Peter Klaas

Klaas Vogelspinnen

Schön und schauerlich

Tauchen Sie ein in eine andere Welt. Die Lebensweise der Vogel- spinnen zeigt, wie phantasievoll sich in der Natur die Anpassung von Organismen an spezifische Lebensräume präsentieren kann, wie etwa die oben links abgebildete Monocentropus balfouri. Dieses Buch gibt einen Überblick über die meisten der bisher ent- deckten Vogelspinnenarten und informiert darüber, wie sich auch bisher als selten im Terrarium geltende Vogelspinnen pflegen und züchten lassen.

Erfahren Sie mehr über Vogelspinnen • Systematik, Verbreitung, Lebensweise und Verhalten • Pflege, Fütterung, Zucht und Aufzucht • Krankheiten und natürliche Feinde der Vogelspinnen

Peter Klaas ist anerkannter Vogelspinnenspezialist. Ihm gelangen viele Erstnachzuchten auch schwieriger Arten. Zusammen mit nationalen und internationalen Institutionen entdeckte, erforschte und beschrieb er einige neue Vogelspinnenarten.

www.ulmer.de Peter Klaas Vogelspinnen

4. Auflage 180 Farbfotos 10 Zeichnungen Inhalt

Vorwort ...... 4 Verbreitung und Lebensweise . . . . . 24 Baumbewohnende Vogelspinnen . . . . . 24 Aus der Entwicklungsgeschichte . . . . 6 Bodenbewohnende Vogelspinnen . . . . . 24 Verwandtschaftskreise ...... 6 Unterirdisch lebende Vogelspinnen . . . . 24 Ordnung: Skorpione (Scorpiones) . . . . 6 Ernährung ...... 27 Ordnung: Geißelskorpione (Uropygi) . . 6 Wachstum ...... 28 Ordnung: Geißelspinnen (Amblypygi) . . 6 Fortpflanzung und Eientwicklung . . . . . 30 Ordnung: Walzenspinnen (Solifugae) . . 8 Krankheiten und natürliche Feinde . . . . 34 Ordnung: Milben (Acari) ...... 8 Verletzungen bei Vogelspinnen ...... 37 Ordnung: Bücherskorpione (Pseudoscorpiones) ...... 9 Richtige Pflege im Terrarium . . . . . 38 Ordnung: Weberknechte (Opiliones) . . 10 Selbstbau eines Terrariums ...... 38 Ordnung: Webspinnen (Araneae) . . . . 10 Einrichtung der Terrarien ...... 41 Regelmäßige Arbeiten ...... 42 Vogelspinnensystematik ...... 12 Fütterung ...... 43 Zur Systematik von Lasiodora klugi Häufige Fehler bei der Spinnenpflege . . . 44 Koch, 1842 ...... 12 Futterkauf und Futterzucht ...... 45 Die Einordnung von Vogelspinnen Umgang mit Vogelspinnen ...... 45 innerhalb der Gliedertiere ...... 19 Die Zucht ...... 46 Der Habitus einer Vogelspinne . . . . . 20 Auswahl von Zuchttieren ...... 46 Der Vorderleib (Prosoma) ...... 20 Zusammensetzung einer Zuchtgruppe . . . 46 Der Hinterleib (Opistosoma) ...... 20 Aggressivität zwischen den Geschlechtern 48 Die Extremitäten ...... 20 Das Zusammensetzen eines Paares . . . . 48 Die Behaarung ...... 22 Beschaffenheit des Bodengrunds . . . . . 49 Die Zeitigung des Kokons ...... 49

Erwerb ...... 52 Import oder Nachzucht ...... 52 Zur Gefährdung von Vogelspinnen . . . . 54 Vorsorge gegen Unfälle ...... 55 „Zähmung, Dressur und Gehorsam“ . . . . 56

Ausgesuchte Vogelspinnenarten . . . . 58 Acanthoscurria Ausserer, 1871 ...... 60 Aphonopelma Pocock, 1901 ...... 61 Avicularia Lamarck, 1818 ...... 63 Inhalt

