GCM · GERMAN COUNCIL MAGAZIN · 3 / 2019 German Council of Shopping Centers e. V. 03 Interessenverband derHandelsimmobilienwirtschaft. of ShoppingCenterse. V. (GCSC), dembundesweiteinzigen Seit 1996dasVerbandsmagazin desGermanCouncil 23. Jahrgang 2019|€12ISSN 1614-7804 TRANSFORMATION Einzelhandel stärken von BPund»Feierabendmärkte«, dieden Millionen-Investitionen Gesundheitswirtschaft, Schalke 04 alsWegbereiter füreine boomende Dr.Wirtschaftsförderer Christopher Schmittüber einen neuenJobgefunden« einer Dekade10.000Menschen »In Gelsenkirchenhaben binnen INTERVIEW . 2019 .

nungskassen und Internetshops nungskassen undInternetshops modernen Supermärkten mitSelbstbedie Entwicklung von kleinenLädenhin zu radikal verändert. SiesinddieMotoren der den Einzelhandel vergangenen Jahrhundert Ein Deutscherunddrei Amerikaner habenim Schweinchen ... wackelndes »«heißt TRANSFORMATION

undOmni­ Immobilienwirtschaft Impulse, Trends undInformationenfürHandel,Städte,

- aus der Wissenschaft selten erhört werden werden aus derWissenschaft selten erhört Zentralbank, und warum Kassandra-Rufe expansive GeldpolitikderEuropäischen über möglicheKrisen inder Zukunft, die Dr. StefanKooths, InstitutfürWeltwirtschaft, beenden« Macht aussitzen, stattsiezu »Wir wollendieKrisemit aller INTERVIEW

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir haben die diesjährigen Inhalte und somit All das macht das Leben nicht einfacher. So antworten die Jungen, dass sie nicht wüssten, den Schwerpunkt des German Council Con- zumindest scheint in großen Teilen die öffentli- ob wir in 20 Jahren überhaupt noch Auto fah- gress unter die Überschrift TRANSFORMATION che Meinung zu sein. ren. gestellt. Auch in dieser Ausgabe wollen wir uns dem Thema auf unterschiedliche Weise wid- Der Mensch hat sich aber in seiner gesamten Veränderte Werte führen zu veränderten Be- men. Es ist ein auf den ersten Blick etwas sper- Evolution immer wieder durch die fundamen- wertungen. Eines scheint mir heute aber als riger Begriff, der uns visuell zunächst wohl tale Eigenschaft ausgezeichnet und bewiesen, Konstante deutlich: Der persönliche Kontakt mehr an ein Transformatorenhäuschen erin- dass er extrem tiefgreifende Veränderungen zwischen Menschen hat immer eine sehr gro- nert als an einen Managementprozess oder die meistert. Er ist von Natur aus neugierig. Steigt ße Bedeutung. Gehen wir daher mit Jung und soziologische Beschreibung einer gesellschaft- das Wasser, geht er auf einen Berg und erfin- Alt gemeinsam in und durch den stattfinden- lichen Veränderungsphase. Diese persönliche det am Ende das Boot, um neugierig zu neuen den Transformationsprozess und verlassen Distanz zur reinen Begrifflichkeit mag aus der Ufern aufzubrechen. uns dabei auf unsere genetisch angelegte Neu- eigenen tiefen Betroffenheit des stattfindenden gier. Spielerisch wie ein Kind, mutig wie ein Er- Wandels herrühren. Im Prinzip ist man selbst Diese Neugier in uns müssen wir immer for- wachsener – so macht Zukunft neugierig. Teil des tiefgreifenden und dauerhaften Wan- dern, wenn es darum geht, tiefgreifende Verän- dels, und so mangelt es möglicherweise an Ge- derungen – Transformationsprozesse – zu ver- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gu- legenheit, sich von außen in diesem Prozess stehen und unseren Nutzen, unseren Teil darin ten Sommer und freue mich auf ein Wiederse- wahrzunehmen, zu betrachten. zu erkennen. Die größte Angst scheint mir da- hen in Berlin zu unserem German Concil Con- bei aus der möglichen Erkenntnis zu kommen, gress. Wir befinden uns in einer noch nie dagewese- dass man nicht mitkommt, nicht mitgenom- nen Transformationsphase. So lautet landauf, men wird in die nach dem Transformations- Herzlichst landab die einhellige Meinung. Die Globalisie- prozess entstandene neue Welt. Die eigene rung, die Digitalisierung, die auf Europa wirken- Haltung zu bestehenden Wertesystemen lässt den Menschenströme oder auch der exponen- einen hadern. Während früher das Auto als ab- tiell wachsende Fokus auf regionale und glo- solutes Statussymbol galt, so haben wir heute bale Umweltthemen, die Reihe der Indikatoren junge Menschen, die gar keinen Führerschein lässt sich noch deutlich erweitern. Es kommen mehr machen, weil sie keinen Sinn darin erken- neue Aufgaben auf uns zu. Es entstehen neue nen, selbst ein Auto zu besitzen. Den Merce- Ihr Harald Ortner Wertmaßstäbe, die alte Orientierungshilfen in- des könne ich 20 Jahre lang fahren, er sei da- frage stellen. her eine gute Investition, sagte man. Heute GERMAN COUNCIL . INHALT © orensteiner – pixabay.com © orensteiner © 9866112 – pixabay.com

04 »Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit« 30 »In Gelsenkirchen haben binnen einer Dekade mehr als 10.000 Menschen neue Jobs gefunden«

german council transformation 01 Vorwort 20 Alte Industriebauten, neue Quartiere. Mononutzungen werden zu urbanen Quartieren. Dafür bedarf es weitsichtiger Politiker und transformation tatendurstiger Projektentwickler 04 Titelthema Transformation. »Nichts ist beständiger als die 22 »Ein kleiner Schritt für einen Menschen«. Vor 50 Jahren wird Unbeständigkeit«. Die Geschichte ist ein Prozess fortlaufenden eine uralte Vision Realität: Erstmals betreten Menschen den Mond Wandels 28 Transformation in Zahlen. 11.600 = Durchschnittliche Zahl der 08 Revolutionäres Quartett. Mit Visionen und Wagemut haben vier aktuell in deutschen Supermärkten angebotenen Produkte; im Jahr Pioniere im vergangenen Jahrhundert den Einzelhandel radikal 1965 waren es nur 3.200 verändert 14 »Wer innerlich stark motiviert ist, erträgt nicht nur lange interviews Arbeitstage, er hat auch Spaß daran«. Christine Hager, 30 »In Gelsenkirchen haben binnen einer Dekade mehr als Vorsitzende des Vorstands des German Council of Shopping 10.000 Menschen neue Jobs gefunden«. Dr. Christopher Schmitt, Centers, ist sicher: der stationäre Handel muss dynamischer Stadtrat und Vorstand für Wirtschaftsförderung, über Schalke 04 werden als Wegbereiter für boomende Gesundheitswirtschaft, Millionen- 18 Hamburg als digitales Tor zur Welt. Mit dem Projekt »Hammer- Investitionen von BP und »Feierabendmärkte«, die den Einzelhandel brooklyn« entsteht ein internationaler Dreh- und Angelpunkt, von stärken dem auch der Handel profitieren kann 38 Wirtschaftsförderung in Städten mit Strukturwandel: Schwerin. Stefan Purtz, Citymanager der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns, über die wirtschaftliche Zukunft der Stadt

impressum

herausgeber redaktionsteam bezug verlag druck Nachdruck­­ oder sonstige Repro­ ­ German Council of Richard Haimann, Mitglieder des GCSC e. V. GCM-Verlag c/o Kunst- und Werbedruck, duktion (auch auszugs­ weise)­ Shopping Centers e. V. Susanne Müller Behrens und Behrens GmbH Bad Oeynhausen nur mit Ge­neh­mi­gung des He­ Bahnhofstraße 29 verbreitung Geschäftsführer und rausgebers.­­ D-71638 Ludwigsburg gastbeiträge Das German Council Verleger: Ingmar Behrens Das Magazin ba­siert auf Telefon 07141.38 80 83 Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis, Magazin hat eine Reichweite Dorfstraße 64 In­for­mationen, die wir als Mediadaten und weitere Telefax 07141.38 80 84 Dr. Johannes Grooterhorst, von rund 20.000 Lesern (inkl. 24107 Kiel-Ottendorf zuverlässig ansehen, eine Informationen finden Sie [email protected] Thorsten Müller, Online-Version). Telefon: 0431.66 111 88 11 Haftung kann nicht über-­­­­ unter www.gcsc-magazin.de. www.gcsc.de Prof. Dr. Nico Rose, Telefax: 0431.66 111 88 88 nommen werden. Nament­ lich­ Theresa Schleicher covermotiv www.behrensundbehrens.de gekennzeichnete Beiträge­ beauftragte des awiekupo / istockphoto.com www.gcsc-magazin.de müssen nicht die Meinung erscheinungsdatum herausgebers der Redaktion widerspiegeln. Die dieser ausgabe: Christine Hager Redaktion behält sich die Juli 2019 Kürzung eingesandter­ chefredaktion Manus­ kripte­ vor. das nächste german Susanne Osadnik (v.i.S.d.P.) Erfüll­ ungs­ ort­ und Gerichts-­­ council magazin stand ist Hamburg. erscheint im oktober 2019

2 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . INHALT © KD Busch © WikiImages – pixabay.com

22 »Ein kleiner Schritt für einen Menschen« 58 DSCF: Sprecht miteinander, Vernetzung ist alles!

interviews handel und immobilien 40 »Wir wollen die Krise mit aller Macht aussitzen, statt sie zu 77 »Wir werden viele spannende Entwicklungen sehen«. Wilhelm beenden«. Dr. Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel Wellner, Vorstand Deutsche Euroshop, über die Einkaufswelt von über die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, und morgen warum Kassandra-Rufe aus der Wissenschaft selten erhört werden 42 »Deutschland entwickelt zwar Zukunftstechnologien, behandelt insight sie aber manchmal so, als seien sie akademischer Sondermüll«. 78 German Council of Shopping Centers e. V. Wir über uns Ulrich Krenn, ehemaliger Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Deutsche-Bahn- 80 Shoptainment – Zukunft der Shopping Center im urbanen Tochter DB Magnetbahn, über reflexartige Widerstände in Deutschland Gefüge. Die RAP-Konferenz in Berlin gegen Erfindungen, und warum es für den Wirtschaftsstandort Deutschland fünf vor zwölf ist recht und gesetz 46 »Die Freizügigkeit ist eine wichtige und gleichzeitig gefährliche 82 Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Einzelhandels- Errungenschaft«. Alfred Grosser, 94, französischer Politologe mit nutzung. Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis über die Sache Visser/ deutsch-jüdischen Wurzeln, ist und bleibt ein überzeugter Europäer – Appingedam trotz populistischer Tendenzen in den Nationalstaaten 48 »Die Marktveränderungen stellen uns nicht nur vor Probleme, marktplatz – advertorial sondern bieten auch große Chancen«. SCC-Gründer Marcel Stoffel 85 Digital Mall, next Level! Nuii Brand Communications entwickelt über strategische Positionierungen, und notwendigen intellektuellen digitale und analoge Gesamtkonzepte und transformiert Shopping Input Center für die Zukunft

handel und immobilien news 50 »Positive Emotionen sorgen für Vertrauen«. Positive Emotionen 86 News. News. News. Aktuelle Kurznachrichten haben eine erweiternde Qualität – auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebene. Wichtige Erkenntnisse, die sich der Handel zunutze machen kann 52 Instant Shopping. Die Retail-Expertin Theresa Schleicher über das »Mantra des vernetzten Kunden« und die Rückkehr der »fliegenden« Händler 55 »Viel hilft nicht unbedingt viel«. Dr. Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ-Business-School Bochum, über so- genannte disruptive Konzepte 56 Tag der Immobilienwirtschaft 2019: Im Dialog ›Man sieht die Blumen welken und die Blätter fallen, aber 58 DSCF: Sprecht miteinander, Vernetzung ist alles! Das 6. Deutsche man sieht auch Früchte reifen und neue Knospen keimen. Shopping Center Forum in Düsseldorf Das Leben gehört den Lebendigen – und wer lebt, 60 Fotos. Fotos. Fotos. 6. Deutsches Shopping-Center Forum muss auf Wechsel gefasst sein.‹

63 German Council Congress 2019. Unbedingt vormerken: vom 11. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), bis 13. September in Berlin deutscher Dichter und Naturforscher

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Zeit. Und seither ist alles in stetigem Wandel. »Nichts ist beständiger Sonnen und Planeten werden geformt. Le- ben entsteht und vergeht.

als die Unbeständigkeit« 169 Millionen Jahre lang – vom Trias bis zum Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren – Die Geschichte ist ein Prozess fortlaufenden Wandels. dominieren die Saurier die Geschehnisse auf Die stetige Transformation hat den Menschen aus der Savanne diesem Planeten. Gewaltige Landwirbeltiere, Afrikas erst über den Globus geführt und ihn schließlich Maschinen die bis zu 30 Tonnen auf die Waage bringen und bis zu 36 Meter in die Höhe ragen. Min- mit Künstlicher Intelligenz schaffen lassen: eine Erfindung, die den destens 3.400 verschiedene Gattungen exis- Beginn einer neuen Ära markiert und weitere massive tieren, das zeigen Ausgrabungen. Veränderungen mit sich bringen wird Pflanzen sterben, Dinosaurier verhungern

Dann, plötzlich, endet ihre Ära im großen Herrschen Tyrannen, werden sie irgendwann die Geschichte der Menschheit, ja auf das Massensterben. Was den Giganten den Gar- durch freiheitsliebende Bürger gestürzt; er- Leben an sich. Nichts ist stetig, alles ist in aus macht, finden der US-amerikanische matten diese selbstzufrieden in der Verteidi- Bewegung, lautet sein Kerngedanke, den er Physiker und Nobelpreisträger Luis Walter gung ihrer Rechte und Gesetze, kehren die in einer Metapher verdeutlicht: »Niemand Alvarez und sein Sohn, der Geologe Walter Diktatoren zurück – Heraklit von Ephesos ist kann zweimal in denselben Fluss steigen« – Alvarez, erst 1980 heraus. Sie analysieren einer der ganz großen Denker in den griechi- denn in jeder neuen Sekunde strömen ande- Gesteinsproben aus der letzten Phase der schen Stadtstaaten des fünften Jahrhun- re Wassermoleküle vorüber. Kreidezeit. In allen Proben entdecken sie ei- derts vor Christus. Was er dereinst zu Perga- nen anomal hohen Anteil von Iridium – ei- ment bringt, wird von seinen Zeitgenossen Der Wandel als prägendes Element nem Edelmetall, das auf der Erde weit selte- für so wichtig erachtet, dass sie es in dem der jeglicher Existenz ner ist als Gold oder Platin und nur an weni- Göttin Artemis geweihten Tempel ihrer Stadt gen Orten in nennenswertem Umfang vor- an der Westküste der heutigen Türkei hinterle- Der Wandel – lateinisch »transformatio« von kommt, jedoch auf Asteroiden zu finden ist. gen. Seine wichtigste Erkenntnis hat der Wei- »transformare« für umformen – ist das prä- Das geballte Aufkommen des Edelmetalls se in nur sieben Worten zusammengefasst: gende Element jeglicher Existenz. Im Urknall im Gestein einer kurzen Erdzeitepoche lässt »Nichts ist so beständig wie der Wandel.« vor 13,8 Milliarden Jahren, das zeigen die für das Forscherduo nur einen Schluss zu: Forschungserkenntnisse der großen Astro- Ein gewaltiger Meteorit muss damals die Es ist ein Satz, den der 475 vor Christus im physiker wie Arnold Allan Penzias, Rainer K. Erde getroffen haben. Der Aufschlag ist so Alter von 60 Jahren verstorbene Philosoph Sachs und Arthur Wolfe, entstehen im sel- mächtig, dass rund um den Globus Vulkane nicht nur auf die Politik bezieht, sondern auf ben Sekundenbruchteil Materie, Raum und eruptieren. Ihr Ascheregen verdunkelt für Jahrzehnte die Sonne und lässt die Pflanzen sterben und die Dinosaurier verhungern.

Elf Jahre nach der sensationellen Entde- ckung der Forscher, 1991, wird vor der Küs- te der Halbinsel Yucatán in Mexiko durch Messungen magnetischer Anomalien der Einschlagkrater gefunden, der die These von Vater und Sohn Alvarez endgültig bestätigt. 180 Kilometer misst sein Durchmesser, zehn Kilometer seine Tiefe. Auf mindestens neun Kilometer schätzen Wissenschaftler den Durchmesser des tödlichen Geschos- ses aus dem All. © Persio~commonswiki – commons.wikimedia.org © Persio~commonswiki

Das Ende der Saurier legt den ersten Baustein für die Menschheit. Millionen Jahre dauert es, bis nach dem Aufprall wieder größere Le- bensformen entstehen. Die Ära der Säugetie- re beginnt. Der Homo sapiens – lateinisch Heraklit von Ephesos: Ölgemälde von Johannes Paulus Moreelse (um 1630), Zentralmuseum Utrecht, Niederlande »der verständige, vernünftige Mensch« – ent-

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wickelt sich über etliche Jahrtausende hin- weg zur dominierenden Art. Er lernt, zu den- ken, zu reden und mit seinen Händen komple- xe Werkzeuge herzustellen und zu gebrau- chen. Aus der Steppe Afrikas beginnen unse- re Vorfahren sich langsam, jedoch stetig über den gesamten Erdball auszubreiten. © utah778 – istockphoto.com

Menschen passen sich an – überall

Wohin auch immer Menschen ziehen, pas- sen sie sich – im steten Wandel – ihrer neu- en Umgebung an. In den kühleren Gefilden der nördlichen Hemisphäre wird von Genera- tion zu Generation die Haut heller, weil weni- ger dunkle Melanin-Pigmente zum Schutz vor den Strahlen der Sonne benötigt werden. Hoch im Norden, wo die Gefahr von Sonnen- brand besonders gering ist, hellen sich schließlich auch die Haare auf; bis hin zu dem in Skandinavien, Irland und Schottland gehäuft auftretenden Rutilismus – der von kräftigen Orange- bis hin zu tiefen Mahagoni- tönen reichenden roten Farbe des Schopfes. Millionen von Jahren herrschten die Dinosaurier über unseren Planeten. Der Anfang ihres Endes war höchstwahr- Eine Anpassung an die Umgebung, die auch scheinlich ein gewaltiger Asteroiden-Einschlag in der Nähe der Halbinsel Yucatán im Golf von Mexiko (Chicxulub- bei anderen Säugetieren zu finden ist: von Krater) Eichhörnchen über Füchse bis hin zu Katzen und Hunden.

Stetige Transformationen sind auch die ein- den Wind fangen, dominieren sie die Handels- hundert die vom Wind abhängigen Segler zige Konstante in der jüngeren Geschichte routen auf beiden Meeren. In Geschwadern ab. Die Eisenbahn verkürzt drastisch die Rei- der Menschheit: Reiche entstehen und ver- zusammengefasst und mit Bogenschützen sezeit auf dem Festland. Das Telefon macht gehen. Die Königtümer Mesopotamiens, die und später Kanonen bewaffnet, verfügt der es möglich, dass Menschen an verschiede- Pharaonen-Dynastien des alten Ägyptens, Bund über eine mächtige maritime Streit- nen Orten direkt miteinander sprechen kön- das Römische Imperium, das Weltreich der macht, der 1427 und 1428 selbst die däni- nen. Die Elektrizität, 1733 vom französi- Habsburger – ihre Macht erstrahlt und ver- schen und schwedischen Flotten unterliegen. schen Naturforscher Charles du Fay ent- glüht schließlich wieder. »Es ist nichts be- deckt und schließlich von den US-Erfindern ständiger als die Unbeständigkeit«, bringt All dies endet, als Christoph Kolumbus 1492 Thomas Alva Edison und George Westing- der deutsche Philosoph der Aufklärung, Im- Amerika entdeckt und keine 100 Jahre später house gezähmt, verschafft den Menschen manuel Kant, den Zyklus fortwährenden die englische Krone ihre ersten Kolonien an mit Waschmaschinen, Kühlschrank, Staub- Wandels auf den Punkt. der Ostküste des neuen Kontinents gründet. sauger und Elektroherd nie dagewesenen Den nun beginnenden Nordatlantikhandel do- Komfort. Die Hanse: Kaufleute sind mächtiger minieren die neuen Nationalstaaten England, als Könige die Niederlande und Frankreich. Ihre schnellen Wobei all dies letztendlich erst eine Entwick- und starken Karavellen und Galeonen, zuvor lung zweier kaum bekannter Ingenieure Werden und vergehen – das erlebt auch die von spanischen und portugiesischen Seefah- möglich macht: Der Franzose Lucien Gau- Hanse, jener Zusammenschluss der deut- rern entwickelt, sind den nun in die Jahre ge- lard und sein britischer Kollege John Dixon schen Kaufleute, der vom 11. bis zum 16. kommenen Koggen weit überlegen. Bei den Gibbs entwerfen 1881 den ersten Transfor- Jahrhundert den Handel in Nordeuropa domi- neuen großen Handelsgeschäften bleiben die mator – ein Gerät, mit dem sich die elektri- niert und mächtiger als die Königreiche ihrer deutschen Kaufleute außen vor. sche Spannung verändern lässt. Mit Hoch- Zeit ist. Über Nord- und Ostsee werden Felle, spannung kann nun elektrischer Strom ohne Getreide, Holz, Pelze, Tuche, Wachs und Wei- Dampfschiff, Eisenbahn, Telefon – nennenswerte Verluste über hunderte von ne gehandelt. Das Netz der Kontore und Nie- Motoren stetigen Wandels Kilometern lange Leitungsnetze transpor- derlassungen reicht von Nowgorod in Russ- tiert und anschließend in Städten und Dör- land bis nach Bergen in Norwegen, nach Brüg- Überhaupt werden neue Erfindungen immer fern in die für den Menschen ungefährliche ge in Belgien und London in England. Mit ihren mehr zu den Motoren stetigen Wandels. Niedrigspannung umgewandelt werden, mit großen Koggen, deren prachtvolle Rahsegel Schnelle Dampfschiffe lösen im 19. Jahr- der sich elektrische Geräte betreiben lassen.

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Bei der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 präsentiert der Transformator sein Po- tenzial: Westinghouse illuminiert mit seiner Electric Corporation das Ausstellungsgelän- de mit tausenden Glühbirnen. Riesige Schein- werfer strahlen über das gesamte Areal. Pro- © commons. wikimedia.org duziert wird die Elektrizität in einem neu er- richteten Turbinenkraftwerk an den Niagara- Fällen. Transformatoren von Gaulard und Gibbs sorgen dafür, dass der elektrische Strom die mehr als 700 Kilometer lange Dis- tanz verlustfrei überwinden kann.

Digitalisierung als gewaltige Transformationskraft

Seit den 1990er-Jahren ist es das Internet, das das Leben der Menschen nachhaltig transformiert. Daten können quasi in Echt- zeit rund um den Globus gesandt, Einkäufe per Mausklick getätigt werden. Dem Handel erschließen sich damit neue Absatzwege, Eroberung Kopenhagens durch die Hanse, 1368 (Saxon State and University Library, Dresden) die stationären Geschäfte müssen sich neu positionieren. »Handel ist Wandel«, das alte Sprichwort gilt auch in der heutigen Zeit. Sicher ist, dass dieser Wandel das Leben der Reinigungskräfte obsolet machen. Bestimm- Eine noch größere Transformation hat gerade Menschen massiv verändern wird – denn te Berufe wie Ärzte und Rechtsanwälte mö- erst begonnen: das Zeitalter der Digitalisie- viele Tätigkeiten, die heute Arbeitsplätze si- gen das überstehen, sagt Lee. Allen Routine- rung und der mit ihr einhergehende Entwick- chern, werden morgen von Robotern erledigt jobs jedoch werde die »Künstliche Intelligenz lung der Künstlichen Intelligenz, der KI. Inge- werden. »Künstliche Intelligenz könnte die weit überlegen sein«. nieure und Software-Programmierer sind da- Hälfte unserer Jobs übernehmen«, warnt bei, Maschinen mit so leistungsfähigen Rech- Kai-Fu Lee, Gründer und Vorstandschef des Fachkräfte trotzen Robotern nern zu schaffen, dass diese selbst die Ferti- chinesischen Venture-Capital-Investors Sino- gung von Waren komplett allein steuern, vation Ventures und Gründungspräsident Doch möglicherweise werden sich die Robo- Rohmaterial von Zulieferern auf die Sekunde von Google China. Selbstfahrende Automobi- ter als gar nicht so gut erweisen, wie ihre genau anfordern und das Endprodukt auto- le und Lastwagen würden Taxi-, Bus- und Entwickler hoffen. Den Bremer Diplom-Inge- matisch zum Händler spedieren können. Truckfahrer überflüssig, Staubsaugerroboter nieur und Co-Autor des im Springer-Vieweg- Verlags erschienenen Fachbuchs »Die hu- manoide Herausforderung«, Ernst Wilhelm Udo Küppers, erinnert die aktuelle Diskussi- on an die 1970er-Jahre. Als damals die ers- ten computergesteuerten Werkzeugmaschi- nen eingesetzt wurden, entließen etliche Un- ternehmen ihre Facharbeiter, weil sie der Meinung waren, Automaten müssten nicht von teuren Spezialisten bedient werden. Ein © commons. wikimedia.org kostspieliger Irrtum. Küppers: »Die Anhäu- fung von Maschinenfehlern und Program- mierfehlern – Produktionsausfälle mit star- ken Folgekostenanstiegen – führte nach ei- niger Zeit wieder zur Einstellung bewährter Fachkräfte mit langjährigen Erfahrungen.«

Ein Beitrag von Richard Haimann, George Westinghouse (1846–1914) Thomas Alva Edison (1847–1931) freier Journalist

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430 PS starken Mercedes-Rennwagen vom Revolutionäres Quartett Typ W 154, die in jenem Jahr mit ihren schim- mernden Aluminium-Karossen als »Silberpfei- le« den Motorsport dominieren. Mit Visionen und Wagemut haben der Deutsche Herbert Eklöh und die US-Amerikaner Vincent Astor, Clarence Saunders und Einzukaufen, Lebensmittel und die übrigen Charles M. Stack im vergangenen Jahrhundert den Einzelhandel Dinge des täglichen Bedarfs zu besorgen, von Seife bis hin zu Putzmitteln, das ist in dieser radikal verändert. Sie sind die Motoren der Transformation von Zeit für die Menschen mehr Last als Belusti- kleinen Ladengeschäften hin zu modernen Supermärkten mit gung. Es bedeutet für die Kunden vor allem Selbstbedienungskassen und Internetshops Warten. Sie müssen vor dem Tresen in der Schlange stehen, bis sie endlich an der Reihe sind. Haben sie irgend etwas nicht auf ihrem Einkaufszettel notiert, müssen sie noch ein- mal wiederkommen. Denn die Geschäfte prä- 250 Quadratmeter Verkaufsfläche, zehn Ab- Die Kunden müssen sich nicht länger in einer sentieren nicht ihr gesamtes Sortiment; die teilungen, Ein- und Ausgang sind getrennt: Schlange vor dem Tresen einreihen, um nach- meisten Waren sind in hinteren Räumen oder 1938, die Weltwirtschaftskrise ist endlich einander ihre Einkaufswünsche den Verkäufe- unter dem Tresen verborgen. Wer nicht genau überwunden, wagt Herbert Eklöh, Einzelhänd- rinnen mitzuteilen. Sie können einfach durch weiß, was er will, wird nicht darauf aufmerk- ler in fünfter Generation, in Osnabrück ein Ex- die Gassen zwischen den Regalreihen gehen sam gemacht, was er vielleicht noch gebrau- periment, das eine Dekade später das Ein- und all jene Waren in ihre Einkaufskörbe le- chen könnte. kaufsverhalten der Deutschen nachhaltig ver- gen, die sie erstehen wollen. Direkt vor dem ändern wird. Am Jürgensort 6, Mitten im Zen- Ausgang warten zwei Kassiererinnen an Ti- Eklöh will das ändern. Einkaufen soll schnell trum der Stadt am Teutoburger Wald, eröffnet schen, die die Preise der erworbenen Waren und effizient werden. Indem er die Produkte der Unternehmer den ersten Lebensmittel- flink addieren. Geld wechselt die Hände. Ein- breit gefächert in den Regalen zur Schau Selbstbedienungsladen Europas – den Vor- kaufen, so scheint es für Menschen in Osna- stellt, sehen Kunden, was es alles gibt. Was läufer des modernen Supermarkts. brück, ist fast so schnell geworden wie die auf dem Einkaufszettel fehlt, wird ihnen so in Erinnerung gebracht – und mancher von ih- nen auch zu Spontankäufen verführt. Um sei- ne Vision zu realisieren, muss der Pionier Neuland betreten: Die Regale und die großen Einkaufskörbe lässt der Unternehmer extra anfertigen. Weil es vorverpackte Waren zu diesem Zeitpunkt in Europa noch nicht gibt,

© commons.wikipedia.org müssen Erzeuger überredet werden, ihre Pro- dukte in Behältnisse in konsumentenfreundli- cher Größe abzufüllen. Und den Kunden muss die neue Einkaufsidee über Werbung nahegebracht werden.

Herbert Eklöh Vincent Astor Clarence Saunders Charles M. Stack Rabatt-Kultur stammt aus den USA

Es ist nicht das erste unternehmerische Wag- nis Eklöhs. 1928, 23 Jahre jung, öffnet der ei- ner Kaufmannsfamilie entstammende gebür- tige Bochumer in Gummersbach sein erstes Lebensmittelgeschäft mit väterlicher Unter- stützung. Seine damalige Idee: Durch Groß- einkäufe erzielte Rabatte direkt an die Kunden

© Fæ – commons.wikipedia.org weitergeben. Sein Werbeslogan: »Eklöh ver- sorgt Gummersbach zu Großstadtpreisen!« Das Konzept geht auf. »Die Gummersbacher dankten mir durch fleißige Einkäufe«, schil- dert Eklöh im Juni 1964 der Zeit-Reporterin Ingeborg Haase in einem Rückblick seine frü- hen Jahre als innovativer Kaufmann. Der »Astor Market« am New Yorker Broadway

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Was Eklöh vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland implementiert, sind Konzepte aus den USA. Bereits 1915, vor 104 Jahren, ei- nem ganzen Centennium, öffnet dort Vincent Astor mit seinem »Astor Market« am New Yorker Broadway den ersten Lebensmittel- Discounter der Geschichte. Er ist Spross der Astor-Familie, deren Gründer, der deutsche © imageBROKER / Alamy Stock Foto Foto © imageBROKER / Alamy Stock Auswanderer Johann Jakob Astor, im frühen 19. Jahrhundert mit dem Pelzhandel ein Ver- mögen gemacht hat. 1.900 Quadratmeter misst die Verkaufsfläche, auf der sein Ururen- kel jetzt in Manhattan Fleisch, Mehl, Nudeln sowie Obst und Gemüse viel günstiger als die etablierten Lebensmittelhändler offeriert. Weil er Waren in großen Mengen abnimmt, kann er bei seinen Lieferanten hohe Rabatte raus- schlagen, die er an die Kunden weitergibt.

Ein Jahr später, am 11. September 1916, öff- net der Entrepreneur Clarence Saunders an der Jefferson Street in Memphis im US-Bun- desstaat Tennessee den ersten Selbstbedie- nungssupermarkt der Welt. Auf 105 Quadrat- metern können die Kunden im »Piggly Wig- gly« Waren direkt aus acht Regalen in ihre Ein- Die ersten Lebensmittel-Selbstbedienungsläden wirken aus heutiger Sicht noch etwas unaufgeräumt kaufskörbe legen, schnell an der Kasse zah- len und ihren weiteren Tagesgeschäften nachgehen. Den Namen »Piggly Wiggly« – zu deutsch »wackelndes Schweinchen« – wählt den Vereinigten Staaten nach dem gleichen beim Erstellen ihres Einkaufszettels sollten Saunders wegen dessen phonetisch ange- Prinzip: Im vorderen Bereich des Ladens steht die Kunden nichts vergessen: Was nicht auf nehmen Reims – und um Aufmerksamkeit zu ein großer Tresen. Davor stellen sich die Kun- dem Papier notiert ist, gibt es auch nicht. erregen. »Menschen fragen sich, was so ein den an. Sind sie an der Reihe, reichen sie ihren ungewöhnlicher Name bedeuten mag – und Einkaufszettel einem Angestellten. Der geht Im »Piggly Wiggly« ist das anders: Die Kun- behalten ihn deshalb in Erinnerung«, erklärt er dann in den hinteren Teil des Geschäfts und den können nicht nur in Ruhe in den Regalen einem Reporter. holt aus Regalen die gewünschten Waren. stöbern und aus gleichen Produkten mehre- Schüttgut – von Mehl über Salz bis hin zu Zu- rer Anbieter die für sie passende Ware aus- Die Aufmerksamkeit der Zeitungen ist Saun- cker – wird in der gewünschten Größe in Pa- wählen. Saunders bietet ihnen auch Anreize ders sicher. Denn was er in der Stadt am Mis- piertüten abgefüllt. Ist die Liste abgearbeitet, für zusätzliche Einkäufe. Er platziert an den sissippi aufzieht, ist nicht weniger als eine Re- erhalten die Kunden ihre Güter und bezahlen. Endpunkten der Regalreihen Aktionswaren, volution. Bisher operieren alle Einzelhändler in Spontankäufe sind ausgeschlossen. Und weist mit großen Werbeschildern auf die Son- derangebote hin. Das Konzept kommt an. 1921, nur fünf Jahre nach Öffnung des ersten Geschäfts, gibt es bereits 1.267 Piggly-Wig- gly-Stores in den USA. Im April des folgenden Jahres bringt Saunders das Unternehmen an die Börse. Investoren zahlen 2,15 Millionen US-Dollar für 50.000 der 200.000 Aktien. Ein gutes Investment: 1932, elf Jahre später, er- wirtschaftet die Gesellschaft mit ihren inzwi- schen 2.660 Filialen einen Jahresumsatz von

© SalomonCeb – commons.wikipedia.org 180 Millionen US-Dollar.

