SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit

Klaus Julian Voll (ext.) Wie Indien Deutschland sieht Indische Politiker über das Verhältnis zur Bundesrepublik

S 37 Oktober 2001 Berlin Nachweis in öffentlich zugänglichen Datenbanken nicht gestattet. Abdruck oder vergleichbare Verwendung von Arbeiten der Stiftung Wissenschaft und Politik ist auch in Aus- zügen nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung gestattet.

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Gestaltungskonzept Gorbach Büro für Gestaltung und Realisierung Buchendorf Inhalt

Problemstellung und Empfehlungen 5

Allgemeine Einschätzung 7

Deutschland als Wirtschaftspartner 9

Sicherheitspolitischer Dialog 11

Außenpolitische Gemeinsamkeiten? 13

Zukunftsperspektiven 15

Anhang 17 Politiker, die für Gespräche in Frage kommen 17 (BJP) 17 Congress(I) 18 Kommunisten 19 Regionalparteien 19 Unabhängige 20 Abkürzungen 21 Der Autor, seit 1970 Lehrbeauftragter für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin, war kontinuierlich in Indien als Landesvertreter der Friedrich- Ebert-Stiftung (1983–1987), Sozialreferent an der Botschaft der Bundesrepublik Deutsch- land (1988–1993), FES-Auslandsmitarbeiter (1997 bis September 2001) und zwischen- zeitlich als Journalist und FES-Gutachter tätig. Dr. Voll ist zusammen mit Dr. Werner Pfennig Herausgeber der Schriftenreihen »Berliner Studien zur Internationalen Politik« und der »Critical Studies in Inter- national Development« zusammen mit Dr. H. C. F. Mansilla. Problemstellung und Empfehlungen

Wie Indien Deutschland sieht. Indische Politiker über das Verhältnis zur Bundesrepublik

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Indien sind – ohne nennenswerte Konflikte – traditionell gut, jedoch keineswegs außerordentlich. Angesichts des in den 90er Jahren eher bescheidenen politischen Dia- logs und des ausbaufähigen Wirtschaftspotentials bedarf es einer konzertierten Anstrengung, um ein modernes deutsches Image – auch in konstruktiver Konkurrenz beispielsweise zu den USA, England und Frankreich – mit markanten Konturen für die indische Elite und eine breitere Öffentlichkeit zu schaffen. Der Besuch von Bundeskanzler Schröder könnte dazu beitragen, die verschiedenen Schwellen, so unter anderem auch der räumlichen Distanz, zu beseitigen. Indien sollte zu einem wichtigen strategischen Dreh- und Angelpunkt für das deutsche Engagement in Asien erklärt werden. Die vorliegende Arbeit beruht auf eingehenden Gesprächen mit führenden indischen Politikern und politischen Beobachtern. Die Kenntnisse über Deutschland sind in Indien auch unter Politikern nicht besonders ausgeprägt. Indische Politiker (s. die Liste der Gesprächspartner im Anschluß) sehen Deutschland allerdings als die füh- rende Macht in Europa und befürworten ein verstärk- tes deutsches Engagement in ihrem Land. Zwischen Regierung und Opposition besteht bei allen Nuancie- rungen weitgehend Konsens in grundlegenden Fragen der Außen- und Wirtschaftsreformpolitik. Die Öffnung der indischen Wirtschaft zum Welt- markt gilt parteienübergreifend als irreversibel. Aller- dings muß wirtschaftliches Wachstum mit ausrei- chender Beschäftigung angesichts der hohen Nach- frage nach Arbeit verknüpft werden. Deutsche Investi- tionen werden übereinstimmend befürwortet. Deutsche Unternehmen könnten etwa bei alternativen Energieträgern wichtige Impulse auslösen. Infrastruk- tur, Umwelt, Agro-Industrien und Berufsausbildung sind aus indischer Sicht weitere Prioritäten. Nur mit politischem Rückenwind können – im Wettbewerb mit den USA, Frankreich und England – deutsche Infrastrukturprojekte, zum Beispiel Hafenausbau und Hafenprogramme, Flughäfen, Umweltschutz und alternative Energien, vorangetrieben werden.

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5 Problemstellung und Empfehlungen

Mit der Wirtschaftsliberalisierung und dem Ende Gesprächspartner für diesen Beitrag der Blockfreien-Bewegung öffnet sich die »introvertier- te Nation«, so der Historiker Dietmar Rothermund, s.a. die Aufstellung von Parteipolitikern im Anhang, S. 17ff. auch zunehmend außenpolitisch. Das gewachsene , M. P., Congress(I), unabhängige indische Selbstbewußtsein beruht auf einer i den letz- Zuständigkeit für den Nordosten, Special Invitee, ten Jahren fein abgestimmten Außenpolitik – unter Congress Working Committee (CWC), ehemals (IFS) anderem auch mit zunehmend guten Beziehungen zu maßgeblichen Staaten der islamischen Welt – und Dr. Kanti Bajpai, Associate Professor, Centre for Inter- national Politics, Organization and Disarmament, insbesondere auf den seit dem Besuch von Präsident School of International Studies, Jawarhalal Nehru Clinton im März 2000 qualitativ erheblich verbesser- University (JNU), New Delhi ten Beziehungen zu den USA. Indische Politiker erwar- Prof. Madhu Dandavate, Janata Dal (Secular), u.a. ten eine markantere deutsche Außenpolitik und ehemaliger Finanzminister(1990/91) sowie Deputy selbstbewußt ein angemessenes Verständnis für die Chairman, Planning Commission (1996–1998) Sicherheitsinteressen ihres Landes in der Region, das Hans-Eberhard Dingels, Berater für Asien und den heißt sowohl im Verhältnis zur Volksrepublik China Pazifik des Präsidenten der Sozialistischen Inter- als auch gegenüber . Eine zurückhaltende nationale (SI), Bonn Mitwirkung Deutschlands und Frankreichs bei ver- J. N. Dixit, ehemaliger Staatssekretär im Ministry of trauensbildenden Maßnahmen im erweiterten süd- External Affairs (MEA) asiatischen Krisenbogen wird von indischer Seite aus- , M.P., Samata Party, Verteidigungs- minister drücklich angeregt. Ein zielgerichteter Dialog zwischen deutschen, I. K. Gujral, ehemaliger Premier- und Außenminister europäischen und indischen Funktionseliten ist erfor- N. N. Jha, Leiter des Außenpolitischen Ausschusses der Bharatiya Janata Party (BJP) und Gouverneur der derlich, um der asiatischen Großmacht Indien gerecht Andaman and Nicobar Islands. zu werden und zugleich die eigenen Interessen in Dr. Manoj Joshi, Political Editor, The Times of dieser Weltregion dauerhaft wirksam zu vertreten. Die Dr. Bapu Kaldate, Generalsekretär der Janata Dal deutsche Außenpolitik sollte deshalb der Rolle Indiens (Secular) als einer der potentiellen Führungsmächte innerhalb Dr. Dietrich Kebschull, Leiter des »Indo-German der multipolaren Strukturen des internationalen Export Promotion Project« (IGEP), New Delhi Systems der Zukunft in systematischer Weise Rech- P. V. Narasimha Rao, ehemaliger Premierminister nung tragen. (1991–1996) und langjähriger Außenminister , M.P., Hauptsprecher des Congress(I), ehemaliger Informationsminister und Regierungs- sprecher Dr. Nitish Sengupta, M.P., Trinamool Congress und Director-General des International Management Institute (IMI), New Delhi , M.P., Generalsekretär der Samajvadi Party V. P. Singh, ehemaliger Finanz-, Verteidigungs- und Premierminister(1989/90) K. Subrahmanyam, Vorsitzender des National Security Advisory Board (NSAB) im National Security Council N. D. Tiwari, M.P. (Congress/I), Vorsitzender des Public Accounts Committee der , u.a. ehemaliger Außenminister und vierfacher Ministerpräsident von Sitaram Yechuri, Mitglied des Politbüros und Leiter der Internationalen Abteilung der Communist Party of India / Marxist (CPI/M)