Bonnetina Vol, 2000 ...... 67 Brachypelma Simon, 1891 ...... 68 Ceratogyrus Pocock, 1897 ...... 78 Chaetopelma Ausserer, 1871 ...... 79 Chilobrachys Karsch, 1891 ...... 80 Chilocosmia Schmidt & von Wirth, 1992 . 80 Chromatopelma Schmidt, 1995 ...... 81 Citharacanthus Pocock, 1901 ...... 82 Citharischius Pocock, 1900 ...... 83 Cyclosternum Ausserer, 1871 ...... 84 Cyriopagopus Simon, 1887 ...... 85 Ephebopus Simon, 1892 ...... 86 Euathlus Ausserer, 1875 ...... 87 Eucratoscelus Pocock, 1898 ...... 87 Grammostola Simon, 1892 ...... 88 Hapalotremus Simon, 1903 ...... 91 Haplopelma Simon, 1892 ...... 92 Heteroscodra Pocock, 1899 ...... 93 Hysterocrates Simon, 1892 ...... 94 Lasiodora Koch, 1850 ...... 94 Lasiodorides Schmidt & Bischoff, 1997 . . 96 Megaphobema Pocock, 1901 ...... 97 Nhandu Lucas, 1981 ...... 99 Pocock, 1901 ...... 100 Phormictopus Pocock, 1901 ...... 101 Poecilotheria Simon, 1885 ...... 103 Psalmopoeus, Pocock, 1895 ...... 109 Verzeichnisse ...... 122 Pterinochilus Pocock, 1897 ...... 110 Artenliste ...... 122 Schizopelma Cambridge, 1897 ...... 111 Literatur ...... 134 Selenocosmia Ausserer, 1871 ...... 112 Glossar ...... 135 Sericopelma Ausserer, 1875 ...... 112 Register ...... 137 Sphaerobothria Karsch, 1879 ...... 113 Bildquellen ...... 142 Stromatopelma Karsch, 1881 ...... 114 Impressum ...... 142 Tapinauchenius Ausserer, 1871 ...... 115 Theraphosa Thorell, 1870 ...... 116 Vitalius Lucas, Silva & Bertani, 1993 . . . 119 Xenesthis Simon, 1891 ...... 120

