Markus Grassl Bibliographisches Verzeichnis Der Musikerinnen In
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1 Markus Grassl Bibliographisches Verzeichnis der Musikerinnen in Frankreich 1643–1715 (Erstveröffentlichung Oktober 2011; 3. aktualisierte Fassung August 2016) Mit dem vorliegenden Katalog ist beabsichtigt, alle im Musikschrifttum erwähnten Musikerinnen im Frankreich Ludwigs XIV. zu verzeichnen. In mehrfacher Hinsicht wird dabei relativ breit angesetzt. So bildet die untere zeitliche Grenze der nominelle Beginn der Herrschaft des „Sonnenkönigs“ nach dem Tod Ludwigs XIII. 1643. Zwar mag die persönliche Übernahme der Regierungsgeschäfte 1661 kulturpolitisch und institutionengeschichtlich das markantere Datum darstellen. 1 Jedoch fallen bereits in die 1640er und 50er Jahre Ereignisse bzw. Entwicklungen, die für die spätere Musik und Musikkultur der Ära Ludwigs XIV. zumindest indirekt von Relevanz waren (wie etwa die ersten Aufführungen von italienischen Opern und damit verbunden die Anwesenheit italienischer Sängerinnen). Weiterhin werden all jene Musikerinnen berücksichtigt, deren Lebenszeit sich, wenn auch nur geringfügig, mit der Herrschaft Ludwigs XIV. überschnitt. Dies hat vor allem zur Konsequenz, dass zahlreiche Frauen aufscheinen, die 1715 relativ jung waren bzw. erst danach zu wirken begannen. Ihre Aufnahme erscheint aber insofern gerechtfertigt, als die soziokulturellen Bedingungen ihrer Erziehung und zumindest frühen musikalischen Aktivität noch aus der Epoche Ludwigs XIV. stammen. Schließlich sind alle Frauen genannt, die gleich welcher „nationalen“ Herkunft auf französischem Gebiet einer praktischen musikalischen Tätigkeit welcher Art auch immer nachgingen. Die Intention, eine Basis für ein möglichst umfassendes Bild zu schaffen, war bei mehreren Entscheidungen leitend, vor welche die lückenhaften Quellenlage stellte. Zum einen wurde in den zahlreichen Fällen eines unsicheren oder unbekannten Geburtsdatums als Kriterium für die Aufnahme in den Katalog ein Beginn des Wirkens vor 1750 gewählt. Dass damit unweigerlich so manche erst nach 1715 geborene Musikerin miterfasst wird, war in Kauf zu nehmen. Zum anderen wurden jene zahlreichen nicht identifizierbaren, weil anderweitig nicht dokumentierten Autorinnen miteinbezogen, die insbesondere in Sammlungen von Airs vertreten sind, dort aber nur mit Initialen bzw. einem abgekürzten Namen bezeichnet werden. Bei Namensgleichheit war die Frage, ob es sich um dieselbe oder verschiedene Personen handelt, oftmals nicht definitiv zu klären (speziell wenn der Vorname nicht überliefert ist und keine anderen Unterscheidungskriterien wie z.B. weit auseinander liegende Wirkungszeiten zur Verfügung stehen). Im Zweifel wurden mehrere Einträge vorgenommen und mit wechselseitigen Hinweisen versehen. Wegen der fließenden Grenzen, wenn nicht Unmöglichkeit einer historisch adäquaten Abgrenzung zwischen 1 Dem entspricht die Periodisierung in den zentralen institutionengeschichtlichen Arbeiten BENOIT 1971a und BENOIT 1971b. 2 Ohnemusikgeschichte.at weitere Problematisierung des Begriffs wird hier pragmatisch unter „Komponistin“ 2 professioneller und Musikausübung als Amateurin war notwendigerweise jegliches Musizieren gleich welchen „Niveaus“, Anlasses oder institutionellen bzw. sozialen Rahmens in Betracht zu ziehen. Um bei dem Vorhaben nicht ins Uferlose zu geraten, waren auf der anderen Seite gewisse Einschränkungen unumgänglich. So bezieht sich die Aufstellung ausschließlich auf musikalisch-praktische Aktivitäten (als Sängerin, Instrumentalistin oder Komponistin). Tätigkeiten als Verlegerin, Stecherin, Musikalienhändlerin etc., aber auch als Patronin oder Veranstalterin mussten (fürs erste) ausgespart bleiben; ebenso werden im Fall von Bühnenkünstlerinnen, die in mehreren Sparten (wie Gesang, Schauspiel und/oder Tanz) wirkten, nur jene Belege versammelt, welche die Beschäftigung als Musikerin betreffen. Dass in das Verzeichnis Personen und deren musikalische Aktivitäten nur insoweit aufgenommen wurden, als diese ausdrücklich dokumentiert sind, scheint sich von selbst zu verstehen. Allerdings sei daran erinnert, dass in zahlreichen Fällen zumindest mit einer musikalischen Ausbildung bzw. einer wie auch immer gearteten musikalischen Betätigung zu rechnen ist, die keinen Niederschlag in den Quellen bzw. der Literatur gefunden hat. Dies gilt etwa für jene Frauen, die lediglich durch eine Veröffentlichung von Airs bekannt sind, mit Sicherheit aber auch als Sängerinnen und/oder Instrumentalistinnen (insbesondere als Cembalistinnen oder Lautenistinnen) hervortraten, weiterhin für (,nur‘) als Tänzerinnen oder Schauspielerinnen greifbare Personen und schließlich für die große Gruppe weiblicher Angehöriger der sozialen Elite. Die Einträge sind alphabetisch nach dem Geburtsnamen angeordnet. Im Falle verschiedener Schreibweisen erfolgt die Einreihung nach der in den Quellen bzw. der Literatur häufigsten Version (und unter Angabe der Varianten in Klammer). Ein mit der Eheschließung angenommener Name wird nachgestellt oder ergibt sich aus einem Hinweis auf die Heirat. Bei Namen, die mit „de“ beginnen, wurde nicht dieses, sondern der darauf folgende Namensteil der Alphabetisierung zugrunde gelegt, außer das „de“ ist als Teil eines einheitlichen längeren Namens aufzufassen. Das Verzeichnis versteht sich als bibliographisches Hilfsmittel (und nicht etwa als Lexikon). Die biographischen Informationen wurden daher auf das Nötigste beschränkt. Angeführt werden: – Geburts- und Sterbejahr – die (wie erwähnt dokumentierte) musikalische Betätigung – eine adelige Herkunft (sofern sie nicht schon aus dem Namen hervorgeht) und/oder familiäre Beziehungen zu anderen Musikerinnen und Musikern – bekanntlich handelt es sich bei der aristokratischen Abstammung bzw. der Zugehörigkeit zu einer Musikerfamilie um entscheidende Faktoren für die musikalische Erziehung und Betätigung von Frauen im ancien régime. – Lehrer – Institutionen bzw. Orte der Tätigkeit samt Angabe des betreffenden Zeitraums (bei Institutionen mit Sitz in Paris unterbleibt die Nennung des Orts – z.B. musikgeschichte.atmeint „Académie royale de musique“ also stets die Pariser Einrichtung) 3 – auf die jeweilige Person bezogene (Widmungs-)Werke – im Fall von Komponistinnen die Werke. 