fokussiert

Liebe Leserinnen, liebe Leser, interstellarum geht an den Kiosk!

Fast genau zehn Jahre nach dem Gründungsbeschluss unserer Zeitschrift am 25.6.1994 vollzieht interstellarum den letzten großen Schritt auf dem Weg zum pro- fessionellen Magazin für praktische Astronomie. Ab dem 28.5.2004 ist interstellarum in Deutschland, Österreich und der Schweiz auch an Zeitschriftenständen, Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen im freien Verkauf erhältlich. Damit einher geht mehr als eine Verdoppelung der Aufl age. Mit der vergrößerten Reichweite und der Positionierung als alleinige »Zeitschrift für praktische Astronomie« am Markt erhoffen wir uns einen abermaligen Schub, was Ver- breitung, Popularität und Abonnentenzahlen betrifft. Damit tritt das Blatt aus der Amateurszene – deren ureigenstes Kind es ja ist – an die Öffentlichkeit. Neben Astrofreaks und passionierten Sternguckern möchten wir verstärkt Naturfreunde und Neugierige ansprechen, die sich für die praktische Beob- achtung des gestirnten Himmels interessieren. Der Inhalt dieses Heftes beweist, dass wir beiden Lesergruppen mehr zu bieten haben als jede andere deutschsprachige as- tronomische Zeitschrift. Für unsere neuen Leser konzipiert sind die Grundlagen-Kästen im Heft, die sub- stantielle Information zum Verständnis bestimmter Inhalte bieten, die vielen Stern- freunden schon bekannt sein dürften. Dennoch kann keiner der Begleitkästen der Aufgabe gänzlich gerecht werden, ein gutes Buch für Einsteiger zu ersetzen. Was die praktische Astronomie betrifft, sei diesbezüglich auf die Bücher des Oculum- Wolfgang Dzieran Verlags verwiesen.

Hefte 1–15 wieder erhältlich

Wieviel würden Sie zahlen, um die längst vergriffenen Ausgaben 1 bis 15 von interstellarum zu erhalten? 63 Euro? Tatsächlich wurde dieser Preis unlängst bei Ebay erzielt – der Käufer bezahlte damit knapp 15 Euro mehr als den Nominalwert der entsprechenden Hefte. Dies beweist die ungebrochene Beliebtheit der alten Folge der Zeitschrift, als interstellarum noch das »Magazin für Deep-Sky-Beobachter« war und binnen kurzer Zeit Kultstatus erreichte. Für alle, die trotz Nachdrucks die ersten Hefte nie erwerben konnten, haben wir die Ausgaben 1–15 im PDF-Format als »interstellarum CD-Archiv 1994–1999« auf CD veröf- fentlicht (Seite 71). Mit einem Kauf schonen Sie auch Ihren Geldbeutel (oder Ihre alten interstellarum-Hefte), denn statt 63 Euro kostet die CD bei uns nur 19,90 Euro – und damit weniger als die Hälfte der damals zum Selbstkostenpreis hergestellten Hefte.

Wie hell wird der Komet Q4 (NEAT)?

Ab Mitte Mai taucht er am mitteleuropäischen Himmel auf: C/2001 Q4 (NEAT) könnte der hellste Komet seit Hale-Bopp 1997 und Hyakutake 1996 sein. Das Titelbild zeigt Hyakutake am 4.4.1996, aufgenommen von Gerald Rhemann und Michael Jäger. Als Aufnahmeinstrument diente eine Schmidtkamera mit 225mm Öffnung, 255mm Spiegeldurchmesser und 435mm Brennweite. Das Bild ist ein Komposit aus zwei Be-

lichtungen von je 7 Minuten Dauer mit Kodak ProGold 160/120. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

clear skies, wünscht

interstellarum 34 1 Zeitschrift für praktische Astronomie

40 Faszination Kometenbeobachtung

Helle Kometen – wie Hale-Bopp 1997 – sind selten. Hält der Schweif- stern C/2001 Q4 (NEAT) die Erwartungen, wenn er im Mai und Juni am mitteleuropäischen Him- mel mit bloßem Auge sichtbar wird?

von André Wulff und Ronald Stoyan

30 Über die Alpen des Monds

Packen Sie den Okularkoffer und lassen Sie die Bergstiefel zu Hause. Ein ein- drucksvoller Mondspaziergang am Rand des Regenmeeres führt über die Mondal- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. pen zur großen Wallebene Plato.

von Ronald Stoyan

2 interstellarum 34 Inhalt 34 www.interstellarum.de Juni/Juni 2004 gegründet 1994

Beobachterforum 6 Supernova bei M 13 • Objekte der Saison: Auswertung einer Erfolgsgeschichte 7 S5 0716+71 – Historisches Maximum Astroszene 8 Impressionen: Deep-Sky-Treffen 2004 9 Kometen in Kirchheim 10 Planetarium Nürnberg in Gefahr • Lichtkunstpreis für »Switch Off« Schlagzeilen 12 News aus der Forschung astro aktuell 16 Top-Ereignisse • Sonne und Mond • Planeten 18 Thema: Pluto in Opposition 18 Venustransit am 8.6.2004 20 Meteorströme • Kosmische Begegnungen 20 Astronomie mit dem Fernglas: Mare Imbrium 18 Venustransit am 8.6.2004 21 Astronomie mit dem bloßen Auge: M 8 22 Veränderlicher aktuell: CH Cygni 23 Objekte der Saison: NGC 6503 / NGC 6543 Mond 30 Über die Mondalpen Sonne 35 Sonne aktuell Planeten 36 Ringe, Schatten und Tropfen 39 Jupiter aktuell Kometen 40 Kometen im Juni: Show oder Flop? Milchstraße 44 Planetarische Nebel des Sommerhimmels 36 Historische Transitbeobachtungen 48 Messier-Marathon: Die Ergebnisse Geschichte 50 Für Venus um die halbe Welt Hardware 56 2"-Okulare im Vergleich Technik 60 CCD-Farbfotografi e mit der MX7c von Starlight Xpress Selbstbau 66 Zenitspiegel im Eigenbau Software 68 Neue Literatur für Deep-Sky-Beobachter

Galerie Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 72 Astrofotos von Stephan Messner Sternfreund-Service 74 Produktspiegel – Neues vom Hersteller 75 Rezensionen – Neu auf dem Markt 76 Termine • Kleinanzeigen • Vorschau • Impressum 60 MX7c: Eine Farb-CCD-Kamera

interstellarum 34 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

4 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 5 Beobachterforum

Supernova bei M 13

NGC 6207 ist die hellste Galaxie in der Umgebung von M 13, nur gut 30' nordöstlich des großartigen Ku- gelsternhaufens im Herkules. Am 1.9.2003 entdeckte der japanische Beobachter Koichi Itagaki 22" westlich und 17" nördlich des Galaxienzentrums eine Supernova von 14m,8 Helligkeit. Das Bild zeigt die Supernova am 18.3.2004, aufgenommen mit einem 8"-Newton und

einer Mintron-Videokamera. en Bernd Gährken

Bernd Gährk Bernd

Objekte der Saison: Auswertung einer Erfolgsgeschichte

Die Objekte der Saison sind ein Kernelement der Zeitschrift in- terstellarum seit ihrer Gründung 1994. Mich hat diese Rubrik von Anfang an fasziniert: Direkt vergleichen zu können, wie sich ver- schiedene Instrumente und unterschiedliche atmosphärische Be- dingungen auf das visuelle Erlebnis auswirken. Es hat mich deshalb auch interessiert, wie sich diese Rubrik im Lauf der Jahre entwickelt hat. An einem verregneten Wochenende habe ich mich mit einem Stoß interstellarum-Heft e umgeben und eine kleine Auswertung angefertigt. Ab dem Heft 20 hat sich interstellarum von einem reinen Deep- Sky-Magazin zu einer Zeitschrift entwickelt, welche alle Gebiete der Astronomie beleuchtet. Ich habe die Anzahl der eingesandten Zuschrift en von Heft 20 an in Abb. 1 dargestellt. Man sieht deutlich, dass es ein Jahr nach der Umstellung einen kleinen Einbruch gab. Das betrifft also gerade die Objekte, die in interstellarum 20 und den folgenden Heft en neu vorgeschlagen wurden. Inzwischen wurde das alte Niveau aber wieder erreicht. Zusätzlich habe ich mir angesehen, mit welchen Geräten die Be- obachtungen gemacht wurden. Dazu habe ich die letzten zwei Jahr- gänge untersucht. Gerade die Zeitschrift interstellarum hat ja immer vermittelt, dass sich auch mit kleinen Optiken erstaunliche Beobach- tungsergebnisse erzielen lassen – und nicht allein die Methode der gewaltigen Öff nung zählt. Abb. 2 zeigt die Verteilung der Beobach- tungen in den Geräteklassen. Auch mit kleinen und mittleren Gerä- ten werden beachtliche Mengen an Beobachtungen geliefert. Auff äl- lig, aber nicht verwunderlich ist der »Überhang« von großen Geräten über 10" Öff nung. Die kleinsten Instrumente waren übrigens 50mm- Ferngläser und Sucher, das größte Stathis Kafalis’ Newton. Es fällt auf, dass es keine einzige Beobachtung mit dem freien Auge gab. Dem Spruch »Deep Sky beginnt mit dem bloßen Auge« wurden die Objekte der Saison in den letzten beiden Jahren jedenfalls nicht ge- recht. Sicherlich liegt das vor allem an der Objektauswahl. Zum Schluss habe ich mir noch die Beobachter angesehen, die re-

gelmäßig mitwirken. In den letzten beiden Jahren gingen insgesamt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 166 Einsendungen von 37 Beobachtern ein (nur textliche Beschrei- bungen, Bildbeiträge nicht mitgerechnet). Lediglich 12 Beobachter waren nur mit einem Resultat vertreten, eine kontinuierliche Teil- nahme ist also die Regel. Abb. 3 zeigt die eifrigsten Beobachter. Sie liegen alle deutlich über dem Durchschnitt von 4,5 Einsendungen je Beobachter. Uwe Pilz

6 interstellarum 34 Beobachterforum

S5 0716+71 – Historisches Maximum

Die diesjährige Beobachtungsperiode des BL-Lacertae-Ob- jektes S5 0716+71 in der Giraff e verlief sehr spektakulär. Es konnten zwei absolute Helligkeitsmaxima beobachtet werden. Nachdem sich S5 0716+71 zunächst im Herbst 2003 mit ge- wohnten Schwankungen zwischen 13m,5 und 14m bewegte, konn- te um den 18. Januar 2004 ein Ausbruch beobachtet werden, der deutlich über der 13. Größe lag. Ein weiterer Helligkeits- ausbruch erfolgte dann um den 14. März, als das BL-Lac Ob- jekt abermals die 13. Größe überschritt. Nach Dr. Wagner von der Landessternwarte Heidelberg handelte es sich hierbei um die stärksten Helligkeitsausbrüche seit der Identifi zierung des Objektes 1981. Während dieser Helligkeitsmaxima rückte S5 0716+71 (z ≈ 0,3) in die Helligkeitsregionen von 3C 273 vor und war demnach einer der visuell hellsten Quasare des Himmels. Klaus Wenzel

Wolfgang Düskau

Nachgefragt: Was bedeutet »fst« und »Bortle«?

In interstellarum Nr. 32, Seite 23, heißt es unter ande- rem: »150/1500-Maksutov: fst 4m,5 bzw. 200/1200-Newton: Bortle 3–4.« Ich hätte nun gerne gewusst, was mit fst 4m,5 und Bortle 3–4 gemeint ist. Können Sie mir helfen? Jürgen Zimmer

fst bedeutet »faintest star« und bezeichnet die Grenzgrö- ße mit dem bloßen Auge, also die Helligkeit des schwächs- ten sichtbaren Sterns. Somit kann eingeschätzt werden, wie klar der Himmel zum Zeitpunkt der Beobachtung war und wie stark der Beobachtungsort von Lichtverschmutzung betroff en ist. Ein zweites Hilfsmittel zu dieser Einschätzung ist die so genannte Bortle-Skala. Hier gibt man auf einer Stufenskala von 1 bis 9 die Himmelsqualität an, wobei 1 für einen exzel- lenten und 9 für einen stark aufgehellten Himmel vergeben wird. Ein Muster dazu ist unter mitglied.lycos.de/tricky38/

bortle.html im Internet zu fi nden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Weitere Informationen zu diesen Th emen, z.B. eine Karte zur eigenen Schätzung der Grenzgröße, fi nden Sie im Buch »Fernrohr-Führerschein« aus dem Oculum-Verlag, das zahlreiche Grundlagen für Fernrohrbeobachter anschau- lich erklärt. -red

interstellarum 34 7 Impressionen Deep-Sky-Treffen 2004

Alle Jahre wieder: Über 70 Deep-Sky-Beobachter trafen sich vom 2.–4. April 2004 zum fünften Mal auf dem Eisenberg zu Vorträgen und Erfahrungsaus- tausch. Wie jedes Jahr hatte Petrus auch diesmal für die Teilnehmer nur Wolken parat. [Thomas Jäger]

Eine neue Generation aktiver Beobachter: Matthias Juchert, Martin Schoenball und Uwe Glahn. Austausch aktueller Beobachtungen und kontroverse Diskus- sion ist eines der Markenzeichen der DST. [Josef Müller] Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Führungswechsel: Wolfgang Steinicke (links) übergab die Leitung der Fach- Hans-Günter Diederich versteht es gekonnt, seinen Zuhörern auch gruppe Deep-Sky an Jens Bohle (rechts), der schon jahrelang im Hintergrund schwierigere Zusammenhänge kurzweilig zu erläutern. Auf der DST maßgeblich für die Fachgruppe aktiv war. Ganz links sitzend: Peter Riepe, Leiter 2004 wurde in seinem Workshop über elliptische Galaxien diskutiert. der Fachgruppe Astrofotografi e. [Josef Müller] [Josef Müller]

8 interstellarum 34 Astroszene

ik. Derzeitiges Meisterstück: Michael Jä- ger und Gerald Rhemann haben bereits Kometen in Kirchheim CCD-Kameras in ihre Schmidtkameras eingebaut. Die Chips sind so klein, dass die Krümmung der Bildebene dabei nicht ins Gewicht fällt. Die Aufl ösung ist nach M. Jägers Erfahrung besser als auf Film, das Gesichtsfeld aber leider zur Zeit noch viel kleiner als bei Verwendung von Klein- bildfi lm. Ein Bericht von der Tagung der Friedrich-Wilhelm Gerber war als Pfar- Fachgruppe Kometen rer in den 60er Jahren in Lateinamerika tätig. Damals konnte man am Südhimmel von Petra Rendtel und Hartwig Lüthen mit kleinsten Amateurgeräten noch echte Pionierarbeit leisten. Er entdeckte seine Kometen mit einem kleinen 8×30-Feldste- cher. Seit damals beschäft igt sich Gerber itte Februar trafen sich über 20 CCD-Kameras, nicht linear auf das Licht auch mit der Kometenspektroskopie. Sein Teilnehmer in der vielen Beob- reagiert und sogar eine Art Schwarzschild- Detektor ist weder ein Film noch ein CCD, Machtern bekannten Sternwarte Eff ekt aufweist. Passend dazu zeigte Hart- sondern das Auge. in Kirchheim zur ersten Tagung der VdS- wig Lüthen nach der Mittagspause einige Die Tagung entwickelte sich nun zu ei- Fachgruppe Kometen seit 10 Jahren. Kometenaufnahmen mit der Mintron-Ka- ner Veranstaltung à la »Kometenentdecker Das Treff en begann am Freitagabend mera, die eigentlich zu Überwachungs- am laufenden Band«. Sebastian Hönig ist mit einem gemütlichen Beisammensein in zwecken entwickelt wurde. ein langjähriger Kometenbeobachter und der Kirchheimer Sternwarte. Erst vorsich- Von der digitalen Fotografi e ging es -sucher. Dennoch war es mehr ein Zufalls- tig, dann zunehmend vehement wurde in dann zurück zur Klassik. Stefan Beck hat fund, als er 2002 seinen Kometen beim lockerer Runde über Bildbearbeitungs- mit seiner Celestron 5,5"- Sch m idt- Testen seines Fernrohrs entdeckte und technik, die Kometenhighlights 2002 T7 kamera den Kometen Hale- das Sternfeld auf das und 2001 Q4, die im Mai 2004 mit bloßem Bopp von 1995–1998 stän- Auge sichtbar werden sollen (siehe Seite dig dokumentiert und 40) und vorangegangene Kometenbeob- eine eindrucksvolle Bil- achtungen diskutiert. Für die Teilnehmer, derserie geschaff en, die die sich bis dahin noch nicht begegnet es gestattet, die Schweif- waren, fi el so das Kennenlernen überaus entwicklung nachzuvoll- leicht, was sicher auch an der noch über- ziehen. sichtlichen Teilnehmerzahl lag; unter ih- Michael Jäger, der un- nen auch drei Beobachter, die einen oder angefochtene Kometen- mehrere Kometen ihr »Eigen« nennen dür- foto-Guru, demonst- fen – Friedrich Wilhelm Gerber (1964 L1 rierte anschließend, wie Tomita-Gerber-Honda und 1967 M1 Mit- der Weg dahin aussieht. chel-Jones-Gerber), Michael Jäger (P/1998 Da er den Umgang mit U3 Jäger) sowie Sebastian Hönig (C/2002 Grafikprogrammen O4 Hönig). virtuos beherrscht, Selten haben wir eine so hochkarätige hat er Farbbilder der Astrotagung wie diese erlebt – und das hellen Kometen seit spiegelte sich auch im Niveau des Vor- 1976, die er zum Teil tragprogramms am darauf folgenden Tag selbst aufgenommen wider. und zum Teil von Maik Meyer eröff nete die Tagung mit Sternfreunden er- einer kurzen Diskussion über die Zukunft halten hat, neu eingescannt und digi- der Fachgruppe. Danach gab Werner Ha- tal nachbearbeitet. In vielen Fällen gelang Die drei »echten« Kometenentdecker in reger subik eine Übersicht über die Astrometrie es ihm nachträglich, per LRGB-Bilder die Diskussion vertieft: Von rechts nach links: Fried- von Kometen und stellte sein Beobach- Kometen »einzufärben«. Nach dieser Far- rich-Wilhelm Gerber, Sebastian Hönig und Mi- tungsprogramm vor. Bernd Brinkmann benschau wurde es dann technisch. Jäger chael Jäger.

griff dann ein brandaktuelles Th ema auf, zeigte, wie man mit kleinpixeligen CCD- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. nämlich die Verwendung der Digitalspie- Kameras und kurzbrennweitigen Objek- Etikett einer Wasserfl asche skizzierte. S. gelrefl exkameras Canon EOS 10D und tiven hochaufl ösende, schmidtkameraar- Hönig stellte sein neues, sehr ambitionier- EOS 300D in der Kometenfotografi e. Die- tige Ergebnisse erzielen kann. Mit einer tes Projekt vor – eine »Remote Sensing se erlauben das einfache Anfertigen sehr SXVH9-Kamera von Starlight und einem Sternwarte« in Chile. Seine Idee war nichts guter und dabei farbiger Astrofotos. Bernd 180mm-Objektiv erreicht Jäger ein Feld weniger als die Errichtung einer Sternwar- Brinkmann zeigte allerdings, dass die Ka- von ca. 3°. Wenn der Schweif länger wird, te mit einem via Internet fernsteuerbaren mera, im Gegensatz zu modernen Astro- kombiniert er die Bilder zu einem Mosa- Teleskop. Er organisierte also ein 14"-LX-

interstellarum 34 9 Astroszene

200, welches nun am Rande der Atacama-Wüste installiert wird und bald ferngesteuert betrieben werden kann. Zur Finanzierung Planetarium Nürnberg in Gefahr planen er und ein beteiligter chilenischer Sternfreund, Beobach- tungszeit zu vermieten und Auft ragsbeobachtungen anzubieten. Nur knapp ist das Nürnberger Nicolaus-Copernicus-Pla- Maik Meyers Vortrag behandelte ein sehr aktuelles Th ema netarium, eines von zehn Großplanetarien Deutschlands, amateurastronomischer Tätigkeit, das man mit der Bezeich- seiner Schließung entgangen. 50 Millionen Euro fehlten im nung »data mining« zusammenfassen kann. Eine Reihe inter- Stadtsäckel, die auf einer Stadtratssitzung durch eine gemein- essanter Datensätze ist im Internet direkt verfügbar – und so- same Streichliste von SPD und CSU eingespart werden soll- mit auch Amateurastronomen zugänglich. Hier kann man auf ten. Als einer der Einsparungsposten war das Planetarium Entdeckungsreise gehen! Der Digital Sky Survey (Palomar und aufgeführt. Doch der Stadtrat hatten nicht mit der Reaktion ESO-Sky Survey digitalisiert) enthält noch unentdeckte Kometen, der Nürnberger Bürger gerechnet, die sich in Protestaktionen obwohl der DSS1 aus Platten aus den 1950ern erstellt wurden. In über die Presse für den Erhalt der Einrichtung einsetzten. den Bildern der SOHO-Sonde wurden bereits viele Kometen ge- Das Planetarium wird nun vorerst weitergeführt – so lange funden – die meisten durch Amateure. Die meisten gehören der der 30 Jahre alte Projektor noch läuft . Für eine Neuanschaf- Kreutz-Gruppe an – daneben wurden inzwischen weitere Kome- fung (3–4 Millionen Euro) könne der städtische Träger nicht tengruppen identifi ziert: Die Marsdengruppe, die Krachtgruppe mehr einstehen, so Oberbürgermeister Dr. Maly. und die Meyergruppe. Das Archiv des NEAT-Surveys ist eine Vor genau 70 Jahren war in Nürnberg bereits einmal ein schöne Quelle für unentdeckte Kleinplaneten und Kometen. Al- Planetarium geschlossen worden, aber aus anderem Hinter- lein Sebastian Hönig fand darin 478 neue Kleinplaneten. grund. Nazi-Gauleiter und »Frankenführer« Julius Streicher Das Fazit der Tagung: Man hätte sie auch mit Fug und Recht erinnerte die Kuppel an eine Synagoge. Nur sechs Jahre nach als CCD-Tagung, Astrofotografentreff , Bildverarbeitungs-Semi- der Einweihung wurde das erste Nürnberger Planetarium nar oder Orbit-Dynamik-Workshop bezeichnen können, ohne 1934 darauf hin abgerissen und konnte erst 27 Jahre später dass das Th ema völlig verfehlt worden wäre. In zwei Jahren soll es durch seinen heutigen Nachfolgebau ersetzt werden. eine weitere Kometentagung geben – man darf gespannt sein.

Lichtkunstpreis für »Switch Off«

Ein Preis für das Ausschalten von öff entlicher Be- leuchtung – ein Traum wird wahr für Amateurastrono- men. Lüdenscheid, die selbst ernannte »Stadt des Lichts«, hat ihren Lichtkunstpreis an Tim Otto Roth verliehen – für eine außergewöhnliche Installation: In der Nacht vom 17. auf den 18.7. werden in Lüdenscheid von 23 bis 24 Uhr die Lichter ausgehen – passend in einer Neu- mondnacht am Wochenende. Auch die 80000 Einwoh- ner sind aufgerufen, das Licht kollektiv zu löschen. Roth sah sich durch die Stromausfälle in Italien und den USA letztes Jahr inspiriert. Ausdrücklich ist sein Entwurf auch als Anklage gegen die zunehmen- de Lichtverschmutzung gedacht, um für »den nächtli- chen Himmel als natürliche Quelle des Lichts und als unendlichen Raum sensibilisieren«. Dies überzeugte sogar Lüdenscheids Stadtväter, sonst eher als Freunde üppiger Lichtinstallationen bekannt. »Natürlich klingt es im ersten Moment widersprüchlich, dass in der Stadt des Lichts die Lichter ausgehen sollen. Und doch kann genau diese Dunkelheit für Licht sensibilisieren«, sagt Bürgermeister Friedrich Karl Schmidt. »Natürlich ist es nur ein Experiment«, betont Schmidt, hofft aber, dass wirklich alle Lüdenscheider mitmachen und die Lampen löschen. »Sonst kann es schlicht nicht funktionieren«. Mit viel Freude und einem Kloß im Hals sieht Hartwig Sander, technischer Leiter der Stadtwerke, dem Kunst-

ereignis entgegen. »Das ist ein Mordsaufwand«, weiß Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. er. Es gilt viel zu klären: Was ist mit Ampeln, mit Stra- ßenbeleuchtung, mit dem Straßenverkehr? »Wir kön- nen Autoverkehr nicht verbieten, aber natürlich würden Scheinwerfer das Erlebnis immens stören«, so Sander. Er Licht aus in Lüdenscheid. So stellt sich Tim Otto Roth die Realisation seines weiß aber auch: »Wenn alles funktioniert, wird das ein Lichtkonzeptes »Switch Off« vor. Ob es am 17.7. tatsächlich dunkel in der 80000- enormes Wir-Gefühl in Lüdenscheid erzeugen.« Einwohner-Stadt wird, ist aber auch eine technische Frage.

10 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 11 Schlagzeilen

zusammengestellt von Peter und Susanne Friedrich

Sedna – der zehnte Planet?

Erstmals wurde weit jenseits der Plutobahn ein Kleinplanet gefunden: Das Objekt mit der Bezeichnung 2003 VB12 – auch »Sedna« ge- nannt – wurde auf Aufnahmen vom 14. No- 14. Nov 2003, 7:32 MEZ 9:03 MEZ 10:38 MEZ vember 2003 an einem 2,5-Meter-Teleskop auf dem Mount Palomar in Kalifornien gefunden Abb. 1: Entdeckungsbild von 2003 VB12. und anschließend durch Beobachtungen an anderen Observatorien bestätigt. Aus der be- obachteten Bewegung am Himmel konnte auf eine stark elliptische Umlaufb ahn geschlossen werden, auf der sich »Sedna« zur Zeit in etwa 13 Milliarden Kilometern Entfernung von der Sonne bewegt, aber im Sonnenfernpunkt (Aphel) die zehnfache Distanz erreicht. Damit liegt die um etwa 12° gegen die Erdbahnebene geneigte Bahn deutlich außerhalb des Kuiper- Gürtels, so dass der Himmelskörper schon der sich in noch weit größere Entfernungen erstreckenden Oort-Wolke zuzurechnen sein könnte. Die Umlaufzeit um die Sonne beträgt übrigens gut 10000 Jahre! Weil über das Refl exionsvermögen des Ob- jekts nichts genaues bekannt ist, lässt sich aus der beobachteten Helligkeit die Größe des Himmelskörpers kaum bestimmen. Deshalb wandten sich die amerikanischen Astrono- men an ihre deutschen Kollegen aus Bonn, die am 30-Meter-Radioteleskop auf dem Pico Abb. 2: Die Größe von »Sedna« im Vergleich zu Erde, Mond, Pluto und Quaoar. Veleta in Südspanien eine hochempfi ndliche Bolometerkamera betreiben. Das für die Mes- Abb. 3: Bahn von Sedna im Vergleich zu den Bahnen der bekannten neun Planeten. Die vier sung kurzwelliger Radiostrahlung ausgelegte Titelbilder zeigen das Planetensystem in vier verschiedenen Maßstäben. Instrument konnte die Wärmestrahlung der Oberfl äche mit einer berechneten Tempe- ratur von –238°C messen – damit konnte auf die Größe der abstrahlenden Fläche ge- schlossen werden: »Sedna« ist demnach etwa 1300km groß, wobei der Wert auf Grund des nur schwachen Messsignals ziemlich unge- nau ist; die obere Grenze wird mit 2000km angegeben. Damit ist der Kleinplanet zwar nicht größer als Pluto, aber auch nicht sehr viel kleiner. Ob nun »Sedna« als zehnter Planet anzuse- hen ist oder der erste entdeckte Vertreter einer bislang unbekannten Kleinplaneten-Familie

ist, bleibt abzuwarten. Sollten weitere derarti- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ge Objekte gefunden werden, wäre allerdings auch der Planetenstatus von Pluto zu über- denken. [Quellen: IAU-Zirkular 8304; NASA/ JPL-Caltech Press Release vom 15. März 2004; Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie vom 16. März 2004]

12 interstellarum 34 Schlagzeilen

Gamma-Ray Bursts: Erster Spiegel des Large Fontainen im Weltall Binocular Telescope installiert

Erst Anfang 2003 gelang der Nachweis, dass Gammastrahlen- Am 16. März wurde der erste der zwei 8,4m-Spiegel des ausbrüche (GRBs) in Verbindung mit gewaltigen Supernova-Aus- Large Binocular Telescopes (LBT) in der Teleskop-Struktur brüchen, so genannten Hypernovae, auft reten. Allerdings konnte installiert. Bereits im Oktober 2003 war der 18-Tonnen-Spie- die Menge an freigesetzter Energie nicht erklärt werden, wenn gel von Tucson, wo er gegossen, geformt und poliert worden man annahm, dass sich die Explosion sphärisch in alle »Him- war, auf dem Mount Graham in der Nähe von Saff ord, Arizo- melsrichtungen« ausdehnt. Man vermutete deshalb, dass sich na, eingetroff en. »First Light« wird noch dieses Jahr erwartet. die Explosionswolke der Supernova gebündelt in zwei Strahlen [Quelle: Th e LBT Corp. 7.4.2004] (Jets) ausdehnt. Diese Jets können wegen der großen Entfernung der GRBs nicht direkt nachgewiesen werden, verraten sich aber dadurch, dass das im visuellen Spektralbereich sichtbare Nach- glühen (»Aft erglow«) des Gammastrahlenausbruchs polarisiert ist. Der Nachweis dieser Polarisation ist selbst mit Teleskopen der 8m-Klasse wegen der schnellen Helligkeitsabnahme des Aft er- glows schwierig und gelang jetzt erstmals bei dem relativ nahen und dadurch hellen GRB 030329. Die Polarisation konnte über mehrere Tage verfolgt werden und variierte sowohl ihre Stärke als auch den Polarisationswinkel ständig. Diese Variationen kön- nen nicht mit dem bisherigen Modell von zwei entgegen gesetzten Jets erklärt werden, sondern die Jets könnten aus einem schnellen sehr eng gebündelten Jet, der den GRB erzeugt, und einem brei- teren, langsameren Jet bestanden haben, der für das Nachglühen verantwortlich ist. Hätte sich solch ein Gammastrahlenausbruch vor einer Milli- on Jahren in der Milchstraße ereignet, so könnte man noch heute die Spuren davon auf der Erde nachweisen. Forscher haben be- rechnet, dass der Überschuss an hochenergetischer kosmischer Strahlung, die man heute aus der Richtung des Milchstraßen- zentrums misst, durch solch ein Ereignis vor einer Million Jah- ren verursacht worden sein könnte. [Quelle: Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft SP18 / 2003 (142), Presseinforma- tion des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie PRI (MPIfR) 03/04 (1)]

Der (abgedeckte) 8,4m-Spiegel in seiner Halterung beim Einbau ins Large Binocular Telescope. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Surftipps ESO Presse Mitteilungen • www.eso.org/outreach/press-rel Large Binocular Telescope Homepage • lbto.org Sedna • www.gps.caltech.edu/~mbrown/sedna Aufnahme des Afterglows des GRB 030329, aufgenommen mit dem Near Earth Object Program • neo.jpl.nasa.gov Schmidt-Spiegel in Tautenburg.

interstellarum 34 13 Schlagzeilen

zusammengestellt von Peter und Susanne Friedrich Komet Rotverschiebung 10

Churyumov-Gerasimenko Nur zwei Wochen nach der Bekanntgabe, dass eine Galaxie mit Rotverschiebung 7 gefunden sei, hat die ESO eine Beobach- aufgenommen tung des Galaxienhaufens Abell 1835 mit der Nah-Infrarot-Ka- mera ISAAC am VLT veröff entlicht, die diesen Rekord bricht: Kurz vor dem Start der europäischen Kometen-Sonde Rosetta Der Galaxienhaufen wirkt als Gravitationslinse und lässt so ei- am 2. März 2004 gelang es in La Silla mit dem New Technology nige sehr schwache Galaxien im Hintergrund sichtbar werden; Telescope der ESO das Ziel von Rosetta, den Kometen Churyu- eine dieser Galaxien soll eine Rotverschiebung von 10 besitzen! mov-Gerasimenko, aufzunehmen. Die Aufnahme besteht aus 45 Einen ersten Hinweis auf die enorme Rotverschiebung gibt die Einzelaufnahmen, die der Bewegung des Kometen nachgeführt Tatsache, dass die Galaxie nicht im optischen Spektralbereich wurden, wodurch die Sterne als Striche abgebildet wurden. Der sichtbar ist, wohl aber im nah-infraroten H-Band. Typische Ga- vier Kilometer große Kometenkern war zum Zeitpunkt der Auf- laxienspektren zeigen nämlich bei Wellenlängen unter 91nm nahme etwa 670 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Aus (Lymankante) kaum Emission; bei z=10 liegt die Lymankante der sternförmigen Abbildung des Kometen kann man auf eine bei etwa 1000nm, so dass in diesem Fall nur noch im infraroten, geringe Staubentwicklung schließen, was für Rosetta von Vorteil nicht aber im optischen Spektralbereich Emission zu erwarten ist, wenn sie 2014, wenn sich der Komet in einer noch größeren ist. Darüber hinaus wurde bei 1034nm eine Absorptionslinie Entfernung von der Sonne befi ndet, auf ihm landen wird. [Quelle: entdeckt, die als rotverschobene Lyman-alpha-Linie interpretiert ESO Press Photo 06a-b/04] wird. [Quelle: ESO Press Release 04/04 vom 1. März 2004]

Komet Churyumov-Gerasimenko in 670 Millionen Kilometer Entfernung Der Galaxienhaufen Abell 1835 im nahen Infrarot (oben links); die Bilder- von der Sonne (Pfeil). reihe unten zeigt die Galaxie in den einzelnen Filtern R, J, H und K.

