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SEGELN Schöner scheitern Die besten Segler, die es je gab, steuern die rasantesten Schiffe, die es je gab, über den perfekten Kurs. Ist der ’s Cup so großartig, wie er immer sein wollte? Ein reicher Narziss und seine Helfer haben es vermasselt . Von Klaus Brinkbäumer

Titelverteidiger Oracle Team USA im Juli beim Training in der Bucht von San Francisco

130     35/2013 ie es zum Scheitern überhaupt kommen konnte, das ist der ro - Wmantische Teil und darum das schönste Kapitel dieser Geschichte des 34. America’s Cup. Der Ursprung also. Der Ursprung, das ist jener Strang der Geschichte, der von einem Milliardär und einem Mechaniker handelt, von zwei amerikanischen Lebenswegen, die ein - ander schneiden und sich verbinden, was zu etwas Strahlendem führen sollte. Und es hätte ja beinahe geklappt. „Alles immer noch ganz schön unwirk - lich“, das sagt Norbert Bajurin, 57, Me - chaniker mit operiertem Rücken, schüt - terem Haar und operierten Knien. Er trinkt dünnen Kaffee und zieht die rut - schenden Jeans hoch, er blickt durch die Fenster des auf zwei riesige Katamarane, die draußen in der Bucht von San Francisco kreuzen. Mechaniker Bajurin ist der Commodore des Segelclubs und dessen Retter. „Wir sind auf einer Reise und noch nicht am Ziel“, das sagt Larry Ellison, 69, 43fa - cher Milliardär, beim Besuch im Quartier des Oracle Team USA an der Pier 80 im Industriehafen von San Francisco. Ellison sammelt im privaten Leben Schiffe, Fir - men, Autos und Häuser mit japanischen Gärten, mit dem Sammeln von Ehefrauen hat er nach der vierten Scheidung aufge - hört, „die Ehe ist nichts für mich“, sagt er. Larry Ellison gründete 1977 das Software- Unternehmen Oracle, das auf die Verar - bei tung gewaltiger Datenmengen speziali- siert ist und auch die NSA beliefert hat. „Ich gebe Larry die Hand, Larry umarmt mich. Ich würde sagen, wir sind Freunde, die einander nicht allzu oft se - hen“, sagt Norbert, der Mechaniker. „Norbert ist cool. Wir beide leben den amerikanischen Traum“, sagt Ellison, der Milliardär. Und der romantische und schönste Teil der Geschichte vom 34. America’s Cup geht nun so: Es gibt in San Francisco einen berühm - ten Segelclub, der St. Francis heißt und Champagner trinkt und auf Kleiderord - nungen achtet, der ein schickes Clubhaus an der Yacht Road und eine Privatinsel für seine Mitglieder besitzt und teure Re - gatten veranstaltet und Fremde nicht so gern sieht, weil er ein winzig kleines biss - chen snobistisch ist. Und es gibt, 300 Meter entfernt, den Golden Gate Yacht Club (GGYC), den Arbeiterverein, der Bier und dünnen Kaf - fee trinkt und keine Kleiderordnung hat, weil hier die Mechaniker und Bäcker und A S U

Köche in Shorts und Unterhemd auf den M A

Felsen stehen und Lachse angeln und hin E T

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und wieder ihre alten Holzschiffe ausfah - C A R O ren. Norbert Bajurin stieg vor 17 Jahren /

R E beim GGYC ein, der Club hatte 450 000 I N E Dollar Schulden, da niemand die Kasse R G

N I kontrollierte. „Bist du verrückt“, sagte A L I U sein Vater, der kroatische Einwanderer, G Sport

