750 Jahre Dorf Und Kapelle Alleshausen
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Von Prälat Paul Kopf, Tiejenbach/Ludwigsburg 750 Jahre Dorf und Kapelle Alleshausen Johann Evangelist Schöttle, von 1862 bis 1884 Pfarrer gegliedert waren, dürfte die Siedlung zurückreichen. in Seekirch, dessen Grab als einziges Priestergrab auf Deren Herzöge residierten im 8. Jahrhundert auf dem dem Seekircher Friedhof erhalten ist, ist den Spuren Bussen und auf der Altenburg bei Marchtal. Einen der Geschichte gründlichst nachgegangen. Zweig davon bildeten die Grafen von Veringen, die immer wieder erwähnt werden und nach Schöttle Be- Den Ortsnamen Alleshausen (als Alaschhusen, Al- sitz in Alleshausen hatten. leschhusen, Alashusin, Aleslusen überliefert) führt der 1059 kommt eine deutlichere Spur auf.Herzog Forscher auf keltischen Ursprung zurück; er bedeute Rudolf von Rheinfelden, 1057 Herzog geworden, Wiesengrund oder Wiesenau. Als die Kelten in den schenkt seinen Besitz in Alleshausen und Brasenberg Germanen aufgingen, sei zwar der Name verblieben; mit allen grundherrliehen Rechten dem Schwarz- die Bewohner hätten aber eine deutsche Endung da- waldkloster St. Blasien.Herzog Rudolf von Rheintel- zugefügt. "Alles" sei der Genitiv, daher bedeute Alles- den, ein großer Gönner von St. Blasien, war der Besit- hausen Wiesenbehausung oder Behauser des Wiesen- zer der uralten Grafschaft gleichen Namens mit um- grundes. Die neuere Forschung allerdings leitet den fangreichem Besitz in den Schwarzwaldtälern. Das Ortsnamen von einem Personennamen ab. Stammschloss stand mitten im Rhein. Als 1218 die Dürftig sind die hinterlassenen Spuren der Ge- Linie ausstirbt, fällt der Besitz an das Reich. Als Vögte schichte.In der Hoffnung, diese in den überlieferten walten die Herren von Warthausen und ab 1331 das Zeugnissen richtig verfolgt zu haben, soll versucht Haus Österreich, das die Herrschaft immer wieder werden, dem Leben und Wirken der Menschen in Al- verpfändet, zuletzt bis 1446 an die Herren von Stein leshausen nachzuspüren, wobei die Überlieferung an im nahen Uttenweiler. manch Zufälligem, an Freud und Leid derer bezeugt Auch die Geschichte des Klosters St. Blasien, eng ist, die in Jahrhunderten den Boden für die Gegen- mit der Rheinfelder Herzogsfamilie und dem Bischof wart bereitet haben. von Basel verbunden, weist in ihren Ursprüngen eini- In die Zeit der Alamannen, die seit der Mitte des ge Unsicherheiten auf. Die erste Urkunde im 2003 er- 8. Jahrhunderts auf Dauer in das fränkische Reich ein- schienenen Verzeichnis verweist auf den Mönch Fin- Alleshausen vor dem 2. Weltkrieg. Von Prälat Paul Kopf, Tiejenbach/Ludwigsburg dan in Rheinau (t 878), zu dessen Lebzeiten Reliqui- en des hl. Blasius von Rom ins dortige Kloster ge- bracht worden wären, ein Teil sei ins benachbarte Waldgebirge, an den Ort des späteren Klosters St. Bla- sien im Albtal, geschenkt worden.Als Gründer oder Wiedergründer St. Blasiens wird der selige Reginbert verehrt (948), der dem Kloster alle seine Güter ge- schenkt habe und dort unter Beringer, dem ersten Abt,Mönch geworden sei. Zum bedeutendsten Tochterkloster von St. Blasien wurde die Zelle Ochsenhausen, dessen Abhängigkeit vom Mutterkloster 1152 König Konrad