Felsbrocken »streifte« die Erde

In nur ca. 43000 Kilometern über dem Südatlantik ist in der Nacht vom 18. auf den 19. März der nur 30 Meter große Asteroid 2004 FH an der Erde vorbeigezogen, wobei er durch die Anziehungskraft der Erde um 15° in seiner Flugrichtung abgelenkt wurde. Kurz vor der größten Annäherung lag die Helligkeit zwischen 13m,8 und 12m,9, wobei ein Lichtwechsel

mit einer Periode von 90 Sekunden beobachtet wurde. Der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interplanetare Felsbrocken war erst drei Tage vor dem Vor- beifl ug durch das LINEAR-Programm der NASA gefunden worden. Man geht davon aus, dass Objekte dieser geringen Größe häufi ger in Erdnähe vorbeifl iegen – meist jedoch (noch) unbemerkt. [Quelle: IAU-Zirkular 8310; NASA/JPL News vom 17. März 2004] Bahn des Asteroiden 2004 FH bei seinem Vorbeifl ug an der Erde.

14 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 15 astro aktuell im Juni/Juli 2004

Top-Ereignisse 8.6. 10:22 MESZ Venustransit vor der Sonne 11.6. 14:00 MESZ Pluto in Opposition 27.6. 3:00 MESZ Meteorstrom Juni-Bootiden, möglicher Ausbruch 13.7. 4:26 MESZ doppelte Sternbedeckung 37, 39 Tau

Sonne und Mond

Die Sonne erreicht am 21.6. den nörd- lichsten Punkt ihrer Bahn: Es ist Sonnen- wende. Gleichzeitig tritt sie in das Stern- bild Zwillinge ein. Am 20.7. wandert sie in den Krebs, so dass sie gegen Monatsende etwa bei M 44 steht. Die Sonnenschein- dauer erreicht bei klarem Himmel 16 Stefan Schimpf Stunden für die Mitte Deutschlands, auf Sylt werden es bis über 17 Stunden sein. Fünf Planeten am Abendhimmel (unten) waren Anfang April gleichzeitig zu bewundern: Sowohl mit Für die Deep-Sky-Beobachter kommen dem bloßen Auge als auch mit dem Teleskop ein beeindruckender Anblick. [Matthias Lingnau] die Zeiten der »weißen Nächte« nördlich von 49° Breite, die von Anfang Juni bis Jupiter Mitte/Ende Juli reichen – während die- ser Zeit wird es auch zu Mitternacht nicht ausreichend dunkel für die Beobachtung schwacher Objekte. Der Mond ist als schmale Sichel am 19.6. ab 22:00 MESZ tief über dem Nord- osthorizont zu sehen, dieses Schauspiel wiederholt sich exakt einen Monat später. Der »goldene Henkel« kann am 27.6. beo- Mond bachtet werden, dabei scheint das Jurage- birge des Mondes aus dem Himmelskör- per wie ein Henkel herauszuragen (siehe Seite 20). In der Nacht vom 2.7. kulmi- niert der Vollmond in der tiefsten Stellung des Jahres – er steht dann im Norden Deutschlands nur 7° über dem Horizont. Gleichzeitig wird es mit 6 Stunden die Saturn kürzeste Vollmondnacht des Jahres. Eine interessante doppelte Sternbedeckung fi ndet am Morgen des 13.7. statt (siehe Kosmische Begegnungen).

Planeten

Mars Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Merkur erreicht am 27.7. seine größte östliche Elongation von der Sonne. Zwar Venus ist der Abstand mit 27° um 8° größer als Ende März, dennoch reicht es nicht zu einer Abendsichtbarkeit, da die Ekliptik sehr fl ach am Horizont verläuft. Mit ei- nem Fernglas kann dennoch versucht Merkur 16 interstellarum 34 astro aktuell

Planeten, Mondphasen und Dämmerungsdiagramm für Juni/Juli 2004

Das Planetendiagramm zeigt die Planetenscheibchen zu den angegebenen Daten im gemeinsamen Maßstab. Norden ist oben, Osten links. Das Dämmerungsdiagramm zeigt die Dämmerungs- zeit (Verlauf) mit Nachstunden und Aufgänge (weite Strichelung) und Untergänge (enge Strichelung) der großen Planeten, Zeiten in MEZ. Hellblaue Nachtmarkierung bedeutet Mondschein, dunkelblaue mondlose Zeit. Die roten Balken zeigen die Position der Wochenenden, die Leiste links dazu passend die Mondphasen.

werden, Merkur in der Abenddämmerung Venusphasen im Amateurteleskop: tief über dem Horizont aufzufi nden. Da- Von der Halb- zur Sichelvenus. bei kann der Mond am 19.7. als Aufsuch- hilfe benutzt werden, Merkur steht etwa Venusscheibchen erreicht die 3,8° südlich. Sinnvoller ist das Aufsuchen stattliche Größe von 58" – so des Planeten am Taghimmel, um die Pha- groß kann kein anderer Pla- sen oder gar Details auf der Oberfl äche net werden. Die Beobach- zu beobachten. tung dieses außergewöhnli- Sebastian Voltmer Venus ist weiterhin das unbestritte- chen Ereignisses ist nur mit ne Starobjekt des Planetenhimmels. War dem Teleskop und einem sicheren Son- Jupiter ist zunächst noch gut in der schon die beste Abendsichtbarkeit seit nenfi lter möglich! ersten Nachthälfte zu sehen, sein Unter- 100 Jahren im April und Mai beeindru- Ab dem 20.6. taucht Venus wieder gang verlagert sich von 2:15 MESZ Anfang ckend, folgt nun der großartige Höhe- tief in der Morgendämmerung auf. Am Juni auf 22:30 MESZ Ende Juli, was be- punkt der Vorstellung. Seit dem 20.5. ist Himmel beschreibt sie eine Schleife um reits in der Dämmerung stattfi ndet. Venus bereits nicht mehr am Abendhim- , den Hauptstern des Stiers, Saturn ist unbeobachtbar und tritt am mel vertreten, die immer größer werden- und wird ab 29.6. wieder rechtläufi g. Ihr 8.7. in Konjunktion mit der Sonne. de Sichelgestalt des Planeten kann aber Durchmesser schrumpft dabei wieder Dagegen können Uranus und Neptun am Taghimmel im Teleskop erkannt wer- auf nur noch 29" Ende Juli, während die Anfang Juni am Morgenhimmel und Ende

den. Venus eilt rückläufi g auf die Sonne Sichel langsam an Dicke zunimmt. Den Juli bereits die ganze Nacht beobachtet Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zu, die sie am 8.6. erreicht. Dabei tritt größten Glanz erreicht Venus am 15.7., werden. Zum Aufsuchen ist allerdings ein der Planet in unterer Konjunktion vor die wenn sie mit –4m,5 Helligkeit am Morgen- Fernglas nötig – eine genaue Karte ent- Sonne und es kommt zu einem sehr sel- himmel steht. Dort baut sie ihre Sichtbar- hält das nächste Heft. Der fernste Planet tenen Venustransit vor der Sonne (siehe keitszeit mächtig aus und kann Ende Juli Pluto ist die ganze Nacht sichtbar und er- Seite 18 und den ausführlichen Vorbe- bereits ab 2:30 MESZ gesehen werden. reicht am 11.6. seine Oppositionsstellung richt in Heft 33). An diesem Tag trennen Mars hat sich vom Abendhimmel ver- (siehe Thema auf Seite 18). Erde und Venus 43,2 Millionen km, das abschiedet und ist unbeobachtbar.

interstellarum 34 17 astro aktuell

Thema: Pluto in Opposition

Ist Pluto wirklich ein rich- tiger Planet – oder nur einer von vielen Kleinplaneten jen- seits von Neptun mit ähnlicher Größe, wie aktuelle Neuent- deckungen nahe legen (siehe Seite 12)? Für Amateurbeob- achter bleibt es unbestritten reizvoll, den fernen Himmels- körper zu beobachten. Dabei wird diese Aufgabe immer schwieriger, denn Pluto be- wegt sich in die sternreiche Milchstraße hinein und wird gleichzeitig immer schwächer. Im Jahr 2004 erreicht er seine Oppositionsstellung am 11.6. in der Grenzregion der Stern-

bilder Serpens Cauda und © interstellarum Ophiuchus, etwa 2° nordöst- lich des hellen Sterns η Oph. Zu diesem ab 120–150mm Öffnung, einen dunklen trem-Herausforderung, den Plutomond Zeitpunkt steht Pluto 4,46 Milliarden Kilo- mondlosen Himmel sowie eine gute Auf- Charon nachzuweisen, hat leider (noch) meter entfernt, was einer Lichtlaufzeit von suchkarte. Pluto erscheint auch bei höhe- kein Sternfreund geschafft. Charon ent- etwa 4 Stunden entspricht. rer Vergrößerung nur als Sternchen, denn fernt sich nie weiter als 0,9" von Pluto Die visuelle Beobachtung des 13m,8 sein Durchmesser übersteigt 0,1" nicht. und erreicht 15m,7. schwachen Pluto erfordert ein Teleskop Die in interstellarum 28 angegebene Ex-

Venustransit am 8.6.2004

Am Dienstag, den 8.6., ereignet sich erstmals wieder seit 1882 ein Venustransit vor der Sonne. Dabei ist der Planet als kreisrunder schwar- zer Fleck vor der hellen Sonnenscheibe sichtbar – Voraussetzung ist ein sicherer Sonnenfi lter für die Beobachtung, die schon mit bloßem Auge möglich ist. Das Ereignis beginnt um 7:19 MESZ mit dem ersten Kontakt, bei dem Venus als kleiner Hügel am Sonnenrand sichtbar wird. Um 7:39 MESZ ist der Eintritt in die Sonnenscheibe abgeschlossen (zweiter Kontakt). Nach über fünf Stunden erfolgt der Austritt des Planeten von 13:04 MESZ (drit- ter Kontakt) bis 13:23 MESZ (vierter Kontakt). Für das deutsche Sprach- gebiet sind die exakten Zeiten nur wenig unterschiedlich:

Beobachtungsdaten für den Venustransit am 8.6.2004 (Zeiten in MESZ) Ereignis Berlin Höhe Wien Höhe Zürich Höhe Sonnenaufgang 04:47 – 04:53 – 05:26 – 1. Kontakt 07:19:42 20° 07:19:51 21° 07:20:02 16° 2. Kontakt 07:39:29 23° 07:39:35 24° 07:39:50 19° Mitte 10:22:06 47° 10:22:19 51° 10:22:45 46° 3. Kontakt 13:03:27 60° 13:03:43 65° 13:04:10 65°

4. Kontakt 13:22:55 60° 13:23:08 64° 13:23:36 66° Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Als Filter für das bloße Auge ist eine Sonnenfi nsternisbrille geeignet, Filmstreifen und Schweißerbrillen dagegen nicht, denn sie lassen die für das Auge schädliche Wärmestrahlung durch. Ein Fernrohr sollte mit einem Glas- oder Folienfi lter für die Öffnung ausgestattet sein. Nicht verwendet werden sollte Rettungs- oder Sanitätsfolie. Vollkommen ungeeignet sind kleine Okularfi lter (»sun glass«), diese können zerspringen. Unsachgemäße Sonnenbeobachtung kann zur Erblindung führen, dies- bezügliche Fälle sind bekannt!

18 interstellarum 34 astro aktuell Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 19 astro aktuell

Meteorströme

Die kurzen Sommernächte bieten den ren erreicht. Recherchen haben ergeben, zunehmenden Monds sollten Beobachter Meteorbeobachtern keine spektakulären dass auch in den Jahren 1916, 1921 und diese Nacht nutzen, um womöglich Zeu- Meteorströme, die Aktivität bleibt im Juni 1927 solche Ausbrüche erfolgten. Zwi- ge eines neuerlichen Ausbruchs der Juni- verhältnismäßig gering. Allerdings wer- schen 1928 und 1997 traten sie allerdings Bootiden zu werden. den zwei interessante Ströme aktiv, die nicht mehr in Erscheinung. Der Ausbruch Bis Mitte Juli ist die allgemeine Mete- durchaus für Überraschungen gut sein von 1998 könnte durch Material verur- oraktivität recht gering, dann aber begin- können. sacht worden sein, das der Ursprungs- nen markante und teilweise recht mete- Die Juni-Lyriden (JLY) werden von der komet dieses Stromes, 7P/Pons-Winne- orreiche Ströme in Erscheinung zu treten. International Meteor Organization nicht cke, bei seiner Annäherung an die Sonne Leider fällt dies aber auch in die Zeit des als aktiver Strom geführt, da sie norma- 1819 oder 1869 verloren hat. Neuere Be- Vollmonds, so dass erst wieder im August lerweise kaum in Erscheinung treten. Al- rechnungen zeigen, dass in diesem Jahr bessere Bedingungen für die Meteorbeo- lerdings traten seit 1966 immer wieder ebenfalls mit einer höheren Aktivität in bachtung herrschen werden. einmal Jahre auf, in denen eine merkba- der Nacht vom 26. zum 27. Juni gegen André Knöfel re Anzahl von Juni-Lyriden beobachtet 3:00 MESZ gerechnet werden kann. Trotz werden konnten. Das war zuletzt 1996 der Fall. Da das erwartete Maximum in Strom Aktivität Maximum Radiant ZHR max. sichtbar diesem Jahr in die Zeit um den Neumond Sagittariden (SDA) 15.4.–15.7. 19.5. 10h 18min, –22° 5 1 fällt, sollten Beobachter auf eventuelle Juni-Lyriden (JLY) 11.6.–21.6. 15.6. 18h 28min, +35° 0–5 0–4 Meteore aus Richtung Leier (der Radiant h min befi ndet sich knapp südlich von Wega) Juni-Bootiden (JBO) 26.6.–2.7. 27.6. 14 56 , +48° var. achten. Pegasiden (JPE) 7.7.–13.7. 9.7. 22h 40min, +15° 3 2 Der zweite interessante Strom im Mo- Südl. Delta-Aquariden (SDA) 12.7.–19.8. 27.7. 22h 36min, –16° 20 7 nat Juni sind die Juni-Bootiden. Norma- Alpha Capricorniden (CAP) 3.7.–15.8. 29.7. 20h 28min, –10° 4 2 lerweise ist dieser Strom de facto inaktiv. Südl. Iota-Aquariden (SIA) 25.7.–15.8. 4.8. 22h 16min, –15° 2 1 1998 kam es allerdings zu einem uner- Nördl. Delta-Aquariden 15.7.–25.8. 8.8. 22h 20min, –5° 4 2 warteten Aktivitätsausbruch, es wurden h min stündliche Raten von 50–100 Meteo- Perseiden (PER) 17.7.–24.8. 12.8. 03 04 , +58° 110 100

Kosmische Begegnungen Astronomie mit

Am 13.7. kommt es zu einer doppel- dem Fernglas ten Bedeckung des zwischen Plejaden Surftipps und Hyaden gelegenen Sternpaars 37 as Mare Imbrium (auf deutsch und 39 Tauri durch den Mond. Der Kleinplanetenereignisse • mpocc.astro.cz D»Regenmeer«) und seine Umge- Eintritt erfolgt am hellen Mondrand, Sternbedeckungen • www.lunar-occultations.com bung beobachtet man gut, wenn der der Austritt auf der dunklen Seite. Der JPL Space Calendar • www2.jpl.nasa.gov/calendar Mond ein Alter von etwa 10 Tagen schwächere, südlichere Stern 39 Tau Kleinplaneten-Bedeckungen • www.aula.com/eaon erreicht hat. Viele Einzelheiten sind wird dabei kürzer bedeckt; der Austritt dann durch den niedrigen Sonnen- erfolgt fast gleichzeitig. stand in dieser Mondregion und dem André Knöfel damit verbundenen Schattenwurf auch im Fernglas zu entdecken. Datum bedecktes Hellig- bedeckendes Hellig- Eintritt/ Bemerkung Beginnen wir unsere Reise beim Objekt keit Objekt keit Austritt Krater Copernicus südlich des Mare; 3.6. 22 Sco 4m,8 Mond – 00:22,8 MESZ/ sein hellweißer Kraterrand mit dem – auffälligen Strahlenkranz fällt auf den m 9.6. τ2 Aqr 4,1 Mond – –/ Austritt bei Mondaufgang ersten Blick ins Auge. Noch in dessen 02:52,8 MESZ dicht über dem Horizont Ausläufern etwas nördlich befi ndet m 7.7. ψ3 Aqr 5,0 Mond – –/ Austritt vor Mondaufgang sich der Krater Lambert. Nur 30km 01:31,8 MESZ messend, ist er bei diesen Beleuch- 10.7. ο Psc 4m,3 Mond – 04:46,2 MESZ/ Eintritt in der Dämmerung, tungsverhältnissen deutlich erkenn- 05:55,5 MESZ Austritt am Morgenhimmel bar. Weiter westlich davon streifen 13.7. 37 Tau 4m,4 Mond – 03:29,6 MESZ/ südlich der Plejaden wir die großen Krater Archimedes Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 04:22,8 MESZ (83km) und Aristillus (55km). Wenn 13.7. 39 Tau 6m,0 Mond – –/ südlich der Plejaden einem das helle Gebiet südlich davon 04:23,9 MESZ auffällt, ist es interessant zu wissen, 21.7. HIP 186 6m,4 (773) 13m,9 03:11,4 MESZ/ Abfall 7m,5 dass hier am Rande der Mondappen- Irmintraud 11,1s Dauer ninen Apollo 15 landete. Hier betra- 26.7. TYC 5558- 9m,6 (419) Aurelia 12m,4 22:05,7 MESZ / Abfall 2m,9 ten die Astronauten Scott und Irwin 00816-1 7,1s Dauer den Boden unseres Trabanten.

20 interstellarum 34 Astronomie mit dem bloßen Auge

Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Hell. Größe M 8 GN Sgr 18h 3,8min –24° 23' 4m,6 20'×10'

n der Historie hat ein fantastischer Während M 8 im südlichen Alpenraum INebelkomplex, den wir heute unter noch immerhin 20° Höhe über dem Ho- dem klangvollen Namen »Lagunennebel« rizont erreicht, sind es im nördlichen oder M 8 kennen, bereits Generationen Deutschland selbst zur Kulmination nur von Beobachtern mit seinem prächti- noch etwa 10°. Damit wird die Sicht- gen Anblick im Okular begeistert. Der barkeit des gesamten Nebelkomplexes Lagunennebel ist aber auch ein schönes sowohl durch die Extinktion als auch 6530 dominiert werden. Dieser leucht- Einstiegsobjekt, um das Erkennen von durch horizontnahe Aufhellungen beein- kräftige Sternhaufen, der sich in astrono- Deep-Sky-Objekten mit bloßem Auge trächtigt. Trotzdem handelt es sich für misch gesehen jüngster Vergangenheit zu erlernen. Hilfreich dabei ist der mar- das bloße Auge um ein ausgesprochen aus dem Material des umgebenden Ne- kante »Teapot«, der sich aus den hellsten dankbares Beobachtungsobjekt. Die gro- bels geformt hat, wäre schon ohne das in Mitteleuropa sichtbaren Sternen des ße Leuchtkraft und Brillanz machen den Zutun des hellen Nebels ein Objekt für Schützen (Sagittarius) zusammensetzt. Lagunennebel sogar zu einem der leich- das bloße Auge! Von der Spitze des »Deckels«, die durch testen in unseren Breiten freisichtig er- Gute Sichtbedingungen lassen M 8 den Stern λ Sagittarii gebildet wird, sind kennbaren Nebel. auch schon in der fortgeschrittenen Däm- es etwa 5° in westlicher Richtung, bis Bei genauerer Betrachtung erscheint M merung erkennbar werden. Wer einmal man den Lagunennebel erreicht. Sind 8 nicht mehr nur als strukturloser Fleck, die Gelegenheit hat, den Nebelkomplex die Beobachtungsbedingungen schlecht, sondern als deutlich in Ost-West-Rich- von einem südlichen Standpunkt zu be- was in dunstigen Sommernächten häufi - tung elongierter Nebelbarren. Im west- wundern, wird sich von dem prächtigen ger der Fall ist, kann es hilfreich sein, zur lichen Teil befi nden sich die hellsten Anblick kaum mehr losreißen können. Verifi kation der Sichtung ein Fernglas zu Nebelmassen, während die östlichen Par- Matthias Juchert verwenden. tien durch den hellen Sternhaufen NGC

Name Typ Mondalter Mare Imbrium Mare 10 Tage MARE FRIGORIS

Bewegen wir uns am hellen Rand des Plato Mare Imbrium entlang über den Kra- Cassini ter Cassini (57km) zur Wallebene Plato Maupertuis Montes Tenerife (101km), befi nden wir uns schon in den Promontorium Laplace nördlichsten Mondbereichen. Vom grau- en Untergrund des Mare hebt sich hier Sinus Iridium Aristillus ein kleiner weißer Bereich ab, bei dem es sich um die Montes Tenerife handelt. Promontorium Heraclides MARE An der Schattengrenze stoßen wir nun SERENITATIS auf das Halbrund der »Regenbogenbucht«, Archimedes den Sinus Iridum. Eingerahmt wird dieser MARE IMBRIUM Bereich von den (Mond-) Jurabergen, die Timocharis in zwei Vorgebirgen, dem Promontorium Laplace und dem Promontorium Herac- lides, auslaufen. Etwas südwestlich des letzteren befi ndet sich der Landeplatz der Lambert MARE VAPORUM russ. Sonde Luna 17, welche ein bewegli- ches Mondlaboratorium mit sich führte. Beobachten wir die Juraberge zum

passenden Zeitpunkt, heben sie sich als Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. leuchtender Bogen aus dem unbeleuch- teten Teil des Mondes hervor. Diese hübsche Erscheinung wird auch als »Gol- Copernicus dener Henkel« bezeichnet und ist ohne weiteres im Fernglas sichtbar – wie etwa am 27.6.2004. Der fast volle Mond. Die meisten der abgebildeten Einzelheiten sollten im stativgestützten Fernglas Rainer Töpler erkennbar sein.

interstellarum 34 21 astro aktuell

Veränderlicher aktuell

Name R.A. Dekl. Hell. Periode Bemerkung CH Cygni 19h 24,5min +50° 15' 5m,6–1m,5 97d/725d/4700d/unreg. Symbiotischer Stern

er Veränderliche CH Cygni gehört me Gashülle eingebettet sind, die durch einen ebenfalls deutlich nachweisbaren Dmit SS Cygni, R Corona Borealis und den Massenverlust des Roten Riesen Lichtwechsel von rund 750 Tagen (der R Scuti zu den Objekten, die seit Jahr- entsteht. Durch die räumliche Nähe der meist als Rotationslichtwechsel gedeu- zehnten in der Statistik der am häufi gs- Sterne kommt es zu gegenseitigen Beein- tet wird) und mehrere eher schwache ten beobachteten Veränderlichen Sterne fl ussungen der Komponenten, weswegen Nebenperioden. Die deutliche säkulare ganz oben stehen. Allen diesen Sternen der Lichtwechsel als Kombination der Helligkeitsabnahme des Roten Riesen gemeinsam ist, dass sie entweder voll- Variabilität des kühlen Roten Riesen, des wird als Hinweis auf einen Helium-Flash kommen unberechenbar sind (wie R CrB) heißen Blauen Sterns, der gemeinsamen gedeutet. Eine in der Radialgeschwin- oder ihr Lichtwechsel zwar regelmäßig Hülle und eventueller Bedeckungen des digkeitskurve nachweisbare Periode von wiederkehrende Abläufe zeigt, der Stern kleinen heißen Sterns durch den kühlen rund 14,5 Jahren Dauer, die als Hinweis sich aber jederzeit ganz anders verhalten großen Stern gesehen werden muss. Der auf eine Umlaufbewegung um einen drit- kann. CH Cygni ist ein extremer Vertreter visuelle Beobachter beobachtet meist in- ten Körper gedeutet wird, meinen einige dieser für Beobachter besonders interes- tegral im gesamten Spektralbereich ohne Beobachter auch in der Lichtkurve wie- santen Spezies, und so ist es kein Wunder, die Möglichkeit, einzelne Farben geson- dergefunden zu haben. dass er – obwohl von Helligkeit und Am- dert zu betrachten. Der Deutung der ge- Die Fülle der Phänomene, die CH plitude her ein typisches Anfängerobjekt sehenen Erscheinungen sind damit enge Cygni zeigt, hat ihn zwar zu einem der – von kaum einem Veränderlichenbeob- Grenzen gesetzt. meist untersuchten Veränderlichen Ster- achter wieder aufgegeben wird. Gerade bei CH Cyg hat sich herausge- ne überhaupt gemacht (SIMBAD listet Der historische Lichtwechsel von CH stellt, dass eine Beobachtung nur im vi- für den Zeitraum von 1983 bis 2004 die Cygni kann über einen Zeitraum von suellen Bereich nicht ausreicht, um auch enorme Zahl von 402 Referenzen), al- mehr als 100 Jahren rekonstruiert wer- nur ansatzweise ein Verständnis für das lerdings konkurrieren auch heute noch den, wobei die Karriere des Sterns erst System zu gewinnen. Der Lichtwechsel mehrere Modelle um eine Erklärung des mit einer Folge von Ausbrüchen ab den der heißen Komponente und das Flicke- komplizierten Lichtwechsels. Das häu- 1960er Jahren begann – bis dahin zeig- ring ist am ausgeprägtesten im Ultravio- fi g vorgeschlagene Dreifach-Stern-Modell te CH Cygni einen wenig spektakulären letten und im Blauen: Das Flickering zum wird in zwei Varianten gehandelt, meh- Lichtwechsel geringer Amplitude, wie Beispiel, welches in den Aktivitätspha- rere andere – gerade auch aktuelle – Lö- er für Rote Riesen dieses späten Spek- sen einen leicht messbaren Lichtwech- sungsansätze kommen wieder mit zwei traltyps normal ist. CH Cygni hat sich in sel im Minutenbereich (!) erzeugt, hat Sternen aus. der Folge als ein besonders interessanter im Ultravioletten eine vergleichsweise Dass CH Cygni bei seinem großen Aus- Vertreter der Symbiotischen Sterne he- große Amplitude von 0m,4, im Blauen bruch auch einen Radio-Jet ausstieß und rausgestellt, die im Normalfall aus zwei noch von maximal 0m,3 und im Visuel- im Optischen Filamente zu beobachten sehr unterschiedlichen Sternen (meist len wenig mehr als 0m,1. Auch der ver- sind, soll hier nur am Rande erwähnt einem Roten Riesen und einem Weißen mutete Bedeckungslichtwechsel ist fast werden, da sie mit Amateurmitteln nicht Zwerg) bestehen, die in eine gemeinsa- nur im kurzwelligen Licht nachzuweisen, beobachtbar sind. wo die Bedeckung der Béla Hassforther kleinen heißen Kompo- nente durch den Roten [1] Corradi, R. et al: The large-scale ionized Riesen zu einem deut- outfl ow of CH Cygni, de.arxiv.org/abs/ lichen Rückgang der astro-ph/0109046 UV- und Blau-Anteile [2] Davis, K.: CH Cygni (AAVSO of und zu einer Reduktion the Month, August 2000): oder dem kompletten www.aavso.org/vstar/vsots/0800.shtml Verschwinden des Fli- [3] Mikolajewski, M. et al: The long-period ckering für die Dauer symbiotic binary CH Cygni, I. A hundred der Bedeckung führt. ’ history of variability, Astron. CH Cygni wird man mit einer Lichtkurve nicht gerecht: Die einzelnen Der Lichtwechsel des Astrophys. 235, 219 (1990), II. The M giant Komponenten des Lichtwechsel haben typische Zeiten von Minuten Roten Riesen ist dage- component: increasing pulsation period

(Flickering) bis zu über 100 Jahren (der Rote Riese wird immer schwä- gen am besten im Vi- and spot-like activity, Astron. Astrophys. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. cher). Hier eine Lichtkurve der AFOEV, die sich auf den Lichtwechsel suellen, Roten und In- 254, 127 (1992) der letzten rund 30 Jahre konzentriert und den hellsten Teil des Aus- fraroten nachweisbar: [4] Munari, U. et al: UBV-JHKLM photometry of bruchs in den siebziger Jahren beinhaltet, als CH Cyg mit bloßem So zeigt er einen auch CH Cygni over 1978–1995: dust properties Auge sichtbar war. In den letzten Jahren bewegt sich CH Cyg meist im für visuelle Beobachter and doubts on the triple star model, Astron. Bereich 7m,0 bis 8m,5, ist also teilweise heller als in den letzten zwanzig sehr markanten Pulsa- Astrophys. 311, 484 (1996) Jahren. Aktuelle Kurven erhält man über die Lichtkurvengeneratoren tionslichtwechsel von der AAVSO und BAV. rund 100 Tagen Dauer,

22 interstellarum 34 Objekte der Saison OdS Objekte der Saison

is - Mitarbeit Die Objekte der Saison: Leser Beobachten. Ziel dieses interaktiven Projekts ist es, Beschreibungen, Zeichnungen, Fotos und CCD-Bilder von Deep-Sky-Objekten zusammenzuführen. In jeder Ausgabe werden zwei Objekte vorgestellt, die jeweils ein Jahr zuvor für die Beobachtung bekannt gegeben werden. Senden Sie uns Ihre Ergebnisse – wir veröffentlichen alle Beschreibungen und eine Auswahl der Bildresultate. Weitere Informationen fi nden Sie im Internet unter www. interstellarum.de/ods.asp – bitte beachten Sie die Termine für den Einsendeschluss!

NGC 6503 • Galaxie Die Objekte der Saison der nächsten 6 Ausgaben Ausgabe Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Uran. Nr. 35 M 20 GN Sgr 18h 02,6min –23° 02’ 339 Aug./Sep. 2004 M 21 OC Sgr 18h 04,6min –22° 30’ 339 Nr. 36 M 32 Gx And 00h 42,7min +41° 52’ 60 Okt./Nov. 2004 M 110 Gx And 00h 40,4min +41° 41’ 60 Nr. 37 NGC 1499 GN Per 04h 00,7min +36° 37’ 95 Dez./Jan. 2005 NGC 1528 OC Per 04h 15,2min +51° 13’ 39 Nr. 38 M 50 OC Mon 07h 02,8min +08° 23’ 273 Feb./Mär. 2005 NGC 2359 GN CMa 07h 18,5min –13° 14’ 274 Nr. 39 NGC 4565 Gx Com 12h 36,3min +25° 59’ 149 Apr./Mai 2005 NGC 4559 Gx Com 12h 36,0min +27° 58’ 149 Nr. 40 M 102 Gx Dra 15h 06,5min +55° 46’ 50 NGC 6543 • Planetarischer Nebel Jun./Jul. 2005 NGC 5907 Gx Dra 15h 15,9min +56° 20’ 50 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

© interstellarum

interstellarum 34 23 Objekte der Saison

NGC 6503

Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Hell. Größe Entfernung Uran NGC 6503 Gx Dra 17h 49,4min +70° 09' 10m,2 4,5'×1,0' 17 Mio. Lj 30

enn im Juni die Tage immer län- Wger werden, und sich Ursa Major langsam aber stetig dem Nordhorizont entgegen senkt, kulminiert gegen Mit- ternacht im Sternbild Drache eine lange Zeit unbekannte und auch heute noch oft vergessene Galaxie. Ihre heutige Be- zeichnung NGC 6503 erhielt die Galaxie in J.L.E. Dreyers fundamentalem New General Catalogue. Bei einer stattlichen Helligkeit von 10m,2 und einer maxima- len Ausdehnung von 7' könnte man eine frühzeitige Entdeckung der Galaxie ver- muten. In der Tat ist die Galaxie jedoch eines der hellsten Objekte, die bei der umfassenden Jagd nach neuen Nebeln durch William und John Herschel über- sehen wurde. Obwohl W. Herschel in

der Nacht vom 6.6.1788 den Stern ψ1 NGC 6503 ist eine Spiralgalaxie, die wir nahezu in Kantenlage sehen. Adam Block, NOAO, AURA. Draconis (=31 Dra) ins Visier genom- men hatte und in dessen Umgebung mit isolierter Lage befi nden – quasi einem ren stellt sie ein lohnendes Objekt für NGC 6434 und NGC 6340 gleich zwei extragalaktischen Hohlraum. Astrofotografen dar. Aber auch ein rein neue Nebel entdeckte, so führte ihn sein Hodge veröffentlichte im Jahre 1974 visueller Besuch ist sehr zu empfehlen. »Sweep« scheinbar nicht an der im glei- in seinem Survey der HII-Regionen an- Wie Auwers' Entdeckung beweist, ist die chen Radius um den Stern befi ndlichen derer Galaxien eine Liste von 101 ka- Galaxie bereits mit kleinen Refraktoren wesentlich helleren Galaxie vorbei. Falls talogisierten Objekten in NGC 6503. Er oder auch etwas größeren Ferngläsern sie jemals durch das Gesichtsfeld des erwähnt bereits die etwas chaotische sichtbar. Schon im 8-Zöller zeigt sich ein 18,7" Refl ektors gewandert wäre, hätte Anordnung dieser Regionen, die keinem schöner Nebel, mit hoher Flächenhellig- man sie sicherlich in der langen Entde- Muster so recht folgen will [5]. Die Sc- keit und einem deutlich strukturierten ckungsliste der Herschel-Nebel wieder- Spirale scheint insgesamt eine eher un- Halo. Um die ersten Knoten an der Süd- fi nden können. terdurchschnittliche Masse und Leucht- westkante jedoch deutlich separieren So war es jedoch am 22.7.1854 [1] der kraft zu besitzen, die deutlich unter der zu können, ist wesentlich mehr Öffnung junge Schüler Arthur Auwers (geboren der Milchstraße liegt. De Vaucouleurs [6] anzusetzen. am 12.9.1838!), der NGC 6503 mit einem bemerkt eine enge Verwandtschaft der Matthias Juchert kleinen Refraktor von 2,6" Öffnung ent- Galaxie mit NGC 7793 in der Sculptor- deckte und 1857 durch seinen Freund A. Galaxiengruppe und M 33 in der Lokalen [1] Steinicke, W.: www.klima-luft.de/steinicke/ Winnecke publizierte [2]. Es war die erste Gruppe. Dieser Vergleich ist vor allem ngcic/persons/auwers.htm von zwei Entdeckungen, die Auwers dem insofern interessant, da diese beiden Ga- [2] Winnecke, A.: Notiz über Nebelfl ecke, NGC beisteuern sollte. Das andere Ob- laxien uns noch wesentlich näher stehen Astron. Nachr. 45, 247 (1857) jekt ist NGC 4402 – eine Galaxie in Virgo, und zudem eine andere scheinbare Nei- [3] Karachentsev, I. D. , Sharina M. E.: Distance deren Entdeckung allerdings erst auf das gung zu unserer Blickrichtung aufweisen. to the spiral galaxy NGC 6503 situated in Jahr 1862 datiert ist. Damit haben wir die Möglichkeit, uns the Local Void, Astron. Astrophys. 324, 457 NGC 6503 ist heutzutage ein von der das Aussehen der doch fast »Edge-On« (1997) Wissenschaft gut untersuchtes Objekt. erscheinenden Galaxie NGC 6503 besser [4] Peebles, P. J. E.: Cosmogony and the very Karachentsev and Sharina [3] bestimm- veranschaulichen zu können. nearby Galaxies, J. Roy. Astron. Soc. Can. ten mittels Photometrie der hellsten Ster- Mit einer Deklination von +70° ist NGC 83, 363 (1989)

ne die Distanz zu 17 Millionen Lichtjahren. 6503 in Mitteleuropa zirkumpolar und [5] Hodge, P. W.: A second Survey of H II Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Obwohl die Spirale damit schon merk- damit ganzjährig zu beobachten. Trotz- Regions in Galaxies, Astrophys. J. Suppl. 27, lichen Abstand von der Lokalen Gruppe dem ist ein Beobachtungstermin um die 113 (1974) aufweist, kann man sie durchaus als kos- Sommermonate herum empfehlenswert [6] de Vaucouleurs, G., Caulet A.: Velocity mischen Nachbarn bezeichnen. Peebles (keine störende Mitternachtsdämmerung Fields in Late-Type Galaxies from Hα Fabry- [4] verweist darauf, dass sich sowohl NGC vorausgesetzt), wenn die Galaxie vom Perot Interferometry. III. The Spiral Galaxy 6503, als auch die ebenfalls recht nahe Nordhorizont bis fast in Zenitnähe auf- NGC 6503, Astrophys. J. Suppl. 49, 515 NGC 6946 im Cepheus, in weitestgehend steigt. Aufgrund der fi ligranen Struktu- (1982)

24 interstellarum 34 Objekte der Saison

Beobachtungen zu NGC 6503

120/1020-Refraktor: fst 6m,5; eine sterne, die das Objekt noch viel reiz- ist recht deutlich der einer zweiarmi- helle dünne Lichtnadel in 4:1-Elongati- voller machen. Die Koma der Galaxie gen, fl ac he n S p i rale ; 57×–111× . on in abwechslungsreichem Sternfeld. ist ungefähr 4:1 elongiert und ihre Hel- Rainer Töpler Zwei helle Sterne stehen entlang der ligkeit nimmt zur Mitte hin mäßig zu. 317/1500-Newton: fst 5m,5; trotz Nordseite; kein helles Zentrum, aber Außerdem kann man auch noch ein der mäßigen Beobachtungsbedingun- leichte Andeutungen von Struktur im fl ächiges Zentrum ausmachen. Wirklich gen ist NGC 6503 hell und auffällig als Zentralbereich. Ronald Stoyan ein wunderschönes Objekt. Christian deutlich elongierter (Südost-Nordwest), 130/1040-Refraktor: fst 6m,1; 35×: Busch relativ großer diffuser Nebel sichtbar, hell und sehr länglich in Ost-West- 200/1220-Newton: fst 6m,7; sehr wobei der Südostbereich etwas brei- Richtung. 115× zeigt eine hellere Zen- hell und schon bei 50× kaum im Ge- ter wirkt als der Nordwestbereich. Die tralregion mit schwachem Halo. Einen sichtsfeld zu übersehen. NGC 6503 Helligkeitsverteilung ist relativ gleich- sternförmigen Kern kann ich nicht se- erscheint insgesamt ziemlich fl ächen- mäßig über die ganze Fläche verteilt, hen. Wolfgang Vollmann hell, ohne jedoch ein deutlich ausge- lediglich das Zentrum wirkt etwas hel- 150/2250-Refraktor: fst 5m,7; bei prägtes Zentralgebiet zu zeigen. Bei ler. Unmittelbar östlich befi ndet sich 37× sehr schlanke Ellipse, die sich 126× sind um den Kern herum und ein etwa 9m heller Vordergrundstern; deutlich von Himmelshintergrund an der Südfl anke, andeutungsweise 170×. Klaus Wenzel abhebt, in direkter Nachbarschaft Helligkeitsknoten und dunkle Buchten 320/1440-Newton: Bortle 3–4; das zu einem Stern. Bei 64× mit indirek- auszumachen. Die Nordseite des Halos Fernrohr meines Mitbeobachters Uwe tem Sehen etwas helleres Kerngebiet, wirkt hingegen eher gleichmäßig und Pilz zeigt bei 150-facher Vergröße- strukturlos. Hubert Hermelingmeier strukturlos. Ein 8m,6-Stern befi ndet sich rung eine Galaxie in Kantenlage. Sie 200/1000-Newton: fst: 4m,5 bis direkt östlich in wunderbarem Kontrast hat eine unregelmäßige, parabelähn- 5m,0; Eine gerade noch direkt sicht- zum Nebel. Matthias Juchert liche Form. Östlich ist sie heller und bare Galaxie. Auffallend ist der helle 200/2000-SCT: fst 5m,5; die Galaxie schließt in einem runden Bogen ab. innere Bereich , dem sich bei längerer erscheint als diffuser Strich ca. 4:1 mit Westlich läuft sie spitz zu. Ihre Hellig- Beobachtung schwächere Ausläufer zwei 9m-Sternen an der Nordostseite, keit ist nach Süden größer als nach anschließen. Die Galaxie besitzt keinen kein helleres Zentrum oder Strukturen Norden, wobei das Zentrum und die zentralen Kern. Andreas Langbein erkannt, 62×. Gordon Seeger östliche Seite die größte Helligkeit hat. 200/1000-Newton: Bei 114× eine 200/2000-SCT: fst 5m,8; die hel- Angelika Gruner relativ helle, große und breite Edge- le Galaxie erstreckt sich länglich-oval 457/2040-Newton: fst 6m,0; impo- on-Galaxie, die indirekt fl ockig wirkt. in Richtung Nordwest-Südost. Das sante Galaxie in Kantenlage. Auf einer Andreas Kaczmarek Zentrum erscheint deutlich länglich Skizze messe ich die gesehene Größe 200/1200-Newton: fst 5m,8; das in derselben Richtung, bleibt aber dif- zu 4,5'×1,0' und die Galaxie ist länglich ist ein richtiges »Wow–Objekt«. Man fus. Nach Südosten windet sich eine im Positionswinkel 120°. Die hellere erkennt bei 100× eine wunderschö- auffällige bogenförmige Aufhellung. Zentralregion zeigt eine etwas fl ächi- ne und vor allem helle Lichtnadel, die Eine ähnliche Struktur, die aber etwas ge zentrale Verdichtung. Westlich des eine sehr hohe Flächenhelligkeit be- größer und diffuser wirkt, befi ndet sich Kerns sind zwei, östlich eine schwache sitzt und deshalb auch sehr einfach punktsymmetrisch zur ersten im Nord- Verdichtung in der Zentralregion zu se- zu erkennen ist. Mit im Gesichtsfeld westen. Südwestlich des Zentrums liegt hen; 227×. Wolfgang Vollmann stehen zwei sehr helle Vordergrund- eine Dunkelzone. Der Gesamteindruck

CCD-Aufnahme, Eckart Alt, 10"-Ritchey-Chretien bei f/8, ST-8E, Gesamtbelichtung 6h 30min. Zeichnung, Frank Richardsen, 20"-Newton, 230×. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 25 Objekte der Saison

(Fortsetzung NGC 6503) NGC 6543

Name Typ Sternbild R.A. Dekl. NGC 6543 PN Dra 17h 58,5min +66° 38'

m 15.2.1786 entdeckte Wilhelm Herschel den berühmten AKatzenaugennebel mit der leicht zu merkenden absteigen- den NGC-Nummer. Es war NGC 6543, das als erstes gasförmi- ges Objekt des Himmels identifi ziert wurde. William Huggins benutzte als erster Astronom ein Spektroskop; »First Light« war am 29.8.1864. Statt eines Spektralfadens, wie er für Ster- Zeichnung, Matthias Juchert, 8"-Newton. ne, Sternhaufen und Galaxien typisch ist, sah Huggins nur ein einzelnes Bild des Nebels. Es war die erste astronomische Be- obachtung der [OIII]-Emissionslinie. NGC 6543 besteht wie viele Planetarische Nebel aus einer mehrfachen Schalenstruktur, die die zu verschiedener Zeit abgeblasene Materie repräsentiert. Die mit einer Flächenhel- ligkeit von 5m,7 pro Quadratbogenminute extrem helle Zentral- region der Ausmaße 23,4"×19,7" ist von einem schwächeren Bereich mit 35" Durchmesser umgeben. Schließlich besitzt NGC 6543 einen »giant halo« von etwa 383" Durchmesser, der zu den hellsten aller Planetarischer Nebel zählt. Der kleine Innenbereich besteht aus einem länglichen Are- al, das der Zentralstern vor etwa 1000 Jahren emittiert hat. Es ist eingebettet in zwei überlagernde etwa 3000 Jahre alte Blasen. Das mit 23km/s schnellere, in bläulichen Jets auf der Zeichnung, Dieter Putz, 8"-Newton, 102×. HST-Aufnahme sichtbare junge Material stößt an den Enden der langen Achse von innen an die älteren roten Blasen. Diese werden dadurch verstärkt zur Emission des grünen [OIII]-Lich- tes angeregt. Die Richtung dieser Jets wird offensichtlich von einem Begleitstern des Zentralsterns beeinfl usst. Der kleine- re schwere Stern zieht Materie seines großen Bruders ab, ein Entkommen ist nur noch an den Polen der Rotationsachse des Begleiters möglich. Da die Jets tatsächlich in eine etwas andere Richtung zielen als die zugehörigen Schockfronten mit der äu- ßeren Hülle platziert sind, nimmt man eine Taumelbewegung der Achse des Zentralsternbegleiters an. Die Existenz eines optisch nicht zu trennenden Doppelsystems passt auch sehr

Zeichnung, Daniel Restemeier, 10"-Newton, 200×. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

NGC 6543 nach Aufnahmen des Hubble Space Telescope. Die beiden Bilder sind farblich verschieden skaliert; die linke Aufnahme ist ein aus drei monochromatischen Bildern zusammengesetztes Bild, getrennt Zeichnung, Rainer Töpler, 8"-SCT. nach Wasserstoff (Hα, rot), neutralem Sauerstoff (blau) und ionisiertem

26 interstellarum 34 Objekte der Saison

Beobachtungen zu NGC 6543

10×50-Fernglas: deut- elongiert ist. Am beeindru- Hell. Größe Entfernung Uran lich als Sternchen sichtbar. ckendsten ist die intensive 8m,8 23'×18" 3000 Lj 30 Wolfgang Vollmann türkis-bläuliche Farbe. Der 60/910-Refraktor: Bei Rand des Nebels scheint 91× ein heller, ovaler Fleck. heller als das Innere zu gut zum Wolf-Rayet-Spektrum des 10m,9-Zentralsterns, das nur Andreas Kaczmarek sein, Strukturen sind also durch ein sehr enges, durch Massenaustausch geprägtes Paar 120/1020-Refraktor: erkennbar. Manchmal gebildet werden kann. Der Zentralstern hat eine Oberfl ächen- bei 170× tiefblaues perfek- scheint ein schwacher Zen- temperatur von 60000K und den Spektraltyp O7 [1]. tes Oval; bei hoher Vergrö- tralstern durchzublitzen. Mit dem ROSAT-Satelliten wurde 1991 eine ringförmige Ver- ßerung scheint das Oval Der Planetarische Nebel teilung in NGC 6543 von in Planetarischen Nebeln sonst kaum entlang der Längsachse besitzt eine enorm hohe beobachteter Röntgenemission kartiert. Die Röntgenstrahlung gegeneinander verscho- Flächenhelligkeit und wird entsteht durch die Kollision des hochenergetischen und bis zu ben, so dass ein spiraliger damit zu einem sehr einfa- 5000km/s schnellen Sternwinds des heißen Zentralsterns mit Eindruck entsteht. Die Kan- chen Objekt. Ein wunder- der umgebenden, viel langsamer expandierenden Hülle. Dabei ten des Ovals sind deutlich schöner Nebel. kommt es an der Abbremsungs-Schockfront zu Plasmatempe- heller. Zentralstern unsicht- Christian Busch raturen von bis zu 600000K [2]. bar; 383×. Ronald Stoyan 200/2000-SCT: fst 5m,5; Der äußere Halo ist durch das von Barnard fotografi erte 130/1040-Refraktor: der PN zeigt sich bei 62× Objekt IC 4677 bekannt geworden. Lange Zeit wurde das 2' 35×: erscheint als heller, als kleine helle bläuli- westlich des Kerns von NGC 6543 gelegene Nebelchen für etwas unscharfer Stern. che Scheibe neben einem eine 15m,7-Galaxie gehalten und war auch entsprechend als 260× und 420× zeigen un- hellen Stern, bei 200× MCG+11–22–017 oder PGC 61193 in Katalogen und Karten ge- deutlich einige Einzelheiten deutlich elliptisch mit Zen- führt worden, bis in den 1990er Jahren mehrere Amateurbeo- in der Scheibe: ein helleres tralstern, indirekt wirkte bachter mit [OIII]-Filterbeobachtungen die wahre Identität als Zentrum mit angedeutetem der Rand ein wenig diffus. Knoten des PN-Halos erkannten [3]. Bis auf IC 4677, der schon Zentralstern, weiter nach Gordon Seeger mit mittleren Amateurteleskopen visuell sichtbar ist, bleibt der außen einen dunkleren 250/1250-Newton: fst Halo von NGC 6543 eine Herausforderung für den Amateur. Ring, danach noch einen 6m,2; bei kleiner Vergrö- Seine Flächenhelligkeit ist um den Faktor 10000 geringer als helleren Ring, noch weiter ßerung zunächst oval, bei diejenige des Zentralteils von NGC 6543 [4]. nach außen wird der Halo 300× und längerer Beob- -rcs schwächer. Wolfgang achtung bilden sich dann Vollmann Strukturen heraus: der [1] Bohle, J.: Der Katzenaugennebel, VdS-Journal 2/2001 150/2250-Refraktor: Zentralteil ist viergeteilt, [2] Kreysing, H.C. et al.: Extended X ray emission from planetary nebula; fst 5m,7; bei 150× rundlich zwischen dem hellsten Astron. Astrophys. 264, 623 (1992) ohne Struktur, ausgefrans- Teil im Nordwesten und [3] Stoyan, R.: IC 4677 – Galaxie oder PN-Knoten?, interstellarum 7, 5 ter Rand, planetenähnlich, dem im Nordosten verläuft (1996) bläuliche Färbung; bei 37× eine Dunkelstruktur. Der [4] Balick, B. , Gonzales, G. , Frank, A.: Faint halos and historical mass bildet er mit einem Nach- Nordost-Teil ist im Westen ejection in Planetary Nebula ; Astrophys. J. 392, 582 (1992) barstern einen optischen noch sehr hell und wird Doppelstern, trotzdem auf- nach Osten schwächer. Am fälliger. Hubert Hermeling- mittelhellen Südwest-Teil meier setzt ein Bogen ähnlich 200/1000-Newton: fst eines Spiralarms an, der 5m,0; bei niedrigen Ver- um Ende noch heller wird, größerungen ist der Ne- zwischen ihm und dem bel fast stellar, verrät sich Nebel kann ich einen ganz aber durch seine auffal- schwachen Nebel erken- lend blau-grüne Farbe. Bei nen. Ein anderer Bogen 200× behält er die Farbe setzt am äußersten Nord- bei und erscheint etwas ost-Teil an und verläuft länglich. Andreas Langbein kürzer und gerade. Er ist 200/1200-Newton: fst auch nicht so hell. Den m

5 ,8; bei 50× erscheint der Zentralstern kann ich bei Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Planetarische Nebel als Verwendung eines Orange- sehr heller, intensiv türkis- fi lters erkennen. Zeichnung farbener, diffuser Stern, der angefertigt. Stickstoff ([NII], grün). Die rechte Aufnahme gibt die für einen irdischen eine ovale Form aufweist. Martin Schoenball Beobachter skalierten Farben wieder. J.P. Harrington und K.J. Borkowski Bei 140× erkennt man, 317/1500-Newton: fst (University of Maryland), und NASA. dass der Nebel ca. 2:1 5m,8; NGC 6543 ist > S. 28

interstellarum 34 27 Objekte der Saison

Fortsetzung: einfach als hel- körper getrennt. Um den les, sehr kompaktes Objekt matt strahlenden Zentrals- zu beobachten. Im Zen- tern erstreckt sich ein etwa trum ist der deutlich hel- 5" rundes dunkles Gebiet, lere Zentralstern sichtbar. umgeben von einem hel- Die unmittelbare Umge- len unregelmäßigen Ring, bung des Zentrums wirkt der wiederum in ein unre- leicht strukturiert. Etwa gelmäßiges Blasenmuster 3' nordwestlich befi ndet eingebettet ist. Teile der sich ein etwa 10m heller Blasenränder sind fi lamen- Stern. Etwas südlich der tartig herausgehoben, die Verbindungslinie zwischen Zwischenräume jedoch diesem Stern und dem nicht so dunkel wie un- Zentralstern ist unter Ein- mittelbar um den Zentral- satz eines [OIII]-Filters ein stern. Ein schwacher ovaler schwacher, deutlich längli- Halo umgibt den Zentral- cher Lichtknoten (IC 4677) körper des Nebels. IC 4677 erkennbar; 314×. Klaus nahebei ist bei 200× mit Wenzel [OIII]-Filter deutlich, nicht 320/1440-Newton: sehr schwach; Elongation Zeichnung, Ronald Stoyan, 14"-Newton, 593×. Bortle 3–4. Bei 430-fa- in Richtung zum PN aus- cher Vergrößerung ist der gerichtet; ohne [OIII] bei PN mandelförmig. Die 200× und 300× nicht zu östliche Seite bildet eine sehen. Ronald Stoyan größere Halbkugel als die 457/2040-Newton: fst westliche. Nach längerem 6m,0; 227×: etwas bläuliche Hinsehen wird der Zen- helle Scheibe, etwas ellip- tralstern sichtbar. Einmal tisch, ringförmig, der Zen- wahrgenommen, war der tralstern ist deutlich sicht- Zentralstern immer wieder bar. Die helle Scheibe ist für einige Sekunden direkt von einer etwa doppelt so sichtbar. Angelika Gruner großen schwachen Nebel- 360/1600-Newton: fst hülle umgeben, die beson- 5m,5; ein sehr helles Ob- ders mit dem UHC-Filter zu jekt, welches unbedingt sehen ist. In einer anderen höchste Vergrößerungen Beobachtungsnacht notier- erfordert. Auf diese Weise te ich die Farbe übrigens enthüllen sich eine Unzahl als grünlich! In der inne- feinster Details. Ein Oran- ren hellen Scheibe zeigen gefi lter drängt den Nebel Vergrößerungen von 410× zugunsten des Zentralster- und 680× das meiste Zeichnung, Frank Richardsen, 20"-Newton, 847×. nes weit zurück, lässt aber Detail: der Zentralstern im Gegensatz zu anderen ist sehr deutlich sichtbar, hellen PN noch einiges die Luft ist auch bei 680× Licht passieren. Rainer noch recht ruhig. Im Nebel Töpler erkenne ich einen inne- 360/1780-Newton: ex- ren helleren Ring um den trem hell, intensiv blau- Zentralstern. Von diesem grün bei kleiner Vergrö- helleren Ring gehen zwei ßerung; bei 300–593× »Spiralarme« aus: einer eher blassblau. Erst sehr beginnt etwa im Norden hohe Vergrößerungen über und windet sich nach Os- 400× zeigen die Brezel- ten herum, einer beginnt

form, bei 593× erscheint etwa im Süden und windet Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. der Rand an den Enden sich nach Westen herum. der langen Achse zu hel- Die helle Scheibe ist ellip- len Bögen abgespalten, tisch etwa im Seitenver- besonders der südliche hältnis 4:5 und länglich im Bogen ist durch Dunkel- Positionswinkel 30°. heit deutlich vom Haupt- Wolfgang Vollmann Zeichnung, Martin Schoenball, 10"-Newton, 300×, Orangefi lter

28 interstellarum 34 Objekte der Saison

IC 4677

NGC 6543

NGC 6552

CCD-Aufnahme, Stephan Messner, 10"-SCT bei f/10, ST-10XME, L-Kanal 35×2min, RGB-Kanäle je 40×30s.

NGC 6543 IC 4677

CCD-Aufnahme, Andreas Rörig, 11"-SCT bei f/10, MX916, Astronomik LRGB-Filter (Typ II), CCD-Aufnahme, Stefan Lilge, 8"-SCT bei f/4, MX512, UHC- L-Kanal 33×3min, RGB-Kanäle je 4×5min, stark vergrößerter Ausschnitt. Filter, 16×10min.

Zeichnung, Dieter Putz, 8"-Newton, 192× mit [OIII-Filter]. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Zeichnung, Markus Dähne, 24"-Cassegrain, 682×. Zeichnung, Daniel Restemeier, 10"-Newton, 277×.

interstellarum 34 29 Über die Am Mare Imbrium Mond von Cassini zu Plato Alpen

von Ronald Stoyan

Bei zunehmendem Halbmond ist der Schattenwurf auf dem Mond am beeindruckendsten. Dies gilt besonders für den nördlichen Bereich des von majestätischen Gebirgsketten eingerahmten Mare Imbrium, wenn die Schatten der Berge auf dessen Ebene fallen. Das »Regenmeer« wird nach Südosten durch den beson- ders zerklüfteten Gebirgszug des Apennin mit Bergen von bis zu 5000m Höhe über der Ebene begrenzt. Im Vergleich dazu nehmen sich die Mond alpen am Nord- ostrand des Mare Imbrium eher bescheiden aus. Der heutige Spaziergang soll durch die Alpen und ihr be- rühmtes Quertal zur großen Wall ebene Plato führen.

usgangspunkt ist der Krater Cassi- ni vor den südlichen Ausläufern der AMondalpen. Er wurde 1692 von Gi- ovanni Domenico Cassini entdeckt, ihm zu Ehren aber erst 100 Jahre später von J.H. Abb. 1: 10 Tage nach Neumond ist bereits der größte Teil des Mare Schroeter benannt. Schroeter bemerkte

Imbrium von der Sonne beschienen (im Bild oben direkt neben der als erster die für das Aussehen des Kraters Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Überschrift). Seinen nordöstlichen Rand begrenzen die Mondalpen, kennzeichnenden kleinen Kratergruben eingerahmt von den markanten Kratern Cassini und Plato. Diese im Inneren. Cassini ist teilweise mit Lava Mondregion bietet eine der schönsten und spektakulärsten Touren gefüllt, die wahrscheinlich während der für Amateurbeobachter mit kleinen Teleskopen. Aufnahmemosaik von Imbrium-Hauptphase vor 3,3 Milliarden Torsten Edelmann, gewonnen mit einem 8"-Schmidt-Cassegrain (SCT) Jahren den Kraterboden füllte. Die Ent- bei 2000mm Brennweite, ToUCam Webcam. stehung dürft e parallel zu dieser Epoche angenommen werden.

30 interstellarum 34 Mond

Plato

Alpental

Mons Blanc

Kap Agassiz Mons Piton

Cassini

Abb. 2: Die Mondalpen mit Cassini und Plato (angeschnitten). Die Stationen Abb. 3: Philipp Fauth war der letzte große visuelle Mondbeobachter. Seine des Mondspaziergangs sind markiert. Aufnahme von Bernd Flach-Wilken Zeichnungen zeugen von außergewöhnlichen beobachterischen Fähigkei- mit einem 12"-Schiefspiegler bei 16500mm effektiver Brennweite; 0,07s ten, wie die hier dargestellten Studien am Krater Plato (oben) und am Al- belichtet, AM13 CCD-Kamera, GG 495 Gelbfi lter. pental (unten) mit einem 6,4"-Refraktor beweisen.

Während der Ostrand des Kraterwalls bis über 1200m über das Mare Imbrium aufsteigt, betragen die Höhenunterschiede is - Grundlagen: im Westen 450m und am Nordrand gar nur 250m. Dadurch er- Mondalter und Colongitude halten die wesentlich höher aufragenden Kleinkrater im Inne- ren bei Sonnenaufgang früher die ersten Sonnenstrahlen als das Wann Monddetails am besten beobachtet werden können, Krater innere. Dies ist besonders beim Mondalter von 8 Tagen ein- bestimmt die Lage des Terminators (also der Schattengren- drucksvoll zu sehen, wenn im hell umrandeten schwarzen Oval ze). Pro Lunation (Zeitspanne von Neumond bis Neumond) von Cassini zwei kleine Kraterkreise leuchtend hervorscheinen. läuft der Terminator zwei Mal über die für uns sichtbare Cassini A misst 12–15km und hat eine leicht ovale Form, de- Mondscheibe, einmal als Morgenterminator während der rentwegen ihn frühere Beobachter auch als »die Badewanne« be- zunehmenden Phase des Mondes, dann folgend als Abend- zeichnet haben. Seine Wände erreichen die doppelte Höhe der terminator während der abnehmenden Mondphase. östlichen Kraterwand von Cassini. Cassini B ist mit 9km Durch- Um einen Zeitpunkt angeben zu können, bei welcher Lage messer deutlich kleiner, beides sind aber einfache Objekte schon des Terminators eine Beobachtung besonders günstig ist, für kleinste Teleskope. kann man das »Alter« des Mondes nach Neumond angeben. Etwa 100km westlich von Cassini ragt ein einsamer Berg aus So entspricht das Erste Viertel einem Mondalter von 7,38 der weiten Lavabene. Es handelt sich um einen Überrest des ehe- Tagen (die gesamte Lunation dauert 29,53 Tage). Genauer ist maligen inneren Walls des Mare Imbrium, den Mons Piton. Mit die Angabe der Colongitude (Abkürzung C): Damit ist der 2500m über dem Regenmeer ragt er ebenso weit auf wie die meis- Längengrad auf dem Mond gemeint, auf dem der Morgen-

ten Berge der nahen Alpen. Besonders bei Sonnenaufgang im ers- terminator gerade liegt. Gezählt wird in Grad aufsteigend Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ten Viertel beeindruckt der extrem lange Schatten und gibt den Richtung Westen vom 0°-Meridian des Mondes. Bei 90° Co- Eindruck einer schroff en Bergspitze. Tatsächlich hat der Piton longitude ist also Vollmond, bei 180° Letztes Viertel, bei 270° eher fl ache Hänge und ist einem irdischen Schildvulkan ähnli- Neumond und bei 360° Erstes Viertel. Zwischen 270° und cher als der Zugspitze. Schon mit einem 2,5"-Refraktor bemerkt 90° Colongitude beobachten wir also den Morgenterminator, man bei 140×, dass die Bergspitze von einem kleinen Krater von zwischen 90° und 270° den Abendterminator auf der uns zu- 800m Durchmesser eingenommen wird, die das Aussehen noch gewandten Mondseite. mehr an einen Vulkan erinnern lässt. Ihr Ursprung ist unbekannt,

interstellarum 34 31 Mond

Abb. 4: Plato und seine Kleinstkrater (links) sowie die Dokumentation der Alpentalrille (rechts) sind außerordentliche astrofotografi sche Herausforde- rungen, die moderne Beobachter wie Torsten Edelmann bravourös mit Hilfe einer Webcam lösen können. 9,25"-SCT, ToUCam Pro.

erinnert aber stark an die Kleinkrater auf tige Formation bemerkte. Das Tal beginnt Am westlichen Ende der Alpen an- typischen Lunardomen. Mit großen Fern- in einer halbrunden Bucht des Mare Imb- gekommen, erwartet uns als großarti- rohren lässt sich beim Mondalter von 9 rium, dem so genannten »Amphitheater«, ger Abschluss des Mondspaziergangs die Tagen die seltsame Beobachtung machen, zwischen den höchsten Gipfeln der Alpen. markante Wallebene Plato. Die Wallland- dass aus dem beschatteten Teil des Ber- Durch zwei Engstellen gelangt man in den schaft von Plato verändert ihr Aussehen ges ein weißer Punkt wie ein schwacher langen und fl achen Hauptteil, begrenzt sehr stark mit den Mondphasen. Wäh- Stern hervorblinkt. Dies ist keine Illusion, von den mehrere hundert Meter hohen rend Plato bei Vollmond als eines der sondern die Beleuchtung einer hervor- Wänden des Grabenbruchs. Durch die fl a- dunkelsten Gebiete des Mondes erscheint, springenden Bergnase an der Nordseite chen Nordbereiche der Alpen verlaufend, des Piton. berührt das Tal schließlich das Mare Fri- Die Mondalpen erstrecken sich vom goris unmittelbar nördlich des kleinen Kap Agassiz bis zum Rand der Wallebe- Kraters Trouvelot. ne Plato über 250km Länge und 80km Die durch die Mitte des Tals Breite. Die zum Mare Imbrium hin steile verlaufende Alpentalrille ist Abdachung des Gebirges wirkt besonders ein schwieriges Objekt selbst eindrucksvoll im ersten Viertel, wenn die für erfahrene Beobachter. aufgehende Sonne die langen Schatten der Mit obstruktionsfreien Alpengipfel auf das Mare Imbrium pro- Öff nungen von 120mm– jiziert. Die 2000m–2500m hohen Berge 200mm sind jeweils nur überragt der mächtige Mons Blanc, ei- Teilbereiche der Rille ner der höchsten Mondberge mit 3600m. nordöstlich der zweiten Sein Massiv umfasst 25km Durchmesser. Engstelle wahrzunehmen, Ein weiterer Gipfel östlich von Plato ohne wenn die Vergrößerung Namen erreicht mit 3500m fast dieselbe mindestens 250× bei ent- Höhe. sprechend gutem Seeing be- Quer teilend erstreckt sich das berühm- trägt. Die Rille wurde 1892 von te Alpental (Vallis Alpes) auf 120km durch W. Pickering mit 13" Öff nung das Gebirge. Es ist ein 6km–10km brei- entdeckt und ist maximal 700m breit. ter lavagefüllter Grabenbruch, entstanden Verzweifeln Sie nicht, wenn Sie auch entlang von Verwerfungen durch den Imb- mit größeren Teleskopen keine Spur von rium-Einschlag vor 3,8 Milliarden Jahren. der Alpentalrille sehen – sie ist defi nitiv Abb. 5: Die Wallebene Plato mit den Kleinstkra- Im September 1727 war F. Bianchini der eine der absoluten Herausforderungen für ter auf dem Boden während Sonnenuntergangs erste Mondbeobachter, der diese einzigar- Mondbeobachter. im letzten Viertel. Zeichnung von Wolfram Russ.

Tab. 1: Mondformationen zwischen Cassini und Plato

Name Typ Mondlänge Mondbreite Colongitude Durchmesser Höhe Rükl Bemerkung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Cassini Krater 335,4° 40,2°N 340°–20° 57km 1240m 12 Cassini A 2830m hoch Mons Piton Berg 1° 41°N 5°–40° 25km 2250m 12 Kleinkrater am Gipfel Mons Blanc Berg 1° 45°N 5°–40° 25km 3600m 12 Hauptgipfel der Mondalpen Vallis Alpes Tal 3° 49°N 5°–40° 180km – 4 Alpental Plato Wallebene 9,6° 51,6°N 10°–50° 101km 2530m 3 Kleinkrater im Inneren

32 interstellarum 34 Mond

Neu: Mondspaziergänge

Einen Starhopper auf dem Mond: Das ist die Idee hinter den neu- en regelmäßigen Mondspaziergängen in dieser Zeitschrift . Seit 1994 ist der Starhopper mit Th omas Jäger eines der beliebtesten Elemente in interstellarum – so beliebt, dass eine Überarbeitung der schöns- ten Touren nächstes Jahr als Buch erscheinen wird. Der Mond – bis- 5 3 her in Amateurkreisen eher vernachlässigt – bietet ebenso wie der 2 Deep-Sky ein großartiges Tourengebiet für kleine astronomische Fernrohre. So wollen wir ab dieser Ausgabe – im zweimonatigen Rhythmus 1 abwechselnd mit dem Starhopper – die Mondspaziergänge zu einer regelmäßigen Rubrik werden lassen. Die Mondbeobachter unter un- seren Lesern sind dabei herzlich eingeladen mitzumachen: Senden Sie uns Ihre besten Mondzeichnungen und -Fotos für die Illustra- tion dieser Seiten! 4 kommt bei fl achem Lichteinfall Leben in nen davon als enges Paar. das Relief des Walls. Zu Sonnenauf- oder W. Pickering glaubte 1892 untergang zieht die Schattengrenze mit sogar 42 Kleinstkrater ge- einer Geschwindigkeit von 10km/h über sehen zu haben. Er war den 100km großen Krater. Dabei werfen der festen Überzeugung, Abb. 6: Die Kleinstkrater im Plato waren Jahrhunderte lang umstrit- besonders die Gipfel der Ostwand mit Hö- dass kurzfristige Verände- tenes Ziel von visuellen Beobachtern. Aufnahme der Mondsonde hen von 1580m, 2225m und 2350m spitze rungen auf dem Krater- Clementine. Mit Zahlen markiert sind die fünf größten Objekte Schatten auf den Kraterboden, die bis auf boden stattgefunden hat- aus Tabelle 2. den gegenüberliegenden Wall reichen. In- ten. Noch heute berichten nerhalb weniger Stunden verändert sich vereinzelt Beobachter über Wolken- oder [3] Wlasuk, P. T.: Observing the Moon, Springer- dabei die Szenerie grundlegend, indem die Leuchterscheinungen, doch konnte noch Verlag, London (2000) Schatten fl acher werden und schließlich keine dieser Sichtungen Veränderungen [4] North, G.: Observing the Moon, Cambridge ganz verschwinden. zweifelsfrei nachweisen. University Press, Cambridge (2000) Plato ist älter als 3 Milliarden Jahre, Die Kleinstkrater im Plato erfordern [5] Stoyan, R.: Fünf Bücher für denn der Einschlag muss zu einer Zeit er- gutes Seeing; dann ist der einfachste von Mondbeobachter, interstellarum 22, 68 folgt sein, als noch fl üssige Lava den Grund ihnen fast genau in der Mitte des Walls (2002) der Wallebene überfl uten konnte. An sei- mit 2,5km Durchmesser schon mit 3" Öff - nen Rändern sind große Bergrutsche zu nung zu sehen. 120mm Öff nung zeigen Surftipps sehen; das auff älligste dreiecksförmige Ge- die vier deutlichsten Objekte, wenn man Consolidated Lunar • www.lpi.usra. bilde an der Westseite ist unter dem Namen über 200× vergrößern kann. Die kleineren edu/research/cla • großartiger erdgebundener Plato ζ bekannt geworden. Die Kraterwand Kratergruben sind eine Herausforderung fotografi scher Mondatlas in hoher Aufl ösung für erreicht hier eine Höhe von 2230m, wäh- für exzellente Teleskope bei höchsten Ver- Amateurbeobachtungen, zeigt den gesamten rend am gesamten Kraterrand sonst Werte größerungen. Auch ohne diese feinen De- Mond in verschiedenen Beleuchtungen am von 900–1500m vorherrschend sind. tails innerhalb der Wallebene von Plato Morgen- und Abendhimmel Eine Jahrhunderte lange Diskussion zu sehen, wird ein Beobachter mit kleinen Lunar Orbiter Atlas • www.lpi.usra.edu/ entspinnt sich um die berühmten Kleinst- Teleskopen dennoch Faszination bei der research/lunar_orbiter • Raumsondenatlas des krater des auf den ersten Blick strukturlos Betrachtung dieses einzigartigen Mond- Mondes in höchster Aufl ösung; Suchfunktionen erscheinenden Kraterbodens. H. Mädler objektes verspüren. für einzelne Krater und Mondformationen sichtete Anfang des 19. Jahrhunderts die American Lunar Society • otterdad. vier größten Miniaturkrater mit Durch- [1] Rükl, A.: Mondatlas, Dausien-Verlag, Hanau dynip.com/als • besonders sehenswert sind messern von 2km und mehr. Gruithuisen (1991) die prämierten Fotos; außerdem zahlreiche Informationen für Einsteiger in München sah 1825 bereits fünf bis sie- [2] Sheehan, W. P., Dobbins, T. A.: Epic Moon, ben kleine Krater, Dawes identifi zierte ei- Willmann-Bell, Richmond (2001) Apollo over the Moon • www.hq.nasa. gov/offi ce/pao/History/SP-362/contents. Tab. 2: Die Kleinstkrater des Plato htm • ausgesuchte Nahaufnahmen der Mondoberfl äche der Apollo-Sonden

Kleinkrater-Nr. Durchmesser nach W. Pickering Durchmesser nach C. Wood Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. (1892), geschätzt (1990), gemessen Mondatlas.de • www.mondatlas.de • Fotografi scher Video-Mondatlas, viele 12,2km2,5km Informationen für Einsteiger 21,3km2,1km Berliner Mondatlas digital • www.wfs. 31,3km2,0km be.schule.de/Mondatlas/Nav • Umfangreicher 40,9km1,9km Übersichts-Mondatlas in verschiedenen Phasen, 50,9km1,7km auch als CD erhältlich

interstellarum 34 33 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

34 interstellarum 34 Sonne

Sonne aktuell

von Manfred Holl

as neue Jahr begann mit einer recht ruhigen Sonne: DNur auf der Südhalbkugel waren bis zum 6. Januar einige wenige Fleckengruppen, darunter eine der Wald- meierklasse E zu sehen. Insgesamt lag die Sonnenaktivi- tät unter der des Dezember 2003, was sich nicht nur da- durch ausdrückte, dass keine dreistelligen Relativzahlen mehr erreicht wurden, sondern auch, dass am 27.1.2004 der erste fl eckenfreie Tag seit Jahren durch das S.I.D.C. bestimmt wurde (die NOAA registrierte den jedoch für den 28., am 27. hatte man zwei A und eine B-Gruppe gezählt.). Hochentwickelte F-Gruppen wurden im Ja- nuar kaum registriert, aber es gab neben der bereits er- wähnten einige weitere E-Gruppen, dazu aber etliche der unteren Klassen A bis D. Die durchschnittliche Monats- relativzahl für den Januar betrug 37,2, für die Nordhalb- kugel 12,3 und für die südliche Hälft e 24,9. Somit setzte sich die überragende Dominanz der Südhalbkugel auch im ersten Monat des neuen Jahres weiter fort. Im Februar konnte ein leichter Anstieg der Flecken- tätigkeit registriert werden. Das Monatsmittel stieg auf 46,0, das für den Norden auf 17,3 und für den Süden auf 28,7 und es gab keinen fl eckenfreien Tag. Während Anfang des Monats die Fleckentätigkeit noch ähnlich ruhig verlief wie in den Wochen zuvor und am 22. nur Abb. 1: Eine beeindruckende Protuberanz fotografi erte Erich Kopowski am drei A- und eine B-Gruppe vorhanden waren, so entwi- 21.2.2004 gegen 8:15 MEZ. Benutzt wurde ein 5"-Refraktor bei 1200mm Brenn- ckelte sich davon die Region 10564 binnen Stunden zu weite mit Coronado Tmax 40 Hα-Filter. einer imposanten E-Gruppe, die gleich mehrere Flares hervorbrachte. Dabei ist der X1.4-Flare vom 26.2. besonders erwähnenswert, da er trotz seiner Stärke aufgrund des nordwärts gerichteten Magnetfeldes der Erde keine für uns sichtbaren Polarlichter erzeugte. Einige Beobachter sahen diese Fleckengruppe denn auch durch Sonnenfi nsternisbrille, Schweißerglas oder Okularsonnenfi lter mit bloßem Auge. Danach aber sank die Sonnenaktivität wieder ab, doch darüber soll erst in der kommenden Ausgabe von interstellarum die Rede sein.

Relativzahlen und Flecken mit bloßem Auge Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 2: Protuberanzen über dem Sonnenrand am 18.1.2004 um 13:45 MEZ, fotografi ert von Cai-Uso Wohler. Benutzt wurde ein Protu- beranzenansatz mit 1nm HWB an einem auf 80mm abgeblendeten 5"-Refraktor.

interstellarum 34 35 Planeten

Ringe, Schatten und Tropfen

Besondere Phänomene bei Venustransiten

von Ronald Stoyan

Was erwartet Amateurbeobachter mit kleinen Fernrohren beim Großer- eignis des Venustransits am 8.6.2004? Auf welche speziellen Phänomene sollten Beobachter achten? Die Venusvorübergänge 1874 und 1882 wur- den weltweit von erfahrenen Beobachtern visuell verfolgt – wir heutigen Amateurastronomen können von diesen Erfahrungen profi tieren.

en visuellen Eindruck des uns am 1761 und 1769: Genaue Abb. 1: James Cook beobachtete den Venus- 8.6.2004 bevorstehenden Venus- Messungen nicht möglich transit 1769 von Tahiti aus. Doch statt einer klar Dtransits kann kein heute lebender begrenzten Venusscheibe sah er einen »düste- Beobachter vermitteln. Anhand der Grö- Zum 6.6.1761 und 3.6.1769 waren ren Schatten um den Körper des Planeten«. Die ßenverhältnisse lässt sich lediglich nach Beobachter in alle Teile der Welt aus- Zeichnungen zeigen auch den Effekt des Schwar- dem Merkurtransit vom 7.5.2003 abschät- geschwärmt, um nach der von Halley zen Tropfens zum zweiten und dritten Kontakt. zen, welcher Anblick uns erwartet (siehe empfohlenen Methode die Entfernung hierzu auch die Simulation auf dem Titel- Sonne–Erde zu messen (Seite 52). Dazu [um Venus], sich mit dem Punkt des Kon- bild von interstellarum 33). Von den letz- mussten die jeweiligen Kontaktzeiten taktes zu verbinden. (...) Das Lichtband ten beiden Venustransits am 10.12.1874 möglichst genau bestimmt werden. Dies erschien mit einer Unsicherheit von meh- und 6.12.1882 existieren jedoch zahlrei- war jedoch auch bei sorgfältiger Beobach- reren Sekunden.« Cook und viele gleich- che Schilderungen in der Literatur, die tung nicht möglich. zeitig beobachtende Astronomen waren eine gute Einschätzung der dieses Jahr Zu den berühmtesten Beobachtern ge- vom Phänomen des Schwarzen Tropfens zu erwartenden Phänomene ermöglichen. hörte James Cook, der 1769 auf Tahiti be- überrascht worden (Abb. 1). Der Unterschied zum eher ereignislosen obachtete. Er berichtete: »Wir sahen sehr Merkurtransit im letzten Jahr ergibt sich deutlich eine Atmosphäre oder einen düs- 10.12.1874: Kein schwarzer Tropfen einerseits aus der 5× größeren Venusschei- teren Schatten um den Körper des Plane- be und der dichten Atmosphäre unseres ten, was große Verwirrung bei der Bestim- Der Venustransit 1874 war das erste inneren Nachbarplaneten. mung der Zeiten der Kontakte verursachte, derartige Ereignis seit 1769. Der komplette Letztere führt durch ihre lichtbrechende besonders der beiden inneren. Dr. Solan- Vorübergang war dabei nur von Süd- und Wirkung zu einer Reihe von speziellen Er- der beobachtete, wie auch Mr. Green und Ostasien, Australien sowie der Antarktis scheinungen, die nur während eines Venus- ich, und wir diff erierten bei der Beobach- zu sehen. Auf dem Balkan und in Russ- transits beobachtet werden können, wie der tung der Zeiten der Kontakte weit stärker, land konnte man nur den Austritt der berühmte »Schwarze Tropfen« oder helle denn man hätte erwarten können.« Zum Venus beobachten, ebenso in Afrika. In Ringe um die Venusscheibe. Schon früh dritten Kontakt bemerkte Cook: »Zu die- Nord- und Südamerika war das Ereignis wurden sie mit der Atmosphäre des Plane- sem Zeitpunkt schien ein schwaches Licht, vollkommen unsichtbar. ten in Zusammenhang gebracht. viel schwächer als der Rest des Schattens C.B. Ommanney [1] gehörte einer Expe- dition nach Mauritius im Indischen Oze- an an. Er schilderte: »Unmittelbar nach dem inneren Kontakt des Austritts zeig- te sich ein bemerkenswertes Phänomen: Der Teil der Venus, der aus der Sonnen-

scheibe ausgetreten war, wurde durch ei- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. nen weißen Rand erleuchtet, dessen Licht sich am Rand der Rundung der Venus mit großer Klarheit fortsetzte, bis zu dem Abb. 2: James Allerdings Skizze aus dem Jahr 1874 zeigt das Phänomen des Schwarzen Tropfens Zeitpunkt, als die Hälft e des Planeten den in klassischer Ausbildung beim Austritt des Planeten aus der Sonnenscheibe: Zuerst bildet sich ein Sonnenrand überschritten hatte; das Licht schmaler Streifen zwischen Planet und Sonnenrand, der zunehmend in die beschriebene Tropfen- verminderte sich und verlöschte schließ- form der Venus übergeht. lich gute sieben Minuten vor dem letzten

36 interstellarum 34 Planeten

Abb. 3: Diese farbige Darstellung aus dem Jahr 1874 stammt von A.H. Belfi eld, der in Australien beobachtete. Er nahm die Farbe der Venus als bläulich wahr und beobachtete beim Eintritt zunächst einen Lichtring um das leicht längliche Scheibchen (links), später einen Schatten zwischen Scheibchen und Sonnenrand (rechts).

Kontakt.« Sein Begleiter Campbell notier- schön. [5 Minuten später] bemerkte ich, sofort, dass sie ein Halo aus gelblichem te gleichzeitig: »Kurz vor dem [dritten] dass das Planetenscheibchen leicht de- Licht umgab – es war kein Ring, sondern Kontakt bemerkte ich einen schwachen formiert wurde und dann auf den Son- ein sehr diff uses Licht, sich ständig in der Lichteindruck um die vorangehende Seite nenrand zu länglich erschien, so dass ich Breite verändernd – nun hier, dann dort. der Venus, wo der Kontakt gleich stattfi n- einigermaßen verwirrt war, wie ich den Mit dem Voranrücken des Planeten wur- den würde. Ich bemerkte, dass das Licht Moment des Kontakts bestimmen sollte. de der Halo schwächer, bis er 40 Minuten weiß war, wie der Mond im Vergleich mit Dieser Schatten oder Verlängerung oder nach Eintritt nicht mehr sichtbar war.« der Sonne. Es gab keinen eigentlichen was immer es war verließ plötzlich den Auch an der Münchener Sternwarte Schwarzen Tropfen, sondern nur einen Sonnenrand in weniger als einer Sekunde. wurde der Lichtring gesehen. Hugo von sehr schwachen Schatten und einige In- Er wurde nicht länglich, oder schmäler, Seeliger beschrieb die Wahrnehmung: terferenzlinien. Venus war sichtbar, bis die oder formte einen schwarzen Tropfen zum »Bereits um 2:56 sah ich die ganze Ve- Hälft e ihres Durchmessers außerhalb der Sonnenrand, sondern verschwand einfach nusscheibe auch außerhalb der Sonne sich Sonne stand, umgeben von diesem schwa- nahe am Planeten.« Nachdem Venus vor als dunkle Fläche projizieren. Um 2:58 chen silbrigen Licht.« der Sonne stand, notierte Prince: »ich sah fi ng sich ein Lichtbogen von 90° Länge S. Hunter [2] beobachtete in Suez und sah das seltsame Licht ebenfalls: »Einige Zeit nach dem [dritten] Kontakt war der Rand der Venus hell erleuchtet, und zwar die Seite, die gerade die Sonne verlassen hatte, so dass ich zunächst glaubte, die Sonne würde noch dahinter erscheinen, obwohl die Rundung schon gut markiert war. Es war ein klares silbernes Licht wie am Rand einer Wolke.« (vgl. Abb. 4)

6.12.1882: Lichtfl ecken und Lichtringe

Nachdem Amerika 1874 benachteiligt war, konnte der Venustransit 1882 fast vom gesamten Kontinent aus in der gan- zen Länge beobachtet werden. Westeuro- pa blieb nur der Anfang des Ereignisses, wobei die Grenzlinie genau über Deutsch- land verlief. Auch von Afrika war nur der Eintritt sichtbar.

W. Prince beobachtete den zweiten Kon- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. takt in Südengland: »[Während des Ein- tritts] bemerkte ich die Sichtbarkeit des noch außerhalb der Sonne stehenden Teils des Planeten, der von einer brillanten sil- bernen Linie aus Licht erleuchtet war, die Abb. 4: Vessey beobachtete 1874 in Sydney und sah eine Verformung des Venusscheibchens wäh- den Rand dieses Teils des Planeten höchst rend des Eintritts, später einen feinen Lichtring um den noch außerhalb der Sonne befi ndlichen Teil auff ällig markierte. Dieser Eff ekt war sehr des Planeten.

interstellarum 34 37 Planeten

6.6.2012: Der Mitternachts-Transit

Der nächste Venustransit wird am 6.6.2012 stattfi nden. Dabei kann von Deutschland aus nur das Ende des Ereignisses gesehen werden, da Venus schon vor der Sonne steht, wenn die- se aufgeht. Etwa um 6:55 MESZ fi ndet der vierte Kontakt statt, die Sonne war Abb. 5: Auch Russell beobachtete den Eintritt der Venus vor die Sonne 1874 in Sydney, er nahm helle erst etwa 90 Minuten vorher über dem Flecken am Venusrand wahr, und sah keinen homogenen Ring wie andere Beobachter. Horizont erschienen. Ein besonderes Erlebnis bietet sich längs des südlichen außerhalb der Sonne Personen Anzeichen für den Schwarzen jedoch für einen Beobachter auf Is- befi ndlichen Venusrandes zu bilden an. Tropfen gesehen hatten, 69 den Ring hellen land. Dort ist der Eintritt der Ve- Um 2:58:40 war der ganze äußere Venus- Lichts um den Planeten. Für Merkur lautet nus (22:03 UT) in die Sonnenscheibe rand durch einen hellen feinen Lichtbogen die Quote für die Transite zwischen 1868 ebenso zu beobachten wie der Aus- kenntlich, der an Intensität zunahm und bis 1914 nur 5 von 106 (Schwarzer Tropfen) tritt (4:54 UT), lediglich die Mitte des um 3:01 in geradezu überraschender Deut- bzw. 7 von 106 (heller Lichtring) [8]. Transits verpasst der Reisende, weil lichkeit sich darstellte.« Somit besteht also auch für den Venus- dann die isländische Sonne um Mit- S.P. Langley beobachtete mit J.E. Keeler transit am 8.6. eine gewisse Wahrschein- ternacht für einige Minuten knapp am Allegheny Observatory in Pennsylva- lichkeit, Zeuge seltener Phänomene zu unter dem Horizont steht. Von einem nia und berichtete über das Aussehen des werden, deren Ursache neben der licht- Beobachtungsort am Nordkap des eu- Lichtringes um Venus: »kein uniformer brechenden Wirkung der Atmosphäre der ropäischen Kontinents ist der Transit Ring, sondern eine Kette unregelmäßiger Venus immer noch nicht ganz verstanden sogar ohne Unterbrechung dank Mit- Flecken, mit einem besonders hellen Ge- ist. interstellarum bringt in einem großen ternachtssonne zu verfolgen. biet von 1/4 Planetenradius an einer Seite, Bericht im nächsten Heft die Ergebnisse 10 Minuten lang sichtbar während des Ein- der Leser – berichten Sie uns! tritts.« Langley verglich die Erscheinung mit den »Baily’s Beads« bei Sonnenfi ns- [1] Ommanney, C. B., Campbell, A.C.: Internationaler ternissen. Den hellsten Fleck am Rand der Observations of the Transit of Venus at Videowettbewerb Venus konnte Keeler mit einem Fernrohr Luxor, Egypt, MNRASS 35, 133 (1875) von nur 2 1/4" Öff nung ebenfalls 10 Minu- [2] Hunter, S.: Report of the Council of the Die internationale Venustransit- ten lang »wie einen kleinen Stern« leuch- Fifty-fi fth Annual General Meeting, MNRAS Projektgruppe, in Deutschland ver- ten sehen (vgl. Abb. 5). 35, 206 (1875) treten vom Kiepenheuer-Institut für Reverend F. Howlett beschrieb gleich- [3] Proctor, R. A.: Note on the Arc of Light seen Sonnenphysik auf dem Schauinsland zeitig mit einem 3"-Refraktor: »Als die around Venus in Transit, MNRAS Suppl. 37, bei Freiburg, hat einen Videowettbe- folgende Seite der Venus 10" vom Son- 459 (1877) werb für Schulen, Sternwarten und nenrand entfernt war, erschien die Venus [4] Leeson Prince, C.: Observation of the Amateurastronomen ins Leben geru- leicht elliptisch in nördlicher Richtung, Transit of Venus 1882, MNRAS 43, 64 fen. Als erster Preis winkt eine Rei- und der Faden zeigte sich als schemenhaf- (1883) se zum ESO-Observatorium auf dem tes, schlecht defi niertes bewegendes Band [5] Langley, S. P.: Observation of the Transit Paranal in Chile. Die Teilnahmebe- zwischen Planet und Sonnenrand. Die of Venus 1882, December 6, made at the dingungen sind unter anderem: Scheibe der Venus erschien in einem sehr Allegheny Observatory, MNRAS 43, (1883) dunklen Braun.« Andere Beobachter hat- [6] Howlett, F.: Notes on the Transit of Venus ☐ der Film darf maximal acht Minu- ten auch bläuliche oder rötliche Färbungen 1882, December 6, MNRAS 43, 278 (1883) ten Dauer haben wahrgenommen (Abb. 3). [7] Seeliger, H.: Beobachtung des ☐ die Vertonung kann in allen euro- Venusdurchganges auf der Sternwarte päischen Sprachen stattfi nden, es 8.6.2004: Ausblick München, Astron. Nachr. 104, 95 (1883) muss aber eine schrift liche Über- [8] Horn d’Arturo, G.: The black drop setzung in Englisch beigegeben Welche der beeindruckenden Phäno- phenomenon and astigmatism, Pub. Oss. sein mene wird der kommende Venustransit Astron. Bologna, 1, 3 (1922) ☐ der Film muss nicht direkt den für uns bereithalten? Fest steht bereits, Transit zeigen, sondern kann auch dass dieses Ereignis mehr Menschen sehen Surftipps

weitere wissenschaft liche oder ge- werden als alle bisherigen Venusvorüber- Zusammenfassung und Diskussion zahlreicher Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. sellschaft liche Th ematiken mit Be- gänge zusammen. Damit dürft e auch eine historischer Transitbeobachtungen • www. zug zum Ereignis aufgreifen neue Verlässlichkeit bei der Dokumentati- bo.astro.it/~biblio/Horn/Blackdrop.htm on und Beurteilung der seltsamen Phäno- Deutscher Knoten der Internationalen Einsendeschluss ist der 15.9.2004, mene möglich sein. Projekte zum Venustransit mit weitere Informationen im Internet Eine Auswertung von Horn d’Arturo Zeitnehmungsprojekt für Amateurastronomen unter www.vt-2004.org/Video. ergab, dass von 188 Beobachtern der Ve- • www.kis.uni-freiburg.de/vt-2004/ nustransite 1761, 1769, 1874 und 1882 27

38 interstellarum 34 Planeten

Jupiter aktuell

von Ronald Stoyan

er Große Rote Fleck (vgl. interstellarum 33) Dbefand sich im April bei etwa 93° Länge im System II und damit wenig verändert gegenüber den Vormonaten. Damit setzt er seine leichte pro- grade Drift fort, die schon seit einigen Jahren an- hält (siehe Abb. 4). Das im STB befi ndliche weiße Oval BA mit entgegengesetzter retrograder Drift dürft e die Passage am GRF zum Erscheinungster- min dieses Heft es bereits abgeschlossen haben. Seit dem 14. Februar wird eine Störung am SEB-Nordrand beobachtet, die sich durch eine Verwerfung des regelmäßigen Bandrandes und chaotisches Kleindetail bemerkbar macht. Die Position war zunächst bei 40°, Anfang April bei 115° Länge im System I zu fi nden. Die neue Stö- ab rung ähnelt einem Objekt von 1999, und ist mög- licherweise dieselbe Erscheinung. Anfang März Abb. 1: Jupiteraufnahmen von Karl Thurner. a) 16.3.2004: GRF und WOS-BA dominieren war die stark blaue Färbung besonders am Rand die Südhalbkugel. Das NTB ist praktisch verschwunden. b) 31.3.2004: Beachtenswertes des Planeten auff ällig. Detail vorangehend dem GRF und am Nordrand des NEB. Auch der Nordrand des NEB ist aktiv: eine Rei- he dunkler Flecken war Anfang April zwischen 340° und 30° Länge zu sehen (System II), eine wei- tere von 60°–90° (siehe Abb. 1b). Diese Fleckenbil- dung könnte einer abermaligen Verbreiterung des NEB nach Norden vorausgehen, wie John Rogers von der englischen Jupitersektion sagt (Hinter- grund zu den regelmäßigen NEB-Verbreiterun- gen in interstellarum 23, Seite 41).

Surftipps Auswertungen der BAA-Jupitersektion • ab www.britastro.com/jupiter/reports.htm Jupiter-Watch mit aktuellen Bildern • Abb. 2: Jupiteraufnahmen von Marcus Wienecke, 10"-SCT, 5m Brennweite, Philips ToU pds-atmospheres.nmsu.edu/ijw/ijw.html Webcam. a) 16.3.2004: GRF und WOS-BA. Vergleiche mit Abb. 1a. b) 18.3.2004: Das NTB ist praktisch verschwunden, auch das STB erscheint nur noch fragmenthaft. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 3: Io (rechts) und Ganymed (dunkel) vor dem Pla- Abb 4.: Die Position des Großen Roten Flecks (GRF), aufgetragen gegen System II. neten. Ganymeds Schatten ist zusätzlich sichtbar. Ed JUPOS/Hans-Jörg-Mettig. Grafton, 14"-SCT, ST-5, 21.3.2004.

interstellarum 34 39 Kometen im Juni: Show oder Flop?

C/2001 Q4 (NEAT) am Abendhimmel

von André Wulff und Ronald Stoyan

Wie hell wird der Komet C/2001 Q4 (NEAT) im Mai und Juni 2004? Seit August 2001 fi ebern die Astronomen mit Spannung dieser Frage entgegen – auch zum Zeitpunkt des Verfassens Mitte April ist noch offen, was mitteleuro- päische Beobachter am Abendhimmel erwarten wird: ein zweiter Hale-Bopp oder ein totaler Flop?

C/2001 Q4 (NEAT) Schwierige Helligkeitsprognose Abb. 1: Wird C/2001 Q4 (NEAT) den abendlichen Sternhimmel im Mai beherrschen? Das Bild zeigt C/2001 Q4 (NEAT) war bis Anfang Mai Viele Kometen sind durch Hellig- den Schweifstern am 9.4.2004 nach einer Auf- nur am Südhimmel zu verfolgen und trat keitsprognosen hochgejubelt worden, ha- nahme von Terry Lovejoy. erst am 6.5. über den Horizont für mittel- ben dann aber ein unrühmliches Ende europäische Beobachter. Etwa vom 8.5. bis genommen. Bekannte Beispiele waren maximal 7m – damit ist etwa 1–2× pro Jahr 23.5. reichte dann das erste Beobachtungs- C/1973 E1 Kohoutek oder C/1989 X1 Aus- zu rechnen. Fortgeschrittene Beobachter fenster ohne störenden Mond am Abend- tin, die beide als glanzvolles Objekt für das können durchaus auch noch Kometen der himmel. Im Juni wird es vom 5.6. bis 20.6. bloße Auge angekündigt waren, aber als Helligkeit 8m in einem Feldstecher beo- gut möglich sein, den Kometen zu beob- glanzlose Fernglaskometen endeten. Ko- bachten. Schwächere Schweifsterne sind achten. Er steht dann hoch am Himmel in meten sind veränderliche Objekte; durch Teleskopen vorbehalten. Mit modernen der Nähe des Großen Wagens. die Sonneneinstrahlung werden sie nicht CCD-Kameras lassen sich heute auch Ko- Doch wie hell wird Q4 (NEAT) wer- nur aufgeheizt und entwickeln einen meten der 11. bis 14. Größenklasse von den? Ende März sah es so aus, als würde Schweif, sondern verlieren auch Masse Amateuren verfolgen. der Komet gegenüber der ursprünglichen und Struktur. Der fragile, nur wenige Ki- Nur die hellsten Kometen bilden einen Helligkeitsprognose verlieren; er schien lometer große Kern eines Kometen aus Eis auch visuell schön sichtbaren Schweif aus. schon 1m verloren zu haben. Doch Mitte und Staub kann unter der Gravitations- Ähnlich wie bei der Helligkeit des Kome- April sah die Situation wieder freundli- wirkung der Sonne oder naher Planeten ten ist die Länge und Form kaum vor- cher aus. Australische und südamerika- auseinander brechen. Nicht wenige Ko- herzusagen und unterliegt auch großen nische Beobachter berichteten von einem meten sind auf diese Weise schon vor dem Schwankungen, je nach Aktivität des Ko- hellen kompakten Objekt mit einem kur- eigentlichen Höhepunkt ihrer Sichtbarkeit metenkerns. Nur die allerhellsten Kome- zen Schweif, das schon leicht in kleinsten ganz auseinander gefallen. ten zeigen einen strukturierten Schweif. Ferngläsern sichtbar war. Die Helligkeits- Auch für C/2001 Q4 (NEAT) kann Kern, Koma und Schweif eines Kome- schätzungen gaben Werte von 4m,7, was ein solches Schicksal nicht ausgeschlossen ten sind innerhalb von Tagen und Stun- nur etwa 0m,5 hinter der optimistischen werden. Dennoch ist sehr wahrscheinlich, den veränderlich – es lohnt sich, einen Prognose lag. Danach sollte C/2001 Q4 dass der Schweifstern die beste Kometen- Schweifstern möglichst Nacht für Nacht (NEAT) in den ersten Maitagen etwas erscheinung seit Hale-Bopp für mittle- zu verfolgen. Dabei bieten sich zur Do- heller als 2m werden und somit als schö- re nördliche Breiten bieten wird, und kumentation der Veränderungen Zeich- nes Objekt für das bloße Auge zu sehen die schöne Show von C/2002 C1 (Ikeya- nungen oder Fotos an. Zusätzlich haben sein. Es ist mit einer Helligkeit von 2m,5 Zhang) im Frühjahr 2002 noch überbieten Sternfreunde die Möglichkeit, bei den zu rechnen, wenn C/2001 Q4 (NEAT) kann (vgl. interstellarum 22). Ikeya-Zhang Beobachtungen grundlegende Größen des Anfang Mai am mitteleuropäischen Him- hatte damals 2m,9 Maximalhelligkeit er- Kometen zu bestimmen und so zur aktu- mel erscheint. Anfang Juni dürft e davon reicht. ellen Forschung auch als Amateure bei- m m

noch 4 ,5 übrig sein, Ende Juli 8 . An- zutragen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. fang Juni ist der Komet vielleicht noch Grundlagen der ein Objekt für das bloße Auge, wird aber Kometenbeobachtung Helligkeitsschätzungen bis Ende Juli immer mehr zu einem Feld- stecherobjekt werden. Trotzdem wird er Hellere Kometen gibt es nicht sehr oft Eine zentrale Aufgabe der Kometen- nach Einbruch der Nacht hoch genug im zu bewundern. Ein typischer Komet für beobachter ist die Schätzung der Hellig- Nordwesten aufzufi nden sein und kann einen Feldstecher liegt für einen Einsteiger keit eines Kometen. Dazu sind mehrere so ausgiebig beobachtet werden. in einem Helligkeitsbereich von ca. 4m bis Methoden entwickelt worden, die bei der

40 interstellarum 34 Kometen

Staubschweif Gasschweif

Bahn Kopf Sonne

Abb. 2: Hale-Bopp 1997 war ein mustergültiger Komet, der selbst dem blo- ßen Auge alle Elemente eines Schweifsterns zeigte. Sebastian Voltmer.

Beobachtung mit einem Fernglas oder Teleskop zur Anwendung kommen können. Sie benutzen Vergleichssterne mit bekannter Helligkeit, deren Daten aus einem Sternkartenprogramm oder einem Atlas entnommen werden: a ☐ Sidgwick-Methode: Der Komet wird scharfgestellt beobach- tet, dabei werden Größe und Helligkeitseindruck gemerkt. Der Vergleichsstern wird dann eingestellt und solange unscharf gestellt, bis die Größe des Sternscheibchens dem Durchmes- ser des scharfgestellten Kometen entspricht. Nun wird die Helligkeit des Sternscheibchens und des Kometenfl eckens im Gedächtnis verglichen. Diese Methode funktioniert nicht bei Kometen mit sehr hellem Kern. ☐ Bobrovnikoff -Methode: Komet und Stern werden im glei- chen Gesichtsfeld solange unscharf gestellt, bis die Scheibchen beider Objekte gleich groß sind. Dann wird die Helligkeit der Scheibchen verglichen. Diese Methode kann besonders gut von fehlsichtigen Beobachtern ohne Brille mit bloßem Auge ange- wandt werden. ☐ Morris-Methode: Der Komet wird etwas unscharf gestellt und die Flächenhelligkeit der Scheibe sowie ihr Durchmesser ge- merkt. Der Vergleichsstern wird nun bis zur gleichen Scheib- chengröße unscharf gestellt und dann mit dem Gedächtnisbild des Kometen in der Helligkeit verglichen.

Für mit dem bloßen Auge gut beobachtbare Kometen ist auch eine einfache Vergleichsschätzung mit hellen Sternen möglich, ohne Veränderungen des Fokus vorzunehmen. Zwar vernach- lässigt diese Methode die Koma und den Schweif des Kometen, reicht aber für grobe Helligkeitsbestimmungen aus und ist beson- ders schnell mit dem bloßen Auge durchzuführen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Komadurchmesser und Kondensationsgrad

Die den Kometenkern umgebende neblige Hülle der Koma ist b bei den meisten kleinen Kometen rund. Je nach Komet und Ak- tivität schwankt auch ihr Durchmesser, der deshalb regelmäßig Abb. 3: Veränderliche Schweifstrukturen am Beispiel von C/1995 O1 (Hale- bestimmt werden kann. Die einfachste Methode benutzt ein Fa- Bopp). Die Zeichnungen entstanden in einem Abstand von einer Woche. denkreuzokular, dessen einer Faden parallel zur Drift richtung 14"-Newton, Ronald Stoyan. a) 1.4.1997, b) 8.4.1997.

interstellarum 34 41 Kometen

Weitere Kometen für Fernglas und Teleskop

Beobachter auf der Südhalb- kugel konnten im Mai das gran- diose Schauspiel zweier heller Kometen am Abendhimmel be- wundern. C/2002 T7 (LINEAR), der sich zu C/2001 Q4 (NEAT) gesellt hatte, erreichte dabei eine Helligkeit von 1m,5 laut Progno- se. Letzte Beobachtungen von Mitte April sahen ihn bei 4m,5, während der Schweif kaum oder nur kurz wegen der Sonnennähe sichtbar war. C/2002 T7 (LINE- © interstellarum AR) bewegt sich Anfang Juni in das Sternbild Hydra und Sex- tans. Von Südeuropa aus wird er dabei vom 1. bis 10.6. nochmals in sehr geringer Höhe über dem abendlichen Westsüdwest-Ho- rizont sichtbar. Von Beobach- tungsorten nördlich der Alpen werden wir den Kometen aber nicht mehr zu Gesicht bekom- men. Deutlich höher am Himmel wird sich der Komet C/2003 K4 (LINEAR) befi nden. Auch er wird die ganze Nacht hindurch zu beobachten sein und dabei vom Sternbild Leier durch den Herkules zum Bärenhüter wan- dern. Anfang Juni wird er noch ein Objekt für ein Fernrohr sein, da er nur eine Helligkeit von © interstellarum rund 8m,4 haben wird. Er wird jedoch bis Ende Juli seine Hel- der Sterne bei ausgeschalteter Nachführung 0 Koma sehr diff us, keine Konzentration ligkeit steigern und dann sogar ausgerichtet ist. Nun stoppt man die Zeit, die der Helligkeit mit einem Feldstecher aufgesucht der Durchmesser der Koma für den Durch- 1 Koma sehr diff us, leichte werden können. lauf unter dem anderen Faden benötigt. Der Konzentration der Helligkeit Als dritter Komet wird C/2003 scheinbare Durchmesser in Bogenminuten 2 Koma sehr diff us, defi nitive T3 (Tabur) zu beobachten sein. ergibt sich dann aus der Formel Durchmes- Konzentration der Helligkeit Dieser Komet steht allerdings ser = 0,25 × Durchlaufszeit in Sekunden × 3 Koma mit viel hellerem aber diff usem recht tief im Norden und Osten cos (Deklination des Kometen). Zentrum und ist damit auch erst in der Für größere Kometen mit Schweif emp- 4 diff use Kondensation im Zentrum zweiten Nachthälft e auf dem Be- fi ehlt sich die Bestimmung der Schweifl än- der Koma obachtungsplan. Er wandert vom ge, die in einer Sternkarte markiert werden 5 zentrale Kondensation deutlich, Koma Perseus zum Luchs, befi ndet sich kann. Dabei sollte der Schweif nicht vom hell also in den typischen Herbst- Kern aus abgefahren werden, sondern in der 6 zentrale Kondensation hell, Koma tritt

sternbildern. Seine Helligkeit Gegenrichtung, um eine fehlerhaft e Beob- zurück Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lässt nur eine Beobachtung in achtung durch unterbewusste Verlängerung 7 zentrale Kondensation sehr hell, Koma einem Fernrohr zu. Anfang Juni des Schweifes zu vermeiden. schwach ist er noch rund 8m,7 hell und ver- Parallel zur Bestimmung des Komadurch- 8 sehr helle zentrale Kondensation, ringert seine Helligkeit bis Ende messers empfi ehlt sich die Schätzung des Koma ist wesentlich schwächer als Juli auf 9m,9. Kondensationsgrades oder DC-Wertes (engl. diese André Wulff »degree of condensation«) des Kometen. 9 Komet sieht sternförmig aus, keine Dazu wird eine zehnstufi ge Skala benutzt: Koma sichtbar

42 interstellarum 34 Koma Enveloppen

Jet

Pseudokern a

Kernschatten

Abb. 4: Der Innenbereich eines hellen Kometen kann feinste Einzelheiten bei hoher Vergrößerung zeigen. Die Zeichnung von Hale-Bopp am 15.4.1997 zeigt die »Envelop- pen« genannten runden Schalen um den Pseudokern. Der verursachende, wie ein Rasensprenger rotierende Jet hatte eine Rotationszeit von 11,47 Stunden. 14"-New- ton, Ronald Stoyan.

Beobachtungen mit genannten Jets. Je nach Lage der hoher Vergrößerung Rotationsachse des tatsächlichen Kometenkörpers rotieren diese um Wegen der großen Ausdehnung den Kern des Kometen und bie- werden Kometen oft für Objekte ten deshalb wechselnde Anblicke. b für Ferngläser oder kleine Vergrö- Wickeln sich über längere Zeit auf ßerungen gehalten. Gerade hellere diese Weise ausgeworfene Mate- Kometen wie C/2001 Q4 (NEAT) riefahnen um den Pseudokern auf, haben aber ein besonders aktives spricht man von Enveloppen (engl. Innenleben, dessen Beobachtung »envelopes«). größere Teleskope und hohe Ver- Diese nur wenige Bogenminu- größerungen erfordert. ten um den Kern beobachtbaren Das Helligkeitsmaximum der Details werden von diff useren Ein- meisten Kometen fällt mit dem so zelheiten umgeben. Relativ oft sind genannten Pseudokern (engl. »false parabolische Hüllen um den Kopf nucleus«) zusammen, einem wenige des Kometen zu sehen. Dabei bildet Bogensekunden kleinen Lichtkern. sich in Schweifrichtung vom Kern Dieser scheinbare Kern darf nicht ausgehend manchmal ein dunk- mit dem echten Kometenkern ver- lerer Bereich aus, der so genannte wechselt werden, der oft nur ein Kernschatten. wenige Kilometer großer Brocken Nur regelmäßige Zeichnungen ist und deshalb auch in den größten und hochaufl ösende CCD-Aufnah- erdgebundenen Teleskopen nicht men können diese zarten Struktu- c fl ächenhaft erscheinen würde. ren aufl ösen. interstellarum veröf- Hohe Vergrößerung zeigt den fentlicht gerne Ihre Beobachtungen Pseudokern oft länglich in Schweif- der aktuellen Kometen; wenden Sie richtung. Besonders gegen die sich bitte an die Fachgruppe Kome- Schweifrichtung können feine Ne- ten für die Mitarbeit an einem der belfahnen gerichtet sein, die so Beobachtungsprogramme. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abb. 5: Komet C/2002 T7 (LINEAR) war um den Jahreswechsel 2003/4 ein viel beo- bachtetes Objekt. Hartwig Lüthen und Petra Rendtel. a) 28.12.2003, 15s-Aufnahmen addiert, ST-7 mit 8"-SCT). b) derselbe Komet, derselbe Tag, aber mit einem 8"-SCT (bei f/4) und einer Mintron-Kamera aufgenommen. Die Bilder wurden auf den Kometen mit Fitswork addiert. c) 9.2.2004, Mintron, technische Daten siehe b). d) 23.02.2004, LRGB-Aufnahme (5min Blaukanal, je 3min LRG-Kanäle) ST-7 mit Flatfi eld-Kamera (760mm Brennweite). Inzwischen hatte sich der Schweif deutlich entwickelt. d

interstellarum 34 43 Abb. 1: Die spektakulären Strukturen eines Planetari- schen Nebels zeigt exempla- risch NGC 6369 im Sternbild Ophiuchus. Der 15m,6 helle Zentralstern erscheint auf dieser Aufnahme mit dem Planetarische Nebel Hubble Space Telescope des deutlich, ist für Amateurbeo- Sommerhimmels bachter aber ein sehr schwie- riges Objekt.

Teil 1: Von Schildkröten und Katzenaugen

von Markus Dähne

Wenn sich in klaren Sommernächten das Band der Milchstraße über den Himmel spannt, ist die beste Zeit des Jahre für die Beobachtung Planetarischer Nebel (PN) gekommen. Dabei haben sie keinesfalls etwas mit Planeten zu tun: Der Name geht auf Antoine Darquier zurück, der den Anblick des berühmten Ringnebels M 57 mit dem Bild eines schwa- chen Planeten verglich. Dieser Vergleich ist treffend – in der Tat erscheinen manche Planetarische Nebel als blaugrüne Scheibchen, ganz ähnlich dem teleskopischen Anblick des Planeten Uranus.

ber die tatsächliche Natur der PN faszinierende Formenvielfalt sichtbar. Ein heren Phasen ihrer Entwicklung stammt. wissen wir heute besser Bescheid: intensiv blaugrüner Farbton kommt nicht Visuelle Sichtungen solcher Halos sind ÜIst ein Stern mit bis zu etwa 8 selten vor. Oft lässt sich auch der Zentral- manchmal möglich, wenn auch sehr Sonnenmassen am Ende seines Lebens stern beobachten. schwierig. Im ersten Teil des Artikels angekommen, so bläht er sich auf, bis Viele PN weisen eine hohe Flächenhel- werden die interessantesten PN des Som- schließlich seine äußeren Schichten in den ligkeit auf, was sie zu interessanten Zielen merhimmels in den Sternbildern Herkules, umgebenden Weltraum entweichen (siehe für Deep-Sky-Beobachtung selbst unter Drache, Leier, Schlangenträger, Skorpion Kasten). Der übrig bleibende Sternkern lichtverschmutztem Himmel oder bei gro- und Schütze vorgestellt. Im nächsten Heft wird zu einem Weißen Zwerg, einem sehr ßer Mondhelligkeit macht. Obwohl PN folgen Objekte in den Sternbildern Schwan kompakten Objekt, mit einer Dichte von aufgrund ihrer starken [OIII]-Emission und Adler.

etwa 1 Tonne pro Kubikzentimeter. sehr gut auf den Einsatz von Nebelfi ltern Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. reagieren, kommt man oft ohne diese aus: Schildkröte, Mücke und Katzenauge Teleskopische Beobachtung Die große Helligkeit ermöglicht starke Vergrößerungen, so dass der Himmelshin- Das Weltraumteleskop Hubble enthüll- In einem Feldstecher erscheinen die tergrund dann ohnehin wieder dunkel ist te bei NGC 6210 eine komplexe Form, die meisten PN nur punktförmig. Erst ein (vgl. Kasten). dem Nebel das Aussehen einer Schildkröte Teleskop macht sie zu fl ächigen Objek- Einige PN sind von einem schwachen gibt. Im Amateurteleskop erscheint NGC ten, und in großen Instrumenten wird die Halo aus Materie umgeben, die aus frü- 6210 bei schwachen Vergrößerungen na-

44 interstellarum 34 hezu sternförmig. Erst bei gesteiger- ter Vergrößerung ist er als blaugrünes, ovales Scheibchen zu sehen. Für die Be- obachtung des Zentralstern (13m,7) sind mindestens 12" Öff nung angebracht. NGC 6302 ist ein relativ junger bi- polarer Nebel, er wird aufgrund seiner Form als Käfernebel (engl. »bug nebu- la«) bezeichnet. Mit 10" Öff nung bei hoher Vergrößerung bietet NGC 6302 bereits ein bizarres Bild: Die asymmet- rische Figur mit einem hellen Zentral- gebiet und mehreren Ausläufern ist zu erkennen. Mit noch größeren Telesko- pen erstreckt sich der Nebel über eine a b Länge von mehr als 2'. Leider befi ndet er sich sehr weit südlich, in der Nähe des Skorpion-Stachels, so dass eine Be- obachtung von Mitteleuropa aus wenig vielversprechend ist. NGC 6369 wird auch »Little Ghost«, Kleiner Geist, genannt. Er zeigt sich im Amateurteleskop als Scheibchen, mit wachsender Teleskopöff nung als nicht ganz runder Ring, dessen nördlicher Rand am hellsten leuchtet. Der Zen- tralstern ist mit 15m,6 großen Telesko- pen vorbehalten. NGC 6543, der Kat- zenaugennebel, verfügt über eine sehr komplexe Struktur, die wahrscheinlich c d durch die Doppelstern-Natur des Zen- tralsterns hervorgerufen wird. Schon in kleinen Teleskopen ist der Katzenaugennebel als kleines helles mandelförmiges Scheibchen zu sehen. Mit wachsender Öff nung wird dabei die Grünfärbung des Nebels immer auff älliger. Strukturen sind erst ab ca. 14" Öff nung wahrzunehmen. Der Zen- tralstern (10m,9) hebt sich kaum von dem extrem hellen Nebel ab und ist da- her erst ab etwa 8" auszumachen.

Smaragd, Edelstein und Ring e f NGC 6572, der Smaragdnebel, ist im Amateurteleskop als grünliches ovales Scheibchen mit diff usem Rand sichtbar. Abb. 2: Planetarische Nebel sind beliebte Zei- Der Zentralstern mit 12m,9 kann ab 16" chenobjekte für visuelle Beobachter. Markus Öff nung gelegentlich wahrgenommen Dähne erstellte diese Sequenz von Zeichnungen werden. In größeren Teleskopen ist zu- mit Teleskopen zwischen 10" und 24" Öffnung dem ein hellerer, asymmetrischer Be- bei hohen bis sehr hohen Vergrößerungen. reich in der Mitte erkennbar. NGC 6818, auch »Little Gem«, Klei- a) NGC 6210, 24"-Cassegrain, 1277×

ner Edelstein, genannt, besitzt zwei b) NGC 6302, 10"-Newton, 227× Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ineinander verschachtelte Gashüllen, c) NGC 6369, 10"-Newton, 110×, [OIII]-Filter die eine rund, die andere länglich. Im d) NGC 6543, 24"-Cassegrain, 682× Amateurfernrohr präsentiert sich NGC e) NGC 6572, 24"-Cassegrain, 1277× 6818 als kleine bläuliche Scheibe; im f) NGC 6818, 24"-Cassegrain, 682× 8-Zöller bemerkt man, dass die Mitte g) M 57, 14"-Newton, 340× etwas dunkler ist. Mit größerer Öff - g nung erscheint ein Rand des Nebels

interstellarum 34 45 Milchstraße

is - Grundlagen: Was sind Planetarische Nebel?

Planetarische Nebel (PN) haben tatsächlich überhaupt nichts und expandiert, wobei die Oberfl äche kühler wird, und gelangt mit Planeten zu tun. Es sind Gaswolken von nur wenigen Licht- auf den Roten Riesen-Ast im HRD. Die Materie im Heliumkern jahren Ausdehnung, die hauptsächlich aus Wasserstoff und He- ist so hohem Druck ausgesetzt, dass sie entartet: Die Atome lium sowie geringen Anteilen schwerer Elemente wie Sauerstoff werden »zerquetscht« und ihrer Elektronen beraubt. Erreicht bestehen. Dieses Gas ist ionisiert durch die hochenergetische die Temperatur durch die Kontraktion 108 K, zündet die Heli- ultraviolette Strahlung eines Zentralsterns, der mit dem Nebel umfusion mit dem Heliumblitz. Diese Explosion wird nur dank ursächlich in Verbindung steht. Planetarische Nebel sind als der äußeren Schichten des Sterns abgefangen. Blasen oder Ringe um ihre Zentralsterne ausgebildet, die sich Auch das zu Kohlenstoff fusionierte Helium im Kern ist bald mit Geschwindigkeiten von 20–30km/s ausdehnen. Die Zen- verbraucht. Der Stern besteht jetzt aus einem abermals kontra- tralsterne sind extrem heiße (50000–100000K) Sterne, auch als hierendem Kern und konzentrischen Schichten, in denen Heli- »planetary nebulae nuclei« (PNN) bezeichnet. um und Wasserstoff brennt. Dabei drückt der Strahlungsdruck PN sind eine normale Stufe in der Entwicklung von Sternen die äußeren Schichten nach außen, was in mehreren Schüben bis zu etwa 8 Sonnenmassen. Nach dem Ende des Wasserstoff - geschieht. Ein PN entsteht. Der Stern hat mit der Emission sei- Brennens im Kern beginnt dieser zu kontrahieren; Energie wird ne Riesenphase beendet, der übrig bleibende Kern ist ein sehr nur noch in einer Schale um den Heliumkern produziert. Der kleines Objekt hoher Dichte, in dem keine Energie mehr aus bisher auf der Hauptreihe im Hertzsprung-Russell-Diagramm Kernfu sion produziert wird. Mit der Zeit kontrahiert der Stern (HRD) ansässige Stern verliert das Gleichgewicht zwischen zu einem Weißen Zwerg, der einen neuen Gleichgewichtszu- Strahlungsdruck (nach außen) und Gravitation (nach innen) stand fi ndet.

Tab. 1: Planetarische Nebel am Sommerhimmel hell, auf der gegenüberliegenden Seite tritt Name Sternbild R.A. Dekl. Helligkeit Größe Uran. ein Knoten hervor. Ab etwa 12" Öff nung können schwache Segmente eines Halos NGC 6210 Her 16h 44,5min +23° 49' 8m,8 14" 156 beobachtet werden. Der Zentralstern hat h min m NGC 6302 Sco 17 13,7 –37° 06' 9 ,6 50" 376 eine Helligkeit von 15m. NGC 6369 Oph 17h 29,4min –23° 45' 11m,4 30" 338 Das Erscheinungsbild von M 57, dem NGC 6543 Dra 17h 58,5min +66° 38' 8m,1 15" 30 Ringnebel, kommt höchstwahrscheinlich NGC 6572 Oph 18h 12,1min +06° 51' 8m,1 15" 204 durch die Perspektive zustande: Der Ne- M 57 Lyr 18h 53,6min +33° 02' 8m,8 75" 118 bel hat eigentlich die Form eines Zylinders, NGC 6818 Sgr 19h 44,0min –14° 09' 9m,3 17" 297 in den wir »von oben« hineinblicken. Im kleinen Teleskop ist M 57 als leicht ovales Scheibchen zu sehen, ab etwa 4" Öff nung erkennt man, dass die Mitte etwas dunkler Planetarische Nebel beobachten ist; Teleskope ab 8" zeigen, dass das Inne- re des Rings jedoch nicht völlig dunkel ist. Kleine Planetarische Nebel sind oft mals so hell, dass bis weit über die förderliche In Verlängerung der großen Achse ist der Vergrößerung gegangen werden kann. Diese ist vom Aufl ösungsvermögen des Te- Ring etwas schwächer und diff user; weite- leskops abhängig und wird bei 0,7mm AP erreicht. Einzelheiten, die bei dieser Ver- re Strukturen im Ring treten bei großen größerung auf einen scheinbaren Winkel von mehr als 3' (das Aufl ösungsvermögen Öff nungen hervor. Der Zentralstern mit des Auges) gebracht werden, sind wahrnehmbar. Dies gilt aber nur für zwei nebenei- 15m erfordert mindestens 16" Öff nung und nander stehende Punkte, etwa bei einem Doppelstern. Eine dunkle Linie auf hellem gutes Seeing. Untergrund lässt sich bei wesentlich kleinerer Breite als 3' schon erkennen, so dass es sich bei hellen Objekten immer lohnt, noch deutlich unter 0,7mm AP zu gehen. [1] Stoyan, R., Reus, G.: Bildatlas Planetarischer Da die Materie der meisten PN vom UV-Licht ihrer sehr heißen Zentralsterne stark Nebel, Teil 1, interstellarum 6, 13 (1996) ionisiert und die Dichte gering ist, leuchten sie stark im grünen Licht der verbotenen [2] Stoyan, R., Reus, G.: Bildatlas Planetarischer Linien des zweifach ionisierten Sauerstoff s [OIII]. Ein entsprechender [OIII]-Filter Nebel, Teil 2, interstellarum 8, 11 (1996) hilft deswegen bei fast allen PN; bei sehr hellen Objekten ist es jedoch oft mals sinn- [3] Stoyan, R.,: Bildatlas Planetarischer Nebel, voll, keinen Filter zu verwenden, um feine innere Details wahrnehmen zu können. Teil 3, interstellarum 12, 24 (1998) Ronald Stoyan [4] Hynes, S. J.: Planetary Nebulae, Willmann- Bell, Richmond 1991

Tab. 2: Maximalvergrößerungen für die Beobachtung heller PN [5] Fuchs, C., Stoyan, R., Veit, K.: Visueller Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Öffnung Vergrößerung bei ca. 0,7mm AP Maximalvergrößerung Katalog Planetarischer Nebel, interstellarum 50mm 70× 150× 13, 30 (1998) 100mm 145× 300× [6] Stoyan, R.: Der Ringnebel und seine Mythen, interstellarum 28, 40 (2003) 200mm 290× 600× [7] Kepple, G. R., Sanner, G.W.: The Night Sky 400mm 570× 1100× Observer's Guide, Willmann-Bell, Richmond 1998

46 interstellarum 34 3 4

5 6

Abb. 3: Der »Kleine Edelstein« NGC 6818. CCD-Aufnah- me, ST-10XME, 20"-Ritchey-Chrétien, 30min (L), 5min (je RGB). Rich und Anne Quigley/Adam Block/NOAO/ AURA/NSF.

Abb. 4: Die »Schildkröte« NGC 6210. CCD-Aufnahme, ST- 10XME, 20"-Ritchey-Chrétien, 30min (L), 10min (je RGB). Mitch und Michael Dye/Adam Block/NOAO/AURA/NSF.

Abb. 5: Der Katzenaugennebel NGC 6543. CCD-LRGB-Auf- nahme, 15"-Newton, ST-10XME, 10×2,3min (L), 3×3min (je RGB) Belichtungszeit. Volker Wendel.

Abb. 6: Der Ringnebel M 57. CCD-Aufnahme, ST-10XME, 12"-Schiefspiegler (L) und 15"-Newton (LRGB), ST-10XME, LRGB 8×15min (L-Kanal Schiefspiegler), 3×15min (L-Ka- nal Newton), 3×10min (je RGB Newton) Belichtungszeit.

Bernd Flach-Wilken und Volker Wendel. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 7: Der Bugnebel NGC 6302. CCD-Aufnahme, 16"- Hypergraph, ST-10XME, LRGB mit zwei aus den RGB- Kanälen synthetisierten Luminanzkanälen, 2×8,3min (R), 2×10,8min (G), 2×20min (B) Belichtungszeit. Volker Wendel und Bernd Flach-Wilken. 7

interstellarum 34 47 Milchstraße

Messier-Marathon: Die Ergebnisse

zusammengestellt von Ronald Stoyan

n Heft 32 hatte die Redaktion zur Teil- Eigentlich zähle ich mich nahme am diesjährigen Messier-Mara- nicht zu den visuellen Be- Ithon aufgerufen. Leider war es am Wo- obachtern, fotografi ere lie- chenende vom 19.–21.3. in weiten Teilen ber. Aber als Reiner von den des deutschen Sprachraums bewölkt, so Sternfreunden Breisgau zum dass nur acht Beobachter Berichte einsen- Messier-Marathon einlud, den konnten. habe ich mich anstecken Dabei konzentrieren sich die Beobach- lassen. Warum nicht mal tungsorte auf den Schwarzwald und die was anderes? Und was soll Alpen, wo wider Erwarten doch noch kla- ich sagen: es war eine tol- rer Himmel begrüßt werden konnte. le Nacht! Trotz starkem Der alte Rekord von interstellarum-Re- Dunst, vor allem in Ho- dakteur Ronald Stoyan mit 103 Objekten rizontnähe, der manche aus dem Jahr 1993 wurde gleich mehrfach Objekte für mein Equip- übertroff en. Besonders hervorzuheben ment unmöglich machte: sind die 108 gesehenen Messier-Objekte z.B. M 74 und M 77 am von Christian Busch, der vom Schwarz- Abend: ich bin mir nicht wald aus beobachtete, und das Erreichen mehr sicher, ob ich sie der kompletten Sammlung aller 110 Ob- gesehen oder sie mir nur jekte durch Petra Saliger und Gernot Stenz eingebildet habe. Also vom kanarischen Teneriff a aus. als »Nicht-Gesehen« verbucht. Auf der ande- Berichte aus Deutschland ren Seite: bin ganz stolz, dass ich im Dunst, fast Thomas Jäger Björn Schumacher, Freiburg / Schau- ohne Leitsterne, der Hori- insland, 8"-Newton, 7×50-Fernglas zont schon im Gesichtsfeld, M 6 und M erahnbar. Aber wir haben tap- 59 Messier-Objekte gesehen 7 eindeutig auffi nden konnte. Das große fer gekämpft bis zum Schluss, wo dann Die Bedingungen waren nicht so gut. Gesichtsfeld der Ferngläser machte das doch noch die letzten Objekte im Schützen Die Horizontsicht war sehr schlecht. Ich Auffi nden vieler Objekte natürlich leichter. und Steinbock im Dunst untergingen. Es konnte die Sternenbilder in Horizont- Als Aufsuchhilfe habe ich nur den guten war nicht so stressig wie zunächst gedacht, sicht mit bloßen Augen zum Teil nicht alten »Karkoscha« benutzt. Bei »Messier« es blieb viel Zeit auch für die Nicht-Mes- sehen. Der Marathon fand auf dem denkt man häufi g: »kenne ich sowieso al- siers und füreinander. Schauinsland mit einer kleinen Gruppe les«. Weit gefehlt. Mir war gar nicht klar, von 10 Vereinsmitgliedern (Sternfreunde wie viele Objekte ich noch nie zuvor am Christian Busch, Völkersbach, Nord- Breisgau e.V.) statt und war so auf jeden Himmel aufgesucht hatte. schwarzwald 460m NN, 8"-Dobson Fall eine gesellige Nacht. Ich fand den 108 Messier-Objekte gesehen, nicht gese- Messier-Marathon körperlich ziemlich Reiner Vogel, Schauinsland bei Frei- hen: M 30, M 55 anstrengend und habe meine Beobach- burg, 14"-Dobson und 7×50-Fernglas Auch ich wollte in der Nacht des 16.3. ei- tung um 5 Uhr morgens eingestellt. Aber 102 Messier-Objekte gesehen, nicht gese- nen Marathon versuchen. Anfangs beglei- immerhin haben drei bis zum Schluss hen: M 30, M 75, M 55, M 72, M 73, M 54, teten mich noch ein paar Zirruswolken,

durchgehalten. M 70, M 69 dann wurde es sehr klar. Ideale Bedin- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Erster gemeinsamer Messiermarathon gungen also. Zuerst ging es an die kriti- Andreas Masche, Schauinsland (1250m) der Sternfreunde Breisgau auf dem Schau- schen Abendobjekte. Nachdem ich auch bei Freiburg, 20×100-Fernglas und 15×50- insland bei Freiburg. Tolle Stimmung, hat M 74 gesichtet hatte, war die erste Hürde Fernglas viel Spaß gemacht, obwohl die Bedingun- geschafft . Somit konnte ich ganz entspannt 99 Messier-Objekte gesehen, nicht gese- gen eher katastrophal waren. Am Horizont von Objekt zu Objekt hüpfen. Es wander- hen: M 74, M 77, M 69, M 70, M 54, M 72, durchgehend dichte Staub/Dunstschicht, ten Sternhaufen, Gasnebel und Galaxien M 73, M 2, M 75, M 55, M 30 Wintermilchstraße selbst im Zenit kaum durch mein Okular. Alle sehr hell und

48 interstellarum 34 Milchstraße

wunderschön anzuse- ren und Aufh ellung im Westen (auch Zo- dere schöne Objekte. Erst ab 5 Uhr wurde hen. Das erste Etappen- diakallicht) und im Südosten. Parallel zum es erneut stressig, in der erbarmungslosen ziel lag im Löwen, das Hauptrohr auch Notizen über Sichtbarkeit Dämmerung ließen wir die Objekte M 55, ich nach einer knappen im 8×50-Sucher. Südliche Objekte in Scor- M 2, M 72 und M 30 zurück. Zufrieden er- dreiviertel Stunde er- pius und Sagittarius nur mit Sucher über reichten wir 106 Messier-Objekte. reicht habe. Jetzt hieß die Hauptsterne von Ophiuchus oder Sa- es auf den Virgohau- gittarius und von dort aus mit Hauptrohr Petra Saliger und Gernot Stenz, Caña- fen warten. Hier muss- an die Objekte heran. M 7 z.B. aus dich- das del Teide, Teneriff a, 4"-Refraktor, te man aufpassen, dass tem Grau im Okular des Hauptrohrs in 15×70-Fernglas man vor lauter Galaxien etwa 1° Horizontabstand heraus gefi scht. alle 110 Messier-Objekte gesehen keine vergisst. Nach einer Aufsuchkarten im Karkoschka unter die- Mehr zufällig fi el unser Kanaren-Ur- weiteren Pause ging es in sen Bedingungen (eigentliches Sternbild laub in die Zeit für den Messier-Marathon. den Sommerhimmel mit noch nicht ganz aufgegangen, nur die hö- Im Vorfeld wurden speziell die frühen seinen vielen Kugelstern- her stehenden Sternbilder einigermaßen Abend-Objekte eingeübt, am Nachmittag haufen, auch der Ringnebel sichtbar) nicht so gut geeignet. Insgesamt davor noch etwas geschlafen und dann und der Hantelnebel waren jedoch positives Ergebnis (v.a. die ganze ging's los. Als Aufsuchhilfen dienten mit von der Partie. Die Ho- Nacht kein Tau). der Karkoschka, der Stoyan und die Mes- rizontsicht war mittlerweile sierliste von www.seds.org/messier/xtra/ so gut, dass ich viele Objekte Berichte aus dem Ausland marathon/marath3.html. in nur 2° Höhe sichten konn- Der Himmel über Teneriff a wurde durch te, so zum Beispiel den Lagu- Michael Semmler, Wietersdorf/Kärn- die Lichter von Los Christianos und Puer- nennebel M 8. Dann kam die ten, Österreich, diverse Instrumente to de la Cruz stark aufgehellt, kein Schutz Zeit der Dämmerung und da- 66 Messier-Objekte gesehen durch Passatwolken. Nach Sonnenunter- mit auch der Stress. M 72 und Kein optimales Wetter, 27 Vereinsmit- gang begannen wir gleich mit den Abend- M 73 waren am schwierigsten. glieder mit 20 Geräten vertreten. Bis ca. objekten. Die waren wenig brilliant in der Zum Schluss stand nur noch 23:00 Uhr brauchbare Bedingungen , da- Dämmerung, aber nicht schwer, bis auf M 75 zur Beobachtung aus. Im nach nur noch vereinzelte Objekte sicht- die ziemlich grenzwertige M 74. Danach Nacken die Dämmerung und bar, Seeing phasenweise ausgezeichnet. locker weiter durch Orion, die Off enen auf der Stirn die Schweißper- Nebenbei bemerkt gab es ausgezeichne- Haufen bis Cancer im Fernglas angeschaut len. Aber nach ein paar Minu- te Planetenbedingungen, Planetenparade (toll). Nach den Off enen Sternhaufen der ten konnte man einen erlösen- (Merkur, Venus, Mars, Saturn und Jupiter, Galaxien-Teil: Leo, Ursa Major, Coma und den Freudenschrei hören. Es mit unbewaff netem Auge sichtbar) Virgo: Wesentlich besser als gedacht. Nach war geschafft : 108 Objekte in den Galaxien folgten die Kugelhaufen M einer Nacht! Ein Erlebnis, das Reto Widmer und Eduard von Bergen, 68, M 3, M 5, M 13, M 92 und dann, nach ich mit Sicherheit nie vergessen Langis 1400m ü. M./Obwalden, Schweiz, einer Pause, ging es weiter mit Leier und werde! 12"-Dobson, 20×77-Fernglas Schwan. Danach Ophiuchus. Sagitta und 106 Messier-Objekte gesehen, nicht gese- Scutum, der Skorpion ist auch schon drau- Herbert Gubo, Volkssternwarte hen: M 55, M 2, M 72 und M 30 ßen. Und dann, endlich, Sagittarius, [OIII] Buchloe, 12,5"-Dobson In der Nacht vom 16. auf den 17. März in Aktion. Zum Schluss noch eine Reihe 101 Messier-Objekte gesehen, nicht stellten wir uns der Herausforderung. Zu schwacher Kugelhaufen mit Schweiß und gesehen: M 33, M 74, M 77, M 70, Beginn war es hektisch für M 74 und M Tränen bei M 75 und M 72. Mit M 30 pack- M 55, M 75, M 72, M 73, M 30 77, danach holten wir teilweise 2,5 Stun- ten wir das letzte Objekt in der einsetzen- Am 17./18.3. (18:30 bis 5:45) in Hori- den auf die Marschtabelle heraus. Es blieb den Dämmerung. Geschafft ! zontnähe ganze Nacht ziemlich dichte Zir- also noch Zeit für den Pferdekopf und an- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 49 Für Venus um die halbe Welt

Über die Venustransit-Expeditionen 1761 und 1769

von Walter Bersinger

Der Aufwand zur Bestimmung der Sonnenparallaxe mittels Beobachtung der beiden Venus- durchgänge des 18. Jahrhunderts war enorm. Kein anderes wissenschaftliches Problem des Aufklärungszeitalters erhielt soviel Beachtung, und man hielt es für angemessen, eine inter- nationale Zusammenarbeit anzustreben – möglicherweise eine der ersten in der Geschichte der Wissenschaft.

