Das Magazin aus dem Deutschen Museum 1/2018 | 7,80 Euro | B 9797 4750201801

Ein Raum voller Leere Lange glaubten Wissenschaftler, dass es den leeren Raum nicht geben könne. Sind Pausen Musik? Erst mit der Entwicklung der Notenschrift konnten Pausen notiert und exakt definiert werden. Gestatten: Genossin Laika Im November 1957 schossen die Sowjets mit Sputnik 2 das erste Lebewesen ins All.

Nichts 2 muellermassmanufaktur.de MAßGEFERTIGT IN DEUTSCHLAND Kultur &Technik 1/2018 SEIT 1954

Mo-Fr 10.00 -18.30Sa10.00 16.00 Maximiliansplatz 17 |München MAß CENTER MÜNCHEN

Titelbild: Christof Gießler muellermassmanufaktur.de MAßGEFERTIGT IN DEUTSCHLAND SEIT 1954

Mo-Fr 10.00 -18.30Sa10.00 16.00 Maximiliansplatz 17 |München MAß CENTER MÜNCHEN

Titelbild: Christof Gießler Seinszustand. Dasmagauch der Grund dafürsein, dass nicht nur denkbar, ein erstrebenswerter sondern sogar Nichts fürdieMenschen inIndien seit Jahrtausenden sich »Nichts« vorstellen überhaupt zukönnen, istdas Während die Europäer lange Probleme damithatten, neuen Platzzumachen. These sicher, schon entfl insNichts,eucht siewieder umeiner alsonicht.leer istesdadrin Kaum scheint eine Erkenntnis Teilchen,immer wieder zerfallen. wieder diesofort Ganz hingegen bilden sich nach den Regeln der Quantenphysik Sterne den Eindruck von vermittelt. Fülle Im Vakuum gähnend weitgehend scheint leer zusein, auch wenn unsdasabendliche Glitzern der überzeugt, heute wir sind und Beschaffenheit eines »Nichts«. Der Kosmos, davon losophen dasNachdenken überMöglichkeit, Wesen Naturwissenschaftler,ziniert Mathematiker undPhi- der Folge imReich der Legenden. Doch bis heute fas- vacui«, die Angst der Natur vor der Leere, landete in gezweifelt hatten. »horror Der bis dahinpostulierte dessen vom These »Vakuum« dieZeitgenossen noch damitähnlichete underklärte Versuche Toricellis, an durch den äußeren Luftdruck ausbreitet. Erbestätig- dass sich Quecksilber ineinem luftleeren Röhrchen nur provokativ –sein Experiment, mitdem er nachwies, »Vide nannte Blaise dansle vide« Pascal –durchaus zu zerbrechen? Garein ganzes Magazin damitzufüllen? Mensch den Gedanken, auf sich den Kopf über»Nichts« Hungerstillende nach Erkenntnis. Wie sonst kämeder Und waswarschuld? Neugier. Die ewige, Dieser niezu Bissen –undschon wardieSeligkeit imNichts zerstoben. nuss unsere Ahnen einst dasParadies kostete. Ein einziger gebliebeneKerngehäuserig von jener Frucht, deren Ge- dem Titelblattzen auf –sonst nichts. Womöglich dasüb- was dasnunEin soll? schonangenagter wieder Apfelbut- lieber Leser, Liebe Leserin, Professor Dr. Wolfgang M. Heckl Ihr Lesen undein gutes neues Jahr 2018. Ihnen wünsche ich viel Vergnügen beim verfl dieser Seite.üchtigende Buddha auf Zwischendurch-Schmunzeln, der sich imNichts sowie unserer Autorinnen und Autoren. Eine Einladung zum sind witzige, persönliche Kommentare zuden Beiträgen im wohlverdienten Ruhestand. Grafi pointierten Seine ken Grafiriger ker des Deutschen Museums und seit kurzem tenden Ideen Gießler bei, dazusteuerte Christof langjäh- der eines Magazins Bebilderung über»Nichts«. ret- Die Kopfzerbrechen bereitete unsallerdings dieFrage nach hätten mit»Nichts« ein ganzes Buch können. füllen Sie merken: An Themen war kein Mangel, und wir nis später konnte sich dieNull endlich durchsetzen. Jahrhunderte undzahlreiche verspeiste Äpfel der Erkennt- les daransetzten, ihre Ausbreitung zuverhindern. Einige einmal alsErfi ndung des Teufels brandmarkten undal- vorstellbar, dassunsere Vorfahren Zahl diesepraktische von den ins Arabern Abendland gebrachtwurde. Kaum den Indern dieNullwir verdanken, dieab900n. Chr. Editorial 3 5Inhalt

NICHTS

6 Ein Raum voller Leere Kann in einem Raum nichts enthalten sein? | Von Christian Sicka

12 Hinterm Horizont Eine Reise an die Grenzen des Universums | Von Andreas Müller

17 Nichts zu sehen Das »No Show Museum« präsentiert das Nichts | Von Beatrix Dargel

20 Null ist nicht Nichts Ein Streifzug durch die Geschichte der Null | Von Fritz Lehmann

24 An oder aus Die Rolle der Null in der Informatik | Von Rudolf Seising

26 Sind Pausen Musik? Über die Bedeutung der Stille zwischen den Tönen | Von Bernd Edelmann

32 Ein Abenteuer des Denkens Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? | Von Karin Hutflötz

MAGAZIN

42 Gestatten: Genossin Laika Mit Sputnik 2 flog das erste Lebewesen ins All | Von Robert Kluge

48 Urlaub vom Auto Ein Dorf wird elektrisch mobil | Von Christian Rauch

51 »Es sind blos zwei Räder« Karl Drais und das Fahrrad | Von Hans-Erhard Lessing

DEUTSCHES MUSEUM INTERN

52 Die Vision von Atlantropa Originaldokumente im Deutschen Museum | Von Matthias Röschner | 56 Freundes- und Förderkreis Deutsches Museum Die heilsame Wirkung der Musik | Von Monika Czernin | 58 Herausragende Publikationen Der Publikationspreis für das Jahr 2016 | Von Dorothee Messerschmid | 59 Bestnoten für Qualität Die Ergebnisse der Evaluierung des Deutschen Museums | 60 Reif für die Museumsinsel Das Deutsche Museum erhält einen »Apple 1«-Rechner | 61 Der Geheimcode der Sterne Zwei Originaldrucke der Fraunhofer-Linien

STANDARD

3 Editorial

38 MikroMakro Die Seiten für junge Leser

64 Schlusspunkt

66 Vorschau, Impressum Abbildungen: Christof Gießler (3); Tourismusverband Werfenweng/Christian Schartner; Gaspar Schott /wikimedia; ullstein bild – SPUTNIK Gaspar Schott Schartner; Werfenweng/Christian Abbildungen: Christof Gießler (3); Tourismusverband 4 Kultur & Technik 1/2018

6

Mit zwei Halbkugeln aus Kupfer zeigte Otto von Guericke, dass ein Vakuum hergestellt werden kann.

12

Seit seiner Entstehung vor 13,8 Milliarden Jahren dehnt sich unser Universum aus.

17

»Nichts« von zahlreichen berühmten und weniger berühmten Künstlern zeigt das »No Show Museum«.

20

Die Araber brachten die Null nach Europa.

26

In der Musik können Pausen als Ereignisse zelebriert werden. Wenn dies ist, ist jenes; wenn dies entsteht, entsteht jenes. 32

Wenn dies nicht ist, ist jenes nicht; Die Frage nach dem Nichts wenn dies aufhört, hört jenes auf. beschäftigt Philosophen, Mathematiker, Physiker und Buddha (Siddhartha Gautama), Dichter. 563–483 v. Chr., Pali-Kanon 42

Die Hündin Laika war das erste Lebewesen im All.

48

Im österreichischen Werfen- weng können Touristen die Unabhängigkeit vom Verbrennungsmotor testen.

52

Der Architekt Herman Sörgel wollte Europa und Afrika

verbinden. /wikimedia; ullstein bild – SPUTNIK Gaspar Schott Schartner; Werfenweng/Christian Abbildungen: Christof Gießler (3); Tourismusverband 6-11Sicka.indd 6 6 Kultur &Technik 1/2018 Mathematiker, nicht gebenkönne. dassesdenleerenRaum nichts enthaltensein?LangeglaubtenPhilosophenund Kann ineinemRaum Ein RaumvollerLeere Von Christian Sicka 06.12.17 10:53

Abbildungen: Blindtext

Abbildung: Christof Gießler Abbildungen: Blindtext 6-11Sicka.indd 7

Abbildung: Christof Gießler V Chr.) waresdasFeuer. (ca. 585–526v. Chr.) dieLuft, fürHeraklit (ca. 540–475v. war die UrmaterieFür Thales das Wasser, für Anaximenes Urmaterie bleiben –leerer übrig warnicht Raum vorstellbar. Meinung von undanderer Thales Naturphilosophen diese aus Dinge einem man entfernt,alle Raumgebiet sollte nach aus dem Nichts entsteht, dieExistenz einer Urmaterie. Wenn Kosmos. ausder Erfolgerte Überlegung, dassSeiendes nicht Mittelmeerküste Gedanken dieZusammenhänge über im les von Milet (624–546v. Chr.) inIonien ander westlichen beschäftigten.Dinge Als einer der Ersten machte sich- Tha tenteils Naturphilosophen, diesich mitdem Ursprung aller ratiker, lebte Sokrates von ca. 470bis 399v. Chr., waren- größ wurde.geleugnet verständlich, dassdieExistenz des leeren lange Raums Zeit daher nicht vertraut,um sindwir undesistdeshalb auch sehr Pumpmechanismenzierten herstellen kann. Mit dem Vaku- der Erde nurden manhier sehr schwer auf undmitkompli - versum der eines Ultrahochvakuums ist. Dasistein Zustand, stehen, dassder eigentliche Normalzustand inunserem Uni- sehr engen Grenzen schwankt. istesnur So schwer zuver Luftdruckund ständigeinem gewissen ausgesetzt, der nur in eines PlanetenOberfläche gebunden, mitLuft zum Atmen nicht sind. ineiner unterwegs Raumkapsel Wir sindandie scheinlich –zumindest nicht fürErdenbürger, diegerade Gott sei DankistdiesesHorrorszenario nicht sehr wahr Eine Substanz,leichter alsLuft das Bewusstsein. fängt anzukochen. Wenige verlieren Sie Sekunden darauf fehlenden undIhrBlut Luftdruck auf bläht sich IhrKörper von!« können Sie schon kaummehr hören, denn durch den tönt: »Wenn esaber kommt?« da- Das: »…dannlaufen wir Vakuum?«, undausder gegenüberliegenden Richtung er Ihrer Kindheit vorkommt: bekannt »Wer hat Angst vorm mes hören Sie eine Stimme, ruft, die etwas wasIhnen aus Sie meinen, ausder einen Richtung des unendlichen- Rau Licht nach dem anderen ausgeht. Aus weiter Ferne und, wie leeren Raum, während amprächtigen Sternenhimmel ein dunkler. langsam Sonne wird gleißende Sie schweben im fest, dassdiegesamte Erde bereits nicht mehr existiert. Die auflösen.Ihnen langsam Mit großem Erstaunen stellen Sie sich auch die wie Wände des Hauses und der Boden unter ßen gesaugt. Zuletzt können Sie nur noch tatenlos zusehen, ter nach wird außen aufgestoßen unddieLuft- nach drau Ihrer leeren Wohnung DasFens essonderbar: –dannwird - tungsgegenständen Ihrer schönen Wohnküche. Sie stehen in Möbelpacker den undverlassen Raum ihnmit den Einrich- es Ihnen ausder Hand. Als nächste betreten ein paarkräftige densemmel. Jemand IhrHeft anderes will lesen undnimmt herein undklaut Ihnen geschmierte diegerade Marmela- Angefangen hatesimantiken Griechenland. Die Vorsok- und lesen Kultur& Technik . Ihre kleine Tochter kommt ielleicht sitzen Sie Frühstück beim amSonntagmorgen - - - sophen, Mathematiker, undÄrzte ins Arabische übersetzt hundet wurden der Schriften Philo- der viele griechischen frühchristlicher Zeit. Mit dem Aufstieg des Islam im9. Jahr- und endete mit dem Niedergang der westlichen Antike in griechischen Wissenschaft fastein Jahrtausend lang währte aristotelischen Lehre und inSyrien Armenien. Blüte Die der von Athen und entwickeltenAlexandria sich Ableger der gelesen undinterpretiert. viel meerraum Aus den Schulen nach seinem Tod östlichen im griechischsprachigen Mittel - dieses Weltbild solange überleben? und hatNachwirkungen bis indieheutige Zeit. Wie konnte den leeren sollte Raum nach ihm2000Jahre haben Bestand masse. Dieses Weltbild unddamit auch seine Ansicht über de. DanndieRegion des Feuchten unten undganz dieErd- ihren Wetterphänomenenmit Wolken,Schnee,Hagel, Win- und Chaos herrscht –dieSphäre des Feuers. DanndieLuft die Sphäre rascher Veränderungen, inder Sterne verglühen Göttlichen, unvergänglich undewig. Darunter sich befindet kreisen eingebettet dieFixsterne. darin istder Sitz des Dort findet sich der Himmel mitdem Äther alsSubstanz, mitihm Elemente inSphären umden Erdmittelpunkt.- Ganzoben be len herab. Luft undFeuer steigen auf. sich sammeln So die ausgefüllt. schweren Die Elemente wie Wasser undErde fal- Für Aristoteles istder ganze Kosmos lückenlos mitMaterie 3. Daesimleeren keinen Raum Widerstand gibt, würden sich 2. Dader leere keinen Raum auszeichnetRaumpunkt undab- 1. Wenn der leere undwenn maneinen existiert Raum Kör seiner Argumente:drei und auch er lehnt dieExistenz des leeren ab. Raumes Hier (384–322 v. Chr.) baut den Äther inseine Elementelehre ein, sehr anders verhält alsgewöhnliche Materie. Auch Aristoteles einesPhänomens einerung Substanz gebraucht wird, diesich immer danninErscheinunghundert tritt, wenn- als Erklä Konzept des Äthers geboren, der bis ins20. jener Stoff Jahr den gesamtensogar Weltraum kann. erfüllen Damitistdas die leichter istalsLuft, Zwischenräume inalle und eindringt nichtles auch entstehen. dort vermutet So er eine Substanz, nach- Empedok Materie?körniger Leere Eine wirkliche darf Erde undLuft. Aber wasistmitden Zwischenräumen bei Elementen Seiendealles ausvier aufgebaut: Feuer, Wasser, den leeren nicht Raum kann. geben Nach seiner Ansicht ist 435 v. Chr.) weitergedacht. Auch er darauf, bestand dass es gen oder inRuhe befinden. indiesem entweder Raum Körper unendlich bewe schnell - che Orientierung). zu bewegen (mankönnte sagen,- verliert jegli der Körper geben, sich entweder indieeine oder dieandere Richtung solut homogen ist, keinen kannesfüreinen Körper Grund – dasistunmöglich. sein könnten Zeit auch zurselben Dinge Ort amselben alle Zeitzur selben Ort. amselben Wenn wäre, dasmöglich so indiesenper leeren einbringt, Raum sowären zwei Dinge Die Die Werke des Aristoteles wurden inden Jahrhunderten Später wurden diese Ansätze von (ca. Empedokles 495– Nichts - - 06.12.17 10:53 7 8 Kultur & Technik 1/2018

und während Mitteleuropa im tiefsten Mittelalter steckte, beschäftigte man sich in den Zentren der arabischen Welt, in Bagdad, Kairo und Damaskus, im inzwischen muslimischen Córdoba, in Granada und Sevilla mit antikem Gedankengut. Nicht immer beschränkte man sich dabei auf das bloße Abschreiben und Interpretieren der Texte. So ist von dem namhaften andalusischen Philosophen Ibn Baddscha, der im 12. Jahrhundert in Andalusien wirkte, durchaus Kritisches zu Aristoteles zu lesen: Baddscha hatte Zweifel am aristote- lischen Bewegungsgesetz. Seiner Meinung nach ist die Ge- schwindigkeit eines Körpers nicht direkt proportional zur einwirkenden Kraft und umgekehrt proportional zum Wi- derstand des Mediums, sondern proportional zur Differenz zwischen Kraft und Widerstand. Das ist aus heutiger Sicht zwar beides falsch – nach Ibn Baddscha wären aber dann zumindest die Geschwindigkeiten von Körpern im Vakuum endlich und Aristoteles hätte ein Argument weniger gegen das Vakuum. Allerdings sind solche Einwände nur Randnoti- zen der Geschichte.

Verabscheut die Natur das Nichts? Zur Zeit der Reconquista trafen in Andalusien die mitteleu- ropäische mit der arabischen Welt zusammen. Ausgehend vom Erzbischof von Toledo (1125–1151), wurden die Schrif- ten der antiken Denker übersetzt und an den Universitäten der lateinischsprachigen Welt des 13. Jahrhunderts in Oxford und Paris bereitwillig aufgenommen. Es begann das Zeitalter der Scholastik. Die Dominikaner Albertus Magnus (ca. 1200– 1280) und Thomas von Aquin (ca. 1226–1274), die beide in Paris lehrten, verbanden das aristotelische Gedankengut mit der katholischen Lehre. Was von Aristoteles und Plato über- liefert wurde, galt an den geistigen Zentren Mitteleuropas als Gesetz. Damals begannen Gelehrte vom »Horror Vacui« zu spre- chen (genauer: »natura abhorat vacuum«, wörtlich etwa: »Die Natur verabscheut das Nichts«). Die Scholastiker mit ihrer deduktiven Forschungsmethodik interpretierten Phä- nomene in diesem Gedankenrahmen. Die Beobachtung beispielsweise, dass man Wasser mit einem Kolben in einem Rohr gegen die Schwerkraft hochziehen kann, erklärten sie so: Die Natur verabscheut das Vakuum – also sorgt eine der Schwere entgegenwirkende Kraft dafür, dass kein Vakuum entsteht. Bis im 17. Jahrhundert die experimentelle Methode ihren Siegeszug antrat, hat sich diese Ansicht vom »Horror Vacui« gehalten. Dabei hätte es auch ganz anders laufen können. Denn schon im antiken Griechenland gab es einige Naturphiloso- phen die ganz anderer Ansicht waren als die Vertreter der Kontinuumstheorie. Der griechische Philosoph Demokrit (ca. 460–400 v. Chr.) aus Abdera, einer ionischen Kolonie in Nordgriechenland, war der Letzte unter den großen Na- Bild oben: Nicht einmal Pferde können die Magdeburger Halb- turphilosophen. Er ging bei seinen Überlegungen davon kugel voneinander trennen. Bild unten: Ein Modell der Halbkugeln und die Luftpumpe (rechts), mir der die Luft aus dem Hohlraum aus, dass man Materie nicht unendlich oft teilen kann. Ir-

gezogen wird, um das Vakuum zu erzeugen. gendwann sollte man zu kleinsten, unteilbaren Einheiten Museum Deutsches Abbildungen: Gaspar Schott/wikimedia.org; Abbildungen: Gaspar Schott/wikimedia.org; Deutsches Museum ermesslichen Entfernungen erschaudern lassen, sondern hat ihre dem menschlichen Verstande un- unzugänglichen völlig Massenmich riesigen nicht und nur der Gestirne diederart und mich länger mitdem Weltenbau bemühthatte, haben Erinnerungen: »Nachdem ich länger über dies nachgedacht das nach auf dabei undstieß Vakuum. inseinen Erschrieb cke (1602–1686)dachte indieser Zeit überdie Weltsysteme Diskussion weiter an. Kepler (1571–1630)heizten Anfang des 17. Jahrhunderts die Berechnung der Umlaufbahnen der Planeten durch Johannes der Kirche gegen Galilei (1564–1642)unddieexakte Galileo des Kopernikusmodell wurde diskutiert. heftig Der Prozess weder Sicherheit esZweifel.« noch beseitigt Dasneue Welt- reichendes wissen. Das Argument ausder Autorität bringt nichts undExperiment ten Zu kannmanohneErfahrung - dieser Epoche, drückt essoaus: »In den Naturwissenschaf - (ca. 1220–1292), Franziskaner ein englischer und Vordenker Naturwissenschaften einen gewaltigen Schub. Roger Bacon maßgeblichen wissenschaftlichen Methode undbrachte den Das Beobachten undExperimentieren wurde zur wieder Mittelpunkt verdrängt undsich wird umdieSonne bewegt. ein neueshunderts Weltsystem, indem dieErde aus dem die Neuzeit ein. Luther denMartin Weg auf gebrachte Reformation leiteten um 1450, dieEntdeckung 1492und die1517vonAmerikas für dieEntdeckungsreisen. Erfindung Die des Buchdrucks kann. Spanienspen wiederfinden nicht galt nur »Plusultra« (darüber hinaus),»Plusultra« dasmannoch heute im Wap- rika. Das»Nonplusultra« einem nicht galt mehr undwich hinaus um nach herum IndienAfrika undbis nach Ame- ihren Schiffen segelten sieweit überdieSäulen des Herakles Aristoteles. Eswaren dieJahrhunderte der Entdecker. Mit 16. Jahrhundert zeigten sich erste Risse im Weltentwurf des schon einige Jahrhunderte auf. früher wieder Im 15. und fast vergessen blieb, flammte dieDebatte umdas Vakuum in einen Dornröschenschlaf. schulen der antiken Welt vehement abgelehnt undverfielen Schüler Aristoteles danach sowie von Philosophie fastallen - und Materie wurden von den Sokratikern Platon und dessen Demokrits Atommodell undseine Vorstellungen von Raum bitter; in Wirklichkeit esnur gibt Atome undleeren Raum.« eine Farbe,bar hatein Ding nur scheinbar istessüßoder Aussage lautet gemäß späterer Überlieferung: »Nur schein- Atomen eine unbedingte Notwendigkeit. zentrale Demokrits man Atomisten nennt, istdamitder leere den zwischen Raum ren befinden. Raum undseine Nachfolger, FürDemokrit die der Welt erklären lassen. und durch deren Zusammenwirken sich dieErscheinungen kleinsten Teilchen zusammen, diesich bewegen dauernd kommen, die er Atome nannte. sich setzt Alles aus diesen Auch der Magdeburger Bürgermeister Otto von Gueri- Nikolaus Kopernikus entwickelte Anfang des 16. Jahr Während die Atomhypothese bis ins20. Jahrhundert Damit die Atome sind, beweglich müssen siesich- imlee - noch. dass manein Vakuum herstellen auch kann, wirklich fehlte leicht demonstrieren kann. Nur der Beweis, experimentelle sikabteilung des Deutschen Museums dem Mond oder auf Fallversuch Feder gegen Bleikugel im Vakuum inder Phy- wegdenkt,widerstand alsoim Vakuum manmitdem –wie nur schnell,stände ja danngleich wenn mansich den Luft- seinen berühmtgewordenen Fallversuchen Gegen- alle fallen das »Horror Vacui« gedanklich hinter längst sich gelassen. In vor dem Tod Galileis dessen Galileo Assistent. Galilei hatte kuum erzeugen konnte. Torricelli warinden letzten Monaten (1608–1647) in Florenz bereits ein paar Jahre früher ein Va- lienische Physiker undMathematiker Evangelista Torricelli Beschäftigung mitdem Vakuum offenbar nicht, dassder ita- geistigen Zentren Europas. wusste So er am Anfang seiner Von Guericke war Autodidakt undschlecht vernetzt mitden Bleikugel gegenFeder gepumpten Holzfässer von Otto von Guericke. der Stelle zusammengequetscht, dieleer auf anfangs wir wie der Umgebung. Würde unser Innendruck fehlen, so würden in denn wie herrscht Druck der inunseren gleiche Körpern oberfläche lastet. Wir spüren diesen enormennicht, Druck der 10 Tonnen mit etwa der jedem ErdQuadratmeter - auf ließen, istnicht das»Horror Vacui«, sondern der Luftdruck, gezeigt, dassdieHerstellung eines Vakuums ist. möglich zu bewundern. Guericke hatte offensichtlich damitfüralle Nachbau der Luftpumpe sindheute imDeutschen Museum der. berühmten Die Magdeburger Halbkugeln auch ein wie mitLuftwieder wurden, gefüllt fielen sie von auseinan- allein derreißen. Erst alsdurch dieÖffnung des Ventils dieKugeln se enormen Zugkräfte konnten dieKugeln nicht auseinan- er vor jede Halbkugel acht Pferde spannen. Doch auch die- öffentlich vor großem Publikum. einer Bei dieser Shows ließ man würde heute sagen ineinigen großen »Science-Shows«, so ein Vakuum herstellen. Ab 1654zeigte er diese Versuche, Dichtung aneinander gepressten und Schalen leerpumpen Mit einer verbesserten Luftpumpe konnte er diemiteiner der Magdeburger Kesselschmiede zwei Halbkugeln treiben. erLetztlich zumMaterial ging Kupfer überundließsich von ren Fässern, wasmangelsDichtheit der Fässer kaumgelang. derBauplan Wasserpumpen zukonstruieren. GuerickeRaum?« Luftpumpen daraufhin nach begann dem Oder doch jener stets geleugnete, jeder Stoffheit bare Leere Oder ist es eine durchsichtige glauben)? Brahe Quintessenz? teliker Kopernikus behaupten) oder flüssig(wie undTycho Ist es irgendein feuriger Himmelsstoff, die fest (wie Aristo - IhmdieStätte undBleibens? seines Seins undgewährt alles ihn zuerforschen. Was mochte daswohl sein, umfasstesdoch versetzt undmir die unauslöschliche Begierdeeingegeben, der bis insGrenzenlose hingestreckt in Raum Verwirrung mich insbesondere diesesUngeheuerliche ihnen, zwischen Der Grund, sich dieHalbkugeln warum nicht trennen seinenBei ersten Versuchen pumpte er die Luft- aus lee Nichts - 9 10 Kultur & Technik 1/2018

rühre entsteht ein leerer Raum – so (oder ganz ähnlich) hat Torricelli zum ersten Mal sichtbar ein Vakuum erzeugt. Und noch etwas konnte er feststellen: Egal wie lang er die Glasröh- ren wählte, immer war die umgedrehte Röhre genau bis zu ei- ner Höhe von 76 Zentimetern mit Quecksilber gefüllt. Es war der für alle Röhren gleiche äußere Luftdruck, der die Queck- silbersäulen auf genau 76 Zentimeter steigen ließ. Damit hatte Torricelli nicht nur das erste Vakuum erzeugt, er hatte auch gleichzeitig das Barometer erfunden. Der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623– 1662) wiederholte 1646 erfolgreich die von Evangelista Tor- ricelli angestellten Versuche zum Nachweis des Vakuums. In der Folge beauftragte er seinen Schwager auf dem 1465 Meter hohen Gipfel des Puy de Dôme und am Fuß des Berges Mes- sungen mit der Quecksilbersäule vorzunehmen. Wie erwartet war die Quecksilbersäule auf dem Gipfel um acht Zentimeter niedriger gestiegen als am Fuß. Die entscheidende Größe ist also der Luftdruck. Alle Phänomene, die man zuvor mit Hilfe des »Horror Vacui« erklärt hatte konnte man jetzt mit dem Luftdruck erklären. Nach Verbesserung der Pumptechnik wurde das Vakuum zum Experimentierfeld. Guericke zeigte, dass man den Ton einer Glocke in einem evakuierten Glasgefäß nicht hören kann (auch diesen Versuch findet man in der Physikabteilung des Deutschen Museums) und dass eine Kerze im Vakuum erlischt. Huygens legte ein Stück Butter in einen evakuierten Glasbehälter und erhitzte das Äußere, ohne dass er die But- ter zum Schmelzen bringen konnte. Tiere in leergepumpten Glasbehältern starben auf grausame Weise. Bald gehörten Va- kuumpumpen zur Standardausrüstung eines physikalischen Kabinetts. Man zeigte die Stofflichkeit der Luft, entdeckte die Chemie der Gase, untersuchte die Vorgänge bei Verbrennung Der italienische Physiker Evangelista Torricelli (1608–1647) und Atmung und fand Zugang zur Meteorologie. Wie sich konnte zeigen, dass die Flüssigkeit in einer Röhre aufsteigt, solange das Gewicht der Flüssigkeitssäule gleich dem Luft- schon bei Galilei angedeutet hatte, zeigt sich die Einfachheit druck ist, der von außen auf den Flüssigkeitsbehälter drückt. und Schönheit der Bewegungsgleichungen, wie sie der eng- (Zeichnung von Camille Flammarion, London 1873). lische Physiker Sir Isaac Newton (1643–1727) in der Philo- sophiae Naturalis Principia Mathematica formuliert hat, erst im Vakuum. Diese Gleichungen sind die Grundlage unserer Ausgangspunkt für den Versuch war ein Phänomen, das heutigen Physik und waren für alle folgenden Generationen man schon bei Saugpumpen in Bergwerken seit der Antike wegweisend. kannte: Mit einer Saugpumpe kann man Wasser nur bis zu Und doch war die Schlacht um die Existenz des leeren einer Höhe von ungefähr zehn Meter anheben. Dann reißt die Raumes noch nicht geschlagen. In einem Brief des deutschen Wassersäule ab. Da Wassersäulen von zehn und mehr Metern Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) an Sa- Höhe schwer technisch zu realisieren sind, machte Galilei den muel Clarke (1675–1729), einem Gefolgsmann Newtons, von Vorschlag, die wesentlich schwerere Flüssigkeit Quecksilber Mai 1716 findet man die Zeilen: »Alle jene, die für das Vaku- für Versuche zu verwenden (man sollte das nicht nachma- um sind, lassen sich mehr von der Einbildung leiten als von chen, denn Quecksilber ist hochgiftig). Der Versuchsaufbau, der Vernunft. Als Knabe glaubte ich auch an das Leere und der von Torricelli realisiert wurde, ist denkbar einfach: Man an die Atome; aber die Vernunft führte mich wieder zurück.« nehme eine Glasröhre von cirka einem Meter Länge, die an Die Vernunft ist für Leibniz und viele Zeitgenossen mit dem einem Ende verschlossen ist, und fülle sie mit Quecksilber. Glauben an die Vernunft Gottes gleichzusetzen. So liest man Anschließend verschließt man die Öffnung mit dem Finger, in Zedlers Universallexikon von 1741: »…ein Vakuum ist drehe sie vorsichtig um und tauche sie in ein Quecksilberbad. ohne Verdacht der Atheisterey nicht zu behaupten«. Der leere Wenn man den Finger entfernt, läuft etwas Quecksilber in Raum stand also nach wie vor in der Diskussion. Doch nicht

das Quecksilberbad und am verschlossenen Ende der Glas- nur christlich geprägte Philosophen zweifelten an der Exis- Abbildungen: Heritage-Images/Oxford Science Archive/akg-images

