AZ ... Fußball Chorverband Spitzenreiter beim Auch viele Kinder bei TSV Jubiläumsfest dabei Seite 41 Marktoberdorf Seite 40

SAMSTAG, 5. MAI 2012 NR. 104 www.all-in.de 35

Reisedokument ab Von groben Keilen und der Geburt nötig Marktoberdorf Aufgrund europäi- scher Vorgaben ergibt sich im deut- krummen Wipfeln schen Passrecht insofern eine Ände- rung, als dass ab dem 26. Juni Kin- Maibaum-Aktion Vielfältige Bäume mit ihren Stärken und Schwächen dereinträge im Reisepass der Eltern ungültig sind und das Kind nicht bei Juryfahrt im mittleren Ostallgäu begutachtet mehr zum Grenzübertritt berech- tigten. Somit müssen ab diesem Tag VON HEIKO WOLF Stamm sind, stören das ästhetische alle Kinder (ab Geburt) bei Reisen „Die Tafeln sind wichtig: Wohlbefinden des Baumfachmanns. ins Ausland über ein eigenes Reise- Marktoberdorf/Ostallgäu Wie unge- Im Allgäu haben wir eher „Das entspricht nicht dem goldenen dokument verfügen. Für die Eltern heuer vielfältig die Maibaum-Land- Zunft- als Naturbäume.“ Schnitt“, bestätigt Sirch augenzwin- als Passinhaber bleibt das Doku- schaft im Raum Marktoberdorf/ kernd. „Die Proportionen müssen ment dagegen uneingeschränkt gül- Obergünzburg ist – davon war die Brauchtumsexperte Walter Sirch stimmen“, gibt ihm Gottfried tig. Das Bundesinnenministerium Jury des Maibaum-Wettbewerbs Csauth von der Aktienbrauerei empfiehlt den von der Änderung von Allgäuer Zeitung und Aktien- schulterem Auge immer schneller, recht. Das ist auch bei Bäumen nicht betroffenen Eltern, bei geplanten brauerei am Mittwoch denn doch worauf sie achten müssen. Geredet der Fall, zwischen deren Sinntafeln Auslandsreisen rechtzeitig neue überrascht. Mit viel Humor, aber wurde dabei viel, aber keinesfalls die und gestalteten Wipfeln meterweise Reisedokumente für die Kinder bei auch mit gestrengem Blick muster- akribisch abzuarbeitenden Bewer- nacktes Holz liegt. ihrer zuständigen Passbehörde zu ten die Juroren acht komplett unter- tungsbögen verglichen: Jeder ent- Zu versteckte Standorte oder sol- beantragen. schiedliche Exemplare der Brauch- schied letztlich für sich allein. che, die an befahrenen Hauptstra- Diese Änderung vor den Som- tums-Baumgattung. Windschiefe Wipfel oder das ßen liegen, gaben ebenso Punkteab- merferien ist auch mit einem erhöh- Bei mildem Son- Fehlen von Kränzen oder Girlanden zug wie vorgezogene Maibaumfeste ten Arbeitsaufwand im städtischen nenschein machte gaben Punktabzug. Zudem ernteten schon im April. Aber natürlich mä- Einwohnermeldeamt verbunden. sich die Jury auf ihren etwa Werbetafeln von Banken und kelte die Jury nicht nur herum, im Die Stadtverwaltung bittet daher weiten Weg, der sie Firmen statt Sinnbildern, die Lokal- Gegenteil: Idyllische Ortslagen wie um Verständnis, dass dies zu Stoß- an ebenso viele Orte kolorit von dörflichen Vereinen und die an einer kleinen Kapelle wurden zeiten zu vereinzelt verlängerten wie üppig blühende Handwerkszünften transportieren, ebenso gerühmt wie kunstvoll ge- Wartezeiten führen kann. Bei Fra- Löwenzahnwiesen bei Andreas Probst vom Maibaum- schnitzte Figuren, sich nach oben gen hierzu steht das Einwohnermel- führte. Acht