is zur Zeit des Venusdurchgangs Der Venusdurchgang 1761 geheure Anforderungen an sein Zeitalter, vom 6. Juni 1761 hatte sich die As- denn die Ermittlung der genauen Weltzeit Btronomie zu einer wohlorganisier- Mit Joseph-Nicolas Delisle (1688–1768) mit Hilfe der Jupitermondverfi nsterungen ten, professionell betriebenen und von als treibende Kraft übernahm Frankreich und auch der Mondabstandsmethode barg den Regierungen geförderten Naturwis- eine führende Rolle in der Koordination in der Mitte des 18. Jahrhunderts noch senschaft entwickelt. Die Ereignisse fi elen des Experimentes und der internationalen ein beachtliches Fehlerrisiko in sich. Und in zweifacher Hinsicht in eine günstige Beobachtungsaktivitäten beider Venus- hatte nicht Halley vorausberechnet, dass Zeit; das Aufk lärungszeitalter befand sich durchgänge. Delisle popularisierte die Ve- 3 Zeitsekunden einen Fehler von 1% im auf einem Höhepunkt, was sich für die nusdurchgänge auch über die Medien und Endergebnis bewirken würden? Finanzierung der erforderlichen Expediti- erzeugte ein großes öff entliches Interesse. Aber Delisles Methode hatte auch ihre onen günstig auswirkte, und andererseits Vier Jahrzehnte vor den mit Spannung er- Vorteile; sie ließ Beobachtungspunkte hatte man bis zu jener Zeit ungeheure warteten Himmelsschauspielen knüpft e er auch in einer Ost-West-Ausrichtung auf Fortschritte in der Mathematik und der as- 1724 den Kontakt zu den Engländern Ed- ähnlicher geographischer Breite zu, so tronomischen Beobachtungspraxis erzielt. mond Halley und Isaac Newton. Er unter- standen dem Experiment eine viel größe- Man erinnerte sich an Halleys beschwö- hielt in Paris ein Korrespondenzzentrum re Zahl von Beobachtungsorten zur Wahl. rende Worte, und die Wissenschaft berei- für weltweiten Gedankenaustausch, das Tatsächlich erreichte man in der Ost-West- tete sich mit bis dahin unbekanntem Eifer der heutigen IAU (Internationale Astro- Ausrichtung die größtmögliche Spreizung auf die beiden Venusdurchgänge vor. nomische Union) nicht unähnlich war. Die zwischen den Beobachtungsorten, näm- In der berühmten Schrift Philosophical Cambridge University verfasste Instrukti- lich fast einen vollen Erddurchmesser. Transactions der Royal Society (1660 ge- onen zur Beobachtung des Venusdurch- Und, weil bei dieser Methode nicht nur gründete Akademie der Wissenschaft en), ganges von 1761, die sie in alle Welt, auch die reine Zeitdauer, sondern vor allem die hatte Halley 1716 gemahnt: »... Wir emp- an Amateure versandte. genauen Ein- und Austrittsaugenblicke fehlen deshalb immer wieder den neugie- Delisle entwickelte im gleichen Zug zeitlich erfasst wurden, genügten schon rigen Sternenforschern, denen, wenn unser auch eine eigene Methode für die Beo- die Messdaten von nur einem einzigen Leben vorbei ist, diese Beobachtungen an- bachtung der Venusdurchgänge, die je- Berührungspunkt (z.B. Eintritt der Ve- vertraut sind, dass sie, auf unseren Rat ach- doch eine Erweiterung der Halley-Me- nus auf die Sonnenscheibe), wenn beim tend, sich mit aller Entschlossenheit dem thode (siehe Kasten) darstellte. Bei dieser anderen (z.B. Austritt) vielleicht schlech- Unternehmen dieser Beobachtungen hinge- Methode genügte es, nur entweder den tes Wetter herrschte. Die Sonnenparallaxe ben. Und für sie beten wir und wünschen Eintritt der Venus auf die Sonnenscheibe, ließ sich dennoch rechnerisch herleiten,

ihnen viel Glück, besonders dass sie nicht oder aber ihren Austritt zeitlich festzu- wenngleich von zwei Beobachtungsorten Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. durch unglückliche wolkenverhüllte Him- halten. Im Gegensatz zu Halleys Metho- nur der eine oder nur der andere Berüh- mel dieses begehrten Spektakels beraubt de, die lediglich die genaue Messung der rungspunkt registriert wurde. werden, und dass die Unermesslichkeit der Dauer zwischen Ein- und Austritt vorsah, Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763), Himmelskugel, auf genauere Grenzen redu- erforderte Delisles Methode die Kenntnis im Jahr der ersten Venuspassage schon ziert, letztlich ihrem ewigen Ruhme nachge- der exakten geographischen Position des vier Jahre im Gang, ließ zwischen den Erz- ben mögen.« Halleys Worte stießen nicht Beobachtungsortes sowie äußerst exakte feinden Frankreich und England erstaun- auf taube Ohren! Weltzeit. Damit stellte der Franzose un- licherweise noch genug Frieden übrig, um

50 interstellarum 34 Geschichte

Abb. 1: Tahiti war eines der vielen exotischen Ziele, die als Beobachtungsort für den Venustransit 1769 ausgewählt worden waren, denn es galt, Datenpunkte von möglichst weit voneinander entfernten Orten zu erhalten. James Cooks erste Expedition steuerte zunächst die Südseeinsel an, ihre Haupt- aufgabe war die Beobachtung des Transits. eine wissenschaft liche Zusammenarbeit von den Franzosen gekapert worden zuzulassen. Aber mehrere Expeditionen, war. Zeitknappheit zwang Mason und die zu ihren Beobachtungsstätten auf- Dixon, ihre Reise in Kapstadt vorzeitig brachen, wurden durch feindliche Schiff e abzubrechen und dort ihr Observato- behindert, und wo nicht der Feind auf- rium aufzubauen. Zum Zeitpunkt des tauchte, musste stets mit Piraten gerechnet Sonnenaufgangs befand sich die Venus werden. Diesen ersten Venusdurchgang bereits vor der Sonnenscheibe. Zwar beobachteten 120 Wissenschaft ler von 62 waren die ersten 20 Minuten des Venus- verschiedenen Orten aus. durchgangs wolkenverhüllt, sie konnten aber doch mehrere erfolgreiche Mes- Französische Expeditionen sungen durchführen, außerdem gelang ☐ Alexandre-Gui Pingré nach Ile Rod- ihnen eine sehr genaue Zeit- und Orts- rigue (Rodrigues) östlich von Mauritius bestimmung, die für das Experiment im Indischen Ozean. Schlechtes Wetter äußerst wichtig war. verhinderte die Zeitmessung, hingegen ☐ Nevil Maskelyne und Robert Wadding- gelang Pingré eine Mikrometermessung ton nach Saint Helena im Südatlantik. Abb. 2: Schiffsreisen im 18. Jahrhundert waren des Abstandes der Venus vom Sonnen- Auch ihre Beobachtungsstation lag au- lang und gefährlich. Nicht zuletzt auch wegen rand ßerhalb des Gebietes, welches die Er- des bis 1763 wütenden Siebenjährigen Krieges, ☐ Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche nach fassung des gesamten Venusdurchgangs dem ersten Weltkrieg der Neuzeit, erreichten Tobolsk/Sibirien, erfolgreiche Beobach- erlaubt hätte. Sie waren daher gezwun- viele der zur Beobachtung des Venustransits tung, Chappe d'Auteroche; berichtete gen, nach der Delisle-Methode aufzu- 1761 ausgesandten Expeditionen ihr Ziel nicht. vom leuchtenden Ring um die Venus. zeichnen. Doch das schlechte Wetter Das Bild zeigt einen Nachbau der HMS Endea- ☐ Guillaume Le Gentil nach Pondichery während des ganzen Monats vor dem vour, die unter James Cooks Kommando stand. in Indien: Vor Mahé an der westindi- Venusdurchgang verhinderte jede Zeit- schen Malabar-Küste erfuhr Le Gen- messung und Ortsbestimmung. Das alle Maße und spornte die Vorbereitungen til, dass sowohl Mahé selbst als auch Himmelsschauspiel selbst sahen die bei- auf die Venuspassage von 1769 an. Man Pondichery von den Engländern ein- den Astronomen nur gelegentlich durch erhofft e sich beim zweiten Durchgang des genommen worden waren und Seeblo- Wolkenlöcher, und nur wenige Minuten Jahrhunderts einen etwas randnäheren ckaden jede Landung verunmöglichte. vor dem entscheidenden Augenblick des Vorüberzug der Venus, woraus man sich Sein Schiff war gezwungen, Richtung zweiten inneren Kontaktes verhüllten ein eindeutigeres Ergebnis versprach. Ile de France (Mauritius) umzukehren, Wolken wieder die Sonne. James Ferguson und Th omas Hornsby und er konnte den Venusdurchgang bei hielten Halleys Methode der Dauer des schönstem Wetter vom Schiff aus beob- Weitere Expeditionen Venusdurchganges für die zuverlässigste achten. Allerdings erlaubte dies freilich ☐ John Winthrop von Saint Johns in Neu- und schlugen deshalb die Südsee als ei- keine Messungen! Der unglückliche Le fundland. Erfolgreiche Beobachtung, nen der geeignetsten Beobachtungsorte Gentil beschloss, auf der Ile de Fran- obwohl nur der Venusaustritt beobach- vor, weil von dort aus die gesamte Dauer ce zu bleiben und verfasste in den fol- tet werden konnte. des Ereignisses gemessen werden konnte. genden acht Jahren bis zum nächsten ☐ Die Jesuitenpriester Maximilian Hell Man kramte die alten Berichte der See- Venusdurchgang 1769 diverse wissen- und Joseph Liesganig von Wien. fahrer des 16. und 17. Jahrhunderts her- schaft liche Arbeiten. ☐ William Hirst von Madras, Indien: Er vor und suchte nach Hinweisen auf eine berichtete, vor dem Eintritt des Plane- geeignete Beobachtungsstätte. Hornsby Englische Expeditionen ten auf die Sonnenscheibe einen hellen schlug Saint Peter Island in der Großen ☐ Charles Mason und Jeremiah Dixon Ring um die Venus gesehen zu haben. Australischen Bucht, die Mendoza-Inseln sollten ursprünglich nach Bencoolen Dieses Phänomen berichteten jedoch (Marquesas-Inseln), die Amsterdam- und (Bengkulu auf Sumatra). Ihre Mission nur ganz wenige Beobachter. Rotterdam-Inseln (heutige Tonga-Inseln) wäre somit die einzige englische gewe- vor. Er rief die europäischen Nationen sen, für die der ganze Verlauf der Ve- Alle berechneten Entfernungswerte auf, Expeditionen in die Südsee zu ent- nuspassage nach der Halley-Methode schwankten im Bereich zwischen 124–159 senden, um die Erkundung dieser noch sichtbar gewesen wäre, doch es sollte Mio. km (entsprechend den Sonnenparal- weitgehend unerforschten Region voran-

alles anders kommen. Ihr Schiff erlitt laxen von 8,28" bis 10,6"), d. h. der höchste zutreiben. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. schon im Ärmelkanal durch feindlichen wich etwa 28% vom kleinsten ab. Mit Hornsbys Aufruf wurden die In- Beschuss großen Schaden und muss- teressen der Geographie, der Naturwis- te umkehren. Die Reparaturen verzö- Obwohl das erste Experiment von 1761 senschaft en und der Navigation in einen gerten ihre Abreise erheblich, und als noch immer kein befriedigendes Endresul- fruchtbaren Zusammenhang gebracht. Als sie schließlich in Kapstadt eintrafen, tat lieferte, wuchs das öff entliche Interesse Alternative nannte Th omas Hornsby auch erreichte sie erst noch die Nachricht, an Venusdurchgängen und damit an der Niederkalifornien (Baja California), und dass Bencoolen in der Zwischenzeit Bestimmung der Sonnenparallaxe über die Engländer ersuchten den spanischen

interstellarum 34 51 Geschichte

Edmond Halley Nevil Maskelyne James Cook

Abb. 3: Hervorragende Wissenschaftler aller Länder betrachteten die Beobachtung des Venustransits als Aufgabe allerhöchster Priorität. Edmond Halley (links) hatte 1712 eindringlich auf die Möglichkeit der Bestimmung der Sonnenentfernung mit Hilfe der Beobachtung eines Venustransits hingewiesen. Nevil Maskelyne (Mitte) koordinierte die englischen Beobachtungen 1761 und reiste selbst auf die abgelegene Insel St. Helena im Südatlantik, um das Ereignis zu verfolgen. James Cook (rechts) leitete die größte Seeexpedition anlässlich des zweiten Transits 1769 und suchte anschließend nach dem my- thischen »Südkontinent«, fand jedoch nur einzelne Inseln.

König um die Erlaubnis, 1769 eine Expe- risch abgelehnt. Außerdem, so die spa- Die Absage der Spanier bewog die Eng- dition auf die zu Neu Spanien gehörende nische Regierung, mangle es in Spanien länder dazu, trotz der zu erwartenden Halbinsel entsenden zu dürfen. Die Spani- nicht an fähigen Astronomen, die die Be- Schwierigkeiten letztendlich doch eine Ex- er misstrauten jedoch den Engländern und obachtung auch selbst durchführen könn- pedition in die Südsee zu entsenden. James hielten ihr Vorhaben für einen Vorwand, ten. Immerhin weckte das Gesuch das ei- Cooks erste Reise wurde auf diese Wei- sich zwecks Spionage und Unfriedenstif- gene Interesse an den Venusdurchgängen, se zur Ausweichlösung der gescheiterten tung Zutritt in spanische Territorien zu und die Spanier rüsteten eine Expedition Baja-Reise. verschaff en. Das Gesuch wurde katego- nach Niederkalifornien aus.

Edmond Halley und die Sonnenparallaxe

Edmond Halley (1656–1742, ab 1720 zweiter königlicher Dabei würden die Eintritts- und Austrittszeitpunkte eine un- Astronom zu Greenwich) hatte während seiner Expedition tergeordnete Rolle spielen. Voraussetzung war aber, dass sich nach Saint Helena am 7. November 1677 einen Merkurdurch- die Beobachtungspunkte möglichst in einer Nord-Süd-Aus- gang beobachtet und ersann dabei die Grundlagen für seine richtung zueinander und allesamt innerhalb jener Zone der spätere Anweisung zur Beobachtung der Venusdurchgänge Erde befanden, von der aus der ganze Verlauf, also sowohl der von 1761 und 1769. Aufgrund des weiter oben beschriebenen Eintritt als auch der Austritt der Venus, beobachtet werden Parallaxeneff ektes scheint die Venus von zwei verschiedenen konnte. Dies schränkte die Wahl der Beobachtungspunkte auf Beobachtungsorten auf der Erde aus gesehen in geringfügig der ohnehin erst lückenhaft erforschten Erde erheblich ein. voneinander abweichenden Abständen von der Sonnenmitte Beim Experiment galt es, mit Hilfe starker Teleskope drei vorbeizuziehen. Die Länge jeder Planetenspur über die kreis- kritische Momente zu erfassen: förmige Sonnenscheibe ist deshalb unterschiedlich lang. Je wei- ter die Spur an der Sonnenmitte vorbeiführte, umso kürzer die 1. die innere Berührung zwischen der Venusscheibe und dem Spur. Erwünscht war deshalb ein möglichst dezentraler Verlauf Sonnenrand beim Eintritt (mit Uhren in Sekunden ge- des Venusdurchgangs, denn, wäre die Venus ganz nahe an der stoppt) Sonnenmitte vorbeigezogen, so wären die Planetenspuren von 2. der geringste scheinbare Abstand der Venus von der Mitte allen Beobachtungsorten aus gesehen praktisch gleich lang ge- der Sonnenscheibe (mit Mikrometern im Winkelmaß in der

wesen, was die Berechnung des Winkelunterschiedes zwischen Mitte des zeitlichen Verlaufs gemessen) und Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. den beiden Spuren verunmöglicht hätte. Ist die Länge der Spu- 3. die innere Berührung zwischen der Venusscheibe und dem ren von beiden Beobachtungen bekannt, ist es ein Leichtes, sie Sonnenrand beim Austritt (mit Uhren in Sekunden ge- auf eine Zeichnung zu übertragen und den Winkelabstand zwi- stoppt). Die äußeren Berührungen sind bedeutungslos; weil schen den beiden Spuren zu messen bzw. zu errechnen. Halley die Venusscheibe außerhalb des Sonnenrandes unsichtbar ging einen Schritt weiter: Das Maß für die Spur wäre nicht das ist, werden sie viel zu spät bemerkt. Winkelmaß, sondern die Dauer des Durchganges im Zeitmaß.

52 interstellarum 34 Geschichte

a b

Abb. 4: Der Beobachtungsort (a) der Cookschen Expedition war eine Halbinsel an der Nordküste von Tahiti, die »Venus Point« getauft wurde. Dort wurde zum Schutz vor der Tropensonne – während des Ereignisses wurden 49°C gemessen – ein Beobachtungszelt (b) aufgebaut. Die Uhr war aus Europa mitge- nommen worden und diente zur genauen Erfassung der Kontaktzeiten. Der gesamte Transit konnte bei hervorragenden Bedingungen verfolgt werden.

Der Venusdurchgang 1769 durchgang an tropischen Krankheiten. wunderbar klar, bewölkte sich erst am Nur der Geograph Pauly und der Zeich- Morgen des 4. Juni 1769, dem Tag des Nicht weniger als 151 Expeditionen beo- ner Noël überlebten die Expedition und Durchgangs, und war wieder klar, so- bachteten 1769 von 77 Orten aus. brachten die Aufzeichnungen nach Pa- wie der Durchgang vorüber war. Als er ris zurück. nach 11 Jahren nach Paris zurückkehrte, Englische Expeditionen ☐ Alexandre-Gui Pingré und Charles-Pi- erfuhr er, dass man ihn für tot erklärt ☐ William Wales und Joseph Dymond erre Claret Fleurieu reisten nach Cap hatte und im Begriff war, seine Hinter- nach Fort Churchill in der westlichen Français (Cabo Francés) auf Santo Do- lassenschaft unter den Erben aufzutei- Hudson Bay/Kanada: Von diesem Punkt mingo (Dominikanische Republik), len! Er hatte 50000 Seereisekilometer aus hätte das gesamte Ereignis nach konnten von dort jedoch nur den äu- zurückgelegt, bloß um eine fatale Wolke der Halley-Methode beobachtet werden ßeren und inneren Eintritt beobachten zu beobachten! können, doch während der Eintritt bei sowie den geringsten Abstand von der günstiger Witterung erfolgte, wurde der Venus- zur Sonnenmitte messen. Der Weitere Expeditionen Austritt von Nebel verhüllt. Venusaustritt erfolgte für sie nach Son- ☐ Die beiden ungarischen Jesuitenpries- ☐ William Bayley ans norwegische Nord- nenuntergang. ter Miksa (Maximilian) Hell und Jànos kap und Jeremiah Dixon nach Ham- ☐ Guillaume Le Gentil in Indien. Er hatte Sajnovics reisten nach Vardø östlich des merfest/Norwegen, beides erfolgreiche schon die Venuspassage von 1761 ver- Beobachtungen passt, als sein Schiff in einer Windstille ☐ Charles Mason, nach Cavan/Strabane/ mitten im Indischen Ozean blockiert Donegal in Irland, erfolgreiche Beob- war und das Schaukeln jede Beobach- achtungen. tung verunmöglichte. Wie schon weiter ☐ James Cook, Charles Green und Dani- oben erwähnt wartete er auf den Inseln el Solander in die Südsee: Dies war die des Indischen Ozeans und im südostasi- einzige Region der Südhemisphäre, von atischen Raum bis zur nächsten Venus- der aus das gesamte Ereignis nach der passage 1769. Weil er die Philippinen für Halley-Methode gesehen werden konn- den geeigneteren Beobachtungsort hielt, te. Hervorragende Beobachtungsbedin- reiste er 1766 nach Manila. Doch erfuhr gungen, jedoch zweifelhaft e Zeitmes- er dort ein Jahr später in einem Brief sungen. von der Académie, dass seine jüngste Reise trotz der besseren Beobachtungs- Französische Expeditionen bedingungen nicht günstig aufgenom- ☐ Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche reiste men wurde. Le Gentil verließ 1768 zusammen mit der spanischen Expedi- Manila und reiste auf einem portugie-

tion (Vicente de Doz, Don Juan de Lan- sischen Schiff nach Pondichery an der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. gara) nach San José in Niederkalifor- ostindischen Küste. Mit der Hilfe der nien. Mit drei gut übereinstimmenden zwischenzeitlich den Franzosen wie- Abb. 5: Ein typisches Fernrohr des 18. Jahrhun- Zeitmessungen war seine Beobachtung der wohlgesinnten Engländer errichte- derts waren die kompakten Gregory-Spiegel aus eine der umfassendsten, die geographi- te Le Gentil eine hervorragende Beob- der optischen Werkstatt von Short in London. sche Länge war jedoch ungenau. Chap- achtungsstation. Doch diesmal ereilte Die Abbildung zeigt ein Instrument mit Heliome- pe und die meisten Teilnehmer seines ihn ein sonderbares Wetterpech: Der terkopf, der zur Bestimmung des Sonnendurch- Teams starben kurz nach dem Venus- Himmel war den ganzen Mai hindurch messers diente.

interstellarum 34 53 Geschichte

Abb. 6: Die Weltkarte der Expeditionsziele 1761 und 1769 zeigt die ungeheuren Anstrengungen, die die damalige Wissenschaft unternahm, um die Ent- fernung Erde-Sonne zu bestimmen. Eingezeichnet ist die Route von James Cooks erster Weltreise 1768–1771.

Nordkaps, wo sie im Oktober 1768 an- ☐ Pendeluhr (Ermittlung der Zeitpunkte um mehrere Prozent auseinander. Dabei kamen und ein Observatorium bauten. der inneren Berührungen bzw. der Ge- fällt auf, dass Th omas Hornsby, der sich Sie führten eine erfolgreiche Beobach- samtdauer des Venusdurchgangs) für seine Berechnungen allein auf Halleys tung durch. ☐ Th ermometer, Barometer, Azimut- und Methode der reinen Zeitdauer des Venus- ☐ Joaquín Velázquez de León reiste in die Inklinationskompass (für ergänzende transits verlassen hatte, mit seinen 149,9 Nähe von La Paz in Niederkalifornien, Aufzeichnungen) Mio. km (8,78") einen der besten Werte um den Venusdurchgang im Auft rag erzielte, obwohl er bei dieser Methode auf des Vizekönigs von Neu Spanien (Me- Die sämtlich einzeln angefertigten Ge- die Tahiti-Daten angewiesen war. Die frü- xiko) zu beobachten. Seine Daten tru- räte waren zu jener Zeit derart teuer, dass hen französischen Veröff entlichungen las- gen zur Bestimmung der Sonnenparal- die Engländer 1769 dieselben Instrumente sen erkennen, dass das Verlassen auf die laxe bei. verwendeten, die schon acht Jahre zuvor Delisle-Methode, bei welcher Kombinati- ☐ John Winthrop von Cambridge/Mas- im Einsatz gestanden hatten. Sogar die onen von Ein- und Austrittsdaten von ver- sachusetts. Benjamin West von Pro- Franzosen benützten zum Teil Instrumen- schiedenen Orten aus in die Berechnungen vidence/Pennsylvania. 19 Beobachter, te englischer Herkunft . einfl ießen, zu sehr großen Abweichungen darunter auch viele Amateurastrono- führte. Pingré beispielsweise revidierte men, stellten in den nordamerikani- Ergebnisse des seine ersten Berechnungen zweimal, und schen Kolonien Beobachtungen an, die Sonnenparallaxen-Experiments auch Lalande korrigierte seinen anfäng- sie in ihren privaten Tagebüchern lich zu hohen Wert (154,8 Mio. km bzw. festhielten. Die Messdaten sämtlicher Expeditionen 8,5") nach Einbezug der englischen Daten wurden weltweit veröff entlicht und ausge- nach unten (152,5 Mio. km bzw. 8,63"). Die für alle Expeditionen typische Aus- tauscht. Die Aufgabe der Berechnungen Der deutsche Astronom Johann Franz rüstung bestand aus folgenden Instru- war gewaltig, die deutschen Resultate lie- Encke (1791–1865) errechnete 1824 aus menten: ßen 20 Jahre auf sich warten, die ameri- den Daten beider Venusdurchgänge des kanischen wurden gar nie veröff entlicht. 18. Jahrhunderts eine Sonnenentfernung ☐ Teleskop (30cm bis 5,5m lange Spiegel- Ging der Traum der maßstäblichen Erfas- von 153,4 Mio. km (Sonnenparallaxe von bzw. Linsenteleskope) sung der gegenständlichen Welt in Erfül- 8,5776"), und dieser Wert blieb in der ☐ Rauchglasfi lter gegen das grelle Son- lung? Traurigerweise lautet die Antwort Fachwelt über ein Vierteljahrhundert an- nenlicht wenigstens für das 18. Jahrhundert nein, erkannt. ☐ Quadrant (Instrument zur Messung obwohl die Neuberechnungen derselben Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. gleicher Gestirnshöhen zur Bestim- Daten im Verlauf des folgenden Jahrhun- Dieser Text ist ein Teilabdruck aus: mung des Gleichlaufs der Uhren sowie derts die Ungewissheit beträchtlich ein- W. Bersinger: James Cook und die Ver- der Weltzeit und damit auch der geogra- grenzten. messung des Sonnensystems, vollständi- phischen Länge) Tatsächlich ließen die Resultate zu wün- ge Version unter eclipse.astronomie.info/ ☐ Mikrometer (Messung des geringsten schen übrig. Als alle Ergebnisse der Paral- transit/venus/projekt2004/pub/Bersinger- Abstandes zwischen Venus- und Son- laxenbestimmung zusammengekommen JamesCookVermessungSonnensystem- nenmitte) waren, lagen die höchsten und tiefsten 200312.pdf

54 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hardware

2"-Okulare im Vergleich

Teil 1: Vier High-End-Okulare im Test

von Manuel Jung, Thomas Hugentobler und Peter Schlatter

Im Bereich der langbrennweitigen Okulare mit 2" (50,8mm) Steckanschluss der obersten Qualitätsklasse weisen Konstruktionen des Herstellers Televue zur Zeit in Amateurkreisen die weiteste Verbreitung auf. Nur wenige – zumeist unbezahlbare Konstruktionen – vermögen z.B. dem TeleVue 31mm Nagler Paroli zu bie- ten. Im Sommer 2003 hat jedoch Pentax im Rahmen seiner neuen XW-Okularserie zwei neue 2"-Okulare mit Brennweiten von 30 und 40mm auf den Markt gebracht, welche mit 70° Eigengesichtsfeld und dem bekann- ten komfortablen Einblickverhalten durchaus das Potential haben, die weitwinkligen Okulare von Televue he- rauszufordern. Ebenfalls im Jahr 2003 hat Televue zudem seine Panoptic-Okularserie (68° Eigengesichtsfeld) am langbrennweitigen Ende durch ein neues 2"-Okular von 41mm Brennweite ausgebaut.

Testarrangement Der Deep-Sky-Bereich ist sicher die pri- genübergestellt, damit potentielle Inter- märe Domäne der vier Okulare, weshalb essenten von Okularen der 30mm-Klasse, Was lag deshalb näher, als einen Ver- wir uns im Praxisteil des Vergleichs auf respektive 40mm-Klasse abschätzen kön- gleich der neuen Pentax XW-Okulare der die Beobachtung von ausgedehnten Gas- nen, welches der beiden jeweils nahezu Brennweiten 30 und 40mm mit den Tele- nebeln, Sternhaufen und Galaxien kon- gleichbrennweitigen Okulare für sie eher vue-Okularen Nagler 31mm und Panoptic zentrierten. Um jedoch die Farbfehler der in Frage kommt. 41mm durchzuführen? Getestet wurden diese Okulare an zwei Refraktoren und zwei Produktvergleich Leistungsmerkmale Newton-Teleskopen: einem Astro-Physics 155 EDF-Apochromat (Öff nungsverhältnis Tab. 1 fasst die Leistungsdaten der vier f/7,1), einem Pentax 75 SDHF Apochromat Prüfl inge auszuloten, richteten wir die Te- geprüft en Okulare zusammen. Die Anga- (f/6,7), einem Ninja-Dobson mit 320mm leskope auch auf den Mond. In der Folge ben zum wahren Gesichtsfeld am Himmel Öff nung (f/4,5) und einem Eigenbau-Dob- wurden jeweils die beiden Okulare dersel- beziehen sich auf das in diesem Test betei- son von 250mm Öff nung (f/4,8). ben Brennweiten-Kategorie einander ge- ligte Ninja 320mm Dobson-Teleskop. Sie

Abb. 1: Die getesteten langbrennweitigen Pentax- und Televue-Okulare: Pentax XW 30mm, Televue Nagler 31 mm, (Televue Nagler Zoom 3–6mm zum Größenvergleich), Pentax XW 40mm, Televue Panoptic 41mm (v.l.n.r.). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Die Okulare wurden zur Verfügung gestellt von der Firma Foto Video Zumstein in Bern

56 interstellarum 34 Hardware sollen aufzeigen, dass einerseits das Pen- tax XW 40 und das Televue Panoptic 41 is - Grundlagen: nahezu dasselbe wahre Gesichtsfeld am Tipps zur Okularwahl Himmel abbilden (dies trifft auf jede Te- leskopbrennweite zu, beim Ninja 32 sind Die hier vorgestellten Okulare bewegen sich im Bereich der Minimalvergröße- es 1,94°!), und dass andererseits das Tele- rung eines Teleskops. Da fl ächenhaft e Himmelsobjekte (Nebel, Galaxien) bei der vue Nagler 31 dank seines riesigen Eigen- kleinsten Vergrößerung am hellsten sind, und mit dem verbundenen größtmögli- gesichtsfeldes von 82° einen substantiell chen Gesichtsfeld das Aufsuchen am leichtesten fällt, ist die Minimalvergrößerung größeren wahren Himmelsausschnitt wie- die wichtigste Okularvergrößerung eines Fernrohrs. Sie ist dann erreicht, wenn die dergibt als das nahezu gleichbrennweitige Austrittspupille (das Bündel Licht, das aus dem Okular des Teleskops ins Auge fällt) Pentax XW 30 Okular mit seinen »nur« 70° etwa 7mm erreicht. Eigengesichtsfeld. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang zudem die Tatsa- Austrittspupille = Öffnung/Vergrößerung = Okularbrennweite/Öffnungszahl che, dass das XW 40 sowie das Panoptic 41 beide das größtmögliche wahre Gesichts- Ist die Austrittspupille größer als 7mm (kleinere Vergrößerung), wird gesam- feld am Himmel abzubilden vermögen, meltes Licht verschenkt, weil es am Auge vorbei fällt und nicht in die Augenpupille welches sich mit 2"-Okularen überhaupt gelangt. Ist die Austrittspupille kleiner als 7mm (höhere Vergrößerung), wird das erzielen lässt. Der Augenabstand aller vier gesammelte Licht auf eine größere scheinbare Fläche gestreut, fl ächenhaft e Him- Okulare beträgt um die 20mm und mehr, melsobjekte werden dunkler. Es gilt also, möglichst genau ein Okular für 7mm was sie alle brillenträgertauglich macht. Austrittspupille zu fi nden: Die Okulare im 30mm-Bereich eignen sich auch für sehr »schnelle« Teleskope (z.B. Öffnungsverhältnis des Fernrohrs Okularbrennweite für 7mm Austrittspupille Newtons) bis zu einem Öff nungsverhält- f/4 (z.B. 100/400mm) 28mm nis von f/4,3 respektive f/4,4 (bei jeweils f/6 (z.B. 100/600mm) 42mm 7mm Austrittspupille). Die 40mm-Oku- f/8 (z.B. 100/800mm) 56mm lare sind dagegen nur an Teleskopen mit f/10 (z.B. 100/1000mm) 70mm Öff nungsverhältnissen von maximal f/5,7 respektive f/5,9 sinnvoll einsetzbar. Würde f/12 (z.B. 100/1200mm) 84mm man z.B. das Panoptic 41 am Ninja-Dob- son mit einem Öff nungsverhältnis von Okulare mit Brennweiten länger als 50mm gibt es aber kaum. Teleskope mit im f/4,5 benutzen, resultierte eine 9,1mm gro- Verhältnis zur Öff nung langen Brennweiten sind deshalb benachteiligt, wenn es um ße Austrittspupille (41mm/4,5), was bei die Beobachtung schwacher Nebel und Galaxien geht, weil man mit ihnen die gerin- den allermeisten Menschen dazu führte, gen Vergrößerungen für eine maximale Austrittspupille gar nicht erreichen kann. dass ein Teil des vom Teleskop gesammel- ten Lichts selbst bei voller Dunkeladapta- tion des Auges (ca. 7mm Pupillenöff nung) an der Pupille vorbeistreichen würde und damit verloren ginge.

