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Deutsch-Israelische Gesellschaft Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam www.digberlin.de

Rabin-Gedenk­ konzert mit Keren Hadar

Hans-Dietrich Genscher über das Lebenswerk von Dr. Rainer Hildebrandt

100 Jahre Tel Aviv Eine Stadt, die sich immer wieder neu erfindet

Angst und Ausnahmezustand Nukleare Bedrohung im Nahen Osten Haben Sie Mozarts A-Dur- Sonate jemals so gehört?

Siemens steht für Innovationen – auch in Kunst und Kultur.

Die Förderung kultureller Projekte hat eine lange Tradition bei Siemens. Kunst und Kultur bereichern die Gesellschaft mit neuen und innovativen Ideen. Deshalb sind wir stolz, in zahlreichen Ländern mit vielfältigen Initiativen und Projekten gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. www.siemens.com/citizenship

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Liebe Freunde Israels, zu unserem 13. Rabin-Gedenkkonzert, zugleich 33. Benefizkonzert heiße ich Sie herzlich willkommen. Dieses Konzert stellt alljährlich den kulturellen Höhepunkt unserer Arbeit dar. Der Schwerpunkt unserer Bemühungen für Israel liegt jedoch auf politischen Veranstaltun- gen. So sind wir wachsam, wenn es in einer Agenturmeldung Ende September 2009 heißt: »Nach Präsident Mahmoud Ahmadinedschad hat auch das geistliche Oberhaupt des Iran in drastischen Worten Israel angegriffen«.

Ali Chamenei, die oberste Autorität Nahen Osten auf sich warten lässt des islamischen Gottesstaates sprach — die Bedrohung durch feindliche von einem »tödlichen Krebsgeschwür, Nachbarn, insbesondere durch den das sich in der Region ausbreite«. Iran lässt nicht nach. Wir hoffen Seine Rede wurde von »Tod Israel«- sehr und wünschen uns, dass die Rufen begleitet. Ahmadinedschad Obama-Administration auch künftig hatte zuvor zum wiederholten Mal die Existenz des Staates sichert. 20 den Holocaust geleugnet und den Jahre nach dem 9. November 1989 millionenfachen Mord an den Juden erinnern wir uns hier daran, wie dick als Märchen bezeichnet, das als Vor- die Mauern sein können, die durch- wand für die Gründung Israels ge- stoßen werden müssen. Auch die dient habe. Nach solchen Äußerun- neue Bundesregierung muss ihre gen können und wollen wir nicht zur Mög­lichkeiten für die Schaffung ei- Tagesordnung übergehen, sondern nes dauerhaften Friedens im Nahen empören uns mit allen Freunden Osten unvermindert einsetzen. Wir Israels und demonstrieren Solidari- hoffen, dass die Menschen in Israel tät mit der einzigen Demokratie im Foto: Mike Minehan bald in sicheren Grenzen und in Nahen Osten. Frieden leben können!

Israels Staatspräsident Schimon Peres stellte Ahmadinedschad Heute Abend freuen uns sehr auf die Künstlerin Keren Hadar. wegen dessen verbalen Angriffen auf Israel in eine Reihe mit Gemeinsam mit Ihrer Hilfe werden wir vom Konzerterlös das Hitler und Stalin. Beide Diktatoren und ihre im 20. Jahrhun- Hadassah Krankenhaus in Jerusalem unterstützen. Und wir dert vollbrachten Schandtaten konnten nur durch prinzipi- danken der Intendantin des Rundfunks Berlin Brandenburg, entreues Handeln überwunden werden. Wer sich heute unein- Dagmar Reim, dafür, dass sie uns den Großen Sendesaal im geschränkt zu Israel bekennt und harte Maßnahmen gegen Haus des Rundfunks wieder mietfrei überlässt. Auch dem seine Feinde fordert, die ihm mit Vernichtung drohen, wird Schirmherrn unseres Konzertes, dem Botschafter des Staates gelegentlich ebenso belächelt wie die Politiker, die trotz jahr- Israel, Yoram Ben Zeev, danken wir für seine Unterstützung. zehntelanger Teilung Deutschlands und Europas für Freiheit Besonders Alexandra Hildebrandt sind wir für ihr Engagement und Einheit standen. Als der US Präsident Ronald Reagan im im Zusammenhang mit der Erstellung dieses Magazins zu Jahre 1982 am als »Grenzverletzer« agierte großem Dank verpflichtet. und schlimmer noch, als er 1987 am Brandenburger Tor rief »Mr. Gorbachev, tear down this wall« wurde er vom Spott der Ihnen allen und Israel: Schalom! »Friedensbewegten« begleitet. Ihr Jochen Feilcke Gerade wir Deutschen haben alle guten Gründe, fest an der Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Seite Israels zu stehen, wie lange auch immer der Frieden im Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam 04 Inhalt | Impressum

05 Grußwort 12 »Das wird man doch wohl mal sagen dürfen…« Yoram Ben-Zeev Botschafter des Staates Israel 14 Al Quds-Tag: Propaganda gegen Frieden

06 16 Gilad Shalit — Run4Me: Marathonlauf für die Freiheit

18 Angst und Ausnahmezustand

20 Opfer werden verhöhnt — Das Konzert: Museum für Selbstmordattentäter Keren Hadar 21 Muslimische Jugendliche bauen Vorurteile ab 08 22 Israel-Reise

23 Porträt Emmanuel Nahshon

24 Im Deutschen Bundestag: Es wird aufgeforstet: Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe Ein Wald für Israel 25 Das Jugendforum stellt sich vor 09 26 Freunde Israels ohne wenn und aber

27 Beitrittserklärung

28 Der Vorstand der DIG Berlin und Potsdam Wir fördern: stellt sich vor Das Hadassah Kinderkrankenhaus 30 Kooperationspartner 10 32 Über das Leben Rainer Hildebrandts

33 Verleihung des Internationalen Menschenrechtspreises 2008

Jubiläum: 100 Jahre Tel Aviv

Herausgeber Deutsch-Israelische Gesellschaft, Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam Auguststraße 80 | 10117 Berlin | Tel.: (030) 28 39 52 15 | Fax: (030) 28 39 51 16 E-Mail: [email protected] | www.digberlin.de

Redaktion Maya Zehden; Ulrike Sommer; KulturPur, Bundesallee 23, 10717 Berlin

Layout Katrin Surberg, Berlin GruSSwort 05

Liebe Konzert-Besucher,

Je weiter Yitzhak Rabins Tod zurückliegt, desto stärker nehmen wir die Bedeutung seiner politi- schen Führung wahr. Er hinterlässt ein Vakuum, da er als Mensch und als Politiker unersetz- lich ist. Sein Leben, sein Fühlen und Denken als Wegbereiter des Friedens, zu dem er sich im Jahr 1993 bekannte, ist in uns präsent.

Yitzhak Rabins Generation ist eine besondere Generation, die sich selbstlos in den Dienst des Staates stellte, um ihm zum Erfolg zu verhelfen.

Yitzhak Rabin gelangte zu der inneren Überzeugung, dass der Weg des Friedens der richtige ist. Und dieser Wille zur Versöhnung muss uns als Leitgedanke erhalten bleiben. Bei allem

Willen zum Frieden hat er jedoch nie vergessen, wie wichtig für Israel sichere Grenzen sind. Foto: Israelische Botschaft

Ziehen wir heute Bilanz, so stellen wir fest, dass der israelische Staat viele Versuche unternom- men hat, um Frieden mit den palästinensischen Nachbarn zu schließen und die arabischen Staaten als Partner für einen Frieden zu gewinnen. Es ist eine tiefe Enttäuschung, dass es uns nicht gelungen ist. Dennoch glaube ich, dass der Konflikt mit viel Geduld gelöst werden kann.

Ich möchte der Deutschen Israelischen Gesellschaft Berlin und Potsdam meinen herzlichen Dank dafür aussprechen, dass sie mit dem jährlichen Gedenkkonzert würdigt.

Ihnen allen wünsche ich ein angenehmes Konzerterlebnis mit Keren Hadar.

Yoram Ben-Zeev S. E. Botschafter des Staates Israel

Faust zweifelt! Lady Macbeth intrigiert! KULTURpur informiert!

Alle wichtigen Kulturinformationen finden Sie auf 06 Das Konzert

Keren Hadar

Keren Hadars Weg führte von Israel über Berlin bis nach New York: Die israe- lische Sopranistin studierte an der Beit Zvi Akademie für Darstellende Künste Israel, vervollkommnete ihre Kunst im Opernfach in den Jahren 2006/2007 mit Unterstützung von Daniel Barenboim in Berlin und gehörte 2007 zu den Preisträgerinnen des Schloss Rheinsberg-Gesangswettbewerbs. Anschlie- ßend gab sie mit großem Erfolg die Nannetta in Verdis Falstaff.

Als Solistin sang sie unter ande- pogromnacht in Potsdam sang rem mit dem Israel Philharmonic Keren Hadar in deutscher Urauf- Orchestra, der Israel Camerata führung das von der israelischen Jerusalem, dem Jerusalem Sym- Komponistin Ella Milch-Sheriff phony Orchestra, dem Haifa Sym- eigens für sie geschriebene Stück phony Orchestra und dem West- »Dark am I« nach dem Hohelied chester Philharmonic Orchestra Salomos. Sie verzauberte das Pu- New York. 2008 trat Hadar in der blikum mit der ungeheuren Spann- Bundeshauptstadt mit den Berli- breite ihres musikalischen Kön- ner Philharmonikern auf, sang in nens. Potsdam mit den Brandenburger Symphonikern Mozart sowie mit Nachdem wir anlässlich der »Wo- der Potsdamer Kantorei Werke che der Brüderlichkeit« im März von Mendelssohn und Paul Ben 2009 bereits Ella Milch-Sheriff mit Haim. ihrem Buch »Ein Lied für meinen Vater« mit Ingeborg Prior präsen- Anlässlich des 100. Geburtstages tieren konnten, freuen wir uns, von Tel Aviv übernahm sie im Juli dass es nunmehr gelungen ist, Keren Hadar 2009 die Solopartie bei der Urauf- Keren Hadar als Interpretin für führung von Ella Milch-Sheriffs »Night’s End Anthem« des unser größtes kulturelles Event, das diesjährige 13. Rabin- Israel Philharmonic Orchestra unter Leitung von Zubin Mehta. Gedenkkonzert, zu gewinnen. Wir wünschen Ihnen am 1. No- vember einen unvergesslichen musikalischen Hochgenuss! Keren Hadar tritt darüber hinaus regelmäßig bei wichtigen israelischen Musikfestivals (z. B. dem Israel Festival) auf, ist Keren Hadar hat bisher zwei CDs vorgelegt: aber auch auf Bühnen in Deutschland, Großbritannien, Belgien, Kroatien, Polen und in China zu Hause. Mordechai Zeira’s Songs Lieder des israelischen Komponisten Die vielseitige und charismatische israelische Sängerin wid- Mordechai Zaira met sich dem Konzert- und Operngesang ebenso wie israe- Anana records, 2005 lischen Traditionals, Cross-Over- und Weltmusik. Seit 2008 gehört sie zu den von der Israel Cultural Excellence Found- ation (IcExcellence) ausgezeichneten »hervorragenden Künst- Dark am I lern Israels«. Das Hohe Lied Salomos, Komposition von Ella Milch-Sheriff Die DIG wurde im vergangenen Jahr auf die Künstlerin auf- Newgen Prod., 2007 merksam: Bei einem Konzert zum 70. Jahrestag der Reichs- Das Konzert 07

Yoni Farhi — Pianist Das Konzertprogramm 1. November 2009 Yoni Farhi — wie Keren Hadar in Israel geboren, ist Pianist, Dirigent, Arrangeur, Musikproduzent, Assistent des Direktors Keren Hadar — Gesang des Symphonieorchesters Haifa, Noam Yoni Farhi — Piano Sheriff, und unterrichtet Klavier am Le- vinsky College in Tel Aviv. 2006 gewann . Wandering Song er den »Gina Bachauer Award« der Ame- (hebräische Volksmusik, Text von David Shimony) rican-Israeli Cultural Foundation. Farhi trat — oft gleichzeitig — als Solist und Dirigent beim Haifa Symphony-Orchester auf, . Ir me quero madre a Yerushalaym, beim »Jerusalem Camerata Orchestra«, »Israel Chamber Orches- Volkslied in Ladino tra«, beim »Raanana Symphonette« und »Tel-Aviv Soloists Ensemble«. Er lernte bei Noam Sheriff Dirigat, Komposition . Avihu Medina — Psalm 147 — mit Sergiu Natra und Klavier bei Hadassa Biribis, Emanuel Praise Jerusalem God Krasovsky und Pnina Salzman. Außerdem erhielt er den »Master of Music« von der Buchmann-Mehta School of Music . Im Ninalu - R. Shalom Shabazi, Jemenitisch- an der Universität Tel-Aviv. Im Ausland trat er bisher in Groß- jüdisches Volkslied aus dem 17. Jahrhundert britannien, Deutschland, Österreich und Belgien auf. . Dark Am I, But Lovely nach dem Hohenlied Salomos — 2007 von Ella Milch-Sheriff geschrieben für Keren Hadar . Ich bin Mitglied der DIG, … El Condor Pasa, hebräische Version von Dan Almagor . Silhouette Galilee (Eng. & Arabisch), … in Anerkennung und Würdigung des Jahr- Beduinisch-galiläisches Volkslied, hunderte langen Wirkens des jüdischen Bürger- arrangiert von Leonard Bernstein tums zum Wohle der Stadt Berlin. Pause

