Umschlag 14.10.2008 11:33 Uhr Seite 1

Naturpark Nassau Umschlag 14.10.2008 11:34 Uhr Seite 2

Vorwort

Kaum eine naturkundliche Veröffentlichungsreihe in einem Bundesland hat eine solche Konstanz wie die Heftfolge des Naturparks Nassau. Die nunmehr 19 Hefte umfassende Reihe bildet einen Schwerpunkt der Öffentlichkeitsarbeit im Naturpark und ermöglicht eine facettenreiche und interessant gestaltete Umweltbildungsarbeit. Kostenlose Klassensätze des Heftes werden an Schulen im Naturpark Nassau abgegeben und ermöglichen Kindern und Jugendlichen einen anschaulichen Zugang zu unserer heimischen Natur. Diese so wich- tige naturbezogene Bildungsarbeit wurde auch in diesem Jahr wieder vom Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz finanziell unterstützt.

Das neue Heft des Naturparks stellt die „Wasservögel“ ins Zentrum der Betrachtungen und beschreibt damit eine sehr attraktive Vogelgruppe, die auch bei vielen Naturliebhabern im Focus des Interesses steht. Das beeindruckende Heft ermöglicht es Interessierten, schnell an Wissen über die einzelnen im Naturpark Nassau vorkommenden Arten zu gelangen. Zudem erleichtern die zahlreichen Farbfotos eine schnelle und sichere Bestimmung der jeweiligen Vogelart.

Es ist zu hoffen, dass das Heft auf vielen Wasservogelexkursionen von großen und kleinen Naturfreunden mitgenommen wird und so mithilft, Naturerlebnisse zu vertiefen. Gerade in einer Zeit, in der die Erhaltung der biologischen Vielfalt eine immer größere Rolle spielt, sind Wege gefragt, die unsere Aufmerksamkeit auf die Natur in unserer Umgebung lenken. Der Heftreihe des Naturparks Nassau gelingt dies jedes Jahr aufs Neue.

Margit Conrad Staatsministerin für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz Umschlag 14.10.2008 11:34 Uhr Seite 3

Impressum:

Herausgeber: Zweckverband Naturpark Nassau Bachgasse 4, 56373 Nassau Telefon/Fax: 0 26 04/43 68 www.naturparknassau.de

Nachdruck aus den Heimatjahrbüchern der Kreise Rhein- und

Druck: Verlag + Druck Linus Wittich KG, Rheinstraße 41, 56203 Höhr-Grenzhausen

Umschlagentwurf: Werbeagentur Kohn GmbH, Nassau, www.kohn.de

Fotos Umschlag: Thomas Müllen, Heinz Strunk

Titelbild: Männliche Stockente, Sturm- und Lachmöwe, Graureiher

Anschriften der Verfasser:

Manfred Braun, Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Stresemannstraße 3–5 56068

Ursula Braun, Zweckverband Naturpark Nassau, Bachgasse 4, 56377 Nassau

Winfried Vogedes, Johannes-Junglas-Straße 64, 56073 Koblenz

Heinz Strunk, Pfingstwiese 6, 56130

Wir danken dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz, Mainz, für die finanzielle Unterstützung bei der Herausgabe dieses Heftes.

Nassau, im November 2008 Innenteil 14.10.2008 11:22 Uhr Seite 1

Wasservögel im Naturpark Nassau

Manfred Braun, Ursula Braun, Heinz Strunk, Winfried Vogedes

Inhalt weisen und Gebietsnaturschutz somit ver- 1. Einleitung ständlich und erlebbar wird. Aber auch flan- 2. Systematik, Biologie und Ökologie der kierende Hilfsmaßnahmen wie etwa das Wasservögel Anbringen von Nistkästen für Schellenten 3. Wasservögel im Naturpark Nassau oder Gänsesäger sind möglich. 4. Beobachtungsmöglichkeiten für Wasser- Der Naturpark Nassau hat in den Schriften vögel im Naturpark Nassau „Greifvögel und Eulen im Naturpark Nas- 5. Schutz von Wasservögeln im Naturpark sau“ und „Baumhöhlenbewohner im Natur- Nassau park Nassau“ verschiedene Vogelgruppen 6. Literatur bzw. Vogelarten vorgestellt. Die Erstellung einer Übersicht über die „Wasservögel im Naturpark Nassau“ hat seinen Grund in den guten Beobachtungsmöglichkeiten und 1. Einleitung dem partiell vorhandenen Bestimmungs- Vögel sind eine sehr attraktive Tiergruppe. problem. Es werden ausgewählte Arten, die Dazu lassen sich verschiedene Gründe im Naturpark Nassau verbreitet und häufiger anführen. Zum einen kommen viele Arten im vorkommen sowie eng ans Wasser gebun- direkten Umfeld des Menschen vor und es den sind, aufgenommen, wobei zur Kom- ergeben sich zahlreiche mehr oder weniger primierung von Text und Fotos einige Arten gute Beobachtungsmöglichkeiten. Dies ist weggelassen werden mussten. Ziel ist es, bei vielen größeren Wasservögeln ganz ein Heft für den aktiven Naturfreund, und ohne Fernglas möglich, aber natürlich noch darin sind Kinder und Jugendliche mit ein- besser mit optischer Unterstützung. Zudem geschlossen, zu erstellen, Angaben zur Bio- bewegen sich Vögel sehr attraktiv, sowohl logie, Ökologie, dem Vorkommen im Natur- auf dem Lande, als auch auf dem Wasser park Nassau, dem Beuteerwerb etc. zu und vor allem in der Luft. Toll ist es z. B. machen und dies mit attraktiven und guten einem auf der Wasseroberfläche anlaufen- Fotos zu unterstützen. Der vogelkundliche den Blässhuhn zuzusehen oder die Tauch- „Unterbau“, insbesondere des Vorkommens dauer eines Haubentauchers mit der Stopp- der Arten im Naturpark Nassau, ist letztlich uhr festzuhalten. Dazu sind Vögel und somit nur durch die weit über 20-jährigen Wasser- auch Wasservögel oft sehr bunt gefärbt, vogelzählungen an Lahn und Rhein möglich sehr hübsch anzusehen, weisen aber auch, gewesen, für die wir den Herren Matthias und das macht die Bestimmung manchmal Arens, Thomas Isselbächer, Klaus Isselbä- nicht einfach, unterschiedlichste Kleider auf. cher † und Dr. Ralf Bammerlin für die lang- Das Verhalten der Arten, wie zum Beispiel jährige Mitarbeit danken. bei der Nahrungsaufnahme, tauchend, gründelnd, schwimmend oder an Land ist ebenso bemerkenswert wie der Jahres- 2. Systematik, Biologie und rhythmus so mancher Art, der von mehr Ökologie der Wasservögel oder weniger weiten Zugbewegungen ge- prägt wird. Zudem ist es durch internationa- 2.1 Systematik der le Naturschutzmaßnahmen gelungen, für Wasservögel viele Wasservogelarten einen flächigen Schutz vieler Brut-, Rast- und Überwinte- Wasservögel sind keine systematisch ein- rungsgebiete durchzusetzen, so dass viele heitliche Gruppe. Für die nachfolgende Arten positive Bestandsentwicklungen auf- Dokumentation wurden Arten ausgewählt,

