Managementplan für das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet

DE 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ - Teilgebiet Wennebeker Moor -

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Der Managementplan wurde unter aktiver Beteiligung der verschiedenen lokalen Akteure sowie Flächeneigentümer durch das Büro Planula im Auftrag des Ministeriums für Ener- giewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben.

Als Maßnahmenplan aufgestellt (§ 27 Abs. 1 LNatSchG i. V. mit § 1 Nr. 9 NatSchZVO)

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Postfach 7151 24106 Kiel 24171 Kiel

Kiel, den 21. August 2017 gez. Hans-Joachim Kaiser

Titelbild: Nasswiesen in der nordwestlichen Niederung (Foto: Planula 2016)

Inhaltsverzeichnis

0 Vorbemerkung ...... 1 1 Grundlagen ...... 1 1.1 Rechtliche und fachliche Grundlagen ...... 1 1.2 Verbindlichkeit ...... 2 2 Gebietscharakteristik ...... 2 2.1 Gebietsbeschreibung ...... 2 2.2 Einflüsse und Nutzungen ...... 4 2.3 Eigentumsverhältnisse ...... 5 2.4 Regionales Umfeld ...... 6 2.5 Schutzstatus und bestehende Planungen ...... 6 3 Erhaltungsgegenstand ...... 8 3.1 FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie ...... 8 3.2 FFH-Arten nach Anhang II und IV FFH-Richtlinie ...... 9 3.3 Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie ...... 10 3.4 Weitere Arten und Biotope ...... 10 4 Erhaltungsziele ...... 13 4.1 Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele ...... 13 4.2 Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen ..13 5 Analyse und Bewertung ...... 15 5.1 Aktuelle Situationsanalyse und Gesamtbewertung ...... 15 6 Maßnahmenkatalog ...... 19 6.1 Bisher durchgeführte Maßnahmen ...... 19 6.2 Notwendige Erhaltungsmaßnahmen ...... 19 6.3 Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen ...... 21 6.4 Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ...... 23 6.5 Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien ...... 27 6.6 Verantwortlichkeiten ...... 27 6.7 Kosten und Finanzierung ...... 28 6.8 Öffentlichkeitsbeteiligung ...... 28 7 Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen ...... 29 8 Literatur ...... 30 9 Anhang ...... 32

0 Vorbemerkung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Na- tura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogelschutz- Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festzulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der natürli- chen Lebensräume und Habitate der Arten zu vermeiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit diesem Ma- nagementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jeweiligen Schutzobjekte fort- geschrieben werden.

1 Grundlagen

1.1 Rechtliche und fachliche Grundlagen Das Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (Code-Nr: DE 1825-302) wurde der Eu- ropäischen Kommission im Jahr 2004 zur Benennung als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung vorgeschlagen. Das Anerkennungsverfahren gem. Art. 4 und 21 FFH- Richtlinie wurde mit Beschluss der Kommission vom 13. November 2007 abgeschlossen. Das Gebiet ist in der Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung für die konti- nentale Region im Amtsblatt der Europäischen Union bekannt gemacht worden (ABl. L 12 vom 15.01.2008, S. 383). Das Gebiet unterliegt dem gesetzlichen Verschlechterungs- verbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG.

Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG in Ver- bindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG in der zum Zeitpunkt der Aufstellung des Planes je- weils gültigen Fassung.

Folgende fachliche Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grun- de:  Standarddatenbogen, Stand: 06/2014 (Anlage 1)  Gebietsspezifische Erhaltungsziele, Stand: 07/2016 (Anlage 2)  Gebietsabgrenzung im Maßstab 1 : 10.000 mit Luftbild (Anlage 7 - Karte 1)  Digitales Geländemodell (Anlage 7 - Karte 2)  Biotop- und Lebensraumtypenkartierung aus dem Jahr 2009 (MORDHORST-BRET- SCHNEIDER 2012) (Anlage 7 - Karten 4 und 5)  Textbeiträge zum FFH-Gebiet: Grundlagenerfassung (LEGUAN 2006) und Monitoring (MORDHORST-BRETSCHNEIDER 2012)  Lebensraumtypensteckbriefe (LANU 2007) gem. Anlage 4  Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebek- niederung“ vom 19.05.1988 (Anlage 5)  Fundpunktdaten zu Fauna und Flora (WINART 2016)  Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm für den zweiten Bewirtschaftungs- zeitraum (2016-2021) für die Flussgebietseinheit Elbe (FGG ELBE 2015A/B)  Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III (MUNF 2000)  Gewässerunterhaltungskonzept des WBV Warder See (WBV 2015)  NSG-Betreuungsberichte der Jahre 2006 bis 2015 (NABU 2004-2015)  Methoden zur Bekämpfung der Späten Traubenkirsche (BREHM 2004)

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1.2 Verbindlichkeit Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flä- cheneigentümern/innen und/oder den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben not- wendigen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen werden hierbei auch weiter- gehende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Gebietes dargestellt.

Die Ausführungen des Managementplanes dienen u.a. dazu, die Grenzen der Gebiets- nutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsverbot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbindung mit den gebietsspezifi- schen Erhaltungszielen rechtsverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren (s. Kap. 6.2).

In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Handlungsleit- linie für Behörden und eine fachliche Information für die Planung von besonderen Vorha- ben, der für die einzelnen Grundeigentümer/-innen keine rechtliche Verpflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maßnahmen entfaltet. Da der Plan in enger Kooperation und weitgehendem Einvernehmen mit den Beteiligten vor Ort erstellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftliche Zustimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertraglichen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich freiwillige Vereinbarungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum dargestellten Maßnahmen flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren.

Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich erfor- derliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz- und Wasserrecht oder Landeswaldge- setz. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertragsnatur- schutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotopmaß- nahmen zur Anwendung kommen.

Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wieder- herstellungsmaßnahmen (s. Kap. 6.2) erzielt werden können, ist das Land Schleswig- Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflich- tet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Naturschutzbehörde zu dulden (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG).

2 Gebietscharakteristik

2.1 Gebietsbeschreibung Die nachfolgenden Beschreibungen zum Gebiet wurden den vorliegenden Textbeiträgen zur Grundlagenerfassung (LEGUAN 2006) und zur Folgekartierung (MORDHORST-BRET- SCHNEIDER 2012) entnommen, teilweise aktualisiert und ergänzt.

Lage und Abgrenzung des Plangebiets Das besondere Schutzgebiet „1825-302 Wennebeker Moor und Langwedel“ liegt im Kreis -Eckernförde zwischen und . Es wird von der Bun- desautobahn A7 und der Landesstraße L298 in drei Teilgebiete zerschnitten. Große Be- reiche des 230 ha großen FFH-Gebiets gehören zum Standortübungsplatz Langwedel. Sie sind nicht Bestandteil dieses Plans. Das verbleibende rd. 100 ha große Gebiet um-

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fasst weite Teile des NSG „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“ südlich der Bundesautobahn A7 (nachfolgend Plangebiet, s. Abb. 1).

Abb. 1: Lage des FFH-Gebiets (rot) sowie Abgrenzung des für den Managementplan relevanten Plangebiets (blau)

Naturräumliche und allgemeine standörtliche Gegebenheiten des Plangebiets Naturräumlich wird das Plangebiet dem -Endmoränengebiet im Schleswig- Holsteinischen Hügelland zugerechnet. Es gehört somit zur kontinentalen biogeographi- schen Region. Das Plangebiet liegt jedoch schon in einem Sandergebiet im Übergangs- bereich zwischen Schleswig-Holsteinschem Hügelland und Holsteinischer Vorgeest. Die flache, nährstoffarme Sandergeest ist dem Moränenrand westlich vorgelagert. Die San- derflächen entstanden, als am Ende der Weichsel-Kaltzeit aufgrund der Klimaerwärmung die Gletscher allmählich nach Osten abschmolzen und die nach Westen strömenden Schmelzwässer die mitgeführten Sand- und Kiesmassen absetzten und so flache Sand- ebenen aufschütteten. In der Sandergeest herrschen sandige, teils grundwasserbeein- flusste Böden vor. Weite Teile sind wegen des früher sehr hoch anstehenden Grund- wassers vermoort, dort prägen Niedermoore und Hochmoore das Landschaftsbild.

Aktuelle Vegetationsstruktur des Plangebietes Die nordwestliche Niederung ist in weiten Teilen von Feuchtwiesen und Seggensümpfen geprägt. Die in der Vergangenheit längere Zeit brach gefallenen Flächen sind heute Teil einer extensiven Ganzjahresbeweidung mit Rindern und Pferden. In der Niederung sind einzelne Gehölzstrukturen sowie mehrere, teils angelegte Kleingewässer bzw. Tümpel vorhanden. Die Niederung wird randlich von alten Wegen mit Knick- und Redderstruk- turen begrenzt.

Südlich und südöstlich der Niederung finden sich zahlreiche sandige Kuppen, die zu- meist von überalterten und damit von Drahtschmiele oder Pfeifengras bestimmten Heide- flächen sowie Trockenrasen mit Silbergras (Corynephorus canescens) und Berg-

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Sandglöckchen (Jasione montana) eingenommen werden. Besenginster (Cytisus scopa- rius) und Adlerfarn (Pteridium aquilinum) treten regelmäßig hinzu. An einigen Bereichen der Weidelandschaft bildet der Adlerfarn flächige Bestände. Durch die Beweidung brei- ten sich typische Vertreter wie Besenheide (Calluna vulgaris) und Borstgras (Nardus stricta) wieder aus. Die Übergänge vom offenen Grasland zu bewaldeten Beständen sind fließend. Brombeer-, Traubenkirschen-, Birken-, Eichen- und Weidengebüsche sind häu- fig, stellenweise finden sich kleine Waldbereiche aus Stieleiche (Quercus robur) und Hänge-Birke (Betula pendula). Darüber hinaus gibt es ältere Fichtenaufforstungen. Überall tritt die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) stark in Erscheinung, sie wird al- lerdings auf den beweideten Flächen durch Verbiss zurückgehalten.

In den Geländesenken befinden sich mehrere Übergangsmoore, die ebenfalls Teil der Weidelandschaft sind. Feuchtgrünlandarten dominieren die Vegetationszusammenset- zung, aber auch typische Vertreter basenarmer, mesotropher Moore treten regelmäßig hinzu.

Darüber hinaus prägt der naturnahe Verlauf der Wennebek mit Mäandern und angren- zenden Feucht- und Seggenwiesen den westlich der L298 gelegenen Teilbereich. Die submerse Vegetation der Wennebek ist in Abschnitten von Laichkräutern (Potamogeton spp.) und Kanadischer Wasserpest (Elodea canadensis) dominiert, stellenweise findet sich Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.).

Östlich der L298 ist die Wennebek grabenartig ausgebaut. Die submerse Vegetation ist auch hier von Laichkräutern (Potamogeton spp.) bestimmt. Das Gewässer ist im nördli- chen Teil vor allem von brachliegenden Feuchtgrünländern, Röhrichten und Seggenrie- dern umgeben. Die nördlichen Uferbereiche wurden in der Vergangenheit von einer Wanderschäferei mit beweidet, aktuell ist keine Nutzung mehr erkennbar. Abgesehen von dem größeren, extensiv mit Isländern beweidetem Feuchtgrünland im Südosten un- terliegen die noch genutzten Grünlandflächen einer mehr oder weniger intensiven Mäh- oder Weidenutzung. In den höher gelegenen Randbereichen der Pferdeweide kommt das Jakobs-Greiskraut (Senecia jacobea) auf, während in den Übergangsbereichen v.a. das Wasser-Greiskraut (Senecio aquaticus) große Bestände bildet. Außerdem finden sich hier einige angelegte Kleingewässer.

Kleinflächig liegen zudem Teile des Wennebeker Moors im Plangebiet, das hier v.a. von Glockenheide gekennzeichnet ist. Mehrere Handtorfstiche werden von einer Schlenken- vegetation mit Weißem Schnabelried (Rhynchospora alba) eingenommen. Die das Moor kennzeichnenden, bedeutenden Schlammseggen-Vorkommen liegen dagegen außer- halb des Plangebiets im Bereich des Standortübungsplatzes.

2.2 Einflüsse und Nutzungen Landwirtschaftliche Nutzung Die Grünlandflächen im Plangebiet werden in weiten Teilen extensiv bewirtschaftet. Die im nordwestlichen Teil gelegenen Flächen der Stiftung Naturschutz, der Gemeinde Ei- sendorf sowie ein privater Flächenkomplex unterliegen einer weitläufigen Ganzjahres- beweidung mit Rindern und Pferden. Dabei werden sowohl Heiden, Moore als auch Wälder durchweidet. Die östlich der L298 gelegenen Grünlandflächen werden gemäht oder beweidet. Die Be- wirtschaftsform ist überwiegend extensiv, vereinzelt findet sich Intensivgrünland. Darüber hinaus liegen v.a. entlang der Wennebek einige Grünländer brach. Die landwirtschaftli- chen Nutzungen haben zu weitgehend irreversiblen Bodenverdichtungen, Torfzerset- zung und Eutrophierung geführt.

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Forstwirtschaftliche Nutzung Es gibt mehrere kleinflächige Nadelholz- sowie zwei Mischbestände aus Nadel- und Laubgehölzen im Gebiet, die zur Holzgewinnung genutzt werden.

Gewässerunterhaltung Die Wennebek ist im südöstlichen Teil begradigt. Die Gewässerunterhaltung wird im Ge- biet durch den Wasser- und Bodenverband Warder See ausgeführt. Auf Grundlage des gemeinsamen Erlasses der Obersten Naturschutzbehörde und der Obersten Wasserbe- hörde über den Vollzug der „Naturschutzrechtlichen Anforderungen an die Gewässerun- terhaltung“ vom 15.08.2011 wird seit 29.01.2015 ein an die naturschutzfachlichen Belan- ge angepasstes Unterhaltungskonzept umgesetzt (WBV 2015): . Nordwestlicher Teil, Wennebek zwischen A7 und L298: Unterhaltung Kategorie 1 (beobachtend, nur bei Bedarf, abschnittsweise, nicht jährlich, 15.08.-30.09.), Bö- schungsmahd / Sohlkrautung in Handarbeit, Böschungsfuß bleibt erhalten, Grundräumung in Abstimmung mit WB, UNB und Mitläufer . Südöstlicher Teil, Wennebek zwischen L298 und Einmüdung Klostergraben: Un- terhaltung Kategorie 2 (schonend, ohne erhebliche Beeinträchtigung, 1x jährlich, 15.08.-30.09.), Böschungsmahd / Sohlkrautung in Handarbeit, Böschungsfuß bleibt erhalten, Grundräumung in Abstimmung mit WB, UNB und Mitläufer . Südöstlicher Teil, Wennebek zwischen Einmündung Klostergraben und L49: Un- terhaltung Kategorie 2 (schonend, ohne erhebliche Beeinträchtigung, 1x jährlich, 15.08.-30.09.), Böschungsmahd / Sohlkrautung, Böschungsfuß bleibt erhalten, Grundräumung in Abstimmung mit WB, UNB und Mitläufer

Weitere Einflüsse Das Plangebiet wird im Norden von der A7 begrenzt, die dort akustisch wie auch gering- fügig visuell bemerkbar ist. Darüber hinaus wird das Plangebiet von Südwest nach Nord- ost von der Landesstraße L298 zerschnitten. Auf den bestehenden, sackgassenartigen Wegen ist das Gebiet für Besucher zugänglich. Aufgrund der insgesamt geringen infra- strukturellen Möglichkeiten hat das Gebiet lediglich eine lokale Bedeutung für die Naher- holung.

2.3 Eigentumsverhältnisse Im rd. 100 ha großen Plangebiet befinden sich mit insgesamt ca. 65 ha große Teile im Eigentum der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Zusammen mit einigen Flächen der Gemeinde Eisendorf sowie eines Privateigentümers bilden die Stiftungsflächen im nordwestlichen Teil des Plangebiets eine große zusammenhängende Weidelandschaft von ca. 45 ha. Darüber hinaus finden sich im Nordwesten mit 6,7 ha einige überwiegend aufgeforstete Privatflächen sowie Flächen des Bundes (1,4 ha) sowie der Gemeinden Langwedel (0,2 ha) und Borgdorf-Seedorf (0,4 ha).

Ein weiterer Flächenkomplex mit ca. 25 ha der Stiftung Naturschutz befindet sich im südöstlichen Teil des Plangebiets. Es handelt sich um extensiv genutzte bis ungenutzte Grünlandflächen in der Wennebek-Niederung. Die nördlichen Uferbereiche der Wenne- bek hin zum Standortübungsplatz, der im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufga- ben ist, sind v.a. im Besitz des NABU Schleswig-Holstein (2,0 ha). Darüber hinaus befin- den sich größere Flächenanteile (16,7 ha) im Südosten in Privateigentum.

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2.4 Regionales Umfeld Das Plangebiet liegt zwischen den Orten Nortorf und Langwedel in einem strukturrei- chen, überwiegend landwirtschaftlich genutzten Raum. Anders als in den übrigen Teilen des von Ackernutzung dominierten Naturraums überwiegt auf den hiesigen Niedermoor- böden Grünlandnutzung (Wennebek-Niederung). Die kuppige Jungmoränenlandschaft wird nördlich vom Plangebiet von mehreren Seen geprägt, deren größter der für den Na- turraum namengebende Westensee mit über 700 ha ist. Weite Teile des Naturraums bil- den zugleich den Naturpark „Westensee“, welcher sich auf etwa 25.000 ha im Städte- dreieck Rendsburg - Kiel - Neumünster erstreckt und das Plangebiet einschließt.

Als weiteres Teilgebiet des FFH-Gebiets 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ grenzt der Standortübungsplatz Langwedel östlich an das Plangebiet.

Ferner sind Teile der „Niederungs- und Heidelandschaft zwischen Wennebek und Olen- dieksau“, die nicht zum NSG Wennebeker Moor und Wennebekniederung gehören, zur Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet vorgesehen.

Erwähnenswert ist darüber hinaus die angrenzende Bundesautobahn A7 mit dem Rast- platz „Brahmsee“, die südlich des Plangebiets gelegenen vor- und frühgeschichtlichen Objekte (Hügelgräber) und die in der Umgebung gelegenen Abbauflächen für oberflä- chennahe, mineralische Rohstoffe (Sand-Kies-Gemenge).

2.5 Schutzstatus und bestehende Planungen Das Schutzgebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ ist in seiner gegenwärtigen Aus- dehnung seit 2010 Bestandteil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

117 ha des Gebietes wurden 1988 als Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wen- nebekniederung“ unter Schutz gestellt (Verordnung vom 19.05.1988). Als Schutzzweck wird die „Erhaltung und Schutz des Wennebeker Moores, der durch Feuchtwiesen und Seggensümpfe geprägten Wennebek-Niederung sowie angrenzender Heide- und Tro- ckenflächen“ genannt.

Ein Teil des Gebietes ist im Landschaftsrahmenplan als geplantes Landschaftsschutzge- biet „Niederungs- und Heidelandschaft zwischen Wennebek und Olendieksau“ projek- tiert. Darüber hinaus sind Teile des Gebietes als geowissenschaftlich schützenswertes Objekt „Tal der Fuhlenau / Mühlenau, Gut Westensee - Pohlsee - Brahmsee - Nortorf und Tal der Olendieksau“ erfasst. Hinsichtlich des Geotoptyps wird es den subglazialen Tälern / Tunneltälern zugeordnet.

Ferner liegt das Gebiet im Schwerpunktbereich Nr. 420 „Niederungs- und Heideland- schaft zwischen Wennebek und Olendieksau“ des landesweiten Schutzgebiet- und Bio- topverbundsystems.

Die Wennebek tangiert zudem die Belange des Gewässerschutzes und der Gewässer- entwicklung. Den rechtlichen Rahmen hierfür bildet die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, Richtlinie 2000/60/EG), die die Entwicklung hin zum guten ökologischen und gu- ten chemischen Gewässerzustand für alle Oberflächengewässer beabsichtigt. Gemäß dem zweiten Bewirtschaftungsplan und Maßnahmenprogramm ist das Erreichen des guten ökologischen und chemischen Zustands der Wennebek (we_05) erst nach 2021 geplant und soll v.a. durch Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerstruktur und Durchgängigkeit erzielt werden (s. Tab. 1 und Abb. 2). Die Wennebek wird im Rah- men eines operativen Überwachungsprogramms regelmäßig untersucht.

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Tab. 1: Geplante WRRL-Maßnahmen an der Wennebek

MN-ID Maßnahmengruppe Maßnahme 12464 Maßnahmen zur Verbesserung der Rückbau eines Querbauwerks (Aalfang, longitudinalen Durchgängigkeit Recht ablösen) 12465 Maßnahmen zur Sohl-, Ufer- und Maßnahmen zum Totholzdargebot (Busch- Laufentwicklung holzfaschinen) 12467 Maßnahmen zur Ufer- und Auen- Maßnahmen zur Gehölz- und Bewuchs- entwicklung entwicklung (Erlenpflanzungen in Gruppen)

Abb. 2: Übersicht über WRRL-Maßnahmen im Plangebiet und dessen Umfeld (rot = MN-ID), s. Tab. 1)

Darüber hinaus sind auch nach 2021 weitere Maßnahmen geplant: Sie betreffen die Re- duzierung von Belastungen infolge diffuser Quellen aus der Landwirtschaft sowie infolge von Abflussregulierungen und morphologischen Veränderungen.

Für die Grundwasserkörper EI 03 und EI 04 sind Maßnahmen zur Verminderung land- wirtschaftlicher Nährstoffeinträge, Beratung der Landwirtschaft und Schutz des Trink- wassers vorgesehen.

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3 Erhaltungsgegenstand Die Angaben zu den Kap. 3.1 bis 3.2 entstammen dem Standarddatenbogen (SDB, ABl. L 198/41). In Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes können sich diese Anga- ben ändern. Die SDB werden regelmäßig an den aktuellen Zustand angepasst und der Europäischen Kommission zur Information übermittelt.

3.1 FFH-Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie Gemäß SDB (Stand: Juni 2014) kommen innerhalb des FFH-Gebiets „Wennebeker Moor und Langwedel“ folgende Lebensraumtypen vor (vgl. Anlage 1):

Tab. 2: Lebensraumtypen im FFH-Gebiet 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ (nach SDB, 2014)

Code Name Fläche Erhaltungs- 1) ha % grad 3150 Eutrophe Stillgewässer 0,05 C 3160 Dystrophe Stillgewässer 0,10 B 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation 0,90 B 4010 Feuchtheiden 0,20 C 4030 Trockene Heiden 12,20 B 4030 Trockene Heiden 6,20 C *6230 Borstgrasrasen 3,00 C *6230 Borstgrasrasen 0,80 B 6430 Feuchte Hochstaudenfluren 0,20 B 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 1,80 A 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 5,00 C 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 3,40 B 7150 Schnabelried-Gesellschaften 0,70 B 7150 Schnabelried-Gesellschaften 0,80 A 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 4,20 C 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 2,30 B *91D0 Moorwälder 1,40 C * prioritärer Lebensraumtyp 1) Erhaltungsgrad der Struktur und Funktionen des Lebensraumtyps und Wiederherstellungsmöglich- keit: A: hervorragend; B: gut; C: durchschnittlich bis schlecht

Da das Plangebiet nur einen Teil des FFH-Gebiets umfasst, werden nachfolgend die im Plangebiet gelegenen FFH-Lebensraumtypen gemäß den Ergebnissen des FFH- Monitorings von MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) aufgeführt:

Tab. 3: Lebensraumtypen im Plangebiet (nach MORDHORST-BRETSCHNEIDER 2012)

Code Name Fläche Erhaltungs- 1) ha %2) grad 3150 Eutrophe Stillgewässer 0,05 <0,1 C 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation 0,85 0,8 B (3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation 0,60 0,6 C)3)

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Code Name Fläche Erhaltungs- 1) ha %2) grad 4030 Trockene Heiden 1,86 1,9 C *6230 Borstgrasrasen 0,01 <0,1 C 6430 Feuchte Hochstaudenfluren 0,14 0,1 B 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore 2,38 2,4 B 7140/ Übergangs- und Schwingrasenmoore in Verbin- 0,05 <0,1 B 7150 dung mit Schnabelried-Gesellschaften 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 2,36 2,4 B 9190 Alte bodensaure Eichenwälder 1,64 1,6 C * prioritärer Lebensraumtyp 1) Erhaltungsgrad der Struktur und Funktionen des Lebensraumtyps und Wiederherstellungsmöglich- keit: A: hervorragend; B: gut; C: durchschnittlich bis schlecht 2) Prozentualer Anteil im Plangebiet (eigene Berechnung) 3) nicht im SDB enthalten

3.2 FFH-Arten nach Anhang II und IV FFH-Richtlinie Gemäß dem SDB kommt im Gebiet nur eine Art vor, die im Anhang IV der FFH-Richtlinie geführt ist.

Tab. 4: FFH-Arten gemäß den Angaben des Standarddatenbogens Code Name FFH-RL Populationsgröße Erhaltungs- grad 1) 1283 Schlingnatter (Cornella austriaca) Anh. IV Einzeltiere k. A.

1) Erhaltungsgrad der für die betreffende Art wichtigen Habitatelemente und Wiederherstellungsmög- lichkeit: A: hervorragend; B: gut; C: durchschnittlich bis schlecht

Die Schlingnatter wurde im Jahr 2004 letztmalig im Gebiet nachgewiesen (WinArt 2016). Eine gezielte Suche in den Jahren 2007 bis 2009 im Umfeld des Fundortes blieb erfolg- los.

Außerdem konnten im Plangebiet zwei weitere FFH-Arten nachgewiesen werden (WIN- ART 2016), die nicht im SDB aufgeführt sind:  Moorfrosch (Rana arvalis), FFH Anh. IV (Wennebek-Niederung, 2008)  Steinbeißer (Cobitis taenia), FFH Anh. II (Wennebeker Au, 2005)

Auch aus der nahen Umgebung des Plangebiets gibt es z.T. ältere Daten zu Vorkommen weiterer FFH-Arten (WINART 2016):  Kammmolch (Triturus cristatus), FFH Anh. II+IV (zwischen Eisendorf und der NSG-Grenze, 2003)  Laubfrosch (Hyla arborea), FFH Anh. IV (Standortübungsplatz Langwedel, 1961)  Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), FFH Anh. II+IV (Standortübungsplatz Langwedel, 1961)

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3.3 Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie Im SDB sind keine Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) der Vogelschutzrichtlinie auf- geführt. Die Auswertung der WinArt-Datenbank (WINART 2016) ergab regelmäßige Nachweise des Weißstorchs (RL SH 2, VSR Anh. I) in der Ortschaft Dätgen, zuletzt aus dem Jahr 2014.

Gemäß dem NSG-Faltblatt des NABU sind auch der Neuntöter (RL SH V) und der Wachtelkönig (RL SH 1), beide Arten des Anh. I der Vogelschutzrichtlinie, regelmäßige Brutvögel im Gebiet.

3.4 Weitere Arten und Biotope Zusätzlich zu den Angaben des SDB werden im Folgenden weitere Arten und Biotope aufgeführt. Als gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 21 LNatSchG sowie der Landesverordnung über gesetzlich geschützte Biotope (BIO- TOPV SH 2009) sind für das Plangebiet zu nennen:  Naturnahe Bäche (§ 1 Abs. 1a BiotopV)  Kleingewässer / Tümpel einschl. Verlandungsbereiche (§ 1 Abs. 1b + 7 BiotopV)  Hoch- und Übergangsmoore (§ 1 Abs. 2a BiotopV)  Niedermoore und Sümpfe (§ 1 Abs. 2b BiotopV)  Landröhrichte (§ 1 Abs. 2c BiotopV)  Seggen- und binsenreiche Nasswiesen (§ 1 Abs. 2d BiotopV)  Zwergstrauchheiden (§ 1 Abs. 3b BiotopV)  Borstgrasrasen (§ 1 Abs. 3c BiotopV)  Mager- und Trockenrasen (§ 1 Abs. 3d BiotopV)  Bruchwald und -gebüsch (§ 1 Abs. 4a BiotopV)  Feucht- und Sumpfwälder (§ 1 Abs. 4b BiotopV)  Steilhänge im Binnenland (§ 1 Abs. 9 BiotopV)  Knicks und Wallhecken (§ 1 Abs. 10 BiotopV)  Mesophiles Grünland (§ 1 Abs. 11 BiotopV)

Tab. 5 gibt einen Überblick über besondere, im FFH-Gebiet (d.h. im Plangebiet wie auch in unmittelbarer Umgebung) in den letzten Jahren festgestellte bzw. beobachtete Arten. Berücksichtigt wurden hierbei insbesondere gefährdete Arten der Roten Listen Schles- wig-Holsteins, soweit nicht schon in Kap. 3.2 oder Kap. 3.3 aufgeführt. Die Nachweise stützen sich auf die Angaben der vorliegenden Quellen (vgl. Kap. 8).

