Masarykova univerzita Filozofická fakulta

Katedra germanistiky, nordistiky a nederlandistiky

MAGISTERSKÁ DIPLOMOVÁ PRÁCE

2017 Bc. Barbora Plichtová

Masaryk Universität Philosophische Fakultät

Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik

Lehramt für deutsche Sprache und Literatur

Magisterarbeit

Sportrubrik in Online-Medien. Stilistischer Vergleich „diepresse.com“ und „krone.at“

Bc. Barbora Plichtová

Betreuerin: doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc 2017

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig ausgearbeitet und nur die angeführte Literatur und die genannten Quellen zusammen mit dem Untersuchungsmaterial verwendet habe.

Brno, 2. Mai 2017 .……………………………………………. Bc. Barbora Plichtová

An dieser Stelle möchte ich mich bei der Betreuerin meiner Arbeit, Frau doc. PhDr. Jiřina Malá, CSc, für ihre Empfehlungen und Unterstützung und bei meiner Familie bedanken.

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ...... 7 I. Theoretischer Teil ...... 8 1. Kommunikationsform der Massenmedien...... 8 1.1. Medien ...... 8 1.2. Massenmedien und Massenkommunikation ...... 9 1.3. Die Kommunikatoren ...... 10 1.4. Die Rezipienten ...... 10 2. Pressesprache ...... 11 2.1. Syntax und Wortschatz ...... 11 2.1.1. Syntaktische Entwicklungstendenzen...... 11 2.1.2. Lexikalische Entwicklungstendenzen...... 14 2.2. Rhetorisch-stilistische Aspekte ...... 15 2.3. Rubriksprachen ...... 16 2.4. Sportrubrik...... 17 3. Stilistik ...... 19 3.1. Stil ...... 19 3.2. Historische Entwicklung der Stilistik ...... 20 3.3. Einteilung der Stilistik in Makro- und Mikrostilistik ...... 21 3.4. Makrostilistische Kategorien ...... 21 3.4.1. Textaufbau: Kohäsion und Kohärenz ...... 21 3.4.2. Stilschichten ...... 22 3.4.3. Stilfärbungen ...... 23 3.5. Mikrostilistische Elemente ...... 23 3.5.1. SE unter dem lexikalischen Aspekt ...... 23 3.5.2. SE unter dem Wortbildungsaspekt ...... 24 3.5.3. SE unter dem phraseologischen Aspekt ...... 24 3.5.4. SE unter dem grammatischen Aspekt ...... 26 3.5.5. SE unter dem phonetischen Aspekt ...... 29 3.6. Stilfiguren ...... 29 3.6.1. Tropen ...... 29 3.6.2. Stilfiguren ...... 31 4. Neue Medien...... 33 4.1. Hypertext ...... 33 4.2. Online-Zeitungen...... 34 4.3. Spezifische Probleme der Online-Zeitungen ...... 34 4.3.1. Multimodalität ...... 34

4.3.2. Non-Linearität ...... 35 4.3.3. Interaktivität/ Interaktion ...... 36 4.3.4. Virtualität ...... 37 II. Praktischer Teil ...... 39 5. Analysierte Online-Zeitungen ...... 39 5.1. „diepresse.com“ ...... 39 5.2. „krone.at“ ...... 40 6. Ausgewählte Artikel zur Analyse ...... 41 7. Methode der Analyse ...... 43 8. Stilistische Textanalyse – analytischer Teil...... 47 8.1. Der Großmeister und sein Gefolge ...... 47 8.2. feiert mit Bier und Cheeseburger ...... 50 8.3. Vergleich der ersten und zweiten Analyse ...... 53 8.4. Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord...... 54 8.5. 253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord ...... 56 8.6. Vergleich der dritten und vierten Analyse ...... 57 8.7. Letztes Kapitel im großen Kugelkampf ...... 58 8.8. schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg ...... 60 8.9. Vergleich der fünften und sechsten Analyse ...... 61 9. Zusammenfassung ...... 63 10. Literaturverzeichnis: ...... 65 11. Internetquellen: ...... 67 11.1. Primäre Quellen:...... 67 11.2. Sekundäre Quellen ...... 67 11.3. Bilder ...... 69 12. Anhang ...... 70 12.1. Anhang 1 ...... 70 12.2. Anhang 2 ...... 73 12.3. Anhang 3 ...... 76 12.4. Anhang 4 ...... 78 12.5. Anhang 5 ...... 80 12.6. Anhang 6 ...... 81

Einleitung

„Sprache als ein Schlüssel zur Welt“, so lauten die Worte von Wilhelm von Humboldt (1767- 1835). Mit den Wörtern kann viel gesagt werden und die Wörter haben große Macht. Bereits in der Antike wollten die Redner, ihre Rede angemessen und wirkungsvoll gestalten. Dieses Bemühen überdauert bis heute. In meiner Diplomarbeit beschäftige ich mich mit der stilistischen Analyse der Pressesprache. Die vorliegende Arbeit setzt sich das Ziel, ausgewählte Artikel der Sportrubrik aus „diepresse.com“ und „krone.at“ stilistisch zu analysieren und zu vergleichen. Mein persönliches Interesse für Sport hat mich dazu veranlasst, dieses Thema in meiner Diplomarbeit zu behandeln. Ich denke auch, dass die Sprache der Sportrubrik aus der stilistischen und linguistischen Perspektive bisher noch nicht genug erforscht wurde. Die Stilistik beschäftigt sich mit Texten und geht dabei sowohl auf den Text als Ganzes ein als auch auf einzelne Phänomene, die sich nur auf die Satz-, Wort- oder Lautebene beschränken. Jede komplexe Beschäftigung mit dem Text kann als stilistische Analyse betrachtet werden. Zu der stilistischen Analyse werden auch Kenntnisse aus den Bereichen Morphologie, Syntax und Lexikologie benötigt. Meine Diplomarbeit besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im ersten Kapitel befasse ich mich mit den Begriffen Medium, Massenmedien und Massenkommunikation. Zu diesem Kapitel gehören auch der Kommunikator und Rezipient. Nach einer Darstellung von den grundlegenden Begriffen komme ich zur Pressesprache. Ich konzentriere mich dabei auf syntaktische und lexikalische Entwicklungstendenzen, rhetorisch-stilistische Aspekte und abschließend auch auf die Sprache der Sportrubrik. Darauf aufbauend befasse ich mich mit der selbständigen Disziplin Stilistik, wobei ich zuerst auf die Makrostilistik, dann auf die Mikrostilistik und zum Schluss auf die Tropen und Stilfiguren eingehe. Im letzten Kapitel des theoretischen Teiles stelle ich „Neue Medien“ und ihre spezifischen Probleme dar. Im praktischen Teil stelle ich die Online-Zeitungen „diepresse.com“, „krone.at“ und das Verfahren der stilistischen Methode in einzelnen Schritten vor. Anschließend verwende ich dieses Verfahren in den Analysen.

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I. Theoretischer Teil 1. Kommunikationsform der Massenmedien

Im ersten Kapitel stelle ich die Begriffe Medien, Massenmedien, Massenkommunikation und die wichtigsten Kommunikationselemente der Massenmedien Kommunikator und Rezipient dar.

1.1. Medien

Im ersten Teil widme ich mich der terminologischen Klärung. Der erste Schritt jeder wissenschaftlichen Arbeit ist, das Forschungsobjekt möglichst genau zu definieren. Ein grundlegender Begriff meiner Arbeit ist Medium. Man kann sich fragen, was ist eigentlich ein Medium? Es gibt auch heutzutage keine einheitliche Begriffsbestimmung. Ich möchte mit einer einfachen Definition beginnen. Laut dem Wörterbuch Duden wird ein Medium als „Einrichtung, organisatorischer und technischer Apparat für die Vermittlung von Meinungen, Informationen, Kulturgütern“1 erklärt. Im Vergleich zu der allgemeinen Definition aus dem Duden-Wörterbuch hat die Medienlinguistik eine andere Ansicht zu dieser Problematik. Perrin (vgl. 2015: 41) bietet eine andere Definition an und beschreibt das Medium als „technische Einrichtung zur Herstellung, Speicherung, Vervielfältigung und Übertragung von Zeichen.“ Schmitz (vgl. 2015: 8) geht davon aus, dass die Wissenschaft eine eindeutige und kurze Begriffsbestimmung braucht und beschreibt Medien als „technische Hilfsmittel der Kommunikation“. Dem Autor geht es vor allem darum, die Klarheit des Begriffs hervorzubringen und diesen umstrittenen Begriff klarzumachen. Burger (vgl. 2014: 2) versteht ein Medium als Vermittler von Kommunikation. Damit sind im Allgemeinen Apparate gemeint, die Zeichen über Distanzen transportieren. Die Mitteilungen werden vor allem übertragen und nicht ausgetauscht, wie es in face-to-face- Kommunikation üblich ist. Pross (vgl. 1972, in Burger 2014: 2) gliedert die Medien in „primäre“, „sekundäre“, „tertiäre“ und schließlich in „quartäre“ Medien. Zu den „primären“ Medien werden mündliche Nachrichten gezählt, die von einem Boten von einem Ort zum anderen übermittelt werden. Falls der Sender einen technischen Apparat, z. B. Bleistift oder Schreibmaschine, benutzt, handelt es sich um „sekundäre“ Medien. Unter den „tertiären“ Medien versteht man

1 DUDEN [online], [Stand 2016-11-04], verfügbar unter: http://www.duden.de/rechtschreibung/Medium_Vermittler_Traeger 8 die Massenmedien, die ihre Nachrichten nur durch technische Hilfsmittel vermitteln können. Die sog. „Neuen Medien“, die im Fokus meiner Arbeit stehen, kann man als „quartäre“ Medien betrachten. In der Vergangenheit wurden sie zusammen mit den „klassischen“ Massenmedien erforscht, weil sie massenmediale Merkmale enthalten.

1.2. Massenmedien und Massenkommunikation

Es ist jedoch zu beachten, dass die Massenmedien nicht nur die Informationen vermitteln, sondern auch die Meinungsbildung der Gesellschaft stark beeinflussen. Wir sind ständig mit Nachrichten konfrontiert und sollte deshalb vorsichtig mit den Informationen umgehen. Zu den Massenmedien werden sowohl Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften, Bücher) als auch elektronische Medien (Hörfunk, Fernsehen), und weit verbreitete Speichermedien wie CDs und DVDs und Webseiten im Internet gezählt. In meiner Arbeit beschränke ich mich aber nur auf Online-Massenmedien. Wenn man sich mit den Kommunikationsformen und -prozessen beschäftigen will, soll man nicht die Urform von Kommunikation vergessen. Ursprünglich sind damit Interaktion, die face-to-face stattfinden, gemeint. Die Medien-Kommunikation liegt zwar weit davon entfernt von dieser face-to-face Kommunikation, was aber nicht bedeutet, dass sie weniger echt ist (vgl. Burger 2014: 1). Im folgenden Absatz befasse ich mich mit einigen Aspekten der Massenmedien. In der Publizistikwissenschaft berufen sich noch heute viele Autoren auf die Definition von Maletzke (vgl. Kunczik/ Zipfel 2005: 50, in Burger 2014: 1). Diese Definition möchte ich kurz zusammenfassen. Im Massenkommunikationsprozess werden angeboten: 1. Inhalte, die nur für zeitlich begrenzten Verbrauch geeignet sind, 2. Mittels hochentwickelter Technologien, 3. Durch unterschiedliche Medien, 4. Zugleich an eine Menge von Menschen, die für den Sender unbekannt ist, 5. Öffentlich, 6. In einseitiger und 7. Indirekter Weise 8. Mit einer gewissen regelmäßigen Erzeugung 9. Kontinuierlich. Im europäischen Sprachraum wird der Ausdruck Masse oft abwertend verstanden. Laut dem Wörterbuch Duden2 wird die Masse als ein großer Teil der Menschen verstanden, denen das selbstständige und individuelle Denken und Handeln fehlt. Der Begriff Massenmedien enthält aber in diesem Fall keine negative Konnotation.3 Gemeint ist hier nur, dass die Massenmedien ihre Produkte an eine große Anzahl von Menschen verbreiten. Dieses

2 DUDEN [online], [Stand 2017-01-09], verfügbar unter: http://www.duden.de/rechtschreibung/Masse 3 MEYEN, Michael. Massenmedien [pdf], [Stand 2017-01-09], verfügbar unter: https://www.lmz- bw.de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/meyen_massenmedien/meyen_mas senmedien.pdf 9

Publikum ist nicht überschaubar (die Aussage kann nicht von einer Person zu einer anderen ausgerichtet werden), heterogen (uneinheitlich, weil die Menschen verschiedene soziale Position haben) und anonym (der Kommunikator kennt nicht die Rezipienten).4 Gerhard Maletzke (vgl. 1963, in Meyn) hat dafür den Begriff „diverses Publikum“ benutzt. Um den Begriff Massenkommunikation noch zu verdeutlichen, sollten auch die vier Elementen der Kommunikation nicht unerwähnt bleiben: Sender (Kommunikator), Inhalt (Aussagen), Kanal (Medium) und Empfänger.5

1.3. Die Kommunikatoren Der Kommunikator, bzw. Sender einer Botschaft, ist in den Medien ziemlich schwer zu bestimmen. Obwohl in manchen Zeitungen die Journalisten ihre Nachrichten unterschreiben, ist es aber immer noch nicht sicher, ob der ganze Text von dem Autor stammt, der diesen Text unterschrieben hat. Die Autonomie eines Autors ist auch oft durch Institution eingeschränkt, weil er Mitglied einer Redaktion ist und damit deren internen Normen unterworfen ist (vgl. Burger 2005: 3).

1.4. Die Rezipienten Wenn es schwierig war, den Kommunikatoren zu bestimmen, ist noch schwieriger die Rezipienten anzugeben. In den früheren Forschungen wird der Begriff „Masse“ eingeführt, in den neueren Forschungen wird „disperses Publikum“ benutzt. Mit „dispers“ wird gemeint, dass „das Medienpublikum aus einer räumlich und zeitlich verstreuten Vielzahl von Menschen besteht“ (vgl. Süss/ Bonfadelli 2011: 314; in Burger 2005: 5). Es geht also um eine sehr diffuse Größe, zwischen denen keine Ähnlichkeiten bestehen müssen. Zwischen dem Kommunikator und dem Rezipienten in den Massenmedien verlief früher nur die „Einweg-Kommunikation“ (vgl. Burger 2005: 10). Der Rezipient konnte nicht unmittelbar auf die Nachrichten der Journalisten reagieren. Heutzutage entsteht aber die Möglichkeit der Internetforen, in denen die Leser unmittelbar reagieren können.

4 Ebd. 5 Ebd.

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2. Pressesprache Das zweite Kapitel handelt von der Pressesprache, vor allem von den linguistischen Merkmalen, auf die ich mich in diesem Teil beschränken will. Diese Problematik bearbeitet H.-H. Lüger in seinem Werk Pressesprache, von dem ich auch zum größten Teil ausgehe. Zunächst widme ich mich den syntaktischen Merkmalen der Pressesprache. Als Nächstes betrachte ich die lexikalischen Merkmale und schließlich befasse ich mich mit den rhetorisch-stilistischen Merkmalen. H-H. Lüger (vgl. 1995: 23) beschäftigt sich in seiner Studie mit der Entwicklung und den charakteristischen Merkmalen der gegenwärtigen Pressesprache. Er führte eine spezielle Untersuchung durch und stellte zunächst für den syntaktischen, dann auch für den lexikalischen Bereich, bedeutende Tendenzen fest. Zum Schluss des Kapitels führe ich noch ein Unterkapitel Rubriksprache und eine Untersuchung der Sportrubrik von P. Schneider an.

2.1. Syntax und Wortschatz Im Rahmen des linguistischen Forschungsinteresses wird die Pressesprache als eine selbstständige Disziplin betrachtet. Zu den wichtigsten Forschungsgegenständen gehören Syntax und Wortschatz. H-H. Lüger stellt drei unterschiedliche Betrachtungsweisen fest (vgl. Lüger 1995: 22): a. Pressesprache als Indiz für Tendenzen der Gegenwartsprache Es werden Veränderungen und Entwicklungen im heutigen Deutsch betrachtet, gegenüber einem früheren Sprachzustand. b. Pressesprache als spezifischer Sprachgebrauch im Medium Presse Der Autor stellt den Sprachstil der Presse als relativ eigenständig dar. Weiterhin beruft er sich auf den Sprachgebrauch der Radio- und Fernsehsprache. c. Pressesprache als Sprachgebrauch eines bestimmten Publikationsorgans Stiltypische Merkmale werden nur im Bereich einer Zeitung oder einer Zeitschrift untersucht.

2.1.1. Syntaktische Entwicklungstendenzen a. Verkürzung der Satzlänge H.-H. Lüger (vgl. 1995: 23) behauptet, dass in der modernen deutschen Schriftsprache die Sätze kürzer sind als in der älteren Literatur. Diese These wird durch folgende Untersuchung belegt und verdeutlicht.

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In der Tabelle wird die Satzlänge der modernen Autoren und der älteren Autoren verglichen. In der Tabelle werden die Artikel der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) und populärwissenschaftlichen Texte den literarischen Texten aus dem 18. Jahrhundert (Goethe, Schiller oder Lessing) gegenübergestellt (vgl. Lüger 1995: 23). Laut dieser Tabelle bestehen 44% der Sätze der Artikel aus der FAZ aus einer Länge von 9 bis 20 Wörtern, wobei Sätze mit 13 Wörtern am häufigsten sind (vgl. Eggers 1973: 32; in Lüger 1995: 23). Dies ist aber aus der Tabelle nicht offensichtlich. Im Vergleich zu den älteren Autoren liegen die Maximalwerte deutlich niedriger. Der Autor betont jedoch, dass die Aussagekraft der Pressesprache nicht überschätzt werden soll, da im Vergleich anderer Zeitungstypen (z. B. Abonnementzeitung vs. Boulevardzeitung) ganz andere Ergebnisse aufgezeigt werden können. In der Tabelle 2 wird die Abonnementzeitung (FAZ) mit der Boulevardzeitung Bild-Zeitung verglichen.

Aus der vorliegenden Tabelle kann ich einige Einzelheiten entnehmen. Auf den ersten Blick ist es offensichtlich, dass in der Boulevardzeitung kürzere Sätze überwiegen. 64 % aller Sätze bestehen aus Sätzen, die maximal 12 Wörter beinhalten. Nur 13% aller Sätze haben mehr als 20 Wörter. In der Abonnementzeitung ist es dagegen umgekehrt. Fast die Hälfte aller Sätze besteht aus mehr als 20 Wörtern. Nur ca. 24% aller Sätze setzen sich aus 1 bis 12 Wörtern zusammen. b. Verteilung der Satzformen Bevor ich mich mit dieser Problematik befasse, möchte ich zunächst die Begrifflichkeiten klären. Methodische Grundlage für die syntaktische Ebene ist die Klassifikation folgender

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Begriffe: Setzung, Einfachsatz, Satzreihe, Satzgefüge (vgl. Lüger 1995: 24). Zum besseren Verständnis führe ich aktuelle Beispiele aus der Sportrubrik der Internetseite „krone.at“ an, deren Artikel ich dann später im praktischen Teil analysieren will. Setzungen sind unvollständige Äußerungen, in denen ein grundlegendes Element fehlt, z. B. das Verb oder das Subjekt (Schnee- Chaos! Kein Training & Rennen in Zauchensee)6. Einfachsätze sind Sätze, die nur aus dem Hauptsatz bestehen ( ist 376 Tage nach seinem bisher letzten Wettkampf- Sprung der erste Schritt gelungen!)7. Reihen sind Sätze, die aus zwei oder mehreren Hauptsätzen, bzw. Teilsätzen, zusammengesetzt sind (Neben den vier vorqualifizierten ÖSV- Adlern kam auch Markus Schiffner weiter, Daniel Huber scheitere als 42.)8. Unter dem Satzgefüge versteht man Sätze, die aus mindestens einem Hauptsatz und einem oder mehreren Nebensätzen bestehen (Die Werte auf der Sprungmessplatte seien dafür, dass er erst im November mit dem Springen begonnen habe, schon enorm.)9. Aufgrund der Analyse von Eggers (vgl. 1973: 43 in Lüger 1995: 24) zeigen sich zwei deutliche Veränderungen in der Satzform. Zum einen zeigt sich der Rückgang der Satzgefüge und zum anderen die Zunahme von Einfachsätzen. Dies ergibt sich auch aus der untenstehenden Tabelle.

