Erster Deutscher Herbstsalon, Berlin 1913
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ERST:?. DEUTSCHER HERSS Sa.GN ioi:x DER STURM LEITUNO: HERWA f.VH WALDEN Property of The Hilla von Rebay Foundation ERSTER DEUTSCHER HERBSTSALON BERLIN 1913 DER STURM LEITUNG: HERWARTH WALDEN A ERSTER DEUTSCHER HERBSTSALON ZU BERLIN / POTSDAMERSTRASSE 75 ECKE PALLASSTRASSE Jie nicht verkäuflichen Kunftwerke find im Katalog j -*—' als folche bezeichnet. Die Preife der verkäuflichen Kunftwerke find an der Kafle zu erfahren. Verkäufe erfolgen ausfchließlich durch das Sekretariat des Herbftfalons oder durch den Verlag Der Sturm, Berlin W, Potsdamer^ ftraße 134a. Ein Drittel der Verkaufsfumme ilt foforr bar, der Reit vor Schluß der Ausftellung zu zahlen. Re^ klamationen nach erfolgtem Kauf könnenn icht berück^ fichtigt werden. Die Verfendung der verkauften Kunft^ werke erfolgt erft nach Schluß der Ausftellung auf Rechnung und Gefahr des Käufers. VERLAG DER STURM Berlin W 9 :: Potsdamerftr. 134a Fernruf: Amt Lutzow 4143 Fernruf des Herbftfalons: Amt Lützow 4779 :: Tageskarte 1 Mark / Dauerkarte 2 Mark Spremftunde von HERWARTH WALDEN Im HERBSTSALON: Täglich I2V2-IV2 Mu- lm STURM: Täglich 4-5 außer Sonntags 4 VORREDE diefem Erften Deutfchen Herbftfalon wird ein MitUeberblik über die neue Bewegung in den bildenden Künften aller Länder gegeben. Ein Lieberblick, der zugleich das Blickfeld der Zeit* genoflen erweitern wird. Der größte Teil der Zeit* genoflen ift zu ftolz auf feine Augen, mit denen er nicht einmal fehen gelernt hat. Er verlangt vom Bildwerk die Wiedergabe des eigenen optifchen Eindrucks, der nicht einmal fein eigener ift. Hätte er ihn, fo wäre er fchon künftlerifch. Künftler fein heißt eine eigene Anfchauung haben und diefe eigene Anfchauung geßalten können. Die Einheit von Anfchauung und Geftaltung iß das Wefen der Kunft, ift die Kunft. Die großen Neuerer des neunzehnten Jahrhunderts haben ein doppeltes Erbe hinterlafien, ein materielles, das ihren Epigonen von heute zufiel und das diefe angftvoll fefthalten, und ein geiftiges, das mit diefer Ausftellung vorgeführt wird. Jene klammern fich an die Form, die Größere gelchaffen haben. Statt eigenes zu geftalten, ahmen fie Geftalten vergangener Bilder nach. Und zwar nur die Bilder, nicht einmal die fo kläglich oft herbeigerufene Natur. Und Nach- ahmung kann nie Kunft fein, ob fie nun von den Bildern oder von der Natur genommen ift. Diefe affenhafte Fähigkeit ver- mißt man nun bei den Künftlern der Gegenwart, die das geiftige Erbe der großen Neuerer angetreten haben. Man redet von dem Fehlen der Form, man follte reden von dem Fehlen der Uniform. Menfchen find wir zwar alle, aber trotzdem gleicht kein Körper dem anderen. Das Gleichen wird nur durch die Uniform erreicht. Man bleibt lieh gleich, auch wenn die Mode die Uniform wechfeln läßt. Selbft ein fich Zurückanziehen in Biedermeierröcke, römifche Togen oder griechifche Faltenkleider ändert am Körper nichts. Den Körper ändert ausfchließlich der Geift, dem der Körper dient. Natürlich kann man nicht Geift malen, aber den Körper ohne Geift zu malen ift erft recht keine Kunft. Kunft ift die perfönliche Geftaltung eines perfönlichen Erlebnifles. Das einzige, was den Künftler bindet und