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Erzherzog Johann und sein Gedenkjahr 2009

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades

einer Magistra der Philosophie

an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät

der Karl-Franzens-Universität

vorgelegt von :

Hermine Fürst

am Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz

Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Dr. phil. Helmut Eberhart

Graz, 2013 Vorwort

Das Thema für meine Diplomarbeit entstand auf der Exkursion zur österreichischen Regionalkultur von Herrn Prof. Dr. Helmut Eberhart im Oktober 2009.

Als wir auf der Heimfahrt von Maria Zell am Brandhof vorbeifuhren machte uns Herr Prof. Eberhart auf den ehemaligen landwirtschaftlichen Musterbetrieb von Erzherzog Johann aufmerksam.

Nachdem 2009 das Gedenkjahr zum 150. Todestag Erzherzog Johanns stattfand, und ich die Veranstaltungen dazu interessiert beobachtete, wollte ich einfach mehr über diese Person und seine Zeit wissen. So ließ mich das Thema nicht mehr los und es entstand daraus

″Erzherzog Johann und sein Gedenkjahr 2009 ″

Aufrichtigen Dank möchte ich Herrn Univ.-Prof. Dr. Helmut Eberhart aussprechen, der mich auf dieses sehr interessante Thema aufmerksam machte und für die fachliche Betreuung während meiner Arbeit.

Ein besonderer Dank gilt auch Fr. Dr. Silvia Renhart der Leiterin des Gedenkjahres zum 150. Todestag von Erzherzog Johann für ihre fachkundige Unterstützung und der Bereitstellung von Unterlagen. Weiters möchte ich mich bei Herrn Dipl.-Ing. Heiner Herzog bedanken, mit dem ich ein sehr interessantes Gespräch führen konnte, sowie bei allen weiteren Gesprächspartnern zu diesem Thema.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort ...... 2 Inhaltsverzeichnis ...... 3 1. Einleitung ...... 6 1.1 Erzherzog Johann und seine Bedeutung für die Volkskunde ...... 7 1.2 Zielsetzung und Methoden ...... 10 2. Biographie von Erzherzog Johann ...... 12 3. Erzherzog Johann und die Volkskultur ...... 26 3.1 Kultur – Volkskultur ...... 35 3.1.1 Kulturbegriff ...... 35 3.1.2 Was ist nun Volkskultur? ...... 36 3.2 Tradition ...... 37 3.3 Authentizität ...... 39 3.4 Folklore ...... 41 3.4.1 Das steyermärkische Volksfest ...... 41 3.4.2 Entstehung der Folkloristik in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts ...... 45 3.4.3 Folklore im deutschsprachigen Raum ...... 46 4. Frühere Erzherzog Johann-Gedenkjahre ...... 50 4.1 Gedenkjahr 1959 ...... 51 4.2 Gedenkjahr 1982 ...... 55 5. Das Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 2009 ...... 60 5.1 Veranstaltungen zum Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 ...... 65 5.1.1 ″Auf Schienen in die Zukunft ″ ...... 65 5.1.2 Steirerball in Wien ...... 65 5.1.3 Workshop ″Die Apotheke zur Zeit des steirischen Prinzen ″ ...... 65 5.1.4 ″Reisen auf den Spuren des Erzherzog Johann ″ ...... 65 5.1.5. Festkonzert ″150. Todestag Erzherzog Johann ″ ...... 66 5.1.6 Ausstellung ″Voll Abgefahren ″ ...... 66 5.1.7 Ausstellung ″Apfelvielfalt ″ ...... 66 5.1.8 ″Erzherzog Johann und die Volksmusik – Von Aussee nach Stainz ″ ...... 66 5.1.9 Kulinarische Aktion ″Anna kocht ″ ...... 67 5.1.10 Ausstellung ″modellhaft.Erzherzog Johann ″ ...... 69

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5.1.11 Ausstellung ″Erzherzog Johann und Anna Plochl ″ ...... 71 5.1.12 Ausstellung ″Bürgerin – Bäuerin – Kucheldirn ″ ...... 71 5.1.13 Ausstellung ″Erzherzog Johann und die Botanik des Mariazeller Landes ″ ...... 72 5.1.14 Veranstaltung ″Erzherzog Johann in der Obersteiermark ″ ...... 72 5.1.15 Symposion ″Erzherzog Johann – Mensch und Mythos ″ ...... 72 5.1.16 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Mensch und Mythos ″ ...... 74 5.1.17 Akademische Feier ″Erzherzog Johann – Begründer der TU Graz ″ ...... 74 5.1.18 Gedenkfeier ″150. Todestag Erzherzog Johann 1859 – 2009 ″ ...... 75 5.1.19 Gedenkgottesdienst im Grazer Dom ...... 76 5.1.20 Ausstellung ″Erzherzog Johann als Landesvater ″ ...... 76 5.1.21 Ausstellung ″Erzherzog Johann im Werk von Paula Grogger ″ ...... 76 5.1.22 Symposion ″Erzherzog Johann – Visionär der Habsburger ″ ...... 77 5.1.23 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Die Entdeckung der obersteirischen Bergwelt ″ ...... 79 5.1.24 Aktionstag Steirischer Museen ...... 79 5.1.25 Erzherzog-Johann-Tanzfest ...... 79 5.1.26 Pfingstdialog „Geist und Gegenwart“, Der Geschmack Europas ...... 80 5.1.27 Wissen für Jedermann – Spezialführung durch Graz ...... 80 5.1.28 ″Bewahren, Sammeln und Präsentieren ″ ...... 81 5.1.29 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Radmeister in Vordernberg ″ ...... 81 5.1.30 Ausstellung ″Erzherzog Johann, der Ausgezeichnete, Orden und Medaillen ″...... 82 5.1.31 Wissenschaftliches Symposion ″Johann und seine Brüder ″ ...... 82 5.1.32 Steirischer Geigentag ...... 83 5.1.33 Bergmannsschach ″Erz im Feuer ″ ...... 83 5.1.34 Zukunft braucht Herkunft: ″EH Johann – FH Joanneum ″...... 84 5.1.35 Erzherzog-Johann-Feier mit Sonnwendfeuer ...... 84 5.1.36 ″Flott – Feurig – Steirisch ″ ...... 85 5.1.37 Schauspiel Erzherzog Johann – ″Der Doppelgänger ″ ...... 85 5.1.38 Eröffnung des ″Erzherzog Johann Gartens ″ ...... 85 5.1.39 Veranstaltung ″Er zwängt den Geist in keine Schranken ″. Erzherzog Johann – Eine Annäherung ...... 86 5.1.40 Spezialführung durch Graz ″Neue Ideen für das Land ″ ...... 86 5.1.41 ″Erzherzog Johann ″ Gastspiel des Wiener Staatsopernballetts ...... 87 5.1.42 Säumer, Seiler, Kesselflicker: ″Salla, ein Dorf zur Zeit Erzherzog Johanns ″ ...... 87 5.1.43 Lesung aus unveröffentlichten Briefen von Erzherzog Johann ...... 87 5.1.44 Theater ″Erzherzog Johann auf Besuch im Schloss Friedhofen ″ ...... 87 4

5.1.45 ″50 Jahre steirischer Blumenschmuckbewerb ″ ...... 87 5.1.46 Veranstaltung ″Da Summa ist ausi″ ...... 88 5.1.47 Volksliedfestival ″Das Volkslied im neuen Kleid ″ ...... 88 5.1.48 Ausstellung ″Erzherzog Johann und die Kammermaler ″ ...... 88 5.1.49 Erzherzog Johann für Kinder und Schulen ...... 89 5.2 Aufsteirern ...... 90 5.2.1 Beschreibung und Reihenfolge des Erzherzog Johann-Festzuges ...... 90 5.2.2 Volkskulturelle Verbände beim Aufsteirern ...... 94 5.2.3 Umbenennung der Mur-Hauptbrücke ...... 97 5.3 Erzherzog Johann in Film und Fernsehen ...... 102 5.4 Literatur – Neuerscheinungen 2009 ...... 103 5.5 Presseberichte während des Gedenkjahres 2009 ...... 107 5.5.1 Kritische Pressestimmen ...... 111 5.6 Stellungnahmen nach dem Erzherzog Johann Jahr 2009 ...... 112 6. Resümee ...... 118 7. Anhang ...... 124 7.1 Weitere volkskulturelle Veranstaltungen zum Gedenkjahr 2009 ...... 124 7.2 Literatur – Neuerscheinunganlässlich des Erzherzog-Johann-Gedenkjahres 2009 ...... 129 7.3 Literaturverzeichnis ...... 131 7.4. Presseberichte in Zeitungen ...... 135 7.5 Abbildungsverzeichnis ...... 138

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1. Einleitung

Beim Studium der „Verhandlungen und Aufsätze“ der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft 1819 bis 1848, die durch ihren vielseitigen Inhalt Aufschluss über Landwirtschaftliches, Volkskundliches, Wirtschaftliches und Geografisches gaben, hatte ich Gelegenheit mich näher mit dem Gründer der Gesellschaft, Erzherzog Johann, zu befassen 1. Nun bekam ich ein ganz anderes Bild von einem Mann, den ich mit Tracht, Erzherzog Johann Jodler, Jagd und mit der Liebe zu einer Bürgerlichen assoziierte. Dieses gängige allgemein transportierte Klischee änderte sich, sobald ich seine Reden und Aussprüche in den authentischen Quellen der Sitzungsprotokolle kennenlernte. Viele davon wären heute aktueller denn je.

Er war eine überaus aktive Persönlichkeit, die unermüdlich tätig war und ihre Gedanken und Empfindungen auch stets einem umfangreichen Tagebuch anvertraute. Damit präsentiert Johann sich der Nachwelt gleichsam als ein gläserner Mensch.

Als „Volksnaher“, dem der Fortschritt der Landwirtschaft, um die Ernährung der Bevölkerung sicher zu stellen, aber auch die Wohn- und Lebensqualität der Landbevölkerung zu heben, was man in den authentischen Quellen der Sitzungsprotokolle und Tagebücher lesen konnte. Er sah im Herzogtum Steiermark Handlungsbedarf, das wirtschaftlich rückständig und arm zu den anderen Herzogtümern war.

Er tat dies aber nicht durch Verordnungen von „oben“, dazu hatte er gar keine Befugnis, sondern er kaufte sich einen Bauernhof in einer nicht so fruchtbaren Lage und konnte so aus eigener Erfahrung mitreden. Genauso handelte er in Wirtschaft, Industrie und Bildung.

1 Vgl. dazu die ab 1819 erschienene Reihe: Verhandlungen und Aufsätze, hgg. von der K.K. Landwirtschaftsgesellschaft in Steyermark. 6

1.1 Erzherzog Johann und seine Bedeutung für die Volkskunde

Erzherzog Johann war kein Volkskundler, sondern historisch interessiert (Gründer des Historischen Vereins). Seine Sammlungen, Tagebücher und Aufzeichnungen wurden von der Volkskunde verwendet. Ein Name ist untrennbar mit Erzherzog Johann verbunden – Dr. Viktor von Geramb. Viktor Geramb 2 wurde am 24. März 1884 in Deutschlandsberg geboren und ist am 8. Jänner 1958 in Graz verstorben. Er studierte zunächst ein Jahr Germanistik und anschließend Geschichte und Geografie. Nach seiner Promotion arbeitete er bis 1911 am Steiermärkischen Landesarchiv in Graz. Anschließend begann er mit dem Aufbau des Steirischen Volkskundemuseums und leitete es. 1934 gründete er das Steirische Heimatwerk.

Seit 1931 gibt es einen außerordentlichen Lehrstuhl für Volkskunde an der Universität Graz und Geramb war dort unbesoldeter, außerordentlicher Universitätsprofessor für Volkskunde.3 Seit 1949 gibt es einen ersten ordentlichen Lehrstuhl für Volkskunde in Graz und Viktor Geramb war deren Ordinarius.4 Zur Jahrhundertfeier des Joanneums 1911 wirkte er an der Joanneumsfestschrift mit. Er war damals Sekretär am Joanneum und schrieb eine Abhandlung über Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde.

Unter anderem:

„Auch wenn der Erzherzog in keiner anderen Weise für die Erforschung unseres Volkstums gewirkt hätte, als durch seine einschlägigen Tagebuchaufzeichnungen, so wäre dadurch alleine eine Quelle ersten Ranges für eine künftige steirische Volkskunde aufgetan. In solcher Menge enthüllten sich hier seine Beobachtungen über Wohnung, Lebensweise, Sitten, Bräuche, Sprache, Tracht, Singen und Sagen der Alpenvölker.“ 5

2 Michael Greger und Johann Verhovsek: Viktor Geramb 1884-1958, Leben und Werk (Buchreihe der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde, Bd. 22), Wien 2007. 3 Helmut Eberhart: Die Entwicklung des Faches Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz. In: Volkskunde als akademische Disziplin. Studien zur Institutionenausbildung (Mitteilungen des Instituts für Gegenwartsvolkskunde 12), hgg. von Wolfgang Brückner und Klaus Beitl, Wien 1983. S. 35-50, hier: S. 44. 4 Ebda: S. 48. 5 Viktor Geramb: Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde. In: Das steiermärkische Landesmuseum Joanneum und seine Sammlungen 1811-1911. Zur 100-jährigen Gründungsfeier des Joanneums, hgg. vom Kuratorium des steiermärkischen Landesmuseums, red. von Anton Mell, Graz 1911. S. 37-66, hier: S. 38. 7

Da Geramb auch als Privatsekretär und Archivar im gräflichen Hause Meran tätig war, saß er an der Quelle der Gedanken und Erfahrungen, die Erzherzog Johann in seinen Tagebüchern niedergeschrieben hatte. Diese Tagebücher wurden im 2. Weltkrieg von den Russen vielfach zerstört. Während des Frühjahres 1945, als der Zweite Weltkrieg auch die Oststeiermark erreichte und diese von der „Roten Armee“ besetzt wurde, fiel rund ein Drittel des „Archivs Meran“, das schon 1943 aus Sicherheitsgründen aus dem bombenbedrohten Graz in das Schloss Stadl an der Raab ausgelagert worden war, gerade dort der Vernichtung anheim. Weitere Teile des Archivs wurden schwerstens beschädigt. Sowjetische Truppen hatten die Holzkisten, in denen es verwahrt war, wofür auch immer gebraucht und deren Inhalt teils in eine Senkgrube, teils auf einen Düngerhaufen, teils in den Schlosshof gekippt. Von der Vernichtung bzw. Beschädigung waren neben den Briefen besonders die Tagebücher betroffen. 6

In den 1950er Jahren konnte manches Verlorene von Archivaren aus Abschriften und Drucken, die aus der Zeit vor 1940 stammten, ergänzt werden. 7

Die joanneischen Bestandsaufnahmen zur Volks- und Landeskunde, die als Göth’sche Serie im Steiermärkischen Landesarchiv aufbewahrt sind 8 und die große Sammlung der Trachtenaquarelle der Kammermaler wurden von Geramb für seine späteren haus- und trachtenkundlichen Arbeiten, besonders für das große Trachtenbuch 9 ausgeschöpft. Geramb hat auch die volkskundlichen Teile der sogenannten Knaffl-Handschrift in der Göth’schen Serie als selbstständige Veröffentlichung herausgegeben. 10

Wenn man sich nun mit Erzherzog Johann näher beschäftigt, lernt man die Vielschichtigkeit seiner Person kennen. So erfuhr ich auch, dass die Universitäten an denen meine Söhne studierten, die Montanuniversität in Leoben und die Technische Universität in Graz, auch den Ursprung in Erzherzog Johann hatten.

Wer war nun dieser Erzherzog Johann, dass man 150 Jahre nach seinem Tod fast ein ganzes Jahr seiner gedenkt?

6 Alfred Ableitinger: Das Tagebuch. In: “Ein Land, wo ich viel gesehen.“ Aus dem Tagebuch der England-Reise 1815/16 (Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark, B. 41), hgg. von Alfred Ableitinger und Meinhard Brunner. Graz 2009. S. 63. 7 Ebda: S. 63. 8 Georg Göth: Das Herzogthum Steiermark. Geographisch-statistisch-topographisch dargestellt. 3 Bände. Graz 1840 ff. 9 Viktor Geramb und Konrad Mautner: Steirisches Trachtenbuch. Band II. Von 1780 bis zur Gegenwart. Graz 1935. 10 Die Knaffl-Handschrift. Eine obersteirische Volkskunde aus dem Jahre 1813, hgg. von Viktor Geramb (Quellen zur deutschen Volkskunde 1). Berlin - Leipzig 1928. 8

Leopold Kretzenbacher sagt über Erzherzog Johann: „Wenn jemand im 19. Jahrhundert in der Steiermark Volkskunde im heute modernen Sinn betrieben hat, dann war es eben Erzherzog Johann. Denn die Kunde vom Volke, das erwanderte und mit den modernsten Methoden statistischer Erkundung erforschte Wissen um sein Leben, seine geistig-seelische, materielle wirtschaftliche Lage in allen Sozialschichten und Landesteilen stand am Anfang von Johanns Wirken für dieses Volk“.11

Das Wort „Volk“ ist wegen seiner Deutungs-und Anwendungsmöglichkeiten im zweiten Weltkrieg in eine Schieflage geraten. Wir sprechen heute nicht mehr vom „Volk“ sondern von „Gesellschaft“. Aus der Volkskunde hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Fachdiskussionen die Europäische Ethnologie entwickelt, die im Kontext der Sozial- und Kulturwissenschaften eingebettet ist. Ihr Ziel ist es an der Lösung soziokultureller Probleme mitzuwirken (Falkeinsteiner Formel). Dazu ist neben der Beschäftigung mit Kulturtheorien, die „Feldforschung“ und „Teilnehmende Beobachtung“ ein wichtiger Bestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens. 12

Riehl meinte, dass Feldforschung immer im Alleingang erfolgen sollte, „… nur der einsame Wanderer lebt mit den Leuten …“. Das Beobachten ist gründlicher, als wenn er durch einen zweiten abgelenkt wird. Das ist u.a. eine Aussage aus Riehls Büchlein „über das Wandern“ das Geramb zu seiner Zeit im Landesarchiv durch Zufall in die Hände bekam. Geramb beteuerte oft, dass sich für ihn die Welt, seit er diese Wegweisung zum rechten Erwandern des Landes und des Volkes und nachher jede Zeile des umfangreichen schriftlichen Lebenswerkes von Riehl gelesen hatte, verwandelt habe. Es ist im Fach bekannt, dass Riehl für Geramb ein Vorbild war, obwohl er ihn persönlich nie gesehen hatte. 13 Wilhelm Heinrich Riehl (1823 – 1897), Professor für Kulturgeschichte an der Münchner Universität nahm sich des Volkslebens als Forschungsgegenstand an.

11 Leopold Kretzenbacher beklagte 1959 die damals noch weithin bestehende Irrmeinung, Volkskunde sei Wissenschaft vom Bauerntum, die Erzherzog Johann durch sein Wirken – und dies besonders in den Fragebogenerhebungen – widerlegt habe. Zitiert nach: Burkhard Pöttler, „… in den Seitentälern sind die arm, aber auch besser…“, Erzherzog Johann und die Volkskultur. In: Erzherzog Johann – Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives, Band 37), hgg. von Josef Riegler, Graz 2009. S. 179- 193, hier: S. 185. 12 Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie, München, 3. Auflage 2006, S. 96-111. 13 Hanns Koren: Viktor von Geramb, ein Lebensbild. Graz 1974. S. 25,26. 9

1858 stellte er das Programm einer neuen Wissenschaft, der Volkskunde als „geistige Heimat“ einer ganzen Reihe von Nachbardisziplin dar. (Eine sozialwissenschaftlich interdisziplinär ausgerichteten Volkskunde). Auch seine Sammelmethode war neu. Er hatte das Buch von den Pfälzern im buchstäblichen Sinne erwandert und stellte mit statistischem, geschichtlichem und ethnologischem Material ein vielseitig koloriertes Volksporträt dar. Seine Volksforschung siegt über die romantische Ursprungssehnsucht und sucht Anschluss an die nützlichen Topografien der Aufklärer. Die Wissenschaft vom Volk sollte aus gesammelten Einzelerkenntnissen heraus der Idee des Staates dienen. 14

Erzherzog Johann war zeitlebens ein Wanderer, der alle Eindrücke seinem Tagebuch anvertraute. So sah er auch wie es seinen Leuten geht. Othmar Pickl berichtet in Erzherzog Johanns Wirken für Wirtschaft und Gesellschaft.

„Der Erzherzog sorgte in vorbildlicher Weise für „seine Leute“. Um die trostlosen Wohnverhältnisse der Arbeiter zu verbessern, ließ er beim Eisenwerk Krems ein Arbeiterwohnhaus errichten, das im Frühjahr 1856 fertiggestellt war und um dessen zweckmäßige Ausgestaltung er sich persönlich gekümmert hatte […]“ 15

So hat Erzherzog Johann auf seiner Englandreise 1815/16 in sein Tagebuch, dass 2009 neu herausgegeben wurde, nicht nur neue technische Errungenschaften gezeichnet und notiert, sondern auch die sozialen Probleme der Arbeiter gesehen und in seinem Tagebuch festgehalten.

1.2 Zielsetzung und Methoden

Zum 150. Todestag von Erzherzog Johann steht das Jahr 2009 in der Steiermark ganz im Zeichen des steirischen Prinzen.

14 Ingeborg Weber-Kellermann / Andreas C. Bimmer / Siegfried Becker: Wilhelm Heinrich Riehl – eine umstrittene Gründerfigur. In: Einführung in Volkskunde, Europäische Ethnologie. Stuttgart 2003. S. 49-61. 15 Othmar Pickl: Erzherzog Johanns Wirken für Wirtschaft und Gesellschaft. In: Erzherzog von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit. Festschrift zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages, hgg. von Othmar Pickl, Graz 1982. S. 150. 10

Bei meinen Recherchen zur Diplomarbeit „Erzherzog Johann und sein Gedenkjahr 2009“ erkannte ich, dass er 150 Jahre nach seinem Tod lebendiger und präsenter zu sein scheint, als zu seinen Lebzeiten, vor allem wenn man das reichhaltige Programm zu seinem Gedenken vor Augen hat, das von der Volkskultur Steiermark präsentiert wird. In der Folge soll der Frage nachgegangen werden, ob die Programmpunkte seiner Person gerecht werden. Wird Erzherzog Johann authentisch präsentiert oder gleiten die vielen Veranstaltungen in eine folklorisierende Darstellung seiner Person ab? Im Zentrum der Betrachtungen steht somit das Bild, das von Erzherzog Johann im Gedenkjahr 2009 vermittelt wird.

Meine Arbeit beginne ich mit der Biografie von Erzherzog Johann. Da das Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 von der Volkskultur Steiermark veranstaltet wurde, beleuchte ich welche Rolle Erzherzog Johann in der sog. Volkskultur spielt und gehe auf die Begriffe wie Tradition, Authentizität und Folklore ein. Dass Erzherzog Johann heute noch so in der Bevölkerung präsent ist, liegt sicher auch an den Gedenkjahren, die für ihn veranstaltet werden. Ich gehe der Frage nach, wie er in den einzelnen Gedächtnisausstellungen gesehen und dargestellt wurde. Mein Schwerpunkt liegt auf dem Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009.

Meine Forschungsfrage lautet: Welches Bild wird im Gedenkjahr 2009 von Erzherzog Johann vermittelt?

Meine Forschungsmethoden sind:  Teilnehmende Beobachtung  Studium der Erzherzog Johann Literatur und Fachliteratur von Volkskunde und Kulturanthropologie  Beobachtung von Film und Fernsehen zu diesem Thema  Narrative Interviews mit Veranstaltern und Experten  Kurzinterviews mit Passanten am Grazer Hauptplatz  Lesen und Analysieren der Presseberichte

Zuerst werden die Veranstaltungen, die laut Erzherzog Johann Reisepass durch das Gedenkjahr führen, aufgelistet, wobei einige davon näher beschrieben werden. Auswahlkriterium war, dass mich einige Veranstaltungen besonders interessierten und es mir möglich war sie selbst zu besuchen, oder zu sehen, oder Berichte davon zu bekommen.

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Ein eigener Punkt wird das Aufsteirern sein, da es die besucherstärkste Veranstaltung war (über 100.000 Personen an einem Tag). Weiters werden die Literatur Neuerscheinungen über Erzherzog Johann aufgelistet. Presseberichte und Stellungnahmen nach dem Erzherzog Johann Gedenkjahr runden das Gedenkjahr 2009 ab. Meine Arbeit wird mit einer Zusammenfassung enden, in der ich noch einmal auf die wichtigsten Erkenntnisse eingehen werde.

Die Quellen über Erzherzog Johann sind umfangreich, wobei seinen Tagebucheintragungen und persönlichen Briefen mein größtes Interesse galt, da sie die Zeit und Person Erzherzog Johanns sehr authentisch wiedergeben. Der schriftliche Nachlass des Erzherzogs ist Eigentum der Familie Meran und wird im steirischen Landesarchiv aufbewahrt, wo ich Einsicht nahm. Den Hauptteil der vielen Bücher, die ich las, besorgte ich mir über die Steiermärkische Landesbibliothek, deren Gründer er war. Die Institutsbibliothek und die Hauptbibliothek der KF Uni Graz benutzte ich für fachspezifische Fragen. Weitere Informationen gaben die Presse- und Fernsehberichte des Gedenkjahres, beteiligte Personen und die Veranstaltungen selbst, wobei ich einige davon näher beschreibe.

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2. Biographie von Erzherzog Johann Die Persönlichkeit und Biografie Erzherzog Johanns ist in fast allen Aspekten schon betrachtet worden, daher ist die zu ihm erschienene Literatur sehr umfangreich aber auch unterschiedlich, sowohl im Zugang zur Person, wie in der Qualität der Darstellung. Die folgende Biografie folgt einer strengen Chronologie seiner wichtigsten Marksteine in seinem Leben, wie ich sie nur aus mehreren Büchern zusammentragen konnte, da sie in den einzelnen Büchern unterschiedlich konturiert wurden.

Der Hauptteil seiner Bibliografie befindet sich in der von ihm gegründeten Landesbibliothek, dort gibt es 550 Bücher über ihn. Zuerst wählte ich „der Brandhofer und seine Hausfrau“ 16 , eine Autobiografie, weil ich die größte Authentizität erhoffte. Hier war aber seine Biografie nur unzureichend beschrieben, dafür sein Leben mit Anna Plochl, umso ausführlicher. Ich denke, dass er damit der Gesellschaft den wahren Sachverhalt seiner Beziehung schildern wollte.

Weitere Daten für die Biografie entnahm ich aus:  „Erzherzog Johann von Österreich“, Beiträge zur Geschichte seiner Zeit, Landesausstellung 1982, Band 2. 17  „Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär“ von Hans Magenschab. 18  „Ein Leben für die Anderen“ von Viktor Geramb. 19  „Erzherzog Johann. „Mensch und Mythos“ vom Steiermärkischen Landesarchiv. 20  „Die eherne Mark“ von Günther Jontes. 21

16 Walter Koschatzky: Der Bandhofer und seine Hausfrau. 3. Auflage, Graz 1978. 17 Erzherzog Johann von Österreich. Beiträge zur Geschichte seiner Zeit. Landesausstellung 1982, Band 2, hgg. von Grete Klingenstein. Graz 1982. 18 Hans Magenschab: Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär. Wien-Graz-Klagenfurt 2008. 19 Viktor Geramb: Ein Leben für die Anderen. Wien 1959. 20 Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives, Band 37), hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. 21 Günter Jontes: Die Grüne, die Eherne Mark. Trautenfels 2006. 13

Erzherzog Johann Baptist von Österreich, Enkel der Kaiserin Maria Theresias, wurde am 20. Jänner 1782 als 13. Kind (von 16) des Großherzogs Leopold von Toskana und seiner Gattin Maria Ludovika von Spanien im Palazzo Pitti in Florenz geboren. Leopold von Toskana war ein sehr fortschrittlicher, aufgeklärter Herrscher und sah sich als Delegierter seines Volkes. Er hatte große Kenntnisse in Physik, Naturgeschichte und Landwirtschaft sowie in Industrie und Handel. Die Erziehung Erzherzog Johanns basierte in seiner frühen Kindheit nach diesen sehr aufgeklärten Grundsätzen. 1790 übersiedelte Leopold II mit seiner Familie nach Wien wo er, nach dem Tod seines Bruders Joseph II., den Kaiserthron bestieg. Es war ihm aber nur eine Regierungszeit von 2 Jahren vergönnt. Er starb im März 1792 – zwei Monate später folgte ihm seine Frau.

Johann war mit zehn Jahren Vollwaise uns sein Leben änderte sich grundlegend, sein älterer Bruder Franz übernahm die Kaiserkrone und die Vormundschaft über seine jüngeren Geschwister.

Das Leben des jungen Johann lag nun voll in den Händen der Erzieher. Graf Mottet, Hauptmann im Ingenieurkorps, ein gebürtiger Schweizer brachte ihm die Herzensbildung bei und die Aussage, dass der natürliche Mensch der bessere sei. Einen noch größeren Einfluss auf Erzherzog Johann übte aber der Schweizer Historiker Johannes von Müller aus, der von 1793 bis 1804 als hoher Beamter in Wien tätig war. Dieser führte ihn in die Wissenschaften botanischer, mineralogisch-geologischer Richtung, sowie in die Berg- und Hüttenkunde und in die Grundsätze des Wirtschaftslebens ein. 22 Von ihm lernte er auch das minuziöse Abfassen von Reiseberichten.

1796 begann seine militärische Ausbildung. Den Wirrnissen der dramatischen Kriegszeit, Napoleon kommt an die Grenzen Österreichs, musste sich der junge Erzherzog sehr früh stellen. Sein Bruder Karl (1771-1847) war seit 1796 Reichsgeneralfeldmarschall, da er sich aber nicht nur auf militärische Fragen konzentrierte, sondern auch politisches Terrain berührte, fiel er beim Wiener Hof in Ungnade und wurde 1800 zwischenzeitlich denunziert.

22 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau. 3. Auflage, Graz 1978. S. 11. 14

So wurde Erzherzog Johann die Stellung eines Armeekommandanten übertragen. Er war aber bloß Namensträger, die Befehlsgewalt blieb bei seinem Generalstabchef Freiherr von Lauer. Österreich erlitt gegen Napoleons Truppen mit ihm eine schreckliche Niederlage bei Hohenlinden in Bayern, was für Erzherzog Johann einen Verlust seines Selbstvertrauens und Ansehens bedeutete.

1801 wurde er zum Generaldirektor des Österreichischen Fortifikations- und Geniewesens ernannt und beginnt mit systematischen Bereisungen der Alpenländer diese Aufgabe. Aber nicht nur das Militärische interessierte ihn, sondern auch das Kennenlernen der Bevölkerung und der Ausbau seiner naturwissenschaftlichen Kenntnisse, die dann im geistigen und materiellen Fundament (unter Anleitung des Salzburgers Karl Freiherr von Moll) Niederschlag finden sollten. 1804 erhielt Johann den Befehl den Landsturm in Tirol aufzubauen, wobei er auch den Historiker Joseph von Hormayr kennenlernte. Auf dessen Anregung wurde eine historisch-archivalische Topografie des Landes in Angriff genommen, woraus sich dann eine statistische Erhebungsmethode entwickelte, mit der er der Volkskunde, Geschichte oder Brauchtumsbewahrung unschätzbare Fundamente schuf. 1805 übernahm Erzherzog Johann das Armeekorpskommando in Tirol. In Lienz trifft er sich mit Andreas Hofer. Im Frieden von Preßburg geht Tirol an Bayern verloren, das hat nicht nur Johanns Hoffnungen zerstört, sondern eine nie verwundene tiefe Enttäuschung gebracht die Getreuesten verlassen zu haben. 23 Nach dem Verlust des Landes Tirol, dem Erzherzog Johanns ganze Liebe gegolten hatte, wandte er sich einem anderen Gebirgsland zu, der Steiermark. An der Seite des Gouverneurs von Innerösterreich Franz Graf Saurau (zum Aufbau der Landwehr) lernte er die Steiermark kennen und lieben. Die systematische Erfassung und statistisch topografische Aufnahme der Alpengebiete führten ihn von da an immer wieder mit einem ganzen Arbeitsstab auf weite Wanderungen, mit Mineralogen, Geologen, Botanikern, Historikern und nicht zuletzt mit seinen Malern. Selbst der Aufbau einer neuen Kunstgesinnung – er hatte eine Reihe von Malern als Kammermaler aufgenommen – sollte einem besseren Erfassen der Heimat dienen, sei diese historisch, topografisch oder botanisch. 24

23 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau.3. Auflage, Graz 1978. S. 14. 24 Ebda: S. 15.

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1807 kaufte er die Burg Thernberg im Schwarzatal in Niederösterreich und beginnt mit seinen landwirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Studien. 1809 leitete Erzherzog Johann als Armeekommandant die militärischen Operationen in Oberitalien. Er feierte einen Sieg bei Sacile. Nach einem befohlenen Rückzug zur Verstärkung in Österreich kann Johanns Armee bei Wagram nicht mehr eingreifen und so kam es zur Niederlage Österreichs gegen Napoleon. Erzherzog Johann schlittere in eine tiefe Depression. Die Tragödie Tirols, der Tod Andreas Hofers, die Niederlage Österreichs im Schandfrieden von Schönbrunn, führte dazu, dass er sich zurückzog und sich von der militärischen Tätigkeit immer mehr entfernte. Das Misstrauen des Kaisers und Metternichs gegen ihn wächst, weil seine „Volkstümlichkeit“ immer mehr zunahm. So entstand die Idee um eine Gruppe von Erzherzog Johann (unter Hormayers Einfluss) die Gebirgsvölker Österreichs und der Schweiz zu einem „Alpenbund“ zu vereinen und zum Vernichtungskrieg gegen Napoleon aufzurufen, der nun geschwächt von einer Niederlage in Russland zum vollen Rückzug gezwungen werden sollte. Die Aktion wurde 1813 durch Denunziation der Regierung verraten und als „Verschwörung“ aufgedeckt. Erzherzog Johann gilt als „Verführter“ und wurde zu einer kurzen Internierung verurteilt und der Kaiser verbot ihm, Tirol jemals wieder zu betreten, die übrigen Beteiligten wurden harten Gefängnisstrafen unterworfen. Bereits 1809 hatte Erzherzog Johann die kaiserliche Erlaubnis erbeten, in Graz eine Lehranstalt zu errichten, in der seine naturwissenschaftlichen Sammlungen, die statistische Bestandsaufnahme, die Bibliothek und die Gemälde einem Ziele dienen sollten:

„Die Ausbildung der Jugend der Steiermark zu fördern, denn zahlreich ist die Jugend, die sich den Studien widmet. Dass sie diese so vollbringe, damit einst der gebildete Jüngling dem Staat in seiner Sphäre nütze, dafür kann nicht genug Sorge getragen werden“. 25

1811gründete er das Joanneum, in dem er seine gesamten persönlichen Sammlungen den steirischen Ständen schenkt, die den Lesliehof in Graz für deren Unterbringung kauften. In diesem heute noch als Museum genutzten Barockbau wurde das Joanneum gegründet, aus dem sich das Steiermärkische Landesmuseum entwickelte.

25 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau.3. Auflage, Graz 1978. S. 18. 16

Noch heute tragen das Museum und die steirische Forschungsgesellschaft Joanneum Research den Namen des Stifters. Das Joanneum war ursprünglich eine naturwissenschaftlich-technische Lehranstalt, an der auch der Mineralogie Friedrich Mohs und der Botaniker Lorenz v. Vest lehrten. Hier war auch Georg Göth (ein Sekretär Erzherzog Johanns), der mit wichtigen statistischen Erhebungen und einer umfassenden Landesbeschreibung betraut war, von der zwei Bände im Druck erschienen, tätig. Das gesamte Fragebogenmaterial liegt noch im Steiermärkischen Landesarchiv als die „Göth’sche Serie“ auf. Das Steiermärkische Landesarchiv ist die Schatzkammer der steirischen Geschichtsforschung. Für eine technikwissenschaftliche Ausbildung wurden am Joanneum Lehrkanzeln eingerichtet an denen Vorlesungen und praktische Übungen stattfanden. Daraus entwickelte sich die Grazer Technische Hochschule, die seit 1975 Erzherzog-Johann-Universität heißt. Führende Wissenschaftler für Mineralogie, Botanik, Mathematik und Maschinenlehre, sowie den Ausbau der Statistik und der historischen Forschung wurden angestellt. Die Steiermärkische Landesbibliothek entstand ebenfalls aus dem Joanneum, sie ging aus dem um 1820 gegründeten Leseverein hervor, dessen Mitglieder nicht nur viele Bücher, sondern auch ausländische Zeitungen zur Verfügung standen. Heute umfasst die Steiermärkische Landesbibliothek ca. 700.000 Bücher frei zugänglich in der Bibliothek sind 30.000 und ca. 2.000 Zeitschriften (nach Auskunft eines Bibliotheksangestellten).