Bei der Satzlängenmessung muss man auch den Zeitungstyp beachten. Die erste Tendenz kann mehr in der Boulevardzeitung betrachtet werden als in der seriösen Zeitung. c. Nominalstil Im Zusammenhang mit der Satzstruktur sprechen die Autoren häufig über das Vordringen des Nominalstils. Lüger (vgl. 1995: 25) reagiert darauf und verdeutlicht das mit einem Beispiel. Ein Satz kann folgendermaßen durch Nominalisierung umgewandelt werden. Nachdem die Arbeiter das Tarifangebot abgelehnt hatten: Infolge der Ablehnung des

6 Schnee- Chaos! Kein Training & Rennen in Zauchensee [online], [Stand 2017-01-14], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/schnee-chaos-kein-training-rennen-in-zauchensee-alles-abgesagt-story- 548774 7 Schlierenzauer bei Comeback locker qualifiziert! [online], [Stand 2017-01-14], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/schlierenzauer-bei-comeback-locker-qualifiziert-er-ist-zurueck-story- 548718 8 Ebd. 9 Ebd. 13

Tarifangebots durch die Arbeitgeber. Daraus lässt sich ableiten, dass die Nominalisierung das häufige Vorkommen des Satzgefüges „Temporalsatz-Hauptsatz“ reduziert. Die substantivierten Formen werden oft durch Genitivattribute, Präpositionalattribute und weitere Partizipialattribute erweitert. Man spricht dann von sog. „Blockbildung“. Diese Anlagerungen der Attribute könnten die Tendenz zur Satzverkürzungen verhindern. Allerdings könnte dies Verständnisschwierigkeiten zur Folge haben, weil Konstruktionen dabei oft nicht durchschaubar sind. d. Funktionsverbgefüge Angesichts der Zunahme von Nominalgruppen kann es zum sogenannten „Verfall der verbalen Ausdrucksweise“ kommen (vgl. Lüger 1995: 26). Viele Verben werden nämlich durch „Steckformen“ ersetzt und die eigentliche Bedeutung der Verben kann abgeschwächt werden. Als Beispiele sollen Verben wie durchführen, mitteilen dienen, die in der Verbindung Verb + Substantiv gebraucht werden wie: zur Durchführung bringen oder eine Mittteilung machen. Der nominale Teil trägt die eigenständige Bedeutung der Verbindung. e. Syntax von Überschriften Spezifische syntaktische Merkmale bringen auch die Überschriften mit sich. Die Syntax der Überschriften unterscheidet sich durch die „Ersparung“ und „Auslassung“ der üblichen Elemente (vgl. Sandig 1971: 22f, in Lüger 1995: 29), deshalb kommen in den Schlagzeilen einfache Aussagesätze, Nominalisierungen oder Ellipsen vor. Schlagzeilen sollen den Inhalt des Artikels zusammenfassen und den Leser zum Weiterlesen anregen, weswegen sie kurz und prägnant formuliert sind.

2.1.2. Lexikalische Entwicklungstendenzen Im Vergleich zu den syntaktischen Entwicklungstendenzen bereiten die lexikalen Kennzeichen größere Schwierigkeiten, vor allem im Bereich Presse. Der Wortschatz unterscheidet sich nach den wortstatistischen Untersuchungen nicht wesentlich. Größere Unterschiede weist er erst nach der Differenzierung in weitere Kategorien auf, wie z. B. Rubriken oder verschiedene Publikationsorgane. Lüger (vgl. 1995: 30) unterscheidet folgende Merkmale der Pressesprache: a. Verwendung neuer Bezeichnung Da sich die Gesellschaft immer weiterentwickelt, verändert sich auch der Wortschatz. Aufgrund des ständigen Wandels sozialer, wissenschaftlicher und technischer Verhältnisse, entstehen neue Sachverhalte, die neu bezeichnet werden müssen.

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b. Verschiebung in der relativen Häufigkeit Nicht nur Neuschöpfungen kann man in den Zeitungen beobachten, sondern auch die Häufigkeit einiger Bezeichnungen. Der Autor verweist auf „wechselnde Zeitinteresse“ für ein Thema (vgl. Lüger 1995: 30). Anhand folgender Beispiele kann diese Problematik leichter verständlich sein: Währungsreform, Ostverträge, Friedensbewegung sind Begriffe, die öfter in politischen Zusammenhängen vorkommen als in anderen Bereichen oder Rubriken. c. Eindringen fachsprachlicher Ausdrücke Als weitere Tendenz führt Lüger fachsprachliche Ausdrücke, vor allem Fremdwörter, an. Die Zeitungen berichten von neuen Ereignissen aus verschiedenen Bereichen. Deswegen lässt sich nicht vermeiden, dass Fachsprache und Fremdwörter auch in der Gemeinsprache oder Umgangssprache verwendet werden. Was die Fremdwörter betrifft, werden die meisten aus dem Angloamerikanischen entnommen. Wie Lüger (vgl. 1995: 30) jedoch bemerkt hat, ist es äußerst umstritten, ob diese Tendenz für die Presse charakteristisch ist, da viele Anglizismen bereits in der Gemeinsprache zu finden sind. d. Wortbildungen Im Bereich der Wortbildung werden in der Pressesprache oft Wortzusammensetzungen, sog. „Augenblickskomposita“, benutzt (vgl. Lüger 1995: 31). Neben den üblichen Komposita werden auch neugebildete Zusammensetzungen genannt, wie z. B. Ersatzdienst-Mann oder Infarkt-Patient. In der Pressesprache wird nach Sprachökonomie und Informationsverdichtung gestrebt, und dies kann die Ursache für die Verwendung der „Augenblickkomposita“ sein. Manche Zusammensetzungen können aber für einige Leser unverständlich sein. Als gutes Beispiel dient dem Autor die Zusammensetzung Polenreise. Es sind nämlich zwei Interpretationen möglich, entweder Reise nach Polen oder Reise der Polen.

2.2. Rhetorisch-stilistische Aspekte Zwei weitere Bereich, mit denen sich Lüger (vgl. 1995: 34) befasst, sind die Rhetorik und Stilistik. a. Rhetorisierungen Rhetorische und stilistische Figuren sind nicht nur für literarische Texte geeignet, wie man vermuten könnte, sondern auch für alltägliche Sprache. Deswegen richtete der Autor seine Aufmerksamkeit auch auf das Auftreten stilistischer Figuren in der Pressesprache (vgl. Kloepfer 1975: 14, in Lüger 1995: 34). Laut Lüger gehören zu den rhetorischen Figuren

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Wortspiele, Reime, Alliterationen, Parallelismen und andere Stilmittel. Ein typisches Beispiel dafür ist die Sprache des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL. Das Magazin zeigt den Lesern, wie die Sprache bildhaft sein kann. Man spielt mit der Sprache durch Übertragungen und Mischungen, die im Endeffekt komische und ironisierende Effekte erzeugen können. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und was einem Leser als geschmacklos oder übertrieben erscheinen kann, kann einen anderen Leser amüsieren. Die Verwendung dieser Stillmittel sollte helfen, die Texte lebendiger, interessanter und attraktiver zu gestalten. Die Tendenz Rhetorik in Verbindung mit alltäglicher Sprache zu verwenden, kann als eine generelle Tendenz in der Pressesprache betrachtet werden und kommt sowohl in der Abonnement- als auch in der Boulevardzeitung vor (vgl. Lüger 1995: 35). b. Sprichwörter und Redewendungen Weitere wichtige Stilmittel, die in den Pressetexten häufig auftreten, sind die Sprichwörter, Gemeinplätze, Maximen oder Redewendungen. Sie werden oft nicht direkt benutzt, sondern in abgewandelten Formeln verwendet. H.-H Lüger (vgl. 1995: 36) erläutert dies anhand eines Beispiels aus der Zeitung: Früh übt sich, wer den Müllberg meistern will. Dieses Beispiel wandelte das bekannte Sprichwort Früh übt sich, wer ein Meister werden will ab. Die Bedeutung des Sprichwortes bleibt gleich wie bei dem Ursprünglichen. Der Journalist will die konkrete Situation veranschaulichen. Diese parodierenden und verfremdenden Abwandlungen berufen sich auf lange Tradition in literarischen Texten und deswegen handelt es sich nicht um ein neues Stilmoment der Pressesprache. Sie werden oft in den Überschriften angesammelt. Neben Abwandlungen und Anspielungen kann man in den Texten auch Originalfassungen von Sprichwörtern und Zitate finden, die den Text auflockern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass noch wichtige Verwendungszusammenhänge für die Beschreibung von Pressesprache fehlen.

2.3. Rubriksprachen Wie Lüger (vgl. 1995: 37) schon angedeutet hat, ist es ziemlich schwierig die Pressesprache allgemein zu beschreiben und ein homogenes Textkorpus zu erstellen. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern die Pressesprache begrenzt werden kann. Lüger schlägt vor, die Texte inhaltlich einzuschränken. In den einzelnen Rubriken kann man eher gemeinsame sprachliche Merkmale finden, als in Texten verschiedener Kategorien. Um diese These zu verdeutlichen, führt Lüger (vgl. 1995: 38) ein Beispiel aus der Wirtschaft-Rubrik an. In

16 dieser Rubrik kann man eine hohe Anzahl von Fachtermini (Handelsgesellschaft, Effektenbörse) und viele substantivische Ausdrücke finden. Es werden auch konkrete Beispiele aus den anderen Bereichen angegeben, wie z. B. Börsenberichte, in denen oft metaphorische Ausdrücke aus den Bereichen Gesundheit, Verwandtschaft, Sport usw. vorkommen (neue Belebung am Automarkt). Weitere Metapher stammen aus der Technik oder Krieg (Kleinkrieg im Kreditgewerbe). Sie haben veranschaulichende und auflockernde Wirkung auf den Leser. Was die syntaktische Ebene betrifft, sind die unpersönliche Redeweise, Häufigkeit des Passiv oder personifizierte Handlungsobjekte bemerkenswert.

2.4. Sportrubrik Im Vordergrund meiner Arbeit steht die Sprache der Sportrubrik, auf die ich näher eingehen will, wobei ich mich nur auf die linguistischen Merkmale beschränken will. Der stilistischen Textanalyse der Sportrubrik in Online-Medien wurde bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet, obwohl die Sportsprache viele spezifische Merkmale aufweist. Die Sportsprache ist Forschungsgegenstand in verschiedenen Wissenschaften, wie z. B. in der Germanistik, Sportwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, oder sogar in der Pädagogik. Untersuchung von Schneider Peter Schneider versuchte in seiner älteren Publikation Sprache des Sports (vgl. 1974: 162) linguistische Merkmale von Sportsprache zu entdecken und die Frage, wie der Sport die deutsche Gegenwartsprache beeinflusst, zu beantworten. Als Ausgangsbasis wurde ein abgeschlossenes Korpus ausgewählt, das er aufarbeitete. In seiner linguistischen Untersuchung konzentrierte er sich auf Fachvokabular, Substitution, Umdeutung, Metaphorik und Fremdkombination. Der Autor erforschte die Herkunft und die Häufigkeit der aufgetretenen Wörter. Im Folgenden stütze ich mich auf seine Untersuchung von Fachvokabular und deute seine umfangreiche Analyse in groben Zügen an. Zu jedem Begriff führe ich einige Beispiele aus der Forschung von Schneider an (vgl. Schneider 1974: 166-180). Damit möchte ich zeigen, wie die Sportsprache auch untersucht werden kann. Fachvokabular Schneider erläutert (vgl. 1974: 162) die Problematik des Fachwortschatzes, die er noch in Fremdwörter, hybride Zusammensetzungen, Lehnübersetzungen, Lehnübertragungen, Turnsprache, deutsche Bildungen und Seemannssprache gliedert.

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a. Fremdwörter Fremdwörter wurden aus einer Fremdsprache übernommen. Beispiele aus dem Bereich Sport sind Sportler, boxerisch oder Sparringspartner. Das meistgebrauchte Lexem, in Schneiders Untersuchung ist Trainer und die häufigste Zusammensetzung Olympiastadion (vgl. Schneider 1974: 166). b. Hybride Zusammensetzungen Unter hybriden Zusammensetzungen kann man Wörter verstehen, deren Bestandteil aus einem Element eines Fremdwortes und einem deutschen Teil besteht. Zu den oft gebrauchten Ausdrücken gehören BSC (Berliner Sportclub), FC (Fußballclub) oder USC (Universitäts- Sportclub). c. Lehnübersetzungen Bei den Lehnübersetzungen wird Glied für Glied ein Fremdwort ins Deutsche übersetzt.10 (z. B. Fußballmannschaft) Die häufig verwendeten Einzelerscheinungen sind Fußball (football), Halbzeit (half-time) oder Strafraum (penalty area). d. Lehnübertragungen Als Lehnübertragungen bezeichnet man die freieren übertragenen Wörter ins Deutsche. Mannschaft (team, crew), Spiel (play, match) oder Pokal (cup) erscheinen in den deutschen Sportberichten ziemlich oft. e. Turnsprache und Seemannssprache Diese zwei spezifischen Bereiche des Sports sondert Schneider aus, weil sie andere sprachliche Merkmale aufweisen. Dies ist aber nicht relevant für meine Arbeit. f. Deutsche Bildungen Deutsche Bildungen bilden die zahlreichste vertretene Gruppe in der deutschen Sportsprache. Die Wörter wie Ball, gewinnen, Fahrer oder Kampf erscheinen in den Texten am häufigsten.

10 DUDEN [online], [Stand 2017-02-16], verfügbar unter: http://www.duden.de/rechtschreibung/Lehnuebersetzung 18

3. Stilistik Im Fokus des dritten Kapitels steht die wissenschaftliche Disziplin Stilistik. Dieses Kapitel ist besonders wichtig, weil es auch als Grundlage für den praktischen Teil dienen wird. In meinem praktischen Teil möchte ich mich mit der komplexen stilistischen Analyse der Artikel aus der Boulevardzeitung und der seriösen Zeitung beschäftigen. Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, wie sich die Artikel unterscheiden sowie welche stilistischen Mittel in einzelnen Zeitungen häufiger verwendet werden. Als Erstes werde ich die makrostilistischen Merkmale beschreiben, darauf folgen die mikrostilistischen Merkmale und im letzten Punkt die rhetorischen Figuren.

3.1. Stil Bevor ich mich auf die selbstständige Disziplin Stilistik konzentriere, möchte ich mich noch kurz mit dem Begriff Stil beschäftigen. Es erhebt sich die Frage, was eigentlich Stil ist. Er wird oft nicht nur in der Sprachwissenschaft, sondern auch im Alltag, in der Architektur, in der Kunst oder in der Mode verwendet. Dazu werden Beispiele aus dem Alltag angeführt, die ein bestimmtes Vorgehen kennzeichnen: Lebensstill, Modestil, Kampfstil oder Sportstil (vgl. Malá 2009: 8). Was bedeutet aber Stil für die Linguisten? Sandig (vgl. 1986: 18) sieht Stil als Teilaspekt von Texten. Texte werden geschrieben um uns etwas mitzuteilen. Texte haben immer eine andere Funktion oder beziehen sich auf unterschiedliche Aspekte. Es kann auch nicht gesagt werden, ob ein Stil gut oder schlecht ist. Die Autorin beruft sich auf einen strukturellen Aspekt von Stil und erklärt, dass Stil, wie andere sprachliche Einheiten, Struktur und Funktion hat. Sandig (vgl. 1986: 19) fasst die Beobachtungen zusammen, was unter der Funktion und der Struktur verstanden werden kann. Stil unter dem Aspekt der Funktion: • Normalität des Alltäglichen, Erwartbares • Besonderheiten: Neues, Individuelles, Literarisches • Rituale • Soziale Differenzierung • Stilvorschriften für gehobene Stil • Historische Stile • Angemessenheitsforderungen, -konventionen für Rollen und Rollenbezeichnungen, Handlungsweisen, Themen … Stil unter dem Aspekt der Struktur: • Lautliches wie Reim, Alliteration • Rhythmische Gestaltung von Sprache wie Versmaße • Lexeme mit besonderen stilistischen Stilwerten (Antlitz, Fresse) • Stilfiguren wie Metapher, Vergleich, Parallelismus … (Sandig 1986: 19)

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3.2. Historische Entwicklung der Stilistik Der nächste Teil widmet sich der historischen Entwicklung der Stilistik. Am Anfang kann man sich die Frage stellen, ob die Stilistik eine neue oder alte Disziplin ist. Manche betrachten die Stilistik als eine neue wissenschaftliche Lehre, obwohl sich die Stilistik schon lange entwickelt. Der Ursprung der Stilistik liegt schon in der Zeit der griechischen und der römischen Antike. Die Bedeutung des Wortes stylos kam aus dem Altgriechischen und bedeutete Pfeiler oder Säule. Im metaphorisch übertragenen Sinn war stylos (im Lateinischen stilus), ein hölzerner oder metallener Schreibgriffel. Später wurde unter dem Stilus im metonymisch übertragenen Sinn die Art und Weise des Schreibens oder Sprechens verstanden (vgl. Malá 2009: 10). Die Auffassung des Sprachstils ist sehr alt. Die Menschen wollten ihre sprachlichen Fähigkeiten verbessern und vor allem ihren Sprachausdruck durch rhythmische Erneuerungen, Wechsel der Ausdrucksform, Sprachbilder und Ausdrücke verschönern, um eine größere Wirkung ihrer Rede zu erzielen. Die Verschönerung der Rede ist jedenfalls wichtiger als die absichtliche Gestaltung der Sprache (vgl. Sowinski 1973: 13). Sowohl in der Spätantike als auch im Mittelalter setzte sich Stilistik im Rahmen der Rhetorik durch. Daraus entwickelte sich die Stillehre aber noch nicht, es entstanden nur einige Schriften über Stillmittel. Den größten Aufschwung erlebte die Stilistik jedoch im 20. Jahrhundert, als sich die linguistische Stilistik von der Literatur inspirierten Stilistik trennte. Die Blütezeit der Stilistik ist mit der strukturalistischen Stilauffassung und mit der Funktionalstilistik der Prager Schule verbunden. Bohuslav Havránek, der durch die Prager Schule bekannt wurde, unterschied drei Funktionalsprachen: Konversationssprache, Fachsprache und Dichtersprache. Des Weiteren bearbeitete Jan Mukařovský noch die Dichtersprache, die von großer Bedeutung ist (vgl. Malá 2009: 12). Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich mit der strukturalistischen Stilauffassung Elise Riesel auseinander, die die Stilmittel systematisch aufstellt, und fünf Funktionalstile unterscheidet: Stil der öffentlichen Rede, Stil der Wissenschaft, Stil der Presse und Publizistik, Stil der Alltagsrede, Still der schönen Literatur (vgl. Riesel/ Schendels 1975: 5, in Malá 2009: 12). Mit der systematischen Darstellung der Stilistik beschäftigten sich in der DDR Wolfgang Fleischer und Georg Michel. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Zeit in Tschechien und der Slowakei gehören Jan Chloupek, Marie Krčmová und Jozef Mistrík. Roman Jakobson, führendes Mitglied der Prager Schule, wurde auch durch die strukturalistische Stilbetrachtung beeinflusst. Aufgrund der Studie von Ferdinand de Saussure, einer der berühmtesten Sprachwissenschaftler des Prager Linguisten Kreises, 20 beschäftigte sich die Prager Schule auch mit den paradigmatischen und syntagmatischen Beziehungen (vgl. Malá 2009: 13). In den 70er Jahren stieg das Interesse an Stilistik. Die Linguisten befassen sich mit der Frage des Stilbegriffs und mit den angewandten Disziplinen der Stilistik, wie z. B. Abweichungsstilistik, Sprachpragmatik oder auch Textlinguistik (vgl. Malá 2009: 14). Die neuesten Forschungen der stilistischen Disziplin kamen nach der kommunikativ- pragmatischen Wende Anfang der 70er Jahren hervor. Im Laufe der Zeit wurden neue Disziplinen eingeführt, die die Textzusammenhänge untersuchten, wie z. B. Pragmalinguistik, Textlinguistik, Soziolinguistik und Psycholinguistik. Größere Bedeutung gewann auch die Gesprächslinguistik (vgl. Malá 2009: 14). Zu den wichtigsten Vertretern gehören Barbara Sandig und Ulrich Püschel. Sandig geht davon aus, dass Stil Information über das Individuum an sich bringt und dass sich auf das sprachliche Handeln eines Individuums bezieht. Aufgrund dieser Stilforschung zeigt sich der Unterschied zwischen der pragmatischen, strukturalistischen und funktionalen Stilistik (vgl. Malá 2009: 15).

3.3. Einteilung der Stilistik in Makro- und Mikrostilistik Stilistik befasst sich mit Texten und jede komplexe Zerlegung eines Textes kann als stilistische Textanalyse betrachtet werden. Um eine stilistische Textanalyse durchzuführen, werden nicht nur die Kenntnisse der Morphologie, Syntax und Lexikologie, sondern auch der praktische Umgang mit Texten unserer Kommunikation benötigt (vgl. Malá 2009: 7). Stilistik wird von vielen Forschern in Makrostilistik und Mikrostilistik geteilt. Diese Teilung ist sinnvoll, weil man sich bei der stilistischen Textanalyse meistens nicht nur auf die Wort- und Satzebene beschränkt. Es sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass die Makrostrukturen die Mikrostrukturen jedes Textes beeinflussen.

3.4. Makrostilistische Kategorien

3.4.1. Textaufbau: Kohäsion und Kohärenz Bei einer Textuntersuchung sind zwei Typen des Textaufbaus zu unterscheiden, der äußere (die Architektonik) und der innere Aufbau (die Komposition) des Textes. G. Michel (1980, 436ff, in Malá 2009: 27) führt eine andere Differenzierung der Textkompositionsstruktur an: die themenbedingte (topikale) und die verfahrensbedingte (operationale) Strukturebene, die eng mit Kohäsion und Kohärenz zusammenhängen.

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Eine der Grundlagen für meine stilistische Textanalyse bildet die Unterscheidung der Strukturebenen im Text, deswegen möchte ich diesem Thema noch mehr Aufmerksamkeit widmen. Die Textkohäsion untersucht den textlichen Zusammenhang mithilfe von sprachlichen Mitteln auf der Oberfläche und die Textkohärenz den semantischen Sinnzusammenhang des Textes in seiner tieferen Struktur. Eroms (vgl. 2008: 43) geht von der Methode von Harweg (1968) aus, dass in jedem Satz ein Ausdruck sein muss, der auf den Nachfolgesatz verweist. Für das bessere Verständnis der Kohäsion führt er auch ein Beispiel an. Es war einmal ein König. Der hatte eine Tochter. Die war sehr schön… Für die linguistische Textanalyse ist die Kohärenz von größerer Bedeutung. „Die Kohärenzketten, durch die das Hauptthema sowie Nebenthemen im ganzen Text durchgehalten werden, finden ihre sprachstilistische Realisierung durch den Einsatz von lexikalisch-semantischen sowie grammatischen Stilmitteln“ (vgl. Malá 2009: 27). Auf der themenbedingten Ebene werden hauptsächlich die Ähnlichkeiten zwischen den Wörtern untersucht, z. B. die Synonymie, Hyperonym-Hyponym-Beziehungen, die Antonyme und andere stilistische Formen (Periphrasen und Stilfiguren).