Tab. 5: Weitere Arten im FFH-Gebiet, N = Nachweis im Plangebiet

Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL SH N Bemerkung Vegetation Agrostis canina Sumpf-Straußgras 3 N FFH-Monitoring 2009 Agrostis vinealis Sand-Straußgras 3 N FFH-Monitoring 2009 Andromeda polifolia Rosmarinheide 3 - Calluna vulgaris Besenheide V N FFH-Monitoring 2009 Caltha palustris Sumpfdotterblume V N FFH-Monitoring 2009 Campanula rotundifolia Rundblättrige Glockenblume V N FFH-Monitoring 2009 Carex appropinquata Schwarzschopf-Segge 2 N FFH-Monitoring 2009

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Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL SH N Bemerkung Carex arenaria Sand-Segge V - Carex limosa Schlamm-Segge 1 - Carex nigra Wiesen-Segge V N FFH-Monitoring 2009 Carex rostrata Schnabel-Segge V N FFH-Monitoring 2009 Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnentau 3 - Eriophorum angustifolium Schmalblättriges Wollgras V - Eriophorum vaginatum Scheiden-Wollgras V - Festuca ovina Schaf-Schwingel V N FFH-Monitoring 2009 Galium uliginosum Moor-Labkraut 3 N FFH-Monitoring 2009 Hydrocotyle vulgaris Gewöhnlicher Wassernabel V N FFH-Monitoring 2009 Isolepis setacea Borstige Moorbinse 3 N Begehung 2016 Jasione montana Berg-Sandglöckchen 3 - Juncus filiformis Faden-Binse 3 N FFH-Monitoring 2009 Knautia arvensis Wiesen-Witwenblume V N FFH-Monitoring 2009 Lotus pedunculatus Sumpf-Hornklee V N FFH-Monitoring 2009 Luzula campestris s. str. Feld-Hainsimse V N FFH-Monitoring 2009 Lysimachia thyrsiflora Strauß-Gilbweiderich 3 - Menyanthes trifoliata Fieberklee 3 N FFH-Monitoring 2009 Nardus stricta Borstgras 3 N FFH-Monitoring 2009 Ornithopus perpusillus Kleiner Vogelfuß V N FFH-Monitoring 2009 Peucedanum palustre Sumpf-Haarstrang V N FFH-Monitoring 2009 Potentilla erecta Blutwurz V N FFH-Monitoring 2009 Potentilla palustris Sumpf-Fingerkraut 3 N FFH-Monitoring 2009 Ranunculus flammula Brennender Hahnenfuß V N FFH-Monitoring 2009 Rhynchospora alba Weißes Schnabelried 3 FFH-Monitoring 2009 Senecio aquaticus Wasser-Greiskraut 2 N Begehung 2016 Silene flos-cuculi Kuckucks-Lichtnelke 3 N FFH-Monitoring 2009 Thelypteris palustris Gewöhnlicher Sumpffarn 3 N FFH-Monitoring 2009 Trichophorum cespitosum Gewöhnliche Rasenbinse 2 - Triglochin palustre Sumpf-Dreizack 2 - Utricularia vulgaris Gemeiner Wasserschlauch 2 N FFH-Monitoring 2009 Vaccinium oxycoccos Gemeine Moosbeere 3 - Veronica scutellata Schild-Ehrenpreis 3 N FFH-Monitoring 2009 Viola palustris Sumpf-Veilchen 3 N FFH-Monitoring 2009 Fische Anguilla anguilla Europäischer Aal 3 N Esox lucius Hecht 3 N Heuschrecken Stethophyma grossum Sumpfschrecke 3 N Amphibien / Reptilien 1) Natrix natrix Ringelnatter 2 N Rana temporaria Grasfrosch V N Vipera berus Kreuzotter 2 N Vögel Cuculus canorus Kuckuck V N NABU-Flyer Gallinago gallinago Bekassine 2 N NABU-Flyer Lanius excubitor Raubwürger 1 N NABU-Flyer Saxicola rubetra Braunkehlchen 3 N NABU-Flyer Tyto alba Schleiereule V - Vanellus vanellus Kiebitz 3 N NABU-Flyer

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Wissenschaftlicher Name Deutscher Name RL SH N Bemerkung Libellen 1) Calopteryx virgo Blauflügelige Prachtlibelle 3 N Sympetrum flaveolum Gefleckte Heidelibelle V N Schmetterlinge 1) Adscita statices Gemeines Grünwidderchen 3 N Callophrys rubi Grüner Zipfelfalter V N RL SH: 0 = ausgestorben/verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste, R = extrem selten (latent gefährdet), G = Gefährdung anzunehmen 1) sowie Vorkommen weiterer ungefährdeter, jedoch besonders bzw. streng geschützter Arten mit Nach- weisen im Plangebiet

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4 Erhaltungsziele

4.1 Erhaltungs- und Wiederherstellungsziele Die im Amtsblatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Erhaltungs- und Wiederherstel- lungsziele für das Gebiet DE 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ ergeben sich aus Anlage 2 und sind Bestandteil dieses Planes.

Übergreifendes Ziel für das FFH-Gebiet ist demnach die Erhaltung eines naturraumtypi- schen Landschaftsausschnittes im Bereich des nährstoffarmen Sanders zwischen Wen- nebek und Olendieksau mit naturnahem Fließgewässer, Röhrichten, feuchtem bis nas- sem Grünland, nassen Sukzessionsflächen, Seggensümpfen auf Mooren und in angren- zenden Rinnensystemen sowie Trockenrasen, mageren Grasfluren und Heiden ein- schließlich ihrer unterschiedlichen Entwicklungsstadien bis hin zu Wäldern in ihren cha- rakteristischen, von den jeweiligen Standorttypen bestimmten Ausprägungen als vielfälti- gen, nährstoffarmen Biotopkomplex. Für die Lebensraumtypen Code 4030 und 6230* soll ein günstiger Erhaltungszustand im Einklang mit den Anforderungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur sowie den regi- onalen und örtlichen Besonderheiten wiederhergestellt werden.

4.2 Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele ergeben sich aus dem Vorkommen von ge- setzlich geschützten Biotopen nach § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 21 LNatSchG. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass Maßnahmen zur Förderung der Lebensraum- typen auch eine günstige Entwicklung gesetzlich geschützter Biotope bewirken. Im Ein- zelfall ist es möglich, dass Ausnahmegenehmigungen für die Durchführung der in Kap. 6 dargestellten Maßnahmen beantragt werden müssen. Dies gilt auch für die nach § 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14 BNatSchG besonders oder streng geschützten Arten. Bei einer Förderung der Lebensräume dieser Arten ist davon auszugehen, dass dies eine positive Entwicklung der Populationen nach sich zieht.

Darüber hinaus sind die Umweltziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu berücksichtigen. Ziel war es, alle Gewässer bis 2015 bzw. vorbehaltlich etwaiger Ver- längerungen in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu überführen bzw. ein gutes ökologisches Potential und einen guten chemischen Zustand zu erreichen (Art. 4 Abs. 1). Die Umsetzung erfolgt in Bewirtschaftszeiträumen und flusseinzugsgebiets- bezogenen Bewirtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen. Ende 2015 wurde der erste Bewirtschaftungszeitraum abgeschlossen. Bei dem im Dezember 2015 veröf- fentlichten Bewirtschaftungsplan für den zweiten Bewirtschaftungszeitraum handelt es sich um eine Aktualisierung und Fortschreibung des ersten Bewirtschaftungsplans sowie Maßnahmenprogramms (FGG ELBE 2015 A/B), die im Internet unter http://www.schles- wig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/wasserrahmenrichtlinie/bwpMassnElbe.html veröffent- licht wurden.

Für den Schwerpunktbereich „Niederungs- und Heidelandschaft zwischen Wennebek und Olendieksau“ (Nr. 420) im Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem wird der „Erhalt und die Entwicklung eines besonders vielfältigen, nährstoffarmen Biotopkomplexes aus naturnahen Fließgewässern, weitgehend offenen Auenlebensräumen auf Niedermoor- böden, Hoch- und Zwischenmoor, Sandheiden auf Binnendünen sowie lichtem Heide- wald auf trocken-mageren Standorten“ angestebt. Vorrangige Maßnahmen sind dem- nach die unbeeinflusste Fließgewässerentwicklung, die Anhebung des Wasserstands in der Olendieksauniederung sowie die Verringerung der landwirtschaftlichen Nutzungsin-

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tensität, der Umbau bzw. die Auflichtung der Nadelwaldbestände und Heidepflegemaß- nahmen (LANU 2000).

Der Naturpark „Westensee“ zielt vor allem auf eine stärkere Etablierung der Naturpark- idee in der Region und ihren Gemeinden, auf den Erhalt und die Aufwertung des hoch- wertigen Naturpotentials, auf die Weiterentwicklung der Naherholungsfunktion und die hierdurch einhergehende Inwertsetzung des Natur- und Landschaftspotentials sowie auf die Bewusstseinsverbesserung durch Umweltbildungs- und Umwelterlebnisangebote ab.

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5 Analyse und Bewertung

5.1 Aktuelle Situationsanalyse und Gesamtbewertung

Aspekte der FFH-Richtlinie (92/43/EWG)

Das FFH-Gebiet ist im Hinblick auf die in Kap. 4.1 genannten Erhaltungsziele in einem guten bis ungünstigen Zustand. Dieser variiert zwischen den einzelnen Lebensraumty- pen. Die nachfolgenden Bewertungen basieren auf den Ergebnisse der Folgekartierung aus dem Jahr 2009 (MORDHORST-BRETSCHNEIDER 2012), ergänzt durch die Erkenntnisse einer Gebietsbegehung im Jahr 2016. Die Lebensraumtypen sind in der Anlage 7 – Karte 5 dargestellt.

Während der südöstliche Teil des Plangebiets überwiegend von der Wennebek-Nieder- ung geprägt ist, weist der nordwestliche Teil mit seiner lebhaften Geländestruktur eine vielfältigere Habitatstruktur auf. Auf den nährstoffarmen Höhenrücken finden sich hier mehrere Trockenheidebestände (LRT 4030). Alle Vorkommen weisen einen ungünstigen Erhaltungszustand auf. Zwei kleine, z.T. überalterte Heideflächen inmitten eines Fich- tenbestandes im Westen des NSG sind durch Vergrasung und Verbuschung bedroht. Die Vegetation besteht hier aus Besenheide-Beständen (Calluna vulgaris) im Mosaik mit Grasfluren aus Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Rotem Straußgras (Agrostis capillaris). Die Fläche ist teilweise stark durch Faulbaum (Frangula alnus), Fichte (Picea abies) und Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) verbuscht. Es erfolgt keine Pflege bzw. Nutzung. Alle anderen Heideflächen sind Teil einer halboffenen Weidelandschaft. Bei den zwei kleineren, zentral gelegenen Heideflächen handelt es sich um einen Rotstraußgras- Drahtschmielen-Bestand mit regelmäßig eingestreuten Heideflecken. Auf der stark ver- grasten Heidefläche ist Besenginster (Cytisus scoparius) häufig, wird aber von den Rin- dern stark verbissen. Offene Bodenstellen sind aufgrund der Trittstörungen vorhanden. Als weitere lebensraumtypische Arten kommen in diesem Bereich Pillen-Segge (Carex pilulifera), Harzer-Labkraut (Galium saxatile), Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) und Borstgras (Nardus stricta) vor. Nordöstlich davon liegt die größte Heidefläche, die zum Zeitpunkt der letzten Kartierung noch stark durch Besenginster verbuscht war. Der Bestand der Besenheide hat sich seit dem Entbuschen und Plaggen merklich erholt. Entlang von Trampelpfaden der Rinder finden sich offene Bodenstellen. An lebensraumtypischen Arten kommen unter anderem Hasenfuß-Segge (Carex ovalis), Sand-Straußgras (Agrostis vinealis), Rauhblatt- Schwingel (Festuca brevipila), Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) und Vogelfuß (Orni- thopus perpusillus) vor. An der Grenze zum Standortübungsplatz im südöstlichen Teil des Plangebiets finden sich außerdem einzelne, sehr kleinflächige Übergangsbiotope zum LRT 4030 mit Pfei- fengras- oder Draht-Schmielendominanz und z.T. mit beginnender Verbuschung mit Später Traubenkirsche.

In Geländesenken im Nordwesten liegen mehrere Übergangsmoore (LRT 7140), die ebenfalls zur Weidelandschaft zählen. Das größte zusammenhängende Vorkommen bil- det eine basenarme, mesotrophe beweidete Niedermoorfläche. Sie wird dominiert von z.T. hochwüchsigen Feuchtgrünlandarten wie Flatterbinse (Juncus effusus) und Fluten- dem Schwaden (Glyceria fluitans), zeigt aber auch in diesen Bereichen Vorkommen mehrerer lebensraumtypischer Arten wie Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Wasserna- bel (Hydrocotyle vulgaris) und Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris). Die Fläche des Le- bensraumtyps weist ein schwaches Gefälle von West nach Ost und wahrscheinlich ein

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Durchströmungsmoor-Regime auf. Die tiefer liegenden Bereiche sind deutlich feuchter, werden weniger beweidet und weisen einen höheren Anteil an Seggen in der Vegetation auf. Hier finden sich stellenweise auch größere Torfmoos-Bestände. Insgesamt ist das Vorkommen des Lebensraumtyps sehr artenreich und weist neben den bereits genann- ten u.a die gefährdeten Arten Schwarzschopf-Segge (Carex appropinquata), Moor- Labkraut (Galium uliginosum), Faden-Binse (Juncus filiformis), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Sumpf-Farn (Thelypteris palustris) und Schild-Ehrenpreis (Veronica scutellata) auf. Junge Erlen treten hier allerdings häufig hinzu. Bei fortschreitendem Er- lenaufwuchs ist daher mit einer Abnahme des lebensraumtypischen Arteninventars und hierdurch mit einer Zustandsverschlechterung des LRT zu rechnen. Weiterhin gibt es im nordwestlichen Teil des Plangebiets mehrere kleinere Flächen mit ähnlicher Vegetation, die dem Lebensraumtyp zugerechnet wurden. Der Erhaltungszustand wurde für alle Teil- flächen als gut bewertet. Östlich der L298 findet sich am Talrand der Wennebek-Niederung ein Moorheide- Stadium mit Dominanz der Glockenheide und einige kleine Handtorfstiche, die von einer Schlenkenvegetation mit Weißem Schnabelried eingenommen werden (LRT 7140 in Verbindung mit LRT 7150). Im Süden und Westen der Fläche ist Pfeifengras dominie- rend, teilweise ist hier auch ein stärkerer Gehölzaufwuchs zu verzeichnen. Dieser klein- flächige LRT ist Teil einer größeren, auf dem Standortübungsplatz liegenden Moorfläche. Zur Wennebek hin grenzt ein von Handtorfstichen durchsetzter Birkenbruchwald / Bir- kenstadium mit Pfeifengras-Dominanz in der Krautschicht an (Übergangsbiotop zum LRT 7140). Die Fläche weist Beeinträchtigungen hinsichtlich Austrocknung und Anhäufung organischer Substanz auf.

Den größten LRT-Anteil im Plangebiet haben Eichenwälder (LRT 9190). Auch sie sind größtenteils innerhalb der halboffenen Weidelandschaft westlich der L298 gelegen. Lich- te Waldbereiche aus Stiel-Eiche (Quercus robur) und Sand-Birke (Betula pendula) bilden hier ein Mosaik mit Magergrünland und Trockenrasen. Eine Strauchschicht ist im bewei- deten Bereich aufgrund des Verbisses nicht oder nur spärlich ausgeprägt. Auch die im FFH-Gebiet häufige Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) scheint dort nicht zuzu- nehmen. In der Krautschicht sind Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Weiches Ho- niggras (Holcus mollis), Wald-Rispengras (Poa nemoralis) und Adlerfarn (Pteridium aquilinum) regelmäßig vertreten. Letzterer bildet stellenweise größere Bestände. In lich- ten Bereichen kommt vereinzelt Besenheide (Calluna vulgaris) vor. Die Baumschicht be- steht insgesamt aus relativ jungen Bäumen (schwaches bis mittleres Baumholz). Die Ei- chen sind häufig tief beastet, mit vielen toten Ästen und Höhlen. Der Erhaltungszustand wurde als gut bewertet. Weitere, nicht beweidete Eichen-Birken-Wälder finden sich mosaikartig in anderen Wald- typen wie Nadelforst und Aufforstungen. In der Baumschicht dominiert die Stiel-Eiche (Quercus robur). In der Strauchschicht kommen Eberesche (Sorbus aucuparia), Hasel (Corylus avellana) und Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) vor. Die Krautschicht be- steht überwiegend aus lebensraumtypischen Arten wie Breitblättrigem Dornfarn (Dryop- teris dilatata), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa) und Vielblütiger Weißwurz (Polygonatum multiflorum). Der Er- haltungszustand wurde als ungünstig bewertet. Ein weiterer kleiner Birken-Eichenwald unmittelbar östlich der L298 anschließend ist Teil eines größeren Waldareals, das sich auf dem Standortübungsplatz fortsetzt. Der über- wiegend krattartige Eichenbestand weist eine dichte Strauchschicht aus Später Trau- benkirsche und eine bedingt durch deren Beschattung spärlich ausgebildete Krautschicht auf. Der Erhaltungszustand wurde als ungünstig bewertet. Weiter östlich liegt ein weiterer bodensaurer Eichenwald, der ebenfalls im räumlichen Zusammenhang mit Waldbereichen auf dem unmittelbar angrenzenden Standor- tübungsplatz steht. Er ist zu einem geringeren Anteil von Traubenkirschen durchsetzt

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und weist einen hohen Anteil alter, tief beasteter Eichen mit zahlreichen toten Ästen und Höhlen auf. Der Erhaltungszustand wurde ebenfalls als ungünstig bewertet.

Am Hangfuß einer Geländekuppe im nordwestlichen Teil wurde ein sehr kleinflächiges Vorkommen an Borstgrasrasen (LRT 6230*) nachgewiesen. Die Fläche, die zwischen Waldrand und Feuchtgrünland gelegen ist, weist einen hohen Anteil hochwüchsiger Grünlandarten wie Flatterbinse (Juncus effusus) und Weißes Straußgras (Agrostis stolo- nifera) auf. An lebensraumtypischen Arten kommen Borstgras (Nardus stricta), Harzer Labkraut (Galium saxatile) und Blutwurz (Potentilla erecta) vor. Der Erhaltungszustand wurde als ungünstig bewertet.

Ein Kleingewässer in der beweideten Niederung im Nordwesten wurde als LRT 3150 ausgewiesen. Das Gewässer weist eine Wasserschweber-Vegetation mit Gemeinem Wasserschlauch (Utricularia vulgaris), Dreifurchiger und Kleiner Wasserlinse (Lemna tri- sulca, L. minor) auf. Die Verlandungsvegetation besteht aus einem Rohrkolben-Röhricht (Typha latifolia) und Sumpf-Seggen-Beständen (Carex acutiformis). Aufgrund der Defizi- te beim Arteninventar und der Habitatstruktur wurde der Erhaltungszustand als ungünstig bewertet. Die angrenzenden Bereiche aus Seggenriedern und Nasswiesen stellen Kon- taktbiotope zu diesem Lebensraumtyp dar.

Die Wennebek wurde im Gebiet als Fließgewässer mit flutender Wasservegetation an- gesprochen (LRT 3260). Westlich der L298 weist sie einen naturnahen Verlauf mit zahl- reichen Mäandern sowie eine wenig beeinträchtigte Dynamik auf. Die Ufer werden zu ei- nem großen Teil von ungenutzten und genutzten Seggenrieden, Gehölzen und Stauden- fluren eingenommen (Kontaktbiotope). In den beweideten Bereichen wurde in jüngerer Vergangenheit ein zunehmender Erlenaufwuchs verzeichnet. Die Vegetation des lang- sam fließenden Baches wird stellenweise von Kanadischer Wasserpest (Elodea cana- densis) und Krausem Laichkraut (Potamogeton crispus) geprägt. Das Wasser ist wahr- scheinlich nährstoffbelastet. Der Erhaltungszustand wurde mit gut bewertet. Östlich der L298 ist die Wennebek begradigt und ausgebaut. Die Ufer werden von Seg- genrieden, Grünlandbrachen und Grünland eingenommen. Die Vegetation entspricht der oben beschriebenen. Aufgrund der Beeinträchtigungen wird der Erhaltungszustand als ungünstig bewertet.

Westlich der L298 an der Wennebek liegt ferner eine Feuchte Hochstaudenflur (LRT 6430) mit einem lebensraumtypischen Arteninventar wie Echtem Mädesüß (Filipendula ulmaria), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und Blutweiderich (Lythrum salicaria). Im uferferneren Bereich ist sie ruderalisiert mit viel Brennnessel und Brombeere (natürliche Eutrophierung). Der Erhaltungszustand wurde als gut bewertet.

Aspekte der Wasserrahmenrichtlinie

Als Oberflächengewässer zählt die Wennebek zu den kleinen Niederungsfließgewässern in Fluss- und Stromtälern (Typ 19). Der zweite Bewirtschaftungsplan bezeichnet die Wennebek als durch landwirtschaftliche Aktivitäten sowie andere diffuse Quellen signifi- kant belastetes Gewässer, so dass der chemische Zustand insgesamt als nicht gut be- wertet wird. Im Hinblick auf die nichtubiquitären Stoffe werden die Umweltqualitätsnor- men (Tochterrichtlinie 2008/105/EG) jedoch eingehalten. Darüber hinaus weist die Wen- nebek Belastungen bzw. Beeinträchtigungen durch den Verlust von Ufer- und Aueflä- chen sowie durch Gewässerausbau auf. Der ökologische Zustand wurde insgesamt als unbefriedigend beurteilt. Dabei wurde die Qualitätskomponente Makrophy- ten/Phytobenthos als mäßig bewertet, das Makrozoobenthos als unbefriedigend. Die Qualitätskomponenten Phytoplankton und Fischfauna wurden nicht bewertet.

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Das Erreichen des guten ökologischen und chemischen Zustands der Wennebek ist bis 2027 geplant (Fristverlängerung gemäß Art. 4(4) WRRL, vgl. Kap. 2.5).

Im Hinblick auf das Grundwasser liegt das Plangebiet auf der Grenze der Grundwasser- körper (GWK) El03 „NOK - östl. Hügelland West“ und El04 „NOK - Geest“. Beide GWK sind aufgrund landwirtschaftlicher Aktivitäten nährstoffbelastet und wurden hinsichtlich des chemischen Zustands als nicht gut, hinsichtlich des mengenmäßigen Zustands als gut bewertet. Das Erreichen des guten chemischen Zustands der Grundwasserkörper ist bis 2027 geplant.

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6 Maßnahmenkatalog Die Ausführungen zu den Kap. 6.2. bis 6.7. werden durch die Maßnahmenblätter in der Anlage 6 konkretisiert.

6.1 Bisher durchgeführte Maßnahmen Seit den 1980er Jahren arrondiert die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (SNSH) Flächen im Gebiet. Im rd. 100 ha großen Plangebiet werden aktuell rd. 70 ha von ihr verwaltet. Im nordwestlichen Teil des Plangebiets findet auf den Stiftungsflächen seit 2007 eine Ganzjahresbeweidung mit Pferden und Rindern (ehemals Wanderschafbeweidung) statt, welche durch die Anpachtung weiterer Flächen mittlerweile einen großen zusammen- hängenden Flächenkomplex von rd. 45 ha bildet. Für die hier ebenfalls durchweideten Waldbereiche (LRT 9190) erfolgte ein Waldausgleich in der Wapelfelder Au. Ein größe- rer Heidebestand im Nordosten wurde außerdem vor einigen Jahren entbuscht. Die Stiftungsflächen im südöstlichen Niederungsbereich werden extensiv mit Isländern beweidet. Im Jahr 2009 wurden hier mehrere Kleingewässer angelegt bzw. wiederherge- stellt. Durch Grabenverschlüsse im gleichen Jahr konnte darüber hinaus auch eine flä- chenhafte Vernässung erzielt werden. Die Gewässeranlagen und überstauten Bereiche sollen v.a. Moorfrosch, Laubfrosch und Knoblauchkröte als Laichhabitate dienen. Zwei weitere Kleingewässer wurden im nordwestlichen Teil des Plangebiets angelegt. Seit den 1990er Jahren gab es durch den betreuenden Naturschutzverein regelmäßige Aktivitäten zur partiellen Bekämpfung der Späten Traubenkirsche sowie zur Pflege ge- setzlich geschützter Biotope im NSG (z.B. Pflegemahd). Die bisherigen Maßnahmen einschließlich der aktuellen Nutzung der Verwaltungsflächen der SNSH sind in Anlage 7 - Karte 6 dargestellt.

6.2 Notwendige Erhaltungsmaßnahmen Unter notwendigen (obligatorischen) Erhaltungsmaßnahmen werden diejenigen Maß- nahmen verstanden, die zur Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes von Be- ständen von Arten oder Lebensraumtypen in einem Gebiet erforderlich sind oder der Wiederherstellung eines solchen Zustandes dienen, wenn in den gebietsspezifischen Erhaltungszielen ein „Wiederherstellungserfordernis“ genannt ist. Die Maßnahmen die- nen der Konkretisierung des so genannten Verschlechterungsverbots (§ 33 Abs. 1 BNatSchG ggf. i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatschG), das verbindlich einzuhalten ist. Bei Ab- weichungen hiervon ist i. d. R. eine Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen sind auf Basis der im Plangebiet vorkommen- den Lebensraumtypen in Verbindung mit deren aktuellem Erhaltungszustand abgeleitet und in der Anlage 7 - Karte 7 schematisch dargestellt.

LRT-übergreifende Maßnahmen

M.6.2.1: Aufrechterhaltung der extensiven (Ganzjahres-)Beweidung auf den Stiftungs- flächen Die extensive, möglichst ganzjährige Beweidung mit Rindern und Pferden ist in weiten Teilen erforderlich, um den besonders vielfältigen, zumeist nährstoffarmen Biotopkom-

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plex, u.a. bestehend aus den Lebensraumtypen 4030, 7140, 6230*, 9190 (tlw.) und 3150 zu erhalten sowie für die LRT 4030 und 6230* einen günstigen Erhaltungszustand wie- derherzustellen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es der Maßnahmenkategorisierung zuzurechnen ist, dass sich die Maßnahme ausschließlich auf die lokalisierten Lebens- raumtypen bezieht (s. Karte 7). Die Bewirtschaftung dieser Flächen ist jedoch vielmehr als Teil einer großflächigen, LRT-überschreitenden Extensivweidelandschaft zu betrach- ten (s. M.6.4.1).

Die derzeitige Beweidung ist im Hinblick auf ihre langfristigen Wirkungen insbesondere auf die Lebensraumtypen 4030 und 9190 im Rahmen des Monitorings zu überprüfen. In Teilbereichen sind ggf. alternative bzw. ergänzende Pflegemaßnahmenfür eine weiter- gehende Entwicklung des LRT 4030 zielführend (s. M.6.3.4).

LRT 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation und LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren

M.6.2.2: Naturnahe Gewässerunterhaltung und -nutzung der Wennebek Eine Intensivierung bestehender Gewässerunterhaltungsmaßnahmen und Gewässernut- zungen (einschl. gewässerbaulicher Anlagen) der Wennebek ist mit den Erhaltungszie- len unverträglich. Ergänzend werden weitere Regelungen in der NSG-Verordnung vor- geschrieben (s. Anlage 5). Demnach ist es verboten: . „die Gewässer zu verändern, Stoffe einzubringen oder einzuleiten oder andere Maßnahmen vorzunehmen, die geeignet sind, die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit der Gewässer zu verändern“ (§ 4 Abs. 1 Nr. 6 WennMoorNatSchGV) . „die Gewässer mit Wasserfahrzeugen aller Art zu befahren“ (§ 4 Abs. 1 Nr. 14 WennMoorNatSchGV) . „in den Gewässern zu baden oder mit Tauchgeräten zu tauchen“ (§ 4 Abs. 1 Nr. 15 WennMoorNatSchGV) Unberührt von diesen Verboten bleiben . „die Ausübung des Fischfangs mit der Handangel in der Wennebek durch die Ei- gentümer als Fischereiberechtigte“ (§ 5 Abs. 1 Nr. 5 WennMoorNatSchGV) . „die mit der unteren Landschaftspflegebehörde abgestimmte Unterhaltung der der Vorflut dienenden Gewässer nach Maßgabe des § 12 Abs. 2 des Landschaftspfle- gegesetzes; chemische Stoffe dürfen dabei nicht verwendet werden.“ (§ 5 Abs. 1 Nr. 7 WennMoorNatSchGV) Ferner kann „die untere Landsschaftspflegebehörde […] bei der Gewässerunterhaltung nach § 30 WHG und § 47 Abs. 3 LWG Ausnahmen zulassen, die nicht zu einer nachhal- tigen Störung führen oder den Schutzzweck […] beeinträchtigen“ (§ 6 b WennMoorNat- SchGV). Die an die naturschutzfachlichen Belange angepasste Gewässerunterhaltung wird durch das Unterhaltungskonzept des WBV Warder See in seiner jeweils gültigen Fassung ver- bindlich geregelt (s. Kap. 2.2).