Verarbeitung

Was die äußere Konstruktion angeht, unterscheiden sich die beiden Pentax XW- Okulare von den Televues insbesondere durch die fast den ganzen Okularkörper überspannenden verstellbaren (drehba- ren) Gummiaugenmuscheln, welche die exakte Anpassung des Augenabstandes Mit der Erhöhung der Vergrößerung sinkt der Durchmesser des aus dem Okular austretenden an die individuellen Bedürfnisse erlau- Lichtbündels, der Austrittspupille. ben und die XW-Okulare zudem wirk- sam gegen Kratzer schützen (Brillenträger z.B. schrauben die Augenmuschel hinein). wird. Der Augenabstand wird dann um Vorschein, das mit einem geeigneten Ad- Beim aufmerksamen Lesen der mitgelie- 9mm verlängert und gibt einen noch bes- apter als stabile Befestigungsmöglichkeit ferten Gebrauchsanleitung entdeckt man seren Einblick auf das große Gesichtsfeld. für digitale Fotokameras und Camcorder

auch beim Panoptic 41 eine in der Höhe Leider fehlt in dieser Konfi guration ein dienen kann. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. um 6mm verstellbare Augenmuschel. Al- Gummischutz am oberen Okularrand. Die Alle vier Okulare vermögen durch ihre lerdings hat sich die etwas umständli- obere Okularabdeckung lässt sich auch äußeren Abmessungen und ihr Gewicht zu che Fixierung mittels eines Konterrings bei den Pentax XW-Okularen abschrau- beeindrucken, wobei die zwei Okulare von in der Praxis nicht sonderlich bewährt. ben. Die augenseitige Linse wird dann in Televue ihre Konkurrenten von Pentax Einzig für Brillenträger kann es nützlich ihrer vollen Größe zugänglich, was deren jeweils sowohl bezüglich Außenabmes- sein, wenn die obere Okularabdeckung Reinigung erheblich erleichtert. Zudem sungen als auch bezüglich Gewicht leicht mit der Augenmuschel ganz abgeschraubt kommt ein 43mm-Außengewinde zum übertreff en. Insbesondere bei Dobson-Te-

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Abb. 2: Das Pentax 30mm XW am Astro Physics 150mm EDF-Refraktor. Abb. 3: Das Televue Nagler 31mm am taubeschlagenen Ninja 320mm Dobson.

leskopen können sich deshalb mit diesen scharfen Eigengesichtsfeldes bleibt also die ler 31 noch eine Spur kontrastreicher und Okularen Balanceprobleme ergeben, die Nagler-Konstruktion ungeschlagen. Aller- transparenter zeichnet als das XW 30. Es sich aber in der Regel durch Gegengewich- dings sei hier an die bekannte Tatsache handelt sich dabei um einen subtilen Un- te und/oder Versetzen des Hauptspiegels erinnert, dass nicht die ganzen 82° auf terschied, der z.B. nicht dazu führt, dass nach hinten lösen lassen. Preislich sind einmal überblickt werden können. Dies man mit dem Nagler schwächere Sterne zu alle vier Testkandidaten im obersten Preis- muss jedoch nicht unbedingt ein Nachteil Gesicht bekäme. Die etwas kontrastreiche- Segment angesiedelt. sein, führt doch gerade dieser Umstand zu re Abbildung des Nagler 31 ist sicher auch dem von vielen Beobachtern geschätzten auf seine perfekte Farbkorrektur zurück- In der Praxis: Pentax XW 30mm »Space-Walk«-Gefühl, d.h. dem Eindruck, zuführen. Im Zentrum des Gesichtsfeldes und Tele Vue Nagler 31mm durch die Luke eines im All schweben- zeigte sich der Mondrand ohne jeglichen den Raumschiff s zu blicken. Der Preis für Farbsaum. Hingegen schimmerte mit dem Am Pentax 75mm-Refraktor zeigen bei- diesen weiten Blick ist beim Nagler-Oku- XW 30 die Hell-Dunkel-Grenze in einem de Okulare bis zum Rand scharfe Stern- lar eine tonnenförmige Verzeichnung (d.h. bläulichen Farbton. Aber nochmals: Die punkte und ein kontrastreiches Bild. Beim gerade Linien werden krumm) im Randbe- Unterschiede sind so gering, dass sie bei XW 30 war das zu erwarten, da es mit 70° reich – aber wer will schließlich mit einem der Deep-Sky-Beobachtung kaum wahr- Eigengesichtsfeld zwar ein weites, nicht 31 mm Nagler den Mond am Rand des Ge- genommen werden können. jedoch ein extrem weites Gesichtsfeld auf- sichtsfeldes beobachten? Nach län- weist, wie dies beim Nagler 31 der Fall gerer Beobachtung hatten alle drei Tab. 2: Scheinbares Gesichtsfeld in Abhängigkeit ist. In der Disziplin des weitesten, rand- Tester den Eindruck, dass das Nag- von Okularhülse und Brennweite* Einsteckdurch- Okular- maximales schein- messer brennweite bares Gesichtsfeld Tab. 1: Die 2"-Okulare im Vergleich 24,5mm 15mm 78,5° Pentax XW Televue Nagler Pentax XW Televue Panoptic 30mm 31mm 40mm 41mm 20mm 63,0° Linsenzahl 7 6 6 6 25mm 52,2° Eigengesichtsfeld 70° 82° 70° 68° 30mm 44,4° Wahres Gesichtsfeld bei 2,10° 2,55° 2,80° 2,79° 40mm 34,1° 1000mm Brennweite 31,8mm (1 ¼") 15mm 93,3° Augenabstand 20mm 19mm 20mm 27mm 20mm 77,0° Geeignet bis Öffnungsver- f/4,3 f/4,4 f/5,7 f/5,9 25mm 64,9° hältnis von maximal * 30mm 55,8° Augenmuschel verstellbar fi x verstellbar verstellbar 40mm 43,4°

Anschlussdurchmesser 50,8mm 50,8mm 50,8mm 50,8mm Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Filterdurchmesser 48mm 48mm 48mm 48mm 50,8mm (2") 25mm 90,9° Höhe 123mm 136mm 117mm 126mm 30mm 80,5° Breite 76mm 84mm 76mm 76mm 40mm 64,8° Gewicht 740g 997g 700g 951g 50mm 53,9° Listenpreis 549,– € 748,– € 549,– € 598,– € 80mm 35,2° *) bei einer Austrittspupille von 7 mm *) Daten nach Dr. Reese, www.astro-okulare.de

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sche Eigengesichtsfelder auf. Das Panoptic Warum 2"-Okulare? 41 verzeichnet zum Rand hin recht stark tonnenförmig, während gerade Linien Gewöhnliche Astro-Okulare haben einen Steckdurchmesser von 31,8mm Durch- beim Pentax XW 40 immer gerade bleiben. messer (1¼"). Bauartbedingt wird ab einer bestimmten Brennweite das Gesichtsfeld Dieser Bildfehler fällt in der praktischen von der Okularhülse beschnitten: Es entsteht der Eff ekt des Tunnelblicks. Ein Ei- Deep-Sky-Beobachtung jedoch kaum ins gengesichtsfeld von 55° kann mit einer 31,8mm-Hülse bis zu einer Brennweite von Gewicht. Die Sterne werden in beiden 32mm ausgenutzt werden, ein 40mm-Okular kann nicht mehr Gesichtsfeld bieten Okularen bis zum Rand scharf abgebildet. als ein 32mm-Okular. Große Gesichtsfelder bei kleinen Vergrößerungen können Allerdings waren sich die Tester schon somit nicht gezeigt werden. nach ein paar kürzeren Beobachtungsse- Die großen Okulare mit 50,8mm Steckdurchmesser erweitern die Möglichkeiten, quenzen einig, dass das Panoptic 41 eine große Eigengesichtsfelder auch in Okularen mit langen Brennweiten unterzubrin- in diesem Brennweitebereich geradezu un- gen. So ist – wie der Vergleich zeigt – bei 30mm Brennweite sogar ein Feld von 80° glaublich hohe Schärfeleistung an den Tag möglich, während mit 40mm immer noch stattliche 65° drin sind. Den enormen legt, mit welcher das Pentax XW 40 und Unterschied zeigt die Gegenüberstellung der wahren Gesichtsfelder, wenn eine Stan- auch die beiden hier getesteten Okulare dardbrennweite des Teleskops von 1000mm vorausgesetzt wird: der 30mm-Klasse nicht ganz mitziehen können. Die Farbreinheit des Panoptic Tab. 3: Vergleich 1¼" und 2" kann als perfekt bezeichnet werden. Wie Steckdurchmesser Brennweite Eigengesichtsfeld wahres Gesichtsfeld beim kleinen Bruder waren mit dem XW 1 1/4" 30mm 55,8° 1,67° 40 am Mondrand blaue Farbsäume aus- zumachen (allerdings sehr schwache), die 1 1/4" 40mm 43,4° 1,73° beim Panoptic vollständig fehlten. Um 2" 30mm 80,5° 2,42° nicht falsch verstanden zu werden: Auch 2" 40mm 64,8° 2,59° das XW 40 liefert sehr scharfe und farb- reine Bilder, welche auch anspruchsvolle Beobachter vollauf zufrieden stellen kön- Wenn man an lichtstarken Newton-Te- Einsatz der beiden Okulare am 250mm- nen. Aber Televue ist mit dem Panoptic 41 leskopen Weitwinkelokulare einsetzt, ma- Selbstbau-Dobson fi el weiter auf, dass der in punkto Schärfeleistung und Farbrein- chen sich am Rand des Gesichtsfeldes Brennpunkt des Nagler 31 sehr weit innen heit eben wiederum ein Meisterstück ge- Bildfehler bemerkbar. Es handelt sich liegt (ca. 5mm weiter innen als beim XW lungen. Pluspunkte kann dafür das XW hauptsächlich um den Komafehler und in 30): Es verblieben damit nur noch ca. 1mm 40 im Vergleich zum Panoptic beim Ein- geringerem Ausmaß um Astigmatismus Toleranz bis zum Anschlag, was schnell zu blickverhalten, der Nachttauglichkeit (lan- und Bildfeldwölbung. Sterne am Bildrand wenig ist, um komfortabel scharfstellen zu ger gummierter Okularkörper) und der erscheinen nicht mehr punktförmig, son- können. D.h. für einen Einsatz des Nagler Handlichkeit verbuchen. Das Panoptic 41 dern aufgefächert wie ein Kometenschweif, 31 an diesem Dobson müsste der Brenn- ist nämlich ähnlich voluminös und schwer der sich von der optischen Achse wegge- punkt des Teleskops etwas hinausver- wie das Nagler 31. Brillenträger können richtet nach außen öff net. Dieser Eff ekt ist legt werden (z.B. durch Heraufsetzen des jedoch auch mit dem Panoptic angenehm wohlgemerkt durch die Eigenschaft en des Hauptspiegels im Tubus). Der weit innen- beobachten. Newton-Teleskops und nicht durch die liegende Brennpunkt des Nagler 31 stellt Okulare bedingt. Einzig aufgrund dieses allerdings nur für Besitzer von Newton- Fazit Problems auf den Einsatz solcher Weit- Teleskopen ein potentielles Problem dar winkelokulare zu verzichten, wäre jedoch – Refraktor- und (Schmidt-) Cassegrain- In der 30mm-Klasse gibt es keinen ei- schade. Jeder Beobachter sollte deshalb Besitzer werden keine diesbezüglichen Er- gentlichen Testsieger. Sowohl das Pen- für sich selber entscheiden, ob er mit den fahrungen machen. Potentielle Käufer des tax XW 30 als auch das Televue Nagler kleinen Kometen am Rand des Gesichts- Nagler 31, welche dieses Okular an einem 31 sind exzellente Okulare. Das XW 30 feldes leben kann, oder ob er diesem op- Newton mit relativ weit innenliegendem punktet mit genialem Einblickverhalten, tischen Eff ekt mit einem Komakorrektor Brennpunkt einsetzen möchten, sollten einem sehr nachttauglichen gummierten (z.B. Paracorr von Televue oder Coma- daher das Okular vor einem Kauf einmal Gehäuse sowie einer auch für Newton-Be- korrektor von Baader) zu Leibe rücken an ihrem Instrument ausprobieren. sitzer sicher nicht zu weit innenliegenden möchte. Ein solches Zusatzgerät bedeutet Fokuslage. Das Nagler 31 hat dagegen natürlich noch mehr Gewicht und noch In der Praxis: Pentax XW 40mm leichte Vorteile bei Kontrast und Größe höhere Kosten. und Tele Vue Panoptic 41mm des Gesichtsfeldes zu verbuchen, was das Das Pentax XW weist eine handlichere bei vielen Beobachtern so beliebte »Space- und nachttauglichere Konstruktion (die Diese Okulare wurden vor allem mit Walk«-Gefühl erzeugt. In der 40mm-Klas-

Hände können am Gummiokularkörper den Refraktoren (Astro-Physics 155 EDF se ist nach unserer Meinung das Televue Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. nicht anfrieren) sowie ein etwas besse- und Pentax 75 SDHF) getestet, da ihr Ein- Panoptic 41 aufgrund seiner herausragen- res Einblicksverhalten auf als das Nagler, satz in Verbindung mit den zur Verfü- den Schärfeleistung dem Pentax XW 40 was sich auf die lange, drehbare Gum- gung stehenden Newton-Teleskopen nicht vorzuziehen, obwohl das XW 40 über ein miaugenmuschel zurückführen lässt. Für wirklich sinnvoll ist (Lichtverluste wegen etwas angenehmeres Einblickverhalten so- Brillenträger ist das Pentax XW ideal, je- Öff nungsverhältnissen von f/4,5, respek- wie ein besseres Handling verfügt. doch lässt sich auch am Nagler 31 mit tive f/4,8, vgl. oben). Beide Okulare wei- aufgesetzter Brille gut beobachten. Beim sen mit 68°, respektive 70° nahezu identi-

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CCD-Farbfotografi e mit der MX7c von Starlight Xpress

Eine »one-shot-colour«-Kamera in der Praxis

von Burkhard Kowatsch

Nach einigen Jahren CCD-Fotografi e mit einer preiswerten Ka- mera reifte der Wunsch nach einer modernen, leistungsfähigeren CCD-Kamera. Da hauptsächlich die Farbfotografi e von Deep-Sky- Objekten betrieben werden sollte, schienen nach einigen Recher- chen im Internet die Produkte aus dem Hause Starlight Xpress [1] dafür geeignet zu sein. Mit der MX7c wird von dieser Firma eine Kamera angeboten, mit der Farbaufnahmen mittels einer einzigen Auslösung gewonnen werden können – eine so genannte »one- shot-colour«-Kamera. Der Reiz einer Farbaufnahme ohne Filter- Abb. 1: Die MX7c-CCD-Kamera von Starlight Xpress arbeitet mit einem Farb-CCD-Chip. Um eine Farbaufnahme zu erstellen, ist rad mit nur einer Belichtung war groß. Aber wie gestaltet sich die weder die Verwendung von Filtern noch die Zusammenstellung Farbbildgewinnung mit der MX7c in der Praxis? einer RGB- oder LRGB-Aufnahme nötig.

Die Gewinnung der Farbinformation

Entgegen der herkömmlichen RGB- oder LRGB-Technik, bei der die Farbin- formationen durch Vorschalten geeigneter Interferenzfi lter vor einen Schwarzweiß- Chip gewonnen werden, befi ndet sich bei der MX7c eine Farbfi ltermatrix direkt auf den Pixeln des Chips. Um die Wirkungs- weise der Farbbildgewinnung verstehen zu können, ist ein kleiner Exkurs in die Funk- tionsweise dieser Farbchips notwendig. Bei dem in der MX7c verwendeten Chip kommt eine so genannte CMYG-Fil- termatrix zum Einsatz. Im Vergleich zur

Filtermatrix nach Bayer (mit den Filtern Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. R+2G+B), hat die CMYG-Matrix den Vor- teil einer höheren Empfi ndlichkeit durch breitere Durchlasskurven. Die additiven Grundfarben rot, grün und blau müssen jedoch aus den subtraktiven Mischfarben cyan, magenta, (grün) und gelb errechnet werden. Die endgültige Farbinformation Abb. 2: Bildschirmansicht während der manuellen STAR2000-Nachführung. Erläuterungen im Text.

60 interstellarum 34 Technik eines bestimmten Pixels kann also nur mit Hilfe der benachbarten Pixelintensi- täten erhalten werden, mit dem Nachteil, dass die räumliche Farbaufl ösung nicht der physikalischen Größe eines Pixels ent- spricht, sondern deutlich geringer ausfällt. Auf die Auswirkungen in der Praxis wird später noch genauer eingegangen. Wer sich für weitere Details der Farbgewin- nung der MX7c interessiert, sei an dieser Stelle auf den sehr ausführlichen Bericht unter [2] verwiesen.

STAR2000 – manuell!

Grundlage jeder erfolgreichen Ablich- tung des gestirnten Himmels, ob in Farbe oder schwarz-weiß, ist eine exakte Nach- führung der abbildenden Optik. Die In- terline-Transfer-Technologie des Chips der MX7c bietet hier eine hilfreiche Option. Durch die Möglichkeit, die geraden und ungeraden Zeilen unabhängig voneinan- der auslesen zu können, kann sich die Kamera mittels des separat erhältlichen STAR2000-Moduls selbst nachführen. Da in interstellarum schon ausführlich über diese Nachführtechnik berichtet wurde [3], soll an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen werden. Bei der Steuerung der Kamera durch AstroArt [4] kann die STAR2000-Funkti- on jedoch für manuelle Nachführkorrek- turen zweckentfremdet werden. Gerade diese Funktion ermöglicht lang belichte- te Aufnahmen, auch mit unpräzise lau- fenden Montierungen und nicht vorhan- denem STAR2000-Modul. So kann die Montierung anhand eines »Fadenkreuzo- kularanblicks« bequem am Monitor des Rechners gesteuert werden. Dabei wird ein Fadenkreuz über einen zuvor aus- gewählten Leitstern gelegt. Die Position des Leitsterns (rotes Fadenkreuz) wird in Abhängigkeit von der eingestellten Nach- Abb. 3: Die Einstellung der Farbbalance erfolgt mit dem Plugin »Colour Synthesis«. Die Screen shots führbelichtungszeit (ca. 0,5–2 Sekunden) zeigen die Farbkanalgewichtung (a) und weitere Funktionen (b). aktualisiert und mit einer festgelegten Sollposition (grünes Fadenkreuz) vergli- In der Praxis Da die eigentliche Bildgewinnung in chen. Der Fotograf muss während der Auf- erster Linie von der verwendeten Soft - nahme also versuchen, die beiden Faden- Wegen der nicht gerade benutzer- ware abhängig ist, unterscheidet sich die kreuze möglichst zur Deckung zu bringen freundlichen Originalsoft ware des Her- Objektaufnahme mit der MX7c nur unwe- und diese so zu halten. Bei einem ent- stellers und der eingeschränkten Fähig- sentlich von anderen Modellen. Trotzdem sprechenden Abbildungsmaßstab lassen keiten bei der Farbbilderzeugung wurde soll in den folgenden Zeilen kurz beschrie- sich Abweichungen im Subpixelbereich auf AstroArt als Steuersoft ware umge- ben werden, wie mit Hilfe von AstroArt

erkennen und, je nach Leistungsfähigkeit stiegen. Dieses Produkt bietet neben der und der MX7c Bilder auf die Festplatte Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. der Steuerung, auch korrigieren! Im Ver- Möglichkeit einer komfortablen Kamera- gebannt werden können. gleich zur manuellen Nachführung durch steuerung sowie der eben beschriebenen Nachdem die Hardware aufgebaut und einen Off -Axis-Guider oder ein parallel abgewandelten STAR2000-Funktion auch die Soft ware geladen ist, wird das Teles- ausgerichtetes Leitrohr können sehr viel ein leistungsfähiges Plugin [5] zur Ge- kop grob auf das aufzunehmende Objekt schwächere Sterne zur Nachführung her- winnung der Farbinformationen aus den ausgerichtet. Mit den ersten Aufnahmen angezogen werden, wohlgemerkt bei kom- Rohaufnahmen. und Belichtungszeiten im unteren Sekun- fortabler Körperhaltung! denbereich wird die Kamera so lange grob

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fokussiert, bis die helleren Feldsterne als mehr oder weniger große Scheiben sichtbar werden. Ist dies erreicht, so wird mit Hilfe des Mauszeigers ein mit- telheller unscharfer Stern eingerahmt. Dieses Ein- rahmen ist Voraussetzung dafür, die in AstroArt integrierte Fokus-Funktion nutzen zu können. Der markierte Bereich wird nach erfolgter Aktivierung der Fokus-Funktion im Steuermenü sehr schnell hin- tereinander ausgelesen und ermöglicht somit ein Fo- kussieren der Aufnahme beinahe in Echtzeit. Ist die Kamera endgültig fokussiert, wird der gewünschte Binningmodus gewählt. Neben einem 2×2- sowie ei- nem 4×4-Binning-Modus für S/W-Aufnahmen kann auch aus mehreren unterschiedlichen Modi für Farb- aufnahmen gewählt werden:

☐ 2×2-Binning, »Fast-Mode«, 376×290 Pixel ☐ 1×2-Binning, »Hires-Fast-Mode«, 752×290 Pixel ☐ »Hires-Interlaced-Mode«, zwei Halbbilder werden zeitlich versetzt belichtet und ausgelesen und erst danach zu einem Vollbild zusammengesetzt, 752×580 Pixel. ☐ »Hires-Progressive-Mode«, alle Pixel werden gleichzeitig belichtet, jedoch werden die geraden und ungeraden Zeilen zeitversetzt ausgelesen, 752×580 Pixel. ☐ »Hires-Selfguide« für Star2000-Nachführung, 752×580 Pixel ☐ »Lowres-Selfguide« für Star2000- Nachführung, 376×290 Pixel

Bei ruhiger Luft wird meist der Hires-Selfguide- Mode angewendet, um die volle Aufl ösung des Chips zu nutzen. Dabei wird die Bildinformation im Laufe Abb. 4: M 51, 6×10min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton. der ersten Hälft e der Belichtungszeit mit den ungera- den Zeilen des Chips gewonnen, während mit einem Teil der geraden Zeilen der Leitstern aufgenommen und ausgelesen wird. Zu Beginn der zweiten Hälft e der Aufnahme wird die Funktion der geraden und ungeraden Zeilen getauscht. So entsteht ein Bild mit der vollen Aufl ösung des Chips. Da zu einem be- liebigen Zeitpunkt nur die Hälft e der Pixel mit der gewollten Bildinformation belichtet wird, geht die hohe Aufl ösung auf Kosten einer um den Faktor 2 reduzierten Empfi ndlichkeit! Durch das bequeme Nachführen am Monitor des Rechners kann dieser Empfi ndlichkeitsverlust aber leicht in Kauf genom- men werden. Der Lowres-Selfguide-Mode entspricht dem hochaufl ösenden Aufnahmemodus, jedoch mit anschließendem 2×2 Binning. Mit weiteren kurz belichteten Aufnahmen wird nun das Objekt zentriert und ein ausreichend heller Stern als Leitstern defi niert. Nach der Aktivierung

der manuellen Guidefunktion wird mit der Belich- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. tung der eigentlichen Aufnahme begonnen. Um später das Rauschen der Aufnahme reduzie- ren zu können, werden unabhängig vom Binning- Modus mindestens vier Rohbilder eines Objekts aufgenommen. Danach wird die Kamera mit einer schwarzen Abb. 5: M 27, 5×2min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton. Kappe lichtdicht verschlossen und es werden zwei bis

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Abb. 6: NGC 6960, 8×2min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton. Abb. 7: M 76, 5×5min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton.

Abb. 8: NGC 891, 4×10min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton. Abb. 9: NGC 1514, 3×10min Belichtungszeit mit 406/1830mm-Newton. drei Dunkelbilder aufgenommen. Wich- sowie das Masterdarkframe zugeordnet mung zufrieden, können durch das Plugin tig bei der Aufnahme der Dunkelbilder werden. Erzeugt die Aufnahmeoptik kein noch weitere Korrekturen vorgenommen ist, dass die Nachführbelichtungszeit und gleichmäßig ausgeleuchtetes Bild oder werden, wie z.B. die Hochpassfi lterung der Aufnahmemodus dieselben sind, wie will man unterschiedliche Pixelempfi nd- des Luminanzkanals, Gammakorrektur, bei der Aufnahme des zuvor abgelichte- lichkeiten ausgleichen, können im Menü Histogrammkorrektur, die Erzeugung ei- ten Objekts. Natürlich muss die manuelle »Calibration« auch noch Flatfi eldaufnah- nes reinen Luminanzbildes, eine Aufspal- Star2000-Nachführung ebenfalls aktiviert men als weiteres Korrekturbild defi niert tung der Farbkanäle in einzelne Dateien sein, um später auch das damit verbunde- werden. Damit ist die Kalibrierung der usw. Es werden also genügend Möglich- ne Ausleserauschen beseitigen zu können! Aufnahme abgeschlossen und es kann mit keiten geboten, alle aufgenommenen In- Bei Bedarf können auch noch einige der Gewichtung der Farbkanäle begonnen formationen aus der Aufnahme heraus- Flatfi eldbilder aufgenommen werden. werden. Unter dem Menüpunkt »Colour zuarbeiten. Adjust« können die Intensitäten der drei Wie schon zu Beginn des Artikels er- Die Extraktion der (aus der CMYG-Farbfi ltermatrix) erzeug- wähnt wurde, müssen die Farbinforma- Farbinformationen ten Grundfarben rot, grün und blau in tionen aus den Intensitäten mehrerer be- Prozentschritten eingestellt werden. Mit nachbarter Pixel errechnet werden. Bei Mit Hilfe des unter [5] als Freeware weiteren Schiebereglern lässt sich neben örtlich kleinen aber starken Helligkeits- zur Verfügung stehenden Plugins erfolgt der Luminanz auch die Sättigung der unterschieden, wie zum Beispiel am Rand nun die Umwandlung der Rohaufnahmen Farben sowie eine Farbtonkorrektur für heller Sterne, funktioniert die Farbzuord- in farbige Bilder. Dazu werden die aufge- nicht in Zenitnähe aufgenommene Ob- nung daher nicht. Um störende Farbsäume

nommenen Dunkelbilder zuvor gemittelt jekte einstellen. Nach jeder Änderung der um diese kritischen Bereiche zu umgehen, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. und als so genanntes Masterdarkframe Parameter erfolgt automatisch eine Aktu- wird meist der so genannte »Colour-LPF« abgespeichert. alisierung des Farbbildes. So ist man um- (Colour-Low-Pass-Filter) aktiviert. Dieser Wird ein Rohbild geladen und das gehend darüber informiert, ob die zuletzt weichzeichnende Filter wirkt ausschließ- Plug in geöff net, erscheint erstmals ein gemachten Veränderungen zur Verbesse- lich auf die Farbinformationen des Bildes. Farbbild, wenn auch noch gänzlich un- rung des Ergebnisses beigetragen haben Der Luminanzkanal bleibt indessen unbe- vollkommen. Im ersten Schritt muss dem oder ob der Vorgang rückgängig gemacht rührt und somit auch der Schärfeeindruck Plugin nun das Rohbild-Format mitgeteilt werden muss. Ist man mit der Farbabstim- des Bildes.

interstellarum 34 63 Technik

Ein weiteres Problem bereiten Sterne nahe der Sättigungsgrenze. Auch hier kön- Technische Daten der MX7c nen keine korrekten Farbinformationen gewonnen werden. Um zu vermeiden, dass Chip: Sony EXview-Interline-Transfer-CCD IXC249AK mit später unnatürlich eingefärbte Sterne den 752×580 Pixeln Gesamteindruck der Aufnahme stören, Pixelgröße: 8,6μm×8,3μm werden diese Sterne mit Hilfe der »White Chipgröße: 6,4mm×4,8mm Clip Level«-Funktion ab einem bestimm- Quanteneffi zienz: 65% max. laut Herstellerangabe ten Signalpegel weiß eingefärbt. (Die tatsächliche QE inklusive Farbfi ltermatrix liegt bei ca. Damit sind wir auf die eigentlichen 30% !) Schwächen der MX7c gestoßen. Zonal Kühlung: ungeregelte einstufi ge Peltierkühlung bis etwa 20°C unter kleine Bereiche mit starkem Helligkeits- Umgebungstemperatur unterschied sowie gesättigte Bereiche wer- Ausleserauschen: ca. 12e– RMS den farblich nicht richtig wiedergegeben. Full-well Kapazität: > 70000e– Damit inbegriff en ist die Tatsache, dass Dunkelstrom: ca. 0,1e– bei +10°C Umgebungstemperatur Sterne allgemein durch den Colour-LPF Datenformat: 16 Bit und die Farbtonberechnung mittels meh- Abmessungen: 50mm×100mm rerer Pixel nur sehr eingeschränkt in den Gewicht: 500g tatsächlichen Farben abgebildet werden. Liegt also das Hauptbetätigungsfeld im Bereich der Fotografi e von Sternfeldern muss die Transparenz und somit die Ge- sich mit dieser Soft ware und den durch- oder Sternhaufen, werden mit der one- wichtung jedes weiteren Bildes erneut an- gehend als Freeware angebotenen Plugins, shot-colour-Technik kaum zufriedenstel- gepasst werden. Dem dritten Bild wird die aufgenommenen Bildinformationen lende Ergebnisse erreicht. Hier ist die daher nur noch eine Transparenz von einfach und komfortabel aus der Aufnah- Aufnahmetechnik mittels monochromem 33% zugeordnet usw. Sind die Aufnahmen me herausarbeiten. Chip und Farbfi lterrad deutlich überlegen! überlagert, werden alle sichtbaren Ebenen Durch die physikalischen Nachteile der Aber auch bei Galaxien gilt: Kleinste HII- auf eine Ebene reduziert und das Ergebnis- Farbfi ltermatrix ist die one-shot-colour- Regionen werden kaum im richtigen Farb- bild abgespeichert. Technologie für all diejenigen nicht geeig- ton abgebildet. Zur Bearbeitung der Aufnahmen sind net, die bevorzugt Farbbilder von Stern- Das fertig bearbeitete Bild kann nun als im Übrigen noch weitere Plugins ver- haufen und Sternfeldern aufnehmen oder bmp- oder jpg-Datei abgespeichert werden. fügbar. Mit dem ebenfalls als Freeware astrometrische bzw. photometrische In- Die Überlagerung der einzelnen Aufnah- erhältlichen Plugin unter [6] ist es bei- formationen aus den Aufnahmen ableiten men erfolgt anschließend entweder mit spielsweise möglich, Luminanzbilder als wollen. Hier sind herkömmliche Kameras AstroArt selbst oder durch andere geeigne- fi ts-Datei zu erzeugen. Durch die so ge- mit monochromen Chips und Farbfi lter- te Bildverarbeitungsprogramme. Mit Pho- wonnenen Bilder lassen sich in gewissen rad deutlich überlegen. toshop von Adobe [7] können die Bilder Grenzen auch astrometrische sowie photo- Liegt das Hauptbetätigungsfeld jedoch zum Beispiel auf elegante Weise mit der metrische Aufgaben angehen. In gewissen im Bereich der Fotografi e von Kometen, Ebenenfunktion gemittelt werden. Grenzen deshalb, weil die Daten durch die Nebeln und Galaxien, so lassen sich mit Dazu werden alle mit dem Plugin er- Farbfi ltermatrix beeinfl usst werden. Mit dieser Kamera auf einfachste Art beein- zeugten Farbbilder geladen und die Ebe- reduzierter Genauigkeit kann man trotz- druckende Resultate erzielen. nenfunktion aktiviert. Das erste Bild wird dem Sternhelligkeiten messen und Licht- als so genannte Hintergrundebene de- kurven erstellen. [1] www.starlight-xpress.co.uk/ fi niert und erhält eine Transparenz von [2] www.harpoint-observatory.com/deutsch/ 100%. Das nächste Bild wird nun per Fazit publikationen/starlightxpresstest.pdf drag&drop auf die Hintergrundebene ge- [3] Kienreich, W.: Das STAR2000-System, zogen. Da es sich um das zweite Bild han- Die Soft ware aus dem Hause des Her- interstellarum 26, 62 (2003) delt, darf diesem nur noch eine Trans- stellers kann wegen des unzulänglichen [4] www.msb-astroart.com/ parenz von 50% zugeordnet werden. Mit Bedienungskomforts und der recht ein- [5] www.rampton-end.dyndns.org/colour_ der Maus lassen sich die Bilder bewegen geschränkten Möglichkeit der Farbbilder- plugin/ oder www.sigma-tech.co.uk/ und anhand der Sternabbildungen exakt zeugung nicht empfohlen werden. Mit As- [6] www.weingrill.net/download/picmyg3.html zur Deckung bringen. Die Überlagerung troArt als Steuersoft ware lässt sich dieses [7] www.adobe.com weiterer Bilder läuft entsprechend ab. Nur Defi zit jedoch leicht umgehen. Auch lassen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

64 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 65 Selbstbau

Zenitspiegel im Eigenbau

von Harald Strauß

Warum einen Zenitspiegel selbst bauen? Die Antwort ist einfach: Ein hochwer- tiger 1¼"-Zenitspiegel kostet mindestens 40 €, in Metallausführung sind dann schon 60 € und mehr fällig. Grund genug über den Eigenbau nachzudenken, sofern man selbst oder über einen Bekannten Zugang zu einer Drehbank und Fräsmaschine hat. Außerdem passt zu einem selbstgebauten Refraktor nur ein Eigenbau-Zenitspiegel.