6-11Sicka.indd 10 06.12.17 10:53 6-11Sicka.indd 11

Abbildungen: Heritage-Images/Oxford Science Archive/akg-images nomen einen Namen heute und spricht gegeben davon, dass mische beschleunigt Raum expandiert. Man hatdem Phä- den 1990er Jahren hatmanfestgestellt, dassder gesamte kos- ingroßenRaum Dimensionen. Halt –noch nicht ganz: In Das istder heutige Stand der Wissenschaft überden leeren für Materieteilchen, Eigenschaften. sondern hatintrinsische abgeschafft, nicht er aber istjetzt nur eine statische Bühne bewegen soll«. unddieRaumzeitkrümmen soll sagtder Materie, sie sich wie von 1918soaus: Materie »Die sagtder Raumzeit, siesich wie Raum-Zeit-Verständnis der allgemeinen Relativitätstheorie (1911–2008), der Einstein persönlich kannte, drückte das universellen Zeit existieren nicht. John Archibald Wheeler feststehende Tick-Tack und dasgleichmäßige Raum einer sen, allerdings nur mithilfe einer neuen Verrücktheit: Der vonorie 1905erklären, ohneden Äther bemühen zumüs- dieses Resultat Relativitätsthe imRahmen seiner Speziellen - war nicht nachweisbar. EinsteinAlbert (1879–1955) konnte meter. DasResultat warüberraschend: Eine Ätherwind Art ßerst genaues Messinstrument, ein sogenanntes Interfero- von zubestimmen. Lichtstrahlen Dafürbauten sieein äu- Ziel war, dieGeschwindigkeit der Erde imÄther mitHilfe Edward W. Morley (1838–1923)durchgeführt wurde. Das den beiden Physikern Albert A. Michelson (1852–1931) und so gut »dem zuweisen selbst« Raum könne. dem Äther Eigenschaften zugeschriebenen eigentlich genau- weisend sollte. herausstellen bemerkt, Drude dassmandie sein, aufgefallen eine Bemerkung diesich alssehr zukunfts- magdem Studenten Physik desÄthers, Die Einstein schon heraus.bald als Irrtum In einem Lehrbuch von Paul Drude, –das füllt Vakuum esnicht. gibt Doch auch dasstellte sich dringende, unwägbare Substanz, dieauch das Vakuum aus- wurde, wareine Äthertheorie. Der durch Äther isteine alles - hatte unddiedurch dieHertz’schen Experimente bestätigt Maxwell 22Jahre (1831–1879)inEngland zuvor formuliert des ElektromagnetismusdieJames großeDie Theorie Clerk Gekrümmte Raumzeit Licht einen Träger materiellen ebenfalls den –eben Äther. sind,angewiesen benötigen elektromagnetische Wellen und stanz, dem Äther. Wie Luft Schallwellen zur auf Ausbreitung Schwingungen ineiner unsichtbaren undunwägbaren Sub- daraus: Elektromagnetische Wellen Licht wie sindebenso zum ersten Mal freie elektromagnetische Wellen. Erschloss untersucht undHeinrich Hertz (1857–1894)erzeugte 1886 unddes MagnetismusPhänomene genauer der Elektrizität durchquerenhindert können. Im 19. Jahrhundert wurden anders alsdie undder SchallWärme das Vakuum unge- befüllt. dieser Zeitlern wieder des 19. Jahrhunderts von den führenden Naturwissenschaft- tenz des absolut leeren Raumes. wurde So das Vakuum Ende Der leere ist dadurch als Raum Denkmodell zwar nicht In Richtung diegleiche deutete ein Versuch, der 1887von Schon Guericke hatte bemerkt, Felder dassmagnetische Nichts Gedanken zumachen. weil irgendwann Menschen angefangen haben, sich überdas dere Nützlichkeiten unserer technisierten Welt esnur, gibt derselbst Verbrennungsmotor inIhrem Auto an- undviele Röntgengeräte, Licht, daselektrische IhrKühlschrank, und und damitauch IhrHandy undIhrComputer, Bildschirme, Schrank, dieThermoskanne, dieMikrowelle, Mikrochips vergessen Sie nicht: Der vakuumverpackte Kaffee inIhrem Ergebnis dieseJahrtausende Doch Diskussion! andauernde ken: Reichlich –und fürdiesesschwammige unbefriedigend der Wissenschaftunvermeidbar. entstehen und vergehen –dasscheint nach heutigem Stand Teilchen«tuelle indiesem herumwirbeln, Raum dieständig Umgebungsstrahlung abzuschirmen, sowürden doch »vir und diesen Raumbereich von elektromagnetischen jeglicher die Wände bis zumabsoluten Nullpunkt herunterzukühlen der Lage wären, einen Raumbereich absolut leerzupumpen, Paare, vernichten. diesich kurzdarauf in wenn Selbst wir entstehen auch im Vakuum ständigTeilchen-Antiteilchen- einstimmung mitder Heisenberg’schen Unschärferelation einige Eigenartigkeiten bringt hervor.diese Theorie In Über rimente gestützte Theorie, heute diewir kennen. Und auch zu vereinigen. QEDistdieamgenauesten Die durch Expe- en Theoriegebäude, der Quantenelektrodynamik (QED), Quantenmechanik unddieElektrodynamik zueinem neu- Aussagen führen«. Später istesgelungen, dierelativistische mathematischenliegt Gesetzmäßigkeiten, die zu belastbaren Wahrscheinlichkeiten kannmansprechen. Nur sieunter keit dafür, dassindem ein Teilchen Raum ist. Nur überdie bereich istleer, immer eine Restwahrscheinlich denn esgibt - ausdrücken: »Man kannnicht sagen: ein bestimmter- Raum haben, 1926errichtet Theoriegebäude würden so esvielleicht es schwierig. Pioniere Die der Quantenmechanik, diedas Atomhülle leeren esviel, Raum. sehr gibt viel Zwischen dem winzigen Atomkern und den Elektronen der esnur gibt Atome undleeren mehr alsbestätigte: Raum.« ab,modell dasdie Aussage von Demokrit: »In Wirklichkeit Streuversuchen von Alphateilchen anGoldfolie ein Atom- akzeptiert. Rutherford Ernest (1871–1937)leitete ausseinen der Atome wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts allgemein ren Eigenschaften? Wer weiß. Und Realität imKleinen? Die auseinandergedrückt werde. ein Äther mitande- Also wieder vonalles sei unddadurch erfüllt einer »Dunklen Energie« Vielleicht werden Sie den jetzt Kopf schütteln und den- leer? Doch istdieser wirklich Raum Auch imKleinen wird Kern- undTeilchenphysik am Deutschen Museum. Gewicht, Zeitmessungundden Bereich Atom-, ist PhysikerundKurator fürSchifffahrt, Maßund Dr. ChristianSicka RST Nichts - - - 06.12.17 10:53 11 12 Kultur &Technik 1/2018 was sich darinbefindet. dieSpielballistvonallem, genauer gesagtseineexpandierendeRaumzeit, sagten Gravitationswellen.Siebeschreibt auch unserUniversumalsGanzes, bestätigt –zuletztmitdemdirektenNachweis dervonTheorie vorherge- wurdeimmerwiederglänzend Einsteins AllgemeineRelativitätstheorie(ART) I aber vor auch allem rätselhafte, bislang kaumverstandene den: Materie normale Strahlung, undelektromagnetische die Masse- undEnergieformen, diesich imKosmos- befin aus. undsein Schicksal Überseine Entwicklung entscheiden vor 13,8Milliarden Jahren imUrknall. Seither dehnt essich ausgezeichnetrichtung (Isotropie) ist. Unser Weltall entstand verteiltterie gleichmäßig (Homogenität) undkeine- Raum Modelle beschreiben dynamische Universen, indenen Ma- n den 1920er Jahren wurden dieFriedmann als Lösungen der Feldgleichung der ART entdeckt. Diese Hinterm Horizont Hinterm Horizont Von Andreas Müller 1 -Weltmodelle versums gibt. einen des Rand Uni wie istundob essoetwas zugänglich - auch, welcher Teil des Universums unseren Beobachtungen essich entwickeln künftig wird.und wie Wir daraus lernen verstehen, unser Universum wie inder Vergangenheit war Parameter unseres Universums eingestellt ist, unszu erlaubt on des Friedmann-Weltmodells, diekosmologischen dasauf dierenden Einsteins Raumzeit Theorie. erklärt Eine- Diskussi Wechselspiel undder diesen Energieformen expan zwischen - Formen: Materie. unddieDunkle Energie dieDunkle Das

Abbildungen: Christof Gießler; WMAP-Team, NASA Abbildungen: Christof Gießler; WMAP-Team, NASA verzichtbare Zutat beschleunigt für unser sogar expandie- (Supernovae Typ Ia) klar, eine un- Energie dassdieDunkle aber erst 1998waranhandvon Sternexplosionen speziellen bewegung ein Auseinanderdriften des Kosmos beobachtet, in den 1920er Jahren wurde inForm der Galaxienflucht- aus: Siegravitativ treibt dasUniversum auseinander. Schon term inder Feldgleichung der sich- anti ART undwirkt auf er kosmologische Konstante λnannte. Sie taucht alsZusatz- ein statischer Kosmos) eine Form ein, Dunkler Energie die anderen (ausganz gehabt undführte Gründen: sein Ziel war scherweise hatte 1917Einstein schon den Riecher richtigen ten Zeiten kosmischer plötzlich Entwicklung relevant. Ironi- Weil sie jedochnicht überhaupt ausdünnt, sie zu spä- wird keine dynamische Rolle fürdieGeschicke des Universums. spielteteriöse kurznach Energieform dem Urknall zunächst Player dasRuder übernahm: Energie. dieDunkle mys Diese - Materieund Dunkle ausgedünnt, sostark dassein anderer ter, nach fortgeschrittener Expansion, waren gewöhnliche Sterne, Galaxien undGalaxienhaufen. Milliarden Jahre spä- setzte ein unddieGravitation formte Strukturbildung Die Materiedominierten undDunkle normale dieDynamik. und diekosmische Hintergrundstrahlung. In dieser Epoche 380 ander, unseresdie Dynamik Universums dominierten. die Verhältnisse der verschiedenen zuein- Energieformen liarden Jahren, entstand dasSonnensystem mitder Erde. schen Elemente indie Welt brachten. Viel später, vor 4,5Mil- Sternexplosionen dieweiteren undauch schweren, chemi - zu den ersten Sternen, diedurch Kernfusion imInnern und Gravitation verklumpte das Wasserstoff-Helium-Gasgemisch ne. Daswardie Ausgangssituation fürdie Astrophysik. Die und dieersten neutralen Atome diekosmische betraten Büh- Minuten. Schließlich fingen die Atomkerne Elektronen ein lium (25Prozent) –, entstanden inden ersten kosmischen mente, –im Wesentlichen Wasserstoff (75Prozent) undHe - Protonen undNeutronen. leichtesten Die chemischen Ele- Durch weitere Abkühlung sich formierten ausQuarks, u.a. men Elementarteilchen undFundamentalkräfte indie Welt. ernden extremen Ausdehnungsphase, der Inflationsära, ka- arden Jahren imUrknall geboren. wurdedern vor endlicher Zeit, genauer gesagt vor 13,8Milli- schichte unseres Weltalls. Eswarnicht schon immer da, son- RelativitätstheorieDie erzählt uns eine faszinierende Ge- Unser Universum 1 sein kann. LetzteresgiltoffenbarfürunserUniversum,sodassesmitder Euklidischen Geometriebeschriebensein kann. werdenkann. Weltmodelle genannt,beschreiben Krümmung, kugelsymmetrische wobeidieKrümmung Raumzeitenkonstanter positiv, negativodernull Strahlung, gewöhnliche Materie,Neutrinos, aberauch DunkleMaterieundEnergie.DieLösungender Gleichungen, Friedmann- unser Universumzeitlich entwickelt. Sein Schicksal wirddurch dieEnergieformen imKosmos bestimmt.Dazugehörenelektromagnetische chung aufdasUniversumanundformte siezudenzweiFriedmann-Gleichungen voraus,wiesich um.DieseDifferenzialgleichungen sagen Der russische Mathematiker Alexander A. Friedmann (1888 –1925)wendeteinden frühen1920erJahrendieEinstein‘sche Feldglei- A.Friedmann(1888 Der russische MathematikerAlexander Im Zuge der kosmischen Ausdehnung veränderten sich Nach einer anfänglichen, nur Sekundenbruchteile dau- 000 Jahre nach dem Urknall entstanden neutrale Atome der an Ort und Stelle verharrt, folgt im Raumzeit-Diagramm undStelle verharrt,der anOrt folgt imRaumzeit-Diagramm einfach gestrickt. Sie iststatisch undflach. Ein Beobachter, Relativitätstheorie (SRT)Speziellen istnoch verhältnismäßig schluss einer Raumzeit. über die Struktur Raumzeit Die der In der Relativitätstheorie gebenRaumzeit-Diagramme Auf - Rückwärtslichtbirne Lichtkegel und Kosmos mitpositiver oder negativer Krümmung. Einsteins Gleichungen doch auch die Möglichkeit füreinen seren Kosmos gelten. Dasistnicht selbstverständlich, bieten ist unddieSätze der Euklidischen auch fürun- Geometrie ist. Damitistgemeint, dassdiekosmische Krümmung null genschaften ein Universum, führen weiterhin auf dasflach gemessenenstanden aktuell haben!Die kosmologischen Ei- Bilanz auch, 95Prozent dasswir des Universums nicht ver Kosmos. Überspitzt ausgedrückt sagtunsdiekosmische sprechen Kosmologen unserem bei Universum vom λ zent des gesamten Energie-Materie-Budgets aus. Deshalb schon weit entwickelten, lokalen Universum 95Pro etwa - massereicher Sterne. derbei Kernfusion in Sternen und im Gravitationskollaps stehen u. die sehr leicht, schnell und damit »heiß« sind. Neutrinos ent- bewegt. Demgegenüber sindNeutrinos Elementarteilchen, schwer sein muss undsich verglichen mitLicht recht langsam terie ein neues Elementarteilchen. »Kalt« meint, dassesrecht matter, CDM). Favorisiert alsKandidat wird Ma für Dunkle - terie, genauer gesagt: diekalte Materie Dunkle (cold dark beschreibenwollen. rendes Universum esmitEinsteins ist–wenn wir Theorie Raum Dunkle Energie und Dunkle Materie undDunkle Energie Dunkle machen imspäten, Neben

a. im radioaktiven Betazerfall, als»Abfallprodukt« λ istdiezweite Zutat essenzielle Ma dieDunkle - Expansion infolgedesUrknalls

13,8 MilliardenJahre Wir sindhier! CDM- Zeit Nichts - 13 14 Kultur & Technik 1/2018

Wie verändert sich nun die Darstellung, wenn wir von der SRT zur ART und insbesondere zu einer expandierenden Raumzeit übergehen? Der Kegel wird in einem expandieren- den Universum zu einer Rückwärtslichtbirne verformt, weil das Universum in der Vergangenheit kleiner war. Wir kön- nen auf der Erde alle kosmischen Lichtquellen sehen, deren Strahlung die Möglichkeit hatte, bei uns anzukommen: Die Quelle muss innerhalb der Rückwärtslichtbirne liegen. In der Gegenüberstellung von Kegel und Birne sehen wir direkt einen Bereich zwischen Kegel und Birne. Quellen, die hier liegen (z.B. am Punkt A), wären in einer flachen, statischen Raumzeit für uns auf der Erde sichtbar, aber in der expandie- renden Raumzeit entschwinden sie unserer Sicht wegen der Expansion.

Wohin expandiert der Kosmos? Eine gerne bemühte Analogie ist diejenige einer Ameise auf einem Luftballon. Die Ameise hat keine Ahnung von oben und unten. Die Höhe als dritte Raumdimension ist ihr fremd, und sie kennt nur zwei Raumdimensionen, Länge und Breite. Wenn die Ameise von einem Startpunkt zum Ziel läuft, benö- tigt sie dafür eine bestimmte Zeit. Bläst nun jemand den Bal- lon auf, wird sie mehr Zeit benötigen. Auf mysteriöse Weise hat sich der Abstand von Start und Ziel vergrößert, obwohl beide Orte in Ruhe verharrten. Ähnlich verhält es sich mit dem Universum. Der Abstand zu fernen Galaxien vergrößert sich, weil die Raumzeit des Universums aufgeblasen wird wie ein Ballon. Im Unterschied zum Ballon gibt es aber keine hö- here Dimension, in die das Universum eingebettet ist und in die es sich ausdehnt. Einsteins vierdimensionale Raumzeit wird von Länge, Breite, Höhe und Zeit aufgespannt und ist in sich geschlossen. Es gibt kein Außen.

Dehnt sich unser Sonnensystem aus? Die kosmische Expansion tritt erst bei wirklich weit entfern- Bild oben: Lichtkegel und Weltlinie eines an einem Ort ten Objekten zutage, nämlich bei kosmologischen Entfer- fixierten Beobachters in der speziellen Relativitätstheorie. nungen. Wir reden hier von hundert Millionen Lichtjahren Bild unten: In einem expandierenden Universum deformiert und mehr. Keine Chance, diese Effekte im Sonnensystem der Lichtkegel zur Lichtbirne. oder in der Milchstraße aufzuspüren. Selbst die Andromeda- galaxie mit ihren 2,5 Millionen Lichtjahren Distanz ist noch zu nah. Sie fliegt infolge der anziehenden Gravitation zwi- einer simplen sogenannten Weltlinie, nämlich einer zur Zeit- schen ihr und der Milchstraße auf uns zu. Deshalb dauerte es achse parallelen Geraden. Ein Lichtstrahl hingegen bewegt auch bis in die 1920er Jahre, bis endlich Teleskope verfügbar sich mit Lichtgeschwindigkeit, so dass dessen Weltlinie einer waren, die groß genug waren, um die Fluchtbewegung noch schrägen Gerade im Diagramm folgt. Alle Lichtstrahlen zu- weiter entfernter Galaxien zu entdecken. sammen bilden den sogenannten Lichtkegel. Nur solche Signale können den Beobachter erreicht haben, Alles fliegt von uns weg, also die Zeit hatten, zu ihm zu kommen und die sich maximal sind wir im Zentrum? mit Lichtgeschwindigkeit ausgebreitet haben. Mit anderen Alle weit entfernten Galaxien, Sternexplosionen oder Qua- Worten: Alle Signale innerhalb des Lichtkegels, dem soge- sare streben von uns weg. Wir gewinnen den Eindruck, dass nannten Rückwärts- oder Vergangenheitslichtkegel, können wir daher im Mittelpunkt des Universums stehen. Ist das so? zum Beobachter gekommen sein, z.B. vom Punkt A. Signale Auch hier hilft das Ballonmodell. An jedem Punkt auf der vom Punkt B können den Beobachter nicht erreicht haben, Ballonhaut hat man den Eindruck, dass sich alle anderen,

weil sie schneller sein müssten als das Licht. entfernten Orte wegbewegen. Es gibt also gar keinen ausge- M. Bartelmann,Abbildungen: A. Müller nach ZAH(2) Abbildungen: A. Müller nach M. Bartelmann, ZAH(2) voraber nach wie mitÜberlichtgeschwindigkeit von uns weg. lichtbirne). der Quelle Lichtteilchen ursprüngliche Die fliegt terlichtgeschwindigkeit von- unsentfernt(siehe Rückwärts nämlich ineine Region vorgedrungen sind, diesich mitUn- zu einem späteren Zeitpunkt doch noch erreichen, wenn sie zuvor mitÜberlichtgeschwindigkeit von unswegflogen, uns könnenDeshalb Lichtteilchen, dieausRegionen kamen, die endlich. einemBei Horizont nämlich wird dieRotverschiebung un- Horizont, der Beobachtbares von Unbeobachtbarem trennt. schon immer taten! Hubble-Sphäre Die istdemnach kein Lichtgeschwindigkeit von unsentfernen –auch wenn siedas sind. Wir können siesehen, obwohl siesich schneller alsmit größeren Rotverschiebungen bekannt, dieauch beobachtbar lich wissen, Tausende sindmittlerweile mitdeutlich Objekte Rotverschiebungmologischen von z=1,46. Wie Sie vermut- von 14Milliarden etwa Lichtjahren, entsprechend einer kos- für Aus der Hubble-Konstanten undden Messwerten aktuellen einer solchen könnte. überholen Galaxieeinen Lichtstrahl Das istkein Widerspruch zur SRT, weil kein Beobachter in Ab hier fliegen Galaxien schneller von unsweg alsdasLicht! und dieKugel, dieihnalsRadius hat, heißt Hubble-Sphäre: dazugehörige, kritische Abstand heißt Hubble-Entfernung, laxien mitÜberlichtgeschwindigkeit von unsentfernen. Der den. Fürsehr große Entfernungen folgt sogar, dasssich Ga- schiebungen muss eine nichtlineare Relation verwendet wer linear.ist dasGesetz Fürgrößere Entfernungen bzw. Rotver unterhalb von z=0,1oder Entfernungen kleiner als420Mpc ihrer Rotverschiebung inBeziehung. FürRotverschiebungen schleunigter Expansion umschwenkte. erst inder letzten eine Milliarde rund Jahre- ineine Phasebe folgte eine längere Phaseeiner verzögerten Expansion, die Extrem hoch warsieinder frühen Inflationsepoche. Dann des mitder Universums. stark Entwicklung digkeit variierte Sekunde wegfliegt. Aber diekosmische Expansionsgeschwin- vonsec unsmiteiner Geschwindigkeit von 70Kilometer pro rekt ablesen kann, daran dasseine Galaxieineiner Megapar mögen Sie sagen, abersieistinsofern praktisch, weil mandi- ≈ (1 Mpc ca.bei 70Kilometern pro Sekunde undpro Megaparsec ne Expansionsgeschwindigkeit. ihrZahlenwert liegt Aktuell rühmte Hubble-Konstante H sagen könnten: »Dawarder Urknall.«. auch keinen ausgezeichneten amHimmel, Ort dem bei wir zeugt damit, dass der Urknall stattfand. überall daher Es gibt lung. Sie erreicht Himmelsrichtungen unsausallen - undbe system benutzen, nämlich diekosmische- Hintergrundstrah des Universums. Wir können aberein besonderes Referenz- zeichneten der und auch Ballonhaut Punktkein auf Zentrum Der entscheidende Horizont inder Kosmologie istder so- Der Radiusder Hubble-Sphäre nimmt mitder Zeit zu. Das Hubble-Gesetz dieEntfernung setzt einer Galaxiemit Wie dehnt schnell sich- der be umunsaus?Die Raum λ und Dunkle Materie undDunkle eine Hubble-Entfernung resultiert 3,2Millionen Lichtjahre). Eine komische Einheit 0 ist ein Maß für die momenta- - - -

Ausschau halten. Bislang wurde danichts gefunden. Solche nach MusternHintergrundstrahlung sich wiederholenden logie, z.B. der Himmelskarte der kosmischen indem sieauf Kosmologen suchen nach einer solchen komplexeren Topo- sächlich esdieseMöglichkeit fürunser gibt Universum, und anderen Seite des Universums herauskommen. –wieder Tat- gegenüberliegenden der Seite des Quaders –sozusagen auf che des Quaders stößt, wundersame könnteWeise auf der auf weisen: Ein oder Teilchen, Lichtstrahl eine- Randflä das auf Weise multivernetzt sein undeine komplexe Topologie auf- das Universum räumlich endlich wäre. bizarre Eskönnte auf wäre. Ein Quader hat aberein endliches Volumen, sodass fachend an, dassunser Universum Quader ein gigantischer Topologieunter dem Begriff Nehmen rangiert. verein wir - lich. Hier kommt eine mathematische Kuriosität ins Spiel, die endlich ist. Vielleicht isteseinfach sehr, sehr groß, aberend- cherheit sagen, ob dasUniversum räumlich unendlich oder Interessanterweise bis heute können wir nicht aber mitSi- entwickeln. In istdasabertatsächlich der Theorie möglich. unsschwer, sein? Esfällt begrenzt dafüreine Vorstellung zu Jahren. Wie kannetwas, daszeitlich endlich ist, räumlich un- undhatein endlichesbegrenzt Weltalter von 13,8Milliarden Wie schon ausgeführt, eingangs istdasUniversum zeitlich Ist dasUniversumunendlich? dardmodell der Teilchenphysik kennen. Fundamentalkräfte umgewandelt, heute diewir imStan- Feldenergie wurde schließlich in dieElementarteilchen und gefriert. Durch den zerfiel Übergang dasInflationsfeld. Seine ähnlich,– imPrinzip ganz flüssiges wie Wasser, daszuEis Inflationsfeld einen durchgemacht Phasenübergang haben onären Ausdehnung einhergehenden Abkühlung, das soll genannten Quantenuniversum. Infolge der mit der- inflati submikroskopisch kleinen Raumzeit gewesen sein, dem so- sehr schnelle undsehr heftige Expansion der ursprünglich ausfüllte: dasInflationsfeld. verantwortlich Essoll füreine am dass ganz Anfang ein Feld hypothetisches stand, dasalles amHimmel.daher auch überall Kosmologen favorisieren, plosion des Raums«. Sie undist gleichzeitig geschah überall dann höchstens, indem mansagt: Der Urknall wareine »Ex- her existierte. Wenn mandieExplosion schon bemühen will, Im Urknall istnichts inTrümmerteile zerborsten, wasvor Eine Explosion isteine schlechte fürden Urknall.Analogie Der UrknallalsexplodierendeRaumzeit eine Leerenicht zwingend sein. allerdingsnicht sagen, wasjenseits ist. diesesRands Esmuss sprechen wollen, soistdasder Teilchenhorizont. Wir können Wenn von alsoüberhaupt einem des Rand wir Universums der größeren Zeit bei künftig Zahlenwerten undwird liegen. Milliarden Lichtjahre sich mit –aberdieseEntfernung ändert Entfernung zumTeilchenhorizont aktuelle Die 46 beträgt dieGrenzemarkiert des fürunsbeobachtbaren Universums. genannte Teilchenhorizont undnicht dieHubble-Sphäre. Er Nichts - 15 16 Kultur & Technik 1/2018

Das Universum expandiert wie die Gummihaut eines Luftballons. Die Abstände für Punkte auf dem Ballon bzw. weit entfernter Galaxien in der Raumzeit vergrößern sich. Auch Lichtwellen werden durch die Raumzeit auseinandergezogen. Die kosmologische Rotverschiebung än- dert die Lichtfarbe von blau nach rot und reduziert auch die Helligkeit.

Doppel- und Mehrfachbilder könnten aber auch bis zur Un- re nach dem Urknall, als nämlich die ersten neutralen Atome kenntlichkeit verändert worden sein, weil die Strahlung auf entstanden, sich erstmals frei ausbreiten konnte. Zu dieser unterschiedlichen Lichtwegen zur Erde kam. Eine faszinie- Zeit gab es weder Sterne, Galaxien noch Planeten. Im Deut- rende Spielart ist das allemal. schen Museum können Originalteile der Hornantenne be- wundert werden, mit denen der in München geborene Arno Und Vorläufer- oder Paralleluniversen? Penzias und Robert Wilson 1965 dieses »Echo des Urknalls« Ob es vor der Inflation ein Universum gab, entzieht sich unse- zufällig in New Jersey entdeckten. Das Plasma markiert eine rer Kenntnis. Es ist denkbar, und es gibt sogar eine ganze Rei- Beobachtungsgrenze, weil es für elektromagnetische Strah- he von Modellen, u.a. von Stephen Hawking. Am Ende vom lung jeglicher Art undurchlässig ist. Mit der nun immer Tag kommt aber das Experiment ins Spiel, und man muss als erfolgreicher werdenden »Multi-Messenger-Astronomie« Physiker schauen, ob die Natur uns Belege für die Spekulatio- gelingt es Astronomen und Teilchenphysikern neue Infor- nen bietet. Mit den jetzt direkt messbaren Gravitationswellen mationsboten aus den Tiefen des Weltalls zu registrieren. kommen die Kosmologen ihrem Ziel näher, zu noch früheren Dazu gehören vor allem auch Neutrinos und Gravitations- kosmischen Epochen zu blicken und Gravitationswellen vom wellen. Sie sind deshalb so interessant, weil sie die »Wand« Urknall selbst aufzuspüren. Realistischerweise wird das noch des Urplasmas durchdringen können und sich somit die Jahrzehnte dauern, weil die Stärken dieser Wellen viele Zeh- Chance auftut, einen Blick auf den Urknall selbst zu werfen. nerpotenzen unterhalb deren von verschmelzenden Schwar- Noch stehen wir am Anfang. Nach dem Durchbruch ist vor zen Löchern liegen. dem Durchbruch. RST In der Quantenkosmologie und in den Stringtheorien wurden kosmologische Modelle entwickelt, die sehr aben- Literatur teuerlich klingen. Wenn unser Universum tatsächlich aus der Tamara M. Davis, Charles H. Lineweaver, Expanding Confusion: Quantenwelt geboren wurde, so spricht nichts dagegen, dass Common misconceptions of cosmological horizons and the su- perluminal expansion of the universe (download als PDF: https:// es in dem Quantenvakuum viel mehr winzige Babyuniversen arxiv.org/pdf/astro-ph/0310808.pdf). gab. Die Inflation verhalf ihnen dann zum Durchbruch in der Elena Sellentin, Matthias Bartelmann, Kosmologische Kuriositäten Makrowelt – so wie unserem Kosmos. Die Folge: Es gab wei- – Teil 2, Sterne und Weltraum, März 2013. tere, vielleicht sogar Myriaden anderer Paralleluniversen, ein Andreas Müller, Raum und Zeit: Vom Weltall zu den Extradimensio- Multiversum. Auch hier muss man abmildernd sagen, dass es nen, von der Sanduhr zum Spinschaum, in: Astrophysik aktuell, 2012. keinerlei Hinweise darauf aus astronomischen Beobachtun- gen gibt. Dr. Andreas Müller Jenseits aktueller Grenzen ist Astrophysiker, Buchautor und Wissenschafts- manager im Exzellenzcluster Universe der Techni- Zurzeit ist die kosmische Hintergrundstrahlung das Ältes- schen Universität München und Ludwig-Maximili- te, was die Menschheit vom Universum direkt beobachten ans- Universität München. Im Deutschen Museum kann. Es handelt sich dabei um Wärmestrahlung eines 3000 veranstaltet er Lehrerfortbildungen und Führungen zur Kosmologie und Astronomie.