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LRT 4030 Trockene Heiden

M.6.2.3: Entbuschung und Mahd Die im Nadelforst eingebetteten, kleinflächigen Heidebestände südlich des Wirtschafts- weges im nordwestlichen Teil des Plangebiets sind von starker Verbuschung und Ver- grasung geprägt. Für den Erhalt ist das Freistellen des Lebensraumtyps durch das Ent- fernen aufgekommener Gehölze notwendig. Der Gehölzschnitt ist von den Flächen zu entfernen. In Abhängigkeit von der zukünftigen Entwicklung des angrenzenden Gehölz- bestands (vgl. M.6.3.3) kann darüber hinaus auch in den Folgejahren ein regelmäßiges Entbuschen erforderlich sein. Da eine Beweidung aufgrund der Kleinflächigkeit und Lage unter den gegebenen Umständen derzeit nicht möglich ist, ist in Abhängigkeit von der Entwicklung der Bestände in mehrjährigen Abständen auch eine tiefe Mahd durchzufüh- ren.

LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore

M.6.2.4: Ergänzende Pflegemaßnahmen auf den Moorflächen Die aktuell in Teilbereichen der Moorflächen (innerhalb der Weidelandschaft im Nord- westen) aufkommenden Erlen beeinträchtigen das lebensraumtypische Arteninventar. Mit der extensiven Beweidung wird hier, z.T. durch die Unzugänglichkeit einzelner Berei- che, der gewünschte Pflegezustand der Flächen nicht erzielt. Zur Vermeidung einer Zu- standsverschlechterung des LRTs sind die betroffenen Bereiche zu entkusseln, zu mä- hen und ggf. die Streu zu beseitigen. In den Folgejahren ist die Entwicklung weiter zu beobachten und die Mahd bei Bedarf zu wiederholen.

6.3 Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen Unter weitergehenden (fakultativen) Entwicklungsmaßnahmen werden diejenigen Maß- nahmen verstanden, die über das Verschlechterungsverbot hinausgehen und der Ver- besserung des Zustandes der in den Erhaltungszielen genannten Lebensraumtypen o- der Arten dienen. Sie werden auf freiwilliger Basis durchgeführt. Hierzu zählen auch Maßnahmen, die nicht nur den Bestand in seinem Umfang erhalten, sondern auch zu ei- ner Ausdehnung eines LRT bzw. einer Art führen. Die wünschenswerten Maßnahmen im Gebiet werden in der Anlage 7 - Karte 8 zusam- men mit den Sonstigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (vgl. Kap. 6.4) dargestellt.

LRT 3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation und LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren

M.6.3.1: Einleiten und Zulassen der eigendynamischen Fließgewässerentwicklung an der Wennebek Eine naturnahe Entwicklung des Gewässerverlaufs der Wennebek ist im nordwestlichen Teilbereich weiter zuzulassen. Zur Verbesserung der natürlichen Fließgewässerdynamik und Wiederherstellung eines naturnahen Gewässerverlaufs der östlich der L298 begra- digten Wennebek sind Maßnahmen zur Struktur- und Laufentwicklung, die über die unter M.6.2.2 beschriebene Maßnahme hinausgehen, wünschenswert. Mögliche Maßnahmen betreffen z.B. den Einbau von Festsubstraten wie Strömungslenkern und Totholz sowie die Einrichtung möglichst breiter ungenutzter Gewässerrandstreifen in den Bereichen mit intensiver Grünlandnutzung bis an den Gewässerlauf.

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Zudem fördert das Vorhandensein von Ufergehölzen die Ufer- und Auenentwicklung ei- nes Fließgewässers. Im Sinne einer vielfältigen Gewässer- und Vegetationsstruktur dür- fen Anpflanzungen allenfalls punktuell in Gruppen und nur im südöstlichen Teil des Plangebiets vorgenommen werden. Berücksichtigt werden sollte auch, dass Erlen an Störstellen (wie sie durch Maschineneinsatz oder Vertritt entstehen) ohnehin auf natürli- che Weise rasch aufkommen. Diese Maßnahmen sind mit Ausnahme des Vorgenannten kongruent mit den Zielvorstel- lungen und geplanten Maßnahmen zur Erreichung eines guten Gewässerzustands ge- mäß der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Eine Konkretisierung und Abstimmung der Maß- nahmen sollte in enger Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Wasserwirtschaft er- folgen. Von der Verbesserung einer gewässertypischen Abfluss- und Überflutungsdynamik und der damit verbundenen Uferstrukturentwicklung der Wennebek profitiert auch der LRT 6430 „Feuchte Hochstaudenfluren“ sowohl im Sinne der Erhaltung bestehender Bestän- de als auch im Hinblick auf eine mögliche Ausdehnung der Bestände des LRT entlang der Wennebek.

LRT 4030 Trockene Heiden

M.6.3.2: Freistellen und Vernetzen von isolierten Heidebereichen In Ergänzung zu M.6.2.3 ist es insbesondere für die Stabilisierung und Vernetzung der isoliert liegenden Heideflächen im Nadelforst wünschenwert, wenn beide Teilflächen durch Rodung randlicher Gehölze vergrößert und auf diese Weise miteinander verbun- den werden. Im Anschluss sollte die Beseitigung der Rohhumusauflage erfolgen. Die Flächenpflege orientiert sich an M.6.2.3.

M.6.3.3: Rodung standortfremder Bestockung Bei entsprechenden Rahmenbedingungen (Nutzungsvereinbarung, Flächenerwerb) ist die Schaffung neuer Pionierstandorte des LRT 4030 durch Rodung der bestehenden flä- chigen Nadelforste wünschenswert. Die durch Nadelstreu geprägte Rohhumusdecke sollte hierbei ebenfalls entfernt werden. Die Flächenpflege ist entsprechend M.6.2.1 bzw. M.6.3.4 auf alle hergestellten Bereiche auszudehnen. Durch die Ausbringung von Heide- plaggmaterial vom benachbarten Standortübungsplatz kann die Entwicklung des LRT 4030 zusätzlich unterstützt werden. Die Maßnahme dient sowohl der Ausdehnung des LRT 4030 als auch einer ganzheit- lichen Gebietsentwicklung durch die Förderung standortgerechter Biotope. Die Bestim- mungen des Landeswaldgesetzes sind zu beachten.

M.6.3.4: Ergänzende Pflegemaßnahmen auf den Heideflächen Zur weiteren Regeneration der Bestände des LRT 4030 können ergänzend zur M.6.2.1 eine Mischbeweidung sowie weitere Pflegemaßnahmen zum Einsatz kommen: So kann in mehrjährigen Abständen ferner eine tiefe Mahd mit Abfuhr des Mähguts, ein (wieder- holtes) mechanisches Zurückdrängen von aufkommenden Gehölzen bzw. das Brennen von kleinen Teilflächen Anwendung finden. In diesem Zusammenhang kann auch ein Teil der Rohhumusschicht vom Mineralboden durch (partielles) Plaggen abgezogen wer- den. Falls solche Verfahren Anwendung finden, müssen ggf. bekannte Schlüsselhabitate von Reptilienarten ausgespart bleiben. Insbesondere im Hinblick auf die Beweidung ist – ähnlich M.6.2.1 – zu berücksichtigen, dass sich die vorgeschlagene Flächenpflege nicht allein auf die mosaikartige Ausdeh- nung des LRT 4030 bezieht, sondern als Teil einer großflächig zusammenhängenden Weidelandschaft anzusehen ist.

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M.6.3.5: Plaggen der Übergangsbiotope zum LRT 4030 Im südöstlichen Teil befinden sich im Übergang zum Standortübungsplatz sehr kleinflä- chige Übergangsbiotope zum LRT 4030, die ein hohes Potenzial haben, sich zum Le- bensraumtyp zu entwickeln. Es wäre daher wünschenswert, diese durch geeignete Maßnahmen wie Plaggen zu fördern. Da es sich nur um Fragmente größerer, auf dem Standortübungsplatz gelegener Übergangsbiotope handelt, kann eine zielorientierte Flä- chenentwicklung nur in enger Kooperation mit der Bundeswehr erfolgen.

LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore in Verbindung mit LRT 7150 Schnabelried-Gesellschaften

M.6.3.6: Bedarfsweise Entfernen von Gehölzaufkommen Der kleinflächige LRT-Bestand im Südosten des Plangebiets ist ein kleiner Teil eines größeren, auf dem Standortübungsplatz gelegenen Moorkomplexes. Um den lebens- raumtypischen Wasser- und Nährstoffhaushalt langfristig beizubehalten, ist ein periodi- sches Zurückdrängen der aufgelaufenen Gehölze (v.a. Birken) wünschenswert. Gleiches gilt auch für unmittelbar angrenzende Bereiche des Übergangsbiotops zum LRT 7140 (s. a. M.6.4.3).

LRT 9190 Alte bodensaure Eichenwälder

M.6.3.7: Verzicht auf forstwirtschaftliche Nutzung Die kleinflächigen LRT-Bestände im südöstlichen Teilbereich des Plangebiets sind Fragmente größerer, auf dem Standortübungsplatz gelegener Eichenwälder, für deren Erhalt und Entwicklung auch zukünftig eine forstwirtschaftliche Nutzung unterbleiben soll. Das Zulassen einer eigendynamischen Waldentwicklung fördert nicht zuletzt den Struk- turreichtum durch das Vorhandensein von unterschiedlichen Gehölzaltersklassen, einer standorttypischen Artenzusammensetzung sowie einem höheren Anteil an Alt- und Tot- holz.

M.6.3.8: Eindämmung der Späten Traubenkirsche Die unter M.6.3.7 genannten Bestände sind ferner durch ein starkes Aufkommen der Späten Traubenkirsche (Prunus serotina) gekennzeichnet. Bedingt durch deren Kleinflä- chigkeit und Lage im Plangebiet können Maßnahmen zur Eindämmung der Art nur im Einklang mit dem Managementkonzept des benachbarten Standortübungsplatzes erfol- gen.

6.4 Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung von Schutzgütern durchgeführt werden sollen, die nicht in den Erhaltungszielen des Natura 2000-Gebietes aufgeführt sind (z.B. gesetzlich geschützte Biotope, gefährdete Arten), aber dennoch für das betrachtete Gebiet naturschutzfachlich von Bedeutung sind. Sofern es sich um Maßnahmen handelt, für die eine gesetzliche Verpflichtung besteht (z.B. ge- setzlicher Biotopschutz) wird hierauf verwiesen. Die sonstigen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen werden zusammen mit den weiter- gehenden Entwicklungsmaßnahmen in der Anlage 7 – Karte 8 dargestellt.

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M.6.4.1: Extensive Beweidung auf den Flächen der Stiftung Naturschutz Die extensive Beweidung auf den von der Stiftung Naturschutz verwalteten Flächen im nordwestlichen und südöstlichen Teil des Plangebiets soll im Sinne einer ganzheitlichen Schutzgebietsentwicklung sowie in Teilen zur Pflege eingebetteter gesetzlich geschütz- ter Biotope beibehalten werden.

M.6.4.2: Extensivnutzung auf freiwilliger Basis Für eine ganzheitliche Gebietsentwicklung ist eine extensive Nutzung der überwiegend in Privateigentum befindlichen, mehr oder weniger intensiv genutzten Flächen im südöst- lichen Teil des Plangebiets erstrebenswert. Auch die Wennebek profitiert von einer Re- duktion diffuser Nährstoffeinträge. Wünschenswert wäre daher, dass dort wo eine Nut- zungsextensivierung entlang der Wennebek nicht umgesetzt werden kann, ungenutzte Gewässerrandstreifen als Puffer angelegt werden. Ferner betrifft die Maßnahme auch kleinflächige Bereiche, die als Grünlandbrachen, Röhrichte, Seggenrieder oder Gehölze ausgebildet sind. Diese als Kontaktbiotope zum LRT 3260 ausgewiesenen Bereiche sollen nach Möglichkeit und unter Berücksichtigung des gesetzlichen Biotopschutzes ebenfalls als extensive Feuchtwiesen bzw. -weiden ge- nutzt werden. Nicht zuletzt können von dieser Maßnahme auch ehemals regelmäßig im Gebiet vorkommende Wiesenbrutvögel wie Wachtelkönig, Bekassine und Kiebitz profitie- ren.

M.6.4.3: Sukzession / ungestörte Entwicklung Ergänzend zu M.6.4.2 sollen die nordöstlich der Wennebek gelegenen Teilbereiche einer weitgehend eigendynamischen Entwicklung hin zu Röhrichten, Staudenfluren und Feuchtgebüschen überlassen werden. Eine zeitweise Schafbeweidung, wie sie anschei- nend vor einigen Jahren vom Standortübungsplatz ausgehend für die südöstlich der L298 gelegenen Bereiche noch praktiziert wurde, steht nicht im Widerspruch zu dieser Maßnahme.

Weiterhin soll ein an den LRT 7140/7150 im Südosten des Plangebiets angrenzender, kleinflächiger Übergangsbiotop einer eigendynamischen Entwicklung überlassen wer- den, da hier eine Entwicklung hin zum LRT 7140 nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand durch wiederkehrendes Entkusseln verbunden wäre. Der aktuell im Birkensta- dium der Moordegeneration befindliche Biotop wird sich zum Birken-Bruchwald entwi- ckeln. Davon ausgenommen sind allenfalls die Rand- bzw. Übergangsbereiche zum an- grenzenden LRT, die zur Zustandsverbesserung des benachbarten LRT beitragen (s. M.6.3.6).

M.6.4.4: Bedarfsweise Pflege der Amphibiengewässer Für den Erhalt und die Entwicklung der lokalen Amphibienpopulationen ist die Sicherung der spezifischen Laichgewässereigenschaften erstrebenswert. Dabei ist die Entwicklung der in den vergangenen Jahren im Plangebiet angelegten Gewässer zunächst zu be- obachten. Bei Bedarf sind Maßnahmen einzuleiten, die offene, unbeschattete und fisch- freie Gewässer für eine erfolgreiche Amphibienreproduktion gewährleisten. Die Bewei- dung trägt bereits maßgeblich zum Erhalt der Amphibiengewässer bei und sollte beibe- halten werden (s. M.6.2.1 und M.6.4.1).

M.6.4.5: Waldumbau Für eine ganzheitliche Gebietsentwicklung ist der sukzessive Umbau der Nadelforste im nordwestlichen Teil des Plangebiets in naturnahe, standortgerechte Wälder wünschens- wert.

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M.6.4.6: Zurückdrängung des Adlerfarns Im Falle einer zunehmenden Ausbreitung des Adlerfarns (Pteridium aquilinum) in den of- fenen Bereichen der Weidelandschaft im nordwestlichen Teil sollte dieser durch eine zu- sätzliche Pflegemahd der betroffenen Bereiche entgegen gewirkt werden. Für eine ge- zielte Schwächung der Pflanze sollte eine 2-malige Mahd im Früh- und Hochsommer über mehrere Jahre erfolgen.

M.6.4.7: Zurückdrängung der Späten Traubenkirsche Die Späte Traubenkirsche (Prunus serotina) ist im gesamten Gebiet häufig vertreten. Während auf den beweideten Flächen der Jungwuchs ausreichend verbissen wird, findet die Gehölzart in den übrigen Bereichen (z.B. Wälder, Knicks) günstige Voraussetzungen für ein vitales Wachstum und die Samenproduktion. In den Weideflächen finden sich ei- nige ausgewachsene Exemplare, die gefällt werden sollten. Aufgrund des Verbisses ist hier nicht mit einem bis zur samenreife führenden Stockausschlags zu rechnen. Da eine Bekämpfung in den unbeweideten Bereichen nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand bei ungewissem Erfolg verbunden wäre, sind die Maßnahmen weiterzu- verfolgen, die eine weitere Ausbreitung der Art verhindern. Als herbizideinsatzfreie Methoden kommen in Anlehnung an BREHM (2004) vor allem das mechanische Ringeln oder das Fällen ausgewachsener Bäume in Frage. Beim Ringeln wird der Stamm auf mind. 50 cm Breite entrindet, die Bäume bleiben stehen und verfal- len im Laufe der Jahre. Das Fällen zieht einen größeren Arbeits- und Kostenaufwand nach sich, da das gefällte Stammholz und Geäst i.d.R. aus dem Gebiet entfernt sowie weitere Anstrengungen (v.a. Freischneidearbeiten möglicher Stockaustriebe oder von Wurzelbrut) in den Folgejahren unternommen werden müssen. Auch das Ausgraben o- der Ausreißen der Stubben ist eine erfolgsversprechende wenngleich aufwendige Me- thode, die jedoch mit Bodenverwundungen einhergeht (vgl. BREHM 2004).

M.6.4.8: Zurückdrängung der Erle auf den Weideflächen (an der Wennebek) Dem Erlenjungwuchs im beweideten Bereich entlang der Wennebek im nordwestlichen Teil des Plangebiets sollte durch eine selektive Mahd entgegen gewirkt werden. In den Folgejahren ist die Entwicklung weiter zu beobachten und die Mahd bei Bedarf zu wie- derholen.

M.6.4.9: Vernetzen von Lebensräumen Für eine ganzheitliche Gebietsentwicklung einschließlich des Austauschs von Offenland- arten zwischen den Gebietsteilen ist eine direkte Verbindung wünschenswert. Inwiefern die Barrierewirkung der L298 reduziert werden kann, sollte daher geprüft werden.

Hinweise zu den Arten nach den Anhängen der FFH-Richtlinie und Vogelschutz- Richtlinie

Die in Kap. 6.2 bis 6.4 beschriebenen Maßnahmen sind auch dazu geeignet, dass sich FFH-Arten (Amphibien, Reptilien), für die das Plangebiet ein potentieller Lebensraum ist, wieder ansiedeln können. Sowohl die extensive Flächenbewirtschaftung als auch die Vielzahl an Kleingewässern und wiedervernässten Niederungsbereichen bieten den im Gebiet oder im nahen Umfeld nachgewiesenen Amphibienarten (z.T. Altnachweise) ge- eignete Lebensräume und günstige Reproduktionsbedingungen. Ferner fördern die Maßnahmen ein kleinräumiges Mosaik aus Offenbodenstellen, Heide, Gräsern und einzelnen Gebüschen, wie sie von Reptilien, v.a. der Schlingnatter, präfe- riert werden.

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Maßnahmen, die die Verjüngung der Heidebestände zum Ziel haben, tragen auch zur Förderung von Insekten, wie Grabwespen und Wildbienen, bei. Darüber hinaus wird mit der Entwicklung extensiver Feuchtgrünländer auch der Wachtel- könig als Art des Anh. I der Vogelschutzrichtlinie gefördert.

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6.5 Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien Das Plangebiet ist Teil des Naturschutzgebiets „Wennebeker Moor und Wennebek- niederung", das durch die Landesverordnung vom 19. Mai 1988 ein rechtsverbindlich festgesetztes Gebiet zum Schutz von Natur und Landschaft ist. Es ist ferner durch die FFH-Richtlinie geschützt und tangiert im Hinblick auf die Wennebek zusätzlich die Be- lange der Wasserrahmenrichtlinie.

Durch die bestehenden Eigentumsverhältnisse steht das Gebiet in weiten Teilen vorran- gig dem Naturschutz zur Verfügung. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die groß- flächige Weidelandschaft der Stiftung Naturschutz im nordwestlichen Teil sowie weiteren extensiv oder unbewirtschafteten Flächenkomplexen der Stiftung Naturschutz oder des NABU Schleswig-Holstein im südöstlichen Teil.

Bei den verbleibenden, zumeist in privater Hand befindlichen Flächen handelt es sich um eine heterogene Eigentümersituation. Die Umsetzung der Maßnahmen setzt daher eine intensive Kommunikation zwischen allen Beteiligten voraus. Besonders bei den weiter- gehenden und sonstigen Entwicklungsmaßnahmen sollen die Möglichkeiten des freiwilli- gen Vertragsnaturschutzes angestrebt werden. Für eine langfristige Bindung der Flächen für den Naturschutz besteht auch die Möglichkeit des Erwerbs oder der langfristigen Pacht.

In den Maßnahmenblättern der Anlage 6 werden Umsetzungszeiträume für die beschrie- benen Maßnahmen genannt. Dabei wird zwischen kurz-, mittel und langfristig umzuset- zenden Maßnahmen unterschieden:  Kurzfristige Maßnahmenumsetzung: bis zu 5 Jahre  Mittelfristige Maßnahmenumsetzung: bis zu 10 Jahre  Langfristige Maßnahmenumsetzung: > 10 Jahre

6.6 Verantwortlichkeiten Im Zuge des Abstimmungsprozesses des Managementplans werden die Maßnahmen al- len Beteiligten vorgestellt. Nach den Bestimmungen des § 27 (2) LNatSchG obliegt die Maßnahmenumsetzung in erster Linie der Unteren Naturschutzbehörde, soweit die Oberste Naturschutzbehörde im Einzelfall keine andere Regelung trifft.

Bei einer Vielzahl von wünschenswerten Maßnahmen zur Zustandsverbesserung der Schutzgüter des FFH-Gebiets ist die Bereitschaft privater Grundeigentümer, die Gebiets- entwicklung aktiv mitzugestalten, eine wichtige Voraussetzung.

Die Umsetzung der Maßnahmen auf den Eigentumsflächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein wird der Stiftung Naturschutz übertragen.

Für die Wennebek ergeben sich Synergieeffekte mit der Umsetzung der Wasserrahmen- richtlinie. Die Maßnahmenumsetzung wird dabei vom lokalen Wasser- und Bodenver- band betreut.

Weiterführende (Detail-)Planungen sowie die Maßnahmenumsetzungen, die über den Managementplanungsprozess hinausgehen, sind auch nach Planaufstellung unter re- gelmäßiger Beteiligung der Akteure zu besprechen und abzustimmen.

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Mögliche Verhandlungen zu Flächenerwerb bzw. langfristiger Pacht können auch über die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein erfolgen und sind abhängig vom Flächenan- gebot.

6.7 Kosten und Finanzierung Die Naturschutzmaßnahmen in den Natura 2000-Gebieten können im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel mit ländereigenen Förderprogrammen oder im Rahmen von Europäischen Fonds mit EU-Kofinanzierung gefördert werden.

Das Land Schleswig-Holstein hat Umsetzungsprogramme im Rahmen des Landwirt- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie im Rahmen des Förderprogramms zur „Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Schutz-, Ent- wicklungs-, Pflege- und Wiederherstellungsmaßnahmen in Naturschutz- und Natura 2000-Gebieten und auf Flächen des Moorschutzprogramms Schleswig-Holstein“ (S+E). Darüber hinaus gibt es eine Förderrichtlinie für den Erwerb und die langfristige Pacht von Flächen für Naturschutzzwecke. Weiterhin kommen spezielle Finanzierungsinstrumente wie bspw. Vertragsnaturschutz (VNS) und die Natura 2000-Prämie (NZP) in Betracht.

Für den Grunderwerb können eventuell auch Ausgleichsmittel des Kreises zur Verfügung gestellt werden oder es kann ein Flächentausch erfolgen.

6.8 Öffentlichkeitsbeteiligung Die Erarbeitung des Managementplans erfolgte unter Beteiligung der verschiedenen lo- kalen Akteure sowie Flächeneigentümer. Dazu fand am 20.09.2016 eine öffentliche Auf- taktveranstaltung im Rathaus Nortorf statt, bei der alle Interessierten über die vorgese- hene Erstellung des Managementplans informiert wurden.

Im Zuge des Abstimmungsprozesses wurde der Planentwurf am 13.06.2017 im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus Nortorf vorgestellt. Im Anschluss hatten die Flächeneigentümer, die verschiedenen lokalen Akteuren sowie allen weiteren Interes- sierten die Möglichkeit zur Stellungnahme.

Auch nach Abschluss des Planungsprozesses können weitere Treffen und Gespräche in Abhängigkeit vom weiteren Abstimmungsbedarf erforderlich werden.

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7 Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen Die FFH-Richtlinie verpflichtet die Mitgliedstaaten in Art. 11, den Zustand der Schutzob- jekte und damit auch den Erfolg ergriffener Maßnahmen durch ein geeignetes Monito- ring zu überwachen. Für die Umsetzung des Monitorings sind die Länder zuständig. Schleswig-Holstein kommt dieser Verpflichtung für die FFH-Gebiete durch ein Monito- ring im 6-Jahres-Rhythmus nach. Die Ergebnisse des Erfassungsprogramms dienen u.a. als Grundlage für ein weiteres, angepasstes Gebietsmanagement.

Darüber hinaus wird empfohlen, auch die bislang nicht im Standarddatenbogen aufge- führten Arten wie Moorfrosch und Steinbeißer in das Monitoringprogramm für das Gebiet aufzunehmen und den Standarddatenbogen sowie die Erhaltungsziele für das Gebiet entsprechend fortzuschreiben.

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8 Literatur

BIOTOPV SH (2009): Landesverordnung über gesetzlich geschützte Biotope (Biotopver- ordnung) vom 22. Januar 2009, letzte berücksichtigte Änderung: § 2 geändert (LVO v. 12.12.2013, GVOBl. S. 570).

BNATSCHG - Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vom 29. Juli 2009 (BGBl. I Nr. 51 vom 06.08.2009 S. 2542, letzte berücksichtigte Änderung vom 31.08.2015).

BREHM (2004): Erfahrungen mit der Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) in Schleswig-Holstein in den Jahren 1977 bis 2004. - Veröffent- licht in LANU SH – Neophyten in Schleswig-Holstein: Problem oder Bereicherung? S. 66-78, , 2004.

FGG ELBE (2015a): Aktualisierung des Bewirtschaftungsplans nach § 83 WHG bzw. Ar- tikel 13 der Richtlinie 2000/60/EG für den deutschen Teil der Flussgebietseinheit Elbe für den Zeitraum von 2016 bis 2021. Flussgebietsgemeinschaft Elbe (Hrsg.), Stand: 12.11.2015

FGG ELBE (2015b): Aktualisierung des Maßnahmenprogramms nach § 82 WHG bzw. Artikel 11 der Richtlinie 2000/60/EG für den deutschen Teil der Flussgebietseinheit Elbe für den Zeitraum von 2016 bis 2021. Flussgebietsgemeinschaft Elbe (Hrsg.), Stand: 12.11.2015 LANU (2000): Schutzgebiets- und Biotopverbundsystem Schleswig-Holstein (regionale Ebene) – Landschaftsökologischer Fachbeitrag zur Landschaftsrahmenplanung für den Planungsraum III – Teilbereiche Kreis Rendsburg-Eckernförde, Städte Kiel und Neumünster. – Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig- Holstein, Flintbek, 47 S. LANU (2005): Atlas der Amphibien und Reptilien Schleswig-Holsteins. – Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.), 277 S. LANU (2007): Steckbriefe und Kartierhinweise für FFH-Lebensraumtypen. – Auszüge zu den Lebensraumtypen 3150, 3260, 4030, 6230, 6430, 7140, 7150 9190. – 1. Fas- sung, Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein, Flintbek.

LEGUAN (2006): Textbeitrag zum FFH-Gebiet Wennebeker Moor und Langwedel (1825- 302) im Rahmen der naturschutzfachlichen Grundlagenerfassung in Natura 2000- Gebieten in Schleswig-Holstein. – Hamburg, 25 S.

LNATSCHG – Landesnaturschutzgesetz – Gesetz zum Schutz der Natur in Schleswig- Holsteins vom 24.02.2010 (GVOBI Nr. 6 vom 26.02.2010, letzte berücksichtige Änderung vom 27.05.2016). MELUR (2016): Gebietssteckbrief, Erhaltungsziele, Standarddatenbogen zum FFH- Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302. – Ministerium für Ener- giewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig- Holstein, Kiel. Verfügbar im Internet: http http://www.schleswig-holstein.de/DE- /Fachinhalte/S/schutzgebiete/ffh/FFHSchutzgebiete.html?g_nr=1825-302&g_na- me=&lk=&art=&lr=&what=ffh&submit=true&suchen=Suchen (Stand: 31.01.2017). MLUR (2010): Naturschutzrechtliche Anforderungen an die Gewässerunterhaltung - Er- lass der obersten Naturschutzbehörde vom 20. September 2010. – Kiel, 29 S.

MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012): Folgekartierung / Monitoring Lebensraumtypen in FFH-Gebieten und Kohärenzgebieten in Schleswig-Holstein 2007-2012 – Textbei- trag zum FFH-Gebiet Wennebeker Moor und Langwedel (1825-302). – Nortorf, 22 S., 5 Karten und Biotopbögen (103 S.).

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MUNF (2000a): Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III – Kreise Rendsburg- Eckernförde und Plön, kreisfreie Städe Kiel und Neumünster. – Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.), Kiel, 91 S. MUNF (2002b): Erläuterungen zum Landschaftsrahmenplan für den Planungsraum III – Kreise Rendsburg-Eckernförde und Plön, kreisfreie Städe Kiel und Neumünster. – Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel, 80 S. NABU (2004-2015): Betreuungsberichte zum NSG Wennebeker Moor aus den Jahren 2006 bis 2015 des Naturschutzbundes Schleswig-Holstein (NABU). NABU (2016): Faltblatt Wennebeker Moor / Wennebek-Niederung des Naturschutzbun- des Schleswig-Holstein. – Verfügbar im Internet: https://schleswig-holstein.nabu- .de/imperia/md/nabu/images/regional/schleswig-holstein/publikationen/nabu- wennebek.pdf (Stand:31.10.2016)

RICHTLINIE 92/43/EWG des Rates zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen vom 21. Mai 1992 (FFH-Richtlinie).

RICHTLINIE 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Schaffung ei- nes Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasser- politik vom 23. Oktober 2000 (Wasserrahmenrichtlinie).

RICHTLINIE 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über die Erhal- tung der wildlebenden Vogelarten vom 30. November 2009 – kodifizierte Fassung (Vogelschutz-Richtlinie). WBV (2015): Unterhaltungskonzept des Wasser- und Bodenverbands WBV Warder See (Auszug). – Aufgestellt von Ing.-Büro Soll vom 29.01.2015, Rendsburg. WennMoorNatSchGV (1988): Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Wenne- beker Moor und Wennebekniederung" vom 19. Mai 1988. WINART (2016): WinArt-Daten – Lanis-SH: Amphibien und Reptilien 25.02.2016; Fische und Neunaugen 10.10.2014; Schmetterlinge 02.03.2012; Libellen 18.09.2015, Heuschrecken 18.09.2015, Brutvögel Januar 2016; Höhere Pflanzen 2010 - letzte Ergänzung Januar 2016. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (Hrsg.), Flintbek.

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9 Anhang

Anlage 1: Standarddatenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ Anlage 2: Gebietsspezifische Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet DE 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ Anlage 3: Erläuterung zu den gebietsspezifischen Erhaltungszielen für FFH- und Vogelschutzgebiete in Schleswig-Holstein Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet "Wennebeker Moor und Wennebekniederung" vom 19. Mai 1988 Anlage 6: Maßnahmenblätter Anlage 7: Kartenteil Karte 1: Überblick / FFH-Gebietsabgrenzung im Luftbild Karte 2: Digitales Geländemodell (DGM) Karte 3: Eigentumsverhältnisse Karte 4: Biotoptypen Karte 5: Lebensraumtypen Karte 6: Bisherige Maßnahmen Karte 7: Notwendige Erhaltungsmaßnahmen Karte 8: Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen und Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

- 32 - Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standarddatenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302 „Wennebeker Moor und Langwedel“ vom Juni 2014 (MELUR 2016)

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 1: Standard-Datenbogen zum FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 2: Gebietsspezifische Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 2: Gebietsspezifische Erhaltungsziele für FFG-Gebiet DE 1825-302

Anlage 2: Gebietsspezifische Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 2: Gebietsspezifische Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet DE 1825-302

Anlage 3: Erläuterung zu den gebietsspezifischen Erhaltungszielen für FFH- und Vogelschutzgebiete in SH

Anlage 3: Erläuterung zu den gebietsspezifischen Erhaltungszielen für FFH- und Vogelschutzgebiete in Schleswig-Holstein

Gebietsspezifische Erhaltungsziele (gEHZ) für Gebiete des Schutzgebietssystems Natu- ra 2000 sind eine wesentliche Grundlage für die Managementplanung. Sie sind für jedes einzelne Natura 2000-Gebiet in Schleswig-Holstein nach einer einheit- lichen Grundstruktur formuliert und im Amtsblatt Schleswig-Holstein veröffentlicht wor- den.

Sie bestehen aus dem Erhaltungsgegenstand und den Erhaltungszielen, welche wie- derum differenziert sind in übergreifende Ziele sowie Ziele für Lebensraumtypen (LRT) und/oder Arten.

Zum Erhaltungsgegenstand in FFH-Gebieten zählen alle  Lebensraumtypen (LRT) des Anhangs I der FFH-Richtlinie und  Arten des Anhangs II der FFH-Richtlinie. In diesem Zusammenhang ist auch der Erhaltungsgegenstand der SPA-Gebiete von Be- deutung:  Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie,  Zugvogelarten gemäß Art. 4(2) VRL, die in der Roten Liste Schleswig-Holsteins geführt sind, sowie  weitere Wat- und Wasservogelarten, die das jeweilige Gebiet als „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“ charakterisieren, die in den jeweiligen Gebieten mit signifikanten Beständen vorkommen (§10 Abs. 1 Nr. 9 BNatSchG), im Standard- datenbogen (SDB) also mit „A“, „B“ oder „C“ in der Spalte „Repräsentativität“ bzw. „Population“ eingetragen sind.

Innerhalb des Erhaltungsgegenstandes erfolgt eine Differenzierung in LRT und Arten „von besonderer Bedeutung“ und „von Bedeutung“. Diese leitet sich aus der Bewertung der Vorkommen im SDB ab: Das Vorkommen ist für die Erhaltung des schleswig- holsteinischen Bestandes eines LRT oder einer Art „von besonderer Bedeutung“, wenn im SDB beim Kriterium „Gesamtbeurteilung“ eine Bewertung mit „A“ (hervorragender Wert) oder „B“ (guter Wert) erfolgt. Bei einer Bewertung mit „C“ (signifikanter Wert) ist das Vorkommen „von Bedeutung“. Vorkommen von prioritären Arten und LRT werden immer als „von besonderer Bedeutung“ eingestuft. Die Differenzierung spielt in erster Linie bei Zielkonflikten im Rahmen des Gebietsmana- gements eine Rolle.

Die übergreifenden Erhaltungsziele stellen die besondere Wertigkeit des Gebietes dar. Weiterhin sind hier Ziele, die für mehrere Arten oder LRT (s.u.) gelten, aufgeführt.

Unter den Erhaltungszielen für Lebensraumtypen (LRT) und/oder Arten werden konkrete Erhaltungsziele für die im Erhaltungsgegenstand aufgeführten Arten und LRT verstanden. Für FFH-Gebiete werden die Ziele getrennt für die LRT und Arten von „be- sonderer Bedeutung“ und von „Bedeutung“ dargestellt. LRT und Arten mit (mehreren) gleichen oder ähnlichen Erhaltungszielen werden zusammengefasst.

Bei den Vogelschutzgebieten werden die im Erhaltungsgegenstand genannten Vogelar- ten ohne die dort vorgenommene Differenzierung zu sog. ökologischen Gilden zusam- mengefasst, für die dann jeweils die gemeinsamen Ziele formuliert sind.

Die Erhaltungsziele für die schleswig-holsteinischen Natura 2000-Gebiete zielen auf die Umsetzung der unmittelbaren Verpflichtung aus Art. 6 (2) FFH-RL ab, eine Verschlechte- rung des Zustandes der Vorkommen der LRT und Arten zu verhindern („Verschlechte- rungsverbot“). Daher wird in den Zielen die Formulierung „Erhaltung“ gewählt. Ein „Ent- wicklungsaspekt“ ist hierin nicht enthalten.

Anlage 3: Erläuterung zu den gebietsspezifischen Erhaltungszielen für FFH- und Vogelschutzgebiete in SH

Einige Vorkommen von Arten und LRT befinden sich aktuell in einem ungünstigen Erhal- tungszustand. Die FFH-Richtlinie beinhaltet die Pflicht zur Wiederherstellung eines güns- tigen Erhaltungszustandes der Lebensraumtypen und Arten, erlaubt dabei jedoch ein ge- bietsbezogenes Ermessen. In den gEHZ für die Natura 2000-Gebiete in Schleswig-Holstein sind daher Wiederher- stellungsziele formuliert für  alle prioritären Arten und Lebensraumtypen, deren Erhaltungszustand im Stan- darddatenbogen (SDB) mit „C“ (ungünstiger Zustand) eingestuft ist und  alle anderen Arten und Lebensraumtypen, die im SDB mit Erhaltungszustand „C“ und mit Gesamtwert (Land) „A“ (hervorragender Wert) eingestuft sind, sofern eine Wiederherstellbarkeit nach rechtlichen und tatsächlichen Gegebenheiten möglich erscheint. Die LRT oder Arten, für die sich hiernach ein Wiederherstellungserfordernis ergibt, sind in den übergreifenden Zielen genannt.

Auch die Verbesserung eines ungünstigen Erhaltungszustandes der Vorkommen der üb- rigen Arten und LRT ist wünschenswert und wird durch die Formulierung „Erhaltung“ nicht ausgeschlossen. Jedoch ist deren Wiederherstellung - anders als bei den Arten und LRT mit Wiederherstellungserfordernis - nicht verpflichtend.

Eine Änderung der im Amtsblatt veröffentlichten gEHZ ist bei einer nachweislichen Ände- rung des Vorkommens und des Erhaltungszustandes eines Lebensraumtyps oder einer Art möglich. Dies wird im Rahmen des laufenden Monitoring zu den Natura 2000- Gebieten in Schleswig-Holstein und der regelmäßigen Aktualisierung der Meldedaten gegenüber der EU (Berichtspflicht) festgestellt.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe (LANU 2007)

3150 Eutrophe Stillgewässer

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 3150 Kurzbezeichnung Eutrophe Stillgewässer FFH-Richtlinie Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions BFN 1998 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation vom Typ Magnopotamions oder Hydrocharition Interpretation Natural eutrophic lakes with Magnopotamion or Hydrocharition - type vegetation Manual Lakes and ponds with mostly dirty grey to blue-green, more or less turbid, waters, particularly rich in dissolved bases (pH usually > 7), with free-floating surface communities of the Hydrocharition or, in deep, open waters, with associations of large pondweeds (Magnopotamion). Beschreibung Natürliche und naturnahe eutrophe Seen, Weiher, Altwässer, Teiche und Tümpel einschließlich ihrer Ufervegetation mit Schwimm- und Wasserpflanzenvegetation [z.B. mit Wasserlinsendecken (Lemnetea), Laichkrautgesellschaften (Potamoge- tonetea pectinati), Krebsschere (Stratiotes aloides), Froschbiss (Hydrocharis morsus-rani) oder Wasserschlauch (Utricularia ssp.)]. Typische Arten Höhere Pflanzen: Callitriche palustris, Callitriche palustris agg., Ceratophyllum demersum, Cerato- phyllum submersum, Elatine hydropiper, Hippuris vulgaris, Hottonia palustris, Hydrocharis morsus-ranae, Lemna minor, Lemna trisulca, Myriophyllum spica- tum, Myriophyllum verticillatum, Najas marina, Nuphar lutea, Nymphaea alba, Potamogeton acutifolius, Potamogeton alpinus, Potamogeton berchtoldii, Potamogeton compressus, Potamogeton crispus, Potamogeton gramineus, Potamogeton lucens, Potamogeton natans, Potamogeton obtusifolius, Potamoge- ton pectinatus, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton praelongus, Potamogeton pusillus agg., Potamogeton x angustifolium, Potamogeton trichoides, Potamoge- ton zizii, Ranunculus aquatilis agg,, Ranunculus circinatus, Stratiotes aloides, Spirodela polyrhiza Utricularia australis, Utricularia vulgaris, Zannichellia palustris Moose: Fontinalis antipiretica, Riccia fluitans, Riccia spp., Ricciocarpos natans, Ricciocarpus spp. Algen: Chara contraria, Chara delicatula, Chara globularis, Chara tormentosa, Nitellopsis obtusa Typische > Lemnetea DE BOLÒS et MASCLANS 1955 Vegetation > Potamogetonetea KLIKA in KLIKA et NOVÁK 1941 > Riccio-Lemnion trisulcae TX. et SCHWABE-BRAUN in TX. 1974 > Lemno-Spirodeletum polyrhizae W. KOCH 1954 > Lemnion gibbae TX. et SCHWABE-BRAUN 1974 > Potamogetonion pectinati (W. KOCH 1926) GÖRS 1977 # Zannichellietum pedicellatae SCHAMINEE et al 1990 # Nymphaeion albae OBERD. 1957 > Hydrocharition morsus-ranae RÜBEL 1933 # Ranunculion aquatilis PASSARGE 1964 Verbreitung, Eutrophe Stillgewässer sind weit verbreitet und kommen v.a. im östlichen Hügel- Ausprägungen land und in der Marsch vor. Je nach Größe verlanden sie als schwach bis unge- schichtete Flachseen auch unter naturnahen Bedingungen relativ schnell. Für Geest und Altmoräne liegen über natürliche Vorkommen außerhalb der Fließge- wässerauen (Altwasser) und Waldgebiete kaum Daten vor, die in diesem Zu- sammenhang ausgewertet werden können. Der Sibbersdorfer See, der Stendorfer See und der Westensee gehören zu den größeren natürlichen Stillgewässern dieses Typs in Schleswig-Holstein. Zu den natürlich entstandenen, nicht oder wenig anthropogen veränderten Klein- gewässern zählen beispielsweise die Sölle der Grundmoränenlandschaften und zeitweilig wasserführende Erdfälle.

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Flachseen wie der Kudensee, die Brake, der Gotteskoogsee oder Gräben im Dackseegebiet, eutrophe Kleingewässer in Grünlandgebieten (z.B. Tränkkuhlen auf Eiderstedt), Wehlen, alte Flussschleifen und abgeriegelte alte Wattenmeer- buchten (Bottschlotter See) sind Beispiele für die vielfältigen Ausprägungen des Lebensraumtyps in der Seemarsch. Sekundär entstandene eutrophe Stillgewässer naturnaher Ausprägung wie die Kasseedorfer Teiche, die Rixdorfer Teiche oder die Teichlandschaft im sowie Weiher und Tümpel aller Naturräume gehören ebenfalls zum Lebensraum- typ. Allgemeine  Erhaltung natürlich eutropher Gewässer mit meist arten- und strukturreich Erhaltungsziele ausgebildeter Laichkraut- und/oder Schwimmblattvegetation  Erhaltung eines dem Gewässertyp entsprechenden Nährstoff- und Licht- haushaltes und sonstiger lebensraumtypischer Strukturen und Funktionen  Erhaltung von amphibischen oder sonst wichtigen Kontaktlebensräumen wie Bruchwäldern, Nasswiesen, Seggenriedern, Hochstaudenfluren und Röh- richten und der funktionalen Zusammenhänge  Erhaltung der Uferabschnitte mit ausgebildeter Vegetationszonierung  Erhaltung der natürlichen Entwicklungsdynamik wie Seenverlandung, Alt- wasserentstehung und -vermoorung  Erhaltung der den LRT prägenden hydrologischen Bedingungen in der Um- gebung der Gewässer, insbesondere der Zuläufe  Erhaltung der weitgehend natürlichen, weitgehend ungenutzten Ufer und Gewässerbereiche Kartierungshinweise Kriterium zur Abgrenzung dieses Lebensraumtyps ist das Vorkommen von Vege- tation der aufgeführten Syntaxa, einschließlich Dominanz- und Reliktbestände, in von Natur aus eutrophen Seen, Weihern, Teichen und sonstigen natürlichen oder anthropogenen, naturnahen eutrophen Stillgewässern. Die Abgrenzung umfasst das gesamte Gewässer, in dem Vegetation der aufgeführten Syntaxa nachge- wiesen werden kann. Neben dem Wasserkörper sind auch amphibische, zeitwei- se trockenfallende Bereiche mit z.B. eutrophen Zwergbinsen- und Zweizahnflu- ren, Röhrichten, Hochstaudenfluren, Seggenriedern und die Verlandungsberei- che einbezogen. Erlenbruchwälder und Weidengebüsche werden nur bei inselar- tig verstreuten Vorkommen im zusammenhängenden Verlandungsgürtel, z.B. in Röhrichten, einbezogen. Vorkommen der Vegetationstypen in langsam fließenden bis stehenden Gräben gehören als Sekundärvorkommen zum Lebensraumtyp, wenn sie im Naturraum oder in der örtlichen Situation frühere Primärvorkommen des Lebensraumtyps ersetzen können (z. B. Grabensysteme in entwässerten Stillgewässerlandschaf- ten der Marsch mit entsprechender Vegetation). Altwässer sowie einseitig angebundene, nicht durchströmte Altarme von Flüssen sind (auch wenn künstlich entstanden) eingeschlossen. Technische Stillgewässer (z.B. Regenrückhaltebecken, entsprechend ausgelegte Fischteiche) zählen nicht zum Lebensraumtyp. Allgemeine und ge- BERG, C., DENGLER, J., ABDANK, A. & M. ISERMANN (2004): Die Pflanzen- bietsübergreifende gesellschaften Mecklenburg-Vorpommerns und ihre Gefährdung. Herausgegeben Literatur vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern. Textband, 606 S., Jena. DIERSSEN, K. (1996): Vegetation Nordeuropas. Ulmer, 838 S. DOLL, R. (1989): Die Pflanzengesellschaften der stehenden Gesellschaften im Norden der DDR Teil I: Die Gesellschaften des offenen Wassers (Characeen- Gesellschaften). – Feddes Repertorium 100, 5-6: 281-324. ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2007): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 27, Juli 2007, 142 S. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S.

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Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel. GARNIEL, A. (1993): Die Vegetation der Karpfenteiche Schleswig- Holsteins. Inventarisierung – Sukzessionsprognose – Schutzkonzepte. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Heft 45, 322 S., Kiel. HAMANN, U. (1999): Situationsbereicht der Armleuchteralgen (Charophytaceae) Schleswig-Holsteins – Rote Liste der Armleuchteralgen Schleswig-Holsteins. Unveröff. Gutachten im Auftrag des LANU Schleswig- Holstein. Flintbek. LANU - Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein (2000): Seenbewertung in Schleswig-Holstein. Erprobung der „Vorläufigen Richtlinie für die Erstbeschreibung von natürlich entstandenen Seen nach trophischen Krite- rien“ der LAWA an 42 schleswig-holsteinischen Seen. Seebericht B 47. Flintbek. MIERWALD, U. (1988): Die Vegetation der Kleingewässer landwirtschaftlich genutzter Flächen. Eine pflanzensoziologische Studie aus Schleswig- Holstein. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Heft 39, 286 S., Kiel. URBAN, K., K.S. ROMAHN et al. (1998): Schutz und Erhaltung nährstoffarmer Stillgewässer am Beispiel des Wollingstedter Sees. Mitteilungen der Arbeitsge- meinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Heft 57, 159 S., Kiel.

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3260 Fließgewässer mit flutender Wasservegetation

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 3260 Kurzbezeichnung Fließgewässer mit flutender Wasservegetation FFH-Richtlinie Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion BFN 1998 Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis Interpretation Water courses of plain to montane levels with the Ranunculion fluitantis and Manual Callitricho-Batrachion vegetation Water courses of plain to montane levels, with submerged or floating vegetation of the Ranunculion fluitantis and Callitricho-Batrachion (low water level during summer) or aquatic mosses.

Beschreibung Naturnahe Bäche und Flüsse mit je nach standörtlicher Lage und Dynamik (v.a. Lichtbedingungen) räumlich und zeitlich wechselnden, meist kleinflächigen Vor- kommen untergetauchter oder flutender Wasserpflanzenvegetation der Verbände Ranunculion fluitantis und Callitricho-Batrachion oder, z.B. in schattigen, geröll- reichen Bachschluchten, mit flutenden Wassermoosen. Hauptvorkommen liegen im Rhithral und Potamal von Fließgewässern, wobei sich diese Abschnitte in Schleswig-Holstein aus naturräumlichen Gründen im Gewässerverlauf mehrfach abwechseln können. Typische Pflanzenarten sind Wasserhahnenfuß-, Wasserstern- und Tausend- blatt- sowie diverse Laichkrautarten. Wasserstern-Arten und z.B. die Berle (Beru- la erecta) bilden fertile Landformen, so dass auch Gewässer mit stark wechseln- der Wasserführung zum Lebensraumtyp gehören können. Lebensraumtypische Strukturen sind u.a. Schlingen, Mäander, Prall- und Gleit- ufer, Kolke, Kies- und Sandbänke, Altwässer und weitere naturnahe Bereiche der Gewässeraue. Der Lebensraumtyp unterstützt außer der namensgebenden Wasservegetation eine spezialisierte, artenreiche Fauna, u.a. zahlreiche Fischarten, den Eisvogel, Wirbellose (z. B. Libellen, Stein- und Köcherfliegen), Weichtiere (v. a. Muscheln, Schnecken), darunter viele Arten, die nur in Fließgewässern leben können. Typische Arten Höhere Pflanzen: Berula erecta f. submersa, Butomus umbellatus, Callitriche cophocarpa, Callitri- che hamulata, Callitriche hermaphroditica, Callitriche obtusangula, Callitriche palustris, Callitriche platycarpa, Callitriche spp., Callitriche stagnalis, Cerato- phyllum demersum, Cyperus fuscus, Elatine hydropiper, Elodea canadensis, Glyceria fluitans f. submersa, Groenlandia densa, Limosella aquatica, Myrio- phyllum alternifolium, Myriophyllum spicatum, Myriophyllum spp., Myriophyllum verticillatum, Nasturtium officinale agg., Nuphar lutea, Polygonum amphibium, Potamogeton acutifolius, Potamogeton alpinus, Potamogeton compressus, Potamogeton crispus, Potamogeton filiformis, Potamogeton friesii, Potamogeton gramineus, Potamogeton lutens, Potamogeton nodosus, Potamogeton obtusifoli- us, Potamogeton pectinatus, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton praelongus, Potamogeton pusillus i.w.S., Potamogeton spp., Potamogeton trichoides, Ra- nunculus aquatilis, Ranunculus circinatus, Ranunculus fluitans, Ranunculus he- deraceus, Ranunculus peltatus, Ranunculus penicillatus ssp. penicillatus, Ra- nunculus penicillatus ssp. pseudofluitantis, Ranunculus penicillatus var. calcare- us, Ranunculus trichophyllus, Sagittaria sagittifolia f. vallisneriifolia, Stratiotes aloides, Veronica anagallis-aquatica, Veronica beccabunga, Zannichellia palustris f. fluviatilis Moose: Amblystegium fluviatile, Brachythecium plumosum, Brachythecium rivulare, Chi- loscyphus polyanthus var. rivulare, Cinclidotus fontinaloides, Cinclidotus riparius, Cinclidotus ssp., Cratoneuron commutatum, Cratoneuron decipiens, Cratoneuron filicinum, Dichodontium pellucidum, Fissidens bryoides var. gymnandrus, Fissi- dens pusillus, Fissidens ssp., Fontinalis antipyretica, Fontinalis squamosa, Fon- tinalis ssp., Hygroamblystegium tenax, Hygrohypnum luridum, Lejeunea cavifolia, Pellia borealis, Pellia epiphylla, Philonotis marchica var. rivularis, Rhynchostegi- um riparioides, Riccardia chamaedryfolia, Ricciella duplex, Ricciella fluitans agg., Ricciocarpus natans,Scapania undulata, Taxiphyllum wissgrilli, Thamnobryum

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alopecurum Algen: Hildenbrandia rivularis, Nitella flexilis, Nitella mucronata, Nitella opaca Typische > Ranunculion fluitantis Neuhäusl 1959 (inkl. Elodea canadensis / nuttalii- Vegetation Gesellschaft, Callitriche platycarpa – Basalgesellschaft, Potamogeton crispus- Myriophyllum spicatum-Gesellschaft, Potamogeton pectinatus-Gesellschaft) > Ranunculetum fluitantis (Allorge 1922) W. Koch 1926 > Sparganio emersi-Potamogetonetum pectinati Hilbig et Reichhoff 1971 (inkl. Butometum umbellati PHILIPPI 1968, Sagittaria sagittifolia-Gesellschaft, Sagittaria valisnerifolia-Gesellschaft) > Ranunculo trichophylli-Sietum erecto-submersi Th. Müller 1962 (inkl. Lemno- Callitrichetum cophocarpae (MIERWALD 1988) PASSARGE 1992, Spargani- um erectum-Berula erecta-Basalgesellschaft / Wasserhahnenfuß-Igelkolben- Tauchflur, Hahnenfuß-Flutigelkolben-Gesellschaft) > Beruletum angustifoliae submersae ROLL 1938 > Groenlandietum densae De Bolòs 1957 > Callitricho hamulatae-Myriophylletum alterniflori Weber-Oldecop 1967 > Veronico beccabungae-Callitrichetum stagnalis Th. Müller 1962 > Callitricho-Ranunculetum penicillati Dethioux et Noirfalise 1985 > Callitrichetum obtusangulae Seibert 1962 # Potamogetonion pectinati W. Koch 1926 em. Oberd. 1957 > Potamogeton alpinus – Gesellschaft > Potamogeton nodosus-Gesellschaft (in SH verschollen) > Potamogetonetum filiformis W. KOCH 1928 > Potamogeton perfoliatus – Gesellschaft > Potamogeton crispus – Gesellschaft > Potamogetonetum lucentis > Ranunculion aquatilis PASSARGE 1964 > Raunculetum aquatilis Sauer 1945 > Ranunculetum hederacei (TX. et DIÉMONT 1936) LIBBERT 1940 > Ranunculetum peltati (Segal 1965) Weber-Oldecop 1969 Ferner verschiedene Moosgesellschaften (z. B. Cinclidotus ssp., Fontinalis an- tipyretica – Gesellschaft) Verbreitung, Fließgewässer mit Wasservegetation des Lebensraumtyps kommen in allen Na- Ausprägungen turräumen des Landes vor. Schwerpunkte gut erhaltener Vorkommen v. a. in der Sandergeest und im Übergang von der Geest zur Marsch. Von den Inseln (Geest- und Marschinseln im Wattenmeer, Fehmarn) sind keine Vorkommen bekannt. In Anlehnung an die bestehende Fließgewässertypologie („Fließgewässerland- schaften“) können einige repräsentatitive Ausprägungen unterschieden werden, die für die Erhaltung der Arten- und Formenvielfalt des Lebensraumtyps auch aus vegetationskundlicher Sicht wesentlich sind. Eine eingehende, auf landesweit erhobenen Daten fußende Bewertung steht noch aus. Signifikante gewässerökologische Unterschiede, v.a. auch in der Besiedlung mit Wasservegetation zeigen folgende Typen: Kiesgeprägte, gefällereiche Fließgewässer der Steilküsten, Talrandstufen und der Moränengebiete mit strukturreichen Bachbetten (Steine, Baumwurzeln, Totholz), Kaskaden (z. B. nach frischen Abbrüchen von Steilküsten), Strudelkolke bzw. Verlauf in Schluchten, Kerb-, Mulden- und Sohlentälern, bei Besonnung oder be- gleitendem hohen Eschenanteil Vorkommen von z.B. Berula erecta, Sparganium emersum, Laichkrautarten, Ranunculus peltatus, aquatischen Moosen, oder bei beschattender Baumkulisse Vorkommen der Wasserpflanzen in Lichtflecken, ge- schiebereichen Abschnitten (u.a. flutende Bestände von Berula erecta und Cal- litriche platycarpa). In reliefärmeren Bereichen der Jungmoräne dominieren eher sandige Abschnitte, die von kiesigen Strecken unterbrochen werden. In den größeren Bächen und Flüssen Vorkommen von fließgewässertypischer Vegetation aus Ranunculus fluitans, Potamogeton perfoliatus, Potamogeton natans und Nuphar lutea, bei schwacher Wasserführung im Sommerhalbjahr Berula erecta, Sparganium emer-

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sum und Wasserstern-Arten. Hohe Bedeutung für Wasserhahnenfuß-Bestände haben naturnah erhaltene Bäche der Altmoräne u. a. mit Ranunculus aquatilis, Ranunculus peltatus, Ranunculus penicillatus, Callitriche hamulata, Myriophyllum alterniflorum, Nitella flexilis, Nitella opaca, Potamogeton alpinus, Potamogeton natans und Nuphar lutea. Sandgeprägte, mittelgroße Fließgewässer der Sandergebiete zeigen im naturna- hen Zustand mit breiten und flachen Bachbetten, sandigen Uferbänken, engen Mäanderschlingen, Altarmen und Altwässern, mehrmals im Jahr überfluteten Auen idealtypische Strukturen für die besonders artenreichen und bedeutsamen Makrophytenpopulationen des Landes mit Wasserhahnenfuß-Arten (z. B. Schafflunder Mühlenstrom, Treene), Potamogeton alpinus, Myriophyllum spica- tum, Ranunculus penicillatus oder Potamogeton praelongus. Im östlichen Hügel- land (Binnensander, Becken) kommt der Subtyp „natürliche/naturnahe Seeaus- flüsse“ des Lebensraumtyps besonders charakteristisch und hochrepräsentativ vor. Einer der makrophytenreichsten, jedoch weitgehend erloschene Fließgewässer- typen der Jungmoräne ist der träge fließende, stark mäandrierende Bäche in vermoorten Niederungen der Moränen. Im naturnahen Zustand mit Neigung zu regelmäßigen Überflutungen oder zur Bildung von Durchströmungsmooren und mit hohem Wasserpflanzenpotential. Beispiele sind Hellbach, Langballigau, Fü- singer Au, Trave, Schwartau, Eider bei Hohenhude, Kossau nördlich von Lütjen- burg, Abschnitte der Schwentine. Eine Besonderheit der Übergänge zwischen Jungmoränen- und Sanderland- schaft bzw. im Bereich quelliger Hangfußvermoorungen vor den alten Geestkliffs sowie im Abflussbereich von Geestrandmooren zur Marsch sind saubere, schwach saure, z.T. humingefärbte, im Gewässerbett meist sandig-torfige, insta- bile Rohböden unterhaltende Bäche mit z.B. Ranunculus hederaceus, Utricularia ssp., Menyanthes trifoliata, Potamogeton polygonifolius oder Isolepis fluitans. Beispiele an der Broklandsau, Seitenbäche der Friedrichshofer Au südl. Michae- lisdonn, Oberlauf der Tensfelder Au. Die Unterläufe größerer Nordsee- bzw. Elbzuflüsse oberhalb des natürlichen mittleren Tide-Einflusses zeichnen sich im (kaum mehr vorhanden) naturnahen Zustand durch die allmähliche Ablösung flutender Wasserhahnenfuß-Bestände durch Schwimmblattpflanzen und breitblättrige Laichkräuter aus, in Altwassern und Altarmen früher u. a. zahlreiche Laichkrautarten und das Fischkraut (Groen- landia densa), aktuell noch in sauberen Gräben der Eiderniederung bekannt. Geröllreiche, breite Fließgewässer der Durchbruchtäler sind ein seltener, mittel- gebirgsartiger Gewässertyp relief- und geschiebereicher Moränengebiete, bei dauerhafter Wasserführung potentielle Lebensräume für in Schleswig-Holstein seltene aquatische Moose wie Hygroamblystegium tenax und Fontinanlis antipy- retica, zu beobachten u. a. in der Trave (Herrenmühle, Kupfermühle), in der Tensfelder Au (Hornsmühlen), in der Eider (Schulensee, bei Flintbek). Für die Jungmoränenlandschaft sind Seeausflüsse charakteristisch, z. B. Ab- schnitte der Schwentine, Schierenseebach, Bach am Schnaaper See, Rinne am Itzstedter See. Für die makrophytische Besiedlung der Fließgewässer spielt der Austausch mit Seen eine Schlüsselrolle, da auch viele seltene rheophile Arten dort längerfristig leben können. Zu den vielen, hier nicht im einzelnen aufgeführten, aber mindestens gleichrangig zu bewertenden Übergangs- und Sonderausprägungen gehören u.a. floristisch wie faunistisch bedeutsame natürliche Fließgewässer eingeschränkter natürlicher Durchgängigkeit. Dazu gehören z.B. Gewässerabschnitte, deren Talsysteme durch eiszeitliche Vorprägung überdimensioniert sind oder solche, die im Verlauf einen häufigen Formenwechsel aufweisen (Durchströmungsmoore, natürliche Riegel). Fließgewässerabschnitte mit im Sommer geringer Wasserführung und trocken fallenden sandig-schlickigen Bänken und Ufern mit annuellen Zwergbinsen- Gesellschaften gehören zu den seltensten Ausprägungen. Sie sind Lebensraum gefährdeter Pflanzenarten wie Braunes Zypergras (Cyperus fuscus), Wasserpfef- fer-Tännel (Elatine hydropiper) und Sumpfquendel (Peplis portula). Enge Verzah- nung mit nitrophilen Zweizahn- und Melden-Uferfluren auf trockenfallenden Schlammflächen, die zum LRT 3270 überleiten (v. a. Elbtal, früher an Bille und Alster). Allgemeine  Erhaltung des biotopprägenden, hydrophysikalischen und hydrochemischen Erhaltungsziele Gewässerzustandes  Erhaltung der natürlichen Fließgewässerdynamik

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 Erhaltung der unverbauten, unbegradigten oder sonst wenig veränderten oder regenerierten Fließgewässerabschnitte  Erhaltung von Kontaktlebensräumen wie offenen Seitengewässern, Quellen, Bruch- und Auwäldern, Röhrichten, Seggenriedern, Hochstaudenfluren, Streu- und Nasswiesen und der funktionalen Zusammenhänge Kartierungshinweise Die Abgrenzung schließt i. d. R. ganze Fließgewässer oder längere Abschnitte ein, in denen zumindest stellenweise, auch durch größere Lücken unterbrochen, flutende oder submerse Vegetation der aufgeführten Syntaxa oder Dominanz- und Fragmentbestände typischer Arten vorkommen. Der Lebensraumtyp umfasst dabei den eigentlichen Wasserkörper sowie die Uferzonen, die entweder vegeta- tionslos oder mit entsprechender krautiger oder strauchiger Vegetation bewach- sen sein können. Der Lebensraumtyp ist daher als Biotopkomplex zu behandeln. Vorkommen der typischen Vegetation bzw. typischen Arten können je nach Er- haltungszustand, Naturraum- und Standortverhältnissen (z. B. aufgrund der Licht- fleckendynamik, von Gewässerunterhaltungen) örtlich, qualitativ und mengenmä- ßig stark wechseln. Neben mehr oder weniger naturnahen Fließgewässern sind auch durchströmte Altarme sowie naturnahe Gräben mit Fließgewässercharakter eingeschlossen. Einbezogen sind auch zeitweise bzw. teilweise trocken fallende Fließgewässer- bereiche mit entsprechender Wasservegetation (u. U. Landformen), solange sie nicht dem Lebensraumtyp 3270 zugeordnet werden müssen. Teilweise ausgebaute Gewässerstrecken werden einbezogen, wenn sie die ge- nannten vegetationskundlichen Kriterien erfüllen und insgesamt ein Mindestmaß an naturnahen Rest- oder Regenerationsstrukturen aufweisen, wie einzelne Uferabbrüche, Auskolkungen, Verwachsungen der Uferbefestigung, Differenzie- rung der Gewässersohle. Die Wasserqualität wird indirekt u. a. über die Kriterien Vegetation und Strukturen berücksichtigt. Eingeschlossen sind strömungsbedingte Bereiche bzw. Strukturen, die im Rah- men der naturnahen Dynamik und Wasserführung als Niedrig-, Mittel- und Hoch- wasserbetten bzw. als Neben- und Hauptarme ausgebildet sind, sowie die ent- sprechenden Uferzonen. Entscheidend ist jeweils die natürliche Hochwasserlinie, nicht das oftmals anthropogen bedingte Überschwemmungsgebiet. Je nach na- turraumtypischer Fließgewässerausprägung und speziellen örtlichen Verhältnis- sen bieten z. B. obere Böschungskanten, Talrandstufen oder der Verlauf von Altwassern und Hochwasserrinnen wichtige Anhaltspunkte. Im natürlichen Über- flutungsbereich können andere Lebensraumtypen aus Anhang I der FFH-RL, lebensraumtypische Strukturen sowie weitere Biotoptypen auftreten, wobei erste- re im Fließgewässerkomplex des Lebensraumtyps 3260 auch gesondert erfasst werden. Auf mögliche Vorkommen von Auwäldern (91E0, 91F0), Hochstaudenflu- ren (6430), Grünlandtypen (6440, 6510) sowie Nieder- und Übergangsmoore (7140, 7230) ist zu achten. Lebensraumtypische Habitatstrukturen sind u.a. natürliche Abflusshemmnisse wie überkrümmte Fließabschnitte (Schlingen, Mäander), Prall- und Gleitufer, Kolke, Kies- und Sandbänke, strukturreiche Gewässersohlen und biotische Hin- dernisse wie Wasserpflanzenpolster, Vermoorungen in Niederungsgebieten, der charakteristische Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser, unterschiedliche Strö- mungsverhältnisse im Längs- und Querprofil (z.B. Schnellen, Kehr- und Stillwas- serbereiche), Altwässer, Einmündungen seitlicher Zuflüsse, begleitende Quell- wasserhorizonte sowie direkt angrenzende, gewässerbegleitende Quellhorizonte und Einzelquellen. Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen: 1130: Tidefrei; Vorkommen typischer Vegetation oder typischer Arten des Le- bensraumtyps 3260 im Potamal. 3150: Von Fließgewässern durchflossene Stillgewässerbereiche oder Verlan- dungszonen mit den Kennzeichen typischer Seeausflüsse (Biotoptyp 230403) bzw. Seezuflüsse, wie Strömung, Uferabbrüche, Anpassungen der Fauna. Die Vegetation allein ist hier kein hinreichendes Abgrenzungsmerkmal, da sie z. T. auch in Stillgewässern vorkommt. Durch naturnahe / gefährdete Fließgewässer- vegetation gekennzeichnete Gräben mit deutlichem Fließgewässercharakter. Ausnahme: kaum, oder in Abhängigkeit vom Schöpfbetrieb fließende Gräben der See- und Flussmarschen (z.B. mittlere Eider, Gotteskoog) mit sehr seltenen Pflanzenarten wie z.B. Fischkraut (Groenlandia densa) werden noch als Fließge- wässer (3260) aufgefasst. Nicht durchströmte, einseitig angeschlossene Altarme sind als Stillgewässer zu erfassen (meist 3150).

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3270: In Flüssen außerhalb von Bereichen, die auf ± regelmäßig im Sommer trocken fallenden Ufern und Bänken zeitweise typische Vegetation der Gänsefuß- und Zweizahnfluren, im Komplex mit diesen auch eutraphente Zwergbinsen- Gesellschaften, aufweisen. 6430: entsprechend der typischen Vegetation, in begründeten Ausnahmen als Komplex 3260/6430. 7220: keine Vorkommen von Kalktuff, Kalküberzügen, typischen Moosarten des LRT 7220. 9110, 9120, 9130, 9160, 9180, 91E0, 91F0: Aufgrund der Lichtverhältnisse vege- tationsärmere oder -freie Waldpassagen von Fließgewässern, die an Gewässer- strecken mit Wasserpflanzenvorkommen (einschließlich Moosen) anschließen oder über Lichtflecken-Vegetationstrittsteine verbunden sind, werden als Lebens- raumtyp 3260 erfasst. 91E0 und 91F0 werden je nach örtlicher Situation und Ausprägung dem Gewässerkomplex 3260 zugeordnet, aber auch gesondert erfasst. Allgemeine und ge- BERG, C., DENGLER, J., ABDANK, A. & M. ISERMANN (2004): Die Pflanzen- bietsübergreifende gesellschaften Mecklenburg-Vorpommerns und ihre Gefährdung. Herausgegeben Literatur vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg- Vorpommern. Textband, 606 S., Jena. DIERSSEN, K. (1996): Vegetation Nordeuropas. Ulmer, 838 S. ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel. GARNIEL, A. (1999): Schutzkonzept für gefährdete Wasserpflanzen der Fließ- gewässer und Gräben Schleswig-Holsteins. Gutachten im Auftrag des Landes- amtes für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein. Kieler Institut für Land- schaftsökologie. ROLL, H. (1938): Die Pflanzengesellschaften ostholsteinischer Fließgewässer. Arch. Hydrobiol. 34, 159-305. HERR, W. (1984): Vegetationskundliche Untersuchungen zur biologisch-öko- logischen Situation schleswig-holsteinischer Fließgewässer. unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Naturschutz und Landschaftspflege Schleswig- Holstein. Oldenburg.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

4030 Trockene Heiden

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 4030 Kurzbezeichnung Trockene Heiden FFH-Richtlinie 1997 Trockene europäische Heiden BFN 1998 Europäische trockene Heiden Interpretation European dry heaths Manual Mesophile or xerophile heaths on siliceous, podsolic soils in moist Atlantic and sub-Atlantic climates of plains and low mountains of Western, Central and North- ern Europe. Sub-types: 31.21 - Sub-montane Vaccinium-Calluna heaths. Calluno-Genistion pilosae p.(Vaccinion vitisidaeae p.):Vaccinio myrtilli-Callunetum s.l. i.a. Heaths rich in Vaccinium spp., usually with Calluna vulgaris, of the northern and western British Isles, the Hercynian ranges and the lower levels of the Alps, the Carpathians, the Pyrenees and the Cordillera Cantabrica. 31.22 - Sub-Atlantic Calluna-Genista heaths. Calluno-Genistion pilosae p. Low Calluna heaths often rich in Genista, mostly of the Germano-Baltic lowlands. Similar formations occurring in British upland areas, montane zones of high mountains of the western Mediterranean basin and high rainfall Adriatic influ- enced areas are most conveniently listed here. 31.23 - Atlantic Erica-Ulex heaths. Ulicenion minoris; Daboecenion cantabricae p.; Ulicion maritimae p. Heaths rich in gorse (Ulex) of the Atlantic margins. 31.24 - Ibero-Atlantic Erica-Ulex-Cistus heaths. Daboecenion cantabricae p.; Ericenion umbellatae p., Ericenion aragonensis; Ulicion maritimae p.; Genistion micrantho-anglicae p. Aquitanian heaths with rock-roses. Iberian heaths with numerous species of heathers (notably Erica umbellata, E. aragonensis) and brooms, rock-roses and often Daboecia. When the rockroses and other Mediter- ranean shrubs become dominant they should be classified under sclerophyllous scrubs (32). 31.25 - Boreo-Atlantic Erica cinerea heaths. Beschreibung Von Heidekrautgewächsen (Ericaceae) und weiteren Zwerg- und Beersträuchern geprägte, trockene, frische bis mäßig feuchte Zwergstrauchheiden mit Besenhei- de (Calluna vulgaris), Ginsterarten (Genista pilosa, G. anglica, sehr selten G. germanica), Krähenbeere (Empetrum nigrum s. str), Glockenheide (Erica tetralix), Blau- und Preiselbeere (Vaccinium myrtyllus, V. vitis-idaea) und Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) auf nährstoffarmen, evtl. nur oberflächlich entkalkten oder durch mittelalterliche Heidekultur degradierten, sauren Silikatböden (z. B. Eisen-Humus-Podsolen, Braunerden) außerhalb von Küsten- und Binnendünen. Naturnaher Baumund Gehölzbestand selten ganz fehlend, je nach Nutzung, Pflege und Exponation locker verstreut oder krattartig in Gruppen, bis hin zu beginnender Bewaldung, u. a. mit Beteiligung von Sandbirke (Betula pendula), Stieleiche (Quercus robur), Espe (Populus tremula), Besenginster (Cytisus sco- parius) und selten Stechginster (Ulex europaeus). Calluna - Heiden durchlaufen z. T. charakteristische, von Süßgräsern wie Schlängelschmiele (Deschampsia flexuosa) und Pfeifengras (Molinia caerulea), Krähenbeere und/oder von Flechten und Moosen geprägte Entwicklungszyklen bzw. –stufen. Typische Arten Höhere Pflanzen, Farne: Agrostis capillaris, Anthericum ramosum, Arctostaphylos uva-ursi, Ajuga gene- vensis, Betula pendula, Blechnum spicant, Calluna vulgaris, Campanula ro- tundifolia, Carex arenaria, Carex pilulifera, Cornus suecica, Cuscuta epithymum, Cytisus scoparius, Danthonia decumbens, Deschampsia flexuosa, Empetrum nigrum, Euphrasia micrantha, Euphrasia nemorosa agg., Euphrasia stricta, Festuca ovina agg., Frangula alnus, Galium harcynicum, Genista anglica, Genis- ta germanica, Genista pilosa, Genista tinctoria, Hieracium pilosella, Hieracium umbellatum, Hypochaeris radicata, Luzula Moose: Dicranum scoparium, Dicranum spurium, Hypnum jutlandicum, Pleurozium schreberi, Polytrichum juniperinum, Polytrichum piliferum, Ptilidium Ciliare Flechten: Cladonia spp.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Pilze: Entoloma ssp., Clavaria argillacea, Pezizella ssp., Gymnopus impudicus

Weiterhin Arten der Sukzessionsstadien und im Komplex oder in Übergängen auftretender Lebensräume wie Mager- und Trockenrasen, Anfluggehölze, Silber- grasfluren u.ä. Typische < Genistion pilosae DUVIGNEAUD 1942 Vegetation > Genisto pilosae-Callunetum BRAUN 1915 > Deschampsia flexuosa -Calluna vulgaris - Gesellschaft > Vaccinio myrtilli-Callunetum BÜKER 1942 > Genisto germanicae-Callunetum OBERD. 1957 # Empetrion nigri R. SCHUBERT ex WESTHOFF et DEN HELD 1969 Verbreitung, Vorkommen des Lebensraumtyps „Trockene Heiden“ sind, wenn auch sehr klein- Ausprägungen flächig, aus fast allen Naturräumen bekannt. Größere Flächen in Altmoränen-, Sander-, Binnensander- und Beckenlandschaften, dort v. a. auf militärisch ge- nutzten Flächen und in Naturschutzgebieten. Kleine Vorkommen weiterhin in landschaftlichen Sondersituationen, wie an alten Inlandkliffs, auf Seeterrassen, an Talkanten, auf Osern oder Strandwällen oder bei Flurteilungen und – bereinigungen zufällig erhaltenen Restparzellen. Sekundär auch in Abbaugruben, auf Hügelgräbern, auf Knickwällen, an alten Verbindungswegen der Geest. Primäre Küstenheiden und besonders sekundäre Heiden im Binnenland sind v. a. aufgrund des landestypischen klimatischen Nord-Süd- und West-Ost-Gefälles mit vergleichsweise unvermittelten Übergängen zwischen submontanen, subkonti- nental-submediterranen und subatlantischen Ausprägungen vertreten. In Anleh- nung an RAABE (1964) können vegetationskundlich vorläufig folgende Ausprä- gungen unterschieden werden: Jütische (Beerstrauch-)Geestheiden mit Empetrum im Landesteil Schleswig mit nach Norden und Westen zunehmendem Krähenbeerenanteil (vgl. z. B. RAABE 1981: „Calluna-Empetrum-Heiden“); nicht auf den Geestinseln; in anderen Lan- desteilen selten, z. T. noch in nordexponierter Lage. Selten bzw. ehemals auch mit Preiselbeere, Cornus suecica, Blechnum spicant, Bärentraube mit Anklängen an Bergheiden (Vaccinio myrtilli-Callunetum,). Holsteinische Ginster - Calluna – Heiden (subatlantisch), vegetationskundlich u. a. als Genisto pilosae-Callunetum und Deschampsia flexuosa -Calluna vulgaris – Gesellschaft beschrieben. Wärmeheiden im Südosten des Landes (Lübeck bis Lauenburg, Elbtalhänge); flechten und gräserreiche Ausprägungen mit Übergängen zu Trockenund Halb- trockenrasen (Lebensraumtypen 6120 und (*)6210 bzw. 2310 und 2330). In an- deren Landesteilen evtl. in südexponierter Lage. Übergang zum Genisto germa- nicae-Callunetum bzw. dem CORINE-Typ 31.222 „Elbe Calluna-Genista heaths / Elbe basin formations with Genista germanica“. Küstenheiden der Ostsee mit Calluna auf nicht überdünten Strandwällen (z.B. Geltinger Birk) (falls auf Dünen 2150) Küstenheiden der Nordsee mit Calluna (ohne Empetrum) auf Geestböden (küstennahe Altmoräne oder Sander) Gelegentlich kommen Heiden als Entwicklungsstadien magerer Offenstandorte ohne signifikante Regionaltyp-Ausbildung vor. Allgemeine  Erhaltung der Zwergstrauchheiden mit Dominanz der Besenheide (Calluna Erhaltungsziele vulgaris) auf nährstoffarmen, trockenen Standorten sowie ihrer charakteristi- schen Sukzessionsstadien  Erhaltung von Mosaikkomplexen mit anderen charakteristischen Lebens- räumen, der Kontaktgesellschaften und der eingestreuten Sonderstandorte wie z.B. Feuchtheiden, Sandmagerrasen, offene Sandfluren, Dünen, Wälder  Erhaltung der charakteristischen pH-Werte, des sauren Standortes, der weitgehend ungestörten hydrologischen Verhältnisse mit hohem Grundwas- serspiegel  Erhaltung der natürlichen Nährstoffarmut  Erhaltung bestandserhaltender Pflege bzw. Nutzungsformen Kartierungshinweise Die Zuordnung und Abgrenzung von Beständen des Lebensraumtyps im Gelände erfolgt auf typischen Standorten vegetationskundlich anhand der angegebenen Pflanzengesellschaften, vergleichbarer Artenkombinationen in Übergangssituati- onen oder aussagekräftiger Vorkommen einzelner Arten. Die Berücksichtigung der verschiedenen Altersphasen (Pionier-, Aufbau-, Reife- und Degenerations-

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Phase) und –zyklen ist dabei von besonderer Bedeutung. Auch stärker bis stark vergraste oder verbuschte Bestände sind entsprechend ihrer landesweiten Gefährdungssituation als Sukzessions- bzw. Pflegestadien mit zu erfassen. Überschreiten im Gesamtvorkommen die Deckungswerte der Schlängelschmiele (Deschampsia flexuosa) und der lebensraumtypischen Ge- hölze Betula pendula, Frangula alnus, Pinus sylvestris, Populus tremula, Quercus robur oder Sorbus aucuparius im Mittel 75% der lebensraumtypischen Vegetation (bundesweite Vorgabe), entscheidet die zuständige Naturschutzbehörde über die Zuordnung zum Lebensraumtyp. Der angegebene Wert ist als Orientierungswert zu verstehen. Hier nicht berücksichtigt werden Anteile anderer lebensraumtypi- scher oder im Komplex auftretender Gräser (z. B. Arten der Gattungen Aira, Festuca, Carex), vegetationsfreie Bereiche sowie im Mosaik einbezogene andere Lebensraumtypen (oft Feuchtheiden, Code 4010 oder Wald- Lebensraumtypen), für deren Erhaltungszustände ggf. andere Schwellenwerte gelten. Vorkommen auf oder zwischen Küsten- bzw. Binnendünen werden nicht als „Tro- ckene Heide“ erfasst (vgl. 2140, 2150 bzw. 2310, 2320). Misch-, Dominanz- und Komplexbestände von Calluna-Empetrum-Heiden auf küstennaher Geest, insbe- sondere auf meeresexponierten Geestkliffs (Küstenheiden i.e.S.), gehören eben- falls nicht zu diesem Lebensraumtyp (vgl. 2140). Küstenheiden ohne Empetrum wären ggf. zu 4030 zu stellen, es sind aber z.Z. keine Vorkommen in Schleswig- Holstein bekannt. Zusammenhängende Streulagen: Schmale, lineare Ausbildungen an stabilisierten Sekundärstandorten wie Weganrissen oder Böschungen sowie isolierte, fragmen- tarische Kleinstvorkommen, Heiden auf Hügelgräbern, an historischen Wegen u.ä. werden unter Berücksichtigung der Gefährdung und Seltenheit von Heiden und verwandten Trockenbiotopen im betreffenden Naturraum erfasst. Zu den lebensraumtypischen Strukturen gehören, u. a. nach Artenbestand, Ent- stehung und Standort, typische Heidegehölze und -gebüsche, Knicks und Knick- wälle, vegetationslose Sandflächen, kleinere Sandentnahmen, eingeschlossene Mager- und Trockenrasen (ggf. auch als eigenständige LRT zu erfassen), Pio- niervegetation offener Standorte, Heidewege, Böschungen.

Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen

4010: Schon feuchte, z.T. wechselfeuchte Böden, diese aber fast ausschließlich mineralisch, nicht auf Moor. Rohhumus-, aber keine Torfbildung. Wenn diese Kriterien zutreffen, können auch Bestände mit typischen Arten beider Lebens- raumtypen (4010 / 4030) wie Glockenheide (Erica tetralix) oder Pfeifengras (Mo- linia caerulea) noch als „Trockene Heide“ erfasst werden, i.d.R. nicht jedoch anmoorige Standorte mit Mischbeständen aus Calluna vulgaris und Erica tetralix (dann oft schlechter Erhaltungszustand von 4010, Einzelfallentscheidung). Torf- moose (Sphagnum), Schnabelbinsen (Rhynchospora) und Sonnentauarten (Dro- sera) sind i.d.R. nicht vorhanden

5130: Fehlen naturnaher Wacholderbestände

7120/7140: Mineralische Böden. Heidestadien auf renaturierbaren Mooren zu 7120 oder 7140.

9190: Fehlen größerer / geschlossener Bestände an älteren Eichen und/oder Birken und typischen Artenbeständen der Waldbodenvegetation Allgemeine und ge- DIERSSEN, K. (1996): Vegetation Nordeuropas. Ulmer, 838 S. bietsübergreifende ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, Literatur dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. HÜPPE, J. (1993): Entwicklung der Tieflands-Heidegesellschaften Mitteleuropas aus geobotanisch-vegeationskundlicher Sicht. Berichte der Reinhold-Tüxen- Gesellschaft 5, 49-75. Hannover. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel. DIERSSEN, K. (1993): Binnenländische und küstengebundene Heiden im Ver- gleich. Berichte der R. Tüxen-Gesellschaft 5, 183-197. RAABE, E.W. (1964): Die Heidetypen Schleswig-Holsteins. Die Heimat 71, 169- 175. Neumünster DÖRING, E. (1963): Vegetationskundliche Untersuchung der Heidegesellschaf- ten in Schleswig-Holstein. Ein Beitrag zur Frage der Verbreitung von Heidege- sellschaften in Schleswig-Holstein und ihrer Beziehungen zu den Heiden der angrenzenden Gebiete. Unveröff. Dissertation, Kiel DANNENBERG, A., DIERSSEN, K., HÖPER, H., NEUHAUS, R., STAMM, S.v., STABENOW, B., VOß, K. & O. WIESNER (1985): Untersuchungen zur Vegetati- on von Trockenbiotopen im Sinne von § 11 LPflegG, Möglichkeiten ihrer Abgren- zung und Erhaltung. Forschungsauftrag i.A. des Ministers für Ernährung, Land- wirtschaft und Fortsen des Landes Schleswig-Holstein. Zusammengestelt von K. DIERSSEN. Unveröff. Gutachten, 51 S., Kiel. KIECKBUSCH, J.J. & K.S. ROMAHN (in prep.): Die Tierwelt der Kremper und Nordoer Heide. ROMAHN, K.S. (1998): Die Vegetation der Kremper und Nordoer Heide. Mittei- lungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg 54, 1-92 + Anhang. Kiel. SCHLIESKE, K. (1992): Böden schleswig-holsteinischer Heide- Naturschutzge- biete und Maßnahmen zur Heidepflege. Diss. Univ. Kiel.