Wolfgang Fiebach, Im Gedenken an Yitzhak Rabin: Mitglied seit 2009 . Shir laShalom (Friedenslied, gesungen am 4. November 1995) — Ya’acov Rotblit / Yair Rosenblum . Rav Chovel — Walt Whitman / Neomi Shemer (hebräische Version von »O Captain my Captain«) … aus Überzeugung. Viele Male habe ich . Shmor al ha’olam — David D‘Or Israel bereist, ein faszinierendes Land, das wegen seines Lebensmuts und seiner Lebens- . Jerusalem of Gold — Naomi Shemer freude trotz aller andauernden Belastung einfach . Life is Beautiful — Noa & Gil Dor & Nicola Piovani zu bewundern ist. Den Zusammenhalt mit Israel (Engl. & Hebr., aus dem Oskar-prämierten Film von zu intensivieren und immer aufs Neue zu bekräf- Roberto Benini »Das Leben ist schön«) tigen, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben . It is not for me — der DIG, an deren Erfüllung ich gern mitarbeite. Natan Alterman & Alexander Argov (aus dem beliebten israelischen Musical Dr. Lore Maria Peschel- »King Solomon and Shalmay the cobbler«) Gutzeit, Senatorin a. D., Mitglied seit 1999 . Two Roses — Ya’akov Orland / Mordechai Zeira 08 Ein Wald für Israel

Es wird aufgef orstet: Ein Wald für Israel

Das Ziel war hochgesteckt: 50 000 Euro mussten zusammen kommen — wir wollten Israel zum 60. Geburtstag einen Wald schenken und so helfen, die Folgen des Libanonkrieges wenigs- tens an einem Ort ein wenig zu mindern. Ein israelischer Wald besteht aus mindestens 5000 Bäumen und ein Baum kostet zehn Euro. Trotz der gigantischen Summe hielt es der Vorstand der DIG Berlin und Potsdam mit Theodor Herzl »Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen!«

Gemeinsam haben wir es geschafft! Dank der großartigen Hunderte wurden verletzt und Hunderttausende flohen aus Hilfe unserer Berliner und Potsdamer Mitglieder, dank der Hilfe dem bedrohten Norden. Auch im Libanon gab es viele Opfer, einzelner Unternehmen, mit der Unterstützung einiger an- die Situation der Flüchtlinge war verheerend. derer DIG-Arbeitsgemeinschaften in Deutschland haben wir das Ziel tatsächlich erreicht. Ich war während des Krieges in Israel und habe in vielen Bun- kern gesessen — in Zafed, in Tiberias oder in Rosh Pina in Gali- Bald werden die ersten Bäume unseres Waldes in Galiläa ge- läa, und ich kann die Verzweiflung in den Gesichtern der Men- pflanzt und damit unser Jubiläumsprojekt erfolgreich abge- schen und die Schreie der Kinder während der Bombenalarme schlossen. Der Besuch unseres Waldes in Galiläa wird von nun und der Angriffe nicht vergessen. an fester Bestandteil der jährlichen Israel-Reisen der DIG Ber- lin und Potsdam werden. Ich bedanke mich hiermit ausdrück- Auch die Natur musste einen hohen Preis zahlen. Bei mehr lich, auch im Namen des gesamten Vorstandes, bei allen, die als 700 Waldbränden wurden rund 750 000 Bäume vernichtet. mit ihrer Spende dazu beigetragen haben, unser Projekt zu In diesem Krieg verbrannten ganze Waldgebiete mit schlim- realisieren. men Folgen nicht nur für Israel, sondern für das Klima der ganzen Region. Ganze Landstriche in Galiläa — der grünen Wir haben damit Israel nicht nur ein einzigartiges Geburts- Lunge Israels — verwandelten sich in schwarze, verbrannte tagsgeschenk gemacht, sondern haben auch ein Zeichen der Erde. deutsch-israelischen Freundschaft und der Solidarität gesetzt. Wir haben aktiv mitgeholfen, die Folgen der ökologischen Ka- Nun aber wird wieder aufgeforstet. Es war ein ehrgeiziges tastrophe in Folge der Angriffe der Hizbollah zu beseitigen. Projekt der Berliner und Potsdamer DIG. Weil wir es wollten, Auch haben wir unseren israelischen Freunden nachhaltig wird unser Traum nun Wirklichkeit: Ein Wald für Israel. bewiesen, dass wir ohne wenn und aber an ihrer Seite stehen — in guten, wie auch in schweren Zeiten. Mirko Freitag Und es waren schwere Zeiten. Die islamistische Hizbollah- Vorstandsmitglied Miliz griff Israel im Sommer 2006 an und bombardierte den Norden tagtäglich mit Katjuscha-Raketen. 150 Israelis starben, Hadassah KinderKrankenhaus 09

Wir fördern: Das Hadassah KinderKrankenhaus

Der Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin und Potsdam hat sich dazu entschlossen, den Erlös des diesjährigen Benefizkonzertes dem Hadassah-Kinderkrankenhaus zu spenden.

Lange vor der Staatsgründung Und das ist gelungen. Hadassah Israels 1948 begann die Ge- ist eines der besten Versor- schichte des Hadassah-Kran­ gungszentren der Region und kenhauses,­ bekannt auch wegen Grundpfeiler des heutigen Ge- seiner weltberühmten Chagall- sundheitswesens im Nahen Os- Fenster: Im Jahre 1911 war ten. Als Universitätsklinik an- Henrietta Szold, die Tochter ei- gegliedert an die Hebrew Uni- nes amerikanischen Rabbiners, versity wird das gesamte me- bei einem Besuch im Jerusalem dizinische Spektrum abgedeckt. des damaligen Palästina so ent- Patienten kommen nicht nur setzt über die schrecklichen hy- aus Jerusalem und Israel, son- gienischen Verhältnisse für dern auch aus den arabischen Mütter und ihre Neugeborenen, Nachbarstaaten und aus der dass sie nach ihrer Rückkehr in ganzen Welt. die USA eine bis heute andau- ernde Hilfe initiierte. Gemeinsam mit einem kleinen Studien- Trotz der Aufteilung der Region in verschiedene Staaten und kreis amerikanischer Jüdinnen rief sie zur Zeit des Purim- darauf folgende zahlreiche Kriege, sowie auch während der fests im Jahr 1912 die Organisation Hadassah ins Leben. Ih- beiden für Israel schrecklichen Intifadas mit unzähligen Terror­ ren Namen erhielt die Organisation von der Königin Esther — opfern wurde im Hadassah-Krankenhaus bei der Behandlung auf Hebräisch: Hadassah — der Heldin des Purim-Festes, die kein Unterschied zwischen Israelis und Palästinensern ge- das jüdische Volk vor den Persern gerettet hatte. Und Heldin- macht. Es kam vor, dass nach einem Terroranschlag sowohl nen der Gegenwart sind die Gründerinnen von Hadassah bis die Opfer als auch der verletzte Täter in diesem Krankenhaus heute. behandelt wurden — ein Zeugnis uneingeschränkter Nächsten- liebe. Allerdings wird dies kaum von den Kritikern Israels und Sie sammelten in einem Jahr genug Geld, um 1913 das erste schon gar nicht von seinen Feinden angemessen gewürdigt. Hadassah-Team, bestehend aus zwei Krankenschwestern, in diese Region des Nahen Osten zu schicken, die damals noch Leider hat auch in Israel in den vergangenen Jahren die Armut zum Osmanischen Reich gehörte. Es war eine Zeit, in der in zugenommen. Viele kleine Patienten des Krankenhauses stam- den USA strikte Rassentrennung herrschte, keine Gleichstel- men aus Familien, die kaum Geld haben, um ihren kranken lung der Geschlechter und eine allgemein akzeptierte Diskri- Kindern Spielzeug zu kaufen. Spenden aus dem Ausland für minierung von Minderheiten. Hadassah ging einen eigenen Hadassah sind wegen der schweren Wirtschaftskrise spürbar Weg: Menschen in der Region sollte bestmögliche medizini- zurückgegangen. Daher versucht die DIG Berlin und Potsdam sche Hilfe zukommen, unabhängig von ihrer Religionszuge- hier zu helfen und dankt Ihnen für Ihre Unterstützung. hörigkeit, Hautfarbe, Nationalität oder politischen Ausrich- tung. Mirko Freitag Vorstandsmitglied 10 100 Jahre Tel Aviv

Jubiläum: 100 Jahre Tel A viv

Noch bevor das erste Haus vor 100 Jahren errichtet wurde, war Tel Aviv be- reits eine Großstadt, zumindest in den Köpfen mancher ihrer Gründerväter. Die einen sahen in ihr die größte Errungenschaft des Zionismus, die ande- ren seinen Untergang. Bis zum heutigen Tag begleiten Diskussionen die Stadt, in der das kulturelle, wirtschaftliche und geistige Herz Israels schlägt. Das Konglomerat der Wolkenkratzer, die aus dem Nichts wuchsen, ist ein Ort voller Gegensätze und Widersprüche.

Dieser Teil von Tel Aviv besteht seit mehr als 100 Jahren So hat sich die Stadt in den letzten 60 Jahren entwickelt

Es mutet wie eine Unverschämtheit an, als ein unbekannter Auch wenn Historiker heute darüber streiten, ob das Pamphlet ukrainischer Uhrmacher an einem warmen Sommerabend im prophetisch war oder später einfach nur gefälscht wurde, sind Jahr 1906 mit seiner phantastischen Idee in die Sitzung platzt. die Visionen und Taten von Akiva Weiss sehr kühn. Seinen Akiva Weiss ist erst am Abend zuvor in Jaffa angekommen. Zeitgenossen musste er wie ein Verrückter klingen, denn ein Kaum 24 Stunden im Land, will er das Antlitz Palästinas dau- jüdisches New York in Palästina schien damals realitätsfremd. erhaft verändern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts liegt die Kleinstadt Jaffa in- »Ich habe einen Plan für eine Stadt — mit Straßen, Gärten, und mitten weitläufiger Orangenhaine. Gerade einmal 9 000 Juden fließend Wasser«, sagt Weiss den etwa 120 jüdischen Bewoh- leben inmitten einer arabischen Mehrheit. Auf dem Gebiet, nern Jaffas, die eng zusammengepfercht auf Holzbänken über von dem Weiss spricht, erstrecken sich unbewohnte Sanddü- die Gründung eines neuen Stadtviertels diskutieren. Noch im nen in der dampfenden Mittagshitze. selben Jahr verkündet er in einem Pamphlet: »Wie die Stadt New York das Haupttor in die Vereinigten Staaten ist, genau Seine Idee wird heftig diskutiert. Doch der Träumer erweist so müssen wir unsere Stadt errichten, und so wird sie eines sich tatsächlich als Prophet. Auf den ehemals leeren Sanddü- Tages das New York des Landes Israel sein.« nen pulsiert heute das Leben der Mittelmeermetropole Tel Aviv, das Tor Israels zur großen Welt. 100 Jahre Tel Aviv 11

Die Einwände, die die Gegner von Weiss vorbringen, sind zu- Trotz dieser Kritik ist Tel Aviv seit seiner Gründung intellek- erst praktischer Natur. Der Wassermangel oder die Angst, die tueller Mittelpunkt des Landes. Hier wohnen oder schaffen Sanddünen sänken unter der Last der Häuser ein, sind dann die wichtigsten jüdischen Schriftsteller und Vordenker. Tel schnell geklärte Probleme. Nur wenige wissen zu der Zeit, dass Aviv wird zur »ersten hebräischen Stadt«. Wohlgemerkt, heb- sich mit der Besiedlung der vermeintlich jungfräulichen Dünen räisch, nicht jüdisch. eine jahrtausende alte Tradition wiederholt. Tel Aviv, an der Furt des einst mächtigen Jarkon-Flusses gelegen, befindet sich Nirgends in Israel sind die Gegensätze zwischen Arm und an einem geographischen Engpass auf der einzigen Landbrü- Reich größer als in der Stadt, deren 400 000 Einwohner auf cke zwischen Afrika, Asien und Europa. einer Fläche leben, die in etwa so groß ist wie Salzburg. Für Sozialkritiker ist Tel Aviv Sinnbild für die Ungerechtigkeit der Nach 101 Grabungen in Tel Aviv strafen Archäologen heute zunehmend materialistischen israelischen Gesellschaft. Der den Mythos der nur hundertjährigen Stadt Lügen. Ihre bis zu Lärm überschreitet in den armen Vierteln wegen der Einflug- 20 000 Jahre alten Funde zeigen, dass die Hügel seit Menschen- schneise, Autobahn und Fußballstadion öfter mal die erlaub- gedenken bewohnt waren. Nicht umsonst ist das längst einge- ten 50 dB, die Straßen haben dann das Flair eines Staubsau- meindete Jaffa eine der ältesten Städte der Welt. gers im Amoklauf.

