Pistolenschuss Zum Mittagessen. Die Wandernden Maler Um Johann

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Pistolenschuss Zum Mittagessen. Die Wandernden Maler Um Johann Pistolenschuss zum Mittagessen Die wandernden Maler um Johann Wilhelm Schirmer in Altenahr Marcell Perse „Ich sitze jetzt wieder ruhig in Altenar, habe Gruppenexkursion junger mehrere Studien angefangen und warte auf’s Landschaftsmaler gute Wetter um sie fertig zu machen. Da Du Als Vertretung des auf Italienreise weilenden nun weißt wie es hier ist wenn es regnet, so Direktors leitete er im Schuljahr 1830/31 schon lade ich Dich ein so schnell wie möglich hier selbstständig den Unterricht der Landschaf- an meiner Langeweile theil zu nehmen auf ter und noch bevor im nächsten Schuljahr daß wir dann nachher zusammen Kloster Lach 1831/32 diese Hilfslehrerfunktion zu Ostern und Broler Thal bereisen können. Dieser Brief in eine feste Anstellung umgewandelt wurde, ist Sonntag wahrscheinlich in Jülich. Montag finanzierte die Akademie eine Gruppenexkur- fährst Du zur Post nach Köln, gehst Dienstag sion ins Ahrtal, wie sich der Schirmerschüler nach Bonn oder womöglich hierher. Als Dank Caspar Scheuren rückblickend erinnert: „Dorf kannst du zwischen Bonn und hier in Mecken- Altenahr im Ahrtal wohin wir damals zu 14 heim bei Unkelbach einen Jungen bestellen, Landschafter[n], Schirmer an der Spitze hin[ge] der Deinen Tornister trägt und Dir den Weg ga[n]gen. Die Regierung hatte die bevorzugte bis hierher zeigt. (…) Ich bin ganz allein. Kei- 28 Thaler Reise-Stipendium gegeben /jedem; u. ne Seele ist hier, womit [ich] herumstreichen so blieben wir 6 Wochen. (...) Dieseits und Jen- könnte. Bringe doch etwas zu lesen mit, ist seits Motiv vom Ahrtal, wo wir wie Krähe[n] egal was.“ überall verstreut in u. zwischen den Felsen hockten u. zeichnet[en] / ein wahres Räuber- Mit diesem Brief des in Jülich geborenen leben u. Schirmer unser Hauptmann schoß Landschaftsmalers Johann Wilhelm Schirmer Mittag ein Pistol im Thal vom Wirthhaus ab, (1807–1863) an seinen Bruder Philipp vom damit es zum Essen ging.“3) Freitag, den 11. September 1829, erhalten wir einen Einblick in die Frühzeit der Düsseldor- Diese Gruppenexkursion der jungen Land- fer Malerschule.1) Der rasante Aufstieg und der schaftsmaler, Schirmer selbst war erst 24, in weltweite Erfolg der Düsseldorfer Landschafts- die „Niederrheinische Schweiz“ war außer An- malerei, für die Schirmer 1839 zum ersten Pro- erkennung nach Caspar Scheurens Erinnerung fessor für dieses mit ihm neu eingerichteten vor allen Dingen eine wichtige Fortbildung, Faches in Düsseldorf ernannt wurde, ist ein „um aus den engbegrenzten Compositionen interessantes und vielschichtiges gesellschaft- durch Blicke in weiter Ferne auch grossartige liches und historisches Phänomen. Motive zu Fernsichten zu samlen“.4) Eine Ho- Schirmer erhielt 1831 „die Leitung einiger rizonterweiterung im wahrsten Wortsinn für Landschaftsmaler zu einem Kurse“, nachdem er die noch wenig gereisten Künstler, die bis- seit 1828 auf Wunsch des aus Berlin neu an den lang nur Studienmotive rund um Düsseldorf Rhein gekommenen Direktors der Königlich- nutzen konnten, bis Schirmer von seinen Rei- Preußischen Kunstakademie in Düsseldorfer, sen in die echte Schweiz 1835 und 1837 al- Wilhlem von Schadow, zunächst einigen jun- pine Hochgebirgsstudien als Kopiervorlagen gen Anfängern, die ebenfalls Landschaftsma- für eigene Landschaftskompositionen und als ler werden wollten, „etwas behilflich“ gewesen Übungsmaterial für seine Schüler an den Rhein war.2) mitbrachte. Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2019 u 165 Das Ahrtal als Inspirationsquelle glänzt eine wohl vom Aremberg beeinflusste entdeckt Silhouette in italianisierendem rötlichen Licht Schon Nicolas Ponsart (1788–1870) und Jakob und im Mittelgrund erkennt man ohne Zweifel Götzenberger (1802–1866), Schüler des ersten den markanten Hang am nördlichen Ahrufer preußischen Akademie-Direktors Peter von bei Reimerzhoven.7) Cornelius in Düsseldorf 1819-1824, hatten das Um solche Ideallandschaften aus der Kombina- Ahrtal als Inspirationsquelle entdeckt, bevor es tion bester Blicke bruchlos zusammenzufügen, ab 1827 Carl Friedrich Lessing und ein Jahr bedurfte es sowohl des genauen Naturstudiums später Schirmer für die sich gerade erst als Fach als auch des harmonischen Arrangements. Im etablierende Düsseldorfer Landschaftsmalerei Dienst der Landschaftskomposition wurde von populär machten. Lessings nach Ahrfelsen ge- Schirmer an der Akademie die Praxis der Frei- staltetes „Felsenschloss“ machte 1828 auf der lichtmalerei zur Gewinnung authentischen und Berliner Akademie-Ausstellung Furore und in damit in seiner Wahrhaftigkeit überzeugenden Schadows Doppelporträt seiner Kinder von Studienmaterials etabliert. Die dabei entwickel- 1830 durfte Schirmer den Hintergrund malen, te unprätentiöse Beobachtungsstärke und ko- unverkennbar Ahrberge im bläulichen Schim- loristische Meisterschaft der Naturstudien zur mer (Abb. 1).5) Darstellung atmosphärisch dichter Szenen mit Als erste monumentale Komposition aus der dem komplexen Licht- und Schattenspiel der Quintessenz der Eindrücke um Altenahr ver- Freilichtmalerei entwickelte eine so eigenstän- zeichnet der Katalog der Akademie zu Düssel- dige Qualität, dass diese „Vorarbeiten“ ab der dorf für Schirmer 1832 „Das einsame Gebirgstal 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend zu mit Mönchen“, eine der wichtigsten Neuerwer- begehrten Sammlungsobjekten mutierten und bungen des Museums Zitadelle Jülich der letz- in ihrem Naturalismus Ansatzpunkte moderner ten Jahre (Abb. 2).6) Es verschmilzt mit maleri- Kunstströmungen wurden. scher Feinheit und Detailrealismus in der beein- Während Schirmers Skizzenbuch der Eifelreise druckenden Größe von 95 x 81 cm Naturmotive 1831 Untersuchungsgegenstand des Autors im aus den Felsstudien um Altenahr mit großer Rahmen des Ausstellungsprojektes „Die Eifel Sicherheit zu einer bruchlos erscheinenden im Bild“ der Dr. Axe-Stiftung in Kronenburg komplexen Komposition. Für den Vordergrund 2016 war,8) lenkte 2018 ein beim Auktionshaus stand die „Teufelsley“ Pate, im Hintergrund Grisebach in Berlin versteigertes Werk die Auf- Abb. 1: Ausschnitt des von Johann Wil- helm Schirmer gemal- ten Hintergrundes im Charakter der Ahr- berge in dem Gemälde seines Lehrers, des Akademiedirektors Wilhelm von Scha- dow, Doppelbildnis seiner Kinder Sophie und Johann Gottfried von Schadow-Goden- haus, 1830, Öl auf Leinwand, Museum Kunstpalast Düssel- dorf, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. M 1977-1. 