HEFT 1, 2 2010 Binnensalzstellen in

Einzelverkaufspreis: 10,00 Euro NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG BEITRÄGE ZU ÖKOLOGIE, NATUR- UND GEWÄSSERSCHUTZ 2NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg Impressum Beiträge zu Ökologie, Natur- und Gewässerschutz Herausgeber: Landesumweltamt Branden- burg (LUA) Schriftleitung: LUA, Abt. Ökologie, Natur- 19. Jahrgang Heft 1, 2 2010 schutz, Wasser; Service Dr. Matthias Hille Angela Böhm Camilla Haarring Binnensalzstellen in Brandenburg Beirat: Thomas Avermann Dr. Martin Flade Dr. Lothar Kalbe Dr. Bärbel Litzbarski Inhaltsverzeichnis Dr. Annemarie Schaepe Dr. Thomas Schoknecht Dr. Frank Zimmermann Vorwort 4 Anschrift: LUA, Schriftleitung NundLBbg Seeburger Chaussee 2 14476 Potsdam OT Groß Glienicke Tel. 033 201/442 136 FRANK ZIMMERMANN E-Mail: angela.boehm@ Von „Apothekers salzigem Geheimnis” ins Netz NATURA 2000 – Europäische lua.brandenburg.de Bedeutung der Binnensalzstellen in Brandenburg 6 ISSN: 0942-9328

Es werden nur Originalbeiträge veröffentlicht. Autoren werden gebeten, die Manuskriptrichtlinien, die bei der ANGELA HERMSDORF Schriftleitung zu erhalten sind, zu berücksichtigen. Überblick über die Grundwasserversalzungen im Land Brandenburg und 9 Zwei Jahre nach Erscheinen der gedruckten Beiträge ihre Spezifikation für die Binnensalzstellen werden sie ins Internet gestellt. Alle Artikel und Abbildungen der Zeitschrift unterlie- gen dem Urheberrecht. Die Vervielfältigung der Karten erfolgt mit Geneh- migung des Landesvermessungsamtes Brandenburg ALBRECHT BAURIEGEL, MICHAEL FACKLAM & JUDITH WALTER (GB-G 1/99). Pedogene Eigenschaften und Dynamik der Binnensalzstellen 16 Karten in den Regionalen Darstellungen: Ref. GIS/ IT-Anwendungen Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- dingt die Meinung der Redaktion wieder. ANDREAS HERRMANN Redaktionsschluss: 12.04.2010 Pflanzen im Salz – die Flora der brandenburgischen Versalzungsgebiete 21

Layout/ Osthavelland-Druck Druck/ Velten GmbH Versand: Luisenstraße 45 FRANK ZIMMERMANN 16727 Velten Pflanzengesellschaften der Binnensalzstellen Brandenburgs 31 Tel.: 03304/39740 Fax: 0 33 04/56 20 39

Bezugsbedingungen: Bezugspreis im Abonnement: 4 Hefte – 12,00 Euro DIETER BARNDT pro Jahrgang, Einzelheft 5,00 Euro. Beitrag zur Arthropodenfauna ausgewählter Binnensalzstellen in Brandenburg 34 Die Einzelpreise der Hefte mit Roten Listen sowie der thematischen Hefte werden gesondert festgelegt. Bestellungen sind an Osthavelland-Druck Velten GmbH zu richten. HOLGER RÖßLING Diese Zeitschrift ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Managementstrategien für den Erhalt der Binnensalzstellen in Brandenburg 45

Titelbild: Strand-Aster Foto: W. Klaeber MICHAEL ZAUFT & HOLGER RÖßLING Rücktitel: Blick über die Binnensalzstellen in der Das EU-LIFE Projekt „Sicherung und Entwicklung der Foto: M. Zauft Binnensalzstellen Brandenburgs” 50 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 3

Regionale Überblicksdarstellungen und Gebietssteckbriefe 52

HOLGER RÖßLING, ALBRECHT BAURIEGEL, CAMILLA HAARRING, ANGELA HERMSDORF, ANDREAS HERRMANN, UDO LIST, HANS SONNENBERG & MICHAEL ZAUFT

Ucker-Randow-Niederung 54 Steckbrief Fergitz/Potzlowsee 58 Steckbrief Seehausen, Klosterwerder und Lanke 62

Havelländisches Luch 64

Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel 68 Steckbrief Schenkenberg 72 Steckbrief Trechwitz 78

Nuthe-Notte-Niederung 82 Steckbrief Gröben 86 Steckbrief Zossen, Prierowsee, Laufgrabenwiese, Nottefließ 90

Dahme-Seengebiet 94 Steckbrief Luchwiesen Philadelphia 100 Steckbrief Marstallwiese Storkow 104 Steckbrief Groß Schauener Seenkette 108

Luckauer Becken 110 Steckbrief Frankendorf/Cahnsdorf 114

Literaturverzeichnis der Regionalen Überblicke und Steckbriefe 117

Mit Unterstützung des Finanzierungsinstuments LIFE der Europäischen Gemeinschaft LIFE 05 NAT/DE/000111 4NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Vorwort

Brandenburgs Binnensalzstellen – sie sind das Salz der Erde

Eine „Prise Salz” in der brandenburgischen Die Projekterfolge sind vor allem das Ergeb- schutz und Landschaftspflege in Branden- Landschaft, eine geologische und botani- nis der Zusammenarbeit zwischen dem burg” haben Mitarbeiter des Landesum- sche Besonderheit und Kostbarkeit – das Landesumweltamt, dem Naturschutzfonds weltamts, des Landesamts für Bergbau, sind die Binnensalzstellen in Brandenburgs Brandenburg, der Heinz-Sielmann-Stiftung Geologie und Rohstoffe und weitere Fach- Nationalen Naturlandschaften. und den Flächennutzern vor Ort. Nur durch experten den aktuellen Wissensstand zu Was dem Laien unscheinbar und schwer zu- deren verantwortungsvollen Umgang mit Brandenburgs Binnensalzstellen im Jahr gänglich erscheinen mag, begeistert den den sensiblen Lebensräumen ist es möglich, 2010 zusammengetragen. Ein Wissens- botanisch Kundigen. In moorigen Niederun- die Binnensalzstellen zu erhalten. Gemein- schatz ganz in der Tradition von Müller-Stoll gen gelegen, zeigen Strand-Aster und sam wurde die naturschutzgerechte Nut- und Götz vor fast 50 Jahren. Strand-Dreizack, Erdbeerklee und Salz- zung der Binnensalzstellen wieder in Gang Teichsimse an, dass mitten im Binnenland, gebracht. Naturschutz und Landwirtschaft fernab vom Meer, salzhaltiges Wasser an verfolgen hier gemeinsame Interessen: auf die Oberfläche tritt. Wenn man dort den schwierigen Standorten die Landnutzung zu Boden kostet, schmeckt es zwar nur leicht erhalten und damit Einkommensquellen für Prof. Dr. Matthias Freude salzig. Dieser Salzgehalt reicht aber aus, an- die Landwirtschaftsbetriebe zu sichern. Präsident des Landesumweltamtes Bran- gepassten Arten den entscheidenden Stand- In diesem Sonderheft der Zeitschrift „Natur- denburg ortvorteil zu verschaffen. Früher waren die Binnensalzstellen nur wenigen Apothekern und Lehrern bekannt. Heute stehen die sen- siblen und seltenen salzigen Lebensräume europaweit unter besonderem Schutz. Bran- denburg trägt in Europa große Verantwor- tung für seine Binnensalzstellen. Wo isolierende Tonschichten im Boden als „Deckel” fehlen, gelangt das salzhaltige Grundwasser nach oben. Das Salz stammt überwiegend aus der 250 Millionen Jahre alten Zechsteinformation. Damals bedeckte das Zechsteinmeer ganz Mitteleuropa. Die Binnensalzstellen sind damit Zeugen dieser weit zurückliegenden erdgeschichtlichen Epoche und zugleich Teil unserer Kultur- landschaft. Denn Salzwiesen und -weiden sind halbna- türliche Lebensräume. Sie entstanden erst durch die früher übliche extensive Wiesen- und Weidennutzung. Zu dieser oft mühsa- men Bewirtschaftung gingen die Landwirte erst über, als das einfach zu bewirtschaften- de Land knapp wurde. Die Bedingungen für die Salzvegetation in Brandenburg haben sich in den vergange- nen Jahrzehnten deutlich verschlechtert. In- tensivierung der Landnutzung, Melioration oder Nutzungsaufgabe veränderten und bedrohten die außergewöhnlichen Lebens- räume. Viele märkische Salzstellen, von denen die Botaniker Müller-Stoll und Götz 1962 in ih- rer beispielhaften Darstellung berichteten, waren Ende der 1990er Jahre stark verän- dert oder verschwunden. Seit 2005 wird in dem von der EU geförder- ten LIFE-Natur-Projekt „Schutz und Entwick- lung der Binnensalzstellen Brandenburgs” daran gearbeitet, die Existenzbedingungen für Salzwiesen und -weiden zu verbessern oder wieder herzustellen. Nach vier Jahren Projektlaufzeit hat sich die Situation bereits deutlich verbessert. Neu- und Wiederfunde von Pflanzenarten haben zudem den Wis- sensstand über die Brandenburger Salzstellen erweitert. Sumpf-Knabenkraut und Strand-Dreizack auf einer Brandenburger Salzstelle Foto: W. Klaeber NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 5

Neustart einer Salzstelle Foto: H. Rößling 6NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 6-8

„FÜR DIE ERHALTUNG UND ENTWICKLUNG DES LRT 1340 TRÄGT DEUTSCHLAND EINE GANZ BESONDERE VERANTWORTUNG. AUßER IN DEUTSCHLAND GIBT ES VORKOMMEN DIESES LEBENSRAUMES EUROPAWEIT FAST NUR NOCH IN DÄNEMARK, FRANKREICH, POLEN, TSCHECHIEN, DER SLOWAKEI UND IN BULGARIEN.”

FRANK ZIMMERMANN Von „Apothekers Geheimnis” ins Netz NATURA 2000 – Europäische Bedeutung der Binnensalzstellen in Brandenburg Schlagwörter: „Weißes Gold”, Binnensalzstellen, FFH-LRT 1340, Gefährdung, Schutz

Zusammenfassung

Die Geschichte der Salzgewinnung auf der Erde ist Jahrtausende alt, Salz ist ein wichtiges Konservierungs- und Nahrungs- mittel. Erst spät wurde die herausragende Bedeutung von salzgeprägten Lebensräu- men erkannt. Binnensalzstellen gehören zu den Lebensräumen von europäischer Be- deutung. Brandenburg trägt neben Meck- lenburg-Vorpommern, Thüringen und Sach- sen-Anhalt eine besondere Verantwortung für die Erhaltung dieses gefährdeten Lebens- raums. In Brandenburg ist aufsteigendes salzhaltiges Grundwasser aus tieferen Erd- schichten (Zechstein) für die Entstehung der oberflächigen Salzaustritte verantwortlich. Salzstellen stellen einen ganz besonderen Lebensraum dar, an den sich sowohl Pflan- zen- als auch Tierarten speziell angepasst haben. Im Rahmen eines LIFE-Projektes wurden in den vergangenen 5 Jahren in zahlreichen Binnensalzstellen Brandenburgs umfangreiche Maßnahmen zur Verbesse- rung des Erhaltungszustandes des FFH- Lebensraumtyps (LRT) 1340 durchgeführt. Abb. 1: Der Queller (Salicornia europaea) ist an Brandenburgs Salzstellen seit langem aus- gestorben Foto: F. Zimmermann 1 Zur Geschichte des „Weißen Goldes” Gradierwerke geleitet und damit vor- wie „Salzstraße” zeugen auch in Deutsch- konzentriert. Einfacher war das direkte land von Gewinnung und Handel von Salz. Salz ist aus unserem täglichen Leben nicht Gewinnen des auskristallisierten Salzes peri- Bad Sülze in Mecklenburg-Vorpommern, wegzudenken. Seit fast 6000 Jahren wird odisch austrocknender Salzseen, wie es Bad Salzungen in Thüringen oder Bad Kochsalz (Natrium-Chlorid) vom Menschen beispielsweise in Nordamerika von den indi- Salzuflen in Nordrhein-Westfalen sind nur aus verschiedenen Quellen gewonnen. Die anischen Ureinwohnern oder bereits von einige Beispiele dafür. Dem griechischen Sumerer nutzten es vor allem zum Kon- den Hethitern in Kleinasien vor etwa 4000 Wort „halos” für Salz sind verschiedene an- servieren von Lebensmitteln, im alten Jahren praktiziert wurde. In Mitteleuropa dere Ortsnamen wie Halle oder auch Hall- Ägypten wurden die Pharaonen mit Salz wurde Salz für viele Menschen erst er- statt in Österreich entlehnt und weisen auch mumifiziert. In manchen Zivilisationen schwinglich, als in Bergwerken große Stein- dort auf die alte Geschichte der Salzgewin- wurde Salz auch als „Weißes Gold” bezei- salzlager gefunden und über die Jahrhun- nung hin. Die „Halloren” (Salzsieder) in chnet oder sogar mit Gold aufgewogen. derte bis heute in immer größerem Umfang Halle waren seit dem 15. Jahrhundert eine Während es für die Armen oft unerschwing- abgebaut werden konnten. sehr angesehene und reiche Bruderschaft. lich war, gelangten so manche Metropolen Der Abbau von Salz in Bergwerken begann Auch die heilende Wirkung des Salzes war dieser Erde durch Salzgewinnung oder im deutschsprachigen Raum bereits etwa Apothekern und Ärzten bereits frühzeitig Salzhandel zu Ruhm und Reichtum. Da es 600 v. Chr., als die Kelten am Dürrnberg bei bekannt und wurde gegen manche Leiden vielerorts nicht zur Verfügung stand, wurde Hallein sowie bei Hallstatt in Österreich Salz eingesetzt. Heute wissen wir, dass Kochsalz es oft über weite Wege transportiert, es fanden. Der sich aus dem Handel mit dem eine zentrale physiologische Bedeutung für entstanden viele Handelswege, die manch- „Weißen Gold” ergebende Reichtum war den Menschen hat und unter anderem für mal noch heute so genannten „Salzstraßen”. letztlich ausschlaggebend für die Begrün- Wasserhaushalt, Verdauung und Knochen- Die traditionelle Salzgewinnung erfolgte dung der eisenzeitlichen Hallstattkultur. Die aufbau genauso lebenswichtig ist wie für über Jahrtausende zumeist über das so Steinsalzgewinnung im Bergbaubetrieb hat das Nervensystem. Die teilweise einige hun- genannte Salzsieden, indem Meerwasser seit Jahrhunderten auch viele Gebiete in dert Jahre alten, einst der Salzgewinnung oder Wasser aus salzhaltigen Quellen bis Deutschland geprägt und neben wirtschaft- dienenden Gradierwerke dienen noch heute zum Auskristallisieren eingedampft wurde. lichem Reichtum dieser Regionen starke in vielen Kurorten zu Heilzwecken, vor- Etwa seit dem 15. Jahrhundert wurde die Umweltschäden verursacht. nehmlich gegen Erkrankungen der Atem- Sole zunächst vor dem Eindampfen über So mancher Ortsname oder Bezeichnungen wege. FRANK ZIMMERMANN: VON „APOTHEKERS GEHEIMNIS” INS NETZ NATURA 2000 7

2 Salzgewinnung und Salz- stellen in Brandenburg

Spätestens seit dem 16. Jahrhundert wurde Salz in Brandenburg an einigen Orten durch Salzsieden gewonnen, z.B. bei Salzbrunn in der Nähe von Beelitz. Mit der leichteren Verfügbarkeit von Steinsalz aus Mittel- deutschland verlor das Salzsieden hier je- doch bereits Ende des 18. Jahrhunderts seine Bedeutung. Etwa 60 aktuelle oder historische Salzwasseraustritte sind bei uns bekannt geworden, deren Schwerpunkte Abb. 2: Salzbin- sich im Berliner und dem Baruther Urstrom- se (Juncus ger- tal sowie den dazwischen liegenden Nie- ardii) in einer derungsbereichen finden. Aber auch in der Salzwiese am Uckermark (Ücker- und Sernitzniederung) Rietzer See sowie dem Luckau-Calauer Becken finden Foto: sich vereinzelte Binnensalzstellen. Aus der F. Zimmermann Prignitz gibt es lediglich historische An- gaben von Salzpflanzenvorkommen, die dem bis heute einige Gesteinsreste sowie Aufgrund der relativen Seltenheit der auf früher vorhandene Salzaufstiegszonen wassergefüllte Abbauseen im Naturschutz- Stellen mit natürlicherweise aufsteigendem, hinweisen. Praktisch alle Brandenburger gebiet „Sperenberger Gipsbrüche” erhalten salzhaltigem Grundwasser unterliegen auch Salzstellen finden sich in so genannten hy- sind. Dort befindet sich auch die einzige nahezu alle Pflanzenarten und -gesellschaf- drologischen Entlastungszonen in Tälern rezente Gipskarsthohlform Brandenburgs, ten der Salzstellen einer starken Gefährdung und Seebecken mit einem stärkeren Abfluss die allerdings sehr klein und für den Laien durch verschiedenste negative Einflüsse. und höheren Verdunstungsraten. Meist sind praktisch nicht erkennbar ist. Die markan- Daher stehen Binnensalzstellen unter dem sie in größere Niedermoorkomplexe einge- teste, auf frühere Salz-Auslaugungsprozesse strengen gesetzlichen Biotopschutz des bettet und werden daher auch durch in der Tiefe zurückgehende Hohlform Bran- Bundesnaturschutzgesetztes (BNatG) sowie spezielle Bodeneigenschaften geprägt (s. denburgs, ist die Rinne von Rudower See des Brandenburgischen Naturschutzgeset- BAURIEGEL et al. in diesem Heft). und Rambower Moor in der westlichen zes (BbgNatSchG). In Brandenburg sind alle Das an diesen Stellen aufsteigende salz- Prignitz. natürlichen Binnensalzstellen unabhängig haltige Wasser stammt überwiegend aus von ihrer Flächengröße und der Anzahl der Auslaugungen von über 300 Millionen vorkommenden salzliebenden oder -tole- Jahren alten Ablagerungen des Zechstein- 3 Vom „Lebenselixier” zum ranten Pflanzenarten grundsätzlich geschützt meeres in mehreren hundert Metern Tiefe, Lebensraum – Binnensalz- (Biotoptyp 11110; vgl. ZIMMERMANN et al. die sich in großen Teilen Deutschlands stellen aus europäischer 2007). finden. Manchmal sind auch Salzauslaugun- Sicht Aufgrund der auch im europäischen Maß- gen jüngerer Schichten des Mesozoikums stab zu verzeichnenden Seltenheit und zu- beteiligt. Diese salzhaltigen Tiefenwässer So wie wir das Salz zum Leben benötigen, nehmenden Gefährdung der Binnensalz- werden grundsätzlich durch jüngere Ab- haben sich andere Organismen wie v.a. stellen fanden Binnensalzstellen auch im lagerungen (v.a. tertiäre Rupel-Tone) am einige Pflanzenarten mit dem Salz im Boden Anhang I der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Aufsteigen gehindert. Aus verschiedenen arrangiert. Nur wenige von ihnen, die soge- (FFH) Berücksichtigung. Sie sind dort als Gründen, u.a. durch Auswirkungen der nannten obligaten Halophyten, sind in ihren prioritärer Lebensraumtyp (LRT) 1340 auf- glazialen Überprägungen des nordostdeut- Vorkommen direkt an das Salz gebunden gelistet und somit Bestandteil des europäi- schen Tieflandes, sind diese abdichtenden und haben ihre Physiologie im Laufe der schen Schutzgebietssystems Natura 2000. Schichten an einigen Stellen unterbrochen, Evolution daran angepasst. Andere Arten – Als prioritärer LRT waren sie bei der Gebiets- so dass Salzwasser in jüngere Sediment- die sogenannten fakultativen Halophyten auswahl in besonderem Maße zu berück- schichten sowie unter günstigen Bedingun- sowie die salztoleranten Arten – haben sichtigen und mussten möglichst vollständig gen bis an die Oberfläche dringen kann wiederum Strategien entwickelt, dieses Salz als Gebiete von Gemeinschaftlicher Bedeu- (vgl. hierzu HANNEMANN & SCHIRRMEISTER schnell „wieder los zu werden“ oder es tung (Sites of Community Interest – SCI) an 1998). Dabei werden in Brandenburg im physiologisch unwirksam zu machen (vgl. die EU gemeldet werden. Bodenwasser vereinzelt Salzgehalte bis zu HERRMANN 2007 sowie in diesem Heft). Entsprechend der aktuellen Referenzliste 6% erreicht, die somit zum Beispiel deutlich Diese Arten bilden spezifische Pflanzenge- der LRT des Anhangs I für die Kontinentale über denen des Meereswassers der Nordsee sellschaften aus (s. ZIMMERMANN in diesem Biogeografische Region (Reference List (ca. 2,9%) liegen. Heft), in denen auch eine ganz speziell an 2008) sind dort neben den Vorkommen Dominierendes Salz an unseren Salzstellen die extremen Lebensbedingungen ange- von fünf außermarinen LRT der Küsten mit ist Natriumchlorid (Kochsalz), daneben sind passte Fauna vorkommt (s. BARNDT in Salzpflanzenvorkommen auch weitere fünf aber in unterschiedlichen Anteilen auch diesem Heft). Viele der an Binnensalzstellen Salzpflanzen-Lebensraumtypen für das Kalzium-, Sulfat- und Hydrogenkarbonat- auftretenden Pflanzen- oder Tierarten Binnenland aufgelistet. Dazu gehören Ionen enthalten (s. HERMSDORF in diesem haben ihre nächsten Fundorte oft mehrere verschiedene, in Deutschland nicht vorkom- Heft). hundert Kilometer entfernt an der Ost- mende LRT der mediterranen und Panno- An der Erdoberfläche zeugen von den seeküste und sind im Binnenland hochgra- nischen Salzsteppen und Salzsümpfe (LRT mächtigen Salzlagern in der Tiefe an ver- dig in ihren Beständen gefährdet. Während 1410, 1420, *1510, *1530) sowie der auch schiedenen Stellen Deutschlands die dem salzbeeinflusste Lebensräume auch an den für Brandenburg relevante prioritäre LRT (*) Salz auflagernden, durch tektonische Stö- deutschen Meeresküsten recht weit verbrei- 1340 – „Salzwiesen im Binnenland“. rungen und Aufpressungen aufgewölbten tet (wenn auch keineswegs ungefährdet!) Für die Erhaltung und Entwicklung des LRT und schließlich vereinzelt zutage tretenden sind, gehören die natürlichen Binnen- 1340 trägt Deutschland eine ganz beson- Gipsschichten. So wurde auch der so ge- salzstellen in Deutschland, wie in Europa, dere Verantwortung. Außer in Deutschland nannte „Sperenberger Gipshut” in Bran- zu den geologisch-botanischen Besonder- gibt es Vorkommen dieses Lebensraumtyps denburg über Jahrhunderte abgebaut, von heiten. europaweit fast nur noch in Dänemark, 8NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Frankreich, Polen, Tschechien, der Slowakei und in Bulgarien, jeweils nur ein einziges Vorkommen gibt es darüber hinaus in Italien und Großbritannien. Während die Vorkom- men in Dänemark und Polen von den geo- logischen Zusammenhängen und der Natur- ausstattung her ähnlich ausgeprägt sind, haben die LRT-Vorkommen in den anderen Ländern zwar eine überwiegend andere Genese, jedoch eine durchaus vergleichbare Artenausstattung. In Deutschland wiede- rum gibt es ebenfalls völlig unterschiedliche Ausprägungen der Binnensalzstellen. Dabei lassen sich die durch Aufstieg salzhaltigen Grundwassers gekennzeichneten Vorkom- men in den glazial geprägten Landschaften Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Teilen Schleswig-Holsteins recht deut- lich von den überwiegend durch salzhaltige Quellen gespeisten Salzstellen Mittel- deutschlands – vor allem Thüringens und Sachsen-Anhalts – unterscheiden. Letztere zeichnen sich auch durch einen oft noch Abb. 3: Salz-Milchkraut (Glaux maritima) im Juncetum gerardii an der Salzstelle bei Schen- höheren Salzgehalt des Wassers aus, was kenberg Foto: F. Zimmermann letztlich auch Einfluss auf das wesentlich reichere Vorkommen typischer Pflanzen- natürlichen Binnensalzstellen mit günstigem Bedeutung hat (RÖSSLING in diesem Heft). arten hat (WESTHUS et al. 1997, HARTENAUER Erhaltungszustand oder einem absehbaren et al. 2007, PUSCH 2007). Entwicklungspotenzial, gelten solche sekun- Literatur BARNDT, D. in diesem Heft: Beitrag zur Arthropoden- So fehlt aktuell in den meisten Binnen- dären Salzstellen auch als FFH-Lebensräume fauna ausgewählter Binnensalzstellen in Brandenburg. landgebieten mit Salzpflanzenvorkommen und wurden in das Schutzgebietssystem BAURIEGEL, A., FACKLAM, M. & WALTER, J. in diesem im Norden Deutschlands der Queller (Sal- Natura 2000 integriert. Heft: Pedogene Eigenschaften und Dynamik der icornia europaea) als eine der am stärksten Auch durch Aufschluss aufsteigenden Salz- Binnensalzstellen Brandenburgs. HANNEMANN & SCHIRRMEISTER 1998: Paläohydrogeo- halophilen Pflanzenarten. Durch die meist wassers oder salzhaltige Kohleschichten in logische Grundlagen der Entwicklung der Süß- intensive rötlich-braune Färbung sind Salz- den Braunkohletagebaugebieten Branden- /Salzwassergrenze und der Salzwasseraustritte in stellen mit dem Queller schon von weitem burgs und Mitteldeutschlands können Brandenburg. Brandenb. Geowiss. Beitr. 5 (2): 61-72 HARTENAUER, K.; OTTO, B. & MEYER, F. 2007: deutlich zu erkennen. manchmal sekundäre Salzstellen entstehen. Binnensalzstellen im südlichen Sachsen-Anhalt. In: In der Umgebung von Salzbergwerken kön- Dort können sich – zumeist episodisch – Binnensalzstellen Mitteleuropas. Internationale nen sich sowohl am Fuß von salzhaltigen einzelne Salzpflanzen ansiedeln, aber in der Tagung Bad Frankenhausen 8.-10. September 2005. Hrsg: Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Abbauhalden als auch am Rande von Vor- Regel sind diese Vorkommen nur von Naturschutz und Umwelt. Jena: 117-134 flutern mit hoher Salzkonzentration sekun- kurzem Bestand, da sie z.B. durch natür- HERMSDORF, A. in diesem Heft: Überblick über die däre Salzstellen ausbilden. Diese haben vor lichen Grundwasseranstieg in den Restseen Grundwasserversalzungen im Land Brandenburg. HERRMANN, A. 2007: Binnensalzstellen in Brandenburg – allem im Kali-Werra-Revier in Thüringen überflutet werden. Verbreitung und Zustand salzbeeinflusster Lebens- und Hessen auch eine Bedeutung für Entlang von Straßenrändern oder auf Mit- räume. In: Binnensalzstellen Mitteleuropas. Inter- Salzpflanzenvorkommen (vgl. u.a. WESTHUS telstreifen von Autobahnen finden sich nationale Tagung Bad Frankenhausen 8.-10. September 2005. Hrsg: Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, et al. 1997). Befinden sich im naturräum- aufgrund des Einflusses von Tausalzen in Naturschutz und Umwelt. Jena: 135-142 lichen Zusammenhang keine aktuellen verschiedenen Regionen Deutschlands mit- HERRMANN, A. in diesem Heft: Pflanzen im Salz – die unter auch Bestände der sonst nur für die Flora der brandenburgischen Versalzungsgebiete. MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1962: Die Küstenregionen typischen Unterart der märkischen Salzstellen und ihre Salzflora in Vergan- Grasnelke (Armeria maritima ssp. maritima). genheit und Gegenwart. – Wiss. Z. Päd. Hochschule Solche Vorkommen zählen nicht zu den Potsdam, Math.-Nat. R. 7 (1/2): 243-296 Binnensalzstellen und unterliegen keinem PUSCH, J. 2007: Die naturnahen Binnensalzstellen Thüringens – ein aktueller Gesamtüberblick des Jahres besonderen Schutz. 2005. In: Binnensalzstellen Mitteleuropas. Internatio- Das vorliegende Heft soll – erstmals seit den nale Tagung Bad Frankenhausen 8.-10. September 2005. Hrsg: Thüringer Ministerium für Land- Darstellungen zur Flora von MÜLLER-STOLL & wirtschaft, Naturschutz und Umwelt. Jena: 37-40 GÖTZ (1962) – über die Beschreibung der RÖSSLING, H. in diesem Heft: Managementstrategien aktuellen Situation von Flora und Vegeta- für den Erhalt der Binnensalzstellen in Brandenburg tion der Brandenburger Salzstellen hinaus WESTHUS, W.; FRITZLAR, F.; PUSCH, J., VAN ELSEN, T. & ANDRES C. 1997: Binnensalzstellen in Thüringen – einen umfassenden Überblick über die geo- Situation, Gefährdung und Schutz. Naturschutzreport logischen und ökologischen Zusammen- 12. 193 S. hänge sowie die Fauna in diesen speziellen ZIMMERMANN, F.; DÜVEL, M. & HERRMANN, A. 2007: Biotopkartierung Brandenburg, Band 2: Beschreibung Lebensräumen geben. Neben landesweiten der Biotoptypen. Hrsg.: LUA Brandenburg. Potsdam. Betrachtungen werden sowohl die einzel- 512 S. nen Regionen mit Binnensalzstellen als auch ZIMMERMANN, F. in diesem Heft: Pflanzengesell- ausgewählte Einzelvorkommen ausführlich schaften der Binnensalzstellen in Brandenburg dargestellt. Breiten Raum nehmen dabei vor allem die im Rahmen des EU-LIFE-Projektes Anschrift des Autors: „Binnensalzstellen Brandenburgs” durchge- Dr. Frank Zimmermann Landesumweltamt Brandenburg Abb. 4: Das Sumpf-Knabenkraut (Orchis führten Maßnahmen zur Verbesserung des palustris) zeigt in Brandenburg eine deutli- Erhaltungszustandes dieses besonderen Le- Ref. Ö2 che Bindung an Salzstellen bensraumes ein, für dessen Erhaltung Bran- Seeburger Chaussee 2 Foto: F. Zimmermann denburg eine herausragende, europaweite 14476 Potsdam NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 9-15 9

OBERFLÄCHENNAHE VERSALZUNGEN IN BRANDENBURG: AUS DER HISTORIE HAUPTSÄCHLICH DURCH BOTANIKER BEKANNT UND PERSPEKTIVISCH IM RAHMEN MÖGLICHER KLIMAÄNDERUNGEN FÜR HYDROGEOLOGEN UND WASSERWIRTSCHAFTLER EINE HERAUSFORDERUNG. EINE HYDROGEOCHEMISCHE BETRACHTUNG DER BINNENSALZSTELLEN MITTELS GENESEMODELL FÜR LOCKERGESTEINE IN BRANDENBURG.

ANGELA HERMSDORF Überblick über die Grundwasserversalzungen im Land Brandenburg und ihre Spezifikation für die Binnensalzstellen Schlagwörter: Quartär, Tertiär, Rupelton, Versalzung, Salinar, Salzwasserintrusion, Genesemodell, Grundwasser, migrierende Tiefenwässer

Zusammenfassung - Süßwasser 0 bis < 1000 mg/kg bieten mögliche Salzwasserintrusionen früh- Konzentration gelöster fester Stoffe zeitig zu erkennen. Hintergrund ist es dabei Im Zeitraum 2005-2008 wurden in ausge- - Brackwasser > 1000 - 10.000 mg/kg nicht, in bekannten Versalzungsregionen wählten Binnensalzstellen im Land Branden- - Salzwasser > 10.000 - 100.000 mg/kg migrierende Tiefenwässer zu erkennen. Viel- burg Untersuchungen an verschiedenen - Sole > 100.000 mg/kg mehr sollen Gebiete beobachtet werden, in auftretenden Wässern durchgeführt. Die Zum anderen wird in Brandenburg der Auf- denen derzeit zwar keine Versalzungen im Wasserproben stammten aus Grundwasser- fassung von GRUBE ET AL. (2000) zugestimmt, Süßwasserstockwerk bestehen, wo jedoch messstellen, Oberflächengewässern wie Seen die Festlegung der Süß-/Salzwassergrenze die entsprechenden Bildungsbedingungen und Gräben sowie aus Blänken. Im Ergebnis an wasserwirtschaftlich orientierten Frage- gegeben sind und deshalb bei veränderten der ausgewerteten Analysen ist zum einen stellungen mit folgenden Werten auszurich- klimatischen Verhältnissen Versalzungen die Möglichkeit des Einsatzes des Hydro- ten: auftreten können. geochemischen Genesemodells der Wässer - Chlorid ≥ 250 mg/l Eingehende Beschreibungen zu Grundwas- einschließlich des Genetischen Grundver- - Sulfat ≥ 240 mg/l serversalzungen sind in HERMSDORF (2006) hältnisses (GGV) nach RECHLIN (1997, 2008) - Gesamtmineralisation ≥ 1000 mg TDS/l und RECHLIN et al. (2007) zu finden. Im Fol- auch bei Binnensalzstellen belegt worden. - Leitfähigkeit ≥ 2000 µS/cm genden sollen hauptsächlich die an der Zum anderen konnten innerhalb der Bin- Hierbei ist jedoch immer der geologische Oberfläche auftretenden Binnenversalzun- nensalzstellen Differenzierungen der salina- und hydrogeochemische Background des gen betrachtet und bewertet werden. ren Wässer hinsichtlich ihres genetischen jeweiligen Gebietes zu betrachten, so dass Gefährdungsgrades vorgenommen werden. auch bereits Chlorid-Gehalte von 50 mg/l Eine Unterscheidung wie von RECHLIN (2008) eine Versalzung des Grundwassers anzeigen 2 Geologischer Überblick beschrieben, ist ebenfalls erfolgt, gleichwohl können. und Voraussetzungen zum das sogenannte Genetische Grundverhältnis Im Zusammenhang mit der prognostizierten Salzwassertransport in deutlicher zu differenzieren war. Veränderung des Klimas (GERSTENGABE et al. Brandenburg 2003) hinsichtlich der zu erwartenden Tem- peraturanstiege und vermutlichen Reduzie- Die natürliche Landschaftsentwicklung 1 Einleitung rung der Niederschläge treten die Versal- Brandenburgs ist eng verbunden mit dem zungserscheinungen des Grundwassers im jüngsten Erdzeitalter, dem Quartär. Obwohl Versalzungserscheinungen im Grundwasser Land Brandenburg in den Fokus der Siche- die an der Oberfläche anstehenden Bildun- sind schon aus der Historie bekannt und vor rung der Trinkwasserversorgung für die gen von Gesteinen von jungproterozoischen allem durch die Botaniker im Zusammen- Bevölkerung. Hierfür wurden Monitoring- bis zu quartären Ablagerungen reichen, hang mit der Salzflora im Binnenland inten- systeme (HANNAPPEL et al. 2007) im Land in- werden vom Quartär mehr als 95 Prozent siv beschrieben worden. Wasserwirtschaftler stalliert, die es gestatten, die Mechanismen der Brandenburger Landesflächen mit kalt- wurden bereits Anfang der 1920er Jahre auf der Salzwasserintrusion zu untersuchen und und warmzeitlichen Lockergesteinssedimen- diese Problematik aufmerksam, da mit der eine Früherkennung einer flächenhaften ten bedeckt, die durchschnittliche Mächtig- Umstellung der Wasserversorgung aus den Ausbreitung bzw. Veränderung der salina- keiten von 100 - 150 m erreichen. So ist Oberflächengewässern eine stärkere Nut- ren Tiefenwässer in den Süßwasserbereich die Brandenburger Landschaft hauptsächlich zung von Grundwasser als Trinkwasser ein- zu gewährleisten. Vom Landesumweltamt ein Ergebnis mehrmaliger Vereisungen ver- herging und aus immer tieferen Brunnen wird ein oberflächennahes wasserwirtschaft- bunden mit Abtragungs-, Anlagerungs- gefördert wurde. Steigender Wasserbedarf lich orientiertes Messnetz unterhalten, um bzw. Aufschüttungsprozessen von Sanden, und zunehmende Fördermengen aus tiefe- dem Konflikt zwischen dem Erhalt des gu- Kiesen, Geschiebemergeln bzw. -lehmen so- ren Grundwasservorkommen führten lokal ten chemischen Zustandes im Grundwasser- wie Tonen und Schluffen. Hinzu kommen zu Aufsalzungen in den Brunnen und somit körper (EU-Wasserrahmenrichtlinie [WRRL]) verschiedenartige organogene Bildungen, zu Problemen in der Trinkwasserversorgung und möglicher Salinarintrusionen in Süß- Dünensande und Auensedimente des Holo- der Bevölkerung. wasser für wasserwirtschaftlich relevante zäns. Um eine eindeutige Herangehensweise zu Regionen rechtzeitig mit fundierten Kennt- Das Grundmuster der Oberflächengestalt gewährleisten, soll anfangs auf die Begrifflich- nissen und geeigneten Bewirtschaftungs- Brandenburgs wird im Wesentlichen von keit der Grundwasserversalzung eingegangen maßnahmen im Grundwasser entgegen- drei Reliefgroßeinheiten bestimmt, die das werden. Aufgrund fehlender verbindlicher zuwirken. Dies erfolgt in enger fachlicher Land von Südosten nach Nordwesten Festlegungen zum Begriff „Versalzung” im Zusammenarbeit mit dem Landesamt für durchziehen und ihre Herausbildung und Grundwasser richtet man sich in Brandenburg Bergbau, Geologie und Rohstoffe Branden- Formung den Prozessen während des Quar- zum einen nach dem Vorschlag von DAVIS & burg (LBGR). Darüber hinaus wurde im tärs verdanken. Es sind dies (Abb. 1): DE WIEST (1967), die sich an der Gesamtmine- LBGR ein tiefenorientiertes Salinarmessnetz - Der im Saaleglazial geprägte Südliche ralisation des Lösungsinhaltes orientieren und installiert, um in spezifischen, geologisch- Landrücken mit dem Fläming und dem folgende Einteilung vornehmen: hydrogeologischen ausgewählten Typusge- Niederlausitzer Grenzwall, begrenzt im 10 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Abb. 1: Karte der Eisrandlagen des Landes Brandenburg (LIPPSTREU et al. 1997)

Süden durch das Lausitzer Tal. sondere auf spätere pleistozäne und haloki- lagerungen von Tonsteinen, Karbonaten, - Das breite, aber sehr heterogene Zwi- netische Prozesse zurückzuführen sind. Sulfaten und Chloriden, in denen die hoch schengebiet der Platten und Niederungen Zusammen stellen diese känozoischen Bil- mineralisierten Tiefenwässer zirkulieren. mit einer Vielzahl größerer und kleine- dungen im Land das so genannte Süßwas- Weitere Bildungsmöglichkeiten hoch mine- rer, vielgestaltiger Hochflächenareale (wie serstockwerk dar. Darunter folgt das aus ralisierter Tiefenwässer waren in Branden- z. B. die Teltower oder Nauener Platte, meso- und paläozoischen Ablagerungen burg durch die marinen Transgressionen Barnim-Hochfläche) und dem Durchzug bestehende Salzwasserstockwerk mit hoch während der Trias (ca. 200 Mio. Jahre) bis der drei Urstromtäler (Baruther, Berliner mineralisierten Tiefenwässern. hin zum Tertiär (Rupelton ca. 30 Mio. Jahre) und Eberswalder Urstromtal). Brandenburgs tieferer Untergrund wird fast gegeben. - Der weichselglaziale Nördliche oder Bal- ausnahmslos von Gesteinen gebildet, die in In seiner Gesamtheit erreicht das Salzwasser tische Landrücken, der in Brandenburg der Norddeutsch-Polnischen Senke abgela- führende Stockwerk Mächtigkeiten von große Teile der Uckermark umfasst. gert wurden. Insbesondere während der Zeit mehreren Kilometern. Auf diesen lagern Die das Quartär unterlagernden tertiären des Zechsteins (ca. 250 Mio. Jahre) kam es süßwasserführende Sedimente mit einer Schichten, die der sog. ‚Braunkohlenzeit’ hier weitflächig zur Sedimentation mächtiger Mächtigkeit von ca. 150 - 300 m. zugehörig sind, weisen trotz der damals salinarer Gesteinsschichten, die durch Ein- Der entscheidende Trennhorizont zwischen vorherrschenden relativ ruhigen Ablage- dampfung des Meerwassers in isolierten dem süßwasserführenden nutzbaren Grund- rungsbedingungen große Mächtigkeits- Beckenbereichen entstanden. Diese bis zu wasserbereich im Hangenden und den hoch schwankungen (zwischen wenigen und 1000 m, max. > 3000 m, mächtigen Forma- mineralisierten Tiefenwässern im Liegenden mehreren hundert Metern) auf, die insbe- tionen bestehen aus rhythmischen Wechsel- ist die Rupeltonschicht des Tertiärs. Die ANGELA HERMSDORF: ÜBERBLICK ÜBER DIE GRUNDWASSERVERSALZUNGEN IM LAND BRANDENBURG 11

Oberfläche des Rupeltons, der durchschnitt- und können im Bereich von tektonischen Mächtigkeiten und durchstoßen teilweise so- lich 80 - 100 m Mächtigkeit erreicht, liegt bei Schwächezonen (Bruchstörungen) in die gar die Erdoberfläche (Salzstock Sperenberg). ca. -200 bis -100 mNN. überlagernden jüngeren Schichten aufsteigen Neben den halokinetischen Bewegungen Unter dem Druck der hangenden Deck- (Halokinese). In den sog. Salzkissen oder aus dem Liegenden konnten auch durch schichten reagieren die Salzgesteine plastisch Diapiren erreichen sie dann diese großen erosive Gletschertätigkeiten aus dem Han- genden Schwächezonen (sog. quartäre Aus- räumungszonen) oder gar Fehlstellen im Rupeltonhorizont geschaffen werden, die dann einen Aufstieg mineralisierter Tiefen- wässer in die süßwasserführenden Schich- ten ermöglichten. Diese geogenen Versalzungen im oberflä- chennahen Grundwasserbereich, die auch als Binnenversalzung bezeichnet werden, entstehen in Brandenburg somit durch den Aufstieg von mineralisierten Tiefenwässern über quartäre Rinnen meist verbunden mit Rupeltonfehlstellen und durch Salzstockab- laugungen. Die eigentlichen Versalzungs- prozesse sind i. d. R. an das gleichzeitige Auftreten stofflicher, geologisch-strukturel- ler und hydrodynamischer Voraussetzungen geknüpft. Wird eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, können am konkreten Standort diese Prozesse meistens nicht erwartet wer- den (Abb. 2). Im Atlas für Geologie des LBGR (2002) gibt die „Karte der Versalzung” einen Überblick zu den in Brandenburg oberhalb der Rupel- tonschicht auftretenden Salzwässern (s. Abb. 3). Abb. 2: Prinzipskizze der Salzwasserintrusion (RECHLIN 2005)

Abb. 3: Versalzung oberhalb der Rupeltonverbreitung (STACKEBRANDT &. MANHENKE 2002) 12 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

mentmatrix der Aquifere enthaltenen Mine- rale bilden die substanzielle Voraussetzung für Kationenaustauschprozesse. Im Ergebnis genetisch bedingter Sorptionsprozesse (ma- rine Genese der Schichtenfolge) sind die Austauschplätze dieser Minerale ursächlich mit Natrium (Na+)-Ionen besetzt. Im Rahmen von Kationenaustauschprozes- sen, die auf Grund der statischen Austausch- bedingungen meist sehr lange Reaktionszei- ten aufweisen, können dem Grundwasser hauptsächlich Kalzium (Ca2+)-, Magnesium (Mg2+)- und Natrium (Na+)-Ionen entzogen werden. Während die Kalium (K+)-Ionen überwiegend adsorptiv an Tonminerale ge- bunden werden, ist auch ein Austausch der Erdalkali-Ionen gegen die sorptiv gebunde- nen Na+-Ionen (Alkalisierung) möglich. Für den Kationenaustausch von Na-Lösung ge- gen Ca2+-Matrix sind hingegen sehr hohe Konzentrationen der Intrusionswässer erfor- derlich. - Redoxreaktionen: In den tiefen bedeckten Grundwasserleitern mit stagnierenden hydro- dynamischen Austauschbedingungen herr- Abb. 4: Hydrodynamisches Modell von Salzwasseraufstiegen in der Nordostdeutschen Senke schen ausschließlich anaerobe Bedingungen (HANNEMANN & SCHIRRMEISTER 1998) vor. Als Oxidationsmittel stehen Sulfat 2- 2+ 2+ (SO4 ), Eisen (Fe )- und Mangan (Mn )- 2.1 Hydrodynamische Prozesse für den logischen Verhältnissen können dann in den Oxide, in Abhängigkeit von der Menge orga- Salzwassertransport „Aussickerungs” gebieten ergiebige Grund- nischer Substanzen im Sediment, gelöstes Ein wesentliches Kriterium für das Verständ- wasseraustritte sowohl aus der Grundwas- Kohlendioxid sowie gelöster Stickstoff zur nis der Transportvorgänge beim Aufstieg serneubildung (Süßwässer) als auch aus der Verfügung. Diese dienen als Elektronenak- hoch mineralisierter Tiefenwässer an die Liegendspeisung (stationäre Süßwässer zeptoren und werden im Rahmen der Redox- Erdoberfläche stellt das Verhältnis der oder salinare Wässer) auftreten. reaktionen reduziert. Druckpotenziale zwischen dem Süß- und Im Ergebnis dieser Prozesse erfolgt in den Salzwasserstockwerk dar. Die folgende Ab- 2.2 Hydrogeochemische Prozesse und Wässern die kontinuierliche Verringerung der 2- bildung (HANNEMANN & SCHIRRMEISTER 1998, Identifizierung der Herkunft der SO4 -Konzentration, aber auch die Freiset- modifiziert nach Zieschang) verdeutlicht die Salzwässer zung von Fe2+, Mn2+, Methan und Ammoni- dynamischen Prozesse in der Norddeut- Die Grundlage für die genetische Entwick- um. Die Schwermetall-Ionen werden i. d. R. schen Tiefebene (Abb. 4). lungsreihe der salinaren Wässer nach VAL- als Sulfide ausgefällt. Der von Vereisung zu Vereisung zunehmen- JAŠKO et al. (1961) bildet das Wasser der - Lösungs- und Fällungsreaktionen: Die de Aufbau des pleistozänen Sedimentkör- Ozeane. Dieses besitzt in der Regel eine Lösungsvorgänge betreffen in erster Linie die pers, in dem sich auch verstärkt ein mäch- durchschnittliche Mineralisation von ca. im Sediment verbreiteten Salze wie Gips tiger, mit Süßwasser erfüllter Porenraum 35,0 g/l. Der Lösungsinhalt dieser Wässer (CaSO4 * 2 H2O), aber auch Kalkstein (Ca- ausbilden konnte, stellt einen Gegenpol wird von den Natrium- und Chlorid-Ionen CO3) und andere Karbonate. Das Lösungs- zum Salzwasser führenden mächtigen meso- dominiert. Die prozentualen Anteile der /Fällungsgleichgewicht stellt sich neu ein. Im und paläozoischen Gesteinskomplex dar. Haupt-Ionen an der Gesamtmineralisation Ergebnis dieser Reaktionen erfolgt eine all- Somit konnten sich in der oberen Erdkruste betragen: mähliche Anreicherung der Wässer mit Ca2+-, 2- - zwei hydraulische Systeme entwickeln, in SO4 - und HCO3 -Ionen. denen das Fließgeschehen bei hydrostati- gelöstes Element im prozentualer Anteil der Unter Berücksichtigung der oben beschriebe- Ozeanwasser Gesamtmineralisation schen Ungleichgewichten und das Strö- [%] nen hydrogeochemischen Prozesse sowie der mungsverhalten zweier Flüssigkeitsmedien stofflichen, geologisch-strukturellen und hy- + dominieren. Der glazialeustatisch und iso- Na 30,7 drodynamischen Voraussetzungen können statisch dirigierende Einfluss des Weltmee- K+ 1,1 die natürlichen Wässer mittels verschiedener res auf die Dynamik und Zusammensetzung methodischer Ansätze typisiert werden. Ca2+ 1,2 des Grundwassers in unserem Raum wurde Für die Identifizierung der auftretenden durch die Akkumulation terrestrischer Sedi- Mg2+ 3,7 Wässer in den Binnensalzstellen ist das in mentfolgen zunehmend differenziert und - der Grundwasserpraxis in Brandenburg be- Cl 55,2 modifiziert. Dem hydrogeologischen Haupt- währte Genesemodell (RECHLIN 1997) ge- - zyklus sind mächtigkeits-, relief- und stoff- SO42 7,7 nutzt worden. abhängige Zyklen zugeordnet und auch HCO3- 0,4 Es bietet die Möglichkeit zur Identifizierung aufgesetzt worden. Sie waren und sind nur der Herkunft der Grundwässer im Lockerge- noch bedingt von dem Niveau des Meeres- Folgende hauptsächlich ablaufende Reaktio- stein und erlaubt unterstützende Aussagen spiegels, dafür zunehmend von der Relief- nen (RECHLIN et al. 2007), die zum Verständnis zu geologischen Lagerungsverhältnissen, und Vorflutsituation sowie vom Klima und nicht nur der hydrogeochemischen sondern zum Geschütztheitsgrad der Grundwasser- damit verbundenen Niederschlagsereignis- auch der hydrodynamischen Prozesse wäh- leiter und kann generell zur Klärung der sen abhängig. Grundwasserneubildungsge- rend der Intrusion salinarer Tiefenwässer in Verbreitung von hydraulisch wirksamen biete (Speisungsbereiche) stehen regional die süßwasserführenden Grundwasserleiter Transportbahnen im Grundwasserleiter he- Niederungsgebieten (Entlastungsbereiche) erläutert werden, stehen mit o. g. Einflussfak- rangezogen werden. gegenüber. Abhängig von der jeweiligen toren im Zusammenhang. Im Hydrogeochemischen Genesemodell des geologischen Position bzw. den hydrogeo- - Ionenaustauschreaktionen: Die in der Sedi- Süßwasserstockwerkes (RECHLIN 1997) wer- ANGELA HERMSDORF: ÜBERBLICK ÜBER DIE GRUNDWASSERVERSALZUNGEN IM LAND BRANDENBURG 13

oder Magnesium-, seltener dem Natrium- Typ zuzuordnen. Ebenfalls als Mischwässer treten hier die salinaren Anteile in den Wäs- sern zurück, so dass die Einflüsse der Neubil- dungswässer überwiegen → GGV <0,1 - Süßwässer ohne den salinaren Hintergrund: Diese Wässer entsprechen Wässern mit geo- genem oder anthropogenem Background mit neubildungsgeprägtem oder auch stationä- rem Charakter, die die größte Verbreitung in Brandenburg finden → GGV >0,1

3 Hydrogeochemisch-gene- tische Bewertung in ausge- wählten Binnensalzstellen

Für eine hydrogeochemische Auswertung standen Analysen von 2005 bis 2008 zur Verfügung, denen jedoch keine systemati- schen Untersuchungen hinsichtlich Trend- analysen zugrunde lagen. Die Wasserproben entstammen Grundwassermessstellen, Blän- ken und Oberflächengewässern. Die Bewer- tung gilt als eine Bestandsaufnahme der auftretenden Wässer in den betrachteten Binnensalzstellen. Ziel sollte sein, festzustel- len, ob auch für diese hauptsächlich als Oberflächengewässer, insbesondere die Blän- ken, ähnlich wie in KABOTH (2008), ein Ein- satz des Genesemodells nach RECHLIN (1997, 2008) zu aussagekräftigen hydrogeochemi- schen Ergebnisse führt. Des Weiteren sollte an einzelnen Binnensalzstellen der Nachweis erbracht werden, ob hier verschiedene sali- nare Wässer auftreten. Geochemisch-genetische Trends im Gebiet III (Trechwitz und Schenkenberg) mit mehrmali- ger Beprobungen abzuleiten, wurde zum derzeitigen Zeitpunkt als verfrüht angesehen. Es konnten jedoch in den jeweiligen Binnen- salzstellen unterschiedliche hydrogeochemi- Abb. 5: Hydrogeochemisches Genesemodell der Wässer in den Grundwasserleiterkomplexen sche salinare Typen identifiziert werden. des Landes Brandenburg (RECHLIN 1997) Die Probenahme-Punkte entsprechen über- wiegend denen von BAURIEGEL et al. 2009 den in Erweiterung des Genesemodells der findet sich in RECHLIN 2008, wonach die Salz- (in diesem Heft) bzw. den aus MÜLLER-STOLL Naturwässer des Salzwasserstockwerkes wässer nach ihren genetischen Informatio- & GÖTZ (1962) bekannten Untersuchungs- (VALJAŠKO et al. 1961, LEHMANN 1974) 4 ge- nen aus dem althergebrachten Genesemodell stellen. netische Grundtypen unterschieden: (RECHLIN 1997) und einem Genetischen Die auftretenden Chlorid-Typen werden - Sulfat-Typ für die Wässer des neubil- Grundverhältnis (GGV) klassifiziert werden. durchweg den intrusiven salinaren Wässern dungsbeeinflussten Wasserkreislaufes Dabei können die Wässer nach ihrer Ge- zugeordnet. Charakteristisch bei diesem Typ mit den genetischen Typen 2, 3, 4 fährdung zum salinaren Pool unterschieden sind die hohen Anteile (meist >80%) an ge- - Magnesium-Typ für die Wässer des werden (Abb. 6): lösten Chloridsalzen, die hauptsächlich auf neubildungsbeeinflussten Wasserkreis- - intrusive salinare Wässer: hydrogeoche- gelöstes Natriumchlorid zurückzuführen laufes mit den genetischen Typen 4, 5 misch-genetisch als Chlorid-Typ identifiziert, sind sowie die damit verbundenen relativ - Natrium-Typ für die überwiegend nicht sind diese unmittelbar mit einer salinaren hohen Chlorid-Konzentrationen von meist am Wasserkreislauf teilnehmenden Aufstiegsbahn der hoch mineralisierten Tie- > 2500 mg/l. Weiterhin sind diese durch Grundwasservorräte (stationäre Wäs- fenwässer des Salinarstockwerkes in Verbin- ein sehr geringes Genetisches Grundver- ser) vom Typ 6 dung zu bringen. → GGV < 0,05 hältnis von meist < 0,008 geprägt, das sich - Chlorid-Typ für die Wässer des salina- - migrierende salinare Wässer: hydrogeo- jedoch regional unterschiedlich entwickelt ren Tiefenwasserstockwerkes mit den chemisch-genetisch als Sulfat-, Magnesium- hat. Lediglich in einer Blänke bei Gröben Typen 7,8 oder Natrium-Typ identifiziert, treten diese kann ein Sulfat-Typ mit einem intrusiven sa- Im Hinblick auf die weiter entwickelte Me- in der Nähe einer salinaren Aufstiegsbahn linaren Einfluss identifiziert werden, hier thodik speziell für die Früherkennung von der hoch mineralisierten Tiefenwässer auf. liegt jedoch nur eine Analyse vor. Salzwasserintrusion (RECHLIN 2008) und ihrer Sie migrieren auf einem längeren Weg an Die salinaren Wässer, die als Sulfat- bzw. Anwendung auch für die Oberflächenge- die Oberfläche und stellen einen Mischtyp Magnesium-Typ identifiziert werden, sind wässer (KABOTH 2008), wurden hier verschie- aus salinaren Wässern mit stationären oder zum einen den migrierenden salinaren Wäs- dene Wässer (Grundwasser, Blänkenwasser, neubildungsgeprägten Grundwässern dar sern zuzuordnen. Sie weisen Chloridsalzan- Oberflächenwasser) im Bereich der Binnen- → GGV <<0,1 teile zwischen 25 - 65% auf. Auch die Chlo- salzstellen untersucht und bewertet. Eine - diffus migrierende salinare Wässer: hydro- ridgehalte von meist < 900 mg/l liegen im ausführliche Beschreibung dieser Methodik geochemisch-genetisch meist dem Sulfat- Durchschnitt deutlich unter den als intrusiv 14 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Abb. 6: Differenzierung salinarer Wässer (RECHLIN 2008) salinar eingestuften Wässern. Das Geneti- len und den jeweiligen Wasserwegsamkei- Aufsalzungen in den Oberflächengewäs- sche Grundverhältnis liegt meistens zwi- ten zu erklären, jedoch müssen hierfür noch sern/Blänken kommt. schen 0,02 und 0,05 und unterscheidet sich detailliertere Untersuchungen durchgeführt Im Ergebnis der Untersuchungen konnte bei somit erheblich von den intrusiven salinaren werden. den Chlorid-Typen des Genesemodells fast Wässern. Die Wässer der Binnensalzstellen im Raum ausnahmslos ein salinar intrusiver Einfluss Zum anderen können die Wässer, die eben- Trechwitz-Schenkenberg (Rietzer See), Grö- mit einem GGV von meistens 0,002 nach- falls als Sulfat- bzw. Magnesium-Typ ausge- ben und Luchwiesen Philadelphia können gewiesen werden. Die Sulfat- bzw. Magnesi- halten werden, als diffus migrierende salina- ihrem genetischen Charakter nach verschie- um-Typen des Genesemodells können häufig re Wässer eingestuft werden. Jedoch treten denen salinaren Wässern zugeordnet wer- mit einem salinar migrierenden Einfluss und hier die Anteile der Chloridsalze mit < 50% den. Ähnlich wie in den süßwasserführenden einem GGV von 0,02 - 0,04 charakterisiert deutlich zurück und die gelösten Sulfatsalze GWL lässt sich die Herkunft der hoch mine- werden. Bei den Sulfat- bzw. Magnesium-Ty- mit meist >25% sind prägend. Das Geneti- ralisierten Tiefenwässer auf die quartären pen besteht auch die Möglichkeit, dass auf sche Grundverhältnis liegt bei ≥ 0,04. Rinnen zurückführen. Aufgrund der festge- Grund der hohen Neubildungsanteile nur sa- Im Bereich der Binnensalzstellen, bei denen stellten Zonierung in diesen Binnensalzstellen linar migrierende Einflüsse mit einem GGV mehrere Probenahmen durchgeführt wur- kann vermutet werden, dass sich diese z. T. ≥ 0,04 festgestellt wurden. den, lassen eine regionale Zonierung der im Kern der unmittelbaren Entlastungszonen Des Weiteren ist in den Gebieten der Havel- salinaren Wässer erkennen. So konnten im (Liegendspeisung) der intrusiven Wässer be- niederung (Schenkenberg, Trechwitz), der Bereich der in der Niederung am tiefsten finden und je nach Wasserwegsamkeiten mit Nuthe-Nieplitz-Niederung (Gröben, Trems- gelegenen Punkte (in den Blänken) sowie in mehr oder wenigen Einflüssen der Neubil- dorf) und des Dahme-Seengebiets (Luchwie- den Grundwassermessstellen die intrusiv dung an die Oberfläche migrieren. sen) eine deutliche Zonierung der salinaren salinaren Wässer festgestellt werden. In den In der Region Cahnsdorf sowie Frankendorf Wässer erkennbar. Meist in den Blänken und Gräben waren hauptsächlich migrierende konnten in den beprobten Wässern nur GWM sind die salinar intrusiven Wässer fest- salinare Wässer identifiziert worden. In den geringe bzw. keine salinaren Einflüsse iden- stellbar, in den Gräben treten häufig die sali- nahegelegenen Seen sind jeweils diffus mi- tifiziert werden. Vermutlich sind hier die nar migrierenden Wässer auf und in den grierende salinare Wässer zu beobachten. stofflichen, geologisch-strukturellen und hy- Seen konnten dann die geringen Einflüsse Die Zonierung ist mit der geologischen drodynamischen Voraussetzungen nicht mit den salinar diffus migrierenden Wässern Struktur, den auftretenden Druckpotenzia- derart ausgebildet, dass es zu ausgeprägten identifiziert werden. ANGELA HERMSDORF: ÜBERBLICK ÜBER DIE GRUNDWASSERVERSALZUNGEN IM LAND BRANDENBURG 15

Tabelle 1: Hydrogeochemisch-genetische Bewertung in ausgewählten Binnensalzstellen

Genetischer Typ * ∑ Sulfatsalze ∑ Chloridsalze Chlorid GGV** (überwiegend) mit geogen salinaren Einflüssen % (max.) % (max.) mg/l I. Ucker Randow-Tal Seehausen Quast LUA-GWM Natrium-Typ mit migrierendem Einfluss < 5 25 90 0,05 II. Havelländisches Luch Lobeofsund Blänke Sulfat-Typ mit migrierendem Einfluss 10 55 900 0,02 III. Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg Trechwitz GWM Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss 20 60 3270 0,002 Blänke Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss 15 85 3450 0,0002 Netzener See Sulfat-Typ mit diffus migrierendem Einfluss 25 30 50 0,05 Schenkenberg GWM Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss <5 95 4030 0,002 Blänke Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss <5 90 4760 0,002 Graben Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss <5 90 2780 0,002 Emsterkanal Sulfat-Typ mit diffus migrierendem Einfluss Rietzer See 35 35 55 0,08 Kienwerderfenn Graben Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss <5 80 425 0,04 Blänke Magnesium-Typ mit migrierendem Einfluss 10 65 450 0,04

IV. Nuthe-Notte-Niederung Gröben Blänke Sulfat-Typ mit intrusivem Einfluss 20 75 3810 0,02 Graben Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss 10 85 2580 0,005 Nuthe Sulfat-Typ mit migrierendem Einfluss 20 50 220 0,02 Gröbener See Magnesium-Typ mit diffus migrierendem Einfluss 25 45 140 0,04 Tremsdorf Blänke Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss 5 80 1910 0,008 Königsgraben Sulfat-Typ der Neubildung mit chloridischem Stoffeintrag 35 20 60 0,08 Blänke Königsgraben Sulfat-Typ mit migrierendem Einfluss 15 45 184 0,02 Grössinsee Sulfat-Typ der Neubildung mit chloridischem Stoffeintrag 35 25 60 0,08

V. Dahme-Seengebiet Philadelphia/Luchwiesen Blänke Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss 10 70 730 0,001 Graben Magnesium-Typ mit migrierendem Einfluss 20 50 280 0,05 Chlorid-Typ mit intrusivem Einfluss Schurf Sulfattyp mit anthropogenen Einflüssen 20 70 5000 0,0002 GWM 30 10 50 >1

VI. Luckauer Becken Cahnsdorf Blänke Magnesium-Typ mit diffus migrierendem Einfluss 55 20 275 0,04 Teich Magnesium-Typ mit diffus migrierendem Einfluss 50 40 455 0,1 Frankendorf Blänke Sulfat-Typ der aktuellen Neubildung 80 15 115 0,2

*Rechlin 2008, **Rechlin 2008

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BINNENSALZSTELLEN SIND DYNAMISCHE STANDORTE MIT EINER AUSGEPRÄGTEN PEDOGENEN UND SAISONALEN VARIABILITÄT. DIE KENNTNIS UND DAS VERSTÄNDNIS DER STANDORTKUNDLICHEN VERHÄLTNISSE SIND EINE VORAUSSETZUNG FÜR EFFEKTIVE MANAGEMENTSTRATEGIEN.