Nachdem praktische Bedenken ausgeräumt worden waren, Nichts könnte den Gründern der Stadt ferner gelegen haben blieb das Hauptargument der Gegner Tel Avivs ideologischer als dieses stickige Verkehrschaos. Sie wollten eine moderne Natur. Der Zionismus, die jüdische nationale Befreiungsbe- Gartenstadt schaffen, für die der Wiener Hofrat und Architekt wegung aus dem 19. Jahrhundert, will nicht bloß einen Juden- Willhelm Stiassny sogar einen Stadtplan entwirft. Doch letzt- staat schaffen, sondern einen neuen Menschenschlag kreie- lich engagiert man den namhaften schottischen Architekten ren. Der »neue Jude« soll den Pfad der Rabbiner verlassen und Pattrick Geddes, um eine grüne europäische Oase im Orient zu in die Fußstapfen wackerer biblischer Hebräer treten: »Knüp- planen. fen wir an unsere ältesten Überlieferungen an: Werden wir wieder tiefbrüstige, strammgliedrige, kühnblickende Männer«, Den Ideologen der Landarbeit zum Trotz spielt Tel Aviv von fordert der Zionistenführer Max Nordau. Die Mehrheit der Anfang an eine zentrale Rolle in der Schaffung der israelischen Zionisten plädiert für eine Rückkehr zur Landarbeit. Kultur. Ein großer Teil der späteren Eliten wächst in der Stadt auf, die um ein hebräisches Gymnasium herum errichtet wird. Die Stadt Tel Aviv widerspricht dieser Ideologie. Wie kann man zum gesunden Acker heimkehren, wenn der asphaltiert ist? Im Süden der Stadt verwandeln asiatische Gastarbeiter, die die Lieber als die eine Stadt sähen die Zionisten eine Vielzahl von Wohnungen der Reichen im Norden putzen, den Charakter Dörfern, in denen braungebrannte, muskulöse Pioniere ihre Tel Avivs. Zu Weihnachten wirkt die zentrale Busstation wie Scholle bestellen. ein Fremdkörper; statt Hebräisch und Chanukka-Leuchtern sieht man Schilder auf Englisch und Tannenbäume. Die Kritik hat Tradition. Den knackigen Pionieren der Kibbu- zim waren die vielen Kaffeehäuser der Mittelmeermetropole Auch nach 100 Jahren erfindet sich die junge alte Stadt Tel schon in den dreißiger Jahren ein Dorn im Auge. Der Geostra- Aviv immer wieder von neuem. tege Professor Arnon Sofer von der Universität Haifa erschüt- terte Israel vor wenigen Jahren, als er »den Staat Tel Aviv als die größte Gefahr für den Staat Israel« bezeichnete. Die Me- Dr. Gil Yaron, Nahostkorrespondent tropole »blute« die Peripherie des Landes aus. einer großen Zahl deutschsprachiger Publikationen, geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Tel Aviv

Ich bin Mitglied der DIG, …

… weil ich sehr gute Freunde in Israel habe. Ich fühle mich aus moralischen Gründen verpflichtet, für den Staat Israel und seine Bewohner einzutreten und die Freundschaft im politischen wie persönlichen Bereich zwischen unseren Ländern zu fördern wo immer es geht.

Jürgen Hoeche, General a. D., Mitglied seit 2005 12 Israel-Kritik — Antisemitismus

»Das wird man doch wohl mal sagen dürfen ...«

Was ist legitime Kritik an Israel und was ist Antisemitismus? Die Grenze zu ziehen fällt zuweilen auch denen schwer, die sich seit Jahren mit dem Konflikt im Nahen Osten beschäftigen.

Vergleiche zwischen der aktuellen israelischen Politik und der Boström verwob sie jedoch zusätzlich mit einer in den USA Politik der Nazis sind antisemitisch. Aussagen wie: »Wer nur aufgeflogenen Affäre um illegalen Organhandel — ein fieser Bomben, aber keinen Staat offeriert, wird den Terror nie be- Rückgriff auf jahrhundertealte Klischees der christlichen Kir- enden« sind legitime Kritik, wie sie auch Israelis an der Be- chen, deren Vertiefung von den Nazis perfektioniert wurde. satzungspolitik, den Auswirkungen des Sperrzauns, den zivi- Juden wird nicht nur unterstellt, für ihre Bereicherung Ge- len »Nebenschäden« des Anti-Terror-Krieges äußern. Das sind fangene zu ermorden, sondern gleich auch noch, damit an Definitionen von Experten der EUMC (European Monitoring einer Weltverschwörung teilzunehmen. Centre on Racism and Xenophobia), die auf der Homepage des AJC (American Jewish Committee) unter folgendem Link Der Schwede förderte mit seinem Artikel die Entwicklung, vollständig abzurufen sind: http://www.european-forum-on- dass seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts europäische antisemitism.org/working-definition-of-antisemitism/ antisemitische Stereotype in den Nahen Osten transportiert deutsch und nicht selten auch von islamischen Religionsführern über- nommen werden. Deutlich wird das auch in arabischen und So ist es klar antisemitisch, eine militärische Einrichtung in türkischen Filmen und Fernsehbeiträgen (Sarahs blaue Augen Israel als »Konzentrationslager« im Sinne der nationalsozi- oder Tal der Wölfe), die hier in Deutschland zu sehen waren. alistischen KZs zu bezeichnen, wie es die hoch umstrittene, vor kurzem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete, Die Empörung israelischer Politiker über Boströms Unter- Felicia Langer getan hat. stellungen wurde unangemessener Weise mit den Reaktionen der muslimischen Welt im ›Karikaturenstreit‹ verglichen: Behauptungen, die ihre Verwandtschaft mit dem »klassischen« Im September 2005 veröffentlichte eine dänische Zeitung Antisemitismus — also mit Stereotypisierung, Dämonisierung Zeichnungen des Propheten Mohammed, die sich an westli- und Denunzierung — nicht verleugnen können, gehören eben- chem Humor orientierten. Erst Monate später führte das welt- falls dazu. Ein Artikel wie der des freien Journalisten Donald weit zu gewalttätigen Angriffen auf dänische Einrichtungen Boström, der unter dem Titel »Die Organe unserer Söhne wer- und gesteuerten Massenprotesten und Boykottaufrufen gegen den geplündert« in Schwedens auflagenstärkster Zeitung dänische Produkte in Ländern mit einem hohen muslimischen »Aftonbladet« am 17.09.09 erschien, ist ein Paradebeispiel. Bevölkerungsanteil. Heuchlerisch ist, wenn Muslime laut- stark religiösen Respekt fordern, ihre Führer aber schweigen Boström verarbeitete Gerüchte, die er unter Palästinensern bei antisemitischen Darstellungen in den wichtigsten arabi- gehört haben will und schrieb, israelische Soldaten hätten schen Medien (www.jungle-world.com — Stichwort: Affen und getöteten Feinden Organe entnommen. Er belegte den unge- Schweine). heuerlichen Vorwurf mit Aussagen von Hinterbliebenen und mit einem eigenen Erlebnis von 1992. Damals hatte er gesehen In der beliebten Formel: »Das wird man doch wohl mal sagen — und fotografisch dokumentiert —, wie Soldaten die Leiche dürfen ...« verbirgt sich häufig, dass Israel-Kritik eben nicht eines palästinensischen 19-Jährigen zurückgaben, die offen- immer bloß Kritik ist. Wird den Israelis unterstellt, dass sie sichtlich obduziert worden war. Brust und Bauch waren frisch »wie Nazis« auftreten (ein vertrauter Topos, links wie rechts) vernarbt. Beweise für eine Organentnahme lieferte er nicht. oder einen »Vernichtungsfeldzug« (Norbert Blüm) gegen die Durch Gespräche mit den beteiligten Palästinensern ist in- Palästinenser führen, dann geht es nicht um Gerechtigkeit, zwischen nachgewiesen, dass es sich hier um eine komplett sondern um Entschuldung. Seht her, die Nachfahren unserer erfundene Geschichte handelt. Opfer sind so gemein wie unsere Vorväter. Wenn die sich so Israel-Kritik — Antisemitismus 13

aufführen, waren die Deutschen nicht die einzigen Mensch- heitsverbrecher. Wiegen wir also auf, und rechnen wir ab, auf Ich bin Mitglied der DIG, … jeden Fall dürfen Juden nicht mehr mit dem Finger auf uns zeigen. … weil ich dazu beitragen möchte, dass auch Ist Käfig-Haltung von Hühnern oder die Massentötung von für das jüdische Volk Normalität einkehrt. Schweinen in Ägypten wegen der Schweinegrippe ein Holo- Aufklärung, auch im täglichen Leben, soll diesen caust? Gibt es keinen besseren Vergleich für Tierquälerei als fürchterlichen Anti­semitismus überwinden jenen mit dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschich- helfen. Das sind wir dem Volk, von dem wir te, dem organisierten Mord an sechs Millionen Menschen? geistig so profitiert haben, schuldig.

Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex hat einst ironisiert: Dr. Démètre Zavlaris, »Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.« Mitglied seit 1994 Damit wollte er sagen, die Juden seien lebende Denkmäler deutscher Schuld. Und Schuldgefühle wird am besten los, wer sein eigenes schlechtes Gewissen zurück projiziert: Die Ju- den sind an ihrem Unglück selbst schuld und dem anderer ebenfalls.

Dazu gehört auch die von der EUMC als antisemitisch ein- gestufte Delegitimierung Israels und das Abstreiten des Rechts … weil ich Israel liebe mit seinen des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung. Unterstellt wird wunderschönen Landschaften und oft, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unter- fangen, bewusst irreführend die Aussage benutzt, es handle seiner funktionierenden Demokratie. sich um Apartheid. Hellmut Königshaus MdB Auch deshalb war es richtig, dass Staaten wie Kanada, USA, (FDP), Deutschland, Italien, Niederlande und Israel die Nachfolge- Mitglied seit 2004 konferenz der Anti-Rassismus-Konferenz in Durban boykot- tiert haben. In der Resolution von Durban war Israel des »Völkermordes« verleumdet worden, der malaysische Premier Mahathir phantasierte in seinen Reden von der »jüdischen Verschwörung« gegen die Dritte Welt.

Es ist also im Grunde ganz einfach, zwischen berechtigter … weil ich die Beziehungen zu Israel für Kritik an Israel und Antisemitismus zu unterscheiden: Wer Deutsche und Deutschland wichtig finde. Juden diskriminiert, weil sie Juden sind, wer Israel und die Juden dämonisiert, Israel das Existenzrecht abspricht und Dr. Waltraud Rehfeld, Israel mit anderen Maßstäben misst als jedes andere Land der Geschäftsführende Vorsitzende Welt, der ist antisemitisch. Wer aber Israel kritisiert, weil er des Bundes der Verfolgten des aktuelle politische Probleme anders gelöst hätte, macht von Naziregimes (BVN), Mitglied seinem demokratischen Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch. seit Gründung der DIG 1966

Maya Zehden, stellv. Vorsitzende … weil ich eine Freundin Israels bin.

Inge Buchenau, Mitglied seit 2000 14 Al Quds-Tag

Al Quds-Tag: Propaganda gegen Frieden

Es ist ein Ritual, beängstigend und gespenstisch: Seit Jahren rufen Islamisten zum »Al Quds- Tag« auf und demonstrieren jeweils am letzten Wochenende im Ramadan auf dem Kurfürs- tendamm gegen Israel. Und viele aufrechte Demokraten wehren sich dagegen. Die DIG Berlin und Potsdam ist dabei wie auch die Amadeu Antonio Stiftung, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, iranische Oppositionelle und andere gesellschaftliche Gruppen sowie Politikerinnen und Politiker.

Der sogenannte »Al Quds- Gefährlich ist, dass Isla- Tag« (arabisch für Jeru- misten nach Allianzen salem, persisch »Ghods«) mit linken antiimperia- wird über das größte is- listischen Gruppen und lamistische Internetpor- Rechtsextremisten su- tal der Brüder Yavuz und chen. Da weiß man sich Gürhan Özoguz organi- einig über das Feindbild siert. Drahtzieher sind des »internationalen Fi- verschiedene islamisti- nanzkapitals«, über An- sche Zentren und Netz- tiamerikanismus, Anti­ werke, unter anderem zionismus, Antisemitis- aus dem Umfeld der liba- mus oder auch die Leug- nesischen Hisbollah. nung des Holocaust. Um- fragen der vergangenen Erfinder des internatio- Jahre belegen, dass dies nalen Kampftages gegen Demonstration gegen den »Al-Quds-Tag« 2009; Foto: Meggie Jahn auch mehr 60 Prozent Israel und die »westli- der Deutschen und Euro- chen Mächte der Arroganz« war der iranische Revolutions- päer denken. Umso wichtiger ist es, dass das Bündnis gegen führer Ayatollah Khomeini. 1979 beschwor er zum ersten Mal den Al Quds-Tag breiter wird. in Teheran die panislamische Einheit mit den Shiiten, nach- dem er im irakischen Exil in Nadschaf unter den Einfluss sun- Um mehr Zuspruch auch bei Migrantinnen und Migranten zu nitischer Islamisten und des panarabischen Antizionismus gewinnen, ist allerdings viel Sensibilität erforderlich. Claudia geraten war. Dantschke, deutsche Journalistin und Islamismus-Expertin warnt vor einem pauschalisierenden Islamismus-Diskurs. Un- Seitdem gibt es weltweit Massenaufmärsche, die unter ande- differenzierte Urteile gegen ›alle‹ Muslime könnten schnell zu rem in Teheran, Beirut, Pakistan, Bangladesh und Indonesien einer rassistischen Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsgrup- organisiert werden. Die Demonstranten skandieren »Tod für pen führen. Das aber werde islamistische Phänomene und Israel«, »Tod für Amerika« oder »Möge Israel von der Land- Strukturen eher fördern. Es sei aber genauso gefährlich, den karte radiert werden«. Israelische und amerikanische Fahnen Islamismus und seinen Einfluss auf Teile der Gesellschaft brennen. zu ignorieren.