Saunders hat zu diesem Zeitpunkt längst nichts mehr mit den »wackelnden Schwein- chen« zu tun. Er wird bereits 1923 von der In- Das » Piggly Wiggly« vestmentbank Merrill Lynch und mit ihr ko-

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operierenden Börsenspekulanten in einem ist Saunders mit seinen Ideen selbst der heu- abbucht, haben es die Kunden damit nicht so hässlichen Manöver aus der Gesellschaft ge- tigen Zeit voraus. In seinem in jenem Jahr er- bequem wie einst im Keedoozle: Heute müs- drängt. Für den Macher ist das ein Tiefschlag öffneten Keedoozle-Supermarkt erreicht das sen sie den Einkauf selbst in Tragetaschen – aber kein Knock-out. Er steht wieder auf, Einkaufserlebnis eine vollkommen neue Kom- stopfen. Bei Saunders bekamen sie diese, ad- den Kopf voll mit neuen Geschäftsideen, die fortstufe: Alle Waren werden in kleinen Fä- rett gepackt, überreicht. er nacheinander in Angriff nimmt. chern in großen mit Glas verkleideten Rega- len präsentiert. Neben jedem Fach befindet 1948 – vollautomatisierter Supermarkt Erstes Sportsponsoring der Geschichte sich ein kleiner Schlitz. Jeder Kunde be- namens »Foodelectric« kommt einen Schlüssel mit einer kleinen Pa- Als Erstes gründet er eine neue Supermarkt- pierkarte. Will er eine Ware kaufen, steckt er Wie bei den »Sole Owner Stores« ist auch dies- Kette, direkt in Memphis, um seinem ersten Schlüssel und Karte in den Schlitz, so häufig, mal der Name Programm: Keedoozle ist eine »Baby« Konkurrenz zu machen: Sole Owner wie die Stückzahl, die erwerben will. Auf der Verballhornung von »Key does it all« – Der Stores – zu deutsch: alleiniger Geschäftseigen­ Rückseite fallen die Flaschen, Dosen oder Schlüssel erledigt alles. Eine zweite Keedooz- tümer. Der Name soll ein klarer Hinweis an die Päckchen auf ein Fließband, während gleich- le-Filiale kann Saunders noch eröffnen. Dann Kunden sein, dass nicht externe Investoren mit zeitig ein von elektrischen Stromkreisen ge- stoppt der Zweite Weltkrieg vorerst seine Ex- kurzfristigen Profitinteressen, sondern aus­ steuerter Stempel die Karte mit speziellen Lö- pansionspläne. Die wenigen Hersteller elektro- schließlich Saunders selbst über die Geschi- chern perforiert und so vermerkt, welche Pro- mechanischer Lochkarten-Technik werden für cke des Unternehmens bestimmt – und zwar dukte in welcher Menge und zu welchem die Kriegswirtschaft verpflichtet. mit dem klaren Ziel, dauerhaft zufriedene Kun- Preis gewählt wurden. Am Ausgang des Ge- den zu binden. Das eigentlich Neue ist das schäfts sortieren Angestellte anhand der Perfekt ist das System noch nicht. Immer Werbekonzept: Saunders kauft ein hochkaräti- Lochkarte die Einkäufe zusammen und schie- wieder gibt es Fehlschaltungen. Bei hohem ges Football-Team zusammen, das vom Star- ben anschließend die Karte durch eine Ma- Andrang kommt das Fließband mit dem trainer Early Maxwell gecoacht wird und den schine, die anhand der ertasteten Löcher die Transport der Waren nicht hinterher. Kunden Namen der neuen Supermarktkette trägt. Es Rechnung erstellt. müssen dann lange an der Kasse warten, bis ist das erste Sportsponsoring der Geschichte sie ihre Einkäufe erhalten. Doch Saunders tüf- – und wird zu einem durchschlagenden Erfolg. Vor der Erfindung des Computers, allein mit felt in Zusammenarbeit mit Ingenieuren wei- Die »Sole Owner Tigers« besiegen gleich in ih- der elektromechanischen Lochkarten-Tech- ter. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948, eröff- rem ersten Jahr die Top-Mannschaften der na- nik, hat Saunders damit »Shopping in com- net er eine dritte Keedoozle-Filiale mit neuer, tionalen Liga. Die Green Bay Packers aus fort« – Einkaufen mit Komfort – auf ein bis besserer Technik – und hegt noch größere Green Bay in Wisconsin, der klare Champion, heute nicht wieder erreichtes Niveau geho- Pläne: Er will den vollautomatisierten Super- unterliegen 6:20 gegen die Tigers. Wenn Saun- ben. Auch wenn die moderne Digitaltechnik markt schaffen, in dem Kunden sogar zu ih- ders´ Team im Stadium von Memphis aufläuft, mit Near Field Communication (NFC) und ul­ rem eigenen Kassierer werden. Der Name: füllen tausende Fans die Ränge und bescheren trasensiblen RFID-Chips es möglich macht, Foodelectric. dem Selfmademan noch mehr Geld. dass ein Minirechner in einem Einkaufswagen selbst registriert, welche Waren zu welchem Die Idee: Kunden erhalten einen Einkaufswa- 1937, ein Jahr bevor Eklöh in Osnabrück den Preis in ihn hineingelegt werden und den Ge- gen mit einem elektrischen Lochstreifen- ersten Supermarkt in Deutschland eröffnet, samtbetrag automatisch vom Kundenkonto Computer der damals neuesten Generation, dem »Shopping Brain«. Dahinein tippen sie Warenmenge und Preis. Der Rechner addiert fortwährend die Beträge. Am Ausgang wird bezahlt. Realisieren kann Saunders dieses Konzept nicht mehr. Im Alter von 72 Jahren stirbt er überraschend am 14. Oktober 1953.

Zu diesem Zeitpunkt ist Eklöh einer der ganz großen Akteure im deutschen Einzelhandel. In der Trümmerlandschaft der deutschen Städ- te baut er nach dem Zweiten Weltkrieg eine © Doug Coldwell – commons.wikipedia.org ganze Kette von Lebensmittelgeschäften und Supermärkten auf. Die 24 größten von ihnen veräußert er 1958 an ein Konsortium der Wa- renhauskonzerne Hertie, Horten, Karstadt und Kaufhof. Die zehn verbliebenen Supermärkte und 33 kleineren Geschäfte bündelt er in der neuen Eklöh GmbH. 1962 übernimmt er 95 Prozent der Anteile an der Süßwarenkette Das »Keedoozle« revolutioniert den Einkauf mithilfe von elektromechanischer Lochkarten-Technik Hussel, in deren Aufsichtsrat er bereits zuvor

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auf den Straßen mobil gemacht haben, sieht sen wieder abgeschafft. Zuvor hatte sich ge- der Unternehmer die Zeit gekommen, sie in die zeigt, dass in Geschäften, in denen dieser Ser- Lüfte zu bringen. Das entsprechende Gerät vice angeboten wurde, die Ladendiebstahlrate scheinen Ingenieure in den Vereinigten Staa- fünfmal so hoch war wie in anderen Filialen. ten entwickelt zu haben: den Tragschrauber,

© commons.wikipedia.org ein simpler Helikopter, der günstig zu produzie- Die jüngste, nachhaltigste Revolution im Ein- ren ist und zwei Personen mit Gepäck durch zelhandel startet 1992 ein Mann, dessen die Luft bewegen kann. »Das Ding ist eine tolle Name heute nur noch wenige kennen: Charles Sache«, sagt Eklöh 1964 im Zeit-Interview. »Es M. Stack. Der Unternehmer aus Cleveland, könnte der Hubschrauber des kleinen Mannes Ohio, eröffnet in jenem Jahr »Book Stacks Un- werden, denn er ist leicht zu fliegen und fast limited«. Mit der Webadresse Books.com ist absturzsicher.« Er sichert sich die Vertriebs- es der erste Internetshop der Geschichte – rechte für Europa, steckt fast eine Million D- geschaffen nur zwei Jahre, nachdem der ers- Mark in den Aufbau der Flyomobil Generalver- te Webbrowser programmiert war, und damit Vorläufer von : Charles M. Stacks »Book Stacks triebsgesellschaft. Doch die Idee scheitert, weil Privatpersonen der Zugriff auf das neue welt- Unlimited« von 1992 die Luftfahrtbehörden diesseits und jenseits weite Datennetz möglich ist. »Ich finde in kei- des Atlantiks Chaos am Himmel fürchten und ner Buchhandlung alle Bücher, die mich inter- den Verkauf an Privatpersonen untersagen. essieren«, schildert Stack, der sich selbst als Erst im Oktober 2003, 39 Jahre später, erhält »Leseratte« bezeichnet, wie ihm die Idee ge- den stellvertretenden Vorsitz führte. 1964 set- erstmals ein Tragschrauber in Deutschland kommen war. Was der Unternehmer aus Ohio zen die mehr als 200 Hussel-Filialen bereits eine Zulassung. beginnt, kopiert drei Jahre später Jeff Bezos 40 Millionen D-Mark um – in heutiger Kauf- im großen Stil mit Amazon.com. kraft rund 85 Millionen Euro. Fünf Jahre spä- Auch Saunders´ Idee des vollautomatisierten ter übernimmt Eklöh mit der inzwischen for- Supermarkts mit Selbstbedienungskasse In den folgenden Jahren wächst der Internet- mierten Hussel-Holding die sechs Hambur- wird erst Jahrzehnte später Realität. 1965 handel rapide mit zunächst sogar vierstelli- ger Parfümerien der Seifenfabrik J.S. Douglas startet der Schweizer Einzelhandelskonzern gen Zuwachsraten. Ende der 1990er-Jahren Söhne – und legt den Grundstein für das Im- Migros in seiner Filiale in Zürich-Wollishofen sagen Analysten und Ökonomen dem statio- perium: In den 1980er-Jahren expandiert die einen Versuch, bricht diesen aber wieder ab, nären Handel das Ende voraus. An diesen Kette in Westeuropa und eröffnet sogar Filia- weil zu viele Kunden Probleme haben, die Prognosen gemessen, fällt die bisherige Bi- len in den USA. Kasse korrekt zu bedienen. Erst um die Jahr- lanz der Online-Anbieter jedoch eher beschei- tausendwende entwickelt die NCR Corporati- den aus. 27 Jahre, nachdem Stack den ersten Dorthin schaut Eklöh immer wieder auf der Su- on in Atlanta Selbstbedienungskassen mit Internetstore der Geschichte eröffnet hat, be- che nach neuen Ideen. Eine davon: der Volks- Barcodescannern und automatischer Wech- trägt der Anteil des E-Commerce am Einzel- hubschrauber. Nachdem Goggomobil, Isetta selgeldrückgabe, die es Kunden leicht ma- handel in den meisten Volkswirtschaften und Käfer die Deutschen in den 1950er-Jahren chen, die Preise korrekt zu erfassen und zu nicht einmal zwölf Prozent. Im Geburtsland bezahlen. USA waren es 2018 rund elf Prozent, und in Deutschland werden es in diesem Jahr nach Selbstbedienungskassen fördern der jüngsten Prognose des HDE Handelsver- Unehrlichkeit bands Deutschland 10,9 Prozent sein. Requi- emklänge auf den stationären Handel hält In den USA und Großbritannien sowie in Chi- Fredy Hasenmaile, Leiter Immobilienökono- na sind inzwischen rund 300.000 dieser Self- mie der Credit Suisse, deshalb für vollkom- Check-out-Systeme im Einsatz. In Deutsch- men verfehlt: »Einkaufszentren und Ladenge-

© SolStock – istockphoto.com © SolStock land haben Edeka, Famila, Ikea, Real, Rewe schäfte an guten Lagen werden weiterhin und Kaufland erste Selbstbedienungskassen eine Zukunft haben.« eingeführt. hat im März angekündigt, in diesem Jahr folgen zu wollen.

Das Problem dabei: Die mangelnde Ehrlichkeit Ein Beitrag von mancher Kunden. Geschäfte in den USA mit Richard Haimann, Self-Check-out registrieren immer wieder, dass freier Journalist einige Konsumenten nicht alle Waren vom Barcode-Leser scannen lassen – oder sogar die Etiketten von billigen Produkten abneh- men und auf teure Waren kleben, um zu betrü- gen. Die US-Einzelhandelsketten Albertson‘s Ein längst alltägliches Bild: Kundin beim Self-Check-out und haben 2011 Selbstbedienungskas-

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wahl in Ihrer passenden Größe online ordern »Wer innerlich stark motiviert und in der Regel Lieferzeiten in Kauf neh- men. Wenn sie online herausfinden könnten, dass die besagte Hose jedoch auch im ist, erträgt nicht nur lange nächstgelegenen Shopping Center vorrätig ist und per Mausklick reserviert werden Arbeitstage, er hat auch kann, bin ich überzeugt, dass viele Kunden diesen Weg wählen würden – und hierbei auch Synergieeffekte in Form von zusätzli- Spaß daran« chen Spontankäufen vor Ort entstünden.

Was haben neue IT-Technologien und die Fridays for Future gemein? Was muss der stationäre Handel Ihrer Ansicht Die Antwort ist zukunftsweisend: Sie verändern die Gesellschaft nach tun, um weiterhin attraktiv zu bleiben? und das Konsumverhalten der Verbraucher. Davon kann der Handel Der stationäre Handel muss insgesamt dy- namischer werden und die Digitalisierung profitieren, wenn er die daraus entstehenden Chancen nutzt, sagt auch auf die Fläche holen, um erfolgreich zu Christine Hager, Vorsitzende des Vorstands des German Council of bleiben und wachsen zu können. Service Shopping Centers. Das gelinge aber nur, wenn »der stationäre Handel spielt hierbei eine wichtige Rolle. Wenn in Umkleidekabinen beispielsweise interaktive insgesamt dynamischer wird« … Etikettenscanner verfügbar sind, können Kunden Waren in der richtigen Größe oder im gewünschten Farbton direkt zu sich nach Hause bestellen. Sofern auch eine Kamera Frau Hager, 1999 – vor 20 Jahren – prognos- Beim Online-Einkauf gibt es dieses Problem vorhanden ist, können sie bei der Anprobe tizierten Unternehmensberater, dass es heu- nicht. Der E-Commerce-Anbieter listet auf sei- ihre Community mitentscheiden lassen, in te mit Ausnahme von Lebensmittlern kaum ner Webseite nicht nur die verfügbaren Waren welcher Farbe ihnen das Produkt am besten noch Ladengeschäfte geben würde, weil alle auf, er macht auch Alternativ-Vorschläge, wenn steht. Noch wird dieser Service allerdings Konsumenten nur noch bei E-Commerce-An- ein gewünschtes Produkt nicht vorhanden ist. sehr selektiv angeboten und ist eher die Aus- bietern einkaufen würden … Der Online-Händler kennt seine Kunden ge- nahme denn die Norm. Ein klassisches Beispiel für eine Fehlprogno- nau, weil wir alle beim Surfen relevante Daten se. Tatsächlich beträgt der Online-Anteil am hinterlassen, die in der Regel ausgewertet Stichwort »wachsen«: Bei den Fridays for Fu- Gesamthandel in Deutschland laut HDE ak- werden. Der stationäre Handel ist bei diesem ture geht die junge Generation für Klima- und tuell knapp elf Prozent, in den USA sind es zielgerichteten Marketing Naturschutz auf die Stra- rund zwölf Prozent. Die Zahlen bestätigen, klar im Nachteil, weil die ßen, andererseits sind Fast- dass der stationäre Handel den Kunden eine meisten Kunden nur un- ›Gerade in ländlichen Fashion-Produkte stark ge- Reihe von Vorteilen gegenüber dem E-Com- gern ihre Adresse statio- Regionen kann der fragt. Ein Widerspruch? merce bietet. So kann er auf den Flächen när hinterlassen, ge­ Nein. Ich sehe hier den Be- Waren nicht nur übersichtlich präsentieren, schwei­ge denn Informa- stationäre Handel mit ginn einer Zweiteilung des und Konsumenten können Produkte direkt tionen über ihre Vorlie- Service überzeugen.‹ Marktes. Ein Teil der jun- anfassen, sondern sie können diese auch ben, Hobbys oder die gen Konsumenten wird ausprobieren oder zur Probe tragen und un- von ihnen präferierten aus Faszination der Fast mittelbar mit nach Hause nehmen. Marken. Aber: Stationäre Händler können auf Fashion treu bleiben. Ein noch kleiner, aber den gleichen Wissensstand wie die Online- vermutlich wachsender Teil von ihnen wird Vorausgesetzt, die gewünschten Produkte Händler kommen, indem sie selbst ihre Wa- sich hingegen der Slow Fashion zuwenden. sind auch vorhanden … ren mit Multi- oder gar Omnichannel-Model- Das ist richtig. Kunden sind enttäuscht, wenn len sowohl auf der Fläche als auch im Netz Natur- und Umweltschutz sind doch aber sie eine zuvor online ausgesuchte Ware nicht präsentieren. Bestellt der Kunde dann über schon lange ein Thema, ohne dass sich das auf der Fläche finden. Besonders frustrierend die Website oder ordert den Newsletter, hin- Konsumverhalten der meisten Menschen wird es, wenn ihnen das Personal dies nur terlässt er dort automatisch die relevanten In- grundlegend verändert hat … kurz und knapp mitteilt oder bestenfalls er- formationen. Nun, welches Potenzial an Dynamik dieser klärt, dass das Produkt lediglich in einer ande- Trend birgt, zeigen sowohl der aktuelle Hype ren Filiale in einer anderen Stadt verfügbar ist. Besteht nicht die Gefahr, dass die meisten um die 16-jährige schwedische Klimaschutz- Kunden dann bequem online bestellen und aktivistin Greta Thunberg als auch das Ergeb- Wie wäre die richtige Reaktion? Spontankäufe im Geschäft unterbleiben? nis der Europawahl, bei der die Grünen deut- Dem Kunden sagen: Kein Problem, wir sen- Keineswegs. Ein Beispiel: Sie benötigen eine lich zugelegt haben. Handel und Hersteller den es gern zu Ihnen nach Hause, wo Sie es neue schwarze Hose. Wenn Sie wenig Zeit sollten diese Entwicklung nicht ignorieren. in Ruhe an- oder ausprobieren können. haben, werden Sie Ihre recherchierte Aus- Denn die Akteure sind zumeist junge, sensib-

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Menschen weniger wegwerfen wollen und bereit sind, gebrauchte Waren zu erwerben.

Der Outdoor-Händler Globetrotter stattet seine Filialen gerade mit kleinen Reparaturwerkstät- ten aus, die unter dem Aspekt der Nachhaltig- © ihr-fotograf-in-hamburg.de keit Defekte an Jacken, Hosen oder Rucksä- cken binnen einer bis zwei Stunden beheben. Ist dies auch ein nachahmenswertes Modell – oder behindert so ein Service nur den Verkauf neuer Waren? Eine hohe Service-Qualität ist immer gut für das Marketing. Und da der Kunde auf die Re- paratur warten kann, stöbert er durch die Flächen und tätigt mit hoher Wahrschein- lichkeit noch einige Spontankäufe.

Dem stationären Handel auf dem flachen Land, der durch seine geringe Sortimentstiefe den Wettbewerb der E-Commerce-Anbieter beson- ders stark spürt, dürften solche Aktivitäten je- doch kaum helfen … Irrtum. Gerade in ländlichen Regionen kann der stationäre Handel mit Service überzeu- gen. Ein Textilfachgeschäft mit individueller Beratung und eigener Änderungsschneiderei bindet dort Kunden, weil der Online-Händler diese Nähe – und die damit verbundene Identifikation – nicht bieten kann. Zudem hat der Handel auf dem Land einen weiteren Trumpf: Wir erleben gerade als Gegenbewe- gung zur Globalisierung eine Rückbesinnung auf regional erzeugte Produkte. Auch hier Christine Hager spielt das Thema Nachhaltigkeit eine große Rolle, weil bei diesen Waren lange Transport- wege entfallen. Eine wachsende Zahl von Konsumenten aus der Großstadt fährt inzwi- le Menschen mit hohen ethischen Ansprü- Vorstellbar ist das durchaus, nicht nur bei schen ins Umland, um dort lokale Waren ein- chen – und zumeist hoher Kaufkraft. Sie wol- Markentextilien, sondern auch bei hochwer- zukaufen. Davon profitieren Landwirte, aber len ressourcenschonend konsumieren und tigen Elektronikartikeln wie Smartphones auch Einzelhändler. In Bayern sind es regio- sind bereit, für die Produkte, die vor ihrem und Digitalkameras, die auch gebraucht bei nal gefertigte Dirndl, in Norddeutschland harten Anforderungsprofil bestehen, höhere eBay hohe Preise erzielen. Ein solches Ange- Wollpullover aus regionalen Manufakturen. Preise zu zahlen. Ich erlebe dies gerade in der bot müsste jedoch gesponsert werden, etwa Online-Händler haben diese Waren in der Re- eigenen Familie. Meine Stieftochter kauft fast durch eine geringe Festmiete zuzüglich ei- gel nicht, weil die Produktionsmengen der nur noch Secondhand und plastikfrei. nem Umsatzmietanteil. Es hätte aber durch- Hersteller zu gering sind und diese durch re- aus positive Marketing-Effekte. Ideal wäre, gionale Vertriebsstrukturen die Exklusivität In den USA reagieren Hersteller bereits. Patago- die Geschäfte selbst würden eine kleine Se- ihrer Produkte untermalen wollen. nia und The North Face haben eigene Second- condhand- oder Tailormade-Abteilung integ- hand-Plattformen aufgezogen. Kunden können rieren. Dann könnten sie Kunden direkt an Egal, ob in der Großstadt oder auf dem flachen Kleidungsstücke, die nicht mehr passen oder sich und die von ihnen vertriebenen Produk- Land, der stationäre Handel ist durch die La- nicht mehr gefallen, zurückgeben und erhalten te binden. Für den stationären Handel wären denschlusszeiten im Wettbewerb immer be- dafür eine Gutschrift für den Kauf neuer Pro- solche Angebote jedenfalls eine Chance, zu- nachteiligt gegenüber den E-Commerce-Anbie- dukte. Die beiden Hersteller verkaufen die zu- sätzliche Kunden zu gewinnen – gerade aus tern. rückgegebenen Textilien wiederum an andere der wachsenden Gruppe der jungen Men- Das ist leider richtig. Hier müssen wir gegen- Kunden. Können Sie sich vorstellen, dass Shop- schen, die nachhaltig konsumieren wollen. steuern und dabei auch die Politik für eine ping Center in Deutschland eines Tages auch Der Erfolg von eBay und Plattformen wie Lockerung der Auflagen und Beschränkun- Secondhand-Stores integrieren? Kleiderkreisel zeigt ja, dass immer mehr gen gewinnen. Lieferdienste aus dem Food-

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bereich über die klassischen Ladenöffnungs- Solche Fälle sind ein Armutszeugnis für die müssten sich die Unternehmen bei den jun- zeiten hinaus sind genauso Ansätze wie bei- Geschäftsführung. Der Verkaufserfolg steht gen Leuten bewerben. Umso wichtiger ist es spielsweise stationär Pakete mit Online-Be- und fällt mit dem Personal auf der Fläche. für Unternehmen, bei der Auswahl der Bewer- stellungen zu versenden. Deshalb sollten Einzelhändler ihre Beschäf- ber nicht nur auf den Uni-Abschluss oder das tigten gut auswählen, entsprechend ausbil- Schulzeugnis zu achten, sondern darauf, wie Sie sprechen von der digitalen Mall und der Idee, den und fortwährend motivieren. Wenn alle viel Lust und Leidenschaft sie für den Beruf dass Center zu Logistik-Hubs werden sollen? drei Faktoren stimmen, erzeugt das eine po- mitbringen. Wer innerlich stark motiviert ist, Exakt. Wir wollen Kunden in die Lage verset- sitive Feedbackkette. Ein Beispiel dafür war erträgt nicht nur lange Arbeitstage, er hat zen, einerseits über die Plattform-Seiten der damals der Start von Karstadt Sports. Seiner- auch Spaß daran. Das schlägt sich in den Center einsehen zu können, welche Waren in zeit wurden für den Verkauf in diesen Häu- Verkaufszahlen nieder – und sollte natürlich welchen Größen und Farben in welchen Ge- sern gezielt nur Mitarbeiter eingestellt, die auch mit entsprechendem Lob und darauf schäften vorhanden sind. Die können sie selbst sportlich sehr aktiv waren, ob beim basierenden Incentives belohnt werden. sich dann online bis zu ihrem Besuch zu- Surfen, Tennis spielen oder Joggen. Ihre rücklegen lassen, um vor Ort in Ruhe auszu- überzeugende Kompetenz kam bei den Kun- wählen. Darüber hinaus werden Kunden den an und spiegelte sich in den Umsätzen Das Gespräch führte über die Center-Plattformen auch Waren be- wider. Das brachte den Beschäftigten Lob Richard Haimann, stellen und zu sich nach Hause liefern lassen von Kunden und vom Management und mo- freier Journalist können – und umgekehrt Retouren in den tivierte sie zu weiteren Leistungen und über- Centern abgeben können und dabei viel- durchschnittlichem Engagement. Identifika- leicht auch noch den einen oder anderen tion ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg. Spontankauf tätigen. Und unter das Stich- wort »Digitalisierung« fallen auch neue Mo- Lob ist nicht gerade eine deutsche Tugend. An- bilitätsservices wie Ladestationen für Elek­ dererseits stellt sich die Frage, wie motiviert trofahrzeuge und E-Bikes, aber auch Car- junge Menschen heute bei ihrem Eintritt in die Sharing-Angebote oder Mietwagen. Arbeitswelt sind? In der Tat, die sogenannte Work-Life-Balance Mit guten Service-Angeboten lassen sich Kon- ist etlichen Angehörigen der Generation Y sumenten anlocken. Ob sie zu Stammkunden wichtiger als klassische Incentives wie ein werden, hängt aber von den Mitarbeitern ab. Dienstwagen. Bei Recuiting-Veranstaltungen Und die wirken nicht immer hoch motiviert … an Universitäten scheint es manchmal, als

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dominiert von Bürokomplexen. Dazwischen Hammerbrooklyn: gibt es kleine Fleete und Kanäle nebst Grün- streifen mit Wildblumen, die demonstrieren, dass Hammerbrook auch anders kann. Und Hamburg als digitales Hammerbrooklyn erst recht: Die Ergänzung »lyn« im Namen zollt New Yorks Bezirk Brook- Tor zur Welt lyn Tribut, jenem Quartier, das sich im Big Apple in ein zukunftweisendes, spannendes In der Hansestadt soll einmal mehr Zukunft geschrieben Viertel verwandelt hat, in dem viele aufstre- bende Firmen neue Konzepte testen. werden. Mit dem Projekt Hammerbrooklyn will man einen Dreh- und Angelpunkt der Kollaboration, Information und Aus den USA kommt unter anderem auch Vernetzung schaffen. Unternehmer, Wissenschaftler und , der digitale Supermarkt des gro- ßen Online-Händlers, dessen Shops ohne Re- Bürger sollen sich dort treffen, Gedankenaustausch betreiben gistrier- und SB-Kassen auskommen. Von der- und an digitalen Zukunftsmodellen feilen. Auch der Handel art progressiven Modellen könnten und sollten soll vom innovativen Think-Tank profitieren sich deutsche Unternehmen durchaus eine Scheibe abschneiden, findet Lichtenthaler.

Einzelhandel 5.0

Ja, das gefällt den Hanseaten: Hamburg, ihre Millionen Euro pumpen die Geldgeber in Ham- Womöglich hinkt Deutschland den USA ja Perle an der Elbe, könnte demnächst die merbrooklyn, für den Pavillon und den Cam- nicht mehr lange hinterher. Denn Ähnliches wichtigste digitale Zukunftsstadt in Deutsch- pus drumherum. Denn die Macher sehen ho- schwebt den Machern auch fürs Hamburger land sein – vielleicht sogar in ganz Europa. hen Handlungs- und Nachholbedarf in Sa- Hammerbrooklyn vor. »Digitale Transformati- Mit dem Projekt Hammerbrooklyn.Digital- chen Transformation und Digitalisierung. on ist eine Herausforderung«, so Lichtentha- Campus soll diese Vision wahr werden. Kluge ler. »Etablierte Unternehmen stehen oft hilflos Köpfe arbeiten fleißig an der Umsetzung der Von Amerika lernen davor, während junge, aufstrebende Start-ups ehrgeizigen Pläne. »Die Zukunft verträglich die Hürde spielend nehmen. Der neutrale Ort für alle mitgestalten und Verantwortung über- Hammerbrooklyn entsteht mitten in der Ha- Hammerbrooklyn soll Dreh- und Angelpunkt nehmen, den Carbon-Footprint reduzieren, fen- und Hansestadt, an einem zentralen Punkt der Kollaboration, Information und Vernet- Mehrwerte aus digitalen Möglichkeiten gene- in Top-Citylage der hanseatischen Metropole zung sein. Unternehmer, Wissenschaftler und rieren – solche und ähnliche Themen be- und weithin sichtbar zwischen Hauptbahnhof die Stadtgesellschaft sollen sich dort treffen, schäftigen derzeit die Gesellschaft«, sagt Jo- und HafenCity – am Stadtdeich, wo täglich Brainstorming betreiben und in Werkstätten hannes Lichtenthaler, Partner und Mitglied tausende Passanten mit dem Zug nach Ham- sowie Ateliers an den digitalen Zukunftsmo- der Geschäftsleitung bei Art-Invest Real Esta- burg einfahren. Ein Leuchtturm-Projekt als dellen feilen.« te. Das Unternehmen bringt sich seit knapp Hamburgs neues digitales »Tor zur Welt«. drei Jahren in das Projekt ein, weil es enor- Vor allem die Retail-Landschaft bewegt aus mes Potenzial für einen solchen offenen, kre- Der Stadtteil Hammerbrook gilt als Ham- Sicht Lichtenthalers zurzeit zwei große The- ativen und unabhängigen Ort sieht. Rund 200 burgs zweitgrößtes Business-Center, optisch men: »Stationärer Handel konkurriert stark mit © jochen rolfes © jochen rolfes

Digitale Denkfabrik Hammerbrooklyn Johannes Lichtenthaler

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fenbeinturm sein, sondern setzt auf Mitwir- kung der gesamten Bevölkerung. Die Macher sind überzeugt: Digitalisierung geht alle an, erhält auf lange Sicht Wohlstand und Wirt- schaftskraft der Region. Unternehmen kön- nen sich als Corporate Citizens engagieren und an Vorträgen und Veranstaltungen teil- nehmen. »Sie sollen alle nach Hamburg kom- men und unsere Angebote und Räume nut- zen«, animiert Lichtenthaler.