ALBRECHT BAURIEGEL, MICHAEL FACKLAM & JUDITH WALTER Pedogene Eigenschaften und Dynamik der Binnensalzstellen Brandenburgs Schlagwörter: Salzböden, Binnensalzstellen, Pedogenese, Nutzungsgeschichte, Leitfähigkeiten

Zusammenfassung tritte stehen im Zusammenhang mit Fehl- vielerorts bereits bis in den effektiven stellen im unteroligozänen Rupelton, der im Wurzelraum reichen. Dies führt zu verän- Die bekannten Binnensalzstellen befinden Normalfall die Süßwasserstockwerke gegen- derten bodenphysikalischen und boden- sich fast ausschließlich in vermoorten über den tieferliegenden Salzwässern ab- chemischen Eigenschaften der Standorte. holozänen Niederungen Brandenburgs. Die dichtet. An diesen Fehlstellen erfolgt bei Im Rahmen des EU-LIFE-Projekts wurden 18 Ergebnisse der bodenkundlichen Unter- entsprechenden Druckunterschieden ein Standorte hinsichtlich ihrer Versalzungs- suchungen in 18 ausgewählten Gebieten Salzwasseraufstieg in die jüngeren Grund- intensität und Versalzungsdynamik boden- zeigen ein sehr breites Spektrum in der Ver- wasserleiter. Dabei werden die vorhandenen kundlich näher untersucht (Abb.1). salzungsintensität der Binnensalzstandorte. Druckdifferenzen abgebaut und das Salz- Gleichwohl die geologische Situation eine Die Standorte zeichnen sich durch eine wasser wird im normalen Grundwasserstrom wesentliche Voraussetzung für die Entste- saisonale Versalzungsdynamik mit z.T. mitgeführt. Da das salzhaltige Grundwasser hung und die Existenz der Binnensalzstellen starken Leitfähigkeitsänderungen aus. Eine überwiegend an der Basis des Süßwasser- ist, bedarf es darüber hinaus für eine halo- Reihe von Binnensalzstandorten besitzt komplexes laminar transportiert wird, be- phytische Vegetationsausprägung einer pe- einen labilen Status und bedarf eines geziel- steht meist eine räumliche Distanz zwischen dogenen Salzakkumulation im Wurzelraum. ten Managements zu deren Erhaltung. Für Entstehungs- und Austrittsort (HANNEMANN & Das Ausmaß dieser Salzanreicherung be- die Stabilisierung der Binnensalzstellen sind SCHIRRMEISTER 1998, SCHIRRMEISTER 2002). stimmt den Konkurrenzvorteil der Halophy- Grundwasserstände notwendig, die den Geomorphologisch befinden sich die be- ten gegenüber den weniger salztoleranten Kapillarsaum des Wurzelraums kontinuier- kannten Binnensalzstandorte ausschließlich Arten und entscheidet folglich über die Art lich mit salzhaltigem Grundwasser speisen, innerhalb der vermoorten holozänen und die Intensität der Ausprägung der um eine Salzakkumulation zu ermöglichen. Niederungs- bzw. Senkengebiete Branden- Salzvegetation. Von besonderer Bedeutung burgs. Diese Niedermoorstandorte weisen ist dabei der kapillare Aufstieg aus dem geo- als Folge von Meliorationsmaßnahmen und gen-salzhaltigen Grundwasser und der 1 Einführung einer intensiven landwirtschaftlichen (Vor-) damit einhergehenden pedogenen Salzak- Nutzung meist starke Degradationserschei- kumulation im Wurzelraum. Letztere ver- Die Binnensalzstellen Brandenburgs ver- nungen auf (SUCCOW & JOOSTEN 2001). Die stärkt bei höheren Salzkonzentrationen den danken ihre Existenz einer geogen bedingten Torfkörper sind oft von Mudden unter- Trockenstress der Pflanzen. Die gelösten Grundwasserversalzung. Die Salzwasseraus- lagert, die auf Grund des Torfabbaus Elektrolyte verursachen ein erhöhtes osmo-

Abb.1: Lage der bekannten Binnensalzstellen (links) sowie der Untersuchungsgebiete (rechts) ALBRECHT BAURIEGEL et al.: PEDOGENE EIGENSCHAFTEN UND DYNAMIK DER BINNENSALZSTELLEN BRANDENBURGS 17

tisches Potenzial, welches die Wasserauf- fähigkeit (ECe) ein (CARTHER 1977, RHOADES moore” findet sich zwar in SUCCOW & nahme der Pflanzen erschwert (IUSS WORK- et al. 1992, SCHLEIFF 2005). Vielfach werden JESCHKE (1986) und SUCCOW & JOOSTEN ING GROUP WRB 2007, MARSCHNER 1995). ab 4 mS/cm (ECe) relevante Wuchs- bzw. (2001), wird aber in seiner stofflichen Erhöhte Salzgehalte in der Bodenlösung Ertragsstörungen (non-effect-level) beschrie- Charakteristik und Dynamik nicht weiter führen zudem zu einer gestörten Ionenba- ben (MUNNS & TESTER 2008). Als Grenze für untersetzt. Unter Salzmooren verstehen die lance und Nährstoffverfügbarkeit (LARCHER das Auflaufen und die Keimung der Saat Autoren eher die Küstenmoore, welche aber 2001). Darüber hinaus besitzen Natrium- werden 15 - 20 mS/cm angegeben (LARCHER einer anderen Dynamik unterliegen als die und Chlorid-Ionen eine phytotoxische Wir- 2001). grundwasserversalzten Moore des Binnen- kung, die jedoch von Halophyten durch Im bodenkundlichen Sinne bedarf es für landes. Aus pedogenetischer Sicht wäre spezielle physiologische Anpassungen aus- einen Salzboden (Solonchak) nach World daher eine Unterscheidung zwischen den geglichen wird (s. HERRMANN in diesem Heft). Reference Base einer ECe von mindestens salzwasserüberfluteten Küstenmooren und Als Maß für den Salzgehalt in der Boden- 15 mS/cm (IUSS WORKING GROUP WRB 2007) den von salzhaltigen Grundwässern ge- lösung wird die elektrische Leitfähigkeit im im Oberboden. Das entspricht einem Gehalt speisten Salzmooren des Binnenlandes (Bin- Bodensättigungsextrakt (ECe in mS/cm) von 1% Salz in der Bodenlösung. Böden mit nensalzmoore) sinnvoll. Da Salzböden in herangezogen (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL einer grundwassergespeisten Versalzung Deutschland insgesamt eine sehr geringe 2002, IUSS WORKING GROUP WRB 2007). werden dann als Solonchake bezeichnet. Da räumliche Verbreitung besitzen, sieht die Untersuchungen zu salzbedingten Standort- sich die Brandenburger Binnensalzstellen aktuelle Bodensystematik (AK BODENSYSTE- effekten beziehen sich meist auf Kultur- fast ausschließlich in Moorarealen befinden, MATIK 1998) für diese Böden gegenwärtig pflanzen. Sie setzen je nach Pflanzenart besteht ein Abgrenzungsproblem zu den keine eigene systematische Einheit auf dem zwischen 1 und 10 mS/cm elektrischer Leit- Mooren bzw. Histosolen. Der Begriff „Salz- Typen- bzw. Subtypenniveau vor. Derartige Standorte können mit der deutschen Sys- tematik ab einer ECe > 0,75 mS/cm ledig- lich als salzhaltig bzw. versalzt gekennzeich- net werden. Eine Erweiterung um die Kate- gorie Salzmoore wäre sinnvoll, zumal allein im Land Brandenburg bei über 100 bekann- ten versalzten Mooren der Seltenheitsas- pekt nur bedingt greift.

2 Stoffliche und pedogene Eigenschaften und Variabilität der Binnensalzstandorte

In den Untersuchungen zeigte sich sowohl eine sehr unterschiedliche Versalzungsinten- sität zwischen den Standorten als auch eine mitunter stark ausgeprägte jahreszeitliche Dynamik an den einzelnen Standorten. Die Abb. 2: Klassifizierung der Standorte nach ihrer elektrischen Leitfähigkeit im Bodensätti- Leitfähigkeiten auf den Binnensalzstellen er- gungsextrakt (ECe) in mS/cm: 4 mS/cm – relevante Wuchs- und Ertragsstörungen (NEL), reichen im effektiven Wurzelraum Werte MUNNS & TESTER 2008, 15 mS/cm Einordnung als Salzboden nach World Reference Base, zwischen 1 - 30 mS/cm (Abb. 2). Die Vari- IUSS WORKING GROUP WRB 2007 abilität der pedogenen Versalzung innerhalb der Brandenburger Binnensalzstellen lässt

25 ein gleichermaßen breites Spektrum in der 14 Alle Vegetationsausprägung vermuten.

Moore Die höchsten ECe-Werte werden auf den untersuchten Standorten Gröben, Schen- Zützen 20 kenberg und Luchwiesen Philadelphia er- Wilmersdorf reicht. Auf diesen und auf den Standorten Brachwitz Busch Fergitz, Trechwitz und Tremsdorf über- Fergitz schreiten die Werte das bodensystematische

15 Gröben Kriterium von ECe von 15 mS/cm und sind daher den Solonchaken zuzuordnen. Auf S/cm) Tremsdorf m den Standorten Marstallwiese Storkow, Schiaß Brachwitz Busch, Prierowsee und Lobeof- Tremsdorf Lobeofsund

eq Sulfat ( 10 Schenkenberg sund liegen die ECe Werte noch über der C

E Mangelshorst Grenze von 4 mS/cm, über welcher salzbe- Gröben Nauen dingte Standorteffekte zu erwarten sind. Sie Prierowsee könnten der Gruppe der Binnensalzmoore

5 Trechwitz zugeordnet werden. Hingegen unterschei- Brachwitz Busch Luchwiesen den sich die Leitfähigkeiten an den Stand- Mangelshorst Schenkenberg Moore Marstallwiese Trechwitz orten Cahnsdorf, Zützen und Wilmersdorf Prierowsee Marstallwiese Nauen nicht von den Leitfähigkeiten (Abb. 2), die Wilmersdorf Schiaß Lobeofsund Luchwiesen auch auf nicht versalzten Mooren gemessen 0 Fergitz 0 5 10 15 20 25 werden (BAURIEGEL et al. 2007). ECeq Chlorid (mS/cm) Da die Stärke der Na+- und die Cl-- Konzen- trationen in der Bodenlösung die Konkur- Abb. 3: Anionen-Verhältnisse der untersuchten Binnensalzstandorte (Äquivalentleitfähig- renzeffekte beeinflusst (MUNNS & TESTER keiten (ECeq in mS/cm) von Chlorid zu Sulfat nach ROSSUM 1975 2008), ist es von besonderer Bedeutung, 18 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

14 alle

Moore

12 Zützen Cahnsdorf

Wilmersdorf 10 Brachwitz Busch ) m Fergitz

Gröben

) (mS/c 8 + K , Luchwiesen Tremsdorf 2+

Ca Schiaß 2+, 6 Lobeofsund (Mg

Schenkenberg Mangelshorst ECeq Nauen 4 Prierowsee Mangelshorst Trechwitz Gröben Trechwitz Wilmersdorf Tremsdorf Prierowsee 2 Zützen Marstallwiese Schenkenberg Moore Nauen Lobeofsund Marstallwiese Cahnsdorf Schiaß Brachwitz Busch Fergitz Luchwiesen 0 02468101214 ECeq Na+ (mS/cm)

Abb. 4: Kationen-Verhältnisse der untersuchten Binnensalzstandorte (Äquivalentleitfähigkeiten nach ROSSUM 1975 (ECeq in mS/cm) von Natrium zur Summe von Magnesium, Kalzium, Kalium welchen Anteil diese Ionen in der Bodenlö- Fergitz, Lobeofsund, Schiaß und Prierowsee sich sowohl die Leitfähigkeiten als auch die sung bzw. an der elektrischen Leitfähigkeit zu. Letztere sind aber in ihrer Leitfähigkeit Ionenverhältnisse kaum von denen nicht besitzen. Als Bezugsgröße für diesen Ver- etwas zurückgesetzt. Auf den Standorten versalzter Moorstandorte. Ein Salzeinfluss ist gleich bieten sich die Äquivalent-Leitfähig- Tremsdorf, Brachwitz Busch und Mangels- zwar erkennbar, er besitzt aber innerhalb keiten an (GUILLERD 1941, ROSSUM 1975). horst haben die Sulfat-Ionen einen gleich- des Wurzelraums keinen standortrelevanten Auf der Anionen-Seite bestimmen neben gewichtigen Anteil an der Bodenlösung. Die Einfluss. Inwieweit im Bereich dieser Stand- - - den Cl -Ionen vor allem die SO4 - und die Sulfat-Ionen haben nur zum Teil einen geo- orte der geogene Einfluss noch existiert,

HCO3 -Ionen die Leitfähigkeit. Hinsichtlich genen Hintergrund (SCHIRRMEISTER 1998), aber eine relevante Salzakkumulation den der Ionenkonzentration und der Ionenzu- sondern sind vor allem auch ein Zeiger der Wurzelraum nicht erreicht, bedarf weiterer sammensetzung der Bodenlösung bestehen Torfdegradation (SCHWÄRZEL 1997) oder Untersuchungen. starke Unterschiede zwischen den Stand- auch von anthropogenen Verunreinigun- Ein etwas modifiziertes Bild zeigt sich bei orten (Abb. 3). gen. In jedem Fall tragen die Sulfat-Ionen den Kationenverhältnissen (Abb. 4). Insbe- Die Standorte Luchwiesen Philadelphia, nicht zu den salzbedingen Konkurrenzeffek- sondere die Standorte in der Nuthe- Gröben, Schenkenberg und Trechwitz fallen ten in der Vegetationsausprägung bei Nieplitz-Niederung fallen durch einen sehr sowohl durch hohe Leitfähigkeiten als auch (SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL 2002). Auf den hohen Anteil der Natrium-Ionen auf. Die durch eine Dominanz der Chlorid-Ionen Standorten des Luckauer Beckens (Zützen, Unterschiede am Standort Luchwiesen auf. Gleiches trifft auch für die Standorte Cahnsdorf und Wilmersdorf) unterscheiden Philadelphia werden durch die Seekreide und deren hohen Kalzium-Anteil (Kalk- gehalte > 90 %) verursacht. Für die anderen Standorte ergibt sich ein vergleichbares Bild zu den Anionen-Verhältnissen. Insgesamt zeigt sich aber, dass eine Bewertung der Binnensalzstellen nur über den Summenpa- rameter Leitfähigkeit nicht sinnvoll ist.

3 Pedogene und saisonale Dynamik der Binnensalzstandorte

Für das Verständnis der Binnensalzstandorte sind neben den Status-quo-Erhebungen auch Untersuchungen zur Versalzungsdy- Abb. 5: Maximale und minimale Leitfähigkeiten (ECe in mS/cm) von 10 - 100 cm Profiltiefe namik notwendig. Von Interesse ist hierbei, für die Standorte Marstallwiese Storkow, Luchwiesen, Schenkenberg und Philadelphia inwieweit sich die Versalzungsintensität im ALBRECHT BAURIEGEL et al.: PEDOGENE EIGENSCHAFTEN UND DYNAMIK DER BINNENSALZSTELLEN BRANDENBURGS 19

Jahresgang ändert und dadurch die Vegeta- tionsausprägung beeinflusst wird. Für diese Untersuchungen wurden an den Standorten in dem Zeitraum 2006 - 2009 die Leitfähig- keiten im Bodensättigungsextrakt (ECe) zu Beginn, in der Mitte und zum Ende der Ver- dunstungsperiode gemessen und zum Teil durch geoelektrische Messungen untersetzt. Exemplarisch sollen die Ergebnisse für die Standorte Marstallwiese Storkow, Luch- wiesen Philadelphia und Schenkenberg vorgestellt werden (Abb. 5). Die Tiefenprofile der Leitfähigkeiten zeigen deutlich erhöhte EC-Werte oberhalb von 4 dm und weisen somit auf eine Salzanrei- cherung im Oberboden hin. Die großen Spannweiten zwischen den Minimal- und Maximalwerten verdeutlichen aber auch, dass es sich bei der Salzanreicherung um Abb. 6: Tiefenbezogene Leitfähigkeitsänderungen im Bezug zur mittleren Leitfähigkeit keine statische Eigenschaft handelt. Deut- (mS/cm) über den gesamten Beobachtungszeitraum am Standort Marstallwiese Storkow lich geringer fallen die Leitfähigkeits- schwankungen unterhalb von 5 dm aus. Vergleichbare Effekte zeigten sich auch auf den anderen untersuchten Standorten. An nur wenigen Standorten wie Philadelphia, Gröben und Rietz liegen die gemessenen Leitfähigkeiten (ECe) im Wurzelraum gene- rell über den relevanten Marken von 5 bzw. 15 mS/cm. Die Schwankungen der Leitfähigkeitswerte belegen den dynamischen Charakter der pedogenen Salzakkumulation im Wurzel- raum und deren rückwirkenden Einfluss auf eine halophytische Vegetationsausprägung. Der mitunter labile Status einer Binnen- salzstelle kommt auch dadurch zum Aus- druck, dass für eine Reihe von Standorten die angenommene, konkurrenzbeeinflus- sende Mindestleitfähigkeit von 4 mS/cm (non-effect-level) saisonal unterschritten wird. Auslösende Momente sind die nieder- schlagsbedingten Aussüßungsphasen außer- halb der Verdunstungsperioden. Für den Standort Storkow soll diesen Effekt die Abb. 6 illustrieren. Positive Abweichun- gen von der mittleren Leitfähigkeit entspre- chen Aufsalzungsphasen, während die ne- gativen Abweichungen Aussüßungsphasen beschreiben. Innerhalb des Untersuchungs- zeitraums verbinden sich die positiven Abweichungen meist mit der Sommermes- sung. Eine Ausnahme bildete das sehr som- mertrockene Jahr 2006, wo im Oktober die höchsten Leitfähigkeiten insgesamt gemes- sen wurden. Sehr ausgeprägt zeigt sich da- her auch die Aussüßung zum Frühjahr 2007. Gegenüber dem sehr feuchten Jahr 2007, das geringere saisonale Effekte hatte, entsprechen die Werte für das Jahr 2008 einem typischen Verlauf. Gegenläufig ist der Verlauf in den Messtiefen > 5 dm, da hier die positiven Abweichungen im Frühjahr gemessen wurden. Daraus kann ge- schlossen werden, dass sich außerhalb der Verdunstungsperiode am Standort ein Süß- wasserkissen bildet, welches die Salzwasser- front im Winter und im zeitigen Frühjahr nach unten drückt. Mit Beginn der Verdun- stung wird diese Front entlastet und steigt Abb. 7: Relative Widerstands-/Leitfähigkeitsänderungen (%) im Vergleich zur Erstmessung wieder in Richtung Geländeoberfläche auf. am Standort Marstallwiese Storkow (Walter 2009) Wie stark die Intensität dieser Phasen vom 20 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Witterungsverlauf abhängt, zeigt der Ver- Die Salzakkumulation findet dann unterhalb SCHIRRMEISTER W. 2002: Grundwasserversalzung. In: gleich zwischen den Jahren des gesamten des Wurzelraums statt und führt letztlich STACKEBRANDT, W & MANHENKE, V.: Atlas zur Geologie von Brandenburg, Landesamt für Geowiss. und Untersuchungszeitraumes. zum Ausbleiben des versalzungsbedingten Rohstoffe Brandenburg (LBGR), Kleinmachnow Die Dynamik dieser saisonalen Aufsalzungs- Konkurrenzdrucks innerhalb der Vegeta- SCHWÄRZEL, K. 1997: Untersuchungen zum Stoff- und und Aussüßungszyklen konnte auch mit tionsausprägung. Da die Versalzung saiso- Wasserhaushalt von Niedermooren, Dip.-Arbeit, TU- Berlin, unveröff. geoelektrischen Messungen (WALTER 2009) nalen Schwankungen unterliegt, sind neben STRAHL J. 2009: Bericht zur pollenanalytischen nachgewiesen werden. An einem 90 m- den nicht steuerfähigen Größen wie Nieder- Untersuchung der Bohrung Rietzer See, Profil 4 Transekt wurden im 0,5 m Abstand kon- schlagsmenge und jahreszeitliche Verteilung (2420092), EU-LIFE-Projekt „Binnensalzstellen Bran- denburg”, unveröff. Bericht LBGR Brandenburg, tinuierlich über eine Verdunstungsperiode vor allem zusätzliche laterale Süßwasserzu- Cottbus hinweg die Bodenwiderstände gemessen. flüsse zu vermeiden. Höhere Grundwasser- SUCCOW, M. & JESCHKE, L. 1986: Moore in der Die Abb. 7 veranschaulicht die relativen stände führen zwar zu einer geringeren Landschaft, Urania-Verlag, Leipzig, Jena, Berlin. 268 S. SUCCOW, M., & JOOSTEN, H. 2001. Landschaftsöko- Widerstandsänderungen zur Erstmessung. saisonalen Dynamik (WALTER 2009), fördern logische Moorkunde. Schweizerbart, Stuttgart. 622 S. Auch mit diesem Messverfahren konnte ein aber auch nicht die Salzakkumulation im WALTER J. 2009: Geoelektrische Messungen auf Leitfähigkeitsanstieg (d.h. Absinken der Gesamtbereich des effektiven Wurzelraums. Binnensalzstellen in ostdeutschen Niedermooren, Widerstände) im Oberboden mit dem Ein- Keinesfalls sollten die Grundwasserstände Dipl.-Arbeit, Universität Potsdam, unveröff. setzen der Verdunstungsperiode nachge- über zugeführtes Süßwasser hoch gehalten wiesen werden. Das ist insofern interessant, werden. Die Pegelmessungen an den unter- Anschrift der Verfasser: weil die geoelektrisch gemessenen Leit- suchten Standorten zeigten zudem, dass die fähigkeiten stiegen, obwohl mit der Boden- einzelnen Standorte unterschiedlich sensitiv Dr. Albrecht Bauriegel feuchte eine wesentliche Steuergröße im auf Niederschlagsereignisse und auf Schwan- Dez. Bodengeologie Sommer sank. Deutlich wird auch der kungen des Grundwasserstandes reagieren. Landesamt für Bergbau, Geologie und Roh- scheinbare Rückgang der Leitfähigkeiten im Neben den jahreszeitlichen Schwankungen stoffe Bereich von 7 - 17 dm, was aber mit dem des Grundwasserspiegels und der Nieder- Lipetzker Straße 45 Schwinden des Süßwasserkissens und der schlagsmenge haben die Nutzungsstrate- 03048 Cottbus Entlastung bzw. dem Aufstieg der Schicht gien einen maßgeblichen Einfluss auf die mit den höheren Salzkonzentrationen zu- Prägung und die Dynamik der Binnensalz- Michael Facklam sammenhängt. Ende Oktober kehrt sich stellen. Dennoch scheint in diesem Zusam- TU-Berlin Fakultät VI Institut für Ökologie dieser Prozess dann wieder um, die Nieder- menhang ein Abwägungsprozess notwendig, Fachgebiet Standortkunde und Boden- schläge bilden das Süßwasserkissen aus und da im Sinne von optimalen Grundwasser- schutz das Absinken der geschichteten Salzwasser- ständen die Belange des Moorschutzes und Salzufer 11 - 12 front erhöht die Leitfähigkeiten im Unter- der Biodiversität (optimale Ausprägung der 10587 Berlin boden. Salzvegetation) nicht deckungsgleich sind. Mit dem Blick auf die rezenten Befunde, Judith Walter stellen Binnensalzstellen Teile unserer Kul- Wollestraße 50 4 Pollenstratigraphische turlandschaft dar, die nur durch ein gezieltes 14482 Potsdam Befunde Management, unter Berücksichtigung der standortkundlichen Bedingungen, entwickelt Auf einen Zusammenhang zwischen dem werden können. Auftreten einer Salzvegetation und dem Be- ginn der Landnutzung weisen erste pollen- Literatur AK BODENSYSTEMATIK 1998: Systematik der Böden und analytische Untersuchungen im Raum der bodenbildenden Substrate Deutschlands, Kurz- Schenkenberg – Trechwitz hin. So konnte fassung. DBG Mitteilungen, Bd. 86: S. 1-134, STRAHL 2009 mit Funden der β-meso- Oldenburg. haloben Kieselalge Diploneis interrupta BAURIEGEL, A., FACKLAM, M., HERING, J., RÖSSLING, H. & LÜCK, E. 2007: Bodenkundliche Aspekte auf den einen Zeiger eines Salzeinflusses nach- Binnensalzstellen Brandenburgs. DBG Mitteilungen, weisen. Allerdings trat diese Art nur in den Bd. 110, Heft 2, S. 559-560 jungsubatlantischen Ablagerungen auf, CARTHER, J. 1977: In Wothington E.B. et al.: Arid land irrigation in developing countries. Pergamon, Oxford. während die älteren Floren dahingehend S.331 eher indifferent blieben. Das gleichzeitige GUILLERD, A. 1941: Contrôle de l´analyse d´une eau Auftreten von anthropogenen Indikatoren, minérale par résistivité électrique. Ann. Inst. Hydrol. et Climatolo 13 (48) S. 131-141 wie Saatroggen (Secale cereale) und anderen HANNEMANN, M. & SCHIRRMEISTER, W. 1998: Paläo- Getreidearten sowie der Kornblume (Cen- hydrogeologische Grundlagen der Entwicklung der taurea cyanus) lässt die Vermutung zu, dass Süß-/Salzwassergrenze und der Salzwasseraustritte in Brandenburg. Brandenburgische Geowiss. Beiträge 5, ein erhöhter Salzeinfluss mit der Inkultur- 61-72 nahme der Flächen einherging. Insbeson- IUSS WORKING GROUP WRB 2007: World Reference dere die Kornblume verweist auf ein Alter Base for Soil Resources 2006, 1 Update, World Soil Resources Report No. 103, FAO, Rome. S.128 der Schichten um 1250 n. Chr., also den LARCHER, W. 2001: Ökophysiologie der Pflanzen, 6. Zeitpunkt der Einführung der Dreifelder- Auflage, UTB Ulmer-Verlag wirtschaft. MARSCHNER, H. 1995: Mineral nutrition of higher plants (2nd Ed.). Academic Press, London. 889 S. MUNNS, R. & TESTER, M. 2008: Mechanisms of salinity tolerance, Ann. Rev. Plant Biology 59: 651-81 5 Fazit RHOADES, J.D., KANDIAH, A. & MASHALI, A.M. 1992: The use of saline waters for crop production. FAO Irrigation and Drainage Paper 48, Rome Für die Vitalisierung der Binnensalzstellen ROSSUM, J.R. 1975: Checking in the accuracy of water mit dem Ziel einer stabilen halophytischen analysis through the use of conductivity. J. Americ. Vegetationsausprägung lässt sich folgern, Water Works Assoc., Washington D.C. 67: 204-205 SCHEFFER, F. & SCHACHTSCHABEL, P. 2002: Lehrbuch der dass für eine Aufsalzung (Salzakkumulation) Bodenkunde. 15. Auflage, Spektrum Verlag, Heidel- das salzhaltige Grundwasser kapillar bis in berg, Berlin. 593 S. den Hauptwurzelraum aufsteigen muss. SCHLEIFF, U. 2005: Research aspects for crop salt toler- ance under irrigation with special reference to root Sind die Grundwasserstände dauerhaft zu environment, Landbauforschung Völkenrode, Special tief eingestellt, süßt der Wurzelraum aus. Issue 286: 83-94 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 21-30 21

EIN GANZ EIGENES ZUSAMMENSPIEL AUS BODEN, WASSER UND UNTERGRUND ERMÖGLICHT DAS LEBEN DER SALZPFLANZEN IN UNSEREN NIEDERUNGEN. NATURSCHUTZ UND LANDNUTZUNG HABEN DIE AUFGABE, DIESE EIGEN- ART DES STANDORTES VOR ÜBERPRÄGUNG UND AUSDÜNNUNG ZU BEWAHREN, SIE DURCH BEHUTSAME BEWIRTSCHAFTUNG FORTWÄHREND HERAUSZUARBEITEN.

ANDREAS HERRMANN Pflanzen im Salz – die Flora der brandenburgischen Versalzungsgebiete Schlagwörter: Halophyten, Salzpflanzen, Brandenburg, Florenschutz, Rote Liste, Gefährdung, Biologische Vielfalt

Zusammenfassung

Binnensalzstellen gehören zu den typischen, aber räumlich eng begrenzten Lebensräu- men der großen brandenburgischen Niede- rungen. Die geologischen Voraussetzungen für oberflächennahe Salzaustritte lassen ei- nen weiter reichenden Salzeinfluss in der Vegetation angrenzender Landschaften er- warten. Die Halophyten der europäischen Küsten und eurasischen kontinentalen Re- gionen stellen den größten Teil des an Salz angepassten Florenbestandes. Daneben sind mitteleuropäische Endemiten und weitere Arten, mit nur auf Teile Europas begrenztem Areal, regional auf die Versalzungsgebiete konzentriert. Damit haben die Binnensalz- stellen eine besondere Bedeutung für die Bewahrung der Biologischen Vielfalt Bran- denburgs. Ihr Schutz erfordert neben einer beständigen und extensiven Grünlandnut- zung spezifische Pflege- und Nutzungskon- zepte für einzelne Arten.

Abb. 1: Die Strand-Aster (Aster tripolium) prägte die brandenburgischen Salzstellen im Hoch- 1 Herausforderungen des sommer mit hellblauen Blütenwolken. Heute gibt es nur noch bei Schenkenberg größere Standortes Bestände Foto: A. Herrmann

Ausgedehnte Boddenwiesen und Deichvor- hat sich bei Pflanzen verschiedenster Ver- Salzresistenz von Pflanzen ist eine Kombina- länder an Nord- und Ostsee sind die den wandtschaftskreise analog entwickelt. Die tion aus Regulation und Toleranz. Bei den Küstenurlaubern vertrauten Lebensräume Befähigung zum Wachstum und zur Assimi- heimischen Halophyten sind die folgenden von Salzpflanzen. Queller und Andelrasen, lation unter Salzeinfluss verlangt von der morphologischen und funktionalen Anpas- Strand-Aster und Strandflieder prägen das Pflanze einen hohen zusätzlichen Energie- sungen besonders verbreitet und mitunter Landschaftsbild und werden begleitet von aufwand. Das hat oft eine verminderte kombiniert: einer großen Zahl Salz liebender oder min- Wuchsleistung zur Folge, erschließt aber zu- Elimination destens Salz ertragender Pflanzen. In ver- gleich einen konkurrenzarmen Standplatz. Aufgenommene Salzionen werden über be- gleichsweise bescheidenem Umfang treffen Salzpflanzen-Gesellschaften sind im Ver- sondere Vorrichtungen wieder ausgeschie- wir solche Pflanzen im Binnenland. Wo in gleich zu der sie umgebenden Vegetation den, um die Salzkonzentration der Zelle Mitteldeutschland Sole-Quellen mit hoher auf unbelasteten Böden meist niedrigwüch- weitgehend konstant zu halten. Absalzhaa- Salzkonzentration zutage treten, färbt sich sig und lückig. Gleichwohl zeigen im Experi- re und Absalzdrüsen sind die häufigsten das umgebende Grünland im Herbst in auf- ment viele der bestandsbildenden Arten Vorrichtungen und zum Beispiel bei den Salz fällig roten und braunen Tönen. Die bran- unter geringen Salzgehalten ein stärkeres ertragenden Formen der Spießmelde (Atri- denburgischen Salzstellen zeigen sich dem vegetatives Wachstum. Für Populationen plex prostrata) und beim Strand-Milchkraut gegenüber unauffällig. Sie heben sich nur der Salz-Bunge (Samolus valerandi) aus (Glaux maritima) anzutreffen. sparsam als dunkelgrüne und blaugrüne, im Brandenburg und Sachsen-Anhalt hat CHRO- Sukkulenz Hochsommer und Herbst in trüb braune BOCK (2007) die Anpassung an differierende Salze werden von der Pflanze aufgenom- Töne wechselnde Rasen und Riede von den Salzgehalte der Wuchsorte untersucht und men und durch gleichzeitige Wasserauf- umgebenden Flächen ab. Das genaue Wis- zum Teil gegenläufige Entwicklungen zwi- nahme in die Vakuolen verdünnt oder im sen um die auf Salz hinweisenden Pflanzen schen vegetativem Wachstum und repro- gesamten Pflanzenkörper verteilt. Das ver- war hier stets der erste sichere Weg, Salz- duktiver Fitness festgestellt. Innerhalb der hindert zunächst eine zu hohe intrazelluläre stellen zu erkennen. Populationen zeigten sich individuelle An- Salzkonzentration. Bis zum allmählichen Salz als physiologischer Stressfaktor tritt passungen an verschiedene Salzgehalte, Aufbau toxischer Werte haben die Pflanzen weltweit verbreitet in sehr unterschiedlichen während zwischen den Populationen keine ihren Vegetations- und Reproduktionszyklus Lebensräumen auf. Salzresistenz als physio- signifikanten Toleranzunterschiede ersicht- in der Regel abgeschlossen. logische und morphologische Anpassung lich waren. Der in Brandenburg ausgestorbene Queller 22 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

jüngere Blätter umgelagert. Strand-Aster der brandenburgischen Salzpflanzen erfolg- (Aster tripolium), Strand-Dreizack (Triglo- ten im Laufe der Zeit unterschiedlich. Die chin maritimum) und der in Brandenburg Einteilung bei MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962), ausgestorbene Strand-Wegerich (Plantago die obligate Halophyten überwiegend öko- maritima) haben diese Strategie ausgebildet. logisch definieren, ist gegenwärtig nicht Akkumulation mehr gültig und die Zuordnung der Arten Anorganische Salzionen werden in der Va- auch rückwirkend nicht immer nachvoll- kuole angereichert. Zum Potenzialausgleich ziehbar. werden nichttoxische, osmotisch wirksame Wo Kalk und basisch reagierende Minerale Substanzen synthetisiert und im Cytoplas- extreme Konzentrationen im Boden errei- ma und den Chloroplasten akkumuliert. Zur chen, wie zum Beispiel an aktiven Travertin- Akkumulation sind in mehr oder weniger quellen im südöstlichen Mitteleuropa, äh- großem Umfang alle mitteleuropäischen neln das Bild der Vegetation und auch die Halophyten befähigt. Der Begriff Halophyt Artenzusammensetzung nicht selten den bezeichnet die Salzpflanzen im weiteren Salzstellen in Mitteldeutschland oder im Sinne. Nur die obligaten Halophyten sind pannonischen Trockengebiet. Auch in den für Keimung und Wachstum auf einen er- brandenburgischen Niederungen kann der höhten Salzgehalt im Boden angewiesen, verbreitete Kalkreichtum der Moore, als os- Salz ist physiologische Bedingung für ihre motisch wirksamer Faktor, das Vorkommen Existenz. Der Queller (Salicornia europaea), der Halophyten mehr oder weniger stark als einziger heimischer Vertreter dieser Grup- mitbestimmen. Gleiches gilt für andere pe, ist in Brandenburg seit langem ausge- Salze, die neben den Chloriden in vielen storben. Fakultative Halophyten gedeihen Moorböden verbreitet sind (s.a. Beiträge Abb. 2: Das Strand-Milchkraut (Glaux ma- von BAURIEGEL ERMSDORF ritima) blüht im Mai bis Juni. Die Blätter in der Regel am besten in salzfreien bis ge- et al. und H in die- und Stängel sind als Anpassung an den ring salzbeeinflussten Böden. Der Konkur- sem Heft). meist hohen Salzgehalt seiner Wuchsorte renzdruck anderer Arten beschränkt ihr Neben diesen spezifischen Anpassungen an deutlich sukkulent Foto: A. Herrmann Vorkommen aber nahezu ausschließlich auf eine salzhaltige Bodenlösung verfügen viele Böden mit erhöhten Salzkonzentrationen. an den Salzstellen wachsende Arten über (Salicornia europaea) zeigt unter den mittel- Die Pflanze kann die ökologische Nische eine Bindung an wechselfeuchte Standorte. europäischen Halophyten die stärkste Suk- durch besondere physiologische Anpassung Die weithin feststellbare Verzahnung der kulenz, indem er praktisch keine Blattmasse, erschließen. Die Bindung an Salzstandorte Salzvegetation mit Pfeifengraswiesen und dafür jedoch stark verdickte Sprossteile ent- ist damit überwiegend ökologisch bestimmt Kleinseggenrasen ist Ausdruck der Über- wickelt. Bei Salz-Schuppenmiere (Spergula- und kann bei ein und derselben Art in unter- schneidung spezifischer Standortmerkmale. ria salina), Strand-Milchkraut (Glaux mari- schiedlichen Teilen des Areals verschieden Zu diesen gehört neben dem Salz- und tima) und Strand-Aster (Aster tripolium), stark ausgeprägt sein. Indifferente Halophy- Kalkeinfluss der saisonale Wechsel von lang in geringerem Maße auch beim Strand- ten verfügen über eine verhältnismäßig anhaltender Vernässung mit hochsommer- Dreizack (Triglochin maritimum) zeigen die geringe Salztoleranz und wachsen überwie- lich stärkerer Austrocknung, zum Beispiel Blätter mit erhöhter Anzahl und Größe der gend auf nicht salzbeeinflussten Standorten. über oberflächennah anstehenden Kalk- Parenchym-Zellen und einer relativ reduzier- Sie sind regelmäßig an den Salzstellen und mudden. Ob an Wechselfeuchte angepasste ten Oberfläche Merkmale der Sukkulenz. anderen salzbeeinflussten Standorten zu Arten durch die Kombination von standörtli- Blattabwurf finden, halten aber höheren Salzkonzentra- cher Trockenheit und physiologischem Tro- Salz wird in den ältesten Blättern konzen- tionen nicht stand und unterliegen dem ckenstress aus dem Salzeinfluss einen beson- triert. Bei Erreichen toxischer Werte in den Druck der besser angepassten Arten. deren Konkurrenzvorteil genießen, ist nicht Zellen stirbt das Blatt ab und wird abgewor- Sowohl die inhaltliche Abgrenzung der ge- bekannt. Es könnte aber ihre manchmal auf- fen. Meist werden verwertbare Nährstoffe in nannten Gruppen als auch die Zuordnung fällige Konzentration auf die salzbeeinfluss- ten Gebiete erklären. Die Färber-Scharte (Serratula tinctoria) hatte ihre brandenburgi- schen Vorkommensschwerpunkte immer in den Versalzungsgebieten und ist nach star- ken Bestandseinbußen zunehmend auf diese beschränkt (Benkert mdl. um 1995).

2 Die Brandenburgische Salzflora und ihre Erforschung

Der historische Kenntnisgewinn über die Salz liebenden und ertragenden Pflanzen ist für die verschiedenen Versalzungsgebiete ausführlicher in den Regionalen Überblicken geschildert. Der Grundbestand der im heu- tigen Brandenburg vorkommenden Halo- phyten war bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt (ASCHERSON 1864). Die ökonomisch und geologisch wichtigen Fragen nutzbarer Salzquellen führten zwangsläufig zu einer schon frühzeitig zu- Abb. 3: Die Färberscharte ist keine Salzpflanze im eigentlichen Sinn. Als Art der wechsel- sammenfassenden Betrachtung als ökologi- feuchten Streuwiesen zeigt sie aber in Brandenburg eine bemerkenswerte Konzentration der sche Artengruppe. Bereits in sehr frühen Vorkommen in den Versalzungsgebieten Foto: A. Herrmann landeskundlichen Beschreibungen wurden ANDREAS HERRMANN: PFLANZEN IM SALZ – DIE FLORA DER BRANDENBURGISCHEN VERSALZUNGSGEBIETE 23

kommen gegenüber. Während in größeren Zeitabständen neue Salzstellen bekannt wurden, brach manche hervorragend aus- gestattete Stätte bereits unter dem land- wirtschaftlichen Intensivierungsdruck zu- sammen. Eine Auflistung des Salzpflanzen-Bestandes für Brandenburg wird immer unscharf und diskussionswürdig bleiben. Zahlreiche Arten ertragen gewisse Salzgehalte, zeigen aber im Gebiet keine besondere Beziehung zu den entsprechenden Standorten. Dazu kommt, dass tolerante Formen von ansonsten Salz fliehenden Arten in der Florenkartierung nur ausnahmsweise separat erfasst wurden (BEN- KERT et al. 1996). Die Bedingungen, unter denen der Salzaufstieg in den brandenburgi- schen Niederungen stattfindet, ermöglicht eine mehr oder weniger starke Prägung der Vegetation in großen Bereichen, auch ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den ausgeprägten Binnensalzstellen. Es ist zu un- terscheiden zwischen „Salzpflanzen-Gesell- schaften” und den Gesellschaften, die vom Salz beeinflusst werden, denen aber alle ein- Abb. 4: Die Salz-Binse deutigen Halophyten fehlen können. Ohne (Juncus gerardii) besie- hydrochemische Analysen sind diese Flächen delt in Brandenburg fast ausschließlich hy- gegenwärtig kaum zu benennen oder abzu- drologisch wenig ge- grenzen. störte Moorböden und Eine aktuelle Übersicht der brandenburgi- gehörte zu den häu- schen Halophyten und ihres Auftretens in figsten Pflanzen der den fünf großen Versalzungsgebieten zeigt brandenburgischen Tabelle 1. Insgesamt besitzen etwa 45 der in Salzstellen Brandenburg als heimisch nachgewiesenen Foto: A. Herrmann Gefäßpflanzen eine deutliche Salztoleranz, das heißt, dass ihnen nach ELLENBERG (1991) „Seekräuter” als Leitelemente für das Auf- in deutlich reduziertem Erhaltungszustand. eine Salzzahl von wenigstens „2” zugewie- suchen potenzieller Salzbrunnen-Standorte Das detaillierte Wissen zum Vorkommen sen wird. Fast alle diese Arten treten regel- beschrieben und in Abständen wurden Ver- und zur Verbreitung der einzelnen Arten mäßig an unseren Salzstellen auf und viele zeichnisse der in Brandenburg bekannt entwickelte sich bei den strengen Halophy- haben hier den Schwerpunkt ihrer branden- gewordenen Salzstellen veröffentlicht, die ten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, ana- burgischen Vorkommen. Bei Arten mit Zei- den Kenntnisfortschritt veranschaulichen. log zum bekannt werden neuer Salzstellen. gerwerten oberhalb von „5” besteht eine Die erste Übersicht von ASCHERSON (1859) H. G. Götz entdeckte 1959 die Schenken- weitgehende Beschränkung auf deutlich nennt 14 Salzstellen oder Fundorte einzel- berger Salzstelle als letzte der Stätten, die ein salzbeeinflusste Standorte. Eine Reihe der ner halophiler Arten. Bis 1912 sind, nach breites Spektrum von Halophyten aufwie- nach ihrer Salzzahl „1” nur gering toleran- unserem heutigen Verständnis, 26 Stellen sen. Taxonomie und Verbreitung kritischer ten Arten zeigt im Gebiet eine bemerkens- bekannt geworden und auch die Ausdeh- Sippen, wie die der Sumpf-Löwenzahn- werte Konzentration oder einen deutlichen nung der Versalzungsgebiete war in den Arten (Taraxacum sect. Palustria) und der Schwerpunkt in den Versalzungsgebieten: Grundzügen belegt (u.a. ASCHERSON 1912). Falschen Fuchssegge (Carex otrubae) wur- Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) SUKOPP (1955) stellte brandenburgische den dagegen überwiegend in der zweiten Flaches Quellried (Blysmus compressus) Salzstellen und die darin wachsenden Salz- Hälfte des 20. Jahrhunderts erschlossen. Bei Weiden-Lattich (Lactuca saligna) pflanzen erstmals in einer übersichtlichen anderen Gruppen wie den Kleinarten des Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) Tabelle zusammen. Wenig später vertieften Breit-Wegerichs (Plantago winteri, Plantago Spargelerbse (Tetragonolobus maritimus) MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) die historische intermedia) besteht bis heute keine ausrei- Lauch-Gamander (Teucrium scordium). Recherche und erweiterten die Kenntnisse chende Klarheit über die Abgrenzung und Manche Arten siedeln „auch” in den Salz- grundsätzlich durch eine landesweite und Verbreitung der Sippen. Gleiches gilt inner- stellen, haben ihren Vorkommensschwer- umfassende Geländearbeit. Sie belegten 42 halb Brandenburgs für mögliche Hybriden punkt aber sehr deutlich außerhalb derselben aktuelle und ehemalige Salzstellen oder der Salz-Binse (Juncus gerardii) mit der (Salzzeigerwert nebenstehend): Salzpflanzen-Vorkommen, an denen 41 Ha- Platthalm-Binse (Juncus compressus). Zwei- Knick-Fuchsschwanz (Alopecurus genicula- lophyten und salztolerante Arten und For- felhaft und wahrscheinlich auf Fehlbestim- tus) S2 men höherer Pflanzen auftraten. Seit den mung und abweichender taxonomischer Oeders Gelb-Segge (Carex viridula) S2 1960er Jahren wurde im Rahmen der regio- Auffassung beruhend, sind die brandenbur- Graugrüner Gänsefuß (Chenopodium glau- nalen Florenkartierung noch eine Reihe klei- gischen Angaben für die Kleine Sumpfsimse cum) S3 nerer Salzstellen und Salzpflanzen-Fundorte (Eleocharis parvula), den Dickblättrigen Wiesen-Alant (Inula britannica) S2 bekannt. Meist handelt es sich um eigenstän- Gänsefuß (Chenopodium botryodes) (wohl Kalk-Binse (Juncus subnodulosus) S2 dige Komplexe im Umfeld der bekannten ausschließlich Chenopodium rubrum) und, Gift-Hahnenfuß (Ranunculus sceleratus) S2 Salzstellen oder um räumliche Bindeglieder nur außerhalb der Salzstellen angegeben, Strand-Ampfer (Rumex maritimus) S2 zwischen denselben. Zwischenzeitlich erlo- den Brackwasser-Hahnenfuß (Ranunculus Liegendes Mastkraut (Sagina procumbens) schen geglaubte Stellen wurden in geringer baudotii). Fortschritten in der Kenntnis der S2 Zahl vor allem in den 1980er und frühen Artenverbreitung stand ein schon frühzeitig Die bei MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) als 1990er Jahren wieder aufgefunden, oft aber einsetzender Rückgang der regionalen Vor- salzholde bis salztolerante Arten oder als 24 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Tabelle 1: Pflanzen der brandenburgischen Salzgebiete (Auswahl). Ein aktuelles Vorkommen im jeweiligen Salzgebiet ist farblich unterlegt. Der Salz-Zeigerwert der Gefäßpflanzen-Arten verringert sich mit abnehmendem Blauton. Die Angabe zur regionalen Gefährdung beruht auf überschläglicher Einschätzung des Autors. Salzflorengebiete Uckermark Havelländisches Havel- Nuthe-Notte- Dahme- Luckauer Becken Arten (Gefährdung in BB) Luch Niederung Niederung Seengebiet

Halophyten

Salicornia europaea (0) 0

Spergularia salina (1) 1 0 0 1 1

Aster tripolium (1) 0 3 1 1

Triglochin maritimum (3) 2 1-0 oo oo oo 0

Plantago maritima (0) 0

Puccinellia distans (V) oo 3 oo oo 3 ?

Glaux maritima (1) 0 2 2 2 1

Juncus gerardii (2) 2 1 oo oo 3 1

Atriplex prostata (hastata) (-) oo oo oo oo oo oo

Blysmus rufus (0) 0

Carex distans (3) 2 2 3 2 2 2

! D Centaurium littorale subsp. compressum (1) 1 1 1 0

Salzholde und Salztolerante

Apium graveolens (1) 1 0 1 1

Samolus valerandi (2) 2 2 3 3 2 0

Juncus ranarius (G) ? ? ? ? ? ?

Lotus tenuis (2) ? 2 3 3 2 2

! D Orchis palustris (1) 2 1 2 2 1 0

Bupleurum tenuissimum (0) 0

! D Taraxacum sect. Palustria (1) 2 (1) 0? 2(1) 2(1) 1 0?

Taraxacum litorale (1) 1 1

Althaea officinalis (r) 0 0 2 r 0 0

Bolboschoenus maritimus agg. oo oo oo 3 oo oo

sonstige Arten mit einem deutlichen Schwerpunkt in den Salzstellen: Carex disticha (V), Carex otrubae (V), Eleocharis uniglumis (V), Festuca arundinacea, Melilotus altissimus (1), Melilotus dentatus (1), Plantago major subsp. winteri (G), Poa humilis, Potamogeton pectinatus, Schoenoplectus tabernaemontani, Sonchus arvensis subsp. uliginosus, Trifolium fragiferum (3), Triglochin palustre (3), Zannichellia palustris (3)

weitere Sippen an Salzstellen

! D Apium repens

! Blysmus compressus

Centaurium pulchellum Zeigen in bestimmten Vergesellschaftungen möglicherweise einen Salzeinfluss an, ohne dass eigentliche Halophyten präsent sind, insbesondere auf sandigen oder nur flach moorigen Standorten. Hippuris vulgaris

Sagina nodosa

D Teucrium scordium

! D Gentianella uliginosa Rückzug auf Regionen mit verbreitetem Salzeinfluss ohne Bindung an eigentliche Salzstellen. ! Serratula tinctoria

Moose und Algen

(nicht systematische Beobachtungen an Salzstellen, RL: Gefährung in Brandenburg nach KLAWITTER et al. (2002) und nach SCHMIDT et al. (1993) * : aktualisierte Einschätzung nach Neufunden) Moose: Desmatodon heimii (RL 1), (auch an Salzstellen: Drepanocladus longifolius (RL 1), Riccia cavernosa (RL V)) Armleuchter-Algen: Chara canescens (RL 1*), auch an Salzstellen: Chara aspera (RL 1), Chara contraria (RL2), Chara hispida (RL 3), Chara globularis, Chara tenuispina (RL 1*), Chara vulgaris, Tolypella glomerata (RL 1*)

Erläuterungen: 0 - erloschen/1...3 gefährdet/V - Art der Vorwarnliste/r - selten, aktuell nicht gefährdet/oo - ungefährdet G - Gefährdet, ohne Angabe des Gefährdungsgrades/? - Daten unzureichend/- nicht bewertet aspektbildendes Vorkommen ! - Arten, für die eine besondere internationale Erhaltungsverantwortung besteht D - Arten, deren brandenburgische Populationen eine besondere Bedeutung für den Erhalt in Deutschland haben ANDREAS HERRMANN: PFLANZEN IM SALZ – DIE FLORA DER BRANDENBURGISCHEN VERSALZUNGSGEBIETE 25

standorte gebundene Moosart wuchs Des- ratur- und Feuchteverhältnisse, liegen die matodon heimii (syn. Pottia heimii) im Arealzentren vieler eurasischer Halophyten 19. Jahrhundert vor allem im Großen Havel- zwischen den osteuropäischen und, je nach ländischen Luch, wo es vom Berliner Arzt Kältetoleranz, den südsibirischen bis irani- Ernst Ludwig Heim um 1780 zuerst gefun- schen Trockengebieten. Die Mehrheit kann den und daraufhin von J. Hedwig nach sei- das mitteleuropäische Binnenland also in nem Entdecker benannt wurde (HEDWIG nacheiszeitlichen Trockenphasen besiedelt 1801) (Abb. 5). Später weltweit an Küsten haben, parallel zu den Arten der kontinen- und Binnensalzstellen vielfach nachgewie- talen Steppen. sen, galt die Art in Brandenburg lange Zeit Stellvertretend für eine Gruppe kältever- als verschollen. In den letzten Jahren konnten träglicher Arten ist in Abb. 6 das Areal des neue Funde in der Uckermark und im Dah- Strand-Milchkrautes (Glaux maritima) dar- me-Seengebiet erbracht werden (MÜLLER & gestellt. Strandaster (Aster tripolium), Echter RÄTZEL 2000). Eibisch (Althaea officinalis), Gezähnter In den zum Teil deutlich brackigen Meliora- Steinklee (Melilotus dentatus) und Salz- tionsgräben der Salzstellen und in den Schwaden (Puccinellia distans) zeigen in Schlenken des im Frühjahr überfluteten Grundzügen ähnliche Verbreitungsgebiete Salzgrünlandes sind Armleuchter-Algen mit Arealzentren zwischen dem sarmati- (Characeae) eine regelmäßige Erscheinung. schen Steppengürtel und Südsibirien. Die Das Artenspektrum ist bislang nur sehr un- Salz-Binse (Juncus gerardii) besiedelt darü- zureichend untersucht (Tab. 1). Einen punk- ber hinaus die nordamerikanische Ostküste tuellen Einblick in den Bestand eines inner- und kleine Bereiche des Binnenlandes der halb des LIFE-Projektes „Binnensalzstellen“ USA. neu angelegten Weihers gibt ILLIG (2008). In Außerordentlich weit reichende Areale, die dem Gewässer auf der Salzstelle Franken- außer den submeridionalen bis borealen Zo- Abb. 5: Erste Abbildung des Salz-Mooses dorf gelang unter anderem der seit 1865 nen der Nordhalbkugel auch die circumpola- Desmatodon heimii nach den von E. L. Heim erste brandenburgische Nachweis für Chara ren Bereiche der Südhalbkugel umfassen, im Havelländischen Luch gesammelten canescens, einer ausschließlich im Brack- haben Strand-Dreizack (Triglochin mariti- Pflanzen (aus HEDWIG 1787, t. XXX; nach ei- ner Digitalisierung in www.BioLib.de) wasser siedelnden Art. mum), Strand-Simse (Bolboschoenus mariti- mus s.l.), Einspelzige Sumpfsimse (Eleocharis Salzformen geführten Sippen Geruchlose 3 Herkunft und Verbreitung uniglumis) und Salz-Teichsimse (Schoeno- Kamille (Tripleurospermum maritimum) – S6, der heimischen plectus tabernaemontani). Weißes Straußgras (Agrostis alba – unter Halophyten Empfindlich gegen Kahlfröste ist die Salzbun- subsp. maritima) und Quecke (Elytrigia re- ge (Samolus valerandi), die in den subtropi- pens – unter var. glaucum) haben sich bis- Die Flora der brandenburgischen Salzstellen schen Zonen der Erde verbreitet ist und nur her in ihren brandenburgischen Vorkommen setzt sich im Wesentlichen aus Arten zu- im klimatisch begünstigten Mittel- und nicht als taxonomisch eigenständig erwie- sammen, die auch an Nord- und Ostsee Westeuropa den 45. nördlichen Breitengrad sen. Ihre Beständigkeit an den Binnensalz- und an den mitteldeutschen Salzstellen überschreitet. In strengen Wintern kommt es stellen dürfte in der normalen Toleranz der wachsen. Die größten Arealanteile unserer bei dieser Art zu großen Ausfällen, die aus der Arten gegenüber einem gewissen Salzge- Salzpflanzen liegen dennoch nicht an den reichen und langlebigen Samenbank schnell halt im Bodenwasser begründet sein. europäischen Küsten. Vielmehr entfalten die wieder ausgeglichen werden (Abb. 6). Für die folgenden Arten wird in ELLENBERG meisten Arten ausgedehnte und mehr oder Stärker begrenzt ist dagegen die Verbrei- (1991) keine Salzverträglichkeit angenom- weniger geschlossene Verbreitungsgebiete tung des Sumpf-Knabenkrautes (Orchis men, doch ist eine solche aufgrund der im Inneren der eurasischen Landmasse. Von palustris) und die des Strand-Tausendgül- regionalen Vorkommen zumindest für Bran- hier erstrecken sich meist nur Ausläufer oder denkrautes (Centaurium littorale). Das denburg zu vermuten und eine erhöhte Vorposten nach Mittel- und Westeuropa. Sumpf-Knabenkraut besiedelt, bei geringer Konkurrenzkraft unter Salzeinfluss möglich: Bei unterschiedlicher Anpassung an Tempe- Nord-Süd-Ausdehnung, die submeridiona- Zweizeilige Segge (Carex disticha) Graue Kratzdistel (Cirsium canum) – nach Illig (2008 in litt.) Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) Färber-Scharte (Serratula tinctoria) Weitere, die sich an den Küsten oder in mitteldeutschen Salzstellen auf anderen Standorten als Salzpflanzen zeigen, können im Gebiet nicht als solche gewertet werden. Sie wachsen in Brandenburg fast nie an Salzstellen, besiedeln dagegen bevorzugt die Flussauen, temporär vernässte, lehmige Senken der Grundmoränen oder konkurrenz- arme Ruderalfluren: Ysop-Blutweiderich (Lythrum hyssopifolia) S2 Wiesen-Gerste (Hordeum secalinum) S4 Schmalblättrige Miere (Minuartia hybrida) S2, ausgestorben Niedriges Fingerkraut (Potentilla supina) S2. Das Vorkommen Niederer Pflanzen an den Salzstellen ist bisher nicht systematisch Abb. 6: Eurasische Areal-Anteile des Strand-Milchkrautes (Glaux maritima) und der Salz- untersucht worden. Als einzige an Salz- bunge (Samolus valerandi) (nach: MEUSEL et al. (1965) sowie HULTEN (1971)) 26 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

len bis temperaten Zonen Europas, Klein- asiens und Zentralasiens. Innerhalb dieses Verbreitungsgebietes bleibt die Art stets selten und besitzt nur kleinere Häufungs- zentren. Die binnenländische Unterart des Strand-Tausendgüldenkrautes (Centaurium littorale subsp. compressum) besitzt nur im Pannonischen Becken eine mehr oder weni- ger geschlossene Verbreitung, während die anschließenden mitteleuropäischen Gebiete und das sarmatische Teilareal sehr dünn be- siedelt sind (Abb. 7). Arten mit fast ausschließlich europäischem Areal und einem in wesentlichen Teilen in Deutschland liegenden Arealzentrum sind Hoher Steinklee (Melilotus altissimus), Fär- berscharte (Serratula tinctoria) oder Flaches Quellried (Blysmus compressus). Eine noch engere, weitgehend auf Mitteleuropa be- schränkte Verbreitung haben Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) und ein großer Teil Abb. 7: Areale des Sumpf-Knabenkrautes (Orchis palustris) und der binnenländischen Form der heimischen Sumpf-Löwenzahn-Arten des Strand-Tausendgüldenkrautes (Centaurium littorale subsp. compressum) (nach: MEUSEL (Taraxacum sect. Palustria) (Abb. 8). Letz- et al. (1965) sowie HULTEN (1971)) tere besitzen nach KIRSCHNER & ŠTĚPÁNEK (1998) ihr Vielfältigkeitszentrum im südli- chen Mitteleuropa, sind aber im nord-mit- teleuropäischen Tiefland mit einer Vielzahl eigenständiger und überwiegend an Salz- standorte gebundener Sippen vertreten. Der Strand-Löwenzahn (Taraxacum litorale), Vertreter einer eigenständigen Sektion in- nerhalb der Gattung Taraxacum, besiedelt vorrangig die baltischen Küsten und ist im deutschen Binnenland nur an sehr wenigen Salzstellen vertreten (UHLEMANN 2003).

5 Naturschutzfachliche Bedeutung der Salzpflanzenvorkommen und Schutzmaßnahmen

Die Binnensalzstellen bestimmen in beson- derer Weise die landschaftliche Eigenart der brandenburgischen Versalzungsgebiete. Ihre charakteristische Tier- und Pflanzenwelt kann nur auf den eng begrenzten Flächen erhalten werden, an denen salzhaltiges Abb. 8: Areale des Sumpf-Enzians (Gentianella uliginosa) (nach: MEUSEL et al. (1965) & HULTEN (1971) und Verbreitung von Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) (nach Grundwasser beständig an die Oberfläche KIRSCHNER &. ŠTĚPÁNEK 1998) gelangt und in Böden mit ganz bestimmten Eigenschaften eindringt. Die artenschutzfachlichen Ziele nach dem Florenschutzkonzept für Brandenburg (in Erarbeitung; Grundzüge in HERRMANN 2008) sind für die Halophyten in Abb. 9 und Ta- belle 2 dargestellt. Bestandsbildende Halo- phyten wie die Strand-Aster (Aster tripoli- um), die Salz-Binse (Juncus gerardii), Eibisch (Althaea officinalis) oder Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) bestimmen die pflan- zengeografische Charakteristik der Salzflo- rengebiete und prägen das landschaftliche Erscheinungsbild. Sie sind wesentlich für die Funktionsfähigkeit der salzbeeinflussten Lebensräume, besonders für eine Reihe ha- lobionter und zum Teil monophager Insek- ten. Der Erhalt dieser Arten ist eine zentrale Zielsetzung des brandenburgischen Floren- Abb. 9: Die Flora der schutzes nach § 1 Absatz 2 und § 37 des Binnensalzstellen im Brandenburgischen Naturschutzgesetzes. Die brandenburgischen Mehrzahl dieser Arten unterliegt innerhalb Florenschutzkonzept des Landes bereits einer stärkeren Gefähr- ANDREAS HERRMANN: PFLANZEN IM SALZ – DIE FLORA DER BRANDENBURGISCHEN VERSALZUNGSGEBIETE 27