3.4.2. Stilschichten Ob Stilschichten und Stilfärbungen zu den makrostrukturellen Stilelementen gehören, ist äußerst umstritten, weil sie an konkrete lexikalische Stilelemente gebunden sind. Die Einteilung des lexikalischen Bestandes kann in verschiedenen Stilschichten erfolgen, wobei die Ausgangslage die neutrale/normalsprachliche Schicht ist (vgl. Malá 2009: 34). Es lassen sich folgende Stilschichten unterscheiden. a) Normalsprachliche Stilebene – Diese Stilschicht ist die häufigst verwendete Schicht der Sprache, die neutral und ohne Expressivität ist. b) Gehobene Stilschicht – Diese Stilschicht befindet sich oberhalb der neutralen Stilschicht. Sie kann zu feierlichen und offiziellen Gelegenheiten dienen. (z. B. die Fittiche oder das Antlitz) c) Umgangssprachlich-saloppe Schicht – Bei dieser Schicht handelt es sich um die Äußerung mit einer bestimmten Lockerheit, Ungezwungenheit und Nachlässigkeit, die der Alltagskommunikation entspricht. Für diese Schicht sind auch verschiedene Redewendungen typisch, wie z. B. den Löffel abgeben, sich die Radieschen von unten angucken für sterben.

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d) Vulgäre/ derbe Stilebene – Diese Stilschicht zeichnet sich durch grobe, abwertende, obszöne Ausdrücke und auch Schimpfwörter aus, z. B. verrecken, Schnauze.

3.4.3. Stilfärbungen Neben den Stilschichten werden noch Stilfärbungen unterschieden, die mit den Emotionen verbunden sind (vgl. Malá 2009: 35). a) Scherzhaft: Adamskostüm b) Vertraulich/ familiär: mein Alterchen c) Pejorativ/ abwertend: der Köter d) Verhüllend/ euphemistisch: ableben (sterben), Tüten kleben e) Übertrieben/ hyperbolisch: sich totlachen f) Spöttisch: Amtsmiene g) Schimpfwort: Aas, Schwein (vgl. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1978, in Malá 2009: 35)

3.5. Mikrostilistische Elemente Mikrostilistische Sprachmittel werden nach verschiedenen Aspekten bewertet: unter dem lexikalischen Aspekt, Wortbildungsaspekt, phraseologischen Aspekt, grammatischen Aspekt und phonetischen Aspekt.

3.5.1. SE unter dem lexikalischen Aspekt Laut Fleischer/ Michel/ Starke (vgl. 1993: 82f) werden die lexikalischen Einheiten wie folgt klassifiziert: a) Diachronisch – Zum zeitlichen Aspekt werden nicht nur Archaismen (veraltete Ausdrucke, wie z. B. Biergeld), Historismen (Bezeichnungen für die nichtexistierenden Sachverhalte, wie z. B. Hellebarde), sondern auch Neologismen und Modewörter (das Happening) gezählt. Einen speziellen Fall bilden die Anachronismen, die aus einer historischen Epoche stammen, aber heutzutage benutzt werden (Arche Noah als Bezeichnung für ein altes Auto) (vgl. Malá 2009: 37). b) Diatopisch – Die Wörter werden nach dem räumlichen/ territorialen / regionalen Aspekt begrenzt. Es werden Dialektismen (Zwetschge/ Zwetsche) und territoriale Dubletten oder Heteronyme (Metzger, Schlachter, Wurstler, Fleischhacke) unterschieden. Dazu gehören auch die nationalen Varianten: Austriazismen (Jänner, heuer, Matura, Ordination, Kren) und Helvetismen (Velo, Depot) (vgl. Malá 2009: 38).

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c) Diastratisch – Zum sozialen Aspekt werden Gruppen-, Szenen- oder Sondersprachen zugeordnet. Sportlersprache, Jägersprache, Musikersprache und die ständig entwickelnde Jugendsprache (Das ist Hammer) sind einige Beispiele dieser Art (vgl. Malá 2009: 38). d) Diatechnisch – Es geht um die Termini (Fachwörter), die eindeutig definiert sind. (Morph, Allomorph, Morphem in der Morphologie) (vgl. Malá 2009: 38) e) Diaintegrativ – Fremdwörter, Internationalismen oder Entlehnungen können in einigen Texten verschiedene stilistische Effekte hervorrufen. Zum besseren Verständnis führe ich Beispiele dazu an: Fachwort in wissenschaftlichen Texten (Diabetes), Exklusivität in publizistischen Texten (der Bellizist = Krieger), Verhüllung oder Expressivität (vgl. Malá 2009: 38). f) Diaevaluativ – Einfluss von Emotionen spielt hier eine große Rolle (vgl. Malá: 38).

3.5.2. SE unter dem Wortbildungsaspekt Eine der beliebtesten Art und Weise in der deutschen Wortbildung ist die Zusammensetzung (Komposition). Zusammensetzungen können auch mithilfe verschiedener Kontraste innerhalb der Wortzusammensetzung Expressivität bewirken (vgl. Malá 2009: 38). Diese Expressivität kann durch z. B. Diminution (Freundchen), Augmentation (Riesenpleite), Intensivierung (Allerweltskerl, Hundearbeit) und bildlich- intensivierende Merkmalshervorhebung (Fettsack, Glückspilz, Schreihals) hervorgerufen werden (vgl. Fleischer/Michel/Starke 1993: 133). In der Presse stößt man oft auf Komposita mit Bindestrich, z.B. Skisprung-Quartett, Langlauf-Medaillen. Viele Komposita weisen eine große Originalität auf, z. B. in Modezeitschriften kommen verschiedene Komposita mit der Farbenbezeichnung vor (strohgelb, kornblumenblau, purpurrot). Nicht zu vergessen sind auch die Ableitungen, die mit den Suffixen -ei, -ling, -ler und mit dem Präfix Ge- eine abwertende Bedeutung bewirken können, z. B. Zitiererei, Schreiberling, Promitivling, Gesinge.) (vgl. Malá 2009: 39). Eine besondere Art bilden auch die Abkürzungen/Kurzwörter, deren Vollformen in der Regel Komposita sind (ÖSV-WM-Team, LKW, ZDF). Auch Fremdwörter können eine Kurzform haben: Demo(nstration), Limo(nade) (vgl. Fleischer/Michel/Starke 1993: 146).

3.5.3. SE unter dem phraseologischen Aspekt Eine bedeutende Rolle spielen in den journalistischen Texten die Phraseologismen, die dank ihrer textbildenden Potenz die Emotionalität und die Wirkung des Textes erhöhen. Die

24 feste Idiome können durch Prägnanz, Aussagekraft, Emotionalität und Expressivität zum besseren Verständnis der Dinge beitragen (vgl. Malá 2009: 39). Die Phraseologismen zeichnen sich durch wichtige Merkmale aus: Polylexikalität (Mehrgliedrigkeit), Festigkeit (Stabilität), Lexikalisierung, Reproduzierbarkeit und Idiomatizität. Die Phraseologismen, als feste Wortgruppen, lassen sich in mehrere Gruppen einteilen (vgl. Malá 2009: 40): a. Idiome – voll- und teilidiomatische Wendungen: die Nase in etwas stecken (neugierig sein), in die Binsen gehen (missglücken), ein schwerer Junge (ein Krimineller), ein krummer Hund (ein Betrüger). Zu dieser Gruppe werden auch Vergleiche wie Hund und Katze leben (sich nicht verstehen), ein Gesicht ziehen wie sieben Tage Regenwetter (missvergnügt dreinschauen), und Paarformel: mit Kind und Kegel (die ganze Familie), klipp und klar (deutlich)11 eingeordnet. Die Idiome beinhalten sog. konnotative Markierung, umgangssprachlich, salopp, derb, gehoben, Bildkräftigkeit, Anschaulichkeit und Originalität. Sie werden als Mittel des Humors, der Satire oder der Ironie verwendet. b. Sprichwörter – sowie geflügelte Worte, Zitate, Sentenzen, Aphorismen werden auch als Parömien bezeichnet, die Lebenserfahrungen und Weisheiten ausdrücken, z. B. Morgenstund hat Gold im Mund, Die Würfel sind gefallen. c. Kollokationen (Nominationsstereotype) – den Tisch decken, zum Sport gehen gehören aufgrund ihrer Festigkeit auch zu der Phraseologie, obwohl sie nur einen geringeren Grad der Idiomatizität haben. d. Funktionsverbgefüge (verbonominale Konstruktionen) - sind vor allem im offiziellen Verkehr, in der Fachkommunikation, und auch in der Presse zu finden, z. B. Abschied nehmen von, zur Diskussion stehen. e. Pragmatische Phraseologismen – es handelt sich um kommunikative Formeln wie z. B. Gruß-, Wunsch- und Höflichkeitsformeln, Anrede- und Schlussformeln (Guten Tag!, Viel Erfolg!). Mit den pragmatischen Phraseologismen kann man unter anderem auch Empörung, Überraschung oder Wut auszudrucken (Verdammt noch mal!) (vgl. Malá 2009: 40-41).

11 Die Erklärungen der Idiome stammen aus redensarten-index.de [online], [Stand 2017-02-24], verfügbar unter: https://www.redensarten- index.de/suche.php?suchbegriff=klipp+und+klar+&bool=relevanz&gawoe=an&suchspalte%5B%5D=rart_o u&suchspalte%5B%5D=rart_varianten_ou 25

Wenn man über Phraseologismen spricht, kann man nicht die Konnotationen vergessen. Unter der Konnotation wird eine Nebenbedeutung der Phraseologismen verstanden, genauer gesagt eine zusätzliche Bedeutung, die die Hauptbedeutung begleitet. Es können emotionale oder affektive Aspekte sein, die positive, negative oder neutrale Gefühle auslösen. Die Konnotation darf aber nicht mit der Assoziation gleichgesetzt werden, weil die Assoziation nicht zur eigentlichen Bedeutung gehört. Ich erkläre es mit einem einfachen Beispiel. Das Wort Köter hat im Vergleich zu Hund eine negative Konnotation. Hund ist auch oft mit Flöhen, langen Spaziergängen oder dreckigen Fußboden verbunden, da handelt es sich aber nur um eine individuelle Assoziation (vgl. Kessel/Reimann 2008: 164 - 165). Die Konnotierung der Phraseologismen ist mit den Stilschichten und Stilfärbungen verbunden.

3.5.4. SE unter dem grammatischen Aspekt Unter den grammatischen Stilelementen sind verschiedene Wortformen oder syntaktische Konstruktionen zu verstehen, die dem Autor eines Textes helfen können, einen Text zu realisieren (vgl. Malá 2009: 47). Das grammatische System wird in morphologische und syntaktische Ebene geteilt. a. Morphologische Ebene Unter dem morphologischen Aspekt werden verschiedene Wortformen der einzelnen Wortklassen behandelt. • Verben – die einzige konjugierbare Wortart, die eine Tätigkeit, ein Geschehen oder ein Zustand beschreibt. Bei Verben kann man grammatische Kategorien wie Person, Numerus, Tempus, Modus und Genus bestimmen. Die wichtigsten Kategorien sind Temporalität, Modalität und Modus. Mithilfe der Verben kann man Vergangenheit (Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt), Gegenwart (Präsens) und Zukunft (Futur I, Futur II) ausdrücken. Das Präsens historicum kann die Spannung einer Geschichte erhöhen und die Geschichte lebendiger darstellen. Zu den Ausdrucksmitteln der Modalität, die die Beziehung des Autors zum Inhalt der Aussage widerspiegelt, gehören Modus (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv I und II, Konditional), Modalverben und -wörter sowie Futur I und II. Durch diese Mittel kann Zustimmung, Ablehnung, Wunsch oder Zweifel vermittelt werden. Die letzte verbale Kategorie ist das Genus Verbi (Aktiv, Passiv) (vgl. Malá 2009: 48). • Substantive – sind Sinnträger, die Gegenstände, Erscheinungen oder Eigenschaften bezeichnen. Sie haben auch eine hohe Aussagekraft (vgl. Malá 2009: 49). Die Substantive sind durch drei grammatischen Kategorien (Genus, Numerus, Kasus) zu

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charakterisieren. Mithilfe von Wechsel der Einzahl und Mehrzahl können sich eindrucksvolle Stillmittel ergeben, z. B.: „Die Welle wieget unsern Kahn ..“ (Goethe: Auf dem See) (vgl. Sowinski 1999: 108). • Adjektive – spielen aus der stilistischen Sicht auch eine wichtige Rolle und ermöglichen Konkretisierung, Veranschaulichung, oder auch emotionelle Bewertung eines Sachverhaltes. Die Steigerung der Adjektive als Komparativ oder Superlativ kann Expressivität des Ausdrucks bewirken, z. B. „…. ich bin toter als alle ihre Toten.“ (Anna Seghers, Das siebte Kreuz) (vgl. Malá 2009: 49). • Pronomina – vertreten Sachen und Personen im Text, um Wiederholungen zu vermeiden. Sie können aber auch Identifizierung, Distanzierung, Zugehörigkeit oder Verbundenheit ausdrücken: „Mein Leipzig lob ich mir...“ (J. W. Goethe) (vgl. Malá 2009: 50). • Interjektion – kann Aussagen emotional verstärken. • Modalwörter und Partikel – können sowohl persönliche Einstellungen, Anteilnahme, Zweifel, Interesse als auch Vorwurf ausdrücken.

b. Syntaktische Ebene Zu den syntaktischen Stilelementen werden die Satzlänge, die Satzarten, die Verbindung der Satzglieder und Sätze und die Stellung der Satzglieder eingeordnet. Die Satzlänge ist abhängig vom Kommunikationsbereich. Kürzere Sätze sind meistens in der Alltagsrede, in Werbungen oder in Boulevardpresse, längere Sätze im Gegensatz dazu in wissenschaftlichen Texten oder Belletristik zu finden. Die Sätze werden weiter nach der Einstellung des Textproduzenten in Aussage-, Aufforderungs-, Frage- und Ausrufesätze gegliedert. In der syntaktischen Ordnung der Satzglieder und Sätze wird zwischen der Nebenordnung (Koordination; Parataxe) und Unterordnung (Subordination; Hypotaxe) unterschieden. Die Sätze und Satzglieder können entweder asyndetisch (ohne Konjunktion) oder syndetisch (mit einer Konjunktion) verbunden sein. c. Abweichende Satzkonstruktionen Im Sprachprozess, vor allem in der Alltagsrede, kommt häufig Veränderung der Satzkonstruktion vor. Als abweichende Satzkonstruktionen können Ellipse, Aposiopese, Prolepse, Anakoluth, Apposition, Parenthese und Katachrese betrachtet werden.

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Zum Zweck sprachlicher Ökonomie wird am häufigsten die Ellipse verwendet, bei der einige Teile des Satzes ausgelassen werden. Es können z.B. Hilfsverben, finite Verbformen, Modalverben oder Subjekte sein. Diese Art wird sowohl in der Alltagsrede als auch in Journalismus (Schlagzeile) oder in der Literatur benutzt (vgl. Malá 2009: 53). Dazu möchte ich ein Beispiel aus der „krone.at“ anführen: Silber! Nur Deutschland besser als ÖSV- Adler.12 Die Aposiopese wird als Satzabbruch aufgefasst, der durch die Emotionen des Sprechers (Aufregung, Wut) beeinflusst werden kann: Hol dich….! (Teufel); Wenn ich dich in die Finger kriege […] (vgl. Malá 2009: 53). Bei Prolepse (Vorwegnahme) handelt es sich um „das Wiederaufgreifen eines vorangehenden Substantivs, Adverbs, verkürzten Nebensatzes“ durch ein Pronomen (vgl. Malá 2009: 53): „In einem kühlen Grund, da geht ein Mühlenrad.“ (J. v. Eichendorff). Beim Anakoluth stimmt die Wiederaufnahme im Kasus, Numerus oder in anderen grammatischen Verhältnissen nicht mit den Vorgaben überein: dieser Kerl, dem werde ich es schon zeigen! (vgl. Sowinski 1999: 94-95). Man könnte auch denken, dass die grammatische Struktur des Satzes falsch ist. Mit Apposition (Epiphrase) meint man eine nachgestellte Ergänzung an einen abgeschlossenen Satz, die im gleichen Kasus und Numerus erfolgt: Er gab das Geld dem Verlierer, einen alten Mann, zurück. (vgl. Sowinski 1999: 95). Unter Parenthese versteht man ein Einschub eines Satzes, eines Wortes oder einer Wortgruppe in einen selbständigen Satz, der der syntaktischen Konstruktion fremd ist: Bitte, bestätigen Sie Ihre Teilnahme (Sie können dazu das beiliegende Formular verwenden) spätestens bis 21.0ktober.) (vgl. Malá 2009: 54). Die Katachrese vernachlässigt den logischen oder semantischen Zusammenhang, was sogar witzig, komisch oder doppelsinnig wirken kann: Wir treffen uns am Fuß des Berges.; Unterscheiben Sie die Quittung mit Ihrer Frau und senden Sie sie umgehend zurück. (vgl. Sowinski 1999: 95).

12 Silber! Nur Deutschland besser als ÖSV- Adler [online], [Stand 2017-03-03], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/silber-nur-deutschland-besser-als-oesv-adler-mixed-teambewerb-story- 556097 28

3.5.5. SE unter dem phonetischen Aspekt Am Rande möchte ich noch die phonetischen Stilelemente (Laut-, Ton- und Klangmalerei - Onomatopöie) erwähnen, die von den Journalisten weniger verwendet werden und deswegen nicht von großer Bedeutung für meine Arbeit sind. Eine der wichtigsten und häufigst gebrauchten Stilfigur ist im Deutschen die Alliteration, die sich durch den Gleichklang auszeichnet: Ein Kamerateam des ORF durfte mit der stahlbehelmten, schußwestbedressten und schwerbewaffneten Truppe in den Krieg ziehen. (vgl. profil 37/1991; in Malá 2009: 55).

3.6. Stilfiguren Stilfiguren sind besonders geartete Stilelemente, die sich durch Ausdrucksvariation und Ausdruckverstärkung auszeichnen. Sie werden zur Hervorhebung, Pointierung, Kontrastierung, Veranschaulichung und Bewertung eines Textes verwendet. Sie werden in Tropen (semantische Figuren) und syntaktische Stilfiguren eingeteilt (vgl. Malá 2009: 56).

3.6.1. Tropen Tropen sind semantische Figuren, die sich auf die Wortebene beziehen. Die Ausdrücke werden aufgrund der übertragenen Bedeutung oder Umschreibung geäußert. Der eigentliche Ausdruck wird durch den uneigentlichen ersetzt. • Vergleich – stellt die älteste und einfachste bildliche Redeweise dar. Es werden zwei Objekte aufgrund der Ähnlichkeit verglichen: Achilles kämpfte wie ein Löwe in der Schlacht. (vgl. Sowinski 1999: 127). • Metapher – gehört zum häufigsten und schönsten Tropus, das bereits in der Antike existierte. Metapher wird als die Bedeutungsübertragung eines Gegenstandes auf einen anderen auf Grund der äußeren Ähnlichkeit definiert. Lexikalischen Metaphern begegnet man auch in der Alltagkommunikation (Flaschenhals, Warteschlange, Baumkrone). Eine große Anzahl von Metaphern kann man auch in den Massenmedien finden (die Fußballspieler jagen den Ball ins Netz), die zur Veranschaulichung und Emotionalisierung der Aussage dienen und auch gewisse Auflockerung, Dynamisierung und Pointierung mit sich bringen (vgl. Malá 2009: 57). • Personifikation – als Sonderart der Metapher, bezeichnet die Übertragung von menschlichen Eigenschaften auf Tiere, Pflanzen, Gegenstände und abstrakte Lebewesen: die Natur erwacht, das alte Jahr nimmt Abschied.

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• Synästhesie – ist die Bedeutungsübertragung im Bereich der Sinneswahrnehmung: Stille blüht die Myrthe (G. Trakl, Frühling der Seele), dunkle und helle Töne. • Metonymie – ist die Bezeichnungsverschiebung auf Grund von logischen Zusammenhängen. Beispiele von metonymischer Ersetzungen: - Werk durch Autor: Ich lese Goethe. - Inhalt durch Gefäß: Er hat drei Glas getrunken. - Gefäß durch Inhalt: Der Wein steht im Keller. - Ort durch die Institution: Er ist in den Kreml zurückgekehrt. - Institution durch Ort: Berlin protestiert in Bagdad. (vgl. Sowinski 1999: 131). • Synekdoche – wird als Sonderart der Metonymie bezeichnet, wobei die eigene Bedeutung durch ein Wort ersetzt wird, das mehr oder weniger umfasst. Sie bezieht sich auf quantitative Beziehungen. - Pars pro toto (vom Teil zum Ganzen): unter meinem Dach (in meinem Haus) - Totum pro parte (vom Ganzen zum Teil): Die Deutschen (= die deutsche Armee) erlitten vor Verdun große Verluste. - Art für Gattung: Brot für die Nahrung. Die Synekdoche wird sowohl in der Alltags- als auch in Medienkommunikation zur Ausdruckvariation und emotionaler Wertung verwendet. • Periphrase – dient zur erweiternden Umschreibung einer Sache, eines Begriffs, einer Person und Variierung eines Ausdruckes, die auch satirische oder ironische Wirkung haben kann. In den Sportnachrichten begegnet man auch oft verschiedene Umschreibung einer Person oder einer Gruppe: Ski-Kaiser (Marcel Hirscher), ÖSV- Adler (österreichische Skispringer). Diese Art von Periphrase, die Ersetzung eines Eigennamens durch ein Appelativum oder eine Periphrase, bezeichnet Sowinski (vgl. 1999: 129) als Antonomasie und führt folgendes Beispiel an: Dichter der Venezianischen Epigramme (Goethe). • Euphemismus – wird als Umschreibung einer Sache zur Verhüllung des Peinlichen, Schrecklichen oder Anstößigen verstanden, genauer gesagt beschönigender Begriff. In der Phraseologie z. B. die Augen für immer schließen (sterben). • Litotes – bezieht sich auf Verneinung: Der Wein ist nicht von schlechten Eltern (ist von guter Qualität) (vgl. Malá 2009: 59).