Als Appetizer auf das eigentliche Projekt ist als temporäres Labor die grüne Hammer- brooklyn.Box bereits in Betrieb gegangen. Sie ist quasi die Beta-Version von Hammerbrook- lyn und dient als Eyecatcher mit der Bot- schaft »Hallo Hamburg, wir kommen«. Rund Hammerbrooklyn 30 Kreative gehen dort ein und aus, denken die Smart City voran. Events in der Box lassen jetzt schon ahnen, wofür Hammerbrooklyn einst stehen wird – frei nach dem Motto dem digitalen, und letzterer erfährt momentan handel 5.0« bereit stellen – »eine neue Ver- »Let’s start tomorrow today«. viel Zuspruch. ›Suchen und Finden‹ – im digi- bindungswelt zwischen Handel und Kun- talen Bereich – steht dem ›Fühlen, Schmecken den«, skizziert Lichtenthaler die »Gedanken- Für den Digital Pavillon als feststehende Grö- und Anfassen‹ an stationären Standorten ge- fabrik« Hammerbrooklyn. »Dies wird der ide- ße ist der Grundstein bereits gelegt: Am 17. genüber. Durch Einsatz von neuen Technologi- ale Standort, um die Chancen des digitalen Juni fanden die offiziellen Feierlichkeiten en im stationären Handel werden ganz neue Wandels interdisziplinär zu durchdenken statt. Voraussichtlich im Frühjahr 2020 soll Möglichkeiten entstehen, da dadurch auch in und in kollaborativen Projekten umzusetzen Deutschlands größtes privatwirtschaftliches diesem Bereich ›Suchen und Finden‹ möglich – in Workshops, Symposien, Kongressen, Zukunftsprojekt an den Start gehen – dann wird. Aufregende Zeiten stehen uns bevor, at- Podiumsdiskussionen, Townhall-Konferen- bauen die Verantwortlichen auch die proviso- traktive Innenstädte bleiben relevant.« zen und Ausstellungen. Die Veranstaltun- rische Box ab. »Es wird ein schönes und gen machen Impulse und Veränderungen spannendes Gebäude mit eleganter Fassade Derzeit schauen viele Betriebe noch recht rat- der digitalen Veränderungsprozesse für Un- und kraftvoller Ausstrahlung«, versichert der los auf die Anforderungen der Digitalisierung. ternehmen verständlich, sichtbar, erlebbar Hamburger Art-Invest-Chef. »Wir haben den Doch junge Unternehmen machen ihnen vor, und begreifbar.« vom New Yorker Architekten James Biber wie es geht, und nehmen locker die Hürden in entworfenen spektakulären US-Pavillon von die Zukunft. »Für all diesen digitalen Fort- Jederman kann mitmachen der Expo 2015 in Mailand abgebaut und in schritt ist Hammerbrooklyn genau der richti- seine Elemente zerlegt. Dieser wird nun in ge Ort«, so der Projektentwickler. »Bei uns Doch nicht nur Hochschulen, öffentliche Ein- Hamburg wieder aufgebaut und zu einem kommen sie alle zusammen. Alte lernen von richtungen, digitale Profis, Forscher und Un- vollwertigen Gebäude aufgewertet. Hammer- der digitalen Expertise der Jungen – und um- ternehmen dürfen sich einbringen. Jeder inte- brooklyn wird an einem zentralen Punkt Ham- gekehrt letztere von der Erfahrung.« ressierte Bürger, der an der Entwicklung der burgs weithin sichtbar sein.« Stadt Hamburg mitarbeiten möchte, kann Hammerbrooklyn wird im Erdgeschoss, zur sich als sogenannter Citizen bei Hammer- Die Initiatoren sind ehrgeizig: Hammerbrook- Straße hin gelegen, Flächen für den »Einzel- brooklyn anmelden. Das Projekt soll kein El- lyn soll zwar ein Hamburger Exklusivprojekt bleiben, jedoch auf ganz Europa ausstrahlen. Die Betreiber wünschen sich Besucher aus Hammerbrooklyn – Stadt der Zukunft nah und fern, die Input einbringen, experimen- tieren und lernen möchten. Hamburg wäre Ideengeber für das außergewöhnliche Projekt waren jekt geformt. Träger der gemeinnützigen Stiftung, die dann der Hotspot für digitale Technologien, Professor Dr. Henning Vöpel vom Hamburgischen den Pavillon betreiben wird, sind Art-Invest und die für digitale Denker und Debattierer. WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), Professor Dr. Björn Stadt Hamburg. Das Interior Design wird nach den Bloching, Global Head bei Roland Berger Digital so- Grundsätzen von Urban Mining, Re- und Upcycling wie der Kreativ-Unternehmer Mathias Müller-Using. umgesetzt. Die Material- und Designentscheidungen Art-Invest Real Estate ist Investor, Entwickler, für die folgen diesem zukunftsweisenden Bauansatz. Ein Beitrag von Realisierung zuständig und hat aus der Idee ein Pro- https://www.hammerbrooklyn.hamburg Susanne Müller, freie Journalistin

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Holiday Inn hochgezogen. Mit 18 Stockwer- Alte Industriebauten, ken und einer Höhe von 60 Metern ist es das höchste Gebäude der City Nord. Als 2017 die schon lange leer stehende »Problemimmobi- neue Quartiere lie« Oberpostdirektion, die modernen Brand- schutzansprüchen nicht mehr genügte, dem Die Grenzen zwischen Arbeiten, Wohnen, Freizeit und Handel Abrissbagger zum Opfer fiel, machte dies end- verschwinden zunehmend. Immer häufiger werden daher einstige gültig den Weg frei für die Entwicklung eines Mononutzungen in urbane Quartiere umgewandelt. Dafür bedarf es Stadtteils, in dem künftig Wohnen und Arbei- ten gleichermaßen stattfinden soll. weitsichtiger Politiker und tatendurstiger Projektentwickler. Und natürlich Investoren, die an die Standorte glauben Mit dem Projekt »Ipanema« fließen rund 200 Millionen Euro in geförderten und frei finan- zierten Wohnungsbau sowie in rund 100 Ei- gentumswohnungen. Zur Gesamtinvestition Man mag sie oder findet sie schrecklich. Da- Vor allem Versicherungen, Mineralölkonzerne, gehören neben 30 Prozent Büroflächen auch zwischen gibt es nicht viel. Kein Quartier in die Oberpostdirektion wählten den flughafen- Stellplätze und Tiefgaragen, die sonst schon Hamburg polarisiert so stark wie die City nahen Standort als Quartier, das spätestens Mangelware in Hamburg sind. Das Architek- Nord. Ein Stadtteil, der für die einen die »bru- gegen Abend zur Geisterstadt verfiel. Ent- tur Centrum Hamburg hat das Projekt mit tale Architektur« der 1970er-Jahre bedeutet, sprechend schlecht war das Image der City dem vielversprechenden Namen »Ipanema« für die anderen als Sinnbild für Wirtschafts- Nord, als sich die Idee des urbanen Lebens – benannt nach dem schicken Stadtteil in Rio aufschwung und die viele Jahrzehnte gelten- immer stärker durchsetzte. Immer mehr Un- de Janeiro, der sich unmittelbar an den wohl de Maxime steht: Arbeiten und Wohnen müs- ternehmen suchten in der Innenstadt, der City berühmtesten Strand der Welt, den Copaca- sen streng voneinander getrennt sein. Süd und der neu entstehenden HafenCity bana, anschließt – mit dem Ideenpreis 2017 Standorte für ihre Firmensitze – nicht zuletzt, ausgezeichnet. Die Begründung: »Hier wer- Und als solches hat die City Nord, die giganti- weil junge Mitarbeiter sich heutzutage nicht den der City Nord organische Formen hinzu- sche Bürokomplexe dominieren, Architektur- mehr für abgelegene Arbeitsorte begeistern gefügt, die die Gesamtgestaltung der moder- geschichte geschrieben. Die Planer der City lassen. Als die 117 Hektar umfassende nörd- nen Bürostadt im Grünen nach dem Prinzip Nord haben sich bei Planung und Bau des lich des Stadtparks in Winterhude gelegene Licht, Luft, Sonne aus den 1960er- und 1970er- monofunktionalen Standorts noch stark an und inzwischen auch in die Jahre gekomme- Jahren bewahrt und gleichzeitig im Maßstab der »Charta von Athen«, die der Architekt Le ne Bürostadt immer unattraktiver wurde, wa- zwischen den vorhandenen großformatigen Corbusier bereits in den 1930er-Jahren for- ren Politik und Wirtschaft gefordert – und »Elefanten auf der Wiese« vermittelt. Wider muliert hatte, orientiert und eine reine Arbeits- handelten: Bereits Ende 2014 wurde an der die Funktionstrennung wird das Wohnen in stadt geschaffen, deren Grünflächen das ein- Ecke Überseering/Jahnring das alte BP-Ge- der City Nord kombiniert mit großflächiger zige Leben außerhalb der Arbeitszeiten dar- bäude abgerissen und neben der neuen Tele- Grün- und Erholungsqualität, dem »Jardim de stellten. kom-Zentrale ein Vier-Sterne-Hotel der Kette Ipanema«. Diese Idee könnte das Zeug ha- ben, ein Vorbild zu einem Quartier des 21. Jahrhunderts zu werden.«

Das versucht man auch andernorts – wenn auch in kleinerem Umfang und in anderem Kontext. Aber das Thema »Urbanität« ist eben- so in Mainz, Berlin oder Köln der Treiber der Transformation alter Gewerbestandorte. Der Gedanke: weg von einseitiger Nutzung hin zu lebhaften Quartieren mit »Aufenthaltsquali- tät«, wie es im neudeutschen Branchensprech häufig heißt. Im Carlswerk in Köln-Mülheim, wo 1904 die ersten transatlantischen Telefon- kabel gefertigt wurden, haben sich binnen zehn Jahren zahlreiche Firmen, Start-ups, Re- staurants, Showrooms, eine Kletterhalle und das Schauspiel Köln angesiedelt.

Damit hat sich das einst aufgegebene Indus­ trieareal zu einem modernen Gewerbequar- Tranformierter Standort: Das einstige Carlswerk in Köln-Mülheim tier gewandelt, das man beim Projektentwick-

20 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . TRANSFORMATION © Jens Kuesters

Jobmaschine »Dock 100« in Berlin. Wo einst Dampflokomotiven hergestellt wurden, tummeln sich heute Dienstleister und Logistikunternehmen

ler und Asset Manager BEOS so definiert: »In schlüssen oder öffentlichen Verkehrsmitteln portbiere gibt es bei der Bierlinie GmbH, alles einem klassischen Gewerbepark kommt es ist die Basis für solche Projekte. In jedem Fall mögliche an Getränken bei Ambrosetti GbR zwar häufig zur Campusbildung zwischen aber bedarf es Geduld. Denn vieles lässt sich und Waren aller Kategorien beim Versand- den einzelnen Mietern; ein Quartier zieht darü- nicht unbedingt von Anfang an planen.« So händler Amazon – dem vermutlich bekann- ber hinaus Besucher von außen an.« BEOS- auch in Köln. Ursprünglich wollte BEOS vor 13 testen Mieter, der hier rund 15.000 Quadrat- Vorstandsprecher Martin Czaja ist sicher, Jahren einen Standort für Lager, Logistik und meter bezogen hat. dass die neuen Gewerbequartiere Orte sind, Büroraum entwickeln; die Chancen für Kultur- an denen Urbanität entsteht und organisch und Freizeiteinrichtungen haben man erst Wohnungen sucht man vergeblich. »Um weiter wächst. »Voraussetzung dafür sind be- später entdeckt. »Ein starres Konzept macht Wohnungen bauen zu können, benötigt man reits vorhandene räumliche Strukturen. Trans- es schwierig, flexibel auf Entwicklungen zu re- an einst industriell geprägten Standorten formation gelingt am besten, wenn schon et- agieren«, ist Czajas Erfahrung. »Damit ver- neues Baurecht. Dafür müssen die Kommu- was da ist – etwa in Form alter Industrieanla- baut man sich die Möglichkeit der Weiterent- nen mitspielen und zügig handeln, was aber gen, die neu genutzt werden«, so Czaja. »Auch wicklung. Mit Carlswerk hatten wir das Glück, erfahrungsgemäß schwierig ist«, sagt BEOS- gute Infrastruktur in Form von Autobahnan- eine einfache Struktur geplant zu haben, die Vorstand Czaja. »Ein Asset Manager wie sich weiter ausbauen ließ.« BEOS sollte im Sinne seiner Investoren die Flächen hingegen möglichst ohne Verzöge- Dennoch ist Carlswerk kein Wohnstandort ge- rung entwickeln. Das passt dann leider nicht worden – trotz seiner guten Verkehrsanbin- zusammen.« So wird es auch künftig eher dung. Ebenso wenig wie das einstige BORSIG- bei urbanen Gewerbequartieren bleiben, die

© Jens Kuesters Gelände in Berlin-Reineckendorf, auf dem auch in kleineren Städten eine Chance hät- schon seit Jahrzehnten keine Dampflokomo- ten, ist Czaja sicher: »Urbanität ist überall ge- tiven mehr hergestellt werden, sondern fragt, und auch kleinere und mittelgroße Dienstleister und Logistikunternehmen anzu- Städte verfügen über einstige Kasernen-Ge- treffen sind. Mit der Jobmaschine »Dock lände oder postindsutrielle Flächen, die ent- 100« ist unter BEOS´ Management ein Gewer- wickelt werden können.« be- und Logistikpark entstanden, der mit einer vermietbaren Fläche von mehr als 90.000 Quadratmetern auch noch Produktionsunter- nehmen wie die PCS GmbH, ein 2014 von Ein Beitrag von Knorr-Bremse gekauftes Unternehmen im Be- Susanne Osadnik, »Dock 100« reich Energieumwandlung, beherbergt. Im- GCM-Chefredakteurin

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kommen. Der auf die koordinierte Weltzeit »Ein kleiner Schritt eingestellte Chronograph in der Fähre zeigt 20 Uhr, 17 Minuten und 58 Sekunden. Nach der in Deutschland geltenden Mitteleuropäi- für einen Menschen« schen Zeit sind es exakt zwölf Minuten und zwei Sekunden vor 22 Uhr. Vor 50 Jahren wird eine uralte Vision Realität: Erstmals betreten Menschen den Mond. Das Ringen um die Technologieführerschaft In Houston stehen die NASA-Mitarbeiter von im Kalten Krieg zwischen Kapitalismus und Kommunismus gipfelt ihren Kontrollmonitoren und Rechnern auf, klatschen frenetisch, brechen in Jubelrufe in einem grandiosen Erfolg. Ein Nebenprodukt des Wettlaufs im All aus. »Die Anspannung im Kontrollraum war ist eine neue Anlageklasse: die Real Estate Investment Trusts zuvor so gewaltig gewesen, dass bald das Dach weggeflogen wäre«, erinnert sich Duke, als er dieses Jahr am Tag vor Christi Him- melfahrt im Technik Museum Speyer die letz- ten Sekunden dieses historischen Moments Neil Armstrongs Pulsmesser zeigt eine cator im Kontrollraum der National Aeronau- wieder lebendig werden lässt. Er ist der Eh- Herzrate von 150 Schlägen pro Minute. Wo tics and Space Administration, der NASA, in rengast bei diesem Symposium, veranstaltet der Kommandant von Apollo 11 auch die Houston. Dann, eindringlicher: »Treibstoff von der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Strahlen des Landeradars tasten lässt, der noch für 30 Sekunden.« Raumfahrt (DGLR) mit Unterstützung des Monitor zeigt nur spitze Felsstücke, die aus Deutschen Zentrums für Luft- und Raum- dem Boden ragen. Gestein, so scharfzackig, »Der Adler ist gelandet« fahrt (DLR) zur Erinnerung an den Tag vor 50 dass es die dünne Metallhaut der Landefäh- Jahren, an dem ein langgehegter Traum der re aufreißen würde wie ein Dosenöffner. Acht Sekunden später setzt Armstrong das Menschheit endlich wahr wurde. Was zum Triumph US-amerikanischer Welt- 4,7 Tonnen schwere und 6,40 Meter hohe raum-Technik werden soll, droht zum De- Landemodul sanft auf. »Houston, hier ist 3.476 Kilometer Durchmesser, 37,9 Millionen saster zu geraten. Tranquility Base«, meldet er an die Bodensta- Quadratkilometer Oberfläche – der Mond ist tion. »Der Adler ist gelandet.« Der 38 Jahre seit frühester Zeit Sehnsuchtsort der Men- Der Astronaut steuert das Lunar Module gen alte Kommandant und sein Copilot, der schen. Im antiken Griechenland ist der in 27 Westen, dorthin, wo ihm ein Blick aus den 39jährige Buzz Aldrin, schütteln einander die Tagen, sieben Stunden und 43,7 Minuten um kleinen Fenstern der Fähre ebenen Boden Hände. Sie haben es geschafft: Am 20. Juli die Erde kreisende Trabant Wohnstätte von verheißt. »Treibstoff noch für 60 Sekunden«, 1969, vor 50 Jahren, sind erstmals Men- gleich vier Göttinnen: Artemis, Danae, Kallisto warnt Charles M. Duke Jr., Capsule Commi- schen auf der Oberfläche des Mondes ange- und Selene haben auf ihm ihre Heimstatt. Die alten Römer wähnen Luna und Diana auf dem gewaltigen Felsbrocken, der in einer mittleren Entfernung von 384.400 Kilometern um unseren Planeten kreist. In der chinesi- schen Mythologie ist es die Göttin Chang‘e, die dort mit ihrem Jadehasen im Palast »Gu- anghan Gong« wohnt. Die Germanen hinge- gen sehen in dem nach der Sonne zweithells- ten Objekt am Firmament der Erde ein männ- liches Wesen: Mani, Sohn des Riesen Mundil- fari, der den nächtlichen Lichtspender auf ei-

© Science History Images / Alamy Stock Foto Foto Images / Alamy Stock © Science History nem von Pferden gezogenen Wagen über den Himmel lenkt.

Kopernikus: Der Mond ist ein Trabant

Als der Astronom Nikolaus Kopernikus 1543 in seinem Werk »De revolutionibus orbium co- elestium« – Über die Umschwünge der himm- lischen Kreise – darlegt, dass der Mond ein Im Kommandozentrum: Charles Duke, Capcom bei der ersten Mondlandung (Apollo 11) und später Ersatzpilot der Trabant ist, der sich um die Erde und die Erde Landefähre von Apollo 13. Durch seine Erkrankung an Röteln konnte der eigentliche Pilot der Kommandokapsel, mit ihm um die Sonne bewegt, wird der ständi- Thomas Kenneth »Ken« Mattingly, nicht an der Mission teilnehmen, da er keine Antikörper in seinem Blut hatte und ge orbitale Begleiter der Erde zum Wunschziel ein Ausbruch der Krankheit als wahrscheinlich galt, was jedoch nicht passierte ferner Reise. Der Adlige Hieronymus Carl

22 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . TRANSFORMATION © NG Images / Alamy Stock Foto © NG Images / Alamy Stock

Die Crew der Apollo-11-Mission: Neil Alden Armstrong, Michael Collins und Edwin Eugene »Buzz« Aldrin Jr.

Friedrich Freiherr von Münchhausen, am 11. Terre à la Lune« – Von der Erde zum Mond – dann die Erdrotation für zusätzlichen Schub Mai 1720 in Bodenwerder im Kurfürstentum und 1869 in der Fortsetzung »Autour de la sorgt. Er lässt seine Weltraumabenteurer Braunschweig-Lüneburg geboren, nimmt als Lune« – der Reise um den Mond – der exakt deshalb in Florida starten – genau in jenem Kürassier an den Türkei-Feldzügen des ver- 100 Jahre vor der tatsächlichen Mondlan- US-Bundesstaat, in dem die US-Weltraumbe- bündeten Russlands teil, wird ob seiner Erfol- dung veröffentlicht wird. Wobei der 1828 in hörde NASA später ihr Startzentrum in Cape ge zum Rittmeister befördert – und macht Nantes geborene Literat bei seinen Schilde- Canaveral einrichten wird. sich nach seiner Rückkehr einen Ruf als Er- rungen auf die jüngsten naturwissenschaftli- zähler phantastischer Geschichten. Das bringt chen und technischen Erkenntnisse seiner Houston verordnet den beiden Astronauten ihm den nicht spöttisch, sondern ehrenhaft Zeit zurückgreift. Verne weiß, dass ein Pro- nach der Landung eine 45-minütige Erho- gemeinten Titel des »Lügenbarons« ein – und jektil die sogenannte Fluchtgeschwindigkeit lungspause. Dann beginnen sie mit den um- lässt ihn zum ersten literarisch bekannten erreichen muss, um die Erdanziehungskraft fangreichen Ausstiegsvorbereitungen. Sie le- Mondreisenden werden. Mit einer rasant zu überwinden. Allerdings lässt er seine Lu- gen die Raumanzüge an, steigen in die wachsenden Bohnenranke will er auf den Tra- narreisenden nicht eine Rakete verwenden, Schleuse, lassen die Luft entweichen. Nur banten gelangt sein. sondern sie in einer zehn Tonnen schweren durch eine Schicht Latex und den Helm aus Granate aus 60 Zentimeter dicken Alumini- Plexiglas vor der lebensfeindlichen Atmos­ Der französische Schriftsteller und Begrün- umwänden durch ein 270 Meter langes Ge- phäre des Mondes geschützt, betritt Arms­ der des Science-Fiction-Genres, Jules-Gabri- schütz in das All katapultieren. Auch ist ihm trong sechs Stunden, 38 Minuten und 22 Se- el Verne, lässt seine Helden in gleich zwei Ro- bekannt, dass ein Startplatz zwischen Äqua- kunden nach der Landung die Oberfläche des manen zum Erdorbiter reisen: 1865 in »De la tor und nördlichem Wendekreis ideal ist, weil Erdtrabanten. Seine Worte dabei werden zur

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erste Rakete der USA, die stark genug ist, um eine Atombombe über hunderte Kilometer hinweg zu ihrem Ziel zu befördern. Am Ende steht die dreistufige Saturn, die Amerikas As- tronauten schließlich mit ihrer immensen Schubkraft von 6.700 Kilonewton auf den Mond bringt. Die Kraft, die eine Saturn beim Start freisetzt, ist damit mächtig genug, um 4.380 Lastkraftwagen samt vollbeladenen Containern in die Höhe zu heben.

© NASA / Prof. Professorson – commons.wikipedia.org Professorson © NASA / Prof. Sowjets haben die Nase vorn

Doch beim Wettlauf ins All haben zunächst die Sowjets die Nase vorn. Zwar haben die USA nach Kriegsende von Braun und die übri- gen Topkräfte auf ihre Seite ziehen können. Den Russen ist es jedoch gelungen, den Großteil der mittleren Führungs- und For- schungsebene der deutschen Raketentech- nik zu verhaften und mit Zwang oder Verfüh- rung gefügig zu machen. Sergei Pawlowitsch Koroljow, der Chef des sowjetischen Welt- raum-Programms, schafft es mit ihrer Hilfe, am 4. Oktober 1957 Sputnik 1 – zu deutsch: Begleiter –, den ersten Satelliten, in die Um- laufbahn der Erde zu schießen. Sputnik 2 be- Astronaut Buzz Aldrin, Pilot der Mondlandefähre, steht während des Mondspaziergangs der Apollo-11-Mission auf fördert noch im selben Jahr die drei Jahre der Mondoberfläche in der Nähe der Mondlandefähre »Eagle«. Astronaut Neil Armstrong, Missionskommandant, alte und sechs Kilo schwere Mischlingshün- machte dieses Foto mit einer speziellen 70-Millimeter-Kamera din Laika in das Erdorbit.

Für die USA sind die Sputniks zunächst ein Schock, dann ein Ansporn. Millionen US-Dol- Legende: »Dies ist ein kleiner Schritt für einen überlegen sind. Das Weltall wird das Austra- lar fließen in das Weltraumprogramm. Be- Menschen, aber ein großer Sprung für die gungsgelände für den Wettlauf zum Mond. reits 1961 ist der Gleichstand erreicht. Am Menschheit.« Kurz darauf betritt auch Aldrin 12. April jenes Jahres umkreist der Russe den Mond. Auf den ersten Blick scheinen die Vereinigten Juri Gagarin in der Wostok-1-Rakete als ers- Staaten im Vorteil: Sie haben die gesamte ter Mann die Erde im All. Am 5. Mai folgt der Mondlandung: Symbol der Überlegenheit Führungsregie der deutschen Raketenfor- Amerikaner Alan Shepard. Am 25. Mai tritt schung in den letzten Kriegstagen verhaften US-Präsident John F. Kennedy, vier Monaten Für die USA und die gesamte westliche Welt und später für sich gewinnen können: den In- zuvor ins Amt gekommen, im Weißen Haus sind die Schritte der beiden Astronauten auf genieur Wernher Magnus Maximilian Freiherr vor die Mikrofone, und verspricht, »noch vor die Oberfläche des Trabanten nicht nur ein von Braun und seine engsten Mitarbeiter. Sie Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf technologischer Erfolg, sondern auch Sym- sind die Schöpfer der V2 gewesen. Es ist jene dem Mond zu landen und sicher zur Erde zu- bol der Überlegenheit. Seit die Sowjetunion Rakete, die mit einer Flughöhe von bis zu 184 rückzubringen«. nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Kilometern als erstes von Menschenhand ge- Eisernen Vorhang zwischen den von ihr be- schaffenes Objekt die Kármán-Linie durch- Immobilienwirtschaft finanziert setzten osteuropäischen Staaten und dem bricht, die in 100 Kilometern über der Erde Weltraumprogramm übrigen Europa fallen lässt, sind aus den verlaufende Definitionsgrenze des Welt- einstigen Verbündeten im Kampf gegen Hit- raums. Hitler hoffte, mit dieser »Wunderwaf- Ein Jahr zuvor hat Kennedys Amtsvorgänger ler-Deutschland Gegner geworden. Es ist ein fe« den Krieg noch gewinnen zu können. Dwight D. Eisenhower die Weichen gestellt, Ringen der Systeme: Freie Marktwirtschaft in Durch die Bombardierung von London und um das zur Finanzierung des Weltraumpro- den demokratischen Staaten im Westen, ge- später New York wollte er Briten und Ameri- gramms nötige Regierungskapital ohne Auf- lenkte Staatswirtschaft im kommunistischen kaner den Friedensvertrag diktieren. nahme hoher Kredite zu beschaffen: Mit der Osten. Der Kalte Krieg teilt die Welt in zwei Unterzeichnung des Public-Law 86-779 legt Hälften. Die Regierungen jeder Seite wollen Auf der Basis der V2 entwickelt von Braun er den Grundstein für die neue Anlageklasse ihren Bürgern zeigen, dass sie der anderen mit seinem Team zunächst die Redstone, die der Real Estate Investment Trusts (REITs).

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Börsennotierte Immobilienunternehmen mit diesem Status müssen ihre Gewinne fortan nicht mehr versteuern, sondern zu mindes- tens 90 Prozent an ihre Aktionäre ausschüt- ten, bei denen dann der Fiskus zugreift. Die Idee dahinter: Wenn Unternehmen von der Ertragssteuer befreit sind, werden sie nicht länger Gewinne verstecken, sondern offen ausweisen, um Investoren für ihre Aktien zu gewinnen. Da Anleger Dividendenausschüt- © NASA / Vearthy – commons.wikipedia.org tungen zu diesem Zeitpunkt nicht mit etwai- gen anderen Verlusten verrechnen können und zudem auf diese höhere Steuern als Un- ternehmen auf ihre Gewinne zahlen müssen, strömen fortan Jahr für Jahr deutlich höhere Steuererträge aus dem Immobiliensegment in die US-Staatsschatulle als zuvor.

Sieben Jahre und sieben Monate nach Ken- nedys Rede umkreist vom 24. auf den 25. De- zember 1968 mit Apollo 8 erstmals ein Raumschiff den Erdtrabanten. Dem Astro- nauten-Trio William Anders, Frank Bormann und James Lovell ist ein Blick vergönnt, den nie ein Mensch zuvor hatte: Sie betrachten aus den kleinen Fenstern ihrer Kapsel die Rückseite des Mondes. Nicht ganz sieben Monate später betreten Armstrong und Al- Der wohl legendärste Fußabdruck der Welt – und der erste auf dem Mond drin den Trabanten.

Maßgeblich beteiligt an den Erfolgen der chen kann, bevor er den Versuch abbrechen mit mehreren unbemannten Landungen ihrer Apollo-Missionen sind die »Coloured Compu- und mit dem Eagle zur Apollo-Rakete zurück- Luna-Sonden Mondgestein zu bergen und ters«: Die drei afroamerikanischen Mathema- kehren muss, sind es die »Coloured Compu- zur Erde zu bringen. Die dritte Nation, der die tikerinnen Mary Jackson, Katherine Johnson ters«, die im Hintergrund die Daten in Sekun- Reise zum Trabanten gelingt, ist China. Ihre und Dorothy Vaughan. Sie sind hoch begabt, denschnelle ermitteln. Sonde Chang‘e setzt am 14. Dezember 2013 haben mit Bestnoten ihre Universitätsstudien um 12:11:18 mitteleuropäischer Zeit im Mare abgeschlossen – und können, was zu jener Amis gewinnen den Wettlauf Imbrium auf. Sechs Stunden später verlässt Zeit noch keine Maschine vermag: schnell ein Mondrover das Landemodul, um Mes- und exakt komplizierteste Berechnungen an- Zwei Stunden und 31 Minuten verbringen sungen vorzunehmen. Die Namen von Sonde stellen. Als »Human computers« – menschli- Armstrong und Aldrin auf der Mondoberflä- und Rover: Mondgöttin und Jadehase – Re- che Computer – werden in dieser Ära inner- che. Dann starten sie mit dem Resttreibstoff miniszenzen im kommunistisch regierten halb der NASA die Besten der Besten be- in eine Mondumlaufbahn, koppeln vier Stun- Land mit der kapitalistischen Wirtschafts- zeichnet. Die drei afroamerikanischen Frauen den später an die Apollokapsel, gesteuert von form an die alten Mythologien. toppen noch bei Weitem die Leistungen der Michael Collins, an. Am 24. Juli um 15.50 Uhr überwiegend männlichen weißen Mathema- mitteleuropäischer Zeit landet die Kapsel, von tiker im Team. Fallschirmen abgebremst, südlich des John- Ein Beitrag von ston-Atolls im Pazifik. Die Bergungscrew des Richard Haimann, »Coloured Computers«: hochbegabte Sikorsky-Sea-King-Hubschraubers »Helicop- freier Journalist Afroamerikanerinnen ter 66« holt die drei Astronauten aus der Kap- sel und fliegt sie hinüber zum Flugzeugträger Sie sind es, die die Flugbahnen der Raketen USS Hornet. und Mondlande-Module, die Eintrittswinkel bei der Rückkehr zur Erde berechnen – und Bis 1972 bringt die NASA noch fünfmal Ast- die Restmengen der Treibstoffvorräte kalku- ronauten auf den Mond. Der Sowjetunion hin- lieren. Als Capsule Commicator Duke bei der gegen gelingt nicht eine bemannte Mondlan- Mondlandung für Armstrong herunterzählt, dung. Nachdem Washington den Wettlauf wie lange er noch nach einem Landeplatz su- gewonnen hat, begnügt sich Moskau damit,

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Die paneuropäische Service-Plattform für Einzelhandelsimmobilien

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Belgien | Deutschland | Italien | Irland | Lettland | Niederlande | Polen | Portugal | Slowakai | Spanien | Türkei | Ungarn | Ukraine | Vereinigtes Königreich

multi.eu GCM 3 / 2019 27 GERMAN COUNCIL . TRANSFORMATION

Transformation in Zahlen

57 Prozent = Anteil der deutschen Han- 49 Prozent = Anteil der von Handelsge- delsunternehmer, die beobachten, dass schäften angebotenen Sammelstellen für Hersteller, Distributoren und/oder Groß- gebrauchte Batterien. 24 Prozent der händler beginnen, direkt an die Endkon- Sammelstellen befinden sich in Gewerbe- sumenten zu verkaufen. In Österreich betrieben, 27 Prozent in kommunalen Ein- und der Schweiz bemerken nur 47 Pro- richtungen wie Abfallentsorgungszentren zent der Händler diese Entwicklung. und Rathäusern.

Quelle: Sana Commerce Quelle: GRS Stiftung Gemeinsames Rücknahme- system Batterien 64 Prozent = Anteil der deutschen Han- delsunternehmer, die der Studie zufolge Minus 1,9 Prozent = Rückgang der Anzahl erwarten, dass Hersteller in ihrer Liefer- der Ladendiebstähle in Deutschland von kette bald direkt an Endverbraucher ver- 71 Prozent = Anteil der Einzelhandelsun- 338.761 im Jahr 2013 auf 332.384 2017. kaufen werden. ternehmen, die mit einer Kundendaten- bank ihren Umsatz steigern konnten Quelle: Polizeiliche Kriminalstatistik Quelle: Sana Commerce Quelle: Digitalisierungsindex Mittelstand, Telekom Deutschland und Techconsult

477 Mrd. € = Erwarteter Umsatz im stati- onären Einzelhandel in Deutschland 2019; ein Zuwachs von 1,2 Prozent gegenüber 471,4 Mrd. € im Jahr 2018. Dies ent- spricht einem Anteil von 89,1 Prozent am insgesamt für dieses Jahr erwarteten Einzelhandelsumsatz von 535,5 Mrd. €. 1.500 = Anzahl der deutschsprachigen Fach­­bücher (gerundet), die sich mit dem Quelle: HDE Handelsverband Deutschland Themenkomplex »digitale Transformati- on« beschäftigen. 58,5 Mrd. € = Erwarteter Umsatz im On- line-Handel in Deutschland in 2019; ein Quelle: Amazon.de Zuwachs von 9,1 Prozent gegenüber den 53,6 Mrd. € in 2018. Dies entspricht ei- 50.000 = Anzahl der englischsprachigen nem Anteil von 10,9 Prozent am insge- Minus 18,5 Prozent = Erwarteter Rück- Fach­bücher (gerundet), die sich mit dem samt für dieses Jahr erwarteten Einzel- gang der Anzahl der Einwohner Nordrhein- Themenkomplex »digitale Transformati- handelsumsatz von 535,5 Mrd. €. Westfalens bis zum Jahr 2060. Statt on« beschäftigen. 17,639 Millionen Menschen werden dann Quelle: HDE Handelsverband Deutschland voraussichtlich nur noch 14,371 Millionen Quelle: Amazon.com an Rhein und Ruhr leben. Dem bevölke- 11.600 = Durchschnittliche Anzahl der ak- rungsreichsten Bundesland droht damit 75 Prozent = Anteil der Einzelhandelsun- tuell in deutschen Supermärkten angebo- sowohl prozentual als auch numerisch ternehmen, die durch eine eigene Websi- tenen Produkte; im Jahr 1965 waren es der höchste Bevölkerungsverlust im Rah- te ihren Umsatz steigern konnten. hingegen lediglich 3.200; vor 20 Jahren men des demografischen Wandels unter rund 6.500. allen Bundesländern. Quelle: Digitalisierungsindex Mittelstand, Telekom Deutschland und Techconsult Quelle: EHI Retail Institute Quelle: Statistisches Bundesamt

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59 Prozent = Anteil der Deutschen, die 2018 mindestens einmal in der Woche in einem stationären Geschäft einkauften. 2016 waren es nur 46 Prozent. Im euro- päischen Durchschnitt sind es 43 Pro- zent. Dabei ist in Deutschland der Anteil der 18- bis 24-jährigen, die wenigstens einmal in der Woche ein Ladengeschäft aufsuchen, mit 61 Prozent überproportio- nal hoch. Fazit der Studie: »Der stationäre Einzelhandel wird definitiv nicht ver- schwinden.«

Quelle: PwC, Global Consumer Inside Survey

51 Prozent = Anteil der deutschen Kon- 146 = Zahl des durch Braunkohle erzeug- sumenten, die im vergangenen Jahr dem ten elektrischen Stroms in Terrawattstun- Verkaufspersonal im stationären Einzel- den (TWh = eine Milliarde Kilowattstun- handel generell »umfassendes Wissen den) in Deutschland im Jahr 2018. Das über das Sortiment« bescheinigten. 2017 entspricht einem Rückgang von nur 1,35 waren noch 58 Prozent der befragten Prozent gegenüber den durch Braunkohle Minus 0,34 Prozent = Erwarteter Rück- Kunden dieser Ansicht. erzeugten 148 TWh im Jahr 2000. Bei der gang der Anzahl der Einwohner Berlins Verfeuerung von Braunkohle entsteht bis zum Jahr 2060. Statt 3,554 Millionen Quelle: PwC, Global Consumer Inside Survey Kohlendioxid (CO2), dessen Emissionen Menschen werden dann voraussichtlich die Bundesregierung zum Schutz des noch 3,542 Millionen an Spree und Havel 86 Prozent = Anteil der Konsumenten in Weltklimas reduzieren will. Hingegen ist leben. Der größte deutsche Stadtstaat China, die Einkäufe im stationären Handel im selben Zeitraum durch den 2011 be- würde damit sowohl prozentual als auch regelmäßig über eine Mobile-Payment-App schlossenen Atomausstieg die Brutto- numerisch die geringsten Bevölkerungs- per Smartphone bezahlen. In Deutschland stromerzeugung durch Kernkraftwerke verluste im Rahmen des demografischen haben nur 23 Prozent der Smartphone- von 170 auf 76 TWh gesunken. Kernkraft-

Wandels unter allen Bundesländern er- Nutzer eine entsprechende Software- werke erzeugen kein CO2. Die aus erneu- fahren. Applikation installiert. erbaren Energien wie Solar- und Wind-

kraftwerken ebenfalls frei von CO2-Emis- Quelle: Statistisches Bundesamt Quelle: PwC, Global Consumer Inside Survey sionen gewonnene Strommenge stieg in den vergangenen 18 Jahren von 38 TWh 10,91 Mrd. € = Umsatz, generiert durch Bio- auf 229 TWh. Lebensmittel und -Getränke in Deutsch­land im Jahr 2018. Dies entspricht einem An- Quelle: Umweltbundesamt stieg von 5,5 Prozent gegenüber den von Lebensmitteleinzelhändlern und Naturfach­ kostgeschäften mit Bioprodukten erwirt­ schafteten­ 10,34 Mrd. € im Jahr 2017 und einem Plus von 57,8 Prozent gegenüber den 2006 mit diesen Waren umgesetzten 4,6 Mrd. €. Die Zahlen wurden zusammengetragen von Quelle: Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft Richard Haimann, freier Journalist

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sich auf die Begrüßung des 400.000. Gelsen­ »In Gelsenkirchen haben kircheners vor, denn 1959 zählte die Stadt schon 391.000 Einwohner. Leider ist es dazu nicht gekommen, weil man die Rech- binnen einer Dekade mehr nung ohne die Kohlekrise gemacht hatte. Im Laufe der Jahrzehnte ist die Einwohnerzahl als 10.000 Menschen neue stark gesunken. In jüngster Vergangenheit wächst Gelsenkirchen aber auch wieder, so dass wir wieder auf 265.000 Einwohner Jobs gefunden« kommen.

