Dijvmagazin 2016
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Mitteilungen aus dem Verein 16. Auflage 2016 Erinnerungen an Arieh Koretz 22. Jahrestagung in Tel Aviv 23. Jahrestagung in Berlin Aus den Regionalgruppen Jewish Claims Conference Kafkas letzter Prozess Deutsch-Israelische Juristenvereinigung e.V. Inhaltsverzeichnis Vorwort der Präsidentin Brigitte Zypries …………………………………………………… 4 Nachrufe Arieh Koretz ………………………………………………………………………… 6 22. Jahrestagung in Tel Aviv Oktober 2014 Programm der Tagung …………………………………………………………………………… 16 Die Aufhebung von Gesetzen durch das Bundesverfassungsgericht ………………………… 17 Erbrecht im Vergleich Israel und Deutschland ………………………………………………… 25 Das Konzept der Law Clinics …………………………………………………………………… 26 Momentaufnahmen – ein Viertel Jahrhundert DIJV …………………………………………… 34 Heimat vielleicht – neuere Immigration zwischen Israel und Deutschland …………………… 38 Spionageprozesse in Israel ……………………………………………………………………… 51 Besuch einer israelischen Anwaltskanzlei ………………………………………………………… 54 Gedanken eines Holocaust-Überlebenden ……………………………………………………… 56 Israel und der Nahe Osten ……………………………………………………………………… 60 Protokoll der Mitgliederversammlung …………………………………………………………… 66 Satzung …………………………………………………………………………………………… 72 23. Jahrestagung in Berlin Oktober 2015 Programm der Tagung …………………………………………………………………………… 78 Eröffnungsrede des Bundesministers für Justiz und Verbraucherschutz Heiko Maas ………… 80 Rechtsprechung in Deutschland und Europa im Verfassungsverbund ………………………… 84 Das Strafvereitelungskartell ……………………………………………………………………… 86 Umgang mit Flüchtlingen – Rechtliche Aspekte im Vergleich ………………………………… 89 Antisemitismus in Deutschland ………………………………………………………………… 92 Strafbarkeit von Äußerungen in Demonstrationen vs. Meinungs- und Demonstrationsfreiheit … 101 Rechtsfragen im Umgang mit NS-Raubkunst ……………………………………………… 111 Demonstrationsrecht im Vergleich …………………………………………………………… 120 Sterbehilfe im Rechtsvergleich ………………………………………………………………… 130 Zugang zum Recht und die Rolle der Anwaltschaft ………………………………………… 144 Ein Israeli für palästinensische Opfer ………………………………………………………… 146 Protokoll Mitgliederversammlung …………………………………………………………… 151 Berichte aus den Regionalgruppen ……………………………………………………… 156 Tabuthema Jewish Claims Conference …………………………………………………… 159 Kafkas letzter Prozess ……………………………………………………………………… 163 2 3 Vorwort von Brigitte Zypries Präsidentin der DIJV/IDJV, Bundesministerin der Justiz a.D., Berlin Im letzten Jahr hatten wir ein israelisch- Recht und Justiz stehen in unseren Ländern gehen natürlich weiter, auch und gerade bei deutsches Jubiläum zu feiern: Seit 50 Jahren heute vor ähnlichen Herausforderungen. Wir Meinungsverschiedenheiten. So auch kürzlich gibt es wieder diplomatische Beziehungen müssen Wege finden, wie wir den islamis- bei den deutsch-israelischen Regierungs- zwischen Israel und der Bundesrepublik tischen Terrorismus bekämpfen, ohne unsere konsultationen im Februar in Berlin. Es gab Deutschland. Mit Blick auf den Völkermord rechtsstaatlichen Ideale aufzugeben. Die Gespräche über den stockenden Friedens- an den europäischen Juden durch Nazi- Zuwanderung und der Schutz von Minder- prozess und die Zwei-Staaten-Lösung, über Deutschland ist das Verhältnis der beiden heiten vor Diskriminierung und das Verhältnis das Atomabkommen mit dem Iran und auch Staaten heute fast ein Wunder. Nicht nur von Recht und Religion wie von Freiheit über die umstrittene Gesetzesinitiative der politisch bestehen Bande, die Beziehungen und Sicherheit beschäftigen uns in beiden israelischen Justizministerin Ayelet Shaked. Bei zwischen Israel und Deutschland haben heute Ländern. der anschließenden Pressekonferenz wurde auch eine bemerkenswerte wirtschaftliche verkündet, dass Bundesjustizminister Heiko und wissenschaftliche Dimension. Die junge Israel hat seine Grundwerte, die es mit Maas noch dieses Jahr nach Israel reisen wird, Start-up-Szene Israels inspiriert uns und die Deutschland und ganz Europa teilt, seit seiner um den Dialog zu Justiz und Rechtsstaatlich- Kooperationen in Forschung und Wirtschaft Gründung immer gegen Angriffe von außen keit weiterzuführen. tragen reiche Früchte. und von innen schützen müssen. Der Staat Israel und seine Bürger haben ihre Demokratie, Er reist dann auch mit einer Überzeugung, die Noch ein kleines Jubiläum deutsch-israelischer Freiheit und Rechtsstaatlichkeit verteidigt im ich teile: Ein Faktor für den Erfolg einer Ver- Beziehungen brachte das letzte Jahr: 25 Jahre ständigen Gewahrsein von Terror und Krieg. fassung ist eine starke Verfassungsgerichts- besteht nun auch die Deutsch-Israelische Juri- Und nicht nur das. Israel hat eine bemerkens- barkeit. Sie bringt Grundrechte zur Geltung, DIJV-Präsidentin Brigitte Zypries, Bundesministerin der Justiz a.D., MdB stenvereinigung. Meine eigene Beziehung zur wert vielfältige, offene