Verschiedene Reisen und Wanderungen durch die Steiermark ließen ihn von den Menschen und der Schönheit des Landes schwärmen, aber sie dienten auch zum Studium der botanischen und mineralogischen Gegebenheiten sowie der Landwirtschaft und dem Eisenwesen. 1815 führt er das Kommando der Belagerungsarmee von Hüningen. Die elsässische Festung war in französischer Hand und beherrschte die Stadt Basel. Nach dem Sieg über Napoleon – Erzherzog Johanns entscheidenden militärischen Erfolg, machte er eine Eintragung ins Tagebuch vom 28. August 1815, die ihn als Mensch charakterisiert:

„Früh um vier zog ich nach Hüningen ein, ein schönes Schauspiel! Als aber die Feinde herauszogen und so elend erniedrigend aussahen und weinend die Ihrigen, da war alle Freude hin. Ich dachte mich als Mensch in ihre Lage. Möchte doch das ewige Kriegen einmal enden; welche herrliche Welt, wenn die Menschen sich Gutes täten - ! …26

26 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau.3. Auflage, Graz 1978. S. 18.

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Der Feldzug von 1815 führte schließlich zur vollständigen Niederwerfung Napoleons. 1815 und 1816 reiste Erzherzog Johann mit seinem Bruder Ludwig in Vertretung des Kaisers nach England und Schottland. Johanns Hauptinteresse galt der englischen Eisen- und Stahlindustrie, er sah sich sehr genau um, machte Notizen und versah sie mit detailreichen Zeichnungen und holte sich Anregungen für den Ausbau der heimischen Eisenindustrie. Er interessierte sich aber auch für die Lebensumstände der Fabriksarbeiter und den politischen Zustand des Landes. Das Entstehen eines neuen technisch-maschinellen Zeitalters bringt auch große moralische und soziale Probleme mit sich. 2009 wurde das Tagebuch dieser Reise neu herausgegeben. 27

Nach der Rückkehr aus England wanderte er ins Salzkammergut und sieht Anna Plochl, die Tochter des Postmeisters aus Bad Aussee zum ersten Mal. Sie entsprach seinen Vorstellungen von einer Lebenspartnerin.

„Ein Wesen möchte ich, welches mir als Mensch und nicht als Fürst zugetan […..].“ 28

Jung und hübsch sollte sie sein, ein gutes Herz und einen aufgeweckten Sinn haben. Name und Titel waren für ihn zweitrangig. Die Pläne des Herrscherhauses ihn standesgemäß zu verheiraten, lehnte er grundweg ab.

1817 gründet Johann zur Verbesserung der Ernährungslage der Steiermark (nach einer Missernte) die ″Kartoffelbeitragsanstalt ″ und sorgte damit zur Verbreitung des Grundnahrungsmittels. 1818 kaufte er, den Brandhof an der Nordseite des Seebergsattels als wirtschaftlichen Musterbetrieb für Viehzucht in den Alpen.29 1819 gründet er die k.k. Landwirtschaftsgesellschaft (sie trat an die Stelle der 1797 aufgelösten Agrikultur – Societät, die nur Großgrundbesitzer und Grundherren umfasste) für alle Landwirtschaftsbetreibenden. 30

27 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau.3. Auflage, Graz 1978. S. 21. 28 Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des steiermärkisches Landesarchiv, Band 37), hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 28. 29 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau. 3. Auflage, Graz 1978. S. 22. 30 Vgl. dazu die ab 1819 erschienene Reihe: Verhandlungen und Aufsätze, hgg. von der K.K. Landwirtschaftsgesellschaft in Steyermark.

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Kaiser Franz wollte dem Ansinnen anfänglich nicht zustimmen, da Erzherzog Johann ein Mitspracherecht aller Landwirtschaftsbetreibenden in seinen Statuten für die k.k. Landwirtschaftsgesellschaft vorsah. Sie sollte die Bauern zu selbstständigen Denken und zur Selbsthilfe anspornen. Sie wurde nach dem Prinzip von Filialen im ganzen Land aufgebaut, an deren Spitze fortschrittlich gesinnte Landwirte standen. Übernahme und Kultur zukunftsweisender Nahrungspflanzen wie z.B. der Kartoffel forcierte er sowie auch die Rationalisierung der Anbau- und Erntemethoden. Zu deren Zweck wurde auch eine Modellsammlung von neuartigen und verbesserten Ackergeräten angelegt, an denen sich die Bauern orientieren konnten. Auch Reformvorschläge für das ländliche Bauen bezüglich Brandschutz, Holzersparnis und Wohnqualität für die ländliche Bevölkerung wurden von der Gesellschaft erarbeitet.

Die ausgedehnten Wanderungen durch die Steiermark dienten nun auch der Errichtung von Filialen dieser Gesellschaft. Den 1818 erworbenen Brandhof wandelte Erzherzog Johann zu einem Mustergut für Alpenwirtschaft um und das 1822 gekaufte Weingut in Pickern bei Marburg wurde im Laufe der Jahre zu einem Musterweingut, welches nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des steirischen Weinbaues hatte. Erzherzog Johann wollte selbst beispielgebend wirken und demonstrieren, dass vor allem Klugheit und Geschick notwendig sind, um auch unter schwierigen Bedingungen, unter Einsatz der richtigen Mittel, die bäuerliche Existenz zu sichern. Intensive persönliche Kontakte zu vielen steirischen Bauern, denen er in freundschaftlicher Weise zugetan war, sollten eine der Voraussetzungen für sein Wirken im Dienste der steirischen Landwirtschaft sein. 31 1820 erfolgt die Gründung des Steiermärkischen Musikvereins. Einen wesentlichen kulturellen Schritt in der Steiermark schaffte er mit der Gründung der Steiermärkischen Zeitschrift. 1821 stirbt Anna Plochls Mutter und Anna übernimmt zu Hause den Haushalt. 1822 kauft er (von der Erbschaft seines Onkels Albrecht von Sachsen-Teschen) ein Eisenwerk und einen Hochofen in Vordernberg. Als „Hammerherr“ führte er nun neue Abbaumethoden am Erzberg ein, die für die steirische Eisenindustrie große Vorteile bringt.

31 Josef Riegler: „Treu dem guten Alten, aber darum nicht minder empfänglich für das gute Neue“. Erzherzog Johann und die Landwirtschaft. In: Erzherzog Johann Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des steiermärkischen Landesarchives, Band 37), hgg. von Josef Riegler, Graz 2009. S. 145-156. 19

Ein wichtiges Anliegen war für Erzherzog Johann, zur Hebung der steirischen Wirtschaft, das Montanwesen zu forcieren, das in der Steiermark schon lange Tradition hatte, aber im Vergleich zu anderen Montanregionen wie z.B. Kärnten noch rückständig war. So brachte er die Radmeister dazu, durch die Gründung der Vordernberger Radmeisterkommunität ihre Grubenbaue am Erzberg und die Radwerke durch gemeinsame Erz-, Holz- und Holzkohlebeschaffung wirtschaftlicher zu führen. Der von Erzherzog Johann angestellte Johann Dulnig erbaute 1835 für den Rohstofftransport vom Erzberg nach Vordernberg die erste auf dem europäischen Kontinent auf eisernen Schienen und Rädern laufende Bahn. Für die Rückständigkeit der steirischen Eisenindustrie machte er auch das Fehlen eines geeigneten Unterrichtes für die Berg- und Hüttenleute verantwortlich und so gründete er 1840 die steiermärkisch-ständische Berg- und Hüttenmännische Lehranstalt in Vordernberg. Diese Montanschule wurde 1849 nach Leoben verlegt, verstaatlicht und später zur k.k. Bergakademie erhoben, aus der über die Zwischenstufe der Montanistischen Hochschule die heutige Montanuniversität entstand.

Im Februar 1823 erbat Erzherzog Johann beim Kaiser die Zustimmung zur Hochzeit mit Anna Plochl. Dieser stimmte zu, später, kurz vor der Hochzeit auf der Burg Strechau zog er seine Zustimmung wieder zurück. Das habsburgische Hausgesetz forderte für eine ebenbürtige Ehe eines Mitgliedes des Kaiserhauses, dass der künftige Ehepartner entweder aus einem regierenden oder zumindest vormals regierenden Haus stammen musste und außerdem katholisch zu sein hatte. Alle Ehen, die diesen Erfordernissen nicht entsprachen, galten als unebenbürtig. Sie konnten nur mit Zustimmung des Familienchefs geschlossen werden. 32 Der Ehe mit einer Bürgerlichen wurde am Wiener Hof nicht zugestimmt. Der Erzherzog Johann nimmt Abstand von der Hochzeit, teilte dem Kaiser aber mit, dass Anna Plochl seinen Haushalt in Vordernberg führen wird. Die Beziehung zwischen Johann und Anna musste einer Reihe von äußeren Hindernissen trotzen, unter denen vor allem Anna zu leiden hatte. Sie stand zwischen den Welten.

Der bisherige Umgang mit alten Freunden und Bekannten aus ihrem Kreis hatte ein jähes Ende gefunden und vom Hochadel wurde sie abgelehnt. Nach mehreren Kuraufenthalten in Bad Gastein errichtete Erzherzog Johann dort ein Wohnhaus, von wo aus er zahlreiche Bergtouren und Erstbesteigungen in den Alpen unternahm und somit den Alpinismus

32 Erzherzog Johann von Österreich, Landesausstellung 1982, Band 2. S. 128. 20 forcierte. 1825 gründet Erzherzog Johann die Steiermärkische Sparkasse in Graz. Er ermahnte alle zum Sparen, auf das sich das Ersparte durch Zinsen vermehre. Aber auch Darlehen wurden gewährt, wobei Grundbesitzer darüber aufgeklärt wurden, dass sie nur um kleinere Darlehen ansuchen sollten, wofür die Sicherheit eher gegeben war. 1828 verkaufte er das Schloss Thernberg an den Fürsten Liechtenstein, der Umbau des Brandhofs wurde fertiggestellt und die Kapelle des Hauses eingeweiht.

1828 gründet er die Wechselseitige Brandschadenversicherungsanstalt, die auch aus den Bemühungen der Steirischen Landwirtschaftsgesellschaft hervorging, und heute noch als Grazer Wechselseitige Versicherung existiert. 1829 stimmte der Kaiser der Trauung zwischen Erzherzog Johann und Anna Plochl zu. Sie erfolgte sofort danach, nur im kleinsten Kreis von Trauzeugen und Pfarrer in der Kapelle des Brandhofs. 1834 wurde Anna Plochl dann von Kaiser Franz II. (I.) zur Freifrau von Brandhofen ernannt und 1850 von Kaiser Franz Josef I. zur Gräfin von Meran. In Handwerk, Gewerbe und Industrie sah Erzherzog Johann den Grundstock für den allgemeinen Wohlstand des Volkes und so fand 1832 in Graz im Aufbruch der industriellen Revolution die erste Industrie- und Gewerbeausstellung statt. Der „Verein zur Förderung und Unterstützung der Industrie und Gewerbes in Innerösterreich“ war auch Ausgangspunkt für fachspezifische Schulen (Handelsakademie und Baufachschule) wurden 1837 ins Leben gerufen. 33 1835 starb Kaiser Franz I., sein Sohn Ferdinand I. genannt der „Gütige“ bestieg den österreichischen Thron. Seine schwache Fähigkeit zum Regieren ließ seinen Kanzler Fürst Metternich umso stärker agieren. 1839 wurde der ersehnte Sohn von Erzherzog Johann und Anna geboren, der auf den Namen Franz getauft wurde. Er bekam den Titel eines Freiherrn von Brandhofen, später wurde ihm von Kaiser Franz Joseph I. das Adelsprädikat eines Grafen von Meran zuerkannt. 1840 kaufte Erzherzog Johann das ehemalige Chorherrenstift Stainz in einer der fruchtbarsten Gegenden der Steiermark als Apanage für seinen Sohn Franz. Im September desselben Jahres fand die Feier des zweiten Dezenniums der steiermärkischen Landwirtschafts-Gesellschaft statt. Erzherzog Johann verband damit auch ein Musikfest, das eine Aufmunterung zur Bewahrung volkstümlicher Sitte bezweckte. Erzherzog Johann hatte nämlich bereits bei der Herausgabe jener statistischen Fragen 1812 zur Einsendung von Texten und Weisen der im Land verbreiteten Volkslieder aufgefordert und damit eine ziemliche Sammlung derselben zustande gebracht.

33 Günther Jontes: Die Grüne, die Eherne Mark. Traufenfels 2006. S. 80. 21

Aus allen Gegenden der Steiermark, waren Sänger und Sängerinnen, Geigen-, Zither- und Hackbrettspieler, sowie Schwegelpfeifer und Dorfmusikanten zu dem Landwirtschaftsfest nach Graz gekommen. Erzherzog Johann hat die besten Darbietungen mit Preisen persönlich ausgezeichnet. Anlässlich einer Tagung im Jahre 1843 der deutschen Naturforscher und Ärzte fand das zweite Musikfest statt, das von den Gästen begeistert aufgenommen wurde.

Das Interesse an Geschichte hatte in Erzherzog Johann der Schweizer Historiker Johannes von Müller geweckt. So fiel der Vorschlag von Archivar Wartinger, Historiker Albert von Muchar und von Reiner Abt Ludwig Crophius von Kaiserssieg zur Gründung eines Historischen Vereins 1843 bei Erzherzog Johann auf fruchtbaren Boden. Vereinszweck war die Sammlung aller Quellen und Materialien zur inneren und äußeren Geschichte der innerösterreichischen Provinzen (Steiermark, Kärnten und Krain), wobei auch die Gegenwart mit einbezogen werden sollte. Erzherzog Johann wurde als erster Präsident dieses Vereins gewählt. 34 Im volkswirtschaftlichen Denken Johanns kam dem Transportwesen entscheidende Bedeutung zu, da die Leistungsfähigkeit des heimischen Transportwesens infolge der schwierigen Topografie gegenüber anderen Ländern hinterher hinkte. Erzherzog Johann vertrat die Ansicht, dass nur durch forcierten Eisenbahnbau der englischen Konkurrenz begegnet werden konnte (besonders wichtig für das Montanwesen). Erzherzog Johann erwirkte bei Kaiser Ferdinand, dass die Südbahnstrecke Wien-Triest nicht über Westungarn (wie geplant), sondern über die Steiermark geführt wird. Zuerst in Teilstrecken Wien- Gloggnitz und Mürzzuschlag-Graz. Der Semmering wurde mit Pferdefuhrwerken bezwungen. Erst Carl Ritter von Ghega schaffte es im Auftrag von Erzherzog Johann die Bahn über den Semmering zu führen. Die erste Gebirgsbahn der Welt wurde 1854 eröffnet. Die Reisezeit Wien-Graz verkürzte sich von 29 Stunden mit der Postkutsche auf rund neun Stunden mit der Bahn. 35 1847 erwarb Erzherzog Johann ein Blechwalzwerk in Krems, womit er sich auch der Finalindustrie nicht verschloss, später kaufte er noch Braunkohlegruben in Köflach. 36

34 Gernot Peter Obersteiner: Geistesbildung in dem Vaterlande. Erzherzog Johann und die Wissenschaften. In: Erzherzog Johann Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler, Graz 2009. S. 103-115, hier: S. 107-110. 35 Franz Mittermüller: Erzherzog Johann und die wirtschaftliche Transformation der Steiermark in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Erzherzog Johann Mensch und Mythos, S. 117-131, hier: S. 127-128. 36 Günther Jontes: Die Grüne, die Eherne Mark. Traufenfels 2006. S. 80. 22

1848 Revolution – Die Vorboten dazu waren für Erzherzog Johann schon vorher ersichtlich: Kaiserlicher Absolutismus, Zensur, Spitzelwesen und politischer Druck und hohe Pflichten und Abgaben für die Bauern vom Wiener Kongress bis 1848. Zentrum der Aufstandsbewegung gegen die Regierung war Wien. Kaiser Ferdinand musste seinen Regierungssitz nach Innsbruck verlegen. Die Haltung Erzherzog Johanns war loyal zu Kaiser Ferdinand, aber er versuchte auch auf die Wünsche des Volkes einzugehen. So wurde er von Kaiser Ferdinand zum Stellvertreter ernannt und mit der Regierungsgewalt betraut. Als er in Wien ankam, erhielt er von allen Seiten Vertrauensbeweise. Bald kehrte wieder Ruhe und Ordnung in die Kaiserstadt ein. Am 29. Juni 1849 wählte ihn die Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt zum Reichsverweser des Deutschen Reiches. Damit schien sich der Lebenstraum des Habsburgers von einem geeinten deutschen Volk erfüllt zu haben. 37 Er sah in seiner Übernahme der Reichsverweserschaft den einzigen Weg, Frieden und Ruhe im Volk zu bewahren, aber auch das monarchische Prinzip zu sichern. Die Erwartungen des Volkes an seine Person waren grenzenlos.

Erzherzog Johann machte sich zwar keine Illusionen über die Schwierigkeiten seiner Berufung, in seinem Idealismus hielt er sie aber grundsätzlich für möglich. Tatsächlich war sein Auftrag aber von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn er war von jeder weiteren Entscheidungsfindung ausgeschlossen. Nachdem es im Herbst 1849 zwischen Österreich und Preußen zu einer Einigung über eine neue Bundesverfassung kam, ohne auf das Parlament Rücksicht zu nehmen, begann sich die Nationalversammlung in der Paulskirche aufzulösen. Formell war Erzherzog Johann ein abgesetztes Oberhaupt. So war für ihn der ersehnte Abschluss seines Aufenthaltes in Frankfurt gekommen.

Am Neujahrstag 1850 verließ er Deutschland. Enttäuscht kehrte er nach Österreich zurück, wo inzwischen der erst 18-jährige Neffe von Kaiser Ferdinand, Franz Joseph I. österreichischer Kaiser wurde. Ein halbes Jahr nach seiner Rückkehr erreichte Erzherzog Johann in Gastein, wo er auf Kur war, ein Brief der Gemeinde Stainz aus der Steiermark, worin ihm mitgeteilt wurde, dass die Stainzer ihn zum Bürgermeister gewählt haben. Der fast 70-jährige Erzherzog Johann nahm die Wahl an.

37 Elke Hammer-Luza: Politische Visionen von Erzherzog Johann. In: Erzherzog Johann, Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 91-101. 23

In einem Brief bedankte er sich:

„Meine lieben Stainzer! Die von Euch auf mich gefallene Wahl zu Eurem Gemeindevorstand hat mich als Beweis Eures Vertrauens sehr erfreut, ich zögere keinen Augenblick dieselbe anzunehmen. Meine Gesinnung gegen Euch konnten die veränderten Verhältnisse nicht ändern, für Euer Wohl besorgt, so jetzt als Glied Eurer Gemeinde. Wir wollen nun ernstlich, aufrichtig und beharrlich die Aufgabe lösen.“38

Es war dies die erste und einzige zivile öffentliche Funktion in der Steiermark, die Erzherzog Johann ausübte. Da er in Stainz von seinen Mitbürgern gewählt wurde, sah er darin ein Bekenntnis zur demokratischen Willensbildung, die eigentlich nach der Revolution verpönt war. Seine Popularität im steiermärkischen Volk wurde dadurch noch größer. Er nahm seine Verpflichtung als Bürgermeister sehr ernst. Nach Stainz wurden eine Bezirkshauptmannschaft und ein Bezirksgericht verlegt, auch eine Filiale der Landwirtschaftsgesellschaft wurde in Stainz errichtet. Eine Apotheke, ein Wochenmarkt, eine Straßenbeleuchtung sowie der Bau von Straßen und Brücken kamen den Stainzern zugute. Nebenbei kümmerte er sich auch noch um seine Gründungen, 1852 kam noch der Forstverein dazu. Nun treten aber soziale Einrichtungen in den Vordergrund. Er verhält sich b ei der Grundablöse den Bauern gegenüber großzügig. 1854 wurde er Protektor eines Männer- Kranken- und Leichen Unterstützungsvereins, die soziale Not eines sich ständig beschleunigten Industrialisierungsprozesses in Österreich machte dies notwendig. Einem Bergverwalter gewährte er Ertragsbeteiligung. Über die k.k. Landwirtschaftsgesellschaft wurde eine verbesserte Dienstbodenordnung ausgearbeitet. 39

Erzherzog Johanns Frau unterstützte ihn auch bei seinen sozialen Aktivitäten, so kommt es zur Gründung des St. Anna Kinderspitals in Graz. Das Bergsteigen und die Jagd waren seine große Leidenschaft. 40

Am 11. Mai 1859 starb Erzherzog Johann an einer Lungenentzündung in seinem Stadtpalais in der Leonhardstraße, das er sich als Alterswohnsitz bauen ließ. Heute ist darin die Musikuniversität untergebracht. Er wurde im Mausoleum im Grazer Dom beerdigt.

38 Hans Magenschab: Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär. Wien-Graz-Klagenfurt 2008. S. 277. 39 Ebda: S. 278. 40 Ebda: S. 279. 24

Im Alter war aber die innige Liebe zu seinem Land Tirol wiedergekehrt und er kaufte 1845 für seinen Sohn Franz das Schloss Schenna nordöstlich von Meran und dorthin wurde er 1869, nachdem seine Familie ein Mausoleum erbauen ließ, überführt und bestattet. So fand er seine letzte Ruhestätte am Eingang des Passeiertales in der Nähe des Sandwirtes Andreas Hofer. Anna, Gräfin Meran starb 1885 in ihrem Geburtsort Aussee, wurde aber neben ihrem Mann in Schenna beigesetzt.

Abb. 1: Schloss Schenna Südtirol (Foto aus Erzherzog Johann - Mensch und Mythos)

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3. Erzherzog Johann und die Volkskultur

Leopold Kretzenbacher schreibt in einer Festschrift zu Erzherzog Johanns 200. Geburtstages:

„Der geistige Werdegang Erzherzog Johanns zum kritischen Beobachter und Denker, zum Staatsmann, Feldherrn, zu dem so viele Probleme der Landwirtschaft, der Industrie, von Handel und Gewerbe sowie des „Sozialen“ vorausblickend und zielsicher Lenkenden, jedenfalls zum vielseitigen „Entwicklungshelfer“ eines unglücklich im Schatten stehenden, an sich armen Landes, wie der in Jahrhunderten schwer geprüften Steiermark, steht durch die historische Forschung heute klar vor uns. Weniger gut steht es um die Erklärung für die Gründe jener „Volkstümlichkeit“, die Erzherzog Johann auch heute noch in breiten Kreisen nur mit den Augen der Romantik sehen möchte. Erzherzog Johann im graugrünen Lodengewand inmitten von singenden, jodelnden, tanzenden Bauern, Sennerinnen, Almhaltern und Spielleuten, oder Erzherzog Johann als Jäger, der vom hohen Fels auf sein geliebtes Steirerland blickt. Die Liebe zur Postmeisterstochter Anna Plochl eine Bürgerlichen, die von der herrschenden Familie der Habsburger nicht anerkannt wird, ist Gegenstand von vielen, sehr oft verkitschten Darstellungen in Wort, Bild und Film“.41

Doch das Interesse Erzherzog Johanns an Land und Leute zeigte sich schon sehr früh, denn als es den vierzehnjährigen Erzherzog Johann das erste Mal in die Steiermark, nach Maria Zell führte, machte er folgende Eintragungen in sein Tagebuch: „Während der Reise suchte ich mir alles, was die Gegenden, in die ich gelangte, betraf zu verschaffen und zu benützen ….“ ;42 er wollte alles, wenn auch nur mit Schlagworten, aufzeichnen. Tatsächlich „sieht“ er offenkundig mehr als seine Begleiter. Er beobachtet „Volkskundlich – Eigenartiges an Bauernhäusern nach Baustoff und Bedachung, an Tracht („man glaubt sich in eine andere Welt versetzt …“) und an der Konfessionsverschiedenheit von Bauern und Holzarbeitern.

41 Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 217. 42 Tagebuch 1796, zitiert nach: Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 217.

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Das Studium der Gegenwartsliteratur seiner Zeit zum Fragenkreis um „Volk“, Region, Tradition, um „Mentalität“ wie sie in den Schriften von Voltaire, Rousseau und Herder und in den Reisebeschreibungen des 17. und 18. Jahrhunderts so wie in den „Geschichten schweizerischer Eidgenossenschaft“ des Historikers Johannes von Müller (1752 – 1809), die der junge Erzherzog nachweisbar voller Anteilnahme an den Geschichten des „Gebirgsvolkes“ gelesen hatte, hat bald zu einer richtigen Brieffreundschaft zwischen dem Gelehrten und seinem so jungen aber sofort als begabt und begeistert erkannten Leser geführt. 43 Erzherzog Johann vergisst diesen Gelehrten auch nicht mehr, da er nach eigenem Tagebuchgeständnis „seinem Leben die ihm eigene Richtung gab“. Weiters fiel der Blick des jungen Erzherzogs sicher auch auf das erste große, bereits volkskundlich zu nennende Werk „Versuch über die deutschen und slawischen Bewohner der österreichischen Monarchie“ von Joseph Rohrer 44 , wie den bereits vorangegangenen „Tiroler Almanach“ für die Jahre 1802-1804 45 von Joseph Frh. von Hornmayr, der im Ideengeschichtlichen wie im Politischen dem jungen Erzherzog bedeutsam, vielleicht auch verhängnisvoll nahe treten konnte. Geramb meinte auch, dass Erzherzog Johann den „Vaterländischen Kalender für die Steyermärker. Auf das Jahr 1800“ von Joseph Carl Kindermann gekannt hat. 46 In diesem Kalender befindet sich der „ Vorschlag zur Veranstaltung einer vaterländischen Entdeckungsreise “, wie sie zwey Männer …, wovon einer oder der andere die nöthigen, nicht allein theoretischen, sondern auch practischen Kenntnisse in der Öconomie, Naturgeschichte, Technologie, Physik und Mathematik, auch, wo möglich in der Altertumskunde und in der Zeichenkunst besitzt“, durchführen sollten. Der Vorschlag geht darauf hinaus, mit technischen Hilfen und Ortskundigen das Land zwei Jahre lang möglichst zu Fuß durchwandern zu lassen. Dabei nicht nur seine physische Beschaffenheit und Eigenheit in Mineralien, Pflanzen und Tierwelt erfassen, sondern dass auch „alle kurz zuvor beobachteten Merkwürdigkeiten zu Papier gebracht werden …“ Der fiktive Auftrag geht – so wie in Erzherzog Johanns eigener Landesaufnahme später – von Anfang an auf den Bereich auch der gesamten Volkskultur: … „ferner practische Haus- und Landwirtschaft, Feld- und Weinbau, Waltcultur, Viehzucht etc., die jeder Gegend

43 Viktor Geramb: Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde. In: Das steiermärkische Landesmuseum Joanneum und seine Sammlungen 1811-1911, red. Anton Mell, Graz 1911. S. 42. 44 Wolfgang Arnold: Erzherzog Johann. Sein Leben im Roman. Graz 1980. S. 68. 45 J. Frh. von Hornmayr.: Tiroler Almanach auf das Jahr 1804. Wien 1804. 46 Vaterländischer Kalender der Steyermärker. Auf das Jahr 1800. Herausgegeben von Joseph Carl Kindermann, gedruckt und verlegt bey Johann Andreas Kienreich. Der „Vorschlag“. S. 79-88. 27 eigenthümlichen Manipulationen, Werkzeuge, Verschiedenheit derselben, ihre Vorzüge, Nachtheile. Hier wird der mitreisende Bauer auf alle Fragen zu antworten wissen: überhaupt muss er beständig mit: Was, wie, wann, wo und warum? angegangen werden …“ Die Forschungsreisenden würden bezüglich dieses jeweils für eine neue durchwanderte Gegend aufgenommenen Bauern „ bemerken, dass er zwar manche seinem Stande angeborenen Vorurtheile hegt, aber auch, dass er bey alledem, gleichwohl allein der echte Kenner im Fache der Landwirtschaftskunde ist.“ Daher erweitert sich der Fragenkatalog des Vorschlages, den vermutlich der Herausgeber dieses „Vaterländischen Kalenders“ Joseph Carl Kindermann selber erstellt, aber nicht signiert hat, auf sehr viel Volkskundliches: „Topografische Beschreibungen … ferner Bemerkungen über die Bau-und Kleidungsart und die Kost des Landvolks in den verschiedenen Gegenden. Untersuchungen über seine Sitten, Gewohnheiten, häuslichen Gebräuche, Gebrechen, Vorurtheile, seine abergläubischen Meinungen, seine Fähigkeiten, seine Kenntnisse in der Arzneykunde und Witterungslehre, seinen Dialekt. Den letzten Gegenstand betreffend, ist bey dieser Gelegenheit die Verfassung eines Steyermärkischen Idiotikon nicht zu verabsäumen …“. 47 Dieser Wunsch sollte sich erst mehr als hundert Jahre später und auch lediglich als unvollständige Ergänzung zu einem größeren, wahrhaftig großartigen Werk erfüllen. 48 Auch zu den Denkmälern im Lande, zur „Geschichte und Althertumskunde“ werden neben Urkunden, Grab- und Denkmahlsteinen, Münzen, … auch Traditionen unter dem Landvolk nicht selten ihrer Aufmerksamkeit würdig.“ Am Schlusse der Aufforderung Kindermanns heißt es: „Sollte man in der Steyermark nicht Menschen finden, die das für ihr eigenes Vaterland thun wollten, was eine Engländische Gesellschaft für das entfernte Innere des wilden Afrika thut? 49

Was diese „vaterländische Entdeckungsreise“ als Möglichkeit vorschlägt wurde von Erzherzog Johann in seiner Landaufnahme 1810/1811 umgesetzt, obwohl nicht belegt ist, dass er diesen Kalender überhaupt gekannt hat.

47 Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickel. Graz 1982. S. 218. 48 Th. Unger, – F. Khull: Steirischer Wortschatz als Ergänzung zu Schnellers Bayrischen Wörterbuch. Graz 1903. 49 Vaterländischer Kalender der Steyermärker. Auf das Jahr 1800, hgg. von Joseph Carl Kindermann. Grätz .S. 79 ff. 28

Kretzenbacher führt weiter aus: Bei Wanderungen durch Salzburg und Tirol (1801) beschreibt er „Gebräuche und Sitten“ des Pinzgaues, wie eine kleine Regionalvolkskunde. Beobachtet wurde Bauernhaus, Kost, Lied, Spiel und Tanz sowie der für unsere Zeit umstrittene Volkscharakter. Als er im nächsten Jahr die nordöstliche Obersteiermark, heute zählt das Gebiet zur Hochsteiermark, durchwanderte, stieß er auch auf eine Bauernhochzeit, wo er sich Spiele, Lieder und Jodler von den Burschen vorführen ließ. Aber nicht nur die romantisch, lustige Seite des Volkslebens galt seinem Interesse, sondern auch das harte Arbeitsleben der Alpenbewohner. Er beschrieb und zeichnete auf dieser Wanderung in seinem Tagebuch die Sennhütten, Holzknechtunterkünfte und Bauernhäuser detailgetreu. So darf man Erzherzog Johann als einen Begründer der systematischen Hausforschung der Südostalpen nennen. Ein Jahr nach dem anderen bezeugen das die Tagebucheintragungen. Hier verweise ich auf Geramb, der in Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde (1911) schreibt: „Uns ist es von besonderem Interesse, dass er schon damals auch die Beschreibung des bäuerlichen Wohnhauses in ausführlicher Weise in seine Arbeit einbezogen hat, und Erzherzog Johann gehört wohl überhaupt zu den allerersten, die jener Äußerung des Volkstumes Beachtung schenkten.“ 50

In einer Tagebuchaufzeichnung im selben Jahr im Salzkammergut erfährt man wie er es bei seiner Wanderung „erlebt“.

In der Haupthütte wird wöchentlich zweimal und an Feiertagen gebetet, weil sie zur Kirche zu weit haben. Ich setzte mich auf einen grünen Abhang ober meiner Hütte, da der Abend schön war, und sah zu wie das Vieh zurückkehrte, jede Abtheilung mit ihren Glocken, das Geläute desselben, das Gebrüll, dann auch das Getön der Schafglocken, der frohe Zuruf der Dirnen von dieser Alpe schreien zu jenen von Hennar hinüber, und diese wieder zurück. Zuletzt ließ ich in einer Hütte geigen, wo denn alles lustig wurde, sie tanzten weiß der Himmel wie lange …. Und gleich schließt der Erzherzog seine Beobachtungen über die Volkstänze auf diesen Almen an, über den“ Obersteirischen“ und den ″Pfannhauserischen ″ usw. 51

50 Viktor Geramb: Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde. In: Das steiermärkische Landesmuseum Joanneum und seine Sammlungen 1811-1911, hgg. vom Kuratorium des steiermärkischen Landesmuseums, red. von Anton Mell, Graz 1911. S. 44. 51 Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 219. 29

Auf einer weiteren Station in der „Sölk“ beschreibt er den Holzbedarf, die Arbeit, den Menschenschlag und die wirtschaftliche Situation der Bauern, aber auch deren Eigenschaften werden aufgezählt. Zum Abschluss seiner Salzkammergut – Obersteiermark Wanderfahrt 1810 und seines Tagebuches zieht er Bilanz „… reich an neuen Gegenständen und neuer Landeskenntnis, und daher zufrieden, den Zweck meiner Reise erfüllt zu haben.“ „Wie oft hab‘ ich mit Wehmut das Glück manches Landmannes betrachtet, die beglückende Unwissenheit des Alpenbewohners über die Dinge der großen Welt, das häusliche Glück der Bergbewohner überhaupt; o warum war mir nicht auch dieses Los beschieden? – Und doch will ich ruhig dulden, sähe ich nur jene Pläne gelingen, die ich für das Wohl der Menschen hege, und wenn nur nicht die mir von Gott gegebenen Talente und meine Kräfte durch Jahre unverwerthet brach liegen bleiben, ohne dem Staate nützen zu können. –“52

Die Unwissenheit der Alpenbewohner über die Dinge der großen Welt als Glück anzusehen wäre für uns heute nicht mehr erstrebenswertes Ziel. Einfachheit und Bedürfnislosigkeit in der Lebensweise war für Erzherzog Johann das Gute und Erstrebenswerte.

Ein Jahr darauf im September 1811 war er eine volle Woche in der Sölk und nach einer Woche Einsamkeit schrieb er in sein Tagebuch: „Will es Gott, so kaufe ich die grosse Sölk und will dann nicht scheuen, diese guten Obersteyrer so zu bewahren, wie sie sind und als ihre Patriarch wachsam sein, daß kein Gift sie verderbe! Für solche Menschen wäre ich fähig alles zu thun, für unsere Stadtherrn mit ihrem wurmstichigen Herzen und überklugen Verstand wenig oder gar nichts. Hoch meine Steyermark; sie erinnert mich an der Väter unverdorbenes Wesen“ 53

Hier verdrängt das Herz des Romantikers voll den Aufklärer. In Erzherzog Johanns politscher Grundmeinung ging es aber immer um Fähigkeiten und Leistungen, darum wollte er zunächst immer das Volk aufklären und fähig machen durch angemessene Bildung. Wie kommt es zu diesem Umdenken? Hat er nun plötzlich die Einfachheit und Bedürfnislosigkeit der Menschen als das Gute und Bewahrenswerte gesehen?

52 Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 220. 53 Viktor Geramb: Erzherzog Johanns Bedeutung für die steirische Volkskunde. Graz 1911. S. 46. 30

Es gibt auch in unserer Gegenwart Menschen, die von ihrem bisherigen Leben genug haben und das Heil in einer alternativen Lebensform zu finden glauben. Aber „Alternative Lebensform“ als Zwang und Heimat im „Reservat“ wäre bei unseren heutigen tiefgreifenden Ansichten über Würde und Freiheit des Menschen undenkbar.

Erzherzog Johann meinte es aber sicher nicht so, denn seine Lebensleistung zeigte auch gegenüber der Volkskultur eine andere Richtung. Einfachheit war für ihn nicht wegnehmende Beschränkung. Sie wurde für ihn selbst auferlegtes Gesetz als „Beispiel“ der graue Lodenrock, den er selber so gerne trug. In ihm sah er den Ausdruck zur Schlichtheit und das Mittel zum „Volke“ zu finden und einer der Ihren zu sein. Als seine Frau Anna ihrem Kutscher Hiesl zur Graz Fahrt statt dessen Lodenrock einen in der Monarchie üblichen Kutscheranzug gab, schrieb er ihr einen Brief: „… Als ich den grauen Rock in der Steyermark einführte, geschah es um ein Beispiel der Einfachheit in Sitte zu geben, so wie mein grauer Rock, so wurde mein Hauswesen, mein Reden und Handeln. Das Beispiel wirkte, der graue Rock, von manchen verkannt, von den Besseren erkannt, wurde ein Ehrenrock und ich ziehe ihn nie mehr aus, ebenso wenig weiche ich von meiner Einfachheit …“ Mein abgetragener Rock, meine irchgefärbte Hose, wenn ich damit das Haus eines von Elend und Armuth gedrückten Landmannes trete, sieht er seinem Unglück nicht Hohn. Aber aller Tand, an dem die Welt hängt und so viel Geld versplittert wohl … Wäre ich in der Pracht, wie sie hier nicht seyn muss im Lande gereist, hätte ich mir Feste geben lassen, ich hätte nie die Wahrheit erfahren, nie die Herzen geöffnet, nie die Bessern mir zu Freunden erworben. Es ist eine ernste Sache … dass mein Haus ein Beyspiel für alle werde, wie es unseren Zeiten gemäß überall sein sollte“ …54

„Erzherzog Johann und die ‚Volkskultur‘“ heißt ein Beitrag von Burkhard Pöttler in den Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs zum Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009. Pöttler sagt darin: „Erzherzog Johann wurde schon von seinen Zeitgenossen als „Freund des Volkes“ bezeichnet, eine Einschätzung, die nicht nur durch seine Vorliebe für das Landleben und die „älplerische“ Kleidung, durch seine Heirat mit einer Bürgerlichen und seine Fragebogenerhebungen bedingt war. Dies war jedoch nur eine Facette seiner

54 Briefstelle bei V. Theiß, 1950, S. 199f., zitiert nach Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 221. 31

Persönlichkeit, die noch dazu für die meisten hinter der des Militärs, des Mitglieds des Kaiserhauses und des Förderers von Wirtschaft, Landwirtschaft, Wissenschaft und Bildung zurückstand“. 55

Im Folgenden stellt er das Verhältnis Erzherzog Johanns zur Volkskultur auf drei Ebenen dar, die sich teilweise gegenseitig bedingen: Zunächst ist es das Interesse Johanns an der Kultur der ländlichen, jedoch nicht nur der bäuerlichen Bevölkerung, das zu eigenen Aufzeichnungen und zu verschiedenen Umfragen führte.

