Informationslandschaften Sozialer Netzwerke Und Prozesse
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Informationslandschaften sozialer Netzwerke und Prozesse Lothar Krempel Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln [email protected] 12. Juni 2008 Jahrestreffen Netzwerk Recherche NDR Konferenz-Zentrum Hamburg 13.Juni 2008 – Typeset by FoilTEX – Informationsgesellschaft • Spätestens mit dem Internet ist das Ausmaß zugänglicher Informationen drama- tisch angestiegen • Wie kann man mit diesen Informationen unsichtbare Zusammenhänge sichtbar werden lassen ? • Benötigt werden Informationstechnologien, die es erlauben vielfältige Informatio- nen zu integrieren. Lothar Krempel: .. sichtbar machen I Netzwerke • Relationale Daten können heute dazu verwendet werden die durch Relationen ver- bundenen Objekte in mathematische Räume (Topologien) einzubetten, die über Muster und besondere Stellungen bestimmter Objekte Auskunft geben. • Damit können wir ähnlich wie die Kartographen früherer Jahrhunderte den geogra- phischen Raum per Triangulation, heute soziale und semantische Räume aus der Verbundenheit der Objekte rekonstruieren. • Dies erlaubt es, die besonderen Handlungsmöglichkeiten von Akteuren und Kon- texte ihres Handelns im Rahmen des so rekonstruierten Sozialsysteme näher zu untersuchen. Lothar Krempel: .. sichtbar machen II Ja - Man kann soziale Räume vermessen ! Lothar Krempel: .. sichtbar machen III Relationale Daten I Kapitel III • Konzentration von Großunternehmen 209 Tabelle III.16: Kapitalverflechtungen aus dem Kreis der „100 Größten“ 2002 und 20041 Beteiligungsunternehmen Anteilseigner Rang Firma Rang Firma Kapitalanteil (%) 2004 2002 2004 2002 2004 2002 1 2 Deutsche Telekom AG - 100 Kreditanstalt für 12,13 Wiederaufbau 0 12,13 2 3 Siemens AG 10 19 Allianz AG 1,4 2,9 20 15 Münchener 2,5 2,5 Rückversicherungs- Gesellschaft AG 3,9 5,4 3 1 DaimlerChrysler AG 13 12 Deutsche Bank AG 2,95 11,83 10 19 Allianz AG 6,538 2,95 18,368 4 4 Volkswagen AG 35 40 Dr. Ing. h. c. F. Porsche 10,26 AG 10,26 5 5 Deutsche Post AG - 100 Kreditanstalt für 18,8 Wiederaufbau 0 18,8 8 10 Bayerische Motoren 10 19 Allianz AG 2,23 5,2 Werke AG 2,23 5,2 9 8 RWE AG 10 19 Allianz AG 4,33 6,9 16 6 E.ON AG 1,9 20 15 Münchener 4,9 5,9 Rückversicherungs- Gesellschaft AG 11,13 5,2 10 19 Allianz AG 13 12 Deutsche Bank AG 3,44 20 15 Münchener 4,9 21,2 Rückversicherungs- Gesellschaft AG 38 67 Bayerische Hypo- und 4,6 Vereinsbank AG 4,9 29,24 12 17 BASF AG 10 19 Allianz AG 2,7 11,9 2,7 11,9 13 12 Deutsche Bank AG 19 Allianz AG 13,1 0 13,1 Lothar Krempel: .. sichtbar machen IV Relationale Daten 2: WM2002 Spieler Kroatien (HRV) Spieler Club Spieler Club TOMISLAV BUTINA Dinamo Zagreb DARIO SIMIC Inter Mailand STIPE PLETIKOSA Hajduk Split JOSIP SIMUNIC Hertha BSC Berlin VLADIMIR VASILJ Croatia Zagreb BORIS ZIVKOVIC Bayer Leverkusen ROBERT JARNI Panathinaikos Athen NIKO KOVAC FC Bayern München ROBERT KOVAC FC Bayern München ROBERT PROSENICKI FC Portsmouth DANIEL SARIC Panathinaikos Athen MILAN RAPAIC Fenerbahce Istanbul ANTHONY SERIC Hellas Verona ZVONIMIR SOLDO VfB Stuttgart MARIO STANIC Chelsea London STJEPAN TOMAS Vicenza Calcio JURICA VRANJES Bayer Leverkusen DAVOR VUGRINEC US Lecce BOSKO BALABAN Aston Villa ALEN BOKSIC FC Middlesbrough IVICA OLIC Croatia Zagreb DAVOR SUKER 1860 München Lothar Krempel: .. sichtbar machen V Informationen, Daten, Relationen • die Daten: – Spieler von Land A —> spielt bei Verein X —> im Land B • beschreiben Relationen zwischen verschiedenen Ländern: – Land B <– beschäftigt Spieler aus — Land A – Land A — exportiert Spieler nach —> Land B • oder auch – Verein X (in Land B) <– beschäftigt Spieler – aus Land A Lothar Krempel: .. sichtbar machen VI Informationstechnologie Lothar Krempel: .. sichtbar machen VII Moreno 1932 Lothar Krempel: .. sichtbar machen VIII Was sind Netzwerke ? • Netzwerke beschreiben Akteure und die zwischen diesen bestehenden Beziehun- gen. • Mathematisch können solche Strukturen als Graph beschrieben werden. • Ein Graph besteht aus : – einer Anzahl von Einheiten (Knoten), – die durch eine Menge von Beziehungen (Relationen, Kanten) verbunden sind. Lothar Krempel: .. sichtbar machen IX Beispiele von Netzwerken Relationen zwischen sozialen Akteuren (Individuen, Organisationen, Nationen) die in verschiedener Weise verbunden sein können (z.B. Freundschaft, Macht, Tausch) Handelssysteme (Welthandel, nationale Ökonomien) Verkehrssysteme (Eisenbahnen, Autobahnen) Technische Systeme (Telephon, Computer) Logische Netzwerke (Datenbanken, Hyperlinks, Internet) Lothar Krempel: .. sichtbar machen X Muster in Netzen: Verdichtungen 1 2 5 4 3 Abbildung 1: Verdichtungen • Verdichtungen in Netzen verweisen auf enge Sozialbeziehungen • Sie geben Hinweise auf wechselseitige Sozialisationprozesse und gemeinsame Normen Lothar Krempel: .. sichtbar machen XI Muster in Netzen: lokale und globale Zentralität 9 6 10 13 14 5 1 7 2 12 3 15 4 8 11 17 16 Abbildung 2: lokale und globale Zentralität • innerhalb des Gesamtsystems können Akteure global oder lokal zentral sein • Gegenüber peripheren haben zentrale Akteure strategische Vorteile: sie erreichen die meisten Personen des Systems auf sehr kurzen Wegen Lothar Krempel: .. sichtbar machen XII Muster in Netzen: Äquivalenzen, Positionen 3 10 4 5 9 1 2 8 6 7 Abbildung 3: äquivalente Positionen • Gleichartige Verbindungen zu Dritten in Netzwerken definieren gleiche Positionen • Inhaber gleicher Positionen stehen zueinander in Konkurrenz, sie haben Kontakte zu identischen Dritten Lothar Krempel: .. sichtbar machen XIII Muster in Netzen: Prominenz, Status 12 10 11 9 7 1 2 3 4 5 6 8 Abbildung 4: Status • Unterschiedliche Attraktivität generiert sozialen Status • Prominente Akteure in Netzen fokussieren die Aufmerksamkeit vieler anderer Per- sonen Lothar Krempel: .. sichtbar machen XIV Muster in Netzen: Reichweite, Range 1 2 3 4 5 6 7 8 Abbildung 5: Erreichbarkeit • Je nach Stuktur eines Netzes können Akteure verschiedene Personen erreichen • Die direkte Erreichbarkeit bestimmter Akteure kann strategische Vorteile bieten Lothar Krempel: .. sichtbar machen XV Muster in Netzen: Makler, soziale Unternehmer 1 4 6 2 5 3 10 7 8 9 Abbildung 6: Makler • Positionen in denen Akteure tendentiell unverbundene Teilsysteme verbinden, er- möglichen strategisches und ökonomisches Handeln. • Makler, bzw. soziale Unternehmer können erhebliche Gewinne aus ihren Vermitt- lungen zwischen Teilsystemen erzielen. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XVI Warum Visualisierungen ? • Die menschliche Sprache und unsere Schriftsprache sind sequentielle Medien. – Ein Satz kann erst verstanden werden wenn alle Worte gelesen worden sind. – Mathematische Formeln müssen schrittweise “Stück für Stück “ gelesen werden, um ihre Bedeutung zu erschließen. • Das graphische Zeichensystem hat demgegenüber eine größere Bandweite. – Diese Bandbreite erlaubt es, verschiedene Informationen (Positionen, Größen, Farben) gleichzeitig zu kommunizieren. – Die Lage, Größe und Farbe verschiedener Einheiten können simultan gelesen und beurteilt werden. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XVII Graphische Zeichensprachen • Bertin spricht in diesem Zusammenhang von der graphischen Semiologie. • Um Daten mit graphischen Zeichen kommunizieren zu können, müssen die Daten in geeigneter Weise graphisch übersetzt werden. • Die graphische Kommunikation ist besonders effektiv, wenn bei der Übersetzung von Informationen natürliche Ordnungen der menschlichen Wahrnehmung ausge- nutzt werden. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XVIII Bertin: Graphische Variablen Lothar Krempel: .. sichtbar machen XIX Arbeitsschritte der Netzwerkvisualisierung I • Netze Ordnen: Ziel ist die Anordnung der Einheiten eines Graphen in einem Lay- out das leicht lesbar ist. Überlicherweise werden verbundene Einheiten in einem Layout benachbart angeordnet. Dies erlaubt es, zusammenhängende Teilsysteme in Strukturen zu identifizieren. • Markierungen: Markiert man in den Layouts weitere Eigenschaften der Graphen (das Ausmaß der Einbettung der Einheiten in die umgebende Struktur, die von den Einheiten gebildeten Teilsysteme) dann werden Darstellungen von Netzen einfach lesbar. Dazu müssen diese Eigenschaften mit Symbolen in das Layout übertragen werden. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XX Graphen Ordnen I • Spring Embedder sind eine Gruppe von Algorithmen mit den Layouts von Graphen erzeugt werden können, die oft intuitiv lesbar sind und dabei viele Eigenschaften des zugrundeliegenden Graphen erhalten. • Sie interpretieren die Relationen eines Graphen als mechanische Kräfte (Federn) die die verbundenen Einheiten anziehen und kombinieren diese mit elektrischen Feldern, die die einzelnen Knoten voneinander abstoßen. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XXI Graphen Ordnen II Lothar Krempel: .. sichtbar machen XXII Arbeitsschritte der Netzwerkvisualisierung II • Erklärungen: externe Informationen (Attribute), die zusätzlich für die Einheiten eines Graphen oder aber für die Relationen des Graphen vorliegen, können helfen Vorgänge in Strukturen zu identifizieren. • Derartige Attribute kann man mit Farben bzw. Farbschemata in das Layout über- tragen. Dies erlaubt es lokale Merkmalskonzentrationen in der Struktur bzw. Kor- relationen mit der Stellung in der Struktur zu entdecken. – Gebiete mit gleichen Farben verweisen in diem Fall auf Korrelationen der Merk- male mit der Stellung in der Struktur – Lokale Muster von Attributen sind mit statistischen Verfahren üblicherweise nur schwer zu entdecken. Lothar Krempel: .. sichtbar machen XXIII Informationsvisualisierung: Die Sprache der Netzwerke . Informationsvisualisierung als graphische Erweiterung der Statistik numerisches Empirie System Wahrnehmung