Gelsenkirchen gilt zurzeit als ärmste Stadt in Deutschland. Worauf ist das Bevölkerungswachstum zu- Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn das einstige Zentrum rückzuführen? der Kohle- und Schwerindustrie, das sich Jahrzehnte lang durch einen Der Hauptgrund ist Zuwanderung. Wir haben rund 8.000 neue Bürgerinnen und Bürger aus Strukturwandel geplagt hat, gewinnt wieder mehr Einwohner, schafft den südosteuropäischen Staaten dazube- stetig neue Arbeitsplätze und zieht Touristen mit wiedergewonnener kommen und in etwa derselben Größenord- Natur und außergewöhnlicher Industrie-Architektur an. Auf dem nung Flüchtlinge aufgenommen. Und es ist davon auszugehen, dass es in den kommen- Weg zur »vernetzten Stadt« ist die Ruhrmetropole ganz vorn dabei: den Jahren noch mehr werden. Gelsenkir- Gelsenkirchen ist europaweit eine der vier deutschen Modellstädte chen war immer eine Zuwandererstadt, aller- im Netzwerk »Digital Smart Cities Challenge«. Dr. Christopher dings ist auch unsere Integrationskraft end- lich. Die Zuwanderung im Rahmen der Arbeit- Schmitt, Stadtrat und Vorstand für Wirtschaftsförderung­ in der nehmerfreizügigkeit ist im Falle von Gelsen- 265.000-Einwohner-Stadt, über Schalke 04 als Wegbereiter für kirchen leider oftmals nicht durch die boomende Gesundheitswirtschaft, Millionen-Investitionen von Aufnahme von Arbeit, sondern den Bezug von Sozialleistungen motiviert. Das führt bis- BP und »Feierabendmärkte«, die den Einzelhandel stärken weilen zu schweren sozialen Verwerfungen. Deshalb gilt es, gemeinsam mit der Landes-, Bundes- und auch der europäischen Ebene zu prüfen, wie man Fehlanreize für Armuts- Herr Dr. Schmitt, Gelsenkirchen ist zurzeit die Dr. Christopher Schmitt: Dass wir die statis- zuwanderung wirksam begrenzen kann. einkommensärmste Stadt Deutschlands und tisch gesehen ärmste Stadt sind, schmerzt bildete 2018 mit 16.203 Euro pro Kopf das natürlich und lässt sich auch nicht schön re- Und dann kommen Zahlen zustande wie: Je- Schlusslicht im Einkommens-Ranking. Das den. Aber es gibt Gründe dafür: Gelsenkir- der vierte Einwohner lebt von Hartz IV, bei den geht aus einer Studie des Wirtschafts- und So- chen hat gewaltige Strukturbrüche erlebt. Kindern ist es jedes dritte … zialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der ge- Wir haben durch den Rückzug der Montan- Das hat mit der Langzeitarbeitslosigkeit zu werkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung her- industrie und der begleitenden Schwerin- tun. Aber nicht nur damit. Ein Beispiel: Wenn vor. Wie sehr kränkt einen Wirtschaftsförderer dustrie seit den 60er-Jahren rund 80.000 Ar- man eine sechsköpfige Familie aus Rumäni- ein solches Ergebnis? beitsplätze verloren. Damals bereitete man en aufnimmt, und etwa der Vater eine gering- fügige Tätigkeit ausübt, wie zum Beispiel das Austragen von Zeitungen, ist ein Aufsto- ckungsanspruch begründet, und dann steht die ganze Familie im sogenannten Hartz-IV- Bezug. Das bedeutet: vier arme Kinder in der Statistik mehr. Solche Effekte muss man auch im Blick haben. © 2818784 – pixabay.com Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt für Mai bei 12,6 Prozent – das bedeutet bundesweites Schlusslicht. Haben Ihre bisherigen Bemühun- gen nicht gefruchtet? Tatsächlich hat hier vieles schon gefruch- tet. Innerhalb einer Dekade hat Gelsenkir- chen mehr als 10.000 neue sozialversiche- rungspflichtige Jobs dazubekommen. Auf Stadthafen Gelsenkirchen der einen Seite ist die drastische Deindustri-

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Bundesligafußball als Initialzündung für Ge- sundheitswirtschaft? Schalke 04 mag die Initialzündung gegeben © Kerstin Gohl © Kerstin haben, aber inzwischen hat das Ganze eine eigene Dynamik erhalten und wächst unab- hängig vom Fußball.

BP ist einer der größten Arbeitgeber in der Stadt und setzt auch künftig auf diesen Stand- ort, indem 45 Millionen Euro in die Anlagen im Gelsenkirchener Stadthafen investiert werden. Welche Rolle spielt das Industrieunternehmen als Arbeitgeber? Gelsenkirchen war immer ein Industrie­ standort; wir legen großen Wert auf den Er- halt unseres industriellen Kerns. Der Berg- bau ist Geschichte, die metallverarbeitende Industrie ist zwar geschrumpft, aber eine Reihe mittelständischer Unternehmen hat sich angepasst und behauptet sich weiter- hin erfolgreich auf den Weltmärkten. Che- mie und Öl sind nach wie vor stark in Gel- senkirchen. Wir haben immer noch einen der größten Raffineriestandorte europaweit. Und es ist außerordentlich erfreulich für uns, wenn ein Konzern wie BP, gemeinsam mit Partnern, hier in die Versorgungssicherheit, die Logistik und in eine bessere Ökobilanz sowie nicht zuletzt in weitere Arbeitsplätze investiert. Und das ist ja noch nicht alles: BP wird auch noch einen dreistelligen Millionen- betrag in die Raffinerie im Stadtteil Scholven investieren. Da geht es um die Versorgung mit Prozessdampf, mit Strom, aber auch um

die Reduktion von CO2. Der Standort soll effi- Dr. Christopher Schmitt zienter und sauberer werden. Das alles wird in Zusammenarbeit mit der STEAG, einem re- gionalen Energieversorger, passieren und ist Bestandteil eines Investitionsprogramms alisierung bis heute eine schwere Hypothek hältnissen binnen zehn Jahren um 4.300 ge- von zwei Milliarden Euro – gerechnet über für uns. Probleme wie die hohe Langzeitar- wachsen. Das liegt zum einen daran, dass die kommenden zehn Jahre. In den vergan- beitslosigkeit haben sich verfestigt. Be- wir einen gewissen Nachholbedarf hatten, genen Jahren hat sich am Standort Gelsen- trachtet man aber auf der anderen Seite die zum anderen aber auch kirchen ein ansehnli- Arbeitslosigkeit nach SGB III, also den Be- daran, dass wir über eine ches Cluster im Be- zug von Arbeitslosengeld im ersten Jahr, so gute Kliniklandschaft ver- ›Das Thema Strukturwandel reich »Automotive« ent­ liegt die Quote bei nur 2,5 Prozent. Das ist fügen. Wir haben außer- ist nicht neu für uns, wickelt. Hierfür stehen quasi Vollbeschäftigung und spiegelt auch dem mit medicos.Auf- ZF TRW, Bleistahl und viel besser unsere wirtschaftliche Entwick- Schalke bundesweit den sondern begleitet uns seit das Unternehmen Bil- lung wider. größten Anbieter von am- Jahrzehnten.‹ stein, dessen neuer bulanten Rehabilitations- Unternehmensstand- Wie groß ist der Anteil der Gesundheitswirt- angeboten. Medicos ist ort gerade am Stand- schaft am Gesamtwachstum? der offizielle Gesundheitspartner des FC ort des ehemaligen Stahlwerks »Schalker Gesundheitswirtschaft und Sozialwesen Schalke 04. Da kommen täglich rund 1.200 Verein« auf einer Fläche von rund 28 Fußball- nehmen mit gut 20 Prozent die Spitzenpositi- Menschen hin. Und das Ganze entwickelt feldern entsteht. Auf dem Areal der ehemali- on unter den sechs wichtigsten Wirtschafts- sich stetig weiter. Zurzeit ist ein weiterer Neu- gen »Chemischen Schalke«, dem heutigen zweigen in Gelsenkirchen ein. Allein im Be- bau in Planung, der auch ein sportmedizini- »Gewerbepark A 42«, hat sich Pilkington Au- reich Gesundheit ist die Zahl an Arbeitsver- sches Institut beherbergen soll. tomotive mit dem zentraleuropäischen Lager

GCM 3 / 2019 31 GERMAN COUNCIL . INTERVIEWS © Kerstin Gohl © Kerstin

für das Fahrzeugglasersatzteilgeschäft der wegung. Letztendlich wird es aber noch viele ße gibt es interessante und charmante Bau- NSG Group angesiedelt. Und auch im auto- politische Diskussionen darüber geben, wer substanz, teils in Gründerzeitarchitektur; mobilen Einzelhandel gibt es bereits sichtba- wie viele Einschränkungen hinnehmen will. aber auch der Backstein-Expressionismus re Anpassungen an die Herausforderungen Je stärker die Opfer werden, die für den Kli- ist mit der Heilig-Kreuz-Kirche, die zurzeit in der Mobilitätswende. maschutz zu erbringen sind, desto intensiver ein großes Veranstaltungszentrum umge- werden aber auch die politischen Diskussio- baut wird, prominent vertreten. Wir wären Denkt man als Wirtschaftsförderer im Ver- nen geführt. Allerdings muss man auch klar hier nicht so aktiv, wenn es hier nicht auch bund und damit über die Stadtgrenzen hin- sehen, dass die grünen Themen enorme Po- Probleme gäbe. Das Quartier befand sich aus? tenziale bergen – etwa im Bereich Mobilität über einen langen Zeitraum in einer sozialen Wir sind sogar gezwungen, regional zu den- und neue Energien. Wasserstoff, Brennstoff- Abwärtsbewegung, was auch an dem oft- ken. Viele Herausforderungen lassen sich zelle, neue Mobilitätskonzepte haben die mals schlechten Zustand der Gebäudesubs- gar nicht mehr lokal begrenzen. Beispiels- Chance zu Wachstumstreibern. Das Zusam- tanz ablesbar war. Da mussten und müssen weise das Thema Mobilität endet ja nicht an menspiel von Energiewirtschaft und Industrie starke Gegenimpulse gesetzt werden. So den Stadtgrenzen. Es gibt im Ruhrgebiet na- wird sich nachhaltig neu aufstellen. wurde etwa eine Stadtentwicklungsgesell- türlich auch noch Egoismen, aber ich denke, schaft gegründet, die Erlöse aus dem Ver- dass sich die Erkenntnis, Fortschritt und Welche Rolle spielt die Westfälische Hoch- kauf von hochpreisigem Bauland im besser Veränderung nur gemeinsam gestalten zu schule Gelsenkirchen in diesem Zusammen- gestellten Stadtteil Buer nutzt, um sie im können, immer weiter fortsetzt. Die Indust- hang? Quartier Bochumer Straße einzusetzen. Kon- rie selbst ist dabei ein Vorreiter, weil sie ver- Aus der Fachhochschule kommen durchaus kret werden Immobilien angekauft, um sie netzt denkt und handelt. Es ist aus unserer Impulse für die wirtschaftliche Weiterent- nach Möglichkeit zu sanieren oder, wo es Sicht eher so, dass die Kommunen mitzie- wicklung der Region, wozu auch neue Mobili- nicht mehr anders geht, auch niederzulegen. hen und darauf reagieren müssen – was sie täts- und Umweltkonzepte gehören. Wir un- So schaffen wir attraktiven Raum für Kultur, aber in vielen Fällen auch tun. terstützen Start-ups, die sich aus der Fach- für modernes Arbeiten, etwa in Coworking- hochschule heraus gründen. Aktuell haben Spaces und für junges Wohnen, für Gastro- Wir verzeichnen hierzulande einen »grünen« wir zwei IT-Start-ups in unserem Stadtquar- nomie und eben auch für Start-ups. Und die Trend. Wird das die Aufgaben der Wirtschafts- tier Bochumer Straße im Stadtteil Ückendorf Rechnung geht auf. Junge Menschen, auch förderung nachhaltig verändern? Wird es zu- angesiedelt. aus dem studentischen Bereich, siedeln sich sätzliche »grüne« Förderkriterien geben, oder gerne hier an, es entwickelt sich eine kreati- ist das schon heute der Fall? Wohnt man im Kreativquartier Ückendorf be- ve Szene, die national beachtete IT-Events Das Thema Klimaschutz nimmt im Verwal- sonders günstig? etabliert, Start-ups kommen, kurzum, die Bo- tungshandeln immer weiteren Raum ein. Die Ja, aber niedrige Wohn- und Lebenshal- chumer Straße wird cool. Unternehmen spüren das auch. Luftreinhal- tungskosten sind längst nicht die einzige tepläne müssen fortgeschrieben werden, Gunst. Hier entwickelt sich aus einem Prob- Transformation ist das alles bestimmende Dachbegrünungen werden obligatorisch und lemquartier eines der spannendsten Quartie- Thema der vergangenen Jahrzehnte gewesen. vieles mehr. Da gibt es schon eine Menge Be- re der Stadt. Im Bereich der Bochumer Stra- Ist die Umwendung von einstigen Zechen und

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Schwerindustriestrandorten in alternative Flä- anvisiert. Das Verhältnis zwischen der Anzahl ne Fischer – echte Top-Acts, die auch Men- chen abgeschlossen? der ursprünglich auf der Zeche Beschäftig- schen von außerhalb anziehen. Aber auch Weitgehend. Das Thema Strukturwandel ist ten und der nach der Transformation neu die Industriekultur, etwa der Nordsternpark, eben nicht mehr neu für uns, sondern beglei- angesiedelten Arbeitsplätze ist damit im die ehemalige Zeche Consol mit Theater tet uns seit Jahrzehnten. Wir haben fast kei- Vergleich zu vielen anderen alten Zechen­ und Musikprobenräumen, ziehen Gäste an. nen untransformierten Zechenstandort mehr. standorten herausragend günstig. Unter- Nicht zu vergessen ist auch unsere starke Eine der spektakulärsten Zechenschließun- nehmen wie Müller-BBM, TENSQUARE und Comedy-Kultur, die überregional bekannt ist, gen ist 1966 Graf Bismarck gewesen. Hierfür der kommunale Kommunikationsdienstleis- sowie unser Musiktheater im Revier, das gab es auch ein Kraftwerk, auf dessen Boden ter GELSEN-NET machen den Nordstern- nicht nur einer der bedeutendsten Theater- sich heute das Stadtquartier Graf Bismarck park zu einem technologieorientierten Inno- bauten der Nachkriegszeit ist, sondern auch befindet. Da wurden 80 Hektar Fläche mit vationsstandort. in den letzten Jahren immer wieder unter enormem Aufwand entwickelt, sodass dort den besten Opernhäusern in NRW rangiert. ein gemischtes Quartier mit Gewerbe, Büro, Welche Rolle spielen touristische Attraktio- Gastronomie, anspruchsvollem Wohnen und nen? Die Botschaft ist angekommen. Gelsenkir- Kita entstanden ist. Viele Unternehmen haben Der Tourismus wird immer wichtiger. Das chen ist eine durchaus lebenswerte Stadt, die hier eine neue Heimat gefunden. Die Stölting beobachten wir im gesamten Ruhrgebiet mehr als alte Zechen und von Altlasten ver- Gruppe, die deutschland- und können das anhand seuchte Flächen zu bieten hat. Ist auch der weit mit ihren Serviceleis- des wachsenden Hotel- Wissenschaftspark dafür ein gutes Beispiel? tungen präsent ist, hat ›Sämtliche Gewerbegebiete marktes auch messen. Absolut. Insgesamt haben sich im Wissen- hier sogar den »Stölting haben einen Internet- Gerade ist wieder ein schaftspark, wo auch Tagungen und kleine- Harbor« entwickelt, der Grundstück im Arena­ re Fachmessen stattfinden, rund 50 Unter- nicht nur den eigenen Un- zugang mit 50 Megabits Park für die Errichtung nehmen und Institutionen angesiedelt: Kli- ternehmenssitz, sondern pro Sekunde, alle 86 Schu- eines Hotels vermarktet maExpo.NRW, die EnergieAgentur.NRW, das auch die Deutschland- worden. Allein dort ha- Institut Arbeit und Technik, das Forschungs- zentrale der Firma Hunke- len ebenfalls‹ ben wir nun zwei große institut für innovative Arbeitsgestaltung und möller beherbergt. Das Hotels mit guten Aus- Prävention und kürzlich auch ein vom Land Quartier steuert mittler- lastungsperspektiven NRW geförderter Coworking-Space, der weile auf den tausendsten Arbeitsplatz zu. Immerhin zieht es über zwei Millionen Besu- neue Arbeitsformen testet und Pendler in- Und aus dem Kohlehafen ist inzwischen ein cher jährlich in unsere VELTINS-Arena, wo nerhalb von NRW ansprechen soll. Der Sportboothafen geworden, in dem auch die in es neben dem Fußball und dem »Biathlon Coworking-Space ist auch mit moderner Essen stationierte »Weiße Flotte Baldeney« Auf Schalke« jede Menge Konzerte gibt. Wir VR-Technologie ausgestattet. Mit »cryptovi- mit ihren Ausflugsschiffen anlegt – übrigens hatten hier schon Michael Jackson, Pink sion« und »WILDDESIGN« sind innovativste unweit des Gelsenkirchener Zoos »Zoom«, Floyd, die Rolling Stones, Rammstein, Hele- Unternehmen aus den Segmenten Internet- der mehrfach preisgekrönt wurde und als beste zoologische Anlage Deutschlands gilt. Mittlerweile werben wir nicht mehr für das Stadtquartier Graf Bismarck, sondern mit dem Stadtquartier Graf Bismarck für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen. Aber das Gohl © Kerstin ist nur ein Beispiel.

Ein besonders plastisches Beispiel für Trans- formation ist auch der Nordsternpark ... Dieser ehemalige Zechenstandort hat sein Gesicht verändert, ohne dabei seinen ur- sprünglichen Charakter und seinen Charme zu verlieren. Das Wohnungsbauunterneh- men Vivawest hat die herausragende Indus- triearchitektur der Schwesterzeche Zollver- ein sehr gekonnt mit moderner Architektur und Kultur verbunden. Der auf dem Turm thronende Herkules von Markus Lüppertz, wenn auch von vielen Menschen im Stadt- teil Horst etwas mürrisch »der Horst« ge- nannt, bildet hier eine neue Landmarke. Rund 1.500 Arbeitsplätze sind dort bereits entstanden, perspektivisch sind sogar 2.000

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sicherheit und Medizintechnik etabliert. Der Wissenschaftspark gilt heute noch als eines der erfolgreichsten Projekte der IBA Em- scher Park. Gohl © Kerstin

Gelsenkirchen wurde sogar vom Land Nord- rhein-Westfalen als »digitale Modellkommu- ne« ausgezeichnet … Ja, die Stadt ist eine von fünf Modellkommu- nen in Nordrhein-Westfalen, die jeweils in ihrer Region digitale Musteranwendungen über Förderprojekte entwickeln sollen. Gelsenkir- chen steht hier stellvertretend für die gesamte Emscher-Lippe-Region mit der Stadt Bottrop und dem Kreis Recklinghausen. Und das macht uns stolz, kommt aber nicht von unge- fähr. Sehr frühzeitig hat unser kommunaler Kommunikationsdienstleister in den Ausbau des Glasfasernetzes investiert. Sämtliche Ge- werbegebiete haben einen Internetzugang mit über 50 Megabits pro Sekunde, alle 86 Schu- len ebenfalls. Außerdem bietet Gelsenkirchen bereits mehr als 260 Hotspots mit freiem WLAN. Wir sind ganz vorn mit dabei und kön- nen auch Investoren und Unternehmen, die sich hier niederlassen wollen, eine Menge bie- die digitale Infrastruktur haben dazu geführt, folgreiche Unternehmen als Botschafter für ten. Mit Partnern im Boot wie etwa Huawei, dass »Gelsenkirchen Fellow City des EU-För- den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen ein- Telefónica, Gelsenwasser, Schalke 04, unserer derprogrammes Digital Challenges« geworden zusetzen. Natürlich lässt sich ein so stark Wohnungsbaugesellschaft ggw und der BO- ist – die einzige Stadt in NRW, eine unter vie- verfestigtes Negativimage nicht im Handum- GESTRA als Verkehrsdienstleister wollen wir ren aus Deutschland. drehen zum Guten wenden. Aber die Kampa- digitale Anwendungen entwickeln. Und hier gne wirkt spürbar nach innen, hebt also das kommt der ArenaPark wieder ins Spiel. Dort Gelsenkirchen hat trotz dieser enormen Ent- Selbstbewusstsein sowohl der Unternehmen soll mit dem »Open Innovation Lab« ein Test- wicklung ein Imageproblem. Sie haben im ver- als auch der Menschen in der Stadt. Und wir feld für digitale Modellanwendungen entwi- gangenen Jahr eine groß angelegte Kampag- nehmen in der Außenwirkung auch wahr, ckelt werden. Ob es um vernetztes Fahren ne mit dem Titel »Gelsenkirchen. Mit uns dass der eine oder andere auswärtige Unter- geht, Crowd- und Parkraummanagement, Be- wird’s was« gefahren. Damit sollte für die nehmer eine differenziertere Sicht auf Gel- leuchtungssteuerung oder medizinische Ana- Stadt als Wirtschaftsstandort geworben wer- senkirchen bekommt. Dadurch verlaufen An- lytik rund um medicos.AufSchalke – hier ist den. Gibt es messbare Ergebnisse? siedlungsgespräche bisweilen wesentlich ge- die vernetzte Zukunft ganz nah. Sensorik und Das Image unserer Stadt ist leider traditio- schmeidiger. Luftschnittstellen über LTE, 4.5G, LoRaWAN nell schlecht. Das gilt nicht erst seit der Flut und vielleicht auch als frühe Testlizenz 5G er- fragwürdiger Städte-Rankings, sondern war Lassen Sie uns einen Blick auf den Handel in möglichen Management und Analyse großer auch schon zu den Zeiten so, als wir noch Ihrer Stadt werfen. Die Digitalisierung birgt Ge- Datenmengen. Darüber hinaus arbeiten wir eine der europäischen Industriehochburgen fahren für den Einzelhandel. Denn der schein- auch an der bürgerfreundlichen Verwaltung waren. Ich verweise nur auf das »Gelsen­kir­ bar ungebremst wachsende Online-Handel von morgen. Mit dem im Rahmen der digita- chen«-Lied von Georg Kreisler aus dem Jahr greift immer mehr Kaufkraft ab. Gibt es Maß- len Modellregion geförderten Projekt der 1958. Dort heißt es etwa: »Wer zu lang dort nahmen, um den stationären Handel in Gel- »Smartphone-Bürger-ID« werden zukünftig Be­ lebt, bekommt beim Atmen leichte Krämpfe, senkirchen zu stärken? hördengänge erleichtert – oder sogar über- aber wer lebt dort schon lange?« Wir sind heutzutage froh, dass wir uns in der flüssig. Gelsenkirchen betreibt die Digitalisie- Vergangenheit ganz klar für die Entwicklung rung nicht als Selbstzweck, sondern setzt die Ich bin angesichts der gerade aufgezeigten der Zentrenlagen entschieden und kein gro- Technologien ein, um die städtische Gesell- Entwicklung und Standortvorteile davon über­ ßes Shopping Center wie das Centro in Ober- schaft weiterzuentwickeln. Statt von »Smart zeugt, dass wir der negativen Sicht auf unse- hausen favorisiert haben. Denn dann hätten City« reden wir von der »Vernetzten Stadt«. re Stadt einiges entgegensetzen können und wir ein Überangebot an Verkaufsflächen, und Das bezieht sich nicht nur auf die digitale Ver- auch müssen. Das tun wir jetzt seit dem Jahr unsere Innenstädte wären verödet. Wir ha- netzung, sondern auch auf die Verzahnung 2015 bundesweit, indem wir ganz gezielt die ben zwei Innenstädte mit unterschiedlichen von Online und Offline. Dieser ganzheitliche Entscheider in den Unternehmen anspre- Rahmenbedingungen. Die Gelsenkirchener Ansatz und die frühzeitigen Investitionen in chen. Die Grundidee der Kampagne ist es, er- City mit der Bahnhofstraße umfasst eine Ver-

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kaufsfläche von 65.000 Quadratmetern und ist immer noch breit konsumig aufgestellt. Die City Buer im Stadtnorden beherbergt eine Verkaufsfläche von rund 30.000 Quadratme- Gohl © Kerstin tern. In der Buerschen Hochstraße, wo die Kaufkraft höher als in der Bahnhofstraße ist, halten sich seit Jahren einige hochpreisige Modeeinzelhändler.

In der Bipolarität der beiden Hauptzentren liegt das Besondere und das Problem zu- gleich. Denn die beiden Standorte müssen sich den Kuchen teilen. Ein solitäres Zentrum hätte bei der Lage und Größe eigentlich einen Einzugsbereich von 300.000 bis 350.000 Menschen. Da es aber zwei Zentren gibt, fällt die Bilanz geringer aus. Beide bewegen sich um maximal 230.000 bis 250.000 Einwohner, wobei Buer als nördliches Zentrum, das in den ländlichen Raum hineinragt, das deutlich höherwertige Angebot hat.

Was tun Sie, um die beiden Zentren zu stär- City­lagen, aber auch den Nebenzentren ab- Wie viele Sonntage im Jahr haben die Ge- ken? gezogen wird. Unser Einzelhandelskonzept schäfte an beiden Standorten geöffnet? Wir sehen trotz stetig wachsender Online- steuert zugunsten von Zentren- und integ- Jeweils an vier Sonntagen ist in klar abge- Konkurrenz, dass das Bedürfnis des Men- rierten Nahversorgungslagen. Es definiert grenzten Zentrenlagen eine Sonntagsöff- schen, sich zu begegnen und persönlich Gestaltungsspielräume, auch wenn es klare nung möglich. Die Einzelhändler lassen uns auszutauschen, auch in einer digitalen Welt Tabubereiche kennzeichnet. Zusätzlich ist auch immer wieder wissen, dass diese bestehen bleibt. Ausgehend von dieser Er- die Wirtschaftsförderung offen für die Ver- Sonntage wichtig sind, um auf ihre Jahres- kenntnis wollen wir auf den Stärken aufbau- mittlung von Beratungsangeboten zur Wei- umsätze zu kommen. Mehr sollten es aber en, die mehr oder weniger »online-fest«, sind terentwicklung von Betriebskonzepten im nicht werden, um die Sonntagsruhe auch und haben einen guten Ansatz gefunden: Einzelhandel. Wir diskutieren insbesondere gewährleisten zu können. unsere Wochenmärkte. In Buer gibt es einen mit inhabergeführten Unternehmen zum etablierten und gut funktionierenden Wo- Mix von »online« und »offline. chenmarkt, dessen Einzugsbereich auch die Das Gespräch führte Nachbarstädte erreicht. Wir haben uns gera- Sie haben einen Citymanager für die Gelsen- Susanne Osadnik, de intensiv mit der Markthalle beschäftigt, kirchener Innenstadt, für Buer soll es dem- Chefredakteurin GCM die revitalisiert werden soll, weil sie zusätzli- nächst auch einen Verantwortlichen geben. che Frequenz bringt und den Markt stärkt. Was genau sind seine Aufgaben? So bekommt Buer sein Alleinstellungsmerk- Die Aufgaben umfassen das Veranstal- mal zurück. Aber es gibt auch andere Kon- tungsmanagement, die Öffentlichkeitsar- zepte, die in diese Richtung gehen. Der »Fei- beit, das Standortmanagement und das Flä- erabend-Markt« mit vielen kulinarischen An- chenmanagement in den Geschäftsstraßen. Dr. Christopher Schmitt (51), promovierter geboten und Alkoholausschank wurde von Der Citymanager vermittelt zwischen Han- Jurist, ist seit 2013 Mitglied des Verwal- uns mit erfunden und findet einmal in der del und Verwaltung und kümmert sich um tungsvorstandes der Stadt Gelsenkirchen. Woche zwischen 16 und 20 Uhr statt – in- Leerstände. Dadurch verfügen wir über eine Sein Aufgabengebiet umfasst die Bereiche zwischen auch hier in der Gelsenkirchener Art Frühwarnsystem und wissen schon sehr Wirtschaftsförderung, Recht und Ordnung, Innenstadt. Das Angebot wird ausgespro- früh, wo es zu Leerstand kommen könnte. Bürgerservice und die für Straßenreinigung, chen gut angenommen und lockt auch Pub- Wir arbeiten auch eng mit den Werbegemei- Abfall und Grün zuständige eigenbetriebs- likum mit einer stärkeren Kaufkraft aus dem schaften und Standortinitiativen zusam- ähnliche Einrichtung GELSENDIENSTE. Der unmittelbaren Umfeld an. Und wir experi- men, um frühzeitig auf Problemlagen zu re- gebürtige Gelsenkirchener war langjähriger mentieren mit weiteren Marktkonzepten wie agieren. Auch die Zusammenarbeit mit der Gründungsvorsitzender der Wirtschaftsiniti- Märkten für regionale Produkte oder Texti­ Industrie- und Handelskammer und dem ative Gelsenkirchen, einem Zusammen- lien. Zentrenstärkung heißt aber auch, dass Einzelhandelsverband ist eng geknüpft – schluss mit mittlerweile über 200 Unterneh- wir den Einzelhandel in bestimmten Dimen- dies gilt auch mit Blick auf den Dialog zu men und Privatpersonen, die sich dem Wohl sionen nicht da haben wollen, wo er nicht verkaufsoffenen Sonntagen, um die in ei- des Wirtschaftsstandorts Gelsenkirchen hingehört, damit keine Kaufkraft aus den nem gesunden Umfang zu ermöglichen. verschrieben haben.

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Aufenthalts- und Erlebnisqualität im öffentli- Serie chen Raum.

Wirtschaftsförderung in Mit welchen Ideen und konkreten Maßnah- men fördern Sie die Entwicklung ihrer Innen- stadt? Städten mit Strukturwandel: Neben den bereits angeführten Ansätzen be- halten wir mit einem Einzelhandels-Atlas und Schwerin dessen Analyseoptionen innerhalb eines Web- GIS-basierten Geodatenportals den Überblick Stefan Purtz, Citymanager der Landeshauptstadt Mecklenburg- über die allgemeinen Bestandsentwicklungen und auftretenden Leerstände im Bereich des Vorpommerns, über die wirtschaftliche Zukunft der Stadt und deren städtischen Einzelhandels. Wichtig ist bei der Peripherie, welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Handel Neubesetzung leerstehender Geschäftsräum- vor Ort zu stärken, und wie Nachhaltigkeit praktiziert wird lichkeiten immer der enge Austausch mit den jeweiligen Eigentümern, um so zum einen die Möglichkeit zu haben, Nutzungsentwicklung bis zu einem gewissen Grad mitzusteuern, und auf der anderen Seite bei potenziellen Anfra- Herr Purtz, gibt es vor dem Hintergrund ei- Diese Einzelhändler werden unter anderem gen immer über die jeweiligen örtlichen Bege- nes nahezu nicht reguliert wachsenden On- durch den Altstadtblog der Stadt Schwerin benheiten und Befindlichkeiten im Bilde zu sein line-Handels ein besonderes Konzept, um den oder den Gründerwettbewerb »Erfolgsraum und bestmöglich beraten zu können. stationären Handel in Schwerin zu stärken? Altstadt«, konzipiert durch die IHK zu Um dem Online-Handel einen attraktiven stati- Schwerin (die Stadt Schwerin ist einer der Aussagen über einen optimalen Mix zu tref- onären Handel gegenüberzustellen, versuchen Hauptpartner), auch online einer größeren fen, ist sicherlich schwierig. Nutzungen und wir als Stadtverwaltung gemeinsam mit weite- Öffentlichkeit präsentiert. Darüber hinaus Belebungen der Innenstadt sind immer wün- ren Akteuren für die potenziellen Kunden, für sorgen wir als Stadt in Zusammenarbeit mit schenswerter als Leerstände. Und was sich Bürger und Gäste der Schweriner Innenstadt einer Vielzahl weiterer wichtiger Partner wie im Endeffekt etabliert, entscheiden eben auch ein attraktives Gesamtpaket zu schnüren. An- dem Stadtmarketing, den Centermanage- die Kunden und Gäste der Innenstadt, die die gefangen bei der Vermarktung unseres Pfun- ments, dem Altstadtwerbeverein, der IHK Qualitäten der einzelnen Angebote annehmen des, mit dem wir hier in Schwerin punkten kön- etc. bei vielen koordinierten Projekten, von müssen. In Schwerin haben wir derzeit einen nen: eine Vielzahl an kleinen, individuellen, in- der Gestaltung kundenfreundlicher und flä- ausgewogenen Besatz an kleinen inhaberge- habergeführten Geschäften, auf die man stößt, chendeckender Öffnungszeiten, über die Mi- führten Geschäften, Filialisten und Markenlä- wenn man durch die Straßen und Gassen der torganisation von zahlreichen wertigen den, Schnäppchenläden und einem überaus Altstadt streift, und die auch das gewisse Et- Events von der Haupt- bis in die Nebensai- breiten gastronomischen Angebot jeder Cou- was offerieren und erlebbar machen, auf das son bis hin zu einer vor Kurzem ausgearbei- leur. Leerstände treten auch hier und da auf, man so ohne Weiteres vielleicht bei einer rei- teten Gestaltungs- und Werbesatzung für nehmen aber kein Übermaß an. Wichtig ist nen Onlinesuche gar nicht gestoßen wäre. die Gewährleistung einer möglichst hohen hier, dass wir festgestellt haben, dass die Leer- stände keine rein strukturellen Ursachen ha- ben, sondern aus diversen Gründen an wech- selnden Orten in der Innenstadt auftreten. In Zeiten des Online-Handels hat es aber das eine oder andere Ladenkonzept etwas schwe- rer als früher.

