75 Jahre LTLV

www.ltlv.li VORWORT

«75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathle- tikverband» sind eine Zeit bedeutsamen Wandels in . Der Sport hat den Wandel mitgestaltet, eingelei- tet von weltoffenen Pionieren wie Xaver Frick und seinen Freunden – als Sportler und Funktionäre. Was hat die Menschen bewegt, die Ideale und Tradition der Turnbewegung von Turnvater Fried- rich Ludwig Jahn in unser gemeinschaftliches Da- sein einzubringen und zu leben? Sie haben das «Frisch – Fromm – Fröhlich – Frei» – «ein frischer Körper und Geist mit frommer Ach- Vorwort ...... 3 tung in fröhlicher Gemeinschaft als freier Mensch» Grussworte...... 4 in unseren Vereinen verwirklicht. Geschichte und Visionen für eine erfolgreiche Zukunft.. . . .6 Heute sind wir eine Sportbewegung mit 1500 Xaver Frick, der Liechtensteiner Pionier des Sports . . . . . 8 Sporttreibenden jeden Alters, organisiert in elf Günther Hasler, die Rakete in den Mittelstreckenläufen. . . . 9 Vereinen in acht Gemeinden des Landes, also Von der Hochzeitsattraktion bis Olympia ...... 10 gleichfalls eine gesunde Grundlage für die Wei- Olympiasieger und Weltrekordhalter tergestaltung des sportlichen Lebens im Turnen an Landesmeisterschaft...... 11 und in der Leichtathletik. Liechtensteiner die besten Schweizer Die vorliegende Jubiläums-Schrift gibt Einblick in an der Gymnaestrada ...... 12 die Menschen – in ihr Denken, Fühlen und Han- Sophie Marxer: «Nie zu alt, um sich zu bewegen» . . . . .13 deln, welches bestimmend war im zeitlichen Ver- Gute Kontakte und Freundschaften lauf der 75 Jahre unseres Bestehens. über die Landesgrenzen hinaus ...... 14 Die Autorin Andrea Kobler-Kobelt hat dabei ihr 75 Jahre LTLV in Zahlen...... 15 turnerisches Herz erkennbar in die Schilderung Gönnerliste...... 18 mit eingebracht. Impressum ...... 19 Toni Jäger, Ehrenpräsident LTLV