Kelvin heißen Wasserstoff-Helium-Plasmas, die 380 000 Jah- Abbildungen: A. Müller; Astrid Eckert Abbildungen: Blindtext So kann manesbesser betrachten. So kann muss manauch einmalindie Knie gehen. Museumsbesucher inBudapest:Für »Nichts« haben. existiert wurdenodernie zerstört Werke, diegestohlenoder Das »NoShow Museum«zeigt zu sehen! Nichts Von BeatrixDargel Nichts 17 18 Kultur & Technik 1/2018

as tust du?« »Nichts!« Ich habe elf Arbeitstage, um Wmich mit der Manifestation des Nichts zu befassen und dann nichts abzuliefern. Klingt einfach. Doch bedau- erlicherweise: Nichts ist in Wirklichkeit nicht nichts. Aus Wörtern sollen Sätze, aus Sätzen ein Artikel werden. Nichts ist also doch Arbeit. Gewünscht wird ein Beitrag über ein Museum der Leere oder des Nichts – ganz sicher ist sich die Redaktion da auch nicht und sie fragt sich wie ich: Gibt es das wirklich? Im Internet jedenfalls: Hier finde ich es als das weltweit erste Museum des Nichts. Es wurde offiziell im Mai 2015 er- öffnet. Das Museum widmet sich dem Nichts und seinen Er- scheinungsformen in der Kunst. Noch bin ich misstrauisch, lebt doch ein Museum von dem, was es zeigen kann – und das kann ja dann schlecht nichts sein. Und doch scheint es das Museum auch in der realen Welt zu geben. Derzeit – so heißt es – tourt es durch Südamerika, eine Begehung von Ausstel- lungsräumen ist daher nicht möglich. Aber immerhin: Im Internet kann man sich durch drei Stockwerke bewegen. Konzeptioneller Gründervater des »No Show Museum« ist der US-amerikanische Künstler Robert Smithson. Im Jahr 1966 entstanden erste Pläne für den Bau eines Mu- seum der Leere (»Museum of the Void«). Seit dieser Zeit tragen weltweit um die 150 namhafte Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts zur Etablierung des Museums bei. In der Sammlung befinden sich cirka 500 Dokumente und Werke, u. a. »Nichts« von Marina Abramovic, Joseph Beuys, Marcel Duchamp, Yves Klein, Andy Warhol. Betrieben wird das Mu- seum von der Society of Nothing (SON), Sitz in Johannes- burg. Geleitet wird es zurzeit vom Schweizer Kurator und Künstler Andreas Heusser. Die Mission des »No Show Museums« besteht darin, »Nichts« weltweit zugänglich zu machen. Seit 2015 befindet es sich mit einem umgebauten Bus auf Welttournee. Das mo- bile Museum präsentiert dabei wechselnde Sonderausstellun- gen. Es begann mit einer Europatournee unter dem Motto »Invisible Artworks« (2015). Thema der Nordamerikatour- nee war »Nothing is impossible« (2016) und seit 2017 fährt der Museumsbus durch Zentral-, Mittel- und Südamerika mit »¡No falta nada! (Nichts fehlt)«. »Gezeigt werden Werke, die gestohlen oder zerstört wurden oder nie existiert haben.«, erläutert Andreas Heusser das Konzept der Ausstellung. »In Europa wird das ›No Show Museum‹ erst 2018 wieder unter- wegs sein, bevor es dann nach Asien weitergeht.«

Kein Reisegeld für die Autorin Die Reise nach Südamerika war der Redaktion zu teuer. Da- her muss ich mich mit der virtuellen Sammlung begnügen, die glücklicherweise im Internet für jedermann und jedefrau frei zugänglich ist. Bekannte und weniger bekannte Künstler Ein ganz normales Museum: Besucher in Denver sind hier mit ihren Arbeiten vertreten. Der virtuelle Muse- warten auf Einlass. Für Fans gibt es allerlei Give umsbesuch startet im 2. Obergeschoss. Hier befinden sich aways, wie die Bankkarte »Kaufnichts«. Unten: Das Kunstwerk Blank Books von Irma Blank drei Themenräume: A: Schaulager, B: Nichts als Verweige-

(1995). rung, C: Nichts als Auslöschung, Die Kunst der Vernichtung. New York/London Courtesy David Zwirner; Abbildungen: No Show Museum / Andreas Heusser (5); 2014 Dourg Wheeler; Abbildungen: No Show Museum / Andreas Heusser (5); 2014 Dourg Wheeler; Courtesy David Zwirner; New York/London; Irma Blank raum desMuseumsbusses aufgrünerWiese. Raum vonDougWheeler undderleere Innen- Marcel Duchamp«, ein scheinbar endlosleerer Nichts istschön: Ein Ziegelmit»Nichts von demnächst malnäher befassen. mehr alsnichts. Mit der Kunst des Nichtstuns werde ich mich weiteres Stockwerk. drittes Nichts ich –das habe –ist gelernt ist. von Inspiriert den Kunstwerken planeich fürmich ein sucht undstelle fest, dass»Nichts« fantasieanregend enorm reren Tagen ich habe esfüreinige nicht gezählte Stunden- be Das »No Show Museum« fasziniert. Und eswirkt: An meh - Nichts-Kunst mobilisiertdieFantasie Morris, hateine Größe von 152,4x254cm. Das Gemälde Nothing. 1995, Sarah der Künstlerin britischen Rechtecks, von umrahmt einem schmalen Streifen weiß. leicht nach rechts fallend, Ränder alle eines gelben berührt Nichtssagens. Rote, schmale in Großbuchstaben, Schrift nichts ist. grenzt wird, esdasNichts gibt nur, weil irgendwo nicht eben esein Loch nurGenau wie gibt, weil esdurch einen- be Rand Nichts esnur alsGegensatz zumEtwas, gibt dem Nicht-Nichts. losophischen Aspekts des Nichts alsdialektisches Prinzip. Das Fläche. er schwarz-weiß.grafiert Leinwand Die erscheint alsweiße Hiroshi Sugimoto. In alten amerikanischen Kinosälen fota- der besipielhaft japanische Künstler »Reduktion« illustriert duktion«, »Nichts alsLücke« und»Nichts alsStatement«. Die Nächste Stationen sinddieThemenräume: »Nichts alsRe - Reduktion, Lücke und Statement er Wasser.wendet einen Steinblock. auf ligrafiepinsel Anstelle von ver Farbe beispielsweise schreibt seit 1995ein Tagebuch miteinem Kal- dem Unsichtbaren. Der chinesische Bildhauer Song Dong Eine Auseinandersetzung der ausstellenden Künstler mit volleres »Nichts Berwarten: lässtRaum alsUnsichtbarkeit«. lassen sich vor leere allem Räumebesichtigen. Geheimnis- Belgien, geboren. inMexico undarbeitet Erlebt City. förmig. Künstler wurde Der belgische 1959in Antwerpen, det. Wasser inallen Aggregatzuständen, fest,- flüssigundgas Eishockey,beim dannzueinem Wasserfleck, der verschwin- ten, der Eisblock wie immer kleiner wird, zueinem Puck wie einen Eisblock durch schiebt. dieStadt Wir können beobach- Jahr 1997 von 4:57 Minuten, ist Francis Alÿs zu sehen, der Leads toking Something Nothing). In einem Filmausdem Hier mich: beeindruckt Paradox Ma Praxis of - 1 (Sometimes »Nichts« kanneinfach ein Statement sein: Kunst Die des derMit »Lücke« der Betrachtung nähern wir uns dem phi Weiter geht es ins 1. OG. Im Raum A: »Nichts alsLeere« begeisterte Hobbyfliegerin. Modellbau, LuftfahrtundLuftbilder. Die Autorin ist nalistin fürGartenthemen,Architektur, Technik, Erfurt.SiearbeitetalsFach- undFotojour-der FH studierte Garten-undLandschaftsarchitektur an BeatrixDargel, Dipl.– Ing.(FH) RST Nichts - - 19 20 Kultur &Technik 1/2018 D Ende, hatsieden Wert 1, ander vorletzten in 10hat Stelle wie die Ziffer steht; steht in unserem Zahlensystem die1am der Wert einer Ziffer davon ab, wo ineiner Aufschreibung X –nicht ausdrücklich werden kundgetan muss. nichtwird benötigt, weil dasFehlen von Ziffern –hier von dargestellt durch »CXI«, die Zahl 101 ist dann »CI«. Null Die Werten C =100, X=10undI=1usw. Zahl Die 111wird Null zeigt dasfolgende imrömischen Beispiel System mitden IV =5–1ein verfeinertes System.) Entbehrlichkeit Die der Zwischenstufen 5, 50, 4= bei etwa 500 unddieSubtraktion System hattenzum ägyptischen siedurch Einführung der später aberauch bis zueiner Million erweitert. (Im Vergleich nurursprünglich Ziffern bis M=1000, den haben Bereich nerpotenzen von 1bis zueiner Million. Römer Die hatten Zahlensystem. hatten Hieroglyphen fürdieZeh- Ägypter Die steht.bol unddasrömische bilden Beispiele dasägyptische Symbole einen festen Wert, davon, unabhängig wo dasSym- systeme. den Bei Additionssystemen habendieverwendeten lungen unterscheiden: Additionssysteme undStellenwert- ohne sieaus. Grob kannmanzwei Klassen von Zahldarstel- Null istnicht Nichts Geschichte derNullinMathematik. noch diemoderneMathematik.EinkleinerStreifzugdurchDezimalsystem die Ihr Auftritterscheint unspektakulär–unddoch gäbeesohnedieNullwederdas Im Unterschied dazuhängtineinem Stellenwertsystem doch viele Kulturendoch viele vergangener Jahrtausende kamen ie Null magunsheute alsselbstverständlich erscheinen, Von Fritz Lehmann aber danicht klarwar, immer ganz um ob essich wirklich man tatsächlich eine Lücke in der Aufschreibung gelassen, Lückenproblemdas oben skizzierte auf: Zunächst hatte 60×60= 3600, 60×60×60=216 die Sechzig bildete.Basis Man hatalsodieStufen 1, 60, den. Man verwendete ein Stellenwertsystem, dort dessen bol. Eswurde wohl 1900und2000v. zwischen Chr.- erfun Mesopotamien, allerdings anderen miteinem völlig Sym- Das älteste einer Beispiel Platzhalter-Null findetmanin Die babylonische Null Abakus geholfen. zum Rechnen –dieRömer sich haben mitihrem ungeeignet los dargestellt werden. Außerdem sinddie Additionssysteme Zahlenraum, d.h. große Zahlen beliebig können problem- ist.größer Stellenwertsysteme haben einen unbegrenzten können keine Zahl darstellen, 10Millionen diegleich oder undauch beschränkte dieRömer Zahlenraum: dieÄgypter Additionssysteme gegenüber den Stellenwertsystemen ist der ist. Dasistdie Aufgabe der Platzhalter-Null. Ein Nachteil der deutlich machen, dassin101dieZehnerstelle nicht besetzt dieZahletwa Einhundertundeins darstellen will, muss man sie den Wert 10, 100 den bei Wert 100 usw. Wenn mannun 000, usw. Auch hier tritt

Abbildungen: Christof Gießler; Mehran Abjar; Bodleine Libraries University of Oxford Abbildungen: Christof Gießler; Mehran Abjar; Bodleine Libraries University of Oxford hört, alsovor der 1, sondern hinter der Neun. Null gewöhnlich nicht dort, wo sieder Größe nach hinge- tatur einer Schreibmaschine oder eines Rechners steht die nicht. Diesen Vorbehalt eswohl noch gibt heute: Auf der Tas- bedeuten.« Eine Zahl istdieNull fürihnalsooffensichtlich sie anderen /macht wirdt siedieselbigen fürgesetzt mehr seind bedeutlich nichts allein zehend /sondern /Die so gilt guren /1.2.3.4.5.6.7.8.9.0. /alsobeschrieben ersten Die neun 1524 schreibt er zudem System: »Darzugehören zehen fi- konnte.es lernen In seinem zweiten Rechenbüchlin imJahr teinischen verfasste, sodassjeder, der des Lesens mächtig war, bücher indeutscher Sprache anstattdes damalsüblichen La- gemacht. wardabei, Besonders wichtig dasser seine Rechen- Ries (1492–1559)umdie Verbreitung diesesSystems verdient inFlorenzfern verboten. sich immer noch dagegen. 1299wurden diearabischen Zif- leuten undbenutzt. gelernt allerdings wehrte Obrigkeit Die bekannt. Eswurde sehr baldvon den italienischen Geschäfts- System undseine Vorzüge gegenüber dem römischen System nacci, inseinem Abaci Liber (1202)dasindisch-arabische matiker Leonardo von Pisa(um1170–1240), genannt- Fibo im Bunde zusein. nach seinem Tod wurde Silvester verdächtigt, mitdem Teufel Kirche des Systems. warentschiedene Gegnerin Noch lange das noch keine nachhaltige Wirkung, denn diekatholische Umgang mitden indisch-arabischen Zahlen. Allerdings hatte Schriften, einen besonderen entwarf Abakus den undlehrte Jahrealso vier später. Erverfasste bedeutende mathematische zum Papst – Silvester II. – gewählt. aber schon 1003,Er starb ser Otto III. tätig. 998wurde von er Bischof Ravenna und999 alspersönlicherAb Lehrer 997warGerbert undBerater Kai- tem unddiedamitverbundenen Rechenmethoden kennen. Mathematik, Astronomie, dasindisch-arabische Zahlensys- den Bibliotheken von Córdoba haben. studiert Erlernte dort Wissenschaft kennenlernte. Als Muslim verkleidet er in soll der Anleitung des Bischofs Hatto von Vich diemuslimische erzogen.lac er sich Etwa nach 967begab Spanien, wo er unter 945 inder Auvergne geboren. Erwurde imKloster von Auril- führen versucht. wurde alsKind Gerbert Eltern armer etwa ter II., dasindisch-arabische Zahlensystem inEuropa einzu- von Gerbert Aurillac (ca. 945–1003), der spätere Papst Silves- und von den nach EuropaArabern gebracht. Als Erster hat Unser Dezimalsystem wurde von den Indern entwickelt Das indisch-arabische Zahlensystem Kennzeichnung einer Lücke benutzt wurde. erkennt man daran, dass es auch in anderen Kontexten zur rechts). Dass diesesSymbolnicht alsZahl gesehen wurde, le tatsächlich eine Ziffer stehen könnte (siehe Abbildung Pfeile –ein, umdeutlich zumachen, dassandieser Stel- handelte, Zeichen manein spezielles – zwei führte kleine eine Lücke oder nur um eine nachlässige Aufschreibung In Deutschland hatsich der sprichwörtlich bekannte Adam Etwa zweihundert Jahre später machte der große Mathe- heutigen Pakistan gefunden wurde Li- undinder Bodleian im Bakshali mathematisches Lehrwerk, Dorf das1881beim ten ckung einer noch älteren Null. Sie erscheint imsogenann- der Universität Libraries Bodleian Oxford überdieEntde - bodscha, Anfang des 7. dasauf wurde. Jahrhunderts datiert einem alsK-127 bezeichneten Er fandesauf Artefakt inKam- folgreiche Suche nach einem älteren Auftreten des Symbols. Amir Aczel inseinem Buch schildert Finding seine Zero er dasJahr 860n.auf Chr. datiert. Der Mathematiker und Autor östlich von inIndienAgra nachzuweisen. Text Dieser wird in einer Inschrift aneinem kleinen Tempel inGwalior süd- man der Meinung, das früheste Auftreten dieses Symbolssei benutzten kreisförmigen SymbolsfürdieNull. Lange war Im steht Englischen »figure« bis heute für»Ziffer«. gura«, dadieNull nicht zuden »Figuren« von 1bis 9gehört. Unser Wort »Null« leitet sich abvom Lateinischen »nulla fi- in Italien – »cifra« Vorbild fürdie Worte »Ziffer« und»zero«. Leere, Nichts. wurde Daraus den bei arabisch »sifr«,Arabern Wurzeln inIndien. standdas Im Sanskrit Wort »sunya« für Auch die für die NullWörter haben zum großen Teil ihre Wörter undSymbolefürdieNull die Verwendung derPlatzhalter-NullinForm einesPunkts. n.Chr.) 300 zeigteinesderfrühestenBeispielefür Manuskript (ca. einer Platzhalter-Null.Unten:DerAusschnitt ausdemBakshali- dieLücke Oben: ZweikleinePfeilemarkierteninMesopotamien Am 14. September 2017berichteten Wissenschaftler der Eine eigene Geschichte des von istdieEntwicklung uns , Birkenrinde Bakshali-Manuskript geschriebenes ein auf 13 Das babylonische Lückenzeichen 0 Nichts - 21 21 22 Kultur & Technik 1/2018

brary der Universität Oxford aufbewahrt wird. Das Manu- skript entstand in der Zeit um 200 bis 400 n. Chr.

Kardinale und ordinale Null Neben der Platzhalter-Null gibt es wie bereits erwähnt die kardinale Null und die ordinale Null. Beide findet man be- reits bei den Maya. Die Maya nutzten viele unterschiedliche Symbole für die Null: häufig eine Muschel, manchmal auch anthropomorphe Bilder. Die kardinale Null gibt die Anzahl der Elemente in einer leeren Menge wieder. Diese Null wird von den Maya benutzt, wenn von bestimmten Objekten, von denen es eine endliche Anzahl geben könnte, keines vorhan- den ist. Wir kennen sie zum Beispiel von den Sportergebnis- sen: hat eine Mannschaft ein Spiel 1:0 gewonnen, dann ist kein Gegentor gefallen. Bei einem Ergebnis 0:0 ist überhaupt kein Tor gefallen. Diese Bedeutung dürfte auch mitschwin- gen, wenn man jemanden als »komplette Null« bezeichnet. Die kardinale Null gehört zu den Kardinalzahlen mit denen man einfache Additionen und zum Teil auch Subtraktionen durchführen kann. Außer dieser kardinalen Null nutzten die Maya auch die ordinale Null, die am Anfang einer Zählung steht. So hatte der erste Tag eines Monats bei den Maya die Nummer Null. Der vierte Tag eines Maya-Monats wäre nach unserer Zäh- lung daher der fünfte Tag.

Die Null als Zahl Um als vollwertige Zahl zu gelten, müssen mit der Null die vier Rechenoperationen Addition, Subtraktion, Multiplikati- on und Division möglich sein. Auch dazu wurden die ersten Überlegungen in Indien angestellt. In einem seiner Werke stellt Brahmagupta fest, dass jede Zahl von sich selbst sub- trahiert Null ergibt, dass die Summe aus einer negativen Zahl und Null negativ, aus einer positiven Zahl und Null positiv ist. Subtrahiert man eine negative Zahl von der Null ist das Ergebnis positiv und umgekehrt. Diese Regeln erinnern an die Axiome einer additiv geschriebenen Gruppe. Auch dort nennt man das neutrale Element »Null«, obwohl die Elemen- te der Gruppe keine Zahlen sein müssen, sondern zum Bei- spiel Bewegungen sein können. Auch der indische Mathematiker Mahavira (um 830) stell- te Regeln für die Addition und die Subtraktion mit der Null zusammen und bemerkte außerdem, dass Null multipliziert mit einer Zahl immer Null ergibt. Addition, Subtraktion und Multiplikation mit der Null sind also schon seit langem bekannt. Problematisch war – und ist – die Division. Mahavira meinte, eine Zahl bleibe unverändert, wenn sie durch Null geteilt werde. Brahma- gupta behauptete, Null geteilt durch Null sei nichts. Bhaska- Oben: Die Maya nutzten sowohl die ordinale wie ra II schrieb: »Eine Menge geteilt durch Null wird zu einem auch die kardinale Null, die sie als Schnecke dar- Bruch, dessen Nenner Null ist. Dieser Bruch wird als unend- stellten. Unten: Papst Silvester hatte sich in jungen liche Menge bezeichnet. An dieser Menge gibt es keine Ver- Jahren mit den arabischen Rechenmethoden beschäftigt und wurde dafür nach seinem Tod als änderung, obwohl viel hinzugefügt oder abgezogen werden

Verbündeter des Teufels gebrandmarkt. kann.« Abbildungen: wikimedia.org; Universitätsbibliothek Heidelberg Abbildungen: wikimedia.org; Universitätsbibliothek Heidelberg + 1=2 Zum würde Beispiel dieZahl 43dargestellt durch 2 Binärsystem erfolgen, einem Stellenwertsystem 2. zurBasis einfachsteDie Darstellung der natürlichen Zahlen kannim Buchstaben,zum Beispiel Texte, Bilder undauch Zahlen. Computer Informationen unterschiedlicher dargestellt,Art und »Oder« angewendet werden. Aus diesen Bits werden im logischen Wert, »Nicht«, den dieOperationen auf »Und« eigentlich nicht alsZahl ansehen; eshandelt sich umeinen »Falsch« (1oder 0)annehmen. Aber den Wert 0kannman te Informationseinheit, undeskanndie Werte »Wahr« oder ten. Auf der untersten istdasBit Ebene logischen diekleins- ist es interessant, die Rolle der Null im Computer- zu betrach Da Computer heute Lebensbereiche infastalle vordringen, Computer unddieNull Null einfach verboten ist. werdenDivision dadurch vermieden, durch dassdieDivision gleichberechtigte Zahl dieSchwierigkeiten akzeptiert; mitder gen, dassdieComputer nicht rechnen: mathematisch richtig für das überraschende Auftreten einer Null lie- kann darin ten Befehlen unterschiedlich verhalten. Ein weiterer Grund und eine mitnegativem Vorzeichen –,- diesich bestimm bei zweispiel Nullen –eine Null gibt mitpositivem Vorzeichen der Yorktown zumStehen. Computer einfach gestoppt, undsokamen dieMaschinen Durchführung durch einer Division Null habendamalige den ein Divisor WertBetriebs Null erhalten hat. der Bei vorkommen. kannesvorkommen, Dabei dasswährend des Befehle,auch arithmetische insbesondere auch Divisionen Maschinenbefehlen, unter denen organisatorischen neben der Maschinenrung zuständigist, Tausend besteht ausvielen folgt geschehen:wie DasProgrammsystem, das für dieSteue- dige Software zum Absturz gebrachthatte. Daskannleicht dass eine Null diefürSteuerung der Maschinen zustän- Tage außer Betrieb. Nach längerer Suche fandmanheraus, musste ineinen Hafen geschleppt werden undwarmehrere die Maschinen aus. DasMilliarden teure Dollar Kriegsschiff US-Kreuzer Yorktown vor der Küste von Virginia plötzlich lerquelle. Ein Beispiel: Am 21. September 1977fielen beim dere auch fürdieDivision. Hier istdieNull eine häufige Feh- Maschinenbefehle, esspezielle diesen Zahlen gibt insbeson- schiedlichen Ausprägungen. FürdieRechenoperationen mit stellungen vor, derselben Maschine inunter auf häufigsogar schaftliche Aufgabenerforderlich. unterscheiden. Letztere sindbesonders fürtechnisch-wissen- kannmanFestkomma-Zahlenbei undGleitkomma-Zahlen aus. Eswerden komplexere Zahldarstellungen benötigt. Da- werdenführt sollen, reichen dienatürlichen Zahlen nicht Null offensichtlich alsPlatzhalter imEinsatz. In der heutigen Mathematik dieNull wird weitgehend als Ein anderes Problem kannentstehen, wenn- eszumBei Selbstverständlich kommt auch dieNull indiesen Dar Für dieBerechnungen, einem Computer- ausge dieauf 5 +0×2 4 +2 3 +0×2 2 +2 1 +2 0 =(101011) B . Hier istdie 5 +2 3 +2 - - 1

für Mathematiker undInformatiker. lysis. Null Die istalsoauch heute noch eine Herausforderung wird, beispielsweise inder sogenannten Non-Standard-Ana- reich sozu erweitern, durch dassdieDivision Null möglich den sondern ergibt Wert »Unendlich«. durchDivision einen Fehler, Null dannnicht mehr auf führt Zahlen imComputer den Wert »Unendlich« eingeführt. Eine (IEEE) hatineinem Normvorschlag fürdieDarstellung von dass eine sehr kleine Zahl plötzlich zuNull wird. abgerundet Es kommt zuRundungen vielfach oder Abschneidungen, so Zahl Null.Berlin2000. Zahl Charles Seife,ZwillingderUnendlichkeit –eineBiographieder Brian Rotman,DieNullunddasNichts. Berlin2000. am Mainerschienen). Ausgabe von1574, diebeiChristianEgenolffsErbeninFrankfurt Adam Ries,Rechenbüchlin. Franckf. (UnveränderterNachdruck der –EineKulturgeschichte undZiffer derZahl. Karl Menninger, Zahlwort Robert Kaplan,DieGeschichte derNull.München 2004. New York 1987. Georges Ifrah,Universalgeschichte Frankfurt, derZahlen. thematischer Wahrheit. Hamburg1999. –AufdenSpurenma- John D.Barrow, EinHimmelvollerZahlen Amir D.Aczel,FindingZero.NewYork 2015. Zum Weiterlesen Auch inder Mathematik es gibt Ansätze, den Zahlenbe- andElectronics Engineers Electrical Das Institute of schüler fürMathematik. des Deutschen MuseumsundbegeistertGrund- führt gelegentlich durch dieInformatik-Abteilung Bundeswehr München. Heute hälteru. a. Vorträge, der und BetriebsprogrammeanderUniversität bis 2003ProfessorfürSystemprogrammierung Professor Dr. Fritz Lehmann, RST Nichts 23 24 Kultur &Technik 1/2018 D siert werdensiert können. schen Schaltungen alle Aussagen der reali Booleschen Logik - inden USAgezeigt,(MIT) dassdurch solche elektrotechni- ner Masterarbeit amMassachusetts Technology Institute of mechanische Schalter. Drei Jahre zuvor hatte Shannon in sei- im Deutschen Museum steht, hatte nur 2000elektro etwa - die 1941erbaute undimKriegzerstörte Z3, deren Nachbau abgegrenzte unddiskrete Einheiten, Zahlen, verarbeitete), ger Digitalrechner (digital, weil er digitale, alsovoneinander Computer gebaut haben. Konrad Zuses erster funktionsfähi- Tausende Schalter miteinander verkabelt undsodieersten nem Hunderte Jahrhundert halben lediglich oder wenige Mikrochips während integriert, Techniker vor mehr alsei- heißt dann»0«. ker heute oft als»1«, »aus«fließtkein bei Strom, der Zustand »ein« fließtStrom und diesen Zustand schreiben Informati- »aus« stehen, soöffnen bzw. schließen sieStromkreise. Bei des Buchs lautete:| Aus Ein . »ein« oder Schalter können auf de E. Shannon erschienen imJahr 2000undder Untertitel zurKommunikations-ten von Clau- undNachrichtentheorie Von Rudolf Seising einen Zustandbezeichnen oder als»Nullzeigerin«aufnichts verweisen. In derInformatikspieltdieNulleinewichtige Rolle.Siekannbeispielsweise An oderaus Heutzutage werden Milliarden viele Schaltelemente auf auf den Deckel des Buchsauf gedruckt. Ausgewählte- Schrif ie 0 und die1waren groß und in »Computerschrift« der »0«bezeichnet, während er die wahre Aussage mitdem nen Schalter, alsokein Stromfluss, unddiesmit identifiziert ineinerbeit Tabelle zeigte, diefalsche Aussage mitdem offe- wahrer undfalscher Aussage andererseits in seiner Masterar offenemzwischen undgeschlossenen Schalter einerseits und computer. Interessanterweise hatShannon, alser die Analogie auch in den USAdie ersten- so entstanden Digital balddarauf schen Schaltungen Maschinen« »logische bauen konnte und entsprechend durch deren Addition. sagen berechnet unddieDisjunktion (dasinklusive »ODER«) durchLogik die Multiplikation der Wahrheitswerte der Aus - junktion (das»UND«)von Aussagen inder wird Boole’schen Negation einer Aussage istdieDifferenz zurEins. Kon Die - diese Wahrheitswerte mit »0« für falsch und »1« für wahr. Die falsch, esnicht. Möglichkeit eine dritte gibt benannte Boole Mathematiker durch. nichtdamit gar einverstanden, doch setzten sich dieanderen Peanoeppe undanderen weiterentwickelt wurde. war Boole zurück,sagenlogik der von John Venn, Charles Peirce, Gius- Mathematiker Kalkül begründeten George Boole der Aus- Shannons zeigte,Arbeit manmitHilfe von wie - elektri In der Aussagenlogik sind Aussagen entweder wahroder Boole’scheDie den 1847vom englischen geht auf Logik -

Abbildungen: Christof Gießler Abbildungen: Christof Gießler · 2 Potenz steht, also für 2 oder Einsen (z. verabreden,wir dass jede Stelle einer Folge ausacht Nullen bini: jezwei). lassen So sich z. werdenarbeitet vom –manspricht Binärcode (lateinisch Zeichenmöglichen imDigitalcomputer dargestellt undver istNull unddarum de egal hier nur ein Name. chen benanntwerden können, LundO, etwa istdasimGrun- die auch anders benützt oder durch herum andere ganz Zei- Bezeichneraber dadiebeiden Ziffern 0und1lediglich sind, die »1«schrieb. istheute Gängig diegegenteilige Zuordnung, geschlossenen Schalter, alsoStromfluss undhier identifizierte se 00100011, denn 35=0·2 usw. inder Zahl Die Binärschreibwei 35beispielsweise ergibt - »Keine Daten« bedeuten also nicht »null«. ger (in C++ »nullptr«), wird.nichts durch verwiesen den auf eine Speicheradresse bedeutet. Man hier spricht vom Nullzei- einen bestimmten Wert,auf der nicht 0sein muss, sondern In manchen Computersprachen verweist der Nullwert NIL nannt wird, muss von der Zahl Null unterschieden werden. »Nullwert«, der manchmal (z. kann, imanderen Fall istder Wert (noch) unbekannt. Dieser Im eskeinen einen Fall gibt Wert werden der hier zugewiesen matik, z. B. Datenbanken bei streng auseinander zuhalten: tiert, oder (noch) nicht daist. sindinder Beide Fälle Infor null.« die Torte, abersieistnoch worden nicht geliefert –ebenfalls hat unsreingelegt. Auch dasistnull. Oder: Wir auf warten stellen, dasshier eine Torte ist, abersieistnicht da, dieTorte war keine Torte, daswardieNull. Oder: Wir können unsvor ›keine Torte‹? eine Torte Esgab aber diewaraufgegessen, das haben eine Torte, teilen.‹ unddiewollen wir Was war aber mit Bruchrechnung anfingen, hatte dieLehrerin gesagt: ›Wir nes Mädchen von der Null »Als sieinder fasziniert: Schule niederländischen Roman von Arnon Grünberg istein klei- Null hatabernoch andere Rollen inder Informatik. In einem bishermatik nur alsZustandsbezeichner kennengelernt. Die also einen Wert (nämlich 0)hat, sieinder Infor habenwir können. diese Weiseauf Daten alle imComputer verarbeitet werden weitereund viele Zeichen habeneinen Binär-Code, sodass 2 Als Folgen von solchen Nullen undEinsen können alle Die NullDie stehen, kannalsofüretwas nicht dasgar exis - Während dieNull inder Mathematik füreine Zahl steht, +1·2 1 +1·2