© Kalahari – pixabay.com Zunehmend machen wir uns über andere Nut- zungen Gedanken, die die Innenstadt als Ein- kaufs- und Erlebnisort bereichern. Eine Innen- stadt kann eben auch durch andere Nutzungs- formen einen Anreiz zum Besuch bieten bzw. zur Belebung der Straßen beitragen. Das geht von klassischen Wohn- und Büronutzungen über die Nutzung durch die Kunst- und Krea- tivwirtschaft (Ateliers, Innovationsräume etc.), Büroarbeitsumfelder, die sich der Öffentlich- Das Schweriner Schloss war jahrhundertelang die Residenz der mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und keit zugänglich machen und erlebbar werden, ist heute Sitz des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern bis hin zu Coworking-Initiativen oder Zwi-

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schennutzungen aller Art. Wichtig ist, dass die Region einnehmen, da unter Umständen di- Innenstadt ein öffentlicher Raum bleibt, der verse Einrichtungen der Daseinsvorsorge in sowohl auf den Straßen und Plätzen als auch den kleineren Gemeinden ohne zentralörtli- in den Gebäuden selbst erlebbar bleibt. Erste che Bedeutung wegfallen könnten und somit neuartigere Nutzungen aus dem Bereich Co- eine verstärkte Konzentration (mit Auswirkun- Working und Innovationsraum wird es, Stand gen auf das EZH-Angebot, die Erreichbarkeit, jetzt, bereits in den nächsten Wochen und Mo- die städtische Infrastruktur etc.) in der Lan- naten zu sehen geben. deshauptstadt auftreten könnte – dies nur un- ter der Voraussetzung, dass bis dato keine an- Wir verzeichnen hierzulande einen »grünen« gepassten Planungsinstrumente greifen wür- Trend. Wird es zusätzliche »grüne« Förder- den, die steuernd intervenieren. Zudem käme kriterien geben, oder ist das schon heute der auch dem Überalterungsprozess eine noch Fall? stärkere Bedeutung zu. Mit zunehmend be- In Zeiten des zunehmenden grünen Be- deutenderen Themenfeldern wie der Barriere- wusstseins und Wertewandels nimmt das freiheit steht dem Einzelhandel und dem In- Thema Nachhaltigkeit ökologischer, ökono- nenstadtbereich beispielsweise dann noch mischer und sozialer Natur auch bei Unter- die eine oder andere Herausforderung bevor. nehmen und Arbeitgebern mehr und mehr Stefan Purtz Auch wenn zukünftige Generationen aufgrund Raum ein. Zum einen aus ideellen Beweg- des verbesserten allgemeinen Gesundheits- gründen, zum anderen auch aufgrund der zustandes, der Behandlungsmethoden etc. Fachkräfteknappheit. Im Zuge dieser Ent- zunehmend mobiler bleiben. wicklung bemühen sich Arbeitgeber mehr bestimmte Kriterien aus den Bereichen Ener- und mehr um die einzelnen Fachkräfte, um giemanagement, Energieeffizienz oder Flä- Gibt es Fragen, die Sie der deutschen Han- die Besetzung vakanter Stellen und wollen chenverbrauch erfüllen oder beabsichtigen, delsimmobilien-/Shopping-Center-Branche dementsprechend auch mit den eigenen dies zu tun. Ziel ist, im Nachgang mit diesem gerne stellen würden? Falls ja, bitte nur zu ... Qualitäten und Angeboten aus diesem The- Nachweis ihrer Nachhaltigkeit Standorte­ zu Welche Entwicklungen im Einzelhandel und in menfeld punkten. stärken und zu bewerben, Arbeitsplätze zu der entsprechenden Nachfrage werden Ihrer sichern und eine höhere Lebensqualität für Meinung nach neben den angesprochenen In der Wirtschafts- und Standortförderung Anwohner und Beschäftigte zu erwirken. Entwicklungstrends (Online-Handel, Nachhal- wird das Thema Nachhaltigkeit zudem be- tigkeit) in Zukunft in Deutschland auch noch reits jetzt aufgegriffen, um die Lebensquali- Bis 2030 sollen rund 70 Prozent der Men- an Bedeutung gewinnen? Wie beurteilen Sie tät vor Ort mittels einzelner Maßnahmen schen in Städten wohnen. Wie ist Ihre Ein- die Zukunftsfähigkeit und das zukünftige punktuell anzuheben, um im allgemeinen schätzung zu Ihrer Stadt dazu? Wenn das so Ausmaß der Sharing/Rental Economy? Und Standortwettbewerb zu punkten und die po- käme, welche Auswirkungen hätte das auf haben Sie die Entwicklungen im Blick, die sich sitiven Entwicklungen vor Ort im Bereich der Schwerin und die gesamte Region? teilweise in anderen Ländern bereits abzeich- Standortvermarktung hervorzuheben. Kon- Laut dem Demografie-Bericht der Bertels- nen, und die auch zur Stärkung des stationä- kret in unserer Stadt wären hier Maßnahmen mann Stiftung wird sich die Einwohneran- ren Handels beitragen könnten (Stichwörter: wie die Mehrwegbecherkampagne oder die zahl Schwerins bis 2030 recht stabil zu- Self-Service-Bezahlung, elektronische Preis- Zertifizierung der Stadt als »Fairtrade Town« nächst etwas erhöhen und bis zum Ende schilder, Self-Servicing-Bestellstationen, bar- zu nennen. des Betrachtungszeitraums um knapp 1,9 geldlose Bezahlsysteme etc.)? Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2012 Im Bereich der (unternehmerischen) Förde- absenken. Der ländliche Raum um Schwerin rung findet der »grüne Trend« auch schon wird vermutlich mit erheblicheren Bevölke- Das Gespräch führte seine Entsprechung. Durch gezielte Unter- rungseinbußen zu kämpfen haben. Vermut- Susanne Osadnik, stützungsmaßnahmen und Anteilsfinanzie- lich lassen sich die unterschiedlichen Ent- GCM-Chefredakteurin rungen besteht in M-V die Möglichkeit, sich wicklungen bis 2030, neben der natürlichen im Rahmen der Klimaschutz-Förderrichtlinie Bevölkerungsbewegung (Geburten- und Ster­ beispielsweise diverse unternehmerische oder be­rate) vor allem mit der Landflucht, auch kommunale Investitionen in die verbesserte aus den umliegenden Gemeinden, erklären, Energieeffizienz und in die Nutzung regene- wobei die direkt an Schwerin angrenzenden rativer Rohstoffe fördern zu lassen. Gemeinden wegen ihrer guten Erreichbar- keit wohl weniger unter Bevölkerungsverlus- Bis zum Jahresende werden wir in jeder Darüber hinaus wird seit vergangenem Jahr ten leiden werden. GCM-Ausgabe eine mittelgroße Stadt und das Label »Grüne Gewerbegebiete« durch deren Ansätze zur Wirtschaftsförderung das Ministerium für Energie, Infrastruktur Schwerin wird somit vermutlich aufgrund vorstellen. Für die kommende Ausgabe im und Digitalisierung M-V an Gewerbestandor- der unterschiedlichen Entwicklungen eine Oktober wird uns Ingolstadt Rede und Ant- te verliehen, die sich hierum bemühen und noch stärkere zentralörtliche Rolle für die wort stehen.

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Protektionistisch sind die USA auch heute wie- »Wir wollen die Krise der. Das scheint sie aber auch nicht vor wirt- schaftlicher Schieflage zu bewahren. Ben Bernanke, der einstige Notenbankchef, sieht mit aller Macht aussitzen, die amerikanische Wirtschaft im kommenden Jahr einbrechen, wenn die Impulsprogramme statt sie zu beenden« auslaufen. Welche Auswirkungen wird das für die Weltwirtschaft haben? Vor 90 Jahren erschütterte die bislang größte Wirtschaftskrise Protektionismus hat noch nie ein Land vor wirtschaftlichen Schieflagen bewahrt – im die Welt. Sie nahm in den USA ihren Anfang und erfasste nach Gegenteil. Die USA sind immer noch einer der und nach alle Industrieländer. In Deutschland wurde die Depression wichtigsten Wirtschaftsräume, aber relativ durch die Kriegsreparationen und den Abzug der Auslandskredite betrachtet nimmt ihre Bedeutung ab, weil die Schwellenländer – allen voran China – kräftig verstärkt. Kaufkraft, Nachfrage, Produktion und Beschäftigung aufholen. Auch steht ein Einbruch der US- sanken, die Einkommen fielen um ein Fünftel, der Aktienindex um Konjunktur nicht zu erwarten, sondern eher mehr als ein Drittel. Hat die Welt daraus genügend gelernt, um es ein Abflauen der Dynamik aufgrund der aus- laufenden Fiskalpakete. Von dieser Seite nie wieder zu einer solchen Katastrophe kommen zu lassen? sehe ich daher weniger Gefahren von den Dr. Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel über USA für die Weltwirtschaft ausgehen. Be- Auslöser für mögliche Krisen in der Zukunft, die expansive Geld­ deutsamer ist die durch die dortige Handels- politik verursachte Unsicherheit, die immer politik der Europäischen Zentralbank, und darüber, warum Kassandra- wieder Sand ins weltwirtschaftliche Getriebe Rufe aus der Wissenschaft selten erhört werden streut, zumal die US-Regierung mit Zöllen und Embargos zunehmend auch geopoliti- sche Ziele verfolgt.

Herr Dr. Kooths, 90 Jahre nach der Weltwirt- werfungen überdeckt und eine Scheinblüte Vor zehn Jahren waren wir gerade mitten in schaftskrise wird immer wieder auf den Bör- angeschoben. In Europa hatte Deutschland der Immobilienkrise, die sich zur weltweiten sencrash und den Schwarzen Freitag ver- seine Reparationsverpflichtung kurzfristig in Finanzkrise auswuchs. Bis dahin hatte es wiesen, wobei die Börse wohl eher ein Symp­ den USA finanziert und war damit finanz- zwar zahlreiche andere Rezessionen gegeben tom als ein Auslöser war. Was hat aus Ihrer wirtschaftlich besonders anfällig. Als die – die Ölpreiskrise von 1979, die Asienkrise Sicht zum bislang größten Zusammenbruch kreditgetragene Blase an der Wall Street 1997, die Dotcomkrise 2000. Aber nichts da- der Weltmärkte geführt? platzte, war die Krise nicht mehr aufzuhal- von war vergleichbar mit der Erschütterung Dr. Stefan Kooths: Verschiedene Faktoren ten, zumal zwei eklatante Fehler begangen von 2008. Waren wir nach 1929 nicht genug haben zum damaligen Zusammenbruch bei­ wurden: Die Zentralbanken haben die Liqui- gewarnt? getragen. Zunächst darf man nicht verges- ditätsversorgung abrupt gekürzt – das war Man hat gerade aufgrund der Erfahrung 80 sen, dass der Erste Weltkrieg erst zehn Jah- genauso falsch wie die vorangegangene Jahre zuvor so gehandelt wie man gehandelt re zuvor zu Ende gegangen war und das Kreditexpansion. Hinzu kamen – ausgehend hat: Die Märkte wurden mit frischem Geld ge- Weltwährungsgefüge zerrüttet hatte. Eine von den USA – protektionistische Reflexe, flutet, was in der damaligen Zeit richtig gewe- lockere Geldpolitik in den Vereinigten Staa- die weltweit die Lieferketten unterbrachen, sen ist. Leider stehen wir jetzt, ein Jahrzehnt ten hatte ab Mitte der 1920er-Jahre die Ver- wodurch die Krise an Schärfe gewann. später, immer noch geldpolitisch auf dem Gaspedal. Wir wollen die Krise mit aller Macht aussitzen, statt sie zu beenden.

Was wurde versäumt? Die Politik des billigen Geldes lähmt den Strukturwandel und auch die Reformpolitik. Ein sauberer und schmerzhafter Schulden- schnitt wäre die beste Lösung gewesen. Aber man hat auf Niedrigzinspolitik gesetzt und sich auf die Europäische Zentralbank verlassen, die die Kohlen aus dem Feuer ho- © Bundesarchiv / commons.wikipedia.org © Bundesarchiv

© Deutsches Historisches Museum, Berlin © Deutsches Historisches len sollte. Es wäre besser gewesen, insol- vente Banken zu liquidieren oder systemi- Massenandrang bei der Berliner Sparkasse nach der Arbeitsloser Deutscher während der Weltwirtschaftskrise, sche Institute zwangsweise zu rekapitalisie- Schließung der Banken, 13. Juli 1931 um 1930 ren, zur Not auch mit staatlichen Mitteln.

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Das alles hat man nicht getan, um die Aktio- schutz. Die Gefahr lauert an ganz anderer näre und Gläubiger zu schützen. Stattdes- Stelle. Die Euro-Länder müssen sich einig sen hat man die Schuldner der Banken mit werden, in welchem Währungsraum sie großem Aufwand stabilisiert. Auf diese Wei- wirtschaften wollen: Soll es ein Hart- oder se haben wir schon neun Jahre verloren, ein Weichwährungsraum sein? Die Staaten und bis heute schleppen zahlreiche Institute müssen sich über die Spielregeln einig sein. faule Kredite und riskante Kunden mit sich Die derzeitige italienische Regierung will herum. Die weiterhin expansive Geldpolitik zurzeit jede fiskalpolitische Regelung ab- wird die Zahl der Zombie-Banken und der schütteln und den Alleingang versuchen, in- Zombie-Unternehmen erhöhen. Die Gefah- dem sie die Staatsverschuldung weiter er- ren, die davon ausgehen, machen deutlich, höht und jetzt sogar über eine Art Parallel- wie wichtig es ist, ein geordnetes Ausschei- währung nachdenkt. Das alles belastet das den dieser Marktteilnehmer zu ermöglichen. Vertrauen innerhalb der EWWU und gefähr- Wir zögern das Unvermeidliche heraus, da- det deren Zusammenhalt. bei ist längst klar, dass die Zinsen irgend- wann wieder steigen müssen. Und je länger Sehen Sie eine Lösung für den Konflikt? die entscheidenden Schritte ausbleiben, Institutionen wie die einer gemeinsamen desto gravierender werden sich die Neben- Währung sind immer nur so stark wie der wirkungen bemerkbar machen. Konsens, der sie trägt. Die Euro-Länder müs- Dr. Stefan Kooths sen sich an dieser Stelle ehrlich machen. Es Sie sind nicht die einzige warnende Stimme. hat keinen Zweck, einzelnen Ländern ein Re- Warum hört offenbar niemand auf Sie? gelwerk aufzuzwingen, von dem sie glauben, Es scheint auf den ersten Blick einfacher zu dass es gegen ihre Interessen gerichtet ist. sein, das Ganze laufen zu lassen, weil es allen Überkapazitäten den Markttest nicht beste- Ob zu Recht oder zu Unrecht, spielt hierbei gut geht. Wir haben aufgrund der günstigen hen. Eine erhebliche Unwucht gibt es nicht gar keine Rolle. Daher sollte man auch über Kapitalkosten weniger als ein Prozent Kredit- zuletzt in China, wo die politische Stabilität Austrittsmöglichkeiten nachdenken. Parallel ausfälle. Das hört sich positiv an, ist aber letztlich durch ein Wachstumsversprechen dazu muss die Verflechtung zwischen Ban- nicht normal. Innerhalb einer gesunden Wirt- erkauft wird. Allerdings darf man nicht unter- ken und Staaten zurückgeführt werden, da- schaft läge die Quote hierzulande mindes- schätzen, dass die chinesische Kultur anders mit die Insolvenz eines Landes das jeweilige tens doppelt so hoch. Es ist bequem, so zu als unsere westliche ist. Der dortigen Staats- Bankensystem nicht länger aus der Bahn tun, als wäre alles in Ordnung. Es tut nieman- führung stehen interventionistische Möglich- wirft. Erst dann können auch die Kapital- dem weh; es kostet keine Wählerstimmen. keiten zur Verfügung, wie wir sie in westli- märkte wieder die Fiskaldisziplin erzwingen, Die Finanzierung über die Notenpresse ist chen Demokratien nicht kennen. Sollte sich für die den wirtschaftspolitischen Akteuren einfach – leider profitieren davon meist nur dort die Konjunktur weiter eintrüben, wird sowohl auf der nationalen wie auf der EU- die ohnehin schon Reichen. Noch ein Grund man sicher sofort Fiskalprogramme starten Ebene die Kraft fehlt. mehr zur Sorge, weil dadurch das Ansehen und die Kreditvergabe lockern, um die Wirt- des marktwirtschaftlichen Systems untergra- schaft anzukurbeln – ob diese Form des Ma- ben wird – durch eine Politik übrigens, die ge- kromanagements auf Dauer gutgehen kann, Das Gespräch führte rade nicht marktwirtschaftlich ist. ist allerdings sehr fraglich, bislang hat es Susanne Osadnik, noch nirgendwo funktioniert. Wir sollten uns GCM-Chefredakteurin Auch andere sorgen sich. Eine ganze Reihe daher mehr um China als vor China sorgen. von Ökonomen hat erst kürzlich vor einer na- Das Aufholpotenzial dort ist immer noch rie- henden weltweiten Rezession gewarnt. Der sig, und wenn es stabil gehoben werden amerikanische Ökonom David Levy sieht da- kann, profitieren alle davon – übrigens auch Stefan Kooths, Jahrgang 1969, leitet seit bei keine leichte Delle auf uns zukommen, die USA, die derzeit den Aufstieg Chinas mit 2014 das Prognosezentrum im Institut für sondern einen langanhaltenden Einbruch, der allen möglichen Mitteln hinauszögern wollen. Weltwirtschaft in Kiel und ist Professor für auf Überkapazitäten, überbewerteten Assets Volkswirtschaftslehre an der University of und einem Übermaß an Schulden basiert. Tei- Lassen Sie uns noch einen Blick auf den Eu- Applied Sciences Europe in Berlin. Er be- len Sie seinen düsteren Blick in die Zukunft? roraum werfen. Kann Europa ohne einheitliche schäftigt sich neben der Konjunkturfor- Die hohe Verschuldung ist tatsächlich beun- Fiskalpolitik überleben? schung vor allem mit Fragen des Geld- und ruhigend. Das gilt für Industrie- und Schwel- Die EU braucht einen gemeinsamen Haus- Währungswesens, der internationalen Wirt- lenländer in ähnlicher Weise. Weltweit billiges halt zur Finanzierung ihrer Gemeinschafts- schaftsbeziehungen sowie der Ordnungs- Geld verzerrt die Preissignale, und das frisst aufgaben, mehr nicht. Ein separater Haus- ökonomik. Er ist Vorsitzender der Hayek-Ge- sich weltweit tief in die Produktionsstruktu- halt für den Euroraum ist überflüssig. Wich- sellschaft, sitzt im Kuratorium des Promet- ren hinein. Im Ergebnis werden Investitionen tig ist, dass alle Mitgliedsländer wieder un- heus-Instituts und gehört dem Präsidium getätigt, die bei der nächsten Zinswende wa- eingeschränkt kapitalmarktfähig werden, des Internationalen Wirtschaftssenats (IWS) ckeln oder auch heute schon in Form von und zwar ohne geldpolitischen Flanken- an.

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Lärm: Zum einen waren entlang der Trasse in- »Deutschland entwickelt nerhalb der Stadt Emissionsschutzwände vor- gesehen. Zum anderen ist der Transrapid oh- nehin nicht laut, weil die Züge keine Motoren, zwar Zukunftstechnologien, Achsen oder Getriebe haben. Sie sind – ver- einfacht gesagt – nur eine schwebende Blech- behandelt sie aber manchmal dose, die durch Magnetfelder auf ihrem Fahr- weg vorwärts gezogen werden. Wir haben Münchner Bürger, die entlang der geplanten so, als seien sie akademischer Trasse wohnten, zur Transrapid-Teststrecke in das Emsland geladen. Als dort die Züge mit Sondermüll« Tempo 250 direkt an ihnen vorbeifuhren, war jeder überrascht, dass kaum etwas zu hören Mit bis zu 350 Stundenkilometern sollte der Transrapid Fahrgäste war. Den Besuchern hat es lediglich ein wenig die Frisur verweht. vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen »Franz Josef Strauß« im Erdinger Moos befördern. Die Magnetschwebebahn, von Siemens Es gab da noch die berühmte Wechselkröte … und ThyssenKrupp als Hochgeschwindigkeitsverkehrsmittel seit 1969 Nein, die gab es eben nicht. Von Transrapid- Gegnern wurde vorgebracht, dass die auf entwickelt, galt einst als Vorzeigeprodukt deutscher Hochtechnologie­ der Roten Liste der gefährdeten Arten ste- leistungen – und als Revolution im Transportwesen. Letztlich wurde henden Froschlurche an einem Nebengelän- das Projekt von der Politik nach heftigen Protesten beerdigt, nur um de der geplanten Trasse theoretisch einen für sie idealen Lebensraum finden könnten, bald darauf in China zu brillieren. Ein Gespräch mit Ulrich Krenn, weil sich dort auf einer Brachfläche, die als dem ehemaligen Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Deutsche-Bahn- Parkplatz genutzt wurde, Regenwasser ge- Tochter DB Magnetbahn, über reflexartige Widerstände in Deutsch- sammelt hatte. Vorher stand dort ein aus- rangierter Gaskessel. land gegen Erfindungen, die Angst von Politikern vor Wählerverlus- ten, und darüber, warum es für den Wirtschaftsstandort Deutschland Wir reden hier von einer Industriebrache? fünf vor zwölf ist Ja. Allerdings ist dort meines Wissens nie eine Wechselkröte gefunden worden, obwohl Transrapid-Gegner damals an den Wochen- enden zahlreich über das Areal schwärmten Herr Krenn, woran erinnern Sie die Proteste an, die Magnetschwebebahn würde zu teuer, und nach den Froschlurchen suchten. gegen die SuedLink-Trasse, das Hochspan- sei zu laut, ihr Betrieb würde zu viel Energie ver- nungsleitungsnetz, das Windstrom aus dem brauchen und bedrohte Tierarten gefährden … Das erinnert an den Wachtelkönig, eine in Norden zu den Industriebetrieben in Süd- Es kursierten damals etliche Mythen über ver- Deutschland ebenfalls auf der Roten Liste ste- deutschland bringen soll? meintliche Gefahren durch die Magnetschwe- hende Vogelart, deren angebliches Vorkom- Ja, es gibt gewisse Parallelen zum Transrapid, bebahn. Die vermeintlichen Fakten konnten men 1996 in Hamburg ein Neubaugebiet mit den der Bund, das Land Bayern und die Deut- alle widerlegt werden oder existierten schlicht- mehr als 3.000 Wohnungen zu Fall gebracht sche Bahn vom Münchner Hauptbahnhof zum weg gar nicht. Nehmen wir nur das Beispiel hat, obwohl das Tier nie gesehen wurde … 40 Kilometer entfernten Flughafen bauen woll- ten. Damals wie heute im Fall der SuedLink- Trasse, gab es Widerstände gegen Infrastruk- turprojekte, deren Realisierung für die Mehr- heit der Bevölkerung von Vorteil wäre. Sued- Link ist da nur eines von vielen aktuellen Bei- spielen. (In Bremen beispielsweise gibt es eine Bürgerinitiative, die den Bau von 1.200 neuen Wohnungen auf der ehemaligen Galopprenn- bahn im Stadtteil Vahr verhindern will, obwohl © Boenj – commons.wikipedia.org in der Hansestadt weiterer Wohnraum benö- tigt wird – Anmerkung der Redaktion)

Die Münchner Transrapid-Trasse wurde vom Jahr 2000 an geplant, das Vorhaben schließ- Der Transrapid München war ein von Ende 2000 bis März 2008 verfolgtes Projekt zum Bau einer Magnetschwebebahn- lich 2008 beerdigt. Gegner führten damals Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen dem Flughafen München und dem Münchner Hauptbahnhof

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jekt abgeblasen haben, weil im Herbst jenen Jahres Landtagswahl in Bayern und im folgen- den Jahr die Bundestagswahl war?

© Thorne Gregg Lassen Sie es mich so formulieren: Beck- stein und Tiefensee war damals klar, dass sie mit der Beendigung eines regionalen Vorhabens landes- und bundesweit bei den Wählern eher punkten konnten, als wenn sie weiterhin daran festgehalten hätten.

Andererseits: Politiker sind nun einmal oppor- tun. Denken Sie nur an den Atomausstieg … Ja, es ist interessant, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel – immerhin Physikerin, die ihre Diplomarbeit als Beitrag für das Zentral- institut für Isotopen- und Strahlenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR geschrieben hatte – nach der durch einen Tsunami hervorgerufenen Reaktor-Katastro- phe von Fukushima im März 2011 kurzer- hand und rigoros den deutschen Atomaus- stieg verkündet hat. Wobei für die deutschen Kernkraftwerke viel höhere Sicherheitsaufla- gen gelten als vielerorts in Europa, und hiesi- ge Anlagen nicht, wie in Japan, von Flutwel- len bedroht sind. Das war ja auch kurz vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, bei der die Grünen nach dem Unglück in Ja- pan kräftig an Zustimmung gewannen.

Ulrich Krenn In der aufgeladen politischen Debatte um den Transrapid hatte die rot-grüne Stadtregierung damals den Münchnern als Alternative eine Ex- press-S-Bahn zum Flughafen versprochen … Die vermeintliche Existenz bedrohter Arten gumente, die ins Gefühl gehen und so vielen Darauf warten die Münchner noch heute – ist ein beliebtes Instrument, um Infrastruk- Menschen Angst machen. So schafft man und werden es wohl auch in 100 Jahren noch turprojekte zu stoppen. Entweder verbieten es in die Medien, die naturgemäß die Positi- tun. Das vorhandene S-Bahn-Netz in Mün- Gerichte dann die Planung, oder sie erlassen on des vermeintlich Schwächeren unterstüt- chen ist mit Zugfolgen im Minutentakt durch so teure Ausgleichsmaßnahmen, dass sich zen, und gewinnt auch die Luftüberlegenheit einen einzigen Tunnel bereits jetzt so ausge- das Vorhaben nicht mehr rechnet. Zuweilen an den Stammtischen. Etwa, indem sie an- lastet, dass eine Express-Verbindung zum drängt sich da der Verdacht auf, dass Geg- dere glauben machen, ein Infrastrukturpro- Flughafen schon technisch gar nicht möglich ner da ein wenig nachhelfen, um ein angebli- jekt würde ihnen gesundheitlichen Schaden ist. Dazu müsste, wie beim Transrapid ge- ches Vorhandensein solcher Tiere behaup- zufügen oder andere Nachteile bringen. Die plant, eine völlig neue, separate Trasse ge- ten zu können … Transrapid-Gegner behaupteten damals bei- baut werden. Was wiederum Proteste her- spielsweise, die Magnetschwebebahn sei vorrufen würde. Zumal eine S-Bahn deutlich Die eigentliche Frage ist aber: Weshalb gibt es, so teuer, dass wegen ihr in Bayern weniger lauter ist als eine Magnetschwebebahn. Sinn gerade in Deutschland, immer wieder massive Kitas und Schulen gebaut werden könnten. des Transrapid-Projektes war ja auch kein Widerstände gegen Infrastrukturprojekte, deren Finden die Gegner solcher Projekte darauf- neues Nahverkehrssystem, sondern – via Realisierung das Leben von sehr vielen Men- hin genügend Unterstützung in der Bevölke- Hauptbahnhof – der Anschluss des Flugha- schen zum Besseren transformieren könnte? rung, begraben Politiker oft schnell das Vor- fens an das Fernverkehrsnetz der DB. Vorsicht mit der Formulierung »massiver haben aus Angst vor dem Verlust an Wähler- Widerstand«. Die Proteste gehen zuerst im- stimmen. Ein Argument für den Münchner Transrapid mer von einer sehr kleinen Gruppe aus, de- lautete, in Deutschland müsse eine Referenz- ren Mitglieder dabei vorwiegend persönliche Sie spielen darauf an, dass am 27. März 2008 strecke geschaffen werden, um die hier erfun- Interessen verfolgen. Die größte Angst da- der SPD-Bundesverkehrsminister Wolfgang dene und entwickelte Magnetschwebebahn- bei ist oft ein Wertverlust der eigenen Immo- Tiefensee und Bayerns Ministerpräsident Gün- Technik ins Ausland verkaufen zu können. Chi- bilie. Dazu nutzen diese Gruppen häufig Ar- ther Beckstein das Münchner Transrapid-Pro- na hat sich jedoch trotz des Stopps in Bayern

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die die ersten MP3-Player bauten. Auch So- lar- und Brennstoffzellen sind deutsche Er- findungen. Die Solarzellen werden aber heu- te größtenteils in anderen Ländern gebaut, die Brennstoffzelle wurde dort zur Marktrei- fe entwickelt.

Dies war aber nicht die Folge von Protesten © imageBROKER / Alamy Stock Foto © imageBROKER / Alamy Stock aus der Bevölkerung, sondern von fehlender Weitsicht deutscher Unternehmenslenker … Sie müssen das größere Bild sehen. Es gibt hierzulande auf vielen Ebenen beinahe re- flexartige Vorbehalte gegen Erfindungen, Deutscher Technologie-Export: Die Magnetschwebebahn Transrapid wurde aufgrund großer Widerstände im eigenen die Bestehendes transformieren können. Land erst Jahre später erfolgreich in China unter dem Namen »Shanghai Magnetic Levitation Train« realisiert Deutschland entwickelt zwar Zukunftstech- nologien, behandelt sie aber manchmal so, als seien sie akademischer Sondermüll.

dafür entschieden, eine Transrapid-Trasse in tungen verlegt, die ein pulsierendes Magnet- Weil Unternehmen an bestehenden Produk- Shanghai zu bauen, um das Messezentrum der feld erzeugen. Das zieht ihn mit sehr hohen ten festhalten wollen? 23 Millionen Einwohner zählenden Stadt mit Geschwindigkeiten nach vorn und bremst ihn Richtig. Der Siemens-Konzern, für den Hell dem Flughafen Pudong zu verbinden … auch wieder ab, wobei die Bremsenergie in arbeitete, lehnte das Faxgerät angeblich ab, Interesse gab es in vielen Ländern, auch in die Stromversorgung zurückgespeist wird. weil dessen Manager um den Absatz ihrer Brasilien, Portugal und den Vereinigten Arabi- Weil es in der Schwebebahn selbst keine An- Fernkopierer fürchteten. Japanische Firmen schen Emiraten, ebenso in den USA und den triebstechnik gibt, ist quasi nichts vorhanden, hingegen erkannten, dass sie mit dem viel Niederlanden. Letztlich haben die aber ge- was kaputt gehen könnte. Allenfalls ein flä- günstiger zu produzierenden Fax einen Mas- sagt, wenn ihr das Projekt selbst nicht reali- chendeckender Stromausfall könnte den senmarkt erschließen und so den sehr viel siert, warum sollten wir es kaufen? Dazu kam Transrapid lahm legen. teureren Fernkopierer obsolet machen konn- die Sorge um eine langfristige Garantie des ten. Die deutsche Automobilindustrie hat den Herstellers, den Service und die Lieferung Das damalige deutsche Transrapid-Konsor- Elektromotor so lange ignoriert, bis die Erfol- von Austauschteilen. In China funktioniert tium um Siemens und ThyssenKrupp hatte ge von Tesla und die Dieselkrise sie nun zwin- der Transrapid übrigens hervorragend, und erfolglos versucht, der chinesischen Regie- gen, mit reichlich Verspätung in diesen Markt zwar, seit die 30 Kilometer lange Strecke am rung die Technologie auch für die 2011 er- einzusteigen. Wenn es hier kein schnelles 31. Dezember 2002 eröffnet wurde. Die bis öffnete Schnellfahrstrecke von Shanghai Umdenken gibt und neue Technologien wei- zu 430 Stundenkilometer schnellen Züge nach Peking zu verkaufen. Stattdessen wur- terhin nur als Bedrohung, statt auch als mög- bringen ihre Passagiere in nur sieben Minu- de ein Technologietransfer vereinbart, der liche Chancen gesehen werden, wird es für ten zum Ziel. Die Zuverlässigkeitsquote be- es chinesischen Unternehmen heute ermög- den Wirtschaftsstandort Deutschland sehr trägt 99,8 Prozent. Das heißt: Nur zwei von licht, Magnetbahnzüge eigenständig zu bau- schwierig werden. 1.000 Zügen haben Verspätung. Hingegen en und zu entwickeln. müssen die Fahrgäste im Münchner S-Bahn- Ja, das Ergebnis ist just dieser Tage präsen- Netz täglich mit Verspätungen und Zugaus- tiert worden: Eine Magnetschwebebahn mit Das Gespräch führte fällen ringen. Deshalb fahren heute rund 40 600 Stundenkilometern Höchstgeschwin- Richard Haimann, Prozent der Fluggäste, die von München aus digkeit. Der Transrapid ist ja bei Weitem freier Journalist starten, mit dem eigenen Auto oder dem Taxi, nicht die einzige Hochtechnologie, die in nicht aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln Deutschland erfunden, aber am Ende von zum Franz-Josef-Strauß-Airport. ausländischen Unternehmen erfolgreich ver­ Ulrich Krenn, 62, ist Director Media Rela- marktet wurde. Das Faxgerät hat der Kieler tions bei der auf die Themenbereiche Ener- Das bedeutet, die deutsche Industrie, die den Elektrotechniker Rudolf Hell entwickelt. Doch gieeffizienz, Elektromobilität und Technolo- Transrapid in Shanghai gebaut hat, kann bes- deutsche Konzerne erkannten nicht die Be- gie spezialisierten Münchner Strategieagen- sere Magnetschwebebahnen als Eisenbahnen deutung der Erfindung, sodass japanische tur UNID. Zuvor war der Kommunikations- fertigen? Unternehmen am Ende die Geräte bauten spezialist von 2005 bis 2008 Leiter Öffent- Nein. Das liegt schlicht an der einzigartigen und weltweit verkauften. Das MP3-Format lichkeitsarbeit der Deutsche-Bahn-Tochter Technik. Wie ich bereits vorhin erwähnte, ist für die digitale Speicherung von Musik hat DB Magnetbahn, die gemeinsam mit dem ein Transrapid letztendlich eine Metalldose der Elektrotechnik-Ingenieur Karlheinz Bran- Bund und dem Land Bayern die Transrapid- mit elektrischen Magneten. Diese lassen das denburg vom Fraunhofer-Institut für Integ- Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Fahrzeug knapp über dem Boden schweben. rierte Schaltungen geschaffen. Es waren je- Flughafen »Franz Josef Strauß« plante und Entlang des Fahrwegs sind elektrische Lei- doch koreanische und japanische Firmen, bauen wollte.

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dürfte aber klar sein: Der Ausgang der Euro- »Die Freizügigkeit ist eine pawahlen zeigt deutlich, dass die Parteien- systeme auf nationaler Ebene nicht mehr richtig funktionieren und es deshalb sehr wichtige und gleichzeitig schwer werden wird, den europäischen Ge- gefährliche Errungenschaft« danken weiter zu verbreiten. Deutschland und Frankreich sind immer die Alfred Grosser, französischer Politologe mit deutsch-jüdischen Zugpferde der Gemeinschaft gewesen. Können sie dieser Rolle jetzt noch gerecht werden? Wurzeln, setzt sich seit Jahrzehnten für das Miteinander von Deut- Sie könnten, wenn sie wollten. Aber alles schen und Franzosen ein und ist ein wichtiger Wegbereiter bei der steht und fällt mit Angela Merkel, die Mac- Versöhnung der einst verfeindeten Nationen gewesen. Als kritischer rons Vorschläge erst monatelang ignoriert und dann darauf halbherzig geantwortet Beobachter der Entwicklungen des Nachkriegseuropas hat der hat. Jetzt geht es wieder nicht weiter, weil inzwischen 94-Jährige sich stets für mehr Europa ausgesprochen. sie vermutlich nichts mehr selbst entschei- Daran können auch populistische Tendenzen in den Nationalstaaten den will und das Feld lieber Frau Kramp-Kar- renbauer überlässt. Bei ihr weiß man aller- nichts ändern dings noch gar nicht, wohin die Reise geht und welche Ideen sie für Europa hat.