In den europäischen Großstädten nahm anfangs kaum jemand In diesem Jahr gab es bei unserer Anti-Al Quds Demonstration Notiz von den Hasstiraden. In Berlin hat sich das geändert. völlig unangemessene Eingriffe der Berliner Polizei. Polizei- Inzwischen sind die Islamisten sogar bemüht, provozierende präsident Dieter Glietsch hat sich dafür entschuldigt. Und wir Aktionen zu vermeiden. Nach antiisraelischen Anschlägen auf werden weiter Gesicht zeigen, bis Al Quds Demonstrationen Synagogen in Istanbul entwickelte sich eine Gegenbewegung Geschichte sind. in Kreuzberg, die seit 2005 im Verein »Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus« aufging. Und während noch 2002 noch knapp 2 500 Islamisten gegen Israel marschierten, kamen in Meggie Jahn, den vergangenen Jahren nur wenige hundert. stellv. Vorsitzende

16 Freiheit für Gilad Shalit

Gilad Shalit — R UN4ME: Marathonlauf für die Freiheit

Seit über drei Jahren ist der israelische Soldat Gilat Shalit in der Gewalt der Hamas. Und am 20. September 2009, genau 1183 Tage nach seiner Entführung, forderten mehrere hundert Läuferinnen und Läufer auf dem Berlin-Marathon seine Freilassung. Der damals 19jährige war am 25. Juni 2006 entführt worden, zwei Soldaten starben bei dem Überfall.

Die Täter, Anhänger der islamistischen Ter- Website, RUN4ME zu unterstützten. Sie ka- rororganisation Hamas, verwehren Gilad men aus dem Iran, aus Mexiko, Brasilien, Shalit seitdem Kontakt zum Internationalen Großbritannien, Irland, Schweden, aus den Roten Kreuz — ein eindeutiger Verstoß gegen Niederlanden und natürlich aus Deutsch- die Genfer Konvention. Ein Jahr nach der land. Entführung veröffentlichte die Hamas eine Audio-Aufnahme, auf der Shalits Stimme zu Am Tag des Marathons fand eine konzertier- hören war. Erst kürzlich, am 2. Oktober 2009, te Aktion vieler Helfer, darunter zahlreiche gab es wieder ein neues Lebenszeichen. Für Mitglieder der DIG, an einem Info-Stand am eine Video-Aufnahme von Shalit hat Israel Innsbrucker Platz statt. T-Shirts mit dem Auf- 19 inhaftierte Palästinenserinnen freilassen druck »Gilad Shalit lebt«, Armbänder und müssen. Dem israelischen Fernsehen zufol- Flyer wurden verteilt, um auch Passanten ge zeigt der Film den inzwischen 23-Jährigen und weitere Läufer zu informieren. Bewe- gesund und unversehrt. Die Familie hat gend der Berliner Polizist, der sich sofort das wieder Hoffnung geschöpft. Run4me, Foto: Rolf Behrens blaue Band am Handgelenk befestigte. Selbst- verständlich, wie er sagte, denn sein Sohn Der israelische Filmemacher Ron Segal wollte für Shalit ein wird demnächst in Afghanistan dienen. Falls ihm dasselbe Zeichen setzen, damit die Weltöffentlichkeit sein Schicksal Schicksal wie Gilad Shalit widerfahren sollte, hoffe er auf nicht vergisst. Aufgrund eines Stipendiums des Deutschen eine ähnliche Unterstützung aus der Bevölkerung. Akademischen Austauschdienstes für 16 Monate in Berlin, setzte er alles daran, seine Idee umzusetzen: die Initiative Die große Zahl von Unterstützern — der Bezirk Schöneberg- RUN4ME. Er meldete sich zum Berlin-Marathon an und mach- Tempelhof, diverse Unternehmen sowie DIG und Jüdische te es zu seinem Ziel, 1183 Mitläufer zu finden, die gemeinsam Gemeinde, aber auch die Botschaft des Staates Israel, hat Ron mit ihm beim Berlin-Marathon auf die menschenrechtsver- Segals Aktion auf jeden Fall zu einem Erfolg für Shalit ge- letzende Gefangenschaft von Gilad Shalit aufmerksam machen macht. Sein T-Shirt-Aufdruck hat sich wenige Tage später be- und sich für seine Freilassung einsetzen würden. wahrheitet — Shalit lebt — nun muss er einfach bald freige- lassen werden. Es gelang ihm, so viele Läufer zu finden, die dann am Hand- gelenk ein blaues Armband aus Kunststoff trugen. Auf diesem Armband waren die Zahl 1183 und www.run4me.com zu le- Stefan Krikowski, sen. Ron Segal und seine Helfer warben die Läufer aus der Vorstandsmitglied ganzen Welt während der dreitägigen Marathon-Messe auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof und über die

Ich bin Mitglied der DIG, …

… weil mich Israel fasziniert und das Land viel näher ist als wir oft denken.

Felix Husmann, Mitglied seit 2000 Konzert-Direktion Hans Adler • 030 / 826 47 27 Saison 2009 / 2010

Kammermusiksaal GIPFELTREFFEN DER STREICHQUARTETTE So., 6. Dez. Am 85. Geburtstag von WALTER LEVIN mit Amaryllis Quartett (Deutschland) Kurtág · Cuarteto Casals (Spanien) Haydn · Gemeaux Quartett (Schweiz) Webern · Kuss Quartett (Deutschland) Brahms · Cuarteto Quiroga (Spanien) Webern · Zemlinsky Quartet (Tschechien) Janácek

Philharmonie TONHALLE ORCHESTER ZÜRICH Kammermusiksaal ARTEMIS QUARTETT Mo., 2. Nov. DAVID ZINMAN Dirigent Di., 26. Jan. Beethoven: Streichquartette F-Dur op. 18 Nr. 1, SABINE MEYER Klarinette f-Moll op. 95, a-Moll op. 132 Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche op. 28 Mozart: Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur Philharmonie MISCHA MAISKY Violoncello Takemitsu: Fantasma / Cantos für Klarinette und Do., 11. Feb. MOSKOW VIRTUOSI Orchester Mozart · Boccherini · Rossini · Haydn Schumann: Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 Kammermusiksaal CAMERATA SALZBURG Kammermusiksaal RUDOLF BUCHBINDER Klavier Sa., 13. Feb. ANDRE DE RIDDER Dirigent Fr., 20. Nov. Werke von Haydn · Schubert · Beethoven MARTIN GRUBINGER Percussion Haydn · Corigliano · Hartl · Haydn Kammermusiksaal PACIFICA QUARTET Sa., 21. Nov. MENAHEM PRESSLER Klavier Konzerthaus DANIEL HOPE Violine Haydn, Prokofieff, Brahms: Klavierquintett f-Moll Mi., 3. März ZÜRCHER KAMMERORCHESTER op. 34 Bach · Händel · Biber · Telemann · Pachelbel Falconiero · Geminiani · Vivaldi Philharmonie BENEFIZKONZERT So., 22. Nov. „INNOCENCE IN DANGER“ Philharmonie DANIEL BARENBOIM Klavier CHORGEMEINSCHAFT NEUBEUERN So., 7. März Werke von Chopin KLANGVERWALTUNG ENOCH ZU GUTTENBERG Dirigent Philharmonie CHORGEMEINSCHAFT NEUBEUERN Susanne Bernhard, Sopran; Fr., 19. März KLANGVERWALTUNG Gerhild Romberger, Alt; Timothy Richards, Tenor; ENOCH ZU GUTTENBERG Dirigent Christian van Horn, Bass Solisten: Miriam Meyer Sopran, Verdi: Messa da Requiem Gerhild Romberger Alt, Daniel Johannsen Tenor, N.N. Bass Kammermusiksaal HEINRICH SCHIFF Violoncello Mozart: Requiem u. a. Fr., 27. Nov. MARTIN HELMCHEN Klavier Beethoven · Brahms · Lutoslawski · Debussy Philharmonie GRIGORIJ SOKOLOV Klavier Do., 25. März Programm wird noch bekanntgegeben Philharmonie BACH: WEIHNACHTSORATORIUM Di., 1. Dez. (Kantaten I, II, III und VI) Philharmonie ORQUESTA NACIONAL DE ESPANA GÄCHINGER KANTOREI Do., 15. April JOSEP PONS Dirigent BACH-COLLEGIUM STUTTGART KATIA UND MARIELLE LABÈQUE Klavier HELMUTH RILLING Dirigent Ginastera · Amargos · Piazzolla · Ravel Sibylla Rubens Sopran, Ingeborg Danz Alt, James Taylor Tenor, Georg Zeppenfeld Bass Kammermusiksaal ARTEMIS QUARTETT Mi., 21. April Beethoven: Streichquartette Es-Dur op. 74 Kammermusiksaal ARTEMIS QUARTETT „Harfenquartett“, cis-Moll op. 131 Fr., 11. Dez. Beethoven: Streichquartette B-Dur op. 18 Nr. 6, F- Dur op. 135, C-Dur op. 59 Nr. 3 „Rasumowsky“ Kammermusiksaal ALICE SARA OTT Klavier Fr., 23. April Mendelssohn Bartholdy · Beethoven · Chopin · Liszt Kammermusiksaal ALBRECHT MAYER Oboe So., 13. Dez. FESTIVAL STRINGS LUCERNE Kammermusiksaal QUATUOR EBÈNE Bach · Mendelssohn Bartholdy · Bach Mi., 28. April Mozart · Debussy · Mendelssohn Bartoldy

Kammermusiksaal RADU LUPU Klavier Philharmonie KREMERATA BALTICA Di., 15. Dez. PAAVO JÄRVI Dirigent So., 30. Mai GIDON KREMER Violine DEUTSCHE JULIA KORPACHEVA Sopran KAMMERPHILHARMONIE BREMEN Lourie · Desyatnikoff · Tschaikowski Schumann: Manfred-Ouvertüre, Klavierkonzert a-Moll op. 54, Sinfonie Nr. 3 „Rheinische“ Philharmonie ANNE-SOPHIE MUTTER Violine Fr., 11. Juni LAMBERT ORKIS Klavier Philharmonie MAURIZIO POLLINI Klavier Debussy · Mendelssohn · Brahms · Sarasate So., 24. Jan. Schumann · Chopin · Liszt Beginn jeweils 20 Uhr

WIENER PHILHARMONIKER · CHRISTIAN THIELEMANN Dirigent BEETHOVEN-ZYKLUS 2010 in der Berliner Philharmonie

Mittwoch, 1. Dezember 2010 · 20 Uhr: 4. und 5. Sinfonie | Donnerstag, 2. Dezember 2010 · 20 Uhr: 6. und 7. Sinfonie Samstag, 4. Dezember 2010 · 18 Uhr: 1. 2. und 3. Sinfonie | Sonntag, 5. Dezember 2010 · 11 Uhr: 8. und 9. Sinfonie

Kartenservice 826 47 27 · Mo. – Sa. 9 – 20 Uhr, So. 14 – 20 Uhr · E-Mail: [email protected] 18 Nukleare Bedrohung im Nahen Osten

Angst und Ausnahmezustand

Während Europa und Nordamerika zwanzig Jahre nach Ende der Ost-West-Konfrontation die Möglichkeit eines Atomkrieges vergessen haben, wächst die nukleare Bedrohung im Nahen Osten. Die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran trägt Züge eines beginnenden neuen Kalten Krieges — mit bedrückenden gesellschaftlichen Folgen.