Mai- club Kopfschütteln. Auch verjüngende oder überhaupt schön deamt der Stadt Marktoberdorf zur denkmäler im gesam- grobe Holzkeile zwischen Baum- gewachsene Bäume, eine hochwerti- Verfügung. (az) ten mittleren Ostall- stamm und Bodenständer sind ein ge Verarbeitung oder ein „rundum gäu galt es zu beurtei- Schönheitsfehler: „Da war wohl der überzeugender Gesamteindruck“. MARKTOBERDORF len: sieben bis zu 32 Baum zu windig“, sagt Brauchtums- Welcher der acht Bäume am Ende Meter hohe Bäume in experte Walter Sirch. das Rennen gemacht hat, wird hier In Freinacht verzogene Bertoldshofen, Stöt- noch nicht verraten. Fotos der drei Solarlampen aufgefunden ten, , Schweinlang, „Hinten nackerte Figuren“ und schönsten veröffentlichen wir in un- In ihrem Fahrradkorb hat eine An- Untrasried, Ebersbach und Rude- zu große Aufhängungen serer Ausgabe am Samstag, 12. Mai, wohnerin der Anton-Bruckner- ratshofen sowie einen Zehn-Meter- Mit „hinten nackerten“ Figuren dem Tag vor der Siegerehrung, das Straße zwei Gartensolarlampen auf- „Kinderbaum“ in Görisried. wiederum hat Forstberater Harald Siegerfoto mit dazugehöriger Plat- gefunden. Diese wurden offen- Dabei nutzten die Juroren so Husel so seine Probleme – zumin- zierung am Montag, 14. Mai. sichtlich in der Freinacht aus einem manchen Schleichweg, den über dest, wenn der Maibaum von allen Weite Fahrtstrecken legte die Maibaum-Jury im mittleren Ostallgäu mit (von links) Garten verzogen. Bislang hat sich Sellthüren und Immenthal nach Un- Seiten gut sichtbar ist. Auch zu gro- O Die Siegerehrung des Wettbewerbs Brauchtumsexperte Walter Sirch, Gottfried Csauth von der Aktienbrauerei, Forstbe- noch kein Geschädigter bei der Poli- trasried ebenso wie den über Wim- ße Aufhängungen, die die daran an- für das Ostallgäu und Kaufbeuren fin- rater Harald Husel, Andreas Probst vom Maibaumclub Aitrang und AZ-Redakteur zei gemeldet. (az) berg und Barnstein nach Görisried. gebrachten Figuren zu wenig wir- det am Sonntag, 13. Mai, ab 13 Uhr beim Heiko Wolf (nicht im Bild) heuer zurück. Acht Maibäume, von Ebersbach bis Ber- Zudem wussten sie dank immer ge- ken lassen oder zu wuchtig für den Blasmusikfest in statt. toldshofen, von Untrasried bis Lengenwang, waren zu bewerten. Foto: Heiko Wolf MARKTOBERDORF Pedale verwechselt: 8500 Euro Schaden MARKTOBERDORF Schaden von rund 8500 Euro ist bei Verkehrsunfall mit einem Verkehrsunfall an der Ein- Allein mit Luthers Urauftrag nicht getan mündung des Jörglwegs in die verletzter Radfahrerin Schwabenstraße entstanden. Der Wechsel Klaus Dinkel neuer Pfarrer in Marktoberdorf – Von Tansania in die Diaspora Zwei Radfahrerinnen sind bei einem Fahrer eines Leihwagens mit Auto- Unfall auf der Hochwiesstraße zu- matikgetriebe wollte vom Jörgl- VON ANDREAS FILKE Theologen zu verbessern. Zuvor sammengestoßen. Wie die Polizei weg nach links in Richtung Schwa- mussten er und seine Frau Suaheli mitteilt, bog eine 13-Jährige mit benstraße einbiegen. Laut Polizei Marktoberdorf Hier ein paar Kar- lernen. ihrem Fahrrad von der Franz- verwechselte er beim Einbiegen die tons, dort auch welche. Und Klaus Schmid-Straße verbotswidrig nach Bremse