![Schöner Scheitern Die Besten Segler, Die Es Je Gab, Steuern Die Rasantesten Schiffe, Die Es Je Gab, Über Den Perfekten Kurs](https://data.docslib.org/img/3a60ab92a6e30910dab9bd827208bcff-1.webp)
Sport SEGELN Schöner scheitern Die besten Segler, die es je gab, steuern die rasantesten Schiffe, die es je gab, über den perfekten Kurs. Ist der America’s Cup so großartig, wie er immer sein wollte? Ein reicher Narziss und seine Helfer haben es vermasselt . Von Klaus Brinkbäumer Titelverteidiger Oracle Team USA im Juli beim Training in der Bucht von San Francisco 130 35/2013 ie es zum Scheitern überhaupt kommen konnte, das ist der ro - Wmantische Teil und darum das schönste Kapitel dieser Geschichte des 34. America’s Cup. Der Ursprung also. Der Ursprung, das ist jener Strang der Geschichte, der von einem Milliardär und einem Mechaniker handelt, von zwei amerikanischen Lebenswegen, die ein - ander schneiden und sich verbinden, was zu etwas Strahlendem führen sollte. Und es hätte ja beinahe geklappt. „Alles immer noch ganz schön unwirk - lich“, das sagt Norbert Bajurin, 57, Me - chaniker mit operiertem Rücken, schüt - terem Haar und operierten Knien. Er trinkt dünnen Kaffee und zieht die rut - schenden Jeans hoch, er blickt durch die Fenster des Golden Gate Yacht Club auf zwei riesige Katamarane, die draußen in der Bucht von San Francisco kreuzen. Mechaniker Bajurin ist der Commodore des Segelclubs und dessen Retter. „Wir sind auf einer Reise und noch nicht am Ziel“, das sagt Larry Ellison, 69, 43fa - cher Milliardär, beim Besuch im Quartier des Oracle Team USA an der Pier 80 im Industriehafen von San Francisco. Ellison sammelt im privaten Leben Schiffe, Fir - men, Autos und Häuser mit japanischen Gärten, mit dem Sammeln von Ehefrauen hat er nach der vierten Scheidung aufge - hört, „die Ehe ist nichts für mich“, sagt er. Larry Ellison gründete 1977 das Software- Unternehmen Oracle, das auf die Verar - bei tung gewaltiger Datenmengen speziali - siert ist und auch die NSA beliefert hat. „Ich gebe Larry die Hand, Larry umarmt mich. Ich würde sagen, wir sind Freunde, die einander nicht allzu oft se - hen“, sagt Norbert, der Mechaniker. „Norbert ist cool. Wir beide leben den amerikanischen Traum“, sagt Ellison, der Milliardär. Und der romantische und schönste Teil der Geschichte vom 34. America’s Cup geht nun so: Es gibt in San Francisco einen berühm - ten Segelclub, der St. Francis heißt und Champagner trinkt und auf Kleiderord - nungen achtet, der ein schickes Clubhaus an der Yacht Road und eine Privatinsel für seine Mitglieder besitzt und teure Re - gatten veranstaltet und Fremde nicht so gern sieht, weil er ein winzig kleines biss - chen snobistisch ist. Und es gibt, 300 Meter entfernt, den Golden Gate Yacht Club (GGYC), den Arbeiterverein, der Bier und dünnen Kaf - fee trinkt und keine Kleiderordnung hat, weil hier die Mechaniker und Bäcker und A S U Köche in Shorts und Unterhemd auf den M A Felsen stehen und Lachse angeln und hin E T E L und wieder ihre alten Holzschiffe ausfah - C A R O ren. Norbert Bajurin stieg vor 17 Jahren / R E beim GGYC ein, der Club hatte 450 000 I N E Dollar Schulden, da niemand die Kasse R G N I kontrollierte. „Bist du verrückt“, sagte A L I U sein Vater, der kroatische Einwanderer, G Sport Rennstrecke begreifen, welcher im Hochgeschwindig - Zuschauerzone Alcatraz keitssegeln das Großsegel abgelöst hat. 5 Spithill ist 34, ein großer