»Duck — and cover« sangen grenzen, den die palästinen- amerikanische Schulkinder sischen Angriffe tatsächlich in den 1950er Jahren. »Duck verursachen. Doch im Ver- and cover — in Deckung ge- gleich zur Atombombe sind hen«, das wollte ihnen ein die Raketen und Granaten Lehrfilm der US-Zivilvertei- aus dem Gazastreifen noch digungsbehörde beibringen. nicht einmal Nadelstiche. Nachdem die Sowjetunion die Atombombe entwickelt »Die israelische Angst vor hatte, sollten die Kleinen mit einem nuklearen Holocaust, Hilfe einer eingängigen Me- einem zweiten Holocaust, ist lodie lernen, sich im Falle überwältigend«, erklärt Ro- eines Angriffes schnell un- nen Bergman, Iran-Experte ter ihre Schulpulte zu ver- der größten Tageszeitung Is- kriechen, um sich selbst zu raels Yediot Achronoth. In schützen. Heute wirkt der den Medien sei die Islami- Film makaber: ein bizarres Ein improvisierter, öffentlicher Bunker in Sderot: Die Kindermalereien verschönern den sche Republik ständig als nüchternen Zweckbau nur unzureichend. Foto: Jewbask Relikt aus dem Kalten Krieg. Thema präsent. Laut Berg- man wird eine zukünftige »Tseva adom, tseva adom« singen heute israelische Schul- iranische Atombombe von Experten derzeit für die größte kinder. »Tseva adom — Farbe Rot«, so lautet das automatische Bedrohung Israels gehalten. Eine militärische Aktion gegen Alarmzeichen im Süden Israels, wenn das Radar eine Granate die nuklearen Ambitionen Teherans, wie oft in den vergange- oder Rakete, abgefeuert aus dem Gazastreifen, registriert. Die nen Monaten angedroht, könnte kaum erfolgreich sein. »Ein Kinder aus Sderot leiden unter dem Stress, im Ernstfall unter Angriff wäre auch nur ein letzter Ausweg — es würde das irani- Sirenengeheul 15 Sekunden Zeit zu haben, sich in Sicherheit sche Nuklear-Programm nur verzögern, aber nicht verhin- zu bringen. Mit simplen Reimen will die Kunsttherapeutin dern«, so Bergman. Shahar Bar den Kindern die Angst vor dem Signal nehmen. »Schnell, schnell, schnell, an einen sicheren Platz! Schnell, So nüchtern schätzt auch Anthony Cordesman vom Washing- schnell, schnell, jetzt ist’s ein bisschen gefährlich!« toner Center for Strategic and International Studies die Lage ein. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Islamische Die Bilder ähneln sich frappierend: Stühle rücken, die Spröss- Republik über die Atombombe verfügt. Cordesman bezieht linge verkriechen sich unter ihren Pulten, kauern sich zusam- sich unter anderem auf eine offizielle amerikanische nachrich- men und verschränken schützend ihre Hände hinter dem tendienstliche Einschätzung aus dem November 2007, gemäß Kopf. Was für Amerikaner im Einschlagsbereich einer Nuk- der der Iran spätestens 2015 genügend Plutonium angerei- learwaffe pathetisch wirkte, kann den Israelis wirklich helfen: chert hat, um seine ersten Nuklearwaffen zu produzieren. Mit- Die Deckung unter den Tischen kann vor herabstürzenden telstreckenraketen, die bis nach Tel Aviv reichen, werden der- Trümmern und herumfliegenden Glassplittern schützen. Wäh- zeit getestet. rend das Propagandastück der US-Zivilverteidigung der Be- völkerung wenigstens teilweise vormachen wollte, dass ein Indes bereitet sich Israel intensiver denn je auf den Ernstfall Schutz vor sowjetischen Atombomben möglich gewesen wäre, vor. Im Frühsommer führte das Land die größte Zivilschutz- kann Shahar Bars private Initiative den Schaden ein wenig be- übung seiner Geschichte durch. Wie die Kinder in Sderot soll- Nukleare Bedrohung im Nahen Osten 19

ten am 2. Juni 2009 alle Israelis den Sirenensignalen gehor- chen und die Luftschutzräume aufsuchen. Ein Aufarbeiten der Probleme im zivilen Bevölkerungsschutz war überfällig. Der Ich bin Mitglied der DIG, … Libanonkrieg 2006 hatte viele Defizite im zivilen Bevölke- rungsschutz aufgedeckt. Damals waren unter dem Raketenbe- … weil ich diese Freundschafts­organisation schuss der Hizbollah weite Teile des nördlichen Israel über- für eine wichtige, ja unverzichtbare Verbin- hastet evakuiert worden; eine allgemeine Panik unter den dung zwischen unseren beiden Völkern halte. Betroffenen wurde nur knapp vermieden. Dr. Michael Jenne, Angesichts der wachsenden Bedrohung nicht nur durch Kat- Mitglied seit Gründung der juschas, abgefeuert von Hizbollah oder Hamas, sondern auch durch wesentlich größere Kaliber aus dem Iran erhält der Be- DIG 1966 lagerungszustand des jüdischen Staates eine neue Qualität. Die Behörden verfügen für den Ernstfall über weit reichende Befugnisse. So haben beispielsweise Verteidigungsminister Amir Peretz und sein Nachfolger Ehud Barak bereits zweimal eine »Ausnahmesituation an der Heimatfront« im Grenzge- … weil ich eine besondere Nähe und biet zum Gazastreifen ausgerufen, als die Bombardierung der Verbindung zu Israel habe; ich schätze die Region durch die Hamas vor dem Krieg am Anfang dieses Jah- Menschen, die ich dort kennen lernen konnte, res zugenommen hatte. Während ihre Familienmitglieder eva- ihre Menschlichkeit, ihre Wärme, kuiert werden konnten, durften Mitarbeiter lebenswichtiger öffentlicher Betriebe ihre Arbeitsplätze nicht verlassen. Unkompliziertheit, aber auch ihr Draufgängertum … Hierzulande besitzt die Bundesregierung mit dem »Arbeits- sicherstellungsgesetz« vergleichbare Kompetenzen. Dieses Dr. Hedwig Raskob, war 1968 nach einer jahrelangen kontroversen Debatte verab- politische Friedensarbeit schiedet worden. Neben den weiteren »Notstandsgesetzen« und Konfliktklärung, liegt es bis heute in den Schubladen der Bundesministerien. Mitglied seit 2000

Was für Deutschland oder die USA nicht aktuell ist, bleibt für Israel akut: der nationale Ausnahmezustand. »Angst dominiert alle Aspekte unseres Lebens«, sagt beispielsweise Hedva Eyal vom Haifa Feminist Center »Isha l’Isha«. Sie beklagt, dass die … weil ich Israelin bin und stolz, dass es so israelische Zivilgesellschaft durch den ständigen Zwang, in eine Organisation in Deutschland gibt. der Kategorie »Sicherheit« denken zu müssen, sich zuneh- mend militarisiert hat. Diese Sorge teilen politische Analysen Edna Morgensztern, wie der jüngst erschiene Sammelband »Eine Armee hält sich Mitglied seit 2000 einen Staat«, das Ergebnis einer mehrjährigen Studie über das Verhältnis von Militär und Gesellschaft in Israel. Die Heraus- geber Gabriel Sheffer, Oren Barak und Amiram Oren stellen fest: »Der Sicherheitssektor schützt nicht nur Israels Bürger; er formt auch den Charakter des Landes und seiner Bürger.« Die Bedrohung durch eine iranische Atombombe wird an die- sen Umständen kaum etwas verbessern. … weil ich mich seit Jahren für die deutsch- jüdische Geschichte interessiere, um hiermit den großen Beitrag jüdischer Men- Marcus Mohr, schen für die deutsche Kultur zu würdigen. Vorstandsmitglied

Hans-Joachim Krause, Mitglied seit 2005 20 Eklat in der Al Quds-Universität

Opfer werden verhöhnt — Museum für Selbstmordattentäter Der Weg ins Westjordanland führte an bizarren und irrealen Sperranlagen vorbei. Angekom- men auf dem Campus der Al Quds Universität, einer Hochschule der Palästinenser, sahen wir — Teilnehmer der Israelreise 2008 der DIG Berlin Potsdam und der Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit — die Mauer in voller Größe. Sie schlängelt sich durch das Tal gleich in der Nachbarschaft der palästinensischen Hochschule und erzeugte bei uns ein düsteres Gefühl.

Die Begrüßung durch den stellvertretenden Universitätsprä- spielt, wollte offensichtlich die Provokation — für mich war dies sidenten war sachlich, konzentriert, ohne Floskeln, selbstbe- auch ein Zeichen für die harte Realität Israels im Jahr 2008. wusst. Auf unserem Rundgang sahen wir viele junge Men- schen, auch Mädchen, ruhig und diszipliniert. Dass es auch anders geht, erfuhren wir auf unserer Reise allerdings auch: Wir trafen einen arabischen Israeli, der in Doch dann folgte der Eklat: Nicht ahnend, was uns erwarten seinem Betrieb Juden und Araber, Christen, Muslime und würde, wurden wir in ein von einem reichen Ölstaat bezahltes Drusen an wissenschaftlichen Projekten forschen lässt. Wir modernes Gebäude geführt. Museum nannte es sich. Und war begegneten Steph Wertheimer, dem durch seine Unternehmun- den »Märtyrern« der Intifada gewidmet — eine Art Ehrenmal gen reich gewordenen Philanthropen und Unterstützer von für jene, die als Selbstmörder in Israel Frauen und Kinder Wirtschaftsprojekten auch in den Gebieten der Palästinenser. mit ihren Bomben ermordeten. Wir besuchten die Ben Gurion Universität im Negev, die unter anderem Beduinenmädchen zu Ärztinnen ausbildet und den Es war eine Stätte der Anklage gegen Israel, die den jüdischen arabischen Rechtsanwalt, der trotz persönlicher Nachteile in Staat als Horrorgebilde darstellt, voller Gewalt und Brutalität. Nazareth ein winziges Holocaust-Museum auf Arabisch für Den meisten von uns verschlug es die Sprache, anderen trieb Muslime eingerichtet hat. es die Zornesröte ins Gesicht. Dort wurde sehr deutlich, wie allein gelassen dieser Jurist Schnell wurde klar: Hier haben die Macher versucht, ein ara- bei seiner Aufklärungsarbeit ist. Deshalb mein Appell: Das bisches Gegenstück zu Yad Vashem zu präsentieren. Nur: Wo israelische Schulministerium sollte auch arabischen Schülern in Yad Vashem des millionenfachen Leids gedacht wird, wer- Yad Vashem zeigen, um ihnen die Shoah nahe zu bringen. Da- den hier die Mörder verklärt und die Opfer verhöhnt. für sollten die Erläuterungen dann auch in arabischer Sprache sein. Denn nur Wissen schützt vor Demagogie. Der Protest unserer Gruppe eskalierte schnell, es wurde laut und unfreundlich. Der stellvertretende Präsident verschwand und ließ sich auch beim Mittagsimbiss nicht mehr sehen. Die U. F. Krüger, Universität hatte die Chance zu einem offenen Gespräch ver- Vorstandsmitglied

Wir danken Air Berlin für die gute Zusammenarbeit. Muslimische Jugendliche 21

Muslimische Jugendliche bauen Vorurteile ab

Halten arabische Israelis wirklich zu den Terroristen? Oder geraten sie nur zwischen die Fronten und leiden unter einer ständigen Identitätskrise? Sind arabische und türkische Jugendliche in Deutschland wirklich gegen Israel? Was wissen sie eigentlich über den jüdi- schen Staat? Das hat uns als Mitglieder der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin und Potsdam interessiert und um mehr zu erfahren, organisierten wir mehrere Veranstal- tungen.