Tabelle 2: Zielgliederung des brandenburgischen Florenschutzkonzeptes für Pflanzen der Binnensalzstellen Sumpf-Löwenzähne (Taraxacum sect. Pa- (Auswahl von Arten mit aktuellem Handlungsbedarf) lustria) und auch das Strand-Tausendgül- 1. Zentrale 2. Regionale 3. Örtliche denkraut (Centaurium littorale subsp. com- Handlungsansätze Handlungsgansätze Handlungsansätze pressum) sind akut bedroht und jeweils nur A. Prioritäre Ziele Apium repens, Blysmus compressus, noch an sehr wenigen Wuchsorten präsent. (Besondere internationale Er- Centaurium littorale Serratula tinctoria Ebenfalls sehr stark gefährdet, aber noch haltungsverantwortung im subsp. compressum, nicht extrem selten, sind Sumpf-Knaben- Rahmen von CBD/GSPC/Na- Gentianella uliginosa, kraut (Orchis palustris), Färber-Scharte tura2000) Orchis palustris, Taraxacum sect. Palust- (Serratula tinctoria) und Flaches Quellried ria (Blysmus compressus). B. Landesspezifische Ziele Althaea officinalis, Carex distans, Eleocharis uniglumis, Charakteristik und Vollständigkeit der Arten- (Erhalt der heimischen Arten- Apium graveolens, Hippuris vulgaris, Lotus tenuis, zusammensetzung der Salzpflanzen-Gesell- vielfalt und der geobotani- Aster tripolium, Juncus ranarius, Triglochin palustre schaften sind, neben den für die strukturelle schen Prägung der Glaux maritima, Sagina nodosa, Bewertung des Lebensraumes maßgeb- Naturräume) Juncus gerardii, Samolus valerandi, Melilotus altissimus, Triglochin maritimum lichen Arthropoden-Gruppen, wichtigster Melilotus dentatus, Maßstab für die Beurteilung des Erhaltungs- Spergularia salina, zustandes der Binnensalzstellen als europa- Taraxacum litorale, rechtlich geschützter Lebensraum. Die schon Desmatodon heimii, Chara aspera, eingetretenen Verluste bei den meisten Ha- Chara canescens, lophyten verdeutlichen die auch nach er- Tolypella glomerata folgreichen Schutz- und Pflegemaßnahmen C. Örtlich bedeutsame Ziele z.B. Trifolium fragiferum noch bestehende Abweichung vom ange- des Florenschutzes strebten günstigen Erhaltungszustand des    Lebensraumtyps in allen brandenburgischen Naturräumen. Maßnahmen-Koordina- Maßnahmen auf Ebene Maßnahmen auf ge- Management und Pflege der Binnensalz- tion auf Landesebene und der Landkreise und bei meindlicher, betrieblicher stellen werden an anderer Stelle dieses Hef- Umsetzung in Koopera- regionalen Planungs- und und privater Ebene ÖßLING tion mit den Landkreisen Maßnahmen-Trägern tes eingehend behandelt (R in diesem und weiteren regionalen Heft). Es folgen Ausführungen zu besonde- Maßnahmenträgern ren Ansprüchen und Problemen von Arten, die durch eine nur grundhaft extensivierte (Ein dringender Handlungsbedarf ist durch Fettdruck hervorgehoben) Grünlandnutzung nicht ausreichend ge- schützt werden und zusätzliche, spezifische dung. Mehrere Arten, wie der Queller (Sali- pflanzen, für die Brandenburg eine beson- Maßnahmen oder Beschränkungen erfor- cornia europaea) oder der Strand-Wegerich dere internationale Erhaltungsverantwor- dern. Neben dem bloßen Erhalt für die (Plantago maritima) sind bereits erloschen, tung besitzt, sind 14 in mehr oder weniger Landesflora sind die landesspezifische Ver- anderen, wie dem Gezähnten Steinklee starkem Maße an einen Salzeinfluss, oft im breitung der Halophyten und die genetische (Melilotus dentatus), dem Wilden Sellerie Zusammenwirken mit Kalkreichtum und Vielfalt zwischen und in den Populationen (Apium graveolens) und der Salz-Schup- Wechselfeuchte der Niederungsstandorte, zu sichern oder, soweit möglich, wieder penmiere (Spergularia salina) droht dieses gebunden. Regionale Maßnahmen zu ihrem herzustellen. Angesichts der dramatischen Schicksal, wenn weitere Beeinträchtigungen Schutz sind ein besonderer Beitrag Branden- Bestandseinbußen der vergangenen Jahr- der letzten verbliebenen Wuchsorte nicht burgs zur Erfüllung des Internationalen zehnte müssen kurzfristig vor allem die ausgeschlossen werden können. Übereinkommens über die Biologische Viel- noch verbliebenen Populationen der vom Brandenburg trägt eine besondere Verant- falt (SEKRETARIAT DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE Aussterben bedrohten Halophyten gesichert wortung für Arten, die wegen ihres be- BIOLOGISCHE VIELFALT 1992, SEKRETARIAT DES und in eine stabile Situation geführt wer- schränkten Vorkommens nur in wenigen ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT den. Durch regelmäßige Überwachung ist Ländern und Regionen der Erde erhalten 2007) und zur Umsetzung der FFH-Richtli- zu prüfen, ob sich einzelne erloschene Po- werden können oder die bei uns isolierte nie (EUROPÄISCHER RAT 1992). Die Bestands- pulationen in regenerierten Salzpflanzen- Arealteile besiedeln. Die Populationen dieser situation der Arten dieser Gruppe ist nicht Gesellschaften wieder bestätigen lassen. Erst Arten repräsentieren prioritäre Ziele des weniger prekär. Der Sumpf-Enzian (Gentia- in späteren Schritten kann damit begonnen Florenschutzes. Von den etwa 140 Gefäß- nella uliginosa), die meisten der heimischen werden, charakteristische Halophyten an geeignet erscheinenden Standorten neu an- zusiedeln. Noch nicht extrem bedrohte Ar- ten müssen im genetischen Austausch der Populationen und in ihrer Ausbreitungsfä- higkeit innerhalb der Naturräume gestärkt werden, um schleichende Rückgangspro- zesse aufzuhalten. Die Maßnahmen des LIFE-Projektes „Binnensalzstellen” wurden in großen Teilen auf die spezifischen An- Abb. 10: Das Strand- sprüche der vordringlich schutzbedürftigen Tausendgüldenkraut (Centaurium littora- Arten ausgerichtet. Oft bedarf es der Kom- le subsp. compres- bination verschiedener Nutzungs- und Pfle- sum) ist nur noch gevarianten. Nur in Einzelfällen sind bereits sehr selten an den mit einer grundhaften Extensivierung der brandenburgischen Grünlandnutzung gute Erfolge erzielbar. Salzstellen zu finden, Wichtigste Voraussetzung in diesen Fällen kann aber lange Zeit ist eine sehr enge Zusammenarbeit von Ge- in der Samenbank des bietsbetreuern und Landnutzern und ein Bodens überdauern gegenseitiges Verständnis für die beidersei- Foto: A. Herrmann tigen Ziele und Möglichkeiten. 28 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Gesichtspunkte, die die Effizienz von Pflege- und Nutzungsvarianten für den Erhalt loka- ler Populationen entscheidend beeinflussen, sind: - Langlebigkeit und Regenerationsrate des Diasporenvorrates im Boden (Sa- men, Sporen, Oogonien von Armleuch- teralgen), - Fähigkeit der Arten zur Nah- und Fern- ausbreitung und das Vorhandensein er- forderlicher Ausbreitungsvektoren, - Lebenszyklus und Lebensstrategien der Zielarten und ihr Überdauerungsvermö- gen unter reproduktionshemmenden Umweltbedingungen. Entsprechend detailliert sind die Manage- mentstrategien anzupassen. Langfristig hohe Grundwasserstände, ohne wesentlichen Zustrom „süßer” Wässer, sind für alle heimischen Halophyten eine ent- scheidende Voraussetzung, um sich gegen- über konkurrierenden Arten behaupten zu können. Ganz überwiegend wirkt ein jah- reszeitlicher Wechsel mit hochsommerlich moderatem Wasserstandsabfall und kurz- fristiger Austrocknung begünstigend. Eine zusätzliche Nährstoffversorgung der Salz- pflanzengesellschaften ist regelmäßig aus- zuschließen, wobei sowohl höchste Emp- findlichkeit gegen mineralische und synthe- tische Düngemittel, zum Beispiel beim Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) als auch gewisse Toleranzen einzelner Arten gegen eine gelegentliche und geringfügige Zufuhr organischer Dünger (Aster tripoli- um, Triglochin maritimum, Glaux maritima) bestehen. Die artspezifischen Voraussetzungen und Mechanismen des Austausches und der Ausbreitung von Populationen sind oft nur ungenügend bekannt und ebenso untersu- chungsbedürftig wie die genetische Vielfalt innerhalb und zwischen den Populationen. Manche, auch seltene Arten zeigen eine ho- he Latenz in den Versalzungsgebieten. Ver- einzelte Beobachtungen weisen darauf hin, dass sich das Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale), die Salzbunge (Sa- Abb. 11: Der einjährig wachsende Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) ist als konkurrenz- molus valerandi) sowie das Sumpf-Knaben- schwache Art nährstoffärmster Standorte auf regelmäßige Bodenverwundung und kurzrasige kraut (Orchis palustris) an neu entstandenen Pflanzenbestände angewiesen Foto: A. Herrmann oder wiederhergestellten Standorten nach mehr oder weniger kurzer Zeit einstellen können, wenn die Wuchsbedingungen opti- Tabelle 3: Entwicklung der Häufigkeit ausgewählter Halophyten an brandenburgischen Salzstellen (Zahl der im jeweiligen Zeitraum als aktuell bekannten Vorkommen) mal sind. Bei diesen Arten ist auch von ei- nem mindestens phasenhaften genetischen Art vor 1950 um 1960 2010 Austausch zwischen den regionalen Popula- tionen auszugehen. Andere Arten benöti- Ehemals häufigere und charakteristische Arten gen sehr große „Spenderpopulationen”, um in der Nähe liegende Flächen besiedeln zu Strand-Aster (Aster tripolium) 17 10 2 können. So konnte G. Sohns (mdl. Mitt.) in Strand-Milchkraut (Glaux maritima) 27 12 8 der Umgebung des Rietzer Sees neue An- siedelungen der Strand-Aster (Aster tripoli- Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) 21 10 3 um) feststellen, nachdem der Bestand an der Salzstelle Schenkenberg stark ange- Arten, die auch historisch nur selten vorkamen wachsen war. Bei vielen Arten ist eine spon- tane Wiederbesiedelung heute scheinbar Wilder Sellerie (Apium graveolens) 11 2 3 kaum noch möglich, weil die Restbestände zu klein sind oder entscheidende Ausbrei- Strand-Wegerich (Plantago maritima) 1 0 0 tungsvektoren fehlen, wie beim Wilden Queller (Salicornia europaea) 1 0 0 Sellerie (Apium graveolens). Verschieden sind auch die Anforderungen ANDREAS HERRMANN: PFLANZEN IM SALZ – DIE FLORA DER BRANDENBURGISCHEN VERSALZUNGSGEBIETE 29

belang an und verweist auf dessen Ver- wendbarkeit als Salat und als Tierfutter. Es wird aber nicht deutlich, ob diese Feststel- lung auf einen damaligen Gebrauch in Brandenburg bezogen ist. Neuere Versuche zur Kultivierung der Strand-Aster als Gemü- sepflanze in Westeuropa dokumentieren WAGENVOORT et al. (1989). Während für die Region lediglich historische, langfristig immer unergiebige Versuche der Salzgewinnung aus dem Grundwasser be- legt sind, war es anderenorts durchaus üb- lich, die Asche verschiedener Halophyten direkt oder aufbereitet zur Salzversorgung zu nutzen. Für das Gebiet des heutigen Land Brandenburg kann nur angenommen wer- den, dass in Zeiten mit noch gering ausge- prägtem Fernhandel oder mit künstlich beschränktem Warenaustausch auch auf diese Form der Salzgewinnung zurückgegrif- fen wurde. BRÄUNIG (2005a, b) und JEUTE (2009) verweisen auf eine mögliche vor- und frühgeschichtliche Salzgewinnung in Brandenburg, die sich derart einfacher Me- thoden bedient haben könnte. Abb 12: Artspezifische Anforderungen an Pflege und Nutzung der Salzstandorte Die Beurteilung der Salzpflanzen-Gesell- schaften für die landwirtschaftliche Nutzung der Arten an die Kontinuität günstiger die Strand-Aster (Aster tripolium). Der in ist aus zurückliegenden Zeiten für Branden- Standortbedingungen und der angemesse- das Erhaltungsprogramm ebenfalls einbezo- burg kaum belegt. Meist dürfte der schütte- nen Pflege oder Nutzung. Salzbunge (Sa- gene Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) re Wuchs als eine in den vernässten Moor- molus valerandi), Strand-Tausendgülden- erweist sich bislang allerdings als kaum kul- gebieten übliche und von den umgebenden kraut (Centaurium littorale) und Armleuch- tivierbar. Beständen nicht wesentlich abweichende ter-Algen (Characeae) können ungünstige Weitere Arten konnten in den letzten Jah- Erscheinung hingenommen worden sein. Bedingungen offenbar Jahre bis Jahrzehnte ren an ihren Wildstandorten in eine verhält- Nur wo der Salzeinfluss so beherrschend und überdauern, sofern die den Diasporenvorrat nismäßig stabile Situation gebracht werden, augenfällig war, wie im Havelländischen tragenden Bodenhorizonte erhalten bleiben. zum Beispiel der Wilde Sellerie (Apium gra- Luch, fand das besondere Erwähnung. BEK- Andere Arten sind auf eine unbedingte veolens). Die sehr kleine Zahl und stets ge- MANN (1751) zitiert die „Selbelangischen Kontinuität der oft sehr spezifischen Le- ringe Ausdehnung der Populationen birgt Bauern, … die auch rühmen, dass man bei bensbedingungen angewiesen. Sie bilden dennoch ein anhaltend hohes Aussterbe- ihnen von keinem Schafsterben wüsste, weil keine oder eine nur kurzlebige Samenbank Risiko, so dass die Langzeitlagerung von die weide gleichfalls mit Salz angemenget und die Chancen zur Besiedelung neuer Saatgut im Botanischen Garten Berlin-Dah- wäre, und daher den Schafen zugute käme: Wuchsorte sind, auch durch die inzwischen lem eine repräsentative Vielfalt konserviert welche fett sein und viel Wolle tragen, aber extreme Seltenheit, stark reduziert. Die und für eventuell erforderliche Neu- und doch an den lippen und zahnfleisch eine Populationen der Sumpf-Löwenzahn-Arten Wiederansiedelungen bereithält. Sammlung ahrt Scorbut bekämen, den man den Schorf (Taraxacum sect. Palustria) und des Sumpf- und Lagerung von Saatgut richten sich nach nennet.” Enzians (Gentianella uliginosa) erlöschen, den Kriterien des European Native Seed Die Wertschätzung einer Pflanze ist abhän- wenn die Reproduktion über mehrere Jahre Conservation Network (ENSCONET 2009) gig von den geografischen und wirtschaftli- hinweg ausfällt, Nur ein strikter Ausschluss und des Verbandes deutscher Wildsamen- chen Rahmenbedingungen und kann für ein intensivierender Maßnahmen und die ge- und Wildpflanzenproduzenten (VERBAND und dieselbe Art regional sehr unterschied- zielte Schaffung der für die Arten optimalen DEUTSCHER WILDSAMEN- UND WILDPFLANZEN- lich ausfallen. In intensivierten Landnut- Wuchsbedingungen – kontinuierliche Ver- PRODUZENTEN E.V. 2009). zungssystemen wird der Strand-Dreizack nässung in Winter und Frühjahr, regelmäßi- (Triglochin maritimum) vor allem als gifti- ge kleinflächige Bodenverwundungen und ges Weide-Unkraut gesehen (HAYNES & die Minimierung von Streuauflagen – kön- 6 Nutzung und landwirt- HELLQUIST 2000 in Flora of North America), nen das mittelfristige Verschwinden dieser schaftliche Bedeutung in den wenig entwickelten Bergregionen Pa- Arten aus Brandenburg aufhalten. salztoleranter kistans aber zum Beispiel als recht brauch- Wo es trotz aller Bemühungen nicht gelingt, Pflanzenarten bare Futterpflanze geschätzt (JAFRI 1973). In die letzten wild lebenden Populationen in Brandenburg offenbaren sich ebenfalls un- einen vorläufig gesicherten Zustand zu füh- Ob Salzpflanzen in Brandenburg jemals eine terschiedliche Blickwinkel: Während der ren, werden zur behelfsweisen Sicherung direkte Nutzung durch den Menschen Tierhalter sich kaum für das zähe und wenig Erhaltungskulturen eingerichtet, die wenigs- erfahren haben, wissen wir nicht. Strand- wüchsige Gewächs begeistern kann, ist sein tens Teile der genetischen Vielfalt dieser Aster (Aster tripolium) und Queller-Arten Vieh anderer Ansicht und verbeißt den Drei- Populationen bewahren. Die Botanischen (Salicornia spec.) wurden und werden in zack, nach regelmäßigen Beobachtungen an Gärten Potsdam und Berlin-Dahlem sowie Westeuropa und in mediterranen Ländern den Salzstellen, als erste der auf der neu der Heidegarten Langengrassau betreuen als Würz- und Salatpflanze genutzt. Eine geöffneten Weide vorhandenen Pflanzen in Zusammenarbeit mit dem Landesum- frühere Verwendung im Binnenland ist vor- bis auf den Grund (Herrmann n.p., Rößling weltamt Brandenburg eine größere Zahl stellbar, solange die Bestände ausreichend n.p.). Für viele Halophyten dürfte gelten, brandenburgischer Gefäßpflanzen in gärt- groß waren und die Beerntung lohnend er- dass sie in begrenzter Menge für Weidetiere nerischer Kultur, darunter die Mehrzahl der schien. DIETRICH (1824) gibt in seiner „Flora unbedenklich sind und ein schmackhaftes, vom Aussterben bedrohten Sumpf-Löwen- der Gegend um Berlin” das Strand-Milch- mineralreiches Beifutter bieten. zahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) und kraut (Glaux maritima) für die Salzstelle Sel- In der Intensivierungsphase der Grünland- 30 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

nutzung ab 1950 waren die Salzstellen Zuarbeit zu diesem und anderen Teilen des Pflanzen – Grundzüge eines Florenschutzkonzeptes als wuchsgehemmte Grünlandgesellschaf- Heftes, für steten Austausch und langjährige für Brandenburg. Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 17: 4-13 ten ein bevorzugtes Objekt komplexer Mühen um die Kenntnis und den Schutz der HULTÉN, E. 1971: Atlas of the distribution of Vascular Meliorationsmaßnahmen. Die fruchtbar er- mittel- und südbrandenburgischen Salzstel- Plants in NW Europe. scheinenden Torf-Böden verleiteten, wie auf len. Einige der wichtigsten Salzstellen der ILLIG, H. 2008: Über Armleuchteralgen in der nord- westlichen Niederlausitz mit einem Erstnachweis von den meisten Mooren Norddeutschlands, zu Uckermark wären ohne die intensive Arbeit Chara canescens Desv. et Loisel. Biol. Stud. Luckau tief greifender Entwässerung, Umbruch und von K. Eilmes, J. Müller und S. Hundrieser 37: 64-69 Neuansaat. Nicht selten gab es dabei in den vermutlich noch immer unbekannt und un- JAFRI, S. M. H. 1973: Juncaginaceae. In: Flora of West Pakistan 48, 5 S. ersten Jahren Fehlschläge, die teilweise durch geschützt. G. Sohns sorgt mit vielen ehren- JEUTE, G. H. 2009: Weißes Gold aus wildem Wasser, den hohen Salzgehalt der Standorte verur- amtlichen Helfern über Jahrzehnte für die Forschungen zum Salinenwesen in Brandenburg. sacht wurden (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, Salzstellen und Feuchtwiesen am Rietzer See Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 21: 189- S. 270 ff.). Nur wenige salztolerante Grasar- und teilt mit uns immer wieder bereitwillig 198 ten versprachen eine den Intensivierungs- seinen reichen Erfahrungsschatz. U. Raabe KIRSCHNER, J. & J. ŠTĚPÁNEK 1998: A Monograph of ansprüchen genügende Ertragsfähigkeit und und S. Rätzel gaben wichtige Hinweise zur Taraxacum sect. Palustria. Pruhonice 1998. Futterqualität. Soweit der Salzeinfluss als Kryptogamenflora, zu den Sumpf-Löwen- KLAWITTER, J., RÄTZEL, S. & SCHAEPE, A. 2002: Gesamt- artenliste und Rote Liste der Moose des Landes kritischer Faktor erkannt wurde, konnten zahnarten und zu versteckten Literatur- Brandenburg. Natursch. Landschaftspfl. Brandenburg mit der Ansaat des Rohr-Schwingels (Festu- quellen, halfen bei der Bestimmung und Re- 11, Beil. zu Heft 4: 103 S. ca arundinacea) vorübergehend annehm- cherche der Armleuchteralgen und Moose. MEUSEL, H., JÄGER, E. & WEINERT, E. 1965: Vergleich- ende Chorologie der zentraleuropäischen Flora. bare Ergebnisse erzielt werden. Nach Herrn R. Bräunig danke ich für die Bereitstel- Fischer-Verlag Jena 1965. zwangsläufig einsetzenden Mineralisierun- lung seiner archäologischen Arbeiten und MÜLLER, F. & RÄTZEL, S. 2000: Bemerkenswerte Moos- gen und Degradierungen der Torfe setzten für aufschlussreiche Erläuterungen zur früh- funde aus Brandenburg III. Verh. Bot. Ver. Berlin u. Brandenburg 133, 483-509 sich aber auch auf diesen Flächen uniforme geschichtlichen Salzgewinnung. MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ H. G. 1962: Die märki- Bestände der Quecke (Elytrigia repens) und, schen Salzstellen und ihre Salzflora in Vergangenheit in den staunassen Sackungs-Mulden, des Literatur und Gegenwart. – Wiss. Z. Päd. Hochschule. ASCHERSON, P. 1859: Die Salzstellen der Mark Bran- Potsdam, Math.-Nat. R. 7: 243-296 Knick-Fuchsschwanzes (Alopecurus genicu- denburg, in ihrer Flora nachgewiesen. Zeitschr. Dt. MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1987: Pflanzen- latus) durch. Beide Arten sind in den, um geolog. Ges. 11, 90-100, 1 Karte gesellschaften der Salzsümpfe und halophilen 1960 an den brandenburgischen Salzstellen ASCHERSON, P. 1864: Flora der Provinz Brandenburg, Moorwiesen in Brandenburg. Limnologica 18 (1), erhobenen Vegetations-Aufnahmen nur ge- der Altmark und des Herzogthums Magdeburg. 183-224 Berlin, 1034 S. RÖßLING, H. in diesem Heft: Managementstrategien ring repräsentiert (MÜLLER-STOLL & GÖTZ ASCHERSON, P. 1912: Verzeichnis der in ihrer Flora für den Erhalt der Binnensalzstellen in Brandenburg 1987), gelangen in den darauf folgenden bekannten Salzstellen der Provinz Brandenburg. Jb. SCHMIDT, D., MAUERSBERGER, H. & MAUERSBERGER, R. drei Jahrzehnten aber auf großen Flächen preuß. geol. Landesanst. 32, 494-496 1993: Armleuchteralgen (Charophyta). In: Rote Liste BAURIEGEL, A., FACKLAM, H. & WALTER J. in diesem – Gefährdete Farn- und Blütenpflanzen, Algen und zur Dominanz. Als Futterpflanze bot nur die Heft: Pedogene Eigenschaften und Dynamik der Pilze im Land Brandenburg. Ministerium für Umwelt, Quecke noch einen gewissen Ertrag. An Binnensalzstellen Brandenburgs. Naturschutz und Raumordnung des Landes Bran- der Gröbener Salzstelle wuchsen um 1990 BEKMANN, J. C. 1751: Historische Beschreibung der denburg, 97-105 Chur und Mark Brandenburg. Dritter Theil: Natur- SEKRETARIAT DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE auf erhöht gelegenen Torfmulm-Standorten geschichte der Mark Brandenburg. – Berlin, 612-613 VIELFALT (Hrsg.) 1992: Übereinkommen über die lückige Reinbestände des Bläulichen Rispen- BENKERT, D. FUKAREK, F. U. KORSCH, H. 1996: Verbrei- Biologische Vielfalt. 1992. Deutschsprachige Fassung grases (Poa humilis), einer durch ihren star- tungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeut- in der Übersetzung des BMU 1992. schlands. Jena URL: http://www.biodiv-chm.de/konvention/F1052 ren Wuchs, aber wiederum mit geringem BRÄUNIG, R. 2005a: Möglichkeiten der Nutzung natür- 472545/1049896579 Ertrag ausgezeichneten Kleinart der Wiesen- licher Salzvorkommen. Siedlungsarchäologische For- SEKRETARIAT DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE rispe (Poa pratensis s.l.) Mit erhöhter Salz- schungen am Beispiel der Zauche und des südlichen VIELFALT (Hrsg.) 2007: Globale Strategie zum Erhalt Havellandes. Vortrag auf dem 5. Deutschen der Pflanzen (GSPC). Deutschsprachige Fassung von toleranz und gleichzeitiger Anpassung an Archäologen-Kongress. Frankfurt/Oder n.p. Oktober 2007; Übersetzung der englischen starke Austrocknung der Wuchsorte ist die- BRÄUNIG, R. 2005b: Die Besiedlung der Zauche und Originalfassung von April 2002. URL: http://www. ses Gras den auf den zerstörten Salz-Moor- des südlichen Havellandes während der Älteren floraweb.de/florenschutz/files/GSPC_deutsch_(kom- böden herrschenden Extremen gewachsen. Römischen Kaiserzeit. Magisterarbeit HU Berlin. 120 primiert).pdf S, 6 Karten, 20 Tafeln STRASBURGER, E., F. NOLL, H. SCHENK, A. F. W. SCHIMPER Begleitend zur gegenwärtigen landwirt- CHROBOCK, T. 2007: Adaptation of the Water 1991: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Neu schaftlichen Nutzung gewährleisten Agrar- Pimpernel (Samolus valerandi L.) to local soil salt con- bearbeitet von P. Sitte, H. Ziegler, F. Ehrendorfer, A. Umwelt-Maßnahmen der Länder und der tents. Dipl.arb. Univ. Potsdam. 59 S. Bresinsky. Gustav Fischer Verlag 1991 DIETRICH, A. 1824: Flora der Gegend um Berlin oder SUKOPP, H. 1955: Salzstellen und Salzpflanzen. In: Europäischen Union eine grundlegende Aufzählung und Beschreibung der in der Mittelmark Müller-Stoll: Die Pflanzenwelt Brandenburgs. Berlin- Nutzungsextensivierung in den gesetzlich wild wachsenden und angebauten Pflanzen, Erster Kleinmachnow. 117-131 geschützten Grünland-Biotopen. Während Theil. Berlin, 450 S. UHLEMANN, I. 2003: Die Gattung Taraxacum ELLENBERG, H. 1991: Zeigerwerte der Gefäßpflanzen (Asteraceae) im östlichen Deutschland. – Mitt. florist. mit Grasarten-Wahl und zyklischer Bestands- (ohne Rubus).- in: ELLENBERG, H.; WEBER, H. E.; DÜLL, Kart. Sachsen-Anhalt. Sonderheft: 136 S. erneuerung in der Grünlandnutzung des R.; WIRTH, V.; WERNER, W.; PAULISSEN, D.: Zeigerwerte VERBAND DEUTSCHER WILDSAMEN- UND WILDPFLANZEN- späten 20. Jahrhunderts noch (vergeblich) von Pflanzen in Mitteleuropa. - Scripta geobotanica PRODUZENTEN E.V. 2009: Regelwerk zur Zertifizierung 18: 9-166. von „VWW-Regiosaaten ®”.- URL: http://www. wirtschaftliche Effekte und ein gewisser ENSCONET 2009: ENSCONET Anleitung zum Sammeln natur-im-vww.de/download/regelwerk-zertifikat.pdf Ausgleich der standörtlichen Ungunst ange- von Wildpflanzensamen. Übersetzung von Elke WAGENVOORT, W. A., VAN DE VOOREN, J. G. U. W.A. strebt wurden, erzielen die Flächennutzer Zippel und Jonas Müller. URL: http://www.ensco- BRANDENBURG 1989: Plant domestication and the net.eu/PDF/Collecting_protocol_German.pdf development of Sea Starwort (Aster tripolium) as a heute mit verringertem Aufwand niedrigere, EUROPÄISCHER RAT: Richtlinie 92/43/EWG des Rates new vegetable crop. Acta Horticulturae 242, aber vergleichsweise stabile Erträge. Die In- vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen anspruchnahme finanzieller Ausgleichsmit- Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie). URL: http://eur-ex.euro- Anschrift des Autors: tel sichert den Betrieben, die Kontinuität der pa.eu/LexUriServ/site/de/consleg/1992/L/01992L0 Andreas Herrmann Programme vorausgesetzt, verlässliche De- 043-20070101-de.pdf Landesumweltamt Brandenburg ckungsbeiträge. Zur Erhaltung der Vorkom- GESETZ ÜBER NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IM Seeburger Chaussee 2 men relevanter Arten ist darüber hinaus LAND BRANDENBURG (Brandenburgisches Naturschutz- gesetz – BbgNatSchG) in der Fassung der Bekannt- 14476 Potsdam OT Groß Glienicke eine enge Begleitung der Nutzung durch machung vom 6. August 2004 (GVBl.I/04 S.350) [email protected] den Naturschutz und ein gemeinsames HAYNES, R. R. & HELLQUIST C. B. 2000: Juncaginaceae. Suchen nach den günstigsten Nutzungs- In: Flora of North America, 22, S. 46. HEDWIG, J. 1787: Descriptio et adumbrato microsco- weisen notwendig. pio-analytica Muscorum Frondosorum. Lipsiae HEDWIG, J. 1801: Species muscorum frondosorum. Dank Opus posthumum, Lipsiae. pp. 1-353 pl. 1-77 HERMSDORF, A. in diesem Heft: Überblick über die Ich danke Dr. H. Illig, R. Schwarz, H. Son- Grundwasserversalzungen im Land Brandenburg. nenberg und Ch. Buhr für ihre umfangreiche HERRMANN, A. 2008. Erhalt der Vielfalt heimischer NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 31-33 31

NUR SELTEN LÄSST SICH DIE MOSAIKARTIGE VEGETATION DER SALZSTELLEN BRANDENBURGS BESTIMMTEN PFLANZENGESELLSCHAFTEN ZUORDNEN, ZUMAL ES ZAHLREICHE FLIEßENDE ÜBERGÄNGE GIBT.

FRANK ZIMMERMANN Pflanzengesellschaften der Binnensalzstellen in Brandenburg Schlagwörter: Salzpflanzengesellschaften, Salzkriechrasen, Salzwiesen, Begleitgesellschaften

Zusammenfassung

An den Binnensalzstellen Brandenburgs konnten sich spezielle Pflanzengesellschaften herausbilden, die aufgrund ihrer Seltenheit und zahlreicher negativer Einflüsse einer starken Gefährdung unterliegen. Im Gegen- satz zu den Salzpflanzengesellschaften der Küsten sind die Ausprägungen im Binnen- land oft an Arten verarmt, wobei insbeson- dere einige besonders hohen Salzgehalt anzeigende Arten wie der Queller (Salicor- nia europaea) fehlen. Nicht selten handelt es sich um Dominanzgesellschaften bestimmter Pflanzenarten mit wenigen begleitenden Arten. Es gibt zahlreiche Übergänge zu Pflanzengesellschaften der Niedermoore.

1 Besonderheiten der Pflanzengesellschaften der Brandenburgischen Salzstellen

Die meisten Binnensalzstellen Brandenburgs befinden sich in Niedermooren mit einer un- Abb. 1: Salzkriechrasen mit dominierendem Erdbeerklee (Trifolium fragiferum) terschiedlich starken Torfauflage, während Foto: F. Zimmermann mineralische Standorte nur vereinzelt an salzwasserdurchströmten Uferbereichen von mengefasst. Die dazugehörigen Pflanzen- niedrigwüchsige und recht kurzlebige Ini- Seen auftreten. Da die Stellen mit höheren gesellschaften haben in den Küstengebieten tialgesellschaft auf zumeist durch Bodenver- Salzkonzentrationen meist nur sehr klein- der Ostsee ihre Hauptverbreitung und sind wundung gestörten, salzhaltigen Böden. Ihr flächig sind, lassen sich die typischen auch nur dort in typischen artenreichen Vorkommen ist daher weitgehend auf klein- Pflanzengesellschaften oft nur schwer Ausprägungen zu finden. Die Vorkommen flächige Standorte z.B. in Fahrspuren von auffinden. Meist sind sie in größere Kom- an Binnensalzstellen Brandenburgs sind in landwirtschaftlichen Geräten gebunden, plexe von Grünlandgesellschaften der Nie- ihrer Ausstattung deutlich verarmt. aber auch durch örtlich starken Viehtritt und dermoore und Röhrichtflächen eingebettet Ein erstes Verzeichnis der Salzpflanzen- Störung der Pflanzendecke kann diese Ge- oder mosaikartig eingestreut. Manchmal – vorkommen Brandenburgs stammt von sellschaft in Erscheinung treten. Vor allem vor allem bei geringen Salzkonzentrationen ASCHERSON (1859). Die Vegetation unserer an solchen stark gestörten Stellen ist das na- – zeugen lediglich die Vorkommen einer Binnensalzstellen wurde vor allem von hezu ausschließliche Auftreten einzelner oder weniger salzanzeigender Arten in an- MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962, 1987, 1993) oder weniger, klassischer Halophyten-Arten deren Grünlandgesellschaften vom Salzein- umfassend untersucht. Einige der von ihnen charakteristisch. Neben dem dominierenden fluss. nachgewiesenen Salzpflanzenvorkommen Salzschwaden (Puccinellia distans), dem Die Vegetation der Salzstellen Brandenburgs sind heute nicht mehr vorhanden, allerdings manchmal jegliche Begleitarten fehlen kön- wird daher durch das regelmäßige gemein- konnten später auch in Brandenburg wei- nen, gehören bei uns Strand-Milchkraut same Vorkommen von halophilen und salz- tere Salzstellen gefunden werden. Im Fol- (Glaux maritima) und Salzbunge (Samolus toleranten Arten sowie Arten der Feucht- genden wird bei der Beschreibung der valerandi) zum typischen Artenspektrum. wiesen und Röhrichte charakterisiert. Nur Pflanzengesellschaften im Wesentlichen der Nur noch sehr selten ist in Brandenburg recht selten lassen sich die mosaikartigen Gliederung von SCHUBERT et al. (2001) auch die Salz-Schuppenmiere (Spergularia Bestände bestimmten Pflanzengesellschaften gefolgt. salina) am Bestandsaufbau beteiligt. Die zuordnen, zumal es zahlreiche fließende Im Binnenland sind nur zwei der insgesamt Pflanzengesellschaft muss aufgrund der Übergänge gibt. drei Verbände der Klasse Asteretea tripolii heutigen Seltenheit und wegen ihres klein- vertreten, in der die eigentliche Salzvege- flächigen Auftretens in Brandenburg als ex- tation zusammengefasst wird. Zum Verband trem gefährdet gelten. 2 Die Pflanzengesellschaften der Salzschwaden-Schuppenmieren-Gesell- Die Standorte der Gesellschaft befinden sich schaften (Puccinellio-Spergularion BEEFT. in der Regel an besonders tiefen Gelän- Alle Salzwiesengesellschaften Nordostdeut- 1965) gehört als einzige Assoziation die depunkten mit verdichteten Böden und sind schlands werden in einer eigenen Klasse der Schuppenmieren-Salzschwaden-Gesell- vom Herbst bis zum Frühjahr oft überflutet. Salzrasen und Salzwiesen (Asteretea tripolii schaft (Puccinellietum distantis FEEKES Im Sommer können sie vollständig aus- WESTHOFF et BEEFT. in BEEFT. 1956) zusam- 1943). Hierbei handelt es sich um eine trocknen und der Boden kann von einer 32 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Abb. 2: Strandaster (Aster tripolium) Foto: F. Zimmermann weißen Salzkruste bedeckt sein. arme Ausbildungen dar, die nicht selten aus werden zu den Röhrichten und Groß- Dem Verband der Strandnelken-Salzwiesen Einartbeständen der Entferntährigen Segge seggenrieden der Klasse Phragmito-Magno- (Armerion maritimae BR.-BL.et de LEEUW (Carex distans) bestehen. Als Begleitarten caricetea KLIKA in KLIKA et NOVAK 1941 1936) lassen sich zwei weitere typische treten am ehesten noch Zarter Hornklee gestellt. Das Strandsimsen-Röhricht (Bol- Pflanzengesellschaften der Brandenburgi- (Lotus tenuis) und Falsche Fuchssegge boschoenetum maritimi DAHL et HADAC schen Binnensalzstellen zuordnen. Vor allem (Carex cuprina) in Erscheinung, hinzu treten 1941) und das Röhricht der Salz-Teichsimse zeitweise überflutete Stellen mit besonders weiter verbreitete Arten der Flutrasen und (Scirpetum tabernaemontani SOÓ [1927] hohem Salzgehalt werden gern von der wechselfeuchten Wiesen wie das Gänse- 1947) sind als sehr artenarme Gesell- Salzbinsen-Gesellschaft (Juncetum gerardii Fingerkraut (Potentilla anserina) und die schaften immer wieder in die mosaikartige CHRISTIANSEN 1927b nom. mut. propos.) Wiesenschmiele (Deschampsia cespitosa). Vegetation der Salzstellen Brandenburgs besiedelt. Neben der namengebenden Nicht selten weisen individuenreiche Be- eingestreut, ohne aber irgendwo dominant Salzbinse (Juncus gerardii) sind am Bestands- stände des Erdbeerklees (Trifolium fragife- zu sein. Aus Vorkommen dieser Pflanzenge- aufbau vor allem Strand-Milchkraut (Glaux rum) auf Fragmente dieser Gesellschaft hin. sellschaften kann ohne das Vorhandensein maritima), Weißes Straußgras (Agrostis Die besonders hohen Salzgehalt anzeigen- weiterer, deutlich salzanzeigender Arten in stolonifera) und meist auch Strand-Dreizack den, typischen Quellergesellschaften des keiner Weise direkt auf Binnensalzstellen (Triglochin maritimum) beteiligt. Als Beson- Verbandes Salicornion strictae BR.-BL. 1933 geschlossen werden. Sie können ebenso derheit gesellt sich in Brandenburg an waren in Brandenburg seit jeher extrem völlig salzfreie Standorte an Kleingewässern, nährstoffärmeren Standorten der Gesell- selten und wohl nie typisch ausgeprägt. Mit an Flussufern oder in stark vernässten Grün- schaft das eigentlich nicht salzliebende dem bereits vor langer Zeit erfolgten Aus- landbrachen besiedeln und weisen dort Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) hinzu, sterben des Quellers (Salicornia europaea) allenfalls auf einen erhöhten Elektrolytge- welches bei uns eine mehr oder weniger sind hier auch die entsprechenden Pflanzen- halt im Bodenwasser hin. starke Bindung an Binnensalzstellen zeigt gesellschaften erloschen. An einigen Bin- Große Bereiche unserer Salzstellen werden – (s. ZIMMERMANN 2009). nensalzstellen, z.B. am Solgraben bei Artern vor allem nach längerer Nutzungsauflas- Eine weitere, dem Verband Armerion mariti- in Thüringen, ist die Art hingegen noch recht sung – von ausgedehnten Schilfröhrichten mae zugehörige und am weitesten verbrei- gut vertreten. (Phragmitetum australis [GAMS 1927] tete Pflanzengesellschaft der Salzstellen ist Weitaus stärker verbreitet und in ihren Vor- SCHMALE 1939) besiedelt. Diese unterschei- der Salzkriechrasen der Entferntährigen kommen nicht ausschließlich auf Salzstellen den sich vegetationskundlich nicht von Segge (Ononido spinosae-Caricetum distan- beschränkt sind Gesellschaften der Brack- Schilfröhrichten an Gewässerufern oder tis [R.Tx. 1955] POTT 1995). Die Gesell- wasserröhrichte des Verbandes Bolboschoe- salzbeeinflussten Grünlandbrachen. Lediglich schaft besiedelt vor allem Bereiche mit nion maritimi DAHL et HADAC 1941. Diese in jungen Brachen können noch einzelne geringerem Bodensalzgehalt und stellt sich gehören bereits nicht mehr zu den eigent- salzanzeigende Arten im Röhricht vorkom- im Binnenland meist durch extrem arten- lichen Salzpflanzengesellschaften, sondern men, vor allem das Strand-Milchkraut FRANK ZIMMERMANN: PFLANZENGESELLSCHAFTEN DER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 33

akte Zuordnung manchmal schwierig. Von besonderem Wert sind Bereiche mit Ele- menten basikliner Pfeifengraswiesen (Moli- nietum caeruleae W. KOCH 1926) und der Kleinseggenriede (Caricion nigrae W. Koch 1926) mit Vorkommen von Pflanzenarten, für die Brandenburg eine hohe Erhaltungs- verantwortung hat, wie z.B Sumpflöwen- zahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) und Sumpfenzian (Gentianella uliginosa) (vgl. HERRMANN in diesem Heft). Bei länger anhaltender Nutzungsauflassung entwickeln sich die von Salzpflanzen geprägten Grünlandgesellschaften und Röhrichte über kurz oder lang im Laufe der natürlichen Sukzession zu verschiedenen, vor allem von Weiden und Erlen geprägten Gebüsch- und Vorwaldstadien zu Wald- gesellschaften der Moor- und Bruchwälder. Die lichtliebenden typischen Gesellschaften und Arten der offenen Binnensalzstellen werden dabei bald vollständig verdrängt. In den meist in Niedermoore eingebetteten Binnensalzstellen Brandenburgs verläuft die Entwicklung letztlich zu unterschiedlichen Typen der Erlen-Bruchwälder, in der Regel zum Großseggen-Erlenbruchwald (Carici Abb. 3: Salzbunge (Samolus valerandi) am Rietzer See 2007 Foto: F. Zimmermann elongatae-Alnetum SCHWICK. 1933). Aufgrund der zahlreichen negativen Ent- wicklungen, denen die Binnensalzstellen durch Entwässerung von Moorgebieten, Grünlandumbruch oder Nutzungsauflas- sung unterworfen waren, sind zumindest alle typischen Pflanzengesellschaften der Salzstellen im Binnenland und somit auch in Brandenburg mehr oder weniger stark gefährdet (vgl. BERG et al. 2004, ZIMMER- MANN & HEINCKEN 2009).

Literatur ASCHERSON, P. 1859: Die Salzstellen der Mark Bran- denburg, in ihrer Flora nachgewiesen. Zeitschr. Dt. Geol. Ges. 11: 90-100 BERG, C.; DENGLER, J.; ABDANK, A. & ISERMANN, M. 2004: Die Pflanzengesellschaften Mecklenburg- Vorpommerns und ihre Gefährdung – Textband. Hrsg.: LUNG Mecklenburg-Vorpommern. Weissdorn- Verlag Jena. 606 S. MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1962: Die märkischen Salzstellen und ihre Salzflora in Vergan- genheit und Gegenwart. – Wiss. Z. Päd. Hochschule Potsdam, Math.-Nat. R. 7 (1/2): 243-296 MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1987: Pflanzen- gesellschaften der Salzsümpfe und halophilen Moorwiesen in Brandenburg. Limnologica 18 81: 183-224 MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1993: Vege- tationskarten von Salzstellen Brandenburgs. Verh. Bot. Ver. Berlin Brandenburg 126: 5-24 Abb. 4: Salzbinsen-Gesellschaft (Juncetum gerardii), durchsetzt von schütterem Schilfröh- SCHUBERT, R.; HILBIG, W. & KLOTZ, S. 2001: Bestim- mungsbuch der Pflanzengesellschaften Deutschlands. richt am Rietzer See 2007 Foto: F. Zimmermann Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin. 472 S. (Glaux maritima) vermag recht lange in die wie die vorherige Gesellschaft bereits ZIMMERMANN, F. 2009: Verbreitung und Gefährdungs- solchen dichten Schilfbeständen zu über- den feuchten Trittrasen des Verbandes Po- situation der heimischen Orchideen (Orchidaceae) in Brandenburg. Teil 2: Vom Aussterben bedrohte Arten. dauern. tentillion anserinae R. TX. 1947 innerhalb Natursch. Landschaftspfl. Brandenb. 18 (1): 19-31 An schwach salzhaltigen Stellen mit guter der Klasse Agrostietea stoloniferae OBERD. ZIMMERMANN, F. & HEINCKEN, T. 2009: Vorläufige Liste Wasserversorgung lassen sich vor allem et al. in OBERD. 1967 angehört. und Rote Liste der Pflanzengesellschaften Branden- unter Beweidung auch Flutrasengesell- Sowohl in den Randbereichen von Bin- burgs. Unveröff. Mskr. schaften finden, wobei insbesondere der nensalzstellen als auch an eingelagerten Rohrschwingel-Rasen (Dactylido-Festuce- Stellen mit sehr geringem Salzgehalt ist Anschrift des Autors: Dr. Frank Zimmermann tum arundinaceae R. TX. ex LOHM. 1953) das Vorkommen verschiedener typischer von Bedeutung ist. Auf degradierten Pflanzengesellschaften der Feuchtwiesen, Landesumweltamt Brandenburg Moorstandorten mit Salzeinfluss und Be- Großseggenriede und Hochstaudenfluren Ref. Ö2 weidung kann die Platthalmbinsen-Gesell- charakteristisch. Sie sind oft eng mit eigent- Seeburger Chaussee 2 schaft (Junco compressi-Trifolietum repentis lichen Salzpflanzengesellschaften verzahnt 14476 Potsdam EGGL. 1993) stärker in Erscheinung treten, und zahlreiche Übergänge machen die ex- 34 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 34-44

IM MITTELPUNKT DER UNTERSUCHUNG STAND DIE ERFASSUNG HALOPHILER UND HALOBIONTER ARTEN. DAS ARTENSPEKTRUM DER TERRESTRISCHEN SALZFAUNA BRANDENBURGS IST FÜR LEBENSRÄUME MIT SCHWACHER BIS MITTLERER SALINITÄT KENNZEICHNEND.

DIETER BARNDT1 Beitrag zur Arthropodenfauna ausgewählter Binnensalzstellen in Brandenburg Schlagwörter: halophile/-bionte Insektenarten, Salzbindung, Zielarten, Biotoppflege, Flächenbewertung

Zusammenfassung sie aus Sachsen-Anhalt und Thüringen dingt möglich. bekannt sind, fehlen in Brandenburg weit- Im Vergleich mit Sachsen-Anhalt und Thü- Auf den vier untersuchten Binnensalzstellen gehend. ringen besitzt Brandenburg eine deutlich wurden 603 Arthropodenarten festgestellt Folgende halobionte Käferarten gelten auch artenärmere Salzfauna. (s. Gesamtartentabelle2), davon gelten in nach den derzeitigen Untersuchungen wei- Es wird ein nachlaufendes Managementpro- Brandenburg 27 Arten als halophil/-biont: terhin für Brandenburg als „ausgestorben/ gramm gefordert, das die Wirksamkeit der Käfer: Acupalpus elegans, Amara convexius- verschollen”: Dyschirius chalceus, Bledius Maßnahmen, die im Rahmen des EU-Life- cula, A. ingenua, Bembidion minimum, B. limicola, Brachygluta helferi und Carpe- Projektes „Binnensalzstellen Brandenburgs” tenellum, Elaphrus uliginosus, Bledius tricor- limus halophilus. durchgeführt worden sind, kontrolliert. Hier- nis, Carpelimus foveolatus, C. ganglbaueri, Von den vier untersuchten Salzstellen in für erforderliche Zielarten werden genannt. Philonthus salinus, Tomoglossa brakmani, Brandenburg haben sich in Bezug auf die Atholus praetermissus, Heterocerus obsole- Salzfauna die Flächen in Ludwigsfelde/ tus, Atomaria gutta, Limnius pygmaeus Gröben und Storkow/Philadelphia als am 1 Untersuchungsgeschichte, (halophil?) und Aphodius plagiatus. wertvollsten erwiesen. Dagegen ist die Salz- Methode Wanzen: Agramma confusum, Salda lit- fauna der Flächen in Ludwigsfelde/Schiaß toralis, S. muelleri und Saldula opacula. und Zossen/Schünowwiesen weniger be- 1.1 Untersuchsgeschichte Zikaden3: Anoscopus albiger, Arthaldeus deutend. – Die Artenspektren der verschie- Anders als für die seit langer Zeit gut un- striifrons, Macrosteles sordidipennis, M. denen Salzflächen unterscheiden sich durch tersuchten Salzstellen der Bundesländer viridigriseus, Psammotettix kolosvarensis Differenzialarten (s. Gebietssteckbriefe im Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen aus und Euconomelus lepidus. vorliegenden Heft), ein Rückschluss von Brandenburg bisher nur wenige Veröffent- Webspinnen: Argenna patula. halophiler Pflanzengesellschaft auf die lichungen über die Insekten- und Spinnen- Es handelt sich fast ausnahmslos um oligo- Zusammensetzung einer entsprechenden fauna dieses Lebensraumes vor. bis mesohaline Arten. Polyhaline Arten, wie Arthropodengesellschaft ist daher nur be- Aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun- derts liegen nur Fundmeldungen von Käfer- Tabelle 1: Untersuchungsflächen und Wanzenarten von ehemaligen sekun- Nr. Biotoptyp Gebietsname Ort Koordinaten dären Salzsstellen aus dem Sperenberger ISN, Schutzstatus Untersuchungsjahr Gauß-Krüger (Potsdam) Gebiet vor (NERESHEIMER & WAGNER 1918-20, Schilf-Dreizackrasen 1205: NSG Luchwiesen Storkow MTB 3749 1930/31 und ZUMPT & REBMANN 1932 u.a.). 1 Phragmites-Triglochin- FFH OT Philadelphia 2004 rechts 5425 422 Diese Flächen sind seit etwa 70 Jahren Bestand hoch 5792 095 wieder weitgehend ausgesüßt. Die Salz- Strand-Dreizackrasen 1205: NSG Luchwiesen Storkow MTB 3749 fauna ist vermutlich erloschen. Die Ergeb- 2 Triglochin-Bestand FFH OT Philadelphia 2004 rechts 5425 181 nisse dieser Untersuchungen können aber hoch 5791 845 für einen historisch-faunistischen Vergleich Schilf-Sellerierasen 1437: NSG Groß Schauener Storkow 2004 MTB 3749 genutzt werden. Phragmites-Apium- Seenkette; Marstall- rechts 4526 409 Aus jüngerer Zeit gibt es nur kleinere ento- 3 Bestand wiese hoch 5790 835 FFH mofaunistische Arbeiten von folgenden Brandenburger Salzstellen: Storkow/Phila- Salzbinsen-Gesellschaft 1481: NSG Nuthe-Nieplitz- Ludwigsfelde MTB 3745 delphia (Halmfliegen, WENDT 1993; Klein- 4 Juncetum gerardii Niederung OT Gröben 2008 rechts 4580 014 mit Glaux maritima FFH hoch 5794 435 schmetterlinge, GERSTBERGER 2002), Rietzer See (Kleinschmetterlinge, GERSTBERGER 2002) Salzbinsen-Gesellschaft 1481: NSG Nuthe-Nieplitz- Ludwigsfelde MTB 3745 und Ludwigsfelde/Gröben (Laufkäfer u.a., 5 Juncetum gerardii Niederung OT Gröben 2008 rechts 4579 918 mit Apium graveolens FFH hoch 5794 216 HARTONG 2004). Ab 2002 wurden von Barndt umfangreiche Salz-Schuppenmieren- 1481: NSG Nuthe-Nieplitz- Ludwigsfelde MTB 3744 Gesellschaft Niederung OT Gröben/Kietz rechts 4579 488 Untersuchungen der Arthropoden-Zönosen 6 Puccinellio-Spergularion FFH 2009 hoch 5794 431 weiterer Salzstellen durchgeführt (Tabelle salin. 1). Die Ergebnisse bilden die Grundlage der Salzbinsen-Gesellschaft 1481: NSG Nuthe-Nieplitz- Ludwigsfelde MTB 3744 vorliegenden Arbeit. 7 Juncetum gerardii Niederung OT Schiaß: Grössinsee rechts 4577 698 mit Samolus valerandi FFH 2009 hoch 5792 808 1 Unter Mitarbeit von Horst Korge (det. Käfer part. und Zikaden), Thomas Wiesner/Christoph Saure/ Salz-Röhricht 1481: NSG Nuthe-Nieplitz- Ludwigsfelde MTB 3744 Roland Schultz (det. Hautflügler) und Ronny Phragmitetum mit Niederung OT Schiaß: Grössinsee rechts 4577 801 Bischof/Theo Blick (det. Asseln und Webspinnen). 8 Schoeno-plectus taber- FFH 2009 hoch 5792 757 – Mit Unterstützung durch die Naturwacht Bran- naemontani denburg (NP Dahme-Heideseen). 2 Die Gesamtartentabelle der Gebiete Storkow, Salzbinsen-Gesellschaft 2146: LSG Notte- Zossen: MTB 3746 Gröben, Schiaß und Zossen liegt unter http:// 9 Juncetum gerardii Niederung Schünowwiesen 2002 rechts 4599 191 www.mugv.brandenburg.de/cms/detail.php/lb FFH hoch 5789 510 m1.c.323058.de als Download bereit. 3 Halophilieeinschätzung nach NICKEL et al. (2002) DIETER BARNDT: BEITRAG ZUR ARTHROPODENFAUNA AUSGEWÄHLTER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 35

Tabelle 2: Historische und aktuelle Nachweise von halophilen/-bionten Arthropodenarten der untersuchten Salzstellen in Brandenburg. LW= Luchwiesen, MW= Marstallwiese; hp = halophil, hb = halobiont, ? = Zuordnung unsicher; + = qualitativer Nachweis, v (vereinzelt) = 1-9 Ex., h (häufig) = 10-99 Ex., m (massenhaft) = >100 Ex. NERESHEIMER & WAGNER; Bindung ZUMPT & REBMANN an Sperenberg und Storkow Salzstellen Mellensee 2004 Gröben Schiaß Zossen 1918-1932 LW MW 2008/09 2009 2002 Coleoptera, Käfer Carabidae, Laufkäfer Acupalpus elegans hb + v (Acupalpus maculatus)¹ hp? + Amara convexiuscula hp + v Amara ingenua hp + m v Bembidion minimum hp v Bembidion tenellum hb + m v h v Dyschirius chalceus. hb + Elaphrus uliginosus hp +² v h h h Cryptophagidae, Schimmelk. Atomaria gutta hp h h v Dytiscidae, Schwimmkäfer nicht untersucht Hygrotus flaviventris = Coelambus f. hb + Heteroceridae, Sägekäfer Heterocerus obsoletus hp + h Histeridae, Stutzkäfer Atholus praetermissus = Hister p. hb + m v h Limnichidae, Uferpillenkäfer Limnichus pygmaeus hp? v v h Scarabaeidae, Blatthornkäfer Aphodius plagiatus hp h h h v Staphylinidae, Kurzflügelkäfer Bledius limicola (= B. spectabilis hb + bei NERESHEIMER.& WAGNER 1918) Bledius tricornis hp + v h Brachygluta helferi hb + Carpelimus foveolatus = Trogophloeus f. hb + m v v Carpelimus ganglbaueri = Trogophloeus g. hb + m h v v v Carpelimus halophilus = Trogophloeus h. hb + Philonthus salinus hb + v v v Tomoglossa brakmani hb h Heteroptera, Wanzen Corixidae, Ruderwanzen ?Cymatia rogenhoferi hb + Paracorixa concinna = Sigara c.; Callixorixa c. hp + nicht untersucht Sigara lateralis = S. hieroglyphica hp? + Sigara stagnalis = S. lugubris hb + Saldidae, Uferwanzen Salda littoralis hb + m Salda muelleri hp v Saldula opacula hp +³ v h Tingidae, Gitterwanzen Agramma confusum = Serenthia c. hb + h Auchenorrhyncha, Zikaden4 Cicadellidae, Kleinzikaden Anoscopus albiger hp h Arthaldeus striifrons hp v Macrosteles sordidipennis hb v nicht nicht untersucht Macrosteles viridigriseus hp v v untersucht Psammotettix kolosvarensis hp h Delphacidae, Spornzikaden Euconomelus lepidus hp v h v Araneae, Webspinnen Dictynidae, Kräuselspinnen Argenna patula hb h ∑ Salzarten 24 19 18 9 2 1 In der Auswertung nicht berücksichtigt, da ein Salzbezug in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen fehlt. 2 Mellensee, 2 Ex. 1929 und 1931, leg. Steinhäuser; n. GRIEP & KORGE (1956). Nur in Brandenburg halophil. 3 Sperenberg, April 1930, leg. Hedicke; n. GÖLLNER-SCHEIDING (1978); nur in Brandenburg halophil 4 Bindung an Salzstellen n. NICKEL et al. (2002) 36 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

1.2 Methoden ihres Vorkommens regional, meist klimaab- berücksichtigt. Auch der Laufkäfer Acupal- Die Erfassung der bodenbewohnenden hängig, durchaus unterschiedlich gegenüber pus maculatus kann nicht in den his- Arten erfolgte mittels Becherfallen. Als dem Salzfaktor verhalten können. torischen Vergleich einbezogen werden, da Fangflüssigkeit wurde 3% Formalin unter In der vorliegenden Arbeit folgen die nach neueren Funden in Brandenburg und Zugabe eines Detergenzmittels benutzt. Der Angaben über die Bindung an Salzstand- Mitteldeutschland keine Halophilie für diese Fallendurchmesser betrug 7 cm. Pro Unter- orte der Definition von SCHÄFER (2003, S. Art nachweisbar ist. suchungsfläche wurden 6 Fallen verwendet. 130/131): • Von den 18 verbleibenden Altfunden Der Untersuchungszeitraum pro Jahr um- halobiont: „Bezeichnung für Organismen, terrestrischer Salzarten aus Brandenburg faßte die Monate April - Juli und Septem- die nur in salzhaltigen Biotopen vorkom- konnten die Vorkommen von 14 Arten ber - Dezember. Die Fallenleerung erfolgte men, weil sie dort die günstigsten Lebens- aktuell bestätigt werden. 14-täglich. – Gelegentliche Störungen durch bedingungen finden oder von konkurrenz- • Vier Arten müssen für Brandenburg Wühltätigkeit von Wildschweinen, Viehtritt stärkeren Arten dorthin verdrängt werden.” weiterhin als „ausgestorben/verschollen” oder Mahd haben das Gesamtfangergebnis halophil: „Bezeichnung für Organismen, die gelten: Dyschirius chalceus, Bledius nur unwesentlich beeinflußt. sich mit Vorliebe in salzhaltigen Biotopen limicola, Brachygluta helferi und Car- Der Fallenfang wurde methodisch durch aufhalten, aber nicht notwendigerweise dort pelimus halophilus. Kescherfänge, Substrataussiebungen und leben müssen.” Ursache des ehemaligen Vorkommens Sichtfang ergänzt. Die Begriffe werden im Sinne von HORION dieser halobionten Arten war eine Ver- (1959) verwendet: Sie beschreiben das re- salzung der Gewässer und angrenzender gionale ökologische Optimum der jeweili- Grünlandflächen zwischen Sperenberg 2 Zum Problem der gen Art. und Mellensee, die durch einen Salz- „Salzbindung” Eine aktuelle Zusammenstellung der Salz- wassereinbruch in einen Gipsabbau- und Küsten-Laufkäfer Deutschlands mit An- schacht in Sperenberg im Jahre 1907 LENGERKEN (1929) veröffentlichte die erste gaben zur Salzbindung hat MÜLLER-MOTZ- verursacht worden war. 1924 wurde der zusammenfassende Arbeit über die deut- FELD (2007) publiziert. Für Zikaden finden Gipsabbau eingestellt, die Solquelle ver- schen Salzkäfer. Erste experimentelle Unter- sich bei NICKEL et al. (2002) entsprechende siegte und die Landschaft süßte in der suchungen zur Salzbindung einiger Kurz- Angaben. Folgezeit wieder weitgehend aus. Ent- flügel- und Laufkäferarten hat LARSEN (1936) sprechend bildete sich auch die Salzflora durchgeführt. LINDROTH (1949) konnte durch und -fauna zurück. Auch die vier von Laborversuche für einige schwedische 3 Ergebnisse ZUMPT & REBMANNN (1932) gemeldeten Laufkäferarten eine Präferenz für Natrium- Ruderwanzenarten müssen aus gleichem chlorid (NaCl)-haltige Substrate nach- 3.1 Historischer und aktueller Bestand Grund als „ausgestorben/verschollen“ weisen. KNÜLLE (1953) hat die Salzbindung halophiler/-bionter Arthropodenar- gelten; gleiches gilt für die trans- von Spinnenarten der Ufer und Küsten un- ten (Tabellen 2-4) gredierende pontische Schwimmkäferart tersucht. HORION (1959) hat in seiner Arbeit 3.1.1 Auswertung der Tabelle 2: Hygrotus flaviventris, die in Sperenberg über die halobionten und halophilen Cara- Aus methodischen Gründen (Bodenfallen) bis 1934 ein Massenvorkommen hatte. biden Deutschlands den regionalen Bezug werden Wasserinsekten (Schwimmkäfer, • Neunachweise: zehn halophile/-bionte der Bindung dieser Arten an den Salzfaktor Ruderwanzen) bei der Auswertung nicht Insektenarten und eine halobionte herausgearbeitet. HEYDEMANN (1960, 1962, 1967) hat in umfangreichen Untersuchun- Tabelle 3: Halophile/-bionte Halmfliegen (Diptera: Chloropidae) des NSG Luchwiesen in Storkow/Philadelphia; aus WENDT (1993), verändert. gen der Käfer- und Spinnenfauna der Salz- hp = halophil, hb = halobiont wiesen der Nord- und Ostseeküste für viele Diptera, Zweiflügler Storkow Luchwiesen Biologie/ Arten die ökologische Potenz gegenüber 1965-1992 Bemerkungen dem Salzfaktor in Freiland- und Laborexpe- rimenten bestimmt. Chloropidae, Halmfliegen Seit etwa 30 Jahren werden die Binnen- Aphanotrigonum femorellum hp x Larve vermutlich phytosaprophag salzstellen in Sachsen-Anhalt und Thüringen Aphanotrigonum cintellum hb x Larve vermutlich phytosaprophag verstärkt entomologisch untersucht (AL HUS- SEIN et al. 2000, BANK & SPITZENBERG 2001, Apotropina brevivenosa hp x Erstnachweis für Mitteleuropa TROST 2007; FRITZLAR & SPARMBERG 1997, Diplotaxa messoria hp x SPARMBERG et al. 1997 u. a.). Im Wesentlichen wurden bisher die Erkennt- Meromyza virescens = M. hercyniae hb x Larve vermutlich phyto-polyphag nisse über die Salzverträglichkeit der Arten Microcercis trigonella = Oscinella t. hp x phyto-/bakteriophag? fast ausschließlich durch Präferenzbeobach- Oscinella nitidissima hp x phyto-/bakteriophag? tungen im Freiland oder Präferenzversuchen im Labor gewonnen. Abweichend vom Oscinimorpha albisetosa hb x Larve vermutlich phytosaprophag guten anatomischen und physiologischen Untersuchungsstand der Halophyten, vieler Tabelle 4: Halobionte Kleinschmetterlingsarten (Lepidoptera) der Naturschutzgebiete Luchwiesen/Storkow und Rietzer See/Lehnin; aus GERSTBERGER (2002), verändert. Halobakterien und auch einiger Dipteren- hb = halobiont/halotopobiont familien sind physiologische (osmoregula- Lepidoptera, Schmetterlinge Storkow Lehnin Raupe an: torische) Anpassungen der Käfer- und Spin- Luchwiesen Rietzer See nenarten und deren Entwicklungsstadien an Coleophoridae, Miniersackträger den Salzfaktor kaum untersucht worden (EISENBEIS & WICHARD 2003). Daraus ergeben Coleophora adjunctella hb x Juncus gerardii sich Probleme im Umgang mit den Begriffen Gelechiidae, Palpenmotten „halobiont” und „halophil”, da eine primäre Atriplex hastata, Suaeda mariti- Bindung der Arten an hohe Salinitätswerte Scrobipalpa nitentella hb x ma, Salicornia spp. nur durch stoffwechselphysiologische Unter- suchungen geklärt werden kann. Erschwe- Tortricidae, Wickler rend kommt hinzu, dass viele halophile/- Gynnidomorpha vectisana hb x x Triglochin maritimum bionte Arthropodenarten (künftig auch Bactra robustana hb x Bolboschoenus maritimus „Salzarten” genannt) sich im Gesamtareal DIETER BARNDT: BEITRAG ZUR ARTHROPODENFAUNA AUSGEWÄHLTER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 37

Webspinnenart wurden durch die aktu- ellen Untersuchungen zusätzlich auf den vier Binnensalzwiesen nachge- wiesen: der Laufkäfer Bembidion mini- mum, der Uferpillenkäfer Limnichus pygmaeus, der Blatthornkäfer Aphodius plagiatus, die Uferwanze Salda muel- leri, die Zikaden Anoscopus albiger, Arthaldeus striifrons, Macrosteles sordi- dipennis, M. viridigriseus, Psammotet- tix kolosvarensis und Euconomelus le- pidus sowie die Kräuselspinne Argenna patula. Insgesamt wurden vom Autor in den Jahren 2002 - 2009 auf den untersuchten Binnen- salzstellen 27 halophile/-bionte Arthropo- denarten festgestellt. Zusätzlich haben WENDT (1993) 8 Halm- fliegenarten (Tabelle 3) und GERSTBERGER (2002) 4 Kleinschmetterlingsarten (Tabelle 4) aus Salzwiesen gemeldet. Unter Einbezie- hung dieser Meldungen erhöht sich der aktuelle Gesamtartenbestand der terres- trischen Salz-Arthropoden Brandenburgs auf 39 Arten. Abb. 1: Acupalpus elegans, 3,6 - 4,7 mm Abb. 2: Bembidion tenellum, 2 - 3 mm 3.2 Daten zur Ökologie, Verbreitung Foto: O. Bleich Foto: O. Bleich und Gefährdung halobionter Käfer-, Wanzen-, Zikaden- und Spinnen- Von den Ost- und Nordfriesischen Inseln Binnensalzwiesen von Brandenburg, Sach- arten Brandenburgs sind nur Einzeltiere von Hallig Hooge und sen-Anhalt und Thüringen. Diese Länder Abkürzungen: BB = Brandenburg, B = Sylt bekannt (TOLASCH & GÜRLICH 2008). tragen eine besondere Verantwortung für Berlin, MV = Mecklenburg-Vorpommern, Von der deutschen Ostseeküste liegen bis- den Erhalt der Art. NS = Niedersachsen/Bremen, SN = Sachsen, her keine Funde vor. ST = Sachsen-Anhalt, TH: Thüringen; D = Diese „vom Aussterben bedrohte” halo- Carpelimus ganglbaueri (BERNHAUER, 1901) Deutschland. – = kein Vorkommen bekannt, bionte Art kommt in Deutschland fast aus- 1,6 - 1,8 mm * = keine Gefährdung; Gefährdungsan- schließlich in den Binnensalzwiesen von Bran- Fam. Staphylinidae, Kurzflügelkäfer, gaben beziehen sich auf die aktuellen Roten denburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen vor. Hauptaktivitätszeit: Mai - Juli; Macroptere Listen der Bundesländer und Deutschland. Diese Länder tragen eine besondere Verant- halobionte Art Sind keine Roten Listen vorhanden, wird wortung für den Erhalt dieser Art. Gefährdung/Vorkommen: das Vorkommen nach KÖHLER & KLAUSNITZER BB 1 B – MV – NS – ST – SN – TH 1; D 2 (1998), KLAUSNITZER (2003) oder weiteren Bembidion tenellum (ERICHSON, 1837) (Abb. 2) Der locus classicus dieser zentraleuropäischen aktuellen Artenlisten angegeben: + = ak- Rotgefleckter Ahlenläufer Salzart ist der Neusiedler See im Burgen- tuelles Vorkommen; (+) = nur Altfunde. Fam. Carabidae, Laufkäfer land. Sie ist seitdem von Ungarn, Österreich, Für eine bessere Abschätzung der überre- Imaginaler Überwinterer mit Sommeraktivi- Slowakei, Tschechien bis Norddeutschland gionalen Gefährdung der halobionten Bran- tät der neuen Generation bekannt geworden. denburger Arten wird deren Gefährdung in macroptere halobionte Art; oligo- bis meso- Aus Deutschland sind gesicherte Nachweise den angrenzenden Bundesländern sowie halin bisher nur durch Einzelfunde von wenigen Thüringen und für ganz Deutschland Gefährdung/Vorkommen: Binnensalzwiesen in Brandenburg, Thürin- angegeben. BB 1 B – MV V NS 1 ST 2 SN – TH 0; D:1 gen (SPARMBERG et al. 2005) und von zwei Die Art tritt im NSG Luchwiesen in einer Binnensalzgebieten in Schleswig-Holstein Käfer (Coleoptera): Stranddreizack-Fläche als häufigste Art auf bekannt (TOLASCH & GÜRLICH 2008). Acupalpus elegans (DEJEAN, 1829) (Abb. 1) (230 Ex.; Hauptaktivitätszeit Juni/Juli). Auch Im Untersuchungsgebiet trat Carpelimus Salzstellen-Buntschnelläufer in den Salzstellen Gröben und Schiaß ist die ganglbaueri bei Storkow, Gröben, Schiaß Fam. Carabidae, Laufkäfer Art stellenweise häufig. Von der Salzstelle und Zossen auf. Im Jahr 2004 kam es im Imaginaler Überwinterer mit geringer Herbst- bei Zossen ist bisher kein Vorkommen NSG Luchwiesen, Storkow/Philadelphia, zu aktivität der neuen Generation bekannt. Aus Sachsen-Anhalt ist B. tenellum macroptere halobionte Art; meso- bis poly- ebenfalls als häufige halobionte Art der oli- Carpelimus-Arten Philadelphia halin go- bis mesohalinen schlammigen Salzrasen 110 100 Gefährdung/Vorkommen: bekannt (BANK & SPITZENBERG 2001, TROST 90 C. ganglbaueri BB 1 B – MV – NS 1 ST 3 SN – TH 1; D:1 2006 u. a.). Auch aus Thüringen sind Wie- 80 70 C. foveolatus PARM Typische Art der ost- und mitteldeutschen derfunde der Art gemeldet worden (S - 60 Binnensalzstellen. Aus Brandenburg ist die BERG 2008). 50 40 Art aktuell nur noch von der Salzstelle in B. tenellum Exemplare Von der Ostseeküste wird von 30 Gröben bekannt (4 Ex.). – Aus Sachsen-An- IRMLER & GÜRLICH (2004) als halobiont, aber 20 halt und Thüringen wird A. elegans aktuell selten, auf schlammigem Grund im Salz- 10 0 wieder häufiger v. a. von primären polyhali- grünland, gemeldet. Von der Nordseeküste 18.05. 01.06. 14.06. 28.06. 12.07. 26.07. 09.08. 23.08. nen Salzstellen, weniger häufig von sekun- und den Ostfriesischen Inseln sind nur 18.10. 01.11. 14.11. dären Salzstellen (Rückstandshalden der wenige Einzelfunde bekannt. 19.04.-03.05. 2004 20.09.-05.10. Kaliindustrie) gemeldet. In Österreich ist die Diese in Deutschland „vom Aussterben Art an den Salzlacken am Neusiedlersee bedrohte” halobionte Art hat ihr derzeitiges Abb. 3: Carpelimus ganglbaueri und C. fo- jahrweise sehr häufig. Hauptvorkommen in Deutschland in den veolatus, Phänologie im NSG Luchwiesen 38 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

einer Massenentwicklung. Die Art trat dort Tomoglossa brakmani zeitgleich gemeinsam mit dem halobionten Philadelphia: Triglochin-Bestand C. foveolatus auf (Abb. 3). 12 Die in Deutschland „stark gefährdete” Art 10 hat in Brandenburg ihren derzeitigen Ver- 8 breitungsschwerpunkt. Das Verbreitungs- 6 areal dieser Salzart ist Mitteleuropa, sie ist im gesamten Verbreitungsgebiet ausschließ- Exemplare 4 lich von Binnensalzwiesen bekannt. 2

0 Carpelimus foveolatus (SAHLBERG, 1823)

1,6 - 1,8 mm 18.05. 01.06. 14.06. 28.06. 12.07. 26.07. 09.08. 23.08. 18.10. 01.11. 14.11. 2004 19.04.-03.05.