Den zweiten Aspekt stellen die aktive Übernahme, Pflege und Förderung von Volkskultur sowie ihre Inszenierung und Instrumentalisierung dar. Und schließlich ist es das Weiterleben des „Mythos Erzherzog Johann“ nach seinem Tod, das sich auch in der jüngeren „Volkskultur“ niederschlägt, ohne hier eine Begriffsdiskussion bieten zu können. 56

Erzherzog Johanns Interesse an der Volkskultur war geprägt durch die Gedanken Voltaires, Rousseaus, Herders und die Reiseliteratur, besonders aber durch den als Hofrat eine Zeit lang in österreichischen Diensten stehenden Schweizer Historiker Johannes von Müller. Müllers Werk über die Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft hatte großen Einfluss auf den jungen Erzherzog. Das Interesse Johanns war dabei nicht rein kulturell, sondern ist stets in Verbindung mit (land)-wirtschaftlichen und sozialen Überlegungen zu sehen, was sich in seinen Reisetagebüchern zeigt. 57

So führt auch Pöttler einige Tagebuchaufzeichnungen und Briefstellen von Erzherzog Johann in seinem Aufsatz ″Erzherzog Johann und die Volkskultur ″ an. 58 Nach teilweise recht allgemeinen persönlichen Beschreibungen von Bauernhaus, Kleidung, Nahrung, Lied, Spiel und Tanz ab 1796 schildert Johann schon 1803 in einem Brief an Karl Ehrenbert von Moll die Almen um Neuberg an der Mürz sehr detailliert und beschrieb

55 Burkhard Pöttler: Erzherzog Johann und die Volkskultur. In: Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs, Band 37), hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 179 56 Ebda: S. 179. 57 Ebda: S. 180. 58 Ebda: S. 180. 32 relativ genau die Käseproduktion. Dabei hielt er fest, dass zwar für seinen Aufenthalt alles Nothwendige von der Herrschaft Neuberg heraufgesäumt wurde, er sich doch lieber mit der gewöhnlichen Alpenkost begnügte, 59 was bereits eine Affinität zur Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung erkennen lässt. Neben der genauen Schilderung der Hütten und der Bevölkerung, dass man beim Kochen aufgrund der starken Rauchentwicklung gezwungen sei, sich niederzusetzen, hob er sehr positiv den offenen, fröhlichen Charakter der Bevölkerung hervor …

Er hielt auch die Zufriedenheit der ärmsten Bevölkerungsgruppen fest – die ärmste Classe sind die Bergleute, Schmiede und die bei der Fabrik angestellten Arbeiter; dennoch sind auch sie zufrieden – ist bereits typisch für eine romantische Betrachtungsweise, die selbst Missstände gerne verharmloste. Ähnliche Idyllisierungen finden sich neben kritischen Bemerkungen, im Rahmen einer Beschreibung der Sölk, wenn er z.B. schreibt: „Der Menschenschlag ist stark und schlank, vorzüglich zeichnet sich der Oberennsthaler aus; in den Seitenthälern bewirkt die schwere Arbeit geringere Schönheit, besonders was das weibliche Geschlecht betrifft. Wohlhabend sind die Bauern, die grossen werden meist Meier genannt; in den Seitenthälern sind sie arm, aber auch besser, und die Bedürfnisse geringer. Am schlimmsten steht es mit den Bewohnern der Flecken, die gewöhnlich neben der Beschränktheit des Bauern, auch den Stolz des Bürgers haben“. 60

Diese Beschreibung zeigt den ambivalenten Blick des Aufklärers, der sich um die wirtschaftlichen Verbesserungen bemüht und dennoch das Bild des armen „edlen Wilden“ idealisiert. 61 Ähnliche Beschreibungen enthalten die Tagebücher auch von anderen Reisen. Pöttler meint auch, dass Erzherzog Johann seine früheren Beschreibungen auch fallweise schon zu seinen Lebzeiten anderen zur Verfügung stellte. So konnte etwa Franz Carl Weidmann, der auch 1828 von der Einweihung des Brandhofes berichtet hatte, sie 1834 für seine „Darstellungen aus dem Steyermärkischen Oberlande“ verwenden, die er dem Erzherzog widmete, ohne ihn als Quelle zu nennen.

59 Briefstelle im Brief an Karl Ehrenbert von Moll von Erzherzog Johann, 1803. 60 Aufzeichnungen im Reisetagebuch Erzherzog Johanns am 01. September 1810 beim Gang durch die Kleine Sölk talaus. In: Victor Geramb. Ein Leben für die Anderen. Wien 1959. S. 174. 61 Burkhard Pöttler: Erzherzog Johann und die Volkskultur. In: Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs, Band 37), hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 181. 33

Franz Ilwof wies als Herausgeber des Reiseberichts, jedoch auf die nicht correct[e] – und etwas erweitere Wiedergabe einiger Textstellen hin. 62

Neben den Wohn- und Wirtschaftsverhältnissen hatte Erzherzog Johann immer wieder das Brauchgeschehen im Auge, das er in seinen „Denkwürdigkeiten“ festhielt.

Zu den Auftragserhebungen und Fragebogenunternehmen Erzherzog Johanns war es sicher ein Vorteil für ihn ein Mitglied des Kaiserhauses zu sein, so konnte er über bestehende Strukturen Erhebungen durchführen lassen, z.B. in Form von Aussendungen an sämtliche steyermärkische Werbbezirke. Als Militär konnte Erzherzog Johann auch einer „generalstabsmäßigen“ Aktion einiges abgewinnen. Für seine Landesaufnahme konnte er damals schon auf entsprechende Literatur zurückgreifen. Während Kretzenbacher „Rohrer“ und Geramb „Kindermann“ als mögliche Quelle nannten, taucht bei Pöttler ein neuer Name auf und zwar der Schweizer Johann Gottfried Ebel, der u.a. 1798 – 1802 eine zweibändige „Schilderung der Gebirgsvölker der Schweiz“ in Form einer Briefsammlung herausgab, die Erzherzog Johann als beste Quelle nennt. 63

Erzherzog Johanns Landesaufnahme im Sinne der Statistik und Kameralistik war kein vorwiegend volkskundlich oder kulturgeschichtlich orientiertes Unternehmen, sondern vor allem auf die Förderung von Landwirtschaft, Bergbau, Industrie und anderen Bereichen ausgerichtet.

Der kleinere, kulturellen Fragen gewidmete Teil stellt allerdings noch immer eine Fülle an Material zur Verfügung, wie es durch individuelle Beobachtungen, etwa von Reiseschriftstellern nicht zu ersetzen ist. Eine bildliche Dokumentation der Volkskultur erfolgte im Rahmen der Landesaufnahme durch die sogenannten „Kammermaler“. Einer davon, Karl Ruß, bekam 1810 den Auftrag, die Kleidung der bäuerlichen Bevölkerung in Bildern festzuhalten, womit eine bedeutende, wenn auch in ihrem Quellenwert kritisch zu hinterfragende Quelle für die spätere

62 Burkhard Pöttler: Erzherzog Johann und die Volkskultur. In: Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs, Band 37), hgg. von Josef Riegler. Graz, 2009, S. 182. 63 Ebda: S. 183. 34

Trachtenforschung entstand, unter anderem auch für das Steirische Trachtenbuch von Konrad Mautner und Viktor Geramb. 64

In der Volkskunde als historisch orientierter Kulturwissenschaft wurde der Stellenwert der joanneischen Fragebogenaktion als wichtiger Schritt im Rahmen der Entstehung des Faches hervorgehoben. Die Wertschätzung geht jedoch bei verschiedenen Autoren über diese reine wissenschaftliche Würdigung hinaus, fast schon ins Mythische. Das ist nicht nur bei Geramb zu finden, der 1911, anlässlich der 100-Jahr-Feier des Joanneums, einen Beitrag über den Erzherzog schrieb, sondern auch bei Hanns Koren oder Leopold Kretzenbacher, die bei Jubiläen Beiträge lieferten. Die Popularität Erzherzog Johanns drückt sich auch außerhalb des Faches in den größeren und kleineren Gedächtnis-, Landes- und sonstigen Ausstellungen aus, wie sie in Jubiläumsjahren veranstaltet wurden. Vor allem die überaus nachwirkende Tätigkeit des Erzherzogs in der steirischen Landeskultur fand in Geramb einen ebenso kenntnisreichen wie liebevollen Gestalter.

3.1 Kultur – Volkskultur

Im Jahre 2002 wurde in der Steiermärkischen Landesregierung die Volkskultur von der Hochkultur abgespalten. Die Herauslösung bzw. Teilung der Kulturagenden in Ressort für Volkskultur und für Kultur ist parteipolitisch verständlich, aber inhaltlich nicht schlüssig. Es hat sich längst ein Zusammenspiel aller Strömungen in der Bevölkerung breit gemacht.

Kulturbedürfnisse werden heute aus dem Bereich der Hochkunst, der Unterhaltungsbranche, der Volkskunst abgedeckt, neue und alte Bräuche werden spielend zum Lebensinhalt. Z.B. spielen Blasmusikkapellen oder singen Chöre zu einem Großteil auch Kunstmusik und klassische Musik und sind nur in Teilbereichen im Brauchtum verankert.

3.1.1 Kulturbegriff „Für die meisten ist Kultur etwas, was furchtbar hoch ist und sie nichts angeht. In Wirklichkeit ist Kultur in allem und jedem, was der Mensch tut. Und alles, was den Menschen von der übrigen Natur abhebt, ist letzten Endes seine Kultur“.

64 Viktor Geramb und Konrad Mautner: Steirisches Trachtenbuch. Band II. Von 1780 bis zur Gegenwart. Graz 1935. 35

„Kultur ist die Ordnung des Lebens im Geiste“ (V. v. Geramb). Für Geramb lag die „volkstümliche Welt“, das volkskundliche Forschungsfeld also, im Spannungsbereich zwischen dem vulgus, dem Mutterboden der Kulturnation, und den von Individualitäten geprägten Tochterschichten. Ein entscheidender Schritt in seinen Überlegungen war die Erkenntnis, im Vulgusschaften keine Beschränkung auf eine soziale Schicht, das Bauerntum etwa, zu sehen, sondern einen geistigen Zustand, das Volkstümliche in jedem Menschen, wie es Richard Weiß gesagt hat. 65

Besonders attraktiv erwies sich die Tylorsche „Kulturwissenschaft“ 66 , die all das zur Kultur rechnete, was sich der Mensch als „Glied der Gesellschaft“ angeeignet hat, um mit seinen Alltagsproblemen fertig zu werden. In ähnliche Richtung weist die Formel, die Kultur kurz und bündig als „soziales Erbe“ umschreibt (Graham Wallas). 67

Kultur wird dabei als ein Orientierungssystem begriffen, das u.a. Wertevorstellungen, Bewusstsein, Selbstverständnis und gesellschaftliche Struktur prägt bzw. der Inbegriff all dessen ist – „a whole way of life“ (Raymond Williams) 68

3.1.2 Was ist nun Volkskultur? Nach Roland Gnaiger (Architekt, Professor an der Kunstuniversität Linz, Vorsitzender der Jury der Geramb Rose 2010 vom Verein BauKultur Steiermark) war die „Beschäftigung mit Volkskultur von urban lebenden Menschen ausgegangen, die die Romantik des Natürlichen, des Echten schätzten und sich an dem erfreuten, was ihnen in ihrem eigenen Leben fehlte.“ 69

So gesehen, hat Volkskultur mit „Erinnern“ zu tun. Sie erinnert an ein Leben, in überlieferten Ordnungen, an traditionelle Gemeinschaften, an das Verwurzelte, das Eigene. Volkskultur hat heute vielfach einen antiquierten Anstrich. Es ist ein Gedankengut, das in der Romantik seine Wurzeln hat.

65 Hanns Koren: Viktor Geramb. Ein Lebensbild. Graz 1974. S. 28. 66 Edward B. Tylor: Kulturwissenschaft. In: Rene König, Axel Schmalfuß (Hg.): Kulturanthropologie. Düsseldorf- Wien 1972. S. 51. 67 Zitiert nach Rene König: Kultur. In: Ders. (Hg): Soziologie. Fischer Lexikon. Frankfurt/M. 1958. S. 154. In: Hermann Bausinger/Utz Jeggle/Gottfried Korff/Martin Scharfe: Grundzüge der Volkskunde. Darmstadt 1978. S. 17 und 18. 68 Raymond Williams: Innovation. Über den Prozesscharakter von Literatur und Kunst, zitiert nach Wolfgang Kaschuba, Einführung in die Europäische Ethnologie. Frankfurt/M. 1977. München 1999. S. 94. 69 Roland Gnaiger: Weites Feld und bunte Wiesen. In: Baukultur machen Menschen wie du und ich. Symposium 2009. 36

Damals, in der Agrargesellschaft waren ca. 80% der Bevölkerung „das Volk“ das vorwiegend dem Bauernstand zuzuzählen war. Leider haben der ideologische Missbrauch und die Ausbeutung der plakativen Teile von Volkskultur viele kulturpolitisch engagierte Verantwortungsträger veranlasst das Thema „Volks- und Alltagskultur“ zu vernachlässigen.

Nun erhält die Volkskultur wieder eine neue Bedeutung. Durch die globalen Veränderungsprozesse der Ökonomie wie der Ökologie nehmen „Zugehörigkeitsgefühle“ ab und Gefühle des „Heimatverlustes“ und der „Entortung“ zu, wie auch u.a. Rolf Lindner festhält, der von der ″Wiederkehr des Regionalen ″ spricht. 70

Die EU fördert mit Projekten die eigene Identität der Regionen. Orte, die keine eigene Tracht haben, lassen sich eine eigene Tracht entwickeln, wobei das Heimatwerk berät. Es war festzustellen, dass im Erzherzog Johann Jahr viele Gemeinden sich daran beteiligten. Kulturell hergestellte regionale Unterscheidbarkeit wird nämlich als Chance für den Tourismus noch mehr für die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt gesehen. Fast immer wird zwar nach kulturellen Wurzeln in Sprache, Hausform, Musik, Tracht und Bräuchen gesucht und kulturelle Differenzierungen werden entdeckt, propagiert und identitätsstiftend auf der regionalen, wie auf der europäischen Ebene vorgeführt. Es muss gelingen, Tradition und Moderne nicht als Gegensatz zu sehen, sondern als sich wechselseitige bedingende Beziehung.

3.2 Tradition

Tradition (lat. tradere, hinüber-geben, bzw. traditio, Übergabe, Überlieferung) bezeichnet die Weitergabe von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen oder das Weitergebene selbst (traditium), z.B. Gepflogenheiten, Konventionen, Bräuche und Sitten. Tradition geschieht innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen und kann mündlich oder schriftlich über Erziehung, Vorbild oder spielerisches Nachahmen erfolgen (aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie). 71

70 Rolf Lindner: Die Wiederkehr des Regionalen. Neue Formen kultureller Identität. Frankfurt 1994. 71 Wikipedia.org/wiki/Tradition (18.05.2013). 37

Tradition ist in der Hinsicht das kulturelle Erbe, das von einer Generation zur nächsten weitergegeben wird. Wissenschaftliches Wissen und handwerkliches Können gehören ebenso dazu, wie Rituale, künstlerische Gestaltungsauffassungen, moralische Regeln und Speiseregeln. Tradition im Sinne von Brauchtum und kulturellem Erbe begegnen uns beispielsweise bei Hochzeiten, Dorffesten und im Zusammenhang mit kirchlichen Feiertagen. 72 Auch Alltagsleben bei Begrüßung und Verabschiedung sind Brauchtumstraditionen. Bausinger sieht die wesentlichen Entwicklungsphasen der Volkskunde im 19. Jahrhundert als Antwort auf die Desorganisation, die Mobilisierung und Umwandlung der Gesellschaft.73 In einer räsonierenden und nostalgisch eingestimmten Öffentlichkeit waren volkskundliche Themen sehr gefragt, weil sich in ihnen der erwünschte Kontinuitätsgedanke in besonderer Weise verkörperte: In Oster- und Weihnachtsbräuchen, in Volksliedern und Sagen, in Tracht und Handwerkskunst sah man das Ursprüngliche der Kultur, noch als eine zu bewahrende Tradition, aufgehoben. Tradition erschien wertvoll, weil sie die Wurzeln ins Gestern lebendig hielt und weil sie über „Sitte und Brauch“ der Gemeinschaft überlieferte kulturelle Regeln und Formen des Zusammenlebens vorgab. Damit positionierte sich die Volkskunde selbst als eine Wissenschaft der vormodernen Gesellschaft, in der Kontinuität, Tradition und Prinzipientreue zentrale Tugenden verkörperten. Dem standen damals bereits die Prinzipien der Moderne gegenüber, die umgekehrt auf Bewegung, Wandel und Fortschritt hin orientieren, die seit der Aufklärung die Aufforderung zur gesellschaftlichen wie persönlichen Veränderung als ethischen Imperativ vertraten: Wissenserweiterung, Charakterbildung, Veränderungsfähigkeit sollten das eigentliche „Humanum“ bilden. 74 Dass Traditionen nicht nur bedingungsgeschätzt werden können sieht man in Gesellschaften, außerhalb der Moderne, die nur durch Tradition und Ritus, also hoher Kontinuität zu einem Wandel des Traditionsbewusstseins agieren. Tradition ist ein Medium, in dem sich Identität bildet. Identität, sowohl persönliche als auch kollektive, setzt Sinn voraus, doch sie basiert auch auf dem kontinuierlichen Prozess von Erinnern und Neu-Interpretation. 75 Tradition liegt wieder voll im Trend. Vielleicht ist die Inszenierung der Idylle eine Reaktion auf die Unsicherheit der globalisierten Gegenwart.

72 Wikipedia.org/wiki/tradition (18.05.2013). 73 Hermann Bausinger: Kritik der Tradition. Anmerkungen zur Situation der Volkskunde. In: Zeitschrift für Volkskunde 65 (1969), Stuttgart. S. 232-250. 74 Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie. München, 3. Auflage 2006. S. 167-169. 75 Ebda: S. 172. 38

3.3 Authentizität

Seit Ende des 18. Jahrhunderts gibt es ein verändertes Weltbild. Vorher gab die Kirche die Ordnung vor. Die Menschen sahen sich als Bestandteil einer umfassenden Ordnung. Das Diesseits bekommt nun eine neue Ordnung, den Wunsch nach Freiheit. J.J. Rousseau (1712- 1778) 76 war Vorkämpfer der franz. Revolution. Jeder einzelne fordert seine Rechte ein. Mit der Aufklärung wandte man sich vom alten Weltbild ab. Ein Verlorenheitsgefühl tritt ein, was in der Moderne seinen Höhepunkt erreicht (Krisenbegriff). Auch Herder (1744-1803) hat sich mit dem Authentizitätsbegriff beschäftigt.77

Man suchte Authentizität in der Natur und fand sie im einfachen Volk. Volkskultur wurde zur exotischen Gegenwelt (Lieder, Märchen und Sagen).

Unter romantischem Deckmantel kam es zur Suche der verlorenen authentischen Welt. Altes deutsches Erzählgut wurde von den Gebrüdern Grimm aufgeschrieben. Das Echte ist historisch bedingt und erklärt unterschiedliche Ausprägungen. Das menschliche Bedürfnis nach Authentizität kommt auch bei der Verdinglichkeit durch, so gehen von Relikten von Heiligen eine besondere Ausstrahlung aus, deshalb spielt Authentizität in der Kirche eine große Rolle.

Auch Kleidungsstücke oder Gebrauchsgegenstände von berühmten Menschen haben ihren besonderen Wert. Die Suche nach dem Echten selbst ist als Schlüssel der Moderne zu sehen.

Die Anwendung findet man auch in der Kunst. Johann Joachim Winkelmann (1717 – 1768) Begründer der Kunstgeschichte führt erste Echtheitsbestimmungen im Kunstdiskurs ein.

Gisela Welz 78 meint, dass es Authentizität dort gibt, wo es keine Inszenierung gibt. Im Tourismus ist Echtheit stark inszeniert – also inszenierte Echtheit. Ist Inszenierung übertrieben, wird es oft als „Kitsch“ bezeichnet.

Im Recht wird genau auf den Wortlaut und auf Authentizität geachtet. In der Psychologie wirkt eine authente Person echt, ungekünstelt.

76 J.J. Rousseau: Seine Lehre von der Dominanz des Gefühls, der Gleichheit von Naturnähe und reinem wahren Leben machte ihn zum Leitstern einer romantischen Volkskunde. In: Einführung in die Volkskunde/Europäische Ethnologie, hgg. von Ingeborg Weber–Kellermann, Andreas C. Bimmer, Siegfried Becker. Stuttgart 2003. S. 20. 77 Vgl. Hugo Moser: Volk, Volksgeist, Volkskultur. Die Auffassungen Johann Gottfried Herders in heutiger Sicht. In: Zeitschrift für Volkskunde 53. (1956-57). S. 127-140. 78 Gisela Welz: Inszenierungen kultureller Vielfalt (Zeithorizonte, 5). Frankfurt/Main, New York, Berlin 1996. 39

Aus kulturanthropologischer Sicht ist Authentizität immer im Auge der Betrachter und kann nicht getrennt werden von dem Wunsch nach ihr (Clifford Geertz) 79 Authentizität ist immer eine rückbezügliche Kategorie. Moser untersucht Phänomene von der Gegenwart sukzessive nach hinten (Schicht für Schicht).80

Gisela Welz sagt, das überall dort, wo nicht nur die kanonisierten Künste, sondern kulturelle Ausdrucksformen sozialer Gruppen (innerhalb der eigenen Gesellschaft, wie auch aus anderen Gesellschaften) in Freizeit-, Bildungs- und Unterhaltungsangeboten dargestellt und vermittelt werden, Gegenstände und Ergebnisse des Forschungshandelns der Volkskunde und Europäischen Ethnologie verarbeitet werden.

Das geschieht bei der Ausstellung im Museum ebenso wie im dokumentarischen Fernsehfilm, beim multikulturellen Straßenfest wie bei der Tanzvorführung für Touristen.

Sie meint: Wenn soziale Erfahrungs- und Praxisformen – also Kultur – im Rahmen von Kulturangeboten aufgegriffen und einem Publikum präsentiert werden, entsteht „Kultur zweiter Ordnung“.

Der amerikanische Kulturanthropologe Charles Briggs nennt Kulturformen, die dazu dienen, wiederum andere Kulturformen zu repräsentieren, „Metakultur“ und behauptet das Gezeigte sei authentisch. 81

Gisela Welz meint, dass dieser kritische Diskurs mit der amerikanischen Kulturanthropologie nicht abzulehnen ist, sondern die Inszenierung von Authentizität im Kulturbetrieb als Kulturphänomen der Gegenwart zu begreifen sei. 82

Der Prozess des Inszenierens von Kultur wird selbst zum Forschungsgegenstand und damit Authentizität begreifbar als Produkt dieser Inszenierung genannten kulturellen Handelns. 83

79 Clifford Geertz: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt/Main 1987. 80 Hans Moser: Methoden und Felder. In: Einführung in die Europäische Ethnologie von Wolfang Kaschuba. München 2006. S. 226-232. 81 Vgl. Charles Briggs: Rethinking the Public. Folkorists and the Contestation of Public Cultures. In: Regina Bendex, Gisela Welz(eds): Public Folkore. Forms of Intellectual Practice in Society.Indiana 1999 (=Jornal of Folklore Research 36 (1990), Nr. 2,3). S. 283-286. 82 Gisela Welz: Inszenierungen kultureller Vielfalt. Berlin 1996 (=zeithorizonte, Bd.5). S. 122. 83 Gisela Welz: Die Inszenierung von Authentizität im Kulturbetrieb. In: Dazwischen Zur Spezifik der Imperien in der Volkskunde. Hochschultagung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Wien 1988, hgg. von Klara Löffler. Wien 2001. S.93-99. 40

3.4 Folklore

3.4.1 Das steyermärkische Volksfe st Am 31. Oktober 1814 schrieb Erzherzog Johann in sein Tagebuch: „Ich erhielt von meinem Herrn den Auftrag, in Grätz alles zum Empfang des russischen Kaisers vorzubereiten, der vielleicht 10 – 14 Tage dahin kommen wird.“ 84 Erzherzog Johann erkannte die besondere Gelegenheit nun sein Land präsentieren zu können, in einer originellen Schau auf die Selbstdarstellung der ländlichen Menschen der Steiermark. Ein „Volksfest“ mit den Trachten der verschiedensten Landesteile mit der Vorführung von Musik, Tanz und Szenen des ländlichen Lebens sollte im Schloss und Park von Eggenberg stattfinden. Vom Grazer Kreisamt gingen Rundschreiben an die einzelnen Herrschaften und Bezirksobrigkeiten, mit dem Auftrage, junge frische Leute in ihren Festgewändern „ohne künstliche Entstellung oder Maskeraden mäßigen Aufputz, sondern in ihrer „Originalität“ nach Graz zu senden. Auch die Grazer Bürgerinnen wurden gebeten zum Fest in ihrer schönen und ehrwürdigen Nationaltracht zu erscheinen. Aus allen Teilen des Landes trafen die Mitwirkenden ein, um nicht nur Volkstrachten, sondern auch Gebräuche und Volksmusik im Rahmen eines Festspiels vorzuführen, das auch gedruckt wurde. Jäger-, Fischer-, Bergleute-, Hammerleute-, Schmiede- und Köhlergruppen sollten auftreten, ein Almauftrieb, eine deutsche und eine windische Bauernhochzeit mit „Originalmusik“ vorgeführt werden. Ein allgemeiner steirischer Tanz sollte das Fest beschließen. Leider wurden der Erzherzog und seine Mitwirkenden schwer enttäuscht. Durch eine plötzliche Erkrankung des Zaren wurde die Vorführung abgesagt. Doch die Generalprobe im Eggenberger Schlosspark war für Erzherzog Johann ein schönes Schauspiel: der Anblick der ganzen Nation, ihrer Erzeugnisse, ihrer Kleidung, Gebräuche, Gesänge, Musik usw.

Erzherzog Johann wollte in seiner Kulturpflege das Schaubare, die Feiertagsseite des Volkslebens nicht nur durch seine Kammermaler in dokumentarhaften Bildern festhalten, sondern auch anderen sichtbar zum Erlebnis werden lassen. (Ein Aquarell von der Generalprobe am 16. November 1814) ist im Steiermärkischen Landesarchiv erhalten.

84 Leopold Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 221. 41

Heute würde man die Bemühungen Erzherzog Johanns zu so einer Landespräsentation mit dem in der Volkskunde gängigen Begriff „Folklorismus“ im Sinne nicht „ursprünglicher“, vielmehr vorgeführter „Volkskultur aus zweiter Hand“ abtun. Diesen Begriff hat der Münchner Volkskundler Hans Moser geprägt. Er verwies damit auf die ambivalente Rolle der Kulturpflege, die auch dort nur zu erhalten vorgibt, wo sie schafft, konstruiert und erfindet. 85 Der Begriff wurde in den späten Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts in der Theorie – Diskussion der Volkskunde stark herausgestellt. Wegen der festgestellten Mehrdeutigkeit des Wortes in seinen Anwendungen auf verschiedenen Phasen des Beurteilers, dessen was nun „Volksleben“ sei, blieb er stark diskutiert. 86 Leopold Kretzenbacher sagt, dass Erzherzog Johann in der Landespräsentation durch sein Herausstellen der besonderen Eigenarten des Landes Steiermark und auch in der Wahl der Ausdrucksmittel keineswegs allein da steht. Trachtenfeste des Volkes, wenn auch nicht in erster Absicht für das „Volk“ stehen in einer viel längeren Tradition als dieses um 1814. Das gleiche gilt für manche Länder Europas in seiner Zeit aber auch schon viele Jahrhunderte vor ihm. Es gab auch in der Steiermark schon ein ähnliches „Volkskundliches Festspiel“ aufgeführt auf Schloss Wieden bei Kapfenberg im Mürztal. Dargeboten wurde es zu Ehren der Prinzessin Elisabeth von Parma, Braut des späteren Kaisers Joseph II. im Sinne einer „Bauernhochzeit“. Das Land hat ihr zu Ehren mitten in der Notlage des Dritten Schlesischen Krieges (1756-1763) einen freundlichen Empfang ganz auf „steirisch“ bereitet. Eine „Bauernhochzeit“ wurde auf einer mit Fichten- und Tannenreisig grün ausgeschlagenen Freilichtbühne vorgespielt. Dazu wurden Unmengen von Holz verwendet, in einer Zeit, wo die kaiserliche Schwiegermutter, Maria Theresia, sogar den Maibaum zur Holzersparnis den Bauern hatte verbieten wollen. 87

Kretzenbacher merkte dazu gleich an, dass sich diese nicht wirkliche, nur gespielte „Bauernhochzeit“, vergleichbar der heute alljährlich als folkloristisches Stadtfest zu Laibach unter großem Zulauf von Einheimischen und Fremden gespielten „Oberkrainer Hochzeit“ (Gorenska ocet) im 18. Jahrhundert durchaus in den Rahmen des gesamteuropäischen

85 Hans Moser: Vom Folkorismus in unserer Zeit. In: Zeitschrift für Volkskunde 58 (1962), Stuttgart .S. 177-209. 86 L. Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 222. 87 Ebda: S. 222 und 223. 42

Brauchtums der sogenannten „Beispielhochzeiten“ zumal bei den Eheschließungen von Fürsten stellt. 88

Ein großes Trachtenfest gab es auch im 20. Jahrhundert mit dem „Steirischen Volkstag“ zu Ehren Erzherzog Johanns, das aber auch einen ideologischen Hintergrund hatte. Bernhard Schweighofer beschreibt in seiner Diplomarbeit ″Heimatschutz ″ und ″Volksbildung ″ den ″1. Steirischen Volkstag ″, der am 23. Juni 1936 in Graz, aber auch in vielen Orten der Steiermark gefeiert wurde. Dieser Tag wurde im Sinne ″heimatlicher Kulturpflege ″ und ″Kulturpolitik ″ inszeniert. Das Volkskundemuseum und Viktor Geramb waren am Ablauf und ideologischen Inhalt beteiligt. Auf der Basis der Pflege heimatlicher Kultur wollte man die Steiermark neu zusammenführen, deshalb wurde an diesem Tag auch das Andenken an Erzherzog Johann gewürdigt. 89

Die Darstellung verschiedener Elemente bäuerlichen Lebens war schon bei barocken Hoffesten beliebt und Erzherzog Johann schloss an diese Tradition an. Das Fest, das Erzherzog Johann für den Besuch des Kaisers, des russischen Zaren und des preußischen Königs in Graz organisieren sollte und das wegen der Erkrankung des russischen Zaren nicht stattfinden konnte, habe ich schon vorher beschrieben. Das abgesagte Fest wurde 1817 in verkleinerter Form in den Redoutensälen anlässlich eines Besuches von Kaiser Franz I. in Graz geboten. In ähnlicher Weise veranstaltete Erzherzog Johann auch 1836 am Brandhof ein „Volksfest“ für seine Neffen Ferdinand und Albrecht. 1823 veranstalte er ein Fest für die Bergknappen anlässlich der Einweihung des Gipfelkreuzes auf dem Erzberg. 90 1840 gab es ein Fest der steirischen Volksmusikanten, 1843 das zweite „steiermärkische National – Musikfest“ anlässlich der 21. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Graz und 1844 ein ähnliches Fest für Kaiser Ferdinand in Stainz und ein besonders festliches mit fröhlichem Raketengeknatter und Böllergeruch, Festbeleuchtung des Schlossbergs und zahlreiche Musikbanden zum 25-Jahr Jubiläum der Landwirtschaftsgesellschaft. 1840, anlässlich des (etwas verspäteten) zweiten Dezeniumsfestes der Landwirtschaftsgesellschaft wurden, wie Karl Gottfried von Leitner 1860 beschrieb, mehrere

88 L. Kretzenbacher: Erzherzog Johann und die Volkskultur der Steiermark. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S.. 222 und 223. 89 Bernhard Schweighofer: ″Heimatschutz″ und ″Volksbildung″, Diplomarbeit am Institut für Volksunde und Kulturanthropologie, Graz 2000. S.352 bis 371. 90 Vgl. Martin Scharfe: Berg-Sucht. Eine Kulturgeschichte des frühen Alpinismus 1750-1850, Wien-Köhl-Weimar 2007. S. 272. 43 ansehnliche Preise in blanken Thalerstücken [nach Johann Gabriel Seidl waren es neun von 10 bis 50 Talern] für jene Spielleute und Volkssänger ausgesetzt, die sich […] durch den Vortrag echten Alpengesanges oder nationaler Tanzweisen […] auszeichnen würden; […]

Es machte nun einen eigenthümlichen Eindruck, diese naiven Spielleute, die bisher nur in einer engen Wirthsstube zum Kirchenweihtanze gespielt hatten, und diese verschämten Landdirnen, die bisher die Naturtöne ihrer Brust nur von der Höhe, ihrer Alpenweiden in die tiefe Stille der Einsamkeit hatten hinauswirbeln lassen, jetzt ihre einfachen Hirtenweisen in weiten, reichbeleuchteten Sälen und vor Tausenden von kunstverwöhnten Städtern vortragen zu hören. Aber sie errangen allerseits lebhaften Beifall. 91

Damit wird wieder das Phänomen geschildert, das in der Volkskunde der späten 1950er Jahren als „Folklorismus“ (Volkskultur aus zweiter Hand) bezeichnet und durch die Veränderung und Beliebigkeit von Zeit, Raum und sozialem Rahmen gekennzeichnet, damals meist negativ bewertet wurde. 92

Territorialismus und Identitätssuche sowie die Hebung des Landesbewusstseins und romantische Motive machten die Kultur der unteren ländlichen Sozialschichten zum Mittelpunkt der Darstellung. Außer bei politischen Ereignissen ließ Erzherzog Johann auch bei anderen Gelegenheiten Feste mit volkstümlichen Elementen organisieren.

1851 – nach der Wahl zum Reichsverweser – veranstalte Erzherzog Johann wegen des Besitzantrittes in Schloss Schenna ein Hausschießen, zu dem Schützen aus allen Tälern des Landes, auch Vorarlbergs, sogar die Wälschtiroler in feierlichen Zügen und in ihren verschiedenen malerischen Trachten mit ihren Fahnen etc. 93 kamen. Dies zeigt einmal mehr, dass die Veranstaltung von „Volksfesten“ und „Hausschießen“ durch eine so hochpolitische Persönlichkeit immer den Stellenwert eines offiziellen, wenn nicht gar politischen Ereignisses hatte.

91 Karl Gottfried Leitner: Johann Baptist, kaiserlicher Prinz und Erzherzog von Österreich. Eine biographische Skizze. Graz 1860. 92 Hans Moser: Wege zur Volkskunde als Wissenschaft. In: Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde 1959. S. 124- 158. 93 Burkhard Pöttler: Erzherzog Johann und die Volkskultur. In: Erzherzog Johanns Mensch und Mythen (Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs, Band 37), hgg. von Josef Riegler, Steiermärkisches Landesarchiv 2009. 44

3.4.2 Entstehung der Folkloristik in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts Das Wort folklore selbst – 1846 vom Engländer William Thoms eingeführt bedeutet das Wissen des Volkes, bezeichnet also das Forschungsobjekt selbst, obwohl es oft auch als Forschungsdisziplin verwendet wird. 94 Auch im Englischen gab es Missverständnisse mit dem Wort und es tauchten Überlegungen über eine Namensänderung auf, sowie im deutschsprachigen Raum der Begriff seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts diskutiert wird. Im deutschsprachigen Raum heißt die Disziplin Volkskunde. Im europäischen Raum war „Volk“ eine schichtspezifische Bezeichnung (Bauernstand), eine soziale Gruppe, die durch ihre Arbeit und ihren ländlichen Wohnort bestimmt war. Die Kategorie Volk stammt aus der Ideologie der Romantik und ist als Bezeichnung für eine heile Welt (Gruppierung) verstanden worden. Dieses britisch-europäische Schema war nach Regina Bendix für die Neue Welt untauglich, denn im klassischen Land der Einwanderung gab es keine historisch entstandene bäuerliche Schicht, die man als Volk hätte bezeichnen können. 95

Folkloristics hat sich in Amerika als Fachbereich trotz wissenschaftlichem Klang nur mit Schwierigkeiten Akzeptanz verschafft. Man war im Gegenteil bestrebt engen Klassenschranken zu entfliehen und in einem freien Land unter Gleichen ein besseres Leben zu finden, und von der gesellschaftlichen Ideologie her kein Volk – Elite – Schema zu konstruieren.