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die für den Naturfreund sichtbar und be- wandern mit ihren Jungen zielstrebig zu die- stimmbar sind, sowie für den Naturpark sem. Mandarinenten können als Höhlen- Nassau charakteristisch erscheinen. In der brüter sogar Schwarzspechthöhlen im Wald Darstellung wird der neuen Gliederung der nutzen und führen von dort ihre Jungen zum Vogelwelt gefolgt, wo neben der Ordnung Wasser. der Entenvögel auch Lappentaucher, See- Hinsichtlich des Zugverhaltens gibt es bei taucher, Kormoranvögel, Reiher, Wat-, Al- unseren Wasservogelarten erhebliche Un- ken- und Möwenvögel ihre Berücksichti- terschiede. Die Brutpopulation ist bei man- gung erhalten. Wiederum gliedert sich die chen Arten, wie beim Höckerschwan, in der Ordnung der Entenvögel auf in die Familien Regel im Winter noch im Naturpark Nassau der Entenverwandten, mit z. B. Höcker- anzutreffen. Es erfolgt aber, gerade auch bei schwan, Kanadagans, Graugans, Nilgans, letztgenannter Art, Zuzug aus nördlichen Mandarinente, Tafelente, Reiherente und Regionen, bevorzugt in Kältewintern. Dies Gänsesäger. Dieser Reihenfolge wird ge- wird z. B. belegt durch eine Ringmitteilung folgt. Es wurden vom Autorenteam charak- für einen Höckerschwan: beringt am 5. Feb- teristische Arten abgehandelt, die zweifels- ruar 1976 im Ostseebad Boldt bei Rostock; frei mit dem Lebensraum Wasser in Ver- tot gefunden als Verkehrsopfer am 15. Feb- bindung stehen. Manche Arten wurden auch ruar 1979 in an der Lahn. aus Platzgründen weggelassen, wie Eis- Graureiher überfliegen unser Gebiet auf vogel, Wasseramsel, Gebirgsstelze oder ihrem Flug von den norddeutschen Brut- Schwarzstorch. Sie können bei anderen gebieten in süddeutsche Mauser- und Über- zukünftigen Publikationen des Naturparks winterungsgebiete teilweise schon im Juni/ Nassau dargestellt werden. Es geht bei die- Juli. Der Einflug mancher Möwenarten er- sem Heft um die Beschreibung der Was- folgt von Juli bis September, insbesondere servögel des Naturparks. Zur Orientierung bei günstigen Rastbedingungen, also nied- ist eine Gesamtliste aller bisher im Natur- rigem Wasser am Rhein mit frei liegenden park Nassau festgestellten Wasservogel- Kiesbänken, so bei und Oster- arten enthalten. spai. Ein verstärkter Einflug von Wasser- vögeln aus Mittel- und Osteuropa erfolgt je nach Intensität des Winters beim Zufrieren 2.2 Biologie der Wasservögel nord- und osteuropäischer Gewässer zum Rhein, da dieser nicht zufriert und für Was- Auffallend bei manchen Wasservogelarten servögel immer nutzbar ist. Dies gilt auch für sind deren Geselligkeit und die Tendenz zur die Lahn unterhalb der Wehre, die für so Schwarmbildung. Dies gilt z. B. für Enten, manche Arten, wie Zwergtaucher und Möwen, Gänse und Kormorane. Manche Gänsesäger, auch in Kältewintern attraktiv Arten bilden im Frühjahr eine Zweierbe- sein kann. ziehung, wie die Stockenten, wobei das Die Kenntnisse über die Wasservogel- Gelege und die Jungen vom Weibchen allein fauna im Naturpark Nassau fundieren auf betreut werden und die Männchen dann regelmäßigen ehrenamtlich durchgeführten schon oft mit dem Mausern, also dem Ge- Wasservogelzählungen im Winterhalbjahr fiederwechsel, beschäftigt sind. Graugänse durch Mitarbeiter der „Gesellschaft für Na- betreuen die Jungen gemeinsam bei der turschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz Aufzucht. Auch hinsichtlich des Nistplatzes e. V.“ und dem Naturpark Nassau. Dies be- gibt es sehr große Unterschiede. Im Ufer- trifft die Lahn von der hessischen Grenze bei bereich brütet das Teichhuhn gerne in Aull bis zur Mündung bei und den Weidenbüschen. In Bäumen, an Gebäuden Rhein von Koblenz-Horchheim bis Kamp- oder Brücken nistet die Nilgans und nutzt Bornhofen. Die Zählungen werden jeweils manchmal sogar Horste anderer Vogelarten. zur Monatsmitte von September bis April, Die Graureiher brüten gerne in Kolonien und also achtmal durchgeführt. Dazu kommen bauen in der Regel Horste in großen und spezielle Erfassungen (Graureiher, Teich- hohen Bäumen. Stockenten haben ihr Nest huhn, Blässhuhn) und Schlafplatzzählungen manchmal sogar weitab vom Gewässer und von Kormoranen allmonatlich.