Fam. Staphylinidae, Kurzflügelkäfer, 20.09.-05.10. Hauptaktivitätszeit: Juni/Juli (s. Abb. 3); Macroptere halobionte Art Abb. 4: Tomoglossa brakmani, Phänologie Gefährdung/Vorkommen: im NSG Luchwiesen BB 1 B – MV + NS + ST * SN ? TH 3; D V Die Art ist wesentlich weiter verbreitet als plaren von Salzstandorten aus Niedersach- C. ganglbaueri. Sie kommt von Süd- und sen und Sachsen-Anhalt bekannt. Die nun Mitteleuropa bis zum südlichen Nordeuropa vorliegenden Funde sind Erstnachweise für vor. Sie folgt der Atlantikküste Westeuropas Brandenburg. – Es handelt sich hierbei um bis in die europäischen Küstengebiete des das bisher individuenstärkste Vorkommen in Mittelmeeres und wird auch aus Tunesien, Deutschland. Syrien und den Kaukasusländern gemeldet Tomoglossa brakmani wurde in Branden- (alle Angaben n. HORION 1963). burg bisher nur im NSG Luchwiesen/Phila- Aus Deutschland ist Carpelimus foveolatus delphia nachgewiesen, gehört aber dort von den Salzrasen der Nord- und Ostsee- stellenweise zu den dominanten Arten. Abb. 6: Atholus praetermissus, 5 mm küste bekannt. Binnenlandvorkommen sind Die in Deutschland „vom Aussterben” be- Foto: Uni Breslau für die Art überwiegend aus den Salzgebie- drohte Binnensalzart hat ihr derzeitiges ten Mittel- und Ostdeutschlands gemeldet Hauptvorkommen in Deutschland im Land Wanzen (Heteroptera): worden. Aus anderen Gebieten wird die Brandenburg. Das Land trägt daher eine Salda littoralis (LINNAEUS, 1758) (Abb. 8) meist seltene bis sehr seltene Art auch aus besondere Verantwortung für den Erhalt Gefleckter Uferspringer, 5-7 mm Flußauen mit sandigem bis schlammigem dieser Art. Familie Saldidae, Ufer- oder Springwanzen Boden und aus dem Anspülicht gemeldet. Hauptaktivitätszeit: Juni/Juli; eine überwie- Im Untersuchungsgebiet kommt C. foveo- Atholus praetermissus (PEYRON, 1856) (Abb. 6) gend brachyptere halobionte Art latus in den Salzrasen von Storkow, Gröben 5 mm Gefährdung/Vorkommen: und Schiaß vor. Die Art gilt in Brandenburg Fam. Histeridae, Stutzkäfer, BB 1 B 0 MV * NS + ST * SN – TH +; D * als halobiont. Im Gesamtverbreitungsgebiet Hauptaktivitätszeit: Juni; macroptere halo- Ein Massenvorkommen dieser auffälligen in sind auch Funde aus salzfreien Gebieten bionte Art Brandenburg „vom Aussterben bedrohten” bekannt. Die Art wird daher von einigen Gefährdung/Vorkommen: Uferwanze wurde 2008 in den Binnen- Autoren auch als halophil eingestuft. BB + B – MV – NS – ST + SN + TH +; D R salzwiesen von Gröben festgestellt (Abb. 7). Die Überwinterung erfolgt im Eistadium Philonthus salinus (KIESENWETTER, 1844) Atholus praetermissus (Embryonaldiapause), im April schlüpfen die 6,5 - 7,5 mm Philadelphia: Triglochin-Bestand Larven und im Juni wurden Kopulationen 100 Fam. Staphylinidae, Kurzflügelkäfer 90 beobachtet. Die Eiablage in totes pflanzlich- Hauptaktivitätszeit: Frühjahr; macroptere 80 es Substrat oder in den Boden erfolgt im 70 halobionte Art 60 Juli. Es entwickelt sich nur eine Generation Gefährdung/Vorkommen: 50 pro Jahr. 40 Exemplare BB 2 B – MV V NS V ST 2 SN – TH 2; D 3 30 Imagines und Larven leben vor allem von Aus Mittel- und Ostdeutschland ist die Art 20 toten Arthropoden und Wirbeltieraas (WACH- 10 von den bekannten Binnensalzstellen in MANN et al. 2006). 0 Thüringen, Sachsen-Anhalt und Branden- 19.04.- 01.06. 28.06. 26.07. 23.08. 18.10. 14.11. Auch aus Sachsen-Anhalt (Gruschwitz, 03.05. burg nachgewiesen; sie kommt auch an den 2004 mdl.) und Thüringen (Küßner, mdl.) wird Küsten der Nord- und Ostsee vor. – Wäh- Salda littoralis ausschließlich aus Salzwiesen rend der aktuellen Untersuchung ist Philon- Abb. 5: Atholus praetermissus, Phänologie thus salinus in den Salzrasen von Storkow, Salda littoralis Gröben und Schiaß vereinzelt nachgewiesen In Deutschland hat die Art ihr Schwerpunkt- Gröben: Triglochin-Bestand worden. vorkommen in den Binnensalzstellen von 110 100 „In ihrem Gesamtareal eine halophile Art, Ost- und Mitteldeutschland. Auf den Salz- 90 die bei ihrem Vordringen nach Mittel- und wiesen von Philadelphia und Storkow 80 Nordeuropa immer mehr einen halobionten wurde das größte dem Autor bekannt 70 Charakter annimmt” (HORION 1965: 169). gewordene Vorkommen der Art in Mittel- 60 50 Exemplare europa festgestellt. Die höchste Aktivitäts- 40 Tomoglossa brakmani (SCHEERPELZ, 1963) dichte (256 Ex., s. Abb. 5) wurde in einer 30 2,1 - 2,2 mm Strand-Dreizack-Fläche ermittelt. – Imag- 20 Fam. Staphylinidae, Kurzflügelkäfer ines und Larven leben räuberisch auf 10 Hauptaktivitätszeit: Juni, August; macro- schlammigem Boden im Detritus und stellen 0 17.06. 09.07. 16.08. 30.08. ptere halobionte Art dort detritusfressenden Insekten und ihren 01.11. 16.11. 03.12. Gefährdung/Vorkommen: Larven nach. 2008 30.09.-17.10. BB neu B – MV – NS V ST V SN – TH – ; D 2 In Deutschland ist die Art bisher nur aus 15.05.-02.06. Die Art war bisher nur in wenigen Exem- Binnensalzgebieten bekannt. Abb. 7: Salda littoralis, Phänologie DIETER BARNDT: BEITRAG ZUR ARTHROPODENFAUNA AUSGEWÄHLTER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 39

dikatorgruppe für diesen Lebensraumtyp nicht empfohlen werden. Als einzige halobionte Art Brandenburgs wurde Argenna patula (20 Ex.) festgestellt. BARNDT (2007) nennt noch Pardosa agrestis purbeckensis als zweite märkische Salzspin- nenart. Nach Überprüfung durch Frau Dr. Balkenhol (Görlitz) handelt es sich bei die- sen Tieren aber doch nur um die sehr vari- able Nominatform Pardosa agrestis agrestis, die auf Ackerflächen weit verbreitet ist. In der gleichen Arbeit wird die Problematik weiterer in der Literatur genannter „Salz- Spinnenarten” diskutiert (Erigone longi- palpis und Enoplognatha mordax).

Argenna patula (SIMON, 1874) (Abb. 11) 2,5-3,5 mm Fam. Dictynidae, Kräuselspinnen Ökologischer Typ: hygrophil, halobiont Gefährdung/Vorkommen: BB 1 B – MV 2 NS 3 ST 3 SN – TH 1; D G

Argenna patula Philadelphia: Triglochin-Bestand 8 7 Abb. 8: Salda littoralis, 6 mm Abb. 9: Agramma confusum, 2 - 2,5 mm 6 Foto: G. Strauß Foto: G. Strauß 5 4 gemeldet. Von den Küsten der Nord- und Gefährdung/Vorkommen: 3

Ostsee wird die Art ebenso nur aus salzbe- BB + B – MV – NS + ST 3 SN – TH +; D 3 Exemplare 2 Mahd einflussten Habitaten gemeldet. – Im Alpen- Die Art trat während der gesamten Unter- 1 raum wird S. littoralis bis über 2.000 m suchung nur in einem Salzbinsenbestand 0 Höhe angetroffen. Die Wanze lebt dort, ab- mit Milchkraut (Juncetum gerardii) in Lud- weichend von den Befunden in Nord-, Ost- wigsfelde/Gröben auf (7 Ex.). 18.05. 01.06. 14.06. 28.06. 12.07. 26.07. 09.08. 23.08. 18.10. 01.11. 14.11. 2004 und Mitteldeutschland, in Mooren (FRIEß & Über die Biologie dieser Art ist wenig 19.04.-03.05. 20.09.-05.10. DERBUCH 2005). – Die Art ist holarktisch ver- bekannt. Vermutlich entwickelt sie sich an breitet. Gewöhnlichem Salzschwaden (Puccinellia Abb. 10: Argenna patula, Phänologie distans) und/oder an der Salzbinse (Juncus Agramma confusum (PUTON, 1879) (Abb. 9) gerardii). Es werden zwei Generationen im In Storkow/Philadelphia konnte diese aus 2 - 2,5 mm Jahr beobachtet. Die Überwinterung erfolgt Brandenburg bisher äußerst selten gemel- Familie Tingidae, Gitter- oder Netzwanzen im Eistadium (NICKEL & REMANE 2002). dete halobionte Kräuselspinnenart erstmalig Hauptaktivitätszeit: Juni; eine macroptere Auf den ostfriesischen Inseln entwickelt sich in größerer Anzahl nachgewiesen werden halobionte Art Macrosteles sordidipennis in den oberen und (Abb. 10). Das Hauptvorkommen lag, wie Gefährdung/Vorkommen: unteren Salzwiesen (NIEDRINGHAUS 2008). auch schon für mehrere halophile/-bionte BB 1 B – MV * NS – ST 0 SN 0 TH 0; D 1 Käferarten, in einem Strand-Dreizack-Be- Die auf Binnenland-Salzstellen äußerst sel- Webspinnen (Araneae): stand im NSG Luchwiesen/Philadelphia. tene Art hat aktuelle Vorkommen v. a. im Webspinnen stellen mit 27.000 Exemplaren Argenna patula hat ihre Schwerpunkt- deutschen Ostseeküstenbereich. In Sach- (>100 Arten) die Hauptmasse der Arthropo- vorkommen in Deutschland in den Küsten- sen-Anhalt gilt die Art als „ausgestorben/ den auf den untersuchten Brandenburger salzwiesen der Nord- und Ostsee sowie in verschollen” und auch aus Thüringen sind Salzstellen. Binnenlandsalzstellen (Abb. 11). Die Art gilt nur Altfunde bekannt. Mit Ausnahme einer Art, besteht die Web- in Sachsen-Anhalt als prioritäre Zielart für Die aktuellen märkischen Funde in der Bin- spinnenfauna Brandenburgs aus Arten polyhaline FFH-Gebiete (BLUMENTHAL 2002). nensalzwiese von Gröben wurden an der ohne Bindung an Salzstandorte. Es handelt – Von der NATIONALPARKVERWALTUNG HAM- gleichen Stelle gemacht, an der auch Salda sich v.a. um eurytope hygrophile/-bionte BURGISCHES WATTENMEER (2001) wird Argenna littoralis (s. o.) ein Massenvorkommen hat- Freiflächenarten und um Arten, die ihr patula zu den Leitarten der Nordsee-Salz- te. Agramma confusum konnte dort in An- Vorzugshabitat auf landwirtschaftlichen wiesen gezählt. zahl im Juni 2008 von der Salzbinse (Juncus Nutzflächen finden. Die Spinnen-Zönose gerardii) gestreift werden. wird durch ein Massenvorkommen folgen- 3.3 Die halophilen/-bionten Laufkäfer, Die in Deutschland „vom Aussterben” be- der in ganz Deutschland häufiger und Kurzflügelkäfer und Webspinnen drohte Salzart hat ihr derzeitiges Binnen- ungefährdeter Arten dominiert: Arctosa von Salzstellen aus Brandenburg land-Hauptvorkommen in Brandenburg. Das leopardus, Pardosa prativaga (beides Wolf- und/oder Mitteldeutschland – ein Land trägt eine besondere Verantwortung spinnen), Pachygnatha clercki (Strecker- Vergleich – (Tabelle 5) für den Erhalt dieser Art. spinne); Erigone atra, Oedothorax fuscus Die Beschränkung auf diese drei Arthropo- und Oedothorax retusus (Zwergspinnen). dengruppen geschieht aus folgenden Grün- Auchenorrhyncha (Zikaden): Wegen der kostenintensiven Bearbeitung den: Macrosteles sordidipennis (STÅL, 1858) der sehr hohen Arten- und Individuenmenge • sie bestehen überwiegend aus terres- Salzwanderzirpe, 3 - 4 mm (Fallenbetreuung, Sortierarbeit, Determina- trisch aktiven Arten, die mit Bodenfallen Familie Cicadellidae, Kleinzikaden tion, Bewertung) und der sehr geringen gut nachgewiesen werden können, Hauptaktivitätszeit: Juni; eine flugfähige Habitatbindung an Binnenlandsalzstellen • es sind ökologisch gut bekannte Grup- halobionte Art; können in Brandenburg Webspinnen als In- pen und 40 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

trum. Auch Thüringen ist mit 23 halobion- ten Arten (davon 4 „verschollen”) noch gut ausgestattet. Unter den 7 halobionten Arten mit aktu- ellen Vorkommen in Brandenburg findet sich mit Acupalpus elegans nur eine steno- tope polyhaline Art, weitere 4 ehemals aus Brandenburg bekannte polyhaline Arten gelten als „ausgestorben/verschollen”: Dy- schirius chalceus, Bledius limicola, Brachy- gluta helferi und Carpelimus halophilus. In Sachsen-Anhalt und Thüringen haben diese Arten noch aktuelle, wenn auch gefährdete, Vorkommen. Darüber hinaus sind aus diesen Ländern noch aktuelle Vor- kommen zusätzlicher stenotoper Salzarten bekannt (Amara strandi, Anisodactylus poe- ciloides, Bembidion aspericolle, Dichei- rotrichus gustavi, D. obsoletus, Dyschirius extensus, D. salinus, Pogonus chalceus u. a.). Ursache für das Fehlen zahlreicher halo- bionter Arten in Brandenburg ist vermutlich die vergleichsweise geringe Salinität und Flächenausdehnung der Salzstellen, sowie deren Sukzessionszustand (offene Pionier- standorte fehlen fast völlig). Es handelt sich um oligo- bis mesohaline Standorte (Salini- Abb. 11: Funde von Argenna patula in tät/Summenparameter 4 - 12 g/l), die klein- Deutschland (aus flächig und in Abhängigkeit vom jährlichen STAUDT 2009), Arg- Grundwasserstandsverlauf mit wechselhafter enna patula 2,5 - Ausprägung verteilt sind. – Die vier in Bran- 3,5 mm denburg verschollenen polyhalinen Salz- Foto: AraGes arten sind Altfunde aus der ehemaligen polyhalinen Salzstelle um Sperenberg. • sie haben, mit Ausnahme der Webspin- (= 50%) gemeldet, davon gelten 4 Arten nen, den größten Anteil an Salzarten als „ausgestorben/verschollen”. Dagegen 3.4 Bewertung Brandenburger Salzstellen des Gebietes. verfügt Sachsen-Anhalt mit 35 Arten (da- nach dem Vorkommen terrestrischer Ein Vergleich der Salzfauna Brandenburgs mit von 1 „verschollen”) fast über das gesamte halophiler/bionter Käfer und Wan- der von Sachsen-Anhalt und Thüringen ist Salzartenspektrum. Auch Thüringen ist mit zenarten (Abb.12) schwierig, weil die Salzstellen von Branden- 33 Salzarten (davon 6 „verschollen”) noch Für die Bewertung wurden nur solche Insek- burg bisher noch unzureichend untersucht vergleichsweise gut ausgestattet. tengruppen berücksichtigt, die auch in den sind. In Sachsen-Anhalt und Thüringen da- Fokussiert man den Vergleich allein auf die historischen Untersuchungen von Speren- gegen sind Binnensalzflächen schon seit län- halobionten Arten, so stellen sich die Unter- berg und Umgebung untersucht worden gerer Zeit nahezu flächendeckend intensiv schiede noch schärfer dar: von den 24 in sind (s. Tabelle 2). beprobt worden. Dennoch soll hier der erste Tabelle 5 genannten halobionten Arten Mit- Die artenreichste Salzfauna war an der ehe- Versuch eines Faunenvergleiches gemacht teldeutschlands wurden bisher aus Branden- maligen großflächigen sekundären Salzstelle werden. burg nur 11 Arten (= 46%) gemeldet (da- in Sperenberg und Umgebung zu beobacht- Brandenburg stellt sich in Bezug auf seine von gelten 4 Arten als „ausgestorben/ver- en (1918 - 1930). Die damals entstandenen Salzfauna als relativ artenarm dar. Von den schollen”). Dagegen verfügt Sachsen-An- temporären oligo- bis polyhalinen Rohbo- 36 in Tabelle 5 für Deutschland genannten halt mit 23 Arten (davon 1 „verschollen”) denbereiche boten optimalen Lebensraum Salzarten mit Binnenlandvorkommen wur- auch in dieser ökologischen Gruppe aktuell für eine Pionierbesiedlung durch halobionte den bisher aus Brandenburg nur 18 Arten noch fast über das gesamte Salzartenspek- Salzarten (12 Arten). Hier zeigt sich eine Pa- rallele zu der aktuellen Besiedlung der Vor- halophile und halobionte felder der Kaliindustrie-Rückstandshalden in den Bundesländern Sachsen-Anhalt und terrestrische Käfer- und Wanzenarten 20 Thüringen. 18 In der vorliegenden Untersuchung haben 16 sich die primären Salzwiesen von Gröben 6 halophil 14 halobiont und Storkow in Bezug auf die Salzfauna als 12 7 hochwertig herausgestellt. Wegen fehlen- 10 8 der offener Pionierstandorte und geringerer

Arten 8 Salinität als im ehemaligen Sperenberger 6 12 4 4 8 Binnensalzgebiet konnten allerdings auf 6 diesen Standorten nur 8 bzw. 6 halobionte 2 4 1 0 1 Arten nachgewiesen werden. Es folgt Schi- Sperenberg, Gröben Storkow Schiaß Zossen aß mit 4 halobionten Arten. Mit nur einer Mellensee 2008/09 2004 2009 2002 halobionten Art ist die Schünowwiese in 1918-1930 Zossen die am schwächsten ausgeprägte Salzstelle der Untersuchung. Wegen mehr- Abb. 12: Verteilung der halophilen/-bionten Käfer- und Wanzenarten auf die bisher unter- facher Störungen ist allerdings eine Nach- suchten Binnensalzgebiete in Brandenburg untersuchung dieser Probereihe erforderlich. DIETER BARNDT: BEITRAG ZUR ARTHROPODENFAUNA AUSGEWÄHLTER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 41

Tabelle. 5: Die halophilen/-bionten Laufkäfer, Kurzflügelkäfer und Webspinnen von Salzstellen aus Brandenburg und/oder Mitteldeutschland mit Gefährdungsangaben. BB = Brandenburg, ST = Sachsen-Anhalt, TH = Thüringen, D = Deutschland, RL = Rote Liste; – = kein Vorkommen bekannt; hp = halophil, hb = halobiont, ? = Angabe unsicher; 0 = ausgestorben/verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, R= extrem selten, V = Vorwarnliste, * = ungefährdet, () = Bewertung hinzugefügt; v (vereinzelt) = 1-9 Ex., h (häufig) = 10-99 Ex., m (massenhaft) = >100 Ex. Fettdruck = aktuelle Nachweise aus Brandenburg

Carabidae, Laufkäfer Standort- Storkow Ludwigsfelde Zossen BB ST TH D bindung RL RL RL MÜLLER-M. & 2004 2008/2009 2002 SCHEFFLER et al. SCHNITTER & TROST FRITZLAR & WESTHUS SCHMIDT Luchw. Marst Gröben Schiaß 1999 2004 2001 i. Vorb

elektr. Leitfähigkeit (mS/l) 15-25 5-10 10-15 2-5 - Salinität (g/l) 10-12 4-6 6->8 4-6 4-6

Acupalpus elegans hb v 1 3 1 1 Amara convexiuscula hp v 3 * * * Amara ingenua hp m v * * * * Amara strandi (= pseudostrenua) hb – 1 2 3 Anisodactylus poeciloides hb – 2 1 2 Bembidion aspericolle hb – 2 1 2 Bembidion fumigatum hp? D * 2 * Bembidion minimum hp v * * * * Bembidion tenellum hb m v h v 1 1 1 3 Dicheirotrichus gustavii hb – 1 1 V Dicheirotrichus obsoletus hb – 2 1 1 Dyschirius chalceus hb 0 2 1 2 Dyschirius extensus hb – 1 1 1 Dyschirius salinus hb – 3 1 V Elaphrus uliginosus hp1 v h h h 2 1 1 2 Ophonus subsinuatus hp – 1 – R Pogonus chalceus hb – 2 1 V Pogonus iridipennis hb – 1 0 1 Pogonus luridipennis hb – 1 0 2 Tachys scutellaris hp – 1 0 1

Staphylinidae, Storkow Ludwigsfelde Zossen BB ST TH D Kurzflügelkäfer RL RL RL RL 2004 2008/2009 2002 SCHÜLKE et al. SCHOLZE et al. APFEL BÜCHE et al. Luchw. Marst Gröben Schiaß 1992 2004 2001 i. Vorb.

Bledius bicornis hb – 1 0 3 Bledius furcatus hb – 1 0 1 Bledius limicola hb 0 1 2 3 Bledius tricornis hp v h 2 * * * Bledius unicornis hp – 1 1 1 Brachygluta helferi hb (0) 1 (3) 3 Brundinia marina hb – 0 1 * Brundinia meridionalis hp – 1 1 G Carpelimus foveolatus hb m v v 1 * 3 V Carpelimus ganglbaueri hb m h v v v 1 – 1 2 Carpelimus halophilus hb 0 2 3 3 Philonthus salinus hb v v v 2 2 2 3 Tomoglossa brakmani hb h (1) (1) – 2

16 32 31 33

Araneae, Webspinnen Storkow Ludwigsfelde Zossen BB ST TH D RL RL RL RL 2004 2008/2009 2002 PLATEN et al. SACHER & PLATEN SANDER et al. BLICK et al. Luchw. Marst Gröben Schiaß 1999 2004 2001 i. Vorb

Argenna patula hb h 1 3 1 G Erigone arctica maritima hp – 1 0 * Sitticus inexpectus hp? 1 3 – 2 ∑ Laufkäfer + Kurzflügelkäfer+ Webspinnen 18 35 33 36 1 Die Halophilie der Art wird nur in Brandenburg beobachtet; den ersten Hinweis gab Wagner (1948?) 42 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

3.5 Weitere für Brandenburg faunistisch erwähnenswerte Arthropodenarten (ohne Salzarten); Auswertung der Gesamtartenliste2 Angegeben sind Erstnachweise für Branden- burg (E) bezogen auf KÖHLER & KLAUSNITZER (1998) sowie Arten, die nach den Roten Lis- ten für Brandenburg als „vom Aussterben bedroht” oder als „extrem selten“ gelten. – Weitere Angaben zur Ökologie und zum Vorkommen der Arten innerhalb des Unter- suchungsgebietes s. Gesamtartentabelle2. Käfer4: Diachromus germanus, Trachys scro- biculatus, Cidnopus pilosus, Melanophthal- ma suturalis (E), Cyrtusa subtestacea, Leiodes badia, Pelochares versicolor, Pteni- dium fuscicorne, Euconnus fimetarius, Eu- connus hirticollis, Thanatophilus dispar, Aploderus caesus, Atheta vilis, Bledius oc- cidentalis, Brachyusa concolor, Calodera cochlearis (E), Carpelimus similis (E), Lesteva sicula heeri, Micropeplus caelatus, Omali- um oxyacanthae, Platystethus nodifrons, Stenus melanopus. Wanzen: Peritrechus nubilus, Pithanus maer- Abb.13: Fallenlee- kelii, Pygolampis bidentata. rung bei Gröben Zikaden: Psammotettix notatus (E). Foto: H. Barndt Webspinnen: Carorita limnaea, Gongyli- diellum vivum, Oedothorax agrestis, Par- dosa agricola, Enoplognatha mordax.

3.6 Schutz und Gefährdung (Tabelle 6) Auswertung der Gesamtartenliste2 Nach den Roten Listen von Brandenburg sind 23 der auf den vier Untersuchungsflächen festgestellten Arten vom Aussterben bedroht und 13 Arten stark gefährdet. Nach der Roten Liste von Deutschland sind 6 Arten vom Aussterben bedroht und 19 Arten stark gefährdet (RL 2 und 2/3). 4 Arten sind nach § 42 BNatSchG gesetzlich geschützt.

Fazit: Die Binnensalzstelle von Gröben zeichnet sich durch den höchsten Anteil von Arten aus, die bundesweit „vom Aussterben be- droht“ oder „stark gefährdet” sind. Aus der Sicht des Artenschutzes handelt es sich um das wertvollste Gebiet der Untersuchung. Zusätzlich verfügt diese Binnensalzstelle Abb.14: Diskussion auch über den höchsten Anteil der aktuell in der Salzwiese am festgestellten halophilen/-bionten Käfer- Prierowsee: S. Rät- und Wanzenarten (s. Abb. 12). Die Gröben- zel und R. Schwarz; er Salzwiese ist daher auch tierökologisch April 2002 für Brandenburg ein besonders bedeut- Foto: H. Barndt sames Gebiet (‚hotspot’).

Tabelle 6: Geschützte und gefährdete Arten der Untersuchungsflächen; Angaben für Brandenburg und Deutschland im Vergleich 4 Pflegeempfehlungen Rote Listen Brandenburg Rote Liste Deutschland Untersuchungs- BNatSchG vom Aussterben stark vom Aussterben stark 4.1 Maßnahmen/Kontrolle flächen bedroht gefährdet bedroht gefährdet Das Hauptproblem großer Flächen der un- Storkow 3 13 7 1 9 tersuchten Binnensalzwiesen war noch im Jahr 2004 die starke Verschilfung/Ver- Gröben 2 10 6 5 13 buschung als Folge der durch wasserbau- Schiaß 1 7 5 - 5

Zossen 1 3 1 - 3 4 Die bei BARNDT (2007) genannten Arten Longi- Gesamt1 4 23 13 6 19 tarsus longiseta und Atholus corvinus waren Fehlbestimmungen. Es handelt sich um Longitar- 1 Achtung; keine Addition der Spaltenwerte möglich, da Mehrfachnennungen von Arten in den verschiedenen sus brunneus (det. Warchalowski) und Hister bis- Untersuchungsgebieten sexstriatus (det. Esser) DIETER BARNDT: BEITRAG ZUR ARTHROPODENFAUNA AUSGEWÄHLTER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 43

Hendrich, Dr. Karl-Hinrich Kielhorn, Prof. Dr. Müller-Motzfeld (†), Dr. Ralph Platen, Dr. Volker Puthz, Michael Schülke, Dr. Roland Schultz, Heiko Sparmberg, Gerhard Strauß, Dr. Martin Trost und Jürgen Vogel. Die Determination der Webspinnen wurde durch das Landesumweltamt Brandenburg im Rahmen des EU-Life-Projekts „Binnen- salzstellen Brandenburgs” finanziell unter- stützt.

Literatur Allgemein AL HUSSEIN, I. A., DIETZE, R., HARTENAUER, K., HUTH, J., LÜBKE-AL HUSSEIN, M., MEYER, F., NEUMANN, S., REUTER, M. I., RUHNKE, H., TROST, M., SCHÄDLER, M., SCHNEIDER, K., SCHNITTER, P. H., STARK, A. & STENZEL, T. 2000: Die Tierwelt im Gebiet des ehemaligen Salzigen Sees. – In: Der Salzige See (Landesamt für Umweltschutz, Hrsg.), Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt 37, Sonderheft: 24-43 BANK, C. & SPITZENBERG, D. 2001: Die Salzstelle Hecklingen – Darstellung einer der derzeit bedeu- tendsten Binnenlandsalzstellen in Deutschland. – Hrsg.: Fachgruppe Faunistik und Ökologie Staßfurt, Staßfurt: 87 S. BARNDT, D. 2007: Beitrag zur Arthropodenfauna der Binnensalzwiesen von Storkow und Philadelphia (Brandenburg/Landkreis Oder-Spree). – Faunen- Abb.15: Gröben, Landschaftspfleger; September 2008 Foto: H. Barndt analyse und Bewertung (Coleoptera, Heteroptera, Auchenorrhyncha, Saltatoria, Araneae, Isopoda u. a.). liche und landwirtschaftliche Maßnahmen berücksichtigt werden. – Märkische Ent. Nachr. 9 (1): 1-54 z. T. nachhaltig gestörten Grundwasserdy- Die Projekt-Maßnahmen müssen zu einer BLUMENTHAL, W. 2002: Beiträge zu einer Richtlinie zur Erstellung von Managementplänen für Natura 2000- namik und -menge und der zu geringen dauerhaften Populationssicherung möglichst Gebiete, erarbeitet am Beispiel des FFH-Gebietes Nr. landwirtschaftlichen Nutzung. – Neben der vieler Zielarten in den Projektgebieten 51 „Sülzetal bei Sülldorf” – Endbericht –. Auftrag- zzt. laufenden schrittweisen Eindämmung führen, mindestens aber den vorhandenen geber: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt; der Schilfflächen durch Mahd und Wasser- Artenbestand erhalten. Internetveröffentlichung: http://www.mu.sachsen- anhalt.de/start/fachbereich04/natura2000/manage- regulierungsmaßnahmen, kann dauerhaft Im vorliegenden Heft werden in den jeweili- mentplaene/files/suelzetal.pdf die Verschilfung nur durch eine extensive gen Gebietssteckbriefen die festgestellten BÖHME, J. 2005: Die Käfer Mitteleuropas. Band K, Beweidung (1,4 GVE/ha, Rinder) aufgehal- Salz-Arthropoden (incl. Zielarten) der bisher Katalog (Faunistische Übersicht), begründet von W. H. Lucht; 2. Auflage. 515 S. – Elsevier-Spektrum Verlag ten werden. Durch den Tritt der Weidetiere untersuchten Gebiete genannt. EISENBEIS, G. & WICHARD, W. 2003: Wasserhaushalt, werden außerdem vegetationsfreie Stellen Osmo- und Ionenregulation sowie Exkretion. – In: geschaffen, die von konkurrenzschwachen DETTNER, K. & PETERS, W. (Hrsg.): Lehrbuch der Entomologie. Spektrum Akademischer Verlag: 127- „Salzorganismen” besiedelt werden können. 5 Untersuchungslücken 163 Stellenweise sollten zusätzlich durch Flach- FRIEß, T. & DERBUCH, G. 2005 Institut für Naturschutz abtorfungen größere schlammige Kahlstellen Im Rahmen der ehrenamtlichen Arbeit konn- Steiermark, Graz: Zoologische Kartierung Sulzkaralm, NP Gesäuse – Fachbereich Insekten – Heuschrecken geschaffen werden, die den lichtbedürftigen ten nur vier von acht Binnensalzgebieten und Wanzen. – Endbericht: 92 S., unpubliziert, internet Pionierarten unter den „Salzarthropoden” Brandenburgs untersucht werden. Für eine FRITZLAR, F. & SPARMBERG, H. 1997: Faunistische den benötigten Lebensraum auf frühen spätere Abschätzung der Auswirkungen der Bedeutung der naturnahen und sekundären Binnen- Maßnahmen des EU-Life-Projektes auf die salzstellen. – In: WESTHUS, W. et al. (1997): Sukzessionsflächen bieten. Binnensalzstellen in Thüringen – Situation, Gefährdung Um die Auswirkungen der im Rahmen des Salzfauna des Gesamtgebietes ist daher eine und Schutz. – Naturschutzreport, Jena 12: 133-157 EU-Life-Projektes „Binnensalzstellen Bran- zeitnahe Untersuchung der Entomofauna GERSTBERGER, M. 2002: Biotoptypische Schmetter- denburgs” durchgeführten Maßnahmen auf v.a. in folgenden Gebieten zusätzlich drin- lingsarten (Lep.) der Salzstelle am Rietzer See bei Brandenburg. – Märk. Entom. Nachr. 4 (2): 63-67 die Salzarthropoden kontrollieren, bewerten gend erforderlich: Oberückersee bei See- GÖLLNER-SCHEIDING, U. 1978: Beiträge zur Hetero- und nachvollziehbar darstellen zu können, hausen, Rietzer und Netzner See, Luckauer pteren-Fauna Brandenburgs. 2. Übersicht über die ist ein nachlaufendes Monitoringprogramm Salzstellen. Heteropteren von Brandenburg. Teil II. – Faunistische Abhandlungen, Staatliches Museum für Tierkunde in zwingend erforderlich. Dresden 7 (10): 75-90 Danksagung GRIEP, E. & KORGE, H. 1956: Beiträge zur Koleo- 4.2 Zielarten Ein besonderer Dank geht an den Landwirt pterenfauna der Mark Brandenburg, XXI. – Deutsche Entomolgische Zeitschrift, Neue Folge 3 (1): 56-69 Die Wirksamkeitskontrolle der Maßnahmen Burghard Lehmann in Gröben/Kietz, der die HARTONG, H. 2004: Erfolgskontrolle im Naturschutz- sollte in methodischer Anlehnung an das Untersuchungen auf seinen Rinder-Weide- großprojekt „Nuthe-Nieplitz-Niederung” unter be- Zielartenkonzept von Baden-Württemberg flächen ermöglicht hat. Herrn Wolfgang sonderer Berücksichtigung der Vögel, Tagfalter, Heuschrecken und Laufkäfer. – Nat.schutz Biol. erfolgen. Linder gilt mein Dank für wertvolle ökolo- Vielfalt 22: 137-153. Bundesamt für Naturschutz, Auf der Basis der vorliegenden Arbeit wer- gische Informationen über die Gröbener Bonn den als Zielarten für Binnensalzrasen in Salzwiesen und gemeinsame inhaltreiche HEYDEMANN, B. 1960: Die biozönotische Entwicklung Exkursionsstunden im Untersuchungsgebiet. vom Vorland zum Koog – Vergleichend-ökologische Brandenburg folgende halobionte Insekten- Untersuchungen an der Nordseeküste. I. Teil: Spinnen arten vorgeschlagen: Laufkäfer: Acupalpus Für die Determination/Kontrolle problema- (Araneae). – Akademie der Wissenschaften und der elegans und Bembidion tenellum; Kurz- tischer Arten, ökologische, taxonomische Literatur Abhandlungen der math.-naturwiss. Klasse, flügelkäfer: Carpelimus foveolatus, Carpe- und Literaturhinweise sowie Bereitstellung Jahrgang 1960, Nr. 11; in Kommission bei Franz Steiner Verlag, Wiesbaden: 169 S. limus ganglbaueri, Philonthus salinus und von Bildmaterial gilt mein Dank folgenden HEYDEMANN, B. 1962: Die biozönotische Entwicklung Tomoglossa brakmani; Stutzkäfer: Atholus Personen: Wolfgang Apfel, Dr. Birgit vom Vorland zum Koog – Vergleichend-ökologische praetermissus; Wanzen: Salda littoralis und Balkenhol, Ronald Bellstedt, Ortwin Bleich, Untersuchungen an der Nordseeküste. II. Teil: Käfer (Coleoptera). – Akademie der Wissenschaften und Agramma confusum; Zikaden: Macrosteles Boris Büche, Dr. Jürgen Deckert, Jens Esser, der Literatur Abhandlungen der math.-naturwiss. sordidipennis. Jörg Gebert, Manfred Gerstberger, Dr. Ursu- Klasse, Jahrgang 1962, Nr. 11; in Kommission bei Zusätzlich sollten die in Tabelle 3 genanten la Göllner-Scheiding, Stephan Gottwald, Franz Steiner Verlag, Wiesbaden: 197 S. HEYDEMANN, B. 1967: Die biologische Grenze Land- halobionten Halmfliegenarten und die in Wolfgang Gruschwitz, Stephan Gürlich, Meer im Bereich der Salzwiesen. – Franz Steiner Tabelle 4 genannten Kleinschmetterlinge Heinrich Hartong, Rainer Heiß, Dr. Lars Verlag, Wiesbaden: 200 S., 12 Abbildungstafeln 44 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

HÖHNEN, R., KLATT, R. MACHATZI, B. & MÖLLER, S. 2000: DECKERT, K., GRUNER, H.-E. & HANNEMANN H.-J. (Hrsg.), Mecklenburg-Vorpommern Vorläufiger Verbreitungsatlas der Heuschrecken 8. Aufl., 1994, 638 S. MÜLLER-MOTZFELD, G. & J. SCHMIDT (2008): Rote Liste Brandenburgs. – Märkische Ent. Nachr. Heft 2000/1: TOLASCH, T. & GÜRLICH, S. 2008: Verbreitungskarten der gefährdeten Laufkäfer Mecklenburg-Vorpom- 72 S. der Käfer Schleswig-Holsteins und des Niederelbege- merns. – Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und HORION, A. 1959: Die halobionten und halophilen bietes. Homepage des Verein für Naturwissen- Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.). Carabiden der deutschen Fauna. – Wiss. Zeitschr. d. schaftliche Heimatforschung zu Hamburg e.V.: 29 S. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Math.- http://www.entomologie.de/hamburg/karten Niedersachsen nat. R., VIII (4/5): 549-556 TROST, M. 2006: Zur Habitatbindung und Verbreitung AßMANN, T., DORMANN, W., FRÄMS, H., GÜRLICH, S., HORION, A. 1963: Faunistik der mitteleuropäischen von Bembidion tenellum Erichson, 1837 und HANDKE, K., HUK, T. SPRICK, P. & H. TERLUTTER (2003): Käfer. Band IX: Staphylinidae, 1. Teil Micropeplinae Bembidion azurescens Dalla Torre, 1877 in Sachsen- Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen bis Euaesthetinae. – Überlingen-Bodensee. 412 S. Anhalt (Coleoptera, Carabidae). – Entomologische gefährdeten Sandlaufkäfer und Laufkäfer (Coleo- HORION, A. 1965: Faunistik der mitteleuropäischen Nachrichten und Berichte 50: 135-139. ptera: Cicindelidae et Carabidae) mit Gesamtarten- Käfer. Band X: Staphylinidae, 2. Teil Paederinae bis TROST, M. 2007: Laufkäfer der Salzstellen Sachsen- verzeichnis, 1. Fassung vom 1.6.2002: 70-95. – Staphylininae. – Überlingen-Bodensee. 335 S. Anhalts – ein Übersicht. – Angewandte Carabidologie Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen, Heft IRMLER, U. & GÜRLICH, S. 2004: Die ökologische 8: 35-49 2/03: 70-95. Einordnung der Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) in WAGNER, H. um 1948: Die Käferfauna der Mark Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein. – Faunistisch-Ökologische Mit- Brandenburg (Manuskript, verschollen). Nach dem SACHER, P. & R. PLATEN (2004): Rote Liste der teilungen, Supplement 32. Kiel. 117 S. Tode Hans Wagners im Jahre 1951 gelangte das Webspinnen (Arachnida: Araneae) des Landes KNÜLLE, W. 1953: Zur Ökologie der Spinnen an Ufern Manuskript in den Besitz des Berliner Entomologen Sachsen-Anhalt. – In: Rote Listen Sachsen-Anhalts – und Küsten. – Z. Morph. Ökol. Tiere 42: 117-158 Willy Skoraszewsky. Es existieren nur noch notizen- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- KLAUSNITZER, B. (Hrsg.) 2003: Entomofauna Germa- hafte Auszüge aus diesem Werk, die Horst Korge Anhalt 39: 190-197. nica Band 6. – Entomologische Nachrichten und etwa 1952 daraus angefertigt hat. Seit dem Tode SCHNITTER, P.H. & M. TROST (2004): Rote Liste der Berichte (Dresden), Beiheft 8: 343 S. Skoraszewskys ist das äußerst interessante Manus- Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) des Landes KOCH, K. C. 1989 - 1995: Die Käfer Mitteleuropas. kript verschollen. Sachsen-Anhalt. In: Rote Listen Sachsen-Anhalts – Ökologie, Bände E1-E7. Krefeld WACHMANN, E., MELBER, A. & DECKERT, J. 2006: Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen- KÖHLER, F. & KLAUSNITZER, B. (Hrsg.) 1998: Verzeichnis Wanzen 2. – Tierwelt Deutschlands 77: 263 S. Anhalt 39: 252-263. der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nach- WENDT, H. 1993: Zur Faunistik und Ökologie der SCHOLZE, P., LÜBKE-AL HUSSEIN, M., JUNG, M. & A. richten und Berichte (Dresden) Beiheft 4. 185 S. Halmfliegen (Diptera, Chloropoidea) einiger Salz- SCHÖNE (2004): Rote Liste der Kurzflügler LARSEN, E. B. 1936: Biologische Studien über die tun- stellen des Binnenlandes und der Küste in (Coleoptera: Staphylinidae) des Landes Sachsen- nelgrabenden Käfer auf Skallingen. – Videnskab. Ostdeutschland. – NOVIUS Nr. 15: 321-328. Berlin Anhalt. – In: Rote Listen Sachsen-Anhalts – Berichte Medd. Dansk. Naturhist. For. 100, 231 S. ZUMPT, F. & REBMANN, O. 1932: Ökologische Studien des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt LENGERKEN, H. V. 1929: Die Salzkäfer der Nord- und im Sperenberger Salzgebiet. – Z. Morph. Ökol. Tiere 39: 272-286. Ostseeküste mit Berücksichtigung der angrenzenden 24: 768-801 Sachsen Meere sowie des Mittelmeeres, des Schwarzen und GEBERT, J. (2006): Die Sandlaufkäfer und Laufkäfer des Kaspischen Meeres. Eine ökologisch-biologisch- Rote Listen von Sachsen. Beiträge zur Insektenfauna Sachsens, geographische Studie. – Z. wiss. Zool. 135: 1-162; Berlin Band 4, Teil 1 (Carabidae: Cicindelini – Loricerini). – Leipzig Der Landesbeauftragte für Naturschutz und Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft LINDROTH, C. H. 1949: Die fennoskandischen Carabidae. Landschaftspflege/Senatsverwaltung für Stadtent- 10, Dresden. Eine tiergeographische Studie. III. Allgemeiner Teil. – wicklung [Hrsg.] (2005): Rote Listen der gefährdeten Thüringen Göteborgs Kungl. Vetenskaps- och Vitterhets-Samhälles Pflanzen und Tiere von Berlin. CD-ROM. Darin: APFEL, W. (2001): Rote Liste der Kurzflügelkäfer Handlingar. S. F. Ser. B., 4 (3): 1-911 BAYER, C. & H. WINKELMANN: Rote Liste und Gesamt- (Coleoptera: Staphylinidae) Thüringens 1. Fassung, MÜLLER-MOTZFELD, G. 2007: Die Salz- und Küsten- artenliste der Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionidae) Stand: 09/2001 (Manuskript). laufkäfer Deutschlands – Verbreitung und Gefähr- von Berlin. FRITZLAR, F. & W. WESTHUS (2001): Rote Listen der dung. –Angewandte Carabidologie 8: 17-27 BÜCHE, B. & G. MÖLLER: Rote Liste und Gesamt-arten- gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, Pflanzengesell- NATIONALPARK-VERWALTUNG HAMBURGISCHES WATTENMEER liste der holzbewohnenden Käfer (Coleoptera) von schaften und Biotope Thüringens. – Naturschutz- (Hrsg.) 2001: Nationalpark-Atlas Hamburgisches Berlin mit Angaben zu weiteren Arten. report 18: 30 ff. Wattenmeer – Nationalpark-Plan Teil1. – Naturschutz DECKERT, J. & H. WINKELMANN: Rote Liste und SANDER, F. W., S. MALT & P. SACHER (2001): Rote der und Landschaftspflege in Hamburg (Schriftenreihe Gesamtartenliste der Wanzen (Heteroptera) von Webspinnen (Arachnida: Araneae) Thüringens. – der Umweltbehörde), Heft 50 Berlin. Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Natur- NERESHEIMER, J. & WAGNER, H. 1918-1920: Beiträge zur HENDRICH, L.: Rote Liste und Gesamtartenliste der schutz und Umwelt & Thüringer Landesanstalt für Coleopterenfauna der Mark Brandenburg. 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Wattenmeer 11: 171-178 Pflanzen und Tiere von Berlin. CD-ROM. Darin: Stand 2009. – In: Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): SCHAEFER, M. 2003: Wörterbuch der Ökologie. 4. BÜCHE, B. & G. MÖLLER: Rote Liste und Gesamtarten- Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Auflage. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg liste der holzbewohnenden Käfer (Coleoptera) von Deutschlands, [Band 2 oder 3], Wirbellose Tiere [1 Berlin. 452 S. Berlin mit Angaben zu weiteren Arten. (Anmerkung: oder 2]; in Vorbereitung. SPARMBERG, H. 2008: LIFE-Projekt Binnensalzstellen In der Liste werden auch Gefährdungsangaben für MÜLLER-MOTZFELD, G. & J. SCHMIDT (in Vorb.): Rote Nordthüringens – Ergebnisbericht zum Laufkäfer- Brandenburg genannt). Liste und Gesamtartenliste der Laufkäfer Deutsch- Monitoring 2005/2007. – Mitteilungen des Thüringer PLATEN, R., B. V. BROEN, A. HERRMANN, U. M. RATSCHKER lands (Coleoptera: Carabidae). Stand Dezember Entomologenverbandes e.V. 15 (2): 106-123. & P. 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BRAASCH (1999): Rote Liste und Artenliste der Prof. Dr. Dieter Barndt Nöda und Stotternheim (Stadt Erfurt und Landkreis Laufkäfer des Landes Brandenburg (Coleoptera: Bahnhofstr. 40 D Sömmerdar). – Thüring. Faun. Abh. 10: 43-101 Carabidae). – Naturschutz und Landschaftspflege in 12207 Berlin STAUDT, A. 2009: Nachweiskarten der Spinnentiere Brandenburg 8 (4), Beilage: 28 S. Deutschlands (Arachnida: Araneae, Opiliones, SCHÜLKE, M., M. UHLIG & L. ZERCHE (1992): Kurzflügler [email protected] Pseudoscorpiones). Arachnologische Gesellschaft e. V. (Staphylinidae). – In: Ministerium für Umwelt, – Internet: http://www.spiderling.de/arages Naturschutz und Raumordnung [Hrsg.]: Gefährdete STRESEMANN – Exkursionsfauna von Deutschland. Band Tiere im Land Brandenburg – Rote Liste, Potsdam: 1: Wirbellose (ohne Insekten) 155-174. NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 45-49 45

BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG KÖNNEN NUR DURCH EINE ANGEPASSTE NUTZUNG ERHALTEN WERDEN. VON EINER ENGEN UND VERTRAUENSVOLLEN ZUSAMMENARBEIT ZUM SCHUTZ DIESER LEBENSRÄUME KÖNNEN NATURSCHUTZORGANISATIONEN UND FLÄCHENBEWIRTSCHAFTER GLEICHERMAßEN PROFITIEREN.

HOLGER RÖßLING Managementstrategien für den Erhalt der Binnensalzstellen in Brandenburg Schlagwörter: NATURA 2000, Binnensalzstellen, Offenland, Grünland, Landwirtschaft, Beweidung Flächenmanagement, Nutzungsgeschichte

Zusammenfassung bare Moore und in die Niederungswälder. gonnene Komplexmelioration dramatische Die geringen technischen Möglichkeiten Auswirkungen auf großflächige salzbeein- Bei den aktuell in Brandenburg bestehenden schonten aber auch den Wasserhaushalt flusste Niederungsgebiete an Havel, Nieplitz Binnensalzstellen handelt es sich nahezu und bewirkten allenfalls eine geringe Ver- und Notte. Dabei wurden vor allem schwie- ausschließlich um halbnatürliche Lebensräu- erdung der Torfe, so dass nachhaltig nutz- rige Standorte für eine mechanisierte Nut- me, die erst durch vorwiegend extensive bare Moorböden zur Verfügung standen. zung vorbereitet. Die Komplexmelioration Nutzungsformen entstanden sind. Der Ver- Wechselnde Wasserstände, Temperatur- beeinflusste aber auch vergleichsweise klei- lust vieler Binnensalzstellen steht daher schwankungen von Jahr zu Jahr, kleinere ne Einzugsbiete in mehreren Regionen unmittelbar mit veränderten Nutzungen in und größere lokale oder regionale Naturer- Brandenburgs und dauerte bis in die späten Zusammenhang. Mit einem EU-LIFE-Natur- eignisse sowie gesellschaftliche Umbrüche achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts an. Projekt des Landesumweltamts Brandenburg, ergaben ein kleinteiliges Mosaik verschie- Auf vielen Standorten riss durch die Hydro- der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg den stark genutzter Flächen. An den Gren- melioration die Kapillarverbindung zwischen und der Heinz-Sielmann-Stiftung wurden zen der Grünlandkomplexe – den räumlichen dem salzhaltigen Grundwasser und dem von 2005 bis 2010 die Bedingungen für den wie den technologischen – bildeten kurz- Wurzelraum der Pflanzen ganzjährig und Erhalt der Binnensalzstellen in 19 Natura lebige Auflassungsstadien reich strukturierte irreversibel ab. Auf den Standorten etablier- 2000-Gebieten in Brandenburg verbessert. Übergänge zu Gehölzen, Röhrichten und ten sich reine, von „süßem” Niederschlags- Dabei standen die Stabilisierung der hydro- Gewässern. Der Wechsel von Mahd und wasser gespeiste Stau- und Sickerwasserre- logischen Verhältnisse und die Vorbereitung Weide war die auf vielen Flächen vorherr- gimes. Die irreversible Auswaschung der im einer regelmäßigen und finanziell abgesi- schende Nutzungsweise, die bei optimalem Oberboden gebundenen Salze und die Aus- cherten Nutzung der Flächen im Mittel- Abschöpfen des jährlichen Aufwuchses süßung der Standorte waren die Folge. punkt. auch die angemessene Pflege der Bestände Die nach zwischenzeitlichen, mitunter er- sicher stellte. folglosen, Ackerbauversuchen meist einset- Zu spürbaren Beeinträchtigungen bzw. zum zende intensive Grünlandbewirtschaftung 1 Nutzungsgeschichte der Erlöschen von Salzpflanzenbeständen kam (mit Grünlandumbruch, Ansaat und minera- natürlichen Binnensalz- es in Brandenburg vor allem durch Nut- lischer Düngung) nivellierte die Standortbe- stellen in Brandenburg zungsintensivierungen in mehreren Phasen dingungen weiter und führte letztlich zum im 19. und 20. Jahrhundert. Entwässerun- Verlust bzw. zur starken Beeinträchtigung Die Entwicklung der Binnensalzstellen in gen von Niederungsgebieten führten zur der salzbeeinflussten Arten und Pflanzenge- Brandenburg ist eng mit der Erschließung Absenkung der Grundwasserstände. Wäh- meinschaften. von Wiesen und Weiden in den großen rend der Verlust der Salzvegetation im Ha- Nur sehr wenige nährstoffarme Standorte Schmelzwasser-Tälern und Talmooren ver- velländischen Luch vor allem mit dem blieben wegen ihrer geringen Größe oder bunden. Der Zwang zur weitgehenden Aus- 1916/17 errichteten Havelländischen Haupt- dem letztlich doch unverhältnismäßigen Auf- nutzung sich bietender Ressourcen trieb kanal (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962) in Ver- wand von Komplexmelioration und Um- die Grünlandnutzung über viele Jahrhun- bindung zu bringen ist, hatte die in den bruch verschont (Nordufer Netzener See, derte weit in die Seeufer, in kaum begeh- sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts be- Trechwitz; Rietz um den Rietzer See; mehrere

Abb. 1a und 1b: Rietzer See 1953 (links) und 2007 (rechts). Bei der Aufgabe einer angepassten Nutzung der Salzstellen kommt es zu einer natürlichen Sukzession. Am Rietzer See ist der Gehölzaufwuchs deutlich zu erkennen, der durch die Nutzungsauflassung seit den 1970er Jahren entstand Fotos: LGB 46 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Kleinflächen im Raum Zossen, Uferflächen und Großseggen verbrachte Flächen für ei- 3 Rahmenbedingungen für an der Groß Schauener Seenkette). ne gewisse Zeit mehrfach jährlich genutzt den Erhalt der Salzstellen Die Aktivitäten zur Komplexmelioration werden. Die Flächen können dabei durch- im Binnenland in waren auch eine Folge der Konzentrations- aus auch mit Besatzdichten von bis zu 3 Brandenburg prozesse in der Landwirtschaft, die zunächst GVE/ha beweidet werden. Dabei gilt, dass zur Bildung der Landwirtschaftlichen Pro- für eine Wiedereinrichtung durch Mahd Der Erhalt der Binnensalzstellen in Branden- duktionsgenossenschaft (LPG) führten. Da- mindestens eine zweimalige Mahd im Jahr burg ist somit unmittelbar von der Etablie- durch entstanden im Zusammenwirken mit erforderlich ist. Nur dann ist das Zurück- rung und Fortführung geeigneter Nutzungs- der Melioration von den tatsächlichen Eigen- drängen von Schilf auch tatsächlich effektiv formen abhängig. Dabei konnte in vielen tumsverhältnissen entkoppelte Bewirtschaf- möglich. Gebieten die Zusammenarbeit mit den auf tungseinheiten, die häufig mehrere Dutzend Auf Salzwiesen in einem guten Erhaltungszu- den Flächen tätigen Landwirtschaftsbetrie- Hektar groß waren. In den siebziger Jahren stand sind, in Abhängigkeit von der Witte- ben fortgeführt und erweitert werden. des 20. Jahrhunderts kam es zudem zur rung und der Nutzbarkeit in nassen Jahren, Allein in der Flächenkulisse des EU-LIFE-Pro- Zusammenfassung der Feldbaubereiche zu mindestens eine einmalige Nutzung und in jekts „Sicherung und Entwicklung der Bin- Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduk- trockenen Jahren eine zweimalige Nutzung nensalzstellen Brandenburgs” wirtschaften tion (KAP), was eine Trennung von Tier- erforderlich, um der Verbrachung entgegen- ca. 30 bis 35 landwirtschaftliche Haupt- und und Pflanzenproduktion zur Folge hatte. zuwirken (BÖHNKE & BOSCHÜTZ 2006). Nebenerwerbsbetriebe. Die bewirtschafteten Damit stand in einigen Gebieten auch keine Nutzungskonzepte, die auf eine ausschließ- salzbeeinflussten Flächen umfassen zwischen geeignete angepasste Technik für die Be- liche Mahdnutzung im Spätsommer orien- 1 ha und ca. 100 ha pro Betrieb. Sie machen wirtschaftung der schwierigen Standorte tieren, sind für die Wiedereinrichtung von zwischen 1% und 20% der Betriebsfläche mehr zur Verfügung. Salzwiesen ungeeignet und auch für deren aus. Die Betriebe betreiben überwiegend Die Vegetation der binnenländischen Salz- Erhalt nicht ausreichend. Vielmehr ist darauf Mutterkuh- oder Pferdehaltung. Nahezu alle stellen in Brandenburg ist nach diesen, häufig hinzuweisen, dass geeignete Zeitfenster für Betriebe nehmen an Agrarumweltmaßnah- mehrere Jahrzehnte andauernden, Phasen die Nutzung der Salzwiesen sehr häufig men teil oder arbeiten mit der Naturschutz- der Nutzungsintensivierung nunmehr vieler- vom konkreten jährlichen Witterungsverlauf verwaltung zusammen. Sie haben in der orts durch Auflassung der Nutzung in ihrem abhängig sind. Oft tritt ein geeignetes Zeit- Regel eine gesamtbetriebliche Grünlandex- Bestand gefährdet. Sehr feuchte und fenster für die Nutzung schon während tensivierung vorgenommen. Teilweise sind schwer zugängliche Gebiete der Niederun- einer Trockenperiode im Frühjahr auf und sie aus Gründen des Lebensraum- und Wie- gen in Brandenburg sind in den vergange- sollte, wenn keine anderen Belange entge- senbrüterschutzes freiwillige und zeitlich nen Jahrzehnten, vor allem aber seit 1990, genstehen, auch für eine Beweidung und befristete Verpflichtungen zur späten und mit dem Rückgang der Kleintierhaltung ggf. für eine Mahd genutzt werden können. eingeschränkten Nutzung der Grünlandflä- oder anderer Formen der Selbstversorgung, Fachlich kann eine zeitlich flexible Gestal- chen eingegangen. Teilweise haben die nicht mehr regelmäßig genutzt worden. tung der Nutzungstermine sinnvoll sein, rechtsverbindlichen Vorgaben der Schutzge- Davon betroffen sind insbesondere Über- wenn gleichzeitig entsprechende Zeiträume bietsverordnungen zur Umsetzung von gangsbereiche zu Seen, wie am Prierowsee der Nutzungsruhe auf den Salzwiesen ein- Natura 2000 (z. B. Düngeeinschränkungen, bei Zossen, an den Groß Schauener Seen bei gehalten werden. Nutzungstermine) Zahlungsansprüche nach Storkow, am Oberuckersee in der Uckermark Für den Erhalt der Binnensalzstellen in vielen Art. 38 der ELER-Verordnung zur Folge. und am Rietzer See im Havelland (Abb.1). Gebieten ist deshalb die Beweidung in Ver- Die Projekterfahrungen zeigen, dass die Bei der Aufgabe einer angepassten Nutzung bindung mit Mahd bei geeigneter Witterung Landwirtschaftsbetriebe in der Regel allen der Salzstellen kommt es zu einer natürli- eine sinnvolle Bewirtschaftungsoption. aus ihrer Sicht realistischen Vorschlägen zur chen Sukzession über Röhrichtbildungen bis Zudem scheinen Salzwiesen auch gegenüber Fortsetzung der Nutzung auch auf schwieri- zur Bewaldung. Nutzungsauflassungen füh- Variationen einer extensiven Grünlandnut- gen Flächen aufgeschlossen gegenüber ste- ren in der Regel sehr schnell zu Veränderun- zung aus Beweidung und Mahd vergleichs- hen. Wichtig ist jedoch, dass die Betriebe gen der Standortverhältnisse, zur Aussüßung weise robust zu sein. Wenn keine speziellen bei diesen Aktivitäten aktiv begleitet und durch die Abnahme der sommerlichen Ver- Aspekte des botanischen oder ornithologi- dabei praktisch, organisatorisch und ggf. dunstung im Oberboden und zur Verschie- schen Artenschutzes entgegen stehen, sollte auch finanziell unterstützt werden. Überall bung der Vegetationszusammensetzung hin auch die Integration von Salzwiesen in Dau- dort, wo Betriebe noch eine Mutterkuh- zu Brackwasserröhrichten. Die Reduzierung erweidesysteme mit Besatzdichten um 0,5 oder Pferdehaltung betreiben, können so der Salzkonzentration, die fehlende Belich- GVE/ha ohne zeitliches und räumliches Ma- meist sehr schnell Optimierungen erreicht tung sowie die Etablierung konkurrenzstar- nagement des Tierbesatzes erprobt werden. werden. ker Pflanzen bewirken den Verlust der salzsteten bzw. salztoleranten Arten.

2 Fachliche Anforderungen an die Wiedereinrichtung und die Bewirtschaftung von Binnensalzstellen in Brandenburg

Empfehlungen für die Nutzung von Binnen- salzstellen orientieren, wie bei anderen Feuchtwiesen auch, vor allem auf eine ex- tensive Grünlandnutzung mit Verzicht auf Grünlandumwandlung und zusätzliche Dün- gergaben. Dabei wird für die Salzwiesen eine Beweidung mit Rindern favorisiert, wobei sich die Besatzstärken am Zustand der Flä- chen orientieren sollen (zusammenfassend Abb. 2: Günstig für die Bewirtschaftung von Binnensalzstellen ist eine extensive Grünland- ZURELL 2009). nutzung. Hier beweiden Rinder eine Salzstelle bei Philadelphia im NSG Luchwiesen Bei der Wiedereinrichtung müssen mit Schilf Foto: H. Rößling HOLGER RÖßLING: MANAGEMENTSTRATEGIEN FÜR DEN ERHALT DER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 47

In einigen Gebieten fehlen allerdings Tierhal- ter. Dort sind die Ausgangsbedingungen für eine Neuaufnahme oder Ausdehnung der Beweidung schwierig. In anderen Gebieten ist bei örtlichen Naturschutzakteuren Über- zeugungsarbeit zu leisten. Schwieriger sind dagegen Nutzungsbemü- hungen, wenn die Flächen seit vielen Jahren aufgelassen sind oder auch auf den angren- zenden Flächen kein geeigneter Nutzer mehr Abb. 3: Durch Arbeits- zur Verfügung steht. einsätze von Natur- schutzverbänden, wie diesen am Netzener See, können nur klei- 4 Thesen für den Erhalt der ne Flächen dauerhaft Binnensalzstellen erhalten werden Foto: H. Rößling Binnensalzstellen können in relevanter Größe und Artenausstattung nur durch eine mit der Landwirtschaft verbundene Nut- zung erhalten werden. Wie andere Offenlandlebensräume auch, können die Binnensalzstellen in Brandenburg nur durch eine regelmäßige und angepasste Nutzung gesichert werden. Wenn solche Le- bensräume als Teil des europäischen Naturer- bes im Rahmen des Netzes NATURA 2000 geschützt werden sollen, sind Aktivitäten für die Organisation und Unterstützung dieser Nutzung erforderlich. Um die Flächenaus- dehnung der Binnensalzstellen zu erhalten, sind Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben notwendig. Durch Pflegeaktivitä- ten von Naturschutzverbänden können in Brandenburg nur kleine Flächen dauerhaft offen gehalten werden.

Die Nutzung der Binnensalzstellen muss für den nutzenden Betrieb wirtschaftlich oder für den Betriebsablauf von Bedeutung sein. Binnensalzstellen können extensiv ohne Ein- satz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln durch Beweidung oder Mahd bewirtschaftet werden. Der Umbruch und die Nachsaat Abb.4: Auch rohfaserreiches Heu wird häufig noch als Einstreu bei Stallhaltung der Tiere sind auszuschließen. Ideal ist es deshalb, verwendet, daher ist die Nähe eines Betriebes, der, wie hier in Gröben, Rinder- oder Pferde- haltung betreibt, ideal Foto: H. Rößling wenn in unmittelbarer Nähe ein Betrieb wirtschaftet der Rinderhaltung betreibt. Hier stellt die Integration der Flächen in den Betriebsablauf und die Nutzung des Mahd- gutes meist kein Problem dar. Auch rohfa- serreiches Heu aus späten Schnitten wird häufig noch als Einstreu bei Stallhaltung der Tiere verwendet. Ebenso eignet sich das Heu von den nährstoffarmen Wiesen auch für die Verwendung bei der Pferdehaltung.

Das Nutzungskonzept muss auf die hydro- logischen und standörtlichen Besonderhei- ten der Flächen abgestimmt werden. Da die Binnensalzstellen in sehr feuchten bis nassen Niederungen liegen, ist in der Regel bis in das späte Frühjahr hinein mit Über- stauungen oder flurnahen Wasserständen zu rechnen. Insbesondere in den nicht meliorierten Ge- bieten kann eine Mahdnutzung der Flächen nicht in jedem Jahr verlässlich und im vollen Flächenumfang durchgeführt werden. Sie ist in vielen Gebieten erst nach ausreichend Abb. 5: Binnensalzstellen liegen in sehr feuchten bis nassen Niederungen und an Gewässern, langen Verdunstungsperioden uneinge- daher ist bis in das späte Frühjahr hinein mit Überstauungen oder flurnahen Wasserständen schränkt, in Jahren mit „normalen” Som- zu rechnen, wie hier am Beetzsee bei Ketzür Foto: H. Rößling merniederschlägen oft nur eingeschränkt 48 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

oder mit Spezialtechnik möglich. Deshalb ist nicht nur möglich ist, sondern gezielt unter- Entbuschung oder der Rodung von Gehöl- anzustreben, dass auf den Flächen, die nur stützt wird. Dafür wäre eine spezielle Maß- zen nicht nur darum, Offenflächen wieder durch Mahd bewirtschaftet werden können, nahme „Beweidung” im Kulturlandschafts- sichtbar zu machen. Meist sind es Barrieren eine an die konkrete Witterung angepasste programm vorzusehen. Zudem sollte auch in den Köpfen und Unsicherheiten bei den Nutzung der Flächen durchgeführt wird. die Anschaffung geeigneter, an die feuchten Landwirten, die einer Wiedernutzung der Außerdem sollte, wo immer es möglich ist, Standorte angepasster Weidetiere unter- Flächen entgegenstehen. Es bedarf des An- die Mahd der Flächen um eine Beweidung stützt werden können. Die in Brandenburg stoßes von außen und der Organisation des ergänzt werden. Die Landnutzer sollten da- mögliche Maßnahme „Späte und einge- ersten Schrittes, um diese Barrieren zu über- bei aus Naturschutzsicht auch zum Einsatz schränkte Nutzung des Grünlandes” sollte winden. Dieser Anstoß von außen macht von robusten Rindern oder Wasserbüffeln deshalb zudem hinsichtlich der Nutzungster- Arbeit und ist meist nur im Rahmen eines ermutigt werden, um gerade die sehr mine so flexibilisiert werden, dass Nutzungen Projektes oder eines aktiven Flächenmana- schwierigen feuchten Bereiche ihrer Flächen mit einer Nutzungspause von mindestens gements möglich. dauerhaft in die Nutzung einbeziehen zu 7 Wochen grundsätzlich ohne Terminvor- Landnutzer brauchen konkrete und kompe- können. gaben möglich und vergütungsfähig werden. tente Ansprechpartner im Naturschutz. Sie benötigen praktische Hilfe bei der Abstim- Die Nutzung der Binnensalzstellen muss Der Flächennutzer muss durch ein profes- mung mit Behörden, Verlässlichkeit bei der durch geeignete ergänzende Finanzierungs- sionelles und unterstützendes Flächen- finanziellen Unterstützung und Ermutigung instrumente unterstützt werden. und Nutzungsmanagement der Natur- für ihre Arbeit zum Erhalt des natürlichen Um die Nutzung von Binnensalzstellen zu schutzverwaltung oder einer Naturschutz- Erbes. Sie dürfen dabei nicht allein gelassen gewährleisten, ist eine finanzielle Unterstüt- organisation begeleitet werden. werden! zung des Landnutzers erforderlich, die den Die mit diesen Thesen angesprochenen Es ist deshalb sinnvoll und erforderlich, dass erwünschten Nutzungsformen Rechnung Themenfelder zeigen, dass die Rückgewin- Naturschutzorganisationen besonders wert- trägt. Das bedeutet Handlungsbedarf sowohl nung und der Erhalt der Binnensalzstellen volle Flächen erwerben und die Nutzung hinsichtlich der Art, als auch hinsichtlich der aber auch anderer aus Naturschutzsicht be- der Flächen in enger Zusammenarbeit mit Zeitpunkte der Nutzung. Die Regelungen in deutsamer halbnatürlicher Lebensräume viel- den Landnutzern organisieren. Brandenburg orientieren hingegen derzeit fältige Aspekte berühren. Im EU-LIFE-Projekt „Binnensalzstellen Bran- vor allem darauf, den Landnutzern einen Die Wiederaufnahme der Nutzung auf ehe- denburgs” hat die Stiftung Naturschutz- Ausgleich für die Erschwernisse durch be- maligen Binnensalzstellen ist schon deshalb fonds Brandenburg als Projektpartner stimmte Nutzungseinschränkungen zu ver- schwierig, weil mit der meist vor mehreren Grundstücke mit einer Fläche von ca. 80 ha güten. Dabei wird nicht zwischen bestimm- Jahren erfolgten Aufgabe der Nutzung das im Naturschutzgebiet „Rietzer See” erwor- ten Nutzungssystemen differenziert. Für die Wissen über die Fläche, mögliche Schwierig- ben, um großflächig zusammenhängende Nutzung der Binnensalzstellen ist von großer keiten oder gar Gefahren bei der Bewirt- Beweidungsgebiete zu entwickeln. Der Bedeutung, dass eine angepasste Beweidung schaftung verloren gegangen ist. Häufig Flächenerwerb wurde mit den Landwirt- im Rahmen des Kulturlandschaftsprogramms geht es bei einer erstmaligen Schilfmahd, der schaftsbetrieben gemeinsam vorbereitet und

Abb. 6: Wasserbüffel sind besonders gut an feuchte Standorte angepasst, wie hier auf der Binnensalzstelle am Rietzer See Foto: H. Rößling HOLGER RÖßLING: MANAGEMENTSTRATEGIEN FÜR DEN ERHALT DER BINNENSALZSTELLEN IN BRANDENBURG 49

Für die naturschutzfachlich meist sehr spe- ziellen Anforderungen an die Bewirtschaf- tung von Binnensalzstellen ist ein aktives Flächenmanagement, die direkte und per- sönliche Betreuung des Flächennutzers, un- verzichtbar. Für besonders wertvolle Flächen ist daneben eine stabile Trägerschaft erforderlich, die, im Idealfall durch das Flächeneigentum der Na- turschutzflächenverwaltung des Landes oder einer leistungsfähigen Naturschutzorganisa- tion, eine langfristig verlässliche Bewirtschaf- tung der Binnensalzstellen gewährleistet.