Bis ins 20. Jahrhundert wurden aber noch die Sitten und Gebräuche der europäischen Einwanderer unter dem Titel folklore in Anlehnung an die europäische Wissenschaft studiert.

Heute wird üblicherweise unter folk eine beliebige soziale Gruppe verstanden (social group or folk group). 96

Es gibt Arbeiten zu ethnischen Gruppen, Berufsgruppen, Altersgruppen, Regionen, Blues- Musiker in Kentucky usw. Folkloristen bevorzugen es mit Gruppen zu arbeiten, die regelmäßig Kontakt zu ihren Mitgliedern pflegen. 97

94 Regina Bendix: Amerikanische Folkloristik. Berlin 1995. S. 22. 95 Ebda: S. 31. 96 Ebda: S. 34. 97 Ebda: S. 34. 45

Die amerikanische Folkloristik hat sich unter dem Einfluss von strukturalistischen Theorien von einer historischen, auf Texte zentrierten Wissenschaft zu einer auf den Menschen der Gegenwart und sein kreatives Potential orientierten Kulturwissenschaft gewandelt. Die Stadt als Forschungsfeld hat der Forscher William Wells Newell mit seinem Hauptwerk der Kinderfolklore der Städte New York, Philadelphia und Boston gesucht, um die englische Volkskultur, die im Großstadtmilieu früher oder später untergehen werde, zu retten. Die Stadt als eigener Lebensraum, der menschliches Verhalten in ganz spezifischer Weise prägt, wurde in den letzten Jahrzehnten ein eigener Forschungsschwerpunkt. Besonders die folklore der Immigranten und später der ethnischen Gruppen, konnte innerhalb der Stadt studiert werden. Spätestens seit 1980 haben postmoderne Strömungen das Fach Folkloristik beeinflusst. Die Folkloristen begannen sich mit der Dynamik der Moderne auseinanderzusetzen, während sie sich gleichzeitig mit urbaner und ethnischer Folklore beschäftigten, die Performanceperspektive verfeinerten und die Lebenswelten stets neuer Subkulturen untersuchten. 98

Die neuen Technologien verlangen eine aktuelle Stellungnahme zur ideologischen Verquickung des Faches und Forschungsobjektes.

Die Folkloristik muss sich aus ihrer alten ideologischen Tradition der Gegenpolsituation lösen und ihre Fragestellungen aus der Gegenwart erarbeiten. Die sich neu entwickelnden Technologien sind eine Chance, zu überdenken, was das heutige folkloristische Studienobjekt sein könnte.

3.4.3 Folklore im deutschsprachigen Raum Der Schweizer Volkskundler Richard Weis (1946) sagt: „Volkskunde ist die Wissenschaft vom Volksleben. Das Volksleben besteht aus den zwischen Volk und Volkskultur wirkenden Wechselbeziehungen, soweit sie durch Gemeinschaft und Tradition bestimmt sind .“ 99 Damit meint er die materiellen und kulturellen Beziehungen.

In München begründen Hans Moser und Karl Sigismund Kramer den neuen Weg einer quellengenau und kritisch argumentierenden Volkskunde, die als die „Münchner Schule“ bezeichnet wird.

98 Regina Bendix: Amerikanische Folkloristik. Berlin 1995. S. 183. 99 Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie. München 1999. 46

Moser fragt nach einem gesellschaftlichen „Volk“, nach einem zwar immer noch überwiegend bäuerlichen „Volksleben“, das aber nachdrücklich geprägt erscheint von den wirtschaftlichen und politischen Gesellschaftsverhältnissen, vom Einfluss von Herrschaft und Recht, von Wandlungen und Brüchen seiner kulturellen Tradition. Er meint: „Wichtiger als großlinige Kulturphilosophie ist vorerst eine exakte Geschichtsbeschreibung der Volkskultur „die stofflich unbegrenzt zu erfassen ist“. 100 Dabei entdeckte er, dass die „sichernde“ Volkskunde des 19. und 20. Jahrhundert vieles Brauchtümliche und Traditionshafte erst selbst gesucht, gefunden und dann mit Gebrauchsanleitungen versehen hat, bevor es „das Volk“ in Form von „Volksliedern“ oder „Bräuchen“ wieder erreichte. 101 Diesen Vorgang hat er als Folklorismus bezeichnet. Für Bausinger wird die Volkskunde selbst zum Bestandteil der Gegenwartskultur, sie wird auch zugleich zuständig für die Fragen der Gegenwartsgesellschaft. Er sagt: Es muss um die „reale Welt der kleinen Leute“ gehen. „Volksleben sei frei von allen mythischen und romantischen Verklärungen als Teil einer gesellschaftlichen Landschaft zu analysieren, deren kulturelle Horizonte sich auf dem Weg durch die Geschichte ständig veränderten.102

Hans Moser sagt, dass Folklorismus Volkskultur aus zweiter Hand ist. In den 1960er Jahren ist der Begriff Folklore in die Volkskunde eingedrungen und der Begriff wurde seither immer wieder diskutiert. Nach Moser ist Folklore:  Vorführung traditionell und funktionell festgelegter Elemente des Volkstums außerhalb ihrer lokalen oder ständischen Gemeinschaft.  Spielerische Nachahmung volkstümlicher Motive in einer anderen Sozialschicht.  Zweckbestimmtes Erfinden und Schaffen volkstümlich wirkender Elemente. 103

So hat zum Beispiel Erzherzog Johann in Schönbrunn ein sogenanntes Tirolerhaus errichtet, in dem er ursprünglich Schweizer Tradition pflegen wollte. Dort unterhielt sich Erzherzog Johann bei der Almwirtschaft. […] Aus Tirol kam ein Melker, der in Zillertaler Tracht

100 Hans Moser: Gedanken zur heutigen Volkskunde. In: Bayrisches Jahrbuch für Volkskunde. 1954. S. 208-234. 101 Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie. München 1999. S. 83. 102 Hermann Bausinger: Volkskultur in der technischen Welt. Stuttgart 1961. S. 52. 103 Hans Moser: Vom Folkorismus in unserer Zeit. In: Zeitschrift für Volkskunde, B. 58. Stuttgart 1962. S. 177- 209. 47 eingekleidet wurde und Johann auf der Schwäbelpfeife (sic!) und der Maultrommel vorspielte. Am Rande des Kitschs angesiedelt, muss diese Schwärmerei als Ausdruck eines Zeitgefühls gedeutet werden. J.J. Rousseau hatte mit seinem „Zurück zur Natur!“ eine ganze Generation entflammt. 104

Bausinger sieht im Folklorismus • die Verwendung stofflicher oder stilistischer Elemente in einem ihnen fremden Zusammenhang • eine Revitalisierung und Weiterentwicklung • Gefahr eines bornierten Kultes des Überlebten Gründe für kritische Einstellungen zum Folklorismus in den 1960er Jahren waren die Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus und die politische Verwertbarkeit des Folklorismus; die überwuchernde kulturindustrielle Verwertung und die Fragwürdigkeit der Kategorie „echt“. 105 Der Folklorismus als Geschäft ist aber fast ebenso alt wie die Volkskunde selbst. Eine Studie von Wolf-Dieter Könenkamp (1978) über Bauern in den Vierlanden östlich von Hamburg sehr anschaulich gezeigt, wie dort bereits um die Mitte des 18. Jahrhunderts eine systematische Pflege regionaler Tracht einsetzte, als die Vierländer Bauern nämlich entdeckten, dass sie ihr Gemüse auf dem Hamburger Markt einem bürgerlichen Publikum sehr viel erfolgreicher in einheitlicher altmodischer Kleidung verkaufen konnten. Ohne moderne Marketingkonzepte zu kennen, verbanden sie Gemüse und Tracht, also Natur und Kultur, bereits zu einem marktgängigen „Warenlogo“. 106 Solche Beispiele weisen uns darauf hin, dass es bei Folklore nicht nur um Forscherideen, sondern auch um Alltagspraktiken geht, wie sie auch heute bei uns in den Regionen angewendet werden. Vor allem „die Tourismusgeschichte“ ist begleitet von beständig fortschreitenden Folklorisierungseffekten. Trachtenfeste, Volksmusik und Heimatabende bildeten schon im 19. Jahrhundert eine attraktive Werbung für bürgerliche Touristen, die so noch „echtes Volk“ vorzufinden glaubten. 107

104 Hans Magenschab: Erzherzog Johann. Bauer – Bürger – Visionär. Graz 2008. S. 84. 105 Hermann Bausinger: Volkskunde. Von der Altertumsforschung zur Kulturanalyse. Folkorismus und Kulturindustrie, hgg. von Hermann Bausinger, Utz Jeggle, Martin Scharfe und Bernd Jürgen Warnecken. Tübingen 1979. S. 195-209. 106 Wolf Dieter Könekamp: Wirtschaft und Kleidungsstil in den Vierlanden während des 18. und 19. Jahrhunderts. Zur Situation einer Tracht. Göttingen 1978. 107 Utz Jeggle und Gottfried Korff: Zur Entwicklung des Zillertaler Regionalcharakters. Ein Beispiel zur Kulturökonomie- In: ZfV 70. Jg. S. 39-57.

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Abb. 2: Todesanzeige, 11. Mai 1859.

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4. Frühere Erzherzog Johann-Gedenkjahre

Gedenkfeiern, Gedenkveranstaltungen und Gedenkausstellungen sind Vermittlungsinstanzen zwischen Geschichte und Gedächtnis. Ausstellungen können dazu beitragen, den Sinn für das Wesentliche zu schärfen, das die jeweils kurzlebige Gegenwart überdauert. Im breiten Spektrum von Erinnerung und Heroisierung, wissenschaftlicher Forschung, künstlerischer Gestaltung und politischer Instrumentalisierung bewegten sich seither alle Gedenkjahre, Veranstaltungen und begleitenden Publikationen über Erzherzog Johann. Aus dem Beitrag von Karl Spreizhofer „Erzherzog Johann Gedenkjahre“ in den Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs Band 37 habe ich die Gedenkfeiern von 1882, 1909, 1911, 1932 mit kurzer Beschreibung entnommen. 108

Zum 100. Geburtstag, am 20. Jänner 1882 traf sich die offizielle Steiermark nach einem Festgottesdienst im Dom zu einem Festakt im landschaftlichen Redoutensaal, bei dem der Neuzeithistoriker Hans von Zwiedineck-Südenhorst die Festrede hielt. Die vom Erzherzog gegründeten oder angeregten Institutionen gedachten in den meisten Gedenkjahren in Sonderveranstaltungen ihres Gründers. Für den Historischen Verein war es der damalige Vorstand Franz Ilwof. Einer der fruchtbarsten Erzherzog-Johann-Forscher, nachmaliger Direktor der Universitätsbibliothek Anton Schlossar, publizierte die Festgabe „Erzherzog Johann im Liede“. 109 Das 50. Todesjahr 1909 schlug sich nur mäßig in einigen kleineren Gedenkpublikationen und historischen Aufsätzen nieder wie zum Beispiel: „Tirols Erhebung im Jahre 1809“ von Hirn Josef 110 und Johann, Erzherzog v. Österreich: „Erzherzog Johanns Feldzugserzählung 1809“ von Alois Veltzè.111

Anlässlich der 100-jährigen Joanneumsgründung 1911 wurde der Gründer in einer repräsentativen Festschrift ausführlich gewürdigt.

108 Erzherzog Johann. Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 213-218. 109 Anton Schlossar: Erzherzog Johann im Liede. Eine Festgabe zum 20. Jänner 1882 zum 100. Geburtstag des verewigten Fürsten. Gedichte und poetische Beiträge. Graz 1982. 110 Josef Hirn: Tirols Erhebung im Jahr 1809. 2. Auflage. Innsbruck 1909. 111 Alois Veltzè: bearbeitet nach den im Gräfl. Meranschen Archiv erliegenden Originalaufzeichnungen (mit einer Übersichtskarte des Kriegsschauplatzes der innerösterreichischen Armee 1809 1:75000. Wien, Seidel 1909, 2 Bl., XI, 239 S. (Mitteilungen des K.K. Kriegsarchivs). 50

Das Joanneum veranstaltete in seinem neuen Haus in der Neutorgasse die erste große Erzherzog-Johann-Ausstellung. 112

Zum 150. Geburtstag 1932 wurde er wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage nur mit einer kargen Erzherzog-Johann-Ausstellung der Landesbibliothek bedacht, dokumentiert in einem kargen Nummernkatalog.

Die Mürzzuschlagerin Josephine Spitaler veröffentlichte als ausdrückliches Geschenk zum 150. Geburtstag Erzherzog Johanns, der im elterlichen Gewerkehaus noch zu Gast war, ein halbfiktives Merkbüchlein einer steirischen Hammerfrau „Auf blauer Erde“.113

4.1 Gedenkjahr 1959

Es wurde über Auftrag der Steiermärkischen Landesregierung und deren Kulturreferenten Landesrat Univ.-Prof. Dr. Hanns Koren von der Steiermärkischen Landesbibliothek am Joanneum unter der Gesamtleitung von Dr. Bruno Binder-Krieglstein veranstaltet. Die Gestaltung der Ausstellung oblag Dr. Gertrude Smola, Leiterin der Kunstgewerbemuseums am Joanneum, und die wissenschaftliche Leitung der Ausstellung hatte der damalige Oberbibliothekar der Steiermärkischen Landesbibliothek Dr. Berthold Sutter inne. Univ.-Prof. Dr. Hanns Koren schreibt im Geleit zu dieser Gedächtnisausstellung: Zum Gedächtnis an den vor hundert Jahren verstorbenen Erzherzog Johann Baptist von Österreich und sein vornehmlich der Steiermark gewidmetes Lebenswerk, zur Beschwörung seines guten Geistes und seines verpflichtenden Vorbildes, zur Erinnerung auch an alle jene Persönlichkeiten, die in dem seit Johanns Tod vergangenen Jahrhundert in seinem Sinne tätig waren und das von ihm begonnene Werk fortführten, begeht das Land Steiermark das Steirische Gedenkjahr 1959.

Der Aufruf, das Andenken des „Steirischen Prinzen“ durch Werke zu ehren, die wie die Werke Johanns zum allgemeinen Wohle lebendig und wirksam bleiben mögen, auch über lange Zeiträume hinweg, hat überall im Lande und in allen Kreisen unseres Volkes lebhaften Widerhall gefunden.

112 Karl Spreizhofer: Erzherzog-Johann-Gedenkjahr. In: Erzherzog Johann Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler, Graz 2009. S.213-218, hier: S. 214. 113 Josephine Spitaler: Auf blauer Erde. Merkbüchlein einer steirischen Hammerfrau. Graz 1932. 51

Nicht nur dort, wo ein materielles Werk begründet wird, werden bleibende Taten vollbracht: solche können sich auch in geistigen Leistungen manifestieren. Wenngleich der „Steirische Prinz“ durchaus zu den unvergessenen Gestalten der steirischen Geschichte zählt, so war sein Bild in der Vorstellungswelt der Menschen unserer Zeit doch von so manchem Schleier zu befreien und an den rechten Platz zu rücken. Die Vorbereitung des Steirischen Gedenkjahres hat aber mehr als das erreicht: in unermüdlicher volksbildnerischer Arbeit wurde nicht nur Vergessenes, Zurückgedrängtes in Erinnerung gebracht, die intensive Beschäftigung mit dem Themenkreis um Erzherzog Johanns Lebenswerk hat vielmehr auch manches Neue zutage gefördert. So gehört es zu den bleibenden Verdiensten, die man dem Steirischen Gedenkjahr wird man zuschreiben können, dass man in dem Bilde Johanns von Österreich die wesentlichen und wahren Züge neu sehen gelernt oder entdeckt hat. 114

Bruno Binder-Krieglstein sagt in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog folgendes: Ein Grundgedanke beherrscht das Steirische Gedenkjahr: Die Veranstaltungen sollen dem Wesen des Gefeierten gemäß sein. Da sein Leben nicht auf Schein gerichtet war, sondern auf echte Wirkung, soll seiner auch nicht mit Phrasen, sondern mit fortwirkenden Taten gedacht sein. Vor der äußeren steht aber die innere Wirkung; denn es gibt kein menschliches Werk, das nicht auf eine geistige Wurzel zurückgeht, auf einen Gedanken, eine Sehnsucht, einen Entschluss. Gerade wegen dieses Vorranges der inneren Wirkung bezeichnet unser Erzherzog in seiner Stiftungsurkunde für das Joanneum die Erziehung als die „höchste Nationalangelegenheit“. Die Erziehung kann viele Wege gehen, einer der kürzesten ist das Vorbild und die nachhaltige Wirkung großer historischer Persönlichkeiten besteht vielleicht gerade in dem Beispiel, welches sie der jeweils lebenden Generation geben. Hier konnte eine Gedächtnisausstellung mit dem Versuch zu einer Tat einsetzen, denn ein Beispiel kann nur wirken, wo es bekannt ist. Die Kenntnis über Erzherzog Johann ist vielfach nur eine Teilkenntnis.

Wie zum Beispiel die Hinwendung zum Volk, damals sichtbar abgehoben vom Hintergrund kaiserlicher Machtfülle hat mit dem Verblassen dieses Hintergrundes viel an historischem Gewicht verloren. Dieser Hintergrund wurde ausgeleuchtet durch den Versuch, dem Besucher Glanz und Bedeutung des österreichischen Herrscherhauses spürbar zu machen.

114 Hanns Koren: Zum Geleit. In: Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung, Joanneum – Graz 1959. o.S. 52

Die Konzentration eines Sohnes des Erzhauses auf die friedliche Entwicklung einer Provinz inmitten einer Zeit politischer und kriegerischer Entscheidungen von europäischen Ausmaßen wird in ihrer vollen einmaligen Bedeutung nur verständlich bei Kenntnis seiner anderwärtigen Tätigkeitsbereiche, wie z.B. als Vertreter des österreichischen Kaisers im Ausland, als Feldherr und als deutscher Reichsverweser. Diese Gedächtnisausstellung sollte vor allem dazu beitragen das Bild des Steirischen Prinzen im Allgemeinbewusstsein der Gegenwart zu vervollständigen. Weniger bekannte Abschnitte seines Lebens erhielten eine stärkere Bedeutung als allgemein Bekanntes.

So sollte das Beispiel des ganzen Menschen Erzherzog Johann fortwirken: da wir gerade heute dieses Beispiel selbstloser Hingabe an die Gesellschaft dringend bedürfen. Die Ausstellung fand in der Steiermärkischen Landesbibliothek in Graz statt.

Die Gliederung der Ausstellung hatte sich der vorgegebenen Raumeinteilung anzupassen und konnte sich deshalb nicht genau nach Zeitfolge präsentieren. So war es nicht möglich mit dem Tode des Erzherzogs abzuschließen, weil nur der letzte, 21 Meter lange Saal die Aufstellung der Großmodelle für die Entwicklung des Berg- und Hüttenwesens zuließ.

Auf der Suche nach der besten Lösung wurde zuerst das rein Persönliche von der Geburt bis zum Tode in drei Räumen behandelt, mit dem gesamtösterreichischen Wirken in zwei Räumen fortgesetzt und mit der Darstellung der Förderung der Steiermark ihren Abschluss fand. Ein gesonderter, nicht in der Flucht liegender Raum blieb der Behandlung der Reichsverweserschaft vorbehalten. In jedem Raum wurden jene historischen Daten angegeben, welche das jeweilige Thema betrafen. Bezüglich der Auswahl der Ausstellungsstücke wurde keine Mühe gescheut alles Erreichbare in Graz zu versammeln. Die Bevölkerung wurde in Zeitungsaufrufen gebeten, Erinnerungsstücke bekanntzugeben. Aus dem Verfügbaren wurde nur das Beste ausgewählt und eine Überfülle vermieden. 115

115 Bruno Binder-Kriegelstein: Vorwort. In: Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung, Joanneum. Graz 1959. o.S. 53

Die einzelnen Abteilungen des Landesmuseums Joanneum waren auch in der Ausstellung vertreten: - Die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte und Münzensammlung. - Die Abteilung für Tier- und Pflanzenkunde - Das Landeszeughaus - Die Alte Galerie und Skulpturensammlung - Die Neue Galerie - Das Steiermärkische Volkskundemuseum - Das Jagdmuseum

Weiters: - Das Stadtmuseum Graz - Das Steiermärkische Landesarchiv - Die Steiermärkische Landesbibliothek

Eine breite Beachtung schenkte man der Ausstellung im Raum 9, wo die deutsche Reichsverweserschaft des Erzherzogs aufbereitet wurde, weil diese weniger bekannt war. Manche Stücke waren nicht verfügbar, da gleichzeitig noch andere Ausstellungen stattfanden wie zum Beispiel in der Neuen Galerie des Joanneums, wo gleichzeitig die Kammermaler des Erzherzogs behandelt wurden und im Erzherzog-Johann-Museum der Familie Meran auf dem Brandhof. Der Aufruf, das Andenken „des Steirischen Prinzen“ durch Werke zu ehren, fand folgenden Widerhall: Seit damals wird jedes Jahr in der Steiermark zu einem Blumenschmuckwettbewerb aufgerufen. Wer im Sommer durch unser Land fährt, kann sich an mit Blumen geschmückte Häuser, Vorgärten, Gewerbebetriebe, Dörfer, Märkte und Städte erfreuen und das nicht nur zur eigenen Freude; diese Aktion trägt sicher auch zur Förderung des Fremdenverkehrs bei. 116 Die Trachtenmappe wurde erneuert und neu aufgelegt. 117

116 Steirischer Ehrenspiegel. Das Gedenkjahr 1959, hgg. vom Steirischen Volksbildungswerk, Graz 1961. 117 Steirische Trachten. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Volksartpflege im Steirischen Volksbildungswerk. Zum Steirischen Gedenkjahr 1959. Graz 1959 (vergriffen). 54

Zur Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung 1959 gibt es einen Ausstellungskatalog mit 400 Seiten. 118 Die historischen Erläuterungen sind volksnahe und nicht gelehrtenhaft um so die Geschichtskenntnisse (im Sinne Erzherzog Johanns) im Volke zu heben. Diese Ausstellung wurde von Besuchern und Presseberichten sehr gut beurteilt.

Mit einem großen Festzug durch Graz und ein Fest im Schlosspark von Eggenberg wurden die Feiern geschlossen. Der Abschlussbericht erschien erst zwei Jahre später als „Steirischer Ehrenspiegel“ des Volksbildungswerkes.

4.2 Gedenkjahr 1982

„Erzherzog Johann von Österreich“ – Landesausstellung 1982

Veranstalter: Kulturreferat der Steiermärkischen Landesregierung unter Landesrat Professor Kurt Jungwirth

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Grete Klingenstein unter Mitwirkung von Dr. Peter Cordes.

Zum Geleit schrieb der damalige Landeshauptmann von der Steiermark Josef Krainer.

Mit dieser Landesausstellung in Stainz gedenkt die Steiermark des 200. Geburtstages Erzherzog Johanns. Der steirische Prinz und seine Zeit stehen im Mittelpunkt. Ziel der Ausstellung ist es, die Persönlichkeit des Erzherzogs und die Verhältnisse seiner Zeit von der Französischen Revolution und den Napoleonischen Krieges bis zum Sturmjahr 1848 und den vielschichten Entwicklungen um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts streng wissenschaftlich und zugleich anschaulich darzustellen. Im Gedenkjahr 1959, anlässlich des 100. Todesjahres standen die Persönlichkeit Johanns von Österreich – wie er sich nannte – und seine persönlichen Lösungsversuche im Vordergrund.

118 Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung: Katalog, Joanneum Graz 1959. 55

Heute sind es – in einem weiteren Schritt – vor allem Strukturen, Verhältnisse und Zustände, mit denen das Verständnis für den Erzherzog und seine Zeit geweckt werden soll. 119

Ich besuchte im Juni 1982 im Rahmen eines Betriebsausfluges die Erzherzog Johann Landesausstellung. Die Ausstellung fand im Stainzer Schloss, das die Nachfahren von Erzherzog Johann noch bewohnen, statt. „Maibäume“ wiesen an zentralen Punkten auf die Landesausstellung hin. Mit zwei Maibäumen bei der Einfahrt zum Schloss empfing man auch die Besucher. Dort begegnete man in der Ausstellung Erzherzog Johann im Ablauf seines Lebens von 1782 bis 1859 an den wichtigsten Schauplätzen seines Wirkens, wobei er auch Einblick in die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen dieser Zeit gewährte.

Ein Gang durch die Ausstellung mit Grete Klingenstein:

Der erste Abschnitt zeigte die Begebenheiten seiner Jugendzeit. Das aufgeklärte Milieu in Florenz, die Französische Revolution, die Zeit der dreiundzwanzig Jahre währenden Kriege (1792-1815) in denen das traditionelle Heer der adeligen Offiziere erstmals durch ein Volksheer, durch der von Erzherzog Johann organisierten Landeswehr ergänzt wurde. Der zweite Abschnitt führte ins Joanneum, der 1811 in Graz mit Schausammlungen von Erzherzog Johann gegründeten Lehr- und Forschungsstätte fand sein Interesse für die Steiermark seinen Anfang. Weiters lernte man die demographischen Verhältnisse der Steiermark kennen, die Landeshauptstadt Graz und deren bürgerliche Gesellschaft im Vormärz und die Institutionen der bürgerlichen, frühliberalen Wirtschaft, Wohlfahrt und Kultur die Erzherzog Johann gründete, wie z.B. der Gewerbeverein (die spätere Handelskammer), die Wechselseitige Brandschadenversicherungsanstalt, die Sparkasse, der Musikverein und der Leseverein. Im dritten Abschnitt wurde der Besucher aufs Land geführt, wo er die Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung, des „Volkes“ kennenlernen konnte, mit ihren Nahrungsgewohnheiten, mit ihrer Bekleidung, mit Arbeitsgeräten und Wohnverhältnissen, in die Erzherzog Johann durch die Gründung der Landwirtschaftsgesellschaft schrittweise Fortschritt einführte. Um die Welt von Bergbau, Hüttenwesen, Industrie und Verkehr ging es im vierten Abschnitt.

119 Josef Krainer: Zum Geleit. In: Erzherzog Johann von Österreich, Landesausstellung 1982 in Stainz, Katalog 1. S. 9. 56

Man begegnete den von Erzherzog Johann geförderten Pionieren des modernen Bergbau- und Hüttenwesens und den von ihnen propagierten Methoden.

Das Zeitalter der Dampfmaschinen begann Industrie und Verkehr zu verändern. Von der Reise 1816 nach England brachte er für die Steiermark viele Erneuerungen mit.

Erzeugnisse von der steirischen Eisenindustrie wurden gezeigt. Vom Fußmarsch über das Laufrad der Postkutsche bis zu der über den Semmering führenden Eisenbahn. Im fünften Abschnitt konnte man das turbulente Geschehen der Revolution von 1848 an den Schauplätzen Graz, Wien und Frankfurt miterleben. In Frankfurt wurde er zum Reichsverweser gewählt. Es war ihm aber dort kein Erfolg beschieden und er legte sein Amt Ende des Jahres 1949 nieder und kehrte im Jänner 1850 nach Graz zurück. Zum Abschluss führte der sechste Teil der Ausstellung in das persönliche Reich des Erzherzogs, wo man ihn als Jäger kennenlernen konnte und in das Heim seiner Familie, in dem Anna Plochl, die Tochter des Ausseer Postmeisters waltete.

Wie die Nachwelt um Erzherzog Johann in Lied, Gedicht, Roman, Denkmal und Film eine Legende gewoben hat, zeigten die letzten Exponate der Ausstellung. Man wurde bei dieser Ausstellung quasi zu Besuch eingeladen. Historiker und Architekt haben die Exponate durch ihre Platzierung zum Erzählen gebracht. Wieder war es das Steirische Volksbildungswerk, das in einem Doppelheft der „Steirische Berichte“ mit dem programmatischen und zukunftsorientierten Titel ″Erzherzog 2000 ″ bereits 1981 alle Gemeinden zu einer „Zukunftswerkstatt“ einlud. Der wichtigste Programmpunkt war die Landesausstellung „Erzherzog Johann von Österreich“ im Schloss Stainz unter der Leitung von Grete Klingenstein. Von der es ein en zweibändigen Katalog gibt. Der Band 1 führt durch die Ausstellung. Im Band 2 gibt es Beiträge zur Geschichte seiner Zeit. 120

Die Ausstellung „Erzherzog Johann im Portrait“ der Neuen Galerie, „Erzherzog Johann in den Bergen“ in Bad Aussee, der „Gelehrtenkreis um Erzherzog Johann“ in der Grazer Universitätsbibliothek und „Hans der Thernberger“ Erzherzog Johann in Niederösterreich der Gemeinde, Scheiblingskirchen-Thernberg waren weitere Programmpunkte.

120 Grete Klingenstein: Ein Gang durch die Ausstellung. In: Erzherzog Johann von Österreich. Landesausstellung 1982, Band 1, Graz 1982. S. 23 und 24. 57

Das Jubiläumsjahr brachte wieder eine Fülle wissenschaftlicher und literarische Publikationen heraus. Die wichtigste war die Festschrift der Historischen Landeskommission „Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit“ von Othmar Pickl. 121

Grete Klingenstein gab die unvollendete Biografie des Erzherzogs von Viktor Theiß in überarbeiteter zweiter Auflage heraus. 122 Walter Koschatzky gab 1978 die dritte Auflage von Erzherzog Johanns autobiografischer Darstellung „Der Brandhofer und seine Hausfrau“ heraus. 123 Der Journalist Hans Magenschab veröffentlichte 1981/1982 in mehreren Auflagen seine zeitgeistige Biografie „Erzherzog Johann. Habsburgs grüner Rebell“.124

Günter Nenning veröffentlichte 1982 den Roman „Erzherzog Johann. Mythos und Wirklichkeit“,125 in dem er mit Hilfe von Zitaten aus den Tagebüchern des Erzherzogs, literarischen Studien und eigenen Gedanken das Bild des Habsburgers in neuem Licht darstelle.

Der Kulturkritiker Wolfgang Arnold verfasste schon 1980 das biografische Werk „Erzherzog Johann. Sein Leben im Roman“ 126 , das einer Huldigung des Erzherzogs gleichkommt.

Für das Erzherzog Johann Jahr 1982 liegt kein Abschlussbericht vor. Die von Hanns Koren für die 1959 konstatierte Heroisierung ist einer nüchternen Gedenkkultur gewichen, die aber der Landesausstellung eine große Besucherzahl bescherte und so das Wissen über Erzherzog Johann über das ganze Land verbreitet wurde.

121 Othmar Pickl: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit. Festschrift zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages (Forschungen zur geschichtlichen Landesbunde der Steiermark 33) Graz 1982. 122 Viktor Theiß: Erzherzog Johann. Der steirische Prinz, hgg. von Grete Klingenstein. 2. überarb. Auflage. Wien – Böhlau 1981. 123 Walter Koschatzky: Erzherzog Johann von Österreich. Der Brandhofer und seine Hausfrau. 3. Auflage. Graz 1978. 124 Hans Magenschab: Erzherzog Johann. Habsburgs grüner Rebell. Graz 1981. 1982 2. Auflage. 125 Günther Nenning: Erzherzog Johann. Mythos und Wirklichkeit. Wien 1982. 126 Wolfgang Arnold: Erzherzog Johann. Sein Leben im Roman. Graz 1980. 58

Abb. 3: Titelbild

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5. Das Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 2009

Veranstalter: Die Volkskultur Steiermark unter Landeshauptmann Stellvertreter Hermann Schützenhöfer Leitung: Dr. Silvia Renhart, Geschäftsführerin der Volkskultur Steiermark GmbH Wissenschaftliche Beratung: Dr. Elke Hamer Luza und Dr. Peter Wiesflecker vom Steiermärkischen Landesarchiv

Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und für die Volkskultur Steiermark zuständig gab in den Steirischen Berichten im Heft 1-2/2009 auf die Frage: Was ist der Anlass für dieses Gedenkjahr und wie stehen Sie zum Gedenkjahr?“ folgende Antwort:

„… Erzherzog Johann war eine außergewöhnliche Persönlichkeit – er hat der Steiermark bleibende Werte hinterlassen, sowohl materielle als auch immaterielle. Sein Todestag am 11. Mai gibt Anlass, seiner und seinem Lebenswerk zu gedenken. Doch wir wollen im Gedenken nicht in der Vergangenheit stehen bleiben. Vielmehr soll das Erzherzog-Johann-Jahr als Anregung gesehen werden, im Heute Visionen zu leben und Projekte mit Nachhaltigkeit zu starten und zu fördern. Es waren nicht zuletzt sein Weitblick und sein vernetztes Denken, die es ermöglichten, dass die Gründungen und Initiativen des „Steirischen Prinzen“ bis heute ihre Spuren ziehen …“.127

Die von Schützenhöfer gegründete Volkskultur Steiermark GmbH, zu der auch das Steirische Heimatwerk und das Volksliedarchiv gehören, fungierte als Koordinationsstelle für das Erzherzog-Johann-Jahr.

Es sollte eine Einbindung aller Regionen der Steiermark und eine enge Zusammenarbeit mit jenen Institutionen, die auf Erzherzog Johann zurückgehen, stattfinden.

Da sich der ländliche Raum in einem starken Strukturwandel befindet und so aus dem einstigen Agrarland ein Tourismusland geworden ist, für dessen Belange auch Schützenhöfer zuständig ist, wurden Einladungen an die EU-Regional-Manager zur Landesentwicklung Steiermark und an die Tourismus-Manager der Steiermark ausgeschickt.

127 Steirische Berichte 1-2. 2009. S.8. 60

Ca. 80 TeilnehmerInnen haben sich im Archiv mit Frau Dr. Silvia Renhart zu einer Besprechung getroffen. Den Ideen standen Frau Dr. Elke Hamer Luza und Herr Dr. Peter Wiesflecker vom Steiermärkischen Landesarchiv wissenschaftlich beratend zur Seite.

In einem, nach der Idee von Dr. Silvia Renhart und Christine Seirer gestalteten Erzherzog- Johann-Reisepass wurden die Termine von Feierlichkeiten und Veranstaltungen präsentiert. Er sollte allen Besuchern und Gästen auf der Reise durch das Erzherzog-Johann-Jahr als Begleiter dienen.

Silvia Renhart schreibt im sogenannten „Reisepass“: Zum 150. Todesjahr – Ein bleibendes Gedenken.

Gerne und zum wiederholten Male nützt die Steiermark die Gelegenheit, an die große Persönlichkeit von Erzherzog Johann von Österreich zu erinnern und seiner würdevoll zu gedenken. Nicht große Feierlichkeiten stehen im Mittelpunkt, sondern ein ehrwürdiges Gedenken an einen Menschen, der nicht Revolutionär, sondern Visionär sein wollte und auch war. Viele Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge und dergleichen werden das gesamte Gedenkjahr über abgehalten. Zahlreiche Bücher erscheinen und versuchen, den bis heute sehr beliebten Steirischen Prinzen „ins rechte Licht zu rücken“. Beiträge in Film- und Printmedien widmen sich dem Erzherzog und seinem Lebenswerk, Institutionen, deren Gründungen auf ihn zurückgehen, beteiligen sich dabei genau sowie Vereine, Verbände, Gemeinden und Schulen.

Der Auftakt des Erzherzog Johann-Gedenkjahres erfolgt am 20. Jänner 2009 anlässlich seines wiederkehrenden Geburtstages. Am 11. Mai 2009 – aus Anlass des 150. Todestages – findet eine Gedenkmesse im Grazer Dom statt und am 24. Juni wird sein Namenstag gefeiert. Der Abschluss erfolgt am 20. September im Rahmen des Festes „Aufsteirern“ in Graz.

Die Volkskultur Steiermark GmbH wirkt hierfür als Vernetzungs-, Vermittlungs-, Informations-, Koordinations- und Organisationsstelle. In diesem Folder und auf der Homepage www.erzherzogjohann.steiermark.at 128 präsentieren wir die Termine zu den bevorstehenden Feierlichkeiten und Veranstaltungen. Das ganze Land sowie jeder Landstrich, wo Johann wirkte und seine Spuren hinterließ, beteiligen sich.

128 www.erzherzogjohann.steiermark.at 61

Diese Breite zeugt von der heute noch tiefen Verbundenheit der Steirer ihn gegenüber. Er steht für Aufbruch, Hoffnung, Innovation, Vision und damit für Zukunft. Zukunft für ein Land, das schwierige Zeiten zu meistern hatte und hat. Dies alles brauchen wir heute genauso dringend wie vor mehr als 150 Jahren. 129

Die offiziellen Feierlichkeiten begannen am 20. Jänner zum Geburtstag des Erzherzogs mit einer Pressekonferenz, zu der Landeshauptmann-Vize Hermann Schützenhöfer (Ressort Volkskultur) ins Glockenspielhaus geladen hatte. Die weiteren Programmpunkte sind im Reisepass enthalten, es ist aber darin keine Vollständigkeit der Veranstaltungen gegeben, denn manche sind erst nach dem Druck des Passes eingereicht worden. (Diese Daten habe ich von Frau Renhart erhalten und im Anhang bekanntgegeben).