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2.3 Ökologie der Wasservögel bei Oberelbert, die Landshuber Weiher bei Ransbach-Baumbach, der Weiher am Haus Alle Wasservogelarten sind mehr oder Jungfried bei Friedrichssegen, der Bärba- weniger an den Lebensraum Wasser gebun- cher Weiher bei Schönborn, der Herthasee den. Der Naturpark Nassau ist arm an grö- bei , aber auch der Hauserbach- ßeren stehenden Gewässern mit mehr oder stausee bei . Dazu kommen zahlrei- weniger ausgedehnten Verlandungsberei- che mehr oder weniger intensiv genutzte chen. Er ist jedoch reich an Fließgewässern, Fischteiche mit guten oder weniger gut aus- von denen vor allem der Rhein zu nennen gebildeten Uferstrukturen. ist, der auch für Wasservögel eine wichtige Die Nahrungsökologie wird bei den einzel- Zugstraße insbesondere in der Nord-Süd- nen Wasservogelarten dargestellt. Nah- und Süd-Nordrichtung darstellt. Zum Rhein rungsbedingt sind Wasservögel an das sind auch Stillwasserbereiche wie die Tauchen, Gründeln oder auf Nahrungsauf- Schottel oder der Hafen Ober- nahme von der Oberfläche angewiesen. Oft lahnstein zu zählen. Die Lahn ist durch die werden Uferstrukturen wie Schilf, Rohrkol- Schleusen in verschiedene mehr oder weni- ben oder Weidenbüsche genutzt. Daneben ger stark fließende Abschnitte gestaut. Von gibt es einige Arten, die, insbesondere in den Bächen sind Mühlbach, Dörsbach, Ahr den Wintermonaten, gerne auf kurzrasigen und Gelbach zu erwähnen. Daneben existie- Wiesen und Weideflächen Gras fressen. ren eine hohe Zahl von kleineren Teichen wie Auch vom Menschen beeinflusste Futter- der Spießweiher bei , Fischteiche plätze werden genutzt.

Bärbacher Weiher Foto: Karlheinz Rapp

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Lahn bei Foto: Karlheinz Rapp

Landshuber Weiher Foto: Ursula Braun

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3. Wasservögel im Naturpark Im Flug sind charakteristische Fluggeräu- Nassau sche zu vernehmen. Ansonsten ist der Höckerschwan relativ rufarm. Bekannt sind Nachfolgende Übersicht folgt der schon fauchende Geräusche bei Gefahr. erwähnten taxonomischen Gliederung. Die Nahrungsaufnahme erfolgt beim Verschiedene Arten wurden besonders her- Höckerschwan durch gründeln (langer Hals) vorgehoben und detailliert dargestellt, weil oder grasen auf Wiesen, Weiden und Ra- sie für den Naturpark Nassau eine besonde- senflächen. re Bedeutung besitzen. Es werden Angaben Im Naturpark Nassau ist der Höcker- gemacht zu Größe, Aussehen, Stimme schwan an der Lahn und weniger am Rhein (wenn relevant), Nahrungsaufnahme und Brutvogel. Der Bestand liegt zwischen 10 Nahrung und dem Vorkommen im Naturpark und 15 Brutpaaren. Hohe Gelegeverluste Nassau. Diese Angaben werden durch erfolgen durch Frühjahrshochwasser, Prä- Fotos ergänzt. datoren wie Füchse oder durch menschliche Einwirkung (Eierbeseitigung). Der Winter- bestand liegt bei etwa 40 Exemplaren. 3.1 Höckerschwan – Cygnus olor Länge: 140 bis 160 cm (Körper ca. 80 cm) Spannweite: 200 bis 240 cm Der Höckerschwan ist ein sehr großer weißer Schwan und mit 15 kg der größte Wasservogel der Region. Sein orangeroter Schnabel hat einen großen schwarzen Stirnhöcker (beim Männchen oft größer als beim Weibchen). Im Jugendkleid ist das Ge- fieder grau-braun, manchmal sind die Jun- gen genetisch bedingt weiß. Das Jugend- kleid wird im zweiten Lebensjahr zu dem Männlicher Höckerschwan helleren Alterskleid gemausert. Foto: Thomas Müllen

Höckerschwan mit Jungen Foto: Thomas Müllen

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3.2 Graugans – Anser anser Länge: 74 bis 84 cm Spannweite: 149 bis 168 cm Die Graugans, Vorfahre der Hausgänse, ist die größte einheimische Gans mit einer hellgrauen Grundfärbung, rosa Bei- nen und einem auffälligen karottenfarbenen Schna- bel. Im Flug sind die vorne silbergrauen und hinten schwärzlichen Flü- gelfedern ein gutes Be- Graugänse stimmungsmerkmal. Foto: Heinz Strunk Der Ruf ist ähnlich der Hausgans und kann mit „gahng-an-gang“ 3.3 Kanadagans – Branta wiedergegeben werden. Zur Nahrungsauf- canadensis nahme sind Graugänse gerne auf kurzrasi- gen Wiesen. Länge: 90 bis 100 cm Im Bereich des Naturparks Nassau kommt Spannweite: 160 bis 175 cm die Graugans selten an der Lahn vor, ver- Die Kanadagans ist eine aus Nordamerika stärkt aber am Rhein im Raum Braubach- eingeführte große Gänseart, die in Deutsch- , vor allem im Naturschutzgebiet land und auch in Rheinland-Pfalz mittlerwei- „Schottel-Osterspai“. Dort brütet die Art seit le eine eigenständige Brutpopulation aufge- 2004 in 1–3 Brutpaaren. Aktiv durchziehend baut hat. Die Gefiederfärbung ist grau- wird die Graugans in geringer Zahl überall braun. Sie besitzt einen auffallend schwar- im Naturpark Nassau beobachtet. zen Hals mit einem weißen Kinnfeld.

