Der Hallesche Stadtgottesacker

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Der Hallesche Stadtgottesacker Der hallesche Stadtgottesacker Einzigartige Friedhofsanlage der deutschen Renaissance Der hallesche Sonderausgabe aus Anlass des Stadtgottesacker Abschlusses Einzigartige Friedhofsanlage eines Jahrzehnts der deutschen Renaissance der baulichen, denkmalpflegerischen Instandsetzung Bogen 80/81 fotogrammetrische Bestandsaufnahme der Gruft des August Hermann Francke (22.03.1663 - 08.06.1727) Abbildung linke Seite Blick auf die restaurierte Nordseite, beginnend mit Gruft 16 1 Impressum Herausgeber: Stadt Halle (Saale), Die Oberbürgermeisterin Gesamtleitung: EigenBetrieb Zentrales GebäudeManagement der Stadt Halle (Saale) Dipl.-Ing. Bernd Nagel, Dipl.-Ing. Peter Liebau Büro für Architektur und Denkmalpflege, Dr.-Ing. Helmut Stelzer, Dipl.-Ing. Thomas Zaglmaier Layout: Martina Hanke Abbildungen: Thomas Ziegler (Stadtfotograf) Büro für Architektur und Denkmalpflege Franckesche Stiftungen Gerhard Richwien Gudrun Hensling Peter Schöne Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt Marcus Golter Stadt Halle (Saale), Stadtarchiv Paul Grohs Michael Viebig fotogrammetrische Mit freundlicher Unterstützung Bestandsaufnahme: Büro für Architektur und Denkmalpflege Herstellung: 2. Nachauflage (erweitert und aktualisiert) 2003 2 Inhalt Impressum . .2 Grußwort der Oberbürgermeisterin der Stadt Halle (Saale) . .4 Der Stadtgottesacker - bedeutende Friedhofsanlage der Renaissance . .6 Bernd Nagel, Peter Liebau, Helmut Stelzer, Thomas Zaglmaier Zur Entstehungsgeschichte des Stadtgottesackers . .8 Anja Anastasia Tietz Ruhestätte bedeutender Persönlichkeiten der deutschen Geistes- und Wirtschaftsgeschichte . .14 Ralf Jacob Notizen eines Spaziergängers über den Stadtgottesacker - F. P. Henschel und seine Niederschriften . .30 Karsten Eisenmenger, Michael Viebig Bauliche, denkmalpflegerische Instandsetzung und Wiederherstellung . .34 Helmut Stelzer, Thomas Zaglmaier Restaurierung der Ausstattungen der Grüfte . .44 Helmut Stelzer, Thomas Zaglmaier Bauliche, denkmalpflegerische Instandsetzung und Wiederherstellung der Feierhalle und des Gärtnerhauses . .48 Helmut Stelzer, Thomas Zaglmaier Restauratorische und kunsthistorische Untersuchung der Arkatur und der Gruftmemorials . .54 Gerhard Richwien Grabfeld - Gartenarchitektonische denkmalgerechte Erhaltung und Pflege . .58 Matthias Därr Zum Wirken der Stiftung „Bauhütte Stadtgottesacker“ e. V. .62 Peter Dahlmeier Der Stadtgottesacker - erneut Bestattungsstätte, damit bleibender Ort ewiger Ruhe und Beschaulichkeit . .64 Uwe Albrecht Auszug aus der Begräbnisordnung von 1887 . .65 Der Stadtgottesacker - Geschichtlicher Überblick . .66 Faltblatt mit der Darstellung der Grundrisssituation und Kennzeichnung der Grabstätten Thomas Zaglmaier 3 Liebe Hallenserinnen Frau Dr. Marianne Witte hat mit und Hallenser, ihrer privaten Stiftung gleichen liebe Gäste unserer Stadt! Namens im Angedenken ihres Vaters, des Nobelpreisträgers für August Hermann Francke, Chemie Professor Dr. Karl Ziegler, Christian Thomasius, Robert Franz, Ordinarius an der Universität Halle August Hermann Niemeyer und von 1936 bis 1945 seit 1997 für den Ludwig Wucherer sind einige der Erhalt des Friedhofes