B. imerweiterten ASCCI-Code) füreine 2er- Forschungsinstitut des Deutschen Museumstätig. »Künstlicher Intelligenz«-Forschung. Zurzeitisterim vonmathematischen Theoriensammenhänge und Insbesondere interessierenihndiehistorischen Zu- ist Wissenschaftshistoriker und-philosoph. Dr. RudolfSeising 0 =32+021. Auch Buchstaben alle 0 = 1, 2 1, 7 +0·2 1 = 2, 2

B. Zahlen alle kodieren, indem

B. inPascal) auch »NIL«ge- 2 6 +1·2 = 4, 2 3 5 = 8, 2 RST +0·2 4 = 16, 2 4 +0·2 5 = 32 = 32 3 + 0 +0 - - - - Design Leichte, wetterfesteLounge-Sessel &-Sofas NEOZ kabelloseDesign-Tischleuchten und telefonisch:+49(0)8104647090 Oder direkt online:www.moonich.de 82054 SauerlachbeiMünchen Showroom: Kramergasse 32 Lust aufmehr?BesuchenSieuns! für Zuhause Nichts 25 Abbildungen: Christof Gießler · 2 Potenz steht, also für 2 oder Einsen (z. verabreden,wir dass jede Stelle einer Folge ausacht Nullen bini: jezwei). lassen So sich z. werdenarbeitet vom –manspricht Binärcode (lateinisch Zeichenmöglichen imDigitalcomputer dargestellt undver istNull unddarum de egal hier nur ein Name. chen benanntwerden können, LundO, etwa istdasimGrun- die auch anders benützt oder durch herum andere ganz Zei- Bezeichneraber dadiebeiden Ziffern 0und1lediglich sind, die »1«schrieb. istheute Gängig diegegenteilige Zuordnung, geschlossenen Schalter, alsoStromfluss undhier identifizierte se 00100011, denn 35=0·2 usw. inder Zahl Die Binärschreibwei 35beispielsweise ergibt - »Keine Daten« bedeuten also nicht »null«. ger (in C++ »nullptr«), wird.nichts durch verwiesen den auf eine Speicheradresse bedeutet. Man hier spricht vom Nullzei- einen bestimmten Wert,auf der nicht 0sein muss, sondern In manchen Computersprachen verweist der Nullwert NIL nannt wird, muss von der Zahl Null unterschieden werden. »Nullwert«, der manchmal (z. kann, imanderen Fall istder Wert (noch) unbekannt. Dieser Im eskeinen einen Fall gibt Wert werden der hier zugewiesen matik, z. B. Datenbanken bei streng auseinander zuhalten: tiert, oder (noch) nicht daist. sindinder Beide Fälle Infor null.« die Torte, abersieistnoch worden nicht geliefert –ebenfalls hat unsreingelegt. Auch dasistnull. Oder: Wir auf warten stellen, dasshier eine Torte ist, abersieistnicht da, dieTorte war keine Torte, daswardieNull. Oder: Wir können unsvor ›keine Torte‹? eine Torte Esgab aber diewaraufgegessen, das haben eine Torte, teilen.‹ unddiewollen wir Was war aber mit Bruchrechnung anfingen, hatte dieLehrerin gesagt: ›Wir nes Mädchen von der Null »Als sieinder fasziniert: Schule niederländischen Roman von Arnon Grünberg istein klei- Null hatabernoch andere Rollen inder Informatik. In einem bishermatik nur alsZustandsbezeichner kennengelernt. Die also einen Wert (nämlich 0)hat, sieinder Infor habenwir können. diese Weiseauf Daten alle imComputer verarbeitet werden weitereund viele Zeichen habeneinen Binär-Code, sodass 2 Als Folgen von solchen Nullen undEinsen können alle Die NullDie stehen, kannalsofüretwas nicht dasgar exis - Während dieNull inder Mathematik füreine Zahl steht, +1·2 1 +1·2

B. imerweiterten ASCCI-Code) füreine 2er- Forschungsinstitut des Deutschen Museumstätig. »Künstlicher Intelligenz«-Forschung. Zurzeitisterim vonmathematischen Theoriensammenhänge und Insbesondere interessierenihndiehistorischen Zu- ist Wissenschaftshistoriker und-philosoph. Dr. RudolfSeising 0 =32+021. Auch Buchstaben alle 0 = 1, 2 1, 7 +0·2 1 = 2, 2

B. Zahlen alle kodieren, indem

B. inPascal) auch »NIL«ge- 2 6 +1·2 = 4, 2 3 5 = 8, 2 RST +0·2 4 = 16, 2 4 +0·2 5 = 32 = 32 3 + 0 +0 - - - - Design Leichte, wetterfesteLounge-Sessel &-Sofas NEOZ kabelloseDesign-Tischleuchten und telefonisch:+49(0)8104647090 Oder direkt online:www.moonich.de 82054 SauerlachbeiMünchen Showroom: Kramergasse 32 Lust aufmehr?BesuchenSieuns! für Zuhause Nichts 25 26 Kultur &Technik 1/2018 D turwissenschaftlich längst nachgewiesen, längst turwissenschaftlich dassder Herzschlag lieren kann, wussten Musiker von jeher. Medizin Die hatna- empfunden wird. Dass Musik die Zeitempfindung manipu- eilend, teils undzäh, alslangsam alsnicht vergehenwollend, subjektive zunutze, Erfahrung dassZeit teils dahin- alsrasch mit Uhren messbar ist, eine Kunst-Zeit und macht sich die diedurchneben Konvention bestimmte objektive Zeit, die einen neuen.rhythmischer Schlag auf Doch Musik setzt tinuum undunumkehrbar. Ein Ton folgt dem anderen, ein Geschichte. von Vergangenheit, Gegenwart undZukunft –unddamitvon fürdieelementareist dieGrundlage menschliche Vorstellung machen. beherrschbar messen und denGestirne Zeitlauf Das Menschheit inKalendern zufassen gesucht, der dieden Lauf KontinuumDieses der Zeit dieHochkulturen haben der Pausen exakt definiert werden. Pausen exaktdefiniert Erst mitderVerschriftlichung vonMusikkonntennebendenTönen auch die Sind PausenMusik? Musik istZeitkunst. Wie dieZeit istauch Musik ein Kon- wechseln, Leben geboren, alles wird reift, altert, stirbt. ie Zeit vergeht. Dem Tag folgt die Nacht, die Jahreszeiten Von Bernd Edelmann von Genesung. zur Erschöpfung des Schamanen undzuersten Anzeichen können, undmitFußschellen. DaskannStunden dauern, bis melrhythmen, diebis zu240 Schlägen pro Minute erreichen ursacht haben, mitseinem monotonen Singsang, mit Trom- Trance beschwört er diebösen Geister, dieKrankheit ver ist er Magier, Arzt undMusiker ineiner Person. In ritueller Geisterwelt auf, umeinen Kranken zuheilen. Als Geistheiler Kulturen nimmtein Schamane Zentralasiens Kontakt zur dass der Ursprung von Musik Riten inmagischen liegt. In turen, die bis ins20. Jahrhundert bestanden, vermutet man, Wirkung. und Blutdruckwiderstand unterstützen diesephysiologische von 54Schlägen. Andere Haut Messgrößenelektrischer - wie Presto von 120 Viertelschlägen einem undsinktbei Largo 70 Pulsschlägen pro Minute steigt einem bei musikalischen sich dem Tempo der Musik anpasst. Der Mittelwert von etwa Nach dem von Befund steinzeitlichen, animistischen Kul- -

Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler Sind PausenMusik?

Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler Push. Clubmusik belegt Dabei nicht nur diephysiologische gen Musikstück werden. einen ständigen Tänzer Die erwarten mer. Ohne Pause kann eine lange Disconacht zueinem einzi- nipulation der Tonhöhe (Pitchbending) auch im- oder wie Bremsen oder Antreiben des Plattentellers (Scratching), Ma- schafft, von mit Überlagerung zwei undmehr Stücken, dem gut er dieÜbergänge von einem Musikstück zumnächsten Der ineinem Club danach auflegende DJwird beurteilt, wie Auch inunserer es Musik Lebenswelt gibt alsKontinuum. nahezubringen. zertpublikum Trommel- undXylophonrhythmen dem europäischen Kon- mit seiner Minimal Music dieKomplexität westafrikanischer lungslos, statisch. –Immerhin istesSteve Reich gelungen, dasfüreuropäischegebannt zuhört, wirkt Ohren- entwick Tanbura. Während dasheimische Publikum den Musikern präsenter Basston zusammen, ein Bordun, der auf gespielt geordnet.risch musikalischen Die Elemente hältein ständig sem Punkt rhythmisch-met- des Raga istdieZeitgliederung Kesseltrommeln, mithochkomplexen Rhythmen ein. Ab die- noch »zeitlosen« Vorspiel dieTabla, setzt bestehend auszwei tonartspezifischen musikalischen Phrasen. Erst nach diesem, rointervallen aufgebaute, genannte Raga ebenfalls Tonart, mit erimprovisiert 20Minuten undlänger, Mik- entfaltet dieauf den eines nordindischen Raga Sitarspielers. Zur Einleitung Diese Beispiele sindnicht Beispiele Diese soexotisch, sieanmuten. wie ZeitvorstellungDie istkulturell geprägt. Man höre einmal waren wie dieNotenzeichen.waren wie dass diePausenlängen genauso erstmals eindeutig definiert werden mussten. Um 1260wardieNotation soausgereift, migkeit drei undmehr Stimmenmiteinander koordiniert Konsonanzen der auf Entwicklung basierenden Mehrstim- Festlegung messbarer rational Zeitdauern erst, alsmitder Textegischen den Vortrag vorgab. Unverzichtbar wardie regulierten Rhythmus, weil das Sprechtempo der litur gorianische Gesang, brauchte noch keinen musikalisch ten. älteste Die Schicht abendländischer Musik, der gre- fremden Medium der aufgezeichnet Schrift werden konn- die Tonhöhen dieTondauern wie von Musik indem ihr sind.lich notiert EshatJahrhunderte gedauert, bis sowohl von Musik sindzuverlässig nur möglich, wenn- sieschrift nuum stören? Aussagen überdiehistorische Entwicklung Wie kamen alsodiePausen indieMusik, diediesesKonti- Die Pause alsEreignis keine Pause zu. Minuten, Zeit dieknappe undder durchlaufende lassen Beat zum Ende durch. Ein Popsong selten länger dauert alsfünf Praeludium, eine Fuge von Bach läuft, einmal angestoßen, bis dasKontinuumDoch auch fürsiegilt alsGrundprinzip. Ein sich zuungeahnten ästhetischen Höhen aufgeschwungen hat. sikalischen Zwecken befreit hat, »autonom« geworden istund tur besonders stolz darauf, dassMusik sich von außermu- brauchsmusik. Demgegenüber istdieeuropäische Musikkul- –,Einkauf manvon spricht funktionaler Musik oder Ge- schaftlichen Tuns Riten, ist–seien esmagische Tanz oder sie fehlt, ohnedasser einen Grund könnte. angeben zept, dassder sensible Kunde fühlt, sich unbehaglich wenn zum derart HintergrundmusikDiese gehört Verkaufskon - gerechnet!), und Corellis Bells« »Jingle Weihnachtskonzert. angebotene Mischungindustriell Nacht« aus»Stille (aus- animieren. Die Vorweihnachtszeit istnahe, unddamitdie fühlen undsanfteinlullende Stimmungsmusik ihnzumKauf minute, per zu 180Beats umdasReizniveau zuhalten. minute, per mit 120Beats amfrühen Morgen braucht esbis Reizes mitder Zeitdauer. Ein Abend üblicherweise beginnt Wirkung von Rhythmen, sondern auch dasNachlassen des Wenn die Musik nur untergeordneter Teil- eines gesell Oder Musik inKaufhäusern. Der Kunde sich soll wohl- Nichts - 27 28 Kultur & Technik 1/2018

sind, - su - sto Je

nichts Ver-dammliches an denen, die in Chri nichts, nichts, nun Es ist und gab seinen Geist auf.

und gab seinen Geist auf.

Die Notation Abb. 1 (oben) Motette Jesu meine »So ist nu nichts Verdamlichs an denen / steckte die Grenze Freude von Johann Sebastian Bach. die in Christo Jhesu sind / die nicht nach dessen ab, was kom- Abb. 2 (unten) : Sieben Worte Jesu dem Fleisch wandeln / sondern nach dem positorisch möglich am Kreuz von Heinrich Schütz. Geist.« (Römer 8,1). Es ist dies eine zentra- war, und es gab le Stelle für Luthers Rechtfertigungslehre, viele innermusikalische Gründe, Pau- Johann Sebastian Bach hat sie in seiner Begräbnis-Motette sen zu setzen: das Reduzieren eines »Jesu meine Freude« vertont (siehe Abb 1.). vierstimmigen Satzes auf drei Stimmen, Bach erweitert den Bibeltext und wiederholt zweimal das bei Großformen wie Sinfonien das Abgrenzen der Formteile, Wort »nichts«, das gar kein alleinstehendes Wort ist, sondern wie es von Haydn bis Schostakowitsch alle Sinfoniker prak- dem Hauptwort »Verdammliches« zugeordnet. Mit der Pau- tizierten. Dieser Normalfall von Pausen soll uns nicht weiter sensetzung komponiert Bach also das abstrakte »Nichts«, in- beschäftigen, sondern vielmehr die Pause als musikalisches dem – nach dem Wort – tatsächlich nichts erklingt. Das erste Ereignis. »Nichts« im Forte hallt in dem zweiten »Nichts«, im Piano, Beethoven war ein Meister der überraschenden Pause. wie ein Echo nach. Erst beim dritten Ansatz wird der unter- Dazu eine kleine Geschichte. Der musikalische Papst Be- brochene Satzzusammenhang, sowohl als sprachlich-gram- nedikt XVI. hatte Chor und Sinfonieorchester des Baye- matisches wie musikalisches Kontinuum, wiederhergestellt. rischen Rundfunks in den Vatikan eingeladen. Das Kon- Eine kaum überblickbare Fülle von Beispielen gibt es für zert in der großen Audienzhalle »Paolo VI.« im Oktober die Pause als musikalisches Symbol des Todes. In Anleh- 2007 leitete Mariss Jansons. Hauptwerk war Beethovens nung an die antike Rhetorik Quintilians nannte man diese 9. Sinfonie mit Schillers Ode an die Freude im Finalsatz. Mit Pause »Aposiopesis«, wörtlich: das Verstummen. Die spezi- grandioser Steigerung hat Beethoven komponiert: »und der fische musikalische Bedeutung ist die einer Generalpause, Cherub steht vor Gott, — vor Gott, — vor Gott!« Fortissi- das heißt: das ganze Ensemble schweigt. Dieses Schweigen mo. Pause. der Musiker lässt sich steigern, wenn zu der Pause noch eine Da bricht, mitten in der Generalpause, spontan ein ita- Fermate hinzukommt. Denn die beliebig lange Dauer einer lienischer Beifallssturm los. Der vorne zentral thronende Fermate setzt auch die latent weiterlaufende Taktordnung Papst winkt besänftigend nach hinten ab. Doch der leise Be- außer Kraft. Besonders sinnfällig wird das beim Kreuzestod ginn des folgenden Marsches geht unter. Die frommen Pilger Jesu in Passionsvertonungen. In den Sieben Worten Jesu am hatten Beethovens Absicht nicht erfasst, der dramatischen Kreuz von Heinrich Schütz steht nach dem Kadenzschluss Steigerung einen größtmöglichen Kontrast entgegenzuset- von »und gab seinen Geist auf« ein leerer Takt (siehe Abb. 2). zen. (Für die DVD-Veröffentlichung wurde der Beifall her- Das Kontinuum der Musik steht für das Leben, der Abbruch ausgeschnitten, die musikalische Fehlstelle wohl mit einem symbolisiert den Tod. Probenmitschnitt gefüllt.) Eine neue Dimension erreicht die Pause in semantischer Stille im Angesicht des Todes Deutung. Ein Höhepunkt fällt in die Barockzeit, die allge- Natürlich kann auch Bach in der Matthäus-Passion und der mein eine Vorliebe für Emblemata, Symbole, Allegorien und Johannes-Passion auf diesen Effekt nicht verzichten. Nach Analogien hatte. Da die Musik als »Klangsprache« verstan- den Worten des Evangelisten »Und neigete sein Haupt und den wurde, lag es nahe, Begriffe aus der Rhetorik auf die Mu- verschied« folgt stets eine Pause. Man hat sich neuerdings sik zu übertragen. angewöhnt, nach diesem Rezitativ eine extra-lange Pause Die Pause, als Negation des klanglichen Kontinuums, galt eintreten zu lassen, damit das gottferne Publikum durch die als musikalischer Ausdruck von Stille, Abschied, Untergang, plötzliche Stille wenigstens eine Ahnung von Bachs theologi- Tod. Zum 500. Jahrestag von Luthers Thesenanschlag sei es scher Intention bekommt.

erlaubt, aus dessen Übersetzung des Römerbriefs zu zitieren: Diese Aposiopesis lebt in der Oper weiter. Es gibt zwei Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler 30 Kultur & Technik 1/2018 III. In futurum Zeitmaß – zeitlos 5

tutto il canzone con espressione e sentimento ad libitum, sempre, sin al fine!

5.9.2001 5.2.03 5.7.05 5.1.06 5.2.11 5.7.12 5.10.13

Start 5.7.10 5.7.04 5.5.06 5.7.08 5.2.09 5.8.11

8va bassa

Abb. 4 (oben): Fünf Pittoresken ker, denn der Titel »In Futurum« eröffnet op. 31 von Erwin Schulhoff eine unauslotbare Bedeutungstiefe: die Abb. 5 (unten): ORGAN2/ASLSP von Vision einer Musik, die ohne Töne aus- John Cage. kommt und als Negation, allein durch Stille, gegen den Lärm der Geschütze be- kannt geworden, die stehen will – ein Optimismus aus Verzweiflung. musikalischen Werke – Wie soll man dieses Klavierstück aufführen? Auf Youtu- abgesehen von Schwit- be »dauert« das Stück zwischen 1:28 und 1:40 Minuten. Der ters’ Ursonate – kennt Pianist sitzt also am Flügel und berührt die Tasten, ohne sie man kaum. niederzudrücken. Dabei hilft ihm die Notation: Den Bass- Der Deutschböhme schlüssel im oberen, den Sopranschlüssel im unteren System Erwin Schulhoff hat- kann er mit überkreuzten Händen »spielen«. te mit George Grosz in Dresden eine Dada- Musiker, die nichts spielen Gruppe gegründet. Um die hehre Kunst Bekannter als Schulhoffs Klavierstück ist das ominöse von ihrem hohen Sockel herunterzuholen, schrieb er Kla- 4‘ 33‘‘ von John Cage. Es ist dreisätzig und soll 4 Minuten 33 vierstücke mit Jazzrhythmik und -melodik, also Unterhal- Sekunden dauern. Diese Zeitangabe hat Cage dem chinesi- tungsmusik für den Konzertsaal. Die Sätze seiner Fünf Pitto- schen Orakelbuch I Ging entnommen. Auf dem Notenblatt resken op. 31 von 1919 sind Foxtrott, Ragtime, One-Step und steht nur: »I TACET – II TACET – III TACET«. Ein »Tacet« Maxixe, letzterer ein heute vergessener Tanz aus Brasilien, steht normal in den Noten, wenn ein einzelnes Instrument der durch ein schlüpfriges Berliner Couplet populär war. Das in einem Stück, z. B. einem Menuett-Trio, nicht mitzuspie- dritte Stück, zwischen den modernen Tanzstücken stehend, len braucht. Cage aber stellt alles frei: in beliebiger Besetzung hat den rätselhaften Titel »In Futurum« (siehe Abb.4). Es ist spielt ein Musiker – oder mehrere – nichts. Die Idee kam eine Nichtmusik, die nur aus Pausen besteht. Cage in einem schalltoten Raum. Statt der erwarteten abso- Schulhoff hat diese Stille sorgfältig notiert. Er verwendet luten Stille hörte er tiefe und hohe Geräusche, die sein Blut- alle Sorten von Pausen, ganze Pausen bis 1/32stel-Pausen, kreislauf, der Herzschlag und sein Gehirn erzeugten, das eine und zwar synkopisch, so dass auch diese Pausen (nicht erklin- absolute Stille nicht zulassen wollte. So kehrte er mit 4‘ 33‘‘ gende) jazzartige Rhythmen haben. Die Tempoangabe »Zeit- die Konzertsituation um. Die Musiker sind so still, wie man maß-zeitlos« ist der denkbar größte Kontrast zu den umge- das im Konzert vom Publikum erwartet. Das Publikum wird benden Tanzrhythmen. Jeder Takt »stimmt« in sich, denn die unruhig und »aktiv«, weil nichts passiert. Seine von indischer Pausen summieren sich zu 4/4-Takten. Ins Absurde kippt das Philosophie und japanischem Zen-Buddhismus geprägte Ganze um, weil Schulhoff in der rechten Hand einen 3/5- Geisteshaltung hat Cage in dem Satz zusammengefasst: »Was Takt, in der linken einen 7/10-Takt vorschreibt. Unser No- mich viel stärker interessiert – weit mehr als alles, was pas- tensystem basiert auf der Zweierteilung der Notenwerte und siert – ist, wie es wäre, wenn nichts geschähe.« nicht auf dem Dezimalsystem. Auch die Vortragsanweisung Mit dieser Nichtmusik tun sich Urheberrechtler schwer. ist vollkommen sinnlos: »Den ganzen Gesang ausdrucksvoll Originalität als Hauptkriterium für urheberrechtlichen und mit Gefühl nach Belieben, immer, bis zum Schluss!« In Schutz kann man Cage schwerlich absprechen. Doch für den den exakt ausnotierten 29 Takten verlangt Schulhoff auch begriffshörigen Juristen gehören zumindest irgendwie geord- eine »Marschall Pause«. Niemand denkt bei einer »Gene- nete akustische Ereignisse zum »Wesenskern« der Musik. Ur- ralpause« ans Militär. Mit dem absurden Neuwort macht er heberrechtlich ist 4‘ 33‘‘ folglich nur als Pantomime geschützt. die alte Aposiopesis als musikalisches Todessymbol dada- Auch die längste Pause der Musikgeschichte gibt es bei

würdig. Dies Alles ist nicht nur ein grotesker Witz für Musi- Cage, seinem Orgelstück ORGAN2/ASLSP. Die Abkürzung Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler 30 Kultur & Technik 1/2018 III. In futurum Zeitmaß – zeitlos 5

tutto il canzone con espressione e sentimento ad libitum, sempre, sin al fine!

5.9.2001 5.2.03 5.7.05 5.1.06 5.2.11 5.7.12 5.10.13

Start 5.7.10 5.7.04 5.5.06 5.7.08 5.2.09 5.8.11

8va bassa

Abb. 4 (oben): Fünf Pittoresken ker, denn der Titel »In Futurum« eröffnet op. 31 von Erwin Schulhoff eine unauslotbare Bedeutungstiefe: die Abb. 5 (unten): ORGAN2/ASLSP von Vision einer Musik, die ohne Töne aus- John Cage. kommt und als Negation, allein durch Stille, gegen den Lärm der Geschütze be- kannt geworden, die stehen will – ein Optimismus aus Verzweiflung. musikalischen Werke – Wie soll man dieses Klavierstück aufführen? Auf Youtu- abgesehen von Schwit- be »dauert« das Stück zwischen 1:28 und 1:40 Minuten. Der ters’ Ursonate – kennt Pianist sitzt also am Flügel und berührt die Tasten, ohne sie man kaum. niederzudrücken. Dabei hilft ihm die Notation: Den Bass- Der Deutschböhme schlüssel im oberen, den Sopranschlüssel im unteren System Erwin Schulhoff hat- kann er mit überkreuzten Händen »spielen«. te mit George Grosz in Dresden eine Dada- Musiker, die nichts spielen Gruppe gegründet. Um die hehre Kunst Bekannter als Schulhoffs Klavierstück ist das ominöse von ihrem hohen Sockel herunterzuholen, schrieb er Kla- 4‘ 33‘‘ von John Cage. Es ist dreisätzig und soll 4 Minuten 33 vierstücke mit Jazzrhythmik und -melodik, also Unterhal- Sekunden dauern. Diese Zeitangabe hat Cage dem chinesi- tungsmusik für den Konzertsaal. Die Sätze seiner Fünf Pitto- schen Orakelbuch I Ging entnommen. Auf dem Notenblatt resken op. 31 von 1919 sind Foxtrott, Ragtime, One-Step und steht nur: »I TACET – II TACET – III TACET«. Ein »Tacet« Maxixe, letzterer ein heute vergessener Tanz aus Brasilien, steht normal in den Noten, wenn ein einzelnes Instrument der durch ein schlüpfriges Berliner Couplet populär war. Das in einem Stück, z. B. einem Menuett-Trio, nicht mitzuspie- dritte Stück, zwischen den modernen Tanzstücken stehend, len braucht. Cage aber stellt alles frei: in beliebiger Besetzung hat den rätselhaften Titel »In Futurum« (siehe Abb.4). Es ist spielt ein Musiker – oder mehrere – nichts. Die Idee kam eine Nichtmusik, die nur aus Pausen besteht. Cage in einem schalltoten Raum. Statt der erwarteten abso- Schulhoff hat diese Stille sorgfältig notiert. Er verwendet luten Stille hörte er tiefe und hohe Geräusche, die sein Blut- alle Sorten von Pausen, ganze Pausen bis 1/32stel-Pausen, kreislauf, der Herzschlag und sein Gehirn erzeugten, das eine und zwar synkopisch, so dass auch diese Pausen (nicht erklin- absolute Stille nicht zulassen wollte. So kehrte er mit 4‘ 33‘‘ gende) jazzartige Rhythmen haben. Die Tempoangabe »Zeit- die Konzertsituation um. Die Musiker sind so still, wie man maß-zeitlos« ist der denkbar größte Kontrast zu den umge- das im Konzert vom Publikum erwartet. Das Publikum wird benden Tanzrhythmen. Jeder Takt »stimmt« in sich, denn die unruhig und »aktiv«, weil nichts passiert. Seine von indischer Pausen summieren sich zu 4/4-Takten. Ins Absurde kippt das Philosophie und japanischem Zen-Buddhismus geprägte Ganze um, weil Schulhoff in der rechten Hand einen 3/5- Geisteshaltung hat Cage in dem Satz zusammengefasst: »Was Takt, in der linken einen 7/10-Takt vorschreibt. Unser No- mich viel stärker interessiert – weit mehr als alles, was pas- tensystem basiert auf der Zweierteilung der Notenwerte und siert – ist, wie es wäre, wenn nichts geschähe.« nicht auf dem Dezimalsystem. Auch die Vortragsanweisung Mit dieser Nichtmusik tun sich Urheberrechtler schwer. ist vollkommen sinnlos: »Den ganzen Gesang ausdrucksvoll Originalität als Hauptkriterium für urheberrechtlichen und mit Gefühl nach Belieben, immer, bis zum Schluss!« In Schutz kann man Cage schwerlich absprechen. Doch für den den exakt ausnotierten 29 Takten verlangt Schulhoff auch begriffshörigen Juristen gehören zumindest irgendwie geord- eine »Marschall Pause«. Niemand denkt bei einer »Gene- nete akustische Ereignisse zum »Wesenskern« der Musik. Ur- ralpause« ans Militär. Mit dem absurden Neuwort macht er heberrechtlich ist 4‘ 33‘‘ folglich nur als Pantomime geschützt. die alte Aposiopesis als musikalisches Todessymbol dada- Auch die längste Pause der Musikgeschichte gibt es bei

würdig. Dies Alles ist nicht nur ein grotesker Witz für Musi- Cage, seinem Orgelstück ORGAN2/ASLSP. Die Abkürzung Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler Abbildungen: Bernd Edelmann; Christof Gießler jekt nichts gesagt. Erist1992 gestorben. der Philosoph des Nicht-Geschehenden, hatzudiesem Pro- nutzen. Aber wer weiß, John passiert! wasbis Cage, 2640alles schnittlich 91Jahre, alle manfürdie Wartung will der Orgel Klangwechsel istfürden 5. September 2020projektiert. Daten der Klangwechsel bisherigen bzw. Pausen. Der nächste angezeigt, der am Notenkopf ansetzt. Grafik enthält Die alle durch Haltebögen oder durch dasEnde des dicken Balkens Monate. In der Notengrafik sinddieTondauern entweder te vom 5. September 2001bis 5. Februar 2003, dassind17 alsPause.dem ersten gis1/h1/gis2 Klang Pause Diese dauer te manden freien dem zwischen Raum Violinschlüssel und 639Jahrese inder Partitur auf hochrechnete, interpretier es keine. Als mandiegrafischen Abstände der Klangereignis- vor. Klänge gehen Die fließend ineinander über. Pausen gibt Abb. 5). Jahrtausendwende, sondern erst am5. September 2001(siehe Orgel sich verzögerte, dasProjekt startete nicht schon zur Burchardi-Kirche erst instandzusetzen war und der der Bau als Zeitdauer fürdasCage-Stück. Weil diedafürvorgesehene tausendwende, nahmmandie639Jahre von 1361bis 2000 Großorgel erhalten. von Fasziniert der bevorstehenden Jahr Stück zubauen. Der Halberstädter Domhatte 1361eine erste ckelte sich dieIdee, inHalberstadt eine Orgelnur fürdieses ze ist desdie Lebensdauer Möglichen einer Orgel.- entwi So aufzuführen möglich« sei. wie langsam äußerste Die Gren- in Trossingen mandarüber, 1997diskutierte dieses»so wie Gerd Zacher 1987neu bearbeitet. einer Bei Orgeltagung stück, hatCage esfürden Organisten undKomponisten steht für»As SLow aSPossible«. Ursprünglich ein Klavier Das Stück hatacht Teile. Pause Die dazwischen, durch- Cages Notation keinerlei Zeitverhältnisse gibt rationale Musikplagiaten. Musikgeschichte Münchens. Ferner bei Gutachter Mozart, Wagner, StraussundOrffsowieüberdie und Venedig. Veröffentlichungen überHändel, Augsburg,Innsbruck dozent andenUniversitäten schaftlichen München. Gast- Institutder Universität Musikgeschichte undMusiktheorieamMusikwissen- biszurPensionierung 2012Dozentfür von 1982 Dr. BerndEdelmann, RST - - - - Kultur &TechnikDeutschesMuseum_DeutschesMuseum29.10.15 F. &Comp. Radspieler Nachf. T elefon 089/235098-0 Telefon 089/235098-0 Radspieler – Radspieler Einrichten www.radspieler.com Fax 089/264217 80331 München Hackenstraße 7 macht! Freude damit Seit 1841 Nichts Anzeige 31 32 Kultur & Technik 1/2018 Ein Abenteuer des Denkens

Warum ist überhaupt etwas und nicht einfach nichts? Die Frage nach dem Nichts führt an die Ränder und Abgründe des Wissens.