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6 Allgemeine Einschätzung

Allgemeine Einschätzung

Jaipal Reddy, Hauptsprecher der führenden Opposi- langfristig in Indien einen nachhaltigen Einfluß aus- tionspartei, Congress(I), Unterhausabgeordneter und zuüben. ehemaliger Informationsminister, bezeichnet »die N. D. Tiwari, einer der erfahrensten indischen deutsch-indischen Beziehungen als gut, jedoch auch Politiker, betont dagegen das Ansehen Deutschlands als nichts Besonderes, obwohl die Deutschen als als Führungsmacht in Europa und wie es diskret den Nation in Indien immer bewundert wurden und die europäischen Einigungsprozeß voranbringe. Der ehe- indischen Intellektuellen sozialdemokratisch orien- malige Premier und Außenminister I. K. Gujral tiert sind«. Der ehemalige und jüngst wiederernannte fordert, Deutschland müsse angesichts seiner Bedeu- Verteidigungsminister George Fernandes meint, »aus tung im öffentlichen Bewußtsein in Indien, unter für mich unerklärlichen Gründen war Deutschland anderem durch verstärkte Pressearbeit, eine entschie- wirklich sehr langsam, um sich für Indien zu inter- den größere Rolle spielen. Allgemein wird kritisch essieren«. angemerkt, daß Deutschland zu sehr von seinem Im Hinblick auf den geplanten Besuch von Bundes- guten Ruf in der Vergangenheit zehre. Der große Ver- kanzler Gerhard Schröder bemängelt nicht nur trauensvorschuß werde von deutscher Seite nicht aus- George Fernandes, ein Verehrer Willy Brandts, ein – reichend genutzt. ganz im Gegensatz zu Frankreich – mangelndes Die in außen- und sicherheitspolitischen Fragen außen- und sicherheitspolitisches Profil der Bundes- versierten indischen Politiker bilden eine kleine und republik Deutschland gegenüber Indien. Ex-Premier- überschaubare Gruppe mit großer Kontinuität. Trotz minister I. K. Gujral meint: »Gegenüber Frankreich des dank der Persönlichkeit von Willy Brandt immer verliert Deutschland an Boden.« noch hohen Ansehens der Sozialistischen Internatio- Dr. Manoj Joshi, Political Editor der auflagenstärk- nale (SI) im zentristischen und sozialistisch-sozial- sten Tageszeitung und meinungsbil- demokratischen Lager ist eine konstruktive Zusam- dender außenpolitischer Experte, vertritt die Ansicht, menarbeit kaum vorhanden, zumal die Janata Dal die deutsche Politik sei aus indischer Sicht in den (Secular) als gegenwärtig einzige indische SI-Mitglieds- letzten Jahren zu sehr mit sich selbst beschäftigt und partei faktisch bedeutungslos geworden ist. Der Ver- vielfach Sichtweisen aus der Zeit des »Kalten Krieges« such von Willy Brandt nach seinem Indien-Besuch verhaftet, zu vorsichtig und auch manchmal arrogant 1984, dem Congress(I) durch einen Beobachterstatus auftretend. Deutschland und Japan erschienen aus innerhalb der SI Gehör und Gewicht zu verleihen, indischer Sicht »leicht verwirrt«. »England verfügt führte zu keinen Ergebnissen. Es bleibt abzuwarten, über historische Vorteile, Frankreich zeichnet sich ob die im Frühjahr 2001 wiederaufgenommenen in- durch sein gelegentlich außergewöhnliches Auftreten formellen Kontakte zwischen der SPD und indischen innerhalb der westlichen Allianz aus, während Parteien ein ähnliches Schicksal erleiden wie in der Deutschland keinen dieser Vorteile aufweist. Je mehr Vergangenheit. die indische Liberalisierungspolitik sich durchsetzte, Die Indo-German Parliamentary Group entfaltete desto mehr stagnierten die deutsch-indischen Bezie- Anfang der 90er Jahre während der Amtszeit von Bot- hungen.« schafter Dr. Hans-Georg Wieck sehr intensive Kontak- Ex-Premier P. V. Narasimha Rao hebt ausdrücklich te, unter anderem mit fachlichen Eingaben seitens der hervor, daß Deutsche Inder am besten verstehen wür- deutschen Botschaft (deutsches Wahlrecht, übersetzte den. Trotz der seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Leitartikel etc.) für an diesen Fragen interessierte indi- kulturell-wissenschaftlichen Beziehungen müsse sche Politiker. Es fand danach jedoch zunehmend Deutschland jedoch noch mehr Sensitivität gegenüber weniger Interaktion mit den wesentlichsten Parteien Indien und seiner Kultur aufbringen. Der Congress(I)- des politischen Spektrums einschließlich wichtiger Abgeordnete Mani Shankar Aiyar vertritt die Ansicht, Regionalparteien und ihren Spitzenpolitikern statt – Deutschland solle entschiedene Zeichen im Bildungs- besonders der jüngeren und mittleren Generation. angebot und im interkulturellen Dialog setzen, um Seit Jahren besteht die deutsch-indische Parlamenta-

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7 Allgemeine Einschätzung

riergruppe auf indischer Seite de facto nicht mehr. Der Parlamentarier Mani Shankar Aiyar schlägt statt dessen themenspezifische Interaktionen ausgewählter Politiker ohne diesen Rahmen vor, zum Beispiel zu Fragen im Umfeld der Welthandelsorganisation (WTO). Folgende Defizite ließen sich im letzten Jahrzehnt aus der Sicht indischer Politiker und Fachleute beob- achten: 1. Es mangelte in Deutschland an einem kategorialen Verständnis der geopolitischen Bedeutung Indiens in der südasiatischen Region, seiner faktischen und potentiellen Rolle in Asien und der seit Anfang der 90er Jahre eingeleiteten Neuorientierung seiner Außenpolitik mit ihrem Versuch, Indiens Rolle als eines wichtigen Mitspielers im internationalen System der Zukunft zu definieren. 2. Die Sicherheitsbedrohungen Indiens durch China bzw. die chinesische Proliferation an Pakistan, seine Aktivitäten in Burma (Myanmar) sowie der Aufbau der chinesischen Hochseeflotte wurden von deut- scher Seite nicht genügend reflektiert.1 3. Eine etwas herablassende Grundhaltung gegenüber den sicherheitspolitischen Vorstellungen indischer Regierungen: Der frühere Verteidigungsminister Volker Rühe besuchte 1996 Indien und drängte offensichtlich darauf, daß Indien den Comprehensive Test Ban Treaty (CTBT) unterschreibe. Öffentliche Reak- tion des damaligen Außenministers I. K. Gujral: »Da kam ein deutscher Minister und wollte uns belehren, was wir zu tun haben.« Nach den indischen Nukleartests 1998 (Pokhran II) verurteilte der damalige Außenminister Klaus Kinkel das indische Vorgehen. Indische Fachleute werteten diese Haltung als Ausdruck einer »nukle- aren Apartheid«. Gujral lobt im Gegensatz dazu die sehr viel feinfühligere Reaktion Frankreichs.2 4. Praktisch alle deutschen Institutionen vor Ort – vielleicht mit Ausnahme kirchlicher Institutionen – führten zu einseitig Gespräche mit Angehörigen der indischen Oberkasten und reflektierten damit nicht angemessen die (gesellschafts-)politischen Veränderungen (»lautlose Revolution«) im Viel- völkerstaat.

1 Klaus Voll, Indien, China, Pakistan. Eine Bedrohung für das geostrategische Gleichgewicht in Asien?, Ein Beitrag im Rahmen des Cercle stratégique franco-allemand, Berlin, 15./16.9.2000, in: Débats, FES-Büro Paris. 2 Gespräch am 18.6.2001.

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8 Deutschland als Wirtschaftspartner