Rennstrecke begreifen, welcher im Hochgeschwindig - Zuschauerzone Alcatraz keitssegeln das Großsegel abgelöst hat. 5 Spithill ist 34, ein großer Junge aus Golden- 3 Australien, der als Vierjähriger Windsur - Gate- Start fen lernte und dann ein hyperaktiver Brücke 1 Schüler war, der vom Inselchen seiner El - tern per Boot zur Schule fuhr und nie et - was anderes als Segler werden wollte. Er 4 ist der Beste dieser besten Segler der Welt, das sagen all die anderen Gu - 6 2 ten, die das beurteilen können. Er Golden Gate Ziel ist es, weil er keine Gelegenheit Yachtclub zum Angriff auslässt. Weil er den St. Francis Hafen von San Francisco 500 m Yachtclub Wind kommen und drehen fühlt. Weil er jedes Schiff schneller der seine Frau und den Sohn über das gratuliert, doch schuldenfrei ist der Club. große Meer nach Amerika gebracht hatte. Renoviert haben sie das Vereinsheim für Schneller „Die Mama mochte es doch so gern im die Titelverteidigung, draußen steht eine als der Wind Club“, sagte der Mechaniker Norbert, die Stahlrohrtribüne mit Blick auf Alcatraz, Mama ist seit 1996 tot. die Bucht und die Golden Gate Bridge, Rennyacht AC72 Nachdem der Milliardär Larry Ellison sie haben nun wieder über 400 Mitglieder. Länge 22,0 m das für sechs Segler tödliche Sydney-Ho - Wenn Norbert angerufen wird, spielt sein Breite 14,0 m bart-Rennen von 1998 überlebt und ge - Mobiltelefon die Titelmelodie des „Pa - wonnen hatte, nahm er den America’s ten“. „Larry ist der Pate“, sagt Norbert. Masthöhe 40,0 m Cup ins Visier. Um teilnehmen zu dürfen, Der Pate allerdings neigt zur Despotie Flügelfläche 260 m2 musste er einen Yacht-Club repräsentie - und zum Größenwahn, und wenn Pate Höchstgeschwindigkeit: ren, das verlangen die Regeln. Ellison Ellison, Commodore Bajurin, Teamchef 44 Knoten bzw. 81 km/h brauchte einen Club und ging zu Russell Coutts und der junge Skipper Jim - St. Francis, wohin sonst. Die Herren von my Spithill in wenigen Wochen ihren Ti - Gennaker St. Francis sagten ihm, wie sie sich so tel verteidigen, dann ist der 34. America’s für Kurse mit Rückenwind oder seitlichem Wind eine America’s-Cup-Kampagne vorstell - Cup bereits gescheitert; gescheitert am ten; und ob Ellisons Boot „Oracle“ heißen Narzissmus Ellisons und an zwei, drei fal - Vorsegel dürfe, das müssten sie noch mal disku - schen Entscheidungen. für den Kreuzkurs tieren, aber eher nicht. Ellison sagte, dass Dieser Cup, so hatte Ellison es verspro - gegen den Wind seine Boote so hießen, wie er sie taufe, chen, sollte ein Segelsommermärchen mit Großsegel und dass überhaupt die meisten Dinge in 12 bis 15 Teams aus allen Kontinenten als dreiteiliger Flügel, seinem Leben so liefen, wie er es wolle, und Märkten sein, drei Monate Segeln konstruiert wie eine und dann ging er wieder und hatte noch auf allen Fernsehkanälen, groß wie Olym - Flugzeug-Tragfläche, immer keinen Yacht-Club. pia und rasant wie die Formel 1 und des - bestehend vor allem Der Mechaniker hörte davon, dachte halb eine Job- und Geldmaschine für San aus Carbon und Aramid nach und verfasste eine E-Mail. „Golden Francisco und die USA. Gate Yacht Club verfügbar“, schrieb Nor - Nichts ist so gekommen, wie Ellison es Sensoren sind am Großsegel an- bert Bajurin, „wir sind ein ernsthafter versprach. Nur drei Herausforderer sind gebracht, um optimale Segelclub, und wenn Sie einen Partner dabei, nur einer gut genug, um am Ende Öffnung der Segel zu suchen, könnten wir die Richtigen sein.“ gewinnen zu können. Und weil das schwe - gewährleisten. Das Boot dürfe „Oracle“ heißen. Mit ei - dische Team Artemis nach dem tödlichen ner Antwort rechnete er nicht, dann kam Trainingsunfall seines britischen Seglers Crew L die Antwort, und „die Saga beginnt“, wie Andrew Simpson wochenlang aussetzte, 11 Mann Besatzung mit Norbert erzählt. glitt in den meisten Ausscheidungsrennen einem Gesamtgewicht zwischen 957 und 1012 kg Denn 2003 und 2007 trat der Golden ein einsames Boot durch die Bucht, Sieger

