Deutschland Und Der Mittlere Osten
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Deutschland und der Mittlere Osten Leipziger Universitätsverlag 2004 Comparativ : Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden Gesellschaftsforschung / hrsg. von Matthias Middell und Hannes Siegrist - Leipzig : Leipziger Univ.-Verl. ISSN 0940-3566 Jg. 14, H. 1. Deutschland und der Mittlere Osten - 2004 Deutschland und der Mittlere Osten. Hrsg. von Wolfgang G. Schwanitz - Leipzig : Leipziger Univ.-Verl., 2004 (Comparativ ; Jg. 14, H. 1) ISBN 3-937209-48-4 © Leipziger Universitätsverlag GmbH, Leipzig 2004 COMPARATIV. Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden Gesellschaftsforschung 14 (2004) 1 ISSN 0940-3566 ISBN 3-937209-48-4 Inhaltsverzeichnis Beziehungen zwischen regionalen Nachbarn In memoriam Gerhard Höpp (1942-2003). Arabist und Islamwissenschaftler 11 Aufsätze Paschas, Politiker und Paradigmen: Deut• Wolfgang G. Schwanitz sche Politik im Nahen und Mittleren Orient 1871-1945 22 Deutsche Forschungen zum Alten Orient Stefan R. Hauser und ihre Beziehungen zu politischen und ökonomischen Interessen vom Kaiserreich bis zum Zweiten Weltkrieg 46 Renate Dieterich „... in der warmen Jahreszeit ist ein Lagern im Freien überall möglich": Die deutsch- transjordanischen Beziehungen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 66 Uwe Pfullmann Die deutsch-saudischen Beziehungen und die Akteure auf der Arabischen Halbinsel 1924-1939 86 Karl Heinz Roth Vorposten Nahost: Franz von Papen als deutscher Türkeibotschafter 1939-1944 107 Wolfgang G. Schwanitz „Der Geist aus der Lampe": Fritz Grobba und Berlins Politik im Nahen und Mittleren Orient 126 Klaus Jaschinski Das deutsch-iranische Verhältnis im Lichte der alliierten Invasion in Iran 1941 151 COMPARATIV 14 (2004), Heft 1. 6 Inhaltsverzeichnis Tagungsbericht Geschichte und Recht: gegenseitige Aneignungen. Zum Dialog zwischen Rechtsgeschichte und Geschichtswissenschaft (Isabella Lohr) 173 Buchbesprechungen Uwe Pfullmann, Durch Wüste und Steppe. Entdeckerlexikon arabi• sche Halbinsel - Biographien und Berichte, Berlin 2001 (Klaus Jaschinski) 177 Ulrich van der Heyden/Joachim Zeller (Hrsg.), Kolonialmetropole Berlin - Eine Spurensuche, Berlin 2002 (Heinz Schütte) 178 Emmanuel Todd, Weltmacht USA. Ein Nachruf, München 2003 (Wolfgang G. Schwanitz) 183 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 186 Beziehungen zwischen regionalen Nachbarn Diese Studien über Beziehungen Deutschlands zum Nahen und Mittleren Orient bereichern eine Reihe von Arbeiten, die in regional-historischer Kompäratistik Amerika-Nahost-Europa auf den Gebieten Politik, Wirtschaft, Militär und Kultur entstehen.1 Solche interregional vergleichenden Felder sind bislang zu wenig bestellt worden. Es gibt heute einen nicht mehr zu übersehenden Forschungsbedarf, zumal in Deutschland kein Zentrum oder kein Lehrstuhl existiert, wo derartige Beziehungen zwischen Europa sowie dem Nahen und Mittleren Orient systematisch erkundet werden.2 Der häufige Einwand, Deutschland sei im benachbarten Orient keine Kolonialmacht gewesen, trifft zu, heißt aber nicht, dass es keine Rolle im Werden der dortigen Völker und Länder gespielt hat. Wer sich in die moderne Universalgeschichte vertieft, stellt rasch das Gegenteil fest;3 zumal im vorigen Jahrhundert, in dem die beiden Weltkriege und der Holocaust mit ihren mannigfachen Berliner Ausgangspunkten sowie die nachfolgende Rivalität aus der deutschen Zweistaatlichkeit auch den Geschicken des Orients ihren Stempel aufgedrückt haben. Dass Problemen in Mittelost bei den jüngsten Bundestagswahlen mit der Frage einer deutschen Beteiligung am Krieg gegen den Irak eine Hauptrolle zugewachsen ist, mag für all jene einen Denkanstoß bilden, die noch meinen, dieser transkulturellen Forschung nicht zu bedürfen. Berlin sucht im demokratischen Europa seinen Platz auch gegenüber den Nachbarn im Orient. Dazu ist aber ein tiefes Wissen um solche historischen Beziehungen unerlässlich. Aber es geht nicht darum, dies in der herkömmlich Art zu erkunden, wo es bislang allzu eindimensionale Diplomatie- und Länder-Geschichten gab, die entweder allein auf den Quellen einer Seite beruhten oder in denen Deutschland gar keine Rolle spielte. Das war deutscherseits eine typische „Mono-Darstellung", in der die Länder des Orients oft nur eine schillernde Projektionsfläche hergaben. Hingegen bedarf es heute ebenbürtiger, komparativer Ansätze (und ihrer fachlichen Voraussetzungen), wie denn Grundprobleme in den Regionen 1 Übersicht: http://www.trafoberlin.de/reihe-amerika-nahost-europa.htm 2 E. Rudolph, Bestandsaufnahme: kultur- und sozialwissenschaftliche Forschung über die muslimische Welt, Hamburg 1999. 3 Beispiel Orientreise Wilhelms II. 1898: http://www.stiftung-sozialgeschichte.de/na- her osten/beitraege.htm COMPARATIV 14 (2004), Heft 1, S. 7-9. 