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• Hyperbel – wird in der Sprache verstanden als das rhetorische Mittel der Übertreibung, die Expressivität sowohl in der Jugendsprache als auch in der Publizistik ausübt: todmüde, blitzschnell, Bärenhunger. • Ironie – stellt eine besondere Kategorie dar und es ist immer noch fraglich, ob sie zu den Tropen gezählt werden soll. Um die Ironie zu verstehen, muss man gewisse Lebenserfahrungen haben, weil das Erkennen der Ironie im schriftlichen Text nicht so einfach ist. Das Gesagte ist nicht ernst gemeint und kann mit Hilfe von Gegenteilen und Kontrastsignalen realisiert werden. In der gesprochenen Sprache spielt die Intonation des Satzes eine große Rolle (vgl. Sowinski 1999: 133). Das ist eine schöne Bescherung.

3.6.2. Stilfiguren Stilfiguren beziehen sich auf die Satzebene. Es werden Figuren der Wortwiederholung, Gegensätze und Häufung unterschieden. Figuren der Wortwiederholung Zu den bekanntesten Stilfiguren der Wiederholung gehören die Anapher, wörtliche Wiederholung am Anfang aufeinanderfolgender Sätze, und Epipher, wörtliche Wiederholung am Ende des Satzes. Die Kombination von Anapher und Epipher nennt man Symploke (vgl. Malá 2009: 60). Die Wortspiele werden durch Paronomasie und Figura etymologica realisiert. Figuren der Gegensätze Oxymoron verknüpft zwei widersinnige Wörter und seine Verwendung findet auch in der Publizistik: ein offenes Geheimnis (vgl. Malá 2009: 61). Antithese ist das Entgegenstellen von Begriffen oder Aussagen mit gegensätzlichen Inhalt, das aber logisch wirkt: … in Bologna gibt es die kleinsten Hunde und die größten Gelehrten… (H. Heine). Bei Chiasmus geht es wieder um die Überkreuzstellung gegensätzlicher Wortpaare, Satzglieder oder Sätze: Die Kunst ist lang; Und kurz ist unser Leben (Goethe: Faust). Figuren der Häufung Klimax bezeichnet dreigliedrige Steigerung von weniger Wichtigen zum Wichtigeren und, genauer gesagt hat die Klimax eine steigende Gradation. Im Gegensatz zur Antiklimax, die fallende Aufzählung darstellt. Zeugma ist eine Durchbrechung des logischen Zusammenhangs, die entweder in einer Verbindung zweier Substantive durch ein Verb oder durch Aufzählung logisch semantisch

31 unvereinbarer Wörter erfolgt: Ihr lest hier Kartoffeln und keine Zeitung. (vgl. Malá 2009: 61).

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4. Neue Medien Heutzutage bevorzugen viele Leser online-Zeitungen und online-Zeitschriften, weil der Zugang zu diesen Medien schneller und bequemer ist. Es ist verwunderlich wie die Zahl der Leser, die die Nachrichten im Internet lesen, rapide steigt. Laut der Zeitungs Marketing Gesellschaft (ZMG) der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) werden deutschsprachige Online-Zeitungen von mehr als 17,6 Millionen Menschen wöchentlich gelesen.13 Die größten Vorteile der online-Medien sind Aktualität, Zugänglichkeit und Schnelligkeit. Können aber die Online-Medien so hohe Qualität garantieren? Burger (vgl. 2014: 445) sieht neue Medien als eine neue Möglichkeit, wie die Informationen gespeichert und übermittelt werden können. Eine alternative Bezeichnung führt Holly an (vgl. Holly/ Jäger 2011, in Burger 2014: 445), und zwar digitale Medien. Dies betrifft die Medien, die Text, Grafik, Bild und Ton kombinieren können, wobei die Speicherung und Übertragung über Datennetze läuft. Zu dem meist verbreiteten digitalen Medium gehört das Internet. Problematisch lässt sich die Frage beantworten, welche der neuen Medien als Massenmedien angesehen werden können? Laut Burger (vgl. 2014: 446) handelt es sich im Fall von Internet mehr um eine Plattform, auf der verschiedene Kommunikationsformen realisiert werden können, und nicht um ein mit der Kommunikationskonfiguration verbundenes Medium, wie z. B. analoges Fernsehen.

4.1. Hypertext Das Internet ist der größte Verbund vernetzter Rechner, bzw. Computer, der weltweit verbreitet ist. Zurzeit kann sogar gesagt werden, dass das Internet das wichtigste Kommunikationsmedium an sich ist, das an großer Bedeutung gewinnt. In der Alltagssprache wird das Internet oft mit dem World Wide Web gleichgesetzt und als dasselbe betrachtet. In Wirklichkeit ist das WWW ein dem Internet aufgesetztes System, das den Zugang zu digital gespeicherten Dokumenten auf vernetzten Computern hat. Es ist schließlich ein sich ständig verändertes Hypertextnetz, das aus vielen Teilnetzen und Hypertexten gebildet wird (vgl. Burger: 2014, 445). Über das Internet werden auch Dienste wie E-Mail oder Chat hervorgerufen. Man kann sich hier aber die Frage stellen, was sind Hyperlinks und Hypertexte? Ulrich Schmitz (vgl. 2015: 93) geht davon aus, dass alle Dokumente über Hyperlinks vielfach untereinander verbunden sind. Unter Hypertexte versteht er „vorrangig schriftlich verfasste

13 Deutschsprachige Zeitungen sind im Internet beliebt [online], [Stand 2017-05-04], verfügbar unter: https://www.wuv.de/medien/deutschsprachige_zeitungen_sind_im_internet_beliebt 33 computerverwaltete Dokumente, die Hyperlinks enthalten“. Die in den Hypertexten enthaltenen Hyperlinks sind elektronisch realisierte Verknüpfungen, die zu einer anderen Stelle führen. Dies ermöglicht den Rezipienten von irgendeinem Ort des Hypertextes verschiedene Informationen in beliebige Reihenfolge zu lesen (vgl. Burger 2014: 448). Der Leser kann nur die informationellen Einheiten besuchen, die ihn interessieren und einige Einheiten auslassen oder verlassen. Dazu werden den Nutzern auch neue Kontexte und Artikel angeboten. Eine präzise Definition des Hypertextes bietet Sager (vgl. 2000: 589, in Burger 2014: 449) an. Hypertext ist „ein kohärenter, nichtlinearer, multimedialer, computerrealisierter, daher interaktiv rezipier- und manipulierbarer Symbolkomplex über einem jederzeit vom Rezipienten unterschiedlich nutzbaren Netz von vorprogrammierten Verknüpfungen“.

4.2. Online-Zeitungen Seit Mitte der 90er Jahre können wir viele deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften auch online finden. Die Online-Angebote haben sich großer Beliebtheit erfreut und werden aktiv genutzt. Im Vergleich zu den Print-Medien verfügen die Online-Zeitungen über Dienste, die uns die übliche Print-Medien nicht anbieten können. Ebenso wie in den Print- Medien kann man in den Online-Medien Artikel und Fotos finden. Sie unterscheiden sich aber durch Dienste wie Archive, interaktive Infografiken, Links zu externen Seiten, Kommentarfunktion oder Diskussionsforen (vgl. Burger 2014: 452). Was von den Lesern geschätzt wird, ist, dass die Online-Zeitungen meistens kostenlos sind. Bei manchen Online- Zeitungen können jedoch einige Artikel nur gegen Gebühr gelesen werden.

4.3. Spezifische Probleme der Online-Zeitungen Zu den wichtigsten Merkmalen der Online-Medien gehören Multimedialität, Non-Linearität, Interaktivität und Virtualität. Im nächsten Teil möchte ich näher auf die wichtigsten Merkmale der Online-Medien eingehen und anschauliche Beispiele anführen.

4.3.1. Multimodalität In den Online-Zeitungen kommen im Unterschied zu Printmedien nicht nur ein schriftlicher Text, Fotos und Grafiken vor, sondern auch auditive, filmische, fotografische und grafische Elemente (vgl. Bucher 1999b: 9, in Burger 2014: 453). Wie wir sehen, ist die Multimodalität auch in den Printmedien zu finden, während in Online-Zeitungen die Multimodalität intensiver ist. In den Online-Zeitungen spielen Bilder eine große Rolle, das können wir

34 gleich auf der Homepage sehen. Mehr Bilder können wir in der Boulevardpresse betrachten (Abb.1). Regelmäßig werden bei einigen Nachrichten auch Fotoalben oder Fotostrecken hinzugefügt, wo mehrere Fotos zu ausgewählten Themen angeboten werden. In einigen Fällen können auch Nachrichtenfilme dabei sein, die aber im Vergleich zu den Bildern nicht so häufig vorkommen (vgl. Burger 2014: 455).

Abb. 1: Homepage der Rubrik Sport der Internetseite Kronen Zeitung [online], http://www.krone.at/sport, abgerufen am 03.01.2017, 12:47

4.3.2. Non-Linearität Die Online-Zeitungen sind nicht linear und deswegen kann der Leser selbst, im Gegensatz zu Fernseh- oder Radiobeiträgen, die Rezeptionsabfolge bestimmen. Die Printmedien müssen auch nicht unbedingt linear sein, weil der Leser auswählen kann, was er lesen will. Es gibt aber auch Fälle, in denen Texte linear zu finden sind. Dies betrifft vor allem die kürzeren Nachrichten. Bei den längeren Berichten ist es ähnlich wie bei Cluster-Texten in Printzeitungen, wo das Thema gegliedert wird (vgl. Burger 2014: 457).

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Abb. 2: Non-linearer Text. „Mit Fans im Rücken kann ich es wieder schaffen!“ http://www.krone.at/wintersport/mit-fans-im-ruecken-kann-ich-es-wieder-schaffen-oesv-adler-kraft-story- 546720, abgerufen am 03.01.2017, 14:19

Laut Blum (vgl. Blum 2001: 38; Lilienthal 1998: 113; in Burger 2014: 475) werden bei der Zerlegung des Themas drei Formen unterschieden: eine thematische, eine funktionale und eine perspektivische. Bei der thematischen Gliederung wird das Thema in Unterthemen geteilt, bei der funktionalen Segmentierung wird das Thema in verschiedener Darstellungsweise gezeigt und bei der perspektivischen Segmentierung geht es um die Ansicht zu einer Problematik.

4.3.3. Interaktivität/ Interaktion Die Informationswissenschaftler beschreiben die Interaktivität als Möglichkeit des Nutzers die Informationen auf einer Webseite zu beeinflussen, weil der Rechner auf die Eingaben des Nutzers antwortet (vgl. Burger 2014: 462). Eine andere Stellung beziehen die Linguisten, die unter der Interaktion Dienste der Online- Zeitungen verstehen, die die Kommunikation zwischen den Lesern erlauben. Diese Möglichkeit war schon früher bei den Printmedien realisierbar und man konnte der Redaktion einen Brief per Post schicken. Heutzutage ist der Prozess vereinfachter erweitert und bei fast jedem Artikel werden Diskussionsforen eröffnet. Die Leser können öffentlich in den Foren ihre Meinung äußern und einen Kommentar posten (vgl. Burger 2014: 462- 463).

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Abb. 3: Kommentare zum Text: Guardiola: "Ich nähere mich meinem Karriereende" http://www.krone.at/fussball/guardiola-ich-naehere-mich-meinem-karriereende-45-jaehriger-coach-story- 546933, abgerufen 03.01.2017, 15:21

4.3.4. Virtualität Online-Zeitungen sind im Unterschied zu den Printmedien virtuell und deswegen sind sie nicht von Zeit, Menge und Raum begrenzt. Bei jeder Online-Nachricht werden auch Zeitangaben angeführt, damit der Leser weiß, ob der Artikel aktuell ist oder nicht (Abb. 4). Die Online-Ausgaben einer Zeitung können in der Zwischenzeit aktualisiert werden und damit immer aktuelle Nachrichten geboten werden. In manchen Online-Zeitungen sind auch News-Ticker zu finden (vgl. Burger 2014: 469). Im Bereich Sport werden oft sogenannte Live-Ticker veröffentlicht, die über laufende Sportveranstaltungen in kurzen Intervallen berichten, meistens in Form kurzer Nachrichten. Dieses kann auch bei Naturkatastrophen oder wichtigen politischen Ereignissen (z. B. bei der Wahl) verwendet werden.

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Abb. 4: Die Zeitangabe zum Online-Artikel Vierschanzentournee: Beflügelt durch innere Leichtigkeit der Presse, http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5148940/Vierschanzentournee_Befluegelt-durch-innere- Leichtigkeit?_vl_backlink=/home/sport/index.do, abgerufen 04.01.2017, 8:40

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II. Praktischer Teil

5. Analysierte Online-Zeitungen Für die Analyse selbst wählte ich Artikel aus zwei österreichischen Online-Zeitungen diepresse.com und krone.at aus. Warum will ich gerade diese Zeitungen analysieren? Es geht nämlich darum, die zwei unterschiedliche Zeitungen zu analysieren und zu vergleichen. Die seriöse Zeitung vertritt „diepresse.com“ und als Vertreter der Boulevardpresse ist die Nachrichtenseite „krone.at“ ausgewählt worden.

5.1. „diepresse.com“ „Die Presse“ ist eine überregionale österreichische Tageszeitung, die laut ihrer Blattlinie bürgerlich-liberale Auffassung vertritt und die Menschenrechte verteidigt. 14 Sie wurde im Revolutionsjahr 1848 gegründet und gehört laut den Österreichern zur traditionsreichen Qualitätszeitung. Dieses Printmedium erscheint von Montag bis Samstag und am Sonntag unter dem Namen „Die Presse am Sonntag“. „Die Presse“ verfügt über die Online-Version „diepresse.com“, die auch höchste Qualitätsansprüche in Bezug auf die Informationsaufbereitung, Design und Benutzerfreundlichkeit erfüllt. Es gibt große Menge von Rubriken, wie Innenpolitik, Ausland, Economist, Geld, Chronik, Kultur, Tech, Sport, Motor, Leben, Bildung, Zeitreise, Wissen und Recht. Die Online-Redaktion bietet die aktuellsten Nachrichten aus der ganzen Welt an und daneben auch z. B. informativen Newsletter, ein Online-Archiv, aktuelle Börsenkurse, Kino- und TV-Programm, die neuesten Gewinnspiele, den Veranstaltungskalender und aktuellen Wetterberichte. Um die User-Interaktion zu erleichtern, werden Blogs, Chats, Umfragen und Kommentaren eingerichtet.15

14 Die Presse - Blattlinie [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://diepresse.com/unternehmen/613276/Die-PresseBlattlinie 15 Die Presse [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://diepresse.com/unternehmen/produkte/digital/473231/DiePressecom 39

5.2. „krone.at“ Die Kronen Zeitung ist die auflagengrößte österreichische Boulevardzeitung, die 1990 gegründet wurde. Das Monatsabonnement kostete damals eine Krone, deswegen heißt sie auch heute Kronen Zeitung. Die Hauptidee des Gründers Gustav Davis war, eine neue Zeitung zu schaffen, die für alle Österreicher zugänglich wäre.16 Am Anfang war dieses Blatt gar nicht erfolgreich und im Jahr 1944 wurde mit den anderen Zeitungen zur Kleinen Wiener Kriegszeitung zusammengelegt. Von 1967 bis 1971 war es Unabhängige Kronen-Zeitung und später erschien sie unter den Namen Neue Kronen Zeitung, der bis heute überdauert. Seit 1968 gewann sie zunehmend an Bedeutung. Für die Leser steht natürlich auch die elektronische Version der Zeitung zur Verfügung, die viele Vorteile anbietet, z. B. aktuellste Themen, mehr Bilder, Videos und multimediale Inhalte, Kommentare, Rechercheinstrumente oder umfangreiches Archiv. Daneben auch Gebrauchtwagen, Immobilien, Jobs oder Kleinanzeigen. Es gibt auch große Auswahl an Rubriken; Nachrichten, Sport, Stars & Society, Digital, Freizeit, Auto, Videos, TV- Programm, Horoskop und Gute Energie. Die Online-Version bietet ihren Lesern noch mehr Unterhaltung als das Printmedium an.

16 Die Geschichte der Kronen Zeitung [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://www.krone.at/nachrichten/die-geschichte-der-kronen-zeitung-damals-und-heute-story-263526 40

6. Ausgewählte Artikel zur Analyse Ich wählte insgesamt sechs Texte zur Analyse aus. Drei Texte stammen aus „diepresse.com“ und drei Texte wurden aus „krone.at“ entnommen. Ich setze immer zwei Artikel mit ähnlichen Themen in Vergleich, die aber auf eine andere Weise dargestellt werden. Alle Texte sind im Anhang zu finden. Es gibt wenige Sportarten, denen in Österreich so große Aufmerksamkeit gewidmet wird wie den Wintersportarten. Aufgrund der großen Bedeutung des Wintersports in Österreich möchte ich Artikel aus diesem Gebiet analysieren. Der Wintersport wurde ein Phänomen in der österreichischen Gesellschaft. Alle beschriebenen Ereignisse fanden von 15. – 19. März 20017 statt und sind für die österreichischen Sportfans von großer Bedeutung.

Die ersten zwei Artikel widmen sich dem letzten Rennen der Saison im US-amerikanischen Aspen, wobei im Fokus beider Artikel die Legende Marcel Hirscher steht. Analysierte Artikel: Diepresse.com: Der Großmeister und sein Gefolge17 Krone.at: Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger18

Die nächsten zwei Artikel berichten über das Skifliegen in Vikersund und die Verbesserung des Weltrekordes von Stefan Kraft. Analysierte Artikel: Diepresse.com: Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord auf 253,5 m19 Krone.at: 253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord20

In den letzten zwei Texten geht es um die letzte Abfahrt der Skisaison und damit auch die letzte Entscheidung über die Kristallkugel. Im Vordergrund steht Peter Fill, der die Kugel gewann.

17 Der Großmeister und sein Gefolge [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5186226/Der-Grossmeister-und-sein-Gefolge 18 Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/marcel-hirscher-feiert-mit-bier-und-cheeseburger-plaene-nach-finish-story- 560147 19 Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord auf 253,5 m [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5185954/Skifliegen_Kraft-verbessert-Weltrekord-auf-2535-m 20 253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/2535-meter-stefan-kraft-fliegt-zum-weltrekord-historischer-satz-story- 559963 41

Analysierte Artikel: Diepresse.com: Letztes Kapitel im großen Kugelkampf21 Krone.at: Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg22

21 Letztes Kapitel im großen Kugelkampf [online], [zit. 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5184246/Letztes-Kapitel-im-grossen-Kugelkampf 22 Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/peter-fill-schnappt-jansrud-abfahrtskristall-weg-finale-in-aspen-story- 559396 42

7. Methode der Analyse Es gibt viele Stiluntersuchungen, die ihre Anwendung in konkreten stilistischen Textanalysen finden sollen. Bestätigung und Widerlegung einer Stiltheorie können nur durch die stilistische Arbeit an Texten nachgewiesen werden. Es ist jedoch schwierig ein methodisches Vorgehen herzustellen und einzelne konkrete Schritte einer Analyse vorzuschreiben. Für eine stilistische Textanalyse werden linguistische Kenntnisse, allgemeines Weltwissen, Erfahrungen und individuelle Begabung vom Analysierenden benötigt. Es gibt also keine einheitliche Rezeptur für ein methodisches Grundverfahren. Wissenschaftler wollen aber trotzdem für die Nicht-Muttersprachler bestimmte Schritte vorschlagen, damit sie einen Text einfacher analysieren können. Im Folgenden stütze ich mich auf die Untersuchung von Frau Malá, die folgende vier Schritte vorschlug (vgl. Malá 2009: 101-107).

Zur Durchführung der Analyse helfen mir auch das Online-Wörterbuch DUDEN23, Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache24 und Lexikon für Redensarten, Redewendungen, idiomatische Ausdrücke und feste Wortverbindungen25.

1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte Es kann zwischen dem Kommunikationsbereich des Alltags, der Fachkommunikation, des offiziellen Verkehrs, der Massenmedien oder der Kunst unterschieden werden. Noch ausführlicher können innerhalb dieser Kommunikationsbereiche die Textsorten bestimmt werden. Zu den Pressetextsorten gehören laut Burger (vgl. 2005: 205) Meldung, Bericht, Kommentar, Reportage, Interview und Zitatenbericht. Lüger (vgl. 1995: 77) unterscheidet zunächst Textklassen, die die Textfunktion zeigen: - Informationsbetonte Texte - Meinungsbetonte Texte - Auffordernde Texte - Instruierend-anweisende Texte - Kontaktorientierende Texte

23 http://www.duden.de/ 24 https://www.dwds.de/ 25 https://www.redensarten-index.de/suche.php 43

Die informationsbetonten Texte (Meldung, harte Nachricht, weiche Nachricht, Bericht und Reportage) möchte ich im Folgenden genauer erläutern, weil sie von größerer Bedeutung für meine Textanalyse sind.

