Trennwirkung Der B10 Im Bereich Des Pfälzerwaldes Auf Arten Mit Großem
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Wildbiologisches Gutachten Trennwirkung der B10 im Bereich des Pfälzer- waldes auf Arten mit großem Raumanspruch erstellt von Dr. Mathias Herrmann, Jutta Knapp, Nina Klar Hof 30, D-16247 Parlow, Tel. 0171-9962910, e-mail: [email protected] im Auftrag des Kaiserslautern, Dahn, Bad Bergzabern Pirmasenser Str. 17, 66994 Dahn Dezember 2005 Ergänzt im August 2006 2 Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 2. Einleitung und Problemdarstellung 3. Material und Methode 3.1 Untersuchungsraum 3.2 Bauzustand der B10 und Zusammenwirken mit anderen Planungen 3.3 Erfassungsgrundlage und Auswertung Kontrollen der bestehenden Bauwerke und Schneespurensuche Daten zur Verbreitung der untersuchten Arten und zu den Wechselbeziehun- gen im Raum Verkehrsmortalität 4. Bestandssituation der Arten und planungsrelevante Angaben zur Ökologie Wildkatze Luchs Rotwild Auswahl der Hauptuntersuchungsarten 5. Ergebnisse und Diskussion mit Bezug auf den gesamten Untersuchungsraum B10 5.1 Verkehrsmortalität 5.2 Bewertung der derzeitigen Trennwirkung der B10 auf Säuger mit großen Raum- ansprüchen 5.3 Bedeutung des Raumes hinsichtlich der großräumigen Vernetzung 5.4 Anwendung eines Modells zur Abschätzung der Wirkung verschiedener Szenari- en der B10 auf die Luchspopulation des Pfälzerwaldes 5.5 Minimale Durchlässigkeit, Verbesserungszustand und Optimalzustand 5.6 Empfehlungen zur Minderung der Trennwirkung der B10 im Bereich des Pfälzer- waldes auf Arten mit großem Raumanspruch 6. Darstellung der Ergebnisse, Konfliktpotentiale und Maßnahmenvorschläge für die Teilabschnitte 6.1 Pirmasens Waldfriedhof - Ruppertsweiler 6.2 Ruppertsweiler - Hinterweidenthal 6.3 Hinterweidenthal - Hauenstein 6.4 Hauenstein - Rinnthal 6.5 Rinnthal - Annweiler-Neumühle 6.6 Annweiler-Neumühle - Siebeldingen-Bahnhof 7. Literatur 8. Anhang Anhang I Erfassungsformular Anhang II Liste der befragten Personen Anhang III Einzelergebnisse der Schneespurensuche 3 1. Zusammenfassung Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Westdeutschlands. Zusammen mit den französischen Vosges du Nord erreicht das Waldgebiet eine Ausdeh- nung von 110 km Länge und 35 km Breite. Durch seine Größe bietet sich das Biosphärenre- servat als Lebensraum für waldlebende Säuger mit großen Raumansprüchen besonders an. Die B10 führt als überregional bedeutsame Ost-West-Achse durch dieses Gebiet. Anhand der Leitarten Luchs, Wildkatze und Rotwild werden der durch die B10 und deren Ausbau verursachte Zerschneidungsgrad der Populationen untersucht und Maßnahmen zur Minderung im Zuge künftiger Ausbaumaßnahmen vorgeschlagen. Es wurden Befragungen der Jäger, Schneespurensuchen und Bauwerkskontrollen durchgeführt. Vorhandene Daten wurden im Hinblick auf die Problematik analysiert und eine Literatursichtung vorgenommen. Außerdem wurde die Populationsentwicklung am Beispiel des Luchses in verschiedenen Szenarien modelliert. Die Ergebnisse werden in mehreren Karten dargestellt. Die Konfliktanalyse zeigt, dass ein hoher Grad der Zerschneidung gegeben ist. Dieser Zerschneidungsgrad wird sich durch die weitere Verkehrszunahme, die weiteren geplanten Ausbaumaßnahmen und eventuell notwendig werdende Verkehrsschutzzäune/ Wildkatzen- schutzzäune erhöhen. Erhebliche Beeinträchtigungen der Populationen aller drei Leitarten werden prognostiziert. Es werden verschiedene Szenarien der zukünftigen Durchlässigkeit definiert. Ausgangspunkt ist der zur Zeit rechtlich festgestellte Ausbauzustand. Ein Szenario betrifft die minimal erforderliche ökologische Durchlässigkeit die zu gewährleisten ist um eine Verschlechterung gegenüber der derzeitigen Situation zu vermeiden. In diesem Minimalzu- stand sind die durch den weiteren Ausbau der B10 zusätzlich entstehenden Belastungen durch die Minderungsmaßnahmen ausgeglichen. Ein zweites Szenario beschreibt den aus naturschutzfachlicher Sicht anzustrebenden Verbesserungszustand. Dieser ist umzusetzen wenn die Ziele des UNESCO Biosphärenreservates erreicht werden sollen und die Auswirkungen der bestehenden Verkehrsschutzzäune kompensiert werden sollen. Das dritte Szenario beschreibt den Optimalzustand in dem eine deutliche Erholung bedrohter Arten zu erwarten ist und die Barrierewirkung aus populationsökologischer Sicht nahezu aufgehoben ist. In den Szenarien sind verschiedene Ausbauzustände und Minderungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Bezogen auf den gesamten Streckenverlauf zwischen Pirmasens und Siebeldingen schlagen wir vor, um den oben dargestellten Minimalzustand zu erreichen, 4 Querungsbauwerke für Wildtiere (Grünbrücken) zu errichten. Ergänzend soll eine Überführung (schmäler als Grünbrücke) an der Walmersbach Kuppe für Wildtiere als Querungsmöglichkeit gestaltet werden. Außerdem sollten zur Optimierung bestehender Querungsmöglichkeiten 5 Durchlässe so umgestaltet werden, dass weniger empfindliche Arten sie regelmäßig als Passagen nutzen. Die Abschnitte, in denen entsprechende Querungshilfen vorgesehen sind, sollten mit einem Wildschutzzaun mit Untergrabungs- und Überkletterschutz ausgestattet werden. Auf konventionelle Wildschutzzäune ohne Überkletterschutz ist zu verzichten. Die Maßnahmenvorschläge mit den nach den Analysen am besten geeigneten Standorten werden in Karten dargestellt. Um den Verbesserungszustand zu erreichen müssen nach unseren Einschätzungen insgesamt 8 Querungsbauwerke errichtet werden, die für die hier untersuchten Arten geeignet sind. Wir empfehlen ergänzend 13 bestehende Durchlässe so umzugestalten, dass 4 weniger empfindliche Arten sie regelmäßig nutzen. Der gesamte Verlauf zwischen Pirmasens und Siebeldingen sollte in diesem Szenario mit einem Wildschutzzaun mit Untergrabungs- und Überkletterschutz ausgestattet werden. Zur Erreichung des Optimalzustandes halten wir die Errichtung von insgesamt 18 Querungsbauwerken für erforderlich. 14 Bauwerke sollten für weniger empfindliche Arten optimiert werden. Der gesamte Verlauf zwischen Pirmasens und Siebeldingen sollte in diesem Szenario mit einem Wildschutzzaun mit Untergrabungs- und Überkletterschutz ausgestattet werden. In allen Fällen ist sicherzustellen, dass durch die ggf. weiter bestehende B10alt und die Wege für den Langsamverkehr die Funktion des Minderungskonzeptes nicht eingeschränkt wird. 2. Einleitung und Problemdarstellung Die B10 führt zwischen Landau und Pirmasens durch den Naturpark Pfälzerwald als Bestandteil des grenzüberschreitenden Biosphärenreservates Pfälzerwald / Vosges du Nord. Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Westdeutschlands. Zusammen mit den französischen Vosges du Nord erreicht das Waldgebiet eine Ausdeh- nung von 110 km Länge und 35 km Breite. Die Ausdehnung und Besonderheit dieses Waldgebietes war einer der Gründe für die Anerkennung als grenzüberschreitendes Biosphärenreservat (MARTINI 1999). Durch seine Größe bietet sich das Biosphärenreservat als Lebensraum für waldlebende Säuger mit großen Raumansprüchen besonders an. Von einer zunehmenden Zerschneidung der Landschaft durch Neu- und Ausbau von Straßen und anderen Verkehrswegen sind insbesondere Tierpopulationen mit großen Raumansprüchen betroffen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen geht von negativen Folgen für die heimische Flora und Fauna durch Zerschneidung und Fragmentierung naturnaher Lebensräume aus und stellt das Fehlen eines großräumigen Wiedervernetzungskonzeptes fest (TEGETHOF & SURKUS 2002). Der Ausbau der B10 als überregional bedeutsame Ost- West-Achse machen eine Untersuchung ihrer Zerschneidungswirkung notwendig. Das Konfliktpotenzial der Lebensraumzerschneidung wird aufgrund der Linienführung im Tal als eher höher eingeschätzt, als wenn eine Autobahn (A8) nach heutigen Standards gebaut würde. Ziel der Untersuchung ist es, die bereits bestehende und absehbare zukünftige Trennwir- kung der B10 auf Arten mit großen Raumansprüchen zu untersuchen. Auf der Basis vorhandener bzw. im Rahmen der Untersuchung noch zu erhebender Daten soll diese Trennwirkung bewertet werden. Es sollen verschiedene Szenarien der zukünftigen Durchlässigkeit definiert werden. Ein Szenario betrifft die minimal erforderliche ökologische Durchlässigkeit zur Erhaltung des jetzigen Zustandes, ein zweites einen aus naturschutz- fachlicher Sicht anzustrebenden Verbesserungszustand. Das dritte Szenario beschreibt den Optimalzustand. In den Szenarien sind verschiedene Ausbauzustände und Minderungsmaß- nahmen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind Handlungsempfehlungen für Maßnahmen zur Minderung des Konfliktes und zur Erreichung der in den Szenarien dargestellten Zustände beauftragt. 5 3. Material und Methode 3.1 Untersuchungsraum Der Untersuchungsraum umfasst den Abschnitt der B10 zwischen Pirmasens Waldfriedhof und Siebeldingen Bahnhof. Er hat eine Ausdehnung von ca. 35 km. Es wurde ein Korridor von sechs Kilometern um die B10 mit einer Fläche von 21000 ha intensiv untersucht. Die Waldbetriebsfläche der untersuchten Forstreviere beträgt 17000 ha. Der Untersuchungsraum wurde in dieser Größe und Lage ausgewählt, weil die Aktionsräume der Wildkatzen, die potentiell die B10 berühren, erfasst werden sollten. Über den darüber hinausgehenden Raum des Pfälzerwaldes, standen weitere Daten aus dem Artenschutzprojekt Wildkatze und dem Luchs-Monitoring zur Verfügung. Diese Daten lassen eine Einschätzung der Besiedelung des gesamten Pfälzerwaldes durch Wildkatze und Luchs zu. Durch das Untersuchungsgebiet werden auch die Einstände und Wechsel des Rotwildes erfasst, das bei seinen täglichen und jahreszeitlichen Bewegungen an die B10 gelangt. Der Untersuchungsraum liegt in dem seit 1959 bestehenden Naturpark Pfälzerwald. Seit 1992 ist der