mehr als bedeutendsten Söhne Halles, die 5 Millionen Euro aufgebracht. Ihre auf dem Stadtgottesacker ihre letzte innige Verbundenheit mit unserer Ruhe gefunden haben. Saalestadt, in der sie einen Teil ihrer Wer heute seinen Weg über den na- Schulzeit verbrachte, erfüllt uns mit hezu umfassend restaurierten großer Dankbarkeit. Friedhof nimmt, dem erschließt sich eindrucksvoll die stolze Geschichte Ebenfalls engagierten sich Bürgerin- unserer Stadt, die vor allem vom nen und Bürger aus ganz Deutsch- Wirken großer Künstler und Wissen- land mit Spenden über die Stiftung schaftler geprägt wurde. „Bauhütte Stadtgottesacker“ und auch die „Deutsche Stiftung Denk- Zugleich war und ist der Stadtgottes- malschutz“ stellte Mittel bereit, acker ganz im Sinne Martin Luthers dafür sei allen herzlich gedankt. ein „feiner stiller ort“ christlicher Andacht. Halle befand sich im Kern- Ich möchte Sie einladen, mit den land der Reformation und der Beiträgen dieses Heftes eines der Frühaufklärung. Ein fester Glaube schönsten Renaissancedenkmale und der Drang nach wissenschaftli- der Stadt Halle kennenzulernen. cher Erkenntnis schlossen sich nicht Möge Sie diese Informationsschrift aus, sondern waren zumeist eng mit- dazu anregen, diese Stätte der Ruhe einander verbunden. Der Weg der und des Gedenkens zu besuchen. Deutschen Akademie der Naturfor- scher Leopoldina, deren 350-jähri- Mit herzlichen Grüßen ges Jubiläum wir im vergangenen Ingrid Häußler Jahr begingen, ist dafür ein nachhal- Oberbürgermeisterin tiger Beweis. der Stadt Halle (Saale) Wir bringen heute der archi- tektonischen und künstlerischen Leistung des Stadtbaumeisters Nickel Hoffmann unsere große Bewunderung entgegen. All unsere Anstrengungen dienen der Erhaltung des Stadtgottesackers. Die Stadt steht dabei nicht allein. 4 Eingangssituation Stadtgottesacker 5 Der Stadtgottesacker - hung zu betrachten und bethen“ ner architektonischen Schönheit (Schweinitz S. 92). heute noch erlebbar, bereichert bedeutende durch das Ergebnis einer Anfang des Die Gestaltung der Friedhofsanlage, 19. Jahrhunderts begonnenen Grün- Friedhofsanlage mit der Mitte der 50er Jahre des gestaltung. Instandsetzungsarbeiten der Renaissance 16. Jahrhunderts nach Plänen und im geringen Umfang hat es seitdem unter Leitung des Ratsbaumeisters immer wieder gegeben. Der Nickel Hoffmann1) begonnen wurde, schlechte Erhaltungszustand der folgte dem neuen Zeitgeist. Der Bau- Gruftbögen verlangt die Fortsetzung Der Stadtgottesacker gehört zu den meister plante einen ummauerten der bereits Ende der 80er Jahre die- herausragenden Architekturleistun- Raum der Stille, dabei dem Stilmittel ses Jahrhunderts begonnenen denk- gen der Renaissance in Halle. der italienischen Renaissance fol- malpflegerischen Sicherungs- und Als auf Anregung des Kardinals gend mit der Errichtung umlaufender Instandsetzungsmaßnahmen. An- Albrecht von Brandenburg im Jahre Arkaden und ornamentgeschmück- fang der 90er Jahre setzten dann die 1530 die beiden gotischen Kirchen ter Gruftbögen. Im Jahre 1594 war systematische Vorbereitung und Pla- St. Marien und St. Gertruden bis auf der italienischen Camposanto-Anla- nung der baulichen und restauratori- ihre Turmpaare abgerissen wurden gen vergleichbare Stadtgottesacker schen