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6230 Borstgrasrasen

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 6230 Kurzbezeichnung Borstgrasrasen FFH-Richtlinie 1997 Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden BFN 1998 Artenreiche Borstgrasrasen montan (und submontan auf dem europäischen Festland) (Eu-Nardion) Interpretation Species-rich Nardus grasslands, on silicious substrates in mountain areas (and Manual submountain areas in Continental Europe) Closed, dry or mesophile, perennial Nardus grasslands occupying siliceous soils in Atlantic or sub-Atlantic or boreal lowland, hill and montane regions. Vegetation highly varied, but the variation is characterised by continuity. Nardetalia: 35.1- Violo-Nardion (Nardo-Galion saxatilis, Violion-caninae); 36.31- Nardion. Species- rich sites should be interpretated as sites with are remarkable for a high number of species. In general, the habitats which have become irreversibly degraded through overgrazing should be excluded. Beschreibung Genutztes oder brachliegendes Magergrünland sowie Saumrasen des Verbandes Violion caninae (Hundsveilchen-Rasen) ± bodensaurer, nährstoffarmer, trockener bis feuchter oder wechselfeuchter Standorte auf silikatischen, schluffigen, lehmi- gen, sandigen, z.T. auch humosen bis anmoorigen Böden (z.B. Juncetum squar- rosi, Torfbinsen-Rasen i.w.S.). Charakteristisch mit wechselnden Anteilen relativ anspruchsloser, meist niedrigwüchsiger Süßgräser wie Nardus stricta (Borst- gras), Danthonia decumbens (Dreizahn), Festuca ovina agg. (Schafschwingelar- ten), Deschampsia flexuosa (Schlängelschmiele) oder Molinia caerulea (Pfeifen- gras) und den für die verschiedenen Ausprägungen typischen Begleitarten. Le- bensräume für zahlreiche gefährdete und vom Aussterben bedrohte Arten. Typische Arten Höhere Pflanzen: Agrostis capillaris, Antennaria dioica, Anthoxanthum odoratum, Arnica montana, Botrychium lunaria, Carex ericetorum, Carex leporina, Carex pallescens, Carex panicea, Carex pilulifera, Danthonia decumbens, Deschampsia flexuosa, Euph- rasia stricta, Festuca ovina agg., Festuca rubra, Festuca tenuifolia, Galium saxatile, Genista anglica, Genista germanica, Gentiana pneumonanthe, Gentia- nella campestris ssp. baltica, Hieracium lactucella, Hieracium pilosella, Hieracium umbellatum, Hypericum maculatum, Hypochoeris radicata, Juncus squarrosus, Lathyrus linifolius, Molinia caerulea, Luzula campestris, Luzula multiflora, Nardus stricta, Pedicularis sylvatica, Plathanthera bifolia, Poa angustifolia, Polygala serpyllifolia, Polygala vulgaris, Potentilla erecta, Rumex acetosella, Scorconera humilis, Succisa pratensis, Veronica officinalis, Viola canina Moose: Dicranum scoparium, Hypnum jutlandicum, Polytrichum juniperinum, Scleropodi- um purum Pilze: Entoloma spp., Hygrocybe spp., Marasmiellus tricolor, Lepista caespitosa, Lepista irina var. montana Typische = Violion caninae SCHWICK. 44 Vegetation > Festuca tenuifolia-Nardus stricta-Gesellschaft > Galium saxatile-Nardus stricta-Gesellschaft > Botrychio lunariae-Polygaletum vulgaris PRSG. 50 > Nardo-Gentianetum pneumonanthis PREISING 1950 > Nardo-Juncion squarrosi PASS.64 > Juncetum squarrosi > Carex panicea-Nardus stricta-Gesellschaft # Deschampsia flexuosa – Stadien

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Verbreitung, Planare Ausprägungen sind in Schleswig-Holstein weit verbreitet, aber sehr sel- Ausprägungen ten. Primäre Vorkommen kleinflächig bis bandförmig an natürlichen Störstellen in Dünentälern, Geestheiden, an Wildwechseln, alten Wegetrassen, auf Strandwäl- len der Küsten, in hochgelegenen Küstenwiesen, an Moorrändern und in Binnen- dünengebieten in Flusstälern. Sekundär durch traditionelle Nutzungen (u. a. Schafhutung) ursprünglich auf größeren Flächen in den Heide-, Binnendünen- , Moorgebieten, oder auch z. B. auf historischen Wallanlagen. Heute jedoch insge- samt sehr stark fragmentiert, oft nur noch in Komplexen mit Sandmagerrasen, Zwergstrauchheiden, Pfeifengraswiesen oder Niedermoorgesellschaften. Selten großflächiger in reiner Form darstellbar. Borstgrasrasen kennzeichnen oft nut- zungsbedingte Übergangsstadien (Aufgabe oder Wiederaufnahme der extensi- ven Beweidung).

Ausprägungen:

Borstgrasrasen reicherer Standorte: Durch Arten reicherer Standorte gekenn- zeichnete, nach Nutzungsaufgabe oft zwergstrauchreicher Borstgrasheiden; v.a. auf küstennaher Geest. Oft mit Arnika und / oder Schwarzwurzel und oft orch- ideenreich: sog. „Arnika-Heiden“ auf Sylt, sehr selten noch auf dem Festland.

Borstgrasrasen ärmerer Geestböden, Sander und der Binnendünen: saurer und artenärmer als vor; oft mit Dominanz anderer Gräser (v.a. Agrostis capillaris, Schafschwingelarten); z. B. Schäferhaus, Husum-Bredstedter Geest; Kalten- kirchener Heide.

Borstgrasrasen grasiger Küstenheiden der Nord- und Ostseeküste: auf Dünen (Graudüne), Geestböden, Strandwällen; oft mit Carex arenaria, selten Mondraute (Botrychio-Polygaletum); z. B. Geltinger Birk, Weißenhaus, Nord-Fehmarn, Sylt.

Feuchte Borstgrasrasen: in grundwassernahen, beweideten Bereichen saurer Feuchtheiden und Anmoore, mit Juncus squarrosus; Kontakt zu Pfeifengraswie- sen, basenarmen Niedermooren und Kleinseggengesellschaften.

Gelegentlich kommen Borstgrasrasen als Entwicklungsstadien magerer Offen- standorte ohne signifikante Regionaltyp-Ausbildung vor. Allgemeine  Erhaltung der weitgehend gehölzfreien, nährstoffarmen Borstgrasrasen der Erhaltungsziele unterschiedlichen Ausprägungen auf trockenen und feuchten Standorten  Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, v.a. der pe- dologischen, hydrologischen und oligotrophen Verhältnisse  Erhaltung der charakteristischen pH-Werte  Erhaltung bestandserhaltender Pflege bzw. Nutzungsformen  Erhaltung von Mosaikkomplexen mit anderen charakteristischen Lebens- räumen der Kontaktgesellschaften wie z.B. Trockenrasen, Heiden, Feucht- heiden, Moore, Wälder Kartierungshinweise Zuordnung und Abgrenzung erfolgen anhand der typischen Vegetationsausbil- dung oder vergleichbarer Artenkombinationen. Aktuelle Nutzung, Form und Ent- stehungsart (primär oder sekundär) der Flächen ist für die Zuordnung unerheb- lich. In manchen Fällen sind für die Abgrenzung u. a. vegetationskundliche Auf- nahmen, Begleitarten (inkl. Kryptogamen, Pilze), Gebietsentwicklung, boden- kundliche und weitere relevante Standortsfaktoren in die Überlegungen einzube- ziehen.

Nicht jeder als Borstgrasrasen zu erfassende Bestand muss Borstgras enthalten. Entscheidend ist eine typische Artenkombination. PlanareBorstgrasrasen neigen im nordwestdeutschen Flachland zur Ausbildung vergleichsweise grasartenrei- cher Ausprägungen, u.a. mit Danthonia decumbens, Festuca ovina agg., Deschampsia flexuosa, Festuca rubra, Agrostis capillaris, Anthoxanthum odora- tum, Poa angustifolia oder z. B. Juncus sqarrosus in Feuchtsituationen.

Mehr oder weniger zusammenhängende Gebietskomplexe mit mehreren in Frage kommenden Einzelflächen werden flächenübergreifend gebietsbzw. vorkom- mensbezogen bewertet. Sind die o.g. Kriterium einmal erfüllt, werden alle Einzel- bzw. Teilflächen dem Lebensraumtyp zugeordnet. Ein zusammenhängender Gebietskomplex ist beispielsweise ein deutlich von der umgebenen Land

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

schaft abgesetzter, räumlich begrenzter Binnendünenkomplex, der für typische Arten des Lebensraumtyps noch eine populationsbiologische Einheit bilden kann.

Bezogen auf den jeweiligen Gebietskomplex und unter Berücksichtigung der naturräumlichen Situation sind grundsätzlich alle Bestände zu fassen, die in die- sem Raum zur standörtlich und regional zu erwartenden Artenvielfalt des Lebens- raumtyps beitragen können. Bei nur noch wenigen Vorkommen sind angrenzen- de Regionen in die Überlegungen einzubeziehen. Eine bestimmte Mindestanzahl vorkommender typischer Arten kann daher nicht vorgegeben werden.

Die Anforderungen an die qualitative Ausprägung des Einzelbestandes sinken mit der zunehmenden Seltenheit des Lebensraumtyps in der zu betrachtenden natur- räumlichen Einheit. Insbesondere für den Ausschluss ist deshalb eine entspre- chend qualifizierte Begründung erforderlich.

Übergänge von Borstgrasrasen zu Trockenrasen, trockenen und feuchten Hei- den, Mooren und Gehölzen und anderen Kontaktbiotopen gehören zum Lebens- raumtyp, solange noch typische Arten vorkommen. Im Komplex mit anderen Lebensraumtypen auftretende Borstgrasrasen werden als eigenständiger Le- bensraumtyp erfasst und bewertet.

Lebensraumtypische Strukturen sind u. a. standörtlich zu erwartende Einzelge- hölze, Gebüsche oder lichte Kratts, offene, vegetationsfreie Stellen, Saumausbil- dungen, trockenere (z.B. Dünenansätze) oder feuchtere Bereiche (z. B. Heide- schlenken) oder auch kleinflächige Einschlüsse sonst abweichender Vegetation (z.B. Trockenrasen) gehören, solange diese nicht anderen Lebensraumtypen eigenständig zugeordnet werden können.

In Schleswig-Holstein muss insbesondere in Grau- und Braundünen (2130, 2140, 2150), in feuchten Dünentälern (2190), in Binnendünengebieten (2310, 2320, 2330), in Heiden und Heidemooren (4010, 4030, 7140), im Umfeld alter Geest- wege (z.B. Ochsenweg) und in Strandwall-Salzwiesen- Komplexen (1220, 1330) mit dem Vorkommen von Borstgrasrasen gerechnet werden, oft in mosaikartigen Komplexen oder ökologischen Gradienten.

Bei Nutzungsaufgabe Verheidung (u. a. Calluna vulgaris), Vergrasung (u. a. Deschampsia flexuosa, Molinia caerulea) oder Einwanderung von Ausläufer treibenden Pflanzenarten aus benachbarten Biotopen (z. B. Carex arenaria, Calamagrostis epigejos).

Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen

4010, 4030: Hohe Zwergstrauchanteile (z.B. von Calluna vulgaris im Binnenland oder Empetrum nigrum im Küstenbereich) oder, z. T. in Brachen hohe Anteile von Deschampsia flexuosa, jedoch zusätzlich i.d.R. noch Vorkommen typischer Pflanzenarten von Borstgrasrasen (z. B. mit Arnica montana auf den nordfriesi- schen Inseln). Weiterhin kann die individuelle Flächenhistorie Hinweise auf das Vorliegen des Lebensraumtyps geben. Zu Feuchtheiden fließende Übergänge und bei veränderten hydrologischen Ver- hältnissen nicht sicher zu trennen.

7120, 7140: Vorkommen auf entwässerten Torfen irreversibel geschädigter Hoch- und Übergangsmoore gehören zum Lebensraumtyp, anderenfalls sind die ent- sprechenden LRT 7120 oder 7140 zu kartieren (Einzelfallentscheidung je nach Erhaltungsziel)

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Allgemeine und ge- ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, bietsübergreifende dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart Literatur EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. PEPPLER, C. (1992): Die Borstgrasrasen (Nardetalia) Westdeutschlands. Diss. Bot. 193, 402 S. PEPPLER-LISBACH, C. & J. PETERSEN (2001): Calluno-Ulicetea, Teil 1, Narde- talia strictae, Borstgrasrasen. Synopsis der Pflanzengesellschaften Deutsch- lands, H. 8. Hrsg. H. Deirschke. Göttingen. 117 S. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel. DÖRING, E. (1963): Vegetationskundliche Untersuchung der Heidegesellschaf- ten in Schleswig-Holstein. Ein Beitrag zur Frage der Verbreitung von Heidege- sellschaften in Schleswig-Holstein und ihrer Beziehungen zu den Heiden der angrenzenden Gebiete. Unveröff. Dissertation, Kiel DANNENBERG, A., DIERSSEN, K., HÖPER, H., NEUHAUS, R., STAMM, S.v., STABENOW, B., VOß, K. & O. WIESNER (1985): Untersuchungen zur Vegetati- on von Trockenbiotopen im Sinne von § 11 LPflegG, Möglichkeiten ihrer Abgren- zung und Erhaltung. Forschungsauftrag i.A. des Ministers für Ernährung, Land- wirtschaft und Fortsen des Landes Schleswig-Holstein. Zusammengestelt von K. DIERSSEN. Unveröff. Gutachten, 51 S., Kiel. KIECKBUSCH, J.J. & K.S. ROMAHN (in prep.): Die Tierwelt der Kremper und Nordoer Heide. ROMAHN, K.S. (1998): Die Vegetation der Kremper und Nordoer Heide. Mittei- lungen der Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg 54, 1-92 + Anhang. Kiel. SCHLIESKE, K. (1992): Böden schleswig-holsteinischer Heide- Naturschutzge- biete und Maßnahmen zur Heidepflege. Diss. Univ. Kiel.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

6430 Feuchte Hochstaudenfluren Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen EU-Code 6430 Kurzbezeichnung Feuchte Hochstaudenfluren FFH-Richtlinie Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe BFN 1998 Feuchte Hochstaudensäume der planaren bis alpinen Höhenstufe inkl. Wald- säume Interpretation Hydrophilous tall herb fringe communities of plains and of the montane to Manual alpine levels 37.7 - Wet and nitrophilous tall herb edge communities, along water courses and woodland borders belonging to the Glechometalia hederaceae and the Convol- vuletalia sepium orders (Senecion fluviatilis, Aegopodion podagrariae, Convol- vulion sepium, Filipendulion). 37.8 - Hygrophilous perennial tall herb communities of montane to alpine levels of the Betulo-Adenostyletea class. (4) Similar communities to 37.8, with a weak development, occur at lower altitude along rivers and forest borders (in Wallonia -Belgium for example). Nitrophilous edge communities comprising only basal, common species in the region have no conservation priority. These tall herb communities could also develop in wet meadows, let lie fallow, without any cutting. Large areas of wet meadows let lie fallow and neophyte communities with Helianthus tuberosus, Impatiens glandulif- era, should not be taken into account. Beschreibung Der Lebensraumtyp umfasst nährstoffliebende, vergleichsweise artenreiche Stauden- und Hochgrasfluren nasser bis feuchter, besonnter bis halbschattiger Standorte an Wald- und Gehölzrändern, in Quellbereichen, an Ufern und Altar- men sowie in Überschwemmungszonen von Bächen und Flüssen, an durch- strömten Seen und schließlich in Mündungs- bzw. Ästuarsituationen der Nord- und Ostsee. Vegetationskundlich gehören sie zu den Ordnungen Glechometalia hederaceae (Gundelreben-Saum- und Verlichtungsgesellschaften) und Convolvu- letalia sepium (Uferstauden- und Schleier-Gesellschaften) mit den Verbänden Aegopodion podagrariae, Galio-Alliarion und Senecionion fluviatilis. Hochstau- denfluren des Verbandes Filipendulion (Mädesüß-Fluren) sind - in Auenlage - als Brachestadien nicht mehr regelmäßig genutzter Grünlandbereiche einbezogen. Typische Arten Höhere Pflanzen, Farne: Achillea ptarmica, Aegopodium podagraria, Alliaria petiolata, Althaea officinalis, Angelica archangelica ssp. litoralis, Angelica sylvestris, Barbarea vulgaris ssp. arcuata, Barbarea vulgaris ssp. vulgaris, Bryonia dioica, Calamagrostis cane- scens, Caltha palustris, Calystegia sepium, Campanula trachelium, Cardamine amara, Cardamine flexuosa, Carduus crispus, Carex remota, Chaerophyllum bulbosum, Chaerophyllum temulum, Circaea lutetiana, Cirsium oleraceum, Cirsi- um palustre, Crepis paludosa, Cruciata laevipes, Deschampsia cespitosa, Cuscu- ta europaea, Dipsacus pilosus, Epilobium hirsutum, Epilobium montanum, Epi- lobium parviflorum, Eupatorium cannabinum, Euphorbia palustris, Ficaria verna, Filipendula ulmaria, Galium aparine, Geranium palustre, Geranium phaeum, Geranium robertianum, Geranium sylvaticum, Geum urbanum, Glechoma heder- acea, Hypericum tetrapterum, Impatiens parviflora, Impatiens noli-tangere, Inula britannica, Lamium album, Lamium maculatum, Lapsana communis, Lathyrus palustris, Leonurus marrubiastrum, Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria, Ment- ha aquatica, Mentha longifolia, Moehringia trinerva, Myosoton aquaticum, Petasi- tes albus, Petasites hybridus, Phalaris arundinacea, Poa palustris, Polygonum bistorta, Ranunculus lanuginosus, Rumex hydrolapathum, Scrophularia nodosa, Scrophularia umbrosa, Scutellaria hastifolia, Senecio paludosus, Senecio sarracenicus, Silene dioica, Sonchus palustris, Stachys palustris, Stachys sylvati- ca, Stellaria neglecta, Stellaria palustris, Symphytum officinale, Thalictrum fla- vum, Torilis japonica, Valeriana officinalis s.str., Valeriana procurrens, Valeriana sambucifolia, Veronica longifolia Typische # Filipendulion ulmariae SEGAL ex LOHMEYER in OBERD. et al. 1967 Vegetation > Valeriano-Filipenduletum SISSINGH in WESTHOFF et al. 1946 > Filipendulo ulmariae-Geranietum palustris W. KOCH 1926 > Lysimachia vulgaris-Lythrum salicaria-Gesellschaft # Aegopodion podagrariae TX. 1967

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> Chaerophylletum bulbosi TX. 1937 # Phalarido-Petasitetum hybridi SCHWICKERATH 1933 # Urtico-Aegopodietum TX. ex GÖRS 1968 > Urtico-Cruciatetum laevipedis DIERSCHKE 1973 # Geo urbani-Alliarion petiolatae LOHMEYER et OBERD. in GÖRS et TH. MÜL- LER 1969 # Geo urbani-Alliarion petiolatae-Basalgesellschaft # Alliario-Chaerophylletum temuli LOHMEYER 1949 # Epilobio-Geranietum robertiani LOHMEYER ex GÖRS et TH. MÜLLER 1969 # Convolvuletalia sepium-Basalgesellschaft # Senecionion fluviatilis TX. 1950 # Senecionion fluviatilis-Basalgesellschaft > Soncho-Archangelicetum litoralis TX. 1937 > Senecionetum fluviatilis TH. MÜLLER ex STRAKA in MUCINA 1993 # Cuscuto europaeae-Convolvuletum sepium TX. 1947 # Epilobio hirsuti-Convolvuletum sepium HILBIG et al. 1972 # Convolvulo-Eupatorietum cannabini GÖRS 1974 > Veronico longifoliae-Euphorbietum palustris KORNECK 1963 > Veronica longifolia-Filipendula ulmaria-Gesellschaft > Filipendula-Thalictrum flavum-Gesellschaft Verbreitung, Es sind zahlreiche regionale, kleinstandörtliche und vegetationskundliche Unter- Ausprägungen typen zu benennen. Folgende Ausprägungen werden nach derzeitigem Kenntnis- stand unterschieden:  Hochstaudenfluren ± besonnter Standorte an Fließgewässern und Quellen der Jung- und Altmoräne inkl. Sander, bandförmig schmal oder breit bis flä- chig, ohne Grünlandbrachen  Feuchtgrünlandbrachen des Lebensraumtyps in der Jung- und Altmoräne inkl. Sander  Hochstaudenfluren ± besonnter Standorte an Fließgewässern der Marsch, bandförmig schmal oder breit bis flächig, ohne Grünlandbrachen  Feuchtgrünlandbrachen des Lebensraumtyps in der Marsch  Staudenfluren ± beschatteter Standorte an Fließgewässern innerhalb von Waldgebieten  Staudenfluren an Wald- und Gebüschrändern  Hochstaudenfluren der Unterelbe und ihrer Nebenflüsse, sowie der Unterei- der, inkl. Flussmarsch  Hochstaudenfluren an Süßwasseraustritten der Salzmarschen (z.B. Sylt)  Hochstaudenfluren in Ostseenähe, z.T. uferbegleitend (z.B. mit Angelica archangelica) Allgemeine  Erhaltung der Vorkommen feuchter Hochstaudensäume an beschatteten Erhaltungsziele und unbeschatteten Gewässerläufen und an Waldgrenzen  Erhaltung der bestandserhaltenden Pflege bzw. Nutzung an Offenstandorten  Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, u.a. der prägenden Beschattungsverhältnisse an Gewässerläufen und in Waldgebie- ten  Erhaltung der hydrologischen und Trophieverhältnisse Kartierungshinweise Für die Zuordnung und Abgrenzung sind die beispielhaft angegebenen Vegetati- onstypen und diesen ähnliche Artenkombinationen entscheidend, jeweils in Ver- bindung mit den entsprechenden Standortbedingungen. Vorkommen des Lebens- raumtyps sind z.T. schmal-bandförmig (z.B. entlang von Bächen oder Gräben in eng begrenzten Tälern oder bei angrenzender Grünlandnutzung), kleinteilig- flächenhaft (z.B. naturnahe Bachaue, Quellbereiche, Nassgrünlandbrachen) oder großflächiger entwickelt (z.B. am Elbufer). In von feuchten Hochstaudenfluren geprägten auen- bzw. waldsaumtypische Komplexen sind inselartig eingestreute Einschlüsse und/oder Mischbestände aus z.B. Großseggen, Röhrichten, Flutrasen, Zweizahn-Gesellschaften, Queckenflu- ren, Beständen nitrophiler Arten wie Urtica dioica (Gewöhnliche Brennessel) oder Aegopodium podagraria (Gewöhnlicher Giersch), darunter besonders in Auen auch verschiedene Neophyten, i.d.R. als Ausdruck des zeitlich oder örtlich be- grenzten naturnahen Störungsregimes bzw. eines ungünstigen Erhaltungszu-

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standes einzubeziehen und zu bewerten. Feucht- und Nassgrünlandbrachen, z. B. von ehemaligen Sumpfdotterblumen- wiesen (Calthion), nährstoffreicheren Pfeifengraswiesen (Molinion) oder Großs- eggen-Gesellschaften (Magnocaricion), wie u. a. aufgegebene Sumpfreitgraswie- sen mit Thalictrum flavum, Lysimachia vulgaris und Filipendula ulmaria, gehören nur in entsprechender Lage (Quellbereiche, Auenstandorte) und Ausprägung (artenreiche Vorkommen, keine reinen Neo-/Nitrophytenfluren) zum Lebensraum- typ. Lebensraumtypische Strukturen sind u.a. eingestreute Sukzessionsgehölze (falls nicht eigener Lebensraumtyp), Treibgutablagerungen, offene Uferabbrüche, Ero- sionsstellen durch Eisschur oder auch naturnahe Auflichtungen an Waldbächen. In von Fließgewässern durchströmten Stillgewässern sind feuchte Hochstauden- fluren an Uferstrecken nur einzubeziehen, die maßgeblich von der Fließgewäs- serdynamik (z.B. Hoch- und Niedrigwasserphasen) beeinflusst werden. Das ist regelmäßig im näheren Ein- und Ausmündungsbereich anzunehmen, ansonsten abhängig von Faktoren wie Seevolumen, Einzugsgebiet und Wasserführung des Fließgewässers abhängig. Beschattete Staudenfluren an Waldbächen sind neben dem ggf. gleichzeitig zu erfassenden Wald-Lebensraumtyp möglichst eigenständig zu erfassen. Die Ab- grenzung erfolgt anhand der entsprechenden Staudensaum-Vegetation bzw. dem Vorkommen typischer Arten. Die Abgrenzung kann im Einzelnen schwierig sein. Im Zweifelsfall wird der speziellere oder ggf. der prioritäre Lebensraumtyp erfasst. So können Bestände mit Cardamine amara und Chrysosplenium-Arten in sicker- nassen und quelligen Uferzonen auch zu einem bachbegleitenden Auwald (91E0) gehören. Dominanzbestände aus weitverbreiteten nitrophytischen Arten auf anthropogen eutrophierten oder gestörten Standorten wie Brennessel (Urtica dioica) und Giersch (Aegopodium podagraria) oder Neophyten mit z.B. Topinambur (Helian- themum ruberosum) oder Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera), denen die Charakterarten der genannten Syntaxa weitgehend fehlen, sind ebenso aus- geschlossen wie naturferne Bestände an Wegen, Entwässerungsgräben, Äckern, Böschungen und ähnlichen außerhalb von Auen und Quellbereichen liegenden Orten. Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen: 3140, 3150, 3260, 3270: LRT kann Teil dieser Gewässertypen sein, wird aber sofern möglich eigenständig erfasst. 91E0: Gewässerbegleitende Staudenfluren in Auwäldern werden sofern möglich auch eigenständig als LRT erfasst. Allgemeine und ge- EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual bietsübergreifende of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. Literatur PREISING, E., VAHLE, H.C., BRANDES, D., HOFMEISTER, H., TÜXEN, J. & WEBER, H.E. (1993): Die Pflanzengesellschaften Niedersachsens. Bestands- entwicklung, Gefährdung und Schutzprobleme. Ruderale Staudenfluren und Saumgesellschaften. Naturschutz und Landschaftspflege in Niedersachsen, Heft 20/4, 1-86, Hannover. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel.

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7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 7140 Kurzbezeichnung Übergangs- und Schwingrasenmoore FFH-Richtlinie 1997 Übergangs- und Schwingrasenmoore BFN 1998 Übergangs- und Schwingrasenmoore Interpretation Transition mires and quaking bogs Manual Peat-forming communities developed at the surface of oligotrophic to meso- trophic waters, with characteristics intermediate between soligenous and ombro- genous types. They present a large and diverse range of plant communities. In large peaty systems, the most prominent communities are swaying swards, float- ing carpets or quaking mires formed by medium-sized or small sedges, associat- ed with sphagnum or brown mosses. They are generally accompanied by aquatic and amphibious communities. In the Boreal region this habitat type includes minerotrophic fens that are not part of a larger mire complex, open swamps and small fens in the transition zone between water (lakes, ponds) and mineral soil. These mires and bogs belong to the Scheuchzerietalia palustris order (oligo- trophic floating carpets among others) and to the Caricetalia fuscae order (quak- ing communities). Oligotrophic water-land interfaces with Carex rostrata are in- cluded. Beschreibung Übergangsmoore und Schwingrasenmoore auf Torfsubstraten mit oberflächen- nahem oder anstehendem dystrophem, oligo- bis mesotrophem Wasser. Diese Moore sind Produkt torfbildender Pflanzengesellschaften, die im Unterschied zu Hochmooren überwiegend im Grund-, Oberflächen- oder Quellwassermilieu vor allem von Sauergräsern, Torf- und/oder Braunmoosen (Amblystegiaceae), aber auch Süßgräsern (z. B. Reitgrasarten der Gattung Calamagrostis) und Farnen (z. B. Sumpf-Lappenfarn Thelypteris palustris) repräsentiert werden. Pflanzensozio- logisch gehören diese zu den Nordischen Zwischenmoor- und Schlenken- Gesellschaften (Ordnung Scheuchzerietalia palustris) und den Braunseggen- Rasen kalkarmer Niedermoore (Caricetalia fuscae). Dazu kommen Begleit-, Ver- bindungs und/ oder Übergangsgesellschaften zu aquatischen und amphibischen Formationen, zu Quellfluren, zu Schilf- und Seggensümpfen, zu Hochmooren (inkl. Entwässerungsstadien mit Molinia caerulea) sowie zu Feuchtgrünlandberei- chen (z.B. Molinion, Calthion). Insgesamt ergibt sich ein breites Spektrum mögli- cher Vegetation, das dem Lebensraumtyp zugeordnet werden kann. In Schles- wig-Holstein sind von ihm zahlreiche gefährdete Pflanzenarten, Pilze und Tiere abhängig. Typische Standorte sind saure bis leicht basenreiche, nasse bis zeit- weise überstaute Moor-, Anmoor- oder auch Mineralböden sowie dystrophe, oligotroph- mesotrophe Verlandungszonationen bzw. Schwingrasenformationen verlandender bzw. verlandeter Gewässer (z.B. mit Carex rostrata). Übergangs- und Schwingrasenmoore vermitteln hydrologisch und ökologisch zwischen den basenreicheren, soligenen oligo- bis mesotrophen Nieder- und Quellmooren des Lebensraumtyps 7230 auf der einen und basenarmen oligotrophen Regenwas- sermooren der Lebensraumtypen *7110 und 7120 auf der anderen Seite. Bei- spiele für räumliche Übergänge finden sich u.a. im Lagg von Hochmooren. Abhängig von ihrer Lage und Hydrologie (vgl. Ausprägungen) können sich Über- gangs- und Schwingrasenmoore über mehr oder weniger lange Zeiträume we- nigstens teilweise dem Mineralwassereinfluss entziehen. Insbesondere in Auen- lage und unter Quellwassereinfluss kann sich dieser Prozess u.a. durch Über- schwemmungsereignisse, Umlagerungen oder Erosion vorübergehend umkehren oder zyklisch wiederholen. In Abhängigkeit von Wasserspeisung, Hydrogeologie, Genese und klimatischer Situation kann in Teilen typische ombrotrophe Hoch- moorvegetation mit Gliederung in Bult-Schlenken-Komplexe, Kolke, Abflussrillen u.ä. auftreten. Innerhalb eines mehr oder weniger klar abgegrenzten Moorkörpers bzw. Schwingrasenbereiches stellt der Lebensraumtyp daher im Gelände in der Regel einen mosaikartig verzahnten, vielfältigen Biotopkomplex unterschiedlicher Formationen dar. Typische Arten Höhere Pflanzen, Farne: Agrostis canina, Andromeda polifolia, Betula pubescens, Calamagrostis cane- scens, Calamagrostis stricta, Calla palustris, Carex appropinquata, Carex cane- scens, Carex cespitosa, Carex diandra, Carex dioica, Carex echinata, Carex lasiocarpa, Carex limosa, Carex nigra, Carex rostrata, Carex vesicaria, Drosera intermedia, Drosera rotundifolia, Epilobium palustre, Equisetum fluviatile, Erica