Pressekonferenz im Glockenspielhaus

Zur Einleitung wurde ein Ausschnitt aus dem Film „Erzherzog Johann – Visionär und Menschenfreund“ von Alfred Ninaus gezeigt.

Danach stellte Hermann Schützenhöfer das Programm der Feierlichkeiten und Aktivitäten im Erzherzog Johann Jahr vor. In seiner Ansprache sagte er unter anderem:

…Erzherzog Johann hat die Steiermark als seine Heimat und Wirkungsstätte ausgewählt. Er hat Materielles als auch Immaterielles hinterlassen, wovon wir heute noch profitieren. Er war ein Mann, der mit klarem Verstand und Fortschrittsglauben die wirtschaftlichen und politischen Probleme seiner Zeit erkannte und versucht hat, sie – zum Teil mit unkonventionellen Mitteln – zu bewältigen. Seine Verbundenheit mit der Bevölkerung lässt ihm eine ungebrochene Zuneigung zuteilwerden, die in diesem “Erzherzog Johann Jahr“ wiederum deutlich sichtbar wird

So ist es dank des Engagements vieler Menschen und Institutionen gelungen, in der ganzen Steiermark Aktivitäten, Ausstellungen und Veranstaltungen im Gedenken an diesen großen „Wahlsteirer“ zu organisieren.“ 130

129 Silvia Renhart: Reisepass durch das Erzherzog Johann Jahr, Volkskultur Steiermark. o. S. 130 Johannes Kübeck: Ab jetzt „regiert“ Erzherzog Johann die Steiermark, Ausschnitt aus der Rede von Hermann Schützenhöfer im Glockenspielhaus am 20. Jänner 2009 In: Kleine Zeitung Graz, 21.01.2009.

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Danach wurde der „Erzherzog Johann Jodler“ von der Gruppe „Gruß aus Friesach“ in seiner Urfassung dargeboten. Während dessen hat der Pantomine Georg Gröchinig in einer Performance die Statue des Prinzen auf dem Erzherzog-Johann-Brunnen am Grazer Hauptplatz zum Leben erweckt.

Anschließend spricht Dr. Franz Harnoncourt, ein Ururenkel von Erzherzog Johann über seinen Vorfahren:

Dieses Jahr wird Gelegenheit geben, aus den verschiedensten Blickwinkeln auf diese Persönlichkeit zu schauen und man wird vielleicht auch feststellen können, was Erzherzog Johann sicherlich nicht war: nämlich ein Revolutionär, Rebell, Umstürzler und Gegenspieler zum Wiener Hof. Er hat vielmehr die überlieferte Tradition auf ihre Werte geprüft, um das Gute daraus als Basis für seine Zukunftsmodelle in Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik zu verwenden.“ 131

Auf Vermittlung der Volkskultur Steiermark (Steirisches Heimatwerk) entwickelten der Ururenkel von Erzherzog Johann und der bekannte Trachtenschneider Hubert Fink einen heute tragbaren Erzherzog Johann Anzug anhand historischer Vorlagen. Dieser Anzug passt zum bereits vom Heimatwerk angefertigten Anna Plochl Dirndl und wurde bei der Pressekonferenz vorgestellt. 132

131 Johannes Kübeck: Ab jetzt „regiert“ Erzherzog Johann die Steiermark, Ausschnitt aus der Rede von Franz Harnoncourt bei der Pressekonferenz im Glockenspielhaus. In: Kleine Zeitung Graz, 21. Jänner 2009. 132 Ebda: 63

Abb. 4: Veranstaltungsführer

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5.1 Veranstaltungen zum Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 Führung durch den Erzherzog Johann Reisepass

5.1.1 ″Auf Schienen in die Zukunft ″ Am 20. Jänner fuhr man in der Oldtimertram vom Hauptbahnhof zum Palais Meran, dem ehemaliger Stadtwohnsitz von Erzherzog Johann, und dann weiter zum Landeskrankenhaus. Unterwegs erfuhr man an einzelnen Stationen über seine Initiativen, wie zum Beispiel der Gründung des Anna Kinderspitals.

5.1.2 Steirerball in Wien Der Verein der Steiermärker in Wien und der Erzherzog Johann Bezirk Deutschlandsberg mit seinen 40 Gemeinden luden zu Ehren Erzherzog Johanns zum traditionellen Steirerball in die Bundeshauptstadt ein. Der Steirerball fand am 23. Jänner um 20.00 Uhr im Center in Wien statt.

5.1.3 Workshop ″Die Apotheke zur Zeit des steirischen Prinzen ″ Napoleons Truppen sind in Graz. Die Industrialisierung verändert die Gesellschaft und setzt einen Demokratisierungsvorgang in Gang. Man setzt auf die Idylle des Biedermaier, die Rückzugsmöglichkeiten schafft. Welchen Einfluss diese Zeit auf den Beruf des Apothekers hatte, wurde bei einem Workshop mit kleinen Beispielen veranschaulicht. Termine für Workshops konnte man vom 1. März bis 31.Juli im Theriak Labor der Mohrenapotheke am Grazer Südtirolerplatz vereinbaren.

5.1.4 ″Reisen auf den Spuren des Erzherzog Johann ″ Die Erzherzog Johann Wein- und Kulturreise, die man vom 1. März bis 30. November buchen konnte, begann in Stainz und führte durch ein Stück weinbäuerlicher Kultur mit alten Kellerstöckeln, vorbei an steilen Weingärten bis nach Maribor, wobei man Land und Leute kennenlernte. Dabei konnte man die Zusammenhänge damaliger Errungenschaften mit den heutigen Traditionen entdecken.

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5.1.5. Festkonzert ″150. Todestag Erzherzog Johann ″ Die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Christian Thielemann gastierten im Musikverein Steiermark, dessen Gründung auch auf Erzherzog Johann zurückzuführen ist. Im Programm: Ludwig v. Beethoven: Symphonie Nr. 4 in B-Dur, op.60 und die Symphonie Nr. 3 in Es-Dur, op. 55, Erovica. Das Konzert fand am 26. März um 19.45 Uhr im Stephaniensaal statt.

5.1.6 Ausstellung ″Voll Abgefahren ″ Frida & freD Kindermuseum Die Kinder konnten vom 28. März 2009 bis Februar 2010 als TüftlerInnen und ForscherInnen mit einem Forschungstagebuch unterm Arm alles erkunden was sich zwischen Himmel und Erde bewegt. Sie konnten auch in die Fußstapfen von großen EntdeckerInnen treten. Im Frida & freD Garten kommt man allem auf die Spur, was man wissen will.

5.1.7 Ausstellung ″Apfelvielfalt ″ Steirisches Obstbaumuseum, Puch bei Weiz Schon Erzherzog Johann hat in den Versuchsgärten der K.K. Landwirtschaftsgesellschaft den Obstbau sehr gefördert und war bestrebt für die verschiedenartigen Verhältnisse in der Steiermark tauglichen Obstsorten zu sammeln und diese genau beschrieben und klassifiziert unter bestimmten Benennungen fortzupflanzen und von da aus im Lande zu verbreiten. 133 So zeigt die Ausstellung vom 16. April bis 31. Oktober „Alte Apfelsorten“ im Haus des Apfels, ein Kulturgut, dass zu erhalten ist. Vom Tourismusbüro wurde am 20. September eine ″Erlebnisfahrt auf der Steirischen Apfelstraße ″ angeboten, bei der auch Köstlichkeiten rund um den steirischen Apfel zu genießen waren.

5.1.8 ″Erzherzog Johann und die Volksmusik – Von Aussee nach Stainz″ Festhalle Stallhof bei Stainz Die Volkstanzgruppe Stainz veranstaltete im Erzherzog Johann Jahr 2009 ihr 30. Sänger- und Musikantentreffen. Dazu hat sie Gruppen aus dem Ausseer Land eingeladen. Die „Ausseer Bradlmusi“ bekannt für die bodenständige Volksmusik des Ausseerlandes und die „Hollerschnapszuzierer“ eine Gruppe, die wichtige Überlieferungsträger für das Volkslied,

133 Fritz Posch: Der Versuchshof. In Erzherzog Johanns Wirken für den Bauernstand und die Landwirtschaft in der Steiermark. S. 151-170. In: Erzherzog Johann von Österreich sein Wirken in seiner Zeit. Festschrift zur Wiederkehr seines 200. Geburtstag. 66 das Gstanzlsingen und das für das Ausseerland charakteristische Paschen ist. Für Stainz sangen die Chorgemeinschaft Stainz und der Chor der Hauptschule Stainz. Es spielten ein Klarinettenquartett der Erzherzog Musikschule Stainz, die Pressjosl Blas, die Stainzer Volksharmoniker und die Musikanten, Tänzer und Plattler der Volkstanzgruppe Stainz. Der Abend wurde im Rahmen der Steirischen Sänger- und Musikantentreffen von ORF Radio Steiermark aufgezeichnet.

5.1.9 Kulinarische Aktion ″Anna kocht ″ Die Mitgliedsbetriebe der BÖG, (Beste Österreichische Gastlichkeit) kochten vom 26. April bis 31.Oktober aus der Zeit Erzherzog Johanns nach Aufzeichnungen seiner Frau Anna Plochl. Der Auftakt dazu fand am 21. April 2009 im Hotel Erzherzog Johann in Graz statt.

Zum Menü, aus dem Kochbuch der Anna Plochl, wurde auch noch eine Trachtenschau des Steirischen Heimatwerkes und der Trachtenschneiderei Fink geboten.

Umrahmt wurde das Ganze mit Musik vom J.J. Fux Konservatorium Graz – Abteilung Volksmusik – Musikalisches aus der Zeit des Erzherzog Johanns.

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Abb. 5: Menükarte

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5.1.10 Ausstellung ″modellhaft. Erzherzog Johann ″ im Jagdmuseum Schloss Stainz Im Jahr 2009 gedachte das Landesmuseum Joanneum des 150. Todestages seines Stifters Erzherzog Johann und präsentierte eine Reihe von pointiert gestalteten Projekten und setzte sich mit seinen ausgewählten Leidenschaften auseinander. Sein Leben war sowohl von sozialem Engagement als auch von intellektueller Neugierde bestimmt.

Das Jagdmuseum Schloss Stainz zeigte in seiner Ausstellung „modellhaft Erzherzog Johann“ die facettenreiche Persönlichkeit Erzherzog Johann als Bauer, Jäger, Wirtschaftstreibenden aber auch als Politiker. „Erzherzog Johann lebte in einer Umbruchszeit, die sozial- und geistesgeschichtlich sehr wichtig war und hat als Politiker mit Vorbildfunktion seine Zeit stark geprägt“, so sagte der Intendant des Landesmuseum Joanneum.

Der Kurator Mag. Karlheinz Wirnsberger 134 , Leiter des Jagdmuseums sieht in Erzherzog Johann den Visionär.

Sein Wirken, das bis in die heutige Zeit reicht, beruhte nach Wirnsberger auf drei Säulen:

 Gründung von Institutionen,  modellhaftes Wirken in der Kunst,  Entwicklung von Modellen, die die Landwirtschaftsgeschichte positiv beeinflussten, wie er in einem Gespräch beim Besuch der Ausstellung erklärte.

Im ersten Raum der Ausstellung wurde man mit Einblicken in das Persönliche und Private des Habsburgers empfangen.

Neben dem Stammbaum war eine Auswahl an Erzherzog Johann Büchern, wobei das Buch mit dem Titel „Der Brandhofer und seine Hausfrau“ hervorgehoben wurde, weil es aus der Feder des Erzherzogs selbst stammt.

Der zweite Raum widmete sich der Kunst, im Besonderen der Malerei. Hervorzuheben ist das berühmte Portrait Erzherzog Johanns im Rock mit grünem Aufschlag von Leopold Kuppelwieser.

Das Landesmuseum Joanneum stand im Mittelpunkt des dritten Raumes.

Anschließend wurden Modelle landwirtschaftlicher Geräte präsentiert. Es sind dies die umgesetzten Ideen, die der Erzherzog von seinen Reisen mitbrachte, oder die geschickten

134 Karlheinz Wirnsberger: modellhaft. Erzherzog Johann. In: Korso, Kultur Feuilleton, Mai 2009. S.15. 69

Bauern der K.K. Landwirtschaftsgesellschaft entwickelten, die zum Nachbauen dienten. Pflug und Arl konnten auch in Originalgröße betrachtet werden.

Auch den Mustergütern, darunter der Brandhof, sowie der Eisenerzeugung und dem Verkehr war Ausstellungsfläche gewidmet.

Zum Schluss wurde der Blick auf den Reichsverweser Erzherzog Johann gerichtet.

Wirnsberger betonte, dass es in dieser Ausstellung nicht um Romantisierung, sondern um Fakten geht. Das Konzept wirkte klar strukturiert, übersichtlich und informativ.

Die Ausstellung hatte ca. 36.000 Besucher.

Abb. 6: Innenhof Schloss Stainz.

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5.1.11 Ausstellung ″Erzherzog Johann und Anna Plochl ″ im Kammerhofmuseum Bad Aussee In der Ausstellung wurde einerseits das öffentliche Wirken Erzherzog Johanns behandelt, andererseits sein privates Leben mit der Ausseer Bürgerstochter Anna Plochl ausführlich dargestellt. 135 Die Ausstellung fand breites Interesse bei den Besuchern und wurde über das Gedenkjahr hinaus verlängert.

5.1.12 Ausstellung ″Bürgerin – Bäuerin – Kucheldirn ″ Österreichisches Freilichtmuseum Stübing Anlässlich des Gedenkjahres setzte sich das Freilichtmuseum Stübing vom 1. Mai bis 31. Oktober mit dem Frauenalltag des 19. Jahrhunderts auseinander. In Anlehnung an die Lebensumstände Anna Plochls wurden in ausgewählten Häusern des Museumgeländes Themen des Arbeits- und Lebensalltages der Frauen auf dem Land gegenüber dem im Bürgertum dargestellt.

Auf dem Lande existierte bis ins 20. Jahrhundert die Sozialform der gemeinsam wirtschaftenden Haushaltsfamilie. Die Frauen waren arbeitsteilig und mitverantwortlich in den Arbeitsprozess integriert. Im Allgemeinen war Haus, Stall und Garten ihr Revier, saisonbedingt half sie bei der Feldarbeit mit. In der Zeit, in der Erzherzog Johann Anna Plochl kennenlernte, wurde ein neuer Berufsstand geboren: der der Hausfrau. Hatte man früher unter einem Dach gelebt und gearbeitet, verließen die Männer höheren Standes durch das Aufkommen der Industrie nun das Haus. Die Frauen allein mussten sich um den Haushalt und die Familie kümmern. Die Aufgabe dieser Hausfrauen war es aber nicht, selbst für Ordnung zu sorgen. Sie erstellten die Zeitpläne für das Personal und überwachten die Arbeiten in der Küche. Die normale Hausfrau, deren Mann nicht einem höheren Stand angehörte, war ganz auf die Familie ausgerichtet. Das Putzen des Hauses, die Betreuung und Erziehung der Kinder, Kochen, Backen und Konservieren waren die Tätigkeiten der Frauen von morgens bis abends.

Vom 14. Bis 16. August wurden im Freilichtmuseum Thementage zu dieser Ausstellung abgehalten.

135 Steirische Berichte, Heft 4, 2009. 71

5.1.13 Ausstellung ″Erzherzog Johann und die Botanik des Mariazeller Landes ″ Im Mariazeller Heimathaus konnte man vom 1. Mai bis zum 31. Oktober an Führungen, bei der man Wissenswertes über die Botanik aber auch über Erzherzog Johann und seiner Verbindung zu Mariazell erfuhr, teilnehmen.

5.1.14 Veranstaltung ″Erzherzog Johann in der Obersteiermark ″ Stadtsaal Leoben Der Obersteirische Kulturbund und der Obersteirische Trachtenverband organisierten am 4. Mai um 18.30 Uhr diese Veranstaltung. Prof. Dr. Günther Jontes hielt den Festvortrag. Dieser wurde von den Eisenerzern mit einem Bergmannstanz, dem Gesang der Murtaler aus Pernegg und der Volkstanzgruppe des Obersteirischen Trachtenverbandes in ihren historischen Trachten umrahmt.

5.1.15 Symposion ″Erzherzog Johann – Mensch und Mythos ″ Steiermärkisches Landesarchiv Ergänzend zur gleichnamigen Ausstellung beleuchtet ein Symposion am 6. Mai die wichtigsten Lebensbereiche von Erzherzog Johann. Der Bogen reicht von der Familie des Habsburgers über seine Leistungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur bis hin zu seinem Nachwirken und Nachleben. Ein Schwerpunkt der wissenschaftlichen Diskussion liegt in der Darstellung und Hinterfragung des Mythos des „steirischen Prinzen“.

Unter dem Titel: Mythos Erzherzog Johann – „Der steirische Prinz als Erlösergestalt“ geht Carlos Watzka der Frage nach: „Warum Erzherzog Johann“? Warum entwickelte sich dieser Mensch noch während seines Lebens, insbesondere aber nach seinem Tod zu so etwas wie einer „Ikone“ der Steiermark. Dem Soziologen Max Weber 136 folgend können entsprechende historische „Persönlichkeiten“ als Träger von Charisma begriffen werden, verstanden als eine besondere Fähigkeit, andere Menschen für ihre Ziele zu begeistern. Sie werden von ihren Mitmenschen als außergewöhnlich, vorbildlich, ja übermenschlich erlebt. Weber betont weiters, dass erst durch die Anerkennung durch das „Gefolge“ der Charismatiker zu dem wird, was er ist, nämlich

136 Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie, zitiert nach Carlos Watzka: Mythos Erzherzog Johann - „Der Steirische Prinz als Erlösergestalt“. In: Erzherzog Johann -Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler, Graz 2009. S. 231-244, hier: S. 232. 72 zum “Führer“, sodass etwa bei ausbleibenden Erfolgen auch ein Verlust von Charisma eintreten kann. Was ließ den „steirischen Prinzen“ zu einer der zweifellos populärsten Gestalten im kulturellen Gedächtnis unseres Landes werden? Einen ganz wesentlichen Faktor stellt sicherlich seine Abkunft vom „allerhöchsten Herrscherhaus“ dar. Doch das allein hätte nicht genügt, ihn allen Steirern unvergesslich werden zu lassen. Der steirische Landesfürst und spätere Kaiser Friedrich III. hatte seine Residenz unter anderem in Graz, und mit den Erzherzogen Karl (reg. 1564–1590) und Ferdinand (reg. 1590- 1637, ab 1619 Kaiser) hatte die Steiermark ihre „eigenen“ habsburgischen Regenten, die im regionalen kollektiven Gedächtnis aber nur wenig Spuren hinterließen.

Ausschlaggebend ist offensichtlich ein anderer Faktor, und hier ist zuallererst an das für uns Steirerinnen und Steirer Selbstverständliche zu denken: So gut wie kein publizistischer Beitrag zum Leben Johanns, mag er auch noch so kurz sein, kommt ohne den Aspekt der Volkstümlichkeit und Volksverbundenheit aus.

Leutselig und freundlich verkehrte der Prinz überall auch mit dem Landvolke, und sein schlichtes Auftreten führte zu mancher Verkennung, die er freundlich nie übel nahm […], er durchzog im grauen Jagdrocke, ein einfacher Jäger, diese Thäler […], scheute sich nie, mit dem ärmsten Gebirgsbewohner in Verkehr zu treten, bemerkt etwa Anton Schlossar 1880 in seiner Kurzbiographie Johanns. 137

Es findet sich in der Regentschaft des Hauses Habsburg wohl keiner, der als Angehöriger des Herrscherhauses, noch dazu als „Kaisersohn“ und „Kaiserbruder“ dem Herrscher selbst verwandtschaftlich so nahe stehend, zugleich aber so eng mit dem Leben des „einfaches Volkes“ in Berührung kam, und zwar nicht bloß oberflächlich und punktuell als Beweis der patriarchalischen Fürsorge, sondern konsequent, intensiv und langfristig – und daher mit einem hohen Grad an in der Bevölkerung als solcher wahrgenommener „Authentizität“, wie Johann. 138

137 Anton Schlossar: Erzherzog Johann Baptist von Österreich. Wien 1880. 138 Carlos Watzka: Mythos Erzherzog Johann „Der steirische Prinz“ als Erlösergestalt. In: Erzherzog Johann – Mensch und Mythos, hgg. von Josef Riegler. Graz 2009. S. 231-234.

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Eines der wichtigsten Elemente zur Bildung des „Mythos Erzherzog Johann“ sind die Tätigkeiten, die er sich als Reformer und Innovator erworben hat. Verbesserungen in der Agrarkultur und im Bergbauwesen, Förderung der industriellen Entwicklung und des Verkehrswesens, der Volksbildung waren besonders für die rückständige Steiermark des 19. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung.

5.1.16 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Mensch und Mythos ″ Steiermärkisches Landesarchiv Die Ausstellung mit dem Titel „Mensch und Mythos“ beschäftigte sich umfassend mit Person und Persönlichkeit des Erzherzogs sowie seinem familiären Umfeld. Aber auch seine Leistungen in den Bereichen Militär, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur wurden dargestellt. Berücksichtigt wurden auch Themen wie Musik, Jagd und Natur sowie die bildende Kunst. Ein besonderes Interesse galt aber der Hinterfragung des Mythosbegriffes der im Nachleben des Erzherzogs entstand. Die Ausstellung konnte man vom 7. Mai bis 27. November besuchen.

5.1.17 Akademische Feier ″Erzherzog Johann – Begründer der TU Graz ″ Technische Universität Akademische Feier mit Festvortrag und akademischen Ehrungen. Diese Feier war nur für geladene Gäste.

Hans Sünkel Rektor und Universitätsprofessor einleitend mit den Worten:

…. „Erzherzog Johann hatte erkannt, dass die beste Investition in die Zukunft einer jeden Gesellschaft die Bildung ihrer Jugend ist. Und er hatte ebenso erkannt, dass Fortschritt mit nachhaltiger Wirkung eben Forschung braucht“.

Mit der Begründung des Joanneums hat er unserem Land Zukunft geschenkt, und die TU- Graz in ihrer heutigen Ausprägung ist die Antwort auf seine steirische Vision. […] „Erzherzog Johann hat dem Land ein neues Selbstvertrauen gegeben und ihm Sinn geboten, was der Leistung bekanntlich förderlich ist“. […] Die TU-Graz hat von ihm aber auch gelernt, trotz ihrer Höhenflüge in Wissenschaft und Forschung dennoch Bodenhaftung zu bewahren. 74

Sie hat gelernt, global zu denken, aber lokal zu handeln und dem Land zu seinen Menschen verbunden zu bleiben. Die TU-Graz ist sich ihres Gründers in Dankbarkeit bewusst und dekoriert sich auch gerne mit dem Beinamen „Erzherzog Johann Universität“ .139

Josef W. Wohinz, Universitätsprofessor und Leiter des Institute of Production Science and Management sowie des Instituts für Industriebetriebslehre und Innovationsforschung hielt den Festvortrag. Unter dem Titel: „Johann von Österreich. Zwischen Tradition und Innovation“.

Wohinz hat sich vorerst mit der Biografie E. Johanns in einer zeitgemäßen Form auseinandergesetzt. Weiters sprach er über Tradition und Innovation im 21. Jahrhundert.

[…] „Im Licht des 21. Jahrhunderts können nun wesentliche Schlussfolgerungen abgeleitet werden. Das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu, zwischen Tradition und Innovation stellt kein Merkmal der heutigen Zeit dar. Dieses Spannungsfeld hat es schon immer gegeben. Die Ausprägungen sind allerdings zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlicher Intensität festzustellen. Für die Entwicklung der Gesellschaft erscheint es besonders relevant, wie dieses Spannungsfeld bewältigt wird.

Es kommt offensichtlich auf den Geist an, in dem Tradition und Innovation gepflegt werden. Schließlich liegt es an uns Menschen selbst, wie mit dem Althergebrachten einerseits und den zukünftigen Entwicklungen andererseits umgegangen wird“ .140

Dem Ururenkel Erzherzog Johanns, Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wechselseitigen Versicherungsanstalt Graz verlieh die TU-Graz, auf Grund seiner Verbundenheit mit der TU, die Würde eines Ehrenbürgers.

5.1.18 Gedenkfeier ″150. Todestag Erzherzog Johann 1859 – 2009 ″ Schloss Schenna Eine Abordnung des Steiermärkischen Landtages fuhr nach Schenna um sich dort vom 8. bis 10. Mai mit Vertretern des Südtiroler Landtages zu einer Gedenkfeier für Erzherzog Johann auf Schloss Schenna zu treffen. Nach alter Tradition gab es ein Freischießen am Schießstand von Meran und die Marktmusikkapelle Stainz intonierte im Schlosshof ein Konzert. Nach einem Festgottesdienst im Schlosshof von Schenna begaben sich alle Festgäste zum Mausoleum, wo eine Kranzniederlegung stattfand.

139 Hans Sünkel: In: TU Spezial, Sonderausgabe Mai 2009. Erzherzog Johann Visionär und Wegbegleiter der TU- Graz, S. 2 und 3. 140 Josef W. Wohinz: Johann von Österreich. Zwischen Tradition und Innovation. In: TU Spezial, Erzherzog Johann Visionär und Wegbereiter der TU-Graz, Sonderausgabe Mai 2009. S. 4 bis 7. 75

5.1.19 Gedenkgottesdienst im Grazer Dom Anlässlich des 150. Todestag von Erzherzog Johann Baptist von Österreich zelebrierte am 11. Mai um 17.00 Uhr Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari die „Missa in C“ von J.J. Fux mit dem Domorchester Graz unter Domkapellmeister Josef M. Doeller sowie Domdirigent Christian Iwan. In seiner Ansprache zitierte Kapellari Erzherzog Johanns Wahlspruch „ Wenn Gott mit mir, was gegen mich“ und bekundete damit die tiefe Religiosität von Erzherzog Johann. Er lobte auch sein innovatives Wirken für die Steiermark, das unser Land heute noch prägt.

5.1.20 Ausstellung ″Erzherzog Johann als Landesvater ″ Stadtmuseum Eisenerz Das Leben und Wirken Erzherzog Johanns hat sehr weitreichend und nachhaltig auch im Gebiet rund um den Steirischen Erzberg Spuren hinterlassen. Sein Weitblick und sein Einsatz für den heimischen Bergbau brachten viele technische und soziale Erneuerungen mit sich, an die man sich im Gedenkjahr 2009 wieder gerne erinnerte. Seine Liebe zur Natur zur Jagd und seine herzliche Anteilnahme am Leben der einfachen Leute habe ihn zu einer legendären Leitfigur werden lassen, welche durchaus auch mit der Rolle eines vorbildlichen Landesvaters gleichzusetzen wäre.

Bei der Ausstellung, die vom Mai bis Oktober zu sehen war, wurden Dokumente, die in der Forschung noch eher unbekannt sind, wie etwa der rege Briefwechsel Erzherzog Johanns und Anna Pochl in den Jahren als Anna den Haushalt für Erzherzog Johann in Vordernberg führte. Sie werfen ein anderes, realistisches Bild auf die Zeitereignisse und den familiären Hintergrund des Habsburgers. Im Rahmen der Ausstellung wollte man dieses Spannungsfeld um die Person Erzherzog Johanns zwischen Mythos und Realität näher beleuchten und Einblick in das regionale soziale Leben seiner Zeit geben.

5.1.21 Ausstellung ″Erzherzog Johann im Werk von Paula Grogger ″ Paula Grogger Haus, Öblarn

Erzherzog Johann hat 1850 in seiner autobiografischen Erzählung „Der Brandhofer und seine Hausfrau“ die Hochzeit seines Freundes Karl Schweighofer in Gstatt bei Öblarn, bei der er als Brautführer fungierte, ausführlich beschrieben. 141

141 Walter Koschatzky: Der Brandhofer und seine Hausfrau. Graz 1978. S. 80-87. 76

Dieses Fest hat seiner Meinung wesentlich zur Annäherung an Anna Plochl beigetragen, die als Brautjungfer anwesend war.

Paula Grogger hat den Stoff zu ihrer Dichtung „Die Hochzeit“ zum Teil aus der Erzählung des Erzherzogs übernommen und mit viel Einfühlungsvermögen in das Seelenleben der Hauptgestalten und mit alten Volksüberlieferungen ausgeschmückt.

„Die Hochzeit“ wurde als Prinz-Johann-Spiel in Öblarn in den Jahren 1936 und 1937 von der Öblarner Bevölkerung erstmals und mit großem Erfolg aufgeführt. Nach dem Krieg wurde das Spiel im Erzherzog-Johann-Gedenkjahr 1959 wiederholt und seit damals im 5-Jahres- Rhythmus mit 300 Protagonisten aufgeführt. In der Ausstellung vom 11. Mai bis Dezember 2009 konnte man verschiedene Literatur zum Thema Erzherzog Johann und die Hochzeit seines Freundes Karl Schweighofer in Gstatt kennenlernen. Auch wurden originale Trachten der Hochzeitsgäste von damals gezeigt und die verschiedenen Hochzeitsbräuche aus dem Ennstal dargestellt.

5.1.22 Symposion ″Erzherzog Johann – Visionär der Habsburger ″ Jagdmuseum Schloss Stainz Am 15. Mai 2009 haben sich namhafte Wissenschaftler mit dem Wirken Erzherzog Johanns als Visionär der Habsburger befasst: Univ.-Prof. Dieter A. Binder von der Karl Franzens Universität Graz sprach über „die politisch-historische Instrumentalisierung des Erzherzog Johann-Mythos“. Dr. Gottfried Fliedl von der Museumsakademie Joanneum beleuchtete das „Joanneum 1811/2011“ von der Geburt des Museums aus der Idee der Demokratie mit dem Zwecke, dass es dem Lande nützlich sei bis heute. Zu dieser Zeit befand sich das Joanneum im größten Umbruch seit seiner Gründung. Neue Dauerausstellungen wurden geschaffen, ganze Sammlungen wurden umgesiedelt. Um- und Neubauten und der Bau einer neuen Erschließung der beiden zentralen Museumsstandorte wurden durchgeführt. Dr. Gunnar Mikosch von der Universität Basel sprach über die Anfänge des modernen Museums.

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Dr. Bernd Moser, Leiter der Abteilung Mineralogie und des Department Natur und Organisator des Joanneum-Vereins referierte über „Erzherzog Johann und die Erdwissenschaften“ zur Erweiterung der Kenntnisse und zur Belebung des Fleißes und der Industrie. Univ.-Prof. Achatz v. Müller von der Universität Basel beschäftigte sich mit der Aufklärung und Disziplinierung der Wissenschaften im Konzept der josephinisch-leopoldinischen Reformen unter dem Titel „Scienca Nova“. Univ.-Prof. Dr. Roman Sandgruber von der Johann Kepler Universität Linz, dessen Titel „Eine grüne Revolution“ Erzherzog Johann mit Kontext der agrarischen Fortschritte des 19. Jahrhunderts beleuchtete. Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer von der Karl Franzens Universität Graz sprach über „Erzherzog Johann“ als Innovator und dynamischen Wirtschaftspolitiker. Mag. Christian Stifter, Direktor des Österreichischen Volkshochschularchivs titelte sein Thema „Der Aufklärer in der Lederhose“ und sprach über Erzherzog Johann und die Volksbildung des 19. Jahrhunderts. Schließlich befasste sich Ass. Prof. Dr. Armin Stolz von der Karl Franzens Universität Graz mit „Erzherzog Johann und die Paulskirche“.

Erzherzog Johann hatte damals schon Visionen eines vereinten Europas. Die Beiträge aus den verschiedenen Fachrichtungen bilden eine spannende Grundlage für einen vielschichtigen und lebendigen Diskurs. Über das Symposium hat Karlheinz Wirnsberger, Leiter vom Jagdmuseum Stainz einen Tagungsband herausgegeben, in dem er unter anderem in der der Einleitung schrieb: […] „Mit der Herausgabe eines Tagungsbandes im Gedenkjahr 2009 leistet das , speziell das Jagdmuseum Schloss Stainz einen wesentlichen Beitrag zum Thema das Museum als Ort der Wissenschaft und als Lernort “.142

142 Karlheinz Wirnsberger: Erzherzog Johann – Visionär der Habsburger. Tagungsband Symbosium am 15. Mai 2009. Jagdmuseum Schloss Stainz 2009. S. 7.

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5.1.23 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Die Entdeckung der obersteirischen Bergwelt ″ Naturparkhaus Schloss Großsölk Die Ausstellung fand vom 16. Mai bis 11. Oktober statt. Offiziell wurde sie am 5. Juni mit der Lesung „Erzherzog Johann in den Sölktälern“ eröffnet.

Eine weitere Ausstellung zum Thema war im Kaiserlichen Stall in Grundlsee vom 17. Juli bis 12.September. „Alpenkönig und Menschenfreund – Erzherzog Johann als Alpinist“ Diese Ausstellung befasste sich mit der Rolle des Steirischen Prinzen als einen der ersten Alpinisten seiner Zeit. Durch die zahllosen Wanderungen im Toten Gebirge und den Niederen Tauern lernte er auch die Bewohner dieser Gegend kennen und schätzen. Weiters wurden auch unter dem Thema „Mit Erzherzog Johann in den Bergen“ geführte Tagestouren am Dachstein und in den Schladminger Tauern gemacht. Angeboten wurden sie von Fritz Walcher, Leiter der Alpinschule Ramsau am Dachstein vom 30. Mai bis 17. Oktober. Weiters gab es einen Vortrag im Seminarraum Schloss Trautenfels am 5. August: Durch die Schladminger Tauern. „Auf den Spuren der Reise Erzherzog Johanns 1810“ von Prof. Mag. Harald Matz. Dazu gab es die Wanderung: Durch die Schladminger Tauern. „Auf den Spuren der Reise Erzherzog Johanns 1810“ mit Wissenschaftlern des Landesmuseums Joanneum von Rohrmoos Untertal zur Preintalhütte und am nächsten Tag weiter ins Kleinsölktal (7. und 8. August).

5.1.24 Aktionstag Steirischer Museen Im Rahmen des Internationalen Museumstages 2009 wurde am 17. Mai in zahlreichen steirischen Museen „Erzherzog Johann als Brückenbauer zwischen Landwirtschaft, Kultur und Museum“ den Besuchern näher gebracht.

5.1.25 Erzherzog-Johann-Tanzfest 1840 kaufte Erzherzog Johann für seinen Sohn Franz Freiherr von Brandhofen, der später von Kaiser Franz Joseph I. das Adelsprädikat eines Grafen von Meran erhielt, das Schloss Stainz in der Weststeiermark. Seit damals ist es im Besitz der Familie Meran. Erzherzog Johann war auch der erste frei gewählte Bürgermeister von Stainz.

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Es ist auch bekannt, dass Erzherzog Johann ein begeisterter Tänzer war. So haben sich die Volkstänzer ihm zu Ehren im Refektorium des Schlosses getroffen, um gemeinsam zu tanzen. Die Florianer Tanzbodenmusi spielte zum Tanz auf.

5.1.26 Pfingstdialog „Geist und Gegenwart“, Der Geschmack Europas Mit dem 2005 ins Leben gerufenen Dialogforum „Geist und Gegenwart“ hat das Land Steiermark die fundierte geistige Auseinandersetzung mit wichtigen Fragen unserer Zeit institutionalisiert. Geist und Gegenwart ist eine Plattform der befruchtenden, interdisziplinären und internationalen Grundsatzdebatten in der steirischen Grenzregion am Schnittpunkt von vier europäischen Kulturkreisen. Die Steiermark hat sich immer als Brücke jener Regionen im Südosten verstanden, die neuerdings wieder ins Zentrum Europas rücken. 143 Der Pfingstdialog, der vom 27. bis 29. Mai 2009 im Schloss Seggau stattfand, war vom johanneischen Geist geprägt und widmete sich in einer Spezialveranstaltung „Erzherzog- Johann-Herausforderung 2020“. „Der Geschmack Europas“ sollte nach dem Willen der Veranstalter in aller Munde sein: Denn Fragen zur Ernährung, vom Überfluss bis zum Welthunger, von den Rohstoff- und Lebensmittelpreisen, aber auch zu einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen standen auf dem diesjährigen Programm. Aber auch wie Nicht-Europäern dieses Europa „schmeckt“ und die daraus resultierenden gesellschaftspolitischen sozialen und ethischen Herausforderungen wurden diskutiert. 144

5.1.27 Wissen für Jedermann – Spezialführung durch Graz Bei einer Führung von der Alten Technik bis zum Palais Meran unter dem Thema: „Wissen für jedermann – Spezialführung durch Graz“, erfuhr man wie Erzherzog Johann Geist in Forschung und Lehre weiterlebt. Erzherzog Johann war Vordenker, Wegbereiter und Förderer der TU-Graz. Den Grundstein für das nach ihm benannten Joanneum hat er 1811 mit der Übergabe seiner naturwissenschaftlichen Sammlung an die steirischen Stände im Landtag gelegt. Es sollte aber nicht nur eine Schausammlung sein, sondern er hatte auch die Entwicklung einer Naturwissenschaftlich-Technischen Lehranstalt im Sinn. Der Studienbetrieb wurde sofort aufgenommen.