Literatur BÖHNKE, A. & BOSCHÜTZ, M. 2006: Simulation der räumlichen Populationsdynamik von drei Halophy- tenarten und Phragmites australis in Abhängigkeit der Bewirtschaftungsmethoden. Auswertung des Stu- dienprojekts Modellierung.- Potsdam. 21 S. MÜLLER-STOLL, W. R. & GÖTZ, H. G. 1962: Die märki- schen Salzstellen und ihre Salzflora in Vergangenheit und Gegenwart. Beiträge zur Flora und Vegetation Brandenburgs 38. – Wiss. Z. Päd. Hochschule Potsdam, Math.-Nat. R. 7: 243-296 ZURELL, A. 2009: Rahmenbedingungen für Beweidung in NATURA 2000 Gebieten Brandenburgs. – Diplomarbeit, Universität Potsdam: 110 S.

Anschrift des Autors: Abb. 7: Der Flächennutzer muss aktiv durch die Naturschutzverwaltung oder eine Natur- Dr. Holger Rößling schutzorganisation begeleitet werden. Hier wird über Gehölzmaßnahmen auf der Woppusch- EU-LIFE-Projekt „Sicherung und Entwick- Halbinsel beraten Foto: H. Rößling lung der Binnensalzstellen Brandenburgs“ durchgeführt. In den „neuen Weidegebie- Natura 2000 oder nationalen Schutzgebie- Landesumweltamt Brandenburg ten” verfügt die Stiftung Naturschutzfonds ten. Dabei kann die konkrete Gefährdung Seeburger Chaussee 2 Brandenburg jetzt über signifikante Eigen- dieser Gebiete durch Nutzungsintensivierun- 14476 Potsdam OT Groß Glienicke tumsanteile von über 85% der Flächen. Die gen meist mit Hilfe des Ordnungsrechts in übrigen Flächen befinden sich im Eigentum Form von Schutzgebietsverordnungen be- der Flächennutzer, der Kommunen oder an- gegnet werden. Der vielfach anzutreffende derer öffentlicher Körperschaften, die diese Lebensraumverlust von Binnensalzstellen Flächen langfristig an die Landwirtschafts- durch Nutzungsaufgabe hingegen kann mit betriebe verpachtet haben. dem Instrumentarium der Schutzgebietsver- Diese stabile Eigentümersituation sehen die ordnungen nicht aufgehalten werden. Landwirtschaftsbetriebe als Vorteil und als Die initialisierende Wiedereinrichtung von Voraussetzung für die Entwicklung langfris- Salzwiesen ist möglich, wenn die Standortbe- tiger und nachhaltiger Bewirtschaftungs- dingen (Salzwasseraufstieg) gegeben sind. konzepte in Naturschutzgebieten. Das Flä- Schilfmahd, Entbuschung, Rodung von cheneigentum einer Naturschutzstiftung wird standortfremden und sonstigen Gehölzen als ein Baustein für die Planungssicherheit sind geeignete Maßnahmen. Sie werden der Betriebe wahrgenommen. dann vor Ort akzeptiert, wenn die Flächen- Nutzungstermine und Besatzdichten wer- nutzer in die Planung und Umsetzung der den dabei mit den Landwirtschaftsbetrieben Maßnahmen frühzeitig einbezogen werden. im Hinblick auf die naturschutzfachlichen Mit dem LIFE-Projekt konnte auf ehemaligen Anforderungen abgestimmt. Das natur- Binnensalzstellen, der Anstoß für eine Wie- schutzfachliche Management der Flächen deraufnahme einer regelmäßigen Nutzung erfolgt zukünftig durch die Stiftung Natur- gegeben werden. schutzfonds Brandenburg. Eine dauerhaft verlässliche Finanzierung der In anderen Gebieten übernehmen die Ver- Nutzung von Binnensalzstellen, Feucht- waltungen der Großschutzgebiete und die standorten aber auch von Trockenlebensräu- Unteren Naturschutzbehörden solche Auf- men ist mit Projektansätzen, wie LIFE, aber gaben des aktiven Flächenmanagements. nicht möglich. Hier wird die Anwendung Sie stoßen jedoch gerade bei großflächigen von Finanzierungsinstrumenten der ELER- Projekten häufig an die Grenzen ihrer zeit- Richtlinie auch in den Schutzgebieten noch lichen und personellen Ressourcen. an Bedeutung gewinnen. In Brandenburg sollte dabei eine stärkere Orientierung der Förderprogramme an den tatsächlich durch- 5 Ausblick zuführenden Maßnahmen angestrebt wer- den. Das gilt insbesondere für die Bewei- Der Erhalt nutzungsabhängiger Offenlandle- dung mit speziellen Tierrassen. Langfristig bensräume, wie Binnensalzstellen, stellt der- wird jedoch auch der Anteil eines wirt- zeit eine der zentralen Herausforderungen schaftlichen Ertrags, den der Betrieb aus der für den Naturschutz dar. Die bekannten Bin- Vermarktung seiner Produkte erzielt, für nensalzstellen in Brandenburg befinden sich den Erhalt der Offenlandflächen zunehmen nahezu vollständig in Gebieten des Netzes müssen. 50 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010; 50

MICHAEL ZAUFT & HOLGER RÖßLING Das EU-LIFE Projekt „Sicherung und Entwicklung der Binnensalzstellen Brandenburgs” Schlagwörter: LIFE-Natur, Natura 2000, Binnensalzstellen

1 LIFE Natur burgs begann im August 2005 und endete Nuthe-Notte-Niederung zwischen Treuen- im Juni 2010. Für die Durchführung des Pro- brietzen und Zossen, im Dahme-Seengebiet LIFE-Natur ist das Finanzierungsinstrument jekts standen 1,8 Millionen Euro zur Verfü- und im Luckauer Becken. Im LIFE-Natur der EU zur Umsetzung des Schutzgebietsnet- gung. 75% der Projektkosten werden von Projekt werden ca. 80 Einzelflächen be- zes NATURA 2000. Mit LIFE werden Umset- der Europäischen Kommission übernommen, trachtet, die in 19 Natura 2000 Gebieten zungsprojekte gefördert, die dem Erhalt und die verbleibenden 25% trägt die Stiftung liegen. Insgesamt umfassen sie eine Fläche der Entwicklung von Lebensraumtypen des NaturSchutzFonds Brandenburg gemeinsam von ca. 1450 ha, wobei die Einzelflächen Anhangs I und von Arten der Anhänge II und mit dem Landesumweltamt Brandenburg zwischen 0,2 und 70 ha groß sind. IV dienen. In der Regel haben solche Projekte und der Heinz-Sielmann-Stiftung. eine Laufzeit von vier bis fünf Jahren und werden mit 50%, bei prioritären Lebensräu- 3 Projektziele men und Arten mit 75%, der Gesamtkosten 2 Projektgebiete gefördert. Träger solcher Projekte können Binnensalzstellen zu sichern und wieder her- neben öffentlichen Verwaltungen, wie im Fall Landesweit werden mit dem Projekt Maß- zustellen ist das Ziel des LIFE-Natur-Pro- der Binnensalzstellen Brandenburgs das Lan- nahmen zur Sicherung und Entwicklung der jekts. desumweltamt, auch Stiftungen, Verbände, Binnensalzstellen durchgeführt. Die Projekt- Sehr wichtig ist dabei die Stabilisierung der Unternehmen oder Privatpersonen sein. gebiete liegen verstreut in fünf Regionen: Gebietswasserstände auf den Binnensalz- Das LIFE-Natur Projekt zur Sicherung und der Uckermark, der Havel-Niederung zwi- stellen. Hier war es nötig, die Wasserstände Entwicklung der Binnensalzstellen Branden- schen Brandenburg und Potsdam, der sensibel einzustellen. Mehrere Aspekte wa-

Abb. 1: Monitoring der Wasserstände Foto: H. Lengsfeld

Abb. 2: Fotodokumentation der Salzvegetation Foto: H. Rößling Abb. 3: Probebohrung im Moor Foto: F. Glöckler MICHAEL ZAUFT et al.: DAS EU-LIFE PROJEKT „SICHERUNG UND ENTWICKLUNG DER BINNENSALZSTELLEN BRANDENBURGS”51

5 After LIFE – was passiert nach dem Projekt?

Nach den Aktivitäten des Projekts sind die Binnensalzstellen in Brandenburg auf einem guten Weg. Mit den Landwirtschaftsbetrie- ben wurden Vereinbarungen über die Bewirt- schaftung der Salzwiesen abgeschlossen. Die Betriebe verpflichten sich mit ihrem jährlichen Agrarantrag zur Einhaltung von bestimmten Nutzungsintensitäten und -ter- minen. Die Verwaltungen der Großschutzgebiete und die Unteren Naturschutzbehörden be- raten und unterstützen die Landwirtschafts- betriebe und die Naturwacht ist vor Ort, wenn Wasserstände zu beobachten und ganz praktische Absprachen zu treffen sind. Auf den Eigentumsflächen des Landes Bran- denburg, der Stiftung NaturSchutzFonds und der Heinz Sielmann Stiftung werden die Landwirtschaftsbetriebe zudem in den nächs- ten Jahren ganz intensiv im Rahmen eines aktiven Flächenmanagements bei der Bewirt- schaftung der Salzwiesen unterstützt. Abb. 4: Nur in enger Abstimmung mit den Landwirten ist eine langfristig stabile Nutzung der Binnensalzstellen möglich Foto: H. Rößling Anschrift der Autoren: Michael Zauft & Dr. Holger Rößling ren zu berücksichtigen. Ausreichend hohe Verhältnisse auf ca. 300 ha Wirkfläche in Landesumweltamt Brandenburg Wasserstände, die einen Salzwasseraufstieg mehreren Projektgebieten stabilisiert und EU-LIFE-Projekt „Sicherung und Entwick- auch in trockenen Sommern ermöglichen verbessert werden. lung der Binnensalzstellen Brandenburgs” und bei denen die Bewirtschaftung der Salz- Aus der Nutzung gefallene und durch Suk- Seeburger Chaussee 2 wiesen möglich bleibt. Das geht nur ge- zession beeinträchtigte Standorte wurden 14476 Potsdam OT Groß Glienicke meinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben, von jungem Gehölzaufwuchs befreit oder die durch eine angepasste Nutzung verhin- gemäht und in eine angepasste landwirt- dern, dass die konkurrenzschwachen Salz- schaftliche Nutzung überführt. Hierzu wur- pflanzen von Schilf und Gehölzen über- den während der Laufzeit des Projektes ca. wuchert werden, wie das in den letzten 175 ha Schilfflächen gemäht und ca. 27 ha Jahrzehnten auf vielen Flächen leider pas- Gehölzaufwuchs entfernt. Über 23 km Wei- siert ist. Eine langfristig stabile angepasste dezäune wurden errichtet, um Landwirt- Nutzung ist der Schlüssel zum Erfolg, Mahd schaftsbetriebe bei der Wiederaufnahme und Beweidung der Standorte, die geeigne- der Beweidung zu unterstützen. Im Rahmen ten Mittel. des Projektes konnte auf über 450 ha Flä- che die landwirtschaftliche Nutzung opti- miert und an die speziellen standörtlichen 4 Projektergebnisse Bedingungen angepasst werden. Kleinflächige Biotopmaßnahmen, wie die Das Wasser steht jetzt im Frühjahr wieder Anlage von Kleingewässern oder Flachab- länger auf vielen Salzwiesen. Durch die torfungen, unterstützen den Neustart der Zusammenarbeit mit den Wasser- und Bo- konkurrenzschwachen Salzvegetation auf denverbänden konnten die hydrologischen ausgewählten Standorten.

Abb.5: Treffen der ehemaligen Eigentümer nach dem Verkauf von Flächen an den Naturschutzfonds Brandenburg Foto: C. Haarring Abb. 6: Führung durch die Luchwiesen bei Storkow Foto: H. Rößling 52 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

OLGER ÖßLING LBRECHT AURIEGEL AMILLA AARRING NGELA ERMSDORF NDREAS ERRMANN Regionale Überblicksdarstellungen und Gebietssteckbriefe H R , A B , C H , A H , A H , UDO LIST, HANS SONNENBERG & MICHAEL ZAUFT Regionale Überblicksdarstellungen und Gebietssteckbriefe

Auf den folgenden Seiten werden, in Anlehnung an MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, Regionen mit Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen genauer betrachtet und ihre Besonderheiten erläutert. Gebietssteckbriefe zu einzel- nen Projektgebieten in den Regionen geben einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Flächen, den aktuellen Zustand, gehen auf durchgeführte Maßnahmen ein und stellen die Entwicklung während der Projektlaufzeit beispielhaft dar. Dies ermöglicht zudem einen Einblick in Arbeit und Vorgehensweise des Pro- jektteams bei der Umsetzung des LIFE-Natur Projekts.

Übersicht der Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen Brandenburgs

Prenzlau 4 Uckermark 2 1 Prignitz 3 Biosphärenreservat El be Schorfheide - Ostprignitz-Ruppin Chorin

Naturpark avel Westhavelland H 12 7 Oberhavel Barnim 6 8 13 5 Havel- 9 14 Nauen Oder 11 land 10 Märkisch-Oderland 21 16 Land Brandenburg 22 Potsdam Berlin an der Havel 23 28 15 18 25 Breit- 17 19 lingsee 24 26 27 Spree 20 Werder Schwie- Ludwigsfelde Frankfurt lowsee 38 53 (Oder) (Havel) 34 49 50 51 57 Storkow Ucker-Randow- 29 36 35 52 30 46 47 54 56 Oder-Spree Niederung Potsdam- 33 37 39 48 55 Mittelmark 31 42 44 Havelländisches Luch 32 45 Naturpark Dahme- Beeskow Naturpark 41 43 Heideseen Havelniederung zwischen Nuthe-Nieplitz Potsdam und Brandenburg Te lt o w - Schwie- an der Havel Fläming lochsee 40 Dahme- Nuthe-Notte-Niederung Jüterbog 59 Spreewald Dahme-Seengebiet 60 Luckau 58 Luckauer Becken (Niederlausitz) Naturpark Niederlausitzer Cottbus Landrücken Neiße / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen Talsperre / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen Spremberg Elbe-Elster Spree-Neiße / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen Ober- spree- wald- Landesgrenze Lausitz Kreisgrenze

Übersicht der Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen Brandenburgs. Dargestellt sind die anhand der Salzpflanzen-Gesellschaften nachge- wiesenen Binnensalzstellen und bedeutende Vorkommen einzelner Salzpflanzenarten. Hydrochemisch nachgewiesene Salzwasseraustritte ohne floristische Belege sind nicht aufgeführt. NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 53

Übersicht der Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen Brandenburgs Regionale Überblicksdarstellungen und Gebietssteckbriefe  = Salzstellen vorhanden Í = Salzpflanzenvorkommen  = erloschen ▬ = nicht erwähnt Klöden Ascherson Müller-Stoll & Götz EU-LIFE Projekt 2005 - 10 Gebiet 1830-35 1859-1913 1962 u. a. bis 1965 Erfassungen ab 1990 I. Ucker-Randow-Niederung Salzstelle Koblentz (Mecklenburg-Vorpommern) Salzstelle Zerrenthin (Mecklenburg-Vorpommern) Salzstelle Rothenklempenow (Mecklenburg-Vorpommern) 1 Salzstellen bei Fergitz/Potzlow/Seehausen (Kloster) ▬  Í  2 Salzpflanzen bei Seehausen (Lanke) ▬ ▬ ▬ Í 3 Salzpflanzen bei Biesenbrow Solschacht Í  Í 4 Salzpflanzen an der Kapbucht ▬ ▬ ▬ Í II. Havelländisches Luch 5 Salzstelle Selbelang     6 Salzpflanzen bei Brädikow ▬ Í   7 Salzpflanzen bei Lobeofsund ▬    8 Salzstelle Mangelshorst ▬  Í Í 9 Salzstelle Nauen (Weinberge) ▬    10 Salzstelle Zeestow ▬   Í 11 Salzpflanzen bei Mützlitz ▬ Í   12 Salzpflanzen bei Prietzen am Gülper See ▬ Í Í Í 13 Salzpflanzen im der Umgebung des Hohennauener Sees ▬ ▬ ▬ Í 14 Salzpflanzen bei Liepe ▬ ▬ ▬ Í III. Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel 15 Salzpflanzen am Wend-See ▬ ▬ Í ? 16 Salzstelle Päwesin (Lötz) ▬  Í  17 Salzpflanzen bei Rietz ▬ Í Í Í 18 Salzstelle Schenkenberg ? ▬   19 Salzstelle Trechwitz ▬    20 Salzpflanzen südl. des Rietzer Sees ▬ ▬ ▬ Í 21 Salzpflanzen am Beetzsee ▬ Í Í Í 22 Salzstelle Deetz     23 Salzstelle Uetz    Í 24 Salzpflanzen bei Glindow ▬ ▬ ▬ Í 25 Salzpflanzen bei Werder/Havel (Plessower See) ▬ ▬ ▬ Í 26 Salzstelle Potsdam-West ▬    27 Salzpflanzen bei Babelsberg ▬ ▬   28 Salzpflanzen bei Sacrow Í  IV. Nuthe-Notte-Niederung 29 Salzstelle Salzbrunn    Í 30 Salzstelle Birkhorst ▬ ▬ Í  31 Salzstelle Brachwitz Busch ▬ ▬   32 Salzstelle Brachwitz Wiesen ▬   Í 33 Salzpflanzen bei Deutsch Bork ▬ ▬ Í Í 34 Salzpflanzen bei Tremsdorf     35 Salzstelle Schiaß (NO-Ufer Grössin-See) ▬   Í 36 Salzpflanzen am Grössin-See (SW-Ufer) ▬ Í Í  37 Salzpflanzen bei Blankensee/Körzin ▬ Í Í Í 38 Salzstelle Gröben ▬    39 Salzstelle Trebbin (mehrfache Vorkommen)    Í 40 Salzpflanzen bei Jüterbog (Neumarkt) ▬ ▬ Í ? 41 Salzpflanzen bei Luckenwalde (Nuthetal) ▬ ▬ Í Í 42 Salzpflanzen am Riebener See ▬ ▬ Í  43 Salzstelle bei Sperenberg (anthropogen) ▬ ▬ Í  44 Salzstelle Gadsdorf ▬ ▬ ▬  45 Salzstelle Mellensee (mehrfache Vorkommen) ▬   Í 46 Salzstelle Zossen (Nottefließ) ▬ ▬   47 Salzstelle Zossen (Prierowsee) ▬ ▬   48 Salzstelle Zossen (Stadt) ▬ ▬   49 Salzstelle Dabendorf (Gemarkung Großmachnow) ▬ ▬   50 Salzstelle Mittenwalde ▬ ▬   V. Dahme-Seengebiet 51 Salzpflanzen bei Krummensee ▬ ▬ Í Í 52 Salzpflanzen im Sutschke-Tal ▬ ▬ Í  53 Salzpflanzen bei Bindow ▬ ▬ ▬ Í 54 Salzpflanzen bei Kolberg/Görsdorf ▬ ▬ ▬ Í 55 Salzpflanzen im Groß Schauener Seengebiet ▬ ▬ ▬ Í 56 Salzstelle Marstallwiese Storkow ▬    57 Salzstelle Luchwiesen Philadelphia Solschacht    VI. Luckauer Becken (Niederlausitz) 58 Salzstelle Luckau (Cahnsdorf/Frankendorf) ▬   Í 59 Salzpflanzen bei Zützen ▬ ▬ ▬ Í 60 Salzpflanzen bei Wilmersdorf-Stöbritz ▬ ▬ ▬ Í  Stellen mit besonders großem Regenerationspotenzial 54 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Ucker-Randow-Niederung Ucker-Randow-Niederung

Gebietsbeschreibung

Nördlich der Mecklenburgisch-Brandenbur- gischen Seenplatte entwässern Randow und Schönermark durch weite Täler nach Norden zum Oderhaff. Zwischen Pasewalk im Norden und Prenzlau im Süden ist das Uckertal zwi- Kapbucht Strom schen 1,5 und 3 Kilometer breit. Südlich von Unter- ucker- Prenzlau hingegen verändert sich der Land- see schaftscharakter. Das Uckertal liegt naturräumlich im Ucker- Haßleben Potzlow Seehausen märkischen Hügelland, einem Gebiet u.a. (Lanke) mit Endmoränenzügen, kuppigen Grund- moränen sowie Stau- und Zungenbecken. Fergitz/Potzlow/ Seehausen Gram- (Kloster) zow Ober- Geologische und bodenkund- ucker- liche Aspekte der Region see

Hydraulisch prägendes Element ist die Ucker, die die umliegenden Hochflächen ent- Uckermark Biesenbrow wässert. Im oberflächennahen Bereich ist ein ca. 20 m mächtiger Grundwasserleiter (GWL) ausgebildet, der einem Grundwassergering- leiter von mehr als 30 m Mächtigkeit auf- Greiffen- liegt. berg Das unmittelbare Betrachtungsgebiet wird von den nördlichen Ausläufern der sich Nord-Süd erstreckenden Eberswalder-Stor- see kower Rinne mit einer Quartärbasis von Barnim Wolletz- ca. -100 bis -200 mNN tangiert. Östlich des Angermünde untersuchten Gebietes liegt die Salinarstruk-

tur . Die Süß-/Salzwassergrenze Gi it ist nach der Hydrologischen Karte (HYKA / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen 50) bei ca. ± 0 mNN ausgewiesen. Es treten / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen reduzierte Mächtigkeiten des Rupeltons auf. / Die komplizierten Lagerungsverhältnisse der Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen eiszeitlichen Sedimente führen in der Ucker- niederung teilweise auch zu artesischen 0246810 Eisenbahn Fließgewässer km Verhältnissen. Grundwasser tritt an verschie- mit Bahnhof See denen Stellen aus Quellen zu Tage; dabei Autobahn haben sich mehr oder weniger große Quell- Siedlung moore entwickelt. Im Gebiet bestehen nicht Bundesstraße Kreisgrenze nur hydraulische Verbindungen zwischen Landesstraße Wald Landesgrenze quartären Grundwasserleitern sondern auch zwischen quartären und tertiären Grund- wasserleitern. Geschichte der Erforschung der auf, die um Koblentz und Zerrenthin sehr Die bekannten Binnensalzstellen befinden Binnensalzstellen im Gebiet gut ausgebildet waren. Erste Angaben sich in den Flusstal-Durchströmungsmooren macht KLÖDEN (1831). Er nennt den Queller der Ucker und Welse (SUCCOW & JOOSTEN Biesenbrow nahe Greiffenberg ist der Ort, (Salicornia europaea) und konnte einen 2001). Beide Moore werden von weichsel- von dem BEKMANN (1751) für die Uckermark Salinenbetrieb im 16. Jahrhundert belegen. zeitlichen Moränen umrahmt, auf denen zuerst einen „in alten Zeiten” betriebenen Hölzerne Brunnenfassungen waren in der meist Parabraunerden entwickelt sind, Salzbrunnen angab. Im Gegensatz dazu steht ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch in welche zu den fruchtbarsten landwirtschaft- die geringe floristische Bedeutung dieser den Moorböden erkennbar und örtlich als lichen Standorten Brandenburgs zählen. Salzstelle, konnte doch bereits ASCHERSON Salzbrunnen überliefert. Auch für diese Moore sind erhebliche (1859b) nur den vom örtlichen Apotheker Im Uckertal südlich von Prenzlau hatte zur Degradierungserscheinungen stark entwäs- Hertzsch aufgefundenen Strand-Dreizack Mitte des 19. Jahrhunderts zuerst der See- serter Moore wie Vermulmung und Torf- (Triglochin maritimum) angeben, den noch hausener Lehrer Müller Strand-Dreizack schrumpfung kennzeichnend. Die Moore einmal GRANTZOW (1880) für Greiffenberg (Triglochin maritimum), Spargelerbse (Tetra- werden oft von Mudden unterlagert und benannte. MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) gonolobus maritimus) und Sumpf-Knaben- sind häufig mit Standorten sekundärer konnten keine Salzpflanzen in den Welse- kraut (Orchis palustris) gefunden (ASCHERSON Kalkakkumulation (Wiesenmergel) vergesell- Wiesen bei Biesenbrow finden und erst nach 1864). GRANTZOW (1880) nennt weitere schaftet. Eine Besonderheit stellt das Quell- 1990 gelang Armin Herrmann (in litt.) der Arten, darunter, als eigentliche Halophyten, moor mit einem Salzwasseraustritt nördlich erneute Nachweis der Art auf einer Quell- den Wilden Sellerie (Apium graveolens) und von Fergitz dar. kuppe nordöstlich des Dorfes, abseits der die Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina). Welse. MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) konnten 1959 Im nach Norden anschließenden Randow- keine Halophyten nachweisen, gaben aber Bruch treten erst in erheblicher Entfernung, die Spargelerbse als Fund von H.-D. Krausch im vorpommerschen Teil, wieder Salzstellen für den Seehausener Klosterwerder an. Das NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 55 Ucker-Randow-Niederung

Abb. 1: Blick in die Projektgebiete der Uckermark, links der Große Potzlowsee mit Ochsenbruch, im Vordergrund das Heubruch mit dem Runden See und dem Fergitzer See, rechts die Fergitzer Wiesen und der Oberuckersee Foto: M. Zauft

Erhaltene und in Regeneration befindliche Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen der Uckermark (heutiges olens) und Strand-Dreizack (Triglochin Brandenburg): maritimum) fügen sich in optisch kaum vom Salzstellen bei Fergitz/Potzlow/Seehausen (Kloster) übrigen Grünland abzeichnende Gesellschaf- Salzpflanzen bei Seehausen (Lanke) ten ein. Die vom Salz beeinflussten Standorte Salzpflanzen an der Kapbucht (am Unter-Uckersee bei Prenzlau) sind auch nicht, wie in anderen Salzgebieten, Stark beeinträchtigte Salzstellen: räumlich konzentriert. Vielmehr treten sie auf Salzpflanzen bei Biesenbrow einem etwa 12 km langen, von Süd nach Nord verlaufenden Abschnitt immer wieder Gebiet muss dann über lange Zeit wenig von sind im Laufe der vergangenen 20 Jahre alle punktuell und kleinflächig eingestreut auf. Botanikern aufgesucht worden sein, da keine historisch im Uckertal bekannt gewordenen Die Salzbinsenwiese (Juncetum gerardii), als Angaben vorliegen. Halophyten aktuell bestätigt und neue Arten eigenständige Gesellschaft, ist im Uckertal Durch mecklenburgische Botaniker wurden hinzu gekommen. Zu diesen gehört auch nur selten und sehr kleinflächig ausgebildet. erst in den 1980er Jahren einige auf Salzein- das einzige in Mitteleuropa an Salz gebun- Der charakteristische Artenbestand ist nur fluss hinweisende Arten wieder entdeckt dene Moos Desmatodon heimii (syn. Pottia schwach entwickelt und die namengebende (ALTMANN 1986). Nach 1990 wurden die heimii), das im Jahr 2000 bei Seehausen auf Art Juncus gerardii im Gebiet ebenfalls recht gegenwärtig reichsten brandenburgischen einer Weidefläche entdeckt wurde (RÄTZEL et selten. In trittbeeinflussten Ausbildungen an Vorkommen von Sumpf-Löwenzahn-Arten, al. 2000). Damit ist das Uckerseengebiet ein Badestellen und in Flutmulden über ander- des Sumpf-Enzians (Gentianella uliginosa) in der Bedeutung für den Arten- und Biotop- weitig verdichteten Böden kommen aber und zahlreicher weiterer gefährdeter Arten schutz herausragender, lange Zeit verkann- gefährdete und seltene Arten wie Flaches bekannt (Arendt, K. mdl.; Rätzel, S., Rackel- ter Teil des Landes. Quellried (Blysmus compressus) und Spar- mann, J. u.a. in KLEMM [2002] u. KLEMM gelerbse (Tetragonolobus maritimus) hinzu. [2004]). 1992 konnte A. Herrmann (in Botanisch interessante Aspekte Auf den nährstoffarmen Sanden und Mud- KLEMM 2000) Teile der schon von MÜLLER- mit Bezug zu den Binnensalz- den der See-Absenkungsterrassen wachsen STOLL & GÖTZ (1962) erwähnten Vorkommen stellen Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) des Kriechenden Sellerie (Apium repens) und Entferntährige Segge (Carex distans) in bestätigen. Die Entdeckung erster Vorkom- Das klassische Bild der Salzstellen mit hoch- schütteren Pfeifengraswiesen und Klein- men der mittlerweile in großen Beständen sommerlichen Aspekten der Strand-Aster, seggenrasen. Hervorzuheben ist das Vor- nachgewiesenen Sumpf-Engelwurz (Angeli- geschlossenen Strand-Dreizack-Beständen kommen des einjährigen Sumpf-Enzians ca palustris) gelang A. Mohr (2003 in litt.). und niedrigen Matten aus Milchkraut und (Gentianella uliginosa) an einem seiner vier Mit verstärkten Beobachtungen in der Salz-Binse hat sich immer nur in den heute in letzten brandenburgischen Fundorte, ge- Meldephase der FFH-Gebiete und mit den Mecklenburg-Vorpommern liegenden Teilen meinsam mit zahlreichen charakteristischen jüngsten Biotopkartierungen der regionalen der Randow-Niederung geboten. Im bran- Arten der Kalk-Flachmoore. Nachdem sich Naturwacht-Mitarbeiter (Eilmes, Hundrieser, denburgischen Randow-Welse-Bruch sind die die dramatischen Rückgänge der Sumpf- Müller mdl. & in litt., seit 2005) gelangen wenigen Salzpflanzenvorkommen dagegen Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palus- weitere unerwartete Wiederfunde. Längst unauffällig in leicht halophiles Grünland tria) in Mittel- und Ostbrandenburg bisher erloschen geglaubte Arten wie Wilder Selle- eingebettet. nicht wirksam aufhalten ließen, bilden die rie (Apium graveolens) und Salz-Schuppen- Trotz ihres reichen Artenspektrums, sind die Seeterrassen der Ucker-Seen das zurzeit miere (Spergularia salina) konnten nach im Tal der Ucker südlich von Prenzlau wichtigste Refugium für diese Artengruppe. mehr als 100 Jahren in Nähe ihrer von liegenden Salzstellen erst bei genauer floris- Die enge Verzahnung von Salz- und Kalk- GRANTZOW (1880) genannten Wuchsorte tischer Untersuchung anhand der einzelnen einfluss, die oft die brandenburgischen Salz- wieder bestätigt werden. Zählt man die ab- Pflanzenarten zu erkennen. Selbst die echten stellen auszeichnet, erhält in der Uckermark, seits von Seehausen, zum Beispiel am Unter- Halophyten wie Salz-Schuppenmiere (Sper- durch die Einbindung in Talmoorkomplexe, uckersee, gelegenen Nachweise hinzu, so gularia salina), Wild-Sellerie (Apium grave- einen besonderen Charakter. So treffen verschiedentlich die Arten der Talmoor- Besondere Refugialfunktion des Uckersee-Gebietes für den Schutz heimischer Pflanzenarten Gesellschaften, wie die Sumpf-Engelwurz (Halophyten sind hervorgehoben): (Angelica palustris), in den schwach vom Landesweite Vorkommensschwerpunkte: Salz beeinflussten Streuwiesen mit Salz- Sumpf-Engelwurz (Angelica palustris) – bundesweiter Schwerpunkt Kriechender Sellerie (Apium repens) zeigern zusammen. Armblütige Sumpfsimse (Eleocharis quinqueflora) Schüttere Kleinröhrichte in Grabenläufen, Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) Sickerlinien an Böschungsfüßen und sandige Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten: Spülsäume der Ucker-Seen bieten Nischen Gefäßpflanzen: für kleinwüchsige Pioniergesellschaften, wie- Wilder Sellerie (Apium graveolens) derum mit Salz-Bunge (Samolus valerandi) Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) und mit Gänsefuß-Arten wie zum Beispiel Sumpf-Glanzkraut (Liparis loeselii) Chenopodium glaucum. Der Tannenwedel Moose: Salz-Laubmoos (Desmatodon heimii) (Hippuris vulgaris) konnte in jüngerer Zeit nicht mehr bestätigt werden, ist aber auf- 56 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

grund seines generell unsteten Auftretens Ucker-Randow-Niederung wieder zu erwarten. Verdichtete Fahrwege im niedrig gelegenen Grünland werden gelegentlich von schmalen blaugrünen Salzschwaden-Rasen (Puccinellia distans) gesäumt.

Entwicklungsperspektiven der Binnensalzstellen in der Region

Die aktuellen Salzstellen und Salzpflanzen- vorkommen liegen in verschiedenen NATU- RA 2000-Gebieten um den Oberuckersee und im Biosphärenreservat Schorfheide- Chorin. Die Nutzung und Pflege der Flächen haben örtliche Landwirtschaftsbetriebe im Rahmen der Agrar-Umweltmaßnahmen so- wie des Vertragsnaturschutzes übernommen, die von der Naturwacht und der Verwaltung des Biosphärenreservats fachlich begleitet Abb. 2: Die wieder eingerichteten Flächen werden zur Förderung besonderer Pionierarten bis werden. an das Seeufer des Großen Potzlowsees beweidet Foto: M. Zauft Durch das EU-LIFE-Projekt wurde vor allem die Ausdehnung der Nutzung von Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen in brach ge- fallene, verschilfte Bereiche angestoßen. Auf der Klosterhalbinsel in Seehausen ist inzwischen ein stabiles Nutzungsregime aus Mahd und Beweidung etabliert. Hier wird es darauf ankommen, die Beweidung im Über- gang zum Oberuckersee aufrechtzuerhalten sowie die Bestände der wertgebenden Pflanzenarten immer wieder fachlich zu be- gleiten. In den Fergitzer Wiesen im Naturschutzge- biet Eulenberge wurden 2009 Grabenstaue errichtet, mit denen der Wasserrückhalt westlich des Oberuckersees verbessert wer- den soll. Hier ist eine enge Abstimmung mit dem Landwirtschaftsbetrieb erforderlich, um die vereinbarte Nutzung auch bei verän- derten Wasserständen fortführen zu können. Im Ochsenbruch, am Südostufer des Potz- lowsees, wurde 2009 mit der Beweidung der, durch Schilfmahd wieder nutzbar gemachten, Flächen begonnen. Ein Großteil der angrenzenden Flächen konnte in eine extensivere Grünlandnutzung überführt werden. Diese Entwicklungen gilt es nun zu stabilisieren und durch die Verwaltung des Biosphärenreservats und die Naturwacht fachlich zu unterstützen.

Abb. 3: Gänsefußgewächse treten an den Küsten mit zahlreichen Arten auf. An den branden- burgischen Salzstellen gehört der Rote Gänsefuß (Chenopodium rubrum) zu den wenigen Arten, die an Störstellen kurzlebige Bestände bilden Foto: A. Herrmann NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 57 Ucker-Randow-Niederung

Beweidete Salzstelle am Ochsenbruch in der Uckermark Foto: M. Zauft 58 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Ucker-Randow-Niederung Ucker-Randow-Niederung Fergitz/Potzlowsee

Landkreis: Größe: Uckermark ca. 70 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Eulenberge FFH-Gebiete Eulenberge und Oberückersee SPA Schorfheide-Chorin

Gebietsbeschreibung und Geologie

Westlich des Oberuckersees, ca. 15 km südlich von Prenzlau, befinden sich zwi- schen Oberuckersee, Großem Potzlowsee und der Ortschaft Fergitz großflächige Wiesenkomplexe. Salzpflanzen kommen verstreut innerhalb dieser Wiesenkomplexe vor, insbesondere in den Fergitzer Wiesen, in einem schmalen Streifen am Westufer des Oberuckersees sowie im Ochsenbruch zwischen dem Großen Potzlowsee und dem Oberuckersee. Diese Gebiete befinden sich im Bereich einer quartären Ausräumungszone, die im Pom- FFH-Gebiet merschen Stadium der Weichseleiszeit Eulenberge gebildet wurde. Durch die tiefgreifende Ero- sion wurden hydraulische Verbindungen zu dem tief liegenden Salzwasserstockwerk geschaffen. Der Talraum wird durch den Oberuckersee eingenommen. Am Westufer Fergitz / FFH-Gebiet des Sees bildeten sich großräumige Durch- Potzlowsee Uckerseewiesen strömungsmoore, an deren Rändern es und Trockenhänge durch den stetigen Zustrom von Grund- wasser zur Ausbildung von Quellmooren und Kalktuffquellen kam, die auch heute FFH-Gebiet teilweise noch aktiv schütten. Oberückersee Durch die starke Heterogenität des mine- ralischen Untergrundes schwanken die Moormächtigkeiten zwischen wenigen Dezimetern und maximal 4,0 m. Neben dem Potzlowsee sind noch einige kleinere Seen in die Moorflächen eingebettet. Im Salzstelle gesamten Gebiet treten zudem den 0 200 400 600 800 FFH-Gebietsgrenze Meter Moorkörper durchragende Mineralbodenin- seln recht häufig auf. Im Rahmen des oberflächennahen Salinar- messnetzes des LUA (Landesumweltamt) wurden durch das LBGR (Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe) 2008 Grundwassermessstellen (i.A. GWM Seehau- sen-Quast/s. Tabelle 1 HERMSDORF in diesem Heft) im Gebiet östlich des Oberuckersees bewertet. Hydrogeochemisch-genetisch ist das Grundwasser dieser Messstelle dem Na- triumtyp zuzuordnen, prinzipiell also als sta- tionäres Grundwasser anzusehen. Jedoch konnten hier bereits Einflüsse migrierender geogen-salinarer Wässer identifiziert werden (Abb. 2, 3). Bodenkundlich herauszustellen ist der Standort Fergitz1, da er sich direkt an der Austrittstelle eines Quellmoores befindet. Entsprechend uneinheitlich sind auch die Werte für die Leitfähigkeiten und die Ionen- konzentrationen, obwohl sich auch hier Abb.1: Blick auf das Projektgebiet zwischen Oberuckersee und Potzlowsee von Südwesten saisonale Unterschiede erkennen lassen. Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 59

Deutlich ausgeprägter sind die Aussüßungs- bzw. Aufsalzungsphasen am Standort Fer- Ucker-Randow-Niederung gitz2. Die Leitfähigkeiten liegen stabil über der 4 mS/cm Grenze (LARCHER 2001, MUNNS & TESTER 2008) und erreichen während der Verdunstungsperiode auch Werte von deut- lich über 15 mS/cm (Abb. 4, 5). Der Stand- ort kann daher nach IUSS WORKING GROUP WRB 2007 als Solonchak eingestuft wer- den. Auf das große Potenzial dieser Binnen- salzstelle hinsichtlich einer halophytischen Vegetationsentwicklung verweisen die ge- messenen Ionen-Konzentrationen. Insbe- sondere am Standort Fergitz2 zeigen sich enorme Chlorid-Konzentrationen im Kapil- larsaum. Hinsichtlich der Wertekonfigura- Abb. 2: Ausschnitt aus der Preußisch-Geologischen Karte (2849, 1899) mit den Standorten tion ist dieser Standort mit der Binnen- Fergitz 1 und 2 salzstelle Schenkenberg vergleichbar. Die Sulfat-Konzentrationen sind geringer als an allen anderen Binnensalzstellen und neh- men auch am wenigsten Einfluss auf die gemessenen Leitfähigkeiten. Der andernorts vermutete anthropogene Aspekt ist hier nicht vorhanden (s. BAURIEGEL et al. in disem Heft).

Nutzungsgeschichte

Im 18. Jahrhundert zogen sich die offenen Wiesenflächen des „Ochsenbruch” zwi- schen dem Möllnsee, Oberuckersee und zum Großen Potzlowsee im Süden hin. Sie wurden von der Ucker durchflossen. Südlich, in Richtung Fergitz, schloss sich der „Heu Bruch” an. Der ehemals abflusslose Abb. 3: Ausschnitt aus der Bodenschätzungskarte (2849, 1954) mit den Standorten Fergitz 1 Potzlowsee wurde erst zwischen 1767 und und 2 1827 durch den Bau des Potzlower See- grabens an den Oberuckersee angeschlos- sen. Dadurch sank der Wasserspiegel des Potzlowsees deutlich ab, was dazu führte, dass sich aus den Litoralbereichen Moor- standorte entwickelten, bzw. der Runde See (eine ehemalige Ausbuchtung des Potzlow- sees) zu einem eigenständigen Gewässer wurde. 1827 sind im Heu Bruch bei Fergitz Abb. 4: Maximal- und rasterförmige Entwässerungsgräben zu er- Minimalwerte der elektr. kennen (PREUßISCHES URMESSTISCHBLATT 1827). Leitfähigkeit (ECe) im Ursprünglich waren alle kleineren Seen im Bodensättigungsextrakt Projektgebiet abflusslos, der Wasserspiegel (mS/cm) in 0 - 10 dm des Oberuckersees lag deutlich über dem Profiltiefe (A. Bauriegel) heutigen Niveau. Um die Moorflächen

Abb. 5: Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- und Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungsex- trakt (A. Bauriegel) 60 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

nutzbar zu machen, wurden die kleineren Ucker-Randow-Niederung Seen an die Vorflut angeschlossen und ihre Wasserspiegel damit abgesenkt. Die umge- benden Moorflächen durchzog man mit einem dichten Netz an Gräben.

Gebietszustand

Im Bereich der alten Seeterrassen und der angrenzenden Durchströmungsmoore am Oberuckersee haben sich artenreiche Salz- stellen erhalten. In dem schwach bis mäßig entwässerten Moorkörper kommen auch Kleinseggenriede mit Binsen-Schneiden (Cladium mariscus) und Braunmoosen vor. In diesen Flächen treten immer wieder kleinflächig Areale mit echten Salzpflanzen wie Salz-Schuppenmiere (Spergularia sali- na) und Wildem Sellerie (Apium grave- olens), mit Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) und Salz-Bunge (Samolus Abb. 6: Den Wiesen-Alant (Inula britannica) findet man häufig auf den Binnensalzstellen in valerandi) auf. Auf stärker entwässerten Brandenburg Foto: M. Zauft Bereichen und geringer salzbeeinflussten Standorten sind Erdbeerklee (Trifolium frag- iferum) und Wiesen-Alant (Inula britannica) (Abb. 6) häufig anzutreffende Arten. Eine Besonderheit der Flächen am Westufer des Oberuckersees sind die überregional bedeu- tenden Vorkommen des Kriechenden Sell- erie (Apium repens) und der Sumpf-Engel- wurz (Angelica palustris) (Abb. 7), zwei nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitat- Richtlinie (FFH) geschützte Arten. In diesem Gebiet wird die enge Verzahnung kalkrei- cher und salzbeinflusster Standorte in der Uckermark besonders deutlich. Das Gebiet wartet noch mit einer weiteren Besonderheit auf. An der zentralen Quell- moorkuppe der Fergitzer Wiesen tritt salzhaltiges Grundwasser zu Tage. In un- mittelbarer Umgebung dieser Salzwasser- quelle sind weitere Quellaustritte zu finden, welche aber nahezu reines Süßwasser schütten. Dies verdeutlicht die räumliche Heterogenität des Gebietes, zeigt aber auch Ursachen der relativen Kleinräumigkeit der Binnensalzstellenvorkommen in Branden- burg. Die Vorkommen der wertgebenden Arten sind nicht flächendeckend vorhanden, son- dern im Wesentlichen auf einen Streifen entlang des Oberuckersees begrenzt. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So wurden bisher große Teile der noch bewirtschaf- teten Flächen zwischen Potzlowsee und Oberuckersee intensiv als Grünland mit bis zu viermaliger Mahd und Gülledüngung genutzt. Das Südostufer des Potzlowsees war hingegen durch Nutzungsauflassung von großen Landröhrichten bedeckt. Im Bereich der Wiesen bei Fergitz führten die Meliorationsmaßnahmen zu einer starken Absenkung des Grundwasserspiegels in den geneigten Moorflächen. Die zentrale Quell- kuppe mit dem oberflächlichen Salzwasser- austritt wird von tief eingelassenen Gräben an- und zerschnitten. Hierdurch war nur noch eine eingeschränkte und nicht ausrei- chende Wasserversorgung der Binnen- Abb. 7: Überregional bedeutend ist das Vorkommen der Sumpf-Engelwurz (Angelica salzvegetation gegeben. palustris) am Westufer des Oberuckersees Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 61

Aktuelle Situation Ucker-Randow-Niederung

Im Rahmen des EU-LIFE-Projekts wurden im Februar 2009 die großen Landröhricht- flächen im Ochsenbruch, am Südostufer des Potzlowsees, durch Einsatz von Spezial- technik gemäht (Abb. 8). Für diese Flächen konnte ein Nutzer gefunden werden, der sie nun von Rindern extensiv beweiden lässt. Das Projekt hat den Betrieb bei der Einrich- tung einer ca. 20 ha großen Weidefläche, durch Finanzierung des ca. 3,5 km langen Weidezaunes, unterstützt. Die Landröh- richte konnten durch die Initialmahd und eine unmittelbar anschließende Rinderbe- weidung stark zurückgedrängt werden. Die Flächen stellen sich nun sehr stark struk- turiert mit Kleinseggenrieden, Braunmoosen, Blänken und trockenen, nährstoffarmen Arealen dar (Abb. 9). Darüber hinaus konnte für einen Teil der in- Abb. 8: Große Landröhrichtflächen im Ochsenbruch, am Südostufer des Potzlowsees, wer- tensiv genutzten Flächen zwischen Potz- den durch Mahd mit der Moorraupe wieder nutzbar gemacht Foto: M. Zauft lowsee und Oberuckersee eine Exten- sivierung der Grünlandnutzung erreicht werden. Eine ca. 3 ha große Fläche wurde in die Beweidung einbezogen. Weitere Ge- biete konnten in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde des Land- kreises Uckermark und der Verwaltung des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin in eine extensive Grünlandbewirtschaftung mit vollständigem Verzicht auf Düngung überführt werden. Für diese bedeutsamen Flächen zwischen Potzlowsee und Ober- uckersee besteht jetzt ein naturschutzfach- lich sinnvolles Nutzungskonzept. Mittel- fristig ist durch die extensive Nutzung und Pflege der Erhalt der Salzvegetation zu er- warten. In den Fergitzer Wiesen wurde das marode Hauptstaubauwerk im Herbst 2009 er- neuert, so dass eine Regulierung der Wasserstände wieder möglich ist. Zudem wurden in sieben Nebengräben feste Über- laufschwellen eingebaut. Dadurch können Abb. 9: Nach der Schilfmahd können die Flächen im Ochsenbruch wieder beweidet werden die Wasserstände des in diesem Teil der Foto: M. Zauft Wiesen salzhaltigen Grundwassers für einen längeren Zeitraum des Jahres bis in den Kapillarsaum angehoben werden. Damit koppeln diese Schwellen die Flächen gleich- zeitig vom Regime des Oberuckersees ab und verhindern somit eine starke Aussü- ßung während der Wintermonate (Abb. 10).

Besucherhinweise

Ein Panoramablick über das Gebiet mit seinen drei Seen, Oberuckersee, Großer Potzlowsee und Krummer See bietet sich von einem Hügel westlich des Krummen Sees. Dort steht am Feldweg zwischen Fer- gitz und Potzlow eine Infotafel mit Hin- weisen zu den Binnensalzstellen. Weitere Tafeln mit Informationen zur Uckermark sind an der Seehausener Straße zwischen Seehausen und Potzlow zu finden, direkt am Radwanderweg Berlin-Usedom.

Abb. 10: Überlaufschwellen halten das salzhaltige Grundwasser länger in den Wiesen Foto: M. Zauft 62 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Ucker-Randow-Niederung Ucker-Randow-Niederung Seehausen, Klosterwerder und Lanke

Landkreis: Größe: Uckermark ca. 60 ha

Schutzstatus: Natura 2000: Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin FFH-Gebiet Uckerseewiesen und Trockenhänge, SPA Schorfheide-Chorin

Gebietsbeschreibung

Die Salzstellen Klosterwerder und Lanke liegen bei Seehausen, ca. 12 km südlich von Prenzlau. Sie befinden sich innerhalb eines ca. 50 ha großen Wiesenkomplexes auf der Klosterhalbinsel, im Verlandungsbereich des Oberuckersees. Getrennt durch die Ortslage Seehausen, setzt sich das salzbeeinflusste Gebiet an der Seehausener Lanke fort. Dort Seehausen liegen die ca. 9,5 ha großen, vom Bahn- Lanke damm begrenzten „Bahnwiesen”. Die tiefgründig vermoorten Gebiete bei See- hausen befinden sich in einer quartären Ausräumungszone, die im Pommerschen Stadium der Weichseleiszeit gebildet wurde. Dadurch kam es zum Anschnitt mehrerer FFH-Gebiet Grundwasserstockwerke mit teilweise stark Uckerseewiesen salzhaltigem Grundwasser. Auf der Kloster- halbinsel hat sich ein mäßig entwässertes und Trockenhänge Durchströmungsmoor erhalten. Im südlichen Bereich der Halbinsel finden sich kalkreiche, FFH-Gebiet Seehausen aber sehr nährstoffarme alte Seeterrassen, Eulenberge Klosterwerder auf denen salzbeeinflusste Pflanzengesell- schaften vorkommen.

Nutzungsgeschichte

Die „Marienwerder” genannte Halbinsel am Nordende des Oberuckersees wurde FFH-Gebiet schon in der Bronzezeit besiedelt. Slawische Oberückersee Funde deuten auf eine ständige Besiedlung seit dem 10. Jahrhundert hin. Im Mittelalter Salzstelle 0 200 400 600 800 soll es von der Südspitze der Halbinsel sogar FFH-Gebietsgrenze Meter eine überdachte Holzbrücke zur „Burgwall- insel” im Oberuckersee gegeben haben. Eine weitere Brücke führte von der Insel zum westlich gelegenen Dorf Fergitz. Urkundliche Erwähnung findet die Halbinsel erstmals 1250, als dort ein Zisterzienser- Kloster für Nonnen erbaut wurde. Im 18. Jahrhundert waren nur noch Ruinen der Anlage vorhanden, rundherum erstreck- ten sich nasse Wiesen (SCHMETTAUSCHES KARTENWERK 1767-87). 1827 waren auch die Gemäuer verschwunden und die ganze Halbinsel von Wiesenflächen eingenommen (PREUßISCHES URMESSTISCHBLATT 1827). 1936 wurden die „Auf dem Kloster” bezeich- neten, höher liegenden Flächen möglicher- weise sogar als Acker genutzt (KARTE DEUTSCHES REICH 1936). Die Lanke war im 18. Jahrhundert größer als heute und reichte bis fast an den Krummen See nordöstlich des 1332 erstmals urkund- lich erwähnten Dorfes Seehausen her- an (SCHMETTAUSCHES KARTENWERK 1767-87). Abb. 1: Blick auf die Klosterhalbinsel im Oberuckersee, Sommer 2009 Foto. H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 63 Ucker-Randow-Niederung

Abb. 2: Auf den Binnensalzstellen kommen seltene Sumpf-Löwen- Abb. 3: Beweidete Salzwiesen auf dem Klosterwerder bei Seehausen zahn-Arten (Taraxacum-palustre-Aggregat) vor Foto: A. Herrmann Foto: M. Zauft

50 Jahre später sind hier bereits nasse Wiesen Seeufern der Klosterhalbinsel waren davon Aktuelle Situation eingezeichnet (PREUßISCHES URMESSTISCHBLATT betroffen. 1827). Seit dem Bau der Bahnstrecke von Die Pflanzenarten der Grünland- und Ried- Vordringliches Ziel des EU-LIFE-Projektes Angermünde nach Stralsund 1863, trennt ein gesellschaften auf den Salzstellen um See- war die Stabilisierung der landwirt- Bahndamm die Lanke von dem Krummen hausen weisen deutlich auf einen Salzeinfluss schaftlichen Nutzung im gesamten Gebiet See und begrenzt die „Bahnwiesen“ nach hin, der charakteristische Artenbestand ist um Seehausen. Als günstig erwies sich hier- Nordwesten hin. Die nassen Wiesen wurden jedoch nur schwach entwickelt und die sonst bei das Vorhandensein eines Betriebes, 1936 durch einen Weg erschlossen, was auf typische Salzbinsenwiese (Juncetum gerardii) welcher die Flächen bereits teilweise exten- eine Nutzung in dieser Zeit hindeutet (KARTE ist kaum als eigenständige Gesellschaft aus- siv mit Rindern beweidete (Abb. 3). Mit DEUTSCHES REICH 1936). gebildet. diesem konnten Vereinbarungen über die Von überregionaler Bedeutung ist hier die Regelung einer nachhaltigen Nutzung der hohe Zahl seltener, teilweise hochgradig Binnensalzstellen abgeschlossen werden. Gebietszustand gefährdeter Pflanzenarten, darunter Sumpf- Die Betriebsfläche konnte zudem durch enzian (Gentianella uliginosa) und mehrere Ersteinrichtungsmaßnahmen wie Schilf- Die Binnensalzstellen um die Ortschaft See- Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. mahd um weitere 8 ha vergrößert werden. hausen werden extensiv von Rindern be- Palustria) (Abb. 2), sowie die in Deutsch- Gemäht wurden Landröhrichte in sehr weidet. Einige Flächen wurden bis 2005 nur land vom Aussterben bedrohte Sumpf- feuchten Bereichen, die unmittelbar an den unregelmäßig genutzt. Sie verbrachten und Engelwurz (Angelica palustris), eine nach See grenzen. Neben der Rinderbeweidung es entwickelten sich Landröhrichte. Ins- Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richt- wird einmal jährlich eine Pflegemahd zur besondere die Binnensalzstellen an den linie (FFH) geschützte Art. Aushagerung der Flächen durchgeführt. Vordringlich für eine langfristige Sicherung mit entsprechend angepasster Nutzung war die Klärung der Eigentumsverhältnisse. Große Teile der Klosterhalbinsel befinden sich nunmehr im Besitz des Landes Bran- denburg und werden durch die Landes- naturschutzverwaltung betreut.

Besucherhinweise

Die Klosterhalbinsel ist durch ihre Lage und den Ausblick auf den Oberuckersee ein Anziehungspunkt für Besucher. Durch die Beweidung mit Rindern sind die Flächen aber nur eingeschränkt begehbar. Um die Flächen trotzdem erlebbar zu machen, wurde im Herbst 2009 am Nordende der Klosterhalbinsel eine Aussichtsplattform er- richtet, in unmittelbarer Nähe des Radfern- weges Berlin-Usedom. Diese ermöglicht den Blick über die Halbinsel, und auf den zentralen Teil des Oberuckersees (Abb. 4). Eine Infotafel erläutert Entstehung, Bedeu- tung, Nutzung und Vegetation der Binnen- salzstellen.

Abb. 4: Im Rahmen des EU-LIFE-Projektes wurde eine Plattform mit Blick über die Kloster- halbinsel und den Oberuckersee errichtet Foto: M. Zauft 64 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Havelländisches Luch Havelländisches Luch

Neustadt (Dosse) Ostprignitz-Ruppin

Fehrbellin Sommerfeld

Rhin Kremmen Linum Gülper See Rhinow Prietzen Friesack Staffelde (Gülper See) Lobeofsund Brädikow Königshorst Schwante Spaatz

Hohennauen Umgebung Mangelshorst Börnicke Hohennauener Hohennauener See See Paulinenaue Paaren im Havelland Selbelang Nauen Glien (Weinberge) Perwenitz Pessin Liepe Retzow Nennhausen Berge Rathenow Nauen Brieselang

Mützlitz Falkensee

Premnitz Zeestow Wuster- mark / 0246810 Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen km / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen

Eisenbahn mit Bahnhof Bundesstraße Fließgewässer Siedlung Kreisgrenze Autobahn Landesstraße See Wald Landesgrenze

Gebietsbeschreibung Dünen- und quartären Talsandbildungen. Die Torfmächtigkeiten sind durch die Melio- Hydraulisch wird das Luch durch die künst- rationsmaßnahmen und die intensive land- Von der Havel in Berlin im Osten bis zur lich angelegten Kanäle und Staue geprägt. wirtschaftliche Nutzung erheblich zurückge- Havel am Gülper See im Westen erstreckt Die Entwässerung der Hochflächen und der gangen und meist stark degradiert. Viele sich ein großräumiger Niederungsbereich: Niederung erfolgt über den großen Havel- Bereiche müssen aufgrund ihrer geschrumpf- das Havelländische Luch. Im 19. Jahrhun- ländischen Hauptkanal zur im Westen gele- ten Mächtigkeit (<3 dm) als Moorfolge- dert noch als Raum mit den bedeutendsten genen Havel. böden bezeichnet werden. Die verbliebenen Vorkommen von Salzpflanzen im Binnen- An den beispielhaft ausgewählten Stand- Standorte mit Salzpflanzenvorkommen be- land bekannt, hat die „ … scharfe Ent- orten Mangelshorst und Lobeofsund stehen finden sich in etwas vertieften Senken bzw. wässerung des Gebiets durch den Havel- an der Oberfläche unter den anmoorigen Rinnenpositionen. ländischen Hauptkanal …” (MÜLLER-STOLL & holozänen Bildungen ca. 10 - 20 m mäch- Die Leitfähigkeitsergebnisse (ECe) weisen GÖTZ 1962, 257) zum nahezu vollständigen tige, hauptsächlich weichselkaltzeitliche gla- auf eine geringe Versalzung hin. Die Werte Verschwinden von Salzpflanzenvorkommen zifluviatile Sande an, die den unbedeckten überschreiten nur knapp die angenommene geführt. Auf das Gebiet wird dennoch Grundwasserleiter bilden. Darunter folgt ein Konkurrenzschwelle von 4 mS/cm (LARCHER eingegangen, um die aktuelle Situation zu aus Geschiebemergeln oder Beckenschluffen 2001, MUNNS & TESTER 2008). Am Standort dokumentieren. der Saalevereisung bestehender Grundwas- Mangelshorst erreichen die salzhaltigen sergeringleiter. Der Betrachtungsraum wird Wässer, wie an anderen Standorten des im Untergrund durch eine Nord-Süd orien- Havelländischen Luchs, durch meliorations- Geologische und bodenkund- tierte quartäre Ausräumungszone, die Nau- bedingte Grundwasserabsenkungen nur liche Aspekte der Region en-Havelland-Rinne, die bis ca. - 400 m NN zum Teil den effektiven Wurzelraum. Das erreicht, geprägt. Die Süß-/Salzwassergrenze Tiefenprofil der ECe-Werte für Mangels- Das Havelländische Luch liegt zwischen den tritt nach der Hydrologischen Karte (HYKA horst weist darauf hin, dass die Grund- weichselkaltzeitlich geprägten Grundmorä- 50) bei ca. ± 0 m NN auf. Rupeltonfehl- wasserstände zu tief eingestellt sind und der nen-Hochflächen der Nauener Platte im stellen sind im unmittelbaren Bereich nicht kapillare Aufstieg der salzhaltigen Wässer Süden und den Ländchen Glien und Bellin bekannt, kommen aber weiter östlich in der nur noch eingeschränkt den effektiven im Norden. Das Luch ist ein ausgedehntes benannten quartären Ausräumungszone Wurzelraum erreicht (Abb. 1). Zudem kön- holozänes Niederungsgebiet mit Moor-, vor. nen längere Niederschlagsereignisse und NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 65

gekommen sein (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962). Eine Salzsiederei soll im 16. Jahrhun- Havelländisches Luch dert bestanden haben. Spätere Versuche ein- er Wiederaufnahme sind stets gescheitert. Früheste floristische Angaben stammen von Johann Friedrich Ruthe (RUTHE 1827, RUTHE 1834), der die artenreiche Salzstelle bei Sel- belang – „im blachen Luche” -(wieder)ent- deckte und auch in anderen Teilen des Havelländischen Luches wichtige Halo- phyten beobachtete. Allein an der Salzstelle Selbelang belegen er sowie später SCHRAMM (1857, 1861), ASCHERSON (1859, 1860, 1864) und SCHULZE (1864) das bis heute bekannte Spektrum der Halophyten im Havellän- dischen Luch. ASCHERSON (in SCHULZE 1864) kann hier als letzter noch von Queller, Salz- Hasenohr, Strand-Wegerich und Rotem Quellried bei Selbelang berichten. Schon Abb.1: Maximal- und Minimalwerte der elektr. Leitfähigkeit (ECe) im Bodensättigungsex- wenig später waren diese, aus dem heuti- trakt (mS/cm) in 0 - 10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) gen brandenburgischen Gebiet nur von hier bekannten Arten ausgestorben. Weitere laterale Süßwasserzuflüsse auch während Geschichte der Erforschung der Kanalausbauten und Binnen-Meliorationen der Verdunstungsperiode die Leitfähigkei- Binnensalzstellen im Gebiet haben die Salzvegetation, bis auf die heute ten mit deutlichen Folgen für die Vegetation verschwindend geringen Reste, ausge- absenken. Als ehemals größtes und am besten aus- löscht. Der Strand-Dreizack war zur Mitte Die scheinbar etwas höheren Leitfähigkei- geprägtes Versalzungsgebiet des Landes, des 19. Jahrhunderts immerhin im Luch ten am Standort Mangelshorst sind durch hat das Havelländische Luch zahlreiche noch so allgemein verbreitet, dass keine die höheren Sulfat-Konzentrationen bedingt Botaniker und Geologen angelockt. Ein- einzelnen Fundstätten angegeben werden. und beeinflussen daher eine potentiell halo- drucksvoll ist die landeskundliche Beschrei- Die damaligen Autoren benennen darüber phytische Vegetationsausprägung nicht. Die bung durch BEKMANN (1751), die sich auf die hinaus die als eigenständig betrachteten Konzentrationen liegen deutlich über dem Situation um 1700 und auf die Gegend von Salzstellen bei Mangelshorst, Nauen und als geogen anzunehmenden Anteil von bis Selbelang bezieht: „Es ist auch an dem, dass Zeestow sowie zerstreute Vorkommen von zu 150 mg/l. Da die Werte auch deutlich nicht allein die gewöhnliche salzige Kräuter Salzpflanzen, die, bis auf die Angaben von über denen nicht versalzter und landwirt- der Aster … und die Salicornia … daherum Mützlitz, sämtlich im östlichen Hauptteil des schaftlich genutzter Standorte (SCHWÄRZEL bis hinter dem Dorfe Bredow …, ingleichen Luches liegen. In der Salzstelle Zeestow ver- 1997, BAURIEGEL 2007) liegen, ist ein anthro- … bis nach Wagenitz, Bredekow u.s.w. mutet WARNSTORF (1906) die Typuslokalität pogener Aspekt daher als Ursache nicht häufig, … außer diesen auch noch wohl des salzliebenden Mooses Desmatodon auszuschließen. 20 Ahrten von Seekräutern … anzutreffen: heimii, das früher im Luch weit verbreitet Aufgrund der relativ geringen Leitfähigkei- sondern das Erdreich selbst ist hin und war. ten bzw. Chlorid-Konzentrationen können wieder mit Salz angefüllet, welches zu Som- Nach 1900 geben nur JAHN (1916) und diese Standorte nur als versalzte Moore merszeiten bei heißen Tagen daraus hervor- ASCHERSON (1912) von der Salzstelle Nauen gekennzeichnet werden. Hinsichtlich ihrer tritt, und von den Selblangischen Bauern (Weinberge) noch nennenswerte Halo- Wertekonfiguration besitzen sie eine Ver- gesammelt, und das Salzwasser geschöpfet, phyten-Vorkommen an. Diese konnte H.-D. gleichbarkeit zu den Luckauer Standorten gesotten, und in ihren nutzen verwandt Krausch im Jahr 1961 während einer Bahn- und zur Marstallwiese Storkow. worden …”. Danach muss der Salzeinfluss fahrt auf der wenig später stillgelegten Linie Hydrogeochemisch-genetisch konnte das über eine Strecke von wenigstens 25 km Nauen-Kremmen wieder auffinden, doch Blänkenwasser in der Salzstelle Lobeofsund entlang des Nordrandes der Nauener erwies sie sich als schon stark verarmt (s. Tabelle 1 HERMSDORF in diesem Heft) dem Grundmoränen-Platte sehr stark gewesen, (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962). Sulfat- bzw. Natriumtyp zugeordnet werden. aber schon durch den Bau des ersten Havel- Seit den 1980er Jahren gelangen W. Jaschke Es sind Einflüsse von migrierenden, geogen ländischen Hauptkanales, 1718 - 1725 unter im weiteren Umkreis um Nennhausen salinaren Wässern nachgewiesen worden. Friedrich Wilhelm I., weithin zum Erliegen mehrfach Funde von Salz-Bunge (Samolus

Abb. 2: Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- und Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungs- extrakt (A. Bauriegel) 66 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 Havelländisches Luch

Abb. 3: In den Mooren des Großen Havelländischen Luches ist der Salzeinfluss nach langanhaltender, tiefgreifender Entwässerung und mehr- fachen Umbrüchen weitgehend zum Erliegen gekommen Foto: H. Rößling

valerandi) und Salz-Binse (Juncus gerardii) die untere Rhin-Niederung bis in die Nähe STOLL & GÖTZ (1962) gemachten Angaben (Kartei Brandenburgischer Floristen). Damit des Gülper Sees beschrieben (Angaben von hinausgehen. Für diese Zeit lässt sich mehr- bestätigt sich der bis dahin nur durch die W. Jaschke 1982 - 1984 in der Kartei Bran- fach die Lage alter Salzstellen durch aktuelle spärlichen Funde bei Mützlitz belegte Salz- denburgischer Floristen; FISCHER IN KLEMM Vorkommen der Salz-Bunge (Samolus einfluss auch in diesem vom großen Luch 2002). valerandi), der Salzbinse (Juncus gerardii) weit entfernten Westhavelländischen Luch. Zwischen 1992 und 1994 ergaben einzelne und durch Konzentrationen schwächer Salz Schon um 1970 und bis in die 2000er Jahre Begehungen der historisch beschriebenen zeigender Pflanzen nachvollziehen. Die mehrfach, wurde die Salz-Bunge im Umfeld Salzstellen im Zentrum des Havelländischen Nauener Salzstelle hatte bis 1993 weiter an des Hohennauener und Ferchesarer Sees Luches mehrfach Funde von Halophyten, Substanz eingebüßt, verfügte aber noch nachgewiesen und damit eine Linie durch die immerhin deutlich über die von MÜLLER- über sehr gut strukturierte halophile Flut- rasen. Bis heute zeugen einzelne Halo- Erhaltene und in Regeneration befindliche Salzpflanzenvorkommen des Havelländischen phyten-Vorkommen zwischen Brieselang Luches: und Elstal von der im Havelländischen Luch ehemals weit nach Osten reichenden Aus- Salzpflanzen bei Prietzen am Gülper See dehnung der Salzstellen (HERRMANN in Salzpflanzen im Gebiet des Hohennauener Sees KLEMM 2000; Fürstenow mdl. um 2000; Stark beeinträchtigte Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen: Buhr mdl. 2010). Botanisch interessante Aspekte Salzpflanzen bei Liepe – Nutzungsauflassung, Sukzession, hohes Regenerationspotenzial mit Bezug zu den Binnensalz- Salzstelle Nauen (Weinberge) – Hohe Nutzungsintensität, andererseits Nutzungsauflassung, stellen Sukzession, hohes Regenerationspotenzial Salzpflanzen bei Mangelshorst – Hohe Nutzungsintensität; Auflassung, zum Teil hohes Interessant ist das vereinzelte Auftreten des Regenerationspotenzial Tannenwedels (Hippuris vulgaris) in Melio- Salzpflanzen bei Zeestow – Einzelnachweise in zuvor vollständig zerstörten Flächen rationsgräben, wobei das Vorkommen südlich von Mangelshorst im Grabenverlauf Erloschene Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen: die landseitige Ausdehnung des halophilen Salzstelle Selbelang Grünlandes nachzeichnet. Trotz ihrer weit Salzpflanzen bei Mützlitz zerstreuten Vorkommen hat die Salz-Bunge Salzpflanzen bei Brädikow (Samolus valerandi) im Havelländischen Salzpflanzen bei Lobeofsund Luch noch einen landesweiten Schwer- punkt. An den Böschungen der tief NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 67

Der Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) besaß hier bis um das Jahr 2000 sein letztes Havelländisches Luch Vorkommen im Havelländischen Luch, ist seitdem aber in den aufgekommenen Land- schilf-Beständen nicht mehr nachweisbar. Eine seit langem registrierte Sonderstellung nimmt das Südufer des Gülper Sees ein. Die Vorkommen von Salz-Binse (Juncus ger- ardii) und Salz-Bunge (Samolus valerandi) sind mit zahlreichen seltenen Arten der Zwergbinsen-Fluren vergesellschaftet. Ob der sandige Untergrund eine stärkere Kon- zentration aufsteigender Solezuflüsse und damit das Vorkommen weiterer Halophyten verhindert, ist nicht geklärt. Es ist aber auffällig, dass weitere Arten mit geringem Salz-Zeigerwert in Brandenburg auch an- derenorts an oder in der Nähe von Halo- phyten-Vorkommen auftreten. Zu diesen Arten gehören der Igelschlauch (Baldellia ranunculoides), das Knotige Mastkraut (Sagina nodosa) und auch der Lauch- Gamander (Teucrium scordium).