2 Die Hauptsache des Verzeichnisses bilden die Literaturhinweise. Diese setzen sich zusammen aus Sigeln, die zumeist aus Autorennamen und Erscheinungsjahr gebildet und in der Bibliographie am Ende des Dokuments aufgelöst sind, gefolgt von den Seitenangaben (bei BOUISSON /HERLIN 2003 wird lediglich auf die betreffende Seite des dortigen Personenindex verwiesen). Die Reihung der Titel erfolgt chronologisch nach dem Jahr der Veröffentlichung; Internetpublikationen werden jeweils zuletzt angeführt. Ausgewertet wurde in erster Linie Literatur seit 1800. Wegen ihres großen prosopographischen Informationswerts waren freilich auch einzelne Werke des zeitgenössischen bzw. des Schrifttums des 18. Jahrhunderts einzubeziehen (wie TITON 1727ff., D’A QUIN 1752, DUREY /TRAVENOL 1753, PARFAICT 1741, PARFAICT 1767). Berücksichtigt wurden grundsätzlich nur musikhistorische Arbeiten; bei Frauen, die auch oder vor allem als Dichterinnen, Schauspielerinnen oder (wie im Fall von Élisabeth-Sophie Chéron) als Malerin wirkten, wird fallweise der eine oder andere neuere literatur-, theater- bzw. kunstwissenschaftliche Titel vermerkt. Dasselbe gilt für allgemein-historische Literatur im Fall von Aristokratinnen. Grundsätzlich ist eine möglichst umfassende Erhebung der Nennungen angestrebt, es werden also auch bloß punktuelle Erwähnungen verzeichnet (nicht zuletzt, weil bei den zahlreichen wenig dokumentierten Musikerinnen die Literatur nicht darüber hinausgeht). Lediglich bei Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre, zu der mittlerweile eine umfangreiche(re) Literatur vorliegt, beschränken sich die Angaben auf Publikationen, die ihr zumindest schwerpunktmäßig gewidmet sind. Es versteht sich von selbst, dass ein Projekt wie das vorliegende keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, wohl immer lückenhaft bleiben muss, jedenfalls aber durch das Erscheinen neuer Literatur permanent aktualisierungsbedürftig wird. Die Form einer Online-Publikation wurde nicht zuletzt deshalb gewählt, um den Katalog für Ergänzungen, Erweiterungen und Korrekturen offen zu halten, nicht zuletzt aufgrund von Hinweisen und Anregungen, um die an dieser Stelle ausdrücklich (an [email protected] ) gebeten sei. 2 Ohne weitere Problematisierung des Begriffs wird hier pragmatisch unter „Komponistin“ die Person verstanden, unter deren Namen in den betreffenden Quellen ein musikalischer Text überliefertmusikgeschichte.at wird. 4 Adelaïde, Mlle ¡ Lachau, Marie-Catherine Agnette, Mlle Sängerin. 1738 am Hof („Concert de la reine“) nachweisbar. Lit: DUFOURCQ 1970a, S. 61; DRATWICKI 2012, S. 20. Aguesseau, Madeleine Cembalistin (?). Lit: JURGENS 1967/74 II, S. 910. Aigremont (Egremont), Mlle d’ Sängerin. 1741–77 Auftritte am Hof („Concert de la reine“), 1749 als Musikerin der Chambre du roi nachweisbar. Lit: JULLIEN 1874, S. 5; SAWKINS 1987b, S. 176, 180; BANDUCCI 1990, S. 99f.; COHEN 1992, S. 785; SCHMIDT 1995, S. 61, 116, 173, 464, 596; KOCEVAR 2003, S. 353, 376; BOUISSOU /HERLIN 2003, S. 329; CÉSAR . Alin, Mlle Sängerin. 1751 Mitwirkung als Choristin im Concert spirituel nachweisbar. Lit: BRENET 1900, S. 243. Anaya, Maria de Sängerin, Tänzerin. 1666 Auftritt am Hof als Mitglied des spanischen Gefolges von Königin Marie-Thérèse. Lit: BENOIT 1971a, S. 274. André, Mlle Sängerin. 1676–77 an der Académie royale de musique nachweisbar. Lit: DUREY /TRAVENOL 1753 II, S. 82; SCHMIDT 1995, S. 78f., 127f., 183f., 589. Ange, Mlle Lautenistin.