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18. Tourismusgipfel: Bewegende Momente, Politik und aktuelle Trends

nerungen aus den Jahren seines Wirkens in den Bann. Von der Nachkriegszeit über den Prager Frühling 1968 und den ideo- logischen Aufbruch Gorbatschows in der Sowjetunion spannte er den Bogen bis zu den Ereignissen 1989. Wie ein roter Fa- den zogen sich die Themen Reisefreiheit und Aufbruch durch die Rede. Die deut- sche Wiedervereinigung habe als Meilen- Am 13. Oktober 2014 fand der 18. Tou- stein in einer Reihe von Umwälzungen rismusgipfel des Bundesverbands der letztendlich zu einer neuen Architektur Deutschen Tourismuswirtschaft statt. Er- Europas geführt. Und: „Ohne Eu ro pa neut waren fast 600 Gäste der BTW- würden wir heute hier nicht sitzen“, so die Einladung ins Hotel Adlon Kempinski in Quintessenz des Elder Statesman und Berlin gefolgt und erlebten ein kurzweiliges der leidenschaftliche Appell zum Ab- und vielfältiges Programm mit hochrangi- schluss des Tourismusgipfels.

gen Rednern – von Vizekanzler und Bun- Bewegender Auftritt von Ex-Bundesaußenminister deswirtschafts minister Hans-Dietrich Genscher über Lufthansa-CEO Carsten Spohr bis hin zum emotionalen Schlusspunkt durch Hans-Dietrich Genscher. Thematisch reichte das Spektrum von aktuellen politi- schen Herausforderungen wie Mindest- lohn und PKW-Maut bis hin zum Sharing Economy-Trend.

25 Jahre Reisefreiheit – stehende Ovationen für Hans-Dietrich Genscher

Ausnahmsweise beginnen wir mit dem Schlusspunkt: Denn bewegender Höhe- punkt zum Abschluss des 18. Tourismus- gipfels war die Rede von Hans-Dietrich Genscher. Der langjährige Außen minister und Mitarchitekt der deutschen Wieder- vereinigung zog das Auditorium mit Erin-

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BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel Vizekanzler Sigmar Gabriel, MdB

Frenzel: Wachstumsmotor dert, eingefahrene Strukturen aufzubre- Tourismus am Laufen halten! chen, um marktgerechte Antworten zu fin- den, da am Ende die Rolle des Staates Mit einem Appell an die Politik, den nur sein kann, für Wettbewerbsgleichheit Wachstumsmotor Tourismus am Laufen – ein Level Playing Field – zu sorgen. Das zu halten, hatte BTW-Präsident Dr. Michael allerdings müssen wir einfordern.“ Frenzel zuvor den 18. Tourismusgipfel eröffnet. Dafür sei es notwendig, auf stän- Gabriel würdigt dig neue Belastungen der Branche und Wirtschaftsfaktor Tourismus ihrer Gäste zu verzichten und bereits be- stehende Belastungen zu reduzieren. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel Frenzel forderte eine schnellstmögliche würdigte in seiner Rede die Bedeutung Abschaffung der Luftverkehrsteuer, das des Wirtschaftsfaktors Tourismus und Aus für das Projekt PKW-Maut sowie eine plädierte dafür, die Rolle der Branche regelmäßige und zeitnahe Evaluierung des besser zu kommunizieren. Hinsichtlich arbeitsmarktpolitischen Experiments Min- der Hinzurechnung der Gewerbesteuer destlohn. Darüber hinaus führte er den beim Einkauf von Hotelleistungen ver- Teilnehmern auch noch einmal die massi- sprach Gabriel die Unterstützung der ven Konsequenzen der gewerbesteuerli- Bundesregierung, die frühere Verwal- chen Hinzurechnung des Hotelzimmeran- tungspraxis wieder einzuführen. Eine Ab- kaufs für die Reiseveranstalter vor Augen. sage hingegen erteilte er einer Abschaf- Frenzel appellierte aber auch an die Bran- fung der Luftverkehrsteuer, solange die che, auf gesellschaftliche Entwicklungen – Haushaltslage dies nicht zulasse. Auch in von Neuen Märkten bis hin zu neuen Sachen PKW-Maut berief sich Gabriel auf Trends wie Sharing Economy – angemes- den Koalitionsvertrag. Der Mindestlohn sen zu reagieren. „Wir selbst sind gefor- müsse Anreize geben, dass es sich lohnt Branchentermine

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zu arbeiten. Weiter ging er auf die Verän- derungen der Branche durch die Digitali- sierung entlang der Wertschöpfungskette ein. Mit ihrer digitalen Agenda wolle die Bundesregierung unter anderem mittel- ständischen und kleineren Unternehmen zum Beispiel im Gastgewerbe helfen. Mit Blick auf den demografischen Wandel verwies Gabriel auf rückläufige Bewerber- zahlen und die Notwendigkeit, die duale Berufsausbildung gleichwertig zur akade- mischen Laufbahn zu gestalten. Aus- Futurologe Dietmar Dahmen drücklich befürwortete Gabriel den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und kündigte die neue Form des Teilens eröffnete. Vorschläge an, wie private Investitionen Sharing ist schnell, Sharing ist cool, Sha- einen Beitrag dazu leisten könnten. ring ist mobil – so die Essenz seines Ein- gangsstatements. Voraussetzung für ein Sharing Economy im Fokus erfolgreiches Etablieren der Sharing Eco- nomy sei Sicherheit für den Kunden, eine Die Frage, ob die Sharing Economy eine starke Präsenz im Markt und ein erstklas- Bedrohung oder Chance für den Tourismus siger Service. ist, stand im Mittelpunkt der Experten- runde, die Markenexperte und Futurologe Auf dem Podium diskutierte Dahmen mit Dietmar Dahmen mit einem Plädoyer für dem Hauptgeschäftsführer des Hotelver-

Futurologe Dietmar Dahmen, Reinhard Quante (Europcar), Moderator Nils Kreimeier (Capital), Christopher Cederskog (Airbnb) und Markus Luthe (IHA) diskutieren über Chancen und Risiken der Sharing Economy (v.l.n.r.)

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bandes Deutschland (IHA) Markus Luthe, Airbnb-Deutschland-Chef Christopher Cederskog sowie Europcar-Geschäfts- führer Reinhard Quante. Die Diskussion machte deutlich, dass sich die klassi- schen Leistungsanbieter stark über As- sets definieren, während die New Eco- nomy-Repräsentanten Kunden und ihre Erlebnisse stärker in den Vordergrund ih- rer Konzepte rücken. Konträr blieben die Positionen in Fragen der Verlässlichkeit. Klassische Anbieter müssten einerseits Lufthansa-Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr mit Überreglementierungen kämpfen, an- dererseits gäben starke Reglements auch schen Raum hingegen von 9 Prozent. Sicherheit bei der Qualität von Produkten. Gründe dafür liegen in teilweise hausge- Offen blieben auch die Fragen, wie hoch machten Problemen wie limitierten Be- der tatsächliche Anteil von echten Sha- triebszeiten, Wettbewerbsverzerrungen ring-Kapazitäten ist oder ob hier auch ei- durch den Emissionshandel, die schlep- ner Art Schattenwirtschaft die Tür geöff- pende Umsetzung des Single European net wird. Sky oder das Streikrecht. Spohrs Appell an die Politik: Der Tourismus lebt zu ei- Spohr skizziert Herausforderungen nem erheblichen Teil vom Luftverkehr – und Perspektiven für Lufthansa entsprechend braucht der Luftverkehr Unterstützung. Die wirtschaftliche Grundkonstellation für die Deutsche Lufthansa fasste Vorstands- Die Dynamik im Urlaubssegment ist Spohrs vorsitzender Carsten Spohr in seiner Ansicht nach deutlich stärker als im Ge- Rede prägnant zusammen: „Die Zahlen schäftsreisemarkt. Die Hemmschwelle für verändern sich rasant: Die Passagier - Kurztrips sinkt – auch aufgrund günstiger zahlen weisen nach oben, die Margen Angebote. Der Städtetourismus in Europa nach unten.“ boomt, etwa ein Viertel aller Passagiere fliegt innerdeutsch, weshalb Lufthansa ihr Der Luftverkehr steht Spohr zufolge vor Engagement in diesen Bereichen deutlich einem weiteren fundamentalen Umbruch. verstärke. Neben dem Outbound-Markt Die Kernbotschaft: Wachstumsraten in setzt LH auch auf das Incominggeschäft, Europa von 2 bis 3, im asiatisch-pazifi- u.a. aus China und Indien. Branchentermine

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Peter Siemering (l.) und Reinhard Werner Martina Groenegres, Bärbel Grönegres und Susanne D. Schick (v.l.n.r.)

