Mittwoch, 30. Dezember 2015 / Nr. 300 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Kultur 9 Das Wort zum Tatort Klassik aus dem Leben gegriffen Helene KLANG MEGGEN Geselligkeit im Bürgersalon: Das Schweizer Fischer, eiskalt Klaviertrio lud zum Hauskon- s fällt schwer, bei einem Tschil- zert bei Schumanns. Und trug ler-Tatort nicht zu spoilern, hochkarätig zur Festival-Aus- Eaber es fällt leicht, zu verstehen, warum die Ausstrahlung von «Der lastung von 90 Prozent bei. grosse Schmerz» direkt nach den Terroranschlägen in Paris geschmack- los gewesen wäre. Am Wochenende URS MATTENBERGER wird in einer Doppelfolge halb Ham-
[email protected] burg erschossen. Milieukönig Firat Astan fordert die Stadt und ihre Er- Das typische Klassik-Publikum trägt mittler zum letzten Mal. Anzug und Krawatte oder Abendkleid. Es verharrt stumm und reglos und be- Til Schweiger gibt seinen Nick wegt erst, wenn der letzte Satz eines Tschiller als grimmigen Rächer mit Werks verklungen ist, zum Applaus die blutiger Boxernase. Und in der Rolle Hände. Selbst in die Pause hinein ver- ist er mir um einiges lieber, als wenn längert es die Etikette, indem es gesittet er in seinen Vatergrössenfantasien Cüpli statt hemdsärmlig Bier trinkt. Zweiohrküken rettet und Keinohr- Kammermusikveranstalter versuchen hasen bastelt. «Kokowääh!» So etwas den Anstrich des Elitären, den solche wollen wir im «Tatort» nicht sehen. Klischees und Rituale hervorrufen, auf paradoxe Weise aufzubrechen. Gespielt Für eine überzeugende Rächer- wird, wie in diesen Tagen bei Klang rolle musste Christoph Darmstädt ein Meggen, in Bürgersalons, aus denen Opfer ins Drehbuch schreiben, das solche Musik herkommt.