Von Karin Hutflötz

ie Frage »Warum?« gilt als Leitfrage der Philosophie. Vor „Dreißig Speichen tre en die Nabe; Dallem im Hinblick auf das Ganze von Welt und Wirklich- Die Leere dazwischen macht das Rad. keit gestellt, ist es eine Frage, die vorgibt, radikal grundlegend und einfach zu sein, aber genauer betrachtet schon vieles vo- raussetzt. Denn die Warum-Frage verlangt nicht nur die An- Lehm formt der Töpfer zu Gefäßen; nahme eines Grundes für das Sein, hat also die Negation des Die Leere darin macht das Gefäß. Nichts zur Prämisse, sondern setzt auch eine Gleichsetzung von Denken und Sein voraus: Selbst wenn wir nicht anders können, als diese Warum-Frage zu stellen und damit alles, Fenster und Türen bricht man in Mauern; was ist, infrage zu stellen, heißt das noch lange nicht, dass es Die Leere inmitten macht die Behausung. eine Antwort und ein solches Warum in Wahrheit gibt. Denn aus der schlichten Notwendigkeit des menschlichen Verstan- Das Sichtbare bildet die Form eines Werks. des, kausal zu denken, das heißt, Begründungen und Zusam- menhänge von Ursache und Wirkung überall zu suchen und Das Nicht-Sichtbare macht seinen Wert.“ zu finden und damit immer einen Grund zumindest anzu- nehmen, folgt nicht, dass die Dinge und Geschehnisse diesen Tao-de-king, ca. 4. Jh. v. Chr. Grund oder überhaupt eine (letzte) Ursache haben müssen. Und aus der bloßen Denkbarkeit des Nichts und der Existenz (Übersetzung Walter Jerven) dieses Begriffs kann auch nicht geschlossen werden, dass es das Nichts wirklich gibt. Die Frage nach dem Sein und seinem Gegenteil, dem Nichtsein als Nichts, durchzieht die abendländische Philo- sophie und Ideengeschichte von Anfang an. Bereits in der Vorsokratik (ca. 600 v. Chr.) stellte man erste philosophische Überlegungen an über die Natur der Dinge, bis hin zum lee- ren Raum. Während die einen, wie Parmenides von Elea (ca. 520–460 v. Chr.), davon überzeugt waren, dass es weder den Nichts 33

leeren Raum noch das Nichts geben könne, denn das Leere sei nichts und das Nichts könne nicht existieren – denn so- bald es existierte, wäre es ja nicht mehr nichts –, postulierten und begründeten frühe Denker, wie Demokrit von Abdera (ca. 460–370 v. Chr.), das Gegenteil. Das Nichts, verstanden als Leere oder Nicht-Seiendes, sei Voraussetzung dafür, dass es überhaupt etwas gäbe. Denn er verstand das Seiende zu- sammengesetzt aus Leere und Atomen, unteilbare Grundbau- steine, aus denen alles durch verschiedene Anordnung und Bewegung entstehe. Damit das in der gegebenen Vielfalt und Wandelbarkeit möglich ist, muss es leeren Raum dazwischen geben, so Demokrit, muss das Nichts konstitutiv sein für alles. Beide Denker kommen also auf der Suche nach letzten Wenn dies ist, ist jenes; Prinzipien und der Frage nach dem, was sich im Sein und Werden durchhält und insofern wahrhaft und wirklich ist, zu wenn dies entsteht, entsteht jenes. einer gegensätzlichen Auffassung und Deutung des Nichts, Wenn dies nicht ist, ist jenes nicht; etablieren aber damit den binären Code als Leitidee der west- wenn dies aufhört, hört jenes auf. lichen Metaphysik: Sein oder Nichtsein – als sei das die Frage! Es war die Frage nach dem Wesen oder Was-Sein der Buddha (Siddhartha Gautama), Dinge, nach dem Bleibenden im Wandel, nach dem ersten 563–483 v. Chr., aus dem Pali-Kanon und letzten Prinzip von dem, was ist, nach dem Ursprung der Dinge und der Natur im Ganzen, die der griechischen Philosophie und der aus ihr hervorgehenden Idee von Wis- senschaft die Blickbahn bereitete. Von der Antike bis heute, immerhin gut 2500 Jahre Kulturgeschichte, suchen wir unter der Prämisse, dass der Mensch – und zwar prinzipiell jeder Einzelne – kraft seiner rationalen Vernunft die Prinzipien des Alls und der Natur in Wahrheit erfassen könne, nach abstrakten Gesetzmäßigkeiten und zeitlosen Gewissheiten, an die wir auch heute noch (unabhängig davon, ob wir die- se verstehen und nachvollziehen können) tendenziell mehr glauben als an alles andere, was sonst Glaubwürdigkeit und den Status von Wissen beanspruchen könnte: zum Beispiel Erfahrungswissen und tradiertes Wissen, Offenbarungswis- sen oder Intuition. Nun wissen wir aus Erfahrung, dass wir die großen War- um-Fragen des Lebens oder die Grundfragen der Physik nicht beantworten können im Letzten, dass wir die Begriffe von Raum und Zeit, von Materie, Kraft und Energie, weder hin- reichend definieren können noch eine hinreichende Bestim- mung von Sein und Nichts (falls existent) möglich ist. Aber mit großer Selbstverständlichkeit gehen wir davon aus, dass alles, was ist, endlich ist (wenn es sich auch vielleicht unend- lich ausdehnt?) im leeren Raum. Wir bezweifeln nicht ernst- haft das durch die Wissenschaft vermittelte Bild vom Kosmos als ein sich ausdehnendes Etwas im leeren Raum und seinem zugrunde liegenden Narrativ von der binären Einteilung des Alls in Sein und Nichts. Diese eindeutig vorgestellte Unter- scheidung ist physikalisch inzwischen mehr als fragwürdig. Sei es, weil der leere Raum sich keineswegs als totales Nichts erweist, wie erwartet, da selbst das Vakuum nicht Nichts ist, sondern der Ursprung von neu entstehenden Teilchen sein kann; oder sei es, weil wir inzwischen vielfältiger differenzie- ren müssen hinsichtlich sichtbarer Materie und »dunkler« Nichts 35

Angst davor verbunden wird – wie in der Vorstellung vom schwarzen Abgrund innerer Verlorenheit bis zum physika- lischen Phänomen des Schwarzen Lochs, wo alles, was ist, selbst das Licht, genichtet wird –, bezeugt die Assoziation von Nichts mit reinem Weiß eher die Vorstellung von reiner Po- tenzialität und Neuanfang, religiös gewendet: von Erlösung und Auferstehung. Weiß zeigt nichts und lässt alles sein, ist die ideale Pro- jektionsfläche und Sinnbild positiver Leere: der freie Raum, der alles aufnehmen kann und nichts nimmt und hinzufügt. Deshalb wurde die Nichtfarbe Weiß mit dem Konzept des »white cube« zum Ausstellungsraum par exellence für zeit- Und hättest du den Ozean durchschwommen, genössische Kunst, da es deren Anspruch radikaler Origina- lität und künstlerischer Schöpferkraft aus dem Nichts offen- das Grenzenlose dort geschaut, bart. Mit ganz ähnlicher Absicht schuf der Künstler Kasimir so sähst du dort doch Well auf Welle kommen, Malewitsch bereits 1913 das Schwarze Quadrat auf weißem selbst wenn es dir vorm Untergange graut; Grund, eine Ikone der Moderne bis heute und ihrem Schritt zur Abstraktion: der Versuch, die Kunst vom Gewicht der du sähst doch etwas. Sähst wohl in der Grüne Dinge zu befreien, die Gegenstandslosigkeit zum Programm gestillter Meere streichende Delphine; zu machen, dem semantischen Nichts als Beginn und Ur- sprung von Kunst Form und Farbe zu geben: Er nannte sie sähst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne. »Nullform« und »Nullfarbe«. Es verstand sich als Ausdruck Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne, eines aus sich selbst schöpfenden Geistes und seiner Abstrak- den Schritt nicht hören, den du tust, tionskraft – dieselbe Kraft, die uns das Nichts und das Sein im Ganzen als die beiden Pole der Wahrnehmung und des nichts Festes nden, wo du ruhst. Wissens von Wirklichkeit sehen und denken lässt. Die radikale Idee einer »creatio ex nihilo« findet sich be- Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832 , reits im christlich tradierten Schöpfungsgedanken und ist Faust II, Kapitel 15 eng verknüpft mit der Vorstellung von der Allmacht Gottes, dessen Schöpferkraft Alles aus dem Nichts zu schaffen ver- mag. Welt- und zeitlos ist Gott somit Anfang und alleinige Ursache allen Seins, und diese Form überträgt sich dank der Gottebenbildlichkeit auf den Menschen und sein Selbstver- ständnis als radikaler Anfang und schöpferisches Wesen. Der Genie-Gedanke erwuchs daraus, ebenso die Geburt der Neu- zeit aus dem Geist der Mathematik. Die Mathematik als Hort der Abstraktion erlaubt dem menschlichen Geist den sicheren Umgang mit dem Nichts: Nur hier kann er damit wie mit dem All-Quantor rechnen und sich seines absoluten Seins im Umkehrschluss versichern. Als der Glaube an den allmächtigen Schöpfergott in weiten Teilen Europas verloren ging und der menschliche Geist dank technischer Errungenschaften und wissenschaftlicher Be- gründung zunehmend an Selbstbewusstsein gewann, begab man sich deduktiv auf die Suche nach dem letzten Grund. Dass nichts geschehe, ohne dass es eine Ursache oder we- nigstens einen bestimmenden Grund dafür gibt, formuliert der Philosoph G. W. Leibniz im 17. Jahrhundert als Grund- satz des Denkens und versucht damit zu begründen, warum Hier bitte noch ein Foto von der Autorin und es etwas gibt und nicht vielmehr nichts. ein kurzer Text Die Frage so gestellt, setzt die Idee vom hinreichenden Grund als Postulat bereits voraus. Das bedeutet, zu denken, es gäbe notwendig eine wie auch immer geartete Ursache oder letzte Bedingung des Seins, einen vorhandenen, wenn Nichts 35

Angst davor verbunden wird – wie in der Vorstellung vom schwarzen Abgrund innerer Verlorenheit bis zum physika- lischen Phänomen des Schwarzen Lochs, wo alles, was ist, selbst das Licht, genichtet wird –, bezeugt die Assoziation von Nichts mit reinem Weiß eher die Vorstellung von reiner Po- tenzialität und Neuanfang, religiös gewendet: von Erlösung und Auferstehung. Weiß zeigt nichts und lässt alles sein, ist die ideale Pro- jektionsfläche und Sinnbild positiver Leere: der freie Raum, der alles aufnehmen kann und nichts nimmt und hinzufügt. Deshalb wurde die Nichtfarbe Weiß mit dem Konzept des »white cube« zum Ausstellungsraum par exellence für zeit- Und hättest du den Ozean durchschwommen, genössische Kunst, da es deren Anspruch radikaler Origina- lität und künstlerischer Schöpferkraft aus dem Nichts offen- das Grenzenlose dort geschaut, bart. Mit ganz ähnlicher Absicht schuf der Künstler Kasimir so sähst du dort doch Well auf Welle kommen, Malewitsch bereits 1913 das Schwarze Quadrat auf weißem Grund, eine Ikone der Moderne bis heute und ihrem Schritt selbst wenn es dir vorm Untergange graut. zur Abstraktion: der Versuch, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien, die Gegenstandslosigkeit zum Programm Du sähst doch etwas. Sähst wohl in der Grüne zu machen, dem semantischen Nichts als Beginn und Ur- gestillter Meere streichende Delphine; sprung von Kunst Form und Farbe zu geben: Er nannte sie »Nullform« und »Nullfarbe«. Es verstand sich als Ausdruck sähst Wolken ziehen, Sonne, Mond und Sterne; eines aus sich selbst schöpfenden Geistes und seiner Abstrak- tionskraft – dieselbe Kraft, die uns das Nichts und das Sein Nichts wirst du sehn in ewig leerer Ferne, im Ganzen als die beiden Pole der Wahrnehmung und des den Schritt nicht hören, den du tust, Wissens von Wirklichkeit sehen und denken lässt. Die radikale Idee einer »creatio ex nihilo« findet sich be- nichts Festes nden, wo du ruhst. reits im christlich tradierten Schöpfungsgedanken und ist Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832 eng verknüpft mit der Vorstellung von der Allmacht Gottes, dessen Schöpferkraft Alles aus dem Nichts zu schaffen ver- mag. Welt- und zeitlos ist Gott somit Anfang und alleinige Ursache allen Seins, und diese Form überträgt sich dank der Gottebenbildlichkeit auf den Menschen und sein Selbstver- ständnis als radikaler Anfang und schöpferisches Wesen. Der Genie-Gedanke erwuchs daraus, ebenso die Geburt der Neu- zeit aus dem Geist der Mathematik. Die Mathematik als Hort der Abstraktion erlaubt dem menschlichen Geist den sicheren Umgang mit dem Nichts: Nur hier kann er damit wie mit dem All-Quantor rechnen und sich seines absoluten Seins im Umkehrschluss versichern. Als der Glaube an den allmächtigen Schöpfergott in weiten Teilen Europas verloren ging und der menschliche Geist dank technischer Errungenschaften und wissenschaftlicher Be- gründung zunehmend an Selbstbewusstsein gewann, begab man sich deduktiv auf die Suche nach dem letzten Grund. Dass nichts geschehe, ohne dass es eine Ursache oder we- nigstens einen bestimmenden Grund dafür gibt, formuliert der Philosoph G. W. Leibniz im 17. Jahrhundert als Grund- satz des Denkens und versucht damit zu begründen, warum Hier bitte noch ein Foto von der Autorin und es etwas gibt und nicht vielmehr nichts. ein kurzer Text Die Frage so gestellt, setzt die Idee vom hinreichenden Grund als Postulat bereits voraus. Das bedeutet, zu denken, es gäbe notwendig eine wie auch immer geartete Ursache oder letzte Bedingung des Seins, einen vorhandenen, wenn 36 Kultur & Technik 1/2018

auch nur »hinter« den Dingen zu findenden Grund. Etwas, das wiederum keiner weiteren Bedingung und Begründung bedarf, insofern ein Letztes und Erstes, auf das sich alles, was ist, zurückführen lasse. Für Leibniz und seinen Satz vom zu- reichenden Grund galt: »Ohne Gott ist nichts.« Deshalb setz- te er für Gott die Eins und für das Nichts die Null. Dieser monistische Einheitsgedanke ist ebenso wie die Verleugnung des Grundlosen, oder positiv gewendet: der Glaube an Letzt- Begründung wider besseren Wissens, ein Signum des westli- chen Denkens, nicht nur in Wissenschaft und Philosophie. Auch im Selbstverhältnis und sozialen Miteinander ist der Anspruch da: Alles und jeden und vor allem sich selbst bis ins Letzte begrifflich verstehen und letztlich begründen Ein Wort, ein Satz –: aus Chi ren steigen zu können, warum etwas geschieht – nur das verspricht in der Moderne Heil und Erlösung. Dem widerspricht zwar die erkanntes Leben, jäher Sinn, Erfahrung, dass es nicht immer hilft, die Gründe einzusehen, die Sonne steht, die Sphären schweigen weshalb etwas geschehen ist und nicht vielmehr nichts. Aber und alles ballt sich zu ihm hin. die Diagnostik in der Medizin und in anderer Weise das Kri- migenre leben davon, diese Aufgaben ständig zu lösen. Wobei weder eine Diagnose noch Ursachenforschung das Gesche- Ein Wort – ein Glanz, ein Flug, ein Feuer, hen notwendig leichter tragbar macht. Eine Antwort auf die ein Flammenwurf, ein Sternenstrich – Frage: »Warum hast du mich verlassen?« ändert auch nichts und wieder Dunkel, ungeheuer, am Tatbestand. Dennoch ist Begründung ein bleibendes Ver- sprechen für uns – trostreich wie vielleicht nur der Glaube, im leeren Raum um Welt und Ich. dass es mit Gott als Ursache einen Grund für das einzelne Dasein gibt und dass man im Leben und Tod nie im Grund- Gottfried Benn, 1886–1956 losen ist, sondern gehalten und getragen von einer allmächti- gen Hand. Die letzte Warum-Frage, als radikale Grundfrage des Seins gestellt, bezeugt aber die Hybris des metaphysischen Denkens von den Vorsokratikern bis heute. Denn sinnvoll gestellt, be- inhaltet die These, der Mensch könne den Grund des Seins, damit seines eigenen Seins, ernsthaft einsehen und begreifen – im Vollsinn des Wortes verstanden als »fassen«, begrifflich fassen und dann im Wissen verfügbar haben. Das aber wider- spricht aller Erfahrung und intuitivem Wissen, das wir von uns selbst und dem Leben, erst recht von der Natur – vor allem unserer eigenen – haben. Jeder Mensch und sogar jedes Kind weiß von früh an, dass die letzten Fragen nach Grund und Sinn des Seins notwendig offen bleiben und letztlich nicht zu beantworten sind, obwohl gerade Kinder die Frage »Warum?« mit großer Hingabe, freudvoll und exzessiv stellen können, als ginge es gar nicht um die Antwort, sondern um das Fragen selbst. Das Fragen stellt den Menschen ins Offene, spannt den Bogen zwischen Wissen und Nichtwissen, zwischen dem, was ist und dem, was sich dem Begriff und Bild entzieht. Das macht uns frei für die Einsicht in das jeweilige Nichtwissen, nährt den Forschergeist und fördert das Verstehen. Sein oder Nichtsein ist nicht die Frage, sondern Sehen oder Nichtse- hen von Zusammenhängen ist das Problem. Sobald wir einen Zusammenhang erkannt haben und sagen können, was und wie es ist (unabhängig davon, ob es so ist), hört das Fragen auf, lässt die Spannung nach, beruhigt sich das Denken und Nichts 37

subsumiert das vermeintliche Sein und selbst das ungreifbare Nichts unter den Begriff. »Der Name des Bogens ist Leben, sein Werk aber Tod« – so der frühe Philosoph Heraklit (ca. 550 v. Chr.), der dies ins Bild fasst. Der lebendige Geist wirkt aber jenseits der Frage nach dem Sein und dem Nichts, braucht die Begegnung mit dem Andern und der Welt als das, was es ist und zugleich nicht ist. Denn am Widerspruch entzündet sich das Denken, sagt die Philosophin Simone Weil. Und so erweist sich die Frage nach dem Nichts als großes Abenteuer des Denkens. Es führt an die Ränder und Abgründe des Wissens, da wo sich das, was vorhanden und vorstellbar ist, dauerhaft entzieht, verbirgt oder verstellt. Da ist aber nicht nichts! Wir fallen nicht in ein In der Stratosphäre, Off, geschweige denn aus dem vorgestellten Sein ins völlige Nichts. Sondern von dort her katapultiert es das Denken erst links vom Eingang führt ein Gang in den weiteren Raum des ungeahnt Möglichen und erwei- (wenn er nicht verschüttet wäre) tert so das Gesichtsfeld zum Ungreifbaren und Grundlosen. sieben Kilometer lang Die Begegnung mit dem Nichts »nichtet«, so der Philosoph Martin Heidegger (1929). Denn im Entzug von Welt und bis ins Ungefähre. Wissen zieht es uns in die Erfahrung des wirklichen Seins, öffnet es die Augen für den wesentlichen Unterschied zwi- Dort erkennt man weit und breit schen dem Seienden – dem, was gegenständlich oder begriff- nichts. Denn dort herrscht Dunkelheit. lich gegeben ist – und dem, wie es das Nichts »gibt«, wie das Geben geschieht und was das Geschehen des Seins, inmitten dessen wir sind, wesentlich ausmacht. Wenn man da die Augen schließt Für Heidegger ist das Nichts daher nichts Abstraktes und und sich langsam selbst erschießt, nicht nur eine Denkkategorie, sondern eine konkrete Erfah- dann erinnert man sich gern rung und existenzielle Begegnung mit dem Grundlosen und dem Geschehen des Daseins: In diesem Sinn ist der Mensch an den deutschen Abendstern. nach Heidegger »in das Nichts hineingehalten«. Was nicht bedrohlich sein muss, nur eine Grundform des Daseins be- Joachim Ringelnatz, 1883–1934 schreibt und der Offenheit des Menschen im Denken und seinem dem Nichts verbundenen Sein Ausdruck verleiht. Wären wir nicht »ins Nichts hineingehalten«, wäre uns kei- ne Unbestimmtheit und Ungreifbarkeit eigen, gäbe es positiv gesagt kein Werden und keine Einmaligkeit der Person, hät- ten wir keinen Zugang zu Rätsel und Geheimnis. Erst recht könnten wir nicht umgehen mit einer stets offenen, unbe- stimmten Zukunft, einem Sein ins Nichts. Welch starken Sinn wir aber gerade dafür haben, davon zeugen der unstill- bare Forscherdrang und alle philosophischen Fragen. »›Oh! Ich habe sehr gut verstanden‹, sagte der kleine Prinz, ›aber warum sprichst du immer in Rätseln?‹ – ›Ich löse sie alle‹, sagte die Schlange. Und sie schwiegen.« (Antoine de Saint-Exupery, Der kleine Prinz). RST

Dr. Karin Hutflötz lehrt an der Hochschule für Philosophie in München und forscht am »Zentrum für Globale Fragen« zur interkulturellen Philosophie und zu Grundfragen der Bildung wie Menschenbild und Wertebildung im interkulturellen Kontext. 38 Kultur & Technik 1/2018 Nichts drin? Hast du schon einmal über das »Nichts« nachgedacht? Mit der Frage, ob es »das Nichts« überhaupt gibt, was das »Nichts« ist und wie wir es uns vorstellen könnten, beschäftigen sich Wissenschaftler und Philosophen seit Jahrhunderten.

Von Ivo Zedlitz Abbildungen: Michael Wirth (Illustrationen); istockphoto (2) Deutsches Museum; akg-images (2) Deutsches (Illustrationen); istockphoto Wirth Abbildungen: Michael 40 Kultur & Technik 1/2018

Geheimnis des Vakuums Die Magedeburger Halbkugeln

orror vacui« – das ist lateinisch und bezeichnet das H»Grauen vor dem Nichts«. Lange Zeit konnten die Menschen nicht glauben, dass es so etwas die das Nichts geben kann. Auch der griechische Gelehrte Aristoteles vertrat die Ansicht, dass die Natur immer versucht, lee- ren Raum aufzufüllen. Dass das so nicht ganz stimmen könnte, haben immer wieder Menschen vermutet. So haben sich viele Forscher darangemacht, dem Nichts auf den Grund zu gehen. Einer, der eine besonders gute Idee hatte, war Otto von Guericke. Als der italienische Physiker Evangelista Torricelli vor etwa 350 Jahren, im Jahr 1644, den Luftdruck nachgewie- sen hatte, geriet das alte Weltbild ins Wanken. Das wohl bekannteste Experiment, durch welches die Tatsache bekannt wurde, dass es doch so etwas Ähnliches wie ein Nichts geben kann, war folgendes: Otto von Guericke ließ 1656 zwei Halbkugeln aus Kupfer anfertigen, die er zu- Nur durch Luftdruck halten sammenbrachte und zwischen ihnen die Luft abpumpte. Otto von Guericke wollte aber nicht nur einfach zei- die Magdeburger Halbkugeln zusammen. Der Trick: Im Diese zwei Halbkugeln hielten nun so fest zusammenge- gen, dass es so etwas wie das Nichts geben kann, er hatte Inneren herrscht ein Vakuum. presst, dass sie nicht zu trennen waren. Um das zu ver- andere Vorstellungen. Er vermutete, dass es zwischen den Die Luft von außen drückt so deutlichen, spannte er an jede Hälfte 15 Pferde an und Himmelskörpern eine Art »leeren Raum« geben muss, in stark gegen die Oberfläche, ließ sie ziehen. Das erstaunliche: Die Kugeln hielten so dem die Planeten und Sterne »eingebettet« sind. Sein Ex- dass nicht einmal Pferde die fest zusammen, dass die Pferde sie nicht auseinanderbrin- periment machte klar, dass zumindest die Idee eines sol- Hälften trennen können. gen konnten. chen leeren Raumes nicht ganz abwegig war. Die Erklärung hingegen ist gar nicht so erstaunlich. Übrigens: Im Deutschen Museum in München befin- Der Luftdruck außerhalb der Kugel ist viel höher als der den sich die beiden originalen Halbkugeln von Otto von Druck in der Kugel, so dass die beiden Halbkugeln so fest Guericke, die du dir dort in der Ausstellung zur Muse- zusammenhalten. umsgeschichte ansehen kannst!

Was kommt nach dem Tod?

enn das Leben eines Rolle, die guten und schlechten werden gegeneinander WMenschen auf der aufgewogen. Im Judentum stellte man sich bildhaft vor, Erde zu Ende geht und er dass der Tote in einen Zwischenzustand fern von Gott stirbt, dann bleibt auf der eingeht und in den Nachkommen weiterlebt. In der jü- Erde ein lebloser Körper dischen Tradition gibt es die Vorstellung einer »Wieder- zurück. Was dabei mit belebung der Toten« in dieser Welt, aber auch die einer dem Menschen passiert, »kommenden Welt«. Die eher im asiatischen Raum ver- ist eine sehr schwieri- breiteten Religionen Buddhismus und Hinduismus be- ge Frage. Dass nach dem trachten Leben und Tod in ähnlich Weise: Ein Mensch Tod nicht einfach nichts wird so oft wiedergeboren, bis er sich von allen Übeln kommt, glauben sehr vie- befreit hat. Danach tritt er in einen Zustand ein, der Als schwarzen Schatten le Menschen. Das Christentum beantwortet die Frage mit Moksha (Hinduismus) oder Nirwana (Buddhis- stellt sich der Künstler so: Auf den Tod folgt das ewige Leben, das bedeutet, mus) bezeichnet wird. Hier lebt die Seele nicht ewig Christian Rohlfs (1849–1938) den Tod vor. dass der Tote als Ganzer »einst« aufersteht und bei Gott weiter, sondern »erlischt«. Die Religionen beantworten »lebt«. Im Islam wird die Frage so ähnlich beantwortet. die Frage, ob nach dem Tod »Nichts« kommt, also auf

Doch hier spielen die Taten auf der Erde eine größere sehr unterschiedliche Weise. Abbildungen: akg-images; dpa Picture-Alliance/Holger Hollemann

. 40 Kultur & Technik 1/2018

Geheimnis des Vakuums Die Magedeburger Halbkugeln

orror vacui« – das ist lateinisch und bezeichnet das H»Grauen vor dem Nichts«. Lange Zeit konnten die Menschen nicht glauben, dass es so etwas die das Nichts geben kann. Auch der griechische Gelehrte Aristoteles vertrat die Ansicht, dass die Natur immer versucht, lee- ren Raum aufzufüllen. Dass das so nicht ganz stimmen könnte, haben immer wieder Menschen vermutet. So haben sich viele Forscher darangemacht, dem Nichts auf den Grund zu gehen. Einer, der eine besonders gute Idee hatte, war Otto von Guericke. Als der italienische Physiker Evangelista Torricelli vor etwa 350 Jahren, im Jahr 1644, den Luftdruck nachgewie- sen hatte, geriet das alte Weltbild ins Wanken. Das wohl bekannteste Experiment, durch welches die Tatsache bekannt wurde, dass es doch so etwas Ähnliches wie ein Nichts geben kann, war folgendes: Otto von Guericke ließ 1656 zwei Halbkugeln aus Kupfer anfertigen, die er zu- Nur durch Luftdruck halten sammenbrachte und zwischen ihnen die Luft abpumpte. Otto von Guericke wollte aber nicht nur einfach zei- die Magdeburger Halbkugeln zusammen. Der Trick: Im Diese zwei Halbkugeln hielten nun so fest zusammenge- gen, dass es so etwas wie das Nichts geben kann, er hatte Inneren herrscht ein Vakuum. presst, dass sie nicht zu trennen waren. Um das zu ver- andere Vorstellungen. Er vermutete, dass es zwischen den Die Luft von außen drückt so deutlichen, spannte er an jede Hälfte 15 Pferde an und Himmelskörpern eine Art »leeren Raum« geben muss, in stark gegen die Oberfläche, ließ sie ziehen. Das erstaunliche: Die Kugeln hielten so dem die Planeten und Sterne »eingebettet« sind. Sein Ex- dass nicht einmal Pferde die fest zusammen, dass die Pferde sie nicht auseinanderbrin- periment machte klar, dass zumindest die Idee eines sol- Hälften trennen können. gen konnten. chen leeren Raumes nicht ganz abwegig war. Die Erklärung hingegen ist gar nicht so erstaunlich. Übrigens: Im Deutschen Museum in München befin- Der Luftdruck außerhalb der Kugel ist viel höher als der den sich die beiden originalen Halbkugeln von Otto von Druck in der Kugel, so dass die beiden Halbkugeln so fest Guericke, die du dir dort in der Ausstellung zur Muse- zusammenhalten. umsgeschichte ansehen kannst!

Was kommt nach dem Tod?

enn das Leben eines tet. Doch hier spielen die Taten auf der Erde eine größe- WMenschen auf der re Rolle, die guten und schlechten werden gegeneinander Erde zu Ende geht und er aufgewogen. Im frühen Judentum stellte man sich vor, dass stirbt, dann bleibt auf der der Tote in eine Schattenwelt, fern von Gott, eingeht und Erde nur ein lebloser Kör- es daher wichtig sei, in den Nachkommen weiterzuleben. per zurück. Was danach Heute glauben auch viele Juden an eine Auferstehung und aber mit dem Geist pas- ein Leben nach dem Tod. Die eher im asiatischen Raum siert ist eine sehr schwie- verbreiteten Religionen Buddhismus und Hinduismus rige Frage. Dass nach dem sind sich sehr ähnlich, wie sie Leben und Tod betrachten. Tod nicht einfach nichts Ein Mensch wird so oft wiedergeboren, bis er sich von allen kommt, glauben sehr vie- Übeln befreit hat. Danach tritt er in einen Zustand ein, der Als schwarzen Schatten le Menschen. Leider kann man niemanden »einfach mal mit Moksha (Hinduismus) oder Nirwana (Buddhismus) stellt sich der Künstler gucken« schicken. Das Christentum beantwortet die Frage bezeichnet wird. Hier lebt die Seele nicht ewig weiter, son- Christian Rohlfs (1849–1938) den Tod vor. so: Nach dem Tod folgt das ewige Leben, das heißt, dass dern »erlischt«. Es gibt also viele Arten, sich der Frage, ob die Seele nach dem Tod wiederaufersteht und bei Gott nach dem Tod »Nichts« kommt, zu stellen. Eine eindeutige

weiterlebt. Im Islam wird die Frage so ähnlich beantwor- Antwort darauf wird wohl nie möglich sein. Abbildungen: akg-images; dpa Picture-Alliance/Holger Hollemann

. MikroMakro 41

Anzeige

www.obermenzinger.de

2018 30. JANUAR 19:00 Uhr . 47 Freseniusstr

IN EINER GUTEN ATMOSPHÄRE LERNT ES SICH LEICHTER!