3 Vorwort

Maria Sibylla Merian (1647–1717), Tochter des sie gefährlich beißen können, und dabei lassen Verlegers und Stechers Matthäus Merian, reiste sie gleichzeitig eine Flüssigkeit in die Wunde im Jahre 1699 nach Surinam, um dort die „Ver­ fließen . Ihr gewöhnliches Futter sind Ameisen, wandlung der surinamischen Insekten“ zu stu­ die ihnen nicht entgehen, wenn sie den Baum dieren und dokumentieren . hinauflaufen, weil diese Spinnen (wie alle ande­ Von Jugend an erforschte sie die Insekten ren) acht Augen haben . Mit zwei sehen sie nach und war besonders fasziniert von der Entwick­ oben, mit zwei nach rechts und mit zwei nach lung der Schmetterlinge . Sie sammelte ver­ links . Sie holen in Ermangelung von Ameisen schiedenste Raupen aus ihrer Geburtsstadt auch die kleinen Vögel aus den Nestern und Frankfurt am Main, um deren Verwandlung zu saugen ihnen alles Blut aus dem Körper . Sie häu­ studieren . Zugleich übte sie sich in der Mal­ ten sich von Zeit zu Zeit wie die Raupen, aber ich kunst und zeich­nete die Insekten auf Perga­ habe nie fliegende gefunden “. ment . Zur Freude von Naturforschern veröf­ Lange Zeit zweifelte man an der Glaubwürdig­ fentlichte sie 1679 ihre ersten Werke . Später in keit dieser Naturbeobachtung, zumal Merian Holland lebend, erhielt sie Einblicke in Samm­ mehrere Fehler auf ihrem Bild unterliefen, die lungen kostbarer indischer und südamerika­ aber den Wert des herrlichen Werkes in keiner nischer Schmetterlinge und war fortan voller Weise schmälern . So sind die Vogelspinnen nur Verwunderung über die Schönheit der tro­ mit einer statt zwei Krallen abgebildet und bei pischen Insekten . Der Mangel an Informationen der hühnereigroßen Wohnhöhle der Spinne wird über die genaue Herkunft und Entwicklung sol­ es sich wohl eher um einen Eikokon gehandelt cher Tiere veranlasste sie schließlich im Juni haben . Die Beobachtung, dass die baumbewoh­ 1699 zur Reise nach Surinam, die sie zwei Jahre nenden Vogelspinnen der Gattung Avicularia später aus gesundheitlichen Gründen beenden ­insbesondere Kolibris erbeuten können, scheint musste . Zurück in Holland entschloss sie sich, heute nicht nur glaubhaft, sondern sogar aus­ auf Drängen von Naturliebhabern, die sechzig gesprochen wahrscheinlich zu sein, kennt man mitgebrachten Zeichnungen von den berühm­ die Lebensweise der Vögel: Viele Kolibriarten testen Meistern stechen zu lassen und in dem benötigen zur Anfertigung ihrer kunstvollen Werk „Metamorphosis Insectorum Surinamen­ Nester Spinnfäden, die sie aktiv suchen und mit sium“ oder „Verwandlung der Surinamischen ihren Schnäbeln aufsammeln . Die Spinnen der Insekten“ zu veröffentlichen . Gattung Avicularia legen, oft weithin sichtbar, Eines der berühmtesten Blätter des Werkes große Wohngespinste an, die von den Vögeln im zeigt im Ausschnitt eine große haarige Spinne Schwirr­flug auf Tauglichkeit als Nistmaterial un­ mitsamt erbeutetem Kolibri . Dieses Bild war es, tersucht werden . Gerade der bekannte Schwirr­ das den Systematiker Linné dazu veranlasste, flug der Kolibris entspricht oft dem Bewegungs­ das Tier Aranea avicularia (von lateinisch: avis muster anfliegender Insekten . Terrarienbeob­ = der Vogel, avicula = der kleine Vogel, avicula­ achtungen zeigen, dass flatternde, brummende ria = einem kleinem Vogel ähnlich) zu nennen Insekten einen starken Beutereiz auf Avicularia – und so erhielten diese Spinnen den Namen ausüben . „Vogelspinnen“ . Dies spiegelt sich heute im wis­ senschaftlichen Gattungsnamen Avicularia wi­ der . Widmung und Dank Zitat: „Auf diesem Blatt stelle ich Spinnen, Ameisen und Kolibris auf einem Guajavazweig Niemand konnte 1989 vorausahnen, welchen Er­ vor, weil ich die größten Spinnen an den Guajava­ folg die Erstausgabe dieses Werkes haben sollte . bäumen gefunden habe . Solch großen schwarzen Die Vogelspinnenpflege steckte gerade in den Spinnen habe ich viel auf den Guajavabäumen Anfängen und wurde nicht zuletzt durch die Ver­ gefunden . Sie wohnen in einem solchen runden öffentlichung des Buches stark gefördert . Seine Nest wie es das Gespinst der Raupe darstellt . Sie Aufgabe war es, die sehr spärlichen Informati­ spinnen keine langen Fäden, wie uns einige Rei­ onen über Lebensweise, Vorkommen und Hal­ sende glauben machen wollten . Sie sind rundum tungsansprüche von Vogelspinnen, zumindest 4 voller Haar und haben scharfe Zähne, mit denen der wichtigsten Arten, zusammenzutragen und Vor wort einem breiten Publikum nahe zu bringen . Die Systematik der Vogelspinnen befindet sich stän­ dig im Fluss und kann im Rahmen dieses Werkes nicht den aktuellen Stand aufzeigen . Das Erscheinen der Erstausgabe öffnete mir in den vergangenen Jahren Tür und Tor zu den verschiedensten Institutionen und Experten . Viele Reisen in die Herkunftsländer von Vogel­ spinnen halfen mir, das Wissen über diese faszi­ nierenden Tiere zu erweitern . Der Erfolg sol­ cher, zeitlich sehr begrenzten, Reisen hängt stark von der Unterstützung durch Behörden, Institute und ortskundiger Experten ab und vor allem vom „good will“ einzelner Personen . So erhielt ich in der Vergangenheit mannigfache Hilfe in verschiedener Form: von Genehmigungen zum Betreten von Naturschutzgebieten und detaillier­ ten Informationen über Fundorte sowie Überlas­ sungen von lebenden Vogelspinnen, über Nut­ zungsmöglichkeiten vorhandener Infrastruktu­ ren wie Biologischen Stationen, Kraft­fahrzeugen und Booten bis hin zu Sammelgenehmigungen und Ausfuhrpapieren . Es liegt mir besonders am Herzen, allen Menschen, die mir geholfen haben, für ihre Unterstützung, Zusammenarbeit, Gast­ freundschaft und Großzügigkeit zu danken und ihnen dieses Buch zu widmen . Besonderer Dank gilt: Dieter Scholz, Bonn, Deutschland, Prof . Dr . Wolfgang Böhme, Zool . Forschungsinstitut und Museum Alexander Koe­ nig, Bonn, Deutschland, Dr . Hans Ulrich, Bonn, Deutschland, Dr . Katharina Schmidt – Loske, Bad Münstereifel, Deutschland, Dr . Sylvia Lucas, Insti­ tut Butantan, Sao Paulo, Brasilien, Andrew . M . Smith, London, England, Dr . Günther Schmidt, Deutsch-Evern, Deutschland, Kurt Nicolaisen, Ar­ Reifenrath, Köln, Deutschland, Dario Trautmann, Orginal Kupferstich von hus, Dänemark, John Osmani, Köln, Deutschland, Köln, Deutschland, Hans-Werner Auer, Köln, Maria Sibylla Merian­ Detlef Beulke, Köln, Deutschland, Lars Fehland, Deutschland, Jean-Michel Verdez, Levin, Frank­ „Guajavesbaum mit Spinnen und Kolibri“, Köln, Deutschland, Michael Ziegler, Berlin, reich Michael Lang, Ludwigsburg, Deutschland, handkoloriert aus Meta­ Deutschland, Thorsten Kroes, Olpe, Deutsch­ Dr . Reiner Pospichil, Crop Science, Leverkusen, morphosis Insectorum land, Thomas Märklin, Amriswil, Schweiz, Hen­ Deutschland, Dieter Schulten, Aquazoo Düssel­ Surinamensium, 1705, rik Krehenwinkel, Dorsten, Deutschland, Klaus dorf, Deutschland, Dr . Wolfgang Reckhaus, Wil­ im Besitz des Autors. Baumgärtner, Karlsruhe Deutschland, Nicolai helma Stuttgart, Deutschland . Pedersen, Kopenhagen, Dänemark, Dr . Jorge Gonzales, Universität Athen, Texas, USA, Familie Köln, im Sommer 2007 Fritz Plaumann, Nova Teutonia, Brasilien, Jens Peter Klaas