Entwicklungsperspektiven der Abb. 4: In schmalen Rinnen und seichten Mulden bei Lobeofsund haben sich letzte Reste Binnensalzstellen in der Region salzbeeinflusster Vegetation erhalten Foto: H. Rößling Die verbliebenen Relikte der ehemaligen eingeschnittenen Grabenzüge des zentralen Salzeinflusses beim Forsthaus Jäglitz und Salzpflanzenvorkommen im Havelländi- Luches kann sie in günstigen Jahren, südlich von Brieselang. schen Luch sind überwiegend Bestandteile gemeinsam mit der halophilen Form der An der Nauener Salzstelle besitzt das von NATURA 2000-Gebieten, standen aber Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis subsp. Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium nicht im Fokus des EU-LIFE-Projekts. uliginosus) als bandförmiger Bestand die littorale subsp. compressum) seine größten Für die nächsten Jahre wird insbesondere Austrittsstellen des Salzwassers markieren. Bestände in Brandenburg. Es ist der einzige der Status quo durch die Beibehaltung und Neueste Funde der Art von Ch. Buhr (mdl. Punkt, an dem die drei heimischen Tausend- Begleitung einer extensiven Nutzung der 2010) belegen die östliche Grenze des güldenkraut-Arten gemeinsam auftreten. wechselfeuchten Grünlandstandorte, in die die Salzpflanzenvorkommen eingebettet Besondere Refugialfunktion des Havelländischen Luches für den Schutz heimischer sind, zu gewährleisten sein. Die Erfahrun- Pflanzenarten (Halophyten sind durch Fettdruck hervorgehoben): gen aus dem EU-LIFE-Projekt werden in die Landesweite Vorkommensschwerpunkte: bevorstehende FFH-Managementplanung einfließen, um den Erhalt der Reste der ehe- Salz-Bunge (Samolus valerandi) mals im Gebiet vorhandenen Artenvielfalt Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale subsp. compressum) zu unterstützen. Allerdings wird die in der Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten: Region noch Mitte des 19. Jahrhunderts vorhandene Vielzahl an Salzpflanzenvor- Igelschlauch (Baldellia ranunculoides) kommen nicht wieder herstellbar sein.

Abb. 5: Tief gelegene Flächen werden nicht mehr regelmäßig ge- nutzt, bergen aber ein hohes Regenerationspotential, das durch ex- tensive Mahd- oder Weidenutzung erschlossen werden kann, hier Abb. 6: Degradation und Moorschwund als Folgen von Entwässe- bei Mangelshorst Foto: A. Herrmann rung und Umbruch, Salzstelle Nauen 2006 Foto: A. Herrmann 68 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel

Gebietsbeschreibung

Die Niederung der Havel zwischen Potsdam Zeestow und Brandenburg/Havel wurde seit Jahrhun- Falkensee derten durch menschliche Tätigkeiten beein- Wuster- mark flusst (SCHMIDT 1992, SCHARNOW 1966). Eine Päwesin Havelland Dallgow- wichtige Rolle für das hydrologische Gesche- Döberitz hen an der Havel spielten seit dem Mittelalter see die Mühlenstaue, die den Abfluss bremsten, Beetz- Päwesin (Lötz) flussaufwärts an der Havel und auch in der Beetzsee Groß Trebel- Ketzin Glienicke Beetzseekette zu hohen Grundwasserständen see sowie zu anhaltenden, weitflächigen Über- Uetz Fahrländer schwemmungen führten. Sie beförderten die Deetz See Sacrow Brandenburg Töplitz flächenhafte Vermoorung der Flussaue: Wäh- Groß Kreutz an der Havel Götz (Havel) rend die lang gezogenen vermoorten Niede- Potsdam rungsbereiche südlich der Havel bis zu 5 km Zern- Potsdam-West Werder/Havel see nach Süden reichen, beträgt die Ausdehnung Schenkenberg (Plessower See)

der Moorflächen nördlich der Havel nur etwa Rietz Rietzer südlich (Dorf) Rietzer See Werder (Havel) Te mp - einen Kilometer. Die Klagen der Landnutzer See liner Babelsberg Trechwitz richteten sich dabei stets gegen den, ihrer Glindow See (Netzener See) (Torfwiese) Meinung nach, zu hohen Stau am Wehr in Schwie- Bergholz- low- Caputh Rehbrücke Brandenburg und die damit verbundenen see Einschränkungen der Nutzungsmöglichkeiten Lehnin der Flächen. Mit der Eindeichung der Havel Ferch Michendorf seit 1924 (BARSCH 1969, S. 54) wurde die Gefahr von Überschwemmungen deutlich Potsdam- Wildenbruch verringert. Golzow Seddiner Tremsdorf Mittelmark See Inzwischen sind Ausuferungen der Havel Grössinsee infolge abnehmender Zuflüsse und der (Südwestufer) S ( Steuerung am Wehr Brandenburg die Aus- Borkheide Beelitz Blankensee/ ieplitz Körzin nahme und die landwirtschaftlichen Nutz- N Blan- kensee flächen an der Havel weitgehend durch Deiche geschützt. / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen In den früher periodisch überschwemmten / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen Niederungen an der Havel nahmen Großseg- / genriede große Flächen ein. Die Vegetation Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen war vielgestaltig, landwirtschaftlich aber nur extensiv zu nutzen (KRAUSCH in SCHMIDT 0246810 Eisenbahn Fließgewässer km 1992). Die Luchlandschaften der Havel-Nie- mit Bahnhof See derung wurden seit Beginn der siebziger Jah- Autobahn re des 20. Jahrhunderts (FEILER & LITZBARSKI in Siedlung Kreisgrenze SCHMIDT 1992) komplex melioriert. Sie liegen Bundesstraße heute häufig in deichgeschützten Poldern, Landesstraße Wald Landesgrenze die durch Schöpfwerke entwässert werden, so dass meist kein natürliches Gefälle in die Havel mehr besteht. Die einst verbreiteten Geologische und bodenkundli- im Bereich des Betrachtungsraums eine ma- Pfeifengraswiesen in den Luchgebieten, die che Aspekte der Region ximale flächenhafte sowie tiefenorientierte auch teilweise Vorkommen salzliebender Ausdehnung auf, wobei die Quartärbasis Pflanzen einschlossen, sind durch die damit Das Gebiet um den Rietzer See wurde maß- bei ca. -200 bis -300 m NN liegt. Die Süß-/ verbundene Grundwasserabsenkung selten geblich während der Weichsel-Vereisung Salzwassergrenze ist in der Hydrologischen geworden. Zudem trugen Tonabbau, Müll- geformt. Das hydraulische Regime wird von Karte (HYKA 50) bei ca. ± 0 m NN ausge- aufschüttung und Nutzungsaufgabe zum der Rinnenseenkette bestimmt, die über wiesen einschließlich mehrerer oberflächen- Verlust dieser Lebensräume bei. den Emsterkanal in die Havel entwässert. naher Mineralanomalien. Fehlstellen des Heute befinden sich Binnensalzstellen fast Eingerahmt von der weichselkaltzeitlich ge- Rupeltons stehen hier unmittelbar mit der ausschließlich im Umfeld des Rietzer Sees. prägten Rotscherlinder Platte im Westen bis quartären Ausräumungszone im Zusammen- Die flächenmäßig größte Binnensalzstelle Südosten und der östlich gelegenen saale- hang. Brandenburgs liegt in den Jeseriger Wiesen kaltzeitlichen Glindower Platte treten ober- Im näheren Umfeld der Salzstandorte domi- und Großen Bruchwiesen westlich von flächennah weichselzeitliche Urstromtal- nieren vermulmte und vererdete Nieder- Schenkenberg. Zu erwähnen ist neben bildungen auf. Sie sind meist von holozänen moore, die oft von mitunter mächtigen mehreren Salzpflanzenvorkommen auch die organischen Bildungen überlagert. Die limnischen Bildungen (Kalkmudden) unter- Binnensalzstelle Trechwitz am Nordufer des weichselkaltzeitlichen Sande bilden mit lagert werden. Sie werden umrahmt von Netzener Sees. Diese Vorkommen liegen im saalekaltzeitlichen Schmelzwassersanden den grundwasserbeeinflussten Sandstandorten, 2004 erweiterten und neu ausgewiesenen unbedeckten Grundwasserleiter (GWL) und auf denen Anmoor-Gley-Bodengesellschaf- Naturschutzgebiet „Rietzer See”. Weitere erreichen Mächtigkeiten von bis zu 20 m. ten entwickelt sind. Infolge von intensiven Salzpflanzenvorkommen sind von der Beetz- Darunter folgt ein maximal 10 m mächtiger landwirtschaftlichen Vornutzungen und von seekette bei Ketzür, der Torfwiese Glindow, Grundwassergeringleiter, der als Schluff Meliorationsmaßnahmen sind die Torf- der Kammerwiese Werder/Havel sowie aus ausgebildet ist. Die im tieferen Untergrund mächtigkeiten stark zurückgegangen. Im dem Päwesiner Lötz bekannt. ausgebildete Nauen-Havelland-Rinne weist Vergleich zu älteren Kartierungen (Preuß.- NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 69

agronom.-geognostische Karte, Reichsbo- denschätzung) beträgt der Torfschwund z.T. Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel über einen Meter (Jeseriger Wiesen). An Standorten mit abgesenkten Grundwasser- ständen erreichen die Salzwässer nicht mehr den effektiven Wurzelraum. Ein Aussüßen des Standorts und das Ausbleiben einer Salzvegetation sind die Folge.

Geschichte der Erforschung der Binnensalzstellen im Gebiet

Die ältesten Hinweise auf einen Salzeinfluss an der Havel zwischen Potsdam und Bran- denburg/Havel stehen vielleicht in einem interessanten Zusammenhang mit der zu- letzt, nämlich erst im Jahre 1956 von H. G. Götz, entdeckten Schenkenberger Salzstelle. KLÖDEN (1831) zitiert den Schriftwechsel zum Salzbrunner Salzwerk (1580), in dem neben dortigen Arbeiten auch Verrichtun- gen am „Born bei Brandenburg” genannt werden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts Abb. 1: Dunkelgrün setzen sich die großen Strand-Dreizackbestände am Netzener See von fand der in Brandenburg ansässige Medizi- den umgebenden Flächen ab Foto: H. Rößling nalrath Sybel, zeitgleich mit der Uetzer Salzstelle, ein ausgedehntes Salzpflanzen- lehrer Th. Spieker und der Brandenburger Salzpflanzenvorkommen in Potsdam und vorkommen in der Nähe der Stadt Branden- Lehrer W. Hechel. P. Ascherson suchte die in der Umgebung der Stadt, aber auch im burg (SYBEL 1811a, 1811b). KLÖDEN (1831) Gegend ebenfalls auf (ASCHERSON 1864). Havelland um Werder und Glindow zusam- berichtet auch aus Sybels Zeitungsbeitrag im Nach Hinweisen von O. Willmann und G. men (ASCHERSON 1864). Die bedeutenderen Brandenburger Anzeiger vom 31. Juli 1811: Lehmann besuchte O. E. Schulz in den am Neuen Palais und am Griebnitz-See sind „… bei Brandenburg eine ziemlich bedeu- Jahren 1909 und 1910 die Salzstelle Trech- inzwischen restlos verschwunden, beher- tende Hütungsfläche hin und wieder mit witz am Netzener See und veröffentlichte bergten im 19. Jahrhundert aber zum Teil so Salzkrystallen überdeckt getroffen, und auf darüber umfassendere Angaben (SCHULZ bedeutende Arten wie Strand-Aster (Aster ihr zugleich eine Menge von Salzpflanzen 1910, SCHULZ 1912). 1939 regte K. Hueck tripolium) und Strand-Milchkraut (Glaux … in ganzen Massen gefunden, deren eini- die Unterschutzstellung an, die aber lange maritima). ge vom Salzgehalte des Bodens ganz un- Zeit nicht umgesetzt wurde (HUECK 1939). Ab 1950 belebten die Arbeiten der damali- leugbare Zeugen sind … . Die Wasserstellen Auf Schramm und Ascherson gehen auch gen Pädagogischen Hochschule Potsdam dieses meilenlangen Ackers schmeckten die ersten Angaben von der, bis zu ihrer Zer- die regionale Botanik und damit erhöhte ziemlich salzig; er werde seine erste Muße störung im Jahr 1959, bedeutenden Salz- sich noch einmal die Funddichte der Halo- benutzen, alles genauer zu erforschen und stelle Deetz zurück, die als einzige direkt an phyten, vor allem des Strand-Dreizacks. W. die Resultate vielleicht öffentlich mitthei- der Havel lag. In der Mitte des 19. Jahrhun- Fischer trug bis 1980 eine Reihe wichtiger len … . Auf das amtliche Schreiben einer derts fanden die regionalen Botaniker vor Funde bei Potsdam, Werder und Plessow Behörde um Mittheilung näherer Angaben allem im engeren Potsdamer Umland eine zusammen und bestätigte auch die älteren antwortete er: … Die … Stelle liege in der Reihe von Salzstellen und Salzpflanzenvor- Angaben bei Marquardt. Wie anderenorts Nähe Brandenburgs. … Er wünscht eine kommen. Die Potsdamer O. Reinhardt und verband sich die Nachsuche nach alten Fun- Commission, die sich nach Brandenburg be- E. Boss, P. Ascherson selbst und weitere sich den in den 1970er Jahren zunehmend mit gebe, da er dann die Stelle angeben wolle. zeitweilig in der Region aufhaltende Botani- Schutzbestrebungen und ersten gezielten Obgleich nun dazu 1812 die Befehle ge- ker trugen eine größere Zahl zerstreuter Pflegemaßnahmen. Naturschutzgruppen im geben wurden, so ist diese doch nicht hin- gesendet worden, weil unmittelbar darauf Erhaltene und in Regeneration befindliche Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen der der Krieg ausbrach und sehr bald auch Herr mittleren Havel-Niederung: Dr. Sybel als ein Opfer seiner Anstrengun- Salzpflanzen bei Rietz gen mit Tode abging. Selbst die Stelle ist Salzstelle Schenkenberg bisher nicht näher bekannt geworden.” Salzstelle Trechwitz (Netzener See und Dammwiesen) Schon MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) vermu- Salzstelle und Salzpflanzen südlich des Rietzer Sees (Kuhbruch/Kiehnwerderfenn) ten, dass die Beschreibung sich auf die Salz- Salzpflanzen bei Glindow stelle Schenkenberg bezieht. Diese könnte Salzpflanzen bei Werder/Havel (Plessower See) sich demnach vor 200 Jahren über große Salzpflanzen am Beetzsee (sehr zerstreut zwischen Brandenburg und Päwesin) Teile der, von der Stadt Brandenburg bis zum Stark beeinträchtigte Salzpflanzenvorkommen: Rietzer See reichenden, Niederung erstreckt haben. Salzstelle Uetz – Moordegradation; Störung des Wasserhaushalts Der Brandenburger Botaniker O. CH. Erloschene Salzstellen: Schramm fand später weitere Salzstellen in der Nähe des Rietzer Sees sowie zahlreiche Salzstelle Päwesin (Lötz) – Wasserspiegelanstieg, Sukzession; hohes Regenerationspotenzial zerstreute Salzpflanzenvorkommen in der Salzstelle Deetz – hohe Nutzungsintensität; letzte naturschutzfachlich wertvolle Randberei- stark gegliederten Landschaft zwischen Ha- che, aber ohne Halophyten Salzstelle Potsdam-West (beim Neuen Palais) – grundsätzlicher Landschaftswandel vel und Beetzsee östlich von Brandenburg Salzpflanzen bei Babelsberg (Griebnitzsee, Babelsberger Nuthewiesen) – Überbauung, bis hin zum Päwesiner Lötz (SCHRAMM 1857, Nutzungswandel SCHRAMM 1861). Kleinere Funde in diesem ? Salzpflanzen am Wendsee – keine aktuellen Informationen Raum machten der Potsdamer Realschul- 70 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Kulturbund bereiteten die Ausweisung von Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Flächennaturdenkmalen vor und organisier- ten die Mahd von nicht mehr genutzten Salzwiesen. Im Potsdamer Havelland sind dabei G. Kehl, Ch. Buhr und K.-H. Boer zu nennen, im Brandenburger Raum trugen vor allem W. Kohls, J. Lang und G. Sohns zur Aktualisierung der Nachweise und zur Standortsicherung bei. Nach 1990 beob- achtete A. Herrmann (HERRMANN in MÜLLER- STOLL & GÖTZ 1993; HERRMANN in KLEMM 2000) die Entwicklung der Schenkenberger Salzstelle nach dem letzten, offenbar we- nige Jahre zurückliegenden Umbruch, be- stätigte wichtigere Salzpflanzen-Funde rund um den Rietzer See, musste aber auch die strukturelle Verarmung der ansonsten von Intensivierungen verschont gebliebenen Salzstelle Trechwitz feststellen. Im Rahmen der Biotopkartierung des Naturschutzgebie- tes „Rietzer See” fand Armin Herrmann 2001 weitere Salzstellen, vor allem südlich Abb. 2: Ausgedehnte Brackwasserröhrichte mit Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) süd- des Rietzer Sees. M. Gerstberger gelangen lich des Rietzer Sees Foto: H. Rößling bei Schenkenberg, erstmalig für branden- burgische Salzstellen, Nachweise monopha- ger und oligophager Kleinschmetterlinge an Salzpflanzen (GERSTBERGER 2002). R. Schwarz stellte auf der Basis eines umfassenden Quellenstudiums die im Landkreis Potsdam- Mittelmark bekannten Salzstellen und Salz- pflanzen-Fundorte mit den arten- und bio- topspezifischen Schutzanforderungen für den Landschaftsrahmenplan zusammen (SCHWARZ in LANDKREIS POTSDAM-MITTELMARK 2006).

Botanisch interessante Aspekte mit Bezug zu den Binnensalz- stellen

Der Eindruck einer typischen mittelbranden- burgischen Salzstelle, wie er zur Mitte des 20. Jahrhunderts noch an etlichen Orten er- lebbar gewesen sein muss, kann heute noch an der Schenkenberger Salzstelle gewonnen werden. Die Ausdehnung der zwar arten- armen, aber ausschließlich von Halophyten Abb. 3: Die Beweidung der Salzstelle Schenkenberg mit Wasserbüffeln, schafft ein Mosaik besiedelten Flächen und besonders die farb- aus Salzbinsen-Wiesen, Brackwasserröhrichten, Rohbodenstandorten und Resten von Schilf- liche Wirkung der spätsommerlichen Strand- beständen Foto: H. Rößling Aster-Blüte sind landesweit nur noch hier so charakteristisch ausgebildet. Die hydrolo- gisch intakten Salzwiesen am Netzener See (Salzstelle Trechwitz) haben heute keine Strand-Astern mehr, obwohl MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) noch das reiche und wuchs- starke Vorkommen betont hatten. Die Ursa- che hierfür ist nicht eindeutig anzugeben, doch könnten eine zu geringe Dynamik der Nutzung oder Pflege sowie Veränderungen des jahreszeitlichen Wasserstandsverlaufs eine Rolle spielen. Das vom Aussterben be- drohte Strand-Milchkraut (Glaux maritima) ist nur noch an diesen beiden Salzstellen, hier aber in großen und konkurrenzstarken Beständen, erhalten geblieben. Die Salz-Binse Abb. 4: Strand- (Juncus gerardii) gehört zur Grundausstat- Astern (Aster tri- tung der gleichnamigen Wiesengesellschaft, polium) in der die hier noch große Flächen deckt. Das im Binnensalzstelle Land Brandenburg sehr seltene Strand-Tau- Schenkenberg sendgüldenkraut (Centaurium littorale) wur- Foto: W. Klaeber de zuletzt in den 1990er Jahren mehrfach NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 71

Besondere Refugialfunktion der Salzstellen des Mittlere-Havel-Gebietes und ihrer besonders hervorzuheben sind (HERRMANN, Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Umgebung für den Schutz heimischer Pflanzenarten (Halophyten sind hervorgehoben): RÄTZEL, UHLEMANN unveröff.). MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) erwähnen das Landesweite Vorkommensschwerpunkte: Vorkommen des Tannenwedel-Kleinröhrichts Strand-Aster (Aster tripolium) am Ufer des Netzener Sees und verweisen Salz-Milchkraut (Glaux maritima) auf die Ausbildung vergleichbarer Bestände Salz-Bunge (Samolus valerandi) an den Boddenufern der Ostsee-Küste. Ein Färber-Scharte (Serratula tinctoria) aktueller Nachweis dieser halophilen Gesell- Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten: schaft am Netzener See kann zur Zeit nicht erbracht werden, doch zeigte sich, dass der Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale subsp. compressum) namengebende Tannenwedel (Hippuris vul- Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) garis) in der Samenbank des Salzstellenbo- Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris) dens überdauert und in Keimungsversuchen auch zur Entwicklung kommt (PASSING 2008 unveröff.). Offenbar fehlen in der heutigen Ufervegetation entsprechende Pionierstand- orte. Passend zu diesen Ergebnissen taucht die Art mitunter an neu geschaffenen Ge- wässern im Havelgebiet auf, wie etwa im Gewerbegebiet Plötzin, auf dessen Rohbö- den nach 1990 auch die Salz-Bunge (Samo- lus valerandi) und das leicht salztolerante Braune Zypergras (Cyperus fuscus) beobach- tet wurden (HERRMANN in KLEMM 2000, HERR- MANN in KUMMER et al. 2006)

Entwicklungsperspektiven der Abb. 5: In Gräben Binnensalzstellen in der Region und Kleingewässern, auch in zeitweilig Die bedeutenden verbliebenen Salzstellen vernässten Grün- und Salzpflanzenvorkommen der Region landschlenken der liegen in den NATURA 2000 – Gebieten Salzstellen, wachsen „Rietzer See”, „Streuwiesen bei Werder” verschiedene Arm- und „Beetzseerinne und Niederungen”. Im leuchteralgen. Die Naturschutzgebiet „Rietzer See” sind in der meisten kommen Schutzgebietsverordnung Vorgaben für den auch außerhalb von Schutz und die Pflege der Salzwiesen ent- Salzstellen vor, eini- halten. ge ausschließlich im Brackwasser. Auf den großen Niederungsflächen mit Schenkenberg, Salzvegetation am Rietzer See konnte die Foto: A. Herrmann extensive Bewirtschaftung gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben stabilisiert um den Rietzer See beobachtet (HERRMANN das salzbeeinflusste Grünland konzentriert. werden. Dazu trägt auch das Engagement in KLEMM 2000), ist aber vermutlich noch Noch stärker gefährdete Arten wie Sumpf- der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg immer vorhanden. Die Bindung an kon- Läusekraut (Pedicularis palustris), Sumpf- bei, die Flächen mit einer Größe von ca. 80 kurrenzärmste Pionierstandorte und die Herzblatt (Parnassia palustris) wachsen in ha erworben hat. Diese Flächen wurden an Ausbildung einer langlebigen Samenbank Nachbarschaft des Strand-Dreizacks (Triglo- die Landwirtschaftsbetriebe mit Auflagen bedingen die für diese Art typischen spora- chin maritimum) und der Salz-Binse (Juncus zum Erhalt der Salzwiesen verpachtet. Da- dischen Nachweise. gerardii). Sie belegen aber eher den gleich- bei werden auch neue Bewirtschaftungsan- Kaum erklärbar ist das gegenwärtige, voll- zeitigen Kalkeinfluss. sätze, wie eine möglichst ganzjährige Be- ständige Fehlen der Salz-Schuppenmiere Der um 1960 noch bei Schenkenberg auftre- weidung mit Wasserbüffeln erprobt. Die (Spergularia salina) um den Rietzer See und tende Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) Stiftung wird sich in den nächsten Jahren im gesamten Raum der Mittleren Havel. ist inzwischen erloschen (MÜLLER-STOLL & gemeinsam mit den Naturschutzbehörden Trotz großflächig geeigneter Standorte und GÖTZ 1962), ebenso wie die Orchideen- und dem ehrenamtlichen Naturschutz im des noch von MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) Arten Sumpf-Sitter (Epipactis palustris) und Management der Flächen engagieren. erwähnten regelmäßigen Vorkommens an Helm-Knabenkraut (Orchis militaris). Es be- Für die kleineren Salzstellen und Salzpflan- den damals bekannten Salzstellen, gelang stehen aber Potenziale in mit Grasfluren und zenvorkommen konnten teilweise stabile hier in den letzten 20 Jahren kein Nachweis. Gehölzen zugewachsenen Flächen, in denen Verhältnisse erreicht werden. Hervorzu- Das Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) sich die Arten nach Freilegung und exten- heben sind dabei die Aktivitäten der Stadt gehörte früher zwischen Brandenburg und siver Grünlandnutzung wieder ansiedeln Werder (Havel) zur Pflege der Kammerwie- Potsdam zu den häufigsten Orchideen des könnten. sen am Plessower See, die sich in ihrem Grünlandes und fehlte an keiner Salzstelle. Die Vorkommen der Sumpf-Löwenzahn- Eigentum befinden. Andere Flächen, wie die Die Vorkommen sind mittlerweile ausge- Arten (Taraxacum sect. Palustria) sind inzwi- Torfwiese in Glindow und Salzstelle Trech- dünnt. Wie in der Notte-Niederung sind schen sehr selten und im Gebiet nie so um- witz am Netzener See werden auch in den Salzpflanzen, vor allem um den Rietzer See, fassend belegt worden, wie in der Uckermark nächsten Jahren einer verstärkten Aufmerk- sehr oft mit den Arten der Pfeifengras-Streu- und der Notte-Niederung. Dennoch gibt es samkeit und Begleitung der Nutzung und wiesen und Kleinseggen-Rasen vergesell- einige bedeutsame Populationen, von de- Pflege durch die Naturschutzverwaltung schaftet oder ihnen zumindest benachbart. nen an der Salzstelle Trechwitz der Baltische und den ehrenamtlichen Naturschutz be- Die Färberscharte (Serratula tinctoria) als Löwenzahn (Taraxacum balticum) und der dürfen, um den Erhalt der Salzwiesen lang- klassische Streuwiesen-Art ist deutlich auf Nasse Löwenzahn (Taraxacum madidum) fristig zu sichern. 72 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Havel-Niederung zwischen Schenkenberg Potsdam und Brandenburg/Havel

Landkreis: Größe: Potsdam-Mittelmark ca. 116 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Rietzer See FFH-Gebiet und SPA Rietzer See

Gebietsbeschreibung

Die Salzstelle Schenkenberg liegt in einem großen, zusammenhängenden Grünlandge- biet nördlich des Rietzer Sees, ca. 3 km süd- westlich der Ortschaft Schenkenberg. Die Fläche befindet sich innerhalb der Branden- burg-Potsdamer Havelniederung, in einem weitläufig nach Süden vom Verlauf der Havel abgehenden Moorkomplex, dessen zentrales Element der Rietzer See ist, ein eutropher Flachwassersee. Die Gestalt der weiteren Umgebung wurde im Brandenburger Stadi- um der Weichseleiszeit geprägt. Es wechseln Schenkenberg sich flache moorige Niederungen, Talsand- streifen und kleine Endmoränenreste ab. Das Jeseriger Bruch, in dem die Salzstelle FFH-Gebiet liegt, ist durch Deiche vom Rietzer See und Rietzer See seinen breiten Röhrichtzonen getrennt. Die Deiche wurden in den 1930er und 1960er Jahren errichtet, um die landwirtschaftlichen Flächen im Polder Gollwitz-Emster vor den damals regelmäßigen Hochwässern der Schenkenberg Havel im Winter zu schützen. Das Polderge- biet wird durch ein Schöpfwerk bei Gollwitz über den Emsterkanal in die Havel ent- wässert. R i e t z e r S e e Geologie

Die vertorfte Niederung besitzt Kennzeichen einer (ehemals) intensiven landwirtschaft- lichen Nutzung. So sind in der Preußischen Salzstelle 0 200 400 600 800 Geologischen Karte (1891) noch mächtigere FFH-Gebietsgrenze Meter Moore (16 - 18 dm) ausgewiesen (Abb. 2). In der Bodenschätzung 1954 wurden im Bereich der Binnensalzstelle zwar noch Moore kartiert, aber mit der Wasserstufe 4 schon auf schlechte (trockene) Wasserver- hältnisse verwiesen (Abb. 3). Bei der ersten Probenahme (04/2007) konnten hingegen nur noch sehr geringmächtige, z.T. von Mud- den unterlagerte Moore angetroffen werden, die zudem sehr stark zersetzt (Torfzerset- zungsgrade H8 - 10) waren und Vermul- lungserscheinungen aufwiesen. Die untersuchten Wässer der Grundwasser- messstelle (GWM), Blänken sowie eines Süd-Nord verlaufenden Grabens weisen mit bis zu 4,7 g/l höhere Chlorid-Konzentratio- nen als an der benachbarten Salzstelle Trech- witz auf. Hierbei ist zwischen dem Graben (bis 2,7 g/l), den Blänken (bis 4,8 g/l) und der Grundwassermessstelle Schenkenberg (GWM Hy Skbr) 1/2007 (4 g/l) zu differen- zieren. Der untersuchte Graben wird durch Abb. 1: Die Schenkenberger Salzstelle von Süden aus gesehen, im Vordergrund der Rietzer See, eine Zunahme der Konzentrationen von Süd Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 73 Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel

Abb. 2: Ausschnitt aus der Preußisch-Geologischen Karte 1891 (GK Abb. 3: Ausschnitt aus der Bodenschätzungskarte (3641/42, 1954) 3641/42, 1891) mit Messpunkten S/Schenkenberg mit Messpunkten S/Schenkenberg

Abb. 4 : Maximal- und Minimalwerte der elektr. Leitfähigkeit (ECe) im Bodensättigungsextrakt (mS/cm) in 0-10dm Profiltiefe (A. Bauriegel)

Abb. 5: Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- und Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungsex- trakt (A. Bauriegel) nach Nord geprägt. Die gemessenen Leit- treten fast völlig zurück (Kalziumsulfat- sterkanal (50 mg/l Chlorid), unmittelbar fähigkeiten zeigen einen steten Anstieg der Anteile < 5%), wogegen die Salinarfracht nördlich des Rietzer Sees, werden die Wäs- gelösten Salze von ca. 1,8 bis hin zu 9,5 mit NaCl > 75% und CaCl2 >15% domi- ser dem Magnesiumtyp zugeordnet. Trotz mS/cm an. Nach dem Genesemodell von nierend ist, unabhängig von den jahres- der großen Differenzen im Chloridgehalt RECHLIN (2008) sind hier alle Wässer in den zeitlich bedingten unterschiedlichen Nieder- werden beide Bereiche nur durch diffus Chlorid-Typ mit intrusivem Charakter bzw. schlagsereignissen. migrierende Salzwässer geprägt. Hier herr- als migrierende Salzwässer einzustufen. Ca. 1 km nördlich der Salzstelle (Jeseriger schen Neubildungs- sowie Niederungsein- Niederungs- bzw. Neubildungseinflüsse Wiesen/600 mg/l Chlorid) sowie im Em- flüsse in den Wässern vor. Auch im Rietzer 74 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

ISCHEN URMESSTISCHBLATT 1839/42 ist die nun Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel „Jesericher Bruch” genannte Fläche als nasse Wiese bzw. Sumpf eingezeichnet. Westlich der Emster und nordwestlich an das Bruch angrenzend wird jedoch intensiv Torf gestochen. 1866 - 72 wurde der Em- sterkanal als schiffbare Wasserstraße zwi- schen dem Klostersee bei Lehnin und der Havel ausgebaut, um den Ziegeltransport von Lehnin nach Potsdam und Berlin zu er- möglichen. Der Kanal führte durch den Net- zener und den Rietzer See; der Altlauf der Emster blieb jedoch vorerst bestehen. In ihn mündeten seit ca. 1910 zahlreiche Gräben, die nun erstmals die großflächigen Über- schwemmungsgebiete um den Rietzer See entwässerten. Wann eine regelmäßige Nutzung des Jeseriger Bruchs erfolgte, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Der zum Gut Jeserig gehörende Wiesenkomplex wurde seit 1927 von der Siedlungsgesellschaft Deutsch-Land m.b.H besiedelt, nachdem vorher andere Siedlungsträger gescheitert waren. Die Siedlerstellen wurden für Kriegs- flüchtlinge aus Russland und Polen aber auch für „Ruhrumsiedler” eingerichtet. Mit den Rezessen von Schenkenberg von 1931 und Jeserig von 1935 wurde das Niede- rungsgebiet in zahlreiche Flurstücke par- zelliert und durch Wege erschlossen. Wei- tere umfassende Meliorationen sowie auch ein Umbruch des Grünlandes mit Neuein- saat fanden ab ca. 1960 mit der Kollek- tivierung und Intensivierung der Land- wirtschaft statt. Hinweise auf eine Salzstelle in diesem Gebiet gab es zwar bereits zu Beginn des 19. Jahr- hunderts (vgl. Medizinalrath Sybel im Re- gionalen Überblick Havel-Niederung), jedoch ohne nähere Ortsangabe. So wurde diese Binnensalzstelle erst 1956 durch den Bo- Abb. 6: In lang überstauten Senken herrschen große Brackwasserröhrichte mit der Salz-Teich- simse (Schoenoplectus tabernaemontani) vor Foto: H. Rößling taniker H. G. Götz (wieder) entdeckt, der zahlreiche Salzpflanzen im Jeseriger Bruch See treten diffus migrierende Salzwässer mit und meist auch über 15 mS/cm liegen, wer- beschrieb. Zusammen mit W. R. Müller- einem Chloridgehalt von ca. 50 mg/l auf. den am Standort Rietz/Schenkenberg die Stoll fanden die Botaniker ausgedehnte Die Ergebnisse der elektrischen Leitfähigkei- Kriterien eines Salzbodens (Solonchak) nach Salz-Binsen-Wiesen mit üppigen Beständen ten im Sättigungsextrakt (mS/cm) zeigen z.T. WRB 2007 (IUSS WORKING GROUP WRB von Strand-Aster (Aster tripolium) und sehr große aber auch kleinräumig wechseln- 2007) erfüllt. Strand-Milchkraut (Glaux maritima). Auf de Unterschiede zwischen den Probenah- Weitere Unterschiede bestehen in den An- dem weniger salzigen Südteil des Geländes - 2- mepunkten. Während sich die Punkte ionen-Verhältnissen von Cl und SO4 im dehnten sich fast reine Bestände der Salz- Schenkenberg1 und Schenkenberg2 durch Sättigungsextrakt. So sind die Leitfähigkei- Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemon- geringe Leitfähigkeiten auszeichnen, zeigten ten an den Punkten Schenkenberg1 und 2 tani) aus. Die „Salzstelle Schenkenberg” sich an den Punkten Schenkenberg4 und weitgehend vom Sulfat bestimmt, während- genannte Fläche im Jeseriger Bruch gehörte Schenkenberg7 relativ hohe Leitfähigkeiten. dessen an den Punkten Schenkenberg4 und zu dieser Zeit, mit 20 Halophyten und An letzteren Punkten werden die relevan- 7 die Chloride in der Bodenlösung do- halophilen Arten, zu den besten in Branden- ten Konkurrenzschwellen von >4 mS/cm minieren. Sie entsprechen daher im engeren burg (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962, S. 263). (LARCHER 2001, MUNNS & TESTER 2008) und in Sinne dem Charakter einer Binnensalzstelle Weitere Eindeichungen und Entwässerun- den Verdunstungsperioden auch die von >15 (Abb. 5). gen in den 1960er und 70er Jahren führten mS/cm überschritten (IUSS WORKING GROUP zu einem dramatischen Rückgang des he- WRB 2007) (Abb. 4). Die Effekte der Auf- rausragenden Vogelreichtums des 1958 als salzungs- bzw. Aussüßungsdynamik konnten Nutzungsgeschichte Naturschutzgebiet ausgewiesenen Rietzer auch an diesem Standort beobachtet wer- Sees. Auch die Salzstellen galten in den den. Sie zeigten aber nicht eine so deutlich Auf der SCHMETTAUSCHEN KARTE (1767-87) 1970er und 80er Jahren als erloschen. Nach ausgeprägte Dynamik wie am Standort Mar- sind die Flächen nördlich des Rietzer Sees der Melioration der Flächen, Mitte der stallwiese Storkow (WALTER 2009). als zusammenhängende große Bruchfläche 1970er Jahre, wurden die Wiesenflächen als Im engeren Bereich der Binnensalzstelle eingetragen, bestehend aus „Das Bruch”, Intensiv-Grasland mehrmals im Jahr gemäht (Schenkenberg4 und 7) fällt zudem auf, dass „Saur Bruch” und direkt am Rietzer See das und/oder mit Rindern beweidet, wobei es die Leitfähigkeiten in relativ begrenzten „Unter Bruch”. Westlich wird das, nur wegen der geringen Futterqualität, ins- Spannen schwanken (Min-/Max-Werte, durch einen größeren und wenige kleinere besondere auf den im Westen gelegen Abb. 4). Da die Leitfähigkeiten im effektiven Gräben durchzogene, sumpfige Gebiet von Großen Bruchwiesen, auch zu Ausbrüchen Wurzelraum zudem deutlich über 4 mS/cm der Emster begrenzt. Auch auf dem PREUß- der Tiere kam. Teilflächen wurden umge- NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 75

brochen und als Acker bewirtschaftet. gewiesen ist. Große Teile sind der Zone 2

Gebietszustand Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Seit den 1990er Jahren nahmen die Be- „Salz- und Pfeifengraswiesen” zugeordnet, wirtschafter der Wiesen an Programmen zur was ein absolutes Dünge-, Umbruch- und Die Schenkenberger Salzstelle beherbergt extensiven Grünlandnutzung teil, wobei Nachsaatverbot zur Folge hat. Zudem wird derzeit die größten zusammenhängenden Nutzungsart und Nutzungsrhythmus von mit der Verordnung für diese Flächen ein Flächen des Lebensraumtyps 1340 „Salz- Jahr zu Jahr deutlich variierten. später Nutzungstermin (16.07.) angestrebt. wiesen im Binnenland” in Brandenburg. Das Seit 2004 liegt die Salzstelle Schenkenberg Konkrete, auf die jeweiligen Lebensraum- betrifft sowohl die aktuell existierenden im Naturschutzgebiet „Rietzer See”, das typen bezogene, Managementplanungen Salzpflanzengesellschaften als auch die gleichzeitig als FFH- und SPA-Gebiet aus- existieren jedoch nicht. Flächen mit Entwicklungspotenzial. Dabei handelt es sich um großflächige Salzbinsen- Tabelle 1: Arthropoden auf der Binnensalzstelle Schenkenberg (Tabelle: D. Barndt/keine eigenen Unter- Wiesen, in denen Strand-Dreizack (Triglo- suchungen) chin maritimum) und an trockeneren Käferangaben n. HARTONG 2009 (mündliche Mitteilung). Angaben für Schmetterlinge aus Stellen auch Strand-Milchkraut (Glaux mari- GERSTBERGER 2002. Die Gefährdungsangaben (1-3, G) sind den aktuellen Roten Listen entnommen; * = nicht gefährdet, n.b. = nicht bearbeitet. tima) vorkommen. In den tiefer gelegenen und somit am längsten überstauten Senken, Salzbindung RL Bbg RL D Bem./Raupe an herrschen große Brackwasserröhrichte mit Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) Coleoptera, Käfer und Salz-Teichsimse (Schoenoplectus taber- naemontani) vor (Abb. 6). An Pionierstand- Carabidae, Laufkäfer orten, wie Wegeflächen, findet sich auch Amara convexiuscula halophil 3 * Schenkenberg 1994, leg. Braasch Salzschwaden (Puccinellia distans), im Südteil, auf den als Pferdeweide genutzten Bembidion minimum halophil * * Schenkenberg 1994, leg. Hartong Flächen, Erdbeerklee (Trifolium fragiferum). Bemerkenswert ist das Massenvorkommen s. UHLIG & ZERCHE (1981), Aufsammlungen im NSG Rietzer See; die Staphylinidae, Kurzflügelkäfer eigentliche Salzstelle wurde nicht untersucht der Strand-Aster (Aster tripolium) auf dieser Binnensalzstelle (Abb. 7). 2005 wurde im Lepidoptera, Schmetterlinge Herbst der Bestand auf ca. 700.000 Exem- plare geschätzt (Angaben zur Arthropoden- Coleophoridae, Miniersackträger fauna s. Tabelle 1). Das Gebiet befindet sich überwiegend in Coleophora adjunctella halobiont n.b. n.b. Juncus gerardii gutem bis sehr gutem Erhaltungszustand, Gelechiidae, Palpenmotten wenn auch große Teilbereiche bis 2007 noch deutliche Merkmale einer nicht mehr ausrei- Atriplex hastata, Suaeda maritima, Scrobipalpa nitentella halobiont n.b. n.b. chenden Nutzung aufwiesen. Die teilweise Salicornia spp. sehr hohen Wasserstände erschweren die Tortricidae, Wickler Mahdnutzung in nassen Jahren erheblich.

Gynnidomorpha vectisana halobiont n.b. n.b. Triglochin maritimum Aktuelle Situation Bactra robustana halobiont n.b. n.b. Bolboschoenus maritimus Auf der Salzstelle Schenkenberg waren zu s. MARTIN 1973 und 1978 (Auswertung der Aufsammlungen von Araneae, Webspinnen M. Uhlig und G. Wallukat aus dem NSG Rietzer See; die eigentliche Beginn des EU-LIFE-Projekts deutliche Anzei- Salzstelle wurde nicht untersucht) chen für eine nicht mehr ausreichende Nutzung der Binnensalzstellen zu verzeich- weitere Arthropodengruppen nicht untersucht nen. Zwar konnte die vorgeschriebene min- destens einmalige Nutzung im Grundsatz gewährleistet werden, trotzdem war auf mehreren Teilflächen zu erkennen, dass die Schilfanteile in der Vegetation zunahmen und sich Brachestadien entwickelten. Die Flächen wurden in den Jahren 2008 und 2009 überwiegend ein- oder zweischürig gemäht, wobei die Anzeichen der spora- dischen Nutzung (Schilf- und Rohrglanz- gras-Dominanzbestände) auf kleinen Teil- flächen noch existieren. Hier reichte die meist nur einschürige Mahd dieser Domi- nanzbestände noch nicht aus. Für eine schnelle, nahezu vollständige Zurückdrän- gung von Schilf- und Rohrglanzgras sollten die Bereiche unbedingt zweischürig gemäht werden (auch in Kombination mit Bewei- dung), sofern die teilweise schwierigen Wasserverhältnisse dies zulassen. Je früher der Mahdtermin liegt (Juni bis August), desto größer ist die schilfschwächende Wirkung. Auf Teilflächen zeichnet sich aber bereits eine Reduzierung der Rohrglanz- grasdominanz und eine Ausweitung der Abb. 7: Die Strand-Aster (Aster tripolium) kommt in dieser Binnensalzstelle in großen Salzvegetation ab (LUFTBILD Brandenburg Beständen vor Foto: W. Klaeber 2009). 76 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Der Nutzer wirtschaftete auf den drei jeweils Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel ca. 35 ha großen Flächen nahezu vollständig auf Pachtflächen von Privateigentümern. Er war im Wesentlichen am Erhalt der Förder- fähigkeit der Flächen im Rahmen der Agrar- und ELER-Förderung interessiert. Auf Anregung des Landesumweltamts hat deshalb der Naturschutzfonds Brandenburg, mit Zustimmung des Nutzers und Pächters der landwirtschaftlichen Flächen, Grund- stücke mit einer Größe von ca. 46 ha auf der Schenkenberger Salzstelle käuflich er- worben. Auf diesen Grundstücken liegen ca. 90% der Ausprägungen des Lebens- raumtyps 1340. Sowohl aus naturschutzfachlicher Sicht als auch wegen der schwierigen Standortbe- dingungen wurde eine Beweidung mit an feuchte bis nasse Standorte angepassten Tieren favorisiert. Das EU-LIFE-Projekt hat den Landnutzer deshalb beim Bau der Wei- Abb. 8: Das EU-LIFE-Projekt hat den Landnutzer beim Bau der Weidezäune unterstützt dezäune unterstützt (Abb. 8). Vom Natur- Foto: H. Rößling schutzfonds Brandenburg kam Hilfe für die Anschaffung von 11 Wasserbüffeln, die seit September 2008 auf der Schenkenberger Salzstelle weiden (Abb. 9). Bis zum Aufbau einer ausreichend großen Herde für die Be- wirtschaftung der Salzstelle, wird eine kom- binierte Nutzung aus Beweidung und Mahd durchgeführt. Die Finanzierung der wei- teren regelmäßigen Nutzung erfolgt aus den wirtschaftlichen Erträgen der Tier- haltung und aus den flächenbezogenen Zahlungen der ersten und zweiten Säule der Agrarförderung. Die Aktivitäten sind auf eine langfristige Sta- bilisierung der Landnutzung auf der Salzstelle ausgerichtet. Dazu soll der Flächenbesitz des Naturschutzfonds Brandenburg beitragen, der den Landnutzer auch in Zukunft bei der Bewirtschaftung der Flächen betreuen und beraten wird.

Besucherhinweise

Die Salzstelle ist von der Schenkenberger Bruchstraße aus über Wirtschaftswege er- reichbar. Vor Ort erläutert eine Infotafel die Entstehung, Bedeutung, Nutzung und Vege- tation der Binnensalzstellen. Über einen ca. 4 km langen Fußweg können interessierte Besucher von hier aus noch zu einem wei- teren Vorkommen salzliebender Pflanzen in der Nähe der Ortschaft Rietz am Westufer des Rietzer Sees gelangen: Diese Stelle wurde von MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) als „Salzpflanzenvorkommen bei Rietz” bezei- chnet.

Abb. 9: Wasserbüffel beweiden die Salzstelle Schenkenberg Foto: M. Zauft NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 77 Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel

Wasserbüffel in Schenkenberg Foto: H. Rößling 78 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel Havel-Niederung zwischen Trechwitz/Dammwiesen Potsdam und Brandenburg/Havel

Landkreis: Größe: Potsdam-Mittelmark ca. 17 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Rietzer See FFH-Gebiet und SPA Rietzer See

Gebietsbeschreibung und Geologie

Die Salzstelle Trechwitz liegt ca. 1,5 km süd- westlich der Ortslage Trechwitz am Nordufer des Netzener Sees. Die Dammwiesen befin- Trechwitz den sich unmittelbar nördlich des Deiches, auf dem ein Verbindungsweg von Trechwitz nach Netzen verläuft. Der hydrologisch stark anthropogen über- formte Niederungsbereich am Rietzer und Netzener See wird über die künstlichen Ge- FFH-Gebiet wässer Emsterkanal und Netzener Kanal Rietzer See Trechwitz entwässert, die als Vorfluter für ein ausge- dehntes Netz von Meliorationsgräben die- nen (HERRMANN 1999). Wegen des äußerst geringen Gefälles zwischen Netzener See, Rietzer See und Havel wird der Wasserstand der Seen im Wesentlichen durch die Stau- haltung in der Havel am Wehr Brandenburg bestimmt. Die Salzstelle befindet sich im Verlandungs- bereich des Netzener Sees. Die hangenden Torfe sind durch die Nutzung stark zersetzt und nur noch als amorphe Torfe anzuspre- chen. Sie werden von mächtigen Kalkmud- den (z.T. > 4 m) unterlagert. Die beiden Profilpunkte befinden sich im Verlandungs- bereich des Netzener Sees (Abb. 2-4). Der Salzwasseraustritt unmittelbar nördlich des Sees weist in den auftretenden Blänken Chloridgehalte weit über 2 g/l auf. Nach RECHLIN 2008 handelt es sich um Wässer des Chlorid-Typs mit intrusivem Charakter. Trotz Salzstelle 0 200 400 600 800 des Einflusses der Wässer aus der Niederung FFH-Gebietsgrenze Meter mit hohem Kalziumsulfat-Anteil (> 40%) dominiert der salinare Tiefenwassereinfluss. Interessanterweise können auch in den Wässern am Nordwestufer des Netzener Sees, trotz der geringen Chlorid-Konzentra- tionen um die 50 mg/l, salinare Einflüsse festgestellt werden. Es handelt sich um ei- nen Sulfat-Typ mit diffus migrierenden sali- naren Wässern. Die Werte für die elektrische Leitfähigkeit im Sättigungsextrakt (Abb. 5) zeigen ver- gleichbare Anreicherungszonen analog der Beobachtungen an den anderen Standor- ten. Die Ionenzusammensetzung entspricht der einer Binnensalzstelle, da die Anteile an Chlorid im Sättigungsextrakt dominieren. Da die Leitfähigkeiten (ECe) im Jahresgang den Wert von 15 mS/cm nicht dauerhaft überschreiten, kann die Trechwitzer Salz- stelle nicht als Solonchack (IUSS WORKING GROUP WRB 2007), wohl aber als Salzmoor beschrieben werden (SUCCOW & JESCHKE Abb. 1: Die Salzstelle Trechwitz liegt zwischen dem Netzener See und der Überschwemmungs- 1986). fläche des Streng; Blick von Norden, Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 79 Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel

Abb. 2 - 4: Lage der Profilpunkte Trechwitz1 und 2 in den Ausschnitten der geologischen Karte (3642, 1891) und der Bodenschätzungskarte (3641/42, 1954) sowie das Profil Trechwitz1 (Foto: A. Bauriegel)

Zu interessanten Ergebnissen führten auch Nutzungsgeschichte nach 1900 von O. E. Schulz entdeckt pollenanalytische Untersuchungen an den (SCHULZ 1910, 1912). Vor allem die Strand- Standorten Schenkenberg4 und Trechwitz2. In der SCHMETTAUSCHEN KARTE (1767 - 87) sind Aster (Aster tripolium) kam hier massenhaft Hier konnten in den jungsubatlantischen die Flächen am Nordwestufer des Netzener vor. Insgesamt wurden vor 1950 20 Salz- Ablagerungen Kieselalgen (Diploneis inter- Sees als offenes Grünland eingezeichnet. Ein pflanzenarten kartiert, darunter auch der rupta) als Zeiger von Salzwassereinfluss Graben (Der Streng) verband damals den Wilde Sellerie (Apium graveolens), der auf nachgewiesen werden, während die älteren Netzener See mit dem Rietzer See. Auch keiner der benachbarten Salzstellen am Floren eher ein indifferentes Spektrum 1839 (PREUßISCHES URMESSTISCHBLATT) bestan- Rietzer See gefunden wurde und auch bis zeigten (STRAHL 2009). Das lässt darauf den hier nasse Wiesen, die kaum erschlossen heute nicht mehr nachgewiesen werden schließen, dass das Erscheinen mit Grund- scheinen. Seit 1872 verbindet der Emster- konnte. wasserabsenkungen und/oder mit Nut- kanal Netzener See und Rietzer See. Die Botaniker W. R. Müller-Stoll und H. G. zungseinflüssen zusammenhängt. Die Salzstelle am Netzener See wurde erst Götz stellten 1962 fest: „Mit 22 charakteristi- schen Arten ist sie heute unsere reichste Salz- florenstätte” (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, S. 264). Bemerkenswert waren nach wie vor das Vorkommen der Strand-Aster (Aster tri- polium), massenhaft und in üppigen Exem- plaren sowie das zahlreiche Vorkommen von Tannenwedel (Hippuris vulgaris) im Brack- röhricht im Übergang zum Netzener See. Auch die Dammwiesen müssen zu jener Zeit hauptsächlich von Brackröhrichten bewach- sen gewesen sein. Nur in der Nähe des We- ges kamen die auf der Salzstelle vertretenen halophilen Assoziationen auf kleinen Flächen vor (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, S. 265). Dieser Weg wurde 1965 auf einen Deich verlegt, durch den Salzstelle und Dammwie- sen nunmehr scharf voneinander getrennt sind (SOHNS & DÜRR 1993, S. 42).

Abb. 5: Maximal- und Minimalwerte der ECe-Werte (mS/cm) und Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- bzw. Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungsextrakt in 0-10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) 80 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

tima) dominieren. Weitere Flächenanteile Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel nehmen Strandsimsen-Brackwasserröhrich- te und Salzteichsimsen-Röhrichte ein. Ent- lang des Netzener Sees zieht sich ein Röh- richtmoor bzw. ein Verlandungsröhricht mit einzelnen Erlenbruchbereichen. Der Anteil an Schilf (Phragmites australis) auf dieser Salzstelle ist trotz der eingeleiteten Pflege- maßnahmen insgesamt noch recht hoch. Am Nordende des Sees konnte das Sumpf- simsen-Tannenwedel-Kleinröhricht aus den 1950er Jahren nicht mehr nachgewiesen werden. Weitere Salzpflanzen am Netzener See sind: Kleines Tausendgüldenkraut (Cen- taurium pulchellum), Salz-Hornklee (Lotus tenuifolius), Salz-Wegerich (Plantago major ssp. winteri), Salz-Bunge (Samolus valeran- di), zwei seltene Sumpf-Löwenzahn-Arten, Baltischer Löwenzahn (Taraxacum balti- cum) und Nasser Löwenzahn (Taraxacum madidum). Auffällig ist das inzwischen voll- ständige Fehlen der Strand-Aster (Aster tri- polium), nachdem zuletzt 1992 wenige Pflanzen an einer aufgerissenen Bodenstelle wuchsen. Auf den Dammwiesen dominieren Schilf- röhricht-Brachen. Hier wurden schon 1998 deutliche Anzeichen der Nutzungsauflas- sung festgestellt. Seit den 1990er Jahren er- folgte die Nutzung nicht mehr regelmäßig und auch nicht mehr auf der gesamten Fläche. Die Fläche ist meist bis in den Juni hinein überstaut, was vor allem mit der Ab- schaltung des Pumpwerks am Streng im Zusammenhang steht (Abb. 7). Die zum Ende der 1990er Jahre noch kartierten Bin- nensalzstellen liegen nun weitgehend in Brachestadien und haben einen sehr gerin- gen Flächenanteil. In den anschließenden Feuchtwiesen und Flutrasen deutet das Vor- kommen von Halophyten, wie Salz-Bunge (Samolus valerandi), Strand-Dreizack (Tri- glochin maritimum), Salz-Binse (Juncus ge- radii) und Schmalblättriger Hornklee (Lotus tenuis) auf den Salzgehalt hin.

Aktuelle Situation Abb. 6: 1957 wird die „Salzstelle am Nordwestufer des Netzener Sees” zum Flächennatur- denkmal erklärt. Bekanntmachung des Rates des Kreises Brandenburg, veröffentlicht in der Sowohl die Flächen am Netzener See als „Märkischen Volksstimme” 3.3.1957 (Karteiblatt 1964, Archiv LUA) auch die Dammwiesen wurden seit 2007 regelmäßig mindestens einmal im Jahr im 1957 stellte man die „Salzstelle am Nord- Wiesen Heu gewonnen. Teilflächen, insbe- Rahmen des EU-LIFE-Projekts vollständig westufer des Netzener Sees” als Flächen- sondere in Seenähe, verschilften. Anfang der gemäht. Dabei wurde überwiegend eine auf naturdenkmal unter Schutz. Die typische 1990er Jahre fanden in den Wintermonaten Ketten fahrende Moorraupe eingesetzt. Nutzung der Salzstelle als Wiese konnte da- Arbeitseinsätze mit ABM-Kräften statt, um So war es möglich, das Mahdgut unmittel- nach auch weiterhin erfolgen. Fotos aus die Flächen zu mähen. Seit den 2000er Jah- bar nach dem Schnitt von der Fläche zu dieser Zeit belegen die Mahd der Wiese mit ren wird wieder eine regelmäßige Sommer- beräumen. Teilweise gelang auch eine Heu- der Sense per Hand (Abb. 6). 1961 wurde mahd zur Heugewinnung auf Teilflächen werbung. Allerdings sind dafür längere festgestellt, dass sich die Schilfbestände durchgeführt. Trockenphasen erforderlich, damit das (Phragmites australis) auf der Salzstelle im Mahdgut trocknen kann und die Wiesen Vergleich zu 1956 bereits stark ausgebreitet befahrbar bleiben. hatten, was auf die Änderung der Nut- Gebietszustand Meist fand die Mahd im Juli statt, teilweise zungsweise durch die Trechwitzer Bauern gelang es auch, im September eine zweite zurückgeführt wird, ohne genauere An- Die Salzstelle Trechwitz weist nach der Mahd auf Teilflächen durchzuführen. Im Re- gaben zu den Änderungen zu machen Salzstelle Schenkenberg die zweitgrößten gelfall beträgt das Zeitfenster, in dem eine (Müller-Stoll & Götz 1962, S. 265). Flächen des Biotoptyps Binnensalzstelle im Mahdnutzung mit leichter herkömmlicher Bis Anfang der 1990er Jahre nutzte man die Havelland auf. Dabei handelt es sich über- Technik durchgeführt werden kann, maxi- Wiesen am Netzener See nur noch unregel- wiegend um Salzbinsen-Wiesen in denen mal 6 bis 8 Wochen. mäßig. Insbesondere bei größeren Trocken- teilweise Strand-Dreizack (Triglochin mariti- Der NABU-Regionalverband Brandenburg/ heiten oder Futtermangel wurde auf den mum) und Strand-Milchkraut (Glaux mari- Havel hat einige Grundstücke am Netzener NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 81 Havel-Niederung zwischen Potsdam und Brandenburg/Havel

Abb. 7: Die Dammwiesen sind im Winter und meistens bis in den Juni hinein überstaut Foto: H. Rößling

See erworben und in den letzten Jahren er- folgreiche Absprachen mit dem ortsansässi- gen Agrarbetrieb geführt, um die Nutzung der Flächen im Sommer zu gewährleisten. Diese gute Zusammenarbeit sollte unbe- dingt fortgeführt werden.

Besucherhinweise

Die Salzstellen am Netzener See sind für Fußgänger und Radfahrer sowohl aus Rich- tung Trechwitz als auch aus Richtung Net- zen gut erreichbar. Ein ausgeschilderter Weg führt vom Trechwitzer Siedlungsweg in Richtung Netzen bzw. zu einem Vogel- beobachtungsturm am Streng. Direkt zwi- schen den beiden Salzstellen „Netzener See” und „Dammwiesen” befindet sich eine Informationstafel, die Entstehung, Be- deutung, Nutzung und Vegetation der Binnensalzstellen erläutert (Abb. 8).