Staatlich anerkanntes Ganztagsgymnasium Die Kunst der Pause Unterricht auf Deutsch oder bilingual Zwei-Pädagogen-Prinzip Bedeutungsvolles Nichts Wirtschaftswissenschaftlicher Zweig ab 8. Klasse ABIplus® – Berufsausbildung parallel zum Abitur

www.ueberreiter.de

27. FEBRUAR 2018 3. MAI 2018 19:00 Uhr 30 Pariser Str.

er singt oder ein Instrument spielt, hat sie sicher schon bemerkt: die Pause. In fast Wjedem Lied oder Stück gibt es Pausen. Sie strukturieren Musik auf eine beson- dere Art und Weise. Diese »Lücken« in der Musik, diese Stellen der Nicht-Musik, sind WIR KÜMMERN UNS ganz besonders wichtig für die Musik. Pausen stehen häufi g nach einem Abschluss, also UM DICH BIS ZU wenn ein Abschnitt in einem Stück zu Ende ist oder in einem Lied ein Vers aufhört. DEINEM ABITUR. Pausen werden aber nicht nur an Stellen gemacht, an denen ein Ende markiert werden soll. Pausen können Musik auch spannend oder witzig machen. Bestimmt kennst du Staatlich genehmigtes Ganztagsgymnasium das Lied »Jetzt fahr’n wir über’n See«. In diesem Lied gibt es Pausen an Stellen, wo wir Aufnahmegespräch statt Notenschnitt sie nicht erwarten, und so passiert es, dass immer mal wieder jemand da weitersingt, Intensive Hausaufgabenbetreuung wo eine Pause ist. Auf diese Weise von der klingenden Musik ins »Nichts« zu fallen, ist Allgemeine Hochschulreife (Abitur) ein Trick, den viele Komponisten immer wieder anwenden. Aufnahme während des Schuljahres Aber nicht nur in der Musik spielt die Pause eine wichtige Rolle. Auch beim Sprechen möglich – auch für Realschüler sind Pausen von großer Bedeutung. So zum Beispiel, wenn jemand etwas erklärt. Hier helfen die Pausen dem Gegenüber zu verstehen, was gemeint ist. Manchmal machen Menschen auch Pausen beim Sprechen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer beson- ders auf eine Aussage zu lenken, die meist nach der Pause folgt. So betonen sie etwas ohne Ton mit einer Pause. Diese Pausen nennt man auch »Kunstpausen«. ZWEI EINRICHTUNGEN DER MÜNCHNER SCHULSTIFTUNG ERNST v. BORRIES Abbildungen: akg-images; dpa Picture-Alliance/Holger Hollemann Gestatten: GenossinLaika Gestatten: 42 nun sogarmiteinemLebewesen derHündinLaika. Bord: vierWochenSatelliten insAll.Bereits späterfolgtmitSputnik2dernächste Coup, schießenVor mitSputnik1denersten dieSowjets Jahrenam4.Oktober1957 60 Kultur &Technik 1/2018 A re alte Mischlingshündin – Laika. lichkeit verurteilt, eineschwere, sechs Kilogramm drei Jah- Gurten zunahezuvollständiger fest verzurrt Unbeweg- konstruierte Druckkabine gehört. sich, befindet Darin mit schwerelogramm Nutzlast PS-2, zuder auch eine speziell eine Rakete ab. Ihre zweite die508,3Ki Stufe beherbergt - einem Sonntag, mitinfernalischem hebt erneut Getöse später folgt bereits der nächste Coup: Am 3. November, higkeit sowjetischer Interkontinentalraketen. Vier Wochen die Nachricht, siedieFunktionsfä denn belegt gleichzeitig - fentlichkeit der westlichen Welt auf traumatisiert reagiert Satelliten der Geschichte inseine Umlaufbahn. Öf- Die und Militärs 1den mitSputnik ersten künstlichen m 4. Oktober 1957schießen sowjetische Ingenieure einen sarkastischen Blick auf den vermeintlicheinen sarkastischen Blick identitäts- auf Pelewin. In seinem er Roman Mond hinterm wirft Omon dem der Zerfall Sowjetunion, der russische Autor Wiktor sin Laika. Der erste sowjetische Kosmonaut‹.« sagte der Flugleiter, der meinem Blick gefolgt war. ›Genos - und zwei Leninorden ander Brust, ›Mach dich bekannt‹, steckteper –mitden Schulterstücken eines Generalmajors sondern die kleine, Uniform, hellgrüne in der sein Kör ten Augen, doch nicht diewaren es, diemich verblüfften, Hinterpfoten hockte. Eswarein uralter Hund mittiefro- einem dunkelblauen Napf mitaufgemalter den Rakete auf tes Winseln; ich schaute hinundsaheinen Hund, der vor Von Robert Kluge Dieses grotesk-utopischeDieses Bild zeichnete 1993, kurznach »Aus einer Ecke des kamein Raumes leises,- hasserfüll -

Abbildungen: picture-alliance/RIA Nowosti; INTERFOTO/TV-Yesterday Abbildungen: picture-alliance/RIA Nowosti; INTERFOTO/TV-Yesterday fixiert werden. späterinderKapsel Laika angepassten Geschirr wird Mit einemspeziell vonSputnik2: dem Start Letzte Vorbereitungen vor      anderen Sinn eng mit»Kampf« verknüpft waren: bestimmte Themenschwerpunkte auf, dieimeinen oder und inMuseen undnahmen regelmäßig immer wieder teratur, der Kinderliteratur, speziell imSchulbuch, imFilm waren von der Propaganda kanonisiert, kehrten inder Li- Mondmissionen rekurriert. Sowjetische Heldenmythen umangeblichrien inirdischen Studios gefälschte Apollo- die auf unddamitselbst Verschwörungstheo wird tisiert - von 1978, US-Marsmission indem eine fingierte thema- Unternehmendes US-Science-Fiction-Thrillers Capricorn wird.otismus neu belebt nutzt Dabei Pelewin dasSetting heute inZeiten russischen Nationalpatri des aktivierten - stiftenden Heldenkult der sowjetischen Gesellschaft, der

Gagarin alsersterGagarin Mensch im anBordAll von Wostok 1 1957undvor seit dem Jurij Sputnikstart allem technik die Erfolgeder sowjetischen Luft- und Raumfahrt Faschismus der Große Vaterländische Krieg undder Sieg über den expeditionen unddieErfolge vonersten Fünfjahrpläne Polar- dietechnischender Stolz Errungenschaften der auf über dieKonterrevolution undder blutigeder darauffolgende Sieg Bürgerkrieg OktoberrevolutionDie 1917

gehenden Analyse der ersten Großrakete der Welt beschäf- gefallen. Leiter der Expertengruppe, diesich mitder ein- berüchtigten »Wunderwaffe« V2 (oder A4) indieHände auch und komplette Fertigungsanlagen Exemplare der ternativen Trägersystem hatte begonnen. längst »Nutzlast«, erfolgte 1949. Doch dieSuche nach einem al- erstmalige Zündung einer Atombombe, der potenziellen Tu-4 ingrößeren Stückzahlen inDienst gestellt wurde. Die bleme undbereits veraltet abEnde der 1940er Jahre als »Superfortress«, dienach zahlreicher Bewältigung Pro- Sowjetunion notgelandete B-29 Boeing amerikanische das Konstruktionsbüro Tupolew eine imfernen Osten der Atombomber zubegegnen. Als Interimslösung kopierte gungen, umder potenziellen Gefahr durch amerikanische jagd. Vor bedurfte esingenieurtechnischer allem Anstren- Sowjetunion nachAufhol Kriegsendeeine einzigartige - rüsten des Kalten Krieges einnehmen. inder begann So in den späten 1940er Jahren Schlüsselstellungen im Wett - de dieseTechnologien jedoch sollten neben Atomwaffen oder Fernbombern eskeine gab freien Kapazitäten.- Gera dergrund, von etwa fürdieEntwicklung Strahltriebwerken stand zu sehr im Überlebenskampf Der militärische Vor Forschungsprogramme. für ausgefallene kaum Spielraum Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs zunächst neuer der bei Entwicklung Es gab Technologien inder Raketen alsBombenträger mächte. die sowjetische Poleposition im»Space Race« der Super ka widmen, dieUrsachen undwerfen einen Blick auf für Genossin Lai- gehender der vierbeinigen bedauernswerten listischen Arbeit). Urheber der erfolgreichen Technik sindHelden (der sozia- Technik innigste verwoben sind, stets auf denn auch die soziologischen Phänomen der Heldengenese Kultur und res Planeten offensichtlich. Weiterhin auf, fällt dassbeim gungen inunwirtlichen Regionen unse- undaußerhalb außen gegen bis feindliche hinzumKampf - Lebensbedin des Landes, überden gegen dieBedrohung Kampf von isteine SteigerungDabei der Ebenevom innerhalb Kampf Sowjetischen Spezialisten waren 1945in Deutschland zurück, einen Schritt Doch gehen wir unsein- ehe wir Laika undSputnik2 Magazin Laika - - politischen Gegners. schaftlichen Vorsprung des strategischen undwissen- lichkeit schockiert aufdiesen regierte diewestliche Öffent- In derZeitdesKaltenKrieges Satelliten insAllgeschossen. Sputnik 1denweltweitersten sche Ingenieure hattenmit Atem angehalten:Sowjeti- hatte dieWelt bereits den vonSputnik2 dem Start Bild links:EinMonatvor 43 Sputnik 2-Rakete. einModellder die UdSSR präsentierte Brüssel 1958 Auf derWeltausstellung in 44 Kultur &Technik 1/2018 drohung darstellten. Der eigentliche »Sputnik-Schock« nentalraketen verfügte,- dieeine ernste Be militärische dass dieSowjetunion überfunktionstüchtige Interkonti- Der Atommacht USAwarbereits seit einiger Zeit bekannt, Der »Sputnik-Schock« Propaganda-Instrument populär. ab1957auch alspotenzielles machte Raumfahrt diezivile halb der sowjetischen avancieren, Industrie aber Koroljow Komplexesberüchtigten militärisch-industriellen inner nentalrakete. Raketentechnik Die sollte baldzumKern des dungen vor dem Hintergrund einer geplanten Interkonti - sen Tod unter Chruschtschow waren militärische Anwen- Raketenentwicklungen unter Stalinundab1953nach des- trukteur der sowjetischen Raumfahrt. Primäres Ziel der tigte, wurde baldSergei Koroljow, der spätere Chefkons- - den Zustand der Schwerelosigkeit ohneGesundheitsstö- eine geplante Stufentrennung versagt hatte. westliche Beobachter zunächst angenommen hatten, dass te zuersten Gerüchten übereinen misslungenen Start, da Raketenstufe (auch alszweite Stufe bezeichnet): führ Dies die dauerhafte Verbindung der Nutzlast mit der zentralen Masse undGröße erforderlich. Kunstgriff Zentraler war metrischen Verfolgung viel warmöglichst des Flugkörpers ausderdabei Not eine Tugend gemacht: Zur besseren tele- als sein piepender Vorgänger. Konstrukteure Die hatten bereitswar mit508,3Kilogramm sechsmal schwerer rund Das Ergebnis wardennoch ein qualitativer Sprung: PS-2 technischen Gegebenheiten der Rakete angepasst wurde. lich ein skizzenhaftes Projekt, dasdirekt vor andie Ort über Bord geworfen werden. Als diente Grundlage - ledig raumtechnik des drängenden mussten Zeitplans aufgrund herigen Vorgehensweisen der bei Konstruktion von Welt- Lebewesen ineine Erdumlaufbahn zuschicken. einen zweiten Satelliten undmitihmdaserste zustarten 40. Jahrestag der Oktoberrevolution am 7. November 1957 den zuvorzukommen.Amerikanern Idee Die war, bis zum eine Notlösung 1 lediglich warSputnik So gewesen, um under wurdegert erst Anfang 3gestartet. 1958alsSputnik ner Tonne sein. hatte Entwicklung Seine sich jedoch verzö- Messeinrichtungen von undeiner Gesamtmasse überei- tellit ein vergleichsweise komplexes Gerät mitzahlreichen hoher Symbolkraft. Eigentlich sollte bereits der erste- Sa Spezialisten einen weiteren Paukenschlag mitmöglichst schtschow Koroljow bei kurzfristig beauftragte undseinen Seite schnelldem Wunsch nach Fortsetzung Platz.- Chru ren empfangen werden konnten, sowjetischer machte auf ), dessen piepende Funksignale auch von Amateu- des ersten PS-1(Prostejschij Sputnik Sputnik, einfacher landungsschock« –aberdiesistein anderes Thema. sowjetischer Seite auch1969 auf einen veritablen »Mond- der Sowjetunion. es ausgegebenem gab Übrigens Anlass damit scheinbarLeistungsfähigkeit auch wirtschaftlichen nun offensichtlichenwarteten wie technologischen und jedoch fürdieÖffentlichkeit bestand inder uner ebenso Sputnik 2 sollteSputnik beweisen, dass höhere Organismen EntscheidungDie am12. fiel Oktober 1957. bisAlle - überden propagandistischen Überraschung Die Erfolg - -

Abbildungen: picture-alliance/United Archiv; ullstein bild – SPUTNIK; Science Photo Library/akg-images Abbildungen: picture-alliance/United Archiv; ullstein bild – SPUTNIK; Science Photo Library/akg-images gen Kabine festgeschnallt unddamitan Umgebung und Tagebereits vier etwa vor dem in der geplanten en- Start strukteur Koroljow persönlich. Das Versuchstier wurde worden. 110 Kilometern HöheandieFlugbedingungen gewöhnt nannten ballistischen, Raketenstarts suborbitalen bis zu hätte können. starten Wie Laikawarsiebereits soge- bei vorgesehen,als Double Laika unvorhergesehen falls nicht noch dieHündinnen Albina undMuschka. Albina war samt mindestens drei Hunde eingebunden: Laika neben Vorbereitungen von den Start 2waren Sputnik - insge auf mitHunden Erfahrung haltige als Versuchstiere. In die ter Reflexe durch Iwan Pawlow esinRussland gab reich - eingefangen worden. der Seit Erforschung konditionier der den sowjetischen Straßen Hauptstadtauf Moskau mit anderen streunenden Hunden bereits ein Jahr zuvor »Kläffer«) warfürdieRaumfahrtforschung zusammen abgeleitete,»bellen« wenig schmeichelhafte Bedeutung Hündin(»Laika«hatdievomDie russischen Verb für Laika einzuschläfern. Laika gegen Ende der Mission durch vergiftetes Futter Um dem Tier Qualen unnötige zuersparen war geplant, hen, den dafürerforderlichen Hitzeschild esnicht. gab ligen Zeitpunkt technisch undnicht vorgese unmöglich - zuständig war. Eine Rückkehr der Kapsel warzumdama- lungsdaten undder Temperatur der außerhalb Kabine den, dasauch verschiedener fürdieÜbermittlung - Strah das Sendesystem »Tral« zurBodenstation gefunkt wer gung der Exkremente. Die Vitalfunktionen sollten über von automatischer Lebensmittelversorgung undEntsor einer primitiven Klimaanlagedie Rede war ebenso wie Kohlendioxidabscheider, einem Sauerstoffgenerator und einen einwöchigen Flug mitLaikakonzipiert. Von einem musste. waren Offiziell für dieÜberlebenseinrichtungen davondem Start aus, dass die Kapsel bald überhitzen zu erschaffen, dieMediziner undsogingen bereits vor und vor Einrichtungen allem zurTemperaturregulierung doch unmöglich, ein komplexes Lebenserhaltungssystem können. ertragen rungen In der Kürze der Zeit waresje- Die Die Auswahl des Hundes erfolgte durch den Chefkon- für diegeplanteMission. aufihre Eignung testet Laika Physiologin AdaKotowskaja Bild unten:Diesowjetische wird. Inneren derRaketeplatziert in derKabine,diespäterim Gewöhnungstraining: Laika - - - Laika undSputnik2 Magazin Laika 45 46 Molino. einer IllustrationvonWalter vom 17. mit November1957 La DomenicadelCorriere Wochenzeitungitalienischen Das Titelblatt der Kultur &Technik 1/2018 gemeldet. Wohl wardamitimZusammenhang erstmals Temperatur und Luftfeuchtigkeit der innerhalb Kapsel erhöhten Puls des Tieres einen sowie starken Anstieg von Vorher hätten dieMessgeräte noch einen bis zu vierfach Vibrationen, undStress anÜberhitzung verendet war. anden Folgennach dem Start der Beschleunigung und bekannt, bis Stunden sieben dassLaikabereits fünf etwa lebte dieHündinmalvier, malacht Tage. Erst 2002wurde berechtigt. unbescheidenebenso wie nenen Memoiren des Co-Konstrukteurs Tschertok Boris »Der Triumph war komplett« heißt es in den 1996 erschie- Morgenstunden des 3. November erfolgreich. verlief selbst wurden. der Rakete Der Start vom Typ R-7 inden frühen bereitung fast minutiös auch festgehalten fotografisch wusst war, dieTatsache, belegt Phasen der dassalle Vor propagandistischen Bedeutung der Aktion sehr wohl- be Lebensumstände gewöhnt. Dassmansich inMoskau der Nach verschiedenen offiziellen Verlautbarungen über - - risierung rechtrisierung genau. Eszeigt dieHündinfestgeschnallt agentur TASS veröffentlichte Bild, esdieseCharakte- trifft sei. man das von Betrachtet der sowjetischen Nachrichten- gen von Schwerelosigkeit höhere gewesen Organismen auf te«, deren Hauptaufgabe dieErforschung der Auswirkun- 13. November als»Kosmische 1957abgeklärt Hundehüt- Weltraum schwebt«. bezeichnete Der Spiegel 2am Sputnik ein Herz von dieser Erde ineiner jetzt Druckkammer im geladen. Sie versuchten zuvermitteln »wasesbedeutet, dass ersten RundfunkreportagenDie waren teilweise emotions- Mediale Reaktionen als 2000Mal undverglühte planmäßigim April 1958. 2umkreisteSputnik der alsSarg HündindieErde mehr dass Laikanoch lebe. Der nunmehr funktionslose Satellit Bahnen zog, verkündeten amtliche Verlautbarungen, rend der Kadaver des Tieres anBord des Satelliten seine mit einer Weltraumfahrt gelogen bewusst worden: Wäh- wurde nach ihrbenannt. Sogar eineZigarettenmarke zur HeldinundWerbeikone. Nach ihrem Tod wurde Laika

Abbildungen: LEEMAGE/FOTOFINDER.COM; Hulton Archive/Getty Images; Getty Images/AFP Abbildungen: LEEMAGE/FOTOFINDER.COM; Hulton Archive/Getty Images; Getty Images/AFP zurückzuholen, wäre diesfürden Westen einem Albtraum Wäre es gelungen, die Erde 2 mitsamt Laika auf Sputnik bildet dasLogo. »Laika«.raumhündin Ein gefl ügelter Windhund inRot die nennt sich unterWelt- expliziter auf Bezugnahme italienischergegründeter Hersteller von Wohnmobilen PKWs »Trabant« alsSynonym für»Sputnik«. Ein 1964 Namensgebungberuhende des heute legendären DDR- Noch in den November 1957 fi einer Umfrage die auf el tenmarke machte »Laika«Karriere. in Rumänien, Polen oder Albanien, alsZigaret- undsogar DDR-Sandmännchens Briefmarken wie oder alsBild auf listischen Gesellschaften ob indieEpisoden integriert, des Ihr Bild wurde alsKonsumgut inden derAlltag realsozia- Synonym fürdienachfolgenden »Hunde-Kosmonauten«. Ihr Name entwickelte sich Ende der 1950er Jahre zum kommunistische imBesonderen. Fortschrittsgläubigkeit für dieEroberung des Weltraums im Allgemeinen unddie nik undden ersten Kosmonauten durchaus selbstbewusst Vor inden allem ersten Jahren Sput- standLaikaneben bevorstehende zusammeln. bemannte Raumfahrt zu schicken unddadurch fürdieabsehbar Erfahrungen Grund dafürgenannt, ins möglich All Laikasoschnell wie stellen wollten. noch wird heute Dies inRussland alsein gegeben, die sich für Versuche jeder zur Art Verfügung Sowjetunion zahlreiche Meldungen überjunge Menschen es inder Zeit nach dem ersten inder erfolgreichen Start zumTierdie Liebe stellen habe müssen. In der Tat hatte geschickt werden wollten, zumMenschen dieLiebe über Freiwilligen,der vielen dienach 1alsErste Sputnik ins All der Tierquälerei wurde geantwortet, dassmanangesichts Tierschutzaspekt verwiesen. Auf entsprechende Vorwürfe In wurde Leserbriefen zahllosen im Westen den auf blickt indieKamera. siesogar verschiedenen anderen Aufnahmen ausderselben Reihe macht einen ausgeglichenen, unaufgeregten Eindruck. Auf umdie förmig Apparatur angeordnet sind. Hündin Die Gut zuerkennen sindTeile der Druckkapsel, dietonnen- Menschenbei später der Rücken dieHauptlast aufnahm. dieempfisie jedoch auf ndliche Körperunterseite, während machen sollte.gungskräfte erträglich In ihrem Fall wirkten ihrem gepolsterten Lager,auf dasdiehohen Beschleuni- Charakter wohl zeitlos genannt werden muss: Hündin nachfolgende Verse gewidmet, deren mahnender Der Schriftsteller Günter Kunert hat1963inder DDRder die Erde umkreiste unddafürsein Leben gebenmusste. Doch seine Vorgängerin bleibt das erste Lebewesen, das zubringen. inErinnerung dringlich jetunion, des dieÜberlegenheit Sowjetmenschen unauf- ideal geeignet, dievermeintliche der Überlegenheit Sow- die Welt. und Der Bauernsohn Vorzeigekommunist war überlagert. mit ihm um Lächeln ging sympathisches Sein von dem Bild Juri Gagarins, des ersten Menschen im All, am 12. April 1961wurde danndasBild der HündinLaika Spätestens mitdem ersten bemannten Weltraumfl ug können. unbeschadet dieErdatmosphäreBombe hätte passieren gleichgekommen –hätte esdoch bewiesen, dassauch eine Der beste,denwirbesitzen. Der PlanetErde, Beladen miteinertotenMenschheit, Jahr fürumdieSonne, Dass soeinmalkreisen könnte Als Warnung, Um unsre Erde Fliegt Tag fürTag eintoterHund Dem besten,daswirbesitzen, In einerKugel ausMetall, LAIKA Laika undSputnik2 Magazin Laika Museum. Luftfahrt« amDeutschen Dauerausstellung »Moderne derzeit das Projekt der neuen Osteuropa-Experte, leitet journalist undalsSlawist langjähriger Luftfahrt-Fach- Dr. RobertKluge, 47 46 Kultur & Technik 1/2018

Urlaub vom Auto

Die kleine österreichische Gemeinde Werfenweng ist Vorreiter in der Elektromobilität. Elektrische Ortsbusse, E-Auto-Verleih und elektrische Spaßfahrzeuge motivieren

Touristen zum Verzicht auf das eigene Auto. Von Christian Rauch

er kleine Dorfplatz von Werfenweng im Salzbur- Doch bald merkte man: So einfach ist das nicht. Während Vom Elektroroller über den Dger Land, überragt von den Gipfeln des Tennenge- das Schweizer Vorbild schon 1931 auf die Autofreiheit um- Bigá bis zum Segway, birges. Viel Verkehr herrscht hier: Am langsam und leise gestiegen war, als es noch gar keine Straße in den Ort gab, strombetriebene Spaß- fahrzeuge laden Touristen dahinrollenden Segway einer Touristin gleitet ein knall- gewöhnte man sich in fast allen Orten der Alpen daran, in Werfenweng zu kleinen roter Bigá, ein ebenfalls elektrisch betriebener »römischer dass nur der eigene Pkw die Freiheit und Mobilität im Ur- Spritztouren ein, um die Welt Streitwagen« vorbei. Eine vierköpfige Familie steuert ein laub sichert. So auch in Werfenweng. »Ein solches Verhal- der Elektromobilität offenes »Evolution Car«, das einem Golfwägelchen gleicht. ten kann man nicht mal eben ändern«, so Brandauer. »Wir kennenzulernen. Und ein Vater mit Tochter öffnet gerade die Flügeltüren beschlossen daher einen Weg der tausend kleinen Schritte des »Twizzy«, einem minikleinen Elektroflitzer, der außer- zu gehen.« halb des Orts dennoch 80 Sachen packt. Im Jahr 2000 konnte – auch dank Förderung aus der EU Diese strombetriebenen Spaßfahrzeuge sind die Attrak- – die SaMo-Card eingeführt werden. Touristen, die in be- tion der Gemeinde – und doch verbirgt sich dahinter ein stimmten Übernachtungsbetrieben diese Urlaubskarte für ganzes Mobilitätskonzept. Es heißt SaMo (Sanfte Mobili- einen kleinen Mehrpreis akzeptierten, erhielten eine Reihe tät) und wurde vor über 20 Jahren ins Leben gerufen. »Da- von umweltfreundlichen Angeboten: gratis Abholung vom mals gingen unsere Gästezahlen zurück«, erinnert sich Pe- Bahnhof, Nutzung des Ortstaxis, kostenlose Ausleihe eines ter Brandauer, der seit 1989 Bürgermeister in Werfenweng Elektroautos. Und das neue Konzept lockte die Besucher ist. »Wir haben nach einem neuen Profil und Alleinstel- an. Binnen der ersten drei SaMo-Jahre konnten die Über- lungsmerkmal gesucht und dachten schließlich darüber nachtungszahlen wieder deutlich gesteigert werden. Heute

nach, eine autofreie Gemeinde wie Zermatt zu werden.« bieten 75 Prozent aller Betriebe im Ort die Card an. Etwa (3) Christian Rauch Werfenweng/Bergmann; Tourismusverband Schartner; Werfenweng/Christian Abbildungen: Tourismusverband Abbildungen: Tourismusverband Werfenweng/Christian Schartner; Tourismusverband Werfenweng/Bergmann; Christian Rauch (3) eigene Auto auch Urlaub machen soll.« freundliche Mobilitätsgarantie von uns erhalten unddas Besucher nicht. »Sie wissen, dasssievor eine umwelt Ort - deutschen Autobesitzer schaudern ließe, vielleicht die stört sie nicht.« Form Diese der Bevormundung, die manchen Anreise seinen Autoschlüssel abgeben, sonst bekommt er will, muss mitder anreisen Bahn oder vor nach der Ort steigen, schmunzelt Peter Brandauer. »Wer dieKarte haben lich voll nutzen oder doch zwischendurch inseigene Auto SaMo-Card-Touristen imJahr diesanfte Mobilität- wirk den. kommt eventuell nicht umhin, gegen aufzula- Geld dort re Ausflugsfahrten unternehmen will, nach etwa Salzburg, eigenes Fotovoltaikkraftwerk besitzt, gratis. Nur wer länge- nutzen. Auch den Strom tankt er in Werfenweng, dasein Bikes. das kann derAll SaMo-Card-Besitzer kostenlos ten zur Verfügung, dazuetliche E-Bikes undE-Mountain- zehnrund verschiedene Typen Gefähr mitüberhundert BMW i3. Unter den Spaßfahrzeugen stehen mittlerweile größert, neun davon sindseit letztem Sommer brandneue ver FlotteDie der ausleihbaren Elektroautos elf wurde auf häufiger – am Wochenende zum Teil in die Nacht. bis tief undverkehren betrieben elektrisch bus sindmittlerweile Karte ermöglicht, wurden ausgeweitet:- Shuttle undOrts tel Übernachtungsgäste. aller Und dieLeistungen, die 12 ger Landbesucht undein Paradies ohne Verbrennungsmo- 000 Gäste pro Jahr nehmen siean, ein Fünf- dasistrund Wer nun inder Hochsaison dieGemeinde imSalzbur derBei Frage, von viele den 12 wie 000 Werfenwenger000 - - - des Ortes zumotivieren,des Ortes durch zum Beispiel das Anbie - für dieöffentliche Anreise oder zumUmstieg innerhalb herzlich willkommen heißt. »Wir versuchen, Tagesgäste die Tagesgäste, diemanin Werfenweng natürlich dennoch Angebote nutzen.« Zweitwagen unsere undstattdessen Gäste wie dieSaMo- das Auto auf kann damitganz verzichten den oder nur auf Jahren seit fünf bieten die›Wir-SaMo-Card‹ wir an. Man Brandauer an:dieses Thema »Fürunsere ging Bürger die nicht selten zwei konventionelle Pkws besitzen. Auch fenweng 1000Einwohner selbst 300Haushalten, inrund ist esnoch dieMehrheit. Und schließlich in leben Wer Jahr ein klein wenig geringer, doch auch nach 17Jahren Urlaubs nicht verzichten wollen. Ihr Anteil zwarjedes wird vor Gäste, den eigenen viele dieauf Wagen während des auch den von Bau Tiefgaragen. esnach wie Allerdings gibt störend auf.« Werfenweng fördert daher seit einiger Zeit zen. Man sieht aberdie Autos unweigerlich undsiefallen und fahren nicht, weil ihre Besitzer dieSaMo-Card nut- Pensionenparken, stehen wochenlang tage- oder gar dort tischen Eindruck. Etliche Pkws, vor dieimOrt Hotels und Situation voll bewusst. »DasProblem mitdem op- beginnt demgegenüber sehr klein. Peter Brandauer istsich dieser Elektrofahrzeuge undElektro-Spaßfahrzeuge erscheint konventionelle den Parkplätzen Pkwauf auf, dieFlotte der viele nicht fallen seltenhalb des ein Orts SUVundimOrt gemütlichen mitdem Elektroauto Fahrt außer drängelt toren erwartet, sieht sich jedoch noch enttäuscht. der Bei Das größte ProblemDas größte fürdiesanfte Mobilität abersind Magazin - - zur Ausleihebereit. (rechts) stehenamDorfplatz Leichtfahrzeug RenaultTwizy fahrzeuge wiedasElektro- Die Elektroautos undSpaß- über 20Jahren voran(links). inWerfenwengmobilität seit Brandauer treibt dieElektro- Bürgermeister Peter Elektromobilität 47 48 Kultur & Technik 1/2018