Kanadagänse Foto: Winfried Vogedes

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Ihr Ruf ist laut schallend, zweisilbig und grau-beige und oberseits dunkelbraun ge- nasal „or-lüt“. färbt. Markant sind der dunkle Augenfleck Die Nahrungsaufnahme, wie die aller und die rosa Beine. Im Flug fallen die hellen Gänsearten, erfolgt bevorzugt auf kurzrasi- Vorderflügel besonders auf. Das Nest der gen Wiesen. Nilgänse befindet sich vor allem auf Bäu- Im Raum Osterspai und Spay-Brey ist die men, gern auch in Horsten anderer Vogel- Kanadagans oft zusammen mit Graugänsen arten, manchmal auf Felsen, Brücken und und Nilgänsen zu beobachten. Sie ist im Türmen. Naturpark Nassau bisher kein Brutvogel, Die Art ist vor allem im Brutrevier sehr ruf- aber seltener Durchzügler (Zugvogelzäh- freudig. Es ist ein lachendes „ankhähä“ zu lung) und im Raum Osterspai, Brey, Spay vernehmen. Wintergast in bis zu 100 Exemplaren. Die Die Nahrungssuche erfolgt insbesondere dort überwinternden Tiere entstammen auf kurzrasigen Wiesen und Weiden, gerne möglicherweise der Brutpopulation des auch mit anderen Gänsearten zusammen. Westerwaldes oder des Oberrheingrabens. Im Naturpark Nassau ist die Nilgans Brutvogel seit 2006 mit einem ersten Brutnachweis an der Lahn bei , 3.4 Nilgans – Alopochen gefolgt von einem weiteren Brutnachweis aegyptiaca bei der Schottel Osterspai 2007. Seitdem breitet sich die Art in unserer Region stark Länge: 63 bis 73 cm aus, besonders im Rhein- und Lahntal. Es Spannweite: 145 bis 150 cm werden regelmäßig Tiere bei Osterspai, Die Nilgans ist eine sehr aggressive afrika- Lahnstein, , , , nische Art, die in Europa vor allem im Nassau, Obernhof und Diez beobachtet. Westen eingebürgert wurde und sich derzeit Ein weiterer Anstieg der Brutpopulation ist rasant ausbreitet. Unterseits sind die Vögel zu erwarten.

Nilgans mit Jungen Foto: Heinz Strunk

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Mandarinente Foto: Heinz Strunk

3.5 Mandarinente – Aix möglicherweise ein „Ableger“ aus der Kob- galericulata lenzer Population. Die Brut erfolgt wahr- scheinlich auf Bäumen auf der Mole an der Länge: 43 bis 51 cm Schottel Osterspai. Spannweite: 70 cm Bei der aus Ostasien stammenden Man- darinente lassen sich die Geschlechter leicht unterscheiden. Das unverwechselbare Männchen ist sehr bunt und besitzt aus 3.6 Stockente – Anas Schirmfedern gebildete orange „Segel“. Das platyrhynchos Weibchen ist grau-braun gefärbt und hat gefleckte Flanken. Länge: 50 bis 60 cm Die Mandarinente ist in der Balzzeit sehr Spannweite: 81 bis 95 cm ruffreudig mit einem pfeifenden „üb-Ruf“ Die Stockente ist die häufigste und be- und „täck-Rufen“ des Weibchens. kannteste einheimische Entenart mit blauem Die Nahrung besteht vor allem aus pflanz- Flügelspiegel. Der metallisch grüne Kopf lichem Material, wie Sämereien, Nüssen und des Männchens ist durch einen weißen Wasserpflanzen, aber auch aus Schnecken, Halsring von der braunen Brust abgesetzt. Insekten und kleinen Wassertieren. Der restliche Körper ist überwiegend silbrig Die Mandarinente hat sich aus der Was- grau. Das Weibchen ist braun mit schwarz- servogelhaltung mit entflogenen Vögeln in brauner Gefiedermusterung. Zahlreiche Europa etabliert und nimmt bei uns stark zu, Bastarde existieren, insbesondere an der im Gegensatz zur abnehmenden Population Lahn aber auch am Rhein, mit sehr unter- Ostasiens. Im Naturpark Nassau breitet sich schiedlichem Aussehen. Es sind vor allem die Art mehr und mehr aus, bei der Schottel Bastarde mit Hausenten und Hochbrutflug- Osterspai seit 2006 vermutlich brütend, enten.

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Männliche Stockente Foto: Winfried Vogedes

Das Männchen ruft nasal und tief „rhääb“ ren (Fuchs, Rabenkrähe) und Abschuss. Da- und das Weibchen quakt rau. her auf Lahn und Rhein ein stagnierender Stockenten wechseln in der Ernährung bzw. abnehmender Brutvogel- und Winter- zwischen tierischer (besonders Frühsom- bestand. mer) und pflanzlicher Nahrung (besonders Spätherbst bis Frühling) und fressen gerne auch auf kurzrasigen Wiesen. Im Naturpark Nassau ist die Stockente Brut- vogel an Rhein, Lahn und größeren Seitenbä- chen, wie dem Gelbach, aber auch an Fischtei- chen wie in Oberelbert, dem Spießweiher bei Montabaur, oft mit Nes- tern fernab von Gewäs- sern. Dabei müssen die Jungen in einer häufig „gefährlichen“ Wande- rung zum Gewässer ge- führt werden. Hohe Ver- luste entstehen durch Weibliche Stockente Straßenverkehr, Prädato- Foto: Winfried Vogedes

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Männliche Tafelente Foto: Winfried Vogedes