Staatssekretärin Iris Gleicke, MdB, Vizekanzler Joachim König, Matthias Schultze, Andreas Kuchajda und Sigmar Gabriel, MdB und BTW-Präsident Prof. Dr. Kurt Jeschke (v.l.n.r.) Dr. Michael Frenzel (v.l.n.r.)

„Volles Haus“ und erfreuliche Medien- 48 präsenz im Palaissaal des Hotel Adlon. BTW_JB-2015_k00-k08_Layout 1 27.05.15 13:20 Seite 49

Petra Hedorfer (l.) und Dr. Marion Weber Dr. Carsten C. Hübner, Dr. Monica Berg und Kurt Heinen (v.l.n.r.)

Dr. Peter Fankhauser und Birgit Bohle Robert Salzl, Jens Huwald, Michael Mücke und Richard Eberhardt (v.l.n.r.) Branchentermine , MdB, Hans-Dietrich Genscher, Amel Karboul, Dr. Michael Frenzel und Michael Rabe (v.l.n.r.)49 BTW_JB-2015_k00-k08_Layout 1 27.05.15 13:20 Seite 50

Klaus Laepple (l.) und Hans Doldi Norbert Fiebig, Marliese Kalthoff, Dirk Rogl und Michael Garvens (v.l.n.r.)

Ralf Teckentrup, Dr. Michael Frenzel und Tobias Jüngert, Michael Grau und Olaf Collet (v.l.n.r.) Thomas Ellerbeck (v.l.n.r.)

Jürgen Büchy, Christian Hein und Uwe Müller Dr. Helmut Krüger, , Dr. Christian Göke und Jean (v.l.n.r.) Claude Baumgarten (v.l.n.r.)

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Hochkarätige Staatssekretärs- wolle das Finanzministerium die Recht- Runde: Positionen der sprechung abwarten und empfehle einst- Bundesregierung bestätigt weilen die Aussetzung des Vollzuges.

Unter der Überschrift „Wirtschaftsfaktor Staatssekretär Kelber plädierte dafür, bei Tourismus – In der Politik angekommen?“ der Beurteilung der Pauschalreisericht linie erläuterten die Staatssekretäre Enak sowohl die Wirtschafts- als auch die Ver- Ferle mann (Verkehr), Ulrich Kelber (Justiz braucher interessen im Blick zu haben. und Verbraucherschutz), Nachhol bedarf sah er zunächst noch bei (Arbeit und Soziales) und Dr. Michael den Definitionen. Meister (Finanzen) die Sicht der Bundes- politik auf aktuelle Fragen und Forderun- In der Diskussion um Tarif- und Streikrecht gen der Tourismuswirtschaft. erklärte Staatssekretärin Kramme, dass vom Bundesarbeitsgericht strikte Vorga- Ein Ende der Luftverkehrsteuer sei nach ben gemacht wurden. Dass der Mindest- Ansicht des Finanzministeriums derzeit nicht lohn Arbeitsplätze gefährden könne, kon- in Sicht, so Staatssekretär Dr. Meister – terte Kramme mit dem Hinweis auf Erfah- nach einem einprozentigen Rückgang im rungen mit dem Arbeitnehmerentsende- Jahr 2011 seien die Passagierzahlen be- gesetz. Zudem müssten Arbeitnehmer reits seit 2012 wieder gestiegen. Mit Blick „anständig verdienen – auch im Hinblick auf die gewerbesteuerliche Hinzurechnung auf die Altersvorsorge“.