5 Aus der Entwicklungsgeschichte

Die ersten Vogelspinnen lebten vor etwa 250– Ordnung: Skorpione (Scorpiones) 300 Millionen Jahren, also im Karbon . Fossile Funde aus dieser Zeit ergeben, dass viele Fühler­ Neben den Spinnen die am häufigsten im Ter­ lose () den heute lebenden Formen rarium gepflegten Arachnida . Tasterenden tra­ sehr ähnlich waren . Im Karbon existierten be­ gen jeweils ein scherenförmiges Endglied zum reits Schwertschwanzarten (Ordnung Xiphosura)­ Ergreifen der Beute oder der Geschlechtspart­ von 60 Zentimeter Länge . Heute sind diese ner . Hinterleib deutlich siebenfach gegliedert . höchst interessanten Pfeilschwanzkrebse nur Schwanzartiges Postabdomen, fünfgliedrig in ei­ noch in wenigen Arten auf die Küsten von Nord­ nen Giftstachel endend . Wenige Arten sind für amerika und Südasien beschränkt . den Menschen lebensgefährlich . Lebendgebä­ Fossile Funde von Geißelskorpionen und an­ rend . Etwa 1500 Arten beschrieben . Einige Arten deren spinnenähnlichen Lebewesen, die vor 350 werden regelmäßig importiert . Millionen Jahren lebten, lassen – wenn auch sehr Bekannte Beispiele: Rechte Seite: lückenhaft – auf die Entwicklung der heutigen Euscorpius flavicaudis (europäischer Skorpion) Nhandu chromatus, Cheliceratenfauna schließen . Pandinus imperator (afrikanischer Kaiserskor­ ­Brasilien. Im Tertiär, also vor etwa 30 Millionen Jahren, pion) gehörten die Vogelspinnen auch zur Fauna Euro­ Heterometrus scaber (thailändischer Skorpion) pas . Heute leben nur noch sehr wenige echte Vogelspinnen der Unterfamilie Ischnocolinae in Ordnung: Geißelskorpione (Uropygi) Europa, davon drei in Spanien und Portugal . Inte­ ressant ist, dass sich die Form der Vogelspinnen Manchmal als Terrarientiere gepflegt und auch seit ihrer Entwicklung über einen Zeitraum er­ nachgezüchtet . Taster sind zu Greifklauen umge­ halten hat, in dem in anderen Tierstämmen ganze wandelt . Vorderes Beinpaar sehr dünn und füh­ Ordnungen ausstarben . Derzeit sind etwa 900 lerartig gebaut . Segmentierter Hinterleib . An der Arten wissenschaftlich beschrieben . Die tatsäch­ Basis eines in einem dünnen, langen Faden aus­ liche Anzahl kann auf mindestens 1500 geschätzt laufenden Postabdomen befinden sich Drüsen, werden . die bis 50 Zentimeter weit ein übelriechendes Gemisch aus Essigsäure und Ameisensäure ver­ sprühen können . Lebend gebärend . Etwa 180 Verwandtschaftskreise bekannte Arten . Größte bekannte Art: Mastigoproctus giganteus, USA In der weiteren Verwandtschaft der Webspinnen, in anderen Ordnungen der Arachnida, finden Ordnung: Geißelspinnen (Amblypygi) sich für Terrarien geeignete Pflegeobjekte, aber auch solche, die als Schädlinge und Parasiten Erstes Beinpaar bildet bis zu 25 Zentimeter lange auffallen: Tastorgane . Taster wie bei Geißelskorpionen zu

Links: Klasse Arachnida: ­Ordnung Scorpiones: Euscorpius flavicaudis, europäischer Skorpion.

Rechts: Klasse Arachnida: ­Ordnung Uropygi: ­Labochirus proboscideus, ein Geißelskorpion aus Sri Lanka.

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Aus der Entwicklungsgeschichte

Links: Fangmasken umgewandelt . Segmentierter Hin­ ­Pedipalpen­­ sind beinlange Tastorgane mit aus­ Klasse Arachnida: Ord­ terleib,­ wie bei den Webspinnen deutlich vom stülpbaren Haftblasen . Die Beißwerkzeuge do­ nung Amblypygi: Acan­ Vorderkörper durch Hinterleibsstiel getrennt minieren den Kopfteil . Sehr empfindliche Kör­ thophrynus coro­natus, größte Geiße­lspinne der und gegeneinander beweglich . Wahrscheinlich perbehaarung . Nachtaktive Wüstenbewohner . Erde aus Mexiko, Weib­ nächste Verwandtschaft der Webspinnen . Keine Schnelle Läufer, geschickte Insektenjäger . Be­ chen mit Jungtier. Giftdrüsen . Kein Postabdomen . Wenige der etwa gehrte Terrarienbewohner, aber schwierig zu 100 bekannten Arten werden im Terrarium ge­ halten, nur für Fachleute geeignet . Circa 850 be­ Rechts: züchtet . kannte Arten . Klasse Arachnida: ­Ordnung Acari: Acanthophrynus coronatus, größte bekannte ­Derma­tophagoides Art, monotypische Gattung, Mexiko . ptero­ ­nyssinus, die Ordnung: Milben (Acari) Hausstaub­milbe. Ordnung: Walzenspinnen (Solifugae) Mit etwa 40000 Arten größte Ordnung . Durch­ Körper spinnenähnlich . Abdomen in zehn Seg­ weg kleine bis kleinste Arachniden (Milben 0,1 mente unterteilt . Chelizeren ohne Giftdrüsen, bis 2 Millimeter, Zecken bis 30 Millimeter) . At­ zu pinzettartigen Schneidzangen ungewandelt . mung meist über die Haut . Sehr unterschiedliche

Klasse Arachnida: ­Ordnung Solifugae: ­Walzenspinne der ­Gattung Galeodes aus Ägypten.