143 www.geistundgegenwart.at 144 Steirische Berichte, Heft 1, 2009, S. 12. 80

Der auch heute noch sehr bekannte Mineraloge Friedrich Mohs (1773-1839) wurde von Erzherzog Johann an das neu gegründete Joanneum berufen. In das Jahr 1812 fällt auch die Entwicklung der nach ihm benannten Mohs’schen Härteskala über Härte und spezifisches Gewicht der einfachen und zusammengesetzten Mineralien.145 Aus der Technischen Lehranstalt hat sich die Technische Erzherzog Johann-Universität entwickelt. In dem Palais Meran, wo Erzherzog Johann in Graz lebte und in dem er auch verstarb, ist die Universität für Musik und Darstellende Kunst untergebracht.

5.1.28 ″Bewahren, Sammeln und Präsentieren ″ Forstmuseum Silvanum Das Forstmuseum Silvanum in Großreifling ist eine Außenstelle des Joanneum in Graz und feierte im Erzherzog-Johann-Gedenkjahr sein 30jähriges Bestehen. Dazu bot das Museum zusätzliche Aktivitäten an. Am 29. Mai konnten private Sammler aus der Region ihre Familienschätze unter dem Begriff „Kunst und Graffl“ im Museum nicht nur präsentieren, sondern auch von Experten schätzen lassen. Das war eine Kooperationsveranstaltung des Forstmuseums mit dem Volkskundemuseum. Am 6. September wurde ein Museumsfest zu „30 Jahre Forstmuseum“ abgehalten. Dazu gab es ein Konzert der Erzherzog Johann Musikkapelle Altenmarkt und einen Kunst- und Raritätenflohmarkt. Handwerksvorführungen und eine Modenschau unter dem Thema „Steirisches Gwandl aus dem Ausseerlandl“.

5.1.29 Ausstellung ″Erzherzog Johann – Radmeister in Vordernberg ″ Museumsverbund Steirische Eisenstraße Vom 29. Mai bis 26. Oktober konnte man im Radwerk IV in Vordernberg, dem Ort wo Erzherzog Johann sich ein Radwerk kaufte und mit seinen Neuerungen das Hüttenwesen revolutionierte, noch die Arbeitsgeräte, die Erz- und Kohlenfördereinrichtungen sehen. Man konnte auch von oben in den Ofen blicken und das große Wasserrad betrachten, das dem Werk seinen Namen gab. Weiters gab es im Museumsverband Steirische Eisenstraße im Heimatmuseum Trofaiach eine Ausstellung über „Erzherzog Johann und die Eisenwurzentracht“ die vom 29. Mai bis 26. Oktober geöffnet war.

145 Josef W. Wohinz: Die Technik in Graz – Vom Joanneum zur Erzherzog Johann –Universität. Graz-Wien-Köln, 2002. 81

5.1.30 Ausstellung ″Erzherzog Johann, der Ausgezeichnete, Orden und Medaillen ″ Münzkabinett, Schloss Eggenberg Bis zu seiner Wahl als Reichsverweser im Jahr 1848 tritt Johann nur selten auf Medaillen in Erscheinung. Erst nach seinem Tod im Jahr 1859 nimmt die Medaillenproduktion auf den Erzherzog beträchtlich zu. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, ihn zu einer Leitfigur der steirischen Geschichte zu machen, an die vor allem anlässlich runder Jubiläen (Geburts-, Todestage) gedacht wird. Die Ausstellung präsentierte neben einer repräsentativen Auswahl von Medaillen auch prächtige Orden, die Erzherzog Johann verliehen worden sind. Die Ausstellung fand vom 9. Mai 2009 bis 11. April 2010 statt.

5.1.31 Wissenschaftliches Symposion ″Johann und seine Brüder ″ Landesarchiv Am 4. Juni hielt die Historische Landeskommission im Wartingersaal des Landesarchivs ein Symbosium ab, bei dem Erzherzog Johann in der Stellung zu seinen Brüdern beleuchtet wurde. Als erster Sohn des toskanischen Großherzogpaares kam der spätere Kaiser Franz II./I. (1768-1835) zur Welt. Dass er der künftige Erbe der österreichischen Monarchie sei stand von Anfang an fest, da sein Onkel Joseph II keinen Erben hatte. So wurde Franz schon seit 1784 in Wien erzogen und hatte fast keinen Kontakt zu seinen Geschwistern in Florenz. Nach dem Tod der Eltern (1790) wurde er nicht nur Kaiser, sondern auch Familienoberhaupt. Ferdinand der zweitälteste (1769-1824) folgte 1790 seinem Vater als Großherzog von Toscana nach. Auch mit ihm hatte Erzherzog Johann wegen des großen Altersunterschiedes wenig Kontakt. Karl (1771-1847) galt vorerst als kränklich, schlug dann später die militärische Laufbahn ein und war militärisch der Begabteste. Leopold (1772-1795) vom Vater noch als Palatin von Ungarn eingesetzt. Nach dem Unfalltod folgte ihm Bruder Joseph (1776-1847). Mit seinen Gründungen in Ungarn lassen sich bemerkenswerte Parallelen zur Tätigkeit seines Bruders Johann in der Steiermark ziehen. Albrecht (1773-1774) und Maximilian (1774-1778) starben schon in Kindertagen. Anton (1779-1835) schlug die geistliche Karriere ein und wurde 1801 zum Kurfürsten von Köln und Fürstbischof von Münster. Wegen Napoleon konnte er die Ämter nicht mehr antreten. Seit 1803 war er Koadjutor seines Bruders Karl als Hochmeister des Deutschen Ordens. Nach Karls Resignation folgte ihm Anton in dieser Würde. Zumindest in der Jugend verband Johann ein enger Kontakt mit seinem Bruder Anton und dem nahezu gleichaltrigen Brüdern Rainer (1793-1853) und Ludwig (1784-1844), die gemeinsam erzogen wurden.

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Mit Ludwig hat Johann 1815/16 die ausgedehnte Englandreise unternommen, obwohl sie im Charakter und politischer Ausrichtung unterschiedlich waren. Erzherzog Rudolf (1788-1831) der jüngste Bruder von Erzherzog Johann wurde zuerst Erzbischof und später Kardinal von Olmütz. Die prestigeträchtigen Positionen nahmen die älteren Brüder ein. Für Johann blieb nur mehr die Möglichkeit einer militärischen Ausbildung. Seine spätere Berufung als General-Genie- Direktor ermöglichten ihm ausgedehnte Reisen, wenngleich auch nur zu militärischen Zwecken. Dabei lernte er auch Land und Leute kennen, die ihn zu seinen späteren Tätigkeiten animierten. Das Verhältnis der Brüder untereinander und die daraus entstehenden Wechselwirkungen wurden am Symposium rege diskutiert. Vom Symposium wurde ein Tagungsband „Erzherzog Johann und seine Brüder“ 146 herausgegeben.

5.1.32 Steirischer Geigentag Gasthaus Martinelli, Stattegg Unter dem Motto „Aufgeigen für Erzherzog Johann“ wurden junge und junggebliebene Musikanten vom Volksliedwerk unter der Leitung von Monika Primas eingeladen auf ihrer Geige zu spielen. Primas sagte: „ Durch die Aufzeichnungen Erzherzog Johanns wissen wir um die große Bedeutung der Geige in der Volksmusik seiner Zeit … “

Charakteristische Stücke für das 19. Jahrhundert waren die Schleunigen, Landler und Steirer. Sie wurden für den Tanzboden von heute aufbereitet. 147

5.1.33 Bergmannsschach ″Erz im Feuer ″ Leoben, Hauptplatz

Der Museumsverbund Steirische Eisenstraße hat sich im Gedenkjahr sehr stark mit Erzherzog Johann und dem Eisen auseinandergesetzt. Die Montanuniversität machte am 9. Juni den Anfang mit einem „Peter-Tunner- Gedenksymposium“. Die Förderung des Bergbaues lag Erzherzog Johann besonders am Herzen und so errichtete er eine Lehrkanzel für Eisenhüttenkunde in der neuen Montanistischen Lehranstalt in Vordernberg.

146 Alfred Ableitinger und Marlies Raffler (Hg.): „Johann und seine Brüder“. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2009. 147 Monika Primas: Tradition trifft Zeitgeist. In: Steirer Art. Hg. Volkskultur Steiermark. 2. Mai 2009. S 12 u. 13. 83

Die Lehrkanzel betreute ab 1835 der große Praktiker und Erneuerer des steirischen Eisenwesens Peter Tunner (1809-1897). Durch den großen Zuspruch aus alten Ländern der Monarchie wurde die Lehranstalt 1904 zur Montanistischen Hochschule erhoben. 148 So gab es weitere bergmännische Veranstaltungen auf dem Leobner Hauptplatz. Ein Beispiel: Horst Sigbald Walter hat sich aus Anlass des Erzherzog-Johann-Jahres mit der Vergangenheit des Montanwesens der Steirischen Eisenstraße auseinandergesetzt, die er in Form eines Schachspiels samt dazugehöriger Szenen Revue passieren lässt. In 14 Szenen wurde von Schauspielern dargestellt, wie Erzherzog Johann durch seine Tätigkeit das Fundament für das wirtschaftliche Wohlergehen der oberen Steiermark geschaffen hat. Die Gründung einer Montan-Lehranstalt in Vordernberg, deren spätere Verwandlung in die Montanistische Hochschule und spätere Montanuniversität in Leoben. Reorganisation der Erz-Abbautätigkeit am Erzberg und des Eisenwesens in Vordernberg wurden dabei ebenso behandelt wie die Gründung einer Bruderlade, einem Vorläufer der Unfallversicherung. Zum Schluss wurde anhand eines Brückenschlages in das Heute gezeigt, wie Zukunft auf gelebter Tradition aufbauen kann.

5.1.34 Zukunft braucht Herkunft: ″EH Johann – FH Joanneum ″ Die Fachhochschule Joanneum ist eine neue innovative Bildungsinstitution, bei der Beruf und Studium koordiniert wird und mit einem Hochschulabschluss endet. In Seminaren und Workshops wurde in den Fachhochschulen Kapfenberg am 19. Juni und Graz am 26. Juni Schülern der Geist von Erzherzog Johann vermittelt: Innovationsfreude und Zukunftsoptimismus.

5.1.35 Erzherzog-Johann-Feier mit Sonnwendfeuer, Miesenbach Am 21. Juni spielte der Musikverein Miesenbach ab 19.30 Uhr am Dorfplatz. Nach einer Stunde marschierten alle Mitwirkenden mit Fackeln zum Gemeindepark, wo die Feier stattfand. Die Schüler führten ein Sprechstück auf. Weitere Darbietungen gab es von der Landjugend, den Weisenbläsern und der Jagdhorngruppe. Der Singkreis Miesenbach und andere Chöre gaben abwechselnd ihre Lieder zum Besten. Dann wurde auch das Sonnwendfeuer angezündet.

148 Odo Burböck: Das Joanneum und seine Institutionen. In: Erzherzog Johann von Österreich. Sein Wirken in seiner Zeit, hgg. von Othmar Pickl. Graz 1982. S. 71. 84

5.1.36 ″Flott – Feurig – Steirisch ″ Schloss St. Martin/Graz Am 24. Juni fand im stimmungsvollen Ambiente des Schlosses St. Martin bei Graz eine gemeinsame Veranstaltung des Volksbildungswerkes St. Martin, der Volkskultur Steiermark GmbH und der Arge Volkstanz Steiermark statt. Es gab eine große Trachtenmodenschau, wobei die neue St. Martiner Festtagstracht vorgestellt wurde. Beim Sommervolkstanzfest gab es eine rege Beteiligung und zu Ehren des Namenstags von Johann wurde ein Sonnwendfeuer entzündet.

5.1.37 Schauspiel Erzherzog Johann – ″Der Doppelgänger ″ Im Sensenwerk Deutschfeistritz wurde am 27. Juni das Stück „Der Doppelgänger“ aufgeführt. Die Texte schrieben Gerd Linke und Erika Haring. Musikalisch begleitet wurde das Stück von Janos Mischwetz.

5.1.38 Eröffnung des ″Erzherzog Johann Gartens ″ 1810 kam es zur ersten Begegnung von Erzherzog Johann mit Paul Adler, einem Kleinbauern aus Kainisch im Ausseerland, der damals seiner Zeit weit voraus war. Er experimentierte schon vor 200 Jahren mit Ackerbau, Saatgut und Viehzucht, um seine Familie mit acht Kindern zu ernähren. Erzherzog Johann ließ sich von ihm alles zeigen und erklären und war vom umfangreichen Wissen des Bauern erstaunt. So entstand eine enge Freundschaft und fruchtbare Zusammenarbeit.

Karl Buchgraber, wissenschaftlicher Leiter des Institutes Pflanzenbau an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein bringt die Wertschätzung für die beiden auf einen Punkt „Unsere Region wäre ohne das erfolgreiche „Gespann“ heute längst nicht das was sie ist.“ So wurde vom LFZ Raumberg-Gumpenstein ein Erzherzog Johann-Garten angelegt, in dem unter anderem alte und neue Kulturarten-Sorten gegenübergestellt werden.

Am 5. Juli 2009 wurde der „Erzherzog Johann Garten“, mit einer Festveranstaltung mit Feldmesse, Hoffest und Führungen eröffnet.

Schüler des Bezirkes Liezen konnten nach Voranmeldung einen Schultag im „Erzherzog Johann Garten“ abhalten.

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Am 9. August gab es das Auftaktfest zum ″Herbst mit den Bäuerinnen ″ auf der „Steinitzenalm“, die zum Gehöft Adler gehört, wo Paul Adler, der fortschrittliche Bauer und Freund Erzherzog Johanns wohnte. Das Leaderprojekt 149 hat seine Veranstaltungen dem Thema „Erzherzog Johann“ gewidmet, unter dem Motto von Erzherzog Johann „ In der Eintracht vieler liegt die Kraft, die das Gute bewirkt “. Die besten Geistesblitze mit denen das Thema bei einem Hoffest umgesetzt wurde, wurden prämiert.

Eine kulinarische Hofwanderung mit Erzherzog Johannn und Anna Plochl war ein weiterer Programmpunkt der Bauern aus dem Ennstal. Von Hof zu Hof in alten Trachten begab sich die Wanderschar, die von Erzherzog Johann und seiner Anna geführt wurden. Später mischten sich auch Musikanten dazu. Die Ramsauer Bauernhöfe kredenzten Köstlichkeiten von anno dazumal. Am 2. Oktober gab es eine Tagung im LFZ Raumberg-Gumpenstein über Visionäre und Visionen in der Landwirtschaft. 150

5.1.39 Veranstaltung ″Er zwängt den Geist in keine Schranken ″. Erzherzog Johann – Eine Annäherung Reinhard Schlüter-, Wissens- und Zeitreisen-Autor des Bayrischen Rundfunks zeichnete im Stil eines 90-minütigen Hörbildes den Lebensweg und das Wirken Erzherzog Johanns nach.

Musikalisch umrahmt wurde die Zeitreise von der Ausseer Bradlmusi, die Musik aus seiner Zeit spielte. Die Veranstaltung fand am 25. Juli um 20.00 Uhr im Kurhaus Bad Aussee statt.

5.1.40 Spezialführung durch Graz ″Neue Ideen für das Land ″ Vom Joanneumhof aus konnte man am 30. Juli bei einer Führung Erzherzog Johann vielfältige Gründungen kennenlernen. Die Gründung des Joanneums und seine weitere Entwicklung war die erste Station. Dann ging es weiter bis zur Wechselseitigen Versicherung, die 1828 als Brandschadenversicherung gegründet wurde. Unterwegs kam man an der Steiermärkischen Sparkasse vorbei, die durch

149 Leader ist ein EU-Förderprogramm und steht als Abkürzung für „Liaision Entre Actions de Developpment de l`Economie Rurale“ - Das bedeutet „Verbindungen zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Das Programm wurde 1991 gegründet und stellt für Projekte innerhalb von bestimmten Regionen Geld zur Verfügung . 150 Volkskultur Steiermark (Hg.): Steirer Art. Vom Leben im grünen Herzen Österreichs (2. Mai 2009). 86

Erzherzog Johann 1825 entstand. Weiter ging es bis zur Landwirtschaftskammer, die aus der K.u.K. Landwirtschaftsgesellschaft entstanden ist.

5.1.41 ″Erzherzog Johann ″ Gastspiel des Wiener Staatsopernballetts – Kaiserzelt, Altaussee Mitwirkende: Wiener Staatsopernballett, die Ausseer Bradlmusi und das Große Streichorchester der Bürgermusikkapelle Bad Aussee spielten für die besten TänzerInnen des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper. Gastsolistin war Eva Petters.

5.1.42 Säumer, Seiler, Kesselflicker: ″Salla, ein Dorf zur Zeit Erzherzog Johanns ″ Am 15. Und 16. August hat das weststeirische Bergdorf Salla mit seinen Bewohnern in historischen Kostümen das Rad der Zeit in die Tage Erzherzog Johanns zurückversetzt.

Besucher hatten die Möglichkeit altes, beinahe schon vergessenes Handwerk, wie das der Säumer, Seiler und Kesselflicker kennenlernen bzw. auch selbst mitzuarbeiten. Aber auch das harte Leben der Bauern und Holzknechte konnte man erahnen. Mit schon fast vergessenem Kinderspielzeug konnten die Kinder spielen und spüren welche Faszination von diesem auch heute noch ausgeht.

5.1.43 Lesung aus unveröffentlichten Briefen von Erzherzog Johann - Literaturmuseum Altaussee Im Literaturmuseum lasen am 19. August Barbara Frischmuth und Franz Meran aus noch unveröffentlichten Briefen von Erzherzog Johann.

5.1.44 Theater ″Erzherzog Johann auf Besuch im Schloss Friedhofen ″ Das Theaterstück, das einen wirklichen Besuch des Erzherzoges auf Schloss Friedhofen zum Inhalt hatte, wurde am 26. September aufgeführt.

5.1.45 ″50 Jahre steirischer Blumenschmuckbewerb ″ Der steirische Landesblumenschmuckbewerb wird seit dem Erzherzog-Johann-Gedenkjahr im Jahr 1959 jährlich im Sommer durchgeführt, damals mit 1500 Teilnehmern.

Beim Blumenschmuckbewerb 2009 war mit 38000 Teilnehmern ein neuer Teilnehmerrekord zu verzeichnen. 87

Die Sieger wurden anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung am 28. August 2009 von Tourismusreferent und Landeshauptmann-Vize Herrmann Schützenhöfer in der Grazer List- Halle geehrt. (Die Sieger kann man in den Steirischen Berichten 4-5/2009, S.49 nachlesen). Schützenhöfer freute sich über den großen Erfolg und stellt fest, dass dieser Bewerb positiv und nachhaltig für den steirischen Tourismus ist.

Im Anschluss wurden auch verdiente Persönlichkeiten im steirischen Tourismus für ihre jahrzehntelangen Bemühungen um den Blumenschmuck mit dem „Silbernen Steirerherz“ von ihm ausgezeichnet.

5.1.46 Veranstaltung ″Da Summa ist ausi″ Naturparkhaus Schloss Großsölk Im Naturparkhaus fand am 20. September eine Lesung zum Thema „Erzherzog Johann – Der steirische Prinz im Ennstal“ statt.

5.1.47 Volksliedfestival ″Das Volkslied im neuen Kleid ″ Erzherzog Johann war ein Förderer der Volkskultur. 1811 und 1819 initiierte er landesweite Bestandsaufnahmen der im Volk verbreiteten geistlichen und weltlichen Lieder mit ihren Singweisen. Damit schenkte er der Nachwelt ein umfassendes Zeugnis der Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts.

Im Erzherzog-Johann-Jahr widmete sich der Steirische Sängerbund neben den überlieferten Liedern der Weiterentwicklung der Volksliedsätze. So erging der Auftrag an Komponisten, Tonsetzer und Arrangeure, die einen engen Bezug zum Volkslied haben, Volkslieder in neue Sätze zu kleiden und diese im Volk gern gesungenen Melodien weiterzuentwickeln. 151

Das Abschlusskonzert des Projektes „Volkslieder in neuem Kleid“ fand am 24. Oktober 2009 im Stefaniensaal Graz statt.

5.1.48 Ausstellung ″Erzherzog Johann und die Kammermaler ″ Die Ausstellung wirft einen künstlerischen Blick auf die Region um den Steirischen Erzberg, wie die Künstler ihrer zur Zeit Erzherzog Johanns annehmen, die in seinem Auftrag die Steiermark in beeindruckender Weise im Bild festgehalten haben.

151 http://stsb.chormusik.at 88

Es soll aber auch die Geschichte dieser Region um den Steirischen Erzberg zu dieser Zeit anhand der Bilder erzählt werden. Tradition und Moderne sollen dabei gleichermaßen aufgezeigt werden. Im Sinne eines aufgeklärten Realismus betrachtete Erzherzog Johann die Kunst nicht als Kunst an sich, sondern als Mittel zum Zweck. Erzherzog Johann war kein schöngeistiger Kunstsammler, sondern beschäftigte sich mit der Kunst aus dem Blickwinkel ihrer Funktionalität. Kunst sah er als Tradierung seiner Ideen, seiner Interessen, seiner Reisen, seines familiären Umfanges und seiner Besitzungen (Mensch und Mythos S. 210). Ab 1802 engagierte Erzherzog Johann Kammermaler, die ihn auf Reisen und Wanderungen begleiteten.

5.1.49 Erzherzog Johann für Kinder und Schulen Broschüre: Johann x2: Ein Streifzug durch das Leben des Steirischen Prinzen. Hg. Volkskultur Steiermark, Text und Idee Dr. Silvia Renhart.

Johann und Anna HEUTE: Das Kinderpaket zum Erzherzog Johann-Jahr von der Volkskultur Steiermark (kann dort abgeholt oder bestellt werden). Es enthält: 2 Bastelbögen zum Ausschneiden und Ankleiden wie Johann und Anna vor 150 Jahren ausgesehen haben (in Tracht). 2 Vorlagen zum Selbergestalten wie sie aussehen, wenn sie heute leben würden. Außerdem bietet die Volkskultur Steiermark unter dem Titel „einfach lebendig“ für Volksschülerinnen und Volksschüler ab dem Schuljahr 2009/2010 Spezialmodule zum Thema „Erzherzog Johann und seine Zeit“ an.

In der Blue box erhält der Erzherzog Farbe. Film-Workshop für Kinder im Museums Center Leoben: Anlässlich des Erzherzog-Johann Jubiläumsjahres produzierten die Kinder einen Kurzfilm im regionalen, historischen Gewand. Am Institut für Geschichte der KFU Graz wurde von Studierenden ein Lehrausgang (außerschulische Lernorte) für die Zielgruppe der 3. Klasse AHS SchülerInnen geplant. Ziel des Lehrausganges war: Die SchülerInnen sollen ein Bild der Stadt Graz in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bekommen und erkennen, welche Rolle Erzherzog Johann in diesem Kontext gespielt hat. 152

152 www.uni-graz.at/Fachdidaktitk/index.php./Lehrausgänge/5-Lehrausgänge/.... 22.10.2008 89

5.2 Aufsteirern

Als offizielle Abschlussveranstaltung des Erzherzog Johann Jahres fand das Aufsteirern statt. Es stand im Zeichen des steirischen Prinzen.

Das Aufsteirern wurde am 20. September 2002 zum ersten Mal abgehalten. Initiator war der damals für die Volkskultur zuständige Landesrat Schöggl. Von da an wird es jährlich am 3. Sonntag im September in der Landeshauptstadt gefeiert. Es ist ein Fest der Volkskultur für jung und alt, um selbst aktiv mitzumachen. So sollen Traditionen erhalten bzw. weitergegeben werden können. Das Aufsteirern wurde als offizielle Abschlussveranstaltung des Erzherzog- Johann-Jahres gesehen, das aber noch um einen Festumzug bereichert wurde, denn genau vor 50 Jahren am 20. September 1959 zum 100. Todestag von Erzherzog Johann hat sich die Steiermark in Graz zusammengefunden und ihren großen Gönner und Vorfahren mit einem Festzug geehrt, der 5km lang war. Erstmals startete nun zur Einleitung des Festes Aufsteirern ein großer Festumzug mit über 30 Festwägen zu Ehren Erzherzog Johanns. Alle steirischen Regionen wurden zur Teilnahme aufgerufen. „ Es sollte kein historischer Umzug wie 1959 sein, sondern die Darstellung der Landesteile im Hier und Heute sowie im Morgen – basierend auf dem „Input“, den dieser Mensch (sic!) diesem Land beisteuerte“, wie Dr. Silvia Renhart, Geschäftsführerin der Volkskultur meinte. 153

5.2.1 Beschreibung und Reihenfolge des Erzherzog Johann-Festzuges Um 9.30 Uhr trafen sich alle Gruppen und Festwägen bei herrlichem Herbstwetter am Burgring. Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste vor der Oper spielten ca. 60 steirische Jagdhornbläser zur Eröffnung des Umzuges. Danach setzt sich der Festzug in Richtung Eisernes Tor in Bewegung. Dort befand sich die Erzherzog Johann-Bühne mit den Moderatoren Dorian Steidl und Dr. Silvia Renhart, die Erzherzog Johann in einer Kurzbiografie vorstellte. Den Festzug führte der Musikverein Stainz mit seinen 45 aktiven Mitgliedern und den 3 Marketenderinnen an. Danach präsentierte sich der Steirische Blasmusikverband. Im nächsten Wagen saßen die Weinhoheiten mit Regina I.

153 Silvia Renharts Vorschlag zum Erzherzog Johann Umzug 2009. In: Steirische Berichte 1-2, 2009. S. 7. 90

In einer Doppelconference stellte Herr Steidl die Wägen vor, während Frau Renhart die Assoziationen zu Erzherzog Johann schuf. Dann kamen zwei Volkstanzgruppen. Die Volkstanzgruppe Bad Gams und die Volkstanzgruppe St. Stefan ob Stainz. Beide gibt es schon seit den 1970er Jahren. Zu ihrem Repertoire gehören Schuhplatteln, Fahnenschwingen, Peitschenschnalzen, der Schwerttanz und Tänze aus dem In- und Ausland. Ein besonderes Anliegen für sie ist, die Weitergabe dieses Gutes an ihre Jugend. Seit 1993 finden jährlich Kindertanzkurse statt.

Für die Volkstanzgruppe St. Stefan ob Stainz ist es wichtig Volkstänze aus dem europäischen Raum zu erlernen.

Anschließend marschierte der Musikverein Eggersdorf. Er zählt derzeit 65 aktive Mitglieder, davon sind 26 Musikerinnen, 34 Musiker und 5 Marketenderinnen.

Sieben Festwagen zu 350 Jahre Johann Josef Fux der Gemeinde Langegg, die 2010 ihren Barockkomponisten ehrt, haben sich zum Erzherzog Johann-Umzug gesellt.

Der Schlosskutscher Rudi Allmer aus Stubenberg am See hatte die Apfelkönigin und eine Erzherzog Johann Statue in seiner Kutsche.

Die Volkstanzgruppe Lassnitzhöhe führte einen Reiftanz vor.

In ihrer Mooskirchner Altsteirertracht präsentierte sich die Jugendkapelle Mooskirchen, die ob ihrer musikalischen Vielfältigkeit weit über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannt ist. Die musikalischen Leistungen der Jugendkapelle wurden schon mehrfach ausgezeichnet.

Anschließend sah man den Festwagen der steirischen Landesjägerschaft sowie die Wildtiere unserer Heimat (Reh, Gams, Hirsch, Wildschein, Auerhahn, Birkhahn, Wildenten und Fasan) auf einen Traktoranhänger positioniert, den eine junge Jägerin lenkte. Hinter dem Wagen ging eine Abordnung der Steirischen Jägerschaft. Auch Erzherzog Johann war ein großer Jäger, dem es aber nicht nur um das Schießen ging, sondern der auch für die Hege des Wildes eintrat.

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Das zeigte sich auch mit einem Wagen des Steirischen Jagdschutzvereines. Die Jagdhornbläser in einer Pferdekutsche dahinter sind ein wichtiger Bestandteil des jagdlichen Brauchtums. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden in der Steiermark die ersten Jagdhornbläsergruppen (Jagdhornbläser, die auf einer Jagd die Signale zur Verständigung setzen, gab es schon sehr lange), wobei sich der Steirische Jagdschutzverein als Förderer der Bläser anbot.

Das Bundesgestüt Piber präsentierte die Kronprinz Rudolf Kutsche im Vierspänner, von edlen Lippizanern gezogen. In der Kutsche saßen Damen und Herren in der Tracht der Lippizanerheimat. Lippizanerheimat nennt sich die Region des Bezirkes Voitsberg, da dort die Lippizaner zu Hause sind. Auch Erzherzog Johann war Mitte des 19. Jahrhunderts in dieser Region. Als Besitzer eines Blechwalzwerkes in Krems und Kohlengrubenbesitzer in Köflach und Pichling setzte er wichtige soziale Akzente und plante die Graz-Köflacher Eisenbahn.

Das Dorf Salla präsentierte sich wie zu Zeiten Erzherzog Johanns. Säumer, Seiler und Kesselflicker in ihrer ehemaligen Tracht nahmen am Umzug teil.

Die Stadtkapelle Knittelfeld marschierte vor der Murauer Bürgergarde, die vom 5 Meter hohen und 70 kg schweren „Samson“ begleitet wurde. Vier Helfer unterstützten den „Aufhaber“ und sorgten dafür, dass der Gigant beim Samson Walzer nicht umfällt. Es ist schon Tradition, dass es am 15. August in Murau einen Umzug mit dem Samson gibt.

Danach marschierten die Schützengarden Krakauebene und St. Peter am Kammersberg und dazwischen die Musikkapelle Obdach.

Nach der Volkstanzgruppe Fischbach kam der Gösser Musikverein.

Das Pferdefuhrwerk der Brauunion mit den Bierfässern am Wagen ist mehr ein Schauobjekt, denn heute wird das Bier längst nur mehr in Lastkraftwagen transportiert.

Anschließend sah man eine Abordnung des Landestrachtenverbandes Steiermark.

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Der Trachtenverein Roßecker und Volkstanzgruppe Friesach kamen als nächste. Die Roßecker wurden bereits im Jahre 1920 gegründet und nach dem 1664m hohen Berg „Roßeck“ benannt. Die volkskulturelle Bedeutung des Vereins kommt durch seine vielfältige Tätigkeit zum Ausdruck. Sie erstreckt sich vom schöpferischen Gestalten bis zur Pflege des Brauchtums, des Laienspiels, des Volksliedes und der Volksmusik, des Tanzes und besonders der überlieferten heimischen Tracht. 154

Sehr gut in Verbindung mit Erzherzog Johann konnte die nächste Gruppe – der Knappschaftsverein Vordernberg mit den Goldhauben – gebracht werden, hatte doch Erzherzog Johann in den 1820er Jahren selbst seinen Wohnsitz in Vordernberg, wo für ihn die Anna Plochl den Haushalt führte. Außerdem betrieb er dort zwei Radwerke und auch beim Erzabbau am Erzberg war er beteiligt.

Weiters sah man den Trachtenmusikverband Weißenbach und den Tourismusverband Ramsau mit dem Erzherzog Johann Festwagen. Ein Norikergespann zog eine Erzherzog Johann Figur. Die Figur war mit Blumen geschmückt.

Der Herbst ist immer auch Zeit des Erntedankes und der Erntedankfeste. So hat sich die Landjugend Steiermark mit einer Erntedankkrone am Festzug beteiligt als Dank für das Bemühen Erzherzog Johanns um die steirische Landwirtschaft. Seit knapp sechs Jahrzehnten ist die Landjugend nicht nur eine der größten, sondern auch eine der aktivsten Jugendorganisationen in der Steiermark. Das Erfolgsgeheimnis der Landjugend Steiermark liegt in ihrem Organisationsverständnis. Ein Programm von Jugendlichen für „Jugendliche“. So ist immer sichergestellt, dass die Aktivitäten und Veranstaltungen genau auf die Zielgruppe abgestimmt sind. Das Leitbild der Landjugend umfasst sechs Schwerpunktbereiche, in denen sich alle Aktionen und Angebote der Landjugend wieder finden. 155

154 www.rosmarein.ro/pages-de/partneri.htm. 155 Vgl.: www.landjugend.at 93

Der Wagen mit den Narzissenhoheiten aus Bad Aussee führte die Gruppen aus dem Ausseerland an. So zum Beispiel die Stadtmusikkapelle Bad Aussee, den MGV Liedertafel mit Frauenchor und die Tauplitzer Nikolospielgruppe. In die Mitte des 19. Jahrhunderts geht die Tradition des „Nikolospiels“ im kleinen Bergdorf Tauplitz zurück. Am „Niglotog“ wie der Nikolotag dort bezeichnet wird, ziehen dunkle Gestalten durch die Winternacht und finden sich am Dorfplatz zum „Nikolospiel“ ein.

Als Besonderheit gelten die so genannten „Schab“ jene mit Goassln schnalzenden Strohgestalten deren bis zu 7 Meter lange Hörner mit Ährenbüscheln an den Enden in den Himmel ragen.

Den Abschluss bildete die Musikkapelle Bad Mitterndorf – Tauplitz.

5.2.2 Volkskulturelle Verbände beim Aufsteirern Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und Bürgermeister Siegfried Nagel begrüßten alle Besucher zum 8. Aufsteirern in Graz. Nach dem Bieranstich ist das 8. Aufsteirern offiziell eröffnet und die gesamte Altstadt zum Feiern freigegeben.

Der steirische Landestrachtenverband wurde 1949 gegründet und besteht aus sechs regionalen Verbänden. Der Bund Steirischer Heimatdichter hat sich zur Aufgabe gemacht, heimatliches Schrifttum in Mundart und Schriftsprache zu fördern. Beim Aufsteirern präsentierten sie einen aktuellen Querschnitt über die steirische Gegenwartsdichtung, zu jedem Aufsteirern wird ein eigener Band herausgegeben, im Gedenkjahr unter dem Titel: „Gedichte und Geschichten aus der Steiermark“.

Das Steirische Volksliedwerk präsentierte auf seinem Stand in der Herrengasse die beliebtesten Lieder, Jodler und CDs.

Im Erzherzog Johann Jahr gab es ein eigens erstelltes Liederheft „Wo i geh und steh… Erzherzog Johann im Lied“. Die ursprüngliche Idee war beim Aufsteirern selbst aktiv mitzumachen.

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Der aktivste und größte Verband ist der Steirische Blasmusikverband. Er feierte im Erzherzog-Johann-Jahr sein 60jähriges Bestehen. Mit 394 Mitgliedskapellen, organisiert in 21 Bezirken, mit 19200 aktiven Musikerinnen und Musikern ist der Steirische Blasmusikverband einer der wichtigsten Kulturträger der Steiermark. In den einzelnen Musikvereinen und deren Blasorchestern finden sich Menschen aus allen Bildungs- und Altersschichten sowie aus sämtlichen sozialen Gesellschaftsbereichen zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Außer den wöchentlichen Proben trifft man sich zu zahlreichen Auftritten für Kirche, Gemeinden, Vereine und zu eigenen Festen und Veranstaltungen. 156

Die Darsteller des Grazer Volkstheaters wurden vor dem Publikum geschminkt und zeigten dann auf einer Bühne ihr Können und brachten das Publikum zum Schmunzeln und Nachdenken.

Das Steirische Heimatwerk, 1934 von Viktor Geramb zur Pflege der Volkskultur aber auch zur Arbeitsplatzschaffung gegründet zeigte handgefertigte Keramik, bemalte Spandosen, geschnitzte Haussegen, Gewürz-Sträußerl, Handdrucktücherl und Erzherzog Johann- Lebkuchen, diese konnten am Stand in der Herrengasse erworben werden. Die seit 75 Jahren maßgeschneiderten Frauentrachten aus der hauseigenen Werkstätte wurden auf dem Hauptplatz im Rahmen einer Trachtenmodenschau vorgeführt.

Aber auch das Volkskundemuseum ein Teil vom Joanneum ist seit Beginn beim Aufsteirern dabei und informiert die Bevölkerung über die gegenwärtigen Ausstellungen. Das Volkskundemuseum pflegt eine lebendige und kritische Auseinandersetzung mit Fragen der historischen und gegenwärtigen Volkskultur. 157

Das Österreichische Freilichtmuseum in Stübing bei Graz zählt mit den rund 100 originalen historischen Bauten aus ganz Österreich zu den größten und schönsten. In authentischen Bildern erzählen sie vom Leben unserer Ahnen aus 6 Jahrhunderten.

Man konnte in der ganzen Altstadt steirische Spezialitäten und regionale Köstlichkeiten genießen.

156 www.aufsteirern.at/aufsteirern/teilnehmer . 157 www.museum-joanneum.at . 95

Im Stadtbauernhof in der Hammerlinggasse, dem Begegnungszentrum zwischen Stadt und Land kann man die besten Produkte der steirischen Bauern und Bäuerinnen im Stadtbauernladen ganzjährig erwerben.

„Mit Erzherzog Johann genießen“ unter diesem Motto hat die Bäuerinnenorganisation Steiermark zum Essen in den Stadtbauernhof geladen.