Gate Yacht Club des Mechanikers Bajurin schon vor dem Start, eine Farce. Schwerter und des Milliardärs Ellison zur berühm - Die besten Segler der Welt nehmen das Die abgewinkelten testen Regatta der Welt an und verlor in alles dennoch ernst, es ist ihr Beruf. Das Schwerter wirken bei den Ausscheidungsrennen, dem Louis sind Kerle wie der Australier Jimmy Spit - hohen Geschwindig- Vuitton Cup. Es war teuer, aber es war El - hill, der siebenmal pro Woche, morgens keiten wie Tragflächen, die das Boot auf dem lisons Geld, er hat genug. Und 2010 flog um Viertel vor acht, zum Krafttraining Wasser gleiten lassen der urgewaltige Trimaran der Amerikaner marschiert und spät am Nachmittag, nach und damit den Wider- dem gewaltigen Katamaran der Schweizer der Rückkehr vom Wasser, inzwischen stand verringern.

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von Alinghi davon, und darum durfte Nor - verschwitzt und salzig, erneut; der in der O C . C bert Bajurin, Mechaniker und Commodo - Freizeit boxt, um im Beruf aggressiv zu I R O S I

re des Golden Gate Yacht Club, den Pokal bleiben; der einen Pilotenschein ge - V des heute 162 Jahre alten America’s Cup macht hat, um den 40 Meter hohen entgegennehmen. Ein Buch wurde über Kohlefaserflügel seines Schiffs zu Ellison und Bajurin geschrieben (Julian Guthrie: „The Billionaire and the Mecha - Video: Segeln nic“), ein Hollywood-Drama wird folgen. mit Flügeln Norbert leuchtet vor Stolz. „Unser spiegel.de/app352013segeln Sieg“, sagt er. Sein Vater hat ihm nicht oder in der App DER SPIEGEL

132 ! "  35/2013 macht, da er denkt wie ein Ingenieur. Weil er die Crew mitreißt durch knappe, klare Kommandos und Witze. hat Sommersprossen, rotblonde Haare und nicht besonders viel Körper - fett. Er kommt gerade vom Wasser, trägt noch die ganze Ausrüstung der Extrem - sportler: Helm, Funkgerät, Messer, Sau - erstoffflasche und diesen schwarzen Ganzkörperanzug, mit dem man auch den Irak oder den Mars erobern könnte. 200 Millionen Dollar kostet die Oracle- Kampagne, damit werden zwei Schiffe, die riesigen Hallen an der Pier 80 und P F

jene 130 Leute bezahlt, die die Schiffe A

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täglich ins Wasser und wieder heraus W A H S wuchten, die den Kran bedienen, mit A R

Z dem sie den Flügel aufsetzen und abneh - E men, die schrauben und putzen und neue Herausforderer Emirates Team Neuseeland: „Den Menschen den Cup zurückgeben“ Vorsegel nähen und das Design des Boo - tes überdenken und Segler massieren und wind, ins Fliegen kommt und den Was - Sprache an Bord ist normiert, es gibt kei - L kochen und vor allem dem ersten Gebot serwiderstand minimiert, erreicht er 44 ne neuen Wörter mehr, auch kein Ge - jedes Profi-Seglers folgen: Repariere alles Knoten (81 km/h). Das führt dazu, dass schrei, nur die ruhige Schärfe in Spithills und löse jedes Problem sofort, lasse kei - der Fahrtwind stärker wird als der Rü - Drei-Wort-Sätzen; angespannt und auf nen Schaden und kein kleines Problem ckenwind und dass deshalb der scheinbare Adrenalin sind hier ohnehin alle. Und es jemals größer werden. Wind – welcher sich aus tatsächlichem gibt immer einen an Bord, bei Oracle ist „Ich hätte das nicht für möglich ge - Wind und Fahrtwind ergibt und für die es der Taktiker John Kostecki, der einen halten, dass ein Schiff wie dieses gebaut Segelstellung entscheidend ist – nicht mehr Schritt vorausdenkt, der weiß, was nach werden kann“, sagt Spithill. Das Schiff von hinten, sondern wieder von vorn der nächsten Wende passieren wird. „Vor - wird zur Pflege hinter ihm in die Halle kommt. Und das führt dazu, dass der aussicht, Konsistenz, Fehlervermeidung gerollt. AC72 keine Spinnaker mehr braucht, was und sachliche Entscheidungen sind unser