Deutschland als Wirtschaftspartner

Europa wird in Indien bislang überwiegend nicht als deutsche Großunternehmen wie Siemens und Krupp ein sich homogenisierendes Ganzes betrachtet, investierten in der indischen Wirtschaft bereits in der sondern als eine Summe von Nationalstaaten. Indische Kolonialzeit und während der langen Periode einer Politiker sind sich der objektiven wirtschaftlichen »Lizenzherrschaft«. Gegebenheiten in Deutschland und dessen Rolle in Indien sei offen für strategische Allianzen, so Europa oft nur unzureichend bewußt. Sie sehen P. V. Narasimha Rao. Im Grunde bestehe keine große jedoch den beträchtlichen wirtschaftlichen Abstand Zuneigung zu den USA. Die Orientierung großer Teile zwischen Deutschland und Indien. der Ober- und Mittelschichtjugend an den USA sei Die Europäische Union ist mit nahezu 21 Mrd. US- nicht repräsentativ. Im Anknüpfen an seine Idee einer Dollar (1999) der größte Außenhandelspartner Indiens, Annäherung der Mittelmächte auf wirtschaftlicher dessen Handel mit den USA dagegen nur 12 Mrd. Ebene – ein auch in der BJP verbreiteter Gedanke – Dollar beträgt. Deutschland liegt nach England unter könnte sich nach seiner Ansicht ein neues deutsch- den europäischen Handelspartnern mit gehörigem indisches Regierungsforum umfassend mit Fragen des Abstand vor Frankreich an zweiter Stelle. Negativ ist Außenhandels und der Investitionen befassen. zu vermerken, daß zwischen 1990 und 2000 der Anteil Narasimha Rao hält die von ihm eingeleitete Libe- Indiens am deutschen Außenhandel bei ca. 0,33% ralisierungspolitik für irreversibel. Trotz der im Ver- stagnierte und das Land sich damit zwischen dem gleich zu Europa relativ jungen indischen Demokratie 36. Und 38. Rang unter ferner liefen bewegt. In Asien setze sich ihr Reifeprozeß zunehmend fort. Die große belegt es im deutschen Außenhandel den achten Platz. Kohäsion der indischen Kultur und Gesellschaft sei Bei den Auslandsinvestitionen ist die Situation mit eine günstige Voraussetzung für Investitionen. 0,2% genehmigter Investitionen noch bescheidener, Deutsche Unternehmer sollten die langfristigen zumal der Vergleich mit der Investitionsentwicklung Gewinnchancen auf dem indischen Markt im Auge in den osteuropäischen Staaten, die sich nach der behalten. Er rät davon ab, den öffentlichen Sektor zu Auflösung der Sowjetunion in einer ähnlichen Lage restrukturieren oder dessen Firmen zu übernehmen, befanden wie Indien, diese Situation noch krasser vor statt dessen sei ein Neuanfang nötig. Narasimha Rao Augen führt. fordert ein intensives deutsches Engagement bei der Deutschland gilt trotzdem als der verläßlichste Berufsausbildung. Partner in Wirtschaftsbeziehungen und auch psycho- George Fernandes, der sich bezüglich der Außen- logisch der indischen Mentalität am nächsten ste- wirtschaftspolitik selbst als Pragmatiker einstuft, hend. Aufgrund vielfältiger verwandtschaftlicher begrüßt ausdrücklich Investitionen durch deutsche Beziehungen zu Auslandsindern besteht zwar eine Großunternehmen, aber auch kleinere und mittlere größere emotionale Bindung zu England, trotzdem Unternehmen seien unter anderem zur Stärkung ihrer könnte Deutschland als ideales Sprungbrett auf den indischen Counterparts willkommen. Sie hätten europäischen Markt von indischen Unternehmern nichts aus dem für wirtschaftliche Unabhängigkeit und Ex- bzw. Importeuren genutzt werden, speziell (Swadeshi) plädierenden Lager zu befürchten. Auch wenn die weit verbreiteten englischen Sprachkennt- der ehemalige Premierminister V. P. Singh sieht in der nisse bei der jüngeren deutschen Generation in Indien »Swadeshi«-Philosophie keine ernsthafte Alternative besser bewußt werden bzw. breitenwirksam für die zu einer ausgewogenen Liberalisierungspolitik. deutsche Sprache in Indien geworben würde. N. D. Tiwari unterstreicht, Wachstum müsse mit Be- Das von Deutschland finanzierte Stahlwerk Rour- schäftigung einhergehen. Die Bildung einer gemein- kela und das Indian Institute of Technology (IIT) in samen »Task Force« zur Kooperation mit zu stärken- Madras symbolisieren deutsche Wirtschafts- und Ent- den Klein- und Mittelindustrien sei wünschenswert. wicklungshilfe sowie den nachhaltigen Einfluß deut- Selbst Indiens Kommunisten begrüßen deutsche Inve- scher Wissenschaft in der schwierigen Aufbauphase stitionen und speziell auch eine Förderung von klein- der Wirtschaft des unabhängigen Indien. Etablierte sowie mittelständischen Unternehmen. Der Congress(I)-

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9 Deutschland als Wirtschaftspartner

Abgeordnete Mani Shankar Aiyar warnt allerdings unter den Wirtschaftsmächten der Welt im vorderen deutsche Investoren vor zahlreichen unseriösen indi- Bereich und weist bei der Software-Herstellung (Micro- schen Unternehmern und rät zu großer Vorsicht. soft, WIPRO) Weltniveau auf. Es könnte Deutschland Als Resultat der indischen Erfolge in der IT- und nützlich sein und mit dazu beitragen, dessen Präsenz Software-Industrie sowie aufgrund des dadurch erhöh- in der »Cyber-Economy« nachhaltig unter Beweis zu ten Selbstbewußtseins wird Deutschland jedoch von stellen. Dafür sei aber auch eine positive indische Teilen der Politik und Wirtschaft auch als eine »alte Öffentlichkeitsarbeit in Deutschland erforderlich, Ökonomie« und als Land der »blue-collar worker« während das moderne Deutschland noch nachhaltiger wahrgenommen, obwohl für deutsche Wirtschaftsde- in Indien vermittelt werden sollte, so J. N. Dixit, ehe- legationen immer noch der »rote Teppich seitens der maliger Staatssekretär im Außenministerium. Politik und Wirtschaft ausgelegt wird«, so Dr. Dietrich Die indische Gesellschaft lebt vielfach von der Sym- Kebschull, seit über 10 Jahren Leiter des Deutsch- bolik. I. K. Gujral könnte sich als eine nachhaltigen indischen Exportförderungsprojektes in New Delhi. Eindruck machende Geste von deutscher Seite Die Zusammenarbeit bei Computer-Software stehe während des Besuchs von Bundeskanzler Schröder ein trotz des Engagements von Lufthansa, Deutscher Bank Gewässerreinigungsschiff vorstellen, andere Politiker und SAP noch am Anfang. Für den Mittelstand ergebe plädieren für eine markante Geste durch Angebote sich noch ein großes Potential, etwa im Druckerei- von Stipendien. bereich. Im Einzelhandel böten sich unter anderem für Metro und ALDI große Möglichkeiten. Nach Meinung indischer Politiker könnten deut- sche Unternehmen beispielsweise bei alternativen Energieträgern wichtige Impulse auslösen. Infrastruk- tur, Umwelt, Agro-Industrien und Berufsausbildung seien weitere Prioritäten. Manoj Joshi regte an, die Gespräche mit Minister- präsidenten und regionalen Spitzenpolitikern zu intensivieren, bis hin zu Partnerschaften zwischen Bundesländern und ausgewählten indischen Bundes- staaten. Israel sei seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Indien Anfang der neunziger Jahre mit seinen intensiven wirtschaftlichen Beziehungen zu Länderregierungen äußerst erfolgreich. Dietrich Kebschull erhofft sich von einem wirk- lichen Dialog zwischen Deutschland und Indien eine Vereinfachung der indischen Investitionsgesetz- gebung, »durchaus in Ergänzung zur fast schon zu elitären deutsch-indischen Beratergruppe mit ihren Berichten an beide Regierungschefs«. Der immer noch allzu sehr in die Vergangenheit gerichtete Blick Deutschlands könnte sich verstärkt einem zukunftsträchtigen Wirtschafts- und Kultur- austausch zuwenden. Neue Schwerpunkte deutsch- indischer Wissenschaftszusammenarbeit sowie inno- vative Akzente in der Mode, bei Schmuck- und Metall- verarbeitung, trügen unter anderem zu einem moder- nen Bild von Deutschland in Indien bei. Die deutschen Medien könnten die neue, informa- tionstechnologische Seite der indischen Wirtschaft stärker betonen und nicht nur seine Rolle als »armes Land« mit seinen AIDS-Problemen. Indien rangiert, gemessen an der »Purchasing Power Parity« (PPP),

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10 Sicherheitspolitischer Dialog