3.7 Tafelente – Aythya ferina gen Federschopf unverkennbar. Das Weib- chen ist einfarbig dunkelbraun und besitzt Länge: 42 bis 49 cm einen kleinen Federschopf in der Brutzeit. Spannweite: 67 bis 75 cm Beim Männchen der Tafelente ist der Kopf rötlich braun gefärbt, der Körper überwie- gend grau bei schwarzer Brust. Das un- scheinbare Weibchen ist von grau-brauner Farbe. Im Winter sind Lautäußerungen bei der Tafelente selten. Die Tiere tauchen zur Nahrungsaufnahme (Tauchente) ganz unter Wasser, vor allem nach Muscheln. Im Naturpark Nassau Wintergast an Rhein und Lahn, selten auch auf großen Fisch- teichen oder dem Spießweiher bei Monta- baur. Größere Rastbestände an der Lahn bei Aull oder im Lahnsteiner Hafen (Muschel- vorkommen?).

3.8 Reiherente – Aythya fuligula

Länge: 40 bis 47 cm Spannweite: 65 bis 72 cm Das schwarzweiße Reiherentenmännchen Männliche Reiherente ist an dem weißen Flankenfeld und dem lan- Foto: Winfried Vogedes

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Der kurze Schnabel ist hellblau-grau ge- färbt. Die Reiherente ruft selten. Als Tauchente sucht die Reiherente Nah- rung (Muscheln, Kleintiere und Samen) unter Wasser. Die Reiherente ist im Naturpark Nassau Durchzügler und Wintergast, wobei ein Brü- ten auf kleineren Gewässern des Wester- waldbereiches im Naturpark etwa bei Holler, Oberelbert und dem Spießweiher bei Mon- tabaur nicht auszuschließen wäre. Größere Überwinterungsgesellschaften gibt es an der Lahn bei Aull und am Rhein bei der Schottel Osterspai sowie im Lahnsteiner Hafen.

3.9 Gänsesäger – Mergus merganser Länge: 58 bis 68 cm Männlicher Gänsesäger Spannweite: 79 bis 94 cm Foto: Winfried Vogedes Säger haben einen Schnabel mit säge- zahnartigen Lamellen an den Schneide- und dem Rhein vor, in Kältewintern verstärkt kanten und besitzen einen Haken an der im Bereich der Lahnmündung und der Schnabelspitze. Der Hakenschnabel des Schottel Osterspai. Gänsesägers ist rot. Das Männchen hat eine weiße Grundfärbung und be- sitzt einen grünlich glän- zenden Kopf, während das Weibchen grau ist und einen braunen Kopf trägt. Vor allem im Flug ist der lange Hals auffal- lend. Der Gänsesäger ist außerhalb der Brutzeit stumm. Seine Nahrung besteht vor allem aus Fischen bis zu einer Länge von 10 cm, die tauchend erbeutet werden. Er galt früher als Schädling. Im Naturpark Nassau ist der Gänsesäger ein regelmäßiger Durchzüg- ler und Wintergast, in kal- ten Wintern häufiger. Beobachtungen liegen Weiblicher Gänsesäger vor allem von der Lahn Foto: Winfried Vogedes

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Zwergtaucher Foto: Heinz Strunk

Haubentaucher Foto: Heinz Strunk

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3.10 Zwergtaucher – Fische, Insektenlarven, Kaulquappen und Tachybaptus ruficollis Frösche, erfolgt durch Tauchen. Im Naturpark Nassau ist der Haubentau- Länge: 23 bis 29 cm cher kein Brutvogel, aber alljährlicher Spannweite: 40 bis 45 cm Durchzügler und Wintergast an Lahn und Der Zwergtaucher ist unser kleinster Rhein, dort besonders im Lahnsteiner Hafen Taucher der rundlich wirkt und nur einen und an der Schottel Osterspai. sehr kurzen Schnabel besitzt. Er gehört zu den Lappentauchern, bei denen die Füße statt mit Schwimmhäuten mit Schwimm- 3.12 Kormoran – lappen versehen sind. Im Prachtkleid hat er Phalacrocorax carbo einen kastanienbraunen Hals mit auffallend grünlich gelbem Schnabelwinkel. Im Schlicht- Länge: 74 bis 94 cm kleid, in dem er im Naturpark in der Regel zu Spannweite: 121 bis 149 cm sehen ist, wirkt er dunkelbraun und beige Der Kormoran ist ein großer Wasservogel mit sandbraunem Hals. Die Tiere verstecken mit kräftigem Hals, erinnert im Flug an Gän- sich gern in der Ufervegetation von Gewäs- se, hat aber deutlich eingeschobene Flug- sern und sind oft nur schwer zu entdecken gleitstrecken. Die Altvögel sind in der Brut- („Duckentchen“). zeit überwiegend schwarz mit weißen Im Brutrevier ist ein auffälliger trillernder Schenkelflecken und weißen Federn an Balzton zu hören. Scheitel und Nacken. Im Jugendkleid ist er Die Hauptnahrung des Zwergtauchers an der Bauchseite weißlich und oberseits sind Wasserinsekten und deren Larven, zu- dunkelbraun. Erst mit zwei/drei Jahren ist er dem auch Muscheln, Krebse, Kaulquappen völlig ausgefärbt. und seltener Pflanzenteile. Die Nahrung wird Besonders am Brutplatz und manchmal tauchend aufgenommen. auch an Schlafplätzen hört man tiefe Laute. Im Naturpark Nassau ist der Zwergtau- Der Kormoran nimmt die Fische bei bis zu cher ehemaliger Brutvogel am Spießweiher 60 Sekunden langen Tauchvorgängen auf. bei Montabaur. Heute ist er Durchzügler und Er taucht in der Regel bis in eine Gewässer- Wintergast an Rhein und Lahn und selbst tiefe von 3 m. Ein Fisch von 300 bis 400 g ist kleineren Teichen (z. B. Oberelbert). Der Ge- als Tagesration ausreichend. samtbestand an Rhein und Lahn im Bereich Im Naturpark Nassau ist der Kormoran vor des Naturparks Nassau kann im Winter 30 allem im Winterhalbjahr an Rhein und Lahn, Exemplare knapp überschreiten. selten an Fischteichen und größeren Bä- chen, anzutreffen. Es gibt zentrale Schlaf-