Im Juni 2009 luden wir zu einem Elke Gryglewski und Sabine Sack- Abend mit Ahmad Mansour, ei- mann arbeiteten 2008 mehrere nem arabischen Israeli, der uns Wochen zum Thema Holocaust im Garten unseres Vorstandsmit- mit einer Gruppe junger Musli- glieds U. F. Krüger von seiner per- me unterschiedlicher Herkunft. sönlichen Entwicklung als ara- Schließlich fuhren alle gemein- bischer Israeli erzählte. Ahmad sam nach Israel, um die festge- Mansour studierte nach der Schu- stellten Vorurteile vor Ort zu über- le in Deutschland Psychologie und prüfen. Die Jugendlichen über­ ist seit einigen Jahren im Berliner raschte, dass sie sich auf einmal Bezirk Neukölln Gruppenleiter eher als Berliner fühlten, dem beim Projekt »Heroes«. Dieses von hiesigen Kulturkreis verbunden, der schwedischen Königin geför- denn als Muslime. Sie fuhren als derte Projekt will gegen Unterdrü- Muslime nach Israel und kehrten ckung im Namen der Ehre und als Berliner zurück. für Gleichberechtigung sensibi- lisieren. Mansour arbeitet dort mit jungen Migranten gegen Gemeinsam mit der Friedrich-Naumann-Stiftung luden wir Vorurteile und für Menschenrechte, Demokratie und Respekt zum Thema »Das Israelbild von jungen Muslimen in Deutsch- (http://www.heroes-net.de). Er berichtete, dass er immer wie- land« ins Centrum Judaicum. »Ist der Islam mit der Demo- der auf antisemitische Vorurteile stoße. Er sei auch besorgt kratie vereinbar« war Thema einer Kooperationsveranstaltung über die einseitig ablehnende Sicht auf Israel und den Nahost- mit der Landesvertretung des Saarlandes. Gemeinsam mit der Konflikt. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Ber- lin und dem Centrum Judaicum luden wir die als Palästinen- Das beginnt offenbar beim Schulunterricht über die Zeit des serin geborene, in Ägypten aufgewachsene und heute in Nationalsozialismus. Pädagogen geben häufig an, dass Jugend- Deutschland lebende Ärztin Dr. Halima Alaiyan ein. Sie be- liche mit arabischen Wurzeln an deutscher Geschichte des- richtete über ihre Erfahrungen als Frau in der muslimischen interessiert seien und sich antisemitisch äußerten, wenn es Gesellschaft und über ihr Engagement in einer Stiftung im An- um die NS-Verbrechen gehe. denken an ihren verstorbenen Sohn. Ihr Thema war »Mitei- nander gehen und zueinander stehen: Israelisch-Palästi- In einer Kooperationsveranstaltung der DIG mit dem Haus nensisch-Deutscher Jugendaustausch«. der Wannseekonferenz wurde von der Mitarbeiterin der Bil- dungsabteilung Elke Gryglewski, Sabine Sackmann von der Fazit der verschiedenen Vorträge lautet: Begegnungen von arabischen Jugend- und Kultureinrichtung Karame e.V sowie deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendlichen Ahmad Mansour dabei differenziert zwischen Jugendlichen zeigen, dass Vorurteile abgebaut werden können. mit arabischem und mit türkischem Migrationshintergrund. So hätten die jungen türkisch-stämmigen Männer und Frauen bisher seltener antisemitische Vorurteile gezeigt als ihre ara- Gesine Palmer, bisch-stämmigen Altersgenossen. Vorstandsmitglied 22 Israelreise 2010

IsraelReise 25. Mai bis 3. Juni 2010

Route: Tel-Aviv — Sderot - Rehovot — Massua — Haifa — Akko — Safed — See Genezareth — Golan — BeitShean — Totes Meer — Jerusalem

Begegnungen mit: . Botschafter a. D. Avi Primor, Präsident der Israelisch-Deutschen Gesellschaft (IDG) . Gisela Dachs, Die Zeit, sowie weitere Journalisten . Mickey Pappe, deutscher Honorarkonsul . Naftali Fürst, Holocaust-Überlebender . General i. R. Arik Beckenstein, ehemaliger Divisions- kommandeur der IDF (angefragt) . Vorsitzender der Israelisch-Deutschen Parlamentarier- gruppe (zum Stand der deutsch-israelischen Beziehungen) . Dr. Petra Heldt, Leiterin der »Ecumenical Theological Research Fraternity in Israel«, vor Jahren Opfer eines palästinensischen Selbstmordanschlags . Matt Beynon Rees, britisch-walisischer Journalist und Autor der Krimis «Der Verräter von Bethlehem« und »Ein Grab in Gaza« mit Einblicken in die palästinensische

Gesellschaft Blick vom österreichischen Hospiz in der Altstadt auf die . Gad Granach, Schriftsteller Erlöserkirche im christlichen Viertel. Foto: Meggie Jahn . Gabriel Bach, ehemaliger Oberster Richter und zweiter Ankläger im Eichmann-Prozess Ausführliches Programm auf Anfrage. . Marianne Karmon, Vorsitzende der Israelisch-Deutschen Gesellschaft Reisepreis und Leistungen: 1.350,- € im DZ, EZ-Zuschlag 349- €, 9 ÜN/HP Vor Ort stehen Bus und deutschsprachige Reiseleiter zur Verfügung. Weitere, aktualisierte Informationen auf unserer Website www.digberlin.de.

Anmeldung: DIG-Geschäftsstelle Auguststraße 80 | 10117 Berlin Tel.: (030) 28395 - 215/ Fax: - 116, mail: [email protected]

Das römische Amphitheater in Betschean. Foto: Meggie Jahn Bitte beachten Sie: Englischkenntnisse hilfreich, die meisten Gespräche finden in Deutsch statt.

Blick auf den erst jüngst ausgegrabenen Cardo in Betschean. Foto: Meggie Jahn Emmanuel Nahshon 23

P or tR ät Ich bin Mitglied der DIG, … Emmanuel Nahshon … weil ich Israel seit Jahren verbunden bin und dort auch noch liebe Schulfreunde aus mei- Der neue Gesandte der Botschaft des Staa- ner Zeit an der Josef-Lehmann-Schule in der tes Israel, Emmanuel Nahshon, wurde 1961 Joachimstaler Straße, Berlin, bis 1941 habe. in Paris geboren. Er studierte Jura an der

Ruth Recknagel, frühere Hebräischen Universität Jerusalem und ist Direktorin der Wiedergut- Mitglied der israelischen Anwaltskammer. Er machungsämter von Berlin, ist verheiratet und hat eine Tochter. Mitglied seit Gründung der DIG im Jahr 1966

… weil ich es wichtig finde, die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland zu verbessern.

Dr. Nikoline Hansen, Vorsitzende des Bundes der Verfolgten des Naziregimes (BVN), Mitglied seit 2009 Im Jahr 1992 trat Emmanuel Nahshon in den Dienst des isra- elischen Außenministeriums in Jerusalem ein. Seine erste Aus- landsposition als Diplomat führte ihn von 1994 bis 1996 in Sommerfest 2009 die israelische Botschaft in Caracas, Venezuela. In den folgen- den drei Jahren war er verantwortlich für die Beziehungen zum Europäischen Parlament in der israelischen Delegation Das Sommerfest im Kutschstall in Potsdam war der Glanz- bei der Europäischen Union in Brüssel. punkt im vielfältigen Programm der DIG Berlin und Potsdam. Bei dieser Gelegenheit sind auch einige neue Mitglieder zu Von 1999 bis 2000 war Nahshon im israelischen Außenminis- uns gestoßen. Andere, die noch nicht lange dabei sind, haben terium als Berater in der Westeuropa-Abteilung tätig. Anschlie- ihr Interesse an weiteren Aktivitäten bekundet. ßend fungierte er bis 2002 als stellvertretender Sprecher des Außenministeriums.

In den Jahren 2002 bis 2006 war er Gesandter der israelischen Botschaft in Ankara, Türkei. Zurück in Jerusalem leitete er von 2006 bis 2009 die Abteilung Diplomaten- und Zivilrecht im Außenministerium.

Im August 2009 trat Emmanuel Nahshon den Posten des Ge- sandten in der Botschaft des Staates Israel in Berlin an.

Der Gesandte spricht neben Hebräisch auch Französisch, Englisch, Spanisch, Türkisch und Deutsch. Der scheidende israelische Gesandte Ilan Mor dankt Jochen Feilcke für das Gästebuch zum Jubiläum und die Aktivitäten der DIG. 24 Deutsch-israelische Parlamentariergruppe

Im deutschen Bundestag: Deutsch-israelische Parlamentariergruppe

Als MdB gehörte ich der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe an, einer von 53 Grup- pen und Freundeskreisen, die weltweit die Beziehungen des Deutschen Bundestages zu den Parlamenten anderer Staaten pflegen.

Bilaterale und multilaterale Parlamentariergruppen haben das Die Parlamentariergruppe arbeitet als Bindeglied zwischen Ziel, durch Konferenzen, Informationsreisen, Fachveranstal- den Ländern auch in der Gesetzgebung. Ein Beispiel: Um den tungen sowie durch persönliche Kontakte mit Parlamentariern überlebenden NS-Ghetto-Arbeitern eine Rente zu ermöglichen, anderer Länder die internationalen Beziehungen des Bundes- verabschiedete der Bundestag im Jahr 2002 das »Gesetz zur tages zu fördern. Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto«. Mitglieder der Parlamentariergruppe setzten sich für Die Deutsch-Israelische Parlamentariergruppe versteht sich eine unbürokratische Lösung ein, die schließlich in Form als Netzwerk für Demokratie und Verständigung in den Be- eines Fonds nach dem Vorbild der Zwangsarbeiter-Entschä- ziehungen zum Staat Israel. Im Bundestag ist sie mit 111 Mit- digung beschlossen wurde. gliedern die zweitgrößte Gruppe nach der Deutsch-Amerika- nischen. 61 Jahre nach der Staatsgründung sieht Israel in Künftig muss vor allem der Jugendaustausch stärker gefördert Deutschland seinen zweitwichtigsten Partner nach den USA. werden. Das Deutschlandbild der jungen Israelis ist zwar gut, doch müssen die Beziehungen in jeder Generation neu ge- Mit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1965 knüpft werden. Als großen Erfolg unserer gemeinsamen Ar- waren Grundlagen geschaffen, um in einen Dialog auf Staats- beit sehe ich die Ausweitung des Internationalen Parlaments- ebene eintreten zu können. Als sich dann 1970 die Deutsch- Stipendiums (IPS) auch auf Israel. Im Jahr 2009 waren erst- Israelische Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages mals vier junge Israelis als Internationale Parlaments-Stipen- gründete, wurde der Dialog fast selbstverständlich. Mit der diaten im Deutschen Bundestag. Im Jahr 2010 soll ein deut- Konstituierung der Israelisch-Deutschen Parlamentariergruppe scher Stipendiat in die Knesset entsandt werden. Auch im der Knesset im Februar 1978 wurde die Tür zu einem ver- Bereich von Schulpartnerschaften und Schüleraustausch gibt trauensvollen, offenen Dialog geöffnet. es gute Chancen für eine Intensivierung der Beziehungen zwischen unseren Ländern. Wir sehen unsere Aufgaben aber nicht nur im direkten Kon- takt zur Knesset, sondern auch als Ansprechpartner, wo sich Gemeinsamkeiten zu entdecken und zu entwickeln ermög- Israelis und Deutsche begegnen, in der Wirtschaft und der licht Freundschaften. Was kann wichtiger und schöner sein, Wissenschaft, in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und was mehr kann man erreichen wollen? Wir gehen einen lan- in vielen jüdischen Gemeinden. gen Weg, manche Abschnitte dieses Weges gehen wir gemein- sam — je mehr wir gemeinsam gehen, desto näher kommen wir Es ist bemerkenswert, wie viel leichter es in der Parlamenta- unserem Ziel. riergruppe ist, parteiübergreifend und vorbehaltlos miteinan- der ins Gespräch zu kommen als im parlamentarischen All- tag. Dies ist meiner Erfahrung nach sehr förderlich für die Steffen Reiche, Gespräche mit Mitgliedern der Knesset, denn sachliche Kritik stellv. Vorsitzender, Mitglied des unter Partnern und Freunden wird ernst genommen. Deutschen Bundestages (16. Wahlperiode) Jugendforum 25

Das Jugendforum stellt sich vor

Es ist ein Angebot vor allem für junge Leute: Im Jugendforum der DIG Berlin und Potsdam können sie sich kreativ für Israel und die deutsch-israelischen Beziehungen engagieren. Schülerinnen und Schüler, Studierende und junge Berufstätige treffen sich monatlich in lockerer Runde und suchen das Gespräch über Land und Leute, Kultur und Politik.

Bundesweit verfügen zahlreiche Arbeitsgemeinschaften über vergleichbare Jugendgruppen, die zudem im Bundesjugend- forum zusammenarbeiten. Dieses organisiert jährlich zwei Seminare, die über Israel, die deutsch-israelischen Beziehun- gen oder verwandte Themen informieren und Mitgliedern wie Interessierten offen stehen.

Weitere Informationen, aktuelle Termine und das erwähnte Hand­buch zum Freiwilligendienst finden sich unter: www.digberlin.de/SEITE/jufo.php

Selbstverständlich freuen wir uns über alle, die sich informie- ren oder im JUFO aktiv werden wollen. Wir verfügen wie das Darüber hinaus gibt es Filmabende oder Treffen mit Politikern Bundesjugendforum über eine Mailingliste, mit der wir unsere oder Journalistinnen. So konnten wir mit Unterstützung von Mitglieder und zahlreiche Interessierte über Aktivitäten, inter- Aktion Sühnezeichen den ehemaligen Knesset-Abgeordneten essante Veranstaltungen und andere Neuigkeiten informieren. und Dozenten an der Tel-Aviv University, Dr. Dan Korn, für ein Hintergrundgespräch über die Lage in Israel nach den Ansprechpartnerinnen für das JUFO Wahlen in der Region und in den USA gewinnen. Die Mitglie- der DIG Berlin / Potsdam sind: der des Jugendforums teilen die unmittelbare Erfahrung mit Sandra Bötig (Vorsitzende) und Israel wie Schulaustauschprogramme, Freiwilligen- oder Stu- Kerstin von der Krone (Sprecherin des JuFo im DIG-Vorstand): dienaufenthalte, private Reisen oder das schlichte Interesse [email protected] an diesem besonderen Land. Außerdem bieten wir Unterstüt- zung bei der Vorbereitung von deutsch-israelischen Jugend- begegnungen und vermitteln interessante Kontakte. In Berlin Kerstin von der Krone, haben wir im Mai 2006 ein Handbuch zum Freiwilligendienst DIG-Vorstandsmitglied, JuFo in Israel herausgegeben, das mittlerweile in einer zweiten überarbeiteten Auflage vorliegt. Alexander Raev, Jugendforum

Ich bin Mitglied der DIG, …

… weil Israel mich nicht los läßt ... und ich Israel auch nicht!