Sicherheitspolitischer Dialog

Das eurasische Machtgefüge mit den wichtigsten Eck- Es fehlt in Indien an konkretem Wissen über pfeilern, Europäische Union, Rußland, China, Japan Deutschlands Rolle in der internationalen Politik, die und Indien, wird aus indischer Sicht gegenwärtig von seitens der Deutschen aus indischer Sicht zudem den USA dominiert, da diese ihrerseits über bessere bewußt heruntergespielt zu werden scheint. In Abkehr bilaterale Beziehungen zu den genannten Mächten von der früheren Fixierung auf die ehemalige Kolo- verfügen als die anderen Protagonisten jeweils unter- nialmacht England betrachten indische Politiker einander. Deutschland heute als die führende Macht in Europa. Indische Politiker beobachten, daß die internatio- Nach ihrer Ansicht folgt das immer noch zu sehr mit nale Staatengemeinschaft und ihre Politiker ihr Land sich selbst beschäftigte Deutschland in Indien allzu seit der Zündung der Nuklearbomben sehr viel stärker sehr den USA, England und Frankreich, P. V. Nara- hofieren als je zuvor. Der indische Schritt, 1998 Nukle- simha Rao wünscht sich daher eine unabhängigere arwaffen zu testen, sollte nicht nur im Spannungs- und markantere deutsche Politik gegenüber seinem verhältnis zwischen Indien und Pakistan mitbedacht Land. werden, sondern auch im weiteren Zusammenhang I. K. Gujral hebt hervor, daß Frankreich sich durch mit der Rolle der Volksrepublik China, die wesentlich sein Eintreten für eine multipolare Welt, seine – im Westen vielfach so nicht bewußt und von den gemäßigte Reaktion auf die indischen Nukleartests, Fakten her nicht bekannt – die nukleare Aufrüstung sein Plädoyer für Indiens Sitz in einem reformierten und Raketenentwicklung in Pakistan aktiv und ent- Sicherheitsrat und durch den neue Qualitäten schaf- gegen den Bestimmungen des »Non-Proliferation fenden Durchbruch während des Besuchs von Staats- Treaty« (NPT) förderte und außerdem versucht, Indien präsident Jacques Chirac vorteilhaft von Deutschland mit Hilfe in seine Schranken zu verweisen. unterschieden habe (u.a. Sicherheitsdialog und wegen Die indische Politik der »minimalen Abschreckung« der vereinbarten Waffengeschäfte keine Lieferung und des »no first use« (India’s Draft Nuclear Doctrine) mehr von französischen Kampfflugzeugen an Paki- veranlaßt indische Politiker und Sicherheitsexperten stan). Frankreich habe Indiens Hochrangigkeit aner- zu der Frage, warum sich die NATO nicht auch zu kannt, seine Kulturpolitik setze entschiedene Akzente. diesem Schritt entscheiden könne. Indien werde sich Deutschland müsse sich entscheiden, ob es immer auf an keinem nuklearen Wettrüsten beteiligen, da die US-Linie einschwenke. Indigniert meinte Gujral, erstens die Abschreckungskapazität gegenüber Paki- Indien wolle zum Beispiel bei möglichen Waffen- stan und China ausreichend sei und zweitens die über- geschäften nicht wie die Türkei behandelt werden. legenen Kapazitäten der USA und Rußlands berück- Die sichtbare Verbesserung der indisch-amerikani- sichtigt würden. Es besteht allerdings Besorgnis, daß schen Beziehungen – die sich nach Auffassung von »National Missile Defence« (NMD) eine weitere Eskala- Gujral in Zukunft sogar noch weiter verbessern wird – tion auslösen und die nukleare Proliferation begün- könne allerdings das sehr gute französische Rénom- stigen könne. Die neuerdings vollzogene positivere mée in Indien künftig relativieren. Ex-Staatssekretär Bewertung von NMD durch das indische Außenmini- Dixit unterstellt sogar, daß Premierminister Vajpayee sterium ist in ihren längerfristigen Konturen und am liebsten eine indisch-amerikanische Allianz an- Konsequenzen noch nicht völlig klar. streben würde. Indische Politiker zeigen Verständnis für die unmit- Mit dem Besuch von Bundeskanzler Gerhard telbare Aufgabe Deutschlands und der Europäischen Schröder könnte der Sicherheitsdialog zwischen Union, die Verhältnisse auf dem Balkan zu befrieden Deutschland und Indien nachhaltig in das Bewußtsein und die östliche Flanke insgesamt zu sichern. Sie der unmittelbaren Entscheidungsträger, der poli- erkennen jedoch noch keine Konturen einer für ihre tischen Eliten und zumindest einer fachlich interes- Region relevanten Gemeinsamen Europäischen sierten Öffentlichkeit in beiden Staaten gerückt Außen- und Sicherheitspolitik bzw. einer deutschen werden. Der Sicherheitsdialog, den Deutschland in Asien-Politik, die diesen Namen verdiente. Asien bislang außer mit China auch mit Indonesien

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11 Sicherheitspolitischer Dialog

und Australien führt, könnte gegenüber Indien vor Waffensysteme aus russischer Produktion, so George allem dazu dienen, die wechselseitigen Einschätzun- Fernandes, gebe es unter anderem einen guten gen der internationalen Entwicklungen auszu- Markt für Frankreich. Deutschland könnte poten- tauschen. Nach dem Vorbild der indisch-französischen tiell bei U-Booten – hier schlägt I. K. Gujral eine Beziehungen könnten sich die nationalen Sicherheits- europäische Arbeitsteilung vor – und der militäri- berater regelmäßig alle sechs Monate treffen, so schen Luftfahrtindustrie bei entsprechendem politi- K. Subrahmanyam, Leiter des Nationalen Sicherheits- schem Willen mittel- bis langfristig zum Zuge beratungsausschusses im Nationalen Sicherheitsrat. kommen. Der beim Besuch von Verteidigungsminister Rudolf 2. Ein regelmäßiger Austausch in Kursen und Semina- Scharping in der zweiten Februarhälfte 2001 in Delhi ren zwischen der Führungsakademie der Bundes- vereinbarte bilaterale Sicherheitsdialog auf militäri- wehr und indischen Institutionen, eventuell eine scher Ebene sollte unter anderem auf die indischen Beratung bei dem von K. Subrahmanyam der Perzeptionen des anzustrebenden »strategischen indischen Regierung vorgeschlagenen Aufbau einer Gleichgewichts in Asien«, die deutschen und europäi- Militär-Universität sowie eine von deutschen Exper- schen Interessen in Asien und Südasien sowie auf Kon- ten durchzuführende Studie über den Kargil-Krieg fliktlösungsversuche und Konturen eines langfristig von 1999 zwischen Indien und Pakistan, so zu planenden asiatischen Sicherheitssystems unter Subrahmanyam, könnten erste Bausteine für eine zurückhaltender Mitwirkung Europas abzielen. längerfristig anzulegende Zusammenarbeit sein. Für einen »strategischen Dialog« mit Deutschland Ex-Premier V. P. Singh fordert eine prominentere gibt es allerdings nach Ansicht von Manoj Joshi »keine Rolle Deutschlands im Rahmen der EU, zum Bei- zwingende Erfordernis«, denn der eigentliche Dialog spiel auch im Gefolge spezifischer Maßnahmen fände mit den USA und der VR China statt. Der engere nach erfolgreicheren indisch-pakistanischen Gipfel- Führungskreis der gegenwärtig in Indien regierenden treffen als demjenigen im Juli 2001 in Agra. Außer- politischen Elite sei zudem »anglozentrisch«. Nach dem könnten die indischen Erfahrungen beim dem Durchbruch mit den USA dürften andere west- Durchführen und Durchsetzen von Peace-Keeping liche Staaten, so auch Deutschland, auf die ameri- ausgetauscht werden. kanische Linie einschwenken. »Es sei denn, Deutsch- land könnte sich wie Frankreich verhalten und sein eigener Herr sein,« so der meinungsbildende außen- und sicherheitspolitische Experte. Ein Sicherheitsdialog könnte aus indischer Sicht umfassen: 1. Reguläre Interaktionen und Strategiegespräche zwischen den Militärs auf höchster Ebene mit folgenden Themen: Logistik, Informationstechno- logie, Ausrüstung, Fragen der Kontrolle von Nuklearwaffen, maritime Kooperation. Eine anzustrebende Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigungstechnologie sollte aus indischer Sicht möglichst nicht von politischen Faktoren beeinträchtigt werden. Bewährte Rüstungslieferan- ten Indiens sind bislang Rußland, Frankreich und Israel, während den USA und England von indischer Seite kein wirkliches Vertrauen geschenkt wird. Mit den deutschen Beschränkungen für den Export von Rüstungsgütern in Krisengebiete ist man nicht aus- reichend vertraut. Es wird erwartet, daß indische Unternehmen als Zulieferer internationaler Waffen- produzenten bei der Herstellung von Rüstungs- gütern herangezogen werden. Trotz der ca. 70-prozentigen Herkunft der indischen

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12 Außenpolitische Gemeinsamkeiten?

Außenpolitische Gemeinsamkeiten?