3.11 Haubentaucher – Podiceps cristatus Länge: 46 bis 51 cm Spannweite: 59 bis 73 cm Der Haubentaucher, der größte Lappen- taucher, besitzt ein buntes Brutkleid mit der markanten Federhaube, wobei auch der schlanke Körper und der lange dünne Hals auffällig sind. Im Winter sind die Tiere ohne Federhaube und ausgedehnter weiß ge- färbt. Der Haubentaucher ist im Brutrevier ruf- freudig mit einem rollenden „krrra-ahrr“ und einem rhythmischen „wreck-wreck-wreck ...“. Fliegender Kormoran Die Aufnahme der Nahrung, vor allem Foto: Heinz Strunk

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Kormorane am Wasser Foto: Thomas Müllen

plätze im Winterhalbjahr bei Fachingen, Hals zu unterscheiden. In der Brutzeit sitzen Cramberg, Obernhof, Nassau und der am schwarz-weiß gefärbten Hinterkopf Schottel Osterspai. Im Naturschutzgebiet schwarze Schmuckfedern. Schottel Osterspai brüten unregelmäßig ein Der Graureiher ruft im Flug, besonders bis drei Brutpaare. Der seit Jahren abneh- auch in der Dämmerung, laut, heiser und mende Winterbestand dürfte bei max. 350 krächzend „krärk“. Tieren liegen (2007/2008). Die Vögel suchen im Uferbereich von bevorzugt langsam fließenden Gewässern nach Fischen und Amphibien, gehen aber 3.13 Graureiher – Ardea auch auf Feldern, Wiesen und Weiden der cinerea Kleinsäuger- und Insektenjagd nach. Im Naturpark Nassau besteht derzeit eine Länge: 84 bis 102 cm Brutkolonie auf der Schottel Osterspai (z. B. Spannweite: 155 bis 175 cm 1993: 33 Brutpaare; 2008: 25 Brutpaare). Der Graureiher ist unser häufigster und Eine weitere Brutkolonie bei Niederelbert ist größter Reiher, der eine graue Grundfärbung erloschen. Ansonsten kann man Graureiher aufweist und einige weiße und schwarze alljährlich beobachten. Schon im Juli ziehen Abzeichen besitzt. Von Kranichen und Stör- viele Graureiher aus Norddeutschland in chen ist der Graureiher im Flug an seinem südliche Gebiete, oft in großer Höhe, über eingezogenen und nicht vorgestreckten unseren Raum.

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Fliegender Graureiher Foto: Heinz Strunk

Graureiherbrutbäume Schottel Osterspai Foto: Maren Heinz

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Teichhuhn Foto: Winfried Vogedes

3.14 Teichhuhn – Gallinula auf kleinen stehenden Gewässern im Wes- chloropus terwald und sowie an der Lahn. Im Herbst erfolgt Zuzug, so dass im Winter am Länge: 27 bis 31 cm Rhein und insbesondere an der Lahn, ver- Spannweite: 50 bis 55 cm stärkt zwischen Nassau und der Lahnmün- Das taubengroße Teichhuhn ist an seiner dung sowie bei Diez, bis zu 40 Exemplare schwarzen Gefiederfärbung mit dem weißen beobachtet werden können. Unterschwanz, dem roten Stirnschild und den weißen Schlangenlinien an der Seite un- verkennbar. Beim Schwimmen ist ein Kopf- 3.15 Blässhuhn – Fulica atra nicken und Schwanzzucken zu beobachten. Die Beine sind grün („Grünfüßiges Teich- Länge: 36 bis 42 cm huhn“). Spannweite: 70 bis 80 cm An den Brutgewässern, wo die Art ver- Der gut taubengroße Vogel ist rußschwarz steckt lebt, ist oft nur der Ruf zu vernehmen, gefärbt und besitzt als ausgewachsenes der mit „kjürrk“ wiedergegeben werden Tier das namengebende weiße Stirnschild. kann. Ein Kopfnicken beim Schwimmen und hüh- Das Teichhuhn ernährt sich jahreszeitbe- nerähnliche Bewegungen an Land sind dingt pflanzlich und tierisch, gern im Ver- ebenfalls wichtige Bestimmungsmerkmale. landungsbereich, vor allem im Winter auch Der laute „tix“-Ruf ist vor allem im Brut- auf kurzrasigen Wiesen und an Futterstellen. gebiet und bei größeren Wintergesellschaf- Im Naturpark Nassau ist das Teichhuhn ten zu vernehmen. Brutvogel, Durchzügler und Wintergast. Eine Blässhühner sind Allesfresser. Es gibt Bestandserfassung 2002 und in den Folge- starke saisonbedingte Unterschiede in der jahren ergab 10 bis 15 Brutpaare vor allem Nahrungswahl. Frische und faulende Pflan-