8 Ordnung: Bücherskorpione

Von links oben nach rechts unten: Klasse Arachnida: Ordnung Araneae: Familie Araneidae: Argiope aurantia, Klasse Arachnida: Ordnung Pseudoscorpiones: Chelifer cancroides, der Bücher­ ­Florida. Für Wespenspinnen typisch sind die Zickzackbänder (Stabilimente) im skorpion. Radnetz. Klasse Arachnida: Ordnung Opiliones: mexikanische Weberknechte versammeln Klasse Arachnida: Ordnung Araneae: Familie Salticidae: Phiddipus regius, sich in hunderten Exemplaren in einer Höhle. ­Florida, eine der schönsten Springspinnen Amerikas.

Lebensweisen und damit äußerst vielgestaltige fektionskrankheiten, sekundär auch auf Men­ Ausbildung der Fresswerkzeuge vom Saugrüssel schen . Sie sind Verursacher von Reizungen und der saugenden Arten bis zu kleinen Schneidzan­ Allergien (Haus­staubmilbe); Parasiten an Pflan­ gen der Raubmilben . zen; Lästlinge in Terrarien; symbiotisch lebende Einige Arten besitzen Spinndrüsenausgänge Arten zum Beispiel zwischen­ den Chelizeren von zwischen den Chelizeren . Viele Arten sind was­ Spinnentieren . serlebend, auch in anderen flüssigen Medien wie Wein (Weinmilben) . Parasitisch am Menschen Ordnung: Bücherskorpione (Pseudoscorpiones) lebt zum Beispiel die „Krätze“ hervorrufende Krätzmilbe . Kleine, abgeflachte Arachniden, im Prinzip wie Terraristisch von sehr großer Bedeutung als kleine Skorpione aussehend, jedoch ohne Postab­ Schädlinge in Futterzuchten; Parasiten auf oder domen und Giftstachel . Etwa 3000 Arten . Räube­ in Terrarientieren und damit Überträger von In­ risch lebende Spaltenbewohner bis sieben Milli­ 9 Aus der Entwicklungsgeschichte

Von links nach rechts und oben nach unten: Klasse Arachnida: Ord­ nung Araneae: Familie Araneidae: Vertreter einer Kreuzspinne im Regen­ wald Venezuelas.

Klasse Arachnida: Ord­ nung Araneae: Familie Lycosidae: Die apulische Tarantel, Lycosa taren­ tula wurde früher für Ver­ giftungen der Landbe­ völkerung verantwortlich gemacht (Tarantismus).

Klasse Arachnida: Ord­ nung Araneae: Familie Nephilidae: Nephila pili­ pes, Sri Lanka, die Eiab­ lage findet im Ge­gen­satz zu anderen Art­en der Gattung Nephila in selbst gegrabenen Erdlö­ chern statt.