Obwohl die indische Tagesordnung für das Verhältnis hungen zu Indien im südasiatischen Kontext haben. zu China keineswegs mit derjenigen des Westens Nach dem gescheiterten Gipfel zwischen Präsident identisch sei, stimmten in vielen Fällen nach Ansicht Pervez Musharraf und Premierminister Atal Behari von Brajesh , Leiter des Büros des Premiermini- Vajpayee im Juli 2001 in Agra richteten sich die sters und nationaler Sicherheitsberater, die indischen Anstrengungen beider Seiten trotz innenpolitischer Überlegungen mit den westlichen überein. Die Ver- Widerstände darauf, die gesponnenen Fäden einer besserung indisch-chinesischer politischer Beziehun- Annäherung wiederaufzunehmen. Die Entwicklungen gen könne durch eine intensivere Zusammenarbeit in und um Afghanistan könnten jedoch zu noch nicht zwischen Frankreich, Deutschland und Indien, unter absehbaren neuen Spannungen führen. anderem in einem erweiterten UN-Sicherheitsrat, Gesondert mit Pakistan könnten von deutscher positiv beeinflußt werden. Ein langfristig erstrebens- bzw. europäischer Seite »Track II«-Veranstaltungen zur wertes asiatisches Sicherheitssystem könne ohne die Vermeidung eines Nuklearkrieges (Nuclear Risk Teilnahme der USA und der Europäischen Union nicht Reduction) bzw. zum Themenkomplex »Jehad versus erreicht werden, so K. Subrahmanyam. Terrorismus« unterstützt werden, so N. N. Jha, Leiter Nicht nur die jetzt größere Nähe zu den USA, son- des Auswärtigen Ausschusses der BJP und neuer Gou- dern auch diejenige Europas zu Indien, könnten als verneur auf den strategisch wichtigen Inseln der ein Gegengewicht zu China genutzt werden. Deshalb Andamanen und Nikobaren. trügen gute Beziehungen zwischen Indien und Europa Das Verhältnis Indiens zur Volksrepublik China ist zur Stabilität bei – nach dem ersten Treffen in Lissa- durch den von Indien 1962 verlorenen Grenzkrieg bon findet im letzten Quartal 2001 ein zweites mit der historisch sehr belastet. Offene Grenzfragen, die Europäischen Union in Indien statt. Nuklear- und Raketen-Proliferation Pekings gegenüber Der indisch-pakistanische Antagonismus – vorran- Pakistan sowie die als Einkreisungsstrategie empfunde- gig auf den Zankapfel Jammu and Kashmir gerichtet– ne massive Unterstützung der burmesischen Militär- ist geprägt einerseits von Destabilisierungsversuchen junta durch Peking einschließlich der maritimen Prä- Islamabads gegenüber Indien und andererseits von senz Chinas im nordöstlichen Indischen Ozean der indischen Politik der Isolation Pakistans. Ange- müssen mitbedacht werden, will man die primär sichts dieser Situation sind vertrauensbildende Maß- gegen China gerichtete indische Nuklearverteidigung nahmen oder sogar dauerhafte Problemlösungen mit ihrer zwangsläufigen Rationalität verstehen. äußerst schwierig. Als Ergänzung zum strategischen Die vielleicht gut gemeinte, aber mißverständliche Dialog Deutschlands mit Indien bzw. zusätzlich zum Auffassung, China könne eine Art »Schiedsrichter- mühsam sich entwickelnden Dialog zwischen Indien rolle« in der Krisenregion Südasien und speziell sogar und China ist nach V. P. Singh auch eine Berücksich- in der Kashmir-Frage ausüben, hieße aus indischer tigung Pakistans erforderlich. Heute wird in Indien Sicht, den Bock zum Gärtner zu machen. Eine solche durchaus an eine ergänzende Rolle Europas in dieser in Deutschland vertretene Position, die ignoriert, daß Hinsicht gedacht. China vor allem ein maßgeblicher Mitverursacher der Die politische Elite Indiens verfügt durchaus über bestehenden Problemlagen in Südasien ist, wird in ein differenziertes Bild der inneren Machtstrukturen New Delhi ausdrücklich als »anti-indisch« empfunden. in Pakistan und ist an einem politisch und wirtschaft- Die USA anerkennen die gewachsene Bedeutung lich stabilen westlichen Nachbarn interessiert. Indiens als einer über den südasiatischen Rahmen I. K. Gujral kritisiert allerdings, daß es den pakistani- hinaus wichtigen Ordnungsmacht, unter anderem schen Generälen an Visionen mangele. K. Subrahman- auch gegenüber dem grenzüberschreitenden, sich aus yam will durch einen Dialog jene Segmente im paki- dem Verkauf von Drogen finanzierenden Terrorismus. stanischen Herrschaftssystem stärken, die erfolgreich Sie billigen zudem Indien eine durchaus wichtige einer »inneren Talibanisierung« entgegentreten und Rolle in ihrer Politik des »congagement« (containment Interesse an einer Verbesserung der bilateralen Bezie- and engagement) im Verhältnis zu China zu. Von

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13 Außenpolitische Gemeinsamkeiten?

deutscher und europäischer Seite werden Verständnis für Indiens Sicherheitsinteressen und eine Bereit- schaft zur Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus erwartet. Deutschland ist gegenwärtig eines von fünf Ländern, mit denen Indien eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Terrorismus gebildet hat. Im Verhältnis zu Indien gibt Dr. C. Raja Mohan, Strategic Editor der führenden politischen Tageszei- tung The Hindu, den Europäern folgenden guten Rat- schlag: »If Europe wants to be loved in India, it needs to get ahead of the U.S. on India’s core security con- cerns – advanced technology transfers, unambiguous condemnation of the sources of terrorism in the sub- continent, and a willingness to acknowledge New Delhi’s stabilising role in the Asian balance of power. Europe cannot tail America on these issues and yet expect a higher political reckoning in New Delhi.«3

3 C. Raja Mohan, India Likes Europe, but Loves the US!, in: The Hindu, 3.4.2001, S. 11.

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14 Zukunftsperspektiven

Zukunftsperspektiven

Indien befindet sich zum Zeitpunkt des Besuchs von die Stabilität der sie umgebenden Sub- und Groß- Bundeskanzler Gerhard Schröder Ende Oktober 2001 regionen (mit terroristisch-fundamentalistischen in folgender Situation: Gruppierungen) erfordern nicht zuletzt angesichts Nach dem Aufstieg und der Konsolidierung des vorstellbarer Problemszenarien mit gigantischen Aus- Hindu-Nationalismus droht diesem nach Meinungs- maßen eine Stärkung der indischen Demokratie und umfragen bei der Wählerschaft eine Vertrauenskrise. Wirtschaft. P. V. Narasimha Rao betont jedoch den Der Zusammenhalt der von der Bharatiya Janata Party hohen zivilisatorischen und gesellschaftlichen Zusam- (BJP) geführten Nationaldemokratischen Allianz (NDA) menhalt Indiens und schließt kategorisch aus, daß der könnte nach den bald anstehenden Wahlen in Uttar indische Vielvölkerstaat das Schicksal der ehemaligen Pradesh (150 Mio. E.) ernsthaft gefährdet werden und Sowjetunion erleiden könnte. zu innenpolitischer Instabilität führen. Die in sich Der Westen muß deshalb Indien beim wirtschaft- gespaltene Opposition bietet bislang keine überzeu- lichen und effizienten militärischen Aufbau zu einer gende Alternative. der asiatischen Führungsmächte helfen, um das vor- Der beträchtliche Rückgang des Wirtschafts- handene interne und externe Konfliktpotential mit wachstums und der Exporte bremst den Entwicklungs- der keineswegs ganz auszuschließenden »Balkanisie- optimismus, zumal Krisenerscheinungen im Finanz- rung« der Indischen Union zu entschärfen. Eine ver- sektor nicht auszuschließen sind. Unzufriedenheit bei stärkte Entwicklungszusammenarbeit mit verschiede- Teilen der Mittelschichten, der Arbeiterschaft und nen Staaten West-, Zentral- und Südasiens könnte unter den marginalisierten Segmenten der indischen zudem wesentlich zur regionalen Friedenssicherung Gesellschaft sind deutlich erkennbar. beitragen. Die beachtlichen Erfolge der indischen Außenpoli- Dagegen vertreten Meinungsführer im indischen tik in den letzten Jahren erlitten mit dem gescheiter- Herrschaftssystem, so K. Subrahmanyam, die radikale, ten Gipfeltreffen zwischen dem pakistanischen Präsi- allerdings eine Minderheit darstellende Ansicht, denten Pervez Musharraf und Premierminister Atal Indien sei als Empfänger von Entwicklungshilfe in Behari Vajpayee im Juli 2001 einen Rückschlag. Für Zukunft ganz zu streichen, da das Land darauf sub- den Krisenherd Kashmir zeichnen sich keine Lösungs- stantiell nicht angewiesen sei und über genügend ansätze und damit auch keine neuen Qualitäten im eigene Ressourcen zur Überwindung seiner unterent- indisch-pakistanischen Antagonismus ab. Sicher- wickelten Strukturen verfüge. Der indische Groß- heitsexperten meinen, die USA könnten wegen ihrer machtanspruch vereinbare sich nicht mit dem Status Interessenlage in Afghanistan in der Kashmir-Frage eines um Hilfe nachsuchenden Entwicklungslandes, Zugeständnisse Indiens gegenüber Pakistan verlangen. eine übrigens auch von Egon Bahr nachdrücklich ver- Der Zusammenhalt der Indischen Union – eine tretene Position. Demgegenüber ist darauf hinzuwei- erstaunliche Leistung seiner politischen Klasse –4 und sen, daß eine Macht wie die Volksrepublik China gegenwärtig der größte Empfänger deutscher Entwick- 4 Vgl. Jakob Rösel/Clemens Jürgenmeyer, Die Entstehung eines lungshilfe ist. Parteiensystems in der Indischen Union, in: Ulrich Eith/Gerd Verbesserte Beziehungen erfordern einen auch über Mielke (Hg.), Gesellschaftliche Konflikte und Parteiensysteme: die deutsch-indische Beratergruppe hinausgehenden Länder- und Regionalstudien, Wiesbaden 2001, S. 296/297: »Mit einer Milliarde Menschen, 620 Millionen Wahlberechtig- intensiveren politischen Dialog auf Regierungs-, Par- ten und 370 Millionen Wählern organisiert diese nichteuro- laments- und »Track II«-Ebene. Auf der Basis einer päische Demokratie ein Sechstel der Menschheit und damit systematischen Kenntnis der in der Außenpolitik weit mehr Bürger und Wähler als alle anerkannten Demokra- engagierten Politiker sowie des außenpolitischen und tien der westlichen Welt zusammengenommen. Diese Zahlen stehen zugleich für eine extreme Komplexität dieser födera- len Demokratie, denn, um nur ein Beispiel zu nennen, die oder Großbritannien, und die Bevölkerung der drei größten sieben größten Bundesstaaten umfassen jeweils mehr Ein- Bundesstaaten Uttar Pradesh, Bihar und über- wohner als europäische Territorialstaaten wie Frankreich trifft die Gesamtbevölkerung der Europäischen Union.«

