Hopfenmüller, S. (2018): Erstnachweise der Efeu-Seidenbiene Colletes hederae Schmidt & Westrich, 1993 sowie der Feldwespe bischoffi Weyrauch, 1937 (: Apidae, ) in Vorarlberg. inatura – Forschung online, 63: 3 S.

Erstnachweise der Efeu-Seidenbiene Colletes ­hederae Nr. 63 - 2018 Schmidt & Westrich, 1993 sowie der Feldwespe Polistes bischoffi Weyrauch, 1937 (Hymenoptera: ­Apidae, Vespidae) in Vorarlberg Sebastian Hopfenmüller1

1 Sebastian Hopfenmüller Waldstraße 4, D-87634 Obergünzburg E-Mail: [email protected]

Zusammenfassung

Die sich stark ausbreitende Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) konnte im Jahr 2016 zum ersten Mal in Vorarlberg nahe dem Bodensee nachgewiesen werden und im Jahr 2018 auch in Rankweil. Damit scheint sich die Art im Rheintal bereits weiter ausge- breitet zu haben. Ein weiterer Erstnachweis für Vorarlberg konnte 2018 für die Feldwespe Polistes bischoffi am Rheindamm nahe dem Bodensee gemacht werden. Key words: Efeu-Seidenbiene, Colletes hederae, Feldwespe, Polistes bischoffi, Vorarlberg, Erstnachweis, Ausbreitung

Einleitung hederae) nachgewiesen werden (Her- westlichen Bodenseegebiet ist die mann 2007; Teppner et al. 2009; Hopfen- Efeu-Seidenbiene seit 2006 bekannt Bei vielen Artengruppen sind in den müller 2014). Die Art hat, wie der Name (Hermann 2007) und wurde auf baye- letzten Jahrzehnten drastische Be- vermuten lässt, eine Vorliebe für Efeu rische Seite in Lindau im Jahr 2016 in standsrückgänge zu verzeichnen, die als Pollenquelle, jedoch konnten auch größerer Anzahl gefunden (Hopfenmül- sowohl viele einzelne Arten betreffen schon einige andere Pollenquellen ler 2016). Der erste Nachweis für Vor- aber auch die Gesamtheit der Biomas- (z. B. Kanadische Goldrute) belegt wer- arlberg erfolgte am 29.09.2016 in Hör- se, wie dies eindrücklich für Flugin- den. Ihre Flugzeit ist für Wildbienen branz (Seestraße) nahe der Grenze zu sekten in Deutschland nachgewiesen außergewöhnlich spät von Mitte Au- Deutschland. Weitere Nachweise ge- wurde (Hallmann et al. 2017). ­Dennoch gust bis Anfang November. Aufgrund langen am 06.09.2018 in Hard (Rhein- gibt es auch einzelne Arten bei denen ihrer späten Flugzeit und der Vorliebe straße/In der Wirke) und Kennelbach­ eine beachtliche Ausbreitung sowie für Efeu kann sie kaum mit anderen Ar- (Alte Landstraße) sowie am 28.09.2018 Bestandszunahmen zu verzeichnen ten verwechselt werden, am ehesten in Rankweil (Basilika). Damit liegt sind, die oft mit der Klimaerwärmung noch mit der Honigbiene. Bei genau- die Vermutung nahe, dass sich die in Verbindung gebracht werden. In erer Betrachtung hat die Honigbiene Efeu-Seidenbiene bereits im ganzen Mitteleuropa profitieren manche wär- jedoch breite, abgeflachte Hinterbei- Vorarlberger Rheintal ausgebreitet meliebende bzw. mediterran verbrei- ne (Tibia und Metatarsus) und keine hat, zumal es einen weiteren Fund im tete Arten und können teilweise neue dichten Haarbinden an den Enden der Rheintal noch weiter südlich aus der Areale nördlich der Alpen besiedeln. Hinterleibssegmente (Abb. 1). Schweiz bei Chur gibt (lepus.unine.ch). Der erste Nachweis der Efeu-Seiden- Ein kurioser Fundpunkt der Efeu- biene für Österreich erfolgte 2006 in Seidenbiene lag in den Allgäuer Al- Colletes hederae Schmidt & Wien (Gusenleitner et al. 2012), weitere pen nur wenige Meter außerhalb von Westrich, 1993 Nachweise folgten in Niederöster- Vorarlberg auf deutscher Seite. Am reich, Steiermark (Teppner et al. 2009), Fellhorn konnten unterhalb der Berg- Eine eindrucksvolle Ausbreitung und Salzburg (Neumayer et al. 2017), Bur- bahnstation auf 1950 m Höhe meh- lokale Bestandszunahme konnte viel- genland (Zettel & Wiesbauer 2014) und rere Männchen (mind. 4 Individuen) fach bei der Efeu-Seidenbiene (Colletes Oberösterreich (Ebmer et al. 2018). Im auf Minze (Mentha sp.) angetroffen

Eingereicht: 28.11.2018; Publiziert: 04.12.2018 1 Abb. 1: Vergleich zwischen Honigbiene (links) und Efeu-Seidenbiene (rechts) werden. Ein weiteres Männchen wur- kannten Art Polistes albellus synony- damm kurz vor der Mündung des de etwas niedriger auf 1300 m am misiert wurde (Neumeyer et al. 2015). Rheins in den Bodensee erbracht Schlappolthöfle gefunden. Die Funde Die in Mitteleuropa weit verbreitete werden (conf. Schmid-Egger). Ob die sind einerseits aufgrund der Höhen- Art Polistes albellus wurde früher mit Art schon seit längerem am Bodensee stufe bemerkenswert, da die Efeu-Sei- Polistes bischoffi vermengt und nicht vorkommt oder erst kürzlich durch die denbiene eine Arte des Tief- und Hü- als eigene Art erkannt. Die echte Po- Klimaerwärmung eingewandert ist, gellandes ist. Andererseits sind auch listes bischoffi kommt nach aktuellem bleibt aktuell noch ungeklärt. Auch ist die nächsten Fundorte am Bodensee Kenntnisstand in Südeuropa und dem die Bodenständigkeit mit dem Fund und im Rheintal fast 40 km entfernt. südlichen Mitteleuropa vor. Die nörd- eines einzelnen Männchens noch Eine Verdriftung der Individuen kann lichsten Vorkommen liegen um Zürich nicht gesichert und bedarf weiterer zwar nicht ausgeschlossen werden, in der Schweiz und Neusiedel am See Untersuchungen. Der Lebensraum erscheint aber aufgrund des Fundes in Österreich (Neumayer et al. 2015). am Fundort passt jedoch zu weiteren mehrerer Individuen auf verschiede- Der erste Nachweis von Polistes bi- bekannten Fundorten, die in oder an nen Höhenstufen auch nicht wirklich schoffi für Vorarlberg konnte am Feuchtgebieten liegen (Neumayer et al. plausibel. Ob die Männchen aus einer 06.09.2018 am westlichen Rhein- 2015). weiter entfernten Population abge- wandert sind oder ob sich noch un- entdeckte Populationen in der Nähe (z. B. Kleinwalsertal oder Oberstdorf) befinden, ist ebenfalls unklar.

Polistes bischoffi Weyrauch, 1937

Die Taxonomie der europäischen Feld- wespen konnte erst kürzlich durch Schmid-Egger et al. (2017) geklärt wer- den. Zuvor wurde von Neumeyer et al. (2014) eine neue Feldwespen-Art für Mitteleuropa beschrieben (Polistes helveticus), die kurze Zeit später mit der zuvor nur aus Zentralasien be- Abb. 2: Männchen von Polistes bischoffi, Frontalansicht inatura – Forschung online 63 (2018) 2 Literatur Hopfenmüller, S. (2016): Ein weiteres Neozoon Teppner, H., Hausl-Hofstätter, U., Brosch, U., & erreicht Bayern: Der Stahlblaue Grillen- Obermayer, W. (2009): Plötzliches, häu-

Ebmer, A., Ockermüller, E. & Schwarz, M. (2018): jäger Isodontia mexicana (Saussure, 1867) figes Auftreten von Colletes hederae / Neufunde und bemerkenswerte Wie- (Hymenoptera: Sphecidae). – Nachrich- Efeu-Seidenbiene (Hymenoptera-Apo­ derfunde an Bienen in Oberösterreich tenblatt der Bayerischen Entomologen, idea-Colletidae) im Stadtgebiet von (Hymenoptera: Apoidea). – Linzer biolo- 65: 93-94. Graz (Österreich). (Mit Notizen zur An- gische Beiträge, 50 (1): 353-371. Neumayer, J., Wallner, W. & Dötterl, S. (2017): these von Hedera helix). – Mitteilungen

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inatura – Forschung online 63 (2018) 3