mit dem Gaspedal und be- Dinkel mittendrin. Einige packte er 120 Kilometer Fahrt links auf den Radweg der Hoch- schleunigte das Fahrzeug. Er über- gerade aus, als es an der Tür klin- für ein Stück Käse wiesstraße ein. Dabei übersah sie querte die Schwabenstraße und gelt. Viele würden nun nervös wer- Itete ist landwirtschaftlich geprägt. eine auf dem Radweg entgegenkom- den Fußweg, gelangte auf eine den, zumal ein großes Ereignis ins „Die Menschen haben dadurch ge- mende andere Radfahrerin. Die Grünfläche und stieß dort mit ei- Haus steht. Nicht so Klaus Dinkel. nug zu essen, aber kein Geld.“ Wo- beiden kollidierten, wobei das Mäd- nem Verteilerkasten zusammen. Er bleibt die Ruhe selbst. Ein Stück bei die Produktpalette nicht groß chen unverletzt blieb. Die andere Der Mann blieb bei dem Unfall weit ist es wohl die afrikanische Ge- war. Für einen Käse oder andere, in Radfahrerin aber zog sich eine unverletzt. Auch weitere Personen lassenheit, die der neue Pfarrer der Deutschland gewohnte Waren Schulterverletzung zu. (az) kamen nicht zu Schaden. (az) evangelischen Kirchengemeinde musste er rund 120 Kilometer fah- von Marktoberdorf in den vergan- ren – einfach. genen drei Jahren erfahren hat. Ein Hatte Dinkel seine 2300 „Schäf- Stück weit ist es auch sein Naturell. chen“ in einem Umkreis von gut Er scheint damit klar zu kommen, Einzug in eine Baustelle: Klaus Dinkel wird am Sonntag offiziell in sein Amt als neuer zehn Kilometern erreicht, wird er in an mehreren Baustellen gleichzeitig Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Marktoberdorf eingeführt. Genauso wie Marktoberdorf für die 3000 Gläubi- zu arbeiten. es noch dauert, alle Kartons auszupacken, dauert es mit der umfangreichen Sanie- gen weitere Strecken zurücklegen rung des Pfarrhauses. Foto: Andreas Filke müssen. Obwohl er in Tansania un- „Eine solch herzliche Aufnahme weit seiner Wohnung auf die Li- habe ich noch nie erlebt“ Minderheit leben. Das kannte er Mission-EineWelt. Eines der vingstone-Berge und den Malawisee So stört es den 43-Jährigen nicht weder von Augsburg, wo er aufge- Hauptpartnerländer ist Tansania. blickte, weiß er auch die Gegend um sonderlich, dass er im Moment mit wachsen ist und seine ersten Schritte Seine Frau wollte als Ärztin – un- Marktoberdorf als eine „wunder- seiner Frau Carina tatsächlich auf ei- als Vikar ging, noch von seiner ter anderem hatte sie an den Klini- schöne Ecke im Allgäu“ zu schät- ner Baustelle lebt. Denn Pfarrhaus Pfarrstelle in Memmingen, noch ken in und Kaufbeuren ge- zen. und Büro stam- von Tansania, wo er mit seiner Frau arbeitet – ihr Wissen einmal in ei- Auf sie freut er sich ebenso wie men aus den die vergangenen Jahre gewirkt hat. nem Entwicklungsland umsetzen auf die Personen, die ihm begegnen 1950er Jahren und Dinkel stammt aus einem christli- und arbeitete deshalb als einzige werden: „Mich reizt der Kontakt werden derzeit chen Elternhaus, engagierte sich in Ärztin in Tansania an einer mit Menschen, die glauben. Es ist umfassend mo- der Jugendarbeit, im Jugendbibel- 120-Betten-Klinik. Für Klaus Din- die Kombination Menschen, Gott, dernisiert. Das kreis, übernahm selbst Verantwor- kel wiederum war es auch der Reiz Pfarrer. In diesem Beziehungsdrei- „Nest“ ist also tung. Diese Erfahrung prägte ihn so des Fremden. Denn ein Missionar eck spielt sich der Pfarrberuf ab.