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15 Zukunftsperspektiven

außenwirtschaftlichen Establishments (Spitzenbüro- bestimmung etc.) könnten ebenfalls ausgetauscht kratie, Think-Tanks etc.) sollten vor Ort intensive Kon- werden und wirksame Beiträge bilden, um der asiati- takte erfolgen. Ziel dieser Gespräche sollte es primär schen Großmacht Indien angemessen gerecht zu sein, das in Indien vorhandene immanente außen- werden und um die eigenen Interessen in dieser Welt- sowie innenpolitische Denken und Kalkül zu begrei- region dauerhaft wirksamer zu vertreten. fen und nachvollziehen zu können. Dies impliziert Der Angriff der Anti-Terror-Allianz auf Afghanistan auch ein wirkliches Anhören indischer Anliegen, bei wirkt sich auch nachhaltig auf die Konfliktsituation in aller Kritikfähigkeit selbst gegenüber Verdrehungen Südasien und auf das Verhältnis zwischen Indien und der indischen Seite etwa bei der für die Beseitigung Pakistan aus. Indien, das früher traditionell über gro- von exportorientierter Kinderarbeit so wichtigen ßen Einfluß in Kabul verfügte, gehörte spätestens Sozialklausel.5 nach der von Pakistan maßgeblich geförderten Macht- Die äußerst schwache wirtschaftliche Integration in übernahme durch das Taliban-Regime zu den Verlie- Südasien (South Asian Association for Regional Co- rern dieser Entwicklungen. Indische Politiker räumen operation/SAARC) kam spätestens im Sommer 1999 ein, daß es Pakistan dadurch gelungen sei, gleichzeitig nach den militärischen Auseinandersetzungen strategische Tiefe zu erlangen und verstärkt den zwischen Indien und Pakistan in dem von Islamabad »grenzüberschreitenden Terrorismus« auf den indi- angezettelten Grenzkrieg um Kargil im indischen Bun- schen Bundesstaat Jammu und Kashmir voranzutrei- desstaat Jammu and Kashmir zu einem abrupten Still- ben. Ein Ende des Taliban-Regimes bedeute deshalb stand. Nach dem gescheiterten indisch-pakistanischen eine strategische Niederlage für Pakistan und müsse Gipfeltreffen in Agra im Juli 2001 wurden jedoch die zu einer Transformation der pakistanischen Außen- Arbeitsbeziehungen zwischen New Delhi und Islama- und Sicherheitspolitik führen. Afghanistan könne in bad im SAARC-Rahmen wiederaufgenommen. Zukunft nicht mehr dazu dienen, fundamentalistische Als Teil des zielgerichteten Dialogs zwischen deut- Kräfte zu fördern, die Indien in Jammu und Kashmir schen, europäischen und indischen Funktionseliten angreifen. rät der Sozialdemokrat N. D. Tiwari zum Beispiel der Bei aller prinzipiellen Bereitschaft für eine regio- Friedrich-Ebert-Stiftung, Inhalte und Aufgaben einer nale Koalition gegen terroristische Kräfte im Interesse modernen Sozialdemokratie vor dem Hintergrund regionaler Stabilität fordert Indien amerikanische weltweiter historischer und zeitgenössischer Erfahrun- Zusicherungen, daß eine militärische und wirtschaft- gen in Indien parteiübergreifend – unter Einschluß von liche Unterstützung für Pakistan keine Förderung des Regionalparteien – zu einem ihrer zentralen Themen »cross-border terrorism« impliziert. Außenminister zu machen. Der Sozialreformer V. P. Singh, der sich Jaswant Singh konstatiert, daß Indien den Kampf unter anderem für die Anliegen von Slumbewohnern gegen den international operierenden Terrorismus in der indischen Hauptstadt New Delhi mit ihren ca. lange Zeit alleine geführt habe und seine Geduld am 15 Millionen Einwohnern einsetzt, vertritt die An- Ende sei, wenn die Ausbildungslager in Pakistan nicht sicht, daß deutsche Erfahrungen mit der Emanzipa- geschlossen würden. Er fordert eine internationale tion sowie der sozialen Integration der Arbeiterschaft Unterstützung für das indische Vorgehen in Kashmir. in die bürgerliche Gesellschaft, unter anderem durch Auf indischer Seite erhofft man sich genügend Arbeitersiedlungen und sozialen Wohnungsbau, als amerikanischen Druck auf die pakistanische Armee gesellschaftspolitisch bewährte Leitbilder aus dem und Elite, um eine tiefgreifende Veränderung und 19. und 20. Jahrhundert in Indien von Interesse wären. Demokratisierung von Staat und Gesellschaft zu Gemeinsame Erfahrungen über die beiderseitigen bewirken, denn sonst drohe ein Bürgerkrieg, unter demokratischen Systeme (Föderalismus, Rolle des anderem auch mit unabsehbaren Konsequenzen für Bundesrates, konstruktives Mißtrauensvotum, Wahl- das pakistanische Nuklearpotential. Indien sollte, so system und Parteienfinanzierung, Kultur der Mit- der Sicherheitsanalytiker C. Raja Mohan, deshalb Pakistan den Übergang zu einem gemäßigten und sich 5 Daniel Haas, Social Clauses in International Trade: Instru- modernisierenden islamischen Staat ermöglichen. ments of a Global Social Policy, in: Klaus Voll (Hg.), »Against Dazu sei kreatives Denken in den indo-pakistanischen Child Labour. Indian and International Dimensions and Beziehungen erforderlich, zu dem die aktuelle Krise Strategies«, New Delhi 1999, S. 11–30, und ders., Indian Posi- maßgeblich beitragen könne. tions in the General Discussions about Social Clauses«, ebd., S. 39–48.

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16 Politiker, die für Gespräche in Frage kommen

Anhang

Politiker, die für Gespräche in Frage kommen Bharatiya Janata Party (BJP)

Es ist unvermindert lohnend, mit gegenwärtigen, aber Außenpolitik auch ehemaligen und möglichen künftigen Spitzen- Jana Krishnamurthy, Parteipräsident politikern das Gespräch zu suchen – dazu gehören N. N. Jha, Leiter des Auswärtigen Ausschusses der BJP auch unbedingt Politikerinnen –, um die aktuellen und Gouverneuer der Andaman and Nicobar Themen, Interna und Mechanismen des komplexen Islands indischen Herrschaftssystems zu verstehen. T. N. Chaturvedi, Oberhausabgeordneter Gespräche mit Politikern der jüngeren bzw. mitt- , ehemaliger Oberhausabgeordneter und leren Generation, wie den BJP-Ministern , Handelsminister sowie Fraktionsvorsitzender im Pramod Mahajan, , und Oberhaus Arun Shourie, den Congress(I)-Politikern , Sunil Shastri, Generalsekretär und Sohn des ehemaligen Mani Shankar Aiyer, Kapil Sibal und Jayram Ramesh, Premierministers Generalsekretär Amar Singh von der , Dr. L.M. Singhvi, Oberhausabgeordneter, ehemaliger Nitish Kumar und Digvijay Singh von der Samata High Commissioner in England, ideologische Nähe Party, CPI/M-Politbüromitglied Sitaram Yechuri, der zum fundamentalistischen Anhang des Hindu- mit viel Herrschaftswissen ausgestatteten, partei- Nationalismus politisch unabhängigen sowie Prof. M. L. Sondhi, ehemaliger Vorsitzender, Indian Spitzenbürokraten – zum Beispiel dem ehemaligen Council of Social Science Research (ICSSR), früherer Kabinettssekretär und früheren Botschafter in den Oberhausabgeordneter und China-Fachmann USA, Ramesh Chandra, oder R. Chandrashekhar, Narender Modi, Ministerpräsident von Gujarat Berater des Ministerpräsidenten von Andhra Pradesh, Chandrababu Naidu, sollten vorrangig geführt Innen- und Wirtschaftspolitik werden. Jana Krishnamurthy, Parteipräsident Staatsminister ohne eigene Ressortverantwortung Govindacharya, ehemaliger Generalsekretär, Verbin- in der Zentralregierung kommen ebenfalls als wich- dungsmann der hindu-nationalistischen Kader- tige Gesprächspartner in Frage. Aber auch Gespräche organisation RSS mit den ehemaligen Premierministern V. P. Singh, , Unterhausabgeordneter, Minister for Chandra Shekar, P. V. Narasimha Rao, Deve Gowda Tourism und I. K. Gujral sowie mit Ministerpräsidenten ver- K. C. Pant, stellvertretender Leiter der Planungskom- schiedener Staaten der Indischen Union könnten sich mission, früherer Verteidigungsminister (Cong(I)), als sehr nützlich erweisen. Studium in Deutschland und Sohn des früheren Die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch Ministerpräsidenten von Uttar Pradesh, Gobind auf Vollständigkeit und ändert sich relativ schnell. Vallabh Pant Gerade neue Parlamentarier in der 13. Lok Sabha Vasundhara Raje, Unterhausabgeordnete, ehemalige (Unterhaus) und Vertreter aus verschiedenen Landes- Staatsministerin des Äußeren, Tochter der ehema- regionen müßten, je nach Erkenntnisinteresse, noch ligen Herzogin von Gwalior, Rajmata Scindia ergänzt werden. Die Rangfolge der Namen deutet Madan Lal Khurana, Unterhausabgeordneter, ehemali- nach Ansicht des Verfassers eine gewisse Bedeutungs- ger Fraktionsvorsitzender und früherer Minister- hierarchie innerhalb der einzelnen Parteien an. präsident von Delhi Maya Singh, Generalsekretärin Dr. Jagdish Shettigar, Leiter des Wirtschaftsausschusses Uma Bharati, Unterhausabgeordnete und Ministerin für Jugend und Sport, außerdem führend in der Ayodhya-Bewegung

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Vinay Katiyar, Unterhausabgeordneter – Wahlkreis R. L. Bhatia, Unterhausabgeordneter und früherer Faizabad/Ayodhya, Präsident des Bajrang Dal stellvertretender Außenminister, Mitglied des (Hindu-Fundamentalismus) Auswärtigen Ausschusses des Parlaments Bhairon Shekhawat, ehemaliger Ministerpräsident von Eduardo Faleiro, Oberhausabgeordneter und u.a. ehe- Rajasthan maliger Staatsminister im Außenministerium Shanta Kumar, Unterhausabgeordneter und Minister, (MEA) ehemaliger Ministerpräsident von Himachal Chandresh Kumari, Oberhausabgeordnete Pradesh Rajkumari Ratna Singh, Unterhausabgeordnete, Tochter Praful Goradia, Industrieller, ehemaliger Oberhaus- des ehemaligen Außenministers Dinesh Singh, abgeordneter und früherer Herausgeber von Deutschland-Besuch durch Friedrich-Naumann- »BJP Today« Stiftung Prof. Rita Verma, Unterhausabgeordnete aus dem , Sekretär und enger Mitarbeiter des Kohle-Zentrum Dhanbad früheren Finanzministers Dr. Dr. Anita Arya, Unterhausabgeordnete, ehemalige , Sprecher des Congress(I), Koordinator Bürgermeisterin von Delhi der parlamentarischen Gruppe zur Außen- und Kirti Jha Azad, Unterhausabgeordneter, auch für Sicherheitspolitik, früherer Unterhausabgeordneter Umweltfragen sensitiv und ehemaliger Präsident der Jugendorganisation Murlidhar Rao, Swadeshi Jagran Manch (SJM), ge- in den 80er Jahren, u.a. mit guten DDR-Kontakten gen multinationale Konzerne Romesh Bhandari, ehemaliger Gouveneur von Uttar Murumurthy, Swadeshi Jagran Manch (SJM) Pradesh und früherer Staatssekretär im Außen- Dina Nath Mishra, Oberhausabgeordneter ministerium K. R. Malkani, Oberhausabgeordneter, ehemaliger Dr. , Oberhausabgeordneter, ehemaliger Chefideologe Minister unter , früherer Botschafter in den USA und ehemaliger Herrscher von Kashmir

Congress(I) Innen- und Wirtschaftspolitik Sonia Gandhi, Präsidentin und Führerin der Opposition Außenpolitik im Kabinettsrang N. D. Tiwari, Unterhausabgeordneter und ehemaliger Dr. Manmohan Singh, Oberhausabgeordneter und Außenminister früherer Finanzminister, Wegbereiter der Wirt- P. V. Narasimha Rao, ehemaliger Außen- und Premier- schaftsliberalisierung minister Jaipal Reddy (s.o.) , Oberhausabgeordneter, ehemaliger , Oberhausabgeordnete, Generalsekretärin, Außen- und Finanzminister enge Mitarbeiterin von Parteipräsidentin Sonia Jaipal Reddy, Unterhausabgeordneter und Hauptspre- Gandhi cher des Congress(I), ehemaliger Informationsmini- Kamal Nath, Unterhausabgeordneter, ehemaliger ster sowie Sprecher der ehemaligen United- and Na- Minister tional Front Kapil Sibal, Oberhausabgeordneter und Rechtsexperte Salman Khursheed, ehemaliger Staatsminister des K. K. Anthony, Ministerpräsident von Kerala und Koor- Äußeren (islamische Welt) dinator einer parteiinternen Kommission, die sich Najma Heptullah, Oberhausabgeordnete, Deputy mit dem Niedergang des Cong(I) beschäftigte Chairperson des Oberhauses, Vorsitzende der Inter- S. B. Chavan, Oberhausabgeordneter, ehemaliger Innen- Parliamentary Union (IPU), gute Kontakte zur arabi- minister und Ministerpräsident von Maharashtra schen Welt Bhuvnesh Chaturvedi, Oberhausabgeordneter und ehe- Mani Shankar Aiyar, Unterhausabgeordneter, unabhän- maliger Staatsminister im Büro des Premiermini- gige Verantwortung für die Nordoststaaten und sters unter P.V. Narasimha Rao Special Invitee, Congress Working Committee (CWC), Shankersinh Vaghela, Unterhausabgeordneter, ehemali- ehemals als Diplomat im Indian Foreign Service ger BJP-Ministerpräsident von Gujarat (IFS) tätig Renuka Chowdhury, Unterhausabgeordnete, ehemals Minister of State, früher Telugu Desam Party (TDP)