Verbinden Sie mit einem Regierungswechsel Herr Grosser, müssen wir uns nach den Wahlen auch Macrons Vorschläge für mehr hierzulande wieder mehr Europa-Engagement? jüngsten Wahlergebnissen mehr oder weni- Europa endgültig vom Tisch – abgesehen vom Immerhin könnte es erstmals einen grünen ger Sorgen um die Zukunft machen? gemeinschaftlichen Militärprojekt? Kanzler geben. Wir müssen uns grundsätzlich immer Sor- Man sollte niemals nie sagen. Immerhin ist Die Grünen sind sehr stark geworden. In gen um Europa machen. In Frankreich ha- er da und bleibt auch noch einige Jahre. In Deutschland mehr als in Frankreich, und auf ben wir zwar einen Präsidenten, der voll und der Zeit kann noch viel passieren. Man darf Europa-Ebene werden sie schon eine Rolle ganz hinter dem europäischen Gedanken nicht immer nur auf Polen, Ungarn oder Itali- spielen. Wir wissen aber auch da nicht, wie steht und mehr Europa will. Aber das ist be- en schauen. Es gibt immer noch eine Mehr- ihre Politik aussehen wird. Aber da das Par- kanntlich nicht in allen Staaten der Gemein- heit, für die Europa alternativlos ist. Die bal- lament fragmentierter ist als je zuvor und ver­ schaft so. Allein das Ausscheiden Großbri- tischen Staaten sind Europa-Anhänger, wer- mutlich drei bis vier Parteien eine Mehrheit tanniens wäre eine Katastrophe für die Eu- den aber häufig gar nicht wahrgenommen. bilden müssen, werden die Grünen sicher an ropäische Gemeinschaft und für die Briten Aber richtig ist sicher, dass die extreme Einfluss gewinnen. genauso – auch wenn es dort immer noch Rechte in manchen Teilen Europas im Auf- nicht allen klar ist. Jedes Weniger an Europa wind ist und man nicht weiß, wie man damit Worüber wird man in Europa künftig streiten? ist eine Bedrohung für die Existenz der Ge- umgehen soll. Niemand kann sagen, wie Ganz sicher erst einmal über die wichtigen meinschaft, um die einst so hart gerungen sich Europa künftig entwickeln wird. Eines Positionen, die es zu besetzen gilt. Das wird wurde. In Bezug auf den Brexit kann man nur noch hoffen, dass die Vernunft über die Leidenschaft siegt. Aber es steht zu be- fürchten, dass mit Boris Johnson ein sehr Buchtipp leidenschaftlicher, wenn auch kurzsichtiger Mann das Sagen bekommt. Wer bestimmt, was der Mensch ist: als Individuum Richtig denken heißt, mit oder Amtsinhaber, als Angehöriger einer Gruppe, Re- Richtigkeit und mit Gerech- Haben Sie die Hoffnung, dass aus dem Brexit ligion oder Ethnie? Facettenreich und mit vielen per- tigkeit denken. Das klingt doch noch ein »remain« wird? sönlichen Rückblicken schreibt der große Europäer zwar im Deutschen nicht Das wäre für alle das Beste. Aber die Chan- Grosser über die Entstehung und Moral sozialer so gut, sagt aber doch das cen sind gering. Identität. Dabei wehrt er sich gegen ein altes Grund- Wesentliche.« Ein Buch, übel, das aktueller ist denn je – den Finger, der auf das uns auffordert, auch Bei den Europawahlen haben die Populisten andere zeigt, das »schlimme DIE«: DIE Muslime, DIE in schwierigen Zeiten kräftig zugelegt. In Frankreich wurde Marine Frauen, DIE Juden, DIE Deutschen, DIE Flüchtlinge. niemals unsere Mensch- Le Pen mit ihrer Partei Rassemblement Natio- Er warnt eindringlich vor Politikverachtung und lichkeit zu verlieren. nal (RN, die frühere Front National) mit rund zieht Bilanz über das »Menschwerden inmitten der 24 Prozent stärkste Kraft. Emmanuel Macrons Verzweiflung am Weltgeschehen«. Sein Credo: »Pen- Le Mensch: Die Ethik der Identitäten La République en Marche (LREM) kam nur auf ser juste, donc à la fois avec justesse et avec justice – EAN: 9783801204990 den zweiten Platz. Sind mit dem Ausgang der

46 GCM 3 / 2019 keine einfache Sache werden. Inhaltlich wird vermutlich die Sicherung der Außengrenzen ein Dauerthema bleiben.

Wird es auch Rückschritte geben? Rumänien hat in den vergangenen Jahren fast 10.000 Ärzte an das europäische Ausland verloren. Immer am Puls der Zeit: Abonnie- Deshalb plädieren vor allem die Osteuropäer ren Sie den kostenlosen Newsletter für die Beschränkung der Freizügigkeit, eine von HI-HEUTE.DE – dem neuen Me- der wichtigsten Errungenschaften der EU. dium für die Handelsimmobilien- Die Freizügigkeit ist eine wichtige und branche! gleichzeitig gefährliche Errungenschaft. Denn so lange Deutschland so attraktiv bleibt, werden immer mehr Menschen ver- suchen, ins Land zu kommen. Die EU-Bürger können das jederzeit tun und sich gut be- zahlte Jobs in Deutschland suchen. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Zu- rück bleiben die weniger gut Qualifizierten und die Alten, denen es oft schlecht geht aufgrund kleiner Renten. Damit sind die auch potenzielle Wähler für die populisti- schen Parteien. Man könnte diesen Kreis- lauf nur durchbrechen, indem man den Reichtum besser verteilt. Eine Umverteilung Alfred Grosser innerhalb Europas scheint aber eher eine Utopie zu sein.

Gibt es aus Ihrer Sicht überhaupt noch einen Wären gemeinsame europäische Großkonzer- Grundkonsens, der von allen Mitgliedstaaten ne auch eine Antwort? getragen wird? Ganz sicher wäre das der richtige Weg. Aber Ich denke schon. Das Fundament sind de- bislang hat sich vor allem Frau Merkel ge- mokratische Werte wie Pressefreiheit, freie gen diese Möglichkeit ausgesprochen. Wahlen, unabhängige Gerichtsbarkeit. Das wird als Konsens bestehen bleiben. Das Gespräch führte Sie haben mal gesagt, dass Sie sich vor der Susanne Osadnik, Dominanz Chinas und Amerikas in der Welt GCM-Chefredakteurin fürchten. Wirtschaftlich und technologisch sind beide dabei, Europa abzuhängen. Wie kann man die Entwicklung stoppen? Das dürfte schwierig werden, solange man sich auf europäischer Ebene nicht einig ist, Alfred Grosser, geboren 1925 in Frankfurt wie viel Europa man künftig haben will. Wo- am Main, ist seit 1937 französischer Staats- mit wir wieder bei Macron wären. Geht es bürger und lebt in Paris. Der emeritierte Pro- 360 Grad um Klimawandel, Besteuerung der Internet- fessor für Politikwissenschaft am Institut konzerne und Migration, kann man sicher d'études politiques de Paris und Journalist sein, dass diese Zukunftsaufgaben nur im ist außerdem Friedenspreisträger des Deut- Information, europäischen Kontext zu bewältigen sind. schen Buchhandels, Träger des Großen Ver- Macron weiß, dass Europa das nur gemein- dienstkreuzes mit Stern und Schulterband 100 Prozent sam schafft und hat entsprechende Ideen der Bundesrepublik Deutschland, der Wil- zum Neustart geliefert – beispielsweise die helm Leuschner-Medaille 2004 sowie vieler Service! Einrichtung eines Europäischen Innovati- anderer Auszeichnungen und Preise. Als Au- onsrates, mit ordentlichem Budget ausge- tor zahlreicher Publikationen versteht er stattet, der die Erforschung Künstlicher In- sich als »Mittler zwischen Franzosen und telligenz vorantreiben und damit den USA Deutschen, Ungläubigen und Gläubigen, Eu- die Stirn bieten kann. ropäern und Menschen anderer Kulturen«. www.hi-heute.de

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Werden die Mitglieder den neuen Weg mit »Die Marktveränderungen beschreiten? Die Resonanz ist überwiegend positiv. Wir bieten ja nicht nur ein »Anders«, sondern auch stellen uns nicht nur vor ein »Mehr«. Neben den bekannten Fachforen – Retail Forum und Swiss Council Congress Probleme, sondern bieten – stehen auch zahlreiche Networking-Anläs- se, Studienreisen und Weiterbildungsangebo- te auf dem Programm. SCC-Mitglieder profi- auch große Chancen« tieren ebenfalls von attraktiven Konditionen und prioritärer Behandlung bei nationalen und Der Swiss Council of Shopping Centers (SCSC) ist seit diesem internationalen Kongressen und Fachveran- Frühjahr Geschichte. Mit dem Wechsel vom SCSC zur Swiss Council staltungen der SCC und deren Partnerorgani- Community (SCC) geht auch eine inhaltliche Neupositionierung einher: sationen. Es gibt jetzt auch Beratungs- und Dienstleistungsangebote. Für unsere Mitglie- Weg vom Verband mit starren Strukturen, hin zum offenen Marktplatz, der besteht die Möglichkeit, sich als Preferred auf dem sich alle Mitglieder treffen und austauschen. Dabei soll auch Supplier innerhalb des SCC-Business-to-Busi- die Rolle der bislang wenig vertretenen Frauen gestärkt werden. ness-Programms aufzulisten. Die SCC ist da- mit direkte Anlaufstelle bei Anfragen für Auf- SCC-Gründer Marcel Stoffel über strategische Positionierungen, träge und übernimmt die Koordination der in- Experten-Workshops und notwendigen intellektuellen Input terdisziplinären Teams und das Projektma- nagement.

Wie sieht die Arbeitsstruktur des SCC aus? Herr Stoffel, warum war es nötig, einen neu- verbesserten Austausch und Networking. Ein Operativ geführt wird die Swiss Council Com- en Verband zu gründen? Rebranding und eine Neupositionierung waren munity von mir und Peter Picca, einem aus- Wir sehen die SCC als Weiterentwicklung des dafür notwendig, ebenso eine Erweiterung der gewiesenen Marketingprofi. Zeitnah werden SCSC. In der Organisationsstruktur jedoch Zielgruppe, der Ausbau der Marktleistungen wir für die Administration von einer Assisten- nicht als Verband, sondern als international und der Aufbau einer tragfähigen Organisation. tin unterstützt. Begleitet werden wir von ei- vernetzte Community, die ihren Mitgliedern Mit der SCC sind wir heute viel breiter aufge- nem Board of Trustees – bekannten Persön- analoge und digitale Informations- und Kom- stellt, führen zusammen, was zusammen ge- lichkeiten, die als Hüter ihrer Mission und munikationsmöglichkeiten bietet. Es geht um hört und können unsere Aktivitäten bündeln. Werte fungieren und die Arbeit der SCC bei der Förderung einer starken Community be- aufsichtigen. Wir legen großen Wert darauf, aus sämtlichen relevanten Branchen mindes- tens einen versierten Vertreter bei uns im Ad- visory Board zu haben. Experten-Workshops, die Konzepte für Mischnutzungen erarbeiten

© BEAT BASCHUNG © BEAT und Center strategisch neu positionieren, ge- hören genauso dazu wie die etablierten gro- ßen Events, die Einnahmen generieren und damit auch aus wirtschaftlicher Perspektive des SCC wichtig sind. Sowohl Kapital als auch intellektueller Input werden wohl in den kommenden Jahren nötig sein, um digitale und analoge Einkaufs- und Erlebniswelten zusammenzuführen.

Sie bemängelten, dass zu wenige Frauen im bisherigen Verband vertreten waren. Das wollen Sie ändern. Was soll sich dadurch verbessern? Mehrheitlich entscheiden Frauen über den Be- such eines Shopping Centers. Deshalb sollten auch künftig mehr Frauen mit darüber ent- scheiden, wie ein Center aussehen soll. Im neu Marcel Stoffel gegründeten SCC sollen daher auch Frauen

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viel stärker vertreten sein. Außerdem brau- in denen sich Marken und Unternehmen prä- Marcel Stoffel, Gründer und CEO der Swiss chen wir zusätzlich Leute aus dem Gesund- sentieren und profilieren können. Die Industrie Council Community, einer Netzwerk- und heitsbereich oder der Entertainment-Branche hat so die Chance, neue Produkte zu testen, B2B-Plattform für Retail, Property und Mar- in unseren Reihen, um neue Angebote zu und kann sehen, wie sie angenommen wer- ketplaces. Er ist zudem Inhaber der 2011 schaffen. Der Leerstand einiger Flächen in den den. Ob Autos, Kaffeeautomaten oder Kosme- von ihm gegründeten Retail Forum Switzer- Centern ist nicht das Grundproblem, das wir tika – die Möglichkeiten, die sich mit leeren land GmbH und organisiert seit dem Jahr lösen müssen. In erster Linie geht es vielmehr Flächen in Einkaufszentren auftun, sind vielfäl- 2010 den gleichnamigen Fachkongress für darum, sich um die strategische Positionie- tig. Die US-Amerikaner haben es mit ihrem die Schweizer Retail- und Shopping-Center- rung des Centers zu kümmern und ganzheit- Elektroauto Tesla, Nespresso mit seinem Por- Branche. Mit seiner 2011 gegründeten Ein- lich zu denken und zu handeln. Wichtig ist, zu tionskaffee-System und IQOS mit ihrer elek­ zelfirma stoffelzurich berät er Unternehmen wissen: Diese Marktveränderungen stellen tronischen Alternative zur Zigarette von Philip aus der Retail-, Handelsimmobilien- und uns nicht nur vor Probleme, sondern bieten Morris bereits vorgemacht. Shopping-Center-Branche. auch große Chancen. Wir müssen sie nur zu nutzen wissen.

Was sollte ein Center zukünftig im Idealfall Das Gespräch führte anbieten? Susanne Osadnik, Da gibt es eine ganze Menge. Concept Stores GCM-Chefredakteurin mit übergeordneten Themen wie Health&Care, Beauty&Lifestyle, Home&Living, ein »Best of« aller Angebote in einem Shopping Center – nicht nur Pop-up-Läden, die nur wenige Wo- chen bleiben, sondern mehr stationäre Läden,

Die Shoppingcenter-AG

Mehr Informationen über die Deutsche EuroShop finden Sie unter GCM 3 / 2019 49 www.deutsche-euroshop.de GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN

Fredrickson konnte zeigen, dass es sich mit »Positive Emotionen positiven Emotionen entgegengesetzt ver- hält. Sie haben eine erweiternde Qualität, auf körperlicher, mentaler und sozialer Ebe- sorgen für Vertrauen« ne. Konkret spricht die Forscherin davon, dass positive Emotionen wie Freude und Zu- Positive Emotionen haben eine erweiternde Qualität – auf friedenheit unser Denk- und Verhaltensre- körperlicher, mentaler und sozialer Ebene. Konkret spricht die pertoire erweitern. Wenn man Menschen ex- Forschung davon, dass Gefühle wie Freude und Zufriedenheit perimentell in positive Stimmung versetzt, findet man im Vergleich zu neutraler und ne- unser Denk- und Verhaltensrepertoire erweitern. Im Umgang gativer Stimmung das Folgende: mit anderen schauen wir dann mehr auf das, was uns mit anderen • Sie zeigen mehr Verhaltensimpulse, wol- verbindet, als auf das, was uns trennt. Wichtige Erkenntnisse, len aktiver werden. • Sie haben eine verbesserte Sicht im peri- die sich der Handel zunutze machen kann pheren Bereich des Sichtfelds. Diese Er- weiterung offenbart sich auch mental: Sie generieren mehr und kreativere Problem- lösungen. Stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie sind sind, über Äonen als nützlich erwiesen ha- • Außerdem denken sie tendenziell mehr in bester Laune, energetisiert und optimistisch. ben. Dass sich eine Emotion gut anfühlt, ist Zusammenhängen, schauen stärker auf Warum, das überlasse ich Ihnen. Verweilen hier nachrangig. Denken Sie etwa an be- den Wald und weniger auf die Bäume. Sie bei diesem Erleben. Je mehr Sie sich in stimmte Spinnen, die sich nach der Paarung • Schließlich sorgen positive Emotionen da- diesen Zustand hineinversetzen, desto stär- vom Partner fressen lassen. Besonders an- für, dass sie ihren »Zirkel des Vertrauens« ker bemerken Sie, dass dies eine ganzkör- genehm ist das nicht, doch es dient der Ar- erweitern. Sie schauen mehr auf das, was perliche Erfahrung ist. Vielleicht breiten sich terhaltung. Positive Emotionen dienen der sie mit anderen verbindet, als auf was sie angenehme Gedanken in Ihrem Kopf aus, Menschheit ebenfalls zur Arterhaltung. Über- trennt. vielleicht spüren Sie ein Gefühl von Wärme. dies fühlen sie sich besser an, als gefressen Möglicherweise bemerken Sie, dass sich zu werden. Worin genau besteht ihr evolutio- Positive Emotionen im Verkauf Ihre Haltung verändert, dass Sie sich ent- närer Nutzen? spannen oder der Atem gleichmäßiger fließt. Im Licht dieser Informationen wird klar, wie Eine spannende Frage: Wozu ist das gut? Die Macht der guten Gefühle wichtig positive Emotionen für erfolgreiches Verkaufen sind. Schon ein altes chinesi- Die Antwort: Es fühlt sich gut an! Diese Rep- Mit dieser Frage hat sich die US-amerika­ sches Sprichwort besagt: »Wer nicht lächeln lik ist korrekt, aber wenig aufschlussreich. nische Psychologie-Professorin Barbara kann, sollte keinen Laden aufmachen.« Posi- Der Homo sapiens ist das Produkt von Äo- Fredrickson in ihrer »Broaden-and-Build«- tive Emotionen sind nicht »nice to have«, nen an Selektion. Daraus folgt, dass sich die Theorie beschäftigt. Zum besseren Ver- sondern erfolgskritisch – überall dort, wo es Fähigkeiten, die uns als Spezies gegeben ständnis hilft es, zunächst das andere Ende um den Aufbau von Beziehungen, aber auch des Kontinuums zu beleuchten. Negative um Kreativität und Problemlösung geht. Bis- Emotionen (außer: ausgelebte Wut) haben her haben wir nur die individuelle Ebene von eine hemmende, zurückziehende Qualität. Emotionen betrachtet. Doch sie sind ein so- Insbesondere unter Angst und Trauer haben ziales Phänomen. wir das Bedürfnis, uns klein zu machen, zu- © Rene Golz rückzuziehen. Gleichzeitig bündeln diese Als Säugetiere haben wir über Äonen Mimik Gefühle unsere Aufmerksamkeit, richten sie und Gestik und auch Duftstoffe zur Kommu- auf die auslösende Instanz, so wie unsere nikation genutzt. Diese Mechanismen sind Zunge zu einer unebenen Stelle im Mund zu- intakt, werden heute jedoch von Sprache rückkehrt, bis alles wieder glatt ist. Im glei- überlagert. Hier ist es notwendig, ein Phäno- chen Zug beeinflussen negative Emotionen men zu erwähnen, das Psychologen »emoti- unser Verhalten. So, wie wir uns körperlich onale Ansteckung« nennen: Wir stecken uns klein machen, machen wir uns auch mental in Interaktionen unwillkürlich gegenseitig mit eng. Speziell unter großer Angst oder Wut Emotionen an, können das kaum kontrollie- ziehen wir uns auf automatisierte Verhal- ren. Diese Ansteckung beruht auf einer Form tensmuster zurück. Diese Emotionen ziehen der Simulation. Vereinfacht gesagt, schauen im wahrsten Sinne des Wortes Blut aus der wir andere Personen an und beantworten Großhirnrinde ab. Es wird vermehrt in die vorbewusst die folgende Frage: Wie würde Gliedmaßen gepumpt, um den Körper es mir gehen, würde ich fühlen, was ich gera- Prof. Dr. Nico Rose kampf- und fluchtbereit zu machen. de beim anderen wahrnehme? Derart beein-

50 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN © Alexandra Maria– pexels.com © Alexandra

flussen sich Mitarbeiter ständig untereinan- Hier wird die Bedeutung der emotionalen Ver- Prof. Dr. Nico Rose studierte Psychologie der, aber natürlich auch (potenzielle) Kun- fassung des (Top-)Managements von Organi- an der Westfälischen Wilhelms-Universität den. Im Englischen spricht man von einem sationen spürbar. Durch den Multiplikator-Ef- Münster und promovierte an der EBS Busi- »ripple effect«, angelehnt an die Wellen, die fekt haben sie im Guten wie im Schlechten die ness School in BWL. Zudem schloss er ein ein ins Wasser geworfener Stein verursacht. Macht, das emotionale Klima einer Organisati- Studium in Positiver Psychologie an der on zu prägen. Dies darf man sich plastisch University of Pennsylvania ab. Seit April Hierarische Emotionen sind schlecht vorstellen: Wenn ein Bereichsleiter einen 2019 ist er Hochschullehrer für Psycholo- fürs Geschäft Teamleiter zur Minna macht, gibt die letztge- gie an der International School of Manage- nannte Person jene Emotionen in Teilen an die ment (ISM) in Dortmund. Von 2011 bis In einer Hierarchie beeinflussen die Emotio- zugehörigen Teamleiter weiter, diese geben ei- 2018 arbeitete er als Vice President im nen der Führenden jene der Mitarbeiter stär- nen Teil davon an ihre Teammitglieder weiter, Stab des HR-Vorstands der Bertelsmann- ker als in umgekehrter Richtung. Zwar ste- die sprechen als Nächstes mit einem Kunden Gruppe. Nico Roses zweites Buch »Arbeit cken sich Mitarbeiter auch untereinander an, – und der denkt sich (und fühlt) seinen Teil. Es besser machen: Positive Psychologie für doch lässt sich zeigen, dass die Beeinflus- handelt sich hier nicht um Gedankenspiele. Personalarbeit und Führung« ist gerade bei sung zuvorderst von oben nach unten ver- Genau das passiert täglich in bundesdeut- Haufe erschienen. läuft – eine Folge der hierarchischen Abhän- schen Büros und auf Ladenflächen. Vor die- gigkeit. Überdies findet die Beeinflussung sem Hintergrund bin ich fest davon überzeugt, nicht ausschließlich im direkten Kontakt dass die Fähigkeit zur aktiven Emotionsregu- statt. Aus der Netzwerkforschung ist be- lation eine der wichtigsten Fähigkeiten ist, die kannt, dass verschiedene Aspekte des Führungskräfte beherrschen sollten. Sie ha- menschlichen Erlebens durch die Netzwerke ben dafür zu sorgen, dass die bisweilen nicht beeinflusst werden, in die wir eingebunden zu vermeidenden negativen Wellen, die durch sind. Dies gilt auch und gerade für Emotio- ein Unternehmen fließen, möglichst bei ihnen nen. Solche Effekte sind bis ins vierte oder zum Erliegen kommen. fünfte Glied eines Netzwerks messbar. Ergo: Wir werden von Menschen beeinflusst, mit denen wir gar keinen persönlichen Kontakt Ein Beitrag von haben. Prof. Dr. Nico Rose

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den Mechanismen des Online-, Mobile- und Instant Shopping Offline-Shoppings smart kombiniert.

Renaissance der fliegenden Händler Das schnelle und hektische Leben der Konsumenten macht dem stationären Handel zu schaffen. Innovative Konzepte zeigen, Die sich verändernden Wünsche und neuen wie Händler den ungeduldigen Kunden gerecht werden können. Forderungen des ungeduldigen Konsumenten führen dazu, dass ein uraltes Konzept einen Die Retail-Expertin Theresa Schleicher über das »Mantra des neuen Aufschwung erlebt: der mobile Handel. vernetzten Kunden«, die Rückkehr der »fliegenden« Händler und Vor der Industrialisierung waren fliegende die wachsende Bedeutung des Einzelhandels an sogenannten Händler und Wanderverkäufer ein fester Be- standteil der Wirtschaft. Sie streiften durch die Third Places Städte und machten auf sich aufmerksam – immer dort, wo sich die Menge gerade be- fand.

Ständig unterwegs und ständig im Stress: So auf ein Taxi mehr als ein paar Sekunden zu Mit der Industrialisierung verbesserte sich die geht es heute vielen Menschen in unserer Ge- warten, haben wir es mit einem neuen Konsu- Infrastruktur, und öffentliche Transportmittel sellschaft. Seit einigen Jahren wird das für menten-Mindset zu tun; wir leben in einer Ära wie die Eisenbahn wurden der breiten Masse Händler zum Problem: Zunehmend haben sie der Ungeduld«, fasst es die Beraterin Elodie El- zugänglich. Zu Zeiten des Wirtschaftswun- Schwierigkeiten, die permanent gestressten kouby zusammen. Der Digital Analyst Brian ders konnten sich dann immer mehr Men- und auf den letzten Drücker einkaufenden Solis bezeichnet Ungeduld als eine Tugend schen ein eigenes Auto leisten. Das machte Kunden zu überzeugen. Sogar an stark fre- und als das »Mantra des vernetzten Kunden«. die fliegenden Händler zunehmend überflüs- quentierten Orten wie Flughäfen oder Bahnhö- Google beschreibt den »Impatient Consumer« sig, schließlich konnte jeder selbst zu einem fen – wo der Handel traditionell floriert – ist als eine der drei wichtigen und aufstrebenden Geschäft fahren und Produkte einkaufen. die Lage schwieriger geworden. Konsumententypologien. In einer hoch indivi- Heute findet sich in den Städten an jeder Ecke dualisierten, mobilen und vernetzten Welt ist eine Vielzahl, zum Teil sogar ein Überangebot Der neue Konsument ist ungeduldig es für den Konsumenten selbstverständlich, an Geschäften mit einer ähnlichen Pro- dass er etwas, das er möchte, mit einem Klick duktauswahl. Per se ideale Umstände für Kon- Die Kombination eines mobilen Lebensstils, bestellen kann oder innerhalb weniger Stun- sumenten – sollte man meinen. Doch der sta- der häufig in Hektik und Stress ausartet, und den von einem Laden in seiner Nähe be- tionäre Handel, wie wir ihn kennen, scheint dem jederzeit und überall Vernetzt- und On- kommt. den Bedürfnissen vieler Menschen nicht mehr line-Sein der 24/7-Gesellschaft wirkt sich auf zu entsprechen. Sie suchen nach neuen, mo- das Konsumverhalten aus. Das Headhunting- Laut einer Untersuchung der Marketingfirma bileren und schnelleren Wegen, ihre Einkäufe Unternehmen Morgan Philips Executive Search HubSpot ist es 82 Prozent der Konsumenten zu erledigen. spricht in diesem Zusammenhang gar von ei- wichtig, eine schnelle Antwort zu erhalten, nem Zeitalter der »ungeduldigen« Konsumen- wenn sie mit einem Unternehmen in Kontakt Instant-Formate an den Third Places ten: »In einer Zeit, in der Amazon innerhalb von treten. Hierfür wurden Personen in den USA, 60 Minuten liefert, und es quasi undenkbar ist, Großbritannien, Australien und Singapur be- Während wir im Retail Report 2016 über den fragt. »Schnell« definieren die meisten als neu aufkommenden Trend des Point of Situa- »zehn Minuten oder weniger«, unabhängig da- tion gesprochen haben – also Angebote von von, ob es um reale, telefonische oder digitale Händlern genau dort, wo der Kunde sich gera- Interaktionen geht (Dick, 2018). Wie für den de aufhält, mit einem Sortiment, das zur Situa- »ungeduldigen Konsumenten« gemacht er- tion passt –, sind solche Distributionsstrategi- scheint etwa das One-Click-Kaufverfahren, en heute schon für viele Händler an der Tages-

© Ficky – pexels.com das besonders auf mobilen Endgeräten prak- ordnung (Zukunftsinstitut, 2015). Besonders tisch ist. Wer schnell von unterwegs etwas be- Frequenzpunkte wie Bahnhöfe und Flughäfen stellen möchte, hat in der Regel keine Geduld, rücken hierbei immer mehr in den Fokus. An auf dem Smartphone lange und umständlich Flughäfen etwa wird bereits heute ein Großteil seine Lieferadresse einzutragen – und schon der Umsätze über die Handelsflächen ge- gar nicht möchte der Kunde seine Kreditkar- macht. Laut EHI-Whitepaper »Travel Retail tendaten eintippen, wenn andere Menschen 2017« dominieren die Einzelhandelsflächen um ihn herumstehen und ihm über die Schul- mit 61 Prozent im Sicherheitsbereich und 48 ter blicken (könnten). Der Trend zum Instant Prozent im öffentlich zugänglichen Bereich Shopping beschreibt Lösungen, die es den un- der Flughäfen in Deutschland. Der Gastrono- geduldigen Konsumenten ermöglichen, alles mieanteil liegt hingegen jeweils nur bei 35 be- sofort und überall zu erwerben. Hierbei wer- ziehungsweise 31 Prozent (EHI Retail Institu-

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ler, Yachtbesitzer und Sonnenanbeter am Strand um die 300 Lebensmittel und Non- Food-Produkte von Snacks über Sonnen- creme bis zu Romanen. Der Einkauf ist dabei ganz einfach. In dem sechs Tage in der Wo- che geöffneten Markt können die Kunden ent-

© Michael Morse – pexels.com weder über den Supermarkt-Drive-in mit ei- nem Jetski oder Boot vor Ort einkaufen oder sich für die Lieferung ihrer Produkte per App entscheiden – und damit ihre Bestellung di- rekt zur Strandmatte bekommen. carrefouruae.com

Lebenswelten auf Rädern Best Practice: IKEA Space10 und Foam Studio

Die Innovationsschmiede Space10 des Mö- belherstellers IKEA hat ein neues Research- Projekt gestartet. Gemeinsam mit dem Visu- al-Trend-Lab foam Studio wurden die »Spaces on Wheels« entwickelt. Auf insgesamt sieben autonomen Fahrzeugen stellt IKEA die Wohn-, te, 2017). Auch an Tankstellen, Bahnhöfen und den. Indem der Verkaufsort zum Kunden Shopping- und Lebenswelten der Zukunft dar. anderen Third Places drängt der Einzelhandel kommt beziehungsweise dort zu finden ist, Im mobilen »Cafe on Wheels« wird das Café immer stärker in den Vordergrund. Branchen- wo sich der Kunde gerade aufhält, können die für die gestressten Business-Menschen ge- riesen wie Amazon haben diesen Trend er- Waren sofort mitgenommen und genutzt wer- zeigt, das zum Vernetzen und Kaffetrinken kannt: Der Nachrichtenagentur Reuters zufol- den. Oder die Lieferung erfolgt dorthin, wo dorthin kommt, wo sie sich gerade aufhalten. ge will das Unternehmen mit seinem kassen- man sich gerade befindet – natürlich inner- Im »Shop on Wheels« können Kunden unter- losen Supermarkt Amazon Go künftig ver- halb weniger Minuten. dessen ihren persönlichen Lieblingsladen stärkt an Flughäfen präsent sein, wo Reisende nach Hause bestellen. Die weiteren Fahrzeuge vor dem Flug schnell und unkompliziert Ver- Fliegender Händler befassen sich mit Healthcare, Farm, Play, Of- pflegung einkaufen können (Dastin, 2018). Best Practice: AtYourGate fice und Hotel. Die unterschiedlichen Spaces können über eine Augmented- Reality-App er- Next Level: Mobile Retail Eine Sonnenbrille, ein Handykabel oder einen lebt werden. Burger direkt zum Boarding-Gate bestellen – space10.io; foam.studio Doch auch jenseits von stark frequentierten das macht das amerikanische Start-up AtYour- Orten passen sich immer mehr Unternehmen Gate möglich. Mit einer App können die Flug- Rollender Frische-Service dem ungeduldigen Konsumenten an und be- zeugpassagiere noch schnell vor dem Abflug Best Practice: Stop & Shop und streiten mit neuen Lieferangeboten, Pop-up- einkaufen und direkt mobil zahlen, ohne sich Robomart Stores und Kooperationen den mobilen Alltag. dabei einen Schritt bewegen zu müssen. Die Neue Technologien wie das autonome Fahren Bestellung von kooperierenden Händlern und Die Supermarktkette Stop & Shop hat zusam- oder Liefernetzwerke heben den mobilen Han- Gastronomen wie Westfield, SSP America oder men mit dem amerikanischen Start-up Robo- del auf die nächste Stufe und eröffnen neue High Flying Foods werden innerhalb von 30 Mi- mart ein mobiles, autonomes und schnell lie- Möglichkeiten, Kunden in ihrem Alltag zu be- nuten geliefert. Vor allem für Geschäftsreisen- ferndes Lebensmittelnetzwerk gegründet. In gegnen. Dass dabei immer ungewöhnlichere de, die die Zeit am Flughafen zum Arbeiten nut- Boston können die Kunden von Stop & Shop Ideen entstehen, ist kaum verwunderlich. zen wollen, trifft AtYourGate den Bedarf. seit Anfang 2019 einen mobilen Roboter-Su- atyourgate.com permarkt zu sich beordern, der innerhalb we- Schließlich versuchen Händler nicht nur, Kun- niger Stunden als Mobile Staffless Store die den lange zu begleiten, sondern sie auch zu Sail-thru gewünschten Einkäufe bringt. Mit dem Robo- überraschen. Der Trend zum Instant Shopping Best Practice: Carrefour UAE mart möchte der Gründer Ali Ahmed vor allem verknüpft das Beste aus den Welten Online, frische Produkte wie Obst, Milch und Gemüse Mobile und Offline zu einem wahren Smart- Die Supermarktkette Carrefour UAE bringt den anbieten, die bisher von den Online-Lebens- Shopping-Erlebnis: Das Angebot kann von Supermarkt zu Wasser. Eben dorthin, wo Rei- mittelkäufern noch oft stationär gekauft wer- überall unterwegs eingesehen, Produkte oder sende in Dubai mit ihren Yachten des Öfteren den. Die Kunden können die Produkte begut- Dienstleistungen können einfach per Klick, sind. Unter dem Namen Carrefour Bites and achten und selbst eine Auswahl treffen – ein Fingertipp oder Sprachsteuerung bestellt wer- More by the Shore erwarten die Wassersport- ganz klarer Vorteil gegenüber E-Food, das ge-

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dorthin, wo er und seine Lebensmittel ge- auch offline schnelle und unkomplizierte Lö- braucht werden. Via App können die Kunden sungen bieten und »on the go« wie auch »to in Shanghai ihre Lebensmittel- und Non-Food- go« noch stärker als Chance begreifen. © pexels.com Wünsche aufgeben, die daraufhin innerhalb Schließlich werden die Händler erfolgreich der nächsten Stunden direkt nach Hause ge- sein, die selbst höchst spontan und serviceori- liefert werden. Der Supermarkt funktioniert entiert sind, sodass Kunden ihre Einkäufe dabei komplett ohne Verkäufer und Fahrer, nicht lange im Voraus planen oder auf sie war- sondern fährt und agiert autonom – selbst ten müssen. Denn Ungeduld ist in Zukunft das Bezahlen funktioniert über Sensoren und eine Tugend. RFID, sodass die Einkäufe 24 Stunden am Tag getätigt werden können. Der rollende Contai- ner wird über die Cloud gesteuert. Ein Beitrag von themobymart.com Theresa Schleicher, Handelsexpertin Trendprognose

liefert wird. Die Schnelligkeit und die Qualität Instant Shopping lässt die Distributionskanäle der Produkte sollen dabei den Unterschied zu endgültig verschmelzen. Dem ungeduldigen den bisherigen Online-Bestell-Anbietern ma- Konsumenten geht es letztendlich um eine chen. Neben Stop & Shop können auch weite- höchstmöglich schnelle Verfügbarkeit von re interessierte Einzelhändler den Robomart Produkten und Services, die er jetzt, in diesem für zwei Jahre leasen. Moment, nutzen möchte. Diese Entwicklung stopandshop.com, robomart.com bietet vor allem stationären Händlern mit ei- nem physischen Angebot neue Chancen der Mobile Staffless Store Kundenansprache. Sowohl mit smarten mobi- Best Practice: Moby len Angeboten und Services, die sich dort fin- den, wo der Kunde gerade unterwegs ist, als Der mobile Roboter-Supermarkt Moby vom auch mit einer Präsenz an stark frequentierten schwedischen Start-up Wheelys, dem Tech- Third Places. Im Zeitalter des ungeduldigen nologieunternehmen Himalafy und der chine- Konsumenten wird es künftig allerdings im- sischen Hefei University of Technology fährt mer wichtiger, dass Händler sowohl on- als Auszug aus dem RetailReport 2020.

