Die Regionalen Ambitionen Marokkos in Westafrika: Strategie – Aktivitäten – Erfolgsbilanz
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Inclusion of a paper in the Working Papers series does not constitute publication and should limit in any other venue. Copyright remains with the authors. Inclusion of a paper in the Working Papers serve to disseminate the research results of work in progress prior publicaton encourage exchange ideas and academic debate. Working GIGA GIGA Research Programme: Peace and Security ___________________________ Die regionalen Ambitionen Marokkos in Westafrika: Strategie – Aktivitäten – Erfolgsbilanz Hanspeter Mattes No 284 April 2016 www.giga-hamburg.de/workingpapers GIGA Working Papers 284/2016 Edited by the GIGA German Institute of Global and Area Studies Leibniz‐Institut für Globale und Regionale Studien The GIGA Working Papers series serves to disseminate the research results of work in progress prior to publication in order to encourage the exchange of ideas and academic debate. An objective of the series is to get the findings out quickly, even if the presenta‐ tions are less than fully polished. Inclusion of a paper in the GIGA Working Papers series does not constitute publication and should not limit publication in any other venue. Copy‐ right remains with the authors. GIGA Research Programme “Peace and Security” Copyright for this issue: © Hanspeter Mattes WP Coordination and English‐language Copyediting: Melissa Nelson German‐language Copy Editing: Silvia Bücke Editorial Assistance and Production: Silvia Bücke All GIGA Working Papers are available online and free of charge on the website <www.giga‐hamburg.de/workingpapers>. For any requests please contact: <workingpapers@giga‐hamburg.de> The GIGA German Institute of Global and Area Studies cannot be held responsible for errors or any consequences arising from the use of information contained in this Working Paper; the views and opinions expressed are solely those of the author or authors and do not necessarily reflect those of the Institute. GIGA German Institute of Global and Area Studies Leibniz‐Institut für Globale und Regionale Studien Neuer Jungfernstieg 21 20354 Hamburg Germany <info@giga‐hamburg.de> <www.giga‐hamburg.de> GIGA Working Papers 284/2016 Die regionalen Ambitionen Marokkos in Westafrika: Strategie ‒ Aktivitäten ‒ Erfolgsbilanz Zusammenfassung Die historischen Beziehungen Marokkos zum subsaharischen Raum, insbesondere jedoch zu Westafrika, haben sich nach dem Tod von König Hassan II. 1999 unter der Herrschaft seines Sohnes König Mohamed VI. qualitativ verändert. Stand unter König Hassan II. die Außen‐ und damit auch die Afrikapolitik insgesamt im Schatten der „Westsaharapolitik“, also der Sicherung des marokkanischen Anspruchs über die 1976 besetzten und bislang spanisch verwalteten Südprovinzen, hat König Mohamed VI. auch als Folge eingetretener globaler Entwicklungen die außenpolitische Strategie Marokkos aktualisiert und diversifi‐ ziert. Zu dem immer noch wichtigen Dossier „Westsahara“ sind weitere Aspekte getreten: mit Blick auf die Eindämmung illegaler Migration nach Marokko die Stärkung der Süd‐ Süd‐Kooperation und die Unterstützung der Entwicklung in den subsaharischen Staaten; die Erschließung neuer Exportmärkte für die sich weiter entwickelnden marokkanischen Unternehmen; die Positionierung Marokkos als „Gateway“ nach Afrika insbesondere für chinesische, indische und russische Unternehmen; die Stärkung des sicherheitspolitischen Engagements Marokkos in der vom transnationalen Terrorismus destabilisierten Sahelre‐ gion und damit zusammenhängend die intensivierte Mission eines moderaten islamischen Diskurses. Im Unterschied zur Ära von König Hassan II. manifestierte sich die seit 1999 verfolgte neue außenpolitische Strategie in deutlich gesteigerten Aktivitäten auf allen klas‐ sischen außenpolitischen Handlungsebenen (Diplomatie/Reisetätigkeit; Militär/Sicherheit; Wirtschaftsabkommen/Handelsvolumen; kulturelle/religiöse Aktivitäten). Das Image Ma‐ rokkos in den subsaharischen Staaten insbesondere Westafrikas hat sich dadurch unter König Mohamed VI. nachhaltig verbessert. Dr. Hanspeter Mattes ist Senior Research Fellow am GIGA Institut für Nahost‐Studien mit Sitz im GIGA Berlin Büro. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: die Innen‐ und Außenpolitik der nord‐ afrikanischen Staaten, soft security‐Probleme in Nordafrika, religiöse Entwicklungen. <hanspeter.mattes@giga‐hamburg.de>, <www.giga‐hamburg.de/team/mattes> 284/2016 GIGA Working Papers Morocco’s Regional Ambitions in West Africa: Strategies, Activities, Track Record Abstract Morocco’s relations with sub‐Saharan Africa, and particularly with West Africa, have un‐ dergone a qualitative change under King Mohamed VI since the death of his father, King Hassan II, in 1999. While under King Hassan II Morocco’s foreign policy, and thus also its Africa policy, was overshadowed by its “West Sahara policy” – the securing of Morocco’s claim to the Southern Provinces, occupied by Morocco in 1976 and previously adminis‐ tered by Spain – King Mohamed VI has updated and diversified Morocco’s foreign policy strategy, partly as a result of global developments. The still‐important West Sahara “dossier” now includes other elements: the strengthening of South–South cooperation and the provi‐ sion of support for development in the sub‐Saharan states with a view to hindering illegal migration to Morocco; the opening up of new export markets for growing Moroccan com‐ panies; the positioning of Morocco as a “gateway” to Africa, particularly for Chinese, Indian, and Russian firms; the strengthening of Morocco’s security engagement in the Sahel Re‐ gion, which has been destabilised by transnational terrorism; and the accompanying in‐ tensification of the mission to disseminate a moderate Islamist discourse. In contrast to the era of King Hassan II, the foreign policy strategy followed since 1999 has manifested in significantly increased activity in all the classical areas of foreign policy (diplomacy/travel, military/security, economic agreements/trade volume, cultural/religious activities). As a result, Morocco’s image in the sub‐Saharan states has undergone a lasting improvement under King Mohamed VI. Dr. Hanspeter Mattes is a senior research fellow at the GIGA Institute of Middle East Studies and works at the GIGA’s Berlin office. His research interests include the domestic and foreign policy of North African states, soft‐security problems in North Africa, and religious developments. <hanspeter.mattes@giga‐hamburg.de>, <www.giga‐hamburg.de/en/team/mattes> 284/2016 GIGA Working Papers Die regionalen Ambitionen Marokkos in Westafrika: Strategie ‒ Aktivitäten ‒ Erfolgsbilanz Hanspeter Mattes Article Outline 1 Einleitung 2 Die marokkanische Außenpolitik im Wandel 3 Die Afrikapolitik Marokkos 4 Die Hauptkooperationspartner Marokkos in Westafrika 5 Die Hauptinterventionsbereiche im subsaharischen Afrika 6 Marokko als Sprungbrett von Drittstaaten nach Afrika 7 Resümee Bibliographie 1 Einleitung Die Entwicklungen in den meisten Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas waren in den letzten Jahren primär mit negativen Schlagzeilen korreliert. Der Bürgerkrieg in Syrien und Libyen, die Entmachtung von Präsident Mursi in Ägypten, die gegen den Tourismus in Tu‐ nesien gerichteten Bombenanschläge von Bardo und Sousse 2015, die Virulenz sozialer Pro‐ teste als Folge der wachsenden sozioökonomischen Probleme und Migrationsaspekte domi‐ nierten die Medien. Dies führte dazu, dass der 2011 mit Beginn der politischen Umbrüche euphorisch eingeführte Begriff „Arabischer Frühling“ inzwischen dem Ausdruck „Arabi‐ scher Winter“ gewichen ist. Dennoch sind nicht alle Staaten gleichermaßen von solch negativen GIGA Working Papers 284/2016 Hanspeter Mattes: Die regionalen Ambitionen Marokkos in Westafrika 5 Entwicklungen betroffen; in manchen Staaten hat es in Teilbereichen trotz aller fortbestehen‐ den sozioökonomischen Probleme durchaus auch positive Ansätze der Politikgestaltung ge‐ geben. Hierzu zählt u.a. Marokko, wo in den vergangenen Jahren umfangreiche Maßnahmen zur Deradikalisierung des religiösen Diskurses durchgeführt wurden. Aber auch die offensive und erfolgreiche Politik gegenüber den subsaharischen Staaten trägt zunehmend Früchte. Diese von der Idee der Ko‐Entwicklung geprägte regionale Außenpolitik Marokkos und ihre Umsetzung stehen im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen. 2 Die marokkanische Außenpolitik im Wandel Die marokkanische Außenpolitik hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte strategische Neuausrichtung erfahren.1 Diese hängt sowohl mit externen als auch internen Veränderungen und Entwicklungsprozessen zusammen und wurde durch die Inthronisierung von König Mohamed VI. im Juli 1999 begünstigt. Der Tod von König Hassan II. stellt insofern eine Zäsur dar, weil unter seinem Sohn der aufgestaute außenpolitische Reformdruck durch vielfältige Maßnahmen gezielt abgebaut werden konnte (Benhida 2013). Unter König Hassan II. (1961‐ 1999) war die Außenpolitik stark von postkolonialen Einflussfaktoren wie u.a. Regelung der Beziehungen zur ehemaligen Protektoratsmacht Frankreich und zu Spanien, der Klärung des Verhältnisses zur Europäischen Gemeinschaft und der Positionierung im Ost‐West‐Konflikt geprägt. Ab Mitte der 1970er Jahre dominierte die „Westsaharafrage“, die ihrerseits Rückwir‐ kungen auf die Beziehungen Marokkos zu den anderen Maghrebstaaten hatte. Angesichts die‐ ser Sachzwänge traten die durchaus ausgeprägten historischen Kontakte nach Westafrika, darunter vor allem nach Senegal, in den Hintergrund. Die marokkanische Außenpolitik mit ihrer starken Fixierung auf Europa und der Veror‐ tung Marokkos im „Westblock“