3 Grussworte

Der LTLV hat eine grosse Tradition mit vielen Erfol- Der Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikver- gen – hieran gilt es in Zukunft anzuknüpfen. Der band ist seit seiner Gründung 1936 als ein kleiner, Turn- und Leichtathletiksport mit seinen verschie- aber sehr aktiver Verband anerkannt und respek- schehen ist der jubilierende Verband ein wichtiger, denen Disziplinen besitzt im Breiten- und Freizeit- tiert, der die europäische Turnszene vor allem in pflichtbewusster und loyaler Partner, auf den man sport eine grosse Anziehungskraft und Faszina- den traditionellen Disziplinen wie «Turnen für sich verlassen kann. tion, gerade für Kinder und Jugendliche. Der LTLV Alle» bereichert hat. Die UEG schätzt seine ver- Schweizerischer Turnverband STV ist daher einer der wichtigsten Verbände zur För- antwortungsbewusste, loyale Turnpolitik. Hanspeter Tschopp, Zentralpräsident derung der polysportiven Grundschulung und Europäische Turnunion UEG Ruedi Hediger, Geschäftsführer Ausbildung. Mein grosser Dank und grosse Aner- Georges Guelzec, Präsident kennung gilt all jenen, die sich in den unter- Ruedi Hediger, Vizepräsident Swiss Athletics als nationaler Verband allgemein schiedlichsten Funktionen und Tätigkeiten beim und ich als Buchser im Speziellen, der nur 500 LTLV mit viel Herzblut, Fachkompetenz und Idea- Wir sind stolz, dass ein kleiner Verband wie der Meter von der Grenze zum Ländle aufgewachsen lismus in den 75 Jahren seines Bestehens einge- LTLV immer wieder erfreuliche sportliche Resultate ist, wünschen dem LTLV für die Zukunft alles Gute setzt haben. feiern konnte. Er hat dazu beigetragen und be- und freuen uns auf viele gemeinsame Projekte, Hugo Quaderer, Sportminister Liechtenstein wiesen, dass ein Verband auch in einem kleinen die darauf ausgelegt sind, die Leichtathletik in un- Die IAAF – der Weltverband der Leichtathletik –, Land viel bewegen kann. Der LTLV leistet seit 75 seren beiden Ländern weiter zu entwickeln. Ich bin stolz, Präsident der FIG, mit ihren 130 Mit- mit weltweit 212 Mitgliedsverbänden, freut sich, Jahren einen wertvollen Beitrag zur Förderung des Swiss Athletics gliedsverbänden, zu sein. Liechtenstein ist eines auch seine kleineren Mitglieder zu fördern und Breiten- und Leistungssportes in Liechtenstein. Hansruedi Müller, Präsident der beispielhaften und treuen Mitglieder. Durch deren Vertreter bei internationalen Wettkämpfen Europäischer Leichtathletikverband EEA ihr Wirken im Internationalen Turnerbund tragen wie auch offiziellen Anlässen zu begrüssen. Die Hansjörg Wirz, Präsident Wir freuen uns, dass Liechtenstein seit 1982 an die Liechtensteiner dazu bei, unsere Botschaft zu Athletinnen und Athleten aus Liechtenstein hat- der Gymnaestrada ebenso teilnahm wie 2009 bei verbreiten, – die Botschaft des Wohlergehens ten sich schon mehrmals mit bemerkenswerten 75 Jahre Verbandstätigkeit zeugen von Qualität, der ersten Gym for Life Challenge. Es ist beeindru- durch die Bewegung, durch das Turnen auf allen Leistungen auf der Weltbühne der Leichtathletik Innovation und Vision – Prädikate, welche Euer ckend, dass der LTLV über 75 Jahre hinweg den Leistungsebenen. Ihre Mitgliedschaft in der FIG gezeigt, was wir auch in Zukunft mit gebührender Verband mit Stolz in Anspruch nehmen darf. Die Turnsport kontinuierlich gepflegt hat. Dies mit der und ihre Aktivitäten als unser Mitglied sind wich- Anerkennung schätzen werden. Darauf dürfen die Vereine des LTLVs nehmen als Mitglieder des Besonderheit, dass sämtliche Turnaktivitäten im- tig. Der Verband ist eines der treibenden Elemente Sportlerinnen und Sportler stolz sein wie auch ihr St. Galler Turnverbandes eine wichtige Rolle im mer für die ganze Bevölkerung offen standen – das vermag, alle Turnenden um ein und dasselbe Verband. Turngeschehen des Schweizerischen Turnverban- Gymnastics for All! Ideal zu vereinen. Internationaler Leichtathletikverband IAAF des ein, beteiligen sie sich doch aktiv und erfolg- Internationaler Turnverband FIG Internationaler Turnverband FIG Lamine Diack, Präsident reich an dessen angebotenen Wettkämpfen und FIG-Komitee – Turnen für Alle Prof. Bruno Grandi, Präsident Pierre Weiss, Generalsekretär Anlässen. Aber auch im internationalen Turnge- Margaret Sikkens Ahlquist, Präsidentin

4 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 5 Geschichte und Visionen für eine erfolgreiche Zukunft