Es heißt „Oracle Team USA 17“, bei der Erschaffung dieser Monster keiner Ziel. Wenn wir jemals den Punkt errei - V ist vom Typ AC72 und 72 Fuß, also wollte, weil die runden Spinnaker ja die chen, wo wir nicht mehr einen Schritt 22 Meter, lang. Es wird auf dem lustvollsten, die spielerischen Segel sind. vor ausdenken konnten, werden wir ge - Wasser von elf Mann und keiner Es ist ein neuer Sport entstanden. Jeder nau dort einen Fehler machen“, sagt Spit - Frau zum Leben und Fliegen ge - Schritt an Bord, jede Handbewegung ist hill. Dann geht er zum Bankdrücken.

bracht. Es hat zwei Rümpfe aus einstudiert, weil es keine Zeit mehr gibt, Russell Coutts, 51, der Manager und das Carbon-Gemischen, die am Entscheidungen zu überdenken. „Wende Gehirn des Oracle-Teams, vierfacher Cup- Heck und in der Mitte durch in zehn Minuten“, so war das früher; Gewinner (15 Millionen Dollar Prämie be - Traversen zusammengehalten „Standby to tack … Wende in drei, zwei, kam er 2010) und einstmals bester Segler und zwischen den Traversen eins, Wende“, so geht das heute. Und der Welt, hatte gehofft, er würde auch die - durch ein Netz verbunden dann Wende retour. Der Kurs wurde ses Schiff wieder zum Sieg steuern. Dann sind. Und es hat dreiteilige künstlich verengt, so dass viele Manöver kam Spithill und ließ Coutts so langsam

Flügel, die mit Sensoren nötig sind, und die Vorstartphase wurde wie einen alten Mann aussehen. Vor we - ausgestattet sind, damit der von fünf auf zwei Minuten verkürzt, da - nigen Minuten hat der Funktionär Coutts Kosten pro Team Flügeltrimmer weiß, ob er mit sich kein Zuschauer langweilt. „Wir ein Team-Meeting geleitet und die Truppen (geschätzt) unten oder oben den können nicht grübeln“, sagt Spithill. dafür gelobt, dass sie morgens nur noch Luna Rossa Flügel ein wenig öffnen Tritt er an Bord, dann diskutiert er mit 45 Minuten dafür brauchen, das Monster Challenge, Italien oder dichtholen muss. dem Taktiker Kostecki, seinem Co-Steu - AC72 aus der Halle zu rollen und klar zum Und es hat kleine Trag - ermann Tom Slingsby und dem Flügel- Auslaufen zu machen. Jetzt isst er Salat. 60–65 Mio. $ flächen unter den beiden Trimmer Dirk „Cheese“ de Ridder über Es dauert dann 90 Minuten, bis er das Emirates Team, Neuseeland Schwertern und unter Sprechfunk den Schlachtplan; der Rest Scheitern eingesteht. den Rudern weitere der Crew hört über Kopfhörer zu und 90 Minuten sind das, in denen Russell 84 Mio. $ Tragflächen, auf denen darf nicht mitreden. Sie testen, vor dem Coutts durch die Hallen von Team Oracle Artemis Racing, das Monster Gleitschuh Start, die zu segelnden Ideallinien, sie führt und Schiff und Flügel erklärt und Schweden fährt, wenn es sich aus beschließen einen Plan B für den Fall, sagt, er wäre gern noch einmal jung, um

100–120 Mio. $ dem Meer erhebt. dass der Gegner Plan A blockiert. mit den Katamaranen von heute aufzu - Der AC72 ist nicht Und von da an, mit dem Startschuss, wachsen; 90 Minuten, in denen er Chris - Oracle Team, USA nur schneller als der tritt Spithill hinüber in die Skipperwelt; toph Erbelding vorstellt, den von BMW 200 Mio. $ Wind, er ist doppelt immer auf der hohen Seite des Katama - gekommenen Ingenieur, der den Flügel und manchmal drei - rans, Steuerräder gibt es auf beiden mitentwickelt hat; 90 Minuten, in denen mal so schnell. Wenn Rümpfen. Es geht darum, das Monster zu es noch nach Revolution riecht, nach Auf - er bei 15 Knoten Bri - zähmen, es nicht mit dem Bug in eine bruch und Abenteuer, nach einem Segeln se vor dem Wind, Welle zu rammen und zum Überschlag für die Jugend und für alle, die Aufbruch also mit Rücken - zu zwingen, es stattdessen zum Fliegen und Abenteuer lieben. zu bringen. „Stabilität und Geschwindig - Dann aber, nach 90 Minuten und eini - keit zählen“, sagt Spithill. gen gar nicht so scharfen Fragen, sieht Und es geht darum, immer Klarheit zu Coutts auf einmal ganz grauhaarig und haben, niemals Missverständnisse. Die leer aus und sagt: „Es stimmt schon. Wir

