Die Hydrographie Des Bodenseeraums in Vergangenheit Und Gegenwart
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Die Hydrographie des Bodenseeraums in Vergangenheit und Gegenwart Autor(en): Keller, Oskar / Krayss, Edgar Objekttyp: Article Zeitschrift: Berichte der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Band (Jahr): 89 (2000) PDF erstellt am: 04.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-832575 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Band Seiten 39-56 11 Abbildungen 2 Tabellen St.Gallen 2000 Die Hydrographie des Bodenseeraums in Vergangenheit und Gegenwart (Erläuterungen zur Karte <Vorlandvereisung des Bodensee-Rheingletschers in der Wiirrneiszeit>) Oskar Keller Edgar Krayss Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung Zusammenfassung 39 Ausgehend von einer Arbeit zur Hydrographie des Bodenseeraums während der letzten 1. Einleitung 40 Vorlandvereisung> und einer detaillierten 2. Hauptphasen und Gliederung Karte der stadialen Eisrandlagen mit der der letzten Eiszeit 41 zugehörigen Entwässerung (KRAYSS & KELLER 1996) wird die Entwicklung des 3. Glazialmorphologische Prozesse heutigen Gewässernetzes untersucht. Die am Rande eines Vorlandgletschers 41 präwürmeiszeitliche Entwässerung ist auf 4. Grundzüge der Hydrographie während einem älteren Täler- und Beckensystem den stadialen Eisrandkomplexen 44 aufgebaut und durch breite, teils stark übertiefte Talzüge gekennzeichnet. 5. Bedeutung der letzteiszeitlichen Die hochwürmeiszeitliche Vergletscherung Eisrand-Entwässerung brachte stadiale Schmelzwasserbahnen, für das heutige Talnetz 46 die vielfach dort neu angelegt wurden, wo 5.1 Altangelegte Talzüge 46 die Eiskörper die früher benutzten Täler 5.2 Die würmeiszeitliche Umgestal¬ versperrten oder mit Lockermaterial tung der Hydrographie 46 verfüllt hatten. Als neu geschaffene, vorwiegend 5.3 Nacheiszeitliche Veränderungen durch wasserreiche Schmelzwasserströme der Gewässer 46 ausgestaltete Täler sind sie formlich 5.4 Überlagerung der Entwässe¬ <frisch>, das heisst markant ins Altgelände rungssysteme 48 eingelassen. Häufig handelt es sich auch um 6. Schlussfolgerungen 53 canonartige, enge Durchbruchstäler. Bezogen auf den im Bodenseebecken Literaturverzeichnis 55 liegenden Eiskörper bildeten sich drei Kartenbeilage: Entwässerungstypen heraus: zentrifugal aus dem hinten im Einband Becken nach aussen weisende Abflüsse, zentripetal zum Eiskörper gerichtete Fliessgewässer und konzentrisch angelegte, randlich Dr. phil. Oskar Keller, Sonderstrasse 22, CH-9034 Eggersriet Edgar Krayss, Myrtenstrasse 9, CH-9010 St.Gallen 40 OSKAR KELLER & EDGAR KRAYSS um den im Becken liegenden Gletscher letzteiszeitlichen Vorlandgletscher verstanden herum fliessende Schmelzwasserströme. werden kann. Nach dem Abschmelzen der Eismassen im Um die vielen Einzelerkenntnisse in ein Vorlandbecken wurden die durch die Gesamtbild einzufügen, war es gegeben, eine Gletscherstände verursachten neuen Talzüge von Karte zu erstellen, in der die zeitlich den Fliessgewässern zum Teil beibehalten nacheinander entstandenen Schmelzwasserwege oder aber die Flüsse fanden die älteren zusammen mit den Eisrandbildungen zur Abflussbahnen wieder. Die meisten der zahlreich Darstellung gelangen. Diese Karte wurde gestauten Eisrandseen sind später wieder 1996 als Bestandteil eines Artikels zur ausgelaufen. 'Hydrographie des Bodenseeraums während der Mit dem Eisfreiwerden des gesamten Bo- letzten Vorlandvereisung> in Band 114 der densee-Vorlandes um 14 500 Jahre vor heute Schriften des Vereins für Geschichte des war das Entwässerungsnetz im wesentlichen Bodensees (KRAYSS & KELLER 1996) publiziert. festgelegt und blieb seither unverändert. Die St.Gallische Naturwissenschaftliche Einzig die Zuschüttung von Seen, die die Gesellschaft hatte sich damals bereit Abschmelzphasen am Ende der Eiszeit erklärt, den Druck finanziell zu unterstützen, überdauert hatten, verursachte im Postglazial unter der Bedingung, dass die Karte auch in noch bedeutendere Veränderungen. den Berichtebänden mit einem Begleitartikel Die heutige Elydrographie im Bodenseeraum aufgelegt werden solle. Im Themenband basiert auf dem präwürmeiszeitlichen 88 <Moore>, der 1997 erschien, war dafür kein Tal- und Flussnetz. Dieses wird von hoch- bis Platz, sodass dies erst jetzt in diesem Band 89 spätglazial angelegten Schmelzwasserwegen <Natur-Forschung> möglich ist. Im vorliegenden überlagert. Aus der Kombination lässt sich Artikel steht die Karte als Grundlage im das gegenwärtige Entwässerungsnetz ableiten Zentrum (Kartenbeilage). Der durch sie und verstehen. abgedeckte Grossraum und die verwirrende inhaltliche Fülle bedürfen der Erklärung. Nach der Erörterung der generellen Prozesse, die 1. Einleitung sich zwischen Gletscherkörper und Schmelzwasser am Eisrand abgespielt haben, werden Im Laufe von bald 30 Jahren haben sich die die zeitlich und räumlich neben- und Autoren mit immer wieder neuen Fragestellungen nacheinander entstandenen Entwässerungssysteme bezüglich der letzten Eiszeit im im Überblick behandelt. Schliesslich gesamten Bodenseegebiet beschäftigt. Es hat wird der Einfluss der eiszeitlichen sich dabei gezeigt, dass zur Erstellung einer Hydrographie auf das heutige Gewässernetz untersucht. räumlichen und zeitlichen Ordnung im Ablauf der Vorlandvergletscherung der eiszeitlichen Eine in diesem Berichteband anschliessende Entwässerung eine grosse Bedeutung Arbeit mit dem Titel 'Eiszeitliche zukommt. Die Abflusswege der Schmelzwässer Gewässer von der Goldach bis zur Thur> von werden einerseits durch das Relief E. Krayss und O. Keller befasst sich mit den des Gletscherumfeldes und anderseits durch regionalen Aspekten des gleichen Themenkreises. die Geometrie der jeweiligen Eiskörper gesteuert. Daher liefern fossile Schmelzwassertäler wichtige Marken zur Rekonstruktion der zugehörigen Gletscher und zur Gliederung der Eisrandlagen rund um das Bodenseebecken. Es ist dabei auch klar geworden, dass das heutige Gewässernetz in weiten Bereichen aufgrund der Entwässerung der DIE HYDROGRAPHIE DES BODENSEERAUMS IN VERGANGENHEIT U. GEGENWART 41 2. Hauptphasen und Gliederung der letzten Rhein-Bodensee-Vergletscherung die Etappen Eiszeit gemäss Tabelle 1 unterschieden werden (KELLER & KRAYSS 1993,1999a; KRAYSS Die jüngste Eiszeit, die Würmeiszeit, beginnt & KELLER 1996). vor 110000 Jahren mit ersten Kühlphasen, die sich schrittweise zu eiszeitlich kalten Über die Vorgänge während der Eisaufbauzeit Abschnitten (Stadiale) verstärken und mehrfach ist wenig bekannt, da die maximale von etwas wärmeren Perioden Eisüberflutung alles Ältere überfahren und (Interstadiale) unterbrochen werden. Zwischen dabei grossenteils zerstört hat (Phasen A und 56 000 und 28 000 Jahren vor heute ist das B, Tabelle 1). Bodenseebecken gemäss Datierungen an den Ab dem Würm-Maximum und dem Mörschwiler Schieferkohlen (KELLER & nachfolgend einsetzenden Rückschmelzen (Phasen KRAYSS 1998) bei interstadialem C und D, Tabelle 1) wurden die Relikte kühlfeuchtem Klima eisfrei. Die hochglaziale der Gletscherstände nicht nochmals vom Eis Vorlandvergletscherung setzt erst ab 25 000 überdeckt und blieben daher gut erhalten. Jahre vor heute mit dem Gletschervorstoss Dies betrifft vor allem Eisrandbildungen wie aus den inneren Alpen ein (KELLER & Wallmoränenzüge, Schotterfelder (Sander), KRAYSS 1991b). Basierend auf eismechanischen Sedimente in glazialen Seen, Schmelzwasser- Überlegungen und abgestützt auf Abflusswege. Sie ermöglichen im ganzen einige wenige datierte Zeitmarken können in Bodensee-Vorlandbecken eine Gliederung in einem Modell zum Aufbau und Abbau der stadiale Eisrandkomplexe als Grosseinheiten sowie die weitere Unterteilung in Gletscherstände (KELLER & KRAYSS 1980, Phase Verhalten des Vorlandgletschers 1987, 1993; KRAYSS & KELLER 1983, (A) Vorstoss in die Vorlandbecken 1996). Vergleiche dazu Tabelle 2. 25000-22000 J.v.h. (B) Aufbau der Vorlandvergletscherung 22000-19000 J.v.h. 3. Glazialmorphologische Prozesse am Rande eines (C) Eishochstände Würm-Maximum bis Vorlandgletschers Stein am Rhein 19000-15500 J.v.h. Vor und entlang dem Eisrand eines (D) Rückschmelzen in den Vorlandbecken Vorlandgletschers sammelt sich Schmelzwasser. Die und Auslasskanälen bedeutenden Wassermassen, die hier freigesetzt 15 500-13500 J.v.h. werden, müssen sich Abflusswege suchen. Je nach dem Relief der den Gletscher Tabelle 1: umgebenden eisfreien Landschaft bilden Hauptphasen der würmeiszeitlichen