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Blässhuhn Foto: Heinz Strunk

zenteile, Abfall, kleine Insektenlarven, sowie dunkelroten Beinen, der grauen Flügelober- Gras an Land werden gerne gefressen. Nah- seite und einem weißen Keil bei schwarzer rungsaufnahme ist auch durch Tauchen Flügelspitze bei uns seltener vor. Ansonsten oder Gründeln möglich. ist sie unsere häufigste Möwenart, ab Spät- Im Naturpark Nassau ist das Blässhuhn sommer im Schlichtkleid, also ohne schwar- ein sehr seltener Brutvogel. Derzeit ist die ze Kapuze und nur mit einem dunklen Art nur vom Naturschutzgebiet „Spießwei- Halbmond auf den Ohrdecken. her“ bei Montabaur in ein bis zwei Brutpaa- Lachmöwen rufen kreischend „kriäärr“. ren bekannt. Wintergast ist das Blässhuhn Von der Lachmöwe wird tierische Nah- vor allem ab Januar an der Lahn, aber auch rung der pflanzlichen vorgezogen, wobei am Rhein, besonders in Anbindung an kurz- Abfall an Flüssen im Winter die Hauptnah- rasige Wiesen oder Futterplätze am Ufer rungsquelle darstellen dürfte. Gerne treten (z. B. bei Aull, Lahnstein, der Schottel Oster- die Tiere an Futterstellen an Gewässern auf. spai). Der Gesamtwinterbestand kann 150 Im Naturpark Nassau ist die Lachmöwe Tiere erreichen. kein Brutvogel, aber in den letzten Jahren, zumindest am Rhein, ganzjährig anzutreffen, im April bis Juni aber in sehr geringer An- zahl. Der Zuzug der Jungvögel und der Brut- 3.16 Lachmöwe – Larus abbrecher erfolgt ab Juli mit einem Höhe- ridibundus punkt des Winterbestandes je nach Wetter im Januar/Februar. Allabendlich gibt es Länge: 35 bis 39 cm Schlafplatzflüge aus dem gesamten Bereich Spannweite: 86 bis 99 cm des Naturparks Nassau (Lahn und Rhein) zu Die Lachmöwe kommt im Prachtkleid, den Schlafplätzen an der Moselstaustufe also mit der dunkelbraunen Kapuze und den Koblenz oder am Laacher See.

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Lachmöwe im Winterkleid Foto: Winfried Vogedes

Lachmöwe im Brutkleid Foto: Winfried Vogedes

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3.17 Sturmmöwe – Larus 3.18 Silbermöwe – Larus canus argentatus Länge: 40 bis 46 cm Länge: 54 bis 60 cm Spannweite: 99 bis 108 cm Spannweite: 123 bis 148 cm Die Sturmmöwe ist größer als die bekann- Die Silbermöwe ist von den im Naturpark te Lachmöwe, hat grüngelbe Beine und Nassau auftretenden Großmöwen die häu- einen grüngelben Schnabel und im Brutkleid figste Art. Sie ist bussardgroß, besitzt als einen rein weißen Kopf. Noch nicht erwach- Altvogel hell fleischfarbene Beine und einen sene Vögel sind dunkelbraun/grau mit gelben Schnabel mit einem roten Fleck. einem hellen Schwanz, der eine dunkle Jungvögel sind einfarbig grau/braun gemus- Endbinde besitzt. tert und erreichen erst nach vier Jahren ihr Sie ruft im Winter selten, in den Brutkolo- Alterskleid. nien an der Küste miauend „miijou“. Rufe bei uns außerhalb der Brutzeit sind Der Nahrungserwerb erfolgt vor allem am ein wiederholtes „Kiou“ aber auch ein ge- Rhein und an der Lahnmündung. Hier sind reihtes „gack-ag-ag“. tierische und pflanzliche Abfälle aller Art die Nahrung am Rhein und an der Lahnmün- Hauptnahrungsquelle. dung sind vor allem Abfälle, die am Ufer und Im Naturpark Nassau ist sie Wintergast auf der Wasseroberfläche aufgenommen am Rhein und an der unteren Lahn, z. B. werden. im Bereich der Lahnmündung. Je nach Im Naturpark Nassau kommt sie ganz- der Intensität des Winters kann man zwi- jährig vor, selten in den Monaten April bis schen Lahnstein und Braubach bis zu 100 Juni. Oft sind die Silbermöwen mit den na- Sturmmöwen beobachten, besonders im he verwandten Mittelmeermöwen und Step- Februar. penmöwen vergesellschaftet und schwer

Sturmmöwe Foto: Winfried Vogedes

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Fliegende Silbermöwe Foto: Heinz Strunk

zu unterscheiden. Schottel Osterspai bei Schnatterente (sDZ), Pfeifente (sDZ), niedrigem Wasserstand, die Kiesbänke Stockente (BV), Löffelente (DZ), Spießente bei Braubach, der Rheinuferbereich zwi- (sDZ), Knäkente (sDZ), Krickente (DZ, WG), schen Lahnstein und Braubach sowie die Tafelente (DZ, WG), Reiherente (DZ, WG), Lahnmündung sind wichtige Aufenthalts- Eiderente (sDZ), Trauerente (sDZ), Samt- orte. ente (sDZ), Schellente (sWG), Zwergsäger (sWG), Gänsesäger (DZ, WG), Zwerg- taucher (DZ, WG), Haubentaucher (DZ, WG), Ohrentaucher (sWG), Schwarzhals- 3.19 Gesamtliste der taucher (sWG), Sterntaucher (sWG), Kor- Wasservögel im Naturpark moran (BV), Rohrdommel (sWG), Silber- Nassau reiher (sDZ), Graureiher (BV), Teichhuhn (BV), Blässhuhn (BV), Wasserralle (sDZ), Nachfolgend eine Liste sämtlicher im Flussregenpfeifer (DZ), Flussuferläufer (DZ), Naturpark Nassau bisher nachgewiesener Schmarotzerraubmöwe (sDZ), Zwergmöwe Wasservogelarten, denen der Status Brut- (sDZ), Dreizehenmöwe (sWG), Lachmöwe vogel BV, Nahrungsgast NG, Wintergast (DZ,WG), Schwarzkopfmöwe (sWG), WG, Durchzügler DZ oder entsprechend Sturmmöwe (WG), Silbermöwe (WG), seltener Durchzügler sDZ oder seltener Mittelmeermöwe (DZ, WG), Steppenmöwe Wintergast sWG zugeordnet wird. (WG), Mantelmöwe (sWG), Heringsmöwe Höckerschwan (BV), Schwarzschwan (DZ, WG), Zwergseeschwalbe (sDZ), Brand- (sDZ), Saatgans (sDZ), Graugans (BV), seeschwalbe (sDZ), Flussseeschwalbe Streifengans (sWG), Kanadagans (DZ/WG), (sDZ), Küstenseeschwalbe (sDZ), Trauer- Weißwangengans (sWG), Nilgans (BV), seeschwalbe (sDZ), Eisvogel (BV), Wasser- Brautente (sWG), Mandarinente (BV), amsel (BV).