Das Konstruktionsprinzip

Einen passenden Spiegel zu bekom- Okularklemmung men ist scheinbar das schwierigere Pro- blem, es lässt sich jedoch relativ einfach Grundkörper lösen. Man braucht nur herauszufi nden, wo alte Kopiergeräte entsorgt werden. In einem großen Kopiergerät befi nden sich neben einer guten Optik (geeignet zum Einsteckhülse Bau eines Sucherfernrohres) auch hoch- wertige Spiegel (ca. 25cm lange Streifen), welche leicht ausgebaut werden können. Eine Vermessung des Spiegels ergab eine gute Grundqualität, d.h. der Kopierspie- gel ist astrotauglich. Mit einem einfachen Glasschneider (kostet im Baumarkt etwa 5€) kann ein rechteckiges Spiegelstück zugeschnitten werden, welches gar nicht Schaumstoff sehr passgenau sein muss. Dabei genügt Spiegelhalter es den Spiegelstreifen mit einem Quer- Spiegel schnitt zu zerteilen. Die Breite des Spie- gels muss jedoch die Bohrung im Grund- körper überdecken. Die Spiegelstreifen Abb. 1: Die Konstruktionszeichnung zeigt den selbstgebauten Zenitspiegel im Aufriss. sind unter Umständen zu schmal, worauf beim Ausbauen bereits zu achten ist. Für te Anfertigung der 45° Fläche sind dabei fl exe sollten die Innenfl ächen generell rauh einen 1¼"-Zenitspiegel sollte der Spiegel- die kritischeren Arbeitsschritte. Weiterhin gedreht werden. streifen eine Breite von mindestens 32mm müssen noch die Gewinde zur Befestigung Nach einer Lackierung der Innenteile haben. Bei einem Bohrungsdurchmesser der Spiegelhalterung und der Einsteckhül- mit z.B. schwarzem Schultafellack kann von 28mm bleibt dann je Seite eine Über- se geschnitten werden. Ein Gewinde für der Spiegel montiert werden. Wer Zugang deckung von 2mm. die Klemmschraube des Okulars ist auch zu einem Veredler hat und den Grundkör- Der anspruchsvollere Teil der Arbeit ist noch erforderlich. Zur Minderung der Re- per, die Spiegelhalterung und die Einsteck- die Anfertigung des Alu-Grundkörpers und der Einsteckhülse. Beide Teile wur-

den aus dem gleichen quadratischen Alu- Der Aufbau des Zenitspiegels: Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Stangenmaterial gedreht (50mm×50mm). Das benötigte Ausgangsmaterial für die ☐ Grundkörper mit Okularaufnahme (Alu) beiden Teile muss etwa 120mm lang sein. ☐ Fernrohrseitige Einsteckhülse (Alu, mit Grundkörper verbunden) In den rechteckigen Grundteil wird die ☐ Spiegelhalter (Alu mit Grundkörper verbunden) Querbohrung gedreht und anschließend ☐ Spiegel im Winkel von 45° abgefräst. Die Her- ☐ Schaumstoff , etwas schwarze Farbe und 8 Schrauben stellung der Querbohrung und die exak-

66 interstellarum 34 Selbstbau

Abb. 2: Der fertige Zenitspiegel unterscheidet sich kaum von einem handelsüblichen kommer- ziellen Exemplar. hülse zu einer Serie »dazuschummeln« kann, der kann die Aluminiumteile auch schwarz eloxieren, was am Ende ein noch hochwertigeres Aussehen ergibt. Wer je- doch bei professionellen Veredlern nach- fragt, wird über die hohen Kosten für das Eloxieren (Mindermengenzuschläge) er- staunt sein. Für den Preis kann man schon einen billigen Zenitspiegel kaufen. Der Spiegel wird durch eine weiche Schaum- stoff einlage (Verpackungsmaterial) mit der Spiegelhalterung an den Grundkörper angedrückt, wobei der Schaumstoff den Spiegel jedoch messbar durchdrückt. Die Abweichung ist für die visuelle Anwen- dung nicht relevant. Wer diese Durchbie- gung verhindern möchte, der kann den Spiegel auch mit vier Silikonpunkten an fen vorsichtig herausgezogen. Zum Schutz freundliche Worte. Das Alu-Material den Grundkörper ankleben. Dies ist am des Spiegels muss der Spiegelhalter jedoch (50mm×50mm×120mm) kostet neu we- günstigsten zu bewerkstelligen mit zwei trotzdem montiert werden. niger als 10€. So bleibt für den gut ausge- dünnen Papierstreifen, welche zwischen statteten Bastler mit Organisationstalent den Grundkörper und den Spiegel gelegt Die Kosten die Möglichkeit ein hochwertiges und sehr werden. Die vier Spiegelecken bleiben da- preiswertes Zubehörteil selbst anzuferti- bei für den Auft rag der Klebepunkte frei. Da beim Entsorgungsbetrieb der Spie- gen, wobei spezielle Bedürfnisse wie Fil- Nach dem Auft rag und dem Aushärten gel keinen Wert repräsentiert, bekommt tergewinde, spezielle Anfl anschlösungen des Silikons werden die beiden Papierstrei- man so einen Spiegelstreifen für ein paar usw. umgesetzt werden können. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 67 Software

Neue Literatur für Deep-Sky-Beobachter

Teil 2: Weiteres vom englischsprachigen Buchmarkt

Bücher, die die entscheidende Phase des Umlaufs in den nächsten Jahren mit einem Fehler von drei Jahren zeigt (die richtige Grafi k zeigt interstellarum 33). »Astronomy of the « ist vol- ler Fehler, hat nicht nutzbare Aufsuchkar- ten und wird zu einem überhöhten Preis angeboten. Verlag und Autor müssen sich vorwerfen lassen, schlechte Qualität auf Masse zu produzieren. Für aktive Beob- achter kann nur gelten: Finger weg, Geld gespart! –rcs

Concise Catalog of Deep-Sky Objects

Verlässliche Daten von Deep-Sky-Ob- jekten zu erhalten – und sei es nur der ak- Mike Inglis: Astronomy of the Milky Way – Part 1. Observer’s Guide to the Northern Sky, Springer 2004, tuell gebräuchliche Entfernungswert – ist 242 Seiten, ISBN 1-85233-709-5, Softcover, 34,95 € uvp; Mike Inglis: Astronomy of the Milky Way – Part für den Hobbyastronomen meist mit einer 2: Observer’s Guide to the Southern Sky, Springer 2004, 236 Seiten, ISBN 1-85233-742-7, Softcover, größeren Recherche in der astronomi- 34,95 € uvp; gebundene Ausgabe beider Bände im Schuber: ISBN 1-85233-743-5, 110,21 € uvp schen Fachliteratur verbunden. Eine für den Sternfreund lesbare Quelle aktueller Daten und Hintergründe für die hellsten Astronomy of the Milky Way diesen Fehler hat er von Walter S. Hous- Sternhaufen, Nebel und Galaxien gibt es ton übernommen – tatsächlich bringt nur nicht; auch nicht im Internet. Seit Robert Einen Beobachtungsführer zur gesam- ein Hβ-Linienfi lter den schwachen Nebel Burnhams Monumentalwerk aus den 70er ten Milchstraße verspricht uns Inglis mit hervor. Beim Bubble-Nebel NGC 7635 hel- Jahren, das obwohl hoff nungslos veraltet den beiden hochpreisigen Bänden, die bis fe angeblich kein Nebelfi lter (siehe inter- auf wenige einzelne Farbseiten ganz in stellarum 30 für das Gegenteil), und der W. H. Finlay: Concise Catalog of Deep-Sky schwarz/weiß gehalten sind. Er wird die- Vela-SNR sei gar mit dem bloßen Auge Objects, Springer-Verlag, London 2003, 248 sem Anspruch nur oberfl ächlich gerecht. sichtbar (tatsächlich muss mindestens ein Seiten, 16 Abbildungen, ISBN 1-85233-691-9, Nach Sternbildern geordnet, werden meh- Teleskop von 10" Öff nung zum Einsatz 42,75 € uvp rere hundert Deep-Sky-Objekte der Milch- kommen)! Dass dies keine Flüchtigkeits- straße vorgeführt. Die Illustration besteht fehler sind, beweisen die unpassenden bunt gemischt aus Profi - und Amateurbil- Vergleiche, etwa von NGC 1502 mit dem dern unterschiedlichster Qualität. Nicht Eskimonebel, oder Verwechslungen, wie zu gebrauchen sind die nicht aufb ereite- zwischen den Supernovaresten Sharpless ten lieblosen Aufsuchkarten – ein Manko, 240 und 224: Es wird klar, dass der Autor das schon bei vielen Bänden von Springers mit der Materie nicht vertraut ist. Falsche »Practical Astronomy«-Serie auffi el. Identifi kationen fi nden sich zuhauf; als Die wahre Enttäuschung sind jedoch Beispiel seien IC 468, der als die Schalen- die Texte zu den Objekten. Man sollte an- partie in NGC 2359 ausgegeben wird (in nehmen, dass sich an die Mammutaufgabe Wahrheit ist er ein äußerer Ausläufer nach

eines Beobachtungsführers für die gesam- Nordwesten), und NGC 2327 genannt, der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. te Milchstraße nur ein erfahrener Prakti- anstatt IC 2177 als die Bezeichnung für ker traut, der die entsprechenden Objekte den Adlernebel in Monoceros genannt auch selbst gesehen hat. Dafür hatte Inglis wird (dabei ist NGC 2327 nur ein kleiner off enbar keine Zeit, er zog es vor, abzu- Refl exionsnebel in IC 1277). Der Gipfel schreiben. Das Ergebnis ist ernüchternd. aller Unzulänglichkeiten ist jedoch die Für die Beobachtung von Barnard’s völlig veraltete Doppelstern-Bahngrafi k Loop empfi ehlt Inglis einen [OIII]-Filter; von Gamma Virginis im Anhang beider

68 interstellarum 34 Software noch immer zitiert wird, hat sich nie- mand an die Herkulesaufgabe eines solchen Werkes gemacht. Aufh orchen lies insofern das Buch- konzept des Amateurastronomen W.H. Finlay: In kurzen Texten werden hier astrophysikalische Informationen zu 500 Deep-Sky-Objekten gegeben, darunter alle 110 Messier-Objekte. Je nach Interesse umfassen die Texte ein bis zehn Sätze: nicht übermäßig viel, aber durchaus ausreichend informativ. Finlay gibt an, seine Erkenntnisse aus eigener Recherche in der Fachlitera- tur zu beziehen, doch scheint es ihm dabei nicht gelungen zu sein, auf dem neuesten Stand zu bleiben. So sind die Entfernungs angaben durchwegs ver- Brent A. Archinal, Steven J. Hynes: Star Clus- altet und berücksichtigen weder die ters, Willmann-Bell, Richmond 2003, 484 Ergebnisse des Hubble-Teleskops noch Seiten, ca. 49,90 €, ISBN 0-943396-80-8 die Hipparcos-Messungen durchgän- gig. Leider fi nden sich auch im Detail Asterisms« mit Tabellen aller bekann- viele Fehler: als Beispiel sei nur M 103 ten Sternhaufen in der Milchstraße genannt, dessen hellster Stern bei Fin- (2017), den Magellanschen Wolken lay als nicht zum Haufen gehörig be- (2025) und M 31 (578). In den jeweils zeichnet wird – das Gegenteil ist der anschließenden »extended notes« wer- Fall. Mit Vorsicht sind auch die Anga- den einige Objekte herausgenommen ben zum Alter der Off enen Sternhau- und einzeln betrachtet. Dabei geht fen zu genießen. Gute Daten bietet das es vor allem um die Entdeckungsge- Buch allerdings bei Kugelsternhaufen. schichte und Katalogreferenzen sowie Der »Concise Catalog of Deep-Sky- Missidentifi kationen, leider aber kaum Objects« wäre eine Standardquelle für um astrophysikalische Daten oder Be- Deep-Sky-Beobachter weltweit, wäre obachtungshinweise. Die Auswahl ist sorgfältiger bei der Zusammenstel- sehr unterschiedlich, so werden nicht lung der Daten vorgegangen worden. alle Messier-Sternhaufen behandelt. Dass deren Beschaff ung eine schier Das Spezialgebiet der Autoren sind unmögliche Sisyphusarbeit ist, kann die missklassifi zierten Sternhaufen die Fehler des Buches zwar entschul- oder die sich gar nur als Sternmuster digen, aber auch nichts daran ändern, erweisenden Objekte. Dabei kommen dass der »Concise Catalog« als Quel- zahlreiche obskure Haufen zum Vor- le nicht uneingeschränkt empfohlen schein, von denen auch arrivierte Beo- werden kann. bachter noch nie gehört haben dürft en. –rcs Insofern entpuppt sich »Star Clusters« als Fundgrube für den tiefen Beobach- Star Clusters ter und voller Anregungen für tiefe und tiefste visuelle und digitale Vor- Lange hat die Deep-Sky-Szene auf haben – den Autoren gelingt es, die dieses seit Jahren angekündigte Buch Sternhaufen aus ihrem Schattendasein gewartet, denn nichts Geringeres als zu führen. Fast die Hälft e des Buches das Standardwerk über Sternhaufen besteht aus dem Anhang mit Tabellen, schlechthin wurde erhofft . Anlass darunter eine ausführliche Aufl istung dazu gaben die Autoren, aktive Mit- der Katalogreferenzen. Insgesamt bie- glieder der Webb Society und durch tet »Star Clusters« viel neue Daten zu einschlägige Beiträge und Buchveröf- Off enen und Kugel sternhaufen, lässt

fentlichungen wohlbekannt. Der vo- aber den beobachterischen Aspekt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. luminöse Band (28,5cm×22cm, fast fast ganz beiseite. Schade – denn die 500 Seiten) erinnert etwas an den im Autoren verfügen auch hier über ei- selben Verlag erschienenen »Night Sky nen großen Erfahrungsschatz, der das Observer’s Guide«. Die sechs großen Buch noch wertvoller hätte machen Kapitel stehen als getrennte Beiträ- können. ge jeweils für sich. Hauptteil ist ein –rcs »General Catalog of Star Clusters and

interstellarum 34 69 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

70 interstellarum 34 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 71 Galerie

Astrofotos von Stephan Messner

m Nachhinein betrachtet hatte Ialles damit angefangen, dass ich als kleiner Junge Ende August 1978 durch Zufall mit meinen Eltern ein Volksfest im vogtländischen Morgenröte-Rautenkranz besuch- te. Erst am Tag darauf erfuhr ich, dass das Fest dem 1. Weltraumfl ug einem Deutschem gewidmet war: Sigmund Jähn war also schuld. Ein Minifernrohr aus dem Op- tikbaukasten war der erste Einstieg in die Welt der Sterne und ich irrte mehr oder weniger ziellos am Fir- mament umher. Da lieferten die Beobachtungen mit dem Feldste- cher des Großvaters schon bleiben- dere Eindrücke. Später überwog das Interesse eher an der Th eorie und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Teenager die Bücher »Wun- der des Weltalls« und »Evolution des Universums« aus der »Klei- Konusnebel, 3"-Refraktor bei f/6, Hα-RGB, Belichtungszeiten 5h Hα-Kanal, je 5min RGB-Kanäle. Sternwarte- nen naturwissenschaft lichen Bibli- Brennerpass, Erzgebirge. othek« mehrfach voller Neugierde durchlas, obwohl ich nur einen Bruchteil von dem verstand, was da geschrieben stand. Aktiv wurde ich erst wieder Mit- te der neunziger Jahre. Ein kata- dioptrisches Teleskop mit einem 114mm-Spiegel wurde gekauft und ich erkannte bald, dass ich die Dinge, welche ich sah, fotografi sch festhalten wollte. Der Montierung verpasste ich einen Rektaszensi- onsmotor mit Handsteuerbox und versuchte mich in der analogen Fotografi e. Von Leitrohr, Einschei- nern und ähnlichem hatte ich noch nie etwas gehört. Entsprechend er- nüchternd waren meine ersten fo- tografi schen Resultate. Zunehmend frustriert, plante ich die Anschaff ung eines besse- ren Teleskops. Letztendlich bestell-

te ich ein LX200 10". Mittlerweile Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Surftipps Homepage des Autors • www.skyimages.de IC 1805 (rechts) und IC 1848 (links), 3"-Refraktor bei f/6, Mosaik von 9 Bildern, Hα-Filter, je 30min belichtet. Internationale Amateursternwarte Sternwarte-Brennerpass, Erzgebirge. • www.ias-observatory.org

72 interstellarum 34 hielt die CCD-Technik bei mir Einzug. Nun erkannte ich recht Sharpless 240, 180mm-Objektiv bei f/4,5, Hα(HαGB), 320min belichtet mit Hα-Filter, Farbinformation mit schnell die Fehler, die ich machte EOS10D Digitalkamera, 5×10min bei 800ASA belichtet. Sternwarte-Brennerpass, Erzgebirge. und sehr bald war mit klar, dass für mich nur ein fest installiertes Teleskop für die Astrofotografi e Sinn macht. Meine Sternwarte mit Schiebe- dach ist seit dem Jahr 2000 in Betrieb. Den größten Teil meiner Beobachtungszeit widme ich den ausgedehnten Emissionsgebieten unserer Milchstraße. Mich faszi- niert immer wieder aufs Neue die Formenvielfalt. Mit dem Jahr 2001 begann für mich eine neue Etappe in der As- tronomie. Ich wurde Mitglied in dem Verein Internationale Ama- teursternwarte e.V. und nutze so- mit öft er die Gelegenheit mit grö- ßeren Instrumenten in Namibia unter optimalen Bedingungen den südlichen Sternenhimmel zu durchforsten. Eta Carina, 4"-Refraktor bei f/4, Hα-Filter, 120min belichtet. IAS-Sternwarte, Namibia. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Helixnebel, 4"-Refraktor bei f/4, Hα-, [OIII]-, Hβ-Filter, je 300min belichtet; Emissionsgebiete mit Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke, Himmelshintergrund in RGB je 20min belichtet. IAS-Sternwarte, Namibia. 4"-Refraktor bei f/4, Hα-Filter, 80min belichtet. IAS-Sternwarte, Namibia.

interstellarum 34 73 Sternfreund-Service

Produktspiegel – Neues vom Hersteller

Celestron: Software für Schwenkeinheit mit Gegengewichtsstan- Alle Kameras zeichnen sich durch Nexstar-Fernsteuerung gen aufgesetzt. Durch kurze Hebel be- geringes Gewicht, hohe Kühlleistung nötigt sie keine Klemmung und bleibt in (–40°C), umfangreiche Software und ein- Celestrons neueste Erfi ndung ist jeder Lage von allein stehen – selbst mit fache Handhabung aus. Die »Nova«-Ka- Nexremote, eine Fernsteuerung für die der Maximalbelastung von 20kg, wie der mera wird in Deutschland entwickelt und computergesteuerten Nexstar-Teleskope. Hersteller angibt. Das Teleskop wird wie in kleinen Stückzahlen gefertigt. Diese Software erlaubt die direkte An- bei einer parallaktischen deutschen Mon- steuerung der Montierung per PC und tierung über eine Prismenschiene befes- »Teleskope, Zubehör übernimmt alle Funktionen der Hand- tigt – allgemein gebräuchliche Schienen und mehr«: Leichtbau- steuerbox. Zusätzlich lassen sich auch von Vixen und Synta können verwendet Rockerboxen Planetariums programme ansteuern, ei- werden, ebenso Gegengewichte dieser gene Himmelstouren programmieren Hersteller. Teleskop-Service bietet meh- Dirk Mohlitz bietet nicht nur Teleskope, und es kann ein eigenes GPS-Gerät zur rere Stativlösungen an, verwendbar sind sondern zeigt mit der eigenen Rocker- Nutzung der GPS-Einrichtungsroutinen dank M10-Innengewinde auch norma- boxserie, dass Stabilität, Leichtbau und genutzt werden. Für besonders faule le Vermessungsstative. Die Panorama- Design keine Gegensätze sein müssen. Sternfreunde arbeitet Nexremote auch Schwenkeinheit kann auch separat für So wiegt eine 14"-Leichtbaubox nur 14 kabellos und per Spracherkennung (der- eine schon vorhandene Giromontierung kg. Als Material wurde Birke-Multiplex zeit nur englisch). Für Nexstar-Besitzer nachgerüstet werden. gewählt. Die Ausfräsungen der Leicht- ist Nexremote auch als Nachrüstkit er- hältlich. Apogee: Großfernglas mit Nebelfi lter Antares: Speers-Waler Zoom 5–8mm Der amerikanische Anbieter Apogee hat eine lange von Deep-Sky-Beobach- Eine interessante Neuankündigung tern vorgebrachte Forderung umgesetzt: kommt von Antares: die Speers-Waler- Die neue Linie von Apogee-Großfern- Okularreihe wird um ein Zoomokular mit gläsern enthält ein eingebautes Nebel- dem ungewöhnlichen Brennweitenbe- fi ltersystem, das mit dem Druck eines reich von 5–8mm erweitert. Damit wird Daumens an- und ausgeschaltet werden eine attraktive Lücke der derzeit erhältli- kann. Erhältlich sind Gläser mit den Da- chen Zoomokulare geschlossen (siehe in- ten 7×50, 10×60, 12×60, 12×80, 20×80 terstellarum 28). Das zehnlinsige (!) Oku- und 20×100. Es handelt sich durchweg lar lässt sich durch um Modelle mit BAK-4-Prismen; Stativa- Verschieben der Hül- dapter und Transportkoffer sind im Liefer- se in der Brennweite umfang inbegriffen. regulieren. Es ist wie die anderen Speers- Astroelektronik Fischer: Waler-Okulare gum- »Nova« CCD-Kameras baubox an den Seiten und den Höhen- miarmiert und besitzt rädern dienen gleichzeitig als Griffe, wel- eine umstülpbare Au- Mit auf Kodak-Sensoren basierenden che gerade bei großen Teleskopen eine genmuschel. CCD-Kameras bietet Gerhard Fischer eine ergonomische Handhabung ermöglichen. Ohne Zoom sind kostengünstige Alternative zu den bekann- Die Standardversion ohne Ausfräsungen Okulare der Brenn- ten Produkten aus den USA. Die Kameras hat an diesen Stellen stabile Edelstahl- weiten 7, 10, 14, 18 werden wahlweise mit drei verschiede- griffe. Alle Kanten sind abgerundet. Die und 24mm in achtlin- nen Sensoren angeboten. Die Nova402 wetterfeste Lackierung zeigt selbst an sigen Konstruktionen erhältlich. Eine Be- bietet eine Aufl ösung von 768×512 Pixeln schwierigen Stellen eine schöne, glatte sonderheit sind die L-Okulare von 14 und bei 9µm Pixelgröße. Für längere Brenn- Oberfl äche, die keinen Angriffspunkt für 18mm mit sehr geringer Rohrverkürzung, weiten ist die Nova261 mit 512×512 Feuchtigkeit bietet. Auch weitere Details die sich deshalb gut für schnelle Newtons Pixeln Aufl ösung gedacht. Ihre 20µm wie die Standfüße aus massiver Eiche mit kurzem Fokus eignen. großen Pixel und die Verwendung rostfreier Schrau-

sind ideal für ben sowie extradicke Gleitlager garantie- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Teleskop-Service: tiefe Deep-Sky- ren Langlebigkeit. Ein zwischen Box und Panorama-Montierung Aufnahmen. Bodenplatte montiertes Druckfedersys- Das Flaggschiff tem fängt etwa die Hälfte des Gewich- Eine neue azimutale Montierung von stellt aktuell die tes ab und ermöglicht so ein ruckfreies Teleskop-Service nutzt die bewährte Nova1602 mit Nachführen. Mohlitz fertigt passend zu Technik des Giro-Systems. Auf eine her- 1536×1024 Pi- jedem Teleskop. kömmliche Giro-Montierung wird die xeln dar.

74 interstellarum 34 Sternfreund-Service

Rezensionen – Neu auf dem Markt

Fasziniert von den Sternen – Abenteuer und Entdeckungen berühmter Hobbyastronomen

In diesem Buch geht es nicht nur um fasst sich mit der astronomischen Beob- Astronomie, sondern vor allem um As- achtung, Observatorien und der beson- tronomen. Genauer gesagt um solche, deren Spezies der Amateurastronomen. die sich dem Sternhimmel nicht beruf- Nachfolgend stehen Sonne, Mond und lich, sondern als Hobby zuwenden. Autor die Planeten im Mittelpunkt. Ferris be- Timothy Ferris ist selbst Amateurastro- schreibt eigene Beobachtungen, berich- nom und als bekannter Wissenschafts- tet über den historischen Werdegang journalist hat er viele Gleichgesinnte tref- ihrer Erforschung und besucht Pla- fen und kennen lernen können. neten- und Kometenbeobachter. Der In dieser deutschen Übersetzung der dritte Teil des Buches ist den stellaren englischen Originalausgabe »Seeing in Objekten, Nebeln und Galaxien ge- the Dark« erzählt Ferris über sich selbst, widmet und wird von einem Anhang seine ganz persönlichen Erlebnisse bei mit Beobachtungshinweisen, Glossar, der Sternbeobachtung und über seine Anmerkungen und Literaturhinweisen Begegnungen mit anderen Hobby-Astro- ergänzt. nomen. Darunter fi nden sich bekannte Timothy Ferris’ Buch stellt an den Namen, wie David Levy, aber auch unbe- Leser keine besonderen Anforderun- kannte oder unerwartete wie Brian May gen, für mich hat es sich als fesseln- (Gitarrist von Queen). In den zahlreichen de Lektüre erwiesen: interessant, kleinen Geschichten beschreibt Ferris kurzweilig und amüsant. die Faszination der Himmelsbeobach- Thomas Rattei tung, berichtet von geduldiger Arbeit und spektakulären Entdeckungen. Die einzelnen Geschichten und Be- Timothy Ferris, Fasziniert von den Sternen – Abenteuer und Entdeckungen berühmter Hobby-As- richte hat Ferris in drei größeren Kapiteln tronomen, 367 Seiten, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 2004, 24,90 €, ISBN 3-440- geordnet. Der erste Teil des Buches be- 09712-X

AstroExcel – ein Plane ta- riumsprogramm in Excel

Auf vielen Rechnern ist das Tabellen- kalkulationsprogramm Excel zu fi nden. Thomas Kraus hat hierfür ein Planetari- umsprogramm geschrieben, das als Free- ware heruntergeladen werden kann. Was erwartet nun den Benutzer? Herzstück des Programms ist ein Himmelsglobus nach Dr. Norbert Gasch aus Köln. Hier kann der Himmelsanblick für jeden Ort der Erde zu jeder beliebigen Zeit darge- stellt werden. Doch diese Software kann noch be- deutend mehr. Eine Darstellung des Son- nensystems in 3D, Ephemeriden – auch die physischen – der Sonne, des Mondes und der Planeten und ein Sichtbarkeits- diagramm können angezeigt werden.

Auch eine Vorschau auf den Ablauf der Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. jeweils nächsten Sonnen- oder Mond- fi nsternis ist möglich. Weiterhin wird die ordinatentransformationen runden diese Dafür werden Sie aber mit einem wirklich Stellung der Jupiter- und Saturnmon- nützliche Software ab. nützlichen Programm entschädigt. de dargestellt. Auch eine Sternzeituhr Einziger kleiner Wermutstropfen ist die André Wulff ist integriert. Viele nützliche Formeln mit rund 9 Megabyte recht umfangreiche zur Berechnung von Teleskopparame- Datei, die heruntergeladen werden muss. Download: www.astroexcel.de tern, Gesichtsfelddurchmessern und Ko- Für Modembesitzer ist dies nicht wenig.

interstellarum 34 75 Sternfreund-Service

Termine für Sternfreunde von Juni bis August 2004

19.6.: 3. Regionaltagung Nord, Gemeindehaus, Friedrich- str. 55, D-26203 Wardenburg. L Bernward Große, Her- bartstr. 15, 26122 Oldenburg, Tel.: 0441/79847, bernward- [email protected], www.avos.org 27. 6.: 13. Ascherslebener Sternguckerfest, Planetarium Aschers- leben, Auf der Alten Burg 40. L Robert Malecha, Finkenlust 18, D- 06449 Aschersleben, Tel.: 03473/803432, Robert.Malecha@t-online. 17.7.: 2. Praktischer astronomi- de, www.sternfreunde-aschersleben.de scher Samstag (2. PaS) ab 15:00 Uhr, Vereinsheim des Astronomi- schen Vereins der Grafschaft Ben- 24.7.–7.8.: Astronomisches Sommerlager (ASL), theim e.V., Veldhausener Str. 46, Gorenzen. L Susanne Hoffmann, susanne@vds- D-49828 Neuenhaus. L Christoph astro-jugend.de, Tel.: 0331/9771031 (tagsüber), Lohuis, [email protected], www.vds-astro-jugend.de/sommerlager www.nightsky-online.de

4.–6.6.: 7. Kleinplanetentagung, Walter-Hohmann- Sternwarte, Wallneyer Str. 159, D-45133 Essen, www. 1.–21.8.: 40th International Astronomical Youth Camp sternwarte-essen.de/kleinplanetentagung2004 (IAYC), Sayda. L Jörg Dietrich, Netzestr. 6, D-53127 Bonn, Tel.: 0228/9024181, [email protected], www.iayc.org

13.–15.8.: 16. Swiss Starparty, Gurnigelpass in den Berner Alpen. L Radek Chromik Leuenberger, Pestaloz- zistr. 53, CH-3400 Burgdorf, Tel. 0041/34/4230336, radek. [email protected]

4.–6.6.: Generalversammlung der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft, Hochschule Wallis, Rue due Rawyl 47, Sitten. L Jacques Zufferey, Equx-Vives 5, CH-3965 Chippis, [email protected], savar.astronomie.ch

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76 interstellarum 34 Sternfreund-Service Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 34 77 Sternfreund-Service

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Meteore: Perseiden 2004 Die Perseiden mit dem Maximum der Aktivität um den 12. Au- gust sind der bekannteste Sternschnuppenstrom. 2004 wird eine Beobachtung ohne Mondeinfl uss möglich, so dass auch schwächere Meteore gesehen werden können. Einige Forscher sagen sogar einen besonders reichen Perseiden-Schauer für 2004 voraus – wir bereiten Sie ausführlich vor.

Schwerpunktthema Okulare ☐ Produktvergleich ☐ Preiswerter Einstieg in die 2"-Welt ☐ Testmethoden für Okulare

außerdem im Heft: ☐ Planetarische Nebel am Sommerhimmel, Teil 2 ☐ Venustransit: Bilder unserer Leser ☐ Nachlese: Wie hell war Komet Q4 (NEAT)? Daphne und Tony Halls

Impressum

Verlag Redaktion Manuskripte öffentlichungen bereits eingesandter Oculum-Verlag, Westliche Stadt- Ronald Stoyan (-rcs), beachten Sie unsere Hinweise Materialien sind gesetzlich für den Zeitraum eines Jahres nach Abdruck mauerstr. 30a, D-91054 Erlangen, Susanne Friedrich (-sf), auf www.interstellarum.de/ untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir [email protected], www.oculum.de Stephan Schurig, (-ssg), autorenhinweise.asp bitten um Beachtung. Abo-Service Matthias Gräter (-mg), Copyright/Einsendungen [email protected] Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Tel.: 09131-970694, Fax: -978596, Für eingesandte Beitrage, insbeson- Beiträge schon an anderer Stelle ver- [email protected] Ronald Stoyan: Chefredaktion dere Fotos, überlassen Sie uns das öffentlicht worden sind. Susanne Friedrich: Lektorat Bezug Recht für einen einmaligen Abdruck. Wir behalten uns vor, bei der Bearbei- Stephan Schurig: Layout/Anzeigen Weitere Nutzungen in Büchern oder Jahresbezugspreise 2004 inkl. Zustel- tung Randpartien einer Aufnahme ab- Matthias Gräter: Repro CDs sind nicht gleichzeitig gegeben lung frei Haus: 37,80 € (D), 44,80 € zuschneiden und diese zu verkleinern/ € € und bedürfen der Genehmigung durch vergrößern, sowie orthografi sche und (CH), 40,90 (A), 44,80 (Ausland), Mitarbeit den Autor. Ausgenommen davon ist erscheint zweimonatlich Anfang Feb., sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Peter Friedrich, Béla Hassforther, der Abdruck ausgewählter Bilder in der Apr., Jun., Aug., Okt., Dez. Eingesandte Beiträge werden nicht Manfred Holl, Thomas Jäger, André Vorschau für die nächste Ausgabe und sinnentstellend verändert bzw. gekürzt Vertrieb Knöfel, Jürgen Lamprecht, Thomas im Internet auf www.interstellarum.de. ohne Einverständnis des Autors. Der Verlagsunion KG, Am Klingenweg 10, Rattei, Wolfgang Steinicke, Rainer Prinzipiell drucken wir nur unveröf- Verlag übernimmt keine Haftung für D-65396 Walluf Töpler, André Wulff fentlichte Fotos und Texte. Parallelver- unverlangt eingesandtes Material.

Leserhinweise Inserentenverzeichnis

Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Planeten: Süden oben, APM Markus Ludes ...... 11 Baader Planetarium ...... 79 MEADE ...... U4 vorangehender Rand links Astro Service-Center ...... 15 Bauer Kuppeln ...... 77 Oculum-Verlag ...... 71,80 Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Sternfreunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, Astro Shop ...... U2 Berlebach ...... 65 Tele-Optic ...... 34 NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky Field Guide Astrocom GmbH ...... U3 Dobsmounts ...... 55 Teleskop Service ...... 67 R.A., Dekl.: äquatoriale Koordinatenangaben, Äquinoktium 2000.0 Astronomie.de ...... 69 Engel EDV ...... 77 Hotel Sahara ...... 77 Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V-Helligkeit Astro!nfo ...... 7 Gerd Neumann ...... 49 Wissenschaft Online...... 70 Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternhaufen), Astrotheke ...... 77 Grab Astrotech ...... 77 Wolfgang Lille ...... 77 PN (Planetarischer Nebel), GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugel sternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar) Astrooptik Meier ...... 65 Intercon Spacetec ...... 4/5 Uranometria: es gelten die Seitenzahlen der Ausgaben vor 2001 Astro Optik v. Bergen ...... 64 Kosmos Verlag ...... 55

Autorenverzeichnis

Walter Bersinger, Obermattenstr. 9, CH-8153 Ruemlang, [email protected] • Hartwig Lüthen, Behnstr. 13, 227 67 Hamburg, [email protected] • Stephan Markus Dähne, Grafstr. 6, 82008 Unterhaching, [email protected] • Messner, Holzhäuserstr. 7c, 09337 Langenchursdorf, [email protected] • Uwe Pilz, Wolfgang Düskau, Troppauer Str. 11, 84478 Waldkraiburg • Bernd Flach-Wilken, Bahnhofstr. Pöppigstr. 35, 04349 Leipzig, [email protected] • Thomas Rattei, Tassiloweg 2, 85399 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 55, 56422 Wirges, [email protected] • Susanne und Peter Friedrich, Hoheberg 29, 85309 Hallbergmoos, [email protected] • Petra Rendtel, Im Elkenkamp 9, 33813 Oerlinghausen • Pörnbach, [email protected] • Bernd Gährken, Am Holzbach 41, 33378 Rheda-Wiedenbrück, Wolfram Russ, Brunhuberstr. 8d, 93053 Regensburg, [email protected] • Stefan [email protected] • Béla Hassforther, Ringstr. 27, 69115 Heidelberg, [email protected] Schimpf, Ringstr. 20, 97332 Volkach, [email protected] • Peter Schlatter, Birkenweg • Manfred Holl, Friedrich-Ebert-Damm 12a, 22049 Hamburg, [email protected] • Thomas 8, CH- 3033 Wohlen b. Bern, [email protected] • Harald Strauß, Moosweg 66, A- 4812 Hugentobler, Dorfstr. 41, CH- 3065 Bolligen, [email protected] • Matthias Juchert, Pinsdorf • Rainer Töpler, Zaisenweg 6, 73614 Schorndorf • Sebastian Voltmer, Metzer Str. 65, Neuhäuser Str. 22, 14797 Lehnin • Manuel Jung, Kirchenfeldstr. 36, CH-3005 Bern, manuel. 66117 Saarbrücken, [email protected] • Volker Wendel, Marcignystr. 12, 67251 Freinsheim, [email protected] • André Knöfel, Habichtstr. 1, 15526 Reichenwalde, aknoefel@minorplanets. [email protected] • Klaus Wenzel, Hamoirstr. 8, 63762 Großostheim • André Wulff, de • Burkhard Kowatsch, Hainbuchenstr. 34, 71149 Bondorf, [email protected] • Gluckstr. 18a, 22081 Hamburg, [email protected]

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