Im Jahr 1886, also vor 125 Jahren, ist in Der LTLV bildete sich «nebenbei» iert und 1994 offiziell gegründet worden. Dem der erste Liechtensteiner Turnverein Es war die Regierung, die Sportler und Funktionäre Verband gehören die zehn Mitgliederverbände An- gegründet worden. Dies war der Beginn einer beauftragte, die verschiedenen Sportarten im Land dorra, Gibraltar, Island, Liechtenstein, Luxemburg, interessanten Geschichte. zu koordinieren. Aus dieser Aufgabe entstand 1936 Malta, Montenegro, Monaco, San Marino und Zy- der Liechtensteinische Landessportverband (FLSV). pern an. 2007 trat der LTLV schliesslich der Inter- 1925 folgte die Gründung des Turnvereins , Aus der Fachgruppe für Turnen und Leichtathletik nationalen Berglauf-Vereinigung (WMRA) bei. Der dem ältesten noch heute existierenden Turnverein mit Xaver Frick, Balzers (Leitung), Gustav Barbier, Balzner LTLV-Athlet Josef Vogt lief an der Europa- im Land, und 1932 bildeten sich die Turnvereine , Oskar Ospelt, Vaduz, und Stefan Wachter, meisterschaft 2011 in der Türkei. von Balzers und Triesen. 1935 entstand das Natio- Schaan, bildete sich «so nebenbei» der Liechten- nale Olympische Komitee NOK Liechtenstein. steiner Turn- und Leichtathletikverband. Die Vereine im Jubiläumsjahr 2011 zählt der Liechtensteiner Turn- und Leicht- Schnell internationale Kontakte geknüpft Turnverbandes (FIG). 1978 trat der LTLV der Europä- athletikverband elf Vereine mit über 1500 Mitglie- Bereits 1938 wurde der LTLV Mitglied des Inter- ischen Turnunion (UEG) und der Internationalen dern in acht Gemeinden. Im Jubiläumsjahr gehö- nationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) und Bodensee-Leichtathletik (IBL) bei, welche 1981 erst- ren folgende Vereine dem LTLV an: Turnvereine dadurch auch des Europäischen Leichtathletikver- mals eine Verbandstagung in Liechtenstein abhielt. Balzers, -, , Schaan, Triesen, bandes (EEA). Die Leichtathleten erhielten die Start- , Frauenriege Triesen, Frauenturnverein berechtigung in der Schweiz. Twirling begeistert während 18 Jahren Balzers, Frauenturnverein Vaduz-Ebenholz, Gym- Immer wieder nahm der LTLV neue Disziplinen auf. nastikverein Triesen und Männerturnverein Vaduz. Ab 1964 mit Leichtathletinnen So zum Beispiel Triathlon oder die Twirling-Gruppe 1964 wurde der Sportbeirat der Regierung gebil- Trisuna. Liechtenstein war das erste Land Europas, Die Leichtathletik in einen Verband vereinen det. Im selben Jahr nahmen erstmals Frauen an den das Twirling offiziell als Sport anerkannte. Während Auch mit 75 Jahren wird es um den LTLV nicht Leichtathletik-Meisterschaften des Landes teil, und rund 18 Jahren begeisterte die Gruppe, die 1990 ­ruhiger. Nach einem 30-jährigen Nebeneinander 1965 wählten die LTLV-Mitglieder erstmals Frauen wieder aufgelöst wurde, mit über 300 Auftritten. wollen der LTLV und der Liechtensteinische Leicht- in den LTLV-Vorstand. 1966 unterschrieb der LTLV athletikverband LLV die heimische Leichtathletik – ein Abkommen mit dem Schweizerischen Amateur- Leichtathletikverband der Kleinstaaten mit Ausrichtung auf den Leistungssport – in einen Leichtathletik-Verband (SALV) bezüglich Startmög- Auf Initiative der vier Verbände Island, Luxemburg, Verband vereinen. Der TV Eschen-Mauren, der TV lichkeiten von Liechtensteiner Athleten. Fünf Jahre Zypern und Liechtenstein ist 1989 der Leichtathle- Schaan und der TV Triesen werden mittels Doppel- später wurde der LTLV Mitglied des Internationalen tikverband der Kleinstaaten Europas AASSE initi- mitgliedschaft auch dem LLV angehören.

6 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 7 Xaver Frick, der Günther Hasler, Liechtensteiner Pionier die Rakete in des Sports den Mittelstreckenläufen