Unter der Meldung versteht man die einfachste und kürzeste Textsorte, die auf Fakten basiert. Der Fließtext weist meist in der Regel eine Schlagzeile, aber keinen Lead auf. Laut Bucher (vgl. 1986, 82; in Burger 2005: 213) besteht sie nur aus folgenden Informationen: was, wo, wann, wie etwas geschah und wer an dem Ereignis beteiligt war.

Die harte Nachricht gilt als einer der ältesten Nachrichtentypen, der sich durch Aktualität, Sachlichkeit und Prägnanz der Information auszeichnet. Die Information soll in möglichst knapper und unparteilicher Weise vermittelt werden (vgl. Weischenberg 1988: 16; in Lüger 1995: 94). Dabei geht es vor allem um Themen aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die harte Nachricht unterliegt dem Pyramidenprinzip. Die wichtigste Information steht bereits im Titel und im fettgedruckten Vorspann. Im Haupttext folgen Zusatzinformationen nach dem Prinzip abnehmender Wichtigkeit (vgl. Schulze 1991: 125). In den harten Nachrichten wird das Ereignis nicht chronologisch beschrieben und deswegen muss nicht ganz gelesen werden. In diesen Texten kann man auch spezielle Ausdrücke finden, die zusätzlich vom Textproduzenten erklärt werden können (z. B. in den Klammern). Der Produzent beruft sich auch oft auf eine Agenturmeldung, die folgende Tendenzen ausüben: - Die Verwendung von Verben abgeleiteten Nomina (Änderung, Sturz ...) - Komplexe Sätze mit zusätzlichen Attribuierungen und präpositionalen Angaben (am Montag, in Zürich, zur Verringung …) - Eine große Menge von Adverbien, Partizipien und meist nicht steigbaren Adjektiven - Redeerwähnung Aufgrund dieser Tendenzen erscheinen in den Texten lange Sätze mit der komplizierten Satzstruktur, was die Verständlichkeit erschwert.

Die weiche Nachricht umfasst vor allem Themen wie Skandale, Unglücksfälle, Verbrechen, Naturkatastrophen, denn die Textproduzenten wollen eine Sensation mit dem Unterhaltungswert für die Leser vermitteln. Die weichen Nachrichten sind eher für die Ganzlektüre geeignet, weil erhöhte Aufmerksamkeit der Texteröffnung und dem

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Textschluss gewidmet wird (vgl. Lüger 1995: 103). Wichtige stilistische Mittel, die in den weichen Nachrichten vorkommen, sind Zitate, humorvolle Gags, Phraseologismen und deren Abwandlungen oder Aufbau von Kontrasten. Mithilfe von diesen Mitteln wollen die Textproduzenten auch eine abschließende Pointe erreichen. Das Hauptziel ist die Attraktivität des Textes zu erhöhen und damit den Leser zu unterhalten. Auch der Haupttext weist einige Spezifika in seiner Makrostruktur auf. Die Informationen sind in den weichen Nachrichten temporal strukturiert und kommentieren Ereignisabläufe (vgl. Lüger 1995: 105).

Der Bericht ist im Vergleich zur Meldung und Nachricht länger, komplexer, vielfältiger und klar konstruiert in Schlagzeile, Vorspann (Lead) und Fließtext. Laut Bucher (vgl. 1986; in Burger 2005: 214) werden zu den Grundinformationen noch andere hinzugefügt, Beschreibung des Ereignisses, Mitteilung der Vorgeschichte und Folgen, Einordnung des Ereignisses in relevante Zusammenhänge. Im Mittelpunkt des Berichtes steht ein Ereignis, das über einem Sachverhalt chronologisch erzählt, deswegen ist er eher für Ganzlektüre geeignet. Der Textaufbau weist spezifische Komponente, wie Zitate, kommentierende Einstellungen oder Hintergrundinformation auf. Lüger (vgl. 1995: 109) entwirft dazu ein Gliederungsschema: Texteröffnung: Titel, (evtl.: Name des Berichterstatters), Lead/ Aufhänger Hauptteil: Berichtetes Hauptgeschehen (+ Zitate, Kommentare, Hintergrundinformationen) Textschluss: Stellungnahme/ Prognose Eine große Rolle spielen in Berichten auch sog. anregende Zusätze, die den Text interessanter und abwechslungsreicher gestalten. Einfügung wörtlicher Rede signalisiert z. B. die Authentizität und Nähe zum Geschehen. Am Ende des Berichtes trifft man meistens eine Bewertung, die aber nur nebenbei steht (vgl. Lüger 1995: 112-113).

Reportage folgt die perspektivische Darstellung. Der Journalist, der perspektivisch über ein Geschehen schreibt, nimmt selbst an dem Geschehen teil und präsentiert seine Gefühle, Meinungen und Wertungen (vgl. Burger 2005: 216). Diese Art von Berichterstattung muss nicht immer ganz objektiv und neutral sein, obwohl die Intention des Autors informieren ist.

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2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Die Textfunktion kann man auch als Sinn eines Textes im Kommunikationsprozess oder Absicht des Senders benennen. Brinker (vgl. 2001:107-124) unterscheidet folgende Grundfunktionen: a) Informationsfunktion: Nachricht, Bericht b) Appellfunktion: Kommentar, Glosse, Werbeanzeige, Gebrauchsanweisung c) Obligationsfunktion: Vertrag d) Kontaktfunktion: Danksagung, Gratulation e) Deklarationsfunktion: Ernennungsurkunde Je nach der Textfunktion kann man den Handlungstyp bestimmen: Darstellen, Bewerten, Emotionalisieren, Attraktivmachen, Auffordern, Informieren/Feststellen usw.

3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung Bei der Textanalyse wird zwischen dem inneren (Komposition) und äußeren (Architektonik) Aufbau unterschieden. Zur Architektonik eines Zeitungartikels gehören Schlagzeile, Lead (Untertitel), Fotos mit Untertexten, Absätze usw. Die innere Komposition des Textes setzt sich aus zwei Ebenen zusammen: der themenbedingten und der verfahrensbedingten. Die themenbedingte Ebene wird durch konkrete Stilmittel realisiert, durch die der grammatisch-semantischer Zusammenhang (Kohäsion und Kohärenz) besteht. Es sind z. B. Antonyme, Synonyme oder Hyperonym- Hyponym-Beziehung. Die verfahrensbedingte Ebene ermittelt die Stilelemente einziger Verfahren (Berichten, Erzählen, Erörtern, Argumentieren).

4. Schritt: Stilistischer Sinn und Stilwirkung Zum Schluss der Analyse kann man typische Merkmale des analysierten Textes (Stilzüge) und andere Wirkung des Textes feststellen.

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8. Stilistische Textanalyse – analytischer Teil

8.1. Der Großmeister und sein Gefolge

(Siehe Anhang 1)

Dieser Artikel erschien in der soliden modernen Zeitung „diepresse.com“ am 19.03.2017 um 20:41 und informiert über das letzte Rennen der Saison in Aspen. Im Fokus dieses Artikels stehen Saisonbewertungen von Cheftrainer der österreichischen Skiherren Andreas Puelacher und der Skidamen Jürgen Kriechbaum, was aber auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Der diesjährige Saisonheld ist Marcel Hirscher. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereichs und der Textsorte Dieser Text wurde in der Online-Version „Die Presse“ veröffentlicht, deswegen handelt es sich um den Kommunikationsbereich Massenmedien. Er stammt, wie alle Texte aus der Rubrik Sport und besitzt charakteristische Merkmale des Berichtes. Es geht um eine komplexe, sachliche und mehrspaltige Nachricht, die klar in Schlagzeile, Lead und Haupttext gegliedert wird. 2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Der Bericht gehört zu den informationsbetonten Textsorten, die über aktuelle Ereignisse informieren. Der Autor berichtet über das Skirennen in Aspen ohne seine Kritik oder Bewertung zu äußern. Er informiert über die Saisonbewertung von österreichischem Cheftrainer und die Pläne für die Sommervorbereitung. Zuerst beschäftigt er sich mit den Skiherren und den Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher, anschließend mit den ÖSV- Skidamen. Zum Schluss gibt der Autor eine Übersicht der Ergebnisse im Damen- Riesentorlauf, im Herren-Slalom und der Punkte im Gesamtweltcup. Der Fließtext wird durch die direkte Rede belebt, die die Stellungnahme äußert und zur Glaubwürdigkeit des Berichtes beiträgt. Nach der Bestimmung der Textfunktion kann gesagt werden, dass es um den Handlungstyp Informieren geht. 3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung. Dieser Text besteht aus: Schlagzeile, Lead, Foto mit Untertext, Datum und Zeit, sechs Abschnitte und Tabelle. Die Leseraufmerksamkeit fesselt die symboltragende Schlagzeile, die historische Merkmale in sich trägt. Der Großmeister wird als ein Held und Oberer eines Ritterordens (Marcel Hirscher) und sein Gefolge (andere österreichische Skirenner) dargestellt, die diese hochgestellte Persönlichkeit nur begleitet. Der kurzverfasste, fettgedruckte Untertitel und

47 das Foto von Marcel Hirscher vervollständigen den Inhalt des Textes. Zum Zweck sprachlicher Ökonomie wird im ersten Satz die Ellipse (schnelle Schwünge, aber keine Konstanz) verwendet. Dies sollten indirekte Worte des österreichischen Skiverbandes sein. Danach erfolgt noch eine kurze erklärende Bewertung der Männer und Frauen. Auf dem Bild ist der österreichische Skirennläufer Hirscher mit der kleinen Kristallkugel für den Slalom in der Hand, der sehr glücklich über seine Trophäe ist. Die Nummer sechs auf dem Ski veranschaulicht den sechsfachen Sieg im Gesamtweltcup. Unter dem Foto steht auch ein kurz und prägnant formulierter Untertext, bei dem wieder das Verb ausgelassen wird, und die Quelle zum Foto. Es fehlt auch nicht die Zeitangabe der Textveröffentlichung. Der Name des Autors wird nicht angegeben. Der Text ist in fünf Absätze gegliedert. Der dritte und vierte Absatz werden noch durch eine Überschrift getrennt, weil es sich um ein neues Thema handelt. Zum Schluss kommt eine Übersicht mit den Ergebnissen der Weltcupfinale in Aspen und des Gesamtweltcups. In der ersten thematischen Kette, die in den ersten zwei Abschnitten zu finden ist, wird der Weltmeister Hirscher beschrieben. Es werden verschiedene Synonyme verwendet, anstatt die Ausdrücke ständig zu wiederholen. Synonyme und Periphrasen für Marcel Hirscher: Großmeister – Kugelsammler – Vorbild – Meister - Gesamtweltcupsieger – Gewinner – Weltmeister. Die thematische Kette, die als Hauptthema des Textes betrachtet werden kann, ist die Gesamtwertung des Saisonendes aus der österreichischen Sicht. Sie zieht sich durch den ganzen Text durch: das Resümee des Winters aus ÖSV-Sicht – den Abstand zur Konkurrenz vergrößert – das Gesamtbild – Kritikpunkt - in den Läufen über den gesamten Winter - unter dem Strich zählen die Stockerlplätze – Damen-Nationencupwertung. Das Nebenthema sind die Pläne für die zukünftige Saison, die vor allem im dritten und fünften Abschnitt vorkommen: Der Tiroler wünscht sich aber mehr Konstanz - eine große Änderung kommt auf die Riesentorläufer zu – die Sommervorbereitung werde so zur Herausforderung – Österreichs Herren-Chef kann sich auch vorstellen, […] – da müssen wir mehr ins Detail arbeiten. Die Erfolge der Skifahrer werden im ganzen Text angegeben: elf Siege – 13 zweite und vier dritte Plätze – als Vierter im Slalom – einen ersten Platz beisteuern – Bronze erobern – über Silbermedaillen jubeln – an Podestplätzen – Stockerlplätze – dreimal in die Top fünf – Kombi-WM-Bronze – Sprung in die Topgruppe – die neue Nummer eins sein. Alle Themen werden mithilfe vom deskriptiven themenentfaltenden Verfahren Berichten realisiert (vgl. Brinker 2001: 65). Der Bericht soll die breite Öffentlichkeit informieren und möglichst neutral und objektiv wirken, deswegen passt am besten die neutrale/ normalsprachliche Stilebene.

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Obwohl der Artikel in der österreichischen Zeitung veröffentlich wurde, werden im Text wenige Austriazismen (Stockerl) verwendet. Neben dem bildungssprachlichen Ausdrücken (Routinier, Radius, Resümee) treten im Text spezifische Ausdrücke aus der Sportsprache auf: Leistungsträgerinnen – Slalom – Super-G – Riesentorlauf – der Radius der Skier – Kurssetzung – Speedbereich – Mannschaft – Dreifachsieg. Zur Exklusivität des Textes tragen die Fremdwörter aus dem Lateinischen: Konstanz (Beständigkeit), Konkurrenz (stattfindender Wettkampf), stabilisieren (festigen), Kurs (Rennstrecke); aus dem Französischen: Resümee (Schlussfolgerung), Cheftrainer (leitender Trainer (aus dem Englischem)), Saison (für etwas der wichtigste Zeitabschnitt innerhalb eines Jahres, in dem etwas Bestimmtes am häufigsten stattfindet), Detail (Einzelheit); ungeklärter Herkunft: Podest (niedriges kleines Podium), aus dem Englischen: Top (Spitze) oder aus dem Norwegischen Slalom (Torlauf) bei. Großer Beliebtheit erfreuen sich in den journalistischen Texte Zusammensetzungen (Komposita): Großmeister, Leistungsträgerinnen, Kugelsammler, Skiherren, Nationenwertung, Vorsaison, Gesamtbild, Gesamtweltcupsieger, Technikbewerben, Weltmeister, Siegergesicht, Silbermedaillen, Riesentorlauf, Speedbereich oder Topgruppe, die eine Verdichtung des Textes erlauben. Sehr oft sind in den Sportberichten Komposita mit Bindestrich zu finden: Herren-Chef, Knie-Operation, manchmal auch mit den Kurzwörtern kombinierbar: ÖSV-Sicht, Super-G-WM-Gold, Abfahrts-WM-Silber. Die Bewertung der österreichischen nationalen Skirennläufer wurde vom Autor des Textes auch durch Idiome ausgedrückt: ... nach dem abschließenden Slalom in Aspen standen elf Siege, 13 zweite und vier dritte Plätze zu Buche… (verzeichnen). Die direkte Rede von Puelacher ist reich an idiomatischen Wendungen: … das müssen wir in den Griff bekommen (etw. meistern), Paarformeln, die gleichzeitig Alliteration ist: Auf und Ab (der Wechsel). Auch in der Rede von Jürgen Kriechbaum sind einige Idiome zu finden: Unter dem Strich (insgesamt) oder Funktionsverbgefüge: viele Ausfälle verzeichnen, einer Knie-Operation unterziehen. Dazu erklärte der Autor des Textes, wer aus dem Weltcup bereits ausgefallen ist: Der Reihe nach fielen Eva-Maria Brem, Carmen Thalmann und Cornelia Hütter aus. Der Bericht wird sowohl im Präteritum als auch im Präsens geschrieben, weil er über das Ereignis und gleichzeitig über die Zukunftspläne berichtet. Im Text stehen viele weitere sprachliche Realisierungen: Metapher, die zur Veranschaulichung und Emotionalisierung des Textes dient: es gibt ein neues Siegergesicht, Metonymie: Bronze erobern, aufs Stockerl fahren, den Sprung in die Topgruppe, in die Top fünf fahren, Personifikation: […] so dessen Rücken mitspielt, Synekdoche: Italien ist neue

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Nummer eins und Periphrase für Hirscher: Gewinner der Riesentorlauf und Slalomkugel, zweifacher Weltmeister. 4. Stilistischer Sinn und Stilwirkung Der Bericht zeichnet sich durch prägnante und sachliche Textfassung aus, in dem viele Informationen vermittelt werden. Zur Verdichtung der Informationen tragen Zusammensetzungen, Komposita mit Bindestrich und Abkürzungen bei. Aus der syntaktischen Sicht werden am Anfang Setzungen verwendet, weiterhin Satzreihen, Einfachsätze und Satzgefüge, die durch direkte Rede durchgegangen sind. Nicht nur die direkte Rede belebt den Text, sondern auch Stilfiguren, Phraseologismen und charakteristische Ausdrücke aus der Sportsprache. Der Text selbst wirkt neutral und ziemlich glaubwürdig und ist meiner Meinung nach für Leser geeignet, die sich für den Sport wirklich interessieren.

8.2. Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger (Siehe Anhang 2)

Dieser Text wurde am 20.03.2017 um 08:35 in der Online-Version der Boulevardzeitung „krone.at“ veröffentlicht. Die Skisaison ist wieder vorbei und Marcel Hirscher gewann alles, was es zu gewinnen gab. Im Fokus dieses Textes stehen zwei große Persönlichkeiten des Skisports und Kristallkugel-Gewinner, Marcel Hirscher und Mikaela Shiffrin. Nach dem Slalom in Aspen sprechen sie über diesjährige Saison und ihre Zukunftspläne. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte Dieser Artikel stammt aus einem der einflussreichsten Presseorgan „krone.at“, deswegen können wir ihn zum Kommunikationsbereich der Massenmedien einordnen. Da der Text klar in Schlagzeile, Vorspann und Haupttext strukturiert wird und auch komplex und länger ist, würde ich ihn zur Textsorte Bericht zuordnen. Die zentrale Information steht bereits in der Schlagzeile und im Lead, die durch ein Video und zwei Fotos ergänzt wird. 2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Die wahre Absicht des Autors, dessen Name im Text nicht steht, ist die breite Öffentlichkeit ohne seine Wertung oder Kritik zu informieren und gleichzeitig zu unterhalten. Die Leser erfahren nicht die Meinung des Autors. Der Bericht gehört zur informationsbetonten Textsorte und der Handlungstyp ist Informieren/Feststellen. Der Autor bemüht sich darum, das Publikum auch zu unterhalten und den Lesern private Information (Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger) über den Skistar zu verfassen, was die Leser interessant finden. Die Authentizität des Textes will der Autor durch die direkte Rede erzielen, die Leser

50 in das Geschehen hineinziehen. In diesem Bericht verbindet der Autor die unterhaltende und informative Funktion des Artikels, Infotainment. 3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachliche Realisierung Dieser Text besteht aus zwei Überschriften, einem Video, Vorspann, zwei Fotos und einzelne Absätze, die noch durch zwei kleine Überschriften getrennt werden. Am Anfang des Berichtes ist ein Einführungsvideo, das Marcel Hirscher als ein echtes Bewegungs-Multi-Talent vorstellt, der auch in seiner Freizeit Abenteuer sucht. Im Jahr 2014 flog er als Air Race Pilot mit einem Kunstflieger von Hannes Arch. Nach seinem Triumph im Jahr 2015 fuhr er einen spektakulären farbenfrohen Slalom in Reitelalm, womit er neue coole Elemente des Skisports zeigen wollte. Im Jahr 2016 nahm er an dem Dolomitenmann als Kajakfahrer teil. Seine Leidenschaft für Motocross kombinierte er mit einem speziellen Videoprojekt im Jahr 2014. Dieses Jahr fuhr er bei dem Audi Driving Experience mit während der Hahnenkamm-Rennen. Als Skifahrer ist er längst unschlagbar. Können wir ihn aber bald in einer anderen Sportart außer Skifahren sehen? Das Video steht allen Lesern zur Verfügung, kann auch in Tschechien abgespielt werden, ist auf YouTube und sollte die Leser motivieren den ganzen Text zu lesen, wobei es sich aber nicht auf den Inhalt des Berichtes bezieht. Die Verbindung von Text, Bild, Film und Ton intensiviert die Multimedialität des Textes (vgl. Burger 2005: 432). Die Schlagzeile in der Zeitung ist an die Leser adressiert, deswegen muss sie seine Aufmerksamkeit erregen. In diesem Text kommen gleich zwei unterschiedlich große Überschriften vor. Die erste Überschrift ist kleiner als die zweite und fasst kurz den Inhalt des Textes zusammen. Pläne nach Finish ist kein vollständiger Satz. Durch die Verwendung des Anglizismus wirkt die erste Überschrift exklusiv und speziell. Die zweite Überschrift ist größer und fettgedruckt, sollte die Aufmerksamkeit fesseln und besteht aus einem vollständigen Satz. Diese private Information (Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger) kann für viele Leser sehr interessant sein. Im Vorspann wird erklärt, was geschehen ist. Marcel Hirscher gewann zum sechsten Mal in Folge die große Kugel für den Gesamtweltcup. Diese Sensation wird noch durch die Anerkennung seiner Konkurrenten hervorgehoben: Selbst Konkurrent zog den Hut ab. (Auch Kjetil Jansrud hat große Achtung und Respekt vor ihm.) Die zentrale Frage des Reporters aber ist: „Wie er den Triumph feiern wollte?“ Diese Frage wurde von Hirscher gleich in der großen Überschrift beantwortet. Der Fließtext wird durch zwei Bilder unterbrochen. Das erste Bild besteht aus zwei Fotos. Auf dem ersten Bild ist Marcel Hirscher als Ski-Fahrer und auf dem zweiten hat er schon