Sie kredenzten von der Erdäpfelsuppe und dem Türkensterz über Ennstaler Almlam bis zu Bauernkrapfen aus dem Kochbuch von Anna Plochl. Dabei konnte Jung und Alt die Zubereitung der Speisen live miterleben.

Es gab auch ein eigenes Kinderprogramm. Ein Märchenerzähler führte ins Land der Märchen und Sagen. Der Musikclown Erich vom Steirischen Volksliedwerk machte die Welt traditioneller Lieder und Tänze für die Kinder erlebbar.

Kindergruppen der Arge Volkstanz zeigten ihre Freude am Tanzen. Bei einem Streichelzoo konnten Kinder Schafe, Lamas, Kaninchen und Meerschweinchen hautnah erleben.

Am Musis-Stand konnte man sich umfassend informieren und erhielt kostenlos den Museumsführer „Steirische Museumsschätze 2009“ mit speziellen Angeboten für Kinder, Jugendliche und Familien.

Unter dem Motto „Die Herrengasse tanzt“ wurde um 18.00 Uhr die Quadrille Styrienne, ein Nationaltanz aus dem 19. Jahrhundert, aufgeführt. Die Tänzer (jeder konnte mitmachen) reichten vom Eisernen Tor bis zur Stadtpfarrkirche. Der Tanz wurde Anna Plochl gewidmet. Musik: „Margret’s Musi“ Leitung: Franz Prause und Claudia Eichler (Grazer Tanzschule)

Am Abend fand noch an mehreren Plätzen ein offenes Volkstanzen statt. Das ganze Fest wurde auf folgenden Grazer Plätzen ausgetragen: Eisernes Tor – Hauptplatz – Franziskanerplatz – Tummelplatz – Färberplatz - Hof der Generali-Gruppe - Hof der Wiener Werkstätte

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Die Tanzmusikgruppen, die zum Tanz aufspielten: „Hoagascht Musi Kärnten“ – „Muraufwärts“ – „Teiflstoana“ – „Tambergmusi“ – „Wildoner Blos“ – „Steirische Soatnpress“ – „Kernölblech“ – „Stainz Pur“ – „Die Steirerlandler“ - „Wetterloch Blos“.

5.2.3 Umbenennung der Mur-Hauptbrücke Als besondere Würdigung an Erzherzog Johann an diesem Tag wurde die Grazer Hauptbrücke über die Mur umbenannt. Um 15.30 Uhr begann der kurze Festakt mit Bürgermeister Siegfried Nagel und Dr. Franz Harnoncourt und somit wurde die Erzherzog- Johann-Brücke aus der Taufe gehoben.

Abb. 7

Mit dem Land wird sehr viel Authentisches, Echtes verbunden. Nicht nur Steirer besuchen dieses Fest. Wenn wir so ein Fest anschauen, kann man sehen, in welche Tradition dieses Fest passt und wo es sich davon abhebt. Was ist die Idee dahinter und wie verselbständigt sich diese Idee. Es gibt gewisse Konstrukte im Gehirn, vielleicht holt man deswegen das Land in die Stadt, um diese Konstrukte zu verändern.

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Bauern sind heutzutage nicht mehr nur Bauern, sondern sie gehen fast alle einem Nebenerwerb nach. Die Grenzen zwischen Stadt und Land fließen ineinander über, denn der Städter zieht aufs Land oder hat einen Zweitwohnsitz dort. Aufsteirern ist Vermarktung von Brauchtum und Folklore.

Trotzdem nimmt die städtische Bevölkerung dieses Fest gerne wahr, das zeigt der Besucheransturm. Wahrscheinlich hat das mit „Erinnern“ zu tun, denn der Großteil der Städter kommt ja selbst vom Land und erinnert sich an die Zeit von damals, was man in den Gesprächen heraushören konnte. Alle tragen Tracht. Handgefertigt vom Trachtenschneider, vom Heimatwerk, oder selbst genäht, vom Trachtengeschäft oder heute auch schon vom Diskonter, im Osten billig produziert. Das Dirndl und die Lederhose sind zu einem Massenprodukt geworden.

Das Aufsteirern als Volkskulturfest sehe ich als Anlehnung an das „steyermärkische Volksfest“, das 1814 von Erzherzog Johann zum Empfang des russischen Kaisers vorbereitet wurde.

Damals ging es um eine Präsentation von Brauchtum, Kost, Lied, Spiel und Tanz des Landes, einer Vorführung für eine Elite.

Das Aufsteirern heute soll nach der Vorstellung der Veranstalter, den Charakter des Miteinander Feierns haben, es soll Stadt und Land zusammenführen und miteinander ins Gespräch bringen.

Im Laufe der Jahre hat es sich immer mehr zu einem Trachtenevent entwickelt.

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Abb. 8: Titelblatt Kleine Zeitung

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Bericht der Kleinen Zeitung vom Montag, 21. September 2009 100.000 feierten beim Aufsteirern

„Zum Gruß gelüftete Steirerhüte, lederne Knickerbocker und prachtvolle Dirndlkleider, wohin das Auge blickt: Die Grazer Innenstadt wurde gestern von waschechten Steirern und überzeugten Fans der Grünen Mark geradezu gestürmt. Egal wie alt, ob Mann, ob Frau – gestern wurde Tracht angelegt. Denn es war das Fest des Jahres: Mehr als 100.000 Besucher, so viele wie noch nie zuvor, kamen zum gestrigen Aufsteirern in die Grazer Innenstadt. […] An alle Ecken gab es da feinste steirische Schmankerl und erlesene Handwerkskunst. […] An allen Ecken und Enden wurde steirisch gesungen, gelacht und getanzt“.158

Abb. 9: Kleine Zeitung

158 Kleine Zeitung Graz, 21. September 2009. S. 11-15 und Titelseite. 100

In den Steirischen Berichten Heft 6/2009 schreibt Mag. Alexandra Ofner sie ist Geschäftsführerin der Events Kulturagentur, die auch die Veranstaltung Aufsteirern organisiert.

Hektik war beim Aufsteirern am Sonntag, dem 20. September 2009, fehl am Platz. Gemütlich schlenderten mehr als 100.000 Besucher durch die Grazer Innenstadt und zelebrierten dieses Fest, und es war toll anzusehen, wie stolz die Gäste durch ihre eigene Kultur schritten.

Dazu möchte ich auf Grund eigener Beobachtung sagen, dass am Hauptplatz und Umgebung so viele Menschen waren, dass vom Schlendern keine Rede sein konnte, man konnte gar nicht umfallen, weil man mit der Masse mitgeschoben wurde.

Jede Menge Brauchtum, Handwerk und Köstlichkeiten aus allen Regionen – das Aufsteirern war so bunt wie noch nie. Zum achten Mal ist das größte eintägige Volkskulturfest über die Bühne gegangenen, und wohin das Auge auch blickte, überall gab es fesche Dirndlkleider, flotte Lederhosen und adrette Steirerhüte zu sehen. Und auch das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite. Großartige Präsentation der steirischen Regionen.

Eingeleitet wurde das bunte Treiben heuer durch den Erzherzog-Johann-Festumzug. 35 Gruppen zeigten in ganz besonderen Festwägen, wie vielsichtig und greifbar das Erbe des großen Steirers auch heute noch ist. Und spätestens als die Murauer Bürgergarde zum Abschluss des Umzuges am Grazer Hauptplatz Salutschüsse in den Himmel donnerte, war jedem klar, dass sich in der Stadt wieder das Land trifft. Dieser Weckruf wirkte, und die ganze Altstadt war zum Feiern freigegeben ….. 159

159 Alexandra Ofner: In: Steirische Berichte 6/2009, S. 9. 101

5.3 Erzherzog Johann in Film und Fernsehen Im Erzherzog-Johann-Jahr widmete sich der ORF Steiermark unter dem Titel: “Der Brandhofer – Auf den Spuren von Erzherzog Johann“ wöchentlich seinem Leben und Wirken. Im Rahmen der Sendung „Steiermark heute“ wurden Samstag für Samstag (19.15 Uhr/ORF2) 30 Folgen gezeigt.

Das Aufsteirern in Graz wurde in „Steiermark heute“ am 20. September und am 21. September 2009 wiederholt.

„Erzherzog Johann – Visionär und Menschenfreund“ Filmdokumentation von Alfred Ninaus. Welturaufführung am 11. Mai in Graz.

Im Rahmen der ORF-Reihe „Menschen und Mächte“ um 21.05 Uhr in ORF2 wurde die Filmdokumentation über Erzherzog Johann beleuchtet. Der Film verfolgt die wichtigsten Stationen im Leben Erzherzog Johanns von seiner Geburt über seine Erziehung bis hin zu seiner Liebesbeziehung und Heirat. Er beschäftigt sich mit seinen wichtigsten Ämtern und Funktionen vom deutschen Reichsverweser bis zum ersten frei gewählten Bürgermeister von Stainz. Aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit Erzherzog Johanns Wirken seiner gesellschaftlichen Gründungen, wissenschaftlichen Ambitionen und technischen Innovationen, die nicht nur zu Gründungen von Joanneum, Technischer Universität Graz, Montanuniversität Leoben oder der Steiermärkischen Landwirtschaftskammer führten, sondern auch von ihm initiierten Institutionen wie Grazer Wechselseitige Versicherung und Steiermärkischen Sparkasse ihren Bestand haben und das Leben in der Steiermark und weit darüber hinaus bis heute entscheidend mitbestimmen. Den jungen Erzherzog Johann stellte Christian Hölbling dar und den reifen Erzherzog Johann spielte Christoph Moosbrugger. Die Laientheaterspielerin Carina Knebl aus Leoben überzeugte als jugendliche Anna.

„Geliebter Johann, Geliebte Anna“ Historischer Liebesfilm (90 min.) Hauptabendprogramm Weihnachten 2009. Der Film erzählt die Liebesgeschichte von Anna Plochl und Erzherzog Johann von Österreich, ein Paar, das ungleicher nicht sein konnte: Er, der Bruder des regierenden Habsburgermonarchen, der politische Visionär und Modernisierer, der einen schweren Lebensabschnitt mit tragischen Niederlagen hinter sich hatte, und sie, das lebenslustige Mädchen Anna Plochl aus dem Volk. 102

Aus der Perspektive der jungen, attraktiven Tochter eines angesehenen Geschäftsmannes in Aussee erleben wir ein spannend berührendes Auf und Ab, von der ersten Begegnung Anna Plochls mit Erzherzog Johann bis zur lang ersehnten, bitter erkämpften Heiratserlaubnis durch Kaiser Franz. 160

DarstellerInnen: Tobias Moretti, Anna Maria Mühe, Petra Morzè, Peter Simonischek, Franz Morak, Gert Voss, Gerti Drassl, Julia Riedler, Max von Thun, Heinz Trixner, Heribert Sasse, Hubert von Goisern, Charles Putz, Anna Maria Sturm, Aglaia Szyskowitz.

Produktion: epo-Film GmbH Graz/Wien Regie: Julian Pölsler Drehbuch: Julian Pölsler

Österreichisches Jagdfilmfestival Das Leben Erzherzog Johanns und sein Wirken in der Steiermark ist untrennbar mit dem Thema Jagd verbunden. „Im Film ʽBrandhofer Gamsjagd ʼ wartet Oberjäger Bernhard Schatz mit außergewöhnlichen Einblicken in die ehemaligen Jagdreviere des Erzherzogs auf“.161

Der Film wurde in verschiedenen Orten der Steiermark aufgeführt: Am 25. März in Kammern im Heimatsaal, am 26. März in Knittelfeld im Kulturhaus, am 28. März in Murau in der WM- Halle, am 3. April in Lannach in der Steinhalle und am 4. April in Hartberg in der Stadtwerk Halle.

5.4 Literatur – Neuerscheinungen 2009

Auch im Gedenkjahr 2009 gibt es wieder eine Fülle von wissenschaftlichen und literarischen Publikationen. Große Beachtung fand das von der Historischen Landeskommission für Steiermark von Alfred Ableitinger und Meinhard Brunner herausgegebene Buch: Erzherzog Johann von Österreich „Ein Land, wo ich viel gesehen“. Aus dem Tagebuch der England-Reise 1815/16.

160 www.erzherzogjohann.steiermark.at. 161 www.jagdfestival.at 103

„In einem ausführlichen Tagebuch notierte Johann seine Eindrücke über die aufstrebende Industrienation Großbritannien und schilderte auch Kultur und Alltagsleben der britischen upper class`“.162 Eine große Auswahl aus dem Text liegt nun kommentiert in dem Buch vor und zeigt, wie sehr sich Erzherzog Johann bei seinen Innovationen für die Steiermark am britischen Vorbild orientierte.

Josef Riegler, Direktor des steiermärkischen Landesarchivs gab einen Beitragsband zum Symposium unter dem Titel: „Erzherzog Johann, Mensch und Mythos“ heraus. Vierzehn Autorinnen und Autoren näherten sich gestützt auf neuesten Forschungsergebnissen dem Leben und Wirken Erzherzog Johanns für die Steiermark an. Sie versuchten auch dem Mythos seiner Person auf die Spur zu kommen. Genealogische Studien zu Ahnen und Nachkommen sowie ein authentischer Blick hinter die keineswegs problemfreie Kulisse seiner Beziehung zu Anna Plochl wurde gemacht.

Karlheinz Wirnsberger, Leiter des Jagdmuseums im Schloss Stainz gab zum Symposium im Mai 2009 den Beitragsband „Erzherzog Johann. Visionär der Habsburger“ heraus. Die Ergebnisse des Symposiums liegen nun in neun Beiträgen gedruckt vor und würdigen die Rolle Erzherzog Johanns als Innovator, Wissenschaftsmotivator und Wirtschaftspolitiker, dessen Anliegen besonders die Belehrung und Bildung des steirischen Volkes war. 163

Hans Magenschabs Roman, „Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär“ ist eine neue Auflage des von ihm 1981 herausgegebenen Buches mit dem Titel „Erzherzog Johann – Habsburgs grüner Rebell“. Neue intensive Studien der Literatur veranlassten den Autor das Bild Erzherzog Johanns von möglichst vielen Seiten zu beleuchten und so wurde aus dem „grünen Rebell“ der „Visionär“. Auch diese Auflage fand großen Anklang bei den Lesern und war bald vergriffen.

Peter Polz gab dazu ein Hörbuch mit Texten aus dem Buch „Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär“ von Hans Magenschab heraus. Gelesen wurden die Texte von Gabriele Haring und Franz Meran.

162 Steirische Berichte 06, 2009, S. 48. 163 Ebda: S. 48. 104

Werner A. Prochaska hat 2009 zwei Bildbände über Erzherzog Johann produziert. Der erste Band „Erzherzog Johann von Österreich. Wenn Gott mit mir, wer gegen mich?“ Von Florenz bis Thernberg. Der zweite Band „Erzherzog Johann von Österreich. Treu dem guten Alten, aber darum nicht minder empfänglich für das gute Neue.“ Von Thernberg bis Stainz. Prochaska zeigt in seinen Bildern die Stationen im Leben Erzherzog Johanns und in seinen Texten versucht er, die manchmal „Sissi“-behaftete Betrachtungsweise der österreichischen Monarchie ins reale Licht zu rücken.

Klaus Brunner, Vorstand der Leykam Medien AG, Geschäftsführer des Buchverlages folgte dem Zwang zur Aktualität des Gedenkjahres 2009 mit dem Buch „Steiermark Innovation 2009 – ″Revoluzzer“. 29 Autoren befassten sich mit der Frage, war Erzherzog Johann tatsächlich ein Revoluzzer? Und was heißt das heute? Gibt es in der Steiermark Menschen, deren Denkansätze heutzutage revolutionär sind? Sehr unterschiedlich und faszinierend ist die Sicht der Dinge unter den Autoren. Heidi Anderhuber leitet den Vinzimarkt in Graz und findet die Geschäftsidee Vinzenz Puchers als revolutionäre Idee (S. 6-8). Julian Ausserhofer/Heinz P. Wassermann definieren laut Lexika Rebell als „jemand der sich auflehnt, ein ″Anführer“, ″Aufständischer ″ und untersuchen die Medien, wann erstmal die Bezeichnung Rebell für einen Politiker aufscheint. Diese wurden nach Häufigkeit der Erwähnungen aufgelistet (S. 9-26). Christian Bachhiesel fragt welche Revolutionen unser Denken beschönigen. Für ihn sind Hippies Revoluzzer (S. 27-29). Daniela Bartens fragt nach Revoluzzer in der steirischen Literatur nach 1945 (S. 30-41). Martin Behr hat zu diesem Thema Assoziationen zum steirischen Maler Josef Schützenhöfer, der arbeitende Menschen porträtierte. Sein Projekt Kunst kommt von Arbeit. Er kämpft für die Kunst und gegen das Vergessen (S. 42-46). Christian Eigner, der archaische Urgrund der Revolution liegt für ihn im 19. Jahrhundert. Da beginnt die Globalisierung, die Internationalisierung der Produktion und die Wissenschaftsgesellschaft entsteht. Für ihn ist Schwelle überschreiten Revolution (S. 47-53). Gerhard Fuchs bringt Anmerkungen zum Nichtrevoluzzer Erzherzog Johann und zu seiner literarisch publizistischen Rezeption (S. 54-60). Claudia Gigler schreibt über die Perspektiven und Irrwege der digitalen Revolution S. 61-66). Für Ernst Gieselbrecht war Erzherzog Johann kein Revoluzzer, eher ein Vordenker (S. 67-70)

105

Für Hermann Glettler, Pfarrer eines Multi-Kulti-Bezirkes in Graz ist gelebte Gastfreundschaft und Multi-Kulti-Revolution (S. 71-76). Für den Kabarettisten Stefan Haider ist sein Kabarett Revolution das ″Dagegen-Sein ″ und ″Dagegen Leben ″ (s. 85-88). Für Baldur Heckl findet wahre Revolution in der Evolution statt. Evoluzzer statt Revoluzzer (s. 89-94). Für Hermann Miklas war Margarete Hoffer revolutionär. Sie war eine der ersten Theologinnen in der Steiermark, Widerstandskämpferin, Feministin, Pionierin der Ökomene und Friedensaktivistin (95-100). Klaus Posch geht der Frage nach, wie und mit welchen Auswirkungen Erzherzog Johann in der Steiermark verehrt wird und welche Folgen projektive Idealisierung haben kann (S. 101- 106). Manfred Prisching spricht über die Spezies der Revoluzzer (S. 107-108). Für Hans Putzer sind Vegetarier Revoluzzer (S. 109-115). Für Silvia Renhart war Erzherzog Johann kein Revoluzzer und auch kein Revolutionär, sondern ein Evolutionär (S. 116-118). Für Gerhard Scheucher ist Scheitern Revolution (S. 119-123). Gerfried Sperl sagt: Transitgegner sind Revoluzzer (S. 124-125). Josef Spitzer meint, dass alternative Energie Revolution ist (S. 126-129). Helmut Strobl fragt nach steirischen Revolutionären? Für ihn war Josef Krainer der wahre Revoluzzer (S. 130-133). Für Josef Zollneritsch ist Ganztagsschule Revolution (S. 144-147).

Illustriert wurde das Buch vom Karikaturisten Markus Szyskowitz.

Guido Jaklitsch sieht den Erzherzog Johann in seinem Buch als Comic-Held. Auf den ersten Blick scheint es unkonventionell Erzherzog Johann als Comic-Figur darzustellen. Die Idee dazu hatte Guido Jaklitsch, der es als kreative Auseinandersetzung sah, das Gestern mit dem Heute zu verbinden. Im Mittelpunkt des Comics steht die Liebesgeschichte von Erzherzog Johann und Anna Plochl, das sich an Groß und Klein wendet und im Reigen der vielen Erzherzog-Johann- Publikationen eine absolute Premiere darstellt. Herausgegeben wurde das Comic vom Volkskultur Verlag. Weitere Literatur-Neuerscheinungen sind im Anhang aufgelistet.

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5.5 Presseberichte während des Gedenkjahres 2009

Den Großteil an Informationen und Berichten über das Gedenkjahr konnte man im Internet über www.erzherzogjohannsteiermark.at 164 und www.volkskultur.steiermark.at 165 bekommen. Die „Steirischen Berichte“ ein Organ des Volksbildungswerkes widmeten sich im Heft 1- 2/2009 ganz dem Erzherzog Johann. Von den Stationen seines Lebens, seinem Wirken in Wirtschaft und Bildung, sowie wichtige Programmpunkte im Gedenkjahr 2009. Im Heft 6/2009 wurde über das Gedenkjahr reflektiert und Personen aus Wirtschaft, Politik und Kultur und Volkskultur gaben ihre Statements ab. Die Publikationen von der Volkskultur Steiermark „Steirer Art“ informierten über Veranstaltungen zum Gedenkjahr und brachten interessante Artikel zum Leben und Wirken Erzherzog Johanns.

Aber auch die übrige steirische Tages- und Wochenpresse sowie die Regionalzeitungen berichteten über Erzherzog Johann.

Hervorzuheben ist die Kleine Zeitung Graz, die über alle Veranstaltungen berichtete und auch aufklärende Artikel brachte. Kein Wunder, war doch Johannes Kübeck, der Polit-Redakteur der Kleinen Zeitung mit der Koordination und Berichterstattung beauftragt. Sein Ururgroßonkel, Karl Friedrich Kübeck zählte zu den engsten Wegbegleitern des Erzherzogs – zuerst als Spitzenbeamter an dessen Seite als Reichsverweser in Frankfurt, dann sorgte er in der Funktion des Hofkammerpräsidenten für die Finanzierung der Semmeringbahn.

″Das Neue Jahr 2009 fing ja gut an ″ titelte die Kleine Zeitung am 01. Jänner 2009. Mit einem seitenfüllenden Porträt des Prinzen und der Überschrift:

″2009 Das Jahr des steirischen Prinzen ″ steht nun die Steiermark auch in der Presse im Zeichen von Erzherzog Johann.

164 www.erzherzogjohannsteiermark.at 165 www.volkskultur.steiermark.at 107

Kübeck schreibt in seinem Artikel: ″Der erste Bändiger der Globalisierung ″ „… der große Förderer der Grünen Mark setzte auf eine sichere Methode: Mit Bildung statt Biedermeier aus der Krise und in die Zukunft“. Für die Steiermark ist der Eintritt in die Moderne und in die Industriegesellschaft untrennbar mit dem Habsburger Erzherzog Johann verbunden . Zum Thema: ″Aufklärer, Gründer, Reformer, Mäzen ″ hat Kübeck 27 Quizfragen zusammengestellt, die die Fülle seines Lebenswerkes vermitteln sollen. 166

Die Kronen Zeitung schreibt am 21.01.2009 auf S. 28 in ihrer Reportage: „Mit einem Reisepass können sich die Steirer durch die zahlreichen Veranstaltungen von Erzherzog Johann lotsen“. 167 Die Kleine Zeitung erklärt am 21.01.2009 „Ab jetzt „regiert“ Erzherzog Johann die Steiermark“. 168

Bernd Hecke versichert in der Kleinen Zeitung am 24. März 2009: Restaurierung: „Erzherzog Johann bleibt vor dem Rathaus“

Abb.10 Entwurf: Franz Pönninger Foto: Hermine Fürst

166 Johannes Kübeck: In: Kleine Zeitung, 01.01.2009. 167 Kronen Zeitung, 21.01.2009. 168 Kleine Zeitung, 21.01.2009.

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Ursprünglich wurde er für den Joanneumsgarten projektiert (1863), dann auf dem Eisernen Tor-Platz (1870) und schließlich am 8. September 1878 auf dem Hauptplatz aufgestellt. Auf den Sockeln: Allegorien der Flüsse Mur, Enns, Drau, Sann und der Spruch: „Unvergessen lebt im Volke, der des Volkes nie vergaß“. Durch Umwelteinflüsse und Taubenkot wurde die Statue beschädigt, auch die Befestigung des Sockels korrodierte.

Bernd Hecke sorgt sich nun, dass just im Erzherzog-Johann-Jahr sein Denkmal auf Wanderschaft an den Toplitzsee gehen oder wegen Restaurierungsarbeiten einen Monat lang vom Hauptplatz verschwinden könnte. Der steirische Prinz sorgt im Gedenkjahr zu seinem 150. Todestag da und dort wieder einmal für ein Rauschen im Blätterwald. Allein die Statue wird nicht flügge; sie bleibt fix auf dem Hauptplatz stehen. Ebenso fix ist aber, dass sie heuer restauriert werden muss ….. ….. verhängt hat das „Ausreiseverbot“ für den steirischen Prinzen. Landeskonservator Christian Brugger: „Eine derart schwere Statue kann man aus Sicht des Denkmalschutzes nicht einfach quer durchs Land transportieren.“ Deshalb soll ja auch die Restaurierung vor Ort erfolgen. Für die Grazer soll diese übrigens zur Attraktion werden, bekräftigen Stadtrat Riedler und Brugger: „Die Arbeiten sollen am Hauptplatz sichtbar in Szene gesetzt werden.“ 169

Am 5. Mai schrieb Kübeck über die legendäre Volksverbundenheit Erzherzog Johanns. „Nicht so einfach, das einfache Leben“. Die besondere Hochachtung die Erzherzog Johann noch heute bei vielen Menschen genießt, hängt sicher damit zusammen, dass der Kaisersohn den „normalen“ Menschen so etwas wie Hochachtung entgegen brachte. Die Erziehung im Geist der Aufklärung und der Liebe zur Natur fiel hier auf fruchtbaren Boden. Mit diesem Hintergrund wird seine Liebe für das einfache Leben erklärbar. Auch bei der Kleidung passte sich Johann der Bevölkerung an. Er propagierte den grau- grünen Lodenrock, den er als Symbol seines einfachen Lebens sah und auf den Fußwanderungen durch die steirischen Berge scheint es für ihn keine Standesunterscheide zwischen seinen Begleitern gegeben zu haben .170

169 Bernd Hecke: Kleine Zeitung, 24. März 2009. S. 24 und 25. 170 Johannes Kübeck: Kleine Zeitung, 5. Mai 2009. S. 18. 109

Gerfried Sperl schreibt am 9. Mai 2009 im Standard zum Thema: „Glorioses Scheitern“ … Johann, den zunächst Tirol weit mehr interessierte als die Steiermark arbeitete um 1809 an der Konzeption eines „Gegen-Wien“ mit dem Zentrum in Innsbruck. Nach dem Scheitern des aufständischen Andreas Hofer gründete der Habsburger einen Geheimbund, der als „Alpenbund“ die beiden Tirol, Friaul, Krain, Kärnten – später auch Istrien im Südosten und die Schweiz im Westen – umfassen sollte. Der Erzherzog stellte sich eine Art Schweizer Führungsstruktur vor. Fürst Metternich erfuhr davon und ließ alle Beteiligten verhaften. Erzherzog Johann durfte Tirol nicht mehr betreten. Was wäre, wenn dieser Alpenbund zustande gekommen wäre? Dann wäre Johann als Revolutionär in die Geschichte eingegangen. So wandte sich Erzherzog Johann der Steiermark zu, als erfolgreicher Reformer. Vielleicht gerade deshalb, weil er keine formale Regierungsfunktion hatte. Die hatte er nur 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Dort ist er Ende 1849 ebenfalls gescheitert – wenn auch glorios. Denn der geplante Staat, dem er provisorisch vorstand, hätte eine demokratische Basis gehabt 171 .

Dieter Kindermann schreibt in der Kronen Zeitung am Sonntag, den 27.12.2009. „Erzherzog Johann – der Rebell“. Man kennt die romantischen Bilder von Erzherzog Johann: mit breitkrempigen Hut, im Lodenanzug, die Büchse umgehängt, lässig auf einen Bergstock gestützt. Und man weiß über seine Lovestory Bescheid, die so oft verkitscht verfilmt wurde. In Wirklichkeit war er das größte politische Talent der Habsburger seit Joseph II., ein Reformer, ein Visionär, ein volksnaher Politiker .172

Die Berichte in den verschiedenen Zeitungen haben das Bild Erzherzog Johanns meist positiv gezeichnet. Nicht nur die auflagenstärksten Zeitungen in der Tagespresse, sondern auch die regionalen Blätter schreiben nicht nur über das Gewesene, sondern in zahlreichen Artikeln wurde einer Kurzbiographie über ihn gebracht und sein innovativer Geist zur Nachahmung empfohlen.

171 Gerfried Sperl: Glorioses Scheitern. In: Der Standard, 9. Mai 2009. S. 3. 172 Dieter Kindermann: Erzherzog Johann – der Rebell. In: Krone Bunt, Sonntag 27.12.2009. S.32. 110

5.5.1 Kritische Pressestimmen

Es gab aber auch kritische Pressestimmen. So hieß es im Falter 5/09 Steiermark Kultur: „Im Bett mit Erzherzog Johann“.

[…] Was das „Gedenkjahr“ zum 150. Todestag des „steirischen Prinzen“ über die Feiernden verrät (Herwig G. Höller). „Was sagt ein großes Abfeiern einer international marginalen Figur nur aus? Weniger über sie selbst mehr über die Feiernden. Die steirischen „Volkskultureliten“ die historisch zwischen konservativ hyperkatholisch, deutschnational und temporär auch nationalsozialistisch agierten scheinen seit 1918 nie wirklich in der Republik angekommen zu sein. Und die Projektionen auf Erzherzog Johann sind Ausdruck einer Sehnsucht nach einem rechtpopulistischen Landesfürsten.“ Höller vermutet, dass Schützenhöfer die Veranstaltungen als Wahlwerbung missbraucht hat.

Alle sprechen vom johanneischen Innovationsgeist. Höller meint: „dass genau dies das Problem im aktuellen Erzherzog Johann Kult ist. Vermeintlich Fortschrittliches aus dem 19. Jahrhundert wird fast unironisch und ungebrochen mit Innovation des beginnenden 21. Jahrhunderts gleichgesetzt, ein kritisch öffentlicher Diskurs fehlt “. Aus seiner Perspektive wirken die vielen überzogenen Feierlichkeiten nahezu realsatirisch.

Falter 21/09, S. 48. Höller geht auch mit der Volkskunde hart ins Gericht: „Volkskundler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, etwa Viktor von Geramb oder Victor Theiss hatten sich ihr ganzes Forscherleben mit Erzherzog Johann beschäftigt. Ihre aktuellen Kollegen tun dies nur kurzfristig und vor allem auf politischen Zuruf“.

Wenn nun H.G. Höller, Geramb und Theiss als Erzherzog Johann Forscher zitiert, so müsste er auch Hanns Koren nennen, der ein authentischer und glaubwürdiger Verehrer von Erzherzog Johann war. Er verantwortete die Öffnung zur Moderne, engagierte sich als Förderer und Herausforderer der Avantgarde und als deren Verteidiger gegen Angriffe der Konservativen. Er war einer der Innovation ermöglichte, weil er sie für das Überleben unserer Gesellschaft als notwendig erachtete (wie ich Koren, als Außenstehender, in meiner Jugendzeit sah).

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Die Fülle von Programmpunkten im Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 war sicher übertrieben. Das kam vielleicht auch daher, dass Tourismusverantwortliche an der Planung des Gedenkjahres mitwirkten. So wurden manche regionale Veranstaltungen einfach nur mit dem Namen „Erzherzog Johann“ versehen und touristisch vermarket. Nachdem das Gedenkjahr 2009 in eine wirtschaftliche Rezession fiel, wurde vielfach zum johanneischen Innovationsgeist aufgerufen. Wenn nun Höller meint, dass genau dieser im 21. Jahrhundert nicht undiskutiert angerufen werden sollte, da wir die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten nicht mit denen im 19. Jahrhundert vergleichen können. Dazu meine ich: Innovationsgeist, kluges Planen, Fleiß und die Sorge, dass es auch den Mitmenschen gutgeht, waren dem Erzherzog wichtig. Diese Werte sollten aber auch im 21. Jahrhundert ihre Gültigkeit nicht verlieren.

5.6 Stellungnahmen nach dem Erzherzog Johann Jahr 2009 in Steirische Berichte 6/2009, S. 12 - 15

„… Die Werte des „joanneischen Geistes, sind gerade in unserer Zeit hochaktuell. Neuerungen in Landwirtschaft, Technik und Wissenschaft waren Erzherzog Johanns Leben und vor allem der Dialog mit den einfachen Menschen…“ (H. Schützenhöfer).

„…Die Bedeutung und Verankerungen v. Erzherzog Johann an der Region Steirische Eisenstraße lernten über 20.000 Besucher kennen…“ (P. Cmager).

„… Durch harte Arbeit und kluges Planen erreicht man viel, doch wird man sich erst wirklich am Erfolg freuen können, wenn es auch den Mitmenschen gut geht…“ (Dr. Barbara Kronberger-Schmid).

„…Die Früchte seiner Arbeit sind nach 150 Jahren lebendig und reichhaltig…“ (Dr. F. Harnoncourt-Unverzagt).

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„…In unzähligen seiner Aufzeichnungen und im Aufruf zu sammeln und ja nichts für zu gering oder unbedeutend zu halten, hinterließ er uns ein umfassendes Zeugnis der Kulturlandschaft des 19. Jahrhunderts…“ (Dr. Monika Primas).

„….Erzherzog Johann war Visionär und Wegbereiter der TU-Graz. Ein Jahr im Zeichen des „steirischen Prinzen“ geht nun zu Ende und wir freuen uns, dass damit auch seine Bedeutung für die heimische Bildung und Wissenschaft ins Rampenlicht gestellt wurde…“ (Dr. H. Sünkel).

„…In der Kunstuniversität wurde neben der musikalischen Auseinandersetzung mit Werken aus der Epoche, auch die Fassade des Palais in der Farbe des Hauses zu seiner Zeit erneuert..“ (Dr. G. Schulz).

„…Der FH Joanneum war es im Jubiläumsjahr ein Anliegen in Seminaren und Workshops den Geist von Erzherzog Johann zu vermitteln: Innovationsfreude und Zukunftsoptimismus…“ (Mag. S. Paschek). „…Ein Schlagwort unserer kurzlebigen Zeit ist Nachhaltigkeit. Erzherzog Johanns Ideen und sein Wirken waren im besten Sinne nachhaltig bis in unsere Gegenwart. Besser kann man ihn nicht charakterisieren…“ (Dr. Günther Jontes).

„…Mit Erzherzog Johann sind für mich nicht nur steirisches Denken und Handeln verbunden, sondern auch Europäisches, Globales. Johann war zwar „Europäer in einem alten Europa“, das jedoch in so vielen Dingen nicht falsch lag und nun aktueller ist als je zuvor…“ (Dr. Silvia Renhart).

„Die Wertschätzung Erzherzog Johanns in der steirischen Bevölkerung war an dem reichhaltigen und bunten Angebot von Veranstaltungen, literarischen Neuerscheinungen, Events, Filmen und Theateraufführungen, etc. deutlich erkennbar. Gleichzeitig war aber auch die qualitative Überforderung erlebbar, da man dem Angebot, das sehr übersichtlich u.a. von der Volkskultur Steiermark GmbH. über Internet bekannt gemacht wurde – nur bescheiden gerecht werden konnte. Offen bleibt für mich die Frage, was wir Steirer und Steirerinnen aus diesem Gedenkjahr in die Zukunft hinein nehmen werden?

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Die Erinnerung an die Vielzahl der besuchten und nicht besuchten Veranstaltungen, die gelesenen und nicht gelesenen neuen Erzherzog-Johann-Bücher in der Hausbibliothek, Festschriften oder ….? Es bleibt für mich die vage Hoffnung, das durch das Feiern und Gedenken etwas vom vielzitierten joanneischen Geist und Mut, von seiner Innovation, Inspiration und Kraft zur positiven Gestaltung unserer Steiermark bei uns nicht auf der Strecke geblieben ist. Querdenken ist gefragt!“ (Dipl. Ing. W.H. Herzog).

Bezüglich Querdenkens habe ich später mit Herrn Dipl.-Ing. H.W. Herzog ein Gespräch geführt.

Frage: Was würde Erzherzog Johann heute in der Landwirtschaft machen? 1816 und 1817 gab es die Hungersnot in der Steiermark und es war das erklärte Ziel, genug Nahrungsmittel zu produzieren. Heute leben wir im Überfluss, an Überernährung.

Herzog: Der Strukturwandel ist gewaltig und die Wertekrise trifft das Land voll. Die internationale Konkurrenz ist das Problem. Ein großer Bauer in Österreich ist noch immer ein kleiner Bauer, so kann er nicht kostendeckend produzieren. Aber auch der Konsument ist ein Problem, weil er nicht heimische Produkte kauft, er ist aber auch quantitativ überfordert. Erzherzog Johann würde heute sicher Vermittler in der EU sein.

Frage: Ist das Gedenkjahr 2009 der Vielschichtigkeit der Persönlichkeit Erzherzog Johanns gerecht geworden?

Herzog: Nein. Die Volkskultur als Schwerpunkt der Feiern wurde der Person Erzherzog Johann nicht gerecht, auch wurde die Internationalität Erzherzog Johann nicht beachtet. Außerdem wären weniger Veranstaltungen mehr gewesen. Das Aufsteiern war eine reine Eventveranstaltung, deren Logistik sehr teuer war. Die Volkskultur wurde dafür missbraucht.

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Frage: Was hätten Sie stattdessen gemacht?

Herzog: Ein Fest mit Gruppen, die ihre Kultur leben, die authentisch sind. Auch die Nachbarländer hätte man dazu einladen können.