Klasse Arachnida: Ord­ nung Araneae: Familie Ctenidae: Phoneutria nigriventer­ , eine der gif­ tigsten und aufgrund ­ihrer Schnelligkeit und vagabundierenden ­Lebensweise („Wander­ spinne“) gefährlichsten Spinnen Südamerikas. Hier ein Weibchen bei der Verteidigung ihres meter Größe . Selten, meist nur im Labor gezüch­ Körperlänge) . Als Sonderfall unter den Spinnen­ Eigeleges. tete Arachnide . tieren besitzen Männchen ein penisartiges Fort­ Am bekanntesten sind die Bücherskorpione pflanzungsorgan und übertragen den Samen di­ Klasse Arachnida: Ord­ der Gattung Chelifer, die sich in alten Buchbe­ rekt . Meist räuberische Lebensweise . Fressen nung Araneae: Familie Theridiidae: Latrodectus ständen von Staubläusen ernähren . Blattläuse, Milben und so weiter . Der auch in bishopi, Florida, galt Deutschland vorkommende Schneckenkanker lange als ausgestorben Ordnung: Weberknechte (Opiliones) hat sich darauf spezialisiert, Schnecken zu fres­ und wurde erst vor we­ sen . nigen Jahren in Florida wieder entdeckt. Kurzer gegliederter Hinterleib, Tracheenatmung, Der Vollständigkeit wegen werden noch die auffällig lange Beine (bis mehr als die 15-fache Ordnungen der Kapuzenspinnen (Ricinulei), Tas­ terläufer (Palpigradi) und Zwerggeißelschwänze (Schizomida) erwähnt . Sie sind wenig erforscht und kommen nur in wenigen Arten vor .

Ordnung: Webspinnen (Araneae) Die Ordnung der Webspinnen, zu denen auch die Vogelspinnen gehören, enthält nicht weniger als rund 36000 bekannte Spinnenarten . Für die Ter­ raristik sind außer den Vogelspinnen auch noch einige andere Spinnenarten interessant . Heute wird ein großes Spektrum verschiedener Spin­ nenarten gepflegt . Als Beispiele seien hier nur die großen Jagdspinnen (zum Beispiel Hete­ ropoda venatoria, Sparassidae), Springspinnen (zum Beispiel Phiddipus regius, Salticidae) und Zebraspinnen (zum Beispiel Argiope aurantia, Ordnung: Webspinnen

Klasse Arachnida: ­Ord­nung Aranea: Familie Liphistiidae: Liphistius spec., eine sehr urtüm­ liche Vogel­spinnenver- wandte aus Asien, besitzt einen gegliederten Hin­ terleib.

Araneidae) erwähnt . In keiner zoologischen Aus­ dectus mactans – jene Kugelspinne aus der Fa­ stellung fehlen die Seidenspinnen der Gattung milie der Theridiidae, deren Gift unter Um­ Nephila (zum Beispiel Nephila pilipes, Nephi­ ständen auch für einen Menschen tödlich sein lidae) . kann . Ebenso wird kein Spinnenliebhaber es ver­ Auch gefährlich giftige Arten werden heute säumen, sich die großen Taranteln der Familie gezüchtet . Deren Pflege sollte in jedem Fall der Lycosidae aus dem Mittelmeerurlaub mit­ nur Experten vorbehalten sein . Mit einer Wan­ zubringen, um deren hochinteressante Brut­ derspinne (zum Beispiel Phoneutria nigriventer, pflege im Terrarium genau zu beobachten . Und Ctenidae) aus Brasilien sei hier nur ein Beispiel wer kennt sie nicht, die Schwarze Witwe, Latro­ genannt .