Für Kinder ist die Welt der Peter Brandauer selbst hat sein Auto längst abgeschafft. Mobilität in Werfenweng Der 56-Jährige fährt einen dreirädrigen elektrischen Twi- faszinierend. Sie können vieles selber ausprobieren: ke, für längere Fahrten greift er auf die Flotte der Elektro- Vom Golfwägelchen bis zum autos oder den öffentlichen Nahverkehr zurück. Über den Tret-Gokart, mit dem Papa spätestens seit dem Dieselskandal steigenden Druck auf auf dem elektrischen Segway die Autoindustrie freut er sich. »In den 17 Jahren SaMo- gejagt wird. Geschichte hatten wir einmal sieben Jahre lang gar kein Elektroauto, weil sich kein Serienmodell liefern ließ, so dass wir vorübergehend auf Biogasfahrzeuge zurückgrei- fen mussten.« Zukünftig hofft er auf noch bessere E-Autos mit größerer Reichweite. Peter Brandauer ist überzeugt, ten von Vorteilen, wie den Entfall der Loipengebühr im dass in Zukunft auch mehr zwischen Verkehrsmitteln ge- Winter oder Ermäßigungen bei den Bergbahnen.« Gerade wechselt wird. »Viele junge Leute in Städten haben kein ei- die Tagesgäste aber sind ein heißes Eisen, denn sie bilden genes Auto mehr. Sie sind gewohnt, Mobilität einzukaufen besonders im Winter einen wichtigen Teil des Gästeauf- und nicht einen eigenen Wagen.« kommens. Zu diesem Thema entsteht daher manch hitzige Um von den in Werfenweng gemachten Erfahrungen Diskussion im Ort, doch Peter Brandauer gibt sich gelas- zu lernen, kommen jährlich rund dreißig internationale sen: »Wir haben schon viele Meilensteine auf unserem Weg Exkursionsgruppen in den Ort, aus vielen europäischen bewältigt.« Dazu gehört auch eine funktionierende Finan- Nachbarländern, aber auch aus Japan. Und Peter Brandau- Dipl.-Ing. Christian Rauch ist freier Journalist für zierung von SaMo. So fließt zwar noch Förderung aus ös- er freut sich, wenn Werfenweng Nachahmer findet. Etwa in Zeitungen und Zeitschriften. terreichischen Töpfen, die vor allem für die Anschaffung der Gruppe der »Alpine Pearls«, in der sich 25 Alpenorte Seine Schwerpunkte: der Fahrzeuge benötigt wird. Doch abgesehen davon de- mit umweltfreundlichen Mobilitätslösungen zusammen- Wissenschaft/Technik sowie cken die zehn Euro einmalige Gebühr für die SaMo-Card geschlossen haben – Mitglied Werfenweng wird bei der Reise und Kulturwandern (dazu mehrere Buchveröf- und die 1,40 Euro, die jeder Vermieter pro Übernachtung Elektromobilität relativ zur Ortsgröße allerdings so schnell fentlichungen). abführt, bereits die gesamten Betriebskosten. nicht zu toppen sein. RST (2) Abbildungen: Christian Rauch Abbildungen: Generallandesarchiv Karlsruhe; Deutsches Museum D machte Herr von miteinem neuen Drais Fuhrwerk im cher des in die Demokraten Drais Welt setzten. »Neulich von der Schmähkritik, diespäter diepolitischen Widersa- Johann Ludwig zeigt Klüber vor eines: allem keine Spur ten ander Mannheimer Sternwarte, anden Staatsrechtler von HeinrichBrief Hoffmeister, seinem früheren Assisten- Generallandesarchiv Karlsruhe gefunden. Der undatierte von ihmspäter Laufmaschine genannt, wurde kürzlich im Pferdesterben führte. Missernte infolge der Tambora-Kälte zuHungersnot und zuseinem Projektwieder zurück, alsdiekatastrophale Erfinder machte andere Erfindungen undkamerst 1816 zu machen –ein Misserfolg, auch finanziell. Der frustrierte dasGegenmittel gegen hoheHaferkostenauf aufmerksam damit nach Wien, umdieFürsten beim Wiener Kongress belwelle den Hinterrädern zwischen umgebaut, reiste er verkündete sein gedrucktes Faltblatt. Noch eine Kur auf selten werden, könnte ein solcher Wagen seyn«, wichtig bauen.dern »In Kriegszeiten, wenn Pferde undihrFutter Fahrmaschinerige mitTretmühle den Hinterrä zwischen - Höhe trieb, vereinfachte, seine radikal ließDrais - vierräd erste Missernte von fünfen inFolge den Haferpreis indie (heutemied imDeutschen Museum). Als dann1812eine denkutschierte Gartenwegen undsoPferdemist auf ver mit dem dieser durch den Schwetzinger Schlossgarten Gartenphaeton des Kurfürstenbetriebenen Carl Theodor, lehrer Karl Drais. Dahatte er bereits Kenntnis vom Lakai- jenen Zeiten revolutionär. diemenschliche Kraft zusetzen,Fortbewegung auf warzu hinaus. DieserIdee abzuschwören undstattdessen zur schwimmende Insel Kraft –übertierische ging Voss nicht zogene Heißluftballon noch die von einem Wal gezogene chen wurden sienicht Realität, weder der von Vögeln ge- Schiffsverkehr. Aber sooft alten bei Zukunftsverspre wie - kehr brachte er nichts Neues, wohl aberzumLuft- und Leichtes, seine Voraussagen zuüberprüfen. Zum Landver heraus.hunderte Im 21. Jahrhundert istesuns ein lebend man 2 Räder…« »Es sindblos Von Hans-Erhard Lessing Basisinnovation. 200-jährigen Von zur Science-Fiction Der erste Augenzeugenbericht über Drais’ Zweirad, Zu Voss’ Lesern zählte auch Forst der damals25-jährige - brachte imJahre seinen 1810zuBerlin Zukunftsro- er heute kaummehr gelesene Autor Julius von Voss Ini Jahr Roman –ein einundzwanzigsten ausdem - - - - merhin 88Kilometermerhin -mitSchnitt 12,5km/h. Dresdener Drasinenreiter schaffte Stunden insieben im- – 802Kilometer inunbekannter Zahl von Reisetagen. Ein ungenannten Briten von London insschottische Falkirk 90, 120, 150km). eines wurde Bekannt dieDistanzfahrt sechzehn, zwanzigMeilen geht esden Tag.« [preussische: Zwieback und kalter Braten, und man ist reisefertig. Zwölf, tunenen Hemden, ein Korbfläschchen mitRum, etwas von Wachstaffent, ein leichtes Felleisen mitetlichen kat- kostet»Eine Draisine wenige Dukaten. Ein Regenmantel natürlich die Draisine der undübertrieb Vorteile: auf Reise am12.Erstfahrt Juni 1817 ausMannheim hinaus. Zweirads lagen vermutlich noch vor der dokumentierten reizte. ersten Diese Versuche des vom Wagner gelieferten eindruckte undoffenbar dieZuschauer zum Ausprobieren Bericht, demzufolge dieErfindung den Briefschreiber- be auch den Versuch mitmachten.« Damitendet dieser kurze mandant, undein Dutzend Offiziere dabei, diegrößtenteils der Herr General Vincente, der russischeEtappenkom- exerziertses lag. imSchlosshof »Dagerade wurde, sowar Mannheimer Schlosses, dasinder Nähedes Familienhau- ist, nebenher zulaufen.« daß ich eskaumaushalten konnte, nur solange ein Gang den Plattengeschwind inden Gängen des auf Schlosses, laufen einige Übung haben. Herr schon von so fährt Drais wegen der Schlittschuh schmalen beim Grundfläche wie - wo das Fuhrwerk 10bis 12Schritte fortrollt. Nur muß man Schlittschuhlaufenbeim sie dann in und die ziehet Höhe, demselben aufstehen sollten. man also wie Mit diesen tritt reitet. istjedoch Die nicht sohoch, daß dieFüßenicht auf Zoll hoch. ÜberdenselbendieStange a-b, liegt der man auf folgendem: [folgt dieHandskizze] Essind bloß 2 Räder, 27 Schloß einen Versuch, der sehr gut ausfiel. Erbesteht in Voss imFolgejahr dielaunige Erzählung schrieb Eine bevorzugteDrais alsodieplattenbelegten Arkaden des Magazin 200JahreRadfahren RST genossen Drais‘faszinierte. das neueGefährtdieZeit- Der Bericht zeigt,wiesehr Drais erfundenenLaufrad. Erlebnisse mitdemvonKarl Heinrich Hoffmeisterseine In einemBriefschildert Ein Augenzeugenbericht: bis inunsereTage. von seinenAnfängen schwünge desRadelns die Auf-undAb- Gezeigtwerden statt. 200 JahreRadfahren« – lung »Balanceakte Museums dieAusstel- trum desDeutschen findet imVerkehrszen- Noch bis22.Juli2018 51 52 Kultur & Technik 1/2018

»Atlantropa erzeugt Werte«, Ausstellungsplakat von 1932

Die Vision von »Atlantropa«

Vor 90 Jahren präsentierte Herman Sörgel erstmals seine Ideen zu Atlantropa. Das Projekt wollte Europa und Afrika verbinden, den konfliktreichen europäischen Kontinent friedlich einigen und alle Energieprobleme lösen. Am 3. März 2018 zeigt das Archiv des Deutschen Museums Originaldokumente zu Atlantropa.

Anlass ist der bundesweite Tag der Archive. Von Matthias Röschner Abbildungen:Deutsches Museumt Abbildungen:Deutsches Abbildungen:Deutsches Museumt D schaffener zweiter »Nil« in Westafrika die bewässert Wüste Großkraftnetz Europas. elektrisches tiges Ein künstlich ge- Strom speisen ausderSonnenenergie Sahara inein neuar- und anden Dardanellen hinzumSchwarzen Meer sowie monströse Wasserkraftwerke Gibraltar amStaudammbei Küstenlinien sichsiedeln Menschen Europa aus ganz an, SörgelsPlan: In den neu gewonnenen Flächen anden Landbrücke Italien zwischen undNordafrika. ka wäre ein Kontinent geworden, verbunden durch eine 100 Meterrund absinken würde. Aus Europa und Afri- net, von dassinnerhalb 60Jahren der Wasserspiegel um meer vom Atlantik abtrennen sollte. Sörgelhatte errech- Staudamm ander Meerenge von Gibraltar, der dasMittel- komplettAfrikas umbauen. Kernstück warein riesiger gewaltigen Ausmaßen den undTeile Mittelmeerraum Sörgel (1885–1952)wollte miteinem Bauprojekt von scher Vision vereinte. Der Münchner Architekt Herman Plan,ein gigantischer der technische Utopie mitpoliti- durch dieeuropäische Presse. Dahinter verbarg sich as Kunstwort »Atlantropa« geisterte jahrzehntelang Fotografi en überliefert. DasThema hatzahlreiche wis- sind umfangreiche Zeichnungen, Pläne, Manuskripte und gels, den das Archiv des Deutschen Museums verwahrt, ter« sein Projekt kontinuierlich weiter. Im Nachlass Sör- Deutschland verfolgte der ernannte selbst »Weltbaumeis- Auch inder NS-Zeit undimbundesrepublikanischen Behrens, Hans undHans undBotho Döllgast von Römer. Unterstützerbegeisterte von »Atlantropa«, darunter Peter sischen Ingenieuren, Architekten fander undKünstlern ne Idee der Öffentlichkeit vor. In prominenten zeitgenös- Herman Sörgelstellte Ende der 1920er Jahre seine küh- ders als Atlantropa –tatsächlich wurden. umgesetzt Tennessee-Valley-Projekt inden USA, dieallerdings –an- dasZuidersee-Projektwie inden Niederlanden oder das tische Großprojekte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Das Atlantropa-Projekt reiht sich ein inandere geopoli- sches Projekt der Superlative! angestautlion werden. Quadratkilometern Ein geopoliti- der Tschad Binnenmeeren zuriesigen von fasteiner Mil- und macht sie fruchtbar,Sahara während der Kongo und Magazin Deutsches Museumintern 1932 Zentralleitung, Kapstadt, Brücke fürEisenbahnBerlin- für EisenbahnLondon-Dakar, Sahara-Bewässerung, Tunnel und Kraftwerk, Neuland, Gibraltar-Werke mitDamm schematischer Darstellung: des Gesamtprojekts mit Bild oben:Übersichtskarte Sörgel, um1950 Porträtfotografie vonHerman 53 54 Kultur & Technik 1/2018

Neue City von Tanger. Kolorierte Kohlezeichnung senschaftliche Studien, Presseartikel, Filme und sogar ein »Münchner Schule«. Mit Briefen, Fotografien und Zeich- von Peter Behrens und Theaterstück angeregt und fasziniert trotz seiner Mons- nungen aus dem Nachlass des Zoologen Anton Dohrn Alexander Bopp, ca. 1932 trosität noch immer. (1840–1909) zeichnet die Bayerische Staatsbibliothek die Anlässlich des Tags der Archive 2018 zeigt das Archiv Geschichte der Zoologischen Station Neapel nach. Charles des Deutschen Museums erstmals herausragende Origina- Darwin persönlich bescheinigte seinem Kollegen Dohrn le aus dem Nachlass Sörgels. Ergänzt werden diese durch zum 25-jährigen Bestehen der Station: »You have done a anschauliche Filmsequenzen. Regelmäßige Magazinfüh- great service to science«. RST rungen mit einem Blick hinter die Kulissen vertiefen das Thema. Im Deutschen Museum steht der neunte Tag der Ar- chive, an dem sich bundesweit mehrere Hundert Archive Samstag, 3. März 2018, 10 bis 17 Uhr Bibliotheksgebäude, Sonderausstellungsraum beteiligen, dieses Mal unter dem Motto »Europa – Wis- Dr. Matthias Röschner Eintritt frei sen ohne Grenzen«. Passend zum Europäischen Kultur- ist Historiker und wissen- schaftlicher Archivar. Als erbejahr, das die EU-Kommission für 2018 ausgerufen TAG DER ARCHIVE IM DEUTSCHEN MUSEUM stellvertretender Leiter des hat, präsentieren drei weitere Archiveinrichtungen im Europa – Wissen ohne Grenzen. Archivs des Deutschen Deutschen Museum Originale aus ihren Magazinen, die Museums ist er u.a. für die Dokumente, Fotografien und Filme aus Münchner den verbindenden Charakter Europas in vielfältiger Wei- Benutzerbetreuung, für Maß- Wissenschaftsarchiven se zum Ausdruck bringen. Das Archiv der Akademie der nahmen der Bestandserhal- Ausstellung, Präsentationen, Filmvorführung zum tung und Digitalisierungspro- Bildenden Künste München geht anhand von Gobelins, Großprojekt »Atlantropa« von Herman Sörgel jekte zuständig. Er betreut die nach Raffaels Fresken im Vatikan gefertigt wurden, Magazinführungen: verschiedene Bestände, so auf Spurensuche nach einem »verschwundenen Museum« die technischen Zeichnun- 10 Uhr | 12 Uhr | 14 Uhr | 16 Uhr gen und die papierhistori- für die Vermittlung europäischer Kunst(-geschichte). Das schen Sammlungen. Zudem Historische Archiv des Max-Planck-Instituts für Psychiat- Zu Gast: organisiert er alle zwei Jahre rie beleuchtet die im Institut schon seit seiner Gründung Archiv der Akademie der Bildenden Künste München Bayerische Staatsbibliothek den »Tag der Archive« im 1917 gepflegte internationale Zusammenarbeit von Wis- Deutschen Museum. Max-Planck-Institut für Psychiatrie, Historisches Archiv

senschaftlern und die daraus erwachsenen Einflüsse der Museum Abbildungen: Deutsches

Abbildungen: Deutsches Museum Exklusive Führungen–kostenlosfürSie Mitglieder sehenmehr MeisterwerkederSteinzeit–DieMalereienin 20. März2018: MitbloßemAugenicht erkennbar–dieversteckte Welt 20. Februar 2018: 16. Januar2018: München weiter! Auch imneuenJahrgehtdieFührungsreiheinBonn Experten einenkleinen,nicht-alltäglichen Blick aufunsereAusstellungenwerfen. So könnenSiezumBsp.imRahmenunsererFührungsreiheeinmalMonatmit Als MitglieddesDeutschen MuseumshabenSievieleVorteile: Forscherleben imZenith–Nobelpreisträgernach 1945 16. Januar2018: Bonn ist jeweilsum11Uhr. anzumelden. Unsere Führungensindsehrbeliebt. Wir empfehlen Ihnen,sich möglichst frühzeitig vonDi-Fr von 14-17 Uhr). 0228/302-256 [email protected] (SiekönnendortauchBonn anrufenTel. rufen Tel. 089/2179-333 vonMo-Fr9-15Uhr)undfürdieFührungen imDM Museumsinsel undimVerkehrszentrum (SiekönnendenBesucherservice auch an- an [email protected] fürdieFührungenaufderMünchner Anmeldung bittespätestens14Tage imVoraus unterAngabederMitgliedsnummer Was dieWelt –Physikder imInnerstenzusammenhält 20. März2018: Von derWiege –Technik biszurBahre inderMedizin 20. Februar 2018: Bitte den Mitgliedsausausweis mitbringen. Start der Führung Bitte denMitgliedsausausweis mitbringen.StartderFührung Deutschen Museums(Museumsinsel) Treffpunkt fürdieFührunginderEingangshalledes Altamira-Höhle desDeutschen Museums(Museumsinsel) Treffpunkt fürdieFührunginderEingangshalle derNanopartikel Treffpunkt fürdieFührunginderEingangshalledes Verkehrszentrums biszumHigh-Tech-Bike Deutsches MuseumBonn Treffpunkt fürdieFührunganderKasse imEingangsbereich kleinstenTeilchen Deutsches MuseumBonn Treffpunkt fürdieFührunganderKasseimEingangsbereich Deutsches MuseumBonn Treffpunkt fürdieFührunganderKasseimEingangsbereich 200 JahreFahrrad–Von derDrais’schen Laufmaschine das wollenwirvermeiden. Fehlbuchungenwendig und kann zur Folge haben; fällen mitunter„detektivisch“ nachgehen. Dasistauf- von Buchungen, müssenwirhundertenvonEinzel- im Einzelfallnicht weitertragisch. Aberbeitausenden es schon –erhaltenwireineFehlermeldung. Dasist alsodenkenoderratenmüsste–Sieahnen nen kann, Wenn dasSystem dieAngabennicht richtig zuord- Die Datenwerdenbeiunsautomatisch verbucht. –Maske. die OnlineBanking paar „Spielregeln“fürdenÜberweisungsträgeroder danach manuellüberweisen,beachten Siebitteein gen fürdaskommendeJahr. SolltenSieIhrenBeitrag wie immerversendenwirimDezemberdieRechnun- Liebe Mitglieder, Informationen fürMitglieder 55 56 Kultur & Technik 1/2018

Die heilsame Wirkung der Musik Der Freundes- und Förderkreis Deutsches Museum hilft mit verschiedenen Angeboten, die »Barrierefreiheit« des Museums zu erhöhen.

Bild oben: In der Abteilung in alter Schlager aus den 1950er Jahren erklingt und Barrierefreiheit und Inklusion für die neuen Projekte der Musik werden Erinnerungen Eschon geht ein Lächeln über so manches Besucher- Zukunftsinitiative leitet. »Wenn man sieht, wie reduziert an alte Melodien und gesicht. Augen leuchten, als stellten sich Erinnerungen an die Demenzkranken am Anfang der Führung sind und Instrumente wach. Auch Menschen, die an Demenz die ferne Zeit glücklicher Jugendtage ein. Einige Besucher wie sie am Ende an Lebendigkeit und Freude gewonnen erkrankt sind, profitieren beginnen sogar, im Takt mitzuwippen. Einmal im Monat haben, ist es auch für die Museumsmitarbeiter eine große durch speziell auf sie findet eine Sonderführung für Demenzkranke und ihre persönliche Bereicherung, den Besuchern solche kleinen zugeschnittene Angebote Betreuer durch speziell geschulte Mitarbeiter des Deut- Momente des Glücks zu schenken.« von einem Besuch im Deutschen Museum. schen Museums statt. Und zwar durch die Abteilung für Sandra Kittmann und Silke Berdux – die Kuratorin der Musikinstrumente. Kaum etwas hat einen so unmittelbar Abteilung Musik im Museum – sind froh, dass der Freun- heilsamen Effekt auf Demenzkranke als das Hören von des- und Förderkreis Deutsches Museum für diesen wich- Musik. Es ist sogar wissenschaftlich erwiesen, dass Musik tigen Aspekt der Museumsarbeit 2017 zwei Veeh-Harfen zu einer Verringerung von Depressionen, dem Gefühl von finanziert hat. Dieses eher einer Zither gleichende Saiten- Isolation und dem Mangel an Lebensperspektiven führt. instrument kann man ohne Vorkenntnisse, ganz einfach Musik erhöht die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, intuitiv spielen. Und zwar geht das so: Unter die Saiten des und sie fördert das Prinzip Hoffnung. Instruments wird ein Blatt geschoben, auf dem mit Hilfe »Es ist immer ein großes Erlebnis«, erzählt Sandra Kitt- von Punkten markiert ist, in welcher Reihenfolge und Ge-

mann, die im Deutschen Museum den Themenbereich schwindigkeit welche Saite gezupft werden soll. Auch bei Museum Abbildungen: Deutsches Abbildungen: Deutsches Museum Inhalten Menschen allen offen Sorge dafür, undträgt dass sche Museum steht mitseinen Ausstellungen undderen plant. des Museums Denn die Devise lautet: »Das Deut- oder inhaltliche Vermittlungskonzepte werden derzeit ge- spielsweise Mehr-Sinne-Angebote inden Ausstellungen, men oder inhaltliche- bei Optimierungsmaßnahmen, wie Aspekte der Barrierefreiheit verbessert. Bauliche Maßnah- Im Rahmen der Zukunftsinitiative werden möglichen alle Museum ohneHindernisse kommen wären«, Kittmann. sagtSandra Museum gebracht, diemangels Angeboten sonst nicht ge- gesammeltundMenschen Erfahrungen 2017 wichtige ins Sinnesorgan seinen Dienstverweigert. »Wir habenimJahr Erlebnis, gut dieanderen wie Sinne übernehmen, wenn ein Handicap teilnehmen. ein Fürdieseistesimmer wieder Ausstellungen führen, können auch Besucher ohnedieses Da die Museumsmitarbeiter sonst auch durch wie die »Augen hören«. ansehen, wasnicht funktioniert, schließlich müssen ihre die Zeichen des Gebärdendolmetschers und die Exponate stände demonstriert, müssen dieGehörlosengleichzeitig gen üblich, während des Vortrags die Ausstellungsgegen- weisen. Denn wenn der Führer,- Führun normalen bei wie erklären, diejeweiligen zuver Objekte unddannerst auf wichtig, fürGehörlose der zuerst Führung zureden undzu kommt, dieGefühle der Menschen anzusprechen, istesbei gen ankultureller Bildung. Teilhabe von Menschen mitverschiedenen Einschränkun- somit gemeinsam mitdemermöglicht Freundeskreis die München fürdieinklusiven Angebote des Museums und weiterer sich der Kooperationspartner Landkreis engagiert Honorare fürGebärdendolmetscher mitfinanziert. Als Unterstützung des Freundes- undFörderkreises, der die te Menschen einmal imMonat statt–profitieren von der abwechselnd mitden Sonderführungenfürsehbehinder Auch fürGehörgeschädigte dieFührungen –siefinden Mit denAugen hören kranke esseine heilpädagogische soll Wirkung entfalten. den monatlich stattfindenden fürDemenz Führungen - Während an- Demenzkranken esbei vor darauf allem - - Möglichkeiten esviele wird des Engagements geben. machen.«zugänglich Fürden Freundes- undFörderkreis ohne motorischen undsensorischen Einschränkungen senschaftlich-technische Wissen Menschen allen mitoder Bereich strebt dasDeutsche Museum an,- dasnaturwis sion imöffentlichen, kulturellen undbildungsorientierten diesteigendeHinblick Bedeutung des Themas Inklu auf - der Besuch ein bereicherndes wird. füralle Erlebnis Im [email protected] Claudine Koschmieder ·Tel. 089 / 2179-314 ·Fax089 / 2179-425 Ihre Ansprechpartnerin: Freundes- undFörderkreisDeutsches Museum e. V. München ·Museumsinsel180538 Kontakt: • • • • Jahresbeitrag: des Deutschen Museums! Werden SieMitgliedim

5000 Eurofür Mitgliedschaften großerUnternehmen 5000 EurofürJuniormitgliedschaften (bis35Jahre) 250 2500 EurofürMitgliedschaften mittel 2500 500 Eurofürpersönliche Mitgliedschaften500 Magazin Freundes- undFörderkreis Deutsches Museum ständischer Unternehmennachständischer EU-Norm Freundes- undFörderkreis Monika Czernin wenden«. Sonderausstellung »energie. bei derFührung durch die Gebärdendolmetscherin 57 vergeben. vergeben. für dasJahr2016 Publikationspreise Museums die des Deutschen Bibliotheksbau Festakts im eines Rahmen wurdenim 2017 Im November des Deutschen Museums Herausragende Publikationen 58 Kultur &Technik 1/2018 D wird. fürein Forschungsmuseum Diese charakteristi- schließlich inein räumliches »übersetzt« Arrangement die zueinem wissenschaftlichen Konzept führt, das intensiver ebenso langjähriger auf wie Vorlaufforschung, Ausstellungen basieren imDeutschen Museum meist Klaus Fuchs-Kittowski. Frankfurt/M., 2016, S. 123–136). zum80. Festschrift von undGesellschaft. Geburtstag matik vor 100Jahren (in: Fuchs-Kittowski, F.; Kriesel, W.: Infor- munculus undRobot umkünstliche –Zum Diskurs Wesen Maschinen? und Hybride. Was und Menschen zwischen sich ereignet Paar (in: Manzeschke, A.; Karsch, F.: Roboter, Computer liehen, fürdie Artikel Mensch undRoboter ungleiches –ein Der Der linien entstanden. Jubiläumrigen der Entdeckung der Fraunhofer-Spektral- des Buchs ist zudem eine kleine Ausstellung zum200-jäh- »Geheimcode der Sterne« zuentschlüsseln. Als »Spin-off« folge esimweiteren Verlauf des Jahrhunderts gelang, den durch Joseph von Fraunhofer imJahr 1817, inderen Ge- ckung der dunklen Linien des Lichts imSonnenspektrum lich geschrieben. Ausgangspunkt istdieepochale Entde- schaftlichem Niveau, undverständ- anschaulich illustriert ausgelösten »Wandels des Weltbildes« hohem wissen- auf trophysik imlangen 19. Jahrhundert unddes durch sie Sinne. Jürgen Teichmann der erzählt dieEntwicklung As- Buch istein populärwissenschaftliches imbesten Dies Deutsches Museum 2016, 372S.). Astrophysikder (Wissenschaft für jedermann, München, Sterne. desHimmels unddieGeburt Eine Landschaft neue Dr. Jürgen Teichmann der fürdasBuch Geheimcode Der Bildungspreis den fürdasJahrgaben 2016anProfessor Dr. Heckl, Ulrike Leutheusser undProf. Dr. Nickelsen ver- Jury, diesjährige Die Prof. Dr. Helmuth Trischler, Prof. die von hoher Qualitätundinihrer vorbildlichArt sind. inBuch-normalerweise oder Aufsatzform, ausgezeichnet, deren populärwissenschaftliche Arbeiten (Bildungspreis), schaftliche Veröffentlichungen (Forschungspreis), zuman- entstanden sind. werden Dabei zumeinen fachwissen- Museum oder den kooperierenden Universitätsinstituten erkannt, die – jeweils im Vorjahr – am Deutschen er Preis Publikationen herausragenden wird zu- Forschungspreis Baden-Baden, 2016, S. 15–46)undGolem, Ho- wurde Dr. ver- Frank Dittmann Darstellungen –spannend vermittelt. –mitHilfemorphosen der Perspektive verzerrte bewusst Deutschen Museums wie Ana- Objekte soeinzigartige zugänglich.pen Und darüberhinauswerden imBlog des Sammlung nun imOpen Access fürbreite Nutzergrup- sen. indasDeutsche Museum Integriert istdiese Digital Sammlungen imInternet anschaulich präsentieren las- seums den Weg gewiesen, sich die umfangreichen wie sem Leitprojekt des Deutschen der Digitalisierung Mu- in vorbildlicher Weise dokumentiert. Sie haben mit die- geförderten Projekts wissenschaftlich erschlossen und Dr. Johannes-Geert Hagmann, im Rahmen eines DFG- Preisträger unter der Leitung des Kurators fürPhysik, fer. diebeiden haben Bestand Diesenherausragenden der, Georg von Reichenbach undJoseph von Fraunho- undFeinmechanikOptik von Bran- Georg Friedrich Carl August Steinheil, sondern auch Meisterwerke der Sie beinhaltet nicht nur dieersten Papierfotografien von vom2000 Objekte 16. bis zumspäten 19. Jahrhundert. die sogenannte »Akademiesammlung«, umfasstmehr als Gründungssammlung Die des Deutschen Museums, museum.de/projekte/gruendungssammlung). Museums (https://digital.deutsches- lung desDeutschen fürihrenmin Mirwald Online-Katalog Gründungssamm- Ein Akademiesammlung Digitalisiert: DieObjekteder Bälde auch in»seiner« Robotik-Ausstellung. dieser Debatte zuGehör, inseinen Publikationen undin des dieStimme Deutschen bringt MuseumsDittmann in sondern weiter werden. an Bedeutung gewinnen Frank voranschreitende nicht verstummen, etwa Digitalisierung und den Roboter Paar« als»ungleiches durch dierasant dazu, vorherzusagen, dassdieDebatten umden Menschen die Aufklärung zurückreicht. Fantasie nicht viel Esgehört umdas Diskurs Wesen des Menschen fußen, der bis weit in einem langenten gesellschaftlichen umdieRobotik auf drucksvoll deutlich. Erzeigt auf, Debat- aktuellen dassdie inseinenFrank Dittmann ein- Arbeiten immer wieder sche Verknüpfung von Forschung und Ausstellung macht Sonderpreis erging anJulia erging Bloemer undDr. Benja- Dorothee Messerschmid

Abbildungen: Depositphotos.com; Deutsches Museum des Deutschen Museums Herausragende Publikationen

Abbildungen: Depositphotos.com; Deutsches Museum D dabei dieTeilbereichedabei »Forschungsinfrastruktur« (Archiv, als exzellentFällen werden«. bewertet gut« »Sehr schnitten bereiche gliedern, in drei alssehr gut Fällen undinzwei Arbeiten des Deutschen Museums, Teil die sich in fünf - der Förderung für Leibniz-Einrichtungen finanzierten Ausland kamen zumErgebnis, dass»dienach Maßgabe des MuseumsArbeit genau unter dieLupe. fang des die Jahres nahmdeshalb eine Bewertungsgruppe ten Haushaltsmittel zweckgemäß eingesetztwerden. An- der Leibniz-Gemeinschaft. ist das Haus Forschungsmuseum als Integriertes Mitglied zu veröffentlichen undzu vermitteln. dem Seit Jahr 2000 Vielzahl von Menschen daran, neues Wissen zu erschaffen, ter den Kulissen des Deutschen Museums eine arbeitet aus oder veranstalten Workshops undKonferenzen: Hin- rieren international, bilden wissenschaftlichen Nachwuchs programme, verfassen hochwertige Publikationen, koope- Ausstellungskonzepte, entwickeln innovative Bildungs- Sie tüfteln inLaboren, digitalisieren Exponate, entwerfen Hervorragende Wissensvermittlung bezogenen Mitteln bekommt. ten Evaluierung 100Millionen rund Euro anforschungs- Museum inden kommenden Jahren sieben bis zurnächs- bescheinigt.beit Dasistdie Voraussetzung dafür, dassdas »sehr gute« darin bisum wird »exzellente« Forschungsar den dieErgebnisse veröffentlicht: Dem Deutschen Muse- Evaluierung fand Anfang des Jahres 2017 statt. Jetzt wur Forschungsmuseumtegriertes genügen. sogenannte Diese zepte, QualitätundErgebnisse den Ansprüchen anein In- finanziert. meinsame Forschungsförderung von Bund undLändern institut. Die zu gut wird einem durch Drittel Arbeit die ge- tional renommiertes undbestens vernetztes Forschungs- Deutschlands Museumsbibliothek größte undein interna- schaft undTechnik auch eigene Werkstätten, ein Archiv, Sammlung vonartigen Meilensteinen ausNaturwissen- weitere FinanzierunginMillionenhöhe. Museum»exzellenteForschungsleistungen«Deutschen –Grundlagefürdie Evaluierung:Leibniz-GemeinschaftErfolgreiche bescheinigt dem Wir schaffen wertvollesWissen! Bestnoten fürQualität Die unabhängigen Sachverständigen unabhängigen Die ausdem In- und regelmäßig, überprüft ob diegewähr wiederum Diese Leibniz-GemeinschaftDie prüft regelmäßig, ob Kon- Ausstellungen: Zum Haus gehören der neben einzig- as Deutsche Museum umfasstweit mehr alsseine - - - die Museumsinsel dem richtigen Weg auf sind.« mitder Gesamtplanung für lungen ab2020undlangfristig konzeptionellwir mitunseren gerade neuen Dauerausstel - Rückenwindviel für die Zukunft auch, undbestätigt dass reichs Forschung imDeutschen Museum. uns »Dasgibt erkennung findet«, sagtHelmuth Trischler, Leiter des- Be unserewertung wissenschaftliche sodeutlicheArbeit An- kation) bewertet. die Ausstellungen,in gebnissen Wissenschaftskommuni- bezogene Forschung« von (Überführung Forschungser Technik- und Umweltgeschichte« die»vermittlungs sowie - stellungen, Besucherlabore, ab. Bildungsprogramme) und Restaurierungsforschung) und »Vermittlung« (Aus- tal), »sammlungsbezogene Forschung« (Objektforschung Bibliothek, Objektsammlungen, Deutsches Museum- Digi »Wir freuen unsnatürlich sehr, dassdurch- dieseBe Als »exzellent« wurden dieTeilbereiche »Wissenschafts-, Magazin Deutsches Museumintern RST - grammen. von vielenVermittlungspro- Folgeprojekten undbegleitet Arbeit mitzahlreichen abteilungsübergreifende war einParadebeispielfür Willkommen imAnthropozän Die Sonderausstellung 59 60 Kultur & Technik 1/2018

Reif für die Museumsinsel

Das Deutsche Museum bekommt einen der ersten PCs der Welt – und er funktioniert tatsächlich noch.