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tetralix, Eriophorum angustifolium, Eriophorum gracile, Eriophorum vaginatum, Hammarbya paludosa, Hydrocotyle vulgaris, Juncus acutiflorus, Juncus filiformis, Ledum palustre, Liparis loeselii, Lysimachia thyrsiflora, Menyanthes trifoliata, Molinia caerulea, Pedicularis palustris, Peucedanum palustre, Potentilla palustris, Rhynchospora alba, Rhynchospora fusca, Scheuchzeria palustris, Sparganium minimum, Thelypteris palustris, Trichophorum cespitosum, Utricularia intermedia, Utricularia minor, Vaccinium oxycoccus, Viola palustris Moose: Aneura pinguis, Aulacomnium palustre, Bryum pseudotriquetrum, Calliergon ssp., Calliergon cordifolium, Calliergon giganteum, Calliergon stramineum, Calliergon trifarium, Calliergonella cuspidata, Campylium stellatum, Drepanocladus exannu- latus, Drepanocladus fluitans, Drepanocladus revolvens, Scorpidium scorpioides, Polytrichum commune, Polytrichum strictum, Sphagnum angustifolium, Sphag- num auriculatum, Sphagnum balticum, Sphagnum contortum, Sphagnum cuspi- datum, Sphagnum fallax, Sphagnum fimbriatum, Sphagnum flexuosum, Sphag- num imbricatum, Sphagnum magellanicum, Sphagnum majus, Sphagnum ob- tusum, Sphagnum palustre, Sphagnum papillosum, Sphagnum riparium, Sphag- num rubellum, Sphagnum squarrosum, Sphagnum subnitens, Sphagnum sub- secundum, Sphagnum subsecundum var. inundatum, Sphagnum teres, Sphag- num warnstorfii Pilze: Myriosclerotinia spp., Galerina ssp., Hypholoma subericaeum, Pholiota henningsii Typische # Utricularietalia intermedio-minoris PIETSCH 1965 Vegetation # Magnocaricion elatae W. KOCH 1926 # Calla palustris-Gesellschaft # Caricion elatae KOCH 1926 # Caricetum vesicariae BR.-BL. & DENIS 1926 > Carici-Menyanthetum trifoliatae SÓO 1955 # Scheuchzerio-Caricetea nigrae TX 1937 # Rhynchosporion albae KOCH 1926 > Caricetum limosae PAUL 1910 em. OSVALD 1923 > Eriophorum angustifolium-Sphagnum fallax / cuspidatum-Gesellschaft > Eriophorum vaginatum-Gesellschaft > Caricion lasiocarpae VANDEN BERGHEN in LEBR. et al. 1949 > Caricetum lasiocarpae OSVALD 1923 em. W. KOCH 1926 > Sphagno-Caricetum appropinquatae (SMARDA 1948) RYBNICEK 1974 > Caricetum diandrae OSVALD 1923 em. JONAS 1932 > Drepanoclado-Caricetum chordorrhizae OSVALD 1925 # Caricetum rostratae RÜBEL 1912 ex OSVALD 1923 # Caricion nigrae W. KOCH 1926 em. KLIKA 1934 # Caricetum nigrae BR.-BL. 1915 > Carici canescentis-Agrostietum caninae TX. 1937 # Juncus acutiflorus-Gesellschaft > Pediculario palustris-Juncetum filiformis PRSG. 1952 # Oxycocco-Sphagnetea BR.-BL. 1943 # Sphagnum cuspidatum-Sphagnum auriculatum-Gesellschaft > Menyantho trifoliatae-Sphagnetum teretis WAREN 1926 em. DIERSSEN 1982 > Sphagno-Juncetum acutiflori # Crepido-Juncetum acutiflori (BR.-BL. 1915) OBERDORFER 1957 # Sphagnion magellanici KÄSTNER et al. 1933 em. DIERSSEN in OBERDORFER 1977 # Ledo-Sphagnetum magellanici SUKOPP 1959 # Oxycocco-Ericion tetralicis (NORDHAGEN 1936) TX. em. MOORE 1968 # Erico-Sphagnetum magellanici (OSVALD 1923) MOORE 1968 # Ericion tetralicis SCHWICKERATH 1933 # Ericetum tetralicis (ALLORGE 1922) JONAS 1932

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# Cardamino montion BR.-BL. 1925 # Phragmition australis W. KOCH 1926 # Calthion TX. 1937 # Molinion caerulea KOCH 1926 Verbreitung, Übergangs- und Schwingrasenmoore sind in Schleswig-Holstein weit verbreitet. Ausprägungen Die Vorkommen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer ökologischen Aus- prägung als auch ihrer Flächengröße erheblich. Ausgedehnte Talvermoorungen von mehreren Hektar Größe stehen Kleinstvorkommen in geländemorphologisch eng begrenzten Mulden- und Kessellagen gegenüber. Auch für die äußere Form gibt es im Unterschied zu reinen Regenwassermooren keine Norm. Linien- und punktförmige Vorkommen sind ebenso vertreten wie flächige, unregelmäßige Ausprägungen. Hauptvorkommen in Talräumen, Binnendünengebieten, Küsten- ebenen und stillgewässerreichen Landschaften der niederschlagsreicheren Lan- desteile. Vorläufig sollen bei der Erfassung und Bewertung entsprechend der hydrogeolo- gischen Prägung/Speisung der Moorsysteme als Grundtypen mindestens die unten folgenden Ausprägungen berücksichtigt werden (vgl. SUCCOW 1988, SUCCOW & JOOSTEN 2001, DIERSSEN & DIERSSEN 2001, TREPEL & KLUGE 2001). In der konkreten Situation sind meist mehrere dieser Typen beteiligt oder sie werden - mitsamt dem vorkommenden Artenspektrum - durch Nutzungseinflüsse (Torfabbau, landwirtschaftliche Nutzung) und Erhal- tungszustand erheblich individuell modifiziert. Verlandungsmoore entstehen durch die Verlandung von stehenden Gewässern oder Gewässerteilen. Die Zuordnung von Vorkommen im Bereich vollständig verlandeter Gewässer, so meist in der saaleeiszeitlichen Landschaft, in Auenlage (Altwässer) oder bei Flachgewässern, kann Probleme bereiten. Beispiele sind das NSG Vogelfreistätte Lebrader Teich, das Tarbeker Moor, die Bereiche um den Vollstedter See, das NSG Kranika und im Küstengebiete der Nordsee das NSG Ehemaliger Fuhlensee. Versumpfungsmoore gehen auf durch Grundwasseranstieg entstehende Ver- moorungen direkt auf dem durchlässigen Mineralboden zurück. Mit meist gering mächtigen Torfablagerungen kennzeichnender Moortyp der Talniederungen der Geest und der Übergange zur Marsch. Übergänge oder Entwicklungen zu ande- ren Moortypen sind häufig (z.B. Hoch- oder Küstenüberflutungsmoore oder der folgende Typ). Kesselmoore sind geomorphologisch durch tiefe Kessellage und dadurch beding- ten Mineralbodenwasser-Einfluß geprägt, oft in Söllen oder anderen kleinen Tot- eishohlformen. Charakteristisch u.a. hohe Torfbildungsraten und eine schwache Aufwölbung zum Zentrum hin. Als „Zwischenmoore“ werden in Schleswig-Holstein oligotrophe Moore in Osthol- stein bezeichnet, die sich allein aufgrund ihrer Übergangslage zwischen atlanti- schem und subatlantischem Klima nicht mehr zu Hochmooren weiterentwickeln können. Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt hier meist unter 700 mm. Durch langsam aber kontinuierlich austretendes Grundwasser entstehende punkt- oder linienförmige Quellmoore sind heterogene, oft mit mineralischen Böden durchsetzte Torflagerstätten in Hang-, Kuppen- oder Talbodenlage, die besonders in Stauchungszonen oder Gebieten mit Verbindungen zu tieferen Grundewasserleitern vorkommen. Der Moortyp ist lokal landesweit, mit Schwer- punkten in der kontinentalen Region und in einigen Altmoränengebieten, vertre- ten. In Talräumen sind neben Quellmooren oft noch weitere Moortypen beteiligt (z.B. Überflutungs- und Durchströmungsmoore). Küstenüberflutungsmoore entstanden an der Nord- und Ostsee durch den nach- eiszeitlichen Meeresanstieg. Ihre Genese spiegelt die dynamischen Prozesse der Küstenentwicklung in weiteren Untergliederungen wider. Beispiele mit anhalten- der Moorentwicklung finden sich im Übergangsbereich von der Niederen Geest zur Marsch unter Zufluss nährstoffarmen Geest(hang)wassers. Junge, flache Torfbildungen der Marsch, die meist unter menschlicher Mitwirkung erst viel spä- ter im Laufe des Holozäns einsetzten (z. B. durch die Abgrenzung von Kögen, Verlandung von Wehlen) stellen – bei nährstoffarmen Bedingungen - einen eige- nen Subtyp flacher, „neuzeitlicher Küstenüberflutungsmoore“ dar. Im Mündungsbereich von in Nord- und Ostsee mündenden Fließgewässern vor- kommende Küstenüberflutungsmoore gehen Verbindungen mit flussbegleitenden Auenüberflutungsmooren ein. Hier handelt es sich um Talvermoorungen in den Unter- und Mittelläufen langsam fließender, gefällearmer Tieflandbäche- und –

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flüsse, die bei entsprechend nährstoffarmen geogenen Randbedingungen Folge- vermoorungen eutropher Moore sein können. Beispiele im Tal von Treene und Bollingsteder Au, oberer Eider und mittlerer und unterer Trave. Durchströmungsmoore sind ehemals typisch für größere Talsysteme des Schleswig-Holsteinischen Hügellandes, in denen sich ein häufig mächtiger, am Talhang ansetzender und von Quellwasserhorizonten gespeister, mehr oder weniger durchgängiger Moorkörper bis zum zentral verlaufenden Fließgewässer hinzieht. Vorkommen sind in Schleswig-Holstein bei fast durchgehender Kultivie- rung der Talmoore nur noch fragmentarisch erhalten. Allgemeine  Erhaltung der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophy- Erhaltungsziele sikalischen Bedingungen  Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, u.a. der nährstoffarmen Bedingungen  Erhaltung der weitgehend unbeeinträchtigten Bereiche  Erhaltung der Bedingungen und Voraussetzungen, die für das Wachstum torfbildender Moose und Gefäßpflanzen erforderlich sind  Erhaltung standorttypischer Kontaktlebensräume (z.B. Gewässer und ihre Ufer) und charakteristischer Wechselbeziehungen Kartierungshinweise Übergangsmoore werden bei der Erfassung als Biotopkomplexe aufgefasst und abgegrenzt. Die Abgrenzung umfasst innerhalb des aus edaphischer, hydrologi- scher und ökologischer Sicht zusammenhängenden Moorkörpers außer den nährstoffarmen Kernbereichen mit der eigentlichen Übergangsund/oder Schwingrasenmoorvegetation immer auch die typischen Begleitgesellschaften sowie alle lebensraumtypischen Strukturen. Ist ein Randlagg ausgebildet, wird dieses vollständig einbezogen. Schwingmoore besitzen meist i. d. S. keinen deut- lichen, durch Torfakkumulation entstandenen „Moorkörper“, jedoch eine nach geländemorphologien Merkmalen und geologischem Untergrund abgrenzbare „Schwingrasenformation“. Diese ist z. B. bei verlandeten Gewässern meist mit dem ursprünglichen Wasserkörper, bei Quellmooren mit dem Quellbereich iden- tisch. Begleitende Seggenriede, Schilfsümpfe und Feuchtgrünlandgesellschaften müs- sen für die Zuordnung außer den standörtlichen Voraussetzungen mindestens teilweise noch Vorkommen typischer Pflanzenarten des Lebensraumtyps aufwei- sen, wobei aktueller Erhaltungszustand und Flächenhistorie zu berücksichtigen sind. Zu den lebensraumtypischen Strukturen gehören außer der genannten Vegetati- on schwach wüchsige, lückige Gehölze, darunter auch mit einzelnen Gehölzen bestandene trockenere Zwischenbereiche in Quellgebieten, an Fließgewässeru- fern u.ä. Zum betrachteten Biotopkomplex gehörige Moorwälder (*91D0), Kleinstgewäs- ser, Kolke, Mooraugen und Moorseen (3160), Bestände von Rhynchosporion- Vegetation (7150), Fließgewässer mit Vegetation (3260), Kalktuffquellen (*7220) und Basenreiche Niedermoore und Sümpfe (7230) werden einbezogen, aber soweit möglich auch als eigenständige Lebensraumtypen erfasst. Das gilt ebenso für seltenere, hier nicht genannte Biotopverbindungen. Zum Lebensraumtyp gehören naturnahe sekundäre Übergangsmoore und Schwingdecken, die durch Klimaänderungen oder anthropogene Störungen aus Hochmooren entstehen oder entstanden sind, z.B. in Torfstichen oder auf groß- flächig abgetorften Hochmooren nach erfolgreicher Einleitung der Renaturierung.

Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen: 2190: Standorte sind nicht Teil von Mooren oder Sümpfen innerhalb von Küsten- dünentälern. Gelegentlich Überschneidungen in quellwassgespeisten Randver- moorungen von Küstendünen möglich. Zuordnung und Abgrenzung nach örtlicher Situation. 3110 - 3160: vegetationskundlich und standörtlich i.d.R. gut abgrenzbar; ein- schließlich periodisch oder teilweise untergetauchter Schwingrasen (z.B. mit Utricularia) und Uferbeständen der Schnabelsegge Carex rostrata. Je nach Ge- samtsituation wird der Lebensraumtyp als selbständiger Teil eines Gewässer- komplexes oder das Gewässer als Teil eines Übergangsmoorkomplexes erfasst. Rezente Vorkommen in Uferbereichen im Wasserkörper aktuell eutropher Seen und Weiher lassen u. U. auf einen schlechten Erhaltungszustand des Gewässers schließen.

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3160: Naturnahe Schlenken des Lebensraumtyps sind i.d.R. flach (< 0,2- 0,4 m) und nicht dauerhaft wasserführend. 6410: Bei regelmäßiger Mahd und/oder Beweidung Fehlen der typischen Arten der Pfeifengraswiesen. Dominanz von Molinia caerulea durch Entwässerung o. ä. Ursachen schlechter Erhaltung bedingt. Im Einzelfall ist die Zuordnung von der Festlegung der Erhaltungsziele des Einzelgebietes abhängig. 7110/7120: Vorkommen ombrotropher Bereiche, v.a. im Zentralbereich, aber insgesamt höhere Anteile der Vegetation bzw. typischer Biotopkomplexe mi- nerotropher Moore. Bei schlechter Erhaltung und Vorliegen offensichtlicher De- generationsstadien teils schwierig oder nicht zu entscheiden, dann ggf. Einstu- fung als LRT 7120. 91D0: Sekundäre Moorwälder werden als LRT erfasst, wenn anzunehmen ist, dass sie durch Renaturierungsmaßnahmen (z.B. Vernässung) verschwinden würden. Bestehen Zweifel über die Zuordnung zu einem typischen Übergangs- moorstandort, sind solche Vorkommen ggf. als 7120 zu erfassen. Allgemeine und ge- ALETSEE, L. (1967): Begriffliche und floristische Grundlagen zu einer pflanzen- bietsübergreifende soziologischen Analyse der europäischen Regenwassermoorstandorte. - Beitr. Literatur Biol. D. Pflanzen 43 (2), Teil 1 und 2, S. 119 - 283. DIERSSEN, K. & DIERSSEN, B. (2001): Ökosysteme Mitteleuropas aus geobo- tanischer Sicht. Moore. Eugen Ulmer, 230pp. ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5. verb. Auflage. 1095 S. Eugen Ulmer Ver- lag, Stuttgart. EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. RAEYMAEKERS, G., SUNDSETH, K. & A. GAZENBEEK (1999): Conserving mires in the European Union. Actions co-financed by LIFE-Nature. 96 S. SUCCOW, M. (1988): Landschaftsökologische Moorkunde. - Gustav Fischer Verlag, 340 S., Jena. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel. DREWS, H., J. JACOBSEN, M. TREPEL, K. WOLTER (2000): Moore in Schles- wig-Holstein unter besonderer Berücksichtigung der Niedermoore. Verbreitung, Zustand und Bedeutung. Telma, Band 30, S. 241 - 278. KIEKBUSCH, J. (1998): Vegetationskundliche Untersuchungen am Südufer der Schlei. Mitteilungen der AG Geobotanik Schleswig-Holstein und Hamburg. Heft 55, 130 S. Kiel. LINDNER-EFFLAND, M. (2002): Vegetation und Stratigraphie der Sphagnum- Moore in der Jungmoräne Schleswig-Holsteins, Mecklenburg- Vorpommerns und Südjütlands. Dissertation. Kiel. LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2004). Scientific research zum LRT 7140 „Übergangs- und Schwingrasenmoore“. Fachbeitrag des Landes Schleswig- Holstein. OVERBECK, F. (1975): Botanisch-geologische Moorkunde. Karl Wachholtz Ver- lag Neumünster, 719 S. RAABE, E.-W. (1987): Atlas der Flora Schleswig-Holsteins und Hamburgs. Hrsg von K. Dierßen und U. Mierwald. Wachholtz-Verlag, Neumünster 1987. , B.-H. (2001): Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte und rezen- ten Vegetation ausgewählter Kleinstmoore im nördlichen Schleswig- Holstein. Mitteilungen der AG Geobotanik in Schleswig-Holstein und Hamburg, Heft 60, 146 S., Kiel. SCHMITZ, H. (1952): Moortypen in Schleswig-Holstein und ihre Verbreitung.- Schriften d. Naturw. Vereins f. S.-H. Heft 26, S. 64 - 69, Kiel.

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7150 Schnabelried-Gesellschaften Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen EU-Code 7150 Kurzbezeichnung Schnabelried-Gesellschaften FFH-Richtlinie Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) BFN 1998 Senken mit Torfmoorsubstraten (Rhynchosporion) Interpretation Depressions on peat substrates of the Rhynchosporion Manual Highly constant pioneer communities of humid exposed peat or, sometimes, sand, with Rhynchospora alba, R. fusca, Drosera intermedia, D. rotundifolia, Lycopodiella inundata, forming on stripped areas of blanket bogs or raised bogs, but also on naturally seep- or frost-eroded areas of wet heaths and bogs, in flushes and in the fluctuation zone of oligotrophic pools with sandy, slightly peaty substratum. These communities are similar, and closely related, to those of shal- low bog hollows (51.122) and of transition mires (54.57). Beschreibung Torfmoor-Regenerationsstadien in Mooren und auf feuchten Sandböden mit Rhynchosporion albae-Gesellschaften. Zum Lebensraumtyp gehören von Schna- belried-Gesellschaften besiedelte Schlenken und Schwingrasen in Hoch-, Über- gangs- und Niedermooren, Senken in Moor- oder Feuchtheiden und sandig- torfiger Wasserwechselbereiche oligo- oder dystropher Moor- und Heidekolke. Die Standorte sind i.d.R. feuchte, z. T. nasse bis wechselnasse oder zeitweise überstaute Torf- oder Sand-Rohböden, dabei sauer-basenarm oder sehr selten basenreich. Einbezogen sind sekundäre Vorkommen dieser Vegetation z.B. in Torfstichen oder auf Abtorfungsflächen und teils natürliche, teils anthropogene Pionierstadien auf feuchten, z. B. durch Erosion, Frost, Eisschur bzw. Tritt, Be- fahrung oder Bodenabtrag gestörten Torf- und Sandböden. Neben den bezeich- nenden Gefäßpflanzen können begleitend charakteristische amphibische Moose (meist Sphagnum- , seltener Warnstorfia- Arten) und Algen vorkommen. Typische Arten Höhere Pflanzen, Farne: Carex limosa, Drosera intermedia, Drosera rotundifolia, Eriophorum angustifoli- um, Hammarbya paludosa, Lycopodiella inundata, Rhynchospora alba, Rhynchospora fusca, Scheuchzeria palustris

Moose: Cephalozia connivens, Sphagnum balticum, Sphagnum cuspidatum, Sphagnum denticulatum, Sphagnum fallax, Sphagnum majus, Sphagnum pulchrum, Sphag- num subsecundum, Sphagnum subnitens, Sphagnum tenellum, Warnstorfia flui- tans Typische < Scheuchzerietalia palustris NORDHAGEN 36 Vegetation < Rhynchosporion albae W. Koch 26 # Caricetum limosae OSVALD 1923 em. DIERßEN 1982 > Sphagno tenelli-Rhynchosporetum albae OSVALD 1923 em. DIERßEN 1982 Verbreitung, Die Verbreitung des Lebensraumtyps in Schleswig-Holstein ist nicht vollständig Ausprägungen bekannt. Sie deckt sich zwar weitgehend mit derjenigen der Moorstandorte, die Kenntnisse über Vorkommen an Heidekolken und in Schlenken der Binnendünen und weiteren Sekundärstandorten sind jedoch nur lückenhaft, v. a. aufgrund der i.d.R. nur relativ kleinen von ihm eingenommenen Flächen.

Vorläufig sollen bei der Erfassung und Bewertung die in der Definition erwähnten Ausprägungen berücksichtigt werden:  Schlenken und Schwingrasen in Hochmoorkomplexen  Schlenken und Schwingrasen in Übergangsmooren  Schnabelried-Senken in Heidemooren- und Feuchtheiden  Uferzonen oligotropher oder oligo-dystropher Gewässer mit Arten des Rhynchosporion

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Allgemeine  Erhaltung der natürlichen hydrologischen, hydrochemischen und hydrophy- Erhaltungsziele sikalischen Bedingungen  Erhaltung der lebensraumtypischen Strukturen und Funktionen, u.a.  Erhaltung der hydrologischen Verhältnisse und der nährstoffarmen Bedin- gungen  Erhaltung standorttypischer Kontaktlebensräume und charakteristischer Wechselbeziehungen Kartierungshinweise Kriterium zur Abgrenzung ist das Vorkommen der aufgeführten Vegetation. Die Abgrenzung umfaßt i.d.R. die komplette Senke, wenn in Teilen die entsprechen- de Vegetation vorkommt. Als typische Pionierformation sind Schnabelried- Gesellschaften nicht immer optimal ausgeprägt. Das Vorkommen von Schnabel- ried (Rhynchospora), Sonnentau (Drosera) und / oder Sumpfbärlapp (Lycopodiel- la inundata) ist bei gegebenen standörtlichen Voraussetzungen i.a. ausreichend für die Zuordnung. Mit Ausnahme der Vorkommen von Einzelpflanzen der o.g. typischen Arten in Schlenken von Hoch- und Übergangsmoorkomplexen ist der Lebensraumtyp nach Möglichkeit separat zu erfassen.

Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen: 3160: Vorkommen der angegebenen Vegetation bzw. typischen Artenkombinati- onen (in lückigen Pionierstadien z.T. fragmentarisch), nur temporär überstaut, meist nicht tiefer als 20 – 40 cm 4010: Fehlen oder nur Einzelpflanzen von Zwergsträuchern. Oft gleitende Über- gänge, dann nach naturräumlicher und örtlicher Situation, Berücksichtigung un- günstiger Erhaltungszustände u.a. 7110, 7140: Vorkommen bzw. Überwiegen der genannten minerotraphenten Arten in Schlenken. Allgemeine und ge- DIERSSEN (1996): Vegetation Nordeuropas, 838 S. Eugen Ulmer Verlag, Stutt- bietsübergreifende gart. Literatur DIERSSEN, K. & DIERSSEN, B. (2001): Ökosysteme Mitteleuropas aus geobo- tanischer Sicht. Moore. Ulmer, 230 S. ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart. EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. Regionale Literatur DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel.

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9190 Alte bodensaure Eichenwälder

Vorkommen im Gebiet DE 1825-302 gemäß Standarddatenbogen & MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2012) EU-Code 9190 Kurzbezeichnung Alte bodensaure Eichenwälder FFH-Richtlinie 1997 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur BFN 1998 Alte bodensaure Eichenwälder mit Quercus robur auf Sandebenen Interpretation Old acidophilous oak woods with Quercus robur on sandy plains Manual 41.51 - Acidophilous forests of the Baltic-North Sea plain, composed of Quercus robur, Betula pendula and Betula pubescens, often mixed with Sorbus aucuparia and Populus tremula, on very oligotrophic, often sandy (or moraine) and podso- lized or hydromorphic soils; the bush layer, poorly developed, includes Frangula alnus; the herb layer is formed by Deschampsia flexuosa and other grasses and herbs of acid soils (sometimes includes Molinia caerulea), and is often invaded by bracken. Forests of this type often prevail in the northern European plain and occupy more limited edaphic enclaves. Syntaxa: Querco-Betuletum, Molino-Quercetum, Trientalo-Quercetim roboris. 41.54 - Forests of Quercus robur and, sporadically Quercus pyrenaica or hybrids, on podzols, with a herb layer formed by the group of Deschampsia flexuosa, with Molinia caerulea and Peucedanum gallicum. Syntaxa: Peucedano- Quercetum roboris. Beschreibung Bodensaure, halblichte Birken-Stieleichenwälder, Buchen-Eichen- und sonstige Eichenmischwälder auf sandigen Altmoränen, Binnendünen, altund jungpleisto- zänen Sandern, Flugsandfeldern, erodierenden Steilhängen, Strandwällen u. ä. Standorten mit nährstoffarmen, meist podsolierten oder vergleyten, extrem tro- ckenen bis vernässten, z. T. lehmigen, anlehmigen oder anmoorigen Sand- oder Kiesböden. Typische Humusformen sind Rohhumus und (seltener) roh- humusartiger Moder. Die Baumschicht wird von der Stieleiche dominiert oder sie bildet Mischwälder mit Birken, Eberesche, Buche, Traubeneiche, Winterlinde oder Zitterpappel. Rot- buchen sind i.d.R. selten oder fehlen und erreichen von Natur aus nur in sehr alten Beständen höhere Deckungsanteile (bis 50%). Zitterpappel, Faulbaum, Eberesche und Birken verhalten sich als typische Pionierbaumarten, in der Strauchschicht sind Hasel, Stechpalme und Rubus-Arten häufiger. Typische Arten Höhere Pflanzen, Farne: Agrostis capillaris, Anthoxanthum odoratum, Betula pendula, Betula pubescens, Blechnum spicant, Calamagrostis arundinacea, Calluna vulgaris, Carex arenaria, Carex montana, Carex pilulifera, Convallaria majalis, Cornus suecica, Corydalis claviculata, Deschampsia flexuosa, Dryopteris carthusiana, Dryopteris dilatata, Empetrum nigrum, Erica tetralix, Festuca filiformis, Festuca ovina agg., Frangula alnus, Galium harcynicum, Hieracium laevigatum, Hieracium murorum, Hieracium umbellatum, Holcus mollis, Ilex aquifolium, Juniperus communis, Lathyrus mon- tanus, Lonicera periclymenum, Maianthemum bifolium, Melampyrum pratense, Molinia caerulea, Peucedanum oreoselinum, Pinus sylvestris, Polygonatum odo- ratum, Polypodium vulgare, Populus tremula, Pteridium aquilinum, Pulsatilla pratensis, Quercus petraea, Quercus robur, Sorbus aucuparia, Teucrium scoro- donia, Trientalis europaea, Trifolium alpestre, Vaccinium myrtillus, Vaccinium vitis- idaea, Veronica officinalis, Vicia cassubica. Weiterhin Arten der Waldlich- tungen, Pionierstadien und kleinflächig einbezogener anderer Biotop- und Le- bensraumtypen wie Hochstaudenfluren, Wasservegetation, Waldgrenzen Moose: Leucobryum glaucum, Dicranum majus, Dicranum scoparium, Plagiothecium undulatum, Pleurozium schreberi, Polytrichum formosum, Scleropodium purum Pilze: Boletellus pascuus, Bulglossoporus quercinus, Radulomyces molare, Cortinarius phoeniceus, Femsjonia peziziformis, Geoglossum difforme, Hapalopilus croceus, Kavinia alboviridis, Lactarius chrysorrheus, Leccinum quercinum, Monilinia aucu- pariae, Phellinus tremulae, Xerocomus lanatus, Xylobolus frustulatus Flechten: Cladonia pyxidata, Cladonia glauca, Cladonia impexa, Cladonia furcata, Cladonia macilenta