III. bestätigte. Rasch wurde der dortige Besitz erweitert und 1391 erfolgt die Erhebung zur Abtei, 1397 die freie Vogt- wahl als Vorstufe der Reichsunmittelbarkeit. Die Urkunde vom 30. September 1254 Zwischen dem Pfarrer von Seekirch als Seelsorger für Alleshausen und dem Kloster St. Blasien als Orts- herr waren Unstimmigkeiten wegen dessen Eigen- tumsrechten an einem Grundstück aufgetreten. Beim Bau der Kapelle durch St. Blasien war aus einer hal- HI. Blasius vom Hochaltarbild (Ausschnitt). ben Hufe, die wideme (Widengut = der Pfarrstelle gehörendes Gut) genannt wurde, eine jährliche Abga- genannte Kapelle mit zwei Altären noch bestand. Am be festgelegt worden, woraus der Pfarrer den Schluss 12. Februar 1479 stiften Ludwig und Michael Götz ei- zog, die Hufe sei in seinen Besitz übergegangen. nen Jahrtag in die St.Blasius-Kapelle, wovon die Ori- Nachdem die Position des Klosters erläutert wurde, ginalurkunde (U 10) sich bis heute im Pfarrarchiv See- wonach dem Pfarrer nur der Zins daraus zustehe, St. kirch befindet. 1487 wird diese Stiftung (U 13) für die Blasien aber das Eigentum, wird darüber einvernehm- neue Kapelle bestätigt. lich eine in Ochsenhausen vorgefertigte Urkunde (Nr. Weitere Ortsverhältnisse werden durch die anwe- 366) ausgestellt und in Biberach, wohin St. Blasien senden Zeugen bekannt. Unter ihnen findet sich Diet- vielfältige Beziehungen hatte, besiegelt. Der Streit rich, der Meier von Alashusen, womit erstmals die wurde zu aller Zufriedenheit beigelegt. Existenz eines Meierhofes erwähnt wird. Heinrich Die Urkunde jedoch sollte zu einem besonderen von Zwiefalten, Prior von Ochsenhausen, siegelt als Dokument werden, durch das wir interessante Ein- Vorsteher des Tochterklosters, Walther von Warthau- blicke in die damalige Zeit erhalten. In ihr werden sen als Inhaber der Vogtei. zum ersten Mal das Dorf .Alashusen" und seine Ka- pelle genannt. Vom früheren Eigentümer Rudolf von Der Patron St. Blasius Rheinfelden (t 1080) und seiner Schenkung an St. Blasien wird nämlich erst in einer Urkunde von 1446 Wahrheit und Legende sind bei der Überlieferung berichtet. Die Kapelle dürfte schon geraume Zeit vor des Lebens des hl. Blasius kaum zu trennen. Die Ver- 1254 gebaut worden sein, sonst wären die Irritatio- ehrung des Heiligen hat jedoch seit alters her eine sol- nen um das Eigentum an der Hufe nicht aufgekom- che Bedeutung gewonnen, dass dies allein schon als men, weil der Pfarrer davon gewusst hätte. Auch wird eine historische Größe angesehen werden muss. von den Vorgängern des Abtes als Erbauer der Kapelle Nach der in verschiedenen Fassungen erhaltenen gesprochen. Vom Patrozinium St. Blasius, das vermut- Lebenslieschreibung war der gebürtige Armenier als lich von Anfang an bestand, wird allerdings erst in ei- Christ so vorbildlich, dass ihn das Volk von Sebaste ner Urkunde von 1479 berichtet, zu einer Zeit, als die (heute Türkei) zum Bischof wählte. Einer Eingebung 4·5 des Heiligen Geistes folgend zog er sich jedoch in eine gende umgehend erfahren haben, wie viel die Hilfe einsame Gebirgshöhle zurück. Bewacht von wilden der staatlich verordneten Götter in Wirklichkeit taug- Tieren, die ihm wie Haustiere ergeben waren, leitete te. der Bischof betend, ratend und heilend die ihm an- Der Kult des heiligen Blasius verbreitete sich glei- vertraute Gemeinde. Leider fanden jedoch nicht nur cherweise in Ost und West. Spätestens seit dem 6. Christen den Weg zu seiner Höhle, sondern auch die Jahrhundert wird der Heilige als Patron gegen Halslei- Schergen des Statthalters Agricola, der um das Jahr den verehrt. Im Übrigen dient auch dem heiligen Bla- 316 die noch von Licinius angeordnete Christenver- sius der Reliquienkult zur Verbreitung seiner Vereh- folgung in Sebaste in Szene setzte. Die stattliche Leib- rung. So finden sich bald Gebeine des Heiligen in Ta- wache von Löwen, Tigern, Bären und Wölfen ver- rent, St. Blasien, Mainz, Trier, Lübeck, Paris und Ra- mochte dem heiligen Einsiedler-Bischof nicht zu hel- gusa, wo er auch das Stadtpatronat erlangt. Auch zahl- fen, da er sich ohne den geringsten Widerstand von reiche Kirchen werden ihm geweiht. den Soldaten festnehmen und vor das Gericht Agrico- Aufgrund der Erzählungen seiner Legende und da- las führen ließ.Da Blasius durch nichts zum Abfall mit seiner Zuständigkeit für die quälenden Halsleiden vom Glauben zu bewegen war, wurde er nach der üb- wird er seit dem späten Mittelalter zur Gruppe der 14 lichen Geißelung zum Tode verurteilt. Wie vorher in Nothelfer gezählt. Der bis heute lebendige liturgische seiner Höhle von vielen hilfsbedürftigen Menschen im Brauch des Blasius-Segens entstand allerdings erst im Kerker besucht, benutzte Blasius die Kerkerhaft, um 16.Jahrhundert. Die erste, aus dem 9. Jahrhundert jene Wunder zu wirken, von denen uns heute noch stammende bildliehe Darstellung der Blasius-Legende die Legende erzählt. befindet sich in der Unterkirche von S. Clemente in Eines Tages bedrängte ihn eine verängstigte Mut- Rom. Einzeln oder gemeinsam mit anderen Nothel- ter, deren Sohn an einer Fischgräte zu ersticken droh- fern wird Blasius im Mittelalter gewöhnlich in bischöf- te.Der Heilige segnete den Knaben und rettete ihn so lichen Gewändern mit Bischofsstab und gekreuzten vor dem Tode. Als er ein andermal vom Gericht in den Kerzen (auch in Alleshausen), mit einem Schweins- Kerker zurückgeführt wird, hilft er einer armen Frau, kopf und einer Hechel (zur Erinnerung an den Eisen- indem er ihr das Schwein zurückerstattet, das ihr der karnm, mit dem ihm nach der Legende das Fleisch Wolf gestohlen hatte. Die Frau soll ihm die gute Tat vom Leibe gerissen wurde), seltener mit einem Kna- durch ein Geschenk vergolten haben, das außer ben dargestellt. Fleisch und Brot aus einer Kerze bestand. Blasius be- Zu den Förderern der Blasiusverehrung wurden dankte sich seinerseits, indem er die jährliche Erneue- die Vorfahren der Rheinfeldener ebenso wie die Wel- rung des Kerzenopfers mit seinem besonderen Segen fen und die Städte Toul und Braunschweig. Durch St. verband. Blasien und seine Klosterreform im 11. Jahrhundert Bei den Wundern des Heiligen fehlt es übrigens fand der Kult in Süddeutschland und Österreich größ- nicht an Zeichen für eine Haltung, die man als Humor te Ausbreitung. Das Wappen der Äbte von St. Blasien oder Bauernschläue bezeichnen könnte. Als ihn näm- trägt seit dem 15. Jahrhundert das Bild des Heiligen, lich der Statthalter zum Tod durch Ertränken verur- der bis heute als Patron