ihm Halt gibt, ift das Material feiner Kunft. Jede konventionelle Form aber ift ein Gerüft für einen einftürzenden Bau oder ein Korfett für einen verfallenden Körper. Kunft ift Gabe und nicht Wieder^ gäbe. Wenn man eine edle Frucht genießen will, muß man die Schale opfern. Auch die fchönfte Schale täufcht nicht über die Schalheit des Inneren fort. Der Maler malt, was er fchaut mit feinen innerften Sinnen, die Ex- preffion feines Wefens, alles Vergängliche ift ihm nur Gleichnis, er fpielt Leben, jeder Eindruck von Außen wird ihm Ausdruck von Innen. Er ift der Träger und der Getragene feiner Vifionen, feiner inneren Gefichte. Kann er dafür, daß Gefichter anders ausfehen? Klang denn die neunte Symphonie Beethoven aus der fchönften Landfchaft entgegen? Wurde ihm fein Rhytmus vor- marfchiert? Wohl aber ließ er Menfchenheere nach feinem Willen ftürmen, fiegen oder fallen. Grünewald und Greco bildeten die Menfchheit nach ihren Bildern um. Die jüngftvergangene Malerei ftellte die Menfchheit zu Koftümfeften auf. Die Künftler haben nicht mehr ge- bildet, dafür waren fie es. Der wirkliche Künftler muß der Bildner feiner Bildungen fein. Und die Gebildeten 6 insgefamt Tollten fich endlich cntfchlicßen, aus d°r Paffivitär der Bildung zur Aktivität des Bildes aufzufchauen. Ich fühle mich zur Veranstaltung diefer Ausstellung ^ berechtigt, weil ich von dem Wert der hier vertretenen Künftlcr überzeugt bin. Weil ich mit den bedeutendsten Künftlcrn diefer neuen Bewegung perfönlich befreundet bin. Befreundet durch eine Freundfchaft, die durch gleiche künftlerifche Anfchauungen und Empfindungen entftanden ilt. Der materiellen und tatkräftigen Hilfe eines reinen Kunftfreundes diefer Bewegung habe ich das äußere Zustandekommen diefer internationalen Ausltellung zu ver^ danken. Ich kann hier nicht kritifch^analytifch meine lieber^ zeugung von den vorhandenen künftlerifchen Werten im einzelnen begründen. Es wird während der Ausltellung durch Vorträge und Führungen Gelegenheit dazu fein. Wirkliche Kunftkenner haben mir hierbei ihre Unterstützung zugefagt. Ich bin ficher, daß der unkünftlerifche Teil des Publikums über diefe Ausltellung und über mich lachen wird. Und ein guter Teil des Publikums auch, das fich ohne Berechtigung für künltlerifch hält. Diefe Herrfchaften möchte ich befonders warnen. Nach den zehn Jahren des Vereins für Kunst liegen die Erfahrungen für die Literatur bereits vor. Diefe Herrfchaften und ebenfo die Durchfchnittskritiker amüfierten fich über Heinrich Mann, über Alfred Mombert, über Karl Kraus und Elfe Lasker^ Schüler. Ihre künftlerifche Bedeutung findet man heute nach kaum zehn Jahren und weniger fogar von den harmlofeften 1 ageszeitungen beitätigt, was natürlich weder für die Künftler, noch für die Tageszeitungen etwas be^ deutet. Ich nenne hier nur die wichtigften Namen, die durch den Verein für Kunft zum ersten Mal in die größere OefFentlichkeit gebracht wurden. Es liegen aber auch 7 bereits Erfahrungen für die bildende Kunft vor. Als Oskar Kokofchka in jeder Nummer des erften Jahrgangs der Zeitfchrift Der Sturm mit graphifchen Arbeiten gezeigt wurde, lachten die Kunftkenner und felbft der verdiente Kunftkritiker, der heute nicht mehr weiß, wohin wir treiben, verfpottete