Achim Baqué ist Software- Entwickler und sammelt historische Computer. Jetzt stellt er dem Deutschen Museum seinen Apple 1 als Dauerleihgabe zur Verfügung. Hier ist er zu sehen bei der Übergabe mit Informatik- Kuratorin Anja Teuner.

TECHNISCHE DATEN APPLE 1 Entwickler: Steve Wozniak Start Verkauf: 11. April 1976 Produziert bis: 30. September 1977 Einführungspreis: 666,66 US-Dollar Prozessor: MOS 6502 @ 1 MHz Arbeitsspeicher: 4 KB; erweiterbar auf 8 KB oder sogar 48 KB Datenträger: Kassetten

r sieht bei weitem nicht so schick aus wie ein neues wickler aus Euskirchen, der historische Computer sam- EiPhone, aber 1976 war er eine Revolution: der Apple 1, melt. Den Apple 1 hat er 2015 von dem Amerikaner Bob entwickelt von Steve Wozniak. Wenn man den Bausatz – Luther gekauft, der über »seinen« Apple sogar ein Buch ohne Gehäuse – im Laden kaufen wollte, bezahlte man geschrieben hat. Luther bekam den Computer wiederum damals 666,66 US-Dollar. Heute legen Sammler oder Mu- von Joey Copson, der den Rechner im Jahr 1976 erhalten seen für einen Apple 1 schon mal bis zu 900.000 US-Dol- hatte – er war ein Apple-Mitarbeiter der ersten Stunde. lar auf den Tisch. Jetzt hat das Deutsche Museum den sel- Baqué freut sich, dass sein Computer jetzt im Deutschen tenen Computer als Dauerleihgabe bekommen – er ist ab Museum zu sehen ist: »Bisher lag der Rechner in einem Dezember in der Ausstellung Mikroelektronik zu sehen. Banksafe in Köln – jetzt können ihn Technikbegeisterte

Der Apple gehört Achim Baqué, einem Software-Ent- in Augenschein nehmen. Ich wollte, dass er für die Öf- Museum Abbildungen: Deutsches Abbildungen: Deutsches Museum gänzt.« Computersammlung umein weiteres Stück er wichtiges uns vorbeigebracht hat. Und unsere wird jetzt großartige Macintosh-Rechner, den Steve Jobs 1985persönlich bei stellen zukönnen. »Wir schon ja haben einen der ersten M.gang Heckl, freut sich sehr, diesen Schatz aus- jetzt den USAabgeholt. sich Baqué. Erhatte den Apple beim 1selbst Vorbesitzer in das Gesicht, alssievom Wert des Geräts erfuhr«, erinnert Zollkontrolle kurz entgleiste Flughafen amFrankfurter kundlicher Wert« bescheinigt. »Und der Damevon der ren dem wird Computer »ein geschichtlicher undvölker wendig nach der Deutschland Import war–inden Papie- heure Potenzial eingeschätzt.« richtig Privatgebrauch interessant überhaupt ist–unddasunge- Ersten, haben, dieerkannt dasssoein Gerät auch fürden allererste PC, aber Steve Jobs undSteve Wozniak waren die türlich besonderen einen ganz Reiz. Esist zwarnicht der der Ausstellung, aber das allererste Gerät von Apple hat na- frühen PCs. Wir habenzwar schon einen Apple 2hier in seum: »DasGerät vervollständigt unsere Sammlung von Anja Teuner, Informatik-Kuratorin imDeutschen Mu - seum kommt. funktionsfähig. Wie dasGerät, insDeutsche dasjetzt Mu- 70 Rechner überlebt, abernur eine Handvoll istnoch ren –eshatdieSeriennummer 22. Weltweit knapp haben ausstellt,jetzt wohl zuden gehört allerersten 50Exempla- Jobs Eltern Hand angelegt. DasModell, dasMuseum ve Wozniak, Steve Jobs Partner, indervon selbst Garage 1977 produziert. den Bei ersten Exemplaren hatnoch Ste- 200 Exemplare des Rechners wurden 1976und zwischen Bausatz ausderGarage Wahl.« Angebote, aberdasDeutsche Museum warmeine erste Sammlung immer sehr beeindruckt. Ich hatte diverse im Deutschen Museum gewesen – und ich war von der Großmutter hatinMünchen gelebt, ich bin alsBub häufig ter dem Deutschen Museum angeboten? Baqué: »Meine fentlichkeit sichtbar ist.«Und hater den warum Compu- Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolf- Besitzer Baqué kann sich noch gut erinnern, auf - wie RST nungsanleitung. undeinerBedie- Zertifikat 1-Rechner mitTastatur, dem innen Computer:DerApple- Außen Schreibmaschine, - - Magazin Deutsches Museumintern 61 62 Kultur & Technik 1/2018

Das Ölgemälde von Rudolf Wimmer aus dem Jahr 1905 zeigt Joseph von Fraunhofer mit einem Prisma in der Hand neben seinem Spektralappa- rat, mit dem er die dunklen Linien im Sonnenspektrum entdeckte und ihre Lage bestimmte. Kleines Bild: Der Spektralapparat von Fraunhofer.

Bunsen zeigten gut 40 Jahre später, dass Fraunhofer den Schlüssel für den Geheimcode der Sterne geliefert hatte. Das Deutsche Museum feiert das Jubiläum der Fraunho- fer-Linien zusammen mit der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit einer Vortragsreihe und einer kleinen Sonderausstellung, bei der bis zum 28. Februar 2018 zwei farbige Originaldrucke des Spektrums aus dem Bestand des Archivs in der Akademiesammlung gezeigt werden. »Wir sind heute dank der allgegenwärtigen Barcodes an verschlüsselte Informationen mit Strichen gewöhnt«, sagt Jürgen Teichmann, der die Sonderausstellung kura- tiert hat, »aber als Fraunhofer vor über 200 Jahren diese schwarzen Linien im Farbenspektrum der Sonne entdeck- te, war das noch völlig mysteriös.« Fraunhofer verstand und nutzte sie als Messmarken, innerhalb der sonst in- Der Geheimcode einander verschwimmenden Farben von Rot bis Violett. Er wollte sie möglichst präzise und dabei ästhetisch ein- drucksvoll darstellen. Wegen Fraunhofers Perfektionismus der Sterne verzögerte sich die Veröffentlichung in den Denkschriften der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erheblich, bis die Schwarz-Weiß-Abdrucke des Spektrums seinen Zum 200. Jubiläum zeigt das Deutsche Museum Ansprüchen genügten. »Fraunhofer hätte das Sonnen- noch bis 28. Februar 2018 zwei Originaldrucke der spektrum natürlich gerne so farbensprühend dargestellt, wie es in seinen Experimenten mit Glasprisma und Fern- Fraunhofer-Linien, mit deren Hilfe erst die rohr zu sehen war«, erzählt Teichmann, »aber das gab die chemische Zusammensetzung von Atmosphäre Drucktechnik damals nicht her.« Einige Jahre später versuchte der junge Wissenschaftler und Himmelskörpern ermittelt werden konnte. es schließlich doch in Farbe. Drei handkolorierte Einzelex- emplare aus dieser Zeit sind erhalten. »Zwei davon befin- den sich im Besitz des Deutschen Museums und werden jetzt zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert«, sagt Kurator Teichmann. Dazu werden einige Originalinstru- mente und verschiedene Veröffentlichungen ausgestellt, die a lag der große Dichter und Denker total daneben: die Bedeutung der Fraunhofer-Linien für die moderne As- D»Abscheulich, wider die Natur des Lichts, letztlich un- trophysik erläutern. Denn Gustav Robert Kirchhoff und wichtig, ja sogar störend für jegliche Naturerkenntnis«, ur- Robert Bunsen fanden etwa 1860 heraus, dass jedes chemi- teilte Johann Wolfgang von Goethe über die Fraunhofer- sche Element mit einer spezifischen Anzahl und Anordnung Linien. Als Joseph Fraunhofer vor genau 200 Jahren sein von Spektrallinien assoziiert war. »Das heißt, dass man mit von Hunderten schwarzen Linien durchzogenes Sonnen- den Linien bestimmen konnte, aus welchen chemischen spektrum in München veröffentlichte, erkannte er aller- Elementen ein Himmelskörper besteht, indem man seine dings selbst noch nicht die Tragweite seiner Entdeckung. Strahlung untersuchte«, erklärt Jürgen Teichmann.

Erst raffinierte Experimente und Ideen von Kirchhoff und Mit der Identifikation der Fraunhofer-Linien als »Bar- Museum Abbildungen: Deutsches Abbildungen: Deutsches Museum sche Anwendung fürinnovative Produkte. von exakter wissenschaftlicher undderenArbeit - prakti verfolgt nach dem Vorbild des Physikers die Verbindung des Deutschen Museums. Fraunhofer-Gesellschaft Die der Sammlung auch der Nachlass Fraunhofers im Archiv Außerdem sich befindet einigen neben Instrumenten in hofers hängtauch imEhrensaal des Deutschen Museums. der Maximilianstraße geehrt. Ein großes Porträt Fraun- einer Büste inder Ruhmeshalle undeiner Bronzestatue an und eine Schule benannt. Außerdem der wird Optiker mit scheint. te bis insKleinste, uns wasvon oben soprächtig auf dort Aber heu- dankFraunhofer wir undseiner Linien wissen ne, mannicht, diebegehrt manfreut sich ihrer Pracht«. nannte, nicht. In einem seiner Gedichte heißt es: Ster »Die dieses abscheulich »durchstrichelte« er es Spektrum, wie könnten. Doch der große Denker letztlich akzeptierte darstellen Schattige« der Theorie nach Farben Goethes geschickt, mitdem Hinweis, dassdiedunklen Linien »das hofers undGoethes, hatte anden esselbst Dichterfürsten Weimar. Samuel Thomas Sömmering, ein Freund Fraun- sichbefindet imGoethe-Nationalmuseum übrigens in des Spektrums erhaltene Originalblatt Das dritte farbige »Abscheulich durchstricheltes Spektrum« Materialien bis hinzumersten zuBio-Solarzellen. Schritt dem Schwarzen Loch« oder Erkennung dieOptische von derstellung: Geburt »Die Astrophysik«, Jagd »Die nach auchbelegen die Vorträge imRahmen der Jubiläumsaus- lung unserer Gesellschaft waren modernen undsind, das blätter verdeutlicht. - umdiefarbenfrohenSonderausstellung Original rund Bedeutung der feinen schwarzen inder kleinen Striche Magnetfelds eines Röntgenpulsars die riesigen 1978wird die Entdeckung der Quasare 1964bis zurEntdeckung des brachte. Von Hubble undder Kosmologie um1926über verfeinert, Forschungsergebnisse herausragende wasviele Laufe der Zeit wurden dieMessmethoden und erweitert re« der Siegeszug der begann optischen Spektroskopie. Im code der chemischen Elemente inder Sonnenatmosphä- tiert werden. Bildrechts: DerFraunhofer-Refraktor. dem Archiv, diejetztzumerstenMalderÖffentlichkeit präsen- beiden farbigenOriginalblättermitdenFraunhofer-Linien aus Schwarze Striche durchziehen dasSonnenspektrum.Einesder Nach Joseph Fraunhofer sindinMünchen eine Straße Wie bahnbrechend Fraunhofers- Linien fürdieEntwick RST -             Joseph Fraunhofer (ab1824vonFraunhofer) 1823 besoldeterProfessorundKonservator Kabinetts desPhysikalischen Gestorben am7. Juni1826inMünchen (Todesursache Lungentuberkulose) sönlichen Adelsstand 1824 RitterkreuzdesVerdienstordens Krone, der Bayerischen Erhebungindenper- des Mitglied,1821alsaußerordentliches Mitglied 1817 derWissenschaften Akademie AufnahmeindieBayerische alskorrespondieren- Deutschen Museumzusehen) Johann GottfriedGallederNeptunentdeckt (dieserFraunhofer-Refraktoristheuteim von sehr ähnliches Exemplarerhielt1829dieBerlinerSternwarte;mitihmwurde1846 Dorpat –heuteTartu, Estland(Öffnung24,4cm,Brennweite4,33m);einzweites, 1824 Vollendung seinesgrößtenFernrohres fürdierussische desBaus Sternwarte derWissenschaften Akademie 1817 Veröffentlichung seiner Entdeckung indenDenkschriften derBayerischen Wahrscheinlich schon 1814Entdeckung derLinienimSonnenspektrum paares fürastronomische Beobachtungen 1814 Teilhaber desOptischen Instituts;Verbesserung desachromatischen Linsen- verbesserten (schlieren- undblasenfreiesFlintglas),dieLinsenqualität Entwicklung vonneuenSchleifmaschinen undGlassortenfüroptische Gläser inderGeschäftsleitung, ab1811auch BetriebsleiterderGlasschmelze;1809 und geodätischen Instrumenten(zunächst inMünchen, ab1807 inBenediktbeuern von Reichenbach, Utzschneider undLiebherrfürdieHerstellungvonastronomischen Eintrittindieoptische AbteilungdesMathematisch-Feinmechanischen1806 Instituts Lehre alsSpiegelschleifer inMünchen Geboren am6.März1787 inStraubing Magazin Deutsches Museumintern

63 64 Kultur &Technik 1/2018 Illustration: Michael Wirth Text: DanielSchnorbusch Silentium

Abbildungen: Blindtext

Abbildungen: Michael Wirth Abbildungen: Blindtext

Abbildungen: Michael Wirth I »Das war ja auch berechtigte»Das warja eine völlig Frage, solange, wie du ihngefragt, lesen undschreiben ob er überhaupt könne.« sonst wohin schieben könnten«. »Stimmt, aberdavor hattest sagt, nachdem er mirgesagt hatte, unsunsere Tickets dasswir damitüberfordert seien.« ich »Dashabe sogar abererst ge- er immer nur Türsteherwie sein würden, aberoffenbar ja du zuihmgesagt, dasser dirleid täte, weil solche Würstchen Und mit ‚‘ damitwarst du gemeint.« »Ja, davor aber hast Tusse nehmen undLeine ziehen, Maul. sonsteswasaufs gäbe ichhabe erst gesagt, als er zumirgesagt hatte, ich meine solle kleines, machtgeiles Arschloch, ein Nazi?« Ich zögerte. »Das sagen sollen, dasser ein minderbemittelter sei, Ignorant ein nur weil ich gesagt habe, dass du diesem Typen nicht hättest Sie sagte: »Wie sprechen, mit mir nie wieder bitte? willst Du zu verbringen. Ich sagte: »Ich werde sprechen.« niewieder zu gehen undden Rest meines Lebens inder totalen Stille gen Moment erwogen hatte, ernsthaft inein Kartäuserkloster hatte,gelegt brechen? schon wieder Nachdem ich einen lan- nachdem ich esvor Heiligen mirundallen des Himmels ab- cheln? Sollte ich mein Schweigegelübde bereits acht Stunden, eine Antwort verweigern? Nichts sagen? Nur nicken? Nur lä- auch ein wenig enttäuscht, ein wenig inSorge. Konnte ich ihr sagen!« Fräulein gereizt. Schröders klanghörbar Stimme Und beergeleetoast. »Also dasgeht doch sonicht! musst Du etwas Fräulein Schröder erneut sanft an und biss in mein Johannis- ten. »Hab ich Ich dirwasgetan?« schüttelte den Kopf, lächelte beergelee. Johannisbeeren Die stammten aus unserem Gar ihr zu und lächelte dabei. Auf das zweite Toast kam Johannis- Fräulein Schröder wissen, nichts.« gar Ich ja »du sagst nickte vergingen, Minuten. »Ist inOrdnung alles mitdir?«, wollte ten Bissen Toast undden nächsten Schluck Tee. Sekunden einigermaßen geschlafen?« Ich nickte und nahm den nächs - te mich: »Wie geht esdir, geht esdeinem wie Auge, hastdu ben mit dem Messer vom Brett in die Müslischale.- Sie frag inScheiben. Banane eine halbe Sie schob dieBananenschei- Fräulein Schröder bereitete sich ihrMüslizuundschnitt Toastscheibe undaß. Ich sahzuFräulein Schröder hinüber. der Toastscheibe. auf die Orangenmarmelade Ich biss indie ausdem Glasundverteilteich Orangenmarmelade etwas den Toastter auf undfasste den Löffel. Mit dem Löffel nahm das Messer unddieButter undden Toast. Ich schmierte But- Ich einen Schluck trank Tee. Ich setzte dieTasse ab. Ich nahm lich sein müsste u.s.w. Aber ich ließes. fangen hatte, dassesunter Menschen zivilisierten doch mög- Erst wollte ich einwenden, dassich schließlich ja nicht ange- Schröder sagte später: »Dashättest du nicht sagen dürfen.« in meinem und Gesichtdann nichts spürte mehr. Fräulein kunde klar, alsich dieFaust aufblitzen sahundden Schlag sein. Daswurde mirindemjenigen Bruchteil derjenigen- Se mentieren! Eisernes Schweigen sollte meine schärfste Waffe gen Gequatsche, dem ganzen Gerede, dem endlosen Argu- reden. Ich rede nicht. Ich verstumme. Schluss- mitdem ewi ch nichts sage jetzt mehr. Ich höre einfach damitauf. Alle Ich nahmdieTeekanne undgoss mireine Tasse Tee ein. - da ich nichts ja gesagt habe, sagte ich nichts. mir eröffnete, dasser mirleider kein Honorar zahlen könne, sich.rührte Applaus esauch gab keinen. Als der Veranstalter schaltete ich den Beamerausundverbeugte mich. Niemand war äußerst fruchtbar. Ich mich hielt raus. völlig Am Ende Ich zeigte inden Raum. Ich lächelte. Und auch die Diskussion »Unverschämtheit!«, jemand. Einige rief schliefen. Ich nickte. ge lachten. Andere verließen den undknallten Raum dieTür. herrschte imSaal. Stille Nur hieunddahustete jemand. Eini- lie, der nichts zusehen warundich schwieg. auf 45Minuten sagen? Aber genau somachte ich esdann. Ich zeigte eine Fo- schließend darüberdiskutieren, ohneein einziges Wort zu das Thema »Aggression undReaktion« sprechen und an- ge zueinem Vortrag erhielt. Wie sollte ich 45Minuten über mireine. undsiegab dieSemmeln blickte auf starr viel. dieTeekanne Sie zeigte auf undich schenkte ihrein, ich verstummt.falls Wir verstanden undlächelten unswortlos nicht mehr, denn Fräulein Schröder- eben warnotgedrungen »200 Gramm?«Nicken. Auseinandersetzungen esauch gab hier im Angebot?«. Nicken. »100Gramm?« Kopfschütteln. schütteln. »Sülze?« Kopfschütteln. italienische »Die Salami ge undnickte oder schüttelte den Kopf. »Presssack?«. Kopf- Kiosk, ander Wursttheke, ich- dieDin zeigte nur noch auf um ereignete. Ich sah, ich hörte, ich tastete. Bäcker, Beim am Sinne umsogenauer wahrnahmen, wassich ummich her monisch. Ich sprachnur noch dasNötigste, während meine mitdem dieKirchenbank.knallten Kopf imGebetstrance auf dass dieseniemals ein blaues Auge habenwürden, außer sie schweigenden Mönche inihrer Kartause undwarmirsicher, Sinn mit Fräulein Schröder zu diskutieren. Ich dachte an die hören wollen. Wir hätten esmerken müssen!« Eshatte keinen Schlange hatten, gewundert wasfürLeute neuerdings Jazz dich umeine Woche schon unsja inder vertan hastundwir »Nun doch malzu, gib dassdasunser Fehler war, dassdu mogeln. Ich bin nicht mehr 17! Das musste der doch sehen!« hätten, uns mitgefälschten Karten inein Konzert hineinzu- Versuch. Aber soblöd bin ich nicht‹, so, esnötig alsob wir reißen, einen zurSeite zuschubsen undzuhöhnen ›Netter nochDas istaber lange kein Grund, einem dieTickets zuzer tig. –Nur der Tag warleider falsch«. –»Kann »Eben!« sein. ja am Ende recht«. »Nein hatte er nicht. Tickets Die waren gül- seien.«dass dieungültig »Naja, damithatte auch er dannja dieTickets hat,der daauf gestarrt umdannzubehaupten, Kompliziert wurde es allerdings etwas, alsich die - Anfra kommendenDie Wochen waren äußerst jedenfalls har Dozent undfreierAutor. mal ungernhängengeblieben,arbeitet als Lehrer, München, ebendortausfamiliären Gründenundnicht Linguistik, Literaturwissenschaft undPhilosophiein Studium derGermanistischen undTheoretischen inBremen,aufgewachsen inHamburg, geboren 1961 Dr. DanielSchnorbusch RST Schlusspunkt - - - 65 66 Kultur & Technik 1/2018 Vorschau Ausgabe 2/2018 erscheint im April 2018

»Smart City« lautet das Schlagwort der digitalen Industrie. Intelligente Systeme sollen Städte besser organisieren.

Städte in Bewegung Weltweit zieht es Menschen in die Metropolen, und alle Anzei- chen deuten darauf hin, dass dieser Trend auch in den kom- menden Jahren anhalten wird. Die Stadt bietet allein aufgrund ihrer verdichteten Raumstruktur zahlreiche Vorteile für die Organisation des individuellen wie des gemeinschaftlichen Lebens. Der Münchner Soziologe Armin Nassehi bringt es auf

den Punkt: »In Städten [kommt] zusammen, was nicht zu- An den Rändern chaotisch sammengehört.« Das ist einer der Gründe für die global ungebrochene Faszination wachsender Städte bilden sich und Anziehungskraft der Städte, aber auch Ursache für die vielfältigen Probleme oft riesige Slums (im Bild: Favela und Konflikte, mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Bei aller Unterschied- in Rio de Janeiro). Der Umgang mit den sozialen Verwerfungen lichkeit der Konzepte für eine sozial und ökologisch verträgliche Entwicklung von aufgrund unkontrollierten Städten, eines gilt für alle: Die Digitalisierung wird gerade im städtischen Raum als Wachstums ist eine gewaltige große Chance gesehen, um wachsende Menschenmassen intelligent von A nach B Herausforderung für Politik und zu befördern, die Ver- und Entsorgung zu koordinieren oder Arbeit neu zu orga- Planung. nisieren. In unserer nächsten Ausgabe fragen wir unter anderem nach innovativen Modellen der Stadtentwicklung und stellen Ihnen unterschiedliche Strategien zur Gestaltung der Stadt von morgen vor. Sabrina Landes

Impressum

Das Magazin aus dem Deutschen Museum Verlag: Verlag C.H. Beck oHG, Wilhelmstraße 9, 80801 Druck, Bindung und Versand: Kessler Druck + Medien Bestellungen von Kultur & Technik über jede Buchhand- München; Postfach 400340, 80703 Mün chen, Telefon (089) GmbH & Co. KG, Michael-Schäffer-Straße 1, 86399 Bobin- lung und beim Verlag. Abbestellungen mindestens sechs 3 81 89-0, Telefax (089) 3 81 89-398, www.chbeck.de gen Wochen vor Jahresende beim Verlag. 42. Jahrgang Redaktioneller Beirat: Dr. Jörn Bohlmann (Kurator Schiff- Bezugspreis 2018: Jährlich 26,– Euro Abo-Service: Telefon (089) 3 81 89-679 Herausgeber: Deutsches Museum München fahrt), Dr. Frank Dittmann (Kurator Energietechnik, Stark- Einzelheft 7,80 Euro, jeweils zuzüglich Versandkosten Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl stromtechnik, Automation), Gerrit Faust (Leiter Presse- und * * * * * Museumsinsel 1, 80538 München Öffentlichkeitsarbeit), Dr. Nina Möllers, Prof. Dr. Elisabeth Für Mitglieder des Deutschen Museums ist der Preis für den Bezug der Zeitschrift im Mit glieds bei trag enthalten Postfach 80306 München Vaupel (Forschungsinstitut) Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich. Sie und alle in (Erwachsene 52,– Euro, Schüler und Studenten 32, – Euro). Telefon (089) 21 79-1 ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urhe- Herstellung: Bettina Seng, Verlag C.H.Beck oHG Erwerb der Mitglied schaft: schriftlich beim Deutschen Mu- www.deutsches-museum.de berrechtlich ge schützt. Jede Verwertung außerhalb der seum, Postfach 80306 München. Gesamtleitung: Rolf Gutmann (Deutsches Museum), Anzeigen: Bertram Götz (verantwortlich), Verlag C.H.Beck engen Grenzen des Urheber rechts gesetzes bedarf der Dr. Stefan Bollmann (Verlag C.H.Beck, verantwortlich) oHG, Anzeigenabteilung, Wilhelmstr. 9, 80801 München; Für Mitglieder der Georg-Agricola-Gesellschaft zur För- Zustimmung des Verlags. Der Verlag haftet nicht für Postfach 400340, 80703 München; Diana Wendler, Telefon derung der Geschich te der Naturwissen schaften und der unverlangt eingesandte Beiträge und Bilddokumente. Beratung: Dr. Christian Sicka (089) 3 81 89-598, Telefax (089) 3 81 89-599. Zurzeit gilt Technik e. V. ist der Preis für den Bezug der Zeit schrift im Die Redaktion behält sich vor, eingereichte Manuskrip- Anzeigenpreisliste Nr. 34, Anzeigenschluss: sechs Wochen Mit gliedsbeitrag ent halten. Weitere Infor mationen: Georg- te zu prüfen und ggf. abzulehnen. Ein Recht auf Ab- Redaktionsleitung: Sabrina Landes, Agentur publishNET, vor Erscheinen. Agricola-Gesellschaft, Institut für Wissenschafts- und Tech- druck besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Bei- Hofer Straße 1, 81737 München, [email protected]; nikgeschichte, TU Berg akademie Freiberg, 09596 Freiberg, träge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Redaktion: Rosa Süß (Redaktion), Birgit Schwintek (Gra- Repro: Rehmbrand Medienservice GmbH, Hauptstraße 1, Telefon (03731) 39 34 06 fik), Inge Kraus (Bild), Andrea Bistrich, Manfred Grögler 82008 Unterhaching ISSN 0344-5690 (Korrektorat)

Abbildungen: depositphoto (2) SONDERAUSSTELLUNG 28.7.2017 - 22.7.2018

Am Bavariapark 5, München · Tel. 089 / 50 08 06 - 762 · täglich 9 – 17 Uhr · www.deutsches-museum.de Verschenken Sie ein Museum! Sie sind auf der Suche nach einem besonderen Präsent? Mit einer Geschenkmitgliedschaft verschenken Sie ein ganzes Museum.

Das Anmeldeformular sowie weitere Informationen erhalten Sie unter www.deutsches-museum.de/unterstuetzung/mitglied-werden/ oder bei Ihrer Mitgliederbetreuung: Tel. 089 / 2179-310, Fax 089 / 2179-438

Museumsinsel 1, München · Tel. 089 / 21 79 - 1 · täglich 9–17 Uhr · www.deutsches-museum.de