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Typische # Quercion roboris MALCUIT 1929 Vegetation > Betulo pendulae-Quercetum roboris Tx. 1930) > Deschampsio flexuosae-Quercetum roboris PASSARGE 1966 > Violo-Quercetum Oberd.1957 # Fago-Quercetum petraeae Tx. 1955 (eichenreiche Ausbildungen) > Betulo-Quercetum molinietosum (bzw. diverse Varianten von Molinia caerulea i.S. HÄRDTLE 1997) > Betulo-Quercetum alnetosum (bzw. diverse Varianten von Alnus glutinosa i.S. HÄRDTLE 1997) > Betulo-Quercetum, Galium harcynicum-Nutzungsform (HÄRTLE 1997, Nieder- und Mittelwälder) > Dicrano-Quercetum Verbreitung, Das Verbreitungsgebiet bodensaurer Stieleichenwälder liegt im atlantischen und Ausprägungen subatlantischen Nordwesteuropa. Kerngebiet mitteleuropäischer Vorkommen ist das nordwestdeutsche, altdiluviale Flachland und die saaleund weichseleiszeitli- che Sanderlandschaft, kleinflächig kommen sie aber auch in der Jungmoräne auf Binnensandern, in sandigen Flusstallandschaften (z. B. Elbe, Trave) oder auf sonstigen sandigen Sedimenten sowie in Dünen- oder Strandwallbereichen der Nord- und Ostsee vor (vgl. LRT 2180). Grundwasser- oder staufeuchte und staunasse Standorte weisen z.T. stark ab- weichende Artenverbindungen mit u.a. Pfeifengras, Faulbaum und Schwarzerle (z. B. Erlen-Eichenwälder) auf, Übergänge u. a. zu basenarmen Eichen- Hainbuchen-Wäldern und Birken-Bruchwäldern können z. T. noch einbezogen werden. Beer- und Zwergsträucher, feinblättrige Süßund Sauergräser, azidophile Moose und Flechten gehören zu den prägenden Arten der Krautschicht ± trocke- ner Ausbildungen. Ausprägungen: Eichenmischwälder im Sanderbereich: relativ homogene bodensaure Stielei- chenwälder auf Podsolen oder Gley-Podsolen mit ganzjährig hochanstehendem Grundwasser ohne wesentliche Beteiligung von Buchen (z. B. im Wald „Haaks“ östl. Bohmstedt oder im Pobülller Bauerwald, Birken- Eichenwald östl. Görrisau). Bodensaure Eichenwälder auf Binnendünen der Geest sind selten und entspre- chen der natürlichen Bewaldung von Binnendünengebieten, z. T. mit Pionierpha- sen aus Zwergsträuchern (z. B. Calluna-Heiden) oder birkenreichen Vorwaldsta- dien mit Betula pendula auf trockeneren und Betula pubescens auf mehr stau- oder grundnassen Standorten (z. B. Süderlügumer Binnendünen, Wald Grundhof südl. Ostrohe). Eichenmischwaldkomplexe der Altmoränen: gehören auf einigen markanten Alt- moränenrücken der Geest, v. a. bei Bergenhusen, Schwabstedt, Ostenfeld, Im- menstedt und Pobüll, zu den am besten erhaltenen bodensauren Stieleichenwäl- dern, manchmal im typischen Mosaik mit basenreichen Waldformationen (z. B. mit Allium ursinum). Eichenmischwälder der Strandwälle und Binnnensander im östlichen Hügelland auf Podsolen: Hierher gehört die natürliche Bewaldung von Dünenoder Strand- wallgebieten. Kratts und Niederwälder mit Stieleiche, noch erhalten z. B. im Re- her Kratt, im Schirrlbusch, im Wallsbüller Kratt, im Wiemerstedter Holz, im Ei- chen-Niederwald bei Dingerdonn, sind mit den noch heute oft sehr bizarren Wuchsformen ehemaliger Weide- oder Niederwaldnutzung regionale Besonde heiten von Schleswig-Holstein und Jütland bis Südschweden. Sie begünstigen im Halboffenwald und nutzungsbedingt viele thermophile Arten (u. a. Gefäßpflan- zen). Früher häufiger mit Unterwuchs aus Wacholder, der aktuell in den Kratts kaum noch zu finden ist (Mangel an Beweidung). Alte, bodensaure Eichenwälder mit Waldkiefer und / oder Hasel sind allenfalls kleinflächig erhalten und vermutlich nur im Südosten des Landes heimisch, oft im Übergang zu bodensauren Eichen- Hainbuchenwäldern. Z. T. noch reliktische Vorkommen im Hellbachtal, im Wald bei Buchhorst und am Dithmarscher Klev. Flechtenreiche Eichenwälder kommen kleinräumig im westlichen Schleswig- Holstein auf sauer-trockenen Sonderstandorten (z. B. im Raum Süderlügum) vor. Neben Calluna vulgaris z. T. auch Krähenbeere in der Krautschicht sowie mit ausgedehnten Beständen von Bodenflechten, stark azidophilen Moosen (z. B. Leucobryum glaucum, Dicranum-Arten) und einer Vielzahl seltener, gefährdeter Pilzarten.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Allgemeine  Erhaltung naturnaher Eichenwälder in unterschiedlichen Altersphasen und Erhaltungsziele Entwicklungsstufen und ihrer standortypischen Variationsbreite im Gebiet  Erhaltung natürlicher standortheimischer Baum- und Strauchartenzusam- mensetzung  Erhaltung eines hinreichenden, altersgemäßen Anteils von Alt- und Totholz  Erhaltung regionaltypischer Ausprägungen (Kratts)  Erhaltung der bekannten Höhlenbäume  Erhaltung der Sonderstandorten (z.B. Findlinge, Bachschluchten, Steilhän- ge, Dünen) sowie der für den Lebensraumtyp charakteristischen Habi- tatstrukturen und -funktionen  Erhaltung der weitgehend natürlichen Bodenstruktur  Erhaltung eingestreuter Flächen z.B. mit Vegetation der Heiden, Trockenra- sen Kartierungshinweise Wesentliche Voraussetzung zur Zuordnung von Waldbeständen ist das Vorkom- men der aufgeführten Waldgesellschaften oder ihrer Subtypen / Varianten und eine weitgehend naturnahe Artenzusammensetzung der Baum-, Strauch- und Krautschicht. In Zweifelsfällen sind die abiotischen Standortverhältnisse aus- schlaggebend. Bei der Kartierung / Erfassung soll generell berücksichtigt werden, dass die aktu- elle Gehölzartenverteilung und -häufigkeit häufig mehr Ergebnis der individuellen Nutzungsgeschichte des Gebietes ist, als Folge der standörtlichen Potentiale. Z. T. sind solche Entwicklungen selbst schutzwürdig (Kratts, Nieder-, Mittel- und Heidewälder). Die übrige Waldvegetation sowie Großpilze sind z. T. zuverlässige- re Indikatoren für die Bewertung eines konkreten Waldbestandes im Hinblick auf repräsentative Ausprägungen des Lebensraumtyps. Mischwälder auf Standorten des bodensauren Eichenwaldes i.S. LRT 9190 mit hohem Anteil von Baumarten aus naturnaher Waldverjüngung (u. a. Birken, Faul- baum, Zitterpappel, Vogelbeere, unter besonderen Bedingungen Eichen, Schwarzerlen), Verjüngungsinseln, kleinere Reinbestände dieser Gehölze sowie vorüber gehende Mischungen von Baumarten sehr unterschiedlicher Lebensalter gehören zum Lebensraumtyp. Aushagerungsaspekte ungeschützter Waldränder in der Siedlungs- und Agrar- landschaft, in Hang- und Kuppenlagen u.ä. mit Kryptogamen und insbesondere Flechtenvorkommen gehören ausnahmslos zum LRT (z.B. als Dicrano- Quercetum).

Abgrenzung zu anderen Lebensraumtypen: 4030: von Beersträuchern geprägte Vorkommen mit Erhaltungsziel „bodensaurer Eichenwald“, im Unterschied zu vorübergehenden Sukzessionsstadien von Tro- ckenen Heiden, die als 4030 kartiert werden. 9110: Buchen kommen in der Baumschicht i.d.R. nicht dominant vor. In ilexreichen Ausprägungen (9120) kommen in der Strauch- und Baumschicht überwiegend weniger als 10 Individuen der Stechpalme pro ha vor und eine be- sondere Förderung ist nicht geplant (z.B. aufgrund besonderer Artenvorkommen, historischer Überlieferungen) 9130: Dominanz von Säure- und Magerkeitszeigern in der Krautschicht. 9180: Bewaldete Steilhänge sind immer sorgfältig zu prüfen, besonders bei ar- tenarmer Krautschicht, da häufig Überlagerungen oder Verzahnungen vorkom- men. Ggf. Erfassung als prioritärer Komplex *9180/9190.

Anlage 4: Lebensraumtypensteckbriefe

Allgemeine und ge- DIERSSEN (1996): Vegetation Nordeuropas, 838 S. Eugen Ulmer Verlag, Stutt- bietsübergreifende gart. Literatur ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5. Auflage. UTB, Stuttgart. EUROPEAN COMMISSION DG ENVIRONMENT (2003): Interpretation Manual of European Union Habitats, Fassung EUR 25, April 2003, 129 S. SSYMANK, A. et al (1998): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. BfN-Handbuch zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG) und der Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG). Schriftenreihe für Landespflege und Naturschutz, Heft 53. Hrsg. vom Bundesamt für Naturschutz – Bonn - Bad Godesberg. 560 S. (wird ergänzt nach Fußnoten) Regionale Literatur BRUHNKE, U. (1994): Die Kratts im Landesteil Schleswig.- Dipl.arb. Univ. Kiel, 129 S. u. Anh. DANNENBERG, A. & W. HÄRDTLE (2002): Vegetationskundlichökologische Identifikationsanleitung für ausgewählte FFHWaldlebensraumtypen in Schleswig- Holstein. – Unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Natur und Um- welt Schleswig-Holstein. DIERSSEN, K., HÖPER, H. (1984): Vegetationskundliche Untersuchungen im Reher Kratt. - Kieler Notiz. Pflanzenkde. Schl.-Holst. u. Hmb. 16 (3/4): 37-72. Kiel. DIERSSEN, K., GLAHN, H., HÄRDTLE, W., HÖPER, H., MIERWALD, U., SCHRAUTZER, J., WOLF, A. (1988): Rote Liste der Pflanzengesellschaften Schleswig-Holsteins. Schriftenreihe Landesamt Naturschutz und Landschafts- pflege Schleswig-Holstein 6: 157 S. + Tab. Kiel.

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 5: Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Wennebeker Moor und Wennebekniederung“

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Nachfolgend verwendete Abkürzungen:

ELER Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raumes BImA Bundesanstalt für Immobilienaufgaben LKN Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig- Holstein SNSH Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein UNB Untere Naturschutzbehörde UWB Untere Wasserbehörde WRRL Wasserrahmenrichtlinie

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 1a: Erhalt und Entwicklung nährstoffarmer Lebensräume - Bewirtschaftungskonzept im Nordwesten SNSH Natura 2000-Gebiet: FFH-Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302) Teilgebiet / Bereich: Teilgebiet Wennebeker Moor, Verwaltungsflächen der Stiftung Naturschutz im Nordwesten Feuchte Niederung sowie zahlreiche sandige, z.T. bewaldete Kuppen mit Heide- oder Trockenrasenvegetation und mehrere Übergangsmoore in Geländesenken; Kurzbeschreibung: mit randlichen Knick- und Redderstrukturen und mehreren, teils angelegten Kleingewässern; Gesamtkomplex als extensive Ganzjahresweide mit Rindern und Pfer- den genutzt. LRT 3150 (Eutrophe Stillgewässer), LRT 4030 (Trockene Heiden), LRT 6230 (Borstgrasrasen), LRT 7140 (Übergangs- und Schwingrasenmoore) sowie LRT 9190 LRT und Arten: (Alte bodensaure Eichenwälder), Schlingnatter Erhalt des nährstoffarmen Biotopkomplexes und Förderung einer an magere Standorte angepassten Heide-, Magerrasen- und Moorvegetation; Gewährleistung des Schutzziel der Maßnahmen: Verschlechterungsverbots Auf den Höhenrücken gelegene Trockenheidebestände z.T. überaltert sowie durch Vergrasung (Draht-Schmiele, Rotes Straußgras) und Verbuschung (Fichte, Faulbaum, Späte Traubenkirsche) bedroht (fehlende Nutzung) (C). Übrige Heidebereiche sind Teil der halboffenen Weidelandschaft: diese z.T. vergrast, aufkom- mender Besenginster wird stark verbissen und mit zahlreichem Heidejungwuchs auf den geplaggten und entbuschten Heideflächen (C). Innerhalb der Weideland- schaft mehrere Übergangsmoore (B): große basenarme, mesotrophe Niedermoorfläche mit zahlreichen lebensraumtypischen Arten; hochwüchsige Feuchtgrün- landarten (Flatterbinse) sind häufig; z.T. starker Erlenaufwuchs (auch begünstigt durch Vertritt), Zustandsverschlechterung des LRTs bei weiterer Zunahme anzu- nehmen. Eichenwälder bilden größten LRT-Anteil im Plangebiet: in der Weidelandschaft aus schwachem bis mittlerem Baumholz mit vielen toten Ästen und Höhlen Analyse / Bewertung: im Mosaik mit Magergrünland und Trockenrasen licht ausgebildet und z.T. mit Besenheide; durch Verbiss ohne oder nur mit spärlich ausgebildeter Strauchschicht; stellenweise bildet Adlerfarn größere Bestände; die Späte Traubenkirsche wird im beweideten Teil ausreichend verbissen und scheint nicht zuzunehmen (B). Weite- re, nicht beweidete Eichenwälder liegen mosaikartig in anderen Waldtypen / Aufforstungen; aber mit überwiegend lebensraumtypischen Arten in der Krautschicht (C). Äußerst kleinflächiges Vorkommen an Borstgrasrasen am Hangfuß einer Geländekuppe mit hohem Anteil hochwüchsiger Grünlandarten (C). In der nordwestli- chen Niederung gelegenes Kleingewässer weist Defizite beim Arteninventar und der Habitatstruktur auf (C), mit angrenzenden Kontaktbiotopen aus Seggenriedern und Nasswiesen. Bisherige Maßnahmen: Großflächige, extensive Ganzjahresbeweidung mit Rindern und Pferden, Entbuschung von Heideflächen, Gewässeranlage (Zielarten: Moorfrosch und Laubfrosch) Maßnahme als: Priorität Notwendige Erhaltungsmaß- M.6.2.1 Aufrechterhaltung der extensiven (Ganzjahres-)Beweidung auf den Stiftungsflächen 1 nahme: M.6.2.4 Ergänzende Pflegemaßnahmen auf den Moorflächen 1 Weitergehende Entwicklungsmaß- M.6.3.4 Ergänzende Pflegemaßnahmen auf den Heideflächen 2 nahme: Sonstige Pflege- und Entwick- M.6.4.6 Zurückdrängung des Adlerfarns 3 lungsmaßnahme: M.6.4.8 Zurückdrängung der Erle auf den Weideflächen (an der Wennebek) 3 Zeitplan, Kosten, Zuständigkeit, M-Nr. Kosten Umsetzbarkeit Zuständigkeit Finanzierung Finanzierung: Konzeptionelle Maßnahmen: Fortführung ohne zusätzliche Kosten; M.6.2.1 kurzfristig SNSH ggf. Land S.-H. mögliche Änderungen sind nicht abschätzbar M.6.2.4 Einmalige Entkusselung, Mahd, Streubeseitigung (ca. 22.000 m²): kurzfristig UNB, SNSH ggf. Land S.-H. Kosten abhängig von der Flächenentwicklung, dem eingesetzten M.6.3.4 Verfahren und der betroffenen Flächengröße (regelmäßige Flä- mittel- bis langfristig SNSH ggf. Land S.-H. chenschau vorausgesetzt), Kosten nicht abschätzbar M.6.4.6 Einmalige Mahd betroffener Bereiche (ca. 3.000 m²): kurzfristig UNB, SNSH ggf. Land S.-H. Bedarfsweise Mahd betroffener Bereiche mit Abfuhr (ca. 10.000 M.6.4.8 kurzfristig UNB, SNSH ggf. Land S.-H. m²):

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 1a: Erhalt und Entwicklung nährstoffarmer Lebensräume - Bewirtschaftungskonzept im Nordwesten SNSH Abstimmung mit Eigentü- Die Maßnahmenabstimmung erfolgte im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Managementplanung (Auftaktveranstaltung am 20.09.2016 und Entwurfs- mer / Nutzer: Präsentation am 13.06.2017 mit anschließender Möglichkeit zur Stellungnahme).

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 1b: Erhalt und Entwicklung nährstoffarmer Lebensräume - Fichtenforst im Nordwesten Natura 2000-Gebiet: FFH-Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302) Teilgebiet / Bereich: Teilgebiet Wennebeker Moor, Fichtenforst im Nordwesten Kurzbeschreibung: Zwei kleine, im Fichtenforst inselartig eingebettete Heideflächen im nordwestlichen Teil des Plangebiets LRT und Arten: LRT 4030 (Trockene Heiden) Schutzziel der Maßnahmen: Erhalt und Förderung nährstoffarmer Biotope (Heiden), Gewährleistung des Verschlechterungsverbots Analyse / Bewertung: Zwei kleine überalterte, inmitten eines Fichtenbestand gelegene Heideflächen sind durch Vergrasung und Verbuschung bedroht. Bisherige Maßnahmen: - Maßnahme als: Priorität Notwendige Erhaltungsmaß- M.6.2.3 Entbuschung und Mahd 1 nahme: Weitergehende Entwicklungsmaß- M.6.3.2 Freistellen und Vernetzen von isolierten Heidebereichen 2 nahme: M.6.3.3 Rodung standortfremder Bestockung 3 Sonstige Pflege- und Entwick- - - lungsmaßnahme: Zeitplan, Kosten, Zuständigkeit, M-Nr. Kosten Umsetzbarkeit Zuständigkeit Finanzierung Finanzierung: M.6.2.3 Einmalige Entbuschung und Mahd (ca. 3.000 m²): kurzfristig UNB ggf. Land S.-H. Kosten abhängig vom eingesetzten Verfahren (Stubbenent- M.6.3.2 fernung?) und der betroffenen Flächengröße: Rodung (Einzel- mittelfristig UNB ggf. Land S.-H. stammentnahme) ggf. kostenneutral, Detailplanung erforderlich s. M.6.3.2 Kosten nicht abschätzbar, Rodung ggf. kostenneutral, M.6.3.3 langfristig UNB ggf. Land S.-H. Detailplanung erforderlich Abstimmung mit Eigentü- Die Maßnahmenabstimmung erfolgte im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Managementplanung (Auftaktveranstaltung am 20.09.2016 und Entwurfs- mer / Nutzer: Präsentation am 13.06.2017 mit anschließender Möglichkeit zur Stellungnahme).

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 1c: Erhalt und Entwicklung nährstoffarmer Lebensräume - Randbereiche zum Standortübungsplatz Natura 2000-Gebiet: FFH-Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302) Teilgebiet / Bereich: Teilgebiet Wennebeker Moor, Fichtenforst im Nordwesten An der Grenze zum Standortübungsplatz im südöstlichen Teil des Plangebiets gelegene einzelne, sehr kleinflächige Heide-Übergänge, Moorheideflächen sowie Kurzbeschreibung: Birken-Eichenwälder LRT 4030 (Trockene Heiden), LRT 7140 (Übergangs- und Schwingrasenmoore) in Verbindung mit LRT 7150 (Schnabelried-Gesellschaften) sowie LRT 9190 (Alte LRT und Arten: bodensaure Eichenwälder) Erhalt des nährstoffarmen Biotopkomplexes und Förderung einer an magere Standorte angepassten Heide-, Magerrasen- und Moorvegetation, Förderung einer Schutzziel der Maßnahmen: lebensraumtypischen Artenzusammensetzung der Wälder Übergangsbiotope zum LRT 4030 mit Pfeifengras- und Drahtschmielendominanz und z.T. beginnender Verbuschung mit Später Traubenkirsche. Moorheide- Stadium mit lebensraumtypischer Artenzusammensetzung und einigen kleinen Handtorfstichen, die von einer Schlenkenvegetation mit Weißem Schnabelried (LRT 7140/7150) eingenommen werden, im Süden und Westen Dominanz von Pfeifengras und Gehölzaufwuchs (B). Krattartiger Eichenbestand unmittelbar östlich der Analyse / Bewertung: L298 mit dichter Strauchschicht aus Später Traubenkirsche und bedingt durch deren Beschattung spärlich ausgebildeter Krautschicht (C). Weiter östlich gelegener bodensaurer Eichenwald weniger stark von Traubenkirsche durchsetzt und mit hohem Anteil alter, tief beasteter Eichen mit zahlreichen toten Ästen und Höhlen (C). Allesamt kleinflächige Fragmente, die Teil größerer, auf dem Standortübungsplatz gelegener Lebensraumtypen sind; enge Kooperation mit der Bundeswehr für zielorientierte Flächenentwicklung wünschenswert. Bisherige Maßnahmen: - Maßnahme als: Priorität Notwendige Erhaltungsmaßnahme: - - - Weitergehende Entwicklungsmaß- M.6.3.5 Plaggen der Übergangsbiotope zum LRT 4030 2 nahme: M.6.3.6 Bedarfsweise Entfernen von Gehölzaufkommen 2 M.6.3.7 Verzicht auf forstwirtschaftliche Nutzung 2 M.6.3.8 Eindämmung der Späten Traubenkirsche 2 Sonstige Pflege- und Entwick- - - - lungsmaßnahme: Zeitplan, Kosten, Zuständigkeit, M-Nr. Kosten Umsetzbarkeit Zuständigkeit Finanzierung Finanzierung: Detailplanung unter Einbeziehung des Standortübungsplatzes M.6.3.5 mittelfristig UNB, (BImA) ggf. Land S.-H. erforderlich; Kosten nicht abschätzbar M.6.3.6 Bedarfsweise Entkusselung (500 m²): ca. 2.500 € kurzfristig UNB, (BImA) ggf. Land S.-H. M.6.3.7 Konzeptionelle Maßnahmen: ohne Kosten kurz- bis mittelfristig UNB, BImA ggf. Land S.-H. Gesamträumliche Betrachtung mit Standortübungsplatz notwendig; M.6.3.8 mittelfristig UNB, BImA ggf. Land S.-H. Kosten nicht abschätzbar Abstimmung mit Eigentü- Die Maßnahmenabstimmung erfolgte im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Managementplanung (Auftaktveranstaltung am 20.09.2016 und Entwurfs- mer / Nutzer: Präsentation am 13.06.2017 mit anschließender Möglichkeit zur Stellungnahme).

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 2: Naturnahe Fließgewässerentwicklung Natura 2000-Gebiet: FFH-Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302) Teilgebiet / Bereich: Teilgebiet Wennebeker Moor, Wennebekverlauf in beiden Teilgebieten des Plangebiets Naturnaher Verlauf der Wennebek mit Mäandern und angrenzenden Feucht- und Seggenwiesen westlich der L298. Östlich grabenartig ausgebaut, umgeben von Kurzbeschreibung: brachliegenden Feuchtgrünländern, Röhrichten, Seggenriedern und im weiteren Verlauf angrenzend mit mehr oder weniger intensiver Grünlandnutzung LRT und Arten: LRT 3260 (Fließgewässer mit flutender Wasservegetation) Schutzziel der Maßnahmen: Erhalt der bzw. Entwicklung hin zu naturnahen Fließgewasserabschnitten, Gewährleistung des Verschlechterungsverbots Im Nordwesten naturnaher Verlauf mit zahlreichen Mäandern und wenig beeinträchtigter Dynamik, Ufer größtenteils mit ungenutzten oder genutzten Seggenriedern, Analyse / Bewertung: Gehölzen und Staudenfluren (Kontaktbiotope), im beweideten Teil Erlenaufwuchs zunehmend, naturnahe Gewässerunterhaltung (B). Fließgewässerabschnitte östlich der L298 ausgebaut und begradigt, Ufer von Seggenriedern, Grünland und Grünlandbrachen eingenommen (C). Bisherige Maßnahmen: Naturnahe bzw. schonende Gewässerunterhaltung (gem. Unterhaltungskonzept des WBV Warder See) Maßnahme als: Priorität Notwendige Erhaltungsmaßnahme: M.6.2.2 Naturnahe Gewässerunterhaltung und -nutzung der Wennebek 1 Weitergehende Entwicklungsmaß- M.6.3.1 Einleiten und Zulassen der eigendynamischen Fließgewässerentwicklung an der Wennebek 2 nahme: Sonstige Pflege- und Entwick- - - - lungsmaßnahme: Zeitplan, Kosten, Zuständigkeit, M-Nr. Kosten Umsetzbarkeit Zuständigkeit Finanzierung Finanzierung: M.6.2.2 Konzeptionelle Maßnahmen: Fortführung ohne weitere Kosten kurzfristig WBV, UWB, LKN - Maßnahmen zur Struktur- und Laufentwicklung gemäß WRRL- M.6.3.1 mittelfristig UNB, UWB, LKN WRRL Maßnahmenprogramm – Kosten nicht abschätzbar Abstimmung mit Eigentü- Die Maßnahmenabstimmung erfolgte im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Managementplanung (Auftaktveranstaltung am 20.09.2016 und Entwurfs- mer / Nutzer: Präsentation am 13.06.2017 mit anschließender Möglichkeit zur Stellungnahme).

Anlage 6: Maßnahmenblätter

Maßnahmenblatt 3: Sonstige Natura 2000-Gebiet: FFH-Gebiet „Wennebeker Moor und Langwedel“ (DE 1825-302) Teilgebiet / Bereich: Teilgebiet Wennebeker Moor Kurzbeschreibung: Weitere Verwaltungsflächen der Stiftung Naturschutz und Privatflächen sowohl im nordwestlichen als auch im südöstlichen Teil ohne LRT-Bezug gesetzlich geschützte Biotope wie Magerrasen, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Feuchtgebüsche, gefährdete Arten wie Wachtelkönig, Moorfrosch, Laub- LRT und Arten: frosch, Knoblauchkröte Schutzziel der Maßnahmen: Ganzheitliche Schutzgebietsentwicklung Überwiegend extensive Flächennutzung, nur in (privaten) Teilbereichen intensiver; kleinflächige Nadelforste z.T. noch in forstwirtschaftlicher Nutzung, Kleingewäs- Analyse / Bewertung: ser haben Bedeutung für lokale Amphibienpopulationen Bisherige Maßnahmen: Extensive (z.T. Ganzjahres-)Beweidung mit Rindern und Pferden, Anlage von Kleingewässern, partielle Bekämpfung der Späten Traubenkirsche Maßnahme als: Priorität Notwendige Erhaltungsmaßnahme: - - - Weitergehende Entwicklungsmaß- - - - nahme: Sonstige Pflege- und Entwick- M.6.4.1 Extensive Beweidung auf den Flächen der Stiftung Naturschutz 2 lungsmaßnahme: M.6.4.2 Extensivnutzung auf freiwilliger Basis 3 M.6.4.3 Sukzession / ungestörte Entwicklung 3 M.6.4.4 Bedarfsweise Pflege der Amphibiengewässer 3 M.6.4.5 Waldumbau 3 M.6.4.7 Zurückdrängung der Späten Traubenkirsche 2 M.6.4.9 Vernetzen von Lebensräumen 3 Zeitplan, Kosten, Zuständigkeit, M-Nr. Kosten Umsetzbarkeit Zuständigkeit Finanzierung Finanzierung: M.6.4.1 Konzeptionelle Maßnahme: Fortführung ohne weitere Kosten kurzfristig SNSH - Konzeptionelle Maßnahme: ggf. Ausgleichszahlungen für private M.6.4.2 mittel- bis langfristig UNB, (SNSH) ggf. Land S.-H. Flächeneigentümer, alternativ Flächenerwerb oder -pacht M.6.4.3 Konzeptionelle Maßnahme: ohne Kosten kurzfristig UNB - Beobachtung, bei Bedarf Maßnahmeneinleitung: Kosten nicht M.6.4.4 kurzfristig SNSH, UNB ggf. Land S.-H. abschätzbar Kosten für Waldumbau (auf ca. 25.000 m²) durch Vermarktung des Einschlags kostenneutral, ggf. Ausgleichszahlungen für private M.6.4.5 langfristig UNB ggf. Land S.-H. Flächeneigentümer, alternativ Flächenerwerb oder -pacht: Kosten für Flächenerwerb orientieren sich an marktüblichen Preisen Kosten abhängig von der Anzahl der zu ringelnden Bäume und M.6.4.7 mittelfristig UNB ggf. Land S.-H. nicht abschätzbar M.6.4.9 Detailplanung erforderlich, Kosten nicht abschätzbar langfristig UNB ggf. Land S.-H. Abstimmung mit Eigentü- Die Maßnahmenabstimmung erfolgte im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Managementplanung (Auftaktveranstaltung am 20.09.2016 und Entwurfs- mer / Nutzer: Präsentation am 13.06.2017 mit anschließender Möglichkeit zur Stellungnahme).

Anlage 7: Kartenteil

Anlage 7: Kartenteil