportagen, Dokumentationen und Gesprächs- sendungen. BR-alpha www.tagesschau.de br-alpha ist der Bildungskanal des Bayerischen ZDFinfo Rundfunks. Dort laufen Wissenschaftsmagazi- ne, Sprachkurse, Weiterbildungs- und Kultur- ZDFinfo bietet vor allem Dokumentationen, sendungen. Reportagen und Nachrichtenmagazine. www.br-alpha.de www..de

ZDFkultur ZDFkultur will mit Sendungen zu Pop- und Hochkultur ein jüngeres Publikum zwischen 20 und 40 Jahren ansprechen. www..de

Was ist Einsfestival? Die Internetseite verrät es. Foto: WDR