“ noch längst nicht sehr, dass er nach dem Abitur – gut, wurde in der lutherischen Station Allein mit dem Urauftrag Martin Gegen Barrieren – für Inklusion komplett bereitet er tendierte ganz kurz in Richtung Itete, die seit Ende des 19. Jahrhun- Luthers, das Wort zu predigen und und trotzdem Bankkaufmann – Theologie studier- derts besteht, nicht gebraucht. Viel- die Sakramente zu verwalten, sei es Barrieren, das sind all jene Schranken, die Menschen mit Behinderung fühlt sich Dinkel von Anfang an in te. Und eben während des Studiums mehr galt es, die Infrastruktur und heute nicht getan und deutet auf die beeinträchtigen. Dazu gehören etwa hohe Bordsteine, fehlende Laut- der Johannesgemeinde wohl, wurde hatte er Kontakt zur Organisation die Ausbildung von Ärzten und Büroarbeit. Doch „ohne Verwal- sprecherdurchsagen oder fehlende und zu klein beschriebene Schil- von Gemeindegliedern und Kir- tung kann keine Gemeinde existie- der. Inklusion bedeutet, Menschen mit Behinderung nicht nur den chenvorstand mit offenen Armen ren. Und wenn Kirche nicht be- Zugang zum öffentlichen Leben zu ermöglichen, sondern auch die ak- empfangen: „Ich habe ganz vorsich- Zur Person steht, kann sie auch den Glauben tive Beteiligung daran. Sie wird seit 2009 von einer UN-Rechtskon- tig an der Tür angeklopft. Die nicht verkünden.“ vention gefordert und soll nun auch in den bayerischen Kommunen sprang sofort auf und jeder hat ge- Geboren wurde Klaus Dinkel vor 43 chengemeinde St. Martin Pfarrer zur Mit dieser Aufgabe wird er am umgesetzt werden. Darüber informierten Mitglieder der Offenen Be- sagt: Kommen Sie herein, reden Sie Jahren in Augsburg. Nach seinem Anstellung. Die vergangenen gut drei morgigen Sonntag beauftragt wer- hindertenarbeit Kaufbeuren-Ostallgäu zusammen mit Waltraud Joa bei uns mit. Eine solche herzliche Abitur studierte er in Neuendettelsau Jahre arbeitete er im Südwesten den, wenn ihn Dekan Jörg Dittmar (Zweite von links), Behindertenbeauftragte des Landkreises Ostall- Aufnahme habe ich noch nie er- und München Theologie. Tansanias in der Missionsstation Ite- um 14 Uhr in sein Amt einführen gäu, die Passanten auf dem Marktoberdorfer Wochenmarkt. Eine lebt.“ Zum Vikariat kehrte er nach Augsburg te. wird. Bis dahin werde er vielleicht Barrieretafel (im Hintergrund) zeigte Barrieren auf, in Broschüren Dabei ist der neue Pfarrer nun in zurück und war anschließend in Als Hobbys hat er Reisen, Segeln, Kar- seine Fahrradpumpe gefunden ha- und Rätseln wurde zum Beispiel erklärt, dass 7,1 Millionen Menschen der tiefsten Diaspora angekommen, Memmingen-Amendingen in der Kir- ten- und Brettspiele. (af) ben, sagt er, schmunzelt und räumt in Deutschland mit einer Schwerbehinderung leben oder dass nur vier wo die evangelischen Christen in der weiter die Umzugskisten aus. Prozent von ihnen eine reguläre Arbeit ausüben. spa/Foto: Paul Schöne

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