Gesamtinstandsetzung sowie und danach zwischen ihnen das Kir- mit Torturm und 94 Arkadenbögen der Start kontinuierlicher Aus- chenschiff der heutigen Marktkirche im Wesentlichen fertiggestellt wor- führungsarbeiten ein. Die Erfor- erbaut wurde, fehlte der Platz für die den. Trotz Zerstörung, einsetzendem schung des künstlerischen und bau- bis dahin bestehenden beiden Fried- Verfall und mangelnder Instandhal- lichen wie auch des garten- und höfe. Sie sollten deshalb nach dem tung ist der Stadtgottesacker in sei- landschaftsarchitektonischen Be- Willen des Kardinals außerhalb der Stadtmauern auf dem Martinsberg als neue Friedhofsanlage für die Stadt errichtet werden. Mit dem ausgehenden Mittelalter wurde so die bis dahin in der Stadt gepflegte Gemeinschaft der Toten mit den Lebenden verlassen und eine Friedhofsanlage außerhalb der Mauern geplant. Als dann wenige Jahre später mit der architektoni- schen Gestaltung am Stadtgottes- acker begonnen wurde, fand das geistige Konzept der Reformation Berücksichtigung. Dr. Martin Luther wollte, dass ein Friedhof ein „feiner stiller ort” sein soll, „der abgesondert were von aller orten, darauff man mit andacht ge- hen und stehen kuendte, den tod, Frau Dr. M. Witte, Herr Dr. A. Witte anlässlich eines Besuches des Stadtgottesackers das Juengste gericht und aufferste- während der laufenden Instandsetzungsarbeiten. 6 standes, seine Dokumentation, re- des Stadtgottesackers für ein Denk- Stiftungsbeiräte Herr Prof. Fischer stauratorische und denkmalgerechte malensemble in Halle an der Saale (Bamberg), Frau Dr. Starosta (Dres- Planung und Ausführung der Arbei- entschieden, in der Stadt, in der sie den) und Herr Rechtsanwalt Jacob ten zur Erhaltung und Wiederher- von 1936 bis 1945 einige Jahre ihrer (Essen). stellung, auch erneute Nutzung des Kindheit und Jugend verbracht hat. Für die konstruktive, unbürokrati- Stadtgottesackers sind zu einem her- Ihr Vater, Prof. Dr. Karl Ziegler, hat sche und vertrauensvolle Zusam- ausragenden und vordringlichen An- in dieser Zeit als Ordinarius an der menarbeit und das persönliche liegen der Stadt Halle geworden. Martin-Luther-Universität Halle- Interesse am Fortgang der Arbeiten Wittenberg gewirkt. Frau Dr. Witte möchten sich die Vertreter des für Bis 1997 konnte vorerst nur in klei- selbst studierte an dieser Universität die Gesamtkoordinierung zuständi- neren Abschnitten, entsprechend nach dem Besuch des Gymnasiums gen Hochbauamtes der Stadt Halle der Haushaltslage der Kommune, 4 Semester Medizin - bis zum Physi- und die mit der Planung und Baulei- begonnen werden. kum im Jahre 1945. Das alles be- tung beauftragten Architekten des Die Aufnahme des Stadtgottes- stimmte ihren besonderen Bezug zu Büros Architektur und Denkmalpfle- ackerareals als Exklave des Denk- dieser schönen Stadt mit ihrer rei- ge vornehmlich bei der Stifterin, malschutzgebietes „Historischer chen Geschichte und führte letzt- Frau Dr. Marianne Witte, und ihrem Altstadtkern“ im Jahre 1997 ermög- endlich zu ihrer großzügigen Stif- Gatten, Herrn Dr. August Witte, lichte die kontinuierliche Fort- tung für den Stadtgottesacker. herzlich bedanken. führung der Baumaßnahmen mit Fördermitteln des Bundes, des Diese Zuwendung von
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