die Kritzeleien. Heute, nach drei Jahren, reißt man fich um die verhöhnte Graphik. Es gibt fogar naive Leute, die behaupten, daß die Maler heute „fo" aus gefchäftlichen Gründen malen, und daß Der Sturm diefe Maler aus gefchäftlichen Gründen vertritt und nicht aus künftlerifcher Ueberzeugung. Einem diefer Herren, einem Kunftkritiker, habe ich zur Zeit Gelegen^ heit gegeben, vor Gericht den angebotenen Beweis zu erbringen. Er will nichts weniger beweifen, als daß „Kandinsky lediglich aus Gefchäftsrückfichten fich diefer futuriftifchen Kunftrichtung angefchloflen habe." Zu diefem Wahn verfteigt fich der Haß gegen Kunft. Solche Dinge können meine Freunde und mich in ihren Beftrebungen weder beirren noch hindern. ift nicht j Ins das Leben die Kunft. Aber die Kunft ^^ das Leben. HERWARTH WALDEN VORWORT leben heute nicht in einer Zeit, in der die WirKunft die Helferin des Lebens ift. Was heute an echter Kunft entfteht, fcheint eher der Niederfchlag aller Kräfte zu fein, die das Leben nicht aufzubrauchen, aufzusaugen vermag/ fie ift die Gleichung, die abftrakt gefinnte Geifter aus dem Leben ziehen, wunfchlos, zwecklos und ohne Hader. I n anderen Zeiten ift die Kunft die Hefe, die den * Teig der Welt durchfäuert,- folche Zeiten find heute fern. Bis fie erfüllt find, muß fich der Künftler in gleicher Ferne vom offiziellen Leben halten. jas ift der Grund unferer felbftgewählten Abfchließung **-^ gegen die Anträge, die die Welt uns macht,- wir wollen uns nicht mit ihr vermifchen. Unter diefer „Welt" rechnen wir auch die uns wefensfremden Künftler, mit denen gemeinfam zu arbeiten uns unmöglich scheint, nicht aus „kunßpolitifchen" Gründen, von denen heute fo viel geredet wird, fondern aus rein künftlerifchen Gründen. DIE AUSSTELLER Die römifthen Ziffern hinter den Namen der Ausfteüer bezeichnen die Abteilungen, in denen Geh ihre Werke befinden. Henri Rousseau Gcdächtnisausftellung XI 1 Lcs Joyeux Farceurs 2 La Charmeuse de Serpcnts 3 Portrait d'Hcnri Julien Rousseau ä la lampc 4 Portrait de la Dame d'Hcnri Julien Rousseau ä la lampe 5 Le Centier des cognettes 6 La Carmagnole 7 Le pont de Grenelle sous la neige 8 Gare d'Austerlitz Paris 9 Quaie Henri IV Paris 10 Etüde environs de Paris 11 Etüde Paris 12 Etüde Peupliers arbres 13 Etüde parc Montsouris 14 Selbftportrait 15 Porträt 16 Porträt 17 Landfchaft 18 Jugendliches Selbftporträt 19 L'amour des Oiseaux 20 Landfchaft 21 Porträt von Frau Rousseau 22 Federzeichnung Nur die Federzeichnung ilt verkäuflich Sämtliche Bilder find aus Privatbefitz Egon Adler München 23 Anbetung des Kindes 24 Chriftus am Oelbcrg Alexander Archipenko Paris IV 25 Recherche plastique de 1913 26 Salome Hans Arp Straßburg II 27 Akte 28 Akte 29 Akte 30 Akte Giacomo Balla Mailand VIII XIII 31 Der Rhytmus des Bogens 32 Eine Leine in Bewegung Fritz Baumann Bafel XVII XVIII Holzfchnitte 33 La vie dans la rue 34 Cafe 35 Blatt 47 F. W. Baumeifter Amden XII 36 Einundzwanzigfter Juni 37 Fünfundzwanzigfter Juni Wladimir von BeditejefF München VII 38 Badende Frauen 39 Reiter und Frauen 40 Olivenernte 41 Hefperiden 12 Vinccnc Benes Prag 42 Stilleben 43 Stilleben 44 Weiblicher Torfo 45 Radierung 46 Radierung Albert Bloch München I XIII 47 Stilleben 48 Der tote Pierrot 49 Harlequin