Xaver Frick aus Balzers lebte für den Sport. Er war ein Quereinsteiger, ein Senkrecht- Während 34 Jahren half er als Präsident, den starter, ja eine Rakete: Günther Hasler lief LTLV zu gestalten und zu verbessern. Als Bestzeit um Bestzeit. Noch heute hält er einziger Liechtensteiner Sportler nahm er Liechtensteiner Rekorde über sechs Outdoor- zudem an Sommer- und Winterspielen teil. und eine Hallen-Distanz. der immer danach strebte, noch schneller zu wer- den, auf anderen Tartanbahnen. An Schweizer Die ersten Versuche von Xaver Frick im Sport, oder Er liebte das Dribbling, war ballverliebt, technisch Meisterschaften feierte er über 800 Meter den besser gesagt im Weitsprung, endeten unglück­ versiert und je älter er wurde, desto schneller. Als Hattrick. Absoluter Höhepunkt war aber der zwei- licherweise im nahen Dorfbach und wurden mit 22-Jähriger wechselte Günther Hasler die Fuss- te Rang beim Int. Hallenmeeting in Mailand 1977: väterlichen Strafeinheiten auf den Hintern be- ballschuhe mit den Nagelschuhen des Mittelstre- «Dieser zweite Rang, mit einer der weltbesten straft. Dies hielt ihn aber nicht ab, Grosses für den ckenläufers. Bereits im zweiten Wettkampf feierte Hallenzeiten über 800 Meter sowie der 13. Rang Liechtensteiner Sport zu tun. er über 800 Meter den ersten Sieg, lief im ersten in der Weltrangliste, gaben ein sehr gutes Ge- Wettkampfjahr den ersten Landesrekord, steiger- fühl.» Vor allem auch bei den DDR-Funktionären Vielseitige Interessen für den Sport te sich 1974 und 1975 pro Wettkampfjahr jeweils hinterliess Hasler mächtig Eindruck. Denn nur ein Xaver Frick war Mitbegründer des Turnvereins und um drei Sekunden und stellte in jeder Saison einen einziger Läufer der ehemaligen DDR konnte Has- Fussballclubs Balzers. Er engagierte sich als aktiver weiteren Landesrekord auf. Wegen Verletzungen ler bezwingen und dies erst in seinem Abschluss- Sportler, Trainer, Kampfrichter, Berichterstatter und musste der Athlet aus Nendeln die Olympiasaison jahr. 1978, nach einem Halbfinal-Platz an der Eu- Funktionär. An den Sommerspielen im Jahre 1936 mitglied im Alpenverein, TV Balzers und Skiclub 1976 13 Mal unterbrechen. Im Vorolympischen ropameisterschaft in Prag, trat Hasler nach sechs in Berlin startete er als Leichtathlet (100 m, 200 m), Balzers mit. Für die sportlichen Verdienste und Meeting im Letzigrund lief er stark, die Leichtath- Jahren Spitzenleichtathletik zurück und konzen­ an den Winterspielen 1948 in St. Moritz lief er mit Leistungen wurde Xaver Frick 2003 das Goldene letik-Spezialisten sahen ihn bereits im Olympia- trierte sich fortan auf die berufliche Karriere. der 4x10-km-Langlaufstaffel auf Rang elf. Lorbeerblatt der Regierung verliehen. «Ich bin finale. Über 800 Meter brach eine Zerrung wie- stolz, dass die, welche zu Beginn vorne standen, der auf, der Athlet des TV Schaan und TV Läng­- Wichtigste Erfolge über 800 Meter Von der Regierung geehrt berücksichtigt worden sind. Dennoch bilde ich mir gasse Bern erholte sich aber bis zum Start im ■■ 5. Hallen-EM San Sebastian 1977 Im 1935 gegründeten Nationalen Olympischen nicht ein, dass es nur um mich gegangen ist, son- 1500-Meter-Rennen, lief Liechtensteiner Rekord ■■ SM-Hattrick 1975 bis 1977 Komitee war Xaver Frick als Mitglied zugleich dern um den Sport und eine gesunde Sportförde- und verpasste den Einzug ins Halbfinale nur ■■ 1. Int. Meeting Bratislava 1975 auch Sekretär, von 1963 bis 1970 führte er das rung in unserem Lande», sagte Frick damals ge- knapp. Somit war Olympia für ihn «der gesell- ■■ 2. Int. Hallenmeeting Mailand 1977 NOK als Präsident an. Den LTLV präsidierte er wäh- genüber dem «Liechtensteiner Vaterland». Xaver schaftliche Wahnsinn», nicht aber der sportliche ■■ 2. SM in Lugano 1974 rend 34 Jahren, wirkte aber auch als Vorstands- Frick starb am 10. Juni 2009 im 97. Altersjahr. Höhepunkt. Geschichte schrieb Günther Hasler, ■■ 3. SM in St.Gallen 1978

8 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 9 Von der Olympiasieger und Hochzeitsattraktion Weltrekordhalter bis Olympia an Landesmeisterschaft

«Der Empfang bei Fürst Hans Adam II. auf Immer wieder setzen sich der LTLV und deren Schloss Vaduz und die Organisation im Vereine als Organisatoren in Szene. So war Liechtensteiner Team bei Olympia 1972 in der TV Balzers 1978 Organisator des München waren einmalig. Schliesslich war ich Kreisturnfestes. Eine der Visionen des LTLV ist froh, dass ich den Einzug ins Schweizer es, über 30 Jahre nach Balzers, wieder ein Olympiateam um einen Viertelpunkt Kreisturnfest im Land zu organisieren. verpasste», erzählt Bruno Banzer von seinem Weltrekordhalter Allan «Al» Feuerbach. 1947 wur- Karrierehöhepunkt als Kunstturner. Stolz, Liechtenstein zu vertreten Die erste Teilnahme eines Liechtensteiner Vereins de der Eschner Bretschalauf aus der Taufe geho- «So gerne ich mit der Schweiz an Olympia teilge- an einem Turnfest geht auf das Jahr 1933 zurück. ben. Der zweite bekannte Liechtensteiner Lauf, der Als Zweijähriger machte Klein-Bruno den Kopf- nommen hätte, so stolz war ich, Liechtenstein ver- Der Turnverein Schaan war es, der das Rheintaler- Geländelauf in Ruggell, wird seit 1983 durchge- stand, mit Fünf den Handstand. Wurde im Dorf treten zu dürfen», erzählte Bruno Banzer, der sich Vorarlberger Turnfest in Hard besuchte. Erstmals führt. 1957 und 1978 organisierte der Turnverein geheiratet, trugen andere Kinder Gedichte vor, auf seine eigene Art bedankte. Er gab sein Wissen turnten 1955 Balzers, Triesen und Schaan beim Balzers das St.Galler Oberländer Bezirksturnfest, Bruno drückte den Handstand mitten auf dem ge- bei einem Kurs für junge Kunstturner in Schaan Eid­genössischen Turnfest in Zürich. respektive das Kreisturnfest. Dabei setzten sich die deckten Banketttisch. Bei seinem Karrierehöhe- weiter. 1972 turnte er am Eidgenössischen Turnfest Liechtensteiner nicht nur als Organisator, sondern punkt an den Olympischen Spielen in München in Aarau den Zwölfkampf in der Eliteklasse, den Hochkarätige Landesmeisterschaft auch im Wettkampf ausgezeichnet in Szene. sahen ihn 12’000 Zuschauer. Er weiss noch heute, Sek­tionswettkampf mit Oberwil und dem Turnfest­ Ab 1934, als an der Landesausstellung in Vaduz wie er als erster Turner die Kunstturnarena von sieger BTV Luzern und schliesslich den ganzen Sek­ erstmals Wettkämpfe veranstaltet wurden, trat der Schweizer Meisterschaft in Vaduz München betrat, nervös wie immer: «Doch so ge- tionswettkampf mit dem Turnverein Triesen. Er war LTLV regelmässig als Veranstalter auf. 1937 kam In jüngster Vergangenheit organisierte zum Bei- schüttelt, hatte es mich sonst nie.» Der Wett- danach so erschöpft, dass er am ganzen Fest nie der Landessporttag zur Austragung und kurz da­ spiel der TV Balzers die Schweizer Meisterschaft kampf gelang Banzer gut und er beendete den eine Festhütte von innen sah. rauf wurden die ersten Leichtathletik-Meisterschaf- im Geräteturnen (1999) und Eschen-Mauren die Zwölfkampf als 88. im 125-köpfigen Feld. Nach Nach seiner sportlichen Karriere studierte der ge- ten durchgeführt. Teilweise kamen die Teilneh­ Qualifikationswettkämpfe für den Erdgas Athletic Wettkampfende erlebte er Olympia hautnah: lernte Elektromonteur Sportlehrer und später Psy- menden der Leichtathletik-Wettkämpfe weit her Cup (2010/2011) und den Migros-Sprint (2011). «Spitzenschwimmer Mark Spitz live zu verfolgen, chologie. Der Spitzensport fehlte ihm: «Oft machte gereist. So 1977 bei der Liechtensteinischen Einzel- 2009 übernahm der LTLV kurzfristig für Swiss Ath- war ebenso faszinierend wie die Begegnungen ich am Abend im Zimmer Liegestützen, um über- meisterschaft in Schaan, mit Athleten aus fünf Län- letics den Schweizer Final des Erdgas Athletic mit allen anderen Spitzensportlern.» Er erinnert haupt einschlafen zu können.» Jedes Jahr kehrt dern. Darunter Diskuswerfer Mac Wilkins, der Cups und führte ihn in Schaan durch. sich noch gut, wie zum damaligen Schlager «In Bruno Banzer als Besucher nach Liechtenstein zu- Olympiasieger von Montreal 1976, der im Olympia- Im Dezember 2012 werden die beiden Turn­vereine The Summertime» getanzt, aber auch wie die rück. Wohl auch um seine Olympia-Erlebnisse auf- jahr als erster Athlet über 70 Meter warf und sein Schaan und Balzers in Vaduz die Schweizer Meister- Stimmung mit dem Attentat gedrückt wurde. zufrischen. amerikanischer Kollege, der ehemalige Kugelstoss- schaft im Vereinsgeräteturnen Jugend organisieren.

10 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 11 Liechtensteiner die Sophie Marxer: besten Schweizer «Man ist nie zu alt, an der Gymnaestrada um sich zu bewegen»