und lebendige Zivil- schützt die Rechte des Einzelnen und zieht DIJV geht auf das Jahr 2000 zurück, als ich, gesellschaft. Das ist doppelt beeindruckend, der Staatsmacht Grenzen. In einer Zeit, in der damals noch im Amt der Bundesjustizminis- wenn man sich die instabile Lage der Region Terrorismus zu einer großen Herausforderung grund. Wir diskutieren offen miteinander, terin, an der Eröffnung der Ausstellung ins Bewusstsein ruft. Daher kommt auch die geworden ist und die Politik eine Balance argumentieren auf Fachebene, wir tauschen „Anwalt ohne Recht“ teilnahm – einer Aus- Sorge, mit der viele Menschen zum Beispiel zwischen Freiheit und Sicherheit herstellen Meinungen und Erfahrungen aus und wir stellung der Bundesrechtsanwaltskammer und auf die „Transparency Bill“, das geplante muss, hat die Funktion des Verfassungs- suchen gemeinsam nach Lösungen für die des Deutschen Juristentages, die Entrechtung, Gesetz zur schärferen Kontrolle bestimmter gerichtes eine immense Bedeutung. Das ist in Herausforderungen der Zeit, in der wir leben Vertreibung und Ermordung jüdischer Anwäl- Nichtregierungsorganisationen, blicken. In Deutschland nicht anders als in Israel – und – und für die Zeit, die kommt. te nach 1933 in Deutschland dokumentierte. einem Brief an Ministerpräsident Benjamin das muss so bleiben. Dass klar formulierte Freundschaft lässt sich nicht verordnen. Nach der Präsentation in Deutschland zog Netanjahu hat die Deutsch-Israelische Parla- Kritik heute möglich ist, ist auch ein Zeichen Deshalb kommt es so sehr darauf an, dass wir diese Ausstellung 2003 nach Israel und wurde mentariergruppe des Deutschen Bundestags dafür, wie fest die Bande inzwischen gewor- persönlichen Kontakt zueinander finden und dort in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa gezeigt. diese Bedenken artikuliert – Bedenken, deren den sind, dass Normalität einkehrt in einem halten. Das gelingt in der Deutsch-Israelischen Aus dieser Zeit stammen meine Kontakte zur Kernstück die Angst ist, dass Gesetze wie Verhältnis, das niemals „normal“ sein wird. Juristenvereinigung auf vorbildliche Weise. Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung – dieses die Zivilgesellschaft schwächen könn- und sie sind in den folgenden Jahren immer ten und darüber die Meinungsfreiheit und In der Deutsch-Israelischen Juristenvereini- Aus dem Fachgespräch entwickelt sich enger geworden. Deshalb habe ich mich Demokratie. gung sprechen nicht Regierungen miteinan- Freundschaft, so sollte es sein. Und, wenn sehr gefreut, als mir das Amt der Präsidentin der, sondern Kollegen. In vielen Fällen auch ich auf die letzten 15 Jahre zurückblicke, die angetragen wurde – und habe gerne ange- Man muss keinen Hehl daraus machen: Nach Freunde. Wenn sich deutsche und israelische seit meiner ersten Begegnung mit der DIJV nommen! dem Amtsantritt des Rechten Regierungs- Juristen bei unseren Jahrestagungen treffen, vergangen sind, dann kann ich nur sagen: bündnisses sind die Gespräche auf Regie- ist die Vergangenheit immer mit im Raum Für mich ist es genau so gewesen! rungsebene schwieriger geworden. Aber sie – aber sie steht nicht immer im Vorder- 4 5 Nachruf Arieh Koretz Von Dr. Werner Himmelmann, Dortmund In den ersten fünf bis sechs Jahren unserer Von den Einzelheiten des Lagerlebens in Bei Bewertung dieser Schilderungen muss man Bekanntschaft innerhalb der Deutsch- Bergen-Belsen erfuhr ich bei der ersten wissen, dass die in Bergen-Belsen internierten Israelischen Juristenvereinigung blieb mir Besprechung nicht viel. Vielmehr schilderte Juden später - so dachten die Nazis - eventuell Arieh Koretz - ehrlich gesagt - relativ fremd. mir Arieh, dass er als Jugendlicher ein Tage- für einen Austausch gegen im Ausland inter- Er gehörte zu einer bestimmten Gruppe buch, und zwar in griechischer Sprache, nierte Deutsche in Betracht kämen. Deshalb rechtskonservativer, orthodoxer Juden, für die geschrieben habe. Dieses Tagebuch habe er sprach man von einem „Aufenthaltslager“ uns seinerzeit mangels Erfahrung das richtige seinerzeit retten können. Es sei jahrelang, Bergen-Belsen. Bergen-Belsen war also kein Verständnis noch fehlte. Allerdings sind uns Jahrzehnte, unbeachtet liegengeblieben. Erst typisches Konzentrationslager. Bergen-Belsen einige dieser älteren Semester sehr schnell vor einigen Jahren habe er dieses Tagebuch war nicht als Vernichtungslager gedacht. Der ans Herz gewachsen. Das gilt beispielsweise ins Hebräische übertragen. Und erst vor ganz Vater von Arieh Koretz war mit Bedacht in Wir haben ihm viel zu verdanken: Arieh Koretz, Holocaust-Überlebender und langjähriges für Jacob Rubin, unseren ersten Präsidenten. kurzer Zeit sei dieses Tagebuch auch ins Deut- seiner Eigenschaft als Oberrabbiner samt der DIJV-Vorstandsmitglied. Seine charmanten, aber tiefgründigen sche übersetzt worden. Arieh Koretz spielte gesamten