Junge aus Golden- 3 Australien, der als Vierjähriger Windsur - Gate- Start fen lernte und dann ein hyperaktiver Brücke 1 Schüler war, der vom Inselchen seiner El - tern per Boot zur Schule fuhr und nie et - was anderes als Segler werden wollte. Er 4 ist der Beste dieser besten Segler der Welt, das sagen all die anderen Gu - 6 2 ten, die das beurteilen können. Er Golden Gate Ziel ist es, weil er keine Gelegenheit Yachtclub zum Angriff auslässt. Weil er den St. Francis Hafen von San Francisco 500 m Yachtclub Wind kommen und drehen fühlt. Weil er jedes Schiff schneller der seine Frau und den Sohn über das gratuliert, doch schuldenfrei ist der Club. große Meer nach Amerika gebracht hatte. Renoviert haben sie das Vereinsheim für Schneller „Die Mama mochte es doch so gern im die Titelverteidigung, draußen steht eine als der Wind Club“, sagte der Mechaniker Norbert, die Stahlrohrtribüne mit Blick auf Alcatraz, Mama ist seit 1996 tot. die Bucht und die Golden Gate Bridge, Rennyacht AC72 Nachdem der Milliardär Larry Ellison sie haben nun wieder über 400 Mitglieder. Länge 22,0 m das für sechs Segler tödliche Sydney-Ho - Wenn Norbert angerufen wird, spielt sein Breite 14,0 m bart-Rennen von 1998 überlebt und ge - Mobiltelefon die Titelmelodie des „Pa - wonnen hatte, nahm er den America’s ten“. „Larry ist der Pate“, sagt Norbert. Masthöhe 40,0 m Cup ins Visier. Um teilnehmen zu dürfen, Der Pate allerdings neigt zur Despotie Flügelfläche 260 m2 musste er einen Yacht-Club repräsentie - und zum Größenwahn, und wenn Pate Höchstgeschwindigkeit: ren, das verlangen die Regeln. Ellison Ellison, Commodore Bajurin, Teamchef 44 Knoten bzw. 81 km/h brauchte einen Club und ging zu Russell Coutts und der junge Skipper Jim - St. Francis, wohin sonst. Die Herren von my Spithill in wenigen Wochen ihren Ti - Gennaker St. Francis sagten ihm, wie sie sich so tel verteidigen, dann ist der 34. America’s für Kurse mit Rückenwind oder seitlichem Wind eine America’s-Cup-Kampagne vorstell - Cup bereits gescheitert; gescheitert am ten; und ob Ellisons Boot „Oracle“ heißen Narzissmus Ellisons und an zwei, drei fal - Vorsegel dürfe, das müssten sie noch mal disku - schen Entscheidungen. für den Kreuzkurs tieren, aber eher nicht. Ellison sagte, dass Dieser Cup, so hatte Ellison es verspro - gegen den Wind seine Boote so hießen, wie er sie taufe, chen, sollte ein Segelsommermärchen mit Großsegel und dass überhaupt die meisten Dinge in 12 bis 15 Teams aus allen Kontinenten als dreiteiliger Flügel, seinem Leben so liefen, wie er es wolle, und Märkten sein, drei Monate Segeln konstruiert wie eine und dann ging er wieder und hatte noch auf allen Fernsehkanälen, groß wie Olym - Flugzeug-Tragfläche, immer keinen Yacht-Club. pia und rasant wie die Formel 1 und des - bestehend vor allem Der Mechaniker hörte davon, dachte halb eine Job- und Geldmaschine für San aus Carbon und Aramid nach und verfasste eine E-Mail. „Golden Francisco und die USA. Gate Yacht Club verfügbar“, schrieb Nor - Nichts ist so gekommen, wie Ellison es Sensoren sind am Großsegel an- bert Bajurin, „wir sind ein ernsthafter versprach. Nur drei Herausforderer sind gebracht, um optimale Segelclub, und wenn Sie einen Partner dabei, nur einer gut genug, um am Ende Öffnung der Segel zu suchen, könnten wir die Richtigen sein.