51 die Kristallkugel in der Hand und eine Medaille um den Hals. Das zweite Bild zeigt die beiden Sieger, Hirscher und Shiffrin, mit den großen Kugeln. Bei den beiden Fotos gibt es die Quelle, sowohl das Video als auch das erste Foto stammt von Hans Klaus Techt. Das zweite Foto kommt von der amerikanischen Bildagentur Getty Images. Das Hauptthema des Textes ist der Sieg von Hirscher und Shiffrin im Gesamtweltcup: […], das vor ihm noch keinem Skirennläufer gelungen ist. – die große Kugel für den Gesamtweltcup – der Triumph – Rekord-Saison – […] um 675 auf Distanz – eine persönliche Bestleistung – der Rekord – beim Abspielen der Hymne – erste Triumph im Gesamtweltcup – Es ist wunderbar, diese große Kugel zu haben. Im ersten Absatz spricht Hirscher über seine Zukunftspläne: „Das war es mit Skifahren! Für diese Saison – nicht mit dem Rennlaufen.“ – Gedanken über seine Zukunft – „Es kommt der Punkt, an dem du sagst, du lässt das Rennfahren und fährst nur noch zum Spaß.“ – In den kommenden Saison stehen die Olympischen Spiele in Südkorea auf dem Plan. Emotionalität von Shiffrin bildet das zweite Nebenthema des Textes: die Tränen im Gesicht von Mikaela Shiffrin – […] flossen bei der 22-jährigen aus Colorado die Tränen – „Ich habe geweint, es war ein sehr emotionaler Moment. Ein wichtiges Thema des Textes ist auch die Bewertung und Anerkennung der beiden Ski-Fahrer: […] Kjetil Jansrud zog den Hut – […] ob Hirscher der beste Skifahrer sei – „Sechs Jahre auf so einem hohen Niveau zu fahren …“ – „Er macht alles mit einer Präzision, er lebt den Sport, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.“ – „Er hat sich diese Erfolge auch verdient.“ – sprachlos – beeindruckend – den Slalom dominieren – „Was sie schon […] gezeigt hat.“ – sie kann fast alles erreichen. Alle Themen werden mithilfe vom themenentfaltenden Verfahren Berichten realisiert (vgl. Brinker 2001: 65). Obwohl im Text einige umgangssprachliche Ausdrücke, vor allem in der Rede von Hirscher (super, großartig, sich die Kugel holen) vorkommen, weist der Text neutrale Stilebene auf. Im Text sind wieder spezifische Ausdrücke des Skisportes zu finden: Finish – Skirennläufer – Rennen – Rennlaufen – Rennfahren – Slalom – Riesentorlauf – Super-G – Bestleistung. Der Text ist gut auch für die Laien verständlich, weil er keine Fachwörter beinhaltet. Dagegen treten im Artikel ziemlich viele Fremdwörter unterschiedlicher Herkunft auf, aus dem Englischen: Finish (Endkampf), Action-Trip (spannender Ausflug), killen (umbringen), aus dem Lateinischen: Konkurrent (Rivale) oder aus dem Französischen: Saison (für etwas der wichtigste Zeitabschnitt innerhalb eines Jahres, in dem etwas Bestimmtes am häufigsten stattfindet), Medaille (runde Plakette mit Inschrift oder als Auszeichnung für besondere Leistungen), Niveau (Stufe in einer Skala bestimmter Werte), Trophäe (Auszeichnung), Branche (Fachgebiet). Um die Originalität zu erzielen, werden viele Komposita benutzt:

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Gesamtweltcup, Schönheitsfehler, Weltcupsieg, Heimatboden, oft mit Bindestrich geschrieben oder mit Kurzwörtern kombiniert: ÖSV-Sportdirektor, Rekord-Saison, Kombi- Silber, Action-Trips. Die Emotionalität und Expressivität rufen die Idiome hervor: vor j-n den Hut ziehen (Hyperbel), j-m in den Arsch treten (antreiben - derb), Das war es! (Es ist alles zu Ende), aus dem Spiel sein entspricht dem Idiom aus dem Spiel bleiben (nicht berücksichtigt sein), weiterhin auch Funktionsverbgefüge: sich Gedanken machen, den Rekord halten oder auf Distanz halten. Aus der syntaktischen Sicht werden in der direkten Rede sowohl Einfachsätze, Satzgefüge als auch Ellipsen verwendet: Für diese Saison – nicht mit dem Rennen. Neben der Metapher ([…] sonst killt das jede Motivation, Heimatboden, Tränen fließen) steht im Text Metonymie (er lebt den Sport), Periphrasen für Hirscher (der Salzburger, 26-jährige, der 28-jährige Hirscher), für Gegner (Konkurrent, Mitstreiter), Euphemismus (nicht der glücklichste Tag) und Hyperbel (großartiger Tag, unglaubliche Saison). Im Text schlich ein Fehler ein. Marcel Hirscher ist 28 Jahre alt und im Vorspann steht 26- jährige, weiter im Text ist die Altersangabe schon richtig. 4. Schritt Stilistischer Sinn und Stilwirkung In der Gesellschaft wird die Boulevardzeitung oft als minderwertig und niveaulos betrachtet. In diesem Fall stimmt es so nicht ganz. Dieser Bericht enthält alle wichtige Informationen, die zudem auf unterhaltender Weise dargestellt werden.

8.3. Vergleich der ersten und zweiten Analyse

Im Vergleich zu der seriösen Zeitung berichtet „krone.at“ über Einzelschicksale. Im Vordergrund steht die Ski-Star Hirscher und daraufhin wird auch die Shiffrin erwähnt. In „diepresse.com“ interessiert sich der Autor für das ganze österreichische Team und nicht nur für eine Person. Inhaltlich konzentriert sich „diepresse.com“ auf die objektive Bewertung der Ski-Saison. „Krone.at“ orientiert sich eher auf die Sensation von Hirscher und Unterhaltungsfaktor spielt eine große Rolle. Die größere Schlagzeile in der Boulevardpresse wirkt locker und enthüllt „pikante“ Informationen aus dem privaten Leben des Ski-Stars, was die Menschen interessiert. Es gibt auch mehr Bilder und Video. Aus der sprachstilistischen Sicht ist der Bericht in der „krone.at“ verständlicher und die Informationen sind nicht so dicht angehäuft. Es gibt wenige Fachwörter, Zusammensetzungen und Austriazismen, die zur Authentizität beitragen. Infotainment, unterhaltsamere Darstellung der Nachrichten, spielt in „krone.at“ eine große Rolle. Das

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Layout des Berichtes ist bunt, die Nachrichten sind vereinfacht und zeichnen sich durch vielen Anglizismen, größere Emotionalität, Exklusivität und einen lockeren Stil aus26.

8.4. Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord (Siehe Anhang 3)

Der Text, der am 18.03.2017 um 18:31 veröffentlicht wurde, stammt aus der soliden Online- Zeitung „diepresse.com“. In diesem Artikel wird das Skiflug-Weltcup in Vikersund beschrieben, bei dem sich Norwegen den Sieg sicherte. Die Aufmerksamkeit wird aber Stefan Kraft gewidmet, der einen neuen Weltrekord aufstellte. Die direkte Rede von Kraft zeigt seine große Freude und Begeisterung. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte Dieser Text zählt gleichfalls zum Kommunikationsbereich Massenmedien, weil er in der Zeitung publiziert wurde. Der Autor des Textes wurde nicht angegeben. Dieser Text ist kürzer, trotzdem handelt es sich um einen komplexeren Bericht, da die journalistische W-Fragen beantwortet werden können.27 Was? Skifliegen in Vikersund und neuer Weltrekord Wer? Stefan Kraft Wo? in Vikersund Wann? am 18.3.2017 Wie? beim Teambewerb Warum? - Welche Folge? Überwindung des Weltrekordes 2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Die Absicht des Autors ist, die Leser ausführlich über das Ereignis in Vikersund zu informieren. Anhand der Informationsfunktion können wir den Handlungstyp Informieren/Feststellen bestimmen. Die wichtigsten Informationen werden am Anfang genannt, dass Kraft den Weltrekord verbesserte. Gleich in der Schlagzeile erfahren wir, worum es im Text geht. Dann kommen die Zusatzinformationen und zum Schluss Details über die Probleme des Wettbewerbs.

26 Infotainment und Boulevardisierung [online], [Stand 2017-04-18], verfügbar unter: http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/deutsche-fernsehgeschichte-in-ost-und-west/142912/infotainment- und-boulevardisierung 27 Einen Zeitungsbericht untersuchen und überarbeiten [online], [Stand 2017-04-08], verfügbar unter: https://www.kapiert.de/deutsch/klasse-7-8/lesen/journalistische-texte-lesen-und-verstehen/einen- zeitungsbericht-untersuchen-und-ueberarbeiten/ 54

3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung Architektonisch besteht der Text aus Schlagzeile, Lead, Foto und fünf Absätzen. Der vierte Absatz wurde vom dritten durch einen Titel getrennt. Die Schlagzeile, die ein vollständiger Satz bildet, sollte die Neugier wecken. Sie enthält die wichtigste Information: Skifliegen – die Sportart und Kraft verbessert Weltrekord auf 253,5 m bildet den thematischen „Kern“ des Textes (vgl. Burger 2004: 116). Der Vorspann wirkt emotional, exklusiv und konkretisiert den Inhalt des Textes. Im Lead treten Hyperbel: sensationell, Phraseologismus: seiner Saison noch eine Krone aufsetzen („ein unverschämtes Verhalten durch eine weitere Unverschämtheit noch vergrößern“28) kann auch als Ironie verstanden werden, Metapher: zum neuen Weltrekord segeln auf. Auf dem Foto ist der österreichische Skispringer Stefan Kraft mit der Nummer 11, der den Skiflug-Weltrekord springt. Der Hintergrund des Fotos bildet der blaue Himmel. Das Hauptthema des Textes ist der Weltrekord von Stefan Kraft: zum neuen Weltrekord segeln – auf 253,5 m segeln – Weltrekordmann – der Doppel-Weltmeister – Weltrekordhalter – Rekord war angezweifelt worden – Bestmerke – Überflieger. Erste thematische Nebenkette ist das Ereignis in Vikersund: Dieses Skifliegen in Vikersund hat am Samstag alles geboten, was den Sport ausmacht – nach Zuwarten, Abbruch und Verschiebung entwickelte sich eine der hochklassigsten Konkurrenzen – Hochspannung – Einzelbewerb – Teambewerb – nach acht Springern gab es zunächst eine lange Pause – wegen zu viel Aufwindes – der Bewerb wurde dann mit 75 Minuten Verspätung neu gestartet – hochklassige Konkurrenz. Der Sieg von Norwegen bildet die zweite Nebenkette: der Sieg ging an Norwegen – Flugshow – mit insgesamt 1.572,6 Punkten – exakt 34 Zähler vor Polen. Die direkte Rede von Stefan Kraft belebt den Text und trägt zur Glaubwürdigkeit und Emotionalität des Artikels bei. Der Text weist die normalsprachliche Stilebene auf, obwohl einige umgangssprachliche Ausdrücke (goldrichtig, großartig) und Formulierungen („Ich habe gemerkt, der geht echt verdammt weit und habe gedacht: ‚Bleib vorne, stehe ihn!‘ Ja, es war unglaublich“, […]) vorkommen. Es werden auch Austriazismen: Bewerb (Wettbewerb), Ausdrücke aus dem Sportjargon: hochklassigste, Zähler, Sprungrichter, Bakken, Fremdwörter aus dem Englischen: Leader (Führer) aus dem Lateinischen: Konkurrenz (Gegenspieler), exakt (punktgenau), aus dem Französischen: Finale (Endkampf), Rang (Platzierung), Jury (Preisgericht), aus dem Norwegischen: Bakken (Sprungschanze) verwendet, sonst ist die

28 Redensarten-index [online], [Stand 2017-04-08], verfügbar unter: https://www.redensarten- index.de/suche.php?suchbegriff=krone+aufsetzen&bool=relevanz&gawoe=an&suchspalte%5B%5D=rart_ou &suchspalte%5B%5D=rart_varianten_ou 55

Sprache nicht geschmückt und ziemlich klar. Um die Expressivität des Textes zu erreichen, werden Zusammensetzungen: Weltrekordhalter, Sprungrichter, Zitterbalken, Einzelsieger, Komposita mit Bindestrich: Skiflug-Schanze, Doppel-Weltmeister, Zusammensetzungen mit den Fremdwörtern Flugshow, Teambewerb, Weltrekord, Raw-Air-Wertung oder Komposita mit den Abkürzungen und Ziffern: ÖSV-Startspringer, 23-jährige und Abkürzungen ORF benutzt. Wirkung und Aussagekraft des Textes erhöhen Idiome: Überflieger sein („ein Mensch mit herausragenden Leistungen“29) und Kollokation (den Weltrekord verbessern). Aus der morphologischen Sicht treten im Text viele beschreibende Adjektive (von vielen großen Weiten geprägten Konkurrenzen), Superlative (hochklassigste) und substantivierte Verben (Zuwarten, Verschiebung), die die Informationen im Text verdichten. Weitere sprachstilistische Erscheinungen, die im Text zu finden sind: Metapher (auf dem dritten Rang landen, die Bestmarke halten, Punkte aufholen, auf der Schanze segeln), Personifikationen (dieses Skifliegen hat alles geboten, der Sieg ging an Norwegen), Vergleiche (als erster Österreicher, als Sturz gewertet), Synekdoche (der Sieg ging an Norwegen, 34 Zähler vor Polen), Periphrasen für Kraft (23-jährige Salzburger, Weltrekordmann, erster Österreicher, Überflieger aus dem Pongau), Hyperbel (sensationell, hochklassigste, überstrahlt, großartig, unglaublich, Bestmarke) und Ironie ([…] ist das allerdings nur ein Hauch) Im Text gibt es noch einige Erklärungen zu den Mitteilungen oder Hinweise (auf welchem Programm wird die Live-Übertragung sein) in den Klammern. 4. Schritt: Stilistischer Sinn und Stilwirkung Dieser Bericht zeichnet sich durch die informative Funktion aus, die originelle, kreative und exklusive Ausdrücke beinhaltet.

8.5. 253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord (Siehe Anhang 4)

Dieser Artikel stammt aus der krone.at und wurde am 18.03.2017 um 18:29 veröffentlicht. In diesem Text wird, wie im ersten Text, das Ereignis in Vikersund beschrieben. Im Mittelpunkt steht der Weltmeister Stefan Kraft, der einen neuen Weltrekord aufstellte. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte

29 Redesnarten-Index [online], [Stand 2017-04-09], verfügbar unter: https://www.redensarten- index.de/suche.php?suchbegriff=%C3%9Cberflieger&bool=relevanz&gawoe=an&suchspalte%5B%5D=rart _ou&suchspalte%5B%5D=rart_varianten_ou 56

Es handelt sich wieder um den Kommunikationsbereich der Massenmedien und der Textsorte Bericht. Die Hauptinformation steht gleich am Anfang des Textes, die weiter ergänzt wird. 2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Das Ziel des Berichtes ist, die Leser zu informieren. Der Name des Autors wurde nicht angeführt und seine Meinung ist für die Leser nicht wichtig. 3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung Dieser Bericht ist klar in zwei Titel, Vorspann und Fließtext gegliedert. Der erste Titel ist kleiner, besteht nur aus zwei Wörtern und weist keine große Originalität auf. Er führt die Leser in die Problematik des Berichtes ein, obwohl, meiner Meinung nach, nicht viele Leser diesen Titel überhaupt erblicken. Die Aufmerksamkeit fesselt erst der zweite fettgedruckte Titel, der aus zwei Teilen besteht. Der erste Teil ist nur die Zahl und Maßeinheit Meter mit dem Ausrufezeichen am Ende. Der Autor will die Leser ansprechen und eine wichtige Information hervorzuheben und mitzuteilen. Der zweite Teil des Titels bildet einen metaphorischen Ganzsatz und erklärt den ersten Teil. Das Foto mit Stefan Kraft verdeutlicht das Thema des Berichtes. Der Fließtext unterscheidet sich fast gar nicht vom ersten Artikel. Was in diesem Artikel der Vorspann ist, war beim ersten Text der erste Absatz. In „krone.at“ wird zwischen den ersten und zweiten, dritten und vierten Absatz eine Überschrift hinzugefügt. Die erste Überschrift ist die direkte Rede von Kraft („Bleib vorne, stehe ihn!“) und die zweite Schlechter Beginn stellt den Verlauf des Teamwettbewerbs dar, der nicht vielversprechend begann. Sonst unterscheidet sich der zweite Text von dem ersten Text nicht. 4. Stilistischer Sinn und Stilwirkung Das Ziel, die Leser über ein aktuelles Ereignis zu informieren, wurde erreicht. Anhand der Verwendung vieler stilistischer Figuren und mikrostilistischer Elemente ist der Text auch interessant und für die Leser lesbar.

8.6. Vergleich der dritten und vierten Analyse

Der Artikel in der Boulevardzeitung wurde zwei Minuten früher publiziert als der in der soliden Presse. Die beiden Texte sind authentisch und unterscheiden sich nur in den Überschriften und im Vorspann. Bei der Recherche im Internet kann ich feststellen, dass der Artikel von APA ( Presse Agentur) stammt, die 12 österreichischen Zeitungen und

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ORF mit den Informationen versorgt30. Der Artikel in „diepresse.com“ hat seinen eigenen Vorspann, der den Inhalt des Textes zusammenfasst, aber „krone.at“ verwendete den ersten Absatz als Vorspann. In diesem Fall kann man nicht die niveaulose Sprache der Boulevardzeitung kritisieren, weil der gleiche Artikel sowohl in der seriösen als auch in der Boulevardzeitung veröffentlicht wurde. Die Überschrift in der Boulevardzeitung kann in vielen Lesern mehr Emotionen hervorrufen als die Überschrift in „diepresse.com“.

8.7. Letztes Kapitel im großen Kugelkampf (Siehe Anhang 5)

Dieser Artikel wurde am 15.03.2017 um 18:24 in „diepresse.com“ veröffentlicht. In diesem Text wird die letzte Abfahrt der Saison in Aspen beschrieben. Obwohl Peter Fill nicht diese Abfahrt gewann, steht er im Mittelpunkt dieses Artikels. Es werden auch Hintergrundinformation über Super-G und Hirscher, der auch am Start ist, geliefert. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte Der vorliegende Artikel gehört zum Kommunikationsbereich der Massenmedien und zum Textsorte Bericht. Die journalistischen W-Fragen werden beantwortet. Was? Kugelkampf in der letzten Abfahrt Wer? Peter Fill, Kjetil Jansrud Wo? in Aspen Wann? am 15.03.2017 Wie? beim Weltcupfinale Warum? Fill erhielt die meiste Punkte von allen Welche Folgen? Kristallkugel für Fill

2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Auf den ersten Blick kann man den Eindruck haben, dass sich der Autor nur auf den neuen Kristallkugelträger Fill konzentriert. Der Autor berichtet aber auch über die Ergebnisse der Abfahrt und den folgenden Super-G. Die Absicht des Autors ist die Leser zu informieren. Der Handlungstyp ist Informieren. 3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung Die Struktur des Artikels besitzt typische Merkmale des Berichtes, die aus Schlagzeile, Untertitel, Foto und einzelne Abschnitte besteht. Die interessante Schlagzeile setzt sich aus

30 APA [online], [Stand 2017-04-18], verfügbar unter: https://www.apa.at/Site/APA-Gruppe/About.de.html 58 einer Metapher und einem Kompositum zusammen. Letztes Kapitel symbolisiert den letzten Kampf in der Saison, Kugelkampf ist ein umgangssprachliches Kompositum, der originell und expressiv wirkt. Der Untertitel ergänzt die Informationen aus der Schlagzeile, in dem eine symboltragende Metapher (sich krönen zum besten Abfahrer) und ein Ausdruck aus der Umgangssprache Abfahrer (Abfahrtläufer) vorkommen. Das Foto, auf dem Fill die Kristallkugel küsst, stellt den Textinhalt klar. Der Fließtext wurde durch den Namen des Ortes Aspen angeführt. Das Hauptthema des Textes ist der Kampf um die Kristallkugel: Kugelkampf – sich zum besten Abfahrer krönen – die letzte Kristall-Entscheidung – […] für sich den Kampf entschieden – Abfahrtssieg. Die erste Nebenkette ist die Entscheidung im Super-G: heute folgt der Super-G – die Abstände sind so gering – Marcel Hirscher auch am Start. Die zweite Nebenkette bildet die Äußerung von Hirscher, der sich auch an Super-G teilnehmen wird: Marcel Hirscher auch am Start – der Salzburger will Speedkilometer sammeln – […] es geht immer noch um schnelles Skifahren. Die Sprache des Berichtes ist neutral, obgleich sie Ausdrücke aus der Umgangssprache (Abfahrer, Kugelkampf) oder aus der gehoben Stilschicht (US-Nobelskiort) enthält. Im Artikel kommen häufig die Ausdrücke der Sportsprache vor: Abfahrt, Weltcupfinale, Gesamtsieg, Königsdisziplin, Riesentorlauf, Slalom, Kombination, Super-G, Duell, Abfahrtssieg, Gesamtrang, Abstände, Kristall-Podest, nebenbei auch Fremdwörter: aus dem Lateinischen Kombination („aus mehreren Disziplinen bestehender Wettkampf“31), Duell (Wettkampf zwischen zwei Skifahrer), de facto (tatsächlich), aus dem Englischen: Speedkilometer (hohe Geschwindigkeit), Start (Anfang eines Wettrennens). Expressivität des Textes erzeugen Komposita: Kugelkampf, Skisaison, Tagessieg, oft mit Bindestrich geschrieben: Kristall-Entscheidung, Kristall-Podest und Komposita in Verbindung mit Abkürzungen: US-Nobelskiort, Super-G. Unter dem phraseologischen Aspekt können im Text Idiom: am Start sein (bereit zum Loslaufen), Funktionsverbgefüge: die letzte Kristall- Entscheidung bringen und in Angriff nehmen (etw. beginnen) betrachtet werden. Zum Zweck sprachlicher Ökonomie wird Ellipse (Bester Österreicher: Matthias Mayer auf Platz acht) verwendet. Weitere sprachstilistische Mittel sind: Metapher (den Gesamtsieg sichern, die Entscheidungen waren gefallen, auf das Kristall-Podest fahren, aus einem Rennen viel mitnehmen), Personifikation (Die letzte Abfahrt brachte die letzte Kristall-Entscheidung …) und Hyperbel (großer Kugelkampf, Königsdisziplin).