Dr. , MdB, , MdB, Moderatorin Dr. Ursula Weidenfeld, Anette Kramme, MdB, und Ulrich Kelber, MdB (v.l.n.r.) Branchentermine

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Zum Thema Maut erklärte Staatssekretär Schlüs sel dazu die Ausbildung von Fach- Ferlemann, dass sie käme, aber grenz- kräften. In vielen touristischen Destinatio- nahe Regionen sich keine Sorgen hinsich t - nen auf der ganzen Welt könne man sich lich negativer Folgen machen müssten. von der Expertise tunesischer Fachleute überzeugen, beispielsweise in der Ferien- Tunesien – ein Start up in Demokratie hotellerie. Es komme jetzt darauf an, dass möglichst viele dieser Fachkräfte in die Tunesiens damalige Tourismusministerin Heimat zurückkehren, um dort ihr Können Amel Karboul warb mit einem leiden- einzubringen. schaftlichen Appell um Vertrauen für ihr Land. Die viel gelobte Revolution habe Die Digitalisierung, so Karboul, macht zwar gesellschaftlichen Fortschritt für das auch um Tunesien keinen Bogen – ver- Land gebracht, für die Tourismusindustrie stärkt soll deshalb in den weltweiten jedoch einen herben Rückschlag be - Communities geworben werden. Ähnlich deutet. wie in Deutschland sieht die Ministerin in den ländlichen Regionen touristisches In fließendem Deutsch erläuterte Karboul Potenzial, das erschlossen werden soll. die Aufgaben, vor denen ihr Land in Sa- Tunesien sei mehr als Badeurlaub. Um chen Tourismus steht. Dabei zog sie auch auch beispielsweise touristische Schätze Parallelen zu den Herausforderungen in im Nordosten oder den Wüstenregionen Deutschland: Ein Kernthema sei die Qua- zu stärken, soll die Gründung von Unter- lität des touristischen Angebots, der nehmen gefördert werden.

Die damalige tunesische Tourismusministerin Amel Karboul

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ITB Berlin 2014: Gute Stimmung, ausgebuchte Messehallen, mehr Fachbesucher

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Die ITB Berlin war auch 2014 wieder ein Auch BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel voller Erfolg: Vom 5. bis 9. März 2014 prä- zog ein positives Fazit nach der Messe: sentierten sich fast 10.150 Aussteller aus „Eine erfolgreiche und optimistisch stim- 189 Ländern – mehr als zwei Drittel davon mende ITB liegt hinter uns. Die Menschen internationale Aussteller – in 26 ausge- haben ihren Urlaub fest im Visier, wie viele buchten Hallen. Insgesamt reisten rund der hier veröffentlichten Studien deutlich 114.000 Fachbesucher nach Berlin – zeigen. Zudem ist einmal mehr klar ge- 4 Prozent mehr als 2013. Rekordergeb- worden, wie zeitgemäß und wichtig eine nisse bei den Besucherzahlen erzielte solche Messe, der persönliche Kontakt einmal mehr der ITB Berlin Kongress: Ins- vor Ort mit Geschäftspartnern und Kun- gesamt 22.000 Teilnehmer verfolgten rund den, auch in unserer immer digitaler wer- 200 Vorträge, Diskussionen und Work- denden Gesellschaft ist. Auch zahlreiche shops. Als Besuchermagneten erwiesen Politiker haben sich wieder hocherfreut sich dabei die Themen Social Media und über die positiven Effekte von Tourismus Mobile Travel Services wie auch der The- auf Wirtschaft und Gesellschaft geäußert. menschwerpunkt Luxus. Partnerland der Umso unverständlicher sind für uns die ITB Berlin 2014 war Mexiko. zahlreichen bestehenden und geplanten Branchentermine

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politischen Belastungen, mit denen un- sere Branche zu kämpfen hat. Nach wie vor treibt ganz besonders die Luftver- kehrsteuer vielen unserer Unternehmer tiefe Sorgenfalten auf die Stirn, wie mir zahlreiche Gespräche auf der Messe er- neut verdeutlicht haben. Die Steuer schwächt den für unsere Branche so wichtigen deutschen Luftverkehr, torpe- diert das Wachstum und gehört endlich ein für alle Mal abgeschafft.“ BTW-Präsident Dr. Michael Frenzel begrüßte die zahl- reichen Gäste der Eröffnungsfeier © Messe Berlin

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