166 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2019 merksamkeit auf das Studienmaterial Schir- mers, dass er in der Akademie zu Lehrzwecken einsetzte. Das interessante Gemälde wurde von der Sammlung RheinRomantik Bonn erworben und bleibt damit für Forschung und Ausstel- lungen erhalten. Bergpanoramen in feinmalerischer Plastizität Das Studiengemälde eines unbekannten Künst- lers zeigt eine in den Bildgründen ungewöhnlich gestaffelte Szenerie ohne eigentlichen Mittel- grund (Abb. 3). Dafür sind vier Bergpanoramen in feinmalerischer Plastizität harmonisch in ei- ner sehr begrenzten Palette von Grün-, Grau- und Brauntönen nuancenreich differenziert. Die Vorlage dieses bravourösen Lehrstückes für die Ausbildung an der Kunstakademie hat Schirmer nach den Eindrücken seiner Reisen ins Ahrtal bei Altenahr gefertigt (Abb. 4). Als er 1854 als Gründungsdirektor der Badischen Kunstschule nach Karlsruhe berufen wurde, Abb. 2: Johann Wilhelm Schirmer, „Das ein- nahm er einen großen Teil seines Vorlagenma- same Gebirgstal mit Mönchen“ – Berglandschaft terials mit, soweit es nicht von der Düsseldorfer im Charakter der Ahr, 1832, Öl auf Leinwand, Akademie angekauft worden war. Auf diesem 95 x 81 cm, Museum Zitadelle Jülich, Inv.-Nr. Weg kam seine „Bergketten bei Altenahr“ in 2006-0017. die Lehrsammlung der Karlsruher Kunstaka- demie9) und dann 1920 als Dauerleihgabe in Lehrers angesehen.11) Doch während Schirmer die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.10) Was erfolgreiche Atelierkompositionen durchaus in die jetzt versteigerte Schülerkopie in gleicher Variationen wiederholte, hat er keine Doppe- Größe nach Schirmers Vorlage gegenüber dem lungen von Studienmotiven gefertigt. Original auszeichnet, ist die Datierungssignatur vom Jahresbeginn 1833 (Abb. 5). Den Stellen- Blick auf den Felsrücken des Langfigtals wert solcher Kopien beschreibt Rudolf Wieg- Das Motiv der dargestellten Berglandschaft mann 1856 in seinem Buch „Die Kgl. Kunst- wurde ursprünglich als Schweizer Thema an- Akademie zu Düsseldorf“ über den Unterricht gesehen, aber 1974 überzeugend dem Ahrtal der Landschafter (S. 35): „Für die Schüler, wel- zugeordnet.12) Versucht man heute vor Ort den che sich der Landschaftsmalerei widmen, wird Blick des Malers nachzuvollziehen, werden derselbe Lehrgang verfolgt. Auch diese werden, im Gelände zwar topographische Anregungen nachdem sie einige instructive Landschaften deutlich, ebenso aber auch die Tatsache, dass der (gezeichnete und gemalte) copirt haben, zum Künstler für eine harmonische Staffelung des Studiren nach der Natur angeleitet. Einzelne Bergpanoramas „Kulissenschieberei“ betrieben solcher Studien müssen mit möglichster Treue hat. Denn dem frisch wie eine Freilichtstudie ausgeführt werden.“ Obwohl man nach dem wirkenden Motiv liegen mindestens vier Studi- Unterrichtsaufbau von einer großen Anzahl en mit unterschiedlichen Blickwinkeln vor Ort von Schülerkopien nach Vorlagen ausgehen zugrunde.13) Die Darstellung des Flusslaufes mit kann, hat man der Existenz dieser Gruppe von dahinter aufragendem Felsufers verdanken sich Arbeiten häufig wenig Beachtung geschenkt in der Grundsituation wohl dem Blick Richtung und gute Schülerarbeiten als Originalwerke des Osten auf den nach Süden abfallenden Felsrü- Heimatjahrbuch
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