11 Vogelspinnen­systematik

Die Klassifizierung und Bestimmung der Vogel­ Der Text und das Bild offenbaren trotz spinnen ist, wie in anderen Bereichen der Zoolo­ der bemerkenswerten Detailtreue der Beschrei­ gie auch, ein weites Feld, das der ständigen Er­ bung des Präparates die ganze Problematik ei­ neuerung, Ergänzung und Revision unterliegt . ner späteren eindeutigen Zuordung zu dem Ty­ Ohne den Amateur entmutigen zu wollen, sich pusmaterial, das Koch aus der Berliner Samm­ mit den Aspekten der Bestimmung zu beschäfti­ lung erhalten hatte oder zu weiteren Präparaten gen, sei nur darauf hingewiesen, welche Pro­ oder lebenden Tieren dieser Art, wie sie heute bleme namhafte Wissenschaftler der letzten zwei­ zur Verfügung stehen . Bedenkt man, dass die hundert Jahre hatten, mit dem jeweils zu ihrer Oberfläche lebender Vogelspinnen zu 70 Pro­ Zeit verfügbaren Material Bestimmungsschlüssel zent aus Brauntönen besteht, die sich im zeit­ und Artbeschreibungen zu erarbeiten, die auch lichen Abstand zur letzten Häutung ändern und Rechte Seite: heute noch Bestand haben und eine eindeutige konservierte Exemplare ausbleichen, erkennt Lasiodora klugi. Zuordnung und Artbenennung zulassen . man die mangelhafte Aussagekraft solch sub­ Zweifellos gibt es unter den heute verfügbaren jektiver Farbangaben . Auch die geringe Anzahl Vogelspinnen eine Vielzahl, die sich selbst in der in wissenschftlichen Sammlungen aufbe­ einem subadulten Stadium recht sicher einer Art wahrten Exemplare lässt keinen Rückschluss oder zumindest Gattung zuordnen lassen . Oft auf die charakteristischen Körpermaße der Art genug werden jedoch Tiere vorgestellt, die ent­ zu; Variationsbreiten innerhalb der Art können weder eine Phantasiebezeichnung tragen oder nicht erkannt werden . deren Namen das Ergebnis einer nur flüchtigen Im Laufe der darauf folgenden einhundert wissenschaftlichen Bearbeitung sind, zumeist Jah­re verfeinerten sich die methodischen An­ ­anhand weniger verfügbarer Tiere oder deren sätze, Art-, Gattungs- und Familienmerkmale zu Häute . Das Buch kann sich im Detail dieser Pro­ definieren und einer taxonomischen Bearbeitung blematik nicht zuwenden . zu Grunde zu legen . Diese Klassifizierungsar­ Es soll an einer gut bekannten, in Brasilien beiten sind mit den Namen Ausserer 1871, Simon recht häufigen Spinne namens Lasiodora klugi 1892, Pocock und Strand 1895, Petrunkevich (Koch 1842) als Beispiel gezeigt werden, wie 1911 und Roewer 1942 verbunden . sich aus einer Erstbeschreibung der wissen­ Seit 1950 hat sich in Ergänzung zu den ge­ schaftlich gesicherte Artname entwickelt hat . nannten Merkmalen die Beschreibung der Ge­ schlechtsorgane, nämlich die der weiblichen Epi­ gyne mit der Spermathek und die des Bulbus der Zur Systematik von Lasiodora klugi Männchen als aussagekräftig erwiesen . Die Ein­ Koch, 1842 beziehung dieser Merkmale in die taxonomische Arbeit begründet die Zuverlässigkeit, mit der Nachdem Walckenaer 1802 die große Gruppe gegenwärtig eine Artbestimmung möglich ist . der „Riesenspinnen“ durchweg mit dem Namen Auch bietet heute die Fotografie authentische Mygale belegte – im Übrigen eine noch heute im Abbildungen von Form und Farbe der Spinnen in französischen Sprachraum für die Vogelspinnen allen Entwicklungs- und Häutungsstadien an, gebräuchliche Bezeichnung – verfasste C . L . die vorzügliche Informationen liefern . Auf dieser Koch, ein Regensburger Kreisforstrat, 1842 eine Basis und durch umfangreiche Materialsamm­ Anzahl von Artbeschreibungen, die er zusam­ lungen haben nach 1970 eingehende Untersu­ men mit handcolorierten Zeichnungen in dem chungen zur Bestätigung vorheriger Arbeiten, Nürnberger Verlag der C . H . Zeh’schen Buch­ aber auch zu Revisionen geführt . handlung 1841 unter dem Titel „Die Arachniden, Wiederum beispielhaft sei der Kenntnisstand Getreu nach der Natur abgebildet und beschrie­ zur Artbestimmung von Lasiodora klugi darge­ ben“ veröffentlichte . legt . 1979 haben Rita D . Schiapelli und Berta S . Darunter befindet sich im zweiten Heft, neun­ Gerschman de Pikelin einen Beitrag zur Revision ter Band, auch die Erstbeschreibung einer My­ der Unterfamilie veröffentlicht . gale klugii, welche aus Gründen der Anschaulich­ In der Diagnose der Beschreibung der Gattung keit des Stils wissenschaftlicher Beschreibungen Lasiodora werden deren Merkmale ab Seite 16 12 im Orginal zitiert wird (siehe Seite 14) . zusammengefasst .