Michael Löwe, Mitglied 26 Deutsch-israelische Gesellschaft

Freunde Israels ohne Wenn und Aber Deutsch-Israelische Gesellschaft in Berlin und Potsdam

Das Bild Israels in der Welt ge- Viel beachtet wurde eine gemein- rade zu rücken und auch im 61. same Veranstaltung mit dem Jahr nach Gründung des jüdi- DGB-Vorsitzenden Michael Som- schen Staates über Land und mer und dem Chef der israeli- Leute zu informieren ist das Ziel schen Gewerkschaft Histadrut, der über 30 Veranstaltungen, zu Ofer Eini. Viele Zeitungen, dar- denen die Deutsch-Israelische unter die »Jerusalem Post«, be- Gesellschaft im vergangenen Jahr richteten — wir erreichen mit eingeladen hat. unseren Aktivitäten immer häu- figer die Öffentlichkeit. Beispiels- Dazu dient auch das Internet. weise auch als Mitveranstalter Um unsere fast 700 Mitglieder, von Demonstrationen. aber auch alle anderen Freun- dinnen und Freunde Israels zu Zur Tradition geworden ist in- informieren, bringt unsere stell- v. l.: Jochen Feilcke, Ofer Eini und Michael Sommer; Foto: Meggie Jahn zwischen die Ausstellungseröff- vertretende Vorsitzende Meggie nung »Wir waren Nachbarn« je- Jahn auf www.digberlin.de unsere Veranstaltungsankündi- weils am 27. Januar gemeinsam mit dem Bezirksamt Tempelhof- gungen und -berichte in liebevoller, oft mühevoller Arbeit auf Schöneberg. Auch unser Sommerfest ist zu einer festen Ins- den neuesten Stand. titution geworden. In diesem Jahr verabschiedeten wir in Potsdam den langjährigen Gesandten Israels, Ilan Mor. Wir bemühen uns, stets aktuell zu bleiben. Dabei helfen zahl- reiche Kooperationspartnern, vor allem die Botschaft des Staa- Neue Mitglieder laden wir zu einem Kennenlernabend ein, tes Israel, mit der wir einmal im Quartal zum »Yom Fix« nur den Vorstandsmitglied Dr. Gesine Palmer organisiert. Anne- für unsere Mitglieder einladen. Ein Diplomat erläutert uns gret Mielke betreut alle Mitglieder, steht Rede und Antwort die jeweils aktuelle politische Situation in Israel. und gratuliert zu runden Geburtstagen.

Mit Hilfe der parteinahen Stiftungen sprechen wir politisch Wir diskutieren offen. Dabei sind wir Freunde Israels ohne besonders interessierte Menschen an. Die Stiftungen haben Wenn und Aber. Wir stellen das Land differenziert dar und große Adressenkarteien, Räume und Technik. Besonders ange- widmen uns sowohl Politik und Wirtschaft als auch Wissen- nehm ist die Möglichkeit, in zwanglosem Meinungsaustausch schaft und Kultur. Wir sprechen über aktuelle Probleme und nach den Veranstaltungen, Themen zu vertiefen und neue sparen die Vergangenheit nicht aus. Freunde zu gewinnen — zumeist bei einem Glas Wasser oder Wein. Trotz aller wichtigen Diskusionen können wir Ihnen versichern, dass die Geselligkeit nicht zu kurz kommt. Machen Sie bei uns Eng ist die Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich- mit. Wir freuen uns auf Sie! Jüdische Zusammenarbeit, und auch mit den Außenstellen der Bundesländer in Berlin. In den Landesvertretungen bieten wir Diskussionen mit erstklassigen Referenten über Themen Jochen Feilcke, an, die das pluralistische Israel eindrucksvoll beleuchten. Un- Vorsitzender sere Mitglieder und Gäste lernen so attraktive Orte und am Thema interessierte Menschen kennen. Deutsch-israelische Gesellschaft 27

Beitrittserklärung

Bitte schicken Sie dieses Formular ausgefüllt Ich bin Mitglied der DIG, … und unterschrieben an:

… weil ich mich als Jüdin und Mitglied des Deutsch-Israelische Gesellschaft e. V. Abgeordnetenhauses privat und politisch für die Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam deutsch-israelische Freundschaft einsetze. Geschäftsstelle Auguststraße 80 Monika Hannah Thamm, 10117 Berlin MdA, Mitglied seit 2007  Herr  Frau  Firma

Name: Vorname: Straße: PLZ/Ort: Geburtsdatum: Geburtsort: Tel. Fax: Email:

… weil ich Israel liebe. Mitgliedsbeitrag (gültig seit 01.01.2003):

Renate Bernard,  60,- € p.a. für Einzelpersonen Mitglied seit 2000  30,- € p.a. für Schüler, Studenten, Auszubildende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger  90,- € p.a für Ehepaare  € p.a. für Korporative Mitglieder (mindestens 110,- €)

sowie zusätzlicher jährlicher Regionalbeitrag der AG Berlin: 13,- €. Ich erhöhe diesen freiwillig auf €.

… weil ich an einem objektiven Bild von Israel Mitglieder unter 35 Jahren können ohne zusätzliche Kosten interessiert bin. auch dem Jugendforum der DIG beitreten.  ja Lutz Zywicki, Potsdam, Mitglied seit 2007 Datum Unterschrift

Für Mitgliedsbeiträge: Für Regionalbeiträge: Berliner Sparkasse Dresdner Bank BLZ 100 500 00 BLZ 100 800 00 Kto. 1010 0091 99 Kto. 01 057 868 00 … weil ich mich in dieses kleine  Einzugsermächtigung verrückte Land verliebt habe und es in Deutschland oft zu wenig Informationen über Hiermit ermächtige ich Sie, bis auf Widerruf die fälligen das aktuelle Leben in Israel gibt. Mitglieds-/Regionalbeiträge per Lastschrift von folgendem Bankkonto einzuziehen: Burghard Mannhöfer, Potsdam, Mitglied seit 2008 Kontoinhaber: Kontonummer: BLZ: Geldinstitut:

Datum Unterschrift 28 Deutsch-israelische Gesellschaft

Der Vorstand der DIG Berlin und Potsdam stellt sich vor

Der langjährige Berliner Bundestagsabge- Heinz Striek, vor 40 Jahren Mitbegrün- ordnete und heutige Unternehmensberater der der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Jochen Feilcke, zugleich Vizepräsident der früherer Vizepräsident und Schatzmeister, DIG, ist seit 1999 Vorsitzender der DIG war viele Jahre Vorsitzender der DIG Berlin Berlin, seit Januar 2007 der fusionierten und ist heute ihr Ehrenvorsitzender. »DIG Berlin und Potsdam«. Jochen Feilcke repräsentiert die Gesellschaft nach innen und außen und ist zuständig für die Presse- kontakte.

Maya Zehden gehört dem Vorstand seit Meggie Jahn, Politologin und wie Jochen 2004 an und ist seit 2006 auch stellv. Vor- Feilcke Mitglied des DIG-Präsidiums, war sitzende. Die Journalistin war lange Jahre als Büroleiterin und wiss. Mitarbeiterin Geschäftsführerin der Gesellschaft für im Deutschen Bundestag tätig. Sie ist seit Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) dem Jahr 2000 stellv. Vorsitzende und und ist jetzt für die Öffentlichkeitsarbeit kümmert sich insbesondere um unsere im Büro der Vorsitzenden der Jüdischen Website www.digberlin.de sowie um Ver- Gemeinde, Lala Süsskind, zuständig. Ihre anstaltungsbeiträge. Zudem hält sie Kon- Aufgabe ist insbesondere die Kontaktpflege takt zu den politischen Stiftungen. zu befreundeten Organisationen.

Steffen Reiche hat die DIG in Potsdam Nicole Pahl ist Schatzmeisterin der DIG 1993 begründet und wurde deren Vorsitzen- Berlin und Potsdam. Nach einer Banklehre der. Seit der Fusionierung von DIG Berlin bei der Dresdner Bank und Weiterbildung und Potsdam vertritt er als stellv. Vorsit- zur Industriekauffrau ist sie seit 1997 für zender Potsdam und Cottbus im Vorstand Büroleitung und Buchführung in der Alli- und sorgt dafür, dass Veranstaltungen der anzagentur ihres Mannes verantwortlich. DIG auch dort stattfinden können. Er war Mit- glied des Deutschen Bundestages und als Abgeordneter auch Mitglied der Deutsch- Israelischen Parlamentariergruppe.

Beisitzer:

Mirko Freitag arbeitet als wiss. Mitarbei- Der studierte Sozialpädagoge und heutige ter im Deutschen Bundestag und ist Initia- Sozialarbeiter Stefan Krikowski ist seit tor des DIG-Waldes im Norden Israels, un- vielen Jahren Mitglied der DIG und gehört seres gemeinsamen Projektes mit dem wie Meggie Jahn zu den Mitbegründern des Jüdischen Nationalfonds (KKL). Er küm- DIG-Jugendforums. Auch er verfolgt die Be- mert sich darüber hinaus um Medienbeob- richterstattung über Israel in den Medien achtung und nötige Reaktionen sowie und reagiert wenn nötig. um Mitgliederwerbung. Deutsch-israelische Gesellschaft 29

Kerstin von der Krone, Doktorandin im STÜTZEN DER GESELLSCHAFT Fach Judaistik, ist Sprecherin des Jugend- forums im Vorstand, und kümmert sich Damit das Veranstaltungsprogramm jeden Monat seine Le- vorrangig um den Kontakt und Austausch ser erreicht, bedarf es vieler Hände, die beim Versand helfen. mit der jungen Generation. Die Geschäftsstellenleiterin, Simone Bach-Sliwinski, ist froh, sich dabei immer wieder auf die »Stützen der Gesellschaft« verlassen zu können: Renate Bernard, Inge Buchenau, Christine Crawford, Maria Haendcke-Hoppe-Arndt und Irene Simon stellen sich immer wieder unverdrossen und Ulrich F. Krüger (ehemaliges Mitglied gut gelaunt der Herausforderung, monatlich ca. 1 000 Briefe des Berliner Abgeordnetenhauses) ist seit zusammenzustellen, zu kuvertieren und etikettieren. Sie bil- Jahrzehnten mit dabei und insbesondere den den »harten Kern« der Helferinnen. Der Vorstand der bei unseren größeren Kulturveranstaltun- DIG Berlin und Potsdam sowie die Geschäftsstelle bedanken gen wie den traditionellen Rabin-Gedenk- sich bei allen für die große Hilfe! konzerten »unser Mann für die Sicherheit«.

Annegret Mielke gehört zum »Urgestein« der DIG und ist aus dem Vorstand der DIG nicht wegzudenken. Als langjährige enga- Im Uhrzeigersinn: gierte Lehrerin ist sie immer mit Leib und Christine Crawford, Seele dabei. Ihr Anliegen im Rahmen der Inge Buchenau, Irene Simon, Vorstandsarbeit ist vor allem die Kontakt- Renate Bernard und pflege zu den Schulen. Maria Haendcke-Hoppe- Arndt.