“ gewinnen zu können. Und weil das schwe - gewährleisten. Das Boot dürfe „Oracle“ heißen. Mit ei - dische Team Artemis nach dem tödlichen ner Antwort rechnete er nicht, dann kam Trainingsunfall seines britischen Seglers Crew L die Antwort, und „die Saga beginnt“, wie Andrew Simpson wochenlang aussetzte, 11 Mann Besatzung mit Norbert erzählt. glitt in den meisten Ausscheidungsrennen einem Gesamtgewicht zwischen 957 und 1012 kg Denn 2003 und 2007 trat der Golden ein einsames Boot durch die Bucht, Sieger Gate Yacht Club des Mechanikers Bajurin schon vor dem Start, eine Farce. Schwerter und des Milliardärs Ellison zur berühm - Die besten Segler der Welt nehmen das Die abgewinkelten testen Regatta der Welt an und verlor in alles dennoch ernst, es ist ihr Beruf. Das Schwerter wirken bei den Ausscheidungsrennen, dem Louis sind Kerle wie der Australier Jimmy Spit - hohen Geschwindig- Vuitton Cup. Es war teuer, aber es war El - hill, der siebenmal pro Woche, morgens keiten wie Tragflächen, die das Boot auf dem lisons Geld, er hat genug. Und 2010 flog um Viertel vor acht, zum Krafttraining Wasser gleiten lassen der urgewaltige Trimaran der Amerikaner marschiert und spät am Nachmittag, nach und damit den Wider- dem gewaltigen Katamaran der Schweizer der Rückkehr vom Wasser, inzwischen stand verringern. M von Alinghi davon, und darum durfte Nor - verschwitzt und salzig, erneut; der in der O C . C bert Bajurin, Mechaniker und Commodo - Freizeit boxt, um im Beruf aggressiv zu I R O S I re des Golden Gate Yacht Club, den Pokal bleiben; der einen Pilotenschein ge - V des heute 162 Jahre alten America’s Cup macht hat, um den 40 Meter hohen entgegennehmen. Ein Buch wurde über Kohlefaserflügel seines Schiffs zu Ellison und Bajurin geschrieben (Julian Guthrie: „The Billionaire and the Mecha - Video: Segeln nic“), ein Hollywood-Drama wird folgen. mit Flügeln Norbert leuchtet vor Stolz. „Unser spiegel.de/app352013segeln Sieg“, sagt er. Sein Vater hat ihm nicht oder in der App DER SPIEGEL 132 ! " 35/2013 macht, da er denkt wie ein Ingenieur. Weil er die Crew mitreißt durch knappe, klare Kommandos und Witze. Jimmy Spithill hat Sommersprossen, rotblonde Haare und nicht besonders viel Körper - fett. Er kommt gerade vom Wasser, trägt noch die ganze Ausrüstung der Extrem - sportler: Helm, Funkgerät, Messer, Sau - erstoffflasche und diesen schwarzen Ganzkörperanzug, mit dem man auch den Irak oder den Mars erobern könnte. 200 Millionen Dollar kostet die Oracle- Kampagne, damit werden zwei Schiffe, die riesigen Hallen an der Pier 80 und P F jene 130 Leute bezahlt, die die Schiffe A / täglich ins Wasser und wieder heraus W A H S wuchten, die den Kran bedienen, mit A R Z dem sie den Flügel aufsetzen und abneh - E men, die schrauben und putzen und neue Herausforderer Emirates Team Neuseeland: „Den Menschen den Cup zurückgeben“ Vorsegel nähen und das Design des Boo - tes überdenken und Segler massieren und wind, ins Fliegen kommt und den Was - Sprache an Bord ist normiert, es gibt kei - L kochen und vor allem dem ersten Gebot serwiderstand minimiert, erreicht er 44 ne neuen Wörter mehr, auch kein Ge - jedes Profi-Seglers folgen: Repariere alles Knoten (81 km/h). Das führt dazu, dass schrei, nur die ruhige Schärfe in Spithills und löse jedes Problem sofort, lasse kei - der Fahrtwind stärker wird als der Rü - Drei-Wort-Sätzen; angespannt und auf nen Schaden und kein kleines Problem ckenwind und dass deshalb der scheinbare Adrenalin sind hier ohnehin alle.
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