Schweiz Gelder Für Synagogen-Schutz Reichen Nicht
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Dienstag, 13. Juli 2021 9 Schweiz Gelder für Synagogen-Schutz reichen nicht Schutz vor Terror Erst seit kurzem bezahlen Bund und Kantone Sicherheitsmassnahmen für jüdische Einrichtungen und Moscheen. Doch Justizministerin Karin Keller-Sutter soll bereits eine Aufstockung der Mittel planen. Markus Häfliger Zusammenhang mit Terrorismus Als der Bundesrat 2019 seine Ver- oder gewalttätigem Extremismus ordnung erliess, setzte er auch Bis vor kurzem tat der Schwei- ausgesetzt» sind. So hat 2020 die Kantone unter Druck. Wört- zer Staat so, als gehe ihn die Si- erstmals auch eine Moschee Sub- lich schrieb er damals: «Damit cherheit seiner 18’000 jüdischen ventionen erhalten. Für das Jahr ist auch die Erwartung verbun- Mitbürgerinnen und Mitbürger 2022 stammen bereits 4 der to- den, dass die Kantone Leistun- nichts an. tal 15 Gesuche von muslimischen gen in gleicher Höhe erbringen.» Seit Jahrzehnten geben die jü- Institutionen, die übrigen 11 von Diese Erwartung haben die meis- dischen Gemeinden immense jüdischen Einrichtungen. ten Kantone mit bedeutenden jü- Summen für die Sicherheit ihrer Allerdings beteiligt sich der dischen Gemeinden inzwischen Synagogen, Schulen und Alters- Bund nur an technischen und erfüllt. Eine Pionierrolle nahm heime aus – und mussten dies baulichen Sicherheitsmassnah- dabei der Zürcher Sicherheitsdi- selber zahlen. Wann immer sie men, etwa Panzertüren oder rektor Mario Fehr ein. Er sorgte um staatliche Hilfe baten, scho- Überwachungskameras. Keine dafür, dass der Kanton Zürich ben sich Bund und Kantone ge- Beiträge leistet er an die laufen- rasch eigene Geldmittel sprach. genseitig die Verantwortung zu. den Sicherheitskosten, etwa die Auch die Städte Zürich und Win- Doch nachdem 2015 in Paris is- Löhne des Wachpersonals. terthur beteiligen sich mittler- lamistische Terroristen einen weile an den Sicherheitskosten Anschlag auf einen jüdischen La- Was versprach jüdischer Einrichtungen. den verübt hatten, konnte der Keller-Sutter den Juden? Die Berner brauchten etwas Bund nicht länger wegschauen. Jetzt fasst Justizministerin Karin länger. Im April 2020 erliess der Das Parlament zwang den Bun- Keller-Sutter jedoch eine mar- Berner Regierungsrat eigens desrat per Motion zum Handeln. kante Ausweitung der Bundes- eine kantonale Verordnung für Im Oktober 2019 erliess der hilfe ins Auge: Das jedenfalls sagt die Gewährung von Finanzhil- Bundesrat eine neue Verord- Ralph Lewin, der Präsident des fen an bedrohte Minderheiten. nung: Gestützt darauf zahlt er Schweizerischen Israelitischen Auch die Stadt Biel unterstützt neu Unterstützungsgelder für die Gemeindebundes (SIG). Die jüdi- die örtliche Synagoge. Bisher Sicherheitsmassnahmen von sche Zeitschrift «Tachles» zitiert noch nichts bezahlt hat die Stadt «Minderheiten mit besonderen Lewin mit folgenden Worten: Der Bern. Inzwischen gebe es aber Schutzbedürfnissen». Doch jetzt, auch bei der Stadt Bern die Be- nur zwei Jahre nach diesem Pa- reitschaft, der jüdischen Ge- radigmenwechsel, stellt sich be- Für das Jahr 2022 meinde zu helfen, sagt Michel reits die Frage, ob dieses Enga- Ronen, Vizepräsident der Jüdi- gement genügt. Denn der Bun- stammen 4 der schen Gemeinde Bern. desrat hat den Finanzrahmen auf nur eine halbe Million Franken 15 Gesuche von Genf – der Kanton, pro Jahr limitiert. In den Jahren muslimischen, der nicht zahlt 2020 und 2021 wurde diese Sum- Die Jüdische Gemeinde Bern hat me ausgeschöpft. Und beide 11 von jüdischen nur 330 erwachsene Mitglieder, Male überstiegen die Gesuche Einrichtungen. muss laut Ronen jährlich aber betroffener Institutionen das Ge- einen mittleren fünfstelligen Be- samtbudget deutlich. trag für ihre Sicherheit aufwen- den – ein Kostenblock, den ka- Wachpersonal wird tholische oder reformierte Kirch- nicht finanziert gemeinden nicht kennen. Am 2022 wird es wieder so sein. Ende Bund habe dem SIG signalisiert, meisten tut der Kanton Basel- Juni lief die Frist für Finanzge- er prüfe eine Erhöhung der Bei- Stadt für den Schutz der Juden. suche für das kommende Jahr ab. träge. Zudem habe das Departe- 2020 hat er über 600’000 Fran- 15 Institutionen erbitten vom ment Keller-Sutter angekündigt, ken für Schutzmassnahmen be- Bund total rund eine Million «nun auch das Thema der lau- willigt – und zudem auf eigene Franken für Sicherheitsmass- fenden Sicherheitskosten an die Kosten acht bewaffnete Sicher- nahmen – doppelt so viel Geld Hand zu nehmen und Wege zu heitsassistenten angestellt. also, wie zur Verfügung steht. finden, wie man im Rahmen der Nur ein Kanton tanzt aus der Das teilt das zuständige Bundes- bestehenden Gesetze staatliche Reihe. Der Kanton Genf (der die amt für Polizei (Fedpol) auf An- Beiträge dafür einsetzen könne». nach Zürich zweitgrösste jüdi- frage mit. Deshalb müssten die Keller-Sutters Medienstelle sche Gemeinde beherbergt) zahlt Gesuche nun «nach den Kriteri- mag Lewins Aussagen weder be- aus Prinzip nicht für ihre Sicher- en der Dringlichkeit, Qualität stätigen noch dementieren. Das heit. In jüdischen Kreisen wird und Effizienz priorisiert wer- Departement schreibt lediglich, kolportiert, Genfer Offizielle hät- den», schreibt das Fedpol. man werde noch in diesem ten dies damit begründet, dass Verschärft wird der Wettbe- Herbst eine erste Evaluation der der Kanton per Kantonsverfas- werb um die knappen Geldmit- Verordnung vornehmen. Bei SIG- sung zur Laizität verpflichtet sei. tel, weil nicht nur die Juden, son- Präsident Lewin klingt das schon Diese Zeitung fragte direkt beim dern auch andere religiöse Min- viel konkreter. Schon in «naher Genfer Sicherheitsdepartement derheiten und theoretisch sogar Zukunft» hoffe man auf konkre- von Mauro Poggia (MCG) nach nicht religiöse Gruppierungen te Lösungsvorschläge, sagte er den Gründen. Doch das Depar- anspruchsberechtigt sind. Vor- laut «Tachles» – und stützte sich tement ging in seiner schriftli- aussetzung ist, dass sie «einer dabei offenbar auf ein Gespräch chen Antwort gar nicht erst auf Bedrohung durch Angriffe im Die Synagoge Agudas Achim in Zürich-Wiedikon wird von einem Sicherheitsmann bewacht. Foto: Thomas Egli mit Keller-Sutter persönlich. diese Frage ein. Taxi-Firma muss einen Teil der Covid-Entschädigung zurückzahlen Bundesverwaltungsgericht Das Unternehmen hatte Arbeitsausfälle geltend gemacht und gleichzeitig seine Fahrer arbeiten lassen. Ein Taxi-Unternehmen aus dem pektors des Staatssekretariats nur die Lenkzeiten ausschlagge- des Geschäfts dadurch begegnen abgestellt werde. Dies sieht das wenn die Arbeitgeberin auf die Kanton Aargau hätte seine Ange- für Wirtschaft (Seco) im August bend seien für die Bemessung der müssen, dass sie ihre Arbeitneh- Gericht anders. Selbstständige Arbeitsleistung dieser Person stellten 2020 besser nicht arbei- 2020 ergab, dass Fahrer an ge- Kurzarbeitsentschädigung, son- menden von der Arbeitsleistung Chauffeure würden das unter- verzichte. ten lassen und so einen An- wissen Tagen im Zeiterfassungs- dern auch die Wartezeiten der befreit hätte», war der Rat des nehmerische Risiko tragen. Bei Grund für diese Regelung sei, spruch auf Kurzarbeitsentschä- system Stunden erfasst hatten, Fahrer. Für beides schulde die Gerichts. Damit hätte das Unter- den Fahrern der Beschwerdefüh- dass das Betriebsrisiko bei der digung für diese geschaffen. Zu obwohl für diese Tage Arbeits- Firma den Angestellten nämlich nehmen den Angestellten einen rer werde auf die Arbeitszeit ab- Arbeitgeberin liege. Sie müsse diesem Schluss kommt das Bun- ausfälle geltend gemacht wur- Lohn. Nur die Angestellten hät- Anspruch auf Kurzarbeitsent- gestellt, weil sich diese in einem entscheiden, ob sie das Risiko desverwaltungsgericht. Nun den. Zudem war für den Ge- ten Anspruch auf Kurzarbeitsent- schädigung eingeräumt und Anstellungsverhältnis befänden. tragen möchte, vergeblich Lohn muss die Firma Entschädigun- schäftsführer die Arbeitszeit schädigung.Anknüpfungspunkt selbst die entsprechenden Lohn- Auch die Begründung der Fir- zu zahlen oder umgekehrt man- gen zurückzahlen. nicht erfasst worden. Das Unter- sei deshalb nicht die Umsatzein- kosten gespart. ma, es müsse wegen der Eigen- gels Personals anfallende Aufträ- Im konkreten Fall beantragte nehmen sollte deshalb rund busse, die nur beim Arbeitneh- heiten des Taxi-Gewerbes auf ge nicht erfüllen zu können. die Firma für die Zeit vom 44’000 Franken zurückzahlen. mer eintrete. Ziel der Covid-Ver- Arbeitgeber trägt Risiko den Umsatz abgestellt werden, Wäre für die Kurzarbeitsentschä- 17. März bis ZUm 30. Juni 2020 Dies geht aus einem kürzlich ver- ordnung sei der Erhalt von Ar- Das Unternehmen rügte vor Bun- lässt das Gericht nicht gelten. Es digung der Umsatz entschei- Kurzarbeitsentschädigung. Die öffentlichten Urteil des Bundes- beitsplätzen und nicht der Schutz desverwaltungsgericht eine Un- sei nicht das einzige Gewerbe, dend, würde das Betriebsrisiko Arbeitslosenkasse des Kantons verwaltungsgerichts hervor. von Umsätzen. gleichbehandlung mit selbst- das auf Kundschaft angewiesen der Allgemeinheit auferlegt. Aargau zahlte rund 65’000 Fran- Das Gericht hält fest, dass ent- «Richtigerweise hätte die Fir- ständigen Taxi-Chauffeuren, sei. Anspruch auf Kurzarbeits- Das Urteil ist noch nicht ken aus. Die Kontrolle eines Ins- gegen derAnsicht der Firma nicht ma dem regelmässigen Wegfall weil bei diesen auf den Umsatz entschädigung bestehe dann, rechtskräftig. (sda) 10 Dienstag, 13. Juli 2021 Schweiz Bundesstrafgericht lehnt Verwahrung von IS-Anhänger ab Terrorismus In der Berufungsver- handlung vor dem Bundesstraf- gericht ist ein 53-jähriger Iraker zu 65 Monaten Freiheitsstrafe und 15 Jahren Landesverweis