Der Politikwissenschaftler und Redakteur der Zeitschrift »zenith — Zeitschrift für den Orient«, Marcus Mohr, schreibt augen- Ich bin Mitglied der DIG, … blicklich seine Dissertation über die Ge- schichte deutscher Sicherheitspolitik. Über … weil ich mich als Theologiestudent schon früh die deutsch-israelische Sicherheitszusam- für Israel interessiert habe. Ich möchte mehr erfahren menarbeit hat er vor unseren Mitgliedern über das Zusammenleben von Christen und Juden in schon referiert. Marcus Mohr unterstützt Israel und den israelischen »way of life« kennenlernen. auch engagiert die Arbeit unserer Ge- schäftsstelle. Sebastian Sell, Mitglied seit 2009 Dr. Gesine Palmer lebt nach einem z. T. in Jerusalem absolvierten Studium der Ev. Theologie, Judaistik und allg. Religions- geschichte und einigen Jahren überwie- gend akademischer Tätigkeit nun als freie Rednerin und Autorin in Berlin. Sie ist an- sprechbar für Neumitglieder und kümmert … weil ich Israeli bin. sich um Schul-, Universitäts- und Kirchen- … aus Liebe zu Israel. kontakte sowie, wenn nötig, mit anderen um Leserbriefe. Itzchak (Isi) Kitai, Mitglied seit 2000 und Margot Friedländer, Mitglied seit 2000 30 KooperationsPartner

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF e.V.) Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. Länderreferent Israel: Bernhard Krane Rathausallee 12 | 53757 Sankt Augustin Auguststraße 80 | 10117 Berlin Tel.: 02241-246-0 | Fax: 02241-246-591 Tel.: (030) 28395 -184/-188 | Fax: (030) 28395-135 [email protected] | [email protected] | www.asf-ev.de Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung 10785 Berlin | Tiergartenstraße 35 ASF-Landesbüro Israel | Katharina von Münster Tel.: (030) 269 96-0 | Fax: (030) 269 96 - 3217 Beit Ben Yehuda — Haus Pax [email protected] | www.kas.de Rechov Ein Gedi 28, Jerusalem 93383 Tel.: 00972-2-6732587 | Fax: 00972-2-6717540 [email protected] | www.asf-ev.de/il

Hanns-Seidel-Stiftung e. V. Zentrale: Lazarettstraße 33 | 80636 München Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. | Bonner Haus Tel.: (089) 1258 - 0 | www.hss.de Godesberger Allee 149 | 53175 Bonn Tel.: (0228) 883-0 Büro Berlin: Ernst Hebeker | Leiter des Hauptstadtbüros Unter den Linden 78 | 10117 Berlin | Tel.: (030) 72240 13 Berliner Haus | Hiroshimastraße 17 | 10785 Berlin Fax: (030) 72 32 00 22 | [email protected] Tel.: (030) 26935-9000 [email protected] | www.fes.de/nahost

Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Regionalbüro Berlin-Brandenburg in Berlin e.V. (GCJZ Berlin) Leiterin: Veronika Kolb Laubenheimer Straße 19 | 14197 Berlin Truman-Haus, Karl-Marx-Straße 2, 14482 Potsdam Tel.: (030) 8216683 | Fax: (030) 82701961 Tel.: (0331) 7019 -193 | Fax: (0331) 7019-198 [email protected] | www.gcjz-berlin.de [email protected]

Hauptstadtbüro Reinhardtstraße 12 | 10117 Berlin Tel.: (030) 28 87 78 42 | Fax: (030) 28 87 78 49 [email protected] | Anne.Wellingerhof@ freiheit.org www.stiftung-freiheit.org

Deutsch-Israelische Hilfe für krebskranke Kinder e. V. Tauentzienstraße 7a | 10789 Berlin Tel.: (030) 31595060 | Fax: (030) 31595031 [email protected] | www.dihkk.de Bund der Verfolgten des Naziregimes Berlin e.V. Stauffenbergstraße 13 — 14, 10785 Berlin Tel.: (030) 26 99 50 25 [email protected] | www.bvnberlin.de KooperationsPartner 31

Jüdische Volkshochschule Berlin e. V. Vertretung des Saarlandes beim Bund Leiterin: Sigalit Meidler-Waks M.A. In den Ministergärten 4 Fasanenstraße 79 — 80 | 10623 Berlin 10117 Berlin Tel.: (030) 880 28 265 | Fax: (030) 880 28 288 Tel.: (030) 726 29-0000 | Fax: (030) 726 29-0099 [email protected] www.landesvertretung.saarland.de [email protected]

MAUERMUSEUM MUSEUM HAUS AM Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund CHECKPOINT CHARLIE Tiergartenstraße 15 | 10785 Berlin Tel.: (030) 25 456 0 Mauermuseum — Museum Haus am Checkpoint Charlie www.lvtberlin.baden-wuerttemberg.de Friedrichstraße 43 — 45 | 10969 Berlin (Kreuzberg) Tel.: (030) 253 72 50 | Fax: (030) 251 20 75 Postanschrift: Postfach 61 02 26 | 10923 Berlin [email protected] | www.mauermuseum.de

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Anzeige_DIG_final.indd 1 13.10.2009 13:06:16 Uhr 32 Dr. Rainer Hildebrandt

Leben und Wirken Dr. Rainer Hildebrandts

Dr. Rainer Hildebrandt wurde am 14. Dezember 1914 als Sohn des Kunst- historikers Prof. Dr. Hans Hildebrandt und der jüdischen Malerin Lily Hildebrandt in Stuttgart geboren.

1936 begann er ein Studium an der Technischen Hochschule gewaltfreie Kampf für Menschenrechte. Unser Museum darf in Stuttgart, das er in Berlin fortsetzte und 1942 mit einer Pro- sich als das erste Museum des internationalen gewaltfreien motion abschloss. In dieser Zeit entstand auch die enge Freund- Kampfes nennen. Unter unseren Exponaten sind die Schreib- schaft zu seinem Lehrer und Vorbild Albrecht Haushofer, der maschine der Charta 77, der Hektograph des illegalen Perio- im Widerstand gegen Hitler aktiv war und am 23. April 1945 dikums »Umweltblätter«, Tagebuch und Sandalen von Mahatma von der SS ermordet wurde. Hildebrandt selbst war während Gandhi. Von Elena Bonner die Totenmaske ihres Lebensgefähr- der NS-Zeit 17 Monate aus politischen Gründen inhaftiert. ten Andrej Sacharow. Zum vierzigsten Jubiläum des Hauses 1948 gründete er die »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« kamen Grußworte aus aller Welt, darunter von US-Präsident (KgU), die einen Suchdienst nach politischen Gefangenen auf- George W. Bush und Königin Elisabeth II. Dr. Hildebrandt war baute. 1952 verließ er die KgU. u. a. Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse, des

Hildebrandt (stehend 2. v. l.); Gründung der FU Berlin 1948 Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft 13. August, Rainer Hildebrandt, bei einer Pressekonferenz mit DDR-Flüchtlingen, 1962

Den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR verarbeitete Verdienstordens des Landes Berlin, ausgezeichnet mit der Dr. Hildebrandt publizistisch, sein Buch »Als die Fesseln fie- »Imre-Nagy-Plakette« sowie der »25 Jahre Solidarnosc-Sonder- len« erschien in den USA, in Deutschland und in Italien. Zur medaille«. Er verstarb am 9. Januar 2004 in Berlin. Herausforderung für Dr. Hildebrandt wurde der 13. August 1961, die Errichtung der Mauer, die Berlin teilte. Der Mauer setzte er sein Museum entgegen. Die erste Ausstellung »Es ge- schah an der Mauer« wurde am 19. Oktober 1962 in der Wolli- ner Straße eröffnet. Deren Erfolg führte später, am 14. Juni 1963, zur Eröffnung des Hauses am Checkpoint Charlie, das Dr. Hildebrandt in den folgenden Jahren zu einem der best- besuchten Berliner Museen ausbaute. Es hat heute zwei große Schwerpunkte: die Geschichte der Mauer und der weltweite

Eröffnung des Mauermuseums Museum Haus am Checkpoint Charlie am 14. Juni 1963 mit Bundesminister Ernst Lemmer (Mitte) Dr. Hans-Dietrich Genscher 33

Deutsche Nachkriegsgeschichte 1949 – 1993

Vorwort von Bundesminister a. D. Dr. Hans-Dietrich Genscher zur Publikation von Dr. Rainer Hildebrandt

Im Rückblick auf das vergangene Jahrhundert gehört die Tei- Bemühen um Aufklärung und die Überzeugung, dass sich lung Deutschlands und Europas, deren deutlichstes Sinnbild die Unantastbarkeit der menschlichen Würde als universel- die Mauer in Berlin war, der Vergangenheit an, sie ist Geschich- ler Wert auch im täglichen Laben der Menschen in der dama- te. Mit dem Bau der Mauer schloß die damalige Führung der DDR am 13. August 1961 die Grenzen zum Westen und schob den Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Teilung zunächst einen Riegel vor.

Bis zur friedlichen europäischen Freiheitsrevolution im Herbst 1989 die das Ende der deutschen und europäischen Teilung erst möglich machte, waren die Mauer in Berlin und der in unmittelbarer Nähe gelegene »Checkpoint Charlie« — der Kon- trollpunkt zwischen amerikanischen und sowjetischer Besat- zungszone — Sinnbild des kalten Krieges und den damit ver- bundenen menschlichen Schicksalen. Hans Dietrich Genscher, Rainer und Alexandra Hildebrandt anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Museums Rainer Hildebrandt hat Zeit seines Lebens auf eben jene Schick- sale aufmerksam gemacht: auf Menschen, die sich aus dem Willen zu Freiheit und Gerechtigkeit heraus gegen die Unter- ligen DDR durchsetzen müsse, machen diese Artikelsamm- drückung in der sowjetischen Besatzungszone und der späte- lung zu einem zeitgeschichtlichen Dokument der langen Jahre ren DDR auflehnten, die die Flucht aus der DDR und das damit der Teilung und des kalten Krieges in Europa. verbundene Risiko für Leib und Leben wagten, die in der DDR selbst Opposition übten und oft genug dafür mit Repressionen Dass wir heute in Europa am Anfang eines neuen Kapitels der rechnen mussten. Geschichte stehen, dass heute in Europa eine neue Kultur des Zusammenlebens möglich ist, die sich in der Ebenbürtigkeit Das Lebenswerk von Rainer Hildebrandt — das Museum Haus der Völker und deren Gleichberechtigung begründet, verdan- am Checkpoint Charlie — dokumentiert seit 1963 am nun ehe- ken wir nicht zuletzt Menschen wie Rainer Hildebrandt. maligen Übergang vom amerikanischen in den sowjetischen Sektor, die sich mit der Flucht aus dem Osten Deutschlands in Bestellnummer des Buches ISBN 3-922484-42-5 den Westen verbinden. Er bietet auch den Rahmen für Ausstel- lungen und Gesprächskreise zum Thema Teilung und Wider- stand sowie Menschenrechte und deren Verletzung.

Zu diesem Lebenswerk gesellt sich mit der vorliegenden Publikation ein weiteres Element: Mit den in der Zeit zwischen 1949 und 1993 in der Ber- liner Tageszeitung »Der Tagesspiegel« erschienenen Artikel lenkte Rainer Hildebrandt das Augenmerk der Le- ser im Westen immer wieder auf die

Geschehnisse im Osten. Sein kriti- Demonstrierte noch 2003 gegen die Bebauung historischen Bodens sches Hinterfragen, sein ruheloses am Checkpoint Charlie 34 INTERNATIONALEr MENSCHENRECHTSPREIS 2008

Verleihung des INTERNATIONALEn MENSCHENRECHTSPREISes 2008 IM MUSEUM HAUS AM CHECKPOINT CHARLIE In Anerkennung ihres Einsatzes für die Menschenrechte entschied sich die Jury im Jahr 2008 für die Verleihung an Herrn Bundesminister a. D. Dr. h. c. Rudolf Seiters, Präsident des DRK, Laudator Herr UNO-Generaldirektor und Bundesumweltminister a. D. Prof. Dr. Klaus Töpfer, und für Herrn Jurij Samodurow, Direktor des Sacharow-Museum Moskau, Laudator Lothar de Maizière, Ministerpräsident a. D.

Der von Alexandra Hildebrandt im Jahre 2004 initiierte In- Instituts für Europäische Studien an der Universität Herzliya / ternationale Menschenrechtspreis »Dr. Rainer-Hildebrandt- Israel | Dr. h. c. Joachim Gauck, erster Bundesbeauftragter für Medaille« wird jährlich anlässlich des Geburtstages von Dr. die Stasi-Unterlagen | Sara Nachama, Direktorin des Touro Rainer Hildebrandt (*14.12.1914 †09.01.2004), zum Tag der College Berlin | Freya Klier, Regisseurin, Bürgerrechtlerin in der Menschenrechte, an Menschen vergeben, die sich gewaltfrei ehemaligen DDR | Rainer Haushofer, Jurist, Neffe von Prof. für Menschenrechte eingesetzt haben. Die »Dr. Rainer-Hilde- Dr. Albrecht Haushofer | Internationale Gesellschaft für Men- brandt-Medaille« wurde von Prof. Matthias Koeppel entworfen. schenrechte (IGfM) | Mauermuseum — Museum Haus am Checkpoint Charlie Im Jahr 2005 entschied sich die Jury für Yitzhak Rabin, Israel, Friedensnobelpreisträger, israelischer Premierminister, er- mordet 1995, und Zheng Yichun, Volksrepublik China, Dis- sident, Journalist, Detention Center Yingkou, inhaftiert 2004. Preisträgerin im Jahr 2006 war die First Lady der Arabischen Republik Ägypten, I. E. Frau Suzanne Mubarak. 2007 wur- den die kubanischen Bürgerrechtler Dr. Oscar Elias Biscet

Gonzalez und Normando Hernàndez Gonzalez, der Pfarrer Charlie am Checkpoint 1962 – Haus Seit Dr. Harald Poelchau posthum und der Rechtsanwalt und Bürgerrechtler Dr. Muhamad Mugraby aus dem Libanon ausgezeichnet.

Prof. Dr. Seiters erhält die Urkunde und Medaille aus den Händen Prof. Töpfers 2008 und der Direktorin Frau Hildebrandt

Die Mitglieder der Jury sind: Prof. Dr. , Frie- densnobelpreisträger, Außenminister der USA a.D. | Dr. Hans- Dietrich Genscher, Bundesaußenminister a. D. | Lord James Douglas-Hamilton, Mitglied des Schottischen Parlaments a. D. Prof. Dr. Avi Primor, Botschafter a. D., Leiter des Trilateralen Stifter: Gemeinnützige Stiftung Dr. Rainer Hildebrandt | Begründet von Dr. Rainer Hildebrandt am 7. Januar 2004 | Eingetragen im Hauptregister­ des Kantons Schwyz unter CH-130.7.009.487-9 unter Eidgenössischer Stiftungsaufsicht des Bundes

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