31 Duden.de [online], [Stand 2017-04-10], verfügbar unter: http://www.duden.de/rechtschreibung/Kombination_Verknuepfung_Folge 59

4. Schritt: Stilistischer Sinn und Stillwirkung Der Text wirkt sachlich und neutral, belebt durch direkte Rede, originelle Komposita und Fremdwörter.

8.8. Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg (Siehe Anhang 6)

Dieser Artikel wurde am 15.03.2017 um 17:23 in der „krone.at“ veröffentlicht. Die letzte Abfahrt in Aspen bringt den neuen Kristallkugelsieger Peter Fill. Im Text werden auch die Ergebnisse der Österreicher analysiert und Äußerungen einzelner österreichischen Skifahrer angegeben. 1. Schritt: Charakterisierung des Kommunikationsbereiches und der Textsorte Dieser Text gehört zum Kommunikationsbereich der Massenmedien und zur Textsorte Bericht. Es handelt sich um einen komplexeren Text, der auch Hintergrundinformation über die österreichischen Skirennläufer enthält. 2. Schritt: Bestimmung der Textfunktion und des Handlungstyps Für den Bericht ist die Informationsfunktion typisch und das Handlungstyp Informieren/ Feststellen, was bei diesem Artikel auch stimmt. Der Autor informiert die Leser über den Kristallkugelsieger, seinen Konkurrenten Jansrud, aber auch über österreichische Skirennläufer, deren Aussagen in der direkten Rede im Text vorkommen. Die unterhaltende Funktion des Textes spielt hier auch eine Rolle (Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg). 3. Schritt: Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung Architektonisch besteht der Text aus zwei Schlagzeilen, vier Bildern, Vorspann, einzelnen Absätzen und Ergebnis der Herren-Abfahrt. Wie die Leser der „krone.at“ gewöhnt sind, kommen wieder zwei unterschiedlich große Schlagzeilen vor. Die erste kleinere Überschrift fasst den Textinhalt zusammen. Die zweite fettgedruckte konkretisierende Schlagzeile wirkt expressiv, denn sie umgangssprachlich ist: Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg. („schnell an sich bringen, für sich gewinnen und dadurch einem anderen entziehen“32). Originell wird hier die Kristallkugel in der Abfahrt nur durch Abfahrtskristall ersetzt. Unter dem Titel ist ein Foto mit Peter Fill auf der Piste und die Kristallkugel. Im Vorspann werden die Informationen durch Komposita (Abfahrts-Spezialwertung, Ski-Weltcup, Disziplinenwertung), Vergleich (wie im Vorjahr), Kollokation (den Platz belegen),

32 Duden.de [online], [Stand 2017-04-10], verfügbar unter: http://www.duden.de/rechtschreibung/wegschnappen 60

Personifikation (der Sieg ging an einen Südtiroler), Metapher (den dritten Platz holen) und Fremdwort (triumphieren) detaillierter dargestellt. Das Hauptthema des Textes ist das Finale in Aspen: Der Südtiroler überholte beim letzten Rennen in Aspen […] – im finalen Rennen der Saison – der Südtiroler gewann am Mittwoch in Aspen das letzte Rennen der Saison – am Entscheidungstag. Die thematische Nebenkette bildet die Bewertung des Rennens von den Österreichern: Nicht nach Wunsch lief es für die ÖSV-Herren – im Training so starke Kriechmayr – sagte der Oberösterreicher – Mayer fehlen 0,32 Sekunden – schrieben als 18. sowie Max Franz und Romed Baumann als Ex-Aequo-19. nicht an – Reichelt war stark unterwegs gewesen – Franz war ratlos. Im Bericht kommen am meisten die neutralen Ausdrücke vor. Um eine gewisse Expressivität zu erzielen, werden umgangssprachliche Ausdrücke (sich die Kugel holen, Zeug, krachte, reingehängt, runter), Fachwörter: ex ae­quo-19 (gleichermaßen), Austriazismen (ein bisserl), okkasionelle Bildungen (Topplatz-Bahn), Fremdwörter aus dem Lateinischen: stabil (dauerhaft), aus dem Französischen: Saison, Serviceleute, aus dem Englischen: Showdown (Kraftprobe), Trainer. Weiter kommen im Text: Komposita (Entscheidungstag, Zeitrückstand, Olympiasieger, Sicherheitszäune, Sonnenschein, Schattenwechsel) Komposita mit Bindestrich (Topplatz-Bahn) und Komposita mit den Abkürzungen (Super- G-Kristall, ÖSV-Herren) vor. Aus dem phraseologischen Aspekt sind im Text Idiome zu finden: die Karten nicht auf seiner Seite haben (missglücken), am Limit fahren (an der Grenze des Möglichen fahren), in die Hose gehen (scheitern). Die Metapher (den dritten Platz holen, seine Krone verteidigen, Super-G-Kristall sichern, es ist eine bittere Pille, seine Saison retten), Metonymie (Jansrud wurde Elfter), Periphrasen für die Skirennläufer (Südtiroler, Norweger Kjetil Jansrud, bester Österreicher, Oberösterreicher, Olympiasieger, der Salzburger) und Hyperbel (die Abfahrtkugel entreißen). 4. Schritt: Stilistischer Sinn und Stilwirkung Der Autor des Berichtes informiert über das Ereignis ganz ausführlich und bemüht sich darum auch die Leser zu unterhalten. Es werden viele stilistische Figuren benutzt, die den Text lesbar und interessant für die Leser machen.

8.9. Vergleich der fünften und sechsten Analyse

Die Boulevardpresse reagierte immer ein bisschen schneller als die seriöse Zeitung auf die aktuellen Geschehnisse. Was den Inhalt betrifft, erfahren wir sogar mehr Informationen aus der Boulevardzeitung, die auch Informationen über österreichische Skirennläufer darstellt.

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Aus der sprachstilistischen Sicht werden in den Boulevardzeitungen mehrere umgangssprachliche Ausdrücke, weil direkte Rede im Text vorkam und Metaphern benutzt. Die Sprache der „krone.at“ ist origineller und emotionaler als die Sprache „diepresse.com“, die eher neutral, knapp und sachlich ist.

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9. Zusammenfassung

Das Ziel, das ich am Anfang meiner Diplomarbeit formulierte, war, die ausgewählten Artikel aus der Sportrubrik zu analysieren und zu vergleichen. Ich stelle drei Artikel aus der seriösen Zeitung „diepresse.com“ und drei Artikel aus der Boulevardzeitung „krone.at“ gegenüber, die thematisch ähnlich sind. Es zeigte sich, dass es ein paar Unterschiede zwischen den Texten aus der seriösen Zeitung und der Boulevardzeitung gibt. Da heutzutage die Nachrichten- und Presseagenturen die Zeitungen versorgen und Nachrichten über aktuelle Ereignisse in den Zeitungen liefern, entstehen dadurch nicht so markante Unterschiede.

Was die Berichte betrifft, vermitteln beide Online-Zeitungen ihre Themen inhaltlich komplex und mit Hintergrundinformationen. Die Unterschiede bestehen erst in der Textfunktion. Die seriöse Zeitung bemüht sich um eine objektive und sachliche Darstellung eines aktuellen Ereignisses und die Absicht des Autors ist, die Leser zu informieren, wobei in der Boulevardzeitung eine große Rolle auch die unterhaltende Funktion (Infotainment) spielt. (Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger, Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg). Wie das zweite Beispiel zeigt, ist die Sprache der Boulevardzeitung nicht immer neutral und deswegen können wir in der „krone.at“ mehrere umgangssprachliche Ausdrücke (super, sich die Kugel holen, verdammt, Zeug, krachte, runter) als in der „presse.com“ finden, in der „presse.com“ vor allem in der direkten Rede. In der „presse.com“ treten dagegen auch Fachwörter (Resümee, Radius) auf. Sowohl in der seriösen Zeitung als auch in der Boulevardzeitung kann man ein paar Austriazismen (Bewerb, Stockerl) und Ausdrücke aus der Sportlersprache, bzw. Skisport (Super-G, Riesentorlauf, Rennen, hochklassig, Sprungrichter, Zähler, Weltcupfinale) entdecken. Gewisse Exklusivität rufen die Fremdwörtern aus verschiedener Sprachen (Podest, Saison, Konkurrent, exakt, Jury) in beiden Zeitungen hervor, wobei die Fremdwörter aus dem Englischen (Action-Trip, killen, Finish, Showdown) in der Boulevardzeitung vorwiegen. Eine große Menge von Zusammensetzungen (Komposita) taucht in beiden Zeitungen (Kugelsammler, Gesamtbild, ÖSV-Sportdirektor, Weltrekordhalter, Speedkilometer) auf. Größerer Originalität (Topplatz-Bahn) erfreuen sich die Komposita in „krone.at“. Die Emotionalität des Textes wird durch Idiome erreicht, die häufiger in der Boulevardzeitung zu finden sind (vor j-n den Hut ziehen, j-m in den Arsch treten). Genauso ist es mit den Stilfiguren, die in der „krone.at“ häufiger vertreten sind.

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Zum Schluss muss gesagt werden, dass die Sprache der Boulevardzeitung nicht unbedingt niveaulos sein muss. Die Presseagenturen tragen zur bessere Qualität der Artikel bei. Die Sprache ist sehr originell, kreativ und fesselt die Aufmerksamkeit der Leser. Die Berichte in der seriösen Presse sind knapp und sachlich formuliert, ohne unterhaltende Funktion.

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10. Literaturverzeichnis: BRINKER, Klaus. Linguistische Textanalyse: eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 5., durchgesehene und erg. Aufl. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2001. Grundlagen der Germanistik. BURGER, Harald. Mediensprache: eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. 4., neu bearb. und erw. Aufl. - Berlin [u.a.]: De Gruyter, 2014 - XII, 532 S. BURGER, Harald. Mediensprache: eine Einführung in Sprache und Kommunikationsformen der Massenmedien. 3., völlig neu bearbeitete Aufl. Berlin: Walter de Gruyter, c2005. De Gruyter Studienbuch. EROMS, Hans-Werner. Stil und Stilistik. Berlin: Schmidt, 2008. FLEISCHER, Wolfgang, MICHAEL Georg, STARKE Günter. Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. Frankfurt am Main u.a.: Lang, 1993 - 341 S. GRAEFEN, Gabriele; MOLL Melanie. Wissenschaftssprache Deutsch: lesen - verstehen - schreiben: ein Lehr- und Arbeitsbuch. Frankfurt am Main: Peter Lang, 2011 HACKFORTH, Josef. Sport und Massenmedien. 1. Aufl. - Bad Homburg v.d.H.: Limpert, 1978 - 272 S. HACKFORTH, Josef. Sportmedien und Mediensport: Wirkungen, Nutzung, Inhalte. Berlin: Vistas-Verl., 1988 - 367 S. KESSEL/REIMANN: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2008 LÜGER, Heinz-Helmut: Pressesprache, 2., neu bearb. Aufl. - Tübingen: Niemeyer, 1995 - 169 S. MALÁ, Jiřina: Stilistische Textanalyse: Grundlagen und Methoden. Brno: Masarykova univerzita, 2009. PERRIN, Daniel. Medienlinguistik. 3., aktualisierte Aufl. - Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2015 - 259 S. SANDIG, Barbara. Stilistik der deutschen Sprache. Berlin [u.a.]: de Gruyter, 1986 - 368 S. SCHMITZ, Ulrich. Einführung in die Medienlinguistik. Darmstadt: WBG, 2015 - 152 S. SCHMITZ, Ulrich. Sprache in modernen Medien: Einführung in Tatsachen und Theorien, Themen und Thesen. Berlin: ¬Erich Schmidt, 2004 - 217 S. SCHNEIDER, Peter. Die Sprache des Sports Terminologie und Präsentation in Massenmedien; eine statistisch vergleichende Analyse. 1. Aufl. - Düsseldorf: Schwann, 1974 - 517 S.

65

SOWINSKI, Bernhard. Deutsche Stilistik: Beobachtungen zur Sprachverwendung und Sprachgestaltung im Deutschen. Orig.-Ausg. - Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verl., 1973 - 400 S. SOWINSKI, Bernhard. Stilistik : Stiltheorien und Stilanalysen. Stuttgart: J.B. Metzler, 1999

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11. Internetquellen:

11.1. Primäre Quellen: 253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/2535-meter-stefan-kraft-fliegt-zum-weltrekord- historischer-satz-story-559963

Der Großmeister und sein Gefolge [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5186226/Der-Grossmeister-und-sein-Gefolge

Letztes Kapitel im großen Kugelkampf [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5184246/Letztes-Kapitel-im-grossen- Kugelkampf

Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/marcel-hirscher-feiert-mit-bier-und-cheeseburger- plaene-nach-finish-story-560147

Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/peter-fill-schnappt-jansrud-abfahrtskristall-weg- finale-in-aspen-story-559396

Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord auf 253,5 m [online], [Stand 2017-03-21], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5185954/Skifliegen_Kraft-verbessert- Weltrekord-auf-2535-m

11.2. Sekundäre Quellen

About. APA [online], [Stand 2017-04-18], verfügbar unter: https://www.apa.at/Site/APA- Gruppe/About.de.html

Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache [online], [Stand 2017-04-24], verfügbar unter: https://www.dwds.de/

Deutsche Fernsehgeschichte in Ost und West, Infotainment und Boulevardisierung. Bundeszentrale für politische Bildung [online], [Stand 2017-04-20], verfügbar unter: http://www.bpb.de/gesellschaft/medien/deutsche-fernsehgeschichte-in-ost-und- west/142912/infotainment-und-boulevardisierung

Deutschsprachige Zeitungen sind im Internet beliebt. Verlag Werben & Verkaufen GmbH [online], [Stand 2017-05-04], verfügbar unter: https://www.wuv.de/medien/deutschsprachige_zeitungen_sind_im_internet_beliebt

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Die Geschichte der Kronen Zeitung. Kronenzeitung [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://www.krone.at/nachrichten/die-geschichte-der-kronen-zeitung-damals-und- heute-story-263526

Die größten Nachrichtenagenturen. Deutsche Tageszeitungen [online], [Stand 2017-04-25], verfügbar unter: http://www.deutsche-tageszeitungen.de/pressefachartikel/die-groessten- nachrichtenagenturen/

DiePresse.com, [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://diepresse.com/unternehmen/produkte/digital/473231/DiePressecom

DUDEN [online], [Stand 2017-04-20], verfügbar unter: http://www.duden.de/

Einen Zeitungsbericht untersuchen und überarbeiten [online], [Stand 2017-04-08], verfügbar unter: https://www.kapiert.de/deutsch/klasse-7-8/lesen/journalistische-texte- lesen-und-verstehen/einen-zeitungsbericht-untersuchen-und-ueberarbeiten/

Infos zu Boulevardzeitungen. Deutsche Tageszeitungen [online], [Stand 2017-04-25], verfügbar unter: http://www.deutsche-tageszeitungen.de/pressefachartikel/infos-zu- boulevardzeitungen/

Journalistische W-Fragen, mediamanual archiv [online], [Stand 2017-03-15], verfügbar unter: http://www.mediamanual.at/mediamanual/leitfaden/radio/journal_ws.php

Literaturlexikon WORTWUCHS [online], [Stand 2017-04-25], verfügbar unter: http://wortwuchs.net/

MALÁ, Jiřina. Sprache der Massenmedien [pdf]. [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: https://is.muni.cz/auth/el/1421/podzim2012/NJII_35/SpracheMM.pdf

MEYEN, Michael. Massenmedien [pdf], verfügbar unter: https://www.lmz- bw.de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/meyen_massenm edien/meyen_massenmedien.pdf

Redesnarten-Index [online], [Stand 2017-04-09], verfügbar unter: https://www.redensarten- index.de/

Schlierenzauer bei Comeback locker qualifiziert!. Kronenzeitung [online], [Stand 2017-01- 14], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/schlierenzauer-bei-comeback-locker- qualifiziert-er-ist-zurueck-story-548718

Schnee- Chaos! Kein Training & Rennen in Zauchensee. Kronenzeitung [online], [Stand 2017-01-14], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/schnee-chaos-kein-training- rennen-in-zauchensee-alles-abgesagt-story-548774

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Silber! Nur Deutschland besser als ÖSV- Adler. Kronenzeitung [online], [Stand 2017-03- 03], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/silber-nur-deutschland-besser-als- oesv-adler-mixed-teambewerb-story-556097

Wie arbeiten Nachrichtenagenturen? Deutsche Tageszeitungen [online], [Stand 2017-04- 25], verfügbar unter: http://www.deutsche-tageszeitungen.de/pressefachartikel/wie- arbeiten-nachrichtenagenturen/

Woxikon [online], [Stand 2017-04-20], verfügbar unter: http://synonyme.woxikon.de/synonyme/vermitteln.php

11.3. Bilder

Reichweite: krone.at erobert weiteren Spitzenplatz. Logo der Kronen Zeitung [online], [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://www.krone.at/digital/reichweite-kroneat- erobert-weiteren-spitzenplatz-ueber-26-mio-visits-story-528767

Homepage der Rubrik Sport. Kronenzeitung [online], [Stand 2017-01-03], verfügbar unter: http://www.krone.at/sport

Kommentare zum Text: Guardiola: "Ich nähere mich meinem Karriereende". Kronenzeitung [online], [Stand 2017-01-03], verfügbar unter: http://www.krone.at/fussball/guardiola-ich-naehere-mich-meinem-karriereende-45- jaehriger-coach-story-546933

„Mit Fans im Rücken kann ich es wieder schaffen!“. Kronen Zeitung [online], [Stand 2017- 01-03], verfügbar unter: http://www.krone.at/wintersport/mit-fans-im-ruecken-kann-ich-es- wieder-schaffen-oesv-adler-kraft-story-546720

ÖWA – Zahlen. Logo diepresse.com [online] [Stand 2017-03-20], verfügbar unter: http://diepresse.com/unternehmen/sales/online/108621/OeWA-Zahlen

Vierschanzentournee: Beflügelt durch innere Leichtigkeit. Die Presse [online], [Stand 2017- 01-04], verfügbar unter: http://diepresse.com/home/sport/wintersport/5148940/Vierschanzentournee_Befluegelt- durch-innere-Leichtigkeit?_vl_backlink=/home/sport/index.do

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12. Anhang

12.1. Anhang 1 Der Großmeister und sein Gefolge

Schnelle Schwünge, aber keine Konstanz: So lautet das Resümee des Winters aus ÖSV-Sicht. Bei den Männern stimmt die Richtung, die Damen konnten Leistungsträgerinnen nicht ersetzen.

Kugelsammler Marcel Hirscher, das Vorbild in Sachen Konstanz. – (c) APA/HANS KLAUS TECHT

19.03.2017 um 20:41

Aspen/Wien. Österreichs Skiherren haben den Abstand zur Konkurrenz wieder vergrößert. Die Nationenwertung wurde zum 25. Mal in Folge klar vor Frankreich und Norwegen gewonnen, nach dem abschließenden Slalom in Aspen standen elf Siege, 13 zweite und vier dritte Plätze zu Buche (Vorsaison: acht, 13, acht). „Das Gesamtbild zeigt, dass wir uns in eine gute Richtung entwickeln“, erklärte Cheftrainer Andreas Puelacher. Der Tiroler wünscht sich aber mehr Konstanz, sowohl in den Läufen als auch über den gesamten Winter. Meister in dieser Hinsicht ist Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher, der zwar beim letzten Rennen der Saison das Podest als Vierter im Slalom verpasste, aber bei rund 70 Prozent seiner Rennen aufs Stockerl gefahren ist.

Routinier Hannes Reichelt steuerte in der Abfahrt einen ersten Platz bei, ebenso Premierensieger Max Franz, der auch bei der WM in St. Moritz Bronze eroberte. Auch im Super-G schlug Reichelt einmal zu, außerdem Matthias Mayer. „Die Mannschaft fährt schnell Ski, aber wir sind zu unkonstant, zu fehleranfällig, das ist ein Kritikpunkt, das müssen wir in den Griff bekommen“, meinte Puelacher. In den Technikbewerben überragte Hirscher als Gewinner der Riesentorlauf- und Slalomkugel sowie als zweifacher Weltmeister alles. Mit Michael Matt gibt es im Slalom aber ein neues Siegergesicht, und bei der WM jubelten Roland Leitinger (Riesentorlauf ) und Manuel Feller (Slalom) über Silbermedaillen. „Im Riesentorlauf hat sich Leitinger entwickelt. Bei Feller ist es ein Auf und Ab, schön langsam stabilisiert er sich“, sagte Chefcoach Puelacher.

Eine große Änderung kommt auf die Riesentorläufer zu, der Radius der Skier wird auf 30 Meter verkürzt. „Dafür braucht man gute Testtage, das kann man nicht auf Gletscherschnee machen“, glaubt Puelacher, die Sommervorbereitung werde so zur Herausforderung. „Es wird leichter, die Schwünge zu fahren, aber viel wird auch von der Kurssetzung abhängen.“ Österreichs Herren-Chef kann sich auch vorstellen, dass wieder

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Athleten aus dem Speedbereich in den Riesentorlauf zurückkehren, Mayer, oder Reichelt etwa, so dessen Rücken mitspielt.

Italien ist neue Nummer eins

Die ÖSV-Skidamen haben gemessen an Podestplätzen den schwächsten Weltcupwinter seit mehr als zwanzig Jahren absolviert. Ein Sieg, zwei zweite und vier dritte Plätze in der Bilanz. „Unter dem Strich zählen die Stockerlplätze und Siege, und da waren wir natürlich nicht so gut aufgestellt“, meinte Cheftrainer Jürgen Kriechbaum. „Die Ziele haben sich mit den Verletzungen stark geändert.“ Der Reihe nach fielen Eva-Maria Brem, Carmen Thalmann und Cornelia Hütter aus. Anna Veith gab Ende Dezember ihr Comeback, musste sich aber im Februar einer weiteren Knie-Operation unterziehen. Die Ausfälle konnten nicht kompensiert werden.