Liechtenstein begeisterte bei all seinen sechs Männer turnen in Liechtenstein seit Auftritten an der Gymnaestrada. 125 Jahren. Dass sich auch Frauen gerne bewegen, wurde lange Zeit nicht gern 1982 in Zürich tanzten sich Mädchen aus ganz mussten zusehen. Nach reiste Liech- gesehen. Sophie Marxer, das älteste noch Liechtenstein in die Herzen der Zuschauer. Eva Jo- tenstein vier Jahre später erstmals mit einer Grup- lebende Ehrenmitglied des LTLV, erinnert sich. hann aus Triesen kann sich noch gut daran erin- pe Kinder. Ob Zürich, Herning, Amsterdam, Göte- nern: «Wir haben die anderen Teilnehmenden be- borg, Lissabon oder Dornbirn: Die Gymnaestrada Die ersten turnenden jungen Damen seien in sonders beobachtet und genossen den Austausch sollte erlebt werden. Sie zeigt das enorme Spek- Eschen per Inserat gesucht worden, weiss Sophie unter Gleichgesinnten.» Seit 1982 war Liechten- trum des Turnsports auf. «Von den jüngsten Chi- Marxer noch, wie wenn es gerade gestern gewe- stein – abgesehen von Berlin 1995 und nesenkindern, die fast wie Roboter synchron tur- sen wäre. «Im Restaurant Kreuz ist das Gesicht 2011 – bei allen Gymnaestrada-Ausrichtungen nen, bis hin zu den älteren Turnerinnen und von Adolf Hasler, der aufgerufen hatte, einen aktiv dabei. Besonders eindrücklich ist Herning Turnern, wie zum Beispiel aus Luxemburg, ist alles Frauenturnverein zu gründen, immer länger ge- 1987 in Erinnerung geblieben. Mit einem Gym- zu sehen», erzählt Evi Kunkel aus Schaan. Andrea worden. Es waren keine jungen Frauen gekom- naestrada-Sonderzug reisten 20 Liechtensteiner Zeller-Pfeiffer aus Ruggell imponiert das friedliche men, sondern solche um die Vierzig.» Doch diese rakterlich veränderten. Viel Schönes habe sie mit Männer und 40 Frauen von Zürich nach Dänemark Miteinander. In Massenunterkünften unterge- packten die Chance beim Schopf und gründeten den Turnerinnen erlebt, als Schlachtenbummlerin – am Schweizer Zug waren zwei Wagen für die bracht, werden die Nächte oft zu Tagen. «In Göte- den Verein. Zwar gab es schon früher turnende begleitete sie 1978 die Damenriege ans Eidgenös- Liechtensteiner Delegation angehängt. borg ist es nie dunkel geworden, und wir nie Frauen im Land, doch Sophie Marxer erinnert sich, sische Turnfest in Genf. «Was haben wir da ge- Das Stadion war ausverkauft, als die Delegationen müde», erinnert sich Andrea Zeller-Pfeiffer an dass sich ihre Kolleginnen und auch sie sich selber lacht. Ich würde es noch heute vermissen, hätte zur Eröffnungsfeier einmarschierten. Liechten- 1999. Lissabon war für Dagmar Pavlickova vom durchsetzen mussten, um die Turnstunden besu- ich es nicht erlebt.» 1989 nahm der LTLV die lang- stein, mit dem Balzner Markus Good als Fahnen- TV Eschen-Mauren besonders eindrücklich: «Mit chen zu dürfen: «Die Partner hatten das Gefühl, jährige Präsidentin des TV Eschen-Mauren in den träger, schwenkte gelbe und rote Tücher und wur- der Gruppe etwas zu erleben, ist für mich als ehe- dass Ausgang für Frauen nicht nötig sei. Deren Kreis der Ehrenmitglieder auf. de aufs Herzlichste empfangen. Während einer malige Spitzen-Kunstturnerin einmalig.» Adrian Meinung war klar: Die Frau gehört ins Haus.» Wie früher turnen die Frauen auch heute am Mitt- Woche wurde die dänische, damals 55’995 Ein- Gertsch erlebte fünf Weltturnfeste und 2009 die wochabend. Seit damals ist Sophie Marxer immer wohner zählende Stadt, mit 17’300 Turnerinnen erste Gym for Life Challenge in Dornbirn als Dele- «Was haben wir gelacht» dabei, wenn auch als Spaziergängerin und nicht und Turnern belagert. Die besten Turner wurden in gationsleiter: «All diese Events waren einzigartig So war es auch bei Marxers. Doch die fünffache mehr als Bodenturnerin. «Solange ich Spass habe, Herning zu einem Finale eingeladen. «Die Liech- und ich hoffe, dass Liechtenstein 2015 an der Mutter setzte sich durch: «Ich stand schon damals werde ich die Turnstunden noch besuchen. Denn tensteiner waren die besten Schweizer», titelte da- Gymnaestrada in Helsinki wieder eine Delegation für die gleichen Rechte der Frauen ein.» Sie habe man ist nie zu alt, um sich zu bewegen», erzählt raufhin die Zeitung «Sport», denn die Schweizer stellen wird.» erfreulicherweise erlebt, wie sich die Frauen cha- die 92-Jährige und lächelt.

12 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 13 Gute Kontakte und 75 Jahre LTLV in Zahlen Freundschaften über die Landesgrenzen hinaus

Die Ehrenmitglieder des LTLV Was früher Xaver Frick pflegte, ist heute Die Präsidenten des LTLV Toni Jäger sehr wichtig: Die Pflege von internationalen Kontakten. Xaver Frick†, Balzers, Ehrenpräsident 1936 -1971 Dorle Büchel, Balzers Walter Hasler†, Balzers 1971-1977 Gina Büchel, Ruggell Es ist wichtig als Staat, sportliche Präsenz zu zei- und Leichtathletikwelt. Der LTLV-Ehrenpräsident Heini Hoch, Triesen 1977-1980 Walter Büchel, Balzers gen. Dies zeigte bereits die Tatsache, dass wäh- war 2007 bis 2011 Generalsekretär des AASSE Hugo Walser†, Schaan 1980 -1987 Marcel Cavegn, Triesen rend den widrigen weltpolitischen Umständen des und ist seit 2011 Vizepräsident. In der Internatio- Toni Jäger, Balzers 1987-1990 Georg Duschinski, Jahres 1936 in Liechtenstein der Beschluss gefasst nalen Bodensee Leichtathletik arbeitete er von Otto Erni, Vaduz 1990 -1991 Otto Erni, Vaduz wurde, durch eine erstmalige Teilnahme an den 1999 bis 2003 als Schatzmeister und im Schwei- Adrian Gertsch, 1991-2000 Vreni Erni, Vaduz Olympischen Spielen in Berlin die Souveränität des zerischen Turnverband hat er seit 2008 Einsitz in Toni Jäger, Balzers, Ehrenpräsident 2000 -2010 Bernd Essinger, Buchs kleinen Landes vor der Weltöffentlichkeit zu ver- der Geschäftsprüfungskommission (GPK). Toni Jä- Dietmar Feger, Schaan 2010 Herbert Falk, Schaan deutlichen. ger weiss, dass sportpolitisch auch ein Kleinstaat Gremium seit 2011 Fidel Frick, Balzers in der grossen Welt des Turn- und Leichtathle- Adrian Gertsch, Triesenberg Nach und nach erfolgte der Beitritt zu den tiksports Einfluss nehmen kann. Zum Beispiel sind Markus Good, Balzers internationalen Verbänden: im Europäischen Leichtathletikverband zehn der Die verstorbenen Ehrenmitglieder des LTLV Zita Grob, Schaan ■■ IAAF (Int.Leichtathletikverband): 1938 50 Mitgliederverbände Kleinstaaten. Ein nahes Trini Hasler, Ruggell ■■ EEA (Europäischer Leichtathletikverband): Verhältnis besteht zu den Verbänden in der Marianne Beck, Schaan Hermi Hefti-Kindle, Triesen 1938 Schweiz, dem Schweizerischen Turnverband STV Otto Bellmann, Balzers Toni Jäger, Balzers ■■ FIG (Internationaler Turnverband): 1971 und dem Schweizerischen Leichtathletikverband Xaver Frick, Balzers Herbert Joas, Schaan ■■ UEG (Europäische Turnunion): 1978 Swiss Athletics. Liechtensteiner sind in diesen bei- Alice Geissmann, Eschen Anita Kindle, Vaduz ■■ AASSE (Leichtathletikverband der den Verbänden den Schweizern gleichgestellt, Gottlieb Hilti sen., Schaan Evi Kunkel, Schaan Kleinstaaten Europas): 1994 profitieren vom Wettkampfangebot und den Aus- Herta Korndorf, Mauren Silfriede Marxer, Eschen ■■ WMRA (Int. Berglauf-Vereinigung): 2007 bildungsmöglichkeiten. Der LTLV versucht, sich Sophie Marxer, Eschen In den Internationalen Gremien kann Liechten- nach seinen Möglichkeiten zu revanchieren und Wofgang Meier, Schaan stein seine Gedanken einbringen. «Dies wird sehr organisierte zum Beispiel im Jahr 2003 die Abge- Werner Niedhart, Schaan geschätzt», weiss Toni Jäger, der sich zur Zeit für ordnetenversammlung des STV in Vaduz sowie für Imelda Oehri, Schellenberg die internationalen Kontakte einsetzt. Er ist täg- Swiss Athletics den Schweizer Final des Erdgas Milli Scherrer, Schaan lich in Verbindung mit der internationalen Turn- Athletic Cups 2009 in Schaan. Kreszenz Schurte, Triesen Alfons Zenhäusern, Schaan

14 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 15 75 Jahre LTLV in Zahlen