Abb. 8: Eine Tafel des EU-LIFE-Projekts informiert über die Binnensalzstelle Trechwitz Foto: C. Haarring 82 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Nuthe-Notte-Niederung Nuthe-Notte-Niederung

Wildenbruch Gröben Rangs- Rangsdorf Tremsdorf dorfer See Seddiner Potsdam- See Grössinsee Dabendorf Mittelmark (Südwestufer) Schiaß Thyrow (Grössinsee) Borkheide Blankensee/ Mittenwalde Körzin Nieplitz Trebbin Zossen Blan- Beelitz kensee (Prierowsee) Salzbrunn Gadsdorf Birkholz Riebener See Trebbin (Luderbusch) Zossen Zossen (Nottefließ) (Stadt) Brück Zossen Brachwitz Deutsch- Mellen- Bork Busch see Brachwitz Mellensee Wünsdorf Wiesen Sperenberg Sperenberg (anthropogen) Luckenwalde Treuen- (Nuthethal) brietzen Luckenwalde Niemegk

he Nut

Teltow-Fläming Jüterbog

Jüterbog (Neumarkt) / 0246810 Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen km / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen

Eisenbahn mit Bahnhof Bundesstraße Fließgewässer Siedlung Kreisgrenze Autobahn Landesstraße See Wald Landesgrenze

Gebietsbeschreibung Wurzelraum der Pflanzen unterbanden. Die hen Urstromtalbildungen sowie holozänen aktuellen Salzstellen der Notte-Niederung organogenen Sedimenten geprägt. Es ist Zwischen den Salzstellen an Nieplitz, Nuthe häufen sich in der Umgebung von Zossen. hauptsächlich ein ca. 10 - 20 m mächti- und Notte und im ostbrandenburgischen Daneben gibt es in der Notte-Niederung ger erster unbedeckter Grundwasserleiter Heidegebiet gibt es keine klare räumliche eine größere Zahl ehemals bemerkenswer- (GWL1) ausgebildet, der meist dem Grund- Trennung. Beginnend bei Brück und entlang ter Flächen, deren Salzvegetation in der wassergeringleiter (Schluffe/Geschiebemer- der Niederung der Nieplitz setzt sich über Sukzession untergegangen ist, die Böden gel) der Saalevereisung auflagert. Teilweise Zossen die „perlschnurartige” Folge der aber hydrologisch intakt sind. Solche Flä- ist die saalekaltzeitliche Grundmoräne ero- Salzaustritte bis nach Storkow fort. Für die chen bergen ein hohes Regenerations- diert, so dass die saalekaltzeitlichen Schmelz- vorliegende Übersicht wird eine künstliche potenzial, das sich bei Wiederaufnahme wasserbildungen (GWL2) mit dem GWL1 Trennlinie nach Osten bei Mittenwalde ge- regelmäßiger Nutzungen recht schnell ent- einen hydraulischen Komplex von bis zu zogen und damit den seit Jahrzehnten falten kann. 40 m Mächtigkeit bilden können. Die da- bestehenden Kreisgrenzen sowie der im EU- runterliegenden, meist flächenhaft verbrei- LIFE-Projekt „Binnensalzstellen” getroffe- teten warmzeitlichen Mudden und Schluffe nen Gliederung gefolgt. Geologische und bodenkund- des Holstein Interglazial bilden den tieferen „In der gesamten Nieplitz-Niederung von liche Aspekte der Region Grundwassergeringleiter. Tiefengeologisch Brachwitz bis Gröben kann man verstreut relevante Elemente sind zum einen der Salz- Salzpflanzen finden.” Diese Feststellung von Naturräumlich wird die Nuthe-Notte-Niede- stock Blankensee, dessen Toplage bei ca. -60 MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962, S. 267) gilt im rung im Norden von der weichselkaltzeitlich mNN liegt, der oberflächig anstehende Salz- Grundsatz bis heute fort, wenngleich An- geprägten Grundmoränenhochfläche des stock Sperenberg sowie die Salinarstruktur zahl und Zustand der Salzpflanzenvorkom- Teltows begrenzt. Aus diesem weitflächi- bei Mittenwalde. Zum anderen wird der men, insbesondere in der oberen Nieplitz- gen Niederungsgebiet mit ausgedehnten Großraum von einer WSW-NNE durch- Niederung, wohl nicht mehr mit den 1960er Moorerden und Flachmoorflächen ragen ziehenden quartären Ausräumungszone Jahren vergleichbar sind. Zu tiefgreifend zahlreiche weichselkaltzeitlich ausgeformte (Blankensee-Schmöckwitzer-Rinne) geprägt, waren die meliorativen Eingriffe, die zu Hochflächeninseln heraus. die bis in eine Tiefe von -400 mNN wirkt. großflächiger Grundwasserabsenkung führ- Die Nuthe-Notte-Niederung ist durch die Beide Strukturen ermöglichen den Aufstieg ten und den Aufstieg der Salzwässer in den Weichselvereisung mit ihren oberflächenna- salinarer Tiefenwässer bis an die Oberfläche. NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 83 Nuthe-Notte-Niederung

Abb. 1: Salzwiesen an der Alten Nuthe bei Gröben/Kiez im zeitigen Abb. 2: Bei Zossen reichen die Binnensalzstellen bis an den Orts- Frühjahr Foto: H. Rößling kern Foto: H. Rößling

Die Süß-/Salzwassergrenze ist in der Hydro- sei, erwiesen sich letztlich als irrelevant barte Salzstelle Salzbrunn in guter Ausbil- logischen Karte (HYKA) 50 bei ca. ± 0 mNN (SCHUMANN 1916, KOLKWITZ 1922, 1933). dung vor. ausgewiesen, einschließlich mehrerer ober- Allein die Veränderungen der Diatomeen- Erst 1953 fand H. D. Krausch die damals flächennaher Mineralanomalien. Rupelton- flora und, in bescheidenem Umfang, der noch sehr artenreiche Salzstelle im Brach- fehlstellen treten im Bereich des Salzstocks Wirbellosenfauna des Mellensees (KOLBE witzer Busch (Kartei der Pflanzengeo- Blankensee, westlich Zossen sowie im Gebiet 1927, JAECKEL 1924, NERESHEIMER 1918, graphischen Kartierung Brandenburgs; LUA um Sperenberg auf. WAGNER 1919) sind als vorübergehende Brandenburg). In der Folgezeit stellten er Die aktuell bekannten Salzstellen befinden Wirkung der in den See eingeleiteten sowie MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) bereits sich in Verlandungsmooren, deren meist ge- Salzwässer zu werten. Schon ASCHERSON starke Verluste an Halophyten-Arten fest ringmächtigen Moore oft von mächtigeren (1911) und KAMMANN (1912) gehen aber und gaben erste Berichte über drastische limmnischen Sedimenten unterlagert wer- von natürlichen Salzpflanzen-Gesellschaften Intensivierungen der landwirtschaftlichen den. Die überwiegend stark zersetzten Torfe aus. Diese frühen Arbeiten förderten die Nutzung an der oberen Nieplitz. Moorum- unterschreiten degradationsbedingt vieler- Bekanntheit der, in ihrer Ausstattung brüche lieferten damals nicht die gewünsch- orts die Mächtigkeitsgrenze von ≥ 3 dm eigentlich weniger bedeutsamen, Salzstelle ten Ergebnisse, weil die Ansaaten wegen zu (Raum Zossen) und entsprechen Moorfolge- am Mellensee und so war sie die in der hoher Salzgehalte fehlschlugen. Noch nicht böden. Sie besitzen oft nur noch den ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts best vorherzusehen war aber die dramatische Charakter von reliktischen Anmoor- bzw. bekannte und am meisten besuchte. Zerstörung der Moorböden. Der Verlust der Niedermoorgleyen. Auf den Talsand-Gebie- Während Bemühungen zum Schutz der natürlichen hydraulischen Eigenschaften ten sind überwiegend Braunerde-Gley-Ge- Salzflora in Brandenburg im Allgemeinen verhindert bis heute eine Regeneration vie- sellschaften ausgebildet. Die Vergleyung ist erstaunlich spät einsetzten, wurde sie schon ler ehemaliger Salzstellen des Gebietes. infolge der Grundwasserabsenkung meist 1936 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Einen eigenständigen, aus heutiger natur- nur reliktisch. Wie auch anderenorts verkannten die schutzfachlicher Sicht besonders bedeut- Schutzmaßnahmen die enge Bindung an samen Beitrag leistete in den 1960er Jahren Geschichte der Erforschung der eine extensive landwirtschaftliche Nutzung G. Hudziok mit der gründlichen Bearbeitung Binnensalzstellen im Gebiet der Flächen. So ist auch diese sehr kleine der Sumpf-Löwenzahn-Arten Mittelbran- Fläche als eine der ersten in der Gehölzsuk- denburgs. Seine damaligen Neubeschrei- Nutzung, Schutz und Zerstörung der Salz- zession versunken (SUKOPP 1959). MÜLLER- bungen stammen überwiegend aus salz- stellen sind in keinem anderen Salzgebiet STOLL & GÖTZ (1962) belegten, dass sich am beeinflussten Kalkflachmooren und um- des Landes so umfangreich reflektiert wor- Krummen See bei Sperenberg, trotz starker fassen zwei Drittel des in Brandenburg den wie in den Niederungen um die Zauche künstlicher Versalzung, keine Salzstelle aus- nachgewiesenen Artenspektrums. Daneben und den Teltow. Von hier stammen die aus- bildete, weil Moorböden fehlen und die stammen von ihm zahlreiche wichtige führlichsten schriftlichen Berichte über Ver- Aussüßung sehr schnell einsetzt. Salzstellenbelege und Einzelfunde von suche einer märkischen Salznutzung und Zur Flora der Salzstellen nennt BEKMANN Salzpflanzen im Zossener Raum, aber auch über die darum geführten Auseinanderset- (1751) als einzige Salzpflanze den Eibisch in weit von den Salzstellen entfernten zungen. Nach MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) für Salzbrunn. In seinen kurzen Ausführun- Flächen bei Luckenwalde und Jüterbog weist bereits die Karte von SUCHODOLETZ gen zum Solebrunnen vermerkt er, im (HUDZIOK 1963, 1964, 1965,1966, 1967a, (1681) drei Stellen bei Tremsdorf als Gegensatz zu späteren Beobachtern, das 1967b, 1967c, 1969, 1970, 1974). Salzbrunnen aus. KLÖDEN (1831) schildert Fehlen weiterer „Seekräuter” an diesem Wichtige spätere Salzstellenfunde gelangen auf 42 Textseiten die historischen Versuche Ort. Die Botaniker des 19. Jahrhunderts er- W. Klaeber (KLAEBER 1974, 1975, 1977, der Salzgewinnung bei Salzbrunn. Mit fassten die bis heute bekannten größeren 1978, 1981, 1983, 1984, 1992), der mit der großem Einsatz wurde in den 1960er Jahren Salzstellen bei Gröben, Zossen und Brach- Gadsdorfer Salzstelle und den zum Dahme- auch gegen zerstörende Eingriffe gestritten. witz. Sie konnten auch die heute weitge- Seengebiet vermittelnden Nachweisen bei Rechtliche Schritte gegen eine LPG wegen hend zerstörten Vorkommen bei Trebbin Krummensee, die räumliche Kontinuität des meliorativer Maßnahmen an in den Salz- und Tremsdorf noch in der typischen Arten- Salzeinflusses im mittelbrandenburgischen stellen gelegenen Orchideenwiesen, wie sie ausstattung erleben. ASCHERSON (1859a, Niederungssystem untermauern konnte. W. von N. Wisniewski 1967 im Kampf um 1859b, 1861/62, 1864, 1911) trug die Mel- Klaeber, R. Streidt, G. Kretlow und I. Mertens den Brachwitzer Busch eingeleitet wurden, dungen lokaler Botaniker wie A. Kammann sind, beginnend um 1970, die bis heute dürften über die gesamte Zeit des Bestehens und O. Reinhardt zusammen, suchte die nachwirkenden Arbeiten zur Sicherung und der DDR eine große Ausnahme gewesen Salzstellen dieses Gebietes aber erst in Pflege mehrerer bedeutender Salzpflanzen- sein (LUA-Archiv). späteren Zeiten selbst auf. PAUCKERT (1860) vorkommen zu verdanken (STREIDT 1985). Erörterungen, ob die Salzstelle am Mellen- stieß als erster auf die Vorkommen in den Seit der Mitte der 1980er Jahre bemühten see vom Sperenberger Gipsabbau abhängig Brachwitzer Wiesen und fand die benach- sich vor allem R. Schwarz und A. Herrmann 84 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

bener Salzstelle aber auch symbolhaft für Nuthe-Notte-Niederung die fortgesetzte Zerstörung des Salzein- flusses durch intensive landwirtschaftliche Nutzung. Mit einem erneuten Vollumbruch 1985 wurden alle salzbeeinflussten Flächen außerhalb der Seeröhrichte weitgehend zer- stört. Die bereits zuvor starke Minera- lisierung der Moorkörper erreichte einen neuen Höhepunkt. Die Restbestände der Strand-Aster brachen zusammen und seit- dem kann die Art an ihrem letzten Vorkom- men in der Nuthe-Notte-Niederung nicht mehr regelmäßig nachgewiesen werden. Nach konsequenter Wasserhaltung seit 1990 und unter dauerhaft extensiver Wei- denutzung vollzieht sich eine allmähliche Regeneration der Salzvegetation, die seit mehreren Jahren von W. Linder dokumen- tiert wird (LINDER 2006, LINDER 2009). Seit dem Start des Naturschutzgroßprojektes „Nuthe-Nieplitz-Niederung” im Jahr 1992 Abb. 3: Der Schmalblättrige Hornklee (Lotus tenuis) ist in den Binnensalzstellen um den Grö- unterstützt der gleichnamige Landschafts- bener See häufig anzutreffen Foto: W. Klaeber förderverein den Schutz der Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen im Gröbener Raum im Landkreis Teltow-Fläming (Altkreise Kalender (SCHWARZ 1994). mit Flächenkäufen und praktischen Pflege- Zossen und Luckenwalde) um eine Zusam- Die Gröbener Salzstelle ist im örtlichen maßnahmen. Verein und Projekt gaben die menfassung und Aktualisierung der älteren ehrenamtlichen Naturschutz immer als maßgeblichen Impulse zur Ausweisung des Salzpflanzen-Funde (Kartei brandenburgisch- wichtige Florenstätte und Wuchsort der Naturschutzgebietes „Nuthe-Nieplitz-Niede- er Floristen, KLEMM 2000). Diese Aktuali- Strand-Aster (Aster tripolium) bekannt rung”, das die Salzstelle vollständig ein- sierungen waren die Grundlage für neue geblieben (I. Mertens mdl. 1983). Einge- schließt. Schutzanstrengungen, die zur Ausweisung hende botanische Erkundungen haben aber von Flächennaturdenkmalen und zur Planung offenbar über lange Zeit nicht stattgefun- neuer Naturschutzgebiets-Flächen führten. den. So wurde erst 1984 der damals in Botanisch interessante Aspekte Seit 1990 besorgte R. Schwarz die Zusam- Brandenburg für ausgestorben gehaltene mit Bezug zu den Binnensalz- menstellung und wiederholte die Aktuali- Wild-Sellerie (Apium graveolens) wieder stellen sierung des regionalen Salzstellen-Bestandes aufgefunden und auch der von hier lange für den Landschaftsrahmenplan Teltow-Flä- Zeit nicht gemeldete Eibisch (Althaea offici- Die Salzstellen des Notte-Gebietes unter- ming (SCHWARZ in LANDKREIS TELTOW-FLÄMING nalis) in einem großen Bestand nachge- scheiden sich von den westlichen, an Nuthe 2009a, 2009b) und die Einarbeitung der wiesen (Herrmann; Bässler, beide in Kartei und Nieplitz gelegenen, durch ihre über- arten- und lebensraumspezifischen Ansprü- brandenburgischer Floristen). Neben den wiegend nährstoffarme Prägung und den che in die regionalen Landschaftspflege- erfreulichen Wiederfunden steht die Grö- Streuwiesen-Charakter. Der Kalkeinfluss ist hier wesentlich stärker, der Salzeinfluss of- Erhaltene und in Regeneration befindliche Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen der fenbar geringer. Die Strand-Aster (Aster Nuthe-Notte-Niederung: tripolium) fehlte hier stets und Salz-Schup- penmiere (Spergularia salina) sowie Salz- Salzstelle Gröben (Gröbener See und Kietz) Milchkraut (Glaux maritima) sind weniger Salzstelle Schiaß (am NO-Ufer Grössin-See) Salzpflanzen bei Blankensee/Körzin – wenig ausgeprägt, kleinflächig präsent. Die günstigeren Konkurrenzbedin- Salzstelle Gadsdorf – früher Intensivierung/Sukzession, in Regeneration gungen erlaubten im Gegenzug das verbrei- Salzstelle Zossen (Nottefließ) tete Vorkommen des Sumpf-Knabenkrautes Salzstelle Zossen (Prierow-See) (Orchis palustris) und der Sumpf-Löwen- Salzstelle Zossen Stadt, mehrfache Vorkommen – zum Teil hohes Regenerationspotenzial zahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria), die Salzstelle Dabendorf (nördlich Dabendorf, Gemarkung Groß Machnow) vorherrschend wechselfeuchten Standorte Salzstelle Mellensee – Kernfläche erloschen durch Sukzession; weitere wertvolle Teilflächen das zahlreiche Vorkommen der Färber- und hohes Regenerationspotenzial scharte (Serratula tinctoria). Kennzeichnend für den verbreiteten Salz- Stark beeinträchtigte Salzstellen: einfluss in der Umgebung von Zossen sind Salzstelle Brachwitz Wiesen – Intensivierung, Regenerationspotenzial nicht einschätzbar die immer wieder auftretenden reichen Salzpflanzen bei Deutsch Bork – Intensivierung Bestände des Strand-Dreizacks (Triglochin Salzstelle Salzbrunn – Intensivierung maritimum) und der Salz-Binse (Juncus ger- Salzstelle Trebbin mehrfach, unter anderem Glauer Tal, Amtgrabenniederung – Entwässe- ardii) in Gesellschaft der zuvor genannten rung und Umbruch; stellenweise Sukzession; teilweise erhebliches Regenerationspotenzial Arten. In großen zeitlichen Abständen wird Salzpflanzen bei Jüterbog Neumarkt – Situation derzeit nicht ausreichend bekannt hier auch das Strand-Tausendgüldenkraut Salzpflanzen bei Luckenwalde Nuthetal – Situation derzeit nicht ausreichend bekannt (Centaurium littorale subsp. compressum) Erloschene Salzstellen: beobachtet (SCHWARZ 1992, HERRMANN 2009 n.p.). Von besonderem Wert sind letzte Salzstelle Birkhorst – Intensivierung kleinflächige Kleinseggen-Rasen mit Vor- Salzstelle Brachwitz Busch – Intensivierung kommen des Sumpf-Enzians (Gentianella Salzpflanzen bei Tremsdorf (am Königsgraben) – grundlegender Landschaftswandel uliginosa), des Fettkrautes (Pinguicula vul- Salzpflanzen am Riebener See – Intensivierung/Sukzession garis) und des letzten brandenburgischen Salzstelle bei Sperenberg – anthropogen, nach Einstellung der Salzwassereinleitung erloschen Vorkommens der Floh-Segge (Carex pulica- Mittenwalde – Intensivierung, aber Teilflächen mit Regenerationspotenzial ris), die sich im Randbereich der Salzstellen NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 85

Besondere Refugialfunktion der Salzstellen der Nuthe-Notte-Niederung und ihrer Nuthe-Notte-Niederung Umgebung für den Schutz heimischer Pflanzenarten (Halophyten sind hervorgehoben): Landesweite Vorkommensschwerpunkte: Salz-Milchkraut (Glaux maritima) Färber-Scharte (Serratula tinctoria) Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten: Wilder-Sellerie (Apium graveolens) Strand-Tausendgüldenkraut (Centaurium littorale subsp. compressum) Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) Fettkraut (Pinguicula vulgaris) Floh-Segge (Carex pulicaris)

Die Fähigkeit mancher Salzpflanzen zu den dringend erforderlichen Grundschutz schneller Ausbreitung oder zur Ausbildung gegenüber negativen Nutzungsänderun- latenter Diasporenvorräte zeigte sich um gen. Allerdings wäre hier auch eine größere 1960, als HUDZIOK (1965) an Bohrstellen für Flexibilität insbesondere für frühere Nut- Gas-Tiefenspeicher bei Buchholz, südlich zungstermine wünschenswert. Gleichwohl Beelitz, die kurzzeitige Ansiedelung der sind die Binnensalzstellen am Gröbener See, Strand-Aster (Aster tripolium) auf einer durch die Bemühungen der örtlichen Land- vom salzhaltigen Tiefenwasser überfluteten wirtschaftsbetriebe, der Naturwacht, des Wiese beobachten konnte. Landschaftsfördervereins Nuthe-Nieplitz- Niederung und der Naturparkverwaltung mittelfristig gesichert. Dazu wird auch der Entwicklungsperspektiven der stabilisierte Gebietswasserhaushalt an der Binnensalzstellen in der Region Alten Nuthe beitragen. Im Zossener Raum wird viel davon abhän- Die Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen gen, wie die derzeit etablierte Heunutzung an Nieplitz, Nuthe und Notte liegen zwar alle der Wiesen am Prierowsee durch einen Abb. 6: Strand-Dreizack (Triglochin mariti- in NATURA 2000-Gebieten, die nationalen mum) im Blühaspekt Foto: A. Herrmann Reiterhof in den kommenden Jahren, in Schutzkategorien spiegeln aber die Vielfalt Zusammenarbeit mit der Naturschutzbe- auf kalkreichen Uferterrassen befinden. der Schutzbemühungen in den vergangenen hörde des Landkreises Teltow-Fläming, fort- Gut strukturierte und artenreiche Salz- Jahrzehnten wider. Entsprechend unter- geführt werden kann. pflanzen-Gesellschaften im Nuthe-Gebiet schiedlich sind auch die Erhaltungszustände Trotz des vorhandenen Entwicklungspoten- befinden sich heute wieder am Gröbener See der Lebensräume und der Handlungsbedarf tials bestünde erheblicher Handlungsbedarf, und beim Gröbener Kietz, erreichen aber für die Bewahrung der Vorkommen. wenn die Salzstellen an der oberen Nieplitz aufgrund der irreversiblen Moorschäden Insbesondere im Naturschutzgebiet Nuthe- wieder entwickelt werden sollten. Hier wä- nicht mehr die ehemalige Qualität. Das his- Nieplitz-Niederung, in dem die Salzstellen ren deutliche Veränderungen der Gebiets- torisch bekannt gewordene Artenspektrum am Gröbener See und mehrere Salz- wasserverhältnisse erforderlich, um den ist im Gebiet noch fast vollständig vorhan- pflanzenvorkommen an der unteren Nieplitz Salzwasseraufstieg in die oberen Boden- den. Die Zahl der Vorkommen und der Er- liegen, bietet die Schutzgebietsverordnung schichten wieder zu gewährleisten. haltungszustand der Populationen sind gegenüber früheren Zeiten gleichwohl drastisch reduziert. Die Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) besitzt hier eines ihrer beiden letzten noch individuenstarken Vor- kommen im Land. Die Strand-Aster (Aster tripolium) und das Sumpf-Knabenkraut (Or- chis palustris) können gegenwärtig nicht mehr regelmäßig nachgewiesen werden. Der Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) ist in allen Teilen des Gebietes ein zuverlässiger Zeiger für die Lage ehemals stärker aus- geprägter Salzstellen. Die große Population des Eibisch (Althaea officinalis) am Gröbener See ist in Brandenburg einzigartig. Auch der kleine Bestand bei Salzbrunn, der seit BEKMANN (1751) kontinuierlich nachgewiesen wurde, ist für den Erhalt der inzwischen sehr selten gewordenen Art bedeutsam. Bemerkenswert sind verstreute Vorkommen von Salzpflanzen bei Luckenwalde und Jüterbog, die zum Teil über lange Zeiträume hin nachgewiesen werden konnten (ASCHER- SON 1864, HUDZIOK 1964, 1967c). Mit dem Niedergang der Streuwiesen und kalkreichen Abb. 4: Extensive Beweidung und die Wiedereinstellung hoher Grundwasserstände können Kleinseggenrasen in der oberen Nuthe- eine teilweise Regeneration von Salzstellen auf degradierten Moorböden begünstigen. Sinn- Niederung sind sie gegenwärtig allerdings voll ist die Einbeziehung angrenzender, artenarmer Sukzessionsflächen in eine angepasste weitgehend erloschen. und vom Naturschutz begleitete Grünlandnutzung. Salzstelle Gröben, Foto: A. Herrmann 86 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Nuthe-Notte-Niederung Nuthe-Notte-Niederung Gröben

Landkreis: Größe: Teltow-Fläming ca. 20 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Nuthe-Nieplitz-Niederung FFH-Gebiet und SPA Nuthe-Nieplitz-Niederung

Gebietsbeschreibung und Geologie

Die Binnensalzstelle am Gröbener See liegt ca. 15 km südöstlich von Potsdam in der Nutheniederung. Sie befindet sich am West- und teilweise am Südufer des Sees zwischen den Ortschaften Kiez im Westen und Jütchendorf im Süden. Nördlich begrenzt der FFH-Gebiet Saugraben das Gebiet, der den Gröbener See in Richtung Nuthe entwässert. Die Alte Nuthe-Nieplitz- Nuthe durchfließt die Salzstelle von Süd Niederung nach Nord, im Westen bildet die kanalartig begradigte Nuthe die Grenze. Die Moore sind im oberen Profilteil stark zersetzt und zum Teil von Mudden unter- lagert (Abb. 2 - 5). Die Wasseranalyen ergaben maximale Chlo- Kiez rid-Konzentrationen von fast 4 g/l, die in Gröben einer Blänke der Salzstelle nachgewiesen wurden. Selbst in der Alten Nuthe (220 mg/l) und einem Graben (2 g/l) fanden sich rela- tiv hohe Gehalte an Chlorid. Hydrogeoche- misch wurden hauptsächlich salinare Wässer mit migrierendem Charakter identifiziert. In einem Graben kann sogar von einem intru- siven Charakter der salinaren Wässer ausge- gangen werden. Auch in der Nuthe und dem Gröbener See sind migrierende salinare Wässer geogener Herkunft nachzuweisen. Innerhalb der kartierten Binnensalzstelle wurden für vier Probenahmepunkte die Leitfähigkeiten und die Ionenkonzentration in der Bodenlösung in einer Chronosequenz Salzstelle 0 200 400 600 800 (07/2007-10/2009) untersucht. FFH-Gebietsgrenze Die Leitfähigkeiten und damit die Salz- Meter gehalte in der Bodenlösung am Standort Gröben sind über den Jahresgang hinweg deutlich höher als an anderen Standorten (z. B. Marstallwiese Storkow) und vergleich- bar mit denen der Standorte Schenkenberg und Luchwiesen Philadelphia. Unabhängig vom Witterungsverlauf und der Verduns- tungsintensität überschreiten sie die ange- nommene Konkurrenzschwelle von 4 mS/cm (LARCHER 2001, MUNNS & TESTER 2008). Im Bereich des Punktes Gröben4 werden Leit- fähigkeiten gemessen (> 15 mS/cm), die den Standort auch nach der WRB (2006) (IUSS WORKING GROUP WRB 2007) als Solonchak einstufen. Dieser Befund deckt sich mit dem verstärkten Auftreten von Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) an diesem Punkt. Allerdings werden die Leit- fähigkeiten am Standort Gröben auch in einem stärkeren Maße durch Sulfat-Anteile in der Bodenlösung mitbestimmt. Die Sulfat-Konzentrationen liegen z. T. ex- Abb. 1: Die Binnensalzstelle am Gröbener See von Westen aus gesehen Foto: F. Plücken NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 87 Nuthe-Notte-Niederung

Abb. 2: Profil- und Probenahmepunkte am Standort Gröben. Ausschnitt Preuß.-Geol. Karte (GK 3744, 1883) und Ausschnitt Bodenschät- zungskarte (3744, 1954)

Abb. 3: Profil Gröben 1 Abb. 4: Profil Gröben 2 Abb. 5: Profil Gröben 4 Fotos: A. Bauriegel trem (4 g/l) über dem als geogen ange- da die neuen Gräben schmal und flach Gröbener See und Kietz durch den Bau nommenen Anteil von bis zu 150 mg/l. waren. Erst in den 1930er Jahren baute man zahlreicher Entwässerungsgräben bis 1941 Sie können in diesem Ausmaß nicht nur den den Kanal teilweise auf eine Sohlbreite von (KARTE DEUTSCHES REICH) deutlich intensiviert Prozessen der Torfdegradation zugeschrie- 12 m aus, legte Verwallungen an und wurde, nutzte man die Wiesen bei Jütchen- ben werden, da sie auch deutlich über verfüllte viele der alten Läufe (HICKISCH & dorf vermutlich nur extensiv als Feucht- denen nicht versalzter und landwirt- PÄZOLT 2005). grünland. schaftlich genutzter Standorte (SCHWÄRZEL Die Fläche der heutigen Binnensalzstelle am Als die Botaniker W. R. Müller-Stoll und H. 1997, BAURIEGEL et al. 2007) liegen. Ein an- Gröbener See bestand im 18. Jahrhundert G. Götz das Westufer des Gröbener Sees thropogener Aspekt ist daher als Ursache vermutlich aus Grünland und Bruchwald 1956 untersuchten, fanden sie Strand- anzunehmen. (SCHMETTAUSCHES KARTENWERK 1767 - 87). Dreizack (Triglochin maritimum) mit bis zu Der von der Alten Nuthe durchflossene 1,5 m hohen Fruchtschäften vor, sowie Bereich bei Jütchendorf war auch 1840 zahlreiche Vorkommen von Strand-Milch- Nutzungsgeschichte (PREUß. URMESSTISCHBLATT) noch nicht ent- kraut (Glaux maritima) und Strand-Aster wässert, am See sind große Schilfflächen (Aster tripolium) innerhalb großflächiger 1772 begannen, im Auftrag Friedrich II., eingezeichnet. Eine Nutzung fand hier Salzbinsen-Gesellschaften, außerdem reich- erste großräumige Meliorationsmaßnahmen vermutlich kaum statt. 1859 erwähnte erst- lich Salzschwaden (Puccinellia distans) und im Nuthegebiet, um in den nur einge- mals der Botaniker Paul Ascherson ver- Strandsimsen-Röhrichte. Sie zählten die schränkt nutzbaren Niederungen die land- schiedene Salzstellen am Westufer des Binnensalzstelle zu den bedeutendsten in wirtschaftlichen Erträge zu erhöhen. Im Rah- Gröbener Sees, die ihm von Otto Reinhardt Brandenburg. Zwischen dem Austritt des men dieser Maßnahmen wurde die Alte und Karl Grantzow mitgeteilt worden Saugrabens und dem Austritt der Alten Nuthe ausgebaut. Der Nuthekanal erhielt waren. Die Funde wurden in den folgenden Nuthe aus dem See zog sich die Salzstelle bis 1870 seinen heutigen Verlauf, die alten Jahrzehnten immer wieder bestätigt. auf einer Länge von 450 m und in einer Mäander wurden jedoch noch durchflossen, Während die Nutzung der Flächen zwischen Breite von 30 - 60 m hinter dem Röhricht- 88 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Tabelle 1: Arthropoden auf der Binnensalzstelle Gröben (Tabelle: D. Barndt) gürtel hin. Danach folgten die Salzpflan- Nuthe-Notte-Niederung Die artenreichste Salzfauna der bisher untersuchten Binnensalzgebiete in Brandenburg wurde auf zengesellschaften noch 300 m in einem der Salzstelle in Gröben gefunden. Folgende Arten wurden in der aktuellen Untersuchung aus- Bogen dem Nuthefließ in Richtung Kietz. schließlich aus diesem Gebiet bekannt: Käfer: Acupalpus elegans, Bembidion minimum. Wanzen: Salda littoralis, Agramma confusum. Zikaden: Macrosteles sordidipennis und Begrenzt wurden die Flächen durch erhöht Psammotettix kolosvarensis. liegende Feuchtwiesen und Äcker auf tro- cken gefallenen Moorböden und Talsand- Salzbindung RL Bbg RL D 98 Anzahl 2008/09 terrassen (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962, S. Coleoptera, Käfer 276ff). Auch in den folgenden Jahrzehnten galt die Carabidae Laufkäfer Gröbener Salzstelle als besonders artenreich Acupalpus elegans halobiont 1 2 3 und war vor allem für ihr Strand-Aster Vorkommen bekannt. Nachdem 1984 noch Bembidion minimum halophil * * 14 seltene salzliebende Pflanzen wie Wilder Bembidion tenellum halobiont 1 1 16 Sellerie (Apium graveolens) und Eibisch Elaphrus uliginosus halophil 2 2 49 (Althea officinalis) wieder aufgefunden wurden, zerstörte 1985 ein Vollumbruch Cryptophagidae Schimmelkäfer den größten Teil der Salzvegetation. Erst seit Atomaria gutta halophil n.b. * 3 1990 findet wieder eine extensive Weide- nutzung der meisten Flächen statt. Mit ihrer Histeridae, Stutzkäfer kleinteiligen Bewirtschaftung haben seitdem Atholus praetermissus halobiont n.b. * 24 die ortsansässigen Landwirte ganz wesent- lich dazu beigetragen, dass sich die Gröbe- Scarabaeidae, Blatthornkäfer ner Salzstelle regenerieren konnte (Angaben Aphodius plagiatus halophil 3 * 9 zur Arthropodenfauna s. Tabelle 1).

Staphylinidae, Kurzflügelkäfer Bledius tricornis halophil 2 3 41 Gebietszustand Carpelimus foveolatus halobiont 1 * 3 Die Binnensalzstellen am Gröbener See sind Carpelimus ganglbaueri halobiont 1 2 5 immer noch bedeutend in ihrer Ausdeh- Philonthus salinus halobiont 2 2 9 nung und ihrem Artenreichtum. Im Ver- gleich zum 19. und 20. Jahrhundert haben Heteroptera, Wanzen die meisten halophilen Arten dennoch deut- Saldidae, Uferwanzen lich im Bestand eingebüßt. Am Westufer, hinter dem Röhrichtgürtel, Salda littoralis halobiont 1 * 497 finden sich Salzbinsengesellschaften, aber Saldula opacula halophil * 2/3 27 auch halophile Feuchtwiesen mit zahlrei- chen Vertretern von Halophyten, darunter Tingidae, Gitterwanzen seltene Arten wie Strand-Milchkraut (Glaux Agramma confusum halobiont 1 1 16 maritima), Echter Eibisch (Althea officinalis) (Abb. 8) und Wilder Sellerie (Apium grave- Auchenorrhyncha, Zikaden olens). Von überregionaler Bedeutung ist Cicadellidae, Kleinzikaden der, sich in Richtung Kietz ausbreitende, Macrosteles sordidipennis halobiont n.b. 3 7 großflächige Schuppenmieren-Salzschwa- denrasen. Die Strand-Aster (Aster tripolium) Psammotettix kolosvarensis halophil n.b. 3 14 kann nicht mehr regelmäßig nachgewiesen Delphacidae, Spornzikaden werden. Aktuelle Beeinträchtigungen sind an der Gröbener Salzstelle aufgrund regel- Euconomelus lepidus halophil n.b. 3 13 mäßiger Mahd und Beweidung zurzeit Araneae, Webspinnen in Bearbeitung gering. Rückläufige Nutzungen in Einzel- flächen, vor allem auf den schwer zu be- weitere Arthropodengruppen nicht untersucht wirtschaftenden Flächen am Gröbener See und an der Alten Nuthe, bewirken aber eine schnelle Sukzession zu Röhrichten und Hochstaudenfluren.

Aktuelle Situation

Mit dem EU-LIFE-Projekt wurden vor allem die historisch bekannten Flächen mit Salz- vegetation wieder in eine regelmäßige Nutzung überführt. Im Sommer 2006 mähte der Landschaftsförderverein Nuthe-Nieplitz- Niederung einen ca. 1 ha großen Altschilf- bestand in unmittelbarer Nähe zur Alten Nuthe. Die Mahd dieser Fläche wurde bis 2009 in Abhängigkeit von der Witterung ein- bis zweischürig fortgeführt. Abb. 6: Maximal- und Minimalwerte der elektr. Leitfähigkeit (ECe) im Bodensättigungsex- Die Initialmahd der in den letzten Jahr- trakt (mS/cm) in 0 - 10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) zehnten aufgewachsenen, hochwüchsigen NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 89 Nuthe-Notte-Niederung

Abb. 7: Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- und Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungsex- trakt (A. Bauriegel)

halophilen Landröhrichte am Gröbener See, wurde im Februar 2008 mit einer Moor- raupe durchgeführt. Daran schloss sich je- weils eine Sommermahd (Juli/August) durch den Landschaftsförderverein in den Jahren 2008 und 2009 an. Der Landwirt hat diese Flächen zwischenzeitlich mit Unterstützung der Naturwacht eingekoppelt und wird sie in den kommenden Jahren in die Rinderbe- weidung einbeziehen. Von besonderer Bedeutung für den Erhalt der Salzstellen um den Gröbener See ist zu- dem die Stabilisierung des Gebietswasser- haushalts. Zwar sind die Landwirte in den vergangenen Jahren sehr verantwortungs- voll mit der Ressource Wasser umgegangen, dennoch waren die Wasserstände im Jahresverlauf teilweise sehr starken, nicht nur natürlichen Schwankungen unterwor- fen. Mit der Wiederanbindung der Alten Nuthe an die Nuthe und einer Rena- turierung von Teilabschnitten des ehemali- gen Verlaufs der Alten Nuthe, die 2009 abgeschlossen werden konnte, wird der Grundwasserrückhalt in der Salzstelle, vor Abb. 8: Als Beson- allem im Frühjahr, deutlich verbessert wer- derheit kommt auf der Gröbener Salz- den können. Zudem ist eine höhere Lebens- stelle der Echte raumvielfalt zu erwarten (Abb. 9). Eibisch (Althaea In Zukunft werden die Naturwacht, der officinalis) vor Landschaftsförderverein und die Natur- Foto: H. Rößling parkverwaltung des Landesumweltamts gemeinsam die gute Zusammenarbeit mit den Landwirtschaftsbetrieben zum Erhalt der Binnensalzstellen am Gröbener See fort- setzen.

Besucherhinweise

In Gröben sowie auch in Jütchendorf er- läutern Infotafeln Entstehungsgeschichte, Vegetation, Wasserhaushalt und Bedeutung der Salzstellen. Einen Eindruck von einer kleinflächigen, gut entwickelten Salzbinsen- Wiese kann man von dem Weg aus gewin- nen, der nach Süden aus dem Gröbener Kietz hinausführt. In einer kleinen Senke, gleich hinter dem am Kiez gelegenen Gehölz, treten Salzbinse und Strand-Dreizack in größerer Zahl auf. Abb. 9: Baustellentermin an der Alten Nuthe 2009. Die Alte Nuthe wurde in Teilabschnitten renaturiert, um den Grundwasserrückhalt in der Salzstelle zu verbessern Foto: M. Zauft 90 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Nuthe-Notte-Niederung Nuthe-Notte-Niederung Zossen, Prierowsee, Laufgrabenwiese, Nottefließ

Landkreis: Größe: Teltow-Fläming ca. 73 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Prierowsee (teilweise) FFH-Gebiete Umgebung Prierowsee, Prierowsee, z. T. Naturdenkmal Wehrdamm/Mellensee/Kleiner Wünsdorfer See, Königsgraben und Schleuse Mellensee

Gebietsbeschreibung Zossen Ausgedehnte Wiesenkomplexe umgeben (Prierowsee) die Stadt Zossen. In diese Wiesen sind an verschiedenen Orten Salzstellen und Salz- pflanzenvorkommen eingestreut. In ihrer Gesamtheit bilden sie einen vom Mellensee FFH-Gebiet Prierowsee im Süden bis nach Rangsdorf und Mitten- walde im Norden reichenden Komplex, in dem an Seeufern und in kalkunterlagerten Mooren immer wieder artenreiche und nährstoffarme Ausbildungen von Salzpflan- FFH-Gebiet zen-Gesellschaften auftreten. Im Folgenden Umgebung Prierowsee werden Salzpflanzenvorkommen am Prie- rowsee, auf der Laufgrabenwiese und am Nottefließ näher vorgestellt. Der Prierowsee befindet sich ca. 2 km nordöstlich von Zossen. Großflächige Schilf- röhrichte bedecken den heute nahezu voll- kommen verlandeten See. Im Süden und FFH-Gebiet Westen schließen sich teilweise hochstau- Königsgraben und denreiche, stark verschilfte Feuchtwiesen- Schleuse Mellensee brachen an. Im Süden begrenzt der Notte- kanal das seit 1978 bestehende Naturschutz- gebiet. Mehrere Binnensalzstellen befinden sich westlich des Sees. Die Laufgrabenwiese, als Teil der stadtna- FFH-Gebiet hen Salzstellen, liegt südlich der am Stadt- rand von Zossen neu gebauten B 96 und Zossen Wehrdamm/Mellensee/ grenzt im Westen direkt an eine Sied- (Nottefließ) Kleiner Wünsdorfer See lungszeile an der Luckenwalder Straße. Zossen Die Wiese am Nottefließ befindet sich west- (Laufgraben) lich der Bahnlinie Zossen-Mellensee und Salzstelle grenzt nördlich an das Nottefließ. Das Fließ 0 200 400 600 800 wird oft fälschlich als Königsgraben bezei- FFH-Gebietsgrenze Meter chnet, so auch in der Bezeichnung des hier gelegenen FFH-Gebietes.

Nutzungsgeschichte

Prierowsee: Auf der SCHMETTAUSCHEN KARTE (1767 - 87) sind die offenen Wiesenflächen um den damals sehr viel größeren Prierowsee über- wiegend als „Hütung” eingetragen, d. h. sie wurden als extensive Weiden genutzt. Auch im 19. Jahrhundert dehnten sich um den nun teilweise schon deutlich verlandeten See noch frische bis nasse Grünlandflächen aus. Nach dem Bau des Nottekanals, Mitte des 19. Jahrhunderts, wurden zahlreiche Torf- stiche vor allem südlich des Sees angelegt und auf einer eingelagerten Sandlinse Ackerbau betrieben. Auch von Westen schob sich stärker genutztes Acker- und Gartenland in die ehemaligen Grünland- Abb. 1: Blick auf den Prierowsee von Südwesten, Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 91

ßISCHES URMESSTISCHBLATT 1869). 1936 sind unmittelbar südlich des Nottefließes kleinere Nuthe-Notte-Niederung Abgrabungen verzeichnet (KARTE DEUTSCHES REICH 1936). 1962 bezeichneten W. R. Müller-Stoll und H. G. Götz die Wiese als „umfangreiches Salz- gebiet”, das sich nördlich und südlich des Nottefließes bis zum Nottekanal erstreckte. Hier fand KAMMANN (1932) erstmalig Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) (vgl. MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, 290). Im Rahmen der Komplexmelioration in den 1980er Jahren wurden weitere Gräben an- gelegt, die Wiese am Nottefließ teilweise umgebrochen und Ausdauerndes Weidel- gras (Lolium perenne) eingesät. Zu Beginn der 1990er Jahre dagegen fand, aufgrund der Einstellung vieler Schöpfwerke in der Umgebung, auf beiden Wiesen eine dauerhafte Überstauung mit nährstoffrei- chem Wasser und daher eine weitgehende Nutzungsaufgabe statt.

Gebietszustand

Heute findet nur noch auf wenigen ehema- ligen Wiesenflächen um den Prierowsee eine extensive Beweidung mit Rindern und Pferden statt. Einige Flächen werden seit Beginn der 2000er Jahre wieder regelmäßig gemäht. Aufgrund der langen Brachedauer sowie auch wegen großflächiger Verän- derungen des Wasserhaushaltes, durch Grundwasserabsenkungen in den 1980er Jahren, kommen Salzpflanzengesellschaften auf vielen Flächen nur noch fragmentarisch vor. Doch wurden zahlreiche Halophyten (Salzpflanzen) gefunden. Besonders hervor- zuheben ist hierbei der Strand-Dreizack (Triglochin maritimum), welcher teilweise große Bestände bildet. Die artenreichsten Salzpflanzengesellschaften befinden sich heute auf der sog. Schünowwiese, südwest- lich des Sees, die mehr oder weniger regelmäßig einschürig gemäht wird. Be- merkenswert ist hier das Vorkommen von Sumpf-Löwenzahn (Taraxacum sect. Palus- Abb. 2: In der Umgebung des Prierowsees finden sich besonders artenreiche Salzpflanzen- tria) und einer ganzen Reihe von gesellschaften, in denen auch die stark gefährdete Salz-Bunge (Samolus valerandi) vor- kommt Foto: H. Rößling Salzpflanzenarten, wie Salz-Binse (Juncus gerardii), Salz-Bunge (Samolus valerandi) flächen vor. Auf diesen trockeneren Flächen, der heutigen Laufgrabenwiese noch ein (s. Abb. 2), Strand-Milchkraut (Glaux ma- die westlich an die Niederung des Prie- „Fauler See”, der bereits 1840 verlandet war ritima) und teilweise großen Flächen der rowsees anschließen, fand in den 1920er (SCHMETTAUSCHE KARTE 1767-87 und PREUßIS- Entferntährigen Segge (Carex distans). und 30er Jahren eine Bebauung statt. Zu der CHES URMESSTISCHBLATT 1840). An seine Stelle Auch der Artenreichtum der salzgetönten Zeit gab es direkt am See, an der Mündung traten sehr feuchte Wiesen, die von einem, Pfeifengraswiesen hat durch die zuneh- des Königsgrabens, eine Marderfarm (KARTE von Zossen nach Südwesten verlaufenden, mende Verschilfung abgenommen. Von DEUTSCHES REICH 1933/36). Salzpflanzen am Graben durchzogen wurden. Weitere Süden her dringen vereinzelt Schneiden- Prierowsee erwähnt erstmalig 1963 HUDZIOK. Gräben traten bis 1936 hinzu sowie Röhrichte in die Schilf- und Brachflächen Er beschreibt „sehr zahlreiche” Salzpflanzen, Gebäude und Gartengrundstücke an der vor. Sie weisen auf eine besonders hohe insbesondere Strand-Dreizack (Triglochin Luckenwalder Straße. In den 1980er Jahren Kalkkonzentration im Untergrund hin. An- maritimum) und Salz-Binse (Juncus ge- erfolgte eine Unterschutzstellung als Flä- gaben zur Arthropodenfauna am Prierowsee rardii). Bis in die 1990er Jahre hinein wurden chennaturdenkmal, wobei auch hier eine s. Tabelle 1. wesentliche Flächen am Prierowsee und regelmäßige Mahd mit unterschiedlichen Auf der Laufgrabenwiese wurde die bis auch auf der Laufgrabenwiese von der LPG Intensitätsstufen angestrebt wurde. 1990 gut ausgeprägte Salzbinsen-Wiese Nächst Neuendorf mit leichter Technik Nottefließ: nach künstlichem Einstau aus benachbarten gemäht, einige Bereiche jedoch bereits seit Das Nottefließ durchzog im 18. und 19. Baugebieten von strukturarmen Rieden der den 1960er Jahren gar nicht mehr bzw. nur Jahrhundert offene, teils nasse Wiesen- Ufer-Segge (Carex riparia) überwachsen. noch bei Futtermittelknappheit. flächen. Die etwas höher gelegenen Berei- Seit die Fläche wieder regelmäßig – zuerst Laufgrabenwiese: che wurden teilweise ackerbaulich genutzt durch die Untere Naturschutzbehörde und Im 18. Jahrhundert befand sich im Bereich (SCHMETTAUSCHES KARTENWERK 1767-87, PREU- dann durch einen Landwirt – gemäht wird, 92 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

hat sich das Salzartenspektrum hier jedoch

Nuthe-Notte-Niederung Tabelle 1: Arthropoden auf der Binnensalzstelle am Prierowsee (Tabelle: D. Barndt) Auf den Schünowwiesen (Kietzer Wiesen) am Prierowsee wurde 2002 nur eine reliktäre Salzfauna wieder gut entwickelt. Obligate Halophyten festgestellt. Eine Nachuntersuchung ist erforderlich. wie Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) Die Gefährdungsangaben (1-3, G) sind den aktuellen Roten Listen entnommen; finden sich in großer Menge in der gemäh- * = nicht gefährdet, n.b. = nicht bearbeitet ten Großseggenwiese, vereinzelt tritt auch die Salz-Binse (Juncus gerardii) in klein- Salzbindung RL Bbg RL D 98 Anzahl 2002 flächigen Flutrasen innerhalb der Senken auf. Coleoptera, Käfer Auf der Wiese am Nottefließ wurde bereits Limnichidae, Uferpillenkäfer früher eine 2- bis 3-schürige Bewirtschaf- tung wieder aufgenommen. Auf dem stau- Limnichus pygmaeus halophil? n.b. * 11 nassen bis wechselfeuchten Grünland hat sich ein artenreicher Salzpflanzenbestand Staphylinidae, Kurzflügelkäfer entwickelt, der, im Vergleich zu 1962 Carpelimus ganglbaueri halobiont 1 2 2 (MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962), tendenziell sogar zugenommen hat und heute das Araneae, Webspinnen keine Salzarten höchste Artenspektrum im Zossener Raum aufweist. Hervorzuheben sind insbesondere Weitere Arthropodengruppen nicht untersucht die Vorkommen von Strand-Milchkraut (Glaux maritima) und Gezähntem Steinklee (Melilotus dentatus). Die Störung der Moor- böden und die höhere Nutzungsintensität verhindern aber eine Wiederansiedelung empfindlicherer Arten.

Aktuelle Situation

Das EU-LIFE-Projekt war gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde des Land- kreises Teltow-Fläming darum bemüht, dass die Mahdnutzung auf ehemaligen und po- tentiellen Salzstellen im Raum Zossen wieder aufgenommen oder fortgesetzt wird (Abb. 3). Im Gebiet um den Prierowsee kam dazu die besondere Unterstützung vom Jagdpächter. Mehrere verschilfte und mit Seggen be- wachsene Wiesenflächen am Prierowsee und auf der Laufgrabenwiese südlich von Zossen werden, nach einer Initialmahd mit der Moorraupe, inzwischen wieder von einem Pferdehalter zur Heugewinnung ge- mäht. Die überwiegend zweimalige Mahd im Juli und September steht im Einklang mit Abb. 3: Schilfmahd zur Wiederherstellung brachgefallener Binnensalzstellen Foto: H. Lengsfeld den naturschutzfachlichen Anforderungen auf diesen sensiblen Standorten (Abb. 4). Die Wiesen am Nottefließ befinden sich in einer regelmäßigen, meist ein- bis zweima- ligen extensiven Grünlandnutzung. Neben dem wirtschaftlichen Nutzen tragen Mittel aus der Agrarförderung bzw. dem Kultur- landschaftsprogramm wesentlich zur Trag- fähigkeit der Bewirtschaftung bei.

Besucherhinweise

Einen Blick auf die in Regeneration befind- liche Salzstelle am Nottefließ bietet sich von der Straße Nächst Neuendorf-Mellensee.

Abb. 4: Nach der Initialmahd mit einer Moorraupe wird diese Fläche von einem Pferdehal- ter zur Heugewinnung gemäht Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 93 Nuthe-Notte-Niederung

Schilfmahd mit Moorraupe in der Nuthe-Notte-Niederung Foto: H. Lengsfeld

Heuernte am Prierowsee Foto: H. Rößling 94 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Dahme-Seengebiet Dahme-Seengebiet

Gebietsbeschreibung

Im Dahme-Seengebiet setzt sich die aus der Großer Nuthe-Notte-Niederung reichende Kette der Müggelsee Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen südlich von Berlin bis nach Storkow fort. Hier ändert sich der Landschaftscharakter Erkner deutlich, Wälder und Seen nehmen größere Flächen ein, als in der Nuthe-Notte-Nie- derung, wogegen die Anteile an Acker- und Oder- Wiesenflächen deutlich abnehmen. Spree Fürstenwalde/ Die Feststellung von MÜLLER-STOLL & GÖTZ Spree (1962, S.278), dass „… Die Storkower Salz- Wildau stellen … gegenwärtig die am besten ent- wickelten Salzpflanzen-Gesellschaften der Friedersdorf Mark (beherbergen) …”, unterstreicht den besonderen Wert der Salzstandorte im Krummensee Senzig Bad Bindow Saarow Dahme-Seengebiet. Die Binnensalzstellen (östlich Autobahn) Luchwiesen Philadelphia Wolziger im Raum Storkow haben auch für die Ent- See Storkow Bestensee (Mark) Schar- wicklung des Schutzgebietssystems eine Kolberg/ mützel- see besondere Rolle gespielt. Hier wurde 1967 Sutschke-Tal Görsdorf Marstallwiese mit dem ca. 7 ha großen Naturschutzgebiet Storkow Prieros Groß Pätzer Schauener (NSG) „Marstallwiese” eines der ersten See See Schutzgebiete im norddeutschen pleisto- Groß Schauener Wendisch zänen Tiefland ausgewiesen, dessen vor- Seengebiet Rietz rangiger Schutzzweck im Erhalt der Binnen- Dahme- salzstellen lag. Spreewald Te up i tz er See Geologische und bodenkund- Märkisch liche Aspekte der Region Buchholz

Das Versalzungsgebiet um Storkow liegt im / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen Dahme-Durchbruchstal, welches das Ba- / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen ruther Tal im Süden mit dem Berliner / Urstromtal im Norden verbindet. Dieses Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen Durchbruchstal ist ein weitflächiges Nie- 0246810 derungsgebiet, für das ein Nord-Süd-orien- Eisenbahn Fließgewässer km tiertes Rinnenseensystem charakteristisch mit Bahnhof See ist. Hydraulisch prägend sind die Seen, die Autobahn große Entlastungsgebiete darstellen und in Siedlung Kreisgrenze die nach Norden orientierte Hydrodynamik Bundesstraße der Dahme im westlichen Teil und der Spree Landesstraße Wald Landesgrenze im östlichen Teil eingebunden sind. Im Raum Storkow ist ein unbedeckter Die etwas grundwasserferneren Standorte kultur) im Hangenden. Im Profilaufbau Grundwasserleiter ausgebildet, der sich aus stehen meist unter forstlicher Nutzung. Sie dokumentiert sich damit, dass es sich vor- hauptsächlich weichsel- und saalekaltzeitli- sind vielerorts mit Flugsand-Bildungen verge- mals um einen sehr nassen Standort mit chen glazifluviatilen Sanden mit bis zu 50 m sellschaftet und besitzen folglich einen deut- einem längeren jahreszeitlichen Wasser- Mächtigkeit aufbaut, jedoch lokal durch lich höheren Anteil podsolierter Böden. Die überstau gehandelt haben muss. Auf den bindige Schlufflagen unterbrochen wird. Binnensalzstandorte selbst befinden sich in- Luchwiesen bei Philadelphia sind hingegen Im Untergrund verläuft die in Nord-Süd- nerhalb der holozänen, vertorften Niederun- die mächtigen feinporenreichen Kalkmud- Richtung orientierte Storkow-Eberswalder gen. Das Ausmaß der Torfdegradation ist den bzw. Seekreiden standortprägend, Rinne, die hier Basiswerte des Quartärs von auch innerhalb dieser Bereiche erheblich. Auf welche Carbonat-Gehalte von über 90% ca. -100 bis -200 mNN erreicht. den Luchwiesen unterschreiten die Moor- aufweisen (Abb. 3 - 5). Die bodenhydrolo- Die Süß-/Salzwassergrenze ist in der Hydro- mächtigkeiten die systematische Grenze für gischen Eigenschaften dieser Substrate un- logischen Karte (HYKA 50) bei ca. ± 0 mNN Niedermoore (AK BODENSYSTEMATIK 1998). terscheiden sich stark von denen der be- ausgewiesen, einschließlich mehrerer ober- Auch auf der Marstallwiese ist mit der Sand- nachbarten Marstallwiese. flächennaher Mineralanomalien. Fehlstellen deckkultur ein anthropogenes Zeugnis doku- Die Effekte der Versalzungs- und Aus- bzw. reduzierte Mächtigkeiten des Rupel- mentiert. süßungsdynamik sind an den Standorten tons stehen unmittelbar mit der quartären Innerhalb der kartierten Binnensalzstellen besonders ausgeprägt und unterliegen Ausräumungszone im Zusammenhang. wurde an drei Schürfen (Abb. 1, 2, rote starken saisonalen Schwankungen (Abb. 6). Hydrogeochemisch-genetisch konnten auf Punkte) die Intensität der saisonalen Ver- Die Luchwiesen in Philadelphia zählen mit den Luchwiesen Philadelphia Wässer des salzungs- bzw. Aussüßungsdynamik der sehr hohen Leitfähigkeiten auch im pedolo- Chloridtyps mit intrusivem Charakter, je- Standorte detailliert untersucht. gischen Sinne zu den markantesten Binnen- doch auch Sulfattypen mit migrierenden Im Horizont- bzw. Substrataufbau der Pro- salzstellen in Brandenburg. Während die für Salzwässern nachgewiesen werden. file auf der Marstallwiese zeigen sich sehr Pflanzen und Organismen konkurrenzkri- Auf den weitflächigen Talsanden haben sich schwach zersetzte Torfe im Liegenden sowie tischen Leitfähigkeiten in Philadelphia zu Braunerde-Gley-Gesellschaften entwickelt. die anthropogene Sandauflage (Sanddeck- keinem Messzeitpunkt unterschritten wur- NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 95 Dahme-Seengebiet

Abb. 1: Ausschnitt aus der Preußisch-Geologischen Karte (GK 3749, Abb. 2: Ausschnitt aus der Bodenschätzungskarte (3749, 1954) 1921)

Abb. 3 - 5: Kalkgley über Niedermoor aus Anthrokalksand über Torf (Storkow Nord, links, Storkow Süd, Mitte) und Kalkniedermoorgley aus Torf über Seekreide (Philadelphia) bzw. Solonchak (WRB) Fotos: A. Bauriegel

In den Ergebnissen der Messreihe (Abb. 6) dokumentieren sich sowohl die Aufsalzungs-/ Akkumulationsphasen in den Verduns- tungsperioden, als auch die Aussüßungs-/ Auswaschungsphasen in den Wintermo- naten (rote Balken). Es zeigt sich, dass elevante Salzakkumulationen auf den ober- sten Profilbereich begrenzt sind. Im unteren Profilteil bleiben die elektrischen Leit- fähigkeiten (EC) und damit die Salzgehalte weitgehend konstant. Beide Standorte zeigen in dieser Hinsicht eine gleichsinnige Abb. 6: Minimal- (rote Balken) und Maximalwerte (blaue Balken) der elektr. Leitfähigkeiten Dynamik. (EC) im Bodensättigungsextrakt (mS/cm) in 0-10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) An beiden Standorten sind die Sulfat-Gehalte relativ hoch (Abb. 7). Für die Luchwiesen in den, lagen die Werte auf der Marstallwiese innerhalb der Verdunstungsperiode bei Philadelphia können sie dem limnischen oft unter der von LARCHER (2001) und längeren niederschlagsbedingten Feuchte- Substrat der Seekreide zugeschrieben wer- MUNNS & TESTER (2008) genannten Grenze perioden (2007) unter die Konkurrenz- den, für die hohe CaSO4 Gehalte nicht von 4 mS/cm. Die Marstallwiese Storkow schwelle fallen. Dies erfordert für beide untypisch sind. Auf der Marstallwiese ist muss daher als sehr sensible Binnensalzstelle Binnensalzstellen standortspezifische Mana- hingegen ein anthropogener Aspekt nicht eingestuft werden, da die ECe-Werte auch gementstrategien. auszuschließen. 96 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 Dahme-Seengebiet

Abb. 7: Minimal- (blaue Balken) und Maximalwerte (rote Balken) der Chlorid- bzw. Sulfat-Konzentrationen im Bodensättigungsextrakt (mS/cm) in 0-10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) Geschichte der Erforschung der Das änderte sich erst zur Mitte des 20. Jahr- Naturschutz (ILN) in den 1960er Jahren mit Binnensalzstellen im Gebiet hunderts. SUKOPP (1955) vermerkte in der den regionalen Landwirtschafts-Institutio- Übersichtskarte der brandenburgischen Salz- nen um die Marstallwiese führten, sind im Die ersten Belege einer Salzstelle bei Storkow stellen für Storkow noch das Fehlen neuerer Archiv des Landesumweltamtes Branden- finden sich bei KLÖDEN (1831). Er verweist Belege und schreibt erst in einem Text- burg (LUA-Archiv) dokumentiert. Trotz er- auf die Darstellung einer früheren Salz- nachtrag, dass sie „…in guter Entwicklung folgter Unterschutzstellung und gegen die siederei bei Storkow sowie auf Salzquellen im vorhanden” seien. MÜLLER-STOLL & GÖTZ deutlichen Hinweise auf die herausragende Luchfelde (den heutigen Luchwiesen) bei (1962) vermitteln eine Vorstellung von der Bedeutung der Salzstelle, kam es zu Beginn Hammelstall (dem heutigen Philadelphia). damaligen Ausdehnung und Mächtigkeit der 1970er Jahre zu tiefgreifender Ent- Spätere Nachweise von Salzstellen beziehen des Salzeinflusses, der sich in jahreszeitlich wässerung und zur Zerstörung durch voll- sich auf floristische Nachweise von Salz- wechselnden und das Landschaftsbild prä- ständigen Umbruch. Es folgte die „ersatz- pflanzen bzw. die Nennung von Salzstellen genden Aspekten der verschiedenen Halo- weise” Ausweisung der Luchwiesen als an Hand der hier aufgefundenen Pflanzen. phyten ausdrückte. Naturschutzgebiet. Trotzdem wurden die ASCHERSON (1860, 1864) nennt in der Flora Aus der Folgezeit liegen vereinzelte Aufzei- Meliorationsgräben schon um 1975 ausge- der Provinz Brandenburg für die Marstall- chnungen von W. Klaeber und W. Fischer baut, doch konnte auf Grund der spezi- wiese nur Strand-Milchkraut (Glaux mariti- (LUA-Archiv) sowie ein Exkursionsbericht zu fischen Gebietswasserverhältnisse ein Um- ma) und Strand-Aster (Aster tripolium) als der 1982 durchgeführten Kartierungsta- bruch verhindert werden. In den 1980er beiläufigen Fund des Apothekers Lautsch. gung brandenburgischer Floristen (BENKERT Jahren galten sie als die Salzstelle mit dem ASCHERSON & GRAEBNER (1898/99) fügen dem 1984) vor. Darin sind unter anderem Neu- reichhaltigsten Bestand von Halophyten in lediglich den Wilden Sellerie (Apium grave- funde für den Hohen Steinklee (Melilotus Brandenburg. olens) hinzu. ASCHERSON (1912) führt die altissimus) und die Salz-Bunge (Samolus Der Berliner Botaniker A. Straus führte in Salzstelle in den Luchwiesen unter dem valerandi) enthalten. Die Strand-Aster den 1930 - 1940er Jahren im westlichen damals üblichen Flurnamen „Stuttgarten” (Aster tripolium) wird aber schon damals Teil des Dahme-Seengebietes umfangreiche und nennt A. Schultz als Beobachter. nur noch in einem sehr kleinen Bestand floristische Kartierungsarbeiten durch und Gemessen an den zahlreichen Belegen für nachgewiesen. beschreibt auch die Salzpflanzenvorkom- andere Regionen Brandenburgs, war die Die Auseinandersetzungen, die der Kreis- men des Sutschketals (STRAUSS 1955, 1988) Storkower Salzflora bis zum Beginn des 20. Naturschutzbeauftragte A. Neumann und bei Bestensee. In den Talwiesen wuchsen Jahrhunderts wenig erforscht. das Institut für Landschaftsforschung und u.a. Strand-Dreizack (Triglochin maritimun),

Abb. 8/9: Blick in die Luchwiesen bei Philadelphia im April und August 2009 Fotos: T. Mertke NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 97

vegetationskundlichen Kartierungsarbeiten in den LIFE-Projektflächen ein. Im Jahr 2004 Dahme-Seengebiet führte D. Barndt umfangreiche Untersu- chungen der Laufkäferfauna und an wei- teren Arthropodengruppen durch (BARNDT 2007). Die Einzelfunde im Westteil des Gebietes bilden eine „perlenkettenartige” Verbin- dung von den Zossener zu den Storkower Salzstellen. Bei Storkow findet der Salzein- fluss eine abrupte Begrenzung. Nach Osten hin sind keine weiteren Halophyten- Vorkommen bekannt geworden. Eine be- merkenswerte Häufung von Pflanzen, die Salz vertragen, aber nicht zwingend darauf hinweisen, findet sich noch einmal rund um den Schwielochsee, etwa 30 km südöstlich von Storkow. Verschiedene Bearbeiter ent- deckten hier seit den 1960er Jahren bis heute bestehende Vorkommen wichtiger Abb. 10: Hohe Wasserstände in den Groß Schauener Seen sorgen im Frühjahr für großflä- chig vernässte Uferbereiche Foto: H. Rößling Arten, die überwiegend in Kleinseggenrasen und Flutrasen mit deutlich halophilem Er- Sumpf-Knabenkraut (Orchis palustris) und cuprina, C. distans, C. disticha) und die scheinungsbild siedeln (Illig in KRAUSCH Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernae- Salz-Teichsimse. Eine weitere Salzstelle mit 1971, Rätzel in KLEMM 2004). montani). Durch Nutzungsauflassung und Strand-Dreizack fand sich ebenso 1993 einhergehende Verbrachung seit den 1960er am Südufer des Wolziger Sees (Gelbrecht Botanisch interessante Aspekte Jahren sind die Salzpflanzenvorkommen im und Sonnenberg, Archiv Naturpark). Durch mit Bezug zu den Binnensalz- Sutschketal aber heute vollständig erlo- spätere Nutzungsauflassung der Wiesen stellen schen. Die Salzstelle des Sutschketals wird verschwand auch dieses Vorkommen. Mit auch bei MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) auf- der Entwicklungspflege im Rahmen des Die Salzstellen in den Luchwiesen zeigen geführt. LIFE-Projektes kann jedoch mit einem noch immer und die Marstallwiese wieder Der Nachweis des Strand-Dreizacks am Süd- Wiederauftreten gerechnet werden. eine beeindruckende Prägung durch Ha- ufer des Pätzer Hintersees durch HUDZIOK Die im Rahmen des Pflege- und Entwick- lophyten. Der in den 1960er Jahren (1970) belegt das Vorkommen einer lungsplans (PEP) für den Naturpark Dahme- beschriebene Artenreichtum und die Dif- Salzstelle im südwestlichen Teil des Dahme- Heideseen durchgeführte Biotoptypen- ferenzierung der Pflanzengesellschaften Seengebietes. Das Vorkommen ist heute kartierung (1998 - 2002) erbrachte weitere sind allerdings stark vermindert. Die von erloschen. Ein hier bis heute vorkommender Nachweise von Salzstellen (Nachweise von MÜLLER-STOLL & GÖTZ (1962) genannten Bestand der Salz-Teichsimse sowie eine auf- Strand-Dreizack) sowie salzbeeinflussten Massen-Aspekte des Salz-Hornklees (Lotus fallend schüttere Vegetationsdecke (Klaeber Standorten (Erdbeerklee). Diese konzen- tenuis) und der Entferntährigen Segge mdl. 2009) stehen mit dem früheren Nach- trieren sich um die Verlandungs- und (Carex distans) fehlen inzwischen, die des weis sicherlich in Zusammenhang. Niederungsstandorte rund um die Groß Salz-Schwaden (Puccinellia distans) und Im Rahmen der floristischen Kartierung Schauener Seenkette sowie im Niederungs- der Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) Brandenburgs und insbesondere der Vor- gebiet um den Grunewaldsee und das sind nur in günstigen Jahren in den bereitung der Brandenburgischen Botaniker- Mühlenfließ zwischen den Ortslagen Klein Luchwiesen ausgebildet. Strand-Dreizack tagung 1993 im damaligen Kreis Königs Schauen und Görsdorf b. Storkow. CHRIST- (Triglochin maritimum) und Salz-Binse Wusterhausen wurden mehrere neue Salz- MANN (2002) erarbeitete eine Analyse des (Juncus gerardii) beherrschen aber so große stellen erfasst. Orientierung bot hierbei der Erhaltungszustandes der Salzstellen „Luch- und geschlossene Flächen und entfalten Nachweis vom Stand-Dreizack (Triglochin wiesen Philadelphia” und „Marstallwiese” eine Fernwirkung, wie es gegenwärtig sonst maritimum). Dieser wurde in größeren Be- und erste Vorschläge für ihr Management. nur noch an den Salzstellen Schenkenberg ständen in den brachliegenden Feucht- Eine umfassende Zusammenstellung des ak- und Trechwitz in der Havel-Niederung zu wiesen östlich von Krummensee gefunden. tuellen Bestandes der Halophytenflora in beobachten ist. Das Strand-Milchkraut Nachsuchen im Jahr 2009 blieben leider er- den Salzstallen um Storkow (Luchwiesen, (Glaux maritima) entwickelt, nach Wieder- folglos, allerdings fanden sich in den aktuell Marstallwiese und Groß Schauener Seen- vernässung und langsamer Regeneration wieder in Nutzung befindlichen Wiesen kette) erfolgte durch KRUMBIEGEL (2007). der Marstallwiese, erneut große Bestände, einige salztolerante Seggenarten (Carex Hier flossen die Ergebnisse der floristisch- deren Blüte in den schütteren Salzrasen kleinräumig einen rosa-weißlichen Akzent Erhaltene und in Regeneration befindliche Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen des setzt. Dahme-Seengebietes: Das Salzpflanzen-Spektrum der Storkower Salzstelle Storkow/Luch (Luchwiesen Philadelphia) Salzstellen ist noch fast vollständig erhalten, Salzstelle Storkow/Marstallwiese darunter auch so seltene Arten wie der Ho- Salzpflanzen am Schweriner See he Steinklee (Melilotus altissimus). Salzpflanzen am Grunewaldsee Lediglich die Spargelerbse (Tetragonolobus maritimus) und der Tannenwedel (Hippuris Stark beeinträchtigte Salzstellen: vulgaris) sind heute nicht mehr nachweis- Salzpflanzen bei Kolberg – Gehölzsukzession, Aussüßung? bar. Die Strand-Aster (Aster tripolium) ist Salzpflanzen bei Krummensee – Nutzungsintensivierung, später Auflassung und Sukzession seit wenigstens dreißig Jahren nur noch Salzpflanzen bei Bindow – Sukzession, Eutrophierung in sehr geringer Zahl vorhanden, hält sich Erloschene Salzpflanzenvorkommen: aber ausdauernd an einem Standort mit sehr hohem Salzgehalt. Im Umfeld der Salzpflanzen im Sutschketal – Gehölzsukzession Salzstellen, an den Groß Schauener Seen, Salzpflanzen am Pätzer Hintersee wies KRUMBIEGEL (2007) erstmals den 98 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Kriechenden Sellerie (Apium repens) für das Dahme-Seengebiet Storkower Gebiet nach. Der Wilde Sellerie (Apium graveolens) war in der Marstallwiese wohl immer in einem geringen Restbestand erhalten geblieben, wenngleich Succow (in BENKERT 1984b) das endgültige Erlöschen bei Storkow vermu- tete. Seit Beginn der 1990er Jahre (Herr- mann in MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1993) wieder beobachtet, kann sich die Population bei extensiver Grünlandnutzung allmählich ver- größern (BARNDT 2007). Die Uferrasen des Schwielochsees gehören nicht mehr zum Dahme-Seengebiet und sind auch nicht Bestandteil des Naturparkes „Dahme-Heideseen”. Sie wurden aber zum Teil als Maßnahmenfläche in das LIFE- Projekt „Binnensalzstellen Brandenburgs” einbezogen, um Flächen mit einer be- merkenswerten Häufung salzertragender Pflanzen zu fördern. Neben den ausge- dehnten Beständen des Kriechenden Sellerie (Apium repens), des Flachen Quellriedes (Blysmus compressus) und einer lokalen Population des Sumpf-Enzians (Gentianella Abb. 11: Dort, wo im Winter lange Wasser steht, sind die Flächen im Frühjahr nahezu vege- uliginosa) ist hier gegenwärtig eines der tationslos. Sie werden durch Pionierarten wie die Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) letzten noch individuenreichen Vorkommen schnell besiedelt Foto: A. Herrmann mehrerer Sumpf-Löwenzahn-Arten (Tara- xacum sect. Palustria) anzutreffen.