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18 Kommunisten

Margret Alva, Unterhausabgeordnete und ehemalige Communist Party of India/Marxist-Leninist (Liberation) Ministerin CPI(M-L)(L) Shivraj Patil, Unterhausabgeordneter und ehemaliger Dr. Jayanta Rongpi, Unterhausabgeordneter (Assam), Speaker des Unterhauses Kontakte zu den landesweit vernetzten, Gewalt , ehemaliger Unterhausabgeordneter und einsetzenden »naxalitischen Gegeneliten« Wirtschaftsfachmann Shiela Dixit, Ministerpräsidentin von Delhi Sozialisten/Sozialdemokraten Shiv Shankar, ehemaliger Minister und u.a. Gouverneur Deve Gowda, ehemaliger Premierminister und von Sikkim Ministerpräsident von Karnataka P. Upendra, ehemaliger Minister und früher Vorsitzen- , ehemaliger Premierminister der Indo-German Parliamentary Group (Samajwadi Janata Party) Dr. Girija Vyas, Unterhausabgeordnete, ehemalige Prof. Madhu Dandavate, u.a. ehemaliger Finanzminister, Ministerin, Frauen-Thematik und Romanschrift- Janata Dal (Secular) stellerin Dr. Bapu Kaldate, ehemaliger Oberhausabgeordneter, , ehemaliger Abgeordneter, Minister und Generalsekretär, Janata Dal (Secular) früherer Präsident des Indian Council for Cultural Rabi Ray, früherer Sprecher des Unterhauses (1989/90), Relations (ICCR) aus Orissa kommend Dr. Balram Jhakar, ehemaliger Sprecher des Unter- Surendra Mohan, ehemaliger Oberhausabgeordneter hauses und Landwirtschaftsminister C. Jaffer Sharief, Unterhausabgeordneter, ehemaliger Minister unter P.V. Narasimha Rao REGIONALPARTEIEN Jairam Ramesh, s.o. Sushil Kumar Shinde, Unterhausabgeordneter, früherer Samata Party / Janata Dal (United) Generalsekretär, sozialer Hintergrund »Dalit« George Fernandes, ehemaliger, jüngst wiederernannter (»Unterdrückte«, ehemalige »Unberührbare«) Verteidigungsminister mit langjährigen SI- , Oberhausabgeordneter und Kontakten Congress(I)-Generalsekretär Ramakrishna Hegde, Oberhausabgeordneter, Lok Shakti, Tarun Gogoi, Ministerpräsident von Assam ehemaliger Handelsminister und Ministerpräsident Suresh Kalmadi, Oberhausabgeordneter, Einfluß im von Karnataka, Vorsitzender der indisch-französi- staatlich geförderten Sportbereich schen Beratergruppe im Kabinettsrang Mabel Rebello, Oberhausabgeordnete (Adivasi-Wahlkreis , Unterhausabgeordneter (Lok Jan Madhya Pradesh) und Mitglied des Auswärtigen Shakti) und Minister für Kohle und Bergbau Ausschusses Digvijay Singh, Unterhausabgeordneter, Minister of State for Railways, ehemaliger Staatsminister des Äußeren unter Premierminister Chandra Shekhar KOMMUNISTEN Jaya Jaitly, ehemalige Parteipräsidentin, Samata Party

Communist Party of India/Marxist CPI(M) Samajwadi Party (SP) , Unterhausabgeordneter und Frak- , Unterhausabgeordneter, ehe- tionsvorsitzender, Fachkenntnisse in Wirtschafts- maliger Ministerpräsident von Uttar Pradesh und fragen früherer Verteidigungsminister Sitaram Yechuri, Mitglied des Politbüros, Leiter der Amar Singh, Oberhausabgeordneter und Generalsekre- Internationalen Abteilung tär, Industrieller Dr. , Oberhausabgeordneter, u.a. sachkundig in WTO-Fragen Trinamool Congress (TC) Subhasini Ali, ehemalige Unterhausabgeordnete und , Unterhausabgeordneter, ehemaliger Gewerkschafterin Staatsminister für Äußeres , Unterhausabgeordnete und Vorsitzende Communist Party of India (CPI) des Auswärtigen Ausschusses beider Häuser des Bardhan, Generalsekretär Parlaments

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Dr. Nitish Sengupta, Unterhausabgeordneter, Direktor Akali Dal (AD) des International Management Institute (IMI), Surjit Singh Barnala, ehemaliger Landwirtschafts- New Delhi minister, früher Ministerpräsident von Punjab (Punjab-Problematik) und Gouverneur von Tamil Bahujan Samaj Party (BSP) Nadu, derzeit Gouverneur von Uttaranchal Kanshi Ram, Oberhausabgeordneter und Partei- präsident Shiromani Akali Dal (SAD) Mohammad Arif Khan, Unterhausabgeordneter und Simranjit Singh Mann, Unterhausabgeordneter (Akali ehemaliger Minister Dal-Thematik) Kumari Mayawati, Unterhausabgeordnete und zwei- malige Ministerpräsidentin von Uttar Pradesh Rashtriya Lok Dal (RJD) Ajit Singh, Landwirtschaftsminister und Unterhaus- Nationalist Congress Party (NCP) abgeordneter aus dem westlichen Uttar Pradesh, , Unterhausabgeordneter, ehemaliger früherer Handelsminister, Sohn des ehemaligen Verteidigungsminister und mehrfacher Minister- Premierministers präsident von Maharashtra P. A. Sangma, ehemaliger Speaker des Unterhauses, AIMEIM früherer Arbeitsminister und Ministerpräsident von Sultan Salahuddin Owaisi, Unterhausabgeordneter Meghalaya (Nordost-Thematik) (Moslem-Thematik Hyderabad)

Dravida Munnetra Kazhagam (DMK) Murasoli Maran, Unterhausabgeordneter, Industrie- UNABHÄNGIGE und Handelsminister, Tamilen-Thematik, Schwiegersohn des ehemaligen Ministerpräsi- , ehemaliger Außen- und Premier- denten Karunanidhi, minister P. Chidambaram, ehemaliger Finanzminister Maneka Gandhi, Unterhausabgeordnete, von der BJP (1996–1998) unterstützt, und Ministerin, vielfältige Deutsch- land-Bezüge Marumalarchi Dravida Munnetra Kazhagam (MDMK) Ram Jethmalani, Unabhängiges Mitglied des Oberhauses Vaiko, Unterhausabgeordneter (pro LTTE) () mit Unterstützung der faschistoiden , ehemaliger Justizminister und promi- Pattali Makkal Katchi (PMK) nenter Strafverteidiger, u.a. für die Mörder Indira Dr. S. Ramadoss, Parteipräsident (pro LTTE) Gandhis Prof. Dr. Yoginder K. Alagh, ehemaliger Minister und Tamil Manila Congress (TMC) früherer Vizekanzler der Jawaharlal Nehru- Jayanti Natarajan, Oberhausabgeordnete und ehemalige Universität Ministerin, Deutschland-Delegation 1989 Shabana Azmi, führende Schauspielerin, nominiertes Oberhausmitglied, Nähe zu den Kommunisten Jharkhand Mukti Morcha (JMM) Ramdas Athavale, Unterhausabgeordneter aus der Dalit- , Oberhausabgeordneter Bewegung in Maharashtra Saifuddin Soz, parteilos, ehemaliger Unterhausabgeord- National Conference (NC) neter (National Conference) und Umweltminister Omar Abdullah, Unterhausabgeordneter und Staats- Prakash Yashwant Ambedkar, Unterhausabgeordneter, minister des Äußeren, Sohn des Ministerpräsiden- aus der Republican Party of India hervorgegangen, ten von Jammu und Kashmir Sohn des Harijan-Führers Dr. Babasaheb Ambedkar (Vater der indischen Verfassung)

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20 Abkürzungen

Abkürzungen

AD Akali Dal ASEAN Association of South-East Asian Nations BJP Bharatiya Janata Party BSP Bahujan Samaj Party CPI Communist Party of India CPI/M Communist Party of India / Marxist CPI(ML) L Communist Party of India (Marxist-Leninist) Liberation CTBT Comprehensive Test Ban Treaty CWC Congress Working Committee DMK Dravida Munnetra Kazhagam FES Friedrich-Ebert-Stiftung GASP Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik ICCR Indian Council of Cultural Research IFS Indian Foreign Service IGEP Indo-German Export Promotion Project I IT Indian Institute of Technology IMI International Management Institute, New Delhi JMM Jharkand Mukti Morcha LTTE Liberation Tigers of Tamil Eelam MDMK Marumalarchi Dravida Munnetra Kazhagam MEA Ministry of External Affairs NATO North Atlantic Treaty Organization NCP Nationalist Congress Party NGOs Non-Governmental Organizations NMD National Missile Defence NPT Non-Proliferation Treaty NSAB National Security Advisory Board NSC National Security Council OBCs Other Backward Castes OSZE Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa PMK Pattali Makkal Katchi PPP Purchasing Power Parity RLD Rashtriya Lok Dal RSS Rashtriya Swayamsevak Sangh SAARC South Asian Association for Regional Cooperation SAD Shiromani Akali Dal SI Sozialistische Internationale SJM Swadeshi Jagran Manch SP Samajwadi Party TC Trinamool Congress TDP Telugu Desam Party TMC Tamil Manila Congress WTO World Trade Organisation

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