8 Wolfgang G. Schwanitz Europas sowie dies Nahen und Mittleren Orients zueinander gestanden haben. Dabei rücken jetzt gleichrangig mehrseitige Quellen und vielfältige Methoden in das Zentrum. Jene Einseitigkeit kann vor allem durch eine interkulturelle Zusammenschau sozialer Wechselwirkungen überwunden werden. Dabei gibt es einen enormen interdisziplinären Forschungsbedarf auch in den Umkehrsichten, also wie Afghanen, Araber, Iraner, Juden und Türken auf die beiden Weltkriege oder auf den italienischen Faschismus und den deutschen Nationalsozialismus reagiert haben. Wie reagierten sie auf Deutsche im Lichte des Wandels in Amerika, China, Japan, Palästina, Russland und Europa? Dies kann im regional-historischen Vergleich ermittelt werden, zumal keine solcher Regionen wie Amerika, Naher und Mittlerer Orient und Europa aus sich selbst heraus erklärbar ist. Komparativ wird es möglich, das lokale, nationale, regionale und globale Werden der einen Welt und ihrer Widersprüche zu ergründen und darzustellen. Dieses Konzept ist flexibel, denn erstens richten sich dabei die zu vergleichenden regionalen Probleme nach den Forschungszielen. Dem unterliegt zweitens auch der synoptische Vergleich nach den Perioden, in denen solche Prozesse entweder einander parallel oder zeitversetzt konfrontiert werden können. Synchron wäre es der Fall, um es hier lediglich durch ein Beispiel zu erhellen, wenn man etwa die jüdische und palästinensische Diaspora in Lateinamerika in Beziehung zu den historischen Entwicklungen in Nah- und Mittelost sowie Deutschland setzt. Asynchron wäre es, geht es darum, wie sich der soziale Wandel in Europa und im Orient etwa mit der Einführung von Fließband, Auto und Flugzeug verändert hat. Vergleicht man dies mit dem Niveau der britischen und französischen postcolonial studies und mit dem Stand ihrer Beziehungsgeschichten, so wird der Nachholbedarf auf der deutschen Seite besonders deutlich. Darum werden hier neue Bausteine in das Mosaik der Beziehungen zwischen kulturhistorisch verschiedenen Regionen bis Ende des Zweiten Weltkriegs eingefügt. Dass damit das Thema nicht abgedeckt werden kann, liegt nur auf der Hand. Einen nächsten Schritt auf diesem Weg der regional-historischen Kompäratistik bilden Arbeiten zum Dreieck USA, Naher und Mittlerer Osten und das geteilte Deutschland. Amerika ist dabei hervorzuheben, weil es Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in diesen Räumen die dort traditionell dominierenden Mächte Großbritannien und Frankreich als Führungsmacht des Westens im globalen Ringen mit der östlichen Vormacht UdSSR abgelöst hat. Es geht dann also um die Ära des Kalten Friedens in Europa und der regionalen Kriege, die der Zeit des ausufernden Streites der Kulturen vorauslief. Regional-historische Kompäratistik 9 Die Begriffe „Nah- und Mittelost" werden so differenziert benutzt, wie sie dies als Subregionen erlauben. Naher (oder Vorderer) und Mittlerer Orient sind davon historische Vorläufer, meist auf die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg bezogen. Insgesamt geht es hier um Länder Nordafrikas von Mauretanien bis Sudan sowie in Westasien um die Länder von der Türkei über die Arabische Halbinsel bis nach Iran und Afghanistan in Mittelasien. Es sind Räume, die durch die drei monotheistischen Religionen geprägt werden. Im Interesse einer breiten Leserschaft wurde der strengen Umschrift entsagt. Einige Teile dieser Ausgabe gingen aus einer Washingtoner Tagung hervor, andere sind zusätzlich eingeworben worden. Daher weicht diese Zusammenstellung auch von dem Band „Germany and the Middle East 1871-1945" ab, der Aufsätze zu weiteren Themen und eine Auswahl erstmals publizierter historischer Dokumente enthält.4 Abschließend darf ich den Autorinnen und Autoren danken, denn ohne ihren guten Zuspruch und ihre Leistung wäre diese Zusammenstellung nicht möglich geworden. Daneben bin ich Matthias Middell verbunden, der all dies hilfreich begleitet hat. Ein Autor, der sich gern für die vorliegende Publikation zur Mitarbeit bereiterklärt hatte, weilt nicht mehr unter uns: Gerhard Höpp. Anstelle seines geplanten Beitrags erscheint das Gedenken an ihn. Da ihn, der an der Leipziger Universität zur ersten Generation von Arabistik-Studenten nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte, im In- und Ausland sehr viele Kolleginnen und Kollegen kennen und schätzen lernten, soll ihm nun auch diese Ausgabe über historische Beziehungen zwischen regionalen Nachbarn in Deutschland sowie Nah- und Mittelost gewidmet sein. Wolfgang G. Schwanitz Browns Mills NJ, Januar 2004 4 http://www.markuswiener.com/reviews/schwanitz.htm. IN MEMORIAM GERHARD HÖPP (1942-2003) Arabist und Islamwissenschaftler Der Arabist und Islamwissenschaftler Gerhard Höpp ist am 7. Dezember in Berlin Mitte verstorben. Er war Professor fur die Geschichte der Araber und Mitarbeiter am Berliner Zentrum Moderner Orient.