! "  35/2013 133 Denn der Quatsch geht zu Ende, die Schönrederei, die Marktschreierei, der ganze, lange „Summer of Sailing“ (Elli - son), der in San Francisco eine geschlos - sene Gemeinde der Eingeweihten bannte und den Rest der Welt nicht beschäftigte. Vorbei, gescheitert, vergessen. Das Halbfinale des Louis Vuitton Cup war langweilig, Artemis (Schweden) ge - gen Luna Rossa (Italien) 0:4. Und wie niedlich war es ohnehin, in einem Wett - bewerb mit drei Teams wochenlang eine S R

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K liche mochte in San Francisco kaum A L B einer diskutieren, nur Russell Coutts sag - E K I

M te: „… war halt anders gedacht.“ Und Oracle-Gründer Ellison, Skipper Spithill: Das Monster zähmen auch das Finale des Louis Vuitton Cup ist langweilig, Emirates Team Neuseeland haben Fehler gemacht.“ Etwas später: gleich wichtig und schwer zu sehen ist, (ETNZ) dominiert gegen Luna Rossa. „Wir hatten auf zwölf oder mehr Teilneh - sichtbar zu machen“. Nun, vom 7. September an, folgt der mer gehofft, auf Schiffe aus Deutschland, Es ist inzwischen 19 Jahre her, dass er eigentliche America’s Cup. Neuseeland Frankreich, Großbritannien, Brasilien, einen Anruf von Rupert Murdoch bekam. wird die USA herausfordern, ETNZ ge - China und Fernsehübertragungen in den Murdoch sagte: „Du behauptest also, du gen Oracle antreten, Best-of-17, die Crew, jeweiligen Ländern.“ Danach: „Die Schif - könntest einen Eishockey-Puck sichtbar die zuerst neun Siege hat, wird der neue fe sind zu groß.“ Denn: „Nur 3 Prozent machen?“ „Ja.“ „Mach es!“ Herrscher des Segelns sein. der Kosten einer Kampagne gehen für Mit einem Sensor im Puck begann 1996 Wer am Ufer der Bucht von San Fran - das Design des Bootes drauf, nur 8 Pro - die Zukunft des Fernsehsports, und seit - cisco steht oder auf dem Wasser den Ka - zent für den Bau. 55 Prozent sind Perso - dem wurden so wichtige Dinge wie die tamaranen folgt, wer die Neuseeländer nalkosten, und die Teams brauchen nur virtuelle First-Down-Linie im Football, von Dean Barker und Spithills Amerika - deshalb so viel Personal, weil die Schiffe die virtuelle Abseitslinie im Fußball und ner trainieren sieht, ahnt, dass dieses letz - eben so groß sind.“ die Strike-Zone im Baseball für die Fern - te Kapitel schaffen könnte, was ein gutes Es lässt sich so sagen: Larry Ellison und sehzuschauer ebenso erkennbar wie jede letztes Kapitel zu tun hat. Vielleicht näm - Russell Coutts hatten beschlossen, wie Menge Unsinn, Länderflaggen auf dem lich wird das Finale die ganze Geschichte Segeln zu sein hat, darum kaperten sie Rasen oder bunte Laufbahnen. drehen, vielleicht wird das letzte Kapitel den Sport und verfügten neue Regeln und Und für seinen Sport Segeln hat Stan ja zum romantischen ersten Kapitel pas - neue Boote. Aber kaum einer ist ihnen Honey nun alles gegeben, was er draufhat. sen. Es ist möglich, dass die Geschichte gefolgt, weil ihre Version der Moderne Die Fernsehzuschauer erkennen, welches traumgleich endet, mit einem zweiwö - zu teuer ist; und weil Oracle als Reich Boot in Führung liegt, weil Stan Honey vir - chigen Rausch, einer epischen Serie zwi - des Bösen gilt. Nur die Neuseeländer tuelle Linien zieht; 50-mal pro Sekunde schen Oracle und den Neuseeländern, die (Etat: 84 Millionen Dollar, staatlich ge - melden die Boote Honey ihre Position, sei - so beglückend