Frage: Welche Konsequenzen müsste es haben, wenn ich den joanneischen Geist zitiere?

Herzog: Er war sehr streng mit sich selber.

Frage: Was haben Sie am Gedenkjahr 2009 vermisst?

Herzog: Man hat verabsäumt etwas zu machen, was bleibenden Wert hat.

Am 22. und 23. Juni 2011 interviewte ich am Grazer Hauptplatz beim Erzherzog Johann Brunnen 50 Personen zum Thema:

„Welche Gedanken assoziieren Sie mit dem Namen Erzherzog Johann?“

Zuerst befragte ich Menschen, die sich am Fuße des Erzherzog Brunnen ausruhten, wobei mir von denen niemand eine Antwort auf die Frage geben konnte, das waren eher junge Leute oder keine Österreicher. Auffallend war, dass vor allem 6 junge Menschen (20 – 30 Jahre) nichts über Erzherzog Johann wussten.

10 Personen waren Nicht-Österreicher, wobei eine Dame aus London sehr gut über Erzherzog Johann Bescheid wusste und mir auch erklärte, dass das Tagebuch von Erzherzog Johann über seine England Reise 1815/16 ins Englische übersetzt werden müsste, denn England hätte keine vergleichbare Beschreibung über das Arbeitermilieu zur damaligen Zeit.

Von rund 70% der Befragten, das waren ca. 40 – 60-jährige Männer und Frauen bekam ich folgende Antworten:

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… Er hat viel weitergebracht für die Landwirtschaft in der Steiermark … Anna Plochl geheiratet … Er war nahe der Bevölkerung, das hat dem Kaiser nicht gepasst … Er wurde vielfach unterschätzt, wir haben ihn sehr viel zu verdanken … Er war unser Vorreiter, ich bin ein großer Fan von ihm … Gut lebt er noch im Volk … Stainz, Erzherzog-Johann-Brunnen, Steiermark … Hatte gutes Herz, wird noch immer verehrt … Hat im Schloss Stainz residiert, Anna Plochl geheiratet, war Bezirkshauptmann von Stainz (Bürgermeister) … Er war mit Leib und Seele Steirer … Steirische Landeshymne, Obersteiermark Schauplatz für Film … Unser Vordenker für Gerechtigkeit … Hotel Erzherzog Johann … Joanneum … Erzherzog Johann Brunnen … Erzherzog Johann Universität … Kennt ihn im Zusammenhang mit dem Hochschwab, ist Bergsteiger … Joanneum … Hat viel für die Steiermark getan … Erzherzog Johann ein Freund der Steiermark … Hammerwerk Vordernberg … In Südtirol begraben … Hotel Erzherzog Johann … Man hört viel Gutes über ihn … Anna Plochl geheiratet … Es wird viel über ihn geschrieben … Erzherzog Johann Brunnen … Kaiser von Österreich … Steirerhut … Steiermark und Erzherzog Johann gehören zusammen … Anna Plochl … Monarchie-Verherrlichung

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… Joanneum … Brandhof … Erzherzog Johann Wein

Dass Erzherzog Johann noch in den steirischen Köpfen so präsent ist, hat sicher auch mit den Gedenkjahren über ihn zu tun.

Bei manchen Antworten konnte man auch die vagen Geschichtskenntnisse der Befragten erkennen. Die „Monarchie Verherrlichung“ mag wohl bei manch alten Menschen noch zutreffen, aber selbst Erzherzog Johann ist seinen Verwandten in Wien kritisch gegenüber gestanden.

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6. Resümee

Zwei Jahrhunderte liegen seit dem Wirken Erzherzog Johanns und der Welt von heute. Eine Zeit in denen sich die Welt, wie auch die Steiermark stärker und schneller verändert haben als je zuvor. Traditionen überlebten sich schneller, Institutionen unterliegen stetigem Wandel, wollen sie zeitgemäß bleiben. Das Faszinierende an der Beschäftigung mit Erzherzog Johann ist darüber hinaus, dass viele seiner Gedanken und Ideen so aktuell erscheinen als seien sie auf unsere Zeit bezogen. Frau Renhart sagte zum Ende des Erzherzog Johann Gedenkjahr in den Steirischen Berichten 6/2009, das das Rahmenkonzept zum Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 vorsah, dieses festlich, würdig leise – „aus dem Volke“ entsprungen in Dankbarkeit für den „der des Volkes war“ und das Laute und Aufdringliche des Hofes verabscheute und scheute zu begehen. Es sollte von Seiten des Landes ein Jahr des Gedenkens an Johanns Tod vor 150 Jahren und vor allem an seine großen, heute noch nachwirkenden Taten im Land sein. Die Menschen sollten an diesen großen Förderer und Vordenker der Steiermark erinnert und so auch animiert werden, selbst tätig zu sein.

Meine Aufgabe zum Erzherzog Johann Gedenkjahr 2009 war nun festzustellen, welches Bild von ihm in diesem Jahr gezeichnet wurde. Die Beurteilung einer Person im Allgemeinen und einer historischen Persönlichkeit im Besonderen hat stets vor dem politischen, sozialen und gesellschaftlichen Rahmen ihrer Zeit zu erfolgen. Erzherzog Johann stand in seinem Leben und Wirken an der Wende von der alten agrarisch- feudalen Gesellschaftsordnung zur bürgerlich industriellen Welt des 19. Jahrhunderts. Er war Kaiserbruder. Kein Mitglied des damaligen Herrscherhauses stand dem Volk so nahe wie Erzherzog Johann. Sein Wirken in der Steiermark erfolgte aber nicht auf Grund eines dynastischen Auftrags, sondern als Privatmann, sehr oft zum Missfallen von Kaiser und Kanzler. Er hatte nicht nur viele Ideen wie ein bestehender Zustand verbessert werden kann, sondern konnte zur Realisierung die besten Köpfe gewinnen. Er war damals schon ein guter Netzwerker, so kommt es im Gedenkjahr 2009 nicht nur zu einer Vereinnahmung durch Vertreter der offiziellen (Volks-)Kultur, sondern auch der Wirtschaft und der Politik.

Es wurde immer wieder der „johanneische Geist“ zitiert und die Bevölkerung wurde aufgerufen Visionen zu leben und Projekte mit Nachhaltigkeit zu starten.

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Das Gedenkjahr wurde von der Volkskultur Steiermark veranstaltet, das sagt aber nicht aus, dass nur die volkskulturelle Seite von Erzherzog Johann gezeigt wurde. Es entstanden in der ganzen Steiermark eine Vielzahl von Veranstaltungen und Erzherzog Johann wurde aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet. Er hat für die Entwicklung der Steiermark als Stifter des Joanneums zweifelsohne Großes geleistet. Mit dem Wirken Erzherzog Johanns als Visionär haben sich namhafte Wissenschaftler im Jagdmuseum Schloss Stainz in einem Symposium befasst, für das ein Tagungsband herausgegeben wurde. Im Steirischen Landesarchiv beleuchtete ein Symposium die wichtigsten Lebensbereiche Erzherzog Johanns ergänzend zur gleichnamigen Ausstellung. Ein Schwerpunkt in der wissenschaftlichen Diskussion lag in der Darstellung und Hinterfragung des Mythos des „steirischen Prinzen“. Das Landesarchiv beschäftigte sich anlässlich der Buchpräsentation: Erzherzog Johann Reisetagebuch 1815/16 wissenschaftlich mit „Johann und seine Brüder“. Ein Blick auf seine Brüder Joseph und Rainer und deren Tätigkeit in Ungarn und der Lombardei würde bemerkenswerte Parallelen zu Johann zu Tage fördern. Das Jagdmuseum Schloss Stainz zeigte ihn in seiner Ausstellung „modellhaft Erzherzog Johann“ als Bauer, Jäger, Wirtschaftstreibenden und Politiker. Im Museumsverbund Steirische Eisenstraße lernten die Besucher die Bedeutung und Verankerung von Erzherzog Johann an der Region Steirische Eisenstraße kennen.

Erzherzog Johann als Förderer der Wissenschaft und Bildung ist wohl jene Rolle, die besonders nachhaltige Wirkungen hervorgebracht hat.

Seine Initiativen in der Steiermark führten dazu, dass mit seinem Wirken zwei Universitäten in Verbindung gebracht werden können: die Montanuniversität in Leoben hielt ein Gedenksymposium ab und die Technische Universität Graz, die auch den Namen Erzherzog Johann Universität trägt, hielt ihn zu Ehren eine Akademische Feier mit einem Festvortrag ab zum Thema: Johann von Österreich zwischen Tradition und Innovation. Den Fachhochschulen Joanneum Kapfenberg und Joanneum Graz war es im Jubiläumsjahr ein Anliegen in Seminaren und Workshops den Geist von Erzherzog Johann zu vermitteln: Innovationsfreude und Zukunftsoptimismus.

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Erzherzog Johann als Alpinist auch diese Seite wurde bei einer Wanderung durch die Schladminger Tauern von Wissenschaftlern des Landesmuseums näher beleuchtet und im Besonderen „Auf den Spuren der Reise von Erzherzog Johann 1810“.

Eine der zeitgemäßesten Veranstaltung im Gedenkjahr 2009 war für mich der Pfingstdialog „Geist und Gegenwart. Der Geschmack Europas“, der auf Schloss Seggau in Leibnitz geführt wurde. Dieses Dialogforum hat das Land Steiermark für eine wichtige Auseinandersetzung mit den Fragen unserer Zeit institutionalisiert. Im Gedenkjahr sollte dieser Dialog vom johanneischen Geist geprägt sein „Erzherzog-Johann-Herausforderung 2020“. Das Thema „Der Geschmack Europas“ spricht voll die Probleme unserer Zeit an. Die Fragen zur Ernährung, vom Überfluss bis zum Welthunger, von den Rohstoff- und Lebensmittelpreisen, aber auch der nachhaltige und verantwortungsvolle Umgang mit der Natur geht uns alle an. Aber auch das Thema der Migration mit ihren gesellschaftlichen, sozialen und ethischen Herausforderungen wurde diskutiert.

Bei Spezialführungen durch Graz wurden auf die vielfältigen Gründungen von Erzherzog Johann aufmerksam gemacht.

Vom Joanneum, Grazer Wechselseitige Versicherung, Steiermärkische Sparkasse, Kinderspital, bis zur Landwirtschaftskammer, diese präsentierte sich hauptsächlich im Ennstal und Ausseerland, wo auch der Bezug zu Paul Adler hergestellt wurde. Bei einer Tagung im LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde auch über Visionäre und Visionen in der Landwirtschaft diskutiert. Die Steirische Apfelstraße lud zu einer Reise ins Paradies, wie schon Erzherzog Johann dieses Gebiet nannte und zeigte allerlei Wissenswertes über den steirischen Apfel. Beim Aufsteirern präsentierte sich die Landwirtschaft über den Stadtbauern Laden. Hoffeste und Herbst mit den Bäuerinnen im Ennstal und Ausseerland beschließen das Gedenkjahr eher von der touristischen und folkloristischen Seite.

Die Reise des Erzherzogs nach England (1815/1816) würde heute von der Wirtschaft als „internationaler Wirtschaftsaustausch“ gelten und seine „Mitarbeiterbeteiligung als Unternehmenserfolg“ wird heutzutage noch öfters auf Tagungen besprochen. Heute wird von „Networking“ und „Clustern“ gesprochen, die Erzherzog im Zusammenschluss von Betrieben und der Zusammenarbeit sah.

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Erzherzog Johann ist auch wirtschaftlich zu einer Marke geworden. Verschiedene Unternehmer werben mit ihm und vermitteln den Kunden mit dem Namen ein Qualitätsmerkmal.

Nicht verborgen blieben Erzherzog Johann die Auswirkungen der industriellen Revolution – die sozialen Probleme, die sich aus den technischen Neuerungen ergaben und der Verlust an Menschlichkeit. Mit der Gründung von sozialen Einrichtungen zeigte sich seine soziale Komponente. Im Film „Geliebter Johann, Geliebte Anna“ sagte Kaiser Franz in einer Szene zu Johann: „Verschone mich mit deinen sozialen Schwärmereien“.

Die Volkskultur präsentierte sich am publikumswirksamsten Programmpunkt des „Aufsteirerns“ in Graz. Das Fest, das von einer Eventagentur geplant und alljährlich in Graz stattfindet, soll Stadt und Land zusammenführen.

Aber nicht nur in Graz, sondern in der ganzen Steiermark entstanden eine Fülle von volkskulturellen und volkstümlichen Veranstaltungen zu Ehren und im Gedenken an Erzherzog Johann, wobei sein Name, besonders bei den Veranstaltungen, die im Anhang ausgewiesen wurden, eher folkloristisch und touristisch verwendet wurde. Erzherzog Johann schätzte Volksmusik, Volkslied, Tracht und Tanz und fühlte sich im einfachen Landleben wohl, die übertriebene Vermarktung seiner Person wäre sicher nicht in seinem Sinne gewesen.

Das in meiner Einleitung ausgesprochene Klischee von Tracht, Erzherzog Johann Jodler und die Liebe zu einer Bürgerlichen wurde weiter transportiert. Der Erzherzog Johann Jodler fand sogar Eingang in die Internet-Plattform „youtube“.

Im Film „Geliebter Johann, Geliebte Anna“ wurde die Lovestory mit der Postmeisterstochter verkitscht dargestellt.

Die Filmdokumentation Erzherzog Johann – Visionär und Menschenfreund dagegen zeigte die wichtigsten Stationen in seinem Leben in einer kritischen Auseinandersetzung. Die Presse brachte Kurzbiografien und seine Gründungen wurden erhöht dargestellt.

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Nach dem Gedenken an Erzherzog Johann sollen die Menschen bei diversen Veranstaltungen aber auch zum Querdenken angeregt werden, sie sollen ermuntert werden sich zu melden und ihre Gedanken und Kritik kundzutun, denn auch Erzherzog Johann war in seiner Zeit einer der schärfsten Kritiker am kaiserlichen Hof in Wien.

Neben einer Fülle von wissenschaftlichen und literarischen Publikationen, die zum Gedenkjahr 2009 erschienen sind, ist die Veröffentlichung der Historischen Landeskommission für Steiermark hervorzuheben. Erzherzog Johann von Österreich „Ein Land, wo ich viel gesehen“. Aus dem Tagebuch der England-Reise 1815/16. Herausgegeben von Alfred Ableitinger und Meinhard Brunner.

Die verschiedenen Ehrentitel und Namen, die er im Laufe der Jahre in der Literatur erhalten hat, tragen sicher auch dazu bei, ihn unvergesslich zu machen. Wie zum Beispiel: - „Steirischer Prinz“ - „Gründer“, „Industriespion“ - „Tourist und Alpinist“ - „Grüner Rebell“ - „Schutzpatron“ - „Jagdreformer“ - „Notwender“ - „Visionär“.

2009 kamen neue Namen hinzu: - „Innovator“ - „Netzwerker“ - „Brückenbauer“ - „Der johanneische Geist“ - „Landesvater“.

Bei den verschiedenen Ausstellungen und Gedenkjahren versucht man immer Erzherzog Johanns Bedeutung im jeweils aktuellen politischen Spannungsfeld und ideologischen Wertungsrahmen zu instrumentalisieren.

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Die Versuche inhaltlich konkrete Analogien zwischen der Gegenwart und der Zeit Johanns herzustellen, wobei die Schlagwörter Spannung zwischen Traditionellem und Neuem dominieren, sollen Motive und Begründungen für eine legitime und nützliche Beschäftigung mit Erzherzog Johann liefern. Die heute grundsätzlich anderen politischen und gesellschaftlichen System- und Strukturbedingungen öffentlichen wie privaten Handelns, die neuen Ansprüche, Wert- und Zielvorstellungen werden zwar allgemein erwähnt, aber nicht weiter kontrastierend durchdacht. Die Beschäftigung mit der Volkskultur zeigte mir auch, dass Erzherzog Johann mehr mit ihr zu tun hatte, als ich bisher ahnte. So sind der graue Rock, der Hut und der Erzherzog Johann Jodler ein Synonym das zu seinem Mythos beitrug. Erzherzog Johann aber auf die Volkskultur zu beschränken wäre eine grobe Verkennung seiner Person. Seine anderen Leistungen sind groß genug, damit er mit Recht unvergessen bleibt. Der „joanneische Geist“ wurde im Gedenkjahr 2009 von Politkern und Vertretern der Wirtschaft und der Wissenschaft in Ansprachen und Publikationen immer wieder zitiert, das zeigt uns, dass er auch heute noch gefragt ist.

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7. Anhang

7.1 Weitere volkskulturelle Veranstaltungen zum Gedenkjahr 2009

12 Febr.: Abendveranstaltung „150 Jahre Erzherzog Johann“, Puttererseehalle, Aigen im Ennstal.

26. Febr.: Buchpräsentation „Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär“ v. Dr. Hans Magenschab, Raiffeisenhof Graz.

28 März: „Unterwegs mit Erzherzog Johann“ – eine Wanderung auf den Spuren des Erzherzogs, Bad Gleichenberg (Tourismus).

4. April: 10. Erzherzog Johann Lauf, Strass.

8. April: Wanderung „Unterwegs mit Erzherzog Johann“, Bad Gleichenberg.

17. April: Buchpräsentation „Franz Meran - Der Sohn im Schatten von Erzherzog Johann“, von Charlotte Keil-Meran im Palais Meran, Graz.

23. April: Erzherzog Johann uns sein Johannisbrunnen, Bad Gleichenberg.

25. April: Einweihung des Erzherzog-Johann-Platzes, Hof bei Straden.

30 April – 31. Oktober: Tagesausflug „Erzherzog Johann lässt grüßen“, Stainz – Preding.

Mai – Sept.: Kulinarische Erzherzog Johann Genüsse, Hotel Erzherzog Johann Bad Aussee.

Mai – Okt.: „Auf den Spuren von Erzherzog Johann“ – Steirischer Schulwandertag, Verein Steirische Eisenstraße.

1. Mai – 26. Okt.: „Anna Plochl Kulinarik“ am Grundlsee im Gasthof Veit.

6. Mai: „Deine Anna“. Eine Textcollage. Es liest Gerd Balluch im Schloss Stainz.

16. Mai: Festakt für Erzherzog Johann, Schloss Stainz/Pfarrk. Stainz.

20. – 24. Mai: Reise „Die Familie Erzherzog Johann und die Toskana“, Graz-Toskana-Graz. Veranstalter: Urania Graz.

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21. Mai – 30. Sept.: Ausstellung „Hans, Johann und Andere – Köpfe und Körper“. Neue Galerie im Sensenwerk Deutschfeistritz.

23. Mai: „Der Erzherzog und die Rebellen“. Roland Girtler und die Straßner Pascher, Volkshaus Altaussee.

28. Mai: Vortrag: „Auf Schusters Rappen und per Kutsche durch die Obersteiermark“. Schloss Traufenfels.

31. Mai – 15. Juli: Urlaubsangebot „Kurztrip in die Berge - mit Erzherzog Johann Kulinarik“. Hotel Schwaigerhof, Rohrmoos.

31. Mai: „Aufspiel‘n, Aufsingen und Auftanzen“, Kirchenwirt Gams. Frühschoppen mit Volksmusik und Trachtenmodenschau.

Juni: Ausstellung: „Die Tracht des Erzherzog Johanns, Ramsau am Dachstein (Trachtenmode Schrempf).

5. Juni: Museumspraxis Thementag: „Auf Spuren – und Objektsuche im Museum des Erzherzogs“, Landesmuseum Joanneum.

5. – 7. Juni: 22. Frühlingsfest der Pferde „Alles Dachstein – 100 Jahre Steinerweg“ mit Erzherzog Johann Schwerpunkt in Ramsau.

11. Juni: Buchpräsentation „Alpenkönig und Menschenfreund. Erzherzog Johann als Alpinist und seine Beziehung zum Bauern Paul Adler“, Grundlsee.

1. – 12. Juni: Erzherzog Johann Gedenkschießen, Grundlsee.

13. Juni: Gedenkgottesdienst beim Erzherzog Johann Gedenkstein am Toplitzseeufer.

19. Juni: Zum Erzherzog Johann Jahr „Wann Steiraleut singen“, Mehrzweckhalle Proleb. Liederabend der Singgemeinschaft Proleb.

19. Juni: Buchpräsentation „Wenn Gott mit mir, wer gegen mich ?– Erzherzog Johann von Österreich“, von Werner A. Prochaszka, Hofer Mühle Stainz.

21. Juni: „Tag des Steirischen Kleides“ in der ganzen Steiermark.

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21. Juni: „Tag des Steirischen Kleides“, St. Lorenzen Pfarrkirche. Anschließend volkskulturelles Programm am Dorfplatz.

4. Juli: Das „Erzherzog-Johann-Kohlröschen“ auf der MS ″Erzherzog Johann ″, mit der Ausseer Kräutlerin Hanni Reichenvater auf dem Altausseer See.

13. Juli: Sommerquiz für die ganze Familie zur Ausstellung „Bürgerin, Bäuerin, Kuchldirn – Frauenalltag zur Zeit Erzherzog Johanns“.

16. Juli: „Auf musikalischer Reise mit Erzherzog Johann. Ein grenzüberschreitendes Musikprojekt, das Einblicke in das Leben des Steirischen Prinzen bietet im klang.haus Saggautal.

18. Juli – 16. Dezember: Theaterinszenierung „Erzherzog Johann und die Ewigkeit“, Steirische Eisenstraße.

19. Juli: „Erzherzog Johann in der Großsölk“. Bergmesse mit Kreuzeinweihung und volkskulturellem Almfest.

23. Juli: Lesung von Dr. Magenschab auf der MS ″Erzherzog Johann ″ aus dem Buch „Erzherzog Johann. Bauer, Bürger, Visionär“, Altausseer See.

26. Juli: 80 Jahre Landeshymne auf der MS ″Erzherzog Johann ″, Altauseer See.

26. Juli: Erzherzog Johann Wein auf der MS ″Erzherzog Johann ″. Erzherzog Johann und der Weinbau in der Steiermark mit Weinverkostung.

1. – 2. August: Wanderung ″Erzherzog Johann und die Hochwildstelle ″, Schadminger Tauern.

1. August: Der Volkskulturverlag Leibnitz präsentiert an Bord der MS ″Erzherzog Johann ″ den ersten Comic Band ″Erzherzog Johann – Steirischer Prinz ″.

2. August: Historische Wanderung, Hochgolling mit dem Alpenverein Haus im Ennstal.

7. – 9. August: ″Das Leben ein Tanz – 2009. Erzherzog Johann von Österreich ″, Kur- und Kongresszentrum Bad Aussee.

8. August: ″Der Erzherzog Johann Jodler ″ auf der MS ″Erzherzog Johann ″, Altausseer See.

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9. August: Brentenmäser Almfest mit Erzherzog Johann-Schwerpunkt auf der Tauplitzalm.

14. August: Ein ARTship – Kunstbeitrag auf der MS „Erzherzog Johann“.

15. August: Hoffest – Mit Erzherzog-Johann-Schwerpunkt – Herbstfest mit den Bäuerinnen, Irdning.

15. August: Wallfahrt zum Frauenbild im Pass Stein – Herbstfest mit den Bäuerinnen, St. Martin am Grimming.

15. August: Almfest mit Erzherzog Johann -Schwerpunkt – Herbstfest mit den Bäuerinnen, Irdning.

16. August: Erzherzog Johann Festzug mit Wildererspiel in der Gössler Wand, Gössl.

22. August: Bio Hoffest mit Erzherzog Johann Kulinarik – Herbst mit den Bäuerinnen, Aigen.

23. August: Hoffest mit Erzherzog Johann Kulinarik - Herbst mit den Bäuerinnen, Gröbming.

23. August: Historische Wanderung Gjaidalm – Über den Stein – Gutenberghaus mit dem Alpenverein Haus im Ennstal.

29. August: Fest am Teich, Herbst mit den Bäuerinnen, Gröbming.

30. August: Hoffest mit Erzherzog Johann Schwerpunkt – Herbst mit den Bäuerinnen, Unterkainisch.

5. September: Almfest – Schottenrühren auf der Viehbergalm – Herbst mit den Bäuerinnen, Gröbming.

5. September: Hoffest beim Schwoagbauer – Herbst mit den Bäuerinnen, St. Martin/Grimming.

6. September: Schutzengel Kirtag – Erzherzog Johann in der Kleinsölk – Herbst mit den Bäuerinnen, Kleinsölk.

6. September: „Bergmesse auf der Erzbergspitze“, Eisenerz.

13. September: Historische Wanderung – Hochwildstelle mit dem Alpenverein Haus im Ennstal.

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15. Oktober: „Nichts ist hierin zu gering, noch zu unbedeutend“… Erzherzog Johann und die Volksmusik. Vortrag mit musikalischer Begleitung im Wartingersaal des Landesarchivs Graz.

26. Oktober: Albschlussfest der Reihe „Herbst mit den Bäuerinnen“. Thema: trachtig, trendig, traditionell“, Schloss Trautenfels.

5. November: Vortrag: ″Erzherzog Johann und die Religion ″, von Dr. Elke Hammer–Luza im Pfarrhof Stainz.

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7.2 Literatur zu Erzherzog Johann: Neuerscheinungen anlässlich des Erzherzog-Johann-Gedenkjahres 2009

Ableitinger, Alfred und Brunner, Meinhard (Hg.): Erzherzog Johann von Österreich. Ein Land, wo ich viel gesehen. Aus dem Tagebuch der England-Reise 1815/16, Graz 2009.

Brunner, Klaus: Steiermark Innovation – Revoluzzer, Leykam Verlag, Graz 2009.

Haider, Willi: Das Erzherzog Johann Kochbuch von Herta Neunteufl, LeykamVerlag, Graz 2009.

Jaklitsch, Guido: Erzherzog Johann – Comic,Volkskultur Verlag, Leibnitz 2009.

Jaklitsch, Guido: Steirischer Brauchtumskalender 2009 „Erzherzog Johann“. Volkskultur Verlag, Leibnitz 2009.

Keil-Meran, Charlotte: Franz Meran – Der Sohn im Schatten von Erzherzog Johann. Stocker- Verlag, Graz – Stuttgart 2009.

Lexe, Peter, Just, Peter: Köstliche Wege von Stainz nach Maribor (Erzherzog Johann – Wein-Kultur-Reise), Styria Verlag, Wien-Graz-Klagenfurt 2009.

Magenschab, Hans: Erzherzog Johann. Bauer – Bürger –Visionär, Styria Verlag, Wien-Graz- Klagenfurt 2008.

Maurer, Lutz: Ein Kaisersohn wird Bürger, Styria Verlag, Wien-Graz-Klagenfurt 2009.

Riegler, Josef (Hg.): Erzherzog Johann. Mensch und Mythos (=Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs), Graz 2009.

Polz, Peter: Was blieb von Erzherzog Johann? ADEVA, 2009.

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Polz, Peter: Doppel-CD – Erzherzog Johann. Hörbuch und Soundtrack. CD1: Erzherzog Johann – Bürger, Bauer, Visionär (nach Magenschab) Schauer, Roland: Hörbuchautor. CD2: Soundtrack Erzherzog Johann – Visionär und Menschenfreund zu Alfred Ninaus Film.

Prochazka, Werner A.: Bildband I - Erzherzog Johann von Österreich – Von Florenz bis Thernberg, Bildband II – Erzherzog Johann von Österreich – Von Thernberg bis Stainz, Wien 2009.

Volkskultur Steiermark GmbH: Steirische Trachten, Volkskulturverlag, 2009.

VK Steiermark Steirisches Heimatwerk: Froschgoscherl und Kittelbech Arbeitsblätter der Frauentrachten.

Wietersheim-Meran, Maria Therese: Anna Plochl – Gräfin von Meran, edition muße Gruenberger, 2009.

Wirnsberger, Karlheinz (Hg.): Erzherzog Johann. Visionär der Habsburger. Beitragsband zum Symposium am 15. Mai 2009. Jagdmuseum Schloss Stainz.

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7.3 Literaturverzeichnis

Ableitinger, Alfred: Das Tagebuch. In: Ein Land, wo ich viel gesehen. Aus dem Tagebuch der England Reise 1815/16. (Veröffentlichungen der Historischen Landeskommission für Steiermark, B. 41). Hg.: Ableitinger Alfred und Brunner Meinhard. Graz 2009. S. -

Arnold, Wolfgang: Erzherzog Johann. Sein Leben im Roman. Graz 1980.

Bausinger, Hermann (Hg.): Volkskunde. Von der Altertumsforschung zur Kulturanalyse, Berlin – Darmstadt – Wien 1979.

Bendix, Regina: Amerikanische Folkloristik, Reimer Verlag, Berlin 1995.

Die Knaffl-Handschrift: Eine obersteirische Volkskunde aus dem Jahr 1813. Hg. von Viktor Geramb. Berlin-Leipzig 1928 (Quellen zur deutschen Volkskunde 1).

Eberhart, Helmut: Die Entwicklung des Faches Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität Graz. In: Volkskunde als akademische Disziplin. Studien zur Institutionenausbildung (Mittellungen des Instituts für Gegenwartsvolkskunde 12), hgg. von Wolfang Brückner und Klaus Beitl, Wien 1983.

Erzherzog Johann Gedächtnisausstellung: Katalog, Joanneum Graz 1959.

Erzherzog Johann von Österreich: Sein Wirken in seiner Zeit. Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde. Festschrift zur 200. Wiederkehr seines Geburtstages. Hg.: Othmar Pickl. Graz 1982.

Erzherzog Johann: Visionär der Habsburger. Tagungsband Hg.: Karlheinz Wirnsberger. Jagdmuseum Schloss Stainz 2009.

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TU Special: Sonderausgabe 2009. Erzherzog Johann Visionär und Wegbegleitet der TU-Graz.

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Unger, Th./Khull, F.: Steierischer Wortschatz als Ergänzung zu Schnellers Bayrischem Wörterbuch. Graz 1903.

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Verhandlungen und Aufsätze: In Mitteilungen der K.u.K. Landwirtschaftsgesellschaft 1819 bis 1848. Graz (Mikrofilme auf der Mediathek im Resowi).

Volkskultur Steiermark (Hg.): Steirer Art. Vom Leben im grünen Herzen Österreichs (2. Mai 2009).

Weber-Kellermann, Ingeborg/Birmmer, Andreas C./Becker, Siegfried: Einführung in die Volkskunde/Europäische Ethnologie. Stuttgart-Weimar 2003.

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Williams, Raymond: Innovationen. Über den Prozesscharakter von Literatur und Kunst. Frankfurt/Main 1977. In: Wolfgang Kaschuba: Einführung in die Europäische Ethnologie.

Wirnsberger, Karlheinz (Hg.): Erzherzog Johann – Visionär der Habsburger, Tagungsband Symposium am 15. Mai 2009 Universalmuseum Joanneum, Jagdmuseum Schloss Stainz.

Internetquellen: http://stsb.chormusik.at www.aufsteirern.at/aufsteirern/teilnehmer www.erzherzogjohann.steiermark.at www.geistundgegenwart.at www.jagdfilmfestival.at www.landjugend.at www.museum-joanneum.at www.rosmarein.ro/pages-de/parteneri.htm www.uni-graz.at/Fachdidaktitk/index.php./Lehrausgänge/5-Lehrausgänge/.... 22.10.2008 www.volkskultur.steiermark.at

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7.4. Presseberichte in Zeitungen

Neues Land, Ennstaler Woche, Steirische Wirtschaft, Doppelpunkt 1/2009 „Die Steiermark gedenkt ….“, S. 17

Neues Land, 22.1.2009: „Keine Energie verlieren“

ST.IL Steiermark Illustrierte, Jänner 2009: „Ein steirischer Prinz“. Lauschangriff: ST.IL. hat die Gedächtnisprotokolle von Erzherzog Johann.

Kleine Zeitung, Kulturservice 23.01. – 29.01.2009: „Dem steirischen Prinzen zur Ehre“

Der Ennstaler, 30. Jänner 2009, S. 6: „Auftakt zum Erzherzog Johann-Gedenkjahr“. Nahaufnahme im Monat, S. 24: Erzherzog Johann - Irevisited“.

Joanneum Aktuell 2/2009, S. 11 „Erzherzog Johann der Ausgezeichnete“ modellhaft: Erzherzog Johann, S. 9.

Business Talk: „Management by Erzherzog Johann“, Ausgabe 1.

Steirische Wirtschaft, 13.02.2009: Der Anzug von Erzherzog Johann.

Kleine Zeitung, 14.02.2009: „Wir kochen jetzt eben ein kleines Süppchen“, Susanne Leitner- Böchzelt, Leiterin des Stadtmuseums Leoben.

Rottenmann Aktuell, März 2009: „Erzherzog Johann“

Steirische Wirtschaft, 3/2009: „Hochsteiermark im Veranstaltungshoch“.

Neues Land, 5. März 2009: „Ein Prinz füllt den Saal“, Präsentation des Buches „Erzherzog Johann – Bauer – Bürger – Visionär von Hans Magenschab.

Grazetta, April 2009: „Die Anna hamma!“.

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Kleine Zeitung, 17. April: „Zeugnisse eines großen Vorfahren“.

Kleine Zeitung, S. 30, 18. April: „Weiß-grüne Geschichte lebt auf“.

Kronen Zeitung, 26. April 2009, S. 48+49: „Die Mode des Erzherzogs“

Kleine Zeitung, 1. Mai 2009, S. 24 und 25: „Auf den Spuren von Erzherzog Johann“

Kleine Zeitung, 2. Mai 2009: „Der steirische Glücksfall“ Was wären die Steirer ohne den Prinzen?

Kleine Zeitung, 3. Mai 2009: „Anna die starke Hausfrau“.

Kleine Zeitung, 4. Mai 2009, S. 18. und 19: „Auf den Spuren des steirischen Prinzen“.

ÖAMTC Clubzeitung, Mai 2009: „Erzherzog Johann und die Steiermark“.

Kleine Zeitung, 5. Mai 2009: „Nicht so einfach, das einfache Leben“.

Kleine Zeitung, 6. Mai 2009: „Erst die Arbeit dann der Genuss“ ff Das Südtiroler Wochenmagazin, 7. Mai 2009, S. 33: Der heimliche Vater Tirols – Erzherzog Johann: Der Mann, der Andreas Hofer antrieb. Traum und Scheitern eines unverstandenen Visionärs.

Der Tiroler „Prinz Hans“. Er wollte ein Mann des Volkes sein. Er war ein Visionär und er war der wichtigste Verbindungsmann zu den aufständischen Tirolern unter Andreas Hofer. Im Gedenkjahr 2009 wird Erzherzog Johann trotzdem gern vergessen.

Sonntagsblatt, 10. Mai 2009: „Der des Volkes nie vergaß“ Gedenkgottesdienst zum 150. Todestag im Grazer Dom.

Der Anblick: 6/2009: „Peter Rosegger und Erzherzog Johann im Dialog über den Wolken“, S. 52.

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„Erzherzogs persönliche Jagdausübung“

Der Standard, 9. Mai 2009: „Glorioses Scheitern“. Johann Habsburg zwischen Stachel und Schwert, zwischen Reform und Revolution.

Steirerkrone, 14. Mai 2009: „Erzherzog prägt heute den TV-Abend“.

Kronen Zeitung, 26. Mai 2009: „Der 'ausgezeichnete' Erzherzog“ – Ausstellung über die Orden und Medaillen Johanns im Grazer Schloss Eggenberg.

Falter 5/09, S. 48: „Im Bett mit Erzherzog Johann“ Was das „Gedenkjahr“ zum 150. Todestag des „steirischen Prinzen“ über die Feiernden verrät. Woche, die 17 Bezirke, 17. Juni 2009: „Gesucht: Wer kann jodeln, wie unser Erzherzog Johann“? Gösting sucht den besten Erzherzog Johann Jodler und veranstaltet dafür ein großes Bezirksfest.

Kleine Zeitung, 21. September 2009: „100.000 feierten beim Aufsteirern“.

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7.5 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Schloss Schenna Südtirol (Foto aus Erzherzog Johann - Mensch und Mythos)

Abb. 2: Todesanzeige von Erzherzog Johann im Wochenblatt der k.k. steiermärk. Landwirtschafts-Gesellschaft. Donnerstag, 19. Mai 1959.

Abb. 3: Titelblatt der Kleinen Zeitung vom Donnerstag, den 1. Jänner 2009.

Abb. 4: Reisepass von Erzherzog Johann als Führer der Veranstaltungen durch das Erzherzog Johann Jahr 2009. (Volkskultur Steiermark)

Abb. 5: Menükarte mit Autogrammen von den Ehrengästen zum Galamenü im Hotel Erzherzog Johann in Graz zum Auftakt der kulinarischen Aktion „Anna kocht“ der Mitgliedsbetriebe der BÖG (Beste Österreichische Gastlichkeit) am 21.04.2009.

Abb. 6: Schloss Stainz, Innenhof, Foto Hermine Fürst.

Abb. 7: Taufe der Erzherzog Johann Brücke. Foto in der Kleinen Zeitung vom 21. September 2009.

Abb. 8.: Titelblatt der Kleinen Zeitung vom 21. September 2009.

Abb. 9: Kleine Zeitung, 21. September 2009. Seite 11 – 15.

Abb. 10: Erzherzog Johann Brunnen am Grazer Hauptplatz. Foto: Hermine Fürst.

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