LTLV-Sportler an Olympischen Spielen LTLV-Sportler an Weltmeisterschaften

■■ Berlin 1936 ■■ 2004 Xaver Frick, Leichtathletik Marcel Tschopp, Halbmarathon Oskar Ospelt, Leichtathletik ■■ 2005 ■■ 1948 Kerstin Metzler-Mennenga, Halbmarathon Gebhard Büchel, Leichtathletik Marcel Tschopp, Halbmarathon Josef Seger, Leichtathletik ■■ Birmingham 2007 – ■■ Rom 1960 Hallen-Weltmeisterschaft Alois Büchel, Leichtathletik Florian Hilti, Leichtathletik Egon Oehri, Leichtathletik ■■ 2007 ■■ Tokio 1964 Kerstin Metzler-Mennenga, Alois Büchel, Leichtathletik Marcel Tschopp, Marathon Hugo Walser, Leichtathletik ■■ Valencia 2008 – Hallen-Weltmeisterschaft ■■ Mexiko 1968 Florian Hilti, Leichtathletik Franz Biedermann, Leichtathletik ■■ Birmingham 2009 Xaver Frick jun., Leichtathletik Marcel Tschopp, Halbmarathon ■■ München 1972 Bruno Banzer, Kunstturnen ■■ Montreal 1976 Maria Ritter, Leichtathletik Helen Ritter, Leichtathletik Günther Hasler, Leichtathletik Sportlerin und Sportler des Jahres ■■ Los Angeles 1984 Günther Hasler, 1975 Maria Ritter, Leichtathletik Maria Ritter, 1981 Helen Ritter, Leichtathletik ■■ 2008 Internationale Kampfrichter Marcel Tschopp, Marathon Michaela Pavlicek, Kunstturnen, seit 2009

16 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 17 75 Jahre LTLV in Zahlen Impressum

LTLV-Sportler an Europameisterschaften Herausgeber Liechtensteiner Turn- und ■■ Seite 8: Xaver Frick, Privatalbum Toni Jäger Leichtathletikverband LTLV ■■ Seite 9: Günther Hasler mit seinen verstorbenen Eltern ■■ Paris 1938 ■■ Belgrad 1962 Verantwortlich Toni Jäger Gusta und Oswald, Privatalbum Redaktion Andrea Kobler (ak), Marbach ■■ Seite 10: Bruno Banzer, Privatalbum Oskar Ospelt, Leichtathletik Rudi Matt, Leichtathletik Quellen Jubiläumsbroschüre 50 Jahre LTLV. ■■ Seite 11: Turnverein Balzers, Archiv TV Balzers. ■ ■ Oslo 1946 Hugo Walser, Leichtathletik Archiv «Liechtensteiner Vaterland» ■■ Seite 12: Von links: Andrea Zeller-Pfeiffer, Markus Good, Oskar Ospelt, Leichtathletik ■■ Athen 1970 Gestaltung René Michlig Eva Johann, Evi Kunkel, Dagmar Pavlickova. Foto: ak Gebhard Büchel, Leichtathletik Franz Biedermann, Leichtathletik Auflage 750 Ex. ■■ Seite 13: Sophie Marxer, Privatalbum. ■■ Bern 1954 ■■ Madrid 2005 – Halle ■■ Seite 14: Von links: Adrian Gertsch, Margaret Sikkens Gebhard Büchel, Leichtathletik Florian Hilti, Leichtathletik Fotos Ahlquist, Manfred und Helga Ritter sowie Toni Jäger. ■ Oskar Ospelt, Leichtathletik ■■ Türkei 2011 ■ Seite 4 und 5: Gymnaestrada Dornbirn 2007, Fotos: ak Foto: ak ■■ Seite 6: Männerriege Schaan am Turner-Kränzle. ■■ Seite 16: Leichtathletik-Sprint (von links): Leonard Hasler, Raimund Hoop, Leichtathletik Josef Vogt, Berglauf Foto: Andrea Hemmerle Kathrin Berginz, Johannes Hasler und Katharina Ritter, alle Josef Hoop, Leichtathletik ■■ Seite 7: Turnverein Balzers in der Körperschule. vom TV Eschen-Mauren. Foto: Markus Berginz Foto: Privatalbum Toni Jäger ■■ Seite 19: Romana Kaiser. Foto: Uwe Meier

Gönnerliste

Der LTLV bedankt sich bei folgenden Gönnern für die Unterstützung bei der Realisierung dieser Jubiläumsbroschüre.

Deimag Immobilien AG, Schaanwald Liechtensteinische Landesbank, Vaduz FKB, Balzers MBPI AG, Triesen Foser AG, Balzers Erich Nipp AG, Parkgarage, Balzers Gstöhl Werner AG, Maleratelier, Balzers OC Oerlikon Balzers AG, Balzers Hilcona AG, Schaan Andreas Vogt AG, Vaduz Hilti AG, Schaan David Vogt, Treuhänder, Balzers LGT Bank in Liechtenstein AG, Vaduz

18 _ 75 Jahre Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband 19 Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband Postfach 405 © Liechtensteiner Turn- und Leichtathletikverband, 2011, www.ltlv.li FL-9494 Schaan