und dramatisch wie Ali vs. sponsert) versuchen ernsthaft, „den Men - ne Berechnungen sind bis auf zwei Zenti - Frazier werden wird. Oder immerhin schen den Cup zurückzugeben“, wie meter genau. Die Zuschauer wissen, wer endlich eine gute Regatta. Skipper Dean Barker sagt. warum Vorfahrt hat, da Honeys Grafiken Es sind zwei majestätische Schiffe da Coutts sagt es so: „Es sollte ein Spek - es ihnen erklären; die Zuschauer erkennen draußen. Sie gleiten durch eine natürliche takel werden, aber die Rennen der Her - Wind und Flut oder Ebbe, weil Honey Arena, ein Kolosseum des Wassersports. ausforderer sind bedeutungslos. Langwei - Wind und Strömungen darstellt, sie sehen Die Menschen stehen auf der Golden lig. Wir haben uns verkalkuliert. Sollten sogar die Abwinde, die sogenannte schmut - Gate Bridge und staunen, sie stehen auf wir den Cup verteidigen, wird die nächste zige Luft, welche der Flügel des führenden Fisherman’s Wharf, der Hafenmeile, sie Ausgabe mit deutlich kleineren Schiffen Boots dem folgenden Boot verpasst. stehen drüben in Sausalito und hier in ausgetragen werden.“ Honey erreicht das alles, weil jedes San Francisco, sie liegen an den Stränden Bis es so weit ist, tun sie halt so als ob. Boot und jede Bahnmarkierung mit und sehen den Geschöpfen einer Paarung Wer in diesen Tagen durch San Francisco Sensoren gepflastert ist, weil ein Hub - von Flugzeugbau und Seefahrt zu. läuft, erlebt hektische Menschen, die im schrauber mit Kameras über der Regatta - Jimmy Spithill ruft: „Jibing in three!“ America’s Cup Village die Musik aufdre - strecke unterwegs ist, und noch aufregen - Er zählt den Countdown zur Halse her- hen und die Touristen ankreischen, als der wird es, weil die Segler Mikrofone unter und bewegt das Steuerrad, das ob hier etwas von Bedeutung passierte. tragen und weil von jedem Boot sieben Monster dreht mit dem Heck durch den Und Stan Honey sitzt in seinem Contai - HD-Kameras übertragen. Der Zuschauer Wind. Aber es lässt sich nicht herab auf ner im Medienzentrum und berichtet, ist auf dem Boot dabei. Er spürt das Was - die Wasseroberfläche. Es ist gierig, es was er alles erfunden hat, damit die ser, den Wind, Jimmy Spithills Aggres - fliegt inzwischen auch durch die Halsen. Menschheit den Segelsport begreift – als sion und die Wut der feinen Neusee länder Schöner als in diesem September wird ob es die Menschheit interessierte. auf die arrogante Armee von Oracle und Segeln nie gewesen sein. Es ist ein Tri - Stan Honey verbindet zwei Welten die Kraft und das Tempo dieser Rennen. umph der Technik, es ist sinnlich. Jimmy miteinander. Er ist ein Segler, der zusam - So ist Segeln 2013. So wäre es. Wenn Spithills schwarz-rotes Ungeheuer faucht men mit Larry Ellison Regatten gewon - es Fernsehzuschauer gäbe. Bislang zeig - und zischt, der Wind pfeift dazu. Die nen und später die Welt umrundet hat, ten nur Nischensender und Websites die Gischt spritzt, die Sonne spiegelt sich auf und er ist ein Computergrafiker und Fern - Rennen, dort sehen nur Segler zu, alles dem Pazifik. Delphine tauchen auf und sehtechniker, der es zum Ziel seiner Fir - wie immer also in diesem elitären Sport. wollen mit dem Monster spielen, aber sie ma Sportvision erklärt hat, „das, was zu - Und nun beginnt das letzte Kapitel. kommen nicht mit, sie sind zu langsam.

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