Entwicklungsperspektiven der Binnensalzstellen in der Region

Die Salzstellen westlich und südlich von Storkow liegen heute in den rechtskräftig ausgewiesenen Naturschutzgebieten „Luch- wiesen” und „Groß Schauener Seenkette”. Sie sind, wie die anderen Salzpflanzenvor- kommen im Dahme-Seengebiet, Bestand- teil des europaweiten Schutzgebietsnetz NATURA 2000. Schutzgebietsverordnungen und darauf aufsetzende Förderprogramme für eine extensive Grünlandnutzung ge- währleisten einen Grundschutz gegen den Verlust der wertvollen Lebensräume. Durch eine enge Zusammenarbeit des Pro- jektteams und der Naturparkverwaltung mit den Landwirtschaftsbetrieben konnten im EU-LIFE-Projekt die Nutzungskonzepte für die Binnensalzstellen an die Schutzbe- dürfnisse angepasst werden. Von Bedeu- tung sind dabei insbesondere die Stabili- sierung der Gebietswasserverhältnisse auf Abb.12: Typisches Vegetationsmosaik in den Luchwiesen bei Philadelphia, der Strand-Drei- der Marstallwiese und in den Luchwiesen, zack (Triglochin maritimum) hebt sich mit seiner dunkelgrünen Farbe ab Foto: H. Rößling die Einrichtung neuer Weideflächen in den Luchwiesen, an der Groß Schauener Seen- Besondere Refugialfunktion der Salzstellen des Dahme-Seengebietes für den Schutz heimi- kette, am Südufer des Wolziger Sees und scher Pflanzenarten (Halophyten sind hervorgehoben): auf der Dahmewiese bei Bindow. In den Landesweite Vorkommensschwerpunkte: nächsten Jahren wird durch die Natur- parkverwaltung und die Naturschutzbehör- Kriechender Sellerie (Apium repens) den aufmerksam zu beobachten sein, wie es Flaches Quellried (Blysmus compressus) den Landwirtschaftsbetrieben gelingt, die Salz-Milchkraut (Glaux maritima) angepasste Nutzung der Standorte aufrecht Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina) zu erhalten. Zudem sollte dokumentiert Sumpf-Löwenzahn-Arten (Taraxacum sect. Palustria) werden, wie die Nutzung zur Stabilisierung Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten: von Größe und Zustand der Binnen- Wilder Sellerie (Apium graveolens) salzstellen beiträgt. Dabei spielt die Kon- Sumpf-Enzian (Gentianella uliginosa) trolle individuenschwacher Populationen Hoher Steinklee (Melilotus altissimus) von gefährdeten Arten, wie der Strand- Aster, eine besondere Rolle. NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 99 Dahme-Seengebiet

Orchideen im Dahme-Seengebiet Foto: H. Rößling 100 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Dahme-Seengebiet Dahme-Seengebiet Luchwiesen Philadelphia

Landkreis: Größe: Oder-Spree ca. 75 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Luchwiesen FFH-Gebiet Luchwiesen

Gebietsbeschreibung und Geologie

Die Luchwiesen liegen zwischen Storkow im Osten und Philadelphia im Westen, südlich des Storkower Kanals. Die Bahnstrecke von Beeskow nach Königs-Wusterhausen teilt die Wiesen in einen kleineren östlichen und einen größeren westlichen Bereich. Die Luchwiesen reichen im Süden bis an die Straße, die von Storkow nach Philadelphia und weiter nach Klein Schauen führt. Die Binnensalzstelle befindet sich innerhalb FFH-Gebiet einer holozänen, vertorften Niederung, die Luchwiesen von Talsanden und geringmächtigen Flug- Luchwiesen sanddecken umrahmt wird. Standortprä- Philadelphia gend sind die mächtigen feinporenreichen Kalkmudden bzw. Seekreiden, mit ihren bo- denhydrologischen Eigenschaften, die sich STORKOW stark von denen auf der benachbarten (Mark) Marstallwiese unterscheiden. Bemerkens- wert sind die extrem hohen Kalkgehalte der

Seekreide (91% CaCO3). Limnische Sedi- mente dieser Ausprägung sind im Land Brandenburg sehr selten (Abb. 2). Bei den bodenphysikalischen Parametern fal- FFH-Gebiet len die niedrigeren Werte für die gesättigte Groß Schauener Wasserleitfähigkeit und die etwas erhöhten Seenkette Werte für die Trockenrohdichte im oberen Profilbereich auf. Sie zeigen in Verbindung mit den Kohlenstoffgehalten an, dass der Moorstandort stark degradiert ist (Abb. 3).

Salzstelle 0 200 400 600 800 Nutzungsgeschichte FFH-Gebietsgrenze Meter Spärliche Aktenhinweise deuten auf eine ehemalige Salzsiederei hin, „im Luchfelde, einer bruchigen Stelle bei Storkow an der Poststraße nach Berlin, dem sogenannten Hammelstalle gegenüber, also ungefähr eine kleine halbe Meile westlich von der Stadt gelegen” (KLÖDEN 1831, S.15). Aber bereits im 19. Jahrhundert zeigten sich we- der Spuren noch Kenntnisse mehr davon. 1792 wurde eine friederizianische Kolonis- tensiedlung bei Hammelstall, dem späteren Philadelphia, am Westrand der Luchwiesen gegründet. Zu dieser Zeit nutzte man stel- lenweise die den Torf unterlagernde Mergel- und Kreideschicht, die der Kalkung der Äcker diente. Mergel und Wasser schmeckten leicht salzig (KLÖDEN 1831, S.15). Auf dem PREUßISCHEN URMESS- TISCHBLATT von 1844 sind Torfstiche in die von mehreren mäandrierenden Gewässern durchzogenen Luchwiesen eingezeichnet. Abb. 1: Blick auf die Luchwiesen von Südosten, im Vordergrund Philadelphia im Sommer 2006 Nach dem Bau des Storkower Kanals 1870 - Foto: RANA NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 101

80 sank mit Sicherheit der Wasserstand in dem nassen Luch, was vermutlich zu einer Dahme-Seengebiet Ausbreitung der Salzpflanzen führte, da nun die Salzkonzentration stieg. Der erste Hin- weis auf eine Salzstelle in der botanischen Literatur findet sich 1913 bei ASCHERSON unter der Bezeichnung „Stuttgarten”, je- doch ohne Nennung von Salzpflanzenarten (vgl. MÜLLER-STOLL & GÖTZ 1962, S. 293). Durch den Bau der Storkower Schleuse 1914 und durch weitere wasserbauliche Maßnahmen in den 1950er Jahren wurde der Wasserstand wieder erhöht. Die Bewirt- schaftungseinflüsse waren zu jener Zeit aber Abb. 2: Bodenchemische Tiefenprofile (0-10 dm) am Standort Philadelphia für die Parame- nur gering, da die relativ große Feuchtigkeit ter organischer Kohlenstoff (Corg in %), Kalkgehalt (CaCO3 in %) und pH Wert (in CaCl2) eine intensive Nutzung der Wiesen verhin- (A. Bauriegel) derte (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962, S.293). So fand meist eine späte Mahd statt, da die Wiesen bis Mitte Juni unter Wasser standen. Um diese Zeit gab es ein Massen- vorkommen der Strand-Aster in den Luch- wiesen (Abb. 4). 1974 erfolgte die einst- weilige Unterschutzstellung der Fläche als NSG „Luchwiesen bei Philadelphia”. Aller- dings konnte die Nutzung des Gebietes zu jener Zeit nicht mehr vollständig aufrecht erhalten werden. Kleine Technik stand nicht mehr zur Verfügung. Anfang der 1980er Abb. 3: Bodenphysikalische Tiefenprofile (0-10 dm) am Standort Philadelphia für die Para- Jahre wurden Teile der Luchwiesen aus der meter Feldkapazität (Vol. %), nutzbare Feldkapazität (Vol. %), Trockenrohdichte (g/cm3) Landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) ge- und gesättigte Wasserleitfähigkeit (cm/d) (A. Bauriegel) nommen, was zu einer Verschilfung der Flächen führte. Gleichzeitig wurden in den 1980er Jahren, insbesondere im Westteil der Luchwiesen, immer noch ca. 60 Kg N/ha ausgebracht. 1988 fand eine Sanierung der Meliorationsgräben statt. Das einstweilig gesicherte NSG wurde erst 1990 bestätigt, seitdem gab es Versuche, die Bewirtschaftung durch Maßnahmen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes und des Kulturlandschaftsprogramms wieder auszu- dehnen.

Abb. 4: 1963 gab es Massenvorkommen Gebietszustand der Strand-Aster in den Luchwiesen Die Luchwiesen bei Philadelphia sind heute Foto: Neumann die artenreichste und flächenmäßig größte

Abb. 5: Auf den im Winter überstauten vegetationslosen Flächen können sich salzliebende Pionierpflanzen wie die Salz-Schuppen- miere (Spergularia salina) ansiedeln Foto: T. Mertke Abb. 6: Salz-Schuppenmiere (Spergularia salina). Foto: W. Klaeber 102 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Tabelle 1: Arthropoden auf der Binnensalzstelle Luchwiesen Philadelphia (Tabelle: D. Barndt). Binnensalzstelle im Dahme-Seengebiet und Dahme-Seengebiet Die Gefährdungsangaben (1-3, G) sind den aktuellen Roten Listen entnommen; gehören zu den bedeutendsten Salzwiesen- * = nicht gefährdet, n.b. = nicht bearbeitet. komplexen in Brandenburg. Hervorzuheben Salzbindung RL Bbg RL D 98 Anzahl 2004 ist der Salz-Schuppenmieren-Rasen (Spergu- lario-Puccinellietum distantis) als echte Salz- Coleoptera, Käfer pflanzengesellschaft, der aktuell in den Carabidae, Laufkäfer Luchwiesen sein landesweit größtes Vorkom- men besitzt. Insgesamt sind ca. 21 ha als Amara convexiuscula halophil 3 * 1 Salzpflanzen-Gesellschaften bzw. salztole- Amara ingenua halophil * * 153 rante Pflanzengesellschaften anzusprechen. Die großen Bestände von Salz-Schuppen- Bembidion tenellum halobiont 1 1 220 miere (Spergularia salina) und Salz- Elaphrus uliginosus halophil 2 2 8 schwaden (Puccinellia distans) liegen auf den Flächen südlich des Weges. Diese Cryptophagidae, Schimmelkäfer Flächen werden beweidet und weisen, ins- Atomaria gutta halophil n.b. * 71 besondere nach den langen Überstauungen Histeridae, Stutzkäfer im Winterhalbjahr, vegetationsfreie Areale auf (Abb. 5, 6). Der Strand-Dreizack (Tri- Atholus praetermissus halobiont n.b. * 267 glochin maritimum) kommt nördlich des Limnichidae, Uferpillenkäfer Weges bestandsdominierend in sehr arten- armen Gesellschaften vor (Abb. 7). Beson- Limnichus pygmaeus halophil? n.b. * 7 ders hinzuweisen ist auf die einzige kleine Scarabaeidae, Blatthornkäfer Population der Strand-Aster (Aster tripoli- um) im Dahme-Seengebiet. Daneben treten Aphodius plagiatus halophil 3 * 82 auch Salz-Binse (Juncus gerardii) und Staphylinidae, Kurzflügelkäfer Strand-Milchkraut (Glaux maritima) in ge- ringerer Individuenzahl auf. Bledius tricornis halophil 2 3 1 An salzholden Arten im Südwestteil des Ge- Carpelimus foveolatus halobiont 1 * 108 biets, findet sich der Erdbeerklee (Trifolium fragiferum), ebenso wie der Schmalblättrige Carpelimus ganglbaueri halobiont 1 2 403 Hornklee (Lotus tenuis) und vereinzelt das Philonthus salinus halobiont 2 2 10 Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum). Auch Salz-Teichsimse (Schoen- Tomoglossa brakmani halobiont Erstnachw. 1 43 oplectus tabernaemontani), Gewöhnliche Heteroptera, Wanzen Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) und Salz-Bunge (Samolus valerandi) kom- Saldidae, Uferwanzen men stellenweise vor. Während die früher Saldula opacula halophil * 2/3 7 hier vorkommenden Arten von Wiesenor- chideen heute nicht mehr existieren, konnte Auchenorrhyncha, Zikaden die überwiegende Zahl der in den 1950er Cicadellidae, Kleinzikaden und 1960er Jahren kartierten salzzeigenden Arten (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962) auch Arthaldeus striifrons halophil n.b. 3 1 aktuell noch nachgewiesen werden (RANA Macrosteles viridigriseus halophil n.b. 4 2009). Die Salz-Arthropodenfauna ist ähn- lich wie in Gröben (Tabelle 1). Delphacidae, Spornzikaden

Euconomelus lepidus halophil n.b. 3 1

Lepidoptera, Schmetterlinge (aus GERSTENBERG 2002) Aktuelle Situation

Tortricidae, Wickler Durch Aktivitäten des EU-LIFE-Projekts und Gynnidomorpha vectisana halobiont n.b. n.b. der Naturparkverwaltung konnte gemein- sam mit dem Landwirtschaftsbetrieb die Diptera, Zweiflügler (aus WENDT 1993) regelmäßige flächendeckende Nutzung der Chloropidae, Halmfliegen Luchwiesen stabilisiert werden. Auf Teil- flächen sind absolute Düngeverbote sowie Aphanotrigonum femorellum halophil * n.b. in einem Nutzungsplan festgelegte Nut- Aphanotrigonum cintellum halobiont * n.b. zungstermine zu beachten. Die Flächen südlich des Weges werden in Abhängigkeit Apotropina brevivenosa halophil 2 n.b. von der Witterung einmal im Jahr zur Diplotaxa messoria halophil * n.b. Heuwerbung gemäht und danach bis in den Spätherbst von Rindern beweidet. Nördlich Meromyza virescens halobiont * n.b. des Weges findet in Abhängigkeit von den Microcercis trigonella halophil * n.b. Wasserständen eine ein- bis zweimalige Mahd der Flächen statt. Oscinella nitidissima halophil * n.b. Durch den Bau einer Sohlschwelle wurde Oscinimorpha albisetosa halobiont * n.b. der Winterwasserstand in den Luchwiesen um ca. 10 cm angehoben (Abb. 8). In den Araneae, Webspinnen Wintermonaten treten großflächige Über- Dictynidae, Kräuselspinnen stauungen auf, zudem sinken die Wasser- stände nicht mehr im April sondern erst im Argenna patula halobiont 1 G 20 Mai/Juni ab, was den historisch bekannten NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 103

Verhältnissen sehr nahe kommt. Das zeit- weilige Absinken der Wasserstände im Som- Dahme-Seengebiet mer ist von großer Bedeutung, da es nur dadurch zu Anreicherung von Salzen im Oberboden kommen kann. Das in diesem Gebiet besonders starke Absinken der Was- serstände in den Sommermonaten ist vor allem auf die bodenphysikalischen Eigen- schaften der Seekreide zurückzuführen.

Besucherhinweise

Ein 8,5 km langer Rundweg, der aus- geschilderte „Salzweg”, führt von der Burg Storkow am Bahnhof vorbei, durch die Luchwiesen bis nach Groß Schauen. Entlang der Marstall- und Burgwiesen geht es zurück zur Storkower Burg. Auf insgesamt vier Infotafeln werden Entstehungsge- schichte, Vegetation, Wasserhaushalt und Bedeutung der Salzstellen anschaulich er- Abb. 7: Der Strand-Dreizack ist eine Charakterart der Binnensalzstellen in Brandenburg – in läutert. An der „Station Marstallwiesen” den Luchwiesen kommt er teilweise bestandsdominierend vor Foto: RANA eröffnet sich von einem Aussichtsturm ein Blick über die Salzwiesen und die Groß Schauener Seenkette.

Abb. 8: Durch den Einbau einer Sohlschwelle 2007, wurde der Wasserrückhalt in den Luch- wiesen verbessert Foto: H. Rößling 104 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Dahme-Seengebiet Dahme-Seengebiet Marstallwiese Storkow

Landkreis: Größe: Oder-Spree ca. 53 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Groß Schauener Seenkette FFH-Gebiet-Groß Schauener Seenkette SPA Spreewald und Lieberoser Endmoräne

Gebietsbeschreibung und Geologie

Zwischen dem Storkower Bahnhof und dem Schaplowsee erstreckt sich die Marstallwie- se. Sie liegt in einer allseitig umschlossenen, holozänen, vertorften Niederung und ist von der ca. 1,5 km nordwestlich gelegenen Salzstelle in den Luchwiesen durch einen breiten Talsandrücken getrennt. Nach Sü- den begrenzt ein Dammweg die Wiese. Während die Marstallwiese zu den begren- zenden Talsand-Rändern hin geringmächtig Marstallwiese vertorft ist (Mo/S), befinden sich im Zen- Storkow trum der Binnensalzstelle mächtigere Torfe. Da die potentielle landwirtschaftliche Nutz- fläche früher einem größeren Nutzungsdruck unterlag, wurde diese morphologische Sen- kenposition über eine Sanddeckkultur melio- riert. So befindet sich auf Teilflächen eine ca. 3 dm mächtige Sandauflage, die zu den Rändern hin ausdünnt. Im Vergleich zu den anderen vegetationskundlich bedeutenden FFH-Gebiet Binnensalzstellen Brandenburgs (Luchwie- Groß Schauener sen Philadelphia, Schenkenberg u.a.) ist die Seenkette Versalzungsintensität auf der Marstallwiese eher gering. Sie ist zudem jahreszeitlichen und niederschlagsbedingten Schwankungen Schaplowsee stärker unterworfen, als dies an anderen Standorten beobachtet wurde. Die Ergebnisse der bodenchemischen Un- tersuchungen (Abb. 2) zeigen, dass die Schwankungen der elektrischen Leitfähig- keiten (Abb. 3) an den Standorten Storkow Salzstelle Nord bzw. Süd tatsächlich auf die grund- 0 200 400 600 800 FFH-Gebietsgrenze Meter wasserbedingten Salzanreicherungen und nicht auf einen größeren Gehalt an orga- nischer Substanz zurückzuführen sind. Die Sandauflage (Sanddeckkultur) im Profil Storkow-Süd besitzt einen deutlich gerin- geren Gehalt an organischem Kohlenstoff als die liegenden Torfe (Abb. 4, 5). Dieser Schichtenaufbau dokumentiert sich in glei- cher Weise bei den bodenphysikalischen Parametern. Die liegenden Torfe zeichnen sich insgesamt durch sehr hohe Werte für das Wasserspeichervermögen (Feldkapazi- tät FK, nutzbare Feldkapazität nFK) und die Wasserleitfähigkeit (kf-Wert) aus (Abb. 3). Die niedrigen Werte für die Trockenroh- dichte im Liegenden sind charakteristisch für Torfe. Sie steigen in Abhängigkeit vom Zersetzungsgrad etwas an.

Nutzungsgeschichte

Die SCHMETTAUSCHE KARTE (1767 - 87) zeigt Wiesen, die über einen Graben geringfügig in den Großen Selchower See (heute: Abb. 1: Die Marstallwiese bei Storkow von Nordwesten im Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 105 Dahme-Seengebiet

Abb. 2: Bodenchemische Tiefenprofile (0-10 dm) am Standort Storkow Süd für die Parame- ter organischer Kohlenstoff (Corg in %), Kalkgehalt (CaCO3 in %) und pH Wert (in CaCl2) (A. Bauriegel)

Abb. 3: Bodenphysikalische Tiefenprofile (0-10 dm) Storkow Süd für die Parameter Feldka- pazität (Vol. %), nutzbare Feldkapazität (Vol. %), Trockenrohdichte (g/cm3) und gesättigte Abb. 4: Bodenprofil Storkow-Nord Wasserleitfähigkeit (cm/d) (A. Bauriegel) Foto: A. Bauriegel

Schaplowsee) entwässern. Auf dem PREU- ßISCHEN URMESSTISCHBLATT von 1844 ist „der Marstall” bereits namentlich aufgeführt, einige „Scheunen” inmitten der Feucht- wiesen deuten auf eine Nutzung hin. Der Botaniker Ascherson war 1860 der erste, der von Salzpflanzen auf der Marstallwiese berichtete. Er erwähnte insbesondere das Vorkommen von Strand-Milchkraut (Glaux maritima) und Strand-Aster (Aster tripoli- um), 40 Jahre später fand er auch Wilden Sellerie (Apium graveolens) (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962, S. 292). In der Karte des DEUTSCHEN REICHES (1941) wird eine Nutzungszunahme deutlich, da die Flächen über ein Grabensystem ent- wässert und durch Wege erschlossen sind. 1956 beurteilen die Botaniker W. R. Müller- Stoll und H. G. Götz die Marstallwiese, als „… von allen Salzflorenstätten in Branden- burg die ausgeprägteste.” (MÜLLER-STOLL & GÖTZ, 1962, S. 292). Sie befand sich in dieser Zeit in ausgezeichnetem Zustand. Ausge- dehnte Salz-Binsen-Bestände (Juncus ger- ardii) vermittelten im Sommer einen braunen Farbton, der zur Blütezeit des Salzschwadens (Puccinellia distans) violett überdeckt wurde. Abb. 5: Bodenpro- Daneben gab es große Bestände von Strand- fil Storkow-Süd Dreizack (Triglochin maritimum) sowie eine Foto: A. Bauriegel Massenentwicklung von Schmalblättrigem Hornklee (Lotus tenuis), der Entferntährigen in den 1970er Jahren jedoch nicht verhin- einem Erlöschen der Salzflora und 1983 zur Segge (Carex distans) und von Strand- derte. Die Flächen entwässerten nun nicht Aufhebung des Schutzgebietes. Milchkraut (Glaux maritima). Große Teile der mehr nach Süden in den Schaplow-See son- Seit Mitte der 1990er Jahre wird die Mar- Wiese waren vom Herbst bis zum Frühjahr dern nach Norden über die Luchwiesen in stallwiese überwiegend extensiv genutzt überschwemmt, in regenreichen Sommern den Storkower Kanal und waren wegen der und es finden sich auch wieder Salzpflanzen sogar das ganze Jahr über. im zentralen Teil befindlichen Decksandauf- ein. Im Rahmen des Unterschutzstellungs- Die Marstallwiese wurde 1967 auf einer lage auch befahrbar. Nach der Einsaat von verfahrens für das NSG Groß Schauener Fläche von ca. 7 ha als Naturschutzgebiet Intensivgrünland-Arten, erfolgte die Nut- Seenkette wurde die Marstallwiese als Ent- ausgewiesen, was eine tiefgreifende Hydro- zung als Futterwiese mit starker Mineral- wicklungszone einbezogen und ist seit 2000 melioration und den Umbruch der Flächen düngung. Diese Maßnahmen führten zu erneut als NSG gesichert. Trotz der formalen 106 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Unterschutzstellung gaben intensive Be- Dahme-Seengebiet wirtschaftung auf Teilflächen und niedrige Wasserhaltung bis in die 1990er Jahre Anlass zur Besorgnis. Die notwendige Sicherung der Wasserverhältnisse und der Biotopqualitäten der Salzstelle war letztlich auch ein maßgebender Impuls, das EU- LIFE-Projekt „Sicherung und Entwicklung der Binnensalzstellen Brandenburgs” vor- zubereiten.

Gebietszustand

Echte Salzpflanzengesellschaften kommen auf der Marstallwiese nur fragmentarisch vor. Ausgebildet ist vor allem der Salzbinsen- rasen (Juncetum gerardii). Der überwie- gende Teil der salzbeeinflussten Vegetation gehört den halophilen Flut- und Trittrasen an. Die zahlreichen Halophyten (Salz- pflanzen) und halotoleranten Arten finden Abb. 6: Im Mai blüht das Strand-Milchkraut (Glaux maritima) auf der Marstallwiese sich insbesondere im zentralen Teil der Foto: C. Haarring Marstallwiese. Darunter sind größere Be- stände an Strand-Dreizack (Triglochin ma- ritimum), Salz-Binse (Juncus gerardii) und Entferntähriger Segge (Carex distans), außerdem Schmalblättriger Hornklee (Lotus tenuis), Kleines Tausendgüldenkraut (Cen- taurium pulchellum) und Strand-Milchkraut (Glaux maritima) (Abb. 6). Als Seltenheit für Brandenburg kommt hier der vom Aussterben bedrohte Wilde Sellerie (Apium graveolens) vor (Abb. 7). Größere Vorkom- men an Erdbeerklee (Trifolium fragiferum) finden sich auch weiter über das Gebiet verteilt. Auf den Flächen wirtschaften derzeit drei landwirtschaftliche Betriebe. Für ca. 50% der Flächen im Süden und Westen der Marstallwiese bestehen, zusätzlich zu den Regelungen der Schutzgebietsver- ordnung, freiwillige Verpflichtungen zur ex- tensiven Grünlandnutzung. Diese Flächen werden ein- bis zweimal jährlich gemäht. Die übrigen Flächen, im zentralen Teil und im Norden der Wiese, werden zwei- bis dreimal jährlich gemäht und aus dem Mahdgut Silage erzeugt. Durch die unterschiedlichen Intensitäten der Bewirtschaftung können auf der Marstall- wiese sowohl sehr kurzrasige als auch hochwüchsigere Bestände beobachtet wer- den. Die Salz-Arthropodenfauna ist arten- ärmer als die in Philadelphia (Tabelle 1).

Aktuelle Situation

Die Stabilisierung der Gebietswasserverhält- nisse in der Marstallwiese, bei gleichzeitiger Fortführung der naturschutzangepassten Nutzung der Weidenflächen, war eines der zentralen Anliegen des EU-LIFE-Projekts. Nur durch die Beibehaltung einer regel- mäßigen Nutzung können die Salzpflanzen- Gesellschaften in ihrem Bestand stabilisiert werden. Nach intensiven hydrologischen und bodenkundlichen Untersuchungen so- wie Geländevermessungen hat sich gezeigt, Abb. 7: Als Seltenheit für Brandenburg kommt der hier vom Aussterben bedrohte Wilde dass die Projektziele bei einer Wiederher- Sellerie (Apium graveolens) vor Foto: H. Rößling stellung des historischen Entwässerungssys- NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 107 Dahme-Seengebiet

Abb. 8: Wintereinstau auf der Marstallwiese im Februar 2009, nach Sanierung des Staubau- Abb. 9: Der 2009 im Rahmen des EU-LIFE- werkes Foto: H. Rößling Projektes errichtete Beobachtungsturm er- möglicht Ausblicke auf die Marstallwiese Tabelle 1: Arthropoden auf der Binnensalzstelle Marstallwiese Storkow (Tabelle: D. Barndt) und die Groß Schauener Seenkette Die Gefährdungsangaben (1-3, G) sind den aktuellen Roten Listen entnommen; Foto: H. Rößling * = nicht gefährdet, n.b. = nicht bearbeitet. Bindung an RL Brbg. RL D 98 Anzahl 2004 Besucherhinweise Salzstellen Coleoptera, Käfer Ein 8,5 km langer Rundweg, der ausge- schilderte „Salzweg”, führt von der Burg Carabidae, Laufkäfer Storkow am Bahnhof vorbei, durch die Bembidion tenellum halobiont 1 1 3 Luchwiesen bei Philadelphia nach Groß Schauen. Entlang der Marstall- und Burg- Elaphrus uliginosus halophil 2 2 21 wiesen geht es zurück zur Storkower Burg. Cryptophagidae, Schimmelkäfer Auf insgesamt vier Infotafeln werden Entstehungsgeschichte, Vegetation, Was- Atomaria gutta halophil n.b. * 10 serhaushalt und Bedeutung der Salzstellen Histeridae, Stutzkäfer anschaulich erläutert. An der „Station Mar- Atholus praetermissus halobiont n.b. * 6 stallwiese” eröffnet sich von einem Aus- sichtsturm ein Blick über die Salzwiesen Limnichidae, Uferpillenkäfer nach Storkow und über die Groß Schauener Limnichus pygmaeus halophil? n.b. * 7 Seen (Abb. 9).

Scarabaeidae, Blatthornkäfer

Aphodius plagiatus halophil 3 * 33

Staphylinidae, Kurzflügelkäfer

Carpelimus ganglbaueri halobiont 1 2 25

Auchenorrhyncha, Zikaden

Cicadellidae, Kleinzikaden

Anoscopus albiger (Salz-Erdzikade) halophil n.b. 2 17

Macrosteles viridigriseus halophil n.b. 3

Araneae, Webspinnen keine Salzarten weitere Arthropodengruppen nicht untersucht tems zum Schaplowsee hin nicht erreicht so dass im Winterhalbjahr ein Wasserrück- werden können. Außerdem wären diese halt erreicht und im Sommerhalbjahr eine Maßnahmen nur mit einer grundlegenden nutzungsabhängige Steuerung der Wasser- Änderung der landwirtschaftlichen Nut- stände in Zusammenarbeit von Landnut- zungsverhältnisse möglich gewesen, die zern und Naturwacht gewährleistet wird von den Nutzern nicht mitgetragen wird. (Abb. 8). Neben der Steuerung der Wasser- Deshalb wurde das nach der Melioration stände sind in den nächsten Jahren auch Art entstandene Entwässerungsregime belassen und Intensität der Nutzung zu begleiten. und das vorhandene Staubauwerk saniert, 108 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Dahme-Seengebiet Dahme-Seengebiet Groß Schauener Seenkette

Landkreis: Größe: Oder-Spree ca. 132 ha

Schutzstatus: Natura 2000: NSG Groß Schauener Seenkette FFH-Gebiet Groß Schauener Seenkette SPA Spreewald und Lieberoser Endmoräne

Gebietsbeschreibung

Unmittelbar südwestlich von Storkow liegen die Groß Schauener Seen. Es sind Flachseen, die sich geomorphologisch in einem nahezu abflusslosen Becken entwickelt haben und in Sumpf- und Verlandungskomplexe ein- gelagert sind. Sie werden teilweise von sehr breiten Schilf- und Röhrichtgürteln umge- ben. Landeinwärts schließen sich hinter Wei- dengebüschen und Erlenwald-Komplexen oft extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesen an, in denen immer wieder Salzvegetation zu finden ist. Zahlreiche, meist kleinflächige Salzpflanzenvorkommen sind in die Wiesen rund um den Schaplowsee, auf der Wop- pusch-Halbinsel und am Nordufer des Schweriner Sees eingestreut. FFH-Gebiet Groß Schauener Nutzungsgeschichte Groß Schauener Seenkette Seen Im 18. Jahrhundert waren die Seen noch deutlich größer als heute und von schmalen Streifen offener Feuchtwiesen umgeben (SCHMETTAUSCHES KARTENWERK 1767 - 87). Auf dem PREUßISCHEN URMESSTISCHBLATT von 1844 sind Teile der Seen bereits verlandet und zwischen Woppuschhalbinsel und gegen- überliegendem Ufer ist eine „Fuhrt” ver- S c h w e r i n e r S e e merkt. Die Ufer waren offen und Wege auf der Halbinsel deuten auf eine Nutzung hin. Die Uferbereiche des Schaplowsees, des Sel- chower Sees, sowie auch des Schweriner Salzstelle Sees bestanden noch bis in die 1950er Jah- 0 200 400 600 800 FFH-Gebietsgrenze Meter re hinein überwiegend aus großflächigen feuchten Wiesen. Auswertungen historisch- er Luftbildaufnahmen (1953) zeigen auf diesen ehemaligen Grünlandflächen eine Zunahme der Gehölzbestockung. Zwischen- zeitlich wurden sie nahezu ganz von Schilf- und Gehölzflächen eingenommen, weil man die Weide- und Mahdnutzung der häufig sehr feuchten Standorte nach und nach auf- gab wurde. Die verbliebenen, teilweise sehr schmalen Wiesenstreifen sind ebenfalls von starker Überschattung und Nutzungsauf- gabe bedroht, wenn dem Gehölzaufwuchs nicht entgegen gewirkt wird. Die Flachseen waren ursprünglich eutrophe Klarwasserseen mit einer reichhaltigen Schwimmblatt- und Unterwasservegetation. Stoffeinträge, v.a. aus der Landwirtschaft und der fischereilichen Seenbewirtschaftung (Karpfenhaltung und frühere punktuelle Zufütterung), haben die Wasserqualität er- heblich beeinträchtigt. Die Sichttiefe der Seen beträgt heute nur noch wenige Abb. 1: Blick auf die Woppusch-Halbinsel zwischen Selchower See und Schweriner See von Zentimeter, eine Unterwasserpflanzenvege- Nordwesten im Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 109

fernung von Erlenjungwuchs im Übergang zu den breiten Schilfgürteln. Am Ostufer Dahme-Seengebiet des Schaplow-Sees, an der Straße zwischen Storkow und Wochowsee, wurden ehema- lige Wiesen von Schilf und Erlenaufwuchs befreit. Eine regelmäßige Mahd zur Heuge- winnung und die verantwortungsvolle Be- weidung der Feuchtgrünländer mit Pferden tragen zum Erhalt der wertvollen salzge- tönten Wiesengesellschaften um Wochow- Abb. 2: Der salzlie- see bei. bende Erdbeerklee Maßnahmen zur Erweiterung und Stabili- kommt häufig auf sierung der Weidenutzung standen auf der den Salzstellen um Woppusch-Halbinsel zwischen Selchower die Groß Schauener und Schweriner See im Vordergrund. In den Seen vor (Trifolium fragiferum) vergangenen Jahren aufgewachsene Ge- Foto: W. Klaeber hölze wurden auf einer Fläche von ca. 3 ha entnommen. Dabei ist auf den meisten tation ist nicht mehr vorhanden. Ledig- Auch in den Gebieten am Westufer des Sel- Flächen, nach Entfernung der Wurzel- lich Schwimmblattbestände aus See- und chower Sees tritt der Erdbeerklee (Trifolium stubben, neben der Weidenutzung auch Teichrose befinden sich in geschützten fragiferum) als häufigste und relativ verbrei- wieder eine Mahdnutzung möglich. Die Seebuchten. tete salztolerante Art auf (Abb. 2). An der Heinz Sielmann Stiftung hat große Teile der Seit Ende der 1990er Jahre ist die Heinz Siel- Badestelle am Schweriner See finden sich Woppusch-Halbinsel erworben, um hier, mann Stiftung Eigentümerin der zusam- außerdem noch Strand-Dreizack (Triglochin gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen menhängenden Wasserflächen der Groß maritimum) und Salz-Teichsimse (Schoeno- Flächennutzer, eine nachhaltige Weide- Schauener Seenkette. plectus tabernaemontani). Eine Besonder- nutzung zu sichern. Die Funde von Salzstellen sind, im Gegen- heit dieses Gebietes sind die individuenrei- satz zu den Nachweisen in den Marstall- chen Populationen des Kriechenden Sellerie und Luchwiesen, erst in jüngerer Zeit erfolgt. (Apium repens), einer nach Anhang II der Besucherhinweise Im Rahmen von Biotoptypenkartierungen FFH-Richtlinie geschützten Art. Er ist vor für den Pflege- und Entwicklungsplan (PEP allem in feuchten und wechselnassen sowie Von dem Aussichtsturm am Südrand der 2003) für den Naturpark Dahme-Heide- gestörten Senken auf der Woppusch-Halb- Marstallwiese, der 2009 vom Landes- seen (1998 - 2002) wurden erstmalig Salz- insel zu finden, aber auch am Nordufer des umweltamt Brandenburg im Rahmen des pflanzenvorkommen rund um die Groß Schweriner- und am Ostufer des Selchower EU-LIFE-Projekts erbaut wurde, eröffnet Schauener Seenkette nachgewiesen. Sees. Der Kriechende Sellerie wächst in sich ein Blick über einen Teil der Groß feuchten Kriech- und Trittrasen. Die konkur- Schauener Seen. Der Aussichtsturm ist eine renzschwache Art benötigt eine lückige Station des 8,5 km langen Rundweges, der Gebietszustand Vegetation und zumindest zeitweise nassen als „Salzweg” an der Burg Storkow beginnt, Untergrund. durch die Burgwiesen bis zum Aussichts- Auf den extensiv als Mähwiese und -weide turm am Südrand der Marstallwiese führt. genutzten Flächen am Nord- und Südufer Aktuelle Situation Von hier verläuft der „Salzweg” weiter nach des Schaplow-Sees kommt Erdbeerklee (Tri- Groß Schauen und durch die Luchwiesen folium fragiferum) vor, vereinzelt wurde am Mit dem EU-LIFE-Projekt konnte rund um bei Philadelphia zum Bahnhof Storkow. Nordufer auch Strand-Dreizack (Triglochin die Groß Schauener Seenkette die natur- Vier Infotafeln am Wegesrand geben maritimum) gefunden sowie Salz-Teich- schutzgerechte Nutzung der Feucht- und Auskunft zu Entstehungsgeschichte, Vege- simse (Schoenoplectus tabernaemontani) Nasswiesen stabilisiert, ausgedehnt und tation, Wasserhaushalt und Bedeutung der am Südufer. Der überwiegende Teil des sogar wieder aufgenommen werden. Am Binnensalzstellen. Der Weg führt an vielen Ostufers des Schaplow-Sees ist heute von Nordufer des Schaplow-Sees, östlich von Stellen durch Naturschutzgebiete. Besucher Erlenwald bestanden und wird von nicht be- Groß Schauen, genügten dafür schon die werden auf das hier bestehende Wege- wirtschafteten Röhrichtflächen beherrscht. Ausdehnung der Mahd sowie die Ent- gebot hingewiesen.

Abb. 3 und Abb. 4: Während und nach der Durchführung der Gehölzbeseitigung an der Groß Schauener Seenkette, Anfang 2009 Foto: H. Rößling 110 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Luckauer Becken Luckauer Becken

Gebietsbeschreibung Leibsch hme Im Unterschied zu einem Großteil der Da bekannten Binnensalzstellen Brandenburgs Gröditsch liegen die Salzstandorte des Luckau-Calauer- Baruth/Mark Beckens im Altmoränengebiet. Landschafts- Schlepzig prägend für das Luckau-Calauer-Becken Rietz- sind der Lausitzer Grenzwall im Süden sowie neuendorf die weitflächigen spätweichselkaltzeitlichen Te lt o w- Dahme-Spreewald Ablagerungen. Letztere werden von holo- Golßen zänen fluviatilen Bildungen zerschnitten, in deren vermoorten Bereichen sich die Salz-

standorte befinden. Das Luckau-Calauer Zützen Ber Lübben Becken lässt sich in Einzelbecken, Hoch- (Moorwiese) ste (Spreewald) flächeninseln und Talungen gliedern. Die Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen sind sehr kleinflächig und meist von intensiv Drahnsdorf Fläming genutzten Ackerflächen auf höher gelege- Lübbenau/ nen Standorten umgeben. Spreewald Wilmersdorf-Stöbritz (Wehrbusch und Riepuhl) Spree Geologische und bodenkund- Langengrassau Luckau liche Aspekte der Region Frankendorf- Cahnsdorf Goßmar Die Salzstellen östlich von Luckau befinden Oberspreewald- sich in einem spätweichselkaltzeitlich bis Lausitz holozän angelegten Niederungsbereich mit Walddrehna Flussablagerungen. Hydraulisch ist dieses Gebiet durch den südlich gelegenen ehema- ligen Braunkohlentagebau Schlabendorf be- Calau einflusst, so dass das Grundwassergefälle in Elbe-Elster Crinitz Richtung Südosten orientiert ist. Der ober- flächennahe Bereich ist sehr wechselhaft / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen aufgebaut. Glazifluviatile Sande mit schwan- / Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1990 erloschen kenden Mächtigkeiten zwischen 2 - 20 m / bilden den oberen Grundwasserleiter und Salzstelle/Salzpflanzenvorkommen bis 1950 erloschen lagern auf 5 - 10 m mächtigen Geschie- bemergeln bzw. Schluffen auf. Die Quartär- 0246810 Eisenbahn Fließgewässer km basis ist im Bereich von 0 bis -100 mNN mit Bahnhof See zu erwarten. Die Süß-/Salzwassergrenze ist Autobahn in der Hydrologischen Karte (HYKA 50) bei Siedlung Kreisgrenze ca. -100/-150 mNN dargestellt. Eine Ru- Bundesstraße peltonfehlstelle ist nordwestlich von Luckau Landesstraße Wald Landesgrenze kartiert. Hydrogeochemisch-genetisch treten die Wässer der Salzstellen von Cahnsdorf und Arealausdehnung der Moorareale sind mit- zentrationen konnten zumindest für den Frankendorf deutlich in ihrem salinaren unter stark zurückgegangen (z.B. Cahns- Bereich des effektiven Wurzelraums nicht Einfluss gegenüber den bisher betrachteten dorf). Mit dem gegenwärtigen Wieder- nachgewiesen werden. Gebieten zurück (s. HERMSDORF in diesem anstieg des Grundwassers ist mittelfristig Heft, Tabelle 1). Im Bereich von Frankendorf eine deutliche Veränderung der hydrologi- konnten nur Sulfattypen der Neubildungs- schen Verhältnisse zu erwarten. Geschichte der Erforschung der wässer nachgewiesen werden. Im Gebiet Die bodenkundlichen Untersuchungen an Binnensalzstellen im Gebiet von Cahnsdorf treten diffus migrierende den Standorten Cahnsdorf, Zützen/Jetsch salinare Wässer auf. In beiden Regionen ist und Wilmersdorf charakterisierten die Stand- Erste Erwähnungen von Salzpflanzen für die der Neubildungseinfluss der Niederung orte als sehr gering versalzt. Die Leitfähig- Niederlausitz gibt es schon im Hortus Lusa- charakteristisch. keiten im Bodensättigungsextrakt (ECe) tiae (FRANKE 1594), zum Beispiel für das Wie andernorts in Brandenburg auch, erreichten zu den Zeitpunkten der Probe- Strand-Milchkraut (Glaux maritima). Sie befinden sich die Binnensalzstandorte in nahme nicht die angenommene Konkur- lassen sich aber mangels Ortsangaben nicht vermoorten Niederungen. Sie werden um- renzschwelle von 4 mS/cm (LARCHER 2001, sicher auf den Luckauer Raum beziehen. rahmt von periglaziär überprägten saale- MUNNS &TESTER 2008) und unterscheiden Für das Luckauer Becken stammen die er- zeitlichen Moränenstandorten. Auf den z.T. sich kaum von den ECe-Werten, die in nicht sten umfassenden Literaturangaben über bindigeren Standorten haben sich Fahlerde- versalzten Niedermooren gemessen werden Salzpflanzenvorkommen von RUTHE (1827, Braunerde-Bodengesellschaften entwickelt, (BAURIEGEL 2007) (Abb. 1). Noch deutlicher 1834) und RABENHORST (1839). Wenige die oft pseudovergleyt sind. Die östlich wird dieser geringe Versalzungsaspekt bei Jahre zuvor hatte bereits der Luckauer Mäd- direkt anschließenden ehemaligen Braun- der Betrachtung der Anionen-Konzentra- chenschullehrer Grasmann (auch: Grass- kohlentagebaue Seese und Schlabendorf tionen (Abb. 2). Die ECe-Werte werden mann) wichtige Funde zusammengetragen verstärkten durch den Wasserentzug die fast ausschließlich durch die Sulfat-Anteile und gemeinsame Exkursionen mit dem Torfdegradation. Die Torfmächtigkeit und bestimmt. Standortrelevante Chlorid-Kon- damals in Berlin Medizin studierenden C. F. NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 111

In Regeneration befindliche Salzstellen und Salzpflanzenvorkommen des Luckauer Beckens: ben (BOHNSTEDT 1889). Die Flächen gerieten dann für lange Zeit aus dem Blick der bran- Luckauer Becken Salzstelle am ehemaligen Bahnhof Frankendorf denburgischen Botaniker und erst 1960 Stark beeinträchtigte Salzstellen: konnten W. Fischer und H. D. Krausch die Salzstellen erneut bestätigen (MÜLLER-STOLL Salzstelle bei Luckau-Cahnsdorf – hohes Regenerationspotenzial nach Aushagerung und & GÖTZ 1962). Etliche Arten waren bereits Stabilisierung des Wasserhaushalts verschwunden und andere wuchsen nur Salzpflanzenvorkommen bei Zützen – hohes Regenerationspotenzial in aufgelassenen noch auf sehr kleiner Fläche. Von ca. 1960 Bereichen an beobachtete H. Illig die Luckauer Salzstellen kontinuierlich, dokumentierte Lessing sowie anderen brandenburgischen ker in die Hydrologie der Landschaft einge- den Niedergang unter mehrfachen Acker- Botanikern unternommen. Grasmann selbst griffen wurde und es starke Wandlungen in Umbrüchen und Entwässerungen sowie die publizierte keinen seiner Funde (ILLIG in litt. den Nutzungsweisen gegeben hatte. Auf Schutzbemühungen, die 1969 zur Einrich- 2010), doch berichtet LESSING (1828, S. 625) die zu dieser Zeit noch verbreitete Wechsel- tung eines ersten Flächennaturdenkmales darüber und erwähnt als erster den Wei- nutzung zwischen Acker- und Weideland am ehemaligen Bahnhof Frankendorf denblatt-Lattich (Lactuca saligna) für die verweist ILLIG (1989) und erklärt daraus die führten. 1966 fanden W. Fischer und H. Illig Luckauer Gegend. Auch Ruthe und Raben- mehrfachen historischen Angaben von Salz- eine weitere Salzstelle bei Zützen, die als horst nehmen vielfach Bezug auf Grasmann. pflanzen aus Äckern und Feldrainen. Dabei Moorwiese über Wiesenkalken eher dem Einzelne alte Funde auf den Höhen westlich ist zu berücksichtigen, dass das zumeist Erscheinungsbild der mittelbrandenburgi- von Luckau, im Randgebiet der Rochauer verwendete Gerät zu dieser Zeit eine nur schen Salzwiesen entsprach (ILLIG 1989). Heide, sind in ihrer Bedeutung nicht ein- flachgründige, kaum bodenwendende Bear- Auch hier waren zum Zeitpunkt der Ent- schätzbar. Rabenhorsts gründliche botani- beitung zuließ. Dass auch in der Nieder- deckung noch Strand-Milchkraut, Strand- sche Durchforschung der Niederlausitz und lausitz mit der Separation grundlegende Dreizack und Sumpf-Knabenkraut vor- besonders der Luckauer Umgebung er- Umbrüche im Nutzungsmosaik und damit handen. ILLIG (1989) stellte alle bisher im brachten bereits ein sehr umfassendes Bild der Vegetation anstanden, befürchtete aber Luckauer Raum bekannt gewordenen Salz- der Salzflora. Der sich aus den Aufzeichnun- schon der Gubener Amtsmann J. H. RUFF pflanzen und sonstigen salztoleranten Arten gen offenbarende Umfang der Bestände (1833). in einer Tabelle zusammen und wies, als ei- zahlreicher Arten, nicht nur der Halophyten, ASCHERSON erwähnte 1864 die Funde von ner der Ersten, auf das regelmäßige Vorkom- weist auf ein im frühen 19. Jahrhundert von Rabenhorst und bestätigte dessen Herbar- men von Armleuchter-Algen in den flachen Nutzungsintensivierungen noch weitgehend belege wichtiger Arten. Beobachtungen von Temporärgewässern von Salzstellen hin. unberührtes Landschaftsmosaik und eine BOHNSTEDT (1882, 1889) zeigten die Konti- Die aktuellen Entwicklungen sind von Wider- entsprechend starke Differenzierung der nuität des Salzeinflusses im Gebiet östlich sprüchen geprägt. Intensive Landwirtschaft Standortbedingungen hin. Damit hebt sich von Luckau, aber auch erste starke Ein- verhindert die Regeneration der Salzflora auf das Gebiet von anderen Teilen Branden- bußen der Salzflora. Zuletzt bestätigte K. dem größten Teil der früher besiedelten burgs ab, in denen bereits wesentlich stär- Scheppig 1884 die Bohnstedt´schen Anga- Flächen. Nahe liegende Braunkohlentage- baue senkten das Grundwasser für Jahr- zehnte noch einmal drastisch. Erst in den letzten Jahren kam es gebietsweise zu neuen Vernässungen, deren endgültige Stärke und Ausdehnung abzuwarten bleiben. So ist auch in der Salzflora nur mit einer allmählichen Wiederbelebung zu rechnen, bei der sich zuerst die Arten mit langlebigem Diasporen- vorrat einstellen werden (W. PETRICK in litt. ab 2000). Der Förderverein „Naturpark Nieder- lausitzer Landrücken” und der Biologische Arbeitskreis „Alwin Arndt” Luckau haben mit verschiedenen Schutzanstrengungen mehrere Teilflächen östlich von Luckau für Habitatgestaltungen und eine extensive Abb. 1: Maximal- und Minimalwerte der elektr. Leitfähigkeit (ECe) im Bodensättigungsex- Grünlandnutzung gesichert. Arbeitskreis und trakt (mS/cm) in 0-10 dm Profiltiefe (A. Bauriegel) NABU-Stiftung tätigten auch Flächenkäufe.

Abb. 2: Maximal- (rote Balken) und Minimalwerte (blaue Balken) der Chlorid- und Sulfat-Konzentrationen (mg/l) im Bodensättigungsextrakt (A. Bauriegel) 112 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Luckauer Becken Botanisch interessante Aspekte mit Bezug zu den Binnensalz- stellen

Die Artenausstattung der Luckauer Salz- stellen war immer reduziert gegenüber den havelländischen und mittelbrandenburgi- schen. Dennoch war das Strand-Milchkraut (Glaux maritima) um Cahnsdorf zu Raben- horsts Zeit offenbar eine allgegenwärtige Erscheinung, der Strand-Dreizack (Triglochin maritimum) wird 1839 ohne exakte Fund- ortangabe lediglich mit „hie und da” an- gegeben. Der einzige lokalisierbare Fund der Art war der Nachweis von der Zützener Moorwiese durch W. Fischer in den 1960er Jahren. Die weniger durch Vermoorung geprägten lehmig-tonigen Geschiebeböden bedingen das Zusammentreffen der typi- schen Salzpflanzen mit einigen Salz ertragen- den Pflanzen der Zwergbinsengesellschaften. Eine Art der Luckauer Stellen, die an den übrigen brandenburgischen Salzstellen fehlt, ist der Ysopblättrige Weiderich (Lythrum hyssopifolia) (ILLIG 1989). Eine weitere Besonderheit ist das Vorkommen der südost- europäischen Grauen Kratzdistel (Cirsium canum), die seit Bohnstedt bei Luckau im wechselfeuchten, salzbeeinflussten Grünland nachgewiesen ist. Ihr Vorkommen beschreibt nach H. ILLIG (in litt. 2010), gemeinsam mit den ehemaligen Nachweisen für das Sumpf- Knabenkraut (Orchis palustris), die unge- fähre Ausdehnung des Luckauer Salzstellen- Komplexes (siehe auch ILLIG 1975). Ähnlich wie bei anderen Streuwiesen-Pflanzen ist hier zu vermuten, dass der Salzeinfluss in Verbindung mit anderen spezifischen Stand- ortmerkmalen einen besonderen Konkur- renzvorteil bewirkt. Immerhin bestanden in den vergangenen Jahrzehnten weitere brandenburgische Vorkommen von Cirsium Abb. 3: Hohe Grundwasserstände prägen im Frühjahr das Bild der Salzstellen bei Luckau canum bei Zossen, im unmittelbaren Um- Foto: H. Lengsfeld feld der Salzstellen. Die zahlreichen Angaben von Rabenhorst für den Eibisch in der Niederlausitz stammten nur teilweise aus den Salzstellen. Wie auch in anderen Landesteilen war die bekannte und leicht zu kultivierende Heilpflanze hier im 19. Jahrhundert in den ländlichen Gärten weit verbreitet und nicht selten verwildert. Heute hat sie keine wild lebenden Vorkom- men mehr im Gebiet. Bemerkenswert ist die

Besondere Refugialfunktion der Salzstellen des Luckauer Beckens für den Schutz heimischer Pflanzenarten (Halophyten sind hervorgehoben):

Landesweite Vorkommensschwerpunkte: Gefäßpflanzen Graue Kratzdistel (Cirsium canum)

Einzelvorkommen vom Aussterben bedrohter Arten:

Kriechender Sellerie (Apium repens) Strand-Milchkraut (Glaux maritima) Brackwasser-Armleuchteralge (Chara ca- nescens) Abb. 4: Blick vom Alten Bahndamm auf die Salzstelle bei Frankendorf Foto: H. Lengsfeld NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 113 Luckauer Becken

Abb. 5: Der Riepuhl bei Wilmersdorf-Stöbritz nach der Sanierung und Ausbaggerung Foto: H. Lengsfeld

Angabe des Salz ertragenden Weidenblatt- seit den 1980er Jahren zu Massenentwick- Erscheinen der Armleuchter-Alge Chara Lattichs (Lactuca saligna), außer durch Less- lungen der Strand-Simse (Bolboschoenus canescens, einer Art der brackigen Gewäs- ing (s.o.) auch bei RUFF (1833) und RABEN- maritimus) geführt, die bei Cahnsdorf und ser der Ostseeküste, die im deutschen HORST (1839). Nach Rabenhorsts Ortsan- Frankendorf als mitunter kaum beherrsch- Binnenland nur extrem selten auftritt. In gabe kam die salztolerante Pflanze bei bares Acker-Unkraut auftritt (ILLIG 1989, Brandenburg war sie bisher nur einmal im Cahnsdorf unter naturnahen Verhältnissen GIERSBERG & GOLZE 1989). Die Populationen 19. Jahrhundert nachgewiesen worden. In vor. Für das benachbarte Görlsdorf wird die der übrigen Halophyten befinden sich den neu geschaffenen Gewässern trat sie Art auch von O. Jaenicke belegt (ASCHERSON zurzeit in einem kritischen Zustand und sind gemeinsam mit weiteren, in Brandenburg 1864). Es sind die einzigen Meldungen für zum Teil nicht mehr regelmäßig nachweis- vom Aussterben bedrohten Armleuchter- Brandenburg und es ist nicht sicher, ob sie bar. Die Einrichtung von Kleingewässern mit Algen auf (ILLIG 2008; RAABE in litt. 2008). ein fester Bestandteil der hiesigen Flora flach ausstreichenden Uferzonen schaffte Diese Beobachtungen geben Hinweise auf gewesen ist. neue Ansiedlungsmöglichkeiten für das das hohe Regenerationspotenzial einzelner Während der aktuelle Florenbestand der Strand-Milchkraut (Glaux maritima) und für Halophyten, das sich auf einen langlebigen Luckauer Salzstellen vor allem durch Ver- den früher hier nicht nachgewiesenen Diasporenvorrat im Boden stützt. armung gekennzeichnet ist, hat die Inten- Kriechenden Sellerie (Apium repens). Eine sivierung der landwirtschaftlichen Nutzung floristische Überraschung war das sofortige Entwicklungsperspektiven der Binnensalzstellen in der Region

Die Salzpflanzenvorkommen im Luckauer Raum liegen im FFH-Gebiet „Luckauer Salzstellen”, das aus mehreren Teilflächen besteht. Die Vorgaben für den Schutz und die Pflege der Lebensräume sollen in ei- nem Bewirtschaftungserlass zusammenge- fasst werden, der derzeit erarbeitet wird. Wichtig ist es dabei, in allen Teilgebieten eine extensive Nutzung des Grünlandes zu gewährleisten. Im EU-LIFE-Projekt wurden auf der Salzstelle Frankendorf und am Riepuhl bei Wilmersdorf-Stöbritz die Nutzung und Pflege der Flächen neu organisiert. Örtliche Landwirtschaftsbetriebe haben hier unter fachlicher Anleitung der Verwaltung des Naturparks „Niederlausitzer Landrücken” die Nutzung übernommen. Am Riepuhl konnte auch eine ehemalige Ackerfläche im Umfeld des Kleingewässers in die Bewei- dung mit Rindern einbezogen werden. Die flachen Senken in Frankendorf müssen in ihrer Entwicklung und Artenausstattung in den nächsten Jahren ebenso beobachtet werden wie die räumlich doch sehr isolier- ten Populationen einiger Pflanzenarten, z.B. des Strand-Milchkrauts (Glaux maritima). Abb. 6: Rinder beweiden eine Luckauer Salzstelle Foto: H. Lengsfeld 114 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010

Luckauer Becken Luckauer Becken Frankendorf/Cahnsdorf

Landkreis: Größe: Dahme-Spreewald ca. 10 ha

Natura 2000: Schutzstatus: FFH-Gebiet Luckauer Salzstellen Flächennaturdenkmal SPA Luckauer Becken

Gebietsbeschreibung

Die Salzstellen Frankendorf und Cahnsdorf liegen südöstlich von Luckau an der Calauer Chaussee. Nordwestlich des ehemaligen Bahnhofs Frankendorf befindet sich das größte zusammenhängende Vorkommen an Salzpflanzen im Luckau-Calauer Becken. Cahnsdorf Die Salzstelle Frankendorf umfasst Grün- land- und Ackerflächen sowie zwei tempo- räre Kleingewässer, die fast jährlich trocken fallen. Eine unmittelbare Anbindung der Projektfläche bzw. der Kleingewässer an eine Vorflut ist aktuell nicht gegeben. 1970 Luckau wurde die Binnensalzstelle am ehemaligen (Cahnsdorf) Frankendorfer Bahnhof mit einer Fläche von ca. 3 ha zum Flächennaturdenkmal erklärt. Das Gebiet am „Krötenweiher Cahnsdorf” liegt in einer flachen Geländesenke 1 km Luckau südlich von Cahnsdorf, unmittelbar östlich (Frankendorf) der Einmündung des Uppstallweges in die Calauer Chaussee. Die Binnensalzstelle be- FFH-Gebiet findet sich auf genutzten Grünlandflächen Luckauer Salzstellen (Mähweide). Auch in dieser Fläche befindet sich ein Kleingewässer. Ein Anschluss an die Vorflut besteht ebenfalls nicht, ein vom Gewässer nach Norden ableitender Graben ist stark verlandet und heute funktionslos. In den zeitigen Frühjahrsmonaten stehen oft Blänken auf dem Grünland, in den Sommer- monaten geht die Bodenfeuchtigkeit jedoch stark zurück. Die Fläche des Krötenweihers Cahnsdorf wurde 1990 als Flächennatur- denkmal (ca. 2 ha) gesichert. Salzstelle 0 200 400 600 800 FFH-Gebietsgrenze Meter Nutzungsgeschichte

Die Salzpflanzen waren auf den traditionellen Weidegebieten um Luckau, teilweise auch auf Äckern, im 19. Jahrhundert weit verbrei- tet. Das Vorkommen von Halophyten (Salz- pflanzen) beschränkte sich jedoch auf die Gebiete südlich und östlich von Luckau, vor allem um die Ortschaften Cahnsdorf und Frankendorf. Auf dem PREUßISCHEN URMESS- TISCHBLATT von 1847 ist die Umgebung als Grünland eingezeichnet, das damals auf- grund der geringfügigen Entwässerung wohl nur extensiv genutzt wurde. Eine Verän- derung brachte 1910/11 der Bau der Eisen- bahnlinie zwischen Luckau und Finsterwalde mit sich, die durch die Salzstellen hindurch bzw. direkt an ihnen vorbei führte. In den 1940er Jahren ist auf der Frankendor- fer Salzstelle immer noch keine intensivere Nutzung erkennbar, auf der Cahnsdorfer Fläche dagegen lassen ein Schuppen sowie Abb. 1: Die Binnensalzstelle Frankendorf von Südosten, Sommer 2009 Foto: H. Rößling NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 115

Grünlandnutzung mehr. Die zeitweise Aus- trocknung der Flächen und ausbleibende Luckauer Becken Nutzung führten zu einer deutlichen Ver- schlechterung der Habitatbedingungen für Salzpflanzen im verbliebenen Grünlandteil und im wieder als Grünland genutzten Um- bruchabschnitt. Mit fortschreitendem Grundwasserwieder- anstieg, nach Beendigung der Tagebaue, wurde die Nutzung durch große Feuch- tigkeit im Frühjahr mit häufiger Blänken- bildung, wechselnd mit starker Austrock- nung im Sommer, erschwert und schließlich aufgegeben. Auch eine westlich an das Flächennaturdenkmal angrenzende Acker- fläche war hiervon betroffen und konnte im Bodenordnungsverfahren Schlabendorf- Zinnitz 2004 als Dauergrünland gesichert werden. Ab Mitte der 1990er Jahre erfolgte die Nutzung durch Schafbeweidung mit Nach- mahd und die Anlage einer Abpflanzung aus Kopfweiden.

Gebietszustand

Insgesamt sind die Luckauer Salzstellen durch die vorausgegangene Entwässerung, durch Umbruch und ackerbauliche Nutzung stark beeinträchtigt und der Bestand an Salzpflanzen, im Vergleich zu den histo- rischen Überlieferungen, zurückgegangen. Ein Teil der Flächen ist aufgrund hoher Wasserstände mit langer Überstauung im Frühjahr, sowie durch Rillen und Graben- fragmente vollkommen aus der Nutzung gefallen. Ein anderer mit Landreitgras in Dominanzbeständen bestockt. Salzholde und salztolerante Arten treten in Ver- bindung mit verschiedenen Grünlandge- sellschaften auf. In flachen Senken haben sich halophile Flutrasen ausgebildet, an höher gelegenen Stellen halophile Kriech- rasen. Bemerkenswert sind die teilweise massenhaft auftretenden Strandsimsen- Röhrichte. Die Flächen werden heute über- wiegend als Mähwiesen bzw. -weiden Abb. 2/3: 2008 wurde ein Kleingewässer mit flachen Uferzonen angelegt, um die Struktur- genutzt. Dabei ist eine zwei- bis dreimalige vielfalt zu erhöhen und neue Ansiedlungsmöglichkeiten für halophytenreiche Pioniergesell- Aushagerungsnutzung ohne Düngerzugabe schaften zu bieten Fotos: H. Lengsfeld festgelegt. Zu Beginn des Projektes 2006 konnten je- ein Weg auf eine Nutzung in dieser Zeit salzholde Schmalblättrige Hornklee (Lotus doch keine Salzpflanzen (Halophyten) mehr schließen (KARTE DEUTSCHES REICH 1942). Die tenuifolius) trat häufig auf, auffällig war das nachgewiesen werden. Bahngleise zwischen Crinitz und Luckau Fehlen des Strand-Dreizacks (Triglochin wurden 1947 stillgelegt und sofort als Repa- maritimum). An einer Stelle fanden die rationsleistung abgebaut (NLME – Nieder- Botaniker einen 5 m² großen Bestand an Aktuelle Situation lausitzer Museumseisenbahn e.V.). Im Zuge Strand-Milchkraut (Glaux maritima). der Erschließungsarbeiten für den Tagebau Die Ausweisung als Flächennaturdenkmal Die Salzstelle am Alten Bahnhof Franken- Schlabendorf-Süd ab 1972, erfolgte die Ab- verhinderte nicht die teilweise Umnutzung dorf grenzt unmittelbar an intensiv ge- tragung dieser Strecke. Der Bahndamm am der Salzstelle am Frankendorfer Bahnhof in nutztes Ackerland. Um die Binnensalzstelle Frankendorfer Bahnhof ist heute einer der Ackerland im Spätherbst 1970. Ca. 2/3 der vor Stoffeinträgen aus diesen Flächen zu wenigen in der Landschaft noch sichtbaren Fläche (nördlich des Bahndamms) waren in schützen, setzte das EU-LIFE-Projekt als er- Abschnitte. den Grünlandumbruch einbezogen. Dabei ste Maßnahme die Pflanzung einer Schutz- 1962 berichteten die Botaniker Müller-Stoll ging unter anderem das Vorkommen des hecke entlang der Ackergrenze um. und Götz von „mehreren 50 - 100 m² Strand-Milchkraut (Glaux maritima) verloren Die Einrichtung eines Kleingewässers mit großen, länglich-ovalen Flecken inmitten (ILLIG 1972). Aufgrund starker Beeinträchti- flachen Uferzonen soll die Strukturvielfalt normaler Feuchtwiesen”. Sie hoben sich gung der Standorte durch die nahen erhöhen und neue Ansiedlungsmöglich- durch ihre Kurzrasigkeit deutlich von den Braunkohletagebaue Schlabendorf-Nord keiten für halophytenreiche Pioniergesell- normalen Wiesen ab. Es dominierte die (1959 - 1977) und Schlabendorf-Süd (1975 schaften bieten. Mit dem anfallenden Salz-Binse (Juncus gerardii), aber auch der - 1991) kam es hier zu keiner regelmäßigen Aushub wurden Rillen und Gräben verfüllt 116 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 Luckauer Becken

Abb. 4: Eine weitere flache Senke, die im Sommer trocken fällt, wurde im Jahr 2009 angelegt Foto: M. Zauft

und eine reguläre landwirtschaftliche Nut- gewonnenen Flächen konnten in landwirt- Besucherhinweise zung auf den Flächen ermöglicht, die bisher schaftliche Nutzung überführt werden. auf Basis des Vertragsnaturschutzes ge- Mit dem ansteigenden Grundwasserspiegel, Die Salzstellen sind gut von der Calauer pflegt wurden. Die Pachtverträge erarbei- in Folge der Flutung von Tagebaurestlö- Chaussee aus erreichbar. In der Nähe der tete das Landesumweltamt (Naturpark chern, werden sich in beiden Gebieten die Ortschaft Freesdorf befindet sich der Aus- Niederlausitzer Landrücken). Die großen Wasserverhältnisse stabilisieren. Dies wird sichtsturm „Kranichturm am Borchelts- Bestände an Landreitgras reduzierten sich sich positiv auf die Salzvegetation aus- busch”, an dessen Fuß eine Tafel über daraufhin schnell. wirken, da sich die sommerlichen Trocken- Entstehung, Vegetation und Erhalt der Schon im Sommer nach dem Bau des phasen verkürzen. Salzstellen informiert. Kleingewässers konnte eine Besiedlung mit salzliebenden Pflanzen festgestellt werden, unter anderem mit einer Armleuchteral- genart (Chara canescens), die im Binnen- land nur extrem selten auftritt. Auch Strand-Milchkraut (Glaux maritima) siedelte sich an und der Kriechende Sellerie (Apium repens), eine europaweit geschützte Art, die hier bislang noch nicht nachgewiesen wer- den konnte. Eine weitere flache Senke, welche im Som- mer trocken fällt und auch mit land- wirtschaftlichen Maschinen befahren werden kann, wurde im Jahr 2009 angelegt. Durch diese Vielfalt an Maßnahmen ist ein struktur- reicher Lebensraumkomplex entstanden, der eine Wiederansiedlung von Salzpflanzen begünstigt. Ein 1990 bei Cahnsdorf angelegtes Klein- gewässer war stark mit Gehölzen bewachsen und der nicht entfernte Aushub von Rude- ralvegetation überwuchert. Um die Bedin- gungen für Amphibien und Makrophyten im Gewässer zu optimieren, wurden die Ge- hölze entfernt, das Gewässer vergrößert und Abb. 2: Auf Pionierstandorten siedelte sich der Kriechende Sellerie (Apium repens), eine eu- der alte Aushub abgefahren. Auch diese neu ropaweit geschützte Art, an Foto: A. Herrmann NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (1, 2) 2010 117

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Herbstlicher Strand-Dreizack auf einer Brandenburger Salzstelle Foto: H. Rößling

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