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Wasservögel an der Lahn bei Bad Ems Foto: Ursula Braun

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4. Beobachtungsmöglich- Schleuse Hollerich und das Nieverner Wehr keiten für Wasservögel im sind gute Beobachtungsplätze für Teichhuhn, Blässhuhn, Eisvogel, Graureiher, Reiherente Naturpark Nassau und Tafelente. Am Spießweiher bei Monta- baur sind Blässhuhn und Teichhuhn, manch- Viele Gebiete wurden bei den Artdar- mal auch Krickente und Zwergtaucher zu stellungen schon erwähnt. Die Möglichkeit sehen. An den Landshuber Weihern Zwerg- zur Beobachtung der Wasservögel hängt ins- taucher, an den Teichen bei Oberelbert, dem besondere am Rhein stark von dem Was- Hauserbachstausee bei Miehlen Teichhuhn, serstand ab. Günstig ist niedriger Wasser- Eisvogel und Graureiher. Wichtig sind ein stand mit freien Kiesbänken oder Molen und gutes Bestimmungsbuch oder die vor ihnen Krippen, die als Rastplätze genutzt werden, liegende Naturparkbroschüre und ein Fern- insbesondere von Möwen. Natürlich spielt glas, am besten mit 8-facher oder 10-facher auch die Intensität des Winters mit stärkerem Vergrößerung. Zuzug in Kältewintern eine Rolle. Der Lahn- steiner Hafen ist für Tauchenten und Taucher von Wichtigkeit. Die Kiesbänke bei Braubach 5. Schutz von Wasservögeln bei niedrigem Wasserstand für Möwen. Das Naturschutzgebiet „Schottel Osterspai“ ist Der Schutz von Wasservögeln ist kaum für die Brutvögel Kormoran, Nilgans, Grau- auf der Ebene eines Bundeslandes möglich. gans und Graureiher wichtig. Die Lahn im Hier sind europäische, manchmal weltweite Bereich der Lahnmündung ist günstiger Schutzbemühungen notwendig, zum Teil Beobachtungsplatz für Möwen, Teichhuhn auch eingeleitet. Dies betrifft insbesondere und Blässhuhn, aber auch der Nilgans. Im die bedeutenden Brutplätze für Wasser- Auslauf der Schleuse Lahnstein sind öfters vögel und deren wichtigste Durchzugs- und Zwergtaucher zu beobachten. Die Futterplät- Rastgebiete. Daher besteht im Bereich des ze in Lahnstein, Nievern, Bad Ems, Nassau Naturparks Nassau nur eine geringe Ein- und Diez und die Lahn bei Aull, sowie die flussnahme. Naturschutzgebiete mit Bedeu-

Spießweiher Foto: Ursula Braun

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Entenbastard unter Stockenten Foto: Heinz Strunk

tung für Wasservögel sind die „Schleuse 6. Literatur Hollerich“, das Naturschutzgebiet „Niever- ner Wehr“, das Naturschutzgebiet „Schottel BARTHEL, P. H. und P. DOUGALIS (2006): Osterspai“ und das Naturschutzgebiet Was fliegt denn da? Kosmos-Verlag, 191 S., „Spießweiher“ bei Montabaur. Insbesondere Stuttgart. im Bereich der Schottel Osterspai wäre eine Beruhigung des Stromarmes und ein gewis- BAUER, H. G., BEZZEL, E. und W. FIED- ses Mehr an Dynamik durch den Rhein sinn- LER (2005): Das Kompendium der Vögel voll. Im Naturschutzgebiet Spießweiher ist Mitteleuropas, Aula-Verlag, 808 S., Wiebels- durch die Bäume an den Ufern der Einflug heim. der Wasservögel stark eingeschränkt. BRAUN, U. und G. WEILAND (2002): Er- Rückläufige Bestandszahlen bei der fassung des Brutbestandes von Teichralle, Stockente, insbesondere an der Lahn, sind Blessralle und Höckerschwan im Naturpark auffallend. An den Futterstellen gibt es dort Nassau, Naturpark Nassau, 38 S., Nassau. kaum noch reinrassige Stockenten, sondern viele Bastarde. Eine Entenjagd ist an der MADJE, S. und H. BURN (1989): Wasser- Lahn kaum zu rechtfertigen, da die Stock- geflügel, Parey-Verlag, 297 S., Hamburg. enten dort hohe Verluste z. B. durch Füchse GESELLSCHAFT FÜR NATURSCHUTZ an Land oder durch Fische im Wasser UND ORNITHOLOGIE RHEINLAND-PFALZ haben. Durch Letzteres sind besonders (2000–2007): Ornithologische Jahresbe- Jungtiere betroffen. richte für Rheinland-Pfalz, Landau. Die Fütterung von Wasservögeln ist nicht notwendig, es gibt dafür lediglich eine päda- SVENNSON, L., GRANT, P. J., MULLAR- gogische Rechtfertigung. Dies gilt nicht für NEY, K. und D. ZETTERSTRÖM (1999): Der die Entsorgung von Speiseresten in größe- neue Kosmos-Vogelführer, 400. S., Stutt- ren Mengen. gart.

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Schleuse Hollerich Foto: Karlheinz Rapp

Anschriften der Verfasser: Manfred Braun Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stresemannstraße 3–5 56068 Koblenz Ursula Braun Zweckverband Naturpark Nassau Bachgasse 4 56377 Nassau Heinz Strunk Pfingstwiese 6 56130 Bad Ems Winfried Vogedes Johannes-Junglas-Straße 64 56073 Koblenz

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