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54Impulse, GCM 3 / 2019 Trends und Informationen für Handel, Städte, Immobilienwirtschaft und Omnichannel-Marktplätze GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN

ist nicht primär die Speicherung der Daten- »Viel hilft nicht sätze auf entsprechend großen Datenträ- gern oder der Zugriff auf einzelne Datensät- ze, sondern die Daten effizient zu nutzen. unbedingt viel« Aus den Daten sind die vorhandenen Infor- mationen zu extrahieren und in Wissen um- Dr. Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an zuwandeln. Ein Mehr an Daten führt nicht der EBZ Business School Bochum, über sogenannte disruptive unbedingt zu einer besseren Interpretation. Konzepte, den Einfluss der gesellschaftlichen Individualisierung Die Potenziale von Data Science für Unter- nehmen liegen in der Bereitstellung von auf Wohn- und Arbeitsmodelle und die Chancen und Risiken der möglichst klaren Entscheidungsgrundlagen, Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft die eine präzisere Kalkulation von Risiken er- möglichen. Auf Basis von Datenanalysen lassen sich genauere Prognosen treffen, und daher lässt sich auch mehr Markttrans- Herr Professor Vornholz, in jüngster Zeit tung von Informationen mithilfe moderner parenz schaffen. Aber: Data Science ist eine wird in der Immobilienwirtschaft viel von Technologien sowie deren potenzielle Aus- teure Angelegenheit, da kontinuierliche In- »disruptiven« Konzepten gesprochen. Was wirkungen beschäftigt daher auch die Immo- vestitionen in Technologie, Systeme und ist disruptiv daran, wenn eine historische bilienwirtschaft. Und in diesem Zusammen- Prozesse notwendig sind. Die Kapazitäts- Immobilie neu genutzt wird? Das hat es hang können wir sicher sein, dass die Digitali- planung ist ein wesentliches Element jeder doch schon immer gegeben … sierung für viele Bereiche der Immobilienwirt- IT-Lösung. Aber es ist natürlich auch gleich- Günther Vornholz: In der Tat wäre es richti- schaft disruptive Veränderungen mit sich zeitig eine neue Geschäftschance. Die Po- ger, von evolutionären Konzepten zu spre- bringen wird. tenziale sind aber beschränkt, da mehr Da- chen, denn die aktuellen Modelle für Woh- ten und mehr Analysen nicht unbedingt zu nen, Leben, Arbeiten oder auch für Handel Welchen Einfluss haben Airbnb, WeWork, mehr Erfolg führen. Viel hilft nicht unbedingt und Logistik sind nicht revolutionär. Viel- Co-Living auf die Immobilienwirtschaft? viel. mehr werden neue Wohn- und Arbeitsfor- Der demografische Wandel, die Individuali- men langsam und fortschreitend entwickelt. sierung des Wohnens und die Flexibilisie- Dass wir uns überhaupt damit beschäftigen, rung der Arbeitswelt führen zu veränderten Das Gespräch führte wie Städte künftig aussehen sollten, wie Nachfragestrukturen. Die zunehmende Fle- Susanne Osadnik, Waren transportiert und wir künftig einkau- xibilität auf dem Arbeitsmarkt, auch auf- Chefredakteurin GCM fen werden, ist der Digitalisierung unserer grund der Digitalisierung, wirkt sich positiv Gesellschaft geschuldet. Die digitale Trans- auf den Markt für zeitlich befristete Wohn- formation mit der Verarbeitung und Verbrei- konzepte aus, wobei insbesondere in Groß- städten der Bedarf wächst. Viele Menschen absolvieren während des Studiums ein Praktikum oder suchen bei einer projektbe- zogenen Arbeit eine vorübergehende Wohn- lösung. Diese Jobnomaden scheuen die teure und zeitaufwendige Suche und Ein- richtung einer eigenen Wohnung. Prof. Dr. Günter Vornholz, Professor für Im- mobilienökonomie an der EBZ Business Ob Wohnen auf Zeit oder Arbeiten in neuen School in Bochum, ordnet in seiner jüngsten Strukturen: Gemeinsam ist allen die verän- Publikation »Digitalisierung der Immobilien- derte Lebenseinstellung junger Menschen, wirtschaft« die Digitalisierung in die Reihe wozu auch gehört, sich beispielsweise mit der Megatrends ein und schafft so eine Ana- dem Kauf einer Eigentumswohnung Zeit zu lysebasis und einen theoretischen Rahmen. lassen. Von dieser Grundlage ausgehend, setzt er sich systematisch mit den technologischen Ein Teilbereich des Megatrends Digitalisie- Innovationen auseinander und nimmt eine rung ist Data Science. Wie können Immobili- Einordnung dieser für jeden Teil der viel- enunternehmen das nutzen? schichtigen Immobilienwirtschaft vor. Vorn- Voraussetzung für den Erfolg von Data Sci- holz analysiert die Auswirkungen auf die ence in Immobilienunternehmen wird es Teilbranchen und den Einfluss auf die Ge- sein, die Daten effizient zu erheben, auszu- schäftsmodelle und Arbeitsprozesse. Das werten und in Geschäftsmodelle umzuset- Buch legt sowohl die Chancen der Digitali- Prof. Dr. Günter Vornholz zen. Die Herausforderung von Data Science sierung als auch die Risiken offen.

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Auch das Instrument der Enteignung wird Tag der Immobilienwirtschaft von 63 Prozent der Bundesbürger abgelehnt. »Die Menschen haben ein gutes Gespür da- für, bei welchen Vorschlägen es sich um 2019: Im Dialog klassische Symbolpolitik unter rechtlich und finanzpolitisch zweifelhaftem Einsatz von In der Berliner Verti Music Hall kamen am 27. Juni rund 2.000 Gäste aus Steuergeldern handelt, die niemanden wei- der Immobilienbranche zum Tag der Immobilienwirtschaft zusammen. terbringen«, sagt Mattner. »Mit diesem Mit- Der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e. V., Spitzenverband der telaufwand, der besser in Fördermaßnah- men für den Neubau oder das Wohngeld in- Immobilienwirtschaft, hatte für diesen Tag das Motto »Miteinander vestiert werden sollte, wird keine einzige statt gegeneinander« gewählt, um unter anderem die Themen Klima- neue Wohnung geschaffen. Niemand inves- schutz, Wohnungsbau und Stadtentwicklung zu diskutieren tiert in eine Stadt, wenn dort Enteignung droht.«

Anlässlich des Tages der Immobilienwirt- schaft fordert der ZIA auch, dass die Themen Mit dabei waren unter anderem Bundesum- vorgestellt. Daraus geht hervor: Mehr als je- zur Erreichung der Klimaschutzziele wieder weltministerin Svenja Schulze, Bundesver- der zweite Bundesbürger (55,9 Prozent) auf die politische Tagesordnung kommen. kehrsminister Andreas Scheuer, der schles- wünscht sich eine aktive Rolle von Investoren, »Nach der Absetzung der Gebäudekommis-

wig-holsteinische Innenminister Hans-Joa- wenn es um die Schaffung von mehr bezahl- sion, der Verschiebung der CO2-Bepreisung chim Grote, die Staatssekretäre Anne Katrin barem Wohnraum in Deutschland geht. »Da- und des vorgelegten Klimaschutzgesetzes Bohle, Andreas Feicht, Marco Wanderwitz und mit stellt sich ein Großteil der Bevölkerung ge- müssen wir feststellen: Die bisherigen Maß- Oliver Wittke, CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender gen die teils investorenfeindliche Politik, die nahmen der Bundesregierung reichen nicht«, Ralph Brinkhaus und FDP-Fraktionsvorsitzen- durch Ideen wie den Mietendeckel oder die so ZIA-Vizepräsident Thomas Zinnöcker, Vor- der Christian Lindner. Auch der Mieterbund Enteignungsdebatte angefeuert werden«, so sitzender der ZIA Task Force Energie. »Es wurde eingeladen, und so diskutierten der Ge- ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. »Die öf- fehlt vor allem an der ganzheitlichen Betrach- schäftsführer Ulrich Ropertz mit ZIA-Präsident fentliche Hand kann die aktuell angespannten tung der Immobilienbranche, die sehr viel- Dr. Andreas Mattner über die aktuellen Debat- Märkte nicht allein lösen. Und offensichtlich schichtig ist und in der unterschiedlichste Ak- ten rund um Mietendeckel und Enteignungen. ist dieser Ansicht auch die deutsche Bevölke- teure wirken. Eine Konzentration auf Wärme- rung. Private Investoren spielen für die Stadt- schutz im Neubau springt zu kurz.« Zu diesem Thema hatte der ZIA am Tag zuvor entwicklung eine entscheidende Rolle. Privat- bereits auf seiner mittlerweile schon traditio- wirtschaftliches Engagement ist ein wichti- nellen Auftakt-Pressekonferenz eine Umfrage ges Fundament für die Stadt der Zukunft.« Ein Beitrag der Redaktion © Ulf Bueschleb

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de, der – basierend auf aktuellen Zahlen des DSCF: Sprecht miteinander, EHI-Shopping-Center-Reports – den Abgesang auf die Assetklasse angestimmt hatte und zum Kongressbeginn Wellen bei anderen Me- Vernetzung ist alles! dien schlug. Die Spekulationen der Journalis- ten seien etwas wild ausgefallen, stellte Atz- Austausch der Immobilienwirtschaft mit dem Handel, frei nach berger klar. Zwar sei die Anzahl der Center- dem Motto »Sprecht miteinander, Einzeldisziplinen gehören der Neueröffnungen auf einem fast gesättigten Vergangenheit an«: Das war das erklärte Ziel des sechsten Deutschen Markt naturgemäß zurückgegangen, doch ständen heute verstärkt Service und Qualität Shopping-Center Forums in der kommunikativen Atmosphäre des im Fokus der Betreiber. Kurzum: Die Branche InterContinental Düsseldorf ist im Wandel, aber längst nicht am Ende.

Umfragen mit Vorsicht geniessen

Der German Council of Shopping Centers für eine Reihe von Parallelforen entschieden, Einen temperamentvoll dargebotenen Impuls- (GCSC) hatte gemeinsam mit dem EHI Retail die ein mannigfaltiges Spektrum abdeckten. vortrag gab zum Einstieg Professor Karl Institute geladen, und rund 500 Brancheninsi- »Die Vielzahl der Themen der Foren zeigen Schmedders von der IMD Lausanne und der der ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, deutlich auf, womit wir uns heute als Branche Universität Zürich. Er stellte fest, dass in Zeiten neue Impulse abzugreifen. beschäftigen müssen, um erfolgreich zu blei- von Big Data Umfragen mit Vorsicht zu genie- ben. Der Betrieb von Handelsimmobilien um- ßen seien. Fehlende Antworten und digitale Plädoyer zur Zusammenarbeit fasst Leasing, Marketing, Digitalisierung, Re- Lügen, oft aus Schüchternheit vor der gängi- tail, Asset Management und mittlerweile auch gen Meinung, verzerrten Ergebnisse. Digitale »Shopping Center sind der Nukleus unseres das Segment Logistik«, so Hager. Wahrheiten indes resultierten aus Suchanfra- Verbandes«, merkte GCSC-Vorsitzende Chris- gen, Aufenthalten auf Websites, Klicks, Kon- tine Hager in ihrer Begrüßungsansprache an. Im Wandel, aber nicht am Ende sum von Inhalten, bevorzugten Brands und »Aber heute vereinen wir die gesamte Wert- weiteren Faktoren. Big Data seien erst einmal schöpfungskette der Handelsimmobilienwelt, Marco Atzberger vom EHI Retail Institute rück- nur große Datensätze, so der Keynote-Spea- und diese gilt es zukünftig auch inhaltlich ab- te einen just vor dem Kongress veröffentlich- ker. Unternehmen müssten daher untersu- zubilden.« Daher hatten sich die Veranstalter ten Bericht des Bayerischen Rundfunks gera- chen, ob genügend repräsentative Datenvolu- men vorhanden seien, um »schlechte« Daten von gültigen Einsichten zu trennen.

Je nach Interessenlage verteilten sich die Gäs- te dann auf die verschiedenen Foren. So prä-

© KD Busch sentierten sich beispielsweise im Panel Digita- lisierung fünf innovative, noch junge Unterneh- men, die den stationären Handel unterstützen möchten (siehe Kasten).

Lernen von Netflix

Im Forum Retail referierte Dr. Stefan Rassau, Team Retail Excellence GmbH, zum Thema Storytelling und nannte Strategien aus der US- Serienproduktion Netflix, die sich auch auf den Handel anwenden lassen. Manipulationen wie Preisnachlässe, Sale oder Cashback würden nur kurzfristig greifen, bei Händlern aber auch Druck verursachen (»Hamsterrad der Rabat- te«). Netflix hingegen setze auf überzeugende, emotionale Themen, klare Prozesse mit den Zuschauern im Fokus, gezielte Musterbrüche sowie auf kreatives Teamworking mit Akteu- ren, die alle auf Augenhöhe und daher stets auf gleichem Informationslevel arbeiten. Um- Christine Hager, GCSC-Vorstandsvorsitzende, begrüßt die Teilnehmer des DSCF 2019 gemünzt heißt das: Erlebnisse schaffen, wie

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Sport, Lesungen und Co. auf der Fläche oder möglichen Touchpoints erfolgen, Betreiber er- Teilnehmer getroffen. Bei einer Fülle kulinari- auch das Handwerk-Event in der Metzgerei. folgreiche und stark expandierende Mieter för- scher Köstlichkeiten nutzen die Gäste ausgie- dern. Zudem gewinnen Revitalisierungen, Um- big die Gelegenheit zum Networking – man- Revitalisierung und Mixed-use im Trend nutzungen und Mixed-use-Objekte immer che bis weit nach Mitternacht. mehr an Bedeutung. Zahlreiche Best-Practice- Erkenntnisse des Deutschen Shopping-Center Beispiele hauchten der Theorie Leben ein. Forums waren unter anderem, dass sich in ei- ner schnell bewegenden Konsumentenwelt Auch mit dem Abend-Event in den Genusswel- Ein Beitrag von der Handel aktiv mitdrehen muss. Kunden- ten von »The Crown«, Zurheide Feine Kost, Susanne Müller, kommunikation sollte möglichst über alle hatten die Veranstalter den Geschmack der freie Journalistin

Digitale Durchstarter für den Retail

Brick Spaces: Seit 2015 eine Plattform zum Vermie- schen sind bereit, Daten herzugeben, wenn sie dafür ten und Mieten von Pop-up-Stores in Innenstadtla- einen Mehrwert erhalten. Aus diesen Erkenntnissen gen und Shopping Centern. „Viele wünschen sich Er- können wir Experience kreieren.« www.ameria.de lebnisse wie Produkte zu testen oder Essen auszu- probieren«, so Geschäftsführer Marc Selicke. »Wir Square Metrics: Ermöglicht Unternehmen, ihre sind mit unseren Stores variabel in Größe, Standort, Kundenbesuche in Daten umzuwandeln, um Shop- Anlass und Season.« www.brickspaces.de ping Experience und Customer Journey zu optimie- ren. Alexandra Garr, Senior Solution Sales Manager: LocaFox: Ein All-in-one-Kassensystem verbindet »Offline-Daten sind an Touchpoints messbar. Der Off- und Online-Handel. Founder und Managing Di- Besuch im Shopping Center lässt sich digital attrakti- rector Michael Wendt: »Wir helfen dem Handel, im vieren.« www.squaremetrics.com digitalen Bereich wettbewerbsfähig zu bleiben. Unser Ziel ist, Info-Transparenz herzustellen und Kunden Locarta: Das Berliner Start-up möchte mittels über alle Optionen zu informieren.« www.locafox.de Google Analytics die reale Welt genauso messbar machen wie die digitale. »Unser Thema sind Passan- Ameria: Digitale und interaktive Erlebnisse zum tenfrequenzmessungen und Datenauswertung, bei- Das nächste Deutsche Shopping-Center Fo- Anfassen kreieren Dr. Johannes Tröger und sein spielsweise für die Ermittlung von potenziellen Ein- rum findet am 21./22. April 2020 im Hotel Team. Der Senior Vice President: »Es gibt keinen bes- zugsgebieten bei Neueröffnungen«, erläutert CEO InterContinental (Düsseldorf) statt. Alle In- seren Ort für Erlebnis als die stationäre Fläche. Men- Jan Rettel. www.locarta.co formationen zum DSCF finden Sie im Internet unter: www.dscf.de

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GCM 3 / 2019 61 GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN 11. / 12. September 2019 © KD Busch TRANS FORMA TI ON

Mit freundlicher Medien- Unterstützung von: partner: 62 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . INSIGHT 11. / 12. September 2019 TRANS FORMA TI ON

Mit freundlicher Medien- Unterstützung von: partner: GCM 3 / 2019 63 10:50 Uhr Transformation in Handel, Gesellschaft und Verbänden — es muss11. nicht wehtun! Sept. Nils Busch-Petersen Hauptgeschäftsführer, Handels- verband2019 Berlin-Brandenburg e. V.

11:20 Uhr Best-of-Optimismus: 18:00 Uhr Vorabendprogramm Warum manche weiter kommenLandesvertretung als andere Schleswig-Holstein, Prof. Dr. Jens Weidner In den Ministergärten 8, Professor für Kriminologie und 10117 Berlin Sozialisationsforschung, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg 18:30 Uhr Begrüßung Fakultät Wirtschaft & Soziales Christine Hager, 12:05 Uhr TransformationGCSC-Vorstandsvorsitzende, — vom Bundesliga redos invest management GmbH, Trainer zum Unternehmer Geschäftsführerin Holger Stanislawski Geschäftsführender Gesellschafter, Grußwort Rewe-Center Stanislawski & Laas Ingbert Liebing, Staatssekretär 12:35 Uhr Networking Lunch 18:45 Uhr Politische Diskussionsrunde Gunnar Schupelius, Moderation 14:00 Uhr Gehirn vs. Künstliche Intelligenz

Dr. Henning Beck 19:45 — Get Together und Neurowissenschaftler und Autor 22:00 Uhr Gemeinsames Dinner 14:45 Uhr Wir leben Transformation seit 1959 — ANNEMARIE BÖRLIND — Natural Beauty Daniela Lindner Mitglied der Geschäftsleitung, BÖRLIND GmbH

14:55 Uhr Mammut — die Transformation einer 12.schweizer TraditionsmarkeSept. Dr. Oliver Pabst CEO, Mammut2019 Sports Group AG 15:05 Uhr It’s all about Stories — Konzepte für den Handel 10:00 Uhr Begrüßung & Tagesmoderation Christoph Edler GeschäftsführenderJudith Rakers Gesellschafter, PopFernsehjournalistin Up My Brand GmbH & TV-Moderatorin Christine Hager, 15:15 Uhr Diskussion:GCSC-Vorstandsvorsitzende, Retail Refreshed redos invest management GmbH, Daniela Lindner, Mitglied der Geschäftsführerin Geschäftsleitung, BÖRLIND GmbH Dr. Oliver Pabst, CEO, 10:20 Uhr Innovationstreiber Handel Mammut Sports Group AG Christoph Christian Edler, Lindner Geschäftsführender Gesellschafter,MdB, Bundesvorsitzender Pop Up My Brand GmbH Freie Demokraten

10:40 Uhr Grußwort Ulrich Höller Vizepräsident, ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e. V., Vorsitzender des Aufsichtsrates, GEG German Estate Group AG PRO GRAMM

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10:50 Uhr Transformation in Handel, 10:50 Uhr Transformation in Handel, 15:45 Uhr Down Under — Key Learnings von Gesellschaft und Verbänden — Gesellschaft und Verbänden — der anderen Seite es muss nicht wehtun! es muss nicht wehtun! Andreas Münch Nils Busch-Petersen Nils Busch-Petersen Mitglied der Generaldirektion, Hauptgeschäftsführer, Handels- Hauptgeschäftsführer, Handels- Migros-Genossenschafts-Bund verband Berlin-Brandenburg e. V. verband Berlin-Brandenburg e. V. 16:00 Uhr Networking Coffee 11:20 Uhr Best-of-Optimismus: 11:20 Uhr Best-of-Optimismus: Warum manche weiter Warum manche weiter 17:00 Uhr Online to Offline — Wie der kommen als andere kommen als andere stationäre Handel mit Connected Prof. Dr. Jens Weidner Prof. Dr. Jens Weidner Retail wieder stark wachsen kann Professor für Kriminologie und Professor für Kriminologie und Dr. Carsten Keller Sozialisationsforschung, Hochschule für Sozialisationsforschung, Hochschule für Vice President for Direct-to- Angewandte Wissenschaften Hamburg Angewandte Wissenschaften Hamburg Consumer, Zalando SE Fakultät Wirtschaft & Soziales Fakultät Wirtschaft & Soziales 17:20 Uhr Firlefanz statt Relevanz — 12:05 Uhr Transformation — vom Bundesliga 12:05 Uhr Transformation — vom Bundesliga Warum Kreativität trotz der Trainer zum Unternehmer Trainer zum Unternehmer digitalen Reformation immer Holger Stanislawski Holger Stanislawski wichtiger werden wird Geschäftsführender Gesellschafter, Geschäftsführender Gesellschafter, Götz Ulmer Rewe-Center Stanislawski & Laas Rewe-Center Stanislawski & Laas Kreativer & Partner, Jung von Matt

12:35 Uhr Networking Lunch 12:35 Uhr Networking Lunch 17:50 Uhr Denken 4.0 — Wie wir im Zeitalter der Digitalisierung denken müssen 14:00 Uhr Gehirn vs. Künstliche Intelligenz 14:00 Uhr Gehirn vs. Künstliche Intelligenz Prof. Wolfgang Henseler Dr. Henning Beck Dr. Henning Beck Professor, Sensory-Minds GmbH Neurowissenschaftler und Autor Neurowissenschaftler und Autor 18:35 Uhr Resümee 14:45 Uhr Wir leben Transformation seit 14:45 Uhr Wir leben Transformation seit Judith Rakers & GCSC-Vorstand: 1959 — ANNEMARIE BÖRLIND — 1959 — ANNEMARIE BÖRLIND — Christine Hager Natural Beauty Natural Beauty Harald Ortner Daniela Lindner Daniela Lindner Markus Trojansky Mitglied der Geschäftsleitung, Mitglied der Geschäftsleitung, BÖRLIND GmbH BÖRLIND GmbH 18:45 Uhr Pause

14:55 Uhr Mammut — die Transformation 14:55 Uhr Mammut — die Transformation 19:45 Uhr Abendveranstaltung — einer schweizer Traditionsmarke einer schweizer Traditionsmarke Walking Dinner Dr. Oliver Pabst Dr. Oliver Pabst CEO, Mammut Sports Group AG CEO, Mammut Sports Group AG

15:05 Uhr It’s all about Stories — 15:05 Uhr It’s all about Stories — Konzepte für den Handel Konzepte für den Handel Christoph Edler Christoph Edler Geschäftsführender Gesellschafter, Geschäftsführender Gesellschafter, Pop Up My Brand GmbH Pop Up My Brand GmbH

15:15 Uhr Diskussion: Retail Refreshed 15:15 Uhr Diskussion: Retail Refreshed Daniela Lindner, Mitglied der Daniela Lindner, Mitglied der Geschäftsleitung, BÖRLIND GmbH Geschäftsleitung, BÖRLIND GmbH Dr. Oliver Pabst, CEO, Dr. Oliver Pabst, CEO, Mammut Sports Group AG Mammut Sports Group AG Christoph Edler, Geschäftsführender Christoph Edler, Geschäftsführender Gesellschafter, Pop Up My Brand GmbH Gesellschafter, Pop Up My Brand GmbH 13. Sept. 2019

07:30 Uhr GCSC Charity Run Hotel Adlon Haupteingang PRO GRAMM PRO GRAMM

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JudithMdB, Rakers Bundesvorsitzender Freie Demokraten Fernsehjournalistin & TV-Moderatorin CHRISTIAN LINDNER

10:40 Uhr 10:40 Grußwort hristian Lindner (* 7. Januar 1979) ist UlrichMitglied Höller des Deutschen Bundestages sowie Vorsitzender der Fraktion der Vizepräsident, ZIA Zentraler Freien Demokraten im Deutschen Immobilien Ausschuss e. V., Bundestag. Im Dezember 2013 wurde

C Vorsitzender des Aufsichtsrates, Christian Lindner zum Bundesvorsit- GEG German Estate Group AG zenden der Freien Demokraten gewählt. Bei der Bundes- tagswahl im September 2017 führte er die FDP nach vier Jahren in der außerparlamentarischen Opposition zurück in den Deutschen Bundestag. Christian Lindner gehört der FDP seit 1995 an. 2000 wurde er als Abgeordneter erstmals in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt. Von 2012 bis 2017 war er Vorsitzender der FDP-Landtags- fraktion NRW. Der Wermelskirchener studierte Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Von 1997 bis 2004 war Lindner Inhaber einer Werbeagentur sowie Mitgründer eines Internet-Unternehmens. Lindner ist Hauptmann der Reserve bei der Luftwaffe.

10:20 Uhr Innovationstreiber Handel REFERE NTEN

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ils Busch-Petersen ist Jurist. 1989 war er Mitgründer des Runden Tisches und nachfolgend Bezirksbürgermeister von Berlin-Pankow (1990). Seit Juni 1990 führt er die Geschäfte Berliner

N Einzelhandelsorganisationen und ist seit 2005 Hauptgeschäftsführer im Handelsverband Berlin-Brandenburg e. V. Busch-Petersen forscht, publiziert und berät Handelshäuser sowie Medien zu Fragen der Han- delsgeschichte auf Basis eines eigenen Handelsarchivs. Seit 2011 ist er Direktor des Louis Lewandowski Festivals syn- agogaler Musik. Busch-Petersen ist glücklich verheiratet, MdB, Bundesvorsitzender hat zwei Kinder und eine Enkeltochter. Seine Überzeugung: Freie Demokraten „Waren und Dienstleistungen verkauft der deutsche Handel perfekt – nur sich selbst nicht. Das Universum unseres Wirt- schaftszweiges besteht aus tausenden spannender, noch nicht erzählter Geschichten.“

10:50 Uhr Transformation in Handel, Gesellschaft und Verbänden — es muss nicht wehtun! CHRISTIAN LINDNER

hristian Lindner (* 7. Januar 1979) ist Mitglied des Deutschen Bundestages sowie Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag. Im Dezember 2013 wurde C Christian Lindner zum Bundesvorsit- zenden der Freien Demokraten gewählt. Bei der Bundes- tagswahl im September 2017 führte er die FDP nach vier Jahren in der außerparlamentarischen Opposition zurück in den Deutschen Bundestag. Christian Lindner gehört der FDP seit 1995 an. 2000 wurde er als Abgeordneter erstmals in den nordrhein-westfälischen Landtag gewählt. Von 2012 bis 2017 war er Vorsitzender der FDP-Landtags- fraktion NRW. Der Wermelskirchener studierte Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Von 1997 bis 2004 war Lindner Inhaber einer Werbeagentur © Peter Adamik sowie Mitgründer eines Internet-Unternehmens. Lindner ist Hauptmann der Reserve bei der Luftwaffe. Hauptgeschäftsführer, Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V.

10:20 Uhr Innovationstreiber Handel REFERE NTEN NILS BUSCH- NILS PETERSEN

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ar lange Jahre das Gesicht des FC St. 11:20 Uhr Best-of-Optimismus: Pauli. Als Profi absolvierte er für die Warum manche weiter Kiez-Kicker 260 Spiele. Seine Spieler- kommen als andere karriere musste er aus gesundheit- lichen Gründen im Jahr 2004 beenden. ehrt Kriminologie und Sozialisations- Er blieb dem Fußball treu, in dem er theorie an der Fakultät für Wirtschaft sich zum diplomierten Sportmana- und Soziales der Hochschule für Ange- W ger und Sportfachwirt ausbilden ließ. wandte Wissenschaften in Hamburg. Außerdem erwarb er die Fußball-Lehrerlizenz. Von 2006 bis

L Er arbeitete mit Gangschlägern in 2011 war Stanislawski Trainer beim FC St. Pauli und verhalf Philadelphia und behandelte zehn Jahre lang Kriminelle seinem Verein u. a. zum Aufstieg in die 2. und dann in die für die deutsche Justiz. Er entwickelte das Anti-Aggressi- 1. Bundesliga. Er war Vizepräsident und Manager. Weitere vitäts-Training (AAT®) für Gewalttäter mit dem heute über Trainerstationen waren bei der TSG 1899 Hoffenheim und 2000 Aggressive in vier Ländern behandelt werden und ist dem 1. FC Köln. Miteigentümer des Deutschen Instituts für Konfrontative 2014 entschied Holger Stanislawski sich trotz fortlaufender Pädagogik. Gleichzeitig untersucht er seit zwei Jahrzehnten Erfolge, seine Laufbahn als Fußballtrainer zu unterbrechen Machtspiele im Business und lehrte darüber am Schweizer und einen komplett neuen Weg anzusteuern. Zusammen Gottlieb Duttweiler Institut für Wirtschaft und Gesellschaft. mit Ex-HSV-Profi Alexander Laas betreibt er sehr erfolgreich Heute doziert er für das London Speaker Bureau und arbei- Hamburgs größtes Rewe-Center im Stadtteil Winterhude. tet als Management-Trainer am Schranner Negotiation Er ist aktives Mitglied im Ausschuss für Institute in Zürich. Sein Spezialgebiet: die Förderung der Handel in der Handelskammer Ham- Durchsetzungsstärke und positiver Aggression bei Füh- burg und seit August 2015 als Ana- rungskräften. Er ist Autor des Wirtschafts-Bestsellers „Die lyse-Experte für das ZDF tätig. Auch Peperoni- Strategie. So setzen Sie Ihre natürliche Aggression bei der Fußball-EM 2016, beim Con- konstruktiv ein“, der 33 Wochen Platz 1 im Wirtschafts- fed Cup 2017 und bei der WM 2018 buch-Ranking der Financial Times belegte. Weidner ist trat er in dieser Funktion auf. Seine Vorstandsmitglied im ‚Wirtschafts-Club der Optimisten‘ Neugierde treibt ihn zu immer neuen und will mit seinem neuen Campus Ratgebers „Optimismus. Aktivitäten. Warum manche weiter kommen als andere“ die latent pes- simistischen Deutschen zu „Best-of-Optimisten“ motivieren, damit sie noch erfolgreicher werden.Weidner ist bekannt für seinen schwarzen Humor, den Bloomberg Television mit einem Augenzwinkern kommentierte: „Passen Sie auf, dass Ihnen seine Schärfe nicht im Hals stecken bleibt.“

Geschäftsführender Gesellschafter, Rewe-Center Stanislawski & Laas HOLGER STANISLAWSKI

Professor für 12:05 Uhr Transformation — vom Bundes- Kriminologie und liga Trainer zum Unternehmer REFERE NTEN Prof. Dr. JENS WEIDNER Sozialisationsforschung

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aniela Lindner ist Mitglied der Ge- schäftsleitung der Börlind GmbH. Sie übernahm als junge Frau das Reform- haus ihrer Großeltern in Esslingen und leitete es bis zu ihrer Hochzeit mit D Michael Lindner im Jahr 1983. Neben der Leitung des ANNEMARIE BÖRLIND Natural Beauty Spa in Bad Teinach engagiert sich die Mutter von vier Kindern besonders für die von Börlind initiierten sozio- ökologischen Frauenprojekte z. B. in Nepal, Iran, Namibia und Mali. Umweltschutz und Förderung der Frauenprojekte auf Augenhöhe liegen ihr besonders am Herzen. Die Börlind Neurowissenschaftler GmbH ist ein mittelständisches Familienunternehmen, das und Autor 1959 ins Leben gerufen wurde. Börlind-Produkte werden in 38 Ländern vertrieben. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 48 Mio. Euro (2016). ANNEMARIE BÖRLIND – Natural Beauty steht für nachweislich wirksame Naturkosmetik, die durch innovatives und nachhaltiges Handeln aus einzigartigen Rohstoffen entwickelt wurde. Die Dr. HENNING BECK neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft werden genutzt, um mit zukunftsweisender Forschung das verborgene Potenzial der Natur zu entdecken. Seit 1987 vereint die Börlind GmbH mit DADO SENS DERMACOSMETICS auch tudierte Biochemie in Tübingen und Dermakosmetik unter ihrem Dach. befasste sich schon während seiner Diplomarbeit mit neurowissenschaft- lichen Themen. Seine Doktorarbeit

S schrieb er am Hertie-Institut für klini- 14:45 Uhr Wir leben Transformation seit sche Hirnforschung in Tübingen und beendete diese am 1959 — ANNEMARIE BÖRLIND — Institut für Physiologische Chemie der Universität Ulm. Natural Beauty Im Herbst 2012 promovierte er an der Graduate School of 15:15 Uhr Diskussion: Retail Refreshed Cellular & Molecular Neuroscience in Tübingen im Fach Neurowissenschaften. Zusätzlich erwarb Dr. Henning Beck im Frühjahr 2013 seinen International Diploma-Abschluss in Projektmanagement an der University of California in Berkeley. Bis Ende 2013 unterstützte er Start-Ups in der San Fran- cisco Bay Area dabei, noch innovativer zu sein und die Tricks des Gehirns zu nutzen, um clever zu denken. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland wirkt Dr. Henning Beck an Forschungsprojekten der Universität Frankfurt mit. Daneben hält er regelmäßig Vorträge auf nationa- len und internationalen Veranstaltungen. Henning Beck ist Autor von vier Büchern, das letzte „Irren ist nützlich“ erschien im Frühjahr 2017. Er ist zudem Kolumnist der Wirt- schaftsWoche und des Fachmagazins manager seminare. In der GEO-Videokolumne „Wunderwelt Gehirn“ gibt der Neurobiologe regelmäßig faszinierende Aufschlüsse über unseren Denkapparat. Mitglied der Geschäfts- leitung, BÖRLIND GmbH

14:00 Uhr Gehirn vs. Künstliche Intelligenz DANIELA LINDNER REFERE NTEN

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15:05 Uhr It’s all about Stories — Konzepte für den Handel 15:15 Uhr Diskussion: Retail Refreshed

hristoph Edler ist geschäftsführender Gesellschafter der Pop Up My Brand GmbH. Als gelernter Kommunikati- onswirt W. A. K. durchlief er zuvor Sta- tionen als Director Promotion, Senior C Berater, Account Executive und als CEO, Mammut Sports Geschäftsführer. Pop Up My Brand ist Deutschlands einzi- Group AG ger Full-Service-Anbieter für Pop-Up-Stores und temporäre Retail-Lösungen mit Sitz in Köln. Mit innovativen und einzig- artigen Konzepten bietet Pop Up My Brand spannende und effi ziente Verkaufsmöglichkeiten und garantiert attraktive Touchpoints am POS. Die Sales Unit übernimmt darüber hinaus die gesamte kaufmännische Abwicklung für aus- ländische Unternehmen als Distributor & Retailer während Dr. OLIVER PABST der Projektlaufzeit. Pop Up My Brand ist Teil der VERTIKOM Group und gehört damit zur viertgrößten inhabergeführten Kommunikations- agentur in der DACH-Region.