Die Entwicklung der Mannschaft sieht Kriechbaum im Speedbereich gut. Nicole Schmidhofer (Super-G-WM-Gold), Stephanie Venier (Abfahrts-WM-Silber) und Christine Scheyer (Abfahrtssieg in Zauchensee) haben aufgezeigt, im Riesentorlauf fuhr Stephanie Brunner dreimal in die Top fünf. Im Slalom schaffte Bernadette Schild den Sprung in die Topgruppe, Michaela Kirchgasser (Kombi-WM-Bronze) verzeichnete viele Ausfälle. „Da müssen wir mehr ins Detail arbeiten, dass Läuferinnen, die das Potenzial haben, auch die Zielankunft sehen“, meinte Kriechbaum. Die Damen-Nationencupwertung ging somit erstmals nach 18 Erfolgen verloren, Italien ist die neue Nummer eins, untermauerte die Vormachtstellung mit einem Dreifachsieg im abschließenden Riesentorlauf, angeführt von Federica Brignone. Österreich wurde in keiner Disziplin Erster.

Weltcupfinale Aspen

Riesentorlauf Damen:

1. Federica Brignone (ITA) 1:58,01 Min. 2. Sofia Goggia (ITA) +1,44 Sek. 3. Marta Bassino (ITA) +1,47 Weiters: 4. Viktoria Rebensburg (GER) +1,52 5. Tessa Worley (FRA) +1,83 6. Mikaela Shiffrin (USA) +2,14 20. Michaela Kirchgasser (AUT) +4,10 22. Katharina Truppe (AUT) +5,28.

RTL-Weltcup:

1. Worley (FRA) 685 2. Shiffrin 600 3. Goggia 405. Gesamtweltcup: 1. Shiffrin 1643. 2. Ilka Stuhec (SLO) 1325 3. Goggia (ITA) 1197.

Slalom Männer:

1. Andre Myhrer (SWE) 1:27, 97 Min. 2. Felix Neureuther (GER) 0,14 Sek. 3. Michael Matt (AUT) 0,15 Weiters: 4. Marcel Hirscher (AUT) +0,32 16. Manuel Feller (AUT) +1,12 18. (AUT) +1,37 22. Marc Digruber (AUT) +2,07.

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Slalom-Weltcup: 1. Hirscher 735 2. Henrik Kristoffersen (NOR) 575 3. Manfred Mölgg (ITA) 476.

Gesamtweltcup:

1. Hirscher 1599 2. Kjetil Jansrud (NOR) 924 3. Kristoffersen 903.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2017)

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12.2. Anhang 2

Pläne nach Finish

Marcel Hirscher feiert mit Bier und Cheeseburger

20.03.2017, 08:35

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT, AFP/EZRA SHAW / Video: Red Bull Content Pool/YouTube.com

Marcel Hirscher hat etwas geschafft, das vor ihm noch keinem Skirennläufer gelungen ist. Zum insgesamt sechsten Mal in Folge holte der Salzburger die große Kugel für den Gesamtweltcup. Selbst Konkurrent Kjetil Jansrud zog den Hut. Sechs Rennen gewann Hirscher in dieser Saison. Wie er den Triumph feiern wollte? Eher bescheiden: "Essen mit dem Team, ein Bier und ein Cheeseburger", so der 26- Jährige. Im Video oben sehen Sie Hirschers spektakulärste Action- Trips!

Und wie sehen seine Pläne nach der Rekord- Saison aus? "Das war es mit Skifahren! Für diese Saison - nicht mit dem Rennlaufen." Doch Hirscher macht sich Gedanken über seine Zukunft: "Es kommt der Punkt, an dem du sagst, du lässt das Rennfahren und fährst nur

73 noch zum Spaß. Entscheide ich mich dafür oder wähle ich den natürlichen Weg? Das wäre der, wenn dir die Jungen in den Arsch treten und du draußen bist aus dem Spiel."

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT, AP

In der kommenden Saison stehen die Olympischen Spiele in Südkorea auf dem Plan. Auf die Frage, ob Hirscher der beste Skifahrer sei, antwortete er: "Ich muss der Meinung sein, dass ich mich weiter verbessern kann, sonst killt das jede Motivation."

Kleiner Schönheitsfehler Der Fehler ein paar Tore vor dem Ziel des Slaloms und der verpasste 46. Weltcupsieg ärgerten Hirscher. "Es ist nicht der glücklichste Moment der Saison, aber der vierte Platz ist super. Es ist ein großartiger Tag, drei Kugeln sind in meiner Hand und drei Medaillen um meinen Hals." Zum sechsten Gesamtsieg ließ er jeweils den vierten im Riesentorlauf und Slalom folgen, bei der WM in St. Moritz gewann er die Goldmedaillen in beiden technischen Bewerben und Kombi- Silber.

"Sechs Jahre auf so einem hohen Niveau zu fahren, das habe ich noch nie gesehen. Und das wird es auch nicht mehr geben. Er macht alles mit einer Präzision, er lebt den Sport, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Er hat sich diese Erfolge auch verdient", sagte ÖSV- Sportdirektor Hans Pum über seinen Vorzeigeathleten.

Der 28- jährige Hirscher hielt seine norwegischen Mitstreiter Kjetil Jansrud um 675 und Henrik Kristoffersen um 696 Punkte auf Distanz. Er stellte damit eine persönlichen Bestleistung auf, was den Vorsprung betrifft. Den Rekord hält übrigens seit 2001 der Salzburger , als er 743 Punkte vor Landsmann Stephan Eberharter gewann.

Shiffrin emotional Als Hirscher am Sonntag seine sechste große Trophäe erhielt, waren die Tränen im Gesicht von Mikaela Shiffrin bereits wieder getrocknet. Beim Abspielen der Hymne flossen bei der 22- Jährigen aus Colorado die Tränen. Für sie ist es der erste Triumph im Gesamtweltcup,

74 aber die Branche ist sich sicher, dass da noch einige folgen werden, so sie verletzungsfrei bleibt.

Foto: Getty Images

"Ich habe geweint, es war ein sehr emotionaler Moment. Das wird mich einige Zeit kosten, das zu realisieren. Es war eine unglaubliche Saison", sagte Shiffrin, als sie mit der großen Kugel und der kleinen für den Gewinn der Slalomwertung bei der Pressekonferenz saß. "Ich habe viel Leidenschaft, ich liebe das. Ich will einfach nur die Beste der Welt sein, das war mein Ziel. Es ist wunderbar, diese große Kugel zu haben." Sie auf Heimatboden erhalten zu haben, sei einfach wunderbar.

Hirscher erinnerte sich, als er Shiffrin zum ersten Mal sah. Das sei beim Weltcupfinale 2013 in Lenzerheide gewesen, als er seine zweite große Kugel erhielt. "Ich war wirklich sprachlos und beeindruckt, wie man so Skifahren kann im Alter von 17. Es ist beeindruckend, wie lange sie den Slalom schon dominiert. Was sie im Riesentorlauf kann und im Super- G schon gezeigt hat. Was kommt als nächstes? Ich bin überzeugt, sie kann fast alles erreichen."

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12.3. Anhang 3

Skifliegen: Kraft verbessert Weltrekord auf 253,5 m

Stefan Kraft hat seiner sensationellen Saison noch eine Krone aufgesetzt. Der 23- jährige Salzburger segelte im ersten Durchgang des Teambewerbs auf der Skiflug- Schanze in Vikersund auf 253,5 Meter und damit zum neuen Weltrekord.

APA/AFP/NTB Scanpix/TERJE BENDIK

18.03.2017 um 18:31

Dieses Skifliegen in Vikersund hat am Samstag alles geboten, was den Sport ausmacht. Nach Zuwarten, Abbruch und Verschiebung entwickelte sich im Teambewerb eine der wohl hochklassigsten, weil auch von vielen großen Weiten geprägten Konkurrenzen überhaupt. Überstrahlt von zwei Weltrekorden, allen voran dem nun gültigen von Stefan Kraft, der auf 253,5 m segelte und im Finale mit 244 m nachlegte.

Der Sieg ging nach dieser großartigen "Flugshow" an Norwegen. Daniel Andre Tande, (der im ersten Durchgang mit 252 m für einige Zeit Weltrekordmann war), Johann Andre Forfang und Andreas Stjernen gewannen die Konkurrenz mit insgesamt 1.572,6 Punkten exakt 34 Zähler vor Polen. Österreich mit Michael Hayböck, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Doppel-Weltmeister Kraft landete auf dem dritten Rang.

"Ich habe gemerkt, der geht echt verdammt weit und habe gedacht: 'Bleib vorne, stehe ihn!' Ja, es war unglaublich", freute sich Kraft. Der 23-jährige Salzburger ist damit als erster Österreicher seit Andreas Goldberger vor 17 Jahren (225 m) auch noch Weltrekordhalter. Der Rekord war zunächst ein wenig angezweifelt worden, weil einer der fünf Sprungrichter die fast gerodelte Landung als Sturz gewertet hatte. Die bisherige Bestmarke vor diesem Wochenende hatte der Norweger gehalten, der am 15. Februar 2015 ebenfalls in Vikersund 251,5 m weit gesegelt war.

Hochspannung In der "Raw-Air"-Wertung, die am Sonntag mit dem Einzelbewerb entschieden wird, holte Kraft 17,1 Punkte auf den deutschen Leader auf. Nur noch 6,2 Zähler fehlen dem Überflieger aus dem Pongau noch, auf dem riesigen Bakken in Vikersund ist das allerdings nur ein Hauch. Der Einzelsieger der Serie erhält am Sonntag (Beginn: 14.15 Uhr/live ORF eins) 60.000 Euro.

Der Teambewerb hatte gar nicht so vielversprechend begonnen. Nach acht Springern gab es zunächst eine lange Pause, dann kamen zwei weitere herunter, ehe Hayböck als ÖSV-

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Startspringer insgesamt dreimal wegen zu viel Aufwindes wieder vom "Zitterbalken" musste. Die Jury entschied sich zum Abbruch und der Bewerb wurde dann mit 75 Minuten Verspätung neu gestartet. Eine goldrichtige Entscheidung, wie die folgende hochklassige Konkurrenz noch zeigen sollte.

(APA)

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12.4. Anhang 4

Historischer Satz

253,5 Meter! Stefan Kraft fliegt zum Weltrekord

18.03.2017, 18:29

Foto: GEPA Dieses Skifliegen in Vikersund hat am Samstag alles geboten, was den Sport ausmacht. Nach Zuwarten, Abbruch und Verschiebung entwickelte sich im Teambewerb eine der wohl hochklassigsten, weil auch von vielen großen Weiten geprägten Konkurrenzen überhaupt. Überstrahlt von zwei Weltrekorden, allen voran dem nun gültigen von Stefan Kraft, der auf 253,5 Meter segelte und im Finale mit 244 Meter nachlegte.

Der Sieg ging nach dieser großartigen "Flugshow" an Norwegen. Daniel Andre Tande, Robert Johansson (der im ersten Durchgang mit 252 m für einige Zeit Weltrekordmann war), Johann Andre Forfang und Andreas Stjernen gewannen die Konkurrenz mit insgesamt 1.572,6 Punkten exakt 34 Zähler vor Polen. Österreich mit Michael Hayböck, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Doppel- Weltmeister Kraft landete auf dem dritten Rang.

"Bleib vorne, stehe ihn!" "Ich habe gemerkt, der geht echt verdammt weit und habe gedacht: 'Bleib vorne, stehe ihn!' Ja, es war unglaublich", freute sich Kraft. Der 23- jährige Salzburger ist damit als erster Österreicher seit Andreas Goldberger vor 17 Jahren (225 m) auch noch Weltrekordhalter. Der Rekord war zunächst ein wenig angezweifelt worden, weil einer der fünf Sprungrichter die fast gerodelte Landung als Sturz gewertet hatte. Die bisherige Bestmarke vor diesem Wochenende hatte der Norweger Anders Fannemel gehalten, der am 15. Februar 2015 ebenfalls in Vikersund 251,5 m weit gesegelt war.

In der "Raw- Air"- Wertung, die am Sonntag mit dem Einzelbewerb entschieden wird, holte Kraft 17,1 Punkte auf den deutschen Leader Andreas Wellinger auf. Nur noch 6,2

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Zähler fehlen dem Überflieger aus dem Pongau noch, auf dem riesigen Bakken in Vikersund ist das allerdings nur ein Hauch. Der Einzelsieger der Serie erhält am Sonntag (Beginn: 14.15 Uhr/live ORF eins) 60.000 Euro.

Schlechter Beginn Der Teambewerb hatte gar nicht so vielversprechend begonnen. Nach acht Springern gab es zunächst eine lange Pause, dann kamen zwei weitere herunter, ehe Hayböck als ÖSV- Startspringer insgesamt dreimal wegen zu viel Aufwindes wieder vom "Zitterbalken" musste. Die Jury entschied sich zum Abbruch und der Bewerb wurde dann mit 75 Minuten Verspätung neu gestartet. Eine goldrichtige Entscheidung, wie die folgende hochklassige Konkurrenz noch zeigen sollte.

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12.5. Anhang 5

Letztes Kapitel im großen Kugelkampf

Peter Fill krönte sich zum besten Abfahrer 2017.

Peter Fill – APA/HANS KLAUS TECHT

15.03.2017 um 18:24

Aspen. Die letzte Abfahrt der Skisaison brachte auch die letzte Kristall-Entscheidung bei den Männern. Beim Weltcupfinale in Aspen sicherte sich Peter Fill wie schon in der Vorsaison den Gesamtsieg in der Königsdisziplin. In Gesamtweltcup, Riesentorlauf, Slalom (alle Marcel Hirscher), Kombination (Pinturault) und Super-G (Jansrud) waren die Entscheidungen bereits gefallen.

Im US-Nobelskiort fuhr Fill auf Platz zwei und entschied damit das Duell mit Kjetil Jansrud (11.) für sich. Abfahrtssieg konnte der Südtiroler in diesem Winter allerdings keinen einzigen feiern. Den Tagessieg in Aspen holte sich Dominik Paris, Dritter wurde . Bester Österreicher: Matthias Mayer auf Platz acht.

Heute folgt der Super-G (18 Uhr, ORF eins). (239 Punkte) will seinen zweiten Gesamtrang gegenüber Hannes Reichelt (203), Paris (197), Fill (190) und Mayer (189) verteidigen. Die Abstände sind so gering, dass auch Max Franz als Neunter (168) noch auf das Kristall-Podest fahren könnte.

„Gleich wie immer“

Auch Marcel Hirscher ist am Start. Der Salzburger will Speedkilometer sammeln, dazu seine gute Startnummer in der kommenden Saison absichern. „Für mich ist jeder Speedkilometer viel wert, weil ich keine Zeit dafür habe. Speziell aus einem Rennen kannst du da viel mitnehmen.“ Kein reines Schaulaufen des Gesamtweltcupsiegers also. „Ich weiß, de facto geht es um nichts mehr, aber es geht noch immer um schnelles Skifahren.“ Am Wochenende wird er Riesentorlauf und Slalom in Angriff nehmen. „Wir trainieren jeden Tag, legen es genau gleich an wie immer, wollen Rennen gewinnen.“

Abfahrt Herren, Aspen: 1. Paris (ITA) 1:33,07 2. Fill (ITA) 0,08 3. Janka (SUI) 0,18, 8. Mayer 0,32 9. Kriechmayr 0,52 18. Reichelt 1,49 19. Franz, Baumann je 1,52.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2017)

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12.6. Anhang 6

Finale in Aspen

Peter Fill schnappt Jansrud Abfahrtskristall weg

15.03.2017, 17:23

Foto: APA/Hans Klaus Techt, GEPA

Peter Fill hat wie im Vorjahr die Abfahrts- Spezialwertung im Ski- Weltcup der Herren gewonnen. Der Südtiroler überholte beim letzten Rennen in Aspen mit Platz zwei den Norweger Kjetil Jansrud, der nur Platz elf belegte. Der Sieg ging mit Dominik Paris ebenfalls an einen Südtiroler. Er triumphierte mit acht Hundertstel Vorsprung und holte auch den dritten Platz in der Disziplinenwertung.

Peter Fill hat im finalen Rennen der Saison dem Norweger Kjetil Jansrud die Abfahrtkugel noch entrissen und seine Krone erfolgreich verteidigt. Der Südtiroler Dominik Paris gewann am Mittwoch in Aspen das letzte Rennen der Saison vor Fill (0,08) und dem Schweizer Carlo Janka (0,18), Jansrud wurde nur Elfter. Bester Österreicher war Matthias Mayer als Achter vor Vincent Kriechmayr.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

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33 Zähler war Jansrud vor dem Showdown vor Fill gelegen, am Entscheidungstag hatte er die Karten nicht auf seiner Seite. "Ich bin natürlich enttäuscht, aber das muss man akzeptieren. Normal läuft es auf dem Schnee in Amerika. Aber ich hatte eine gute Saison", sagte Jansrud, der sich Super- G-Kristall schon gesichert hatte.

Kugel ohne Saisonsieg Fill holte sich die Kugel ohne Saisonsieg. Er zitterte im Ziel lange, ob es sich ausgehen wird. "Ich hatte eine gute Fahrt, ich bin zufrieden, ich habe mein Bestes gegeben. Es sind nicht viele, die die Kugel verteidigt haben, und mir ist es geglückt", sagte der Südtiroler. Trainer, Serviceleute und Firma hätten ihm geholfen, alle hätten insgeheim daran geglaubt. "Jetzt ist es aufgegangen, ich bin überwältigt."

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Nicht nach Wunsch lief es für die ÖSV- Herren, der im Training so starke Kriechmayr musste sich mit Rang neun begnügen. "Es ist eine bittere Pille, ich war gut drauf. Und dann habe ich oben im Flachen 75/100 bekommen und im Ziel bin ich 52 hinten", sagte der Oberösterreicher, der mit einem Podestplatz seine Saison noch retten wollte. "Ich muss schauen, was da los war. Vielleicht bin ich ein bisschen zu grob gefahren. Aber ich glaube, ich hatte heute schon das Zeug, dass ich vorne mitfahre."

Mayer fehlen 0,32 Sekunden Mayer fehlten in dem engen Rennen als Achtem 0,32 Sekunden auf den Sieg. "Es war eine super Fahrt. Ich habe Fehler gemacht, war trotzdem schnell und der Zeitrückstand ist gering", sagte der Olympiasieger. "Es hat schon ein bisserl zum Schmieren angefangen, gerade im Steilhang. Das war auch der Grund, warum ich bei dem Tor so weit geworden bin. Aber es war alles drinnen."

Grundsätzlich ließ die Piste trotz warmer Temperaturen und prallem Sonnenschein noch viel zu. Auch die höheren Nummern des nur 23- köpfigen Teilnehmerfeldes kamen noch fast ganz nach vorne, wie Janka mit 16 als Dritter und der Kanadier Manuel Osborne- Paradis mit 20 als Vierter. Glück hatte der Slowene Bostjan Kline, der nach einem Sturz beide Sicherheitszäune durchschlug, in eine Personengruppe krachte, aber unverletzt blieb.

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Foto: APA/HANS KLAUS TECHT

Da beim Finale nur die Top 15 Punkte bekommen, schrieben Hannes Reichelt als 18. sowie Max Franz und Romed Baumann als Ex- Aequo- 19. nicht an. Reichelt war stark unterwegs gewesen, ehe ihn ein Fehler aus der Topplatz- Bahn warf - ahnlich wie in Kitzbühel und Garmisch. "Das war nun das dritte Mal. Sonst waren es Rechtsschwünge, heute war es ein Linksschwung. Wenn du am Limit fährst, und da ist Licht- Schattenwechsel, wenn du da nicht ganz stabil bist, passieren solche Sachen", meinte der Salzburger.

Franz war ratlos. "Ich habe ihn durchgezogen, mich reingehängt. Unten runter habe ich noch einmal voll riskiert. Ich weiß nicht, ob das unbedingt schnell war. Da muss oben alles in die Hose gegangen sein, das muss ich anschauen. Vielleicht bin ich es im falschen Moment ein wenig zu hart gefahren." Baumann verschlug es in ausgerechnet jener Passage, die er im Training so stark gefahren war, die Ski. "Da bin ich auf einmal in der Garage gestanden, so schnell konnte ich gar nicht schauen."

Ergebnis der Herren- Abfahrt in Aspen: 1. Dominik Paris (ITA) 1:33,07 2. Peter Fill (ITA) 1:33,15 +0,08 3. Carlo Janka (SUI) 1:33,25 +0,18 4. Manuel Osborne- Paradis (CAN) 1:33,32 +0,25 5. Adrien Theaux (FRA) 1:33,36 +0,29 6. (CAN) 1:33,38 +0,31 . Andreas Sander (GER) 1:33,38 +0,31 8. Matthias Mayer (AUT) 1:33,39 +0,32 9. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:33,59 +0,52 10. Johan Clarey (FRA) 1:33,60 +0,53 11. Kjetil Jansrud (NOR) 1:33,61 +0,54 12. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:33,77 +0,70 13. (SUI) 1:33,78 +0,71 14. Guillermo Fayed (FRA) 1:33,91 +0,84 15. Patrick Küng (SUI) 1:34,02 +0,95 16. Thomas Dreßen (GER) 1:34,09 +1,02 17. Travis Ganong (USA) 1:34,37 +1,30 18. Hannes Reichelt (AUT) 1:34,56 +1,49

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19. Romed Baumann (AUT) 1:34,59 +1,52 . Max Franz (AUT) 1:34,59 +1,52 21. Sam Morse (USA) 1:35,21 +2,14

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