(Jordanita) Graeca (Jordan, 1907) (Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae) - Erstnachweis Für Österreich
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Verhandlungen der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien. Frueher: Verh.des Zoologisch-Botanischen Vereins in Wien. seit 2014 "Acta ZooBot Austria" Jahr/Year: 2012 Band/Volume: 148_149 Autor(en)/Author(s): Tarmann Gerhard Michael Artikel/Article: Jordanita (Jordanita) graeca (Jordan, 1907) (Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae) - Erstnachweis für Österreich. 265-273 © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Verh. Zool.-Bot. Ges. Österreich 148/149, 2012, 265–273 Jordanita (Jordanita) graeca (JORDAN, 1907) (Lepidoptera, * Zygaenidae, Procridinae) – Erstnachweis für Österreich ) 1) Gerhard M. TARMANN Die pontomediterran-vorderasiatisch verbreitete Grünzygaene Jordanita (Jordanita) graeca (JORDAN 1907) wird erstmals für Österreich gemeldet. Bei Routineuntersuchun- gen in europäischen Museen durch den Autor fand sich ein ♂ dieser Art aus Hainburg (Niederösterreich) aus dem Jahre 1919 im Bündner Naturmuseum Chur (Graubünden, Schweiz). Die Hintergründe dieses Fundes werden zusammengefasst und eine Über- sicht über die historische und rezente Verbreitung der Art und ihre Lebensweise ge- geben. TARMANN G. M., 2012: Jordanita (Jordanita) graeca (JORDAN 1907) (Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae) – first record for Austria. The ponto-mediterranean Jordanita (Jordanita) graeca (JORDAN 1907) (Zygaenidae, Procridinae) was not known from Austria so far. A ♂ specimen of this species has re- cently been found in the collection of the Bündner Naturmuseum, Chur (Graubünden, Switzerland). It was collected at Hainburg (Lower Austria) in 1919. This is the first record for Austria. The history of this discovery is given and data on the distribution, biology and ecology of J. (J.) graeca are summarized. Keywords: Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae, Jordanita, Jordanita (Jordanita) graeca, Hainburg, Austrian faunistic, indicator species, steppe relict, new record. Einleitung Die Grünzygaenen (Zygaenidae, Procridinae) Österreichs gelten als gut untersucht. Zahl- reiche Sammler, Lokalfaunisten und Spezialisten haben sich ausführlich mit dieser Grup- pe beschäftigt. Zusammenfassende Auflistungen und Übersichten finden sich bei TAR- MANN (1979), REICHL (1994), HUEMER & TARMANN (1993), EFETOV & TARMANN (1999), NAUMANN, TARMANN & TREMEWAN (1999). Folgende 11 Arten galten bisher in Österreich als sicher nachgewiesen: Theresimima ampellophaga (BAYLE-BARELLE, 1808) Rhagades (Rhagades) pruni ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) Adscita (Adscita) alpina (ALBERTI, 1937) Adscita (Adscita) statices (LINNAEUS, 1758) Adscita (Adscita) geryon (HÜBNER, [1813]) Adscita (Tarmannita) mannii (LEDERER, 1853) Jordanita (Roccia) budensis (SPEYER & SPEYER, 1858) Jordanita (Tremewania) notata (ZELLER, 1847) Jordanita (Jordanita) chloros (HÜBNER, [1813]) Jordanita (Jordanita) globulariae (HÜBNER, 1793) Jordanita (Solaniterna) subsolana (STAUDINGER, 1862) Ein Neunachweis einer Grünzygaene für Österreich galt bis vor Kurzem als unmöglich. Im Gegenteil, eine Art (Theresimima ampellophaga) gilt seit Jahrzehnten als verschol- len und zwei weitere Arten (Jordanita budensis und J. chloros) sind unmittelbar vom Aussterben bedroht. Praktisch alle anderen Arten mit Ausnahme von Adscita alpina und Adscita geryon (gilt nur für die alpinen Populationen der Art!) sind in ihren Beständen *) Herrn Univ.-Doz. Dr. Franz SPETA zum 70. Geburtstag gewidmet. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at 266 TARMANN G. M. Abb. 1: Jordanita graeca (JORDAN 1907), ♂, Österreich, Niederösterreich, Hainburg, 23. 06. 1919; leg. V. MEY- ER (in Coll. BNMC). – Fig. 1: Jordanita graeca (JORDAN 1907), ♂, Austria, Lower Austria, Hainburg, 23. 06. 1919; put. V. MEYER ( in Coll. BNMC). Abb. 2: Jordanita graeca (JORDAN 1907), ♂, derzeitige Etikette. – Fig. 2: Jordanita graeca (JORDAN 1907), ♂, present etiquette. in den letzten Jahrzehnten in Österreich stark zurückgegangen und lokal bereits ver- schwunden. Der hier gemeldete Erstnachweis von Jordanita graeca stellt demnach eine ausgesprochene Überraschung dar. Methodik Im Rahmen von systematischen Funddatenaufnahmen als Vorarbeit für einen geplanten Verbreitungsatlas der Grünzygaenen der Palaearktis wurden und werden die wichtigsten Sammlungen besucht und nach Überprüfung der Determinationen relevante Funddaten im Biodiversitätserfassungsprogramm BioOffice2 digitalisiert. Dabei kommt es immer wieder zu überraschenden Entdeckungen, weil Grünzygaenen habituell nur sehr schwer sicher bestimmt werden können und konsequente Genitaluntersuchungen, die sehr leicht eine sichere Bestimmung ermöglichen würden, in den meisten Sammlungen nie durch- geführt wurden. Entdeckung eines Männchens von Jordanita graeca aus Österreich Am 15. 01. 2004 besuchte der Autor in Begleitung des britischen Zygaenidenspezialis- ten W. G. TREMEWAN das Bündner Naturmuseum in Chur (Graubünden, Schweiz). In der © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Jordanita (Jordanita) graeca (Jordan, 1907) (Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae) – Erstnachweis für Österreich 267 Sammlung Albin BISCHOF fand sich determiniert als J. subsolana ein kleines, schmal- flügeliges Männchen mit der Fundortbezettelung „Hainburg, 23. 6. 1919, leg. V. Mayer (Graz)”, das im Habitus nicht zu J. subsolana passte. Ein erster Verdacht des Autors, es könne sich um J. graeca handeln, wurde kurz darauf durch die Genitaluntersuchung durch Herrn Jürg Schmid (Ilanz, Schweiz) bestätigt. Es ist dies der erste sichere Nach- weis der Art auf österreichischem Staatsgebiet (Abb. 1 u. 2). Das vom damals noch jungen Grazer Lepidopterologen Viktor MAYER (geb. 29. 01. 1889, gest. 13. 09. 1973) gesammelte Tier kam über die Sammlung Albin BI- SCHOF in das Bündner Naturmuseum, der die Grünzygaenen von Viktor MAYER von diesem persönlich erworben hat (briefliche Mitteilung A. BISCHOF). Nach den Anga- ben in der biographischen Datenbank des Biologiezentrums des OÖ Landesmuseums (Abruf auf http://www.zobodat.at/D/runD/D/cacheD/personen_details.php?nr=14910 am 26. 08. 2011) war MAYER vor allem in der Steiermark und am Balkan tätig. Sei- ne Sammlung ging in Teilen an verschiedene Lepidopterologen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Die Originaletikette ist leider nicht mehr vorhanden und wurde durch eine neue Etikette ersetzt. Trotzdem wird diese Angabe als glaubwür- dig erachtet, besonders auch, weil das Tier fehlbestimmt unter anderem Namen in der Sammlung gefunden wurde. Der Fund von J. graeca bei Hainburg stellt die nordwestlichste bisher bekannte Ver- breitungsgrenze dieser pontomediterran-vorderasiatisch verbreiteten Steppenart dar. Die nächsten bekannten Nachweise liegen etwa 80 km SE bei Györ in Ungarn (1 ♂ im Naturhistorischen Museum in Wien) bzw. 140 km ESE in der Südslowakei bei Štú- rovo (=Parkan) (HRUBÝ, 1964) und Kováćovské (MAREK & POVOLNÝ, 1963). Ein histo- risch biogeographischer Genaustausch zwischen den Trockenstandorten bei Hainburg und den Steppengebieten Nordwestungarns und der Südslowakei muss angenommen werden. Eine kurze Vorinformation zur dieser Neuentdeckung wurde bereits in den Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs publiziert (HUEMER 2007). Verbreitung von J. graeca Jordan (1907) beschrieb die Art erstmals aus Griechenland. Zu diesem Zeitpunkt hielt man alle Populationen aus Ost- und Südost-Mitteleuropa mit dem Habitus-Typ „Größe und Flügelform wie J. chloros, aber mit dunkelgrüner statt gelbgrüner Vorderflügelober- seite und ohne Blauglanz an der Flügelwurzel und am Thorax“ für die aus Sizilien be- schriebene Jordanita tenuicornis (Zeller, 1847). Tatsächlich kommt die echte J. tenuicor- nis aber nur in Mittel-, Süditalien und in Sizilien vor. Die Genitalunterschiede zwischen den beiden Arten sind bedeutend und eindeutig. Nach heutigem Wissen ist bzw. war J. graeca in folgenden Ländern verbreitet (siehe auch EFETOV & TARMANN, 1999; EFETOV, 2005) (Karten 1, 2): Österreich (nur im Osten an der Donau), Slowakei (nur im Süden an der Donau), Ungarn, Kroatien (nördlich bis Rovinj), Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Ser- bien, Kosovo, Mazedonien, Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Ukraine (Krim), Russland (nur im Süden des europäischen Teils von Russland), Türkei, Georgien, Armenien, Cypern, Syrien (nur im äußersten Norden), Irak (nur im Norden), nördlicher und westlicher Iran. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at 268 TARMANN G. M. Karte 1: Verbreitungspunkte von Jordanita graeca (JORDAN 1907). Karte erstellt aus den in der biogeographischen Datenbank der Tiroler Landesmuseen, Ferdinandeum, derzeit gespeicherten Daten (Programm BioOffice2. 10 – Stand Oktober 2011) (Erstellt von H. KÜHTREIBER). – Card 1: Distribution points of Jordanita graeca (JORDAN 1907). Card makes from the data (program BioOf- fice2. 10 – stand October 2011) saved at present in the bio geographical database of the Tyrolean State Museum, Ferdinandeum, (prepared by H. KÜHTREIBER). Karte 2: Verbreitung von Jordanita graeca (JORDAN 1907) in Mitteleuropa und am nördlichen Balkan (Erstellt von H. KÜHTREIBER). – Card 2: Distribution of Jordanita graeca (JORDAN 1907) in Central Europe and at the northern Balkans (prepared by H. KÜHTREIBER). © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Jordanita (Jordanita) graeca (Jordan, 1907) (Lepidoptera, Zygaenidae, Procridinae) – Erstnachweis für Österreich 269 Untersuchtes