14:55 Uhr Mammut — die Transformation einer schweizer Traditionsmarke 15:15 Uhr Diskussion: Retail Refreshed

r. Oliver Pabst ist seit September 2016 CEO der Mammut Sports Group. In seiner Funktion als CEO treibt Oliver eine Vielzahl strategischer Initiativen voran, insbesondere die Entwicklung

D von Mammut hin zum Digital Leader der Outdoor-Branche – im Weiteren ist er auch als Kon- zernleitungsmitglied der Conzzeta AG, der Mutterfi rma von Mammut, aktiv. Oliver begann seine Karriere 1993 bei McKinsey & Company in Zürich. Seit 2006 war er Vorstands- mitglied und Managing Director mehrerer Geschäftsberei- che der Willy Bogner KGaA in München. Von 2002 bis 2005 Geschäftsführender war er Managing Partner der Boards & More Holding SA in Gesellschafter, Montreux. Pop Up My Brand GmbH Mammut ist ein 1862 gegründetes Schweizer Outdoor- Unternehmen, das Bergsportfans auf der ganzen Welt hochwertige Produkte und einzigartige Markenerlebnisse bietet. Seit mehr als 155 Jahren steht die weltweit füh- rende Premium-Marke für Sicherheit und wegweisende Innovation. Mammut Produkte vereinen Funktionalität und Leistung mit zeitgemäßem Design. Die Mammut Sports Group AG ist in rund 40 Ländern tätig und beschäftigt mehr

REFERE NTEN als 820 Mitarbeitende. CHRISTOPH CHRISTOPH EDLER

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17:00 Uhr Online to Offline — Wie der stationäre Handel mit Connected Retail wieder stark wachsen kann

r. Carsten Keller (44) ist Vice President for Direct-to-Consumer bei Zalando SE, Europas führender Online Fashion Plattform. Er ist verantwortlich für die wachsenden Online-Offl ine-Aktivitäten

D von Zalando. Carsten kam 2016 zu Zalando, um das Wachstum des Mar- ketplace Businesses zu beschleunigen und ein Portfolio von Lösungen für Markenpartner aufzubauen (z. B. Bestands- Mitglied der Generaldi- integration, Datenanalyse, Wholesale Marketplace). Bevor rektion, Migros-Genos- er zu Zalando kam, war er zwölf Jahre lang als Unterneh- senschafts-Bund mensberater bei McKinsey & Company für Kunden aus der

ANDREAS MÜNCH Mode- und Sportswear-Branche tätig. Carsten hat einen Master in “Business” der Universität Münster und ein PhD (summa cum laude) der Universität Bremen. Im Jahr 2008 in Berlin gegründet, bietet Zalando heute mehr als 26 Millionen aktiven Kunden Produkte aus den 15:45 Uhr Down under — Key Learnings von Bereichen Bekleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetik. der anderen Seite Das Sortiment umfasst weltbekannte, internationale Mar- ken ebenso wie lokale Labels. Unseren Kunden bietet die Zalando-Plattform eine Destination für Inspiration, Innova- tion und Interaktion. Unser Ziel ist, zur ersten Anlaufstelle ndreas Münch ist seit April 2005 Lei- für Mode zu werden. ter des Bereichs „Logistik und IT“ des Migros-Genossenschafts-Bundes. In dieser Funktion ist er auch Mitglied der Generaldirektion. Er ist national A und international verantwortlich für die Bereiche Logistik, IT, Gebäude/Infrastruktur/Facility Management, Transport und Technologie und zudem noch Präsident des Verwaltungsrates des Einkaufszentrum GLATT, dem umsatzstärksten Shopping Center der Schweiz. Berufserfahrung: CEO bei Feintool International, einem führenden Technologie- und Systemanbieter. Von 2000 bis 2002 war er Managing Director bei SULZER/AXIMA, wo er für die Sparte Sulzer Infra Building Services welt- weit zuständig war. Von 1994 bis 1999 war er Mitglied der Konzernleitung von SWISSLOG, einem globalen Anbieter von integrierten Logistiklösungen zur Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen. Davor hatte er eine führende Stellung bei Ascom inne, einem internationalen Lieferanten von Telekommunikation- systemen. Seine Karriere begann er im Jahr 1985 nach dem Elektro- Vice President for ingenieurstudium an der ETH Zürich bei BBC/ABB als Leiter Direct-to-Consumer, eines Projektplanungs- und Vertriebsingenieurteams. Zalando SE REFERE NTEN Dr. CARSTEN KELLER

GCM 3 / 2019 71 GERMAN COUNCIL . INSIGHT

17:20 Uhr Firlefanz statt Relevanz — 17:50 Uhr Denken 4.0 — Wie wir im Warum Kreativität trotz der Zeitalter der Digitalisierung digitalen Reformation immer denken müssen wichtiger werden wird

rof. Wolfgang Henseler (Jahrgang 1961) ist Professor für Digitale Medien und Master of Creative Directions an der Hochschule Pforzheim – Fakultät P für Gestaltung. Er ist Begründer sowie Studiengangleiter des innovativen Studiengangs „Interme- diales Design“ und unterrichtet u. A. in den Fächern „Digitale Transformation (Wirtschaft 4.0 und Gesellschaft 4.0), User Centricity. Prof. Henseler ist darüber hinaus Creative Mana- ging Director bei SENSORY-MINDS einem Designstudio für innovative Technologien und smarte Medien und betreut dort die Bereiche „Innovative Technologies and Smart Media Business Strategies“, User Experience und Usability sowie Natural User Interface Solutions. Er ist Experte für kunden- und nutzerorientierte 4.0 Business Lösungen und Spezialist für medien-basierte Markenerlebnisse und Design Thinking. Als Visionär, Impuls- und Orientierungs- geber zum „neuen“ Denken im Zeitalter der Digitalisierung, sensibilisiert, inspiriert und coacht Prof. Henseler namhafte

GÖTZ ULMER Unternehmen. Sein Fokus hierbei liegt auf der Vermittlung der zukünftigen Chancen und Möglichkeiten für Unter- nehmen, Gesellschaft, Politik und Menschen durch die auftretenden Veränderungen der Digitalisierung mittels eines diffe- renzierten Denkens im Zeitalter 4.0.

Kreativer und Partner, Jung von Matt

ötz Ulmer wurde vor 53 Jahren in Stutt- gart geboren. Nach seinem Kommu- nikationsdesign-Studium startete er seine Werbekarriere 1995 als Junior Art Director bei Jung von Matt. Langwei-

G ligerweise ist er bis heute dort geblie- ben. Götz gewann und jurierte fast alle wichtigen Awards mit Kunden wie Vodafone, MINI, eBay, Mercedes und den Hamburger Philharmonikern: Cannes Lions, OneShow, D&AD, Clio, New York Festivals, ADC Europe etc. Bis heute hat er keine Ahnung, wie er das geschafft hat. Professor, Creative Managing Director,

REFERE NTEN Sensory-Minds GmbH Prof. WOLFGANG HENSELER

72 GCM 3 / 2019 Termin Mittwoch, 11.September 2019 & Donnerstag, 12. September 2019

Es warO rdert beste German CouncilHotel Congress.Adlon Wie gerne hören wir doch alle am Ende desU Tagesnter ddiesenen L ischönennden 77 Satz. Und dennoch nehmen wir uns jedes1011 Jahr7 Be inrl idien Pflicht wieder et- was Neues und Anderes zu wagen und kopieren nicht das, was gestern erfolgreich war. Sicher, der Rahmen ist gesetzt. GeübteGebühr Zeitabläufe ergeben eben Sinn. Aber welche Inhalte mitFrühbucherp welchen Persönlichkeitenreis bis 31.07.2019: schaffen es unserer, und somit Ihrer,795 Erwartungshaltung € Mitgliederpreis nicht / 1.590 nur €gerecht Nichtmi zut gliederpwerden, sonreis- dern diese auch noch zu übertreffen? Bei Anmeldung ab 01.08.2019: 995 € Mitgliederpreis / 1.990 € Nichtmitgliederpreis Substanz ändern, nicht die Oberfläche polieren. Das steckt in dem Wort Transformation. Es scheint uns der richtige Titel, der passendeDie angegebenen Leitgedanke für Pr eiseunseren vers Germantehen sichCouncil zzgl. Congress 19 % MwSt. 2019.(Bei Die gleich Transformationzeitigem Eintritt erfasst inimmer den mehr GCSC Bereiche ist die Congunse- ress- res GebührLebens, fürunserer Mitglieder Arbeit und zu entrich der Gesellschaft.ten.) Die Art und Weise,Die wieGebühr wir etwas beinh früheralte t„gemacht“ die Teilnah habenme mit ändert Vora sichbe komnde-vent, das plett.Mitt Malag esin sSekundenschnelle,en inklusive Geträ malnke ,fast sowi unsichtbar,e Snacks, schleiKaffe-e und chendErfrischungs über eine langegeträn Zeit.ke wEsä isthr ennichtd d nurer V dieeranstaltung Digitalisierung, und das die uns zwingt sich mit dem, was wir heute tun, zu beschäfti- Walking Dinner inklusive Aperitif und Getränke im Hotel Adlon. gen. Es sind sich weltweit verändernde Rahmenbedingungen, die uns neue Perspektiven und Chancen ermöglichen. Gehen Anmeldung - Sie auch in diesem Jahr mit auf denChristine Weg in Hagerdie Zukunft und vielleichtChristineWegen sagen derHager begSie amrenz Ende:ten „DieTeilnehmerzahl wichtigsten Impulse nehmen gab wir es Anmel- GCSC-Vorstandsvorsitzende, aufGCSC-Vorstandsvorsitzende,dungen dem German nach Council der „First Congress.“ come – first serve“-Regelung redos invest management redos invest management entgegen. GmbH, Geschäftsführerin GmbH, Geschäftsführerin Ab der dritten Anmeldung je Mitglied gewähren wir 20 % Ermässigung auf den gültigen Teilnehmerpreis.

Hinweis Bei der Veranstaltung wird ein Fotograf vor Ort sein und Fotografien der Teilnehmer anfertigen. Mit der Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden, dass der German Council of Shopping Centers e. V. Foto- grafien von Ihnen anfertigt und im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit verwendet und verarbeitet. HaraldChristine Ortner Hager Harald Ortner GCSC-Vorstandsvorsitzende, GCSC-Vorstand, GCSC-Vorstand,Übernachtung redos invest management HBB Hanseatische Betreu- HBB Hanseatische Betreu- GmbH,Für Geschäftsführerindie Teilnehmer dieser Vungs-eranstaltung u. Beteiligungsges. besteht die ungs- u. Beteiligungsges. mbH, Geschäftsführer mbH,Möglich Geschäftsführerkeit, bis Anfang August und anschliessend nach Verfügbarkeit auf ein begrenztes Zimmerkontingent zuzugreifen:

Hotel Adlon Unter den Linden 77, 10117 Berlin Tel. 030 - 22 61 0 Einzelzimmer 265 € inkl. Frühstück

Maritim pro arte Hotel Harald Ortner Friedrichstraße 151, 10117 Berlin GCSC-Vorstand, MarkusTel. 030 Trojansky - 20 335 Markus Trojansky HBB Hanseatische Betreu- GCSC-Vorstand, GCSC-Vorstand,ungs-Ein u.z elzimmerBeteiligungsges. 169 € inkl. Frühstück dm-drogeriemarkt GmbH + Co. dm-drogeriemarktmbH, Geschäftsführer GmbH + Co. KG, Geschäftsführer KG, Geschäftsführer Bitte nehmen Sie Ihre Reservierung direkt im jeweiligen Hotel GCM 3 / 2019 73 unter dem Stichwort „German Council Congress“ vor.

Markus Trojansky

GCSC-Vorstand, dm-drogeriemarkt GmbH + Co. KG, Geschäftsführer Übernachtung Für die Teilnehmer dieser Veranstaltung besteht die Mög- lichkeit, bis Anfang August und anschliessend nach Verfüg- GERMAN COUNCIL . INSIGHT barkeit auf ein begrenztes Zimmerkontingent zuzugreifen: Hotel Adlon Termin Mittwoch, 11.September 2019 & Unter den Linden 77 Donnerstag, 12. September 2019 10117 Berlin Tel. 030 - 22 61 0 Ort Hotel Adlon Einzelzimmer 265 € inkl. Frühstück Unter den Linden 77 10117 Berlin Maritim pro arte Hotel Friedrichstraße 151 Gebühr 10117 Berlin Frühbucherpreis bis 31.07.2019: Tel. 030 - 20 335 795 € Mitgliederpreis / 1.590 € Nichtmitgliederpreis Einzelzimmer 169 € inkl. Frühstück Bei Anmeldung ab 01.08.2019: 995 € Mitgliederpreis / 1.990 € Nichtmitgliederpreis Bitte nehmen Sie Ihre Reservierung direkt im jeweiligen Hotel unter dem Stichwort „German Council Congress“ Die angegebenen Preise verstehen sich zzgl. 19 % MwSt. vor. (Bei gleichzeitigem Eintritt in den GCSC ist die Congress- Gebühr für Mitglieder zu entrichten.) Die Gebühr beinhaltet die Teilnahme mit Vorabendevent, das Mittagessen inklusive Getränke, sowie Snacks, Kaffee und Erfrischungsgetränke während der Veranstaltung und das Walking Dinner inklusive Aperitif und Getränke im Hotel Adlon. Wir möchten uns herzlich bei unseren Anmeldung - Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl nehmen wir Anmel- Sponsoren bedanken: dungen nach der „First come – first serve“-Regelung entgegen. Ab der dritten Anmeldung je Mitglied gewähren wir 20 % Ermässigung auf den gültigen Teilnehmerpreis.

Hinweis Bei der Veranstaltung wird ein Fotograf vor Ort sein und Fotografien der Teilnehmer anfertigen. Mit der Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden, dass der German Council of Shopping Centers e. V. Foto- grafien von Ihnen anfertigt und im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit verwendet und verarbeitet.

Übernachtung Medienpartner: Für die Teilnehmer dieser Veranstaltung besteht die Möglichkeit, bis Anfang August und anschliessend nach Verfügbarkeit auf ein begrenztes Zimmerkontingent zuzugreifen:

Hotel Adlon Unter den Linden 77, 10117 Berlin Tel. 030 - 22 61 0 Einzelzimmer 265 € inkl. Frühstück

Maritim pro arte Hotel Friedrichstraße 151, 10117 Berlin Tel. 030 - 20 335 Einzelzimmer 169 € inkl. Frühstück

Bitte nehmen Sie Ihre Reservierung direkt im jeweiligen Hotel unter dem Stichwort „German Council Congress“ vor.

74 GCM 3 / 2019 Ja, ich nehme am Termin Mittwoch, 11.September 2019 & German Council Donnerstag, 12. September 2019 Congress, Donnerstag den Ort Hotel Adlon 12.09.2019, teil Unter den Linden 77 10117 Berlin BEGLEITENDE VERANSTALTUNGEN BEGLEITENDE VERANSTALTUNGEN

Gebühr Ich nehme an folgenden Veranstaltungen Frühbucherpreis bis 31.07.2019: Ich nehme an folgenden Veranstaltungen rund um den German Council Congress teil: 795 € Mitgliederpreis / 1.590 € Nichtmitgliederpreis rund um den German Council Congress teil: Bei Anmeldung ab 01.08.2019: Vorabendprogramm: 995 € Mitgliederpreis / 1.990 € Nichtmitgliederpreis Vorabendprogramm: 11. September 2019, ab 18:00 Uhr 11. September 2019, ab 18:00 Uhr Die angegebenen Preise verstehen sich zzgl. 19 % MwSt. (Bei gleichzeitigem Eintritt in den GCSC ist die Congress- Abend-Event: Abend-Event: Gebühr für Mitglieder zu entrichten.) 12. September 2019, ab 19:45 Uhr 12. September 2019, ab 19:45 Uhr Die Gebühr beinhaltet die Teilnahme mit Vorabendevent, das Mittagessen inklusive Getränke, sowie Snacks, Kaffee und GCSC Charity Run: Erfrischungsgetränke während der Veranstaltung und das GCSC Charity Run: TRANS FORMA TI ON 13. September 2019, ab 07:30 Uhr TRANS Walking Dinner inklusive Aperitif und Getränke im Hotel Adlon. FORMA TI ON 13. September 2019, ab 07:30 Uhr

Anmeldung - Ich bin Mitglied bzw. möchte Mitglied im NAME, VORNAME Ich bin Mitglied bzw. möchte Mitglied im Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl nehmen wir Anmel- NAME, VORNAME German Council of Shopping Centers e. V. German Council of Shopping Centers e. V. dungen nach der „First come – first serve“-Regelung werden und zahle werden und zahle entgegen. FIRMA 795 € / 995 € zzgl. 19 % MwSt. 795 € / 995 € zzgl. 19 % MwSt. Ab der dritten Anmeldung je Mitglied gewähren wir 20 % FIRMA Ermässigung auf den gültigen Teilnehmerpreis. Ich bin kein Mitglied und zahle Ich bin kein Mitglied und zahle STRASSE 1.590 € / 1.990 € zzgl. 19 % MwSt. STRASSE 1.590 € / 1.990 € zzgl. 19 % MwSt. Hinweis Bei der Veranstaltung wird ein Fotograf vor Ort sein und Ich bin damit einverstanden, dass meine Ich bin damit einverstanden, dass meine Fotografien der Teilnehmer anfertigen. PLZ, ORT persönlichen Daten entsprechend der PLZ, ORT persönlichen Daten entsprechend der Mit der Anmeldung erklären Sie sich damit einverstanden, deutschen Datenschutzbestimmungen deutschen Datenschutzbestimmungen gespeichert und verarbeitet werden. Die dass der German Council of Shopping Centers e. V. Foto- gespeichert und verarbeitet werden. Die TELEFON vollständige Datenschutzerklärung finden Sie grafien von Ihnen anfertigt und im Rahmen seiner TELEFON vollständige Datenschutzerklärung finden Sie auf unserer Homepage (www.gcsc.de) zum Öffentlichkeitsarbeit verwendet und verarbeitet. auf unserer Homepage (www.gcsc.de) zum Download unter: TELEFAX Download unter: TELEFAX https://www.gcsc.de/de/ Übernachtung https://www.gcsc.de/de/ datenschutzerklaerung.html Für die Teilnehmer dieser Veranstaltung besteht die datenschutzerklaerung.html Bei der Veranstaltung wird ein Fotograf vor Möglichkeit, bis Anfang August und anschliessend nach E-MAIL Bei der Veranstaltung wird ein Fotograf vor E-MAIL Ort sein und Fotografien der Teilnehmer Verfügbarkeit auf ein begrenztes Zimmerkontingent Ort sein und Fotografien der Teilnehmer anfertigen. Mit der Anmeldung erkläre ich zuzugreifen: anfertigen. Mit der Anmeldung erkläre ich DATUM mich damit einverstanden, dass der German DATUM mich damit einverstanden, dass der German Council of Shopping Centers e. V. Fotografien Hotel Adlon Council of Shopping Centers e. V. Fotografien von mir anfertigt und im Rahmen seiner Unter den Linden 77, 10117 Berlin von mir anfertigt und im Rahmen seiner UNTERSCHRIFT Öffentlichkeitsarbeit verwendet und verbreitet. Tel. 030 - 22 61 0 UNTERSCHRIFT Öffentlichkeitsarbeit verwendet und verbreitet. Einzelzimmer 265 € inkl. Frühstück

GESCHÄFTSBEDINGUNGEN: Maritim pro arte Hotel GESCHÄFTSBEDINGUNGEN: Die Teilnahmegebühr ist sofort nach Erhalt der Rechnung Programmänderungen aus aktuellem Anlass behält sich Friedrichstraße 151, 10117 Berlin Die Teilnahmegebühr ist sofort nach Erhalt der Rechnung Programmänderungen aus aktuellem Anlass behält sich fällig. Bei Stornierung bis zum 27.08.2019 wird eine der Veranstalter vor. Einlass ist nur nach vollständiger Tel. 030 - 20 335 fällig. Bei Stornierung bis zum 27.08.2019 wird eine der Veranstalter vor. Einlass ist nur nach vollständiger Bearbeitungsgebühr in Höhe von 150 € zzgl. Bezahlung möglich. Einzelzimmer 169 € inkl. Frühstück Bearbeitungsgebühr in Höhe von 150 € zzgl. Bezahlung möglich. 19 % MwSt. erhoben. Bei Stornierungen ab dem 28.08.2019 19 % MwSt. erhoben. Bei Stornierungen ab dem 28.08.2019 sowie Nichterscheinen wird die Teilnahmegebühr in voller Fon +49 7141 38 80 83 / Fax +49 7141 38 80 84 / Bitte nehmen Sie Ihre Reservierung direkt im jeweiligen Hotel sowie Nichterscheinen wird die Teilnahmegebühr in voller Fon +49 7141 38 80 83 / Fax +49 7141 38 80 84 / Höhe fällig. Stornierungen müssen schriftlich erfolgen. [email protected] / www.gcsc.de unter dem Stichwort „German Council Congress“ vor. Höhe fällig. Stornierungen müssen schriftlich erfolgen. [email protected] / www.gcsc.de

GCM 3 / 2019 75 JAHRESPARTNER 2019 FÖRDERER DES GCSC

www.gcsc.de 76 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . HANDEL UND IMMOBILIEN

fentlichkeit und auch bei den Retailern zu- »Wir werden viele spannende nehmend und zurecht in den Vordergrund. Und das ist auch ein Teil der Antwort auf Ihre Frage, welche Hürden überwunden wer- Entwicklungen sehen« den müssen: Die Gesellschaft muss sich be- wusst werden, dass Komfort seinen Preis Die Deutsche Euroshop hat zwei ihrer Einkaufszentren zu »Digital hat. Und es muss die Frage beantwortet Malls« erweitert und in Omnichannel-Plattformen verwandelt. werden, welchen Preis man sich im Hinblick Wir haben Vorstandssprecher Wilhelm Wellner gefragt, wie die auf die Umwelt und die Menschen dafür langfristig leisten kann. Knapp 60 Prozent Pilotprojekte bei Mietern und Kunden ankommen, Shopping Center aller in Deutschland lebenden Menschen als Logistik-Knotenpunkte genutzt werden und die Einkaufswelt sind nicht weiter als 30 Autominuten von ei- von morgen aussieht nem der rund 100 Center entfernt, die von unserem Partner ECE gemanagt werden, davon gehören allein 17 Center der Deut- sche EuroShop. Aus diesen Centern könnte Same-Day-Delivery teilweise sogar per Rad Herr Wellner, das Main-Taunus-Zentrum und nem solchen Service ein, welche Hürden müs- oder mit E-Mobilen realisiert werden. Hieran die Altmarkt-Galerie Dresden haben seit jüngs- sen dabei bei der Umsetzung überwunden wer- wird bereits experimentiert. tem einen Zwilling – eine digitale Mall. Wie den? kommt diese bei Konsumenten und Mietern Warenverfügbarkeit und die schnelle Auslie- Ein Blick in die Zukunft: Wie digital werden die von Geschäftsflächen an? ferfähigkeit spielen eine immer wichtigere Center der Deutsche Euroshop 2030 sein? Wel- Die »Digital Mall«, mit der wir die in einem Rolle. Hier sehen wir eine große Chance für che neuen Dienstleistungen können Kunden Center verfügbaren Produkte per Smartpho- Shopping Center, denn sie sind nicht nur le- und Mieter dann erwarten? ne und Klick suchbar, auswählbar und reser- bendige Marktplätze, sondern auch inner- Es ist schwer zu sagen wie die Shopping- vierbar machen, ist unsere Omnichannel- städtische Logistik-Knotenpunkte: gut gele- welt in zehn Jahren aussieht. Aber ich kann Plattform für unser breites Mieterspektrum gen zur Abholung von Bestellungen oder ein mir vieles vorstellen und ich bin überzeugt, – vom großen Filialisten bis zum kleinen idealer Startpunkt für die »letzte Meile«, also dass der stationäre Handel weiter eine sehr Spezialanbieter. Vieles ist noch im Aufbau, die Endauslieferung von Bestellungen, die wesentliche Rolle spielen wird. Gut positio- aber wenn man mit Konsumenten spricht, bis heute noch sehr kostenintensiv und we- nierte Shopping Center werden weiter le- ist das Interesse groß – die potenziellen nig nachhaltig ist. Gerade diese Schatten- bendige Marktplätze sein, die durch ihre Vorteile liegen ja auf der Hand. Die Konsu- seiten des Online-Handels rücken in der Öf- dann weitgehend digitale Anbindung zu- menten betrachten die On- und Offline-Wel- sätzlich wichtige Plattformen ein einer sich ten schon lange nicht mehr getrennt, viel- dynamisch entwickelnden Omnichannel- mehr erwarten sie ein komfortables und fle- Welt sein werden. Fest steht, dass es am xibles Angebot – on- und offline – eben wie Ende für unsere Kundinnen und Kunden von der »Digital Mall« geboten. durch die Digitalisierung viele attraktive Be- reicherungen und auch Erleichterungen ge- © Axel Martens© Axel Wie gehen Sie dabei vor? ben wird, die ein reales Shopping noch inter- Zunächst wird mit rund 20 Mietpartnern je essanter und komfortabler machen. Für Center gestartet, so dass das Angebot anfangs Shopping-Center-Betreiber und Retailer bie- noch nicht vollumfänglich ist, aber das wird ten sich perspektivisch interessante Er- sich schnell ändern. Zu den bereits teilnehmen- kenntnisse aus der Analyse zukünftig zur den Retailern gehören Saturn, Thalia, Gant, Ap- Verfügung stehender zusätzlicher Daten be- pelrath-Cüpper, Galeria Kaufhof und Bijou Bri- züglich des Kundenverhaltens. Dabei gilt es gitte – um nur einige zu nennen. Über eine hal- zu beachten, dass die Digitalisierung ein be Million Produkte sind bereits verfügbar. Be- kontinuierlicher Prozess ist und kein zeitlich absichtigt ist, mittelfristig bis zu 150 der wich- begrenztes Projekt, bei dem auch einmal tigsten Mietpartner zu integrieren. Die meisten neue Dinge hinsichtlich Umsetzbarkeit und unserer Mieter stehen der »Digital Mall« positiv Kundenakzeptanz ausprobiert werden müs- und interessiert gegenüber. Wir planen, dass sen. Ich bin überzeugt, dass wir noch viele dieses Jahr noch sechs weitere Center von uns spannende Entwicklungen sehen werden. einen digitalen Zwilling bekommen.

Spannend klingt Ihre Idee, von den aus Centern Das Interview führte aus Kunden im näheren Umfeld direkt zu belie- Richard Haimann, fern. Wie schätzen Sie die Nachfrage nach ei- Wilhelm Wellner freier Journalist

GCM 3 / 2019 77 GERMAN COUNCIL . INSIGHT

DER GERMAN COUNCIL OF SHOPPING CENTERS E. V. (GCSC)

Positionen und Ziele Aktivitäten

Der German Council of Shopping Centers e. V. (GCSC) ist der einzige Der German Council of Shopping Centers e. V. fördert und vertritt bundesweite Interessenverband der Handelsimmobilienwirtschaft. die Interessen seiner Mitglieder konsequent, wirkt meinungsbil- Die mehr als 750 Mitgliedsunternehmen der Bereiche Entwicklung dend nach außen, organisiert und informiert, schafft Geschäfts- und Analyse, ­Finanzierung, Centermanagement, Architektur, Handels­ kontakte. Unterschiedlichste Aktivitäten und Dienstleistungen ste- immobilien, Einzelhändler und Marketing-Spezialisten bilden hier ei- hen den Mitgliedern zur Verfügung. nen aktiven Interessenzusammenschluss als ideale Networ­­king­ basis der Immobilien- und Handels­immobilienakteure. Mit über einer Million Arbeitnehmern und direkt verbundenen Dienstleistern reprä- sentieren die Mitgliedsunternehmen des GCSC einen bundesweit be- deutenden ­Wirtschaftszweig.

Jährlich treffen sich auf der Pflichtveranstaltung der Für die Vernetzung von jungen Talenten und Berufs- NEXTGEN Branche im Hotel Adlon in Berlin rund 500 einsteigern mit Professionals stehen die Veranstal- Entscheidungs­träger aus Handel und Wirtschaft zu einem zweitägi- tungen »Moving Dinner«, »Kaminabend«, »Backstage« sowie »Coa- gen Congress.­ Der GCSC hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit re- ching«. Hier betreiben wir eine gezielte Nachwuchsförderung. Zur nommierten Persönlichkeiten aktuelle Fragen zu wirtschaftlichen Stärkung internationaler Beziehungen pflegt unser Netzwerk Kontak- und gesellschaftlichen Entwicklungen zu diskutieren. te zum International Council und zu den europäischen Partnercoun- cils. Darüber hinaus dient das German Council NeXtGen dem Erfah- Bei der »Retail & Shopping Safari« analysieren wir rungsaustausch unter den derzeitig 120 Mitgliedern. die Handelslandschaft einer ganzen Region. Sowohl neue Center als auch alteingesessene Unternehmen öffnen die Tore Die Academy engagiert sich für Forschung und und ermöglichen uns deutschland- und weltweit Einblicke in deren Fortbildung. Der GCSC vergibt Stipendien an der Unternehmensstruktur. IREBS für das Intensiv­studium Handelsimmobilien, finanziert einer Auswahl von jungen Mitgliedern die Summer School des ICSC und Regional Lunch / Dinner: In deutschen Metropolen treffen sich die Mit- fördert jährlich den Aufbau der German Council Bibliothek. Die Aca- glieder der Region in besonderem Ambiente. Hochkarätige Referenten demy bietet jährlich ein bis zwei Fortbildungsveranstaltungen mit und fachliche Diskussion bieten einen hohen Mehrwert. Trotz des rela- Top-­Referenten an. Es wird vom GCSC in Zusammenarbeit mit der tiv komprimierten Ablaufs bleibt genügend Zeit zum gemeinsamen IREBS dar­über hinaus eine »Visiting Professorship« eingerichtet. Austausch und zur Kontaktpflege bei einem gemeinsamen Essen. Das Magazin ist das zentrale Informations- und Auf fachlich hohem Niveau und mit ausgewählten Kommunikationsmedium der deutschen Shopping- Spitzenreferenten bieten wir bei diesen ein- bis zwei- Center- und Handelsimmobilienbranche. Neben der Darstellung ver- tägigen Veranstaltungen umfassende Informationen. Verteilt über bandsinterner Anlässe werden in unterschiedlichen Berichten vor- die gesamte Bundesrepublik finden mehrmals im Jahr Konferenzen nehmlich nationale und internationale Trends und Themen diskutiert. zu den Themen Architektur, Centermanagement, Leasing und Ver- Mit Sonderausgaben zu speziellen Themen trägt das Magazin dem In- marktung, Marketing, Projektentwicklung und Nachhaltigkeit sowie formationsanspruch der Immobilienwirtschaft, der meinungsbilden- Recht und Beratung statt. den Akteure und der Politik im besonderen Maße Rechnung.

DERZEIT SIND IM GCSC NAMHAFTE MANAGEMENTGESELLSCHAFTEN­ Geschäftsstelle FOLGENDER BRANCHEN VERTRETEN: Die Geschäftsstelle ist Dreh- und Angelpunkt für Mitglieder und Interess­ier­te. Mit der Organisa-

• Einkaufscenter • Fachmarktzentren tion aller Veranstaltungen und als Ansprechpartner bei allen Fragen, die den Verein betreffen, ist sie für die Mitglieder da. • Verkehrsimmobilien • Immobilienentwickler • Kreditinstitute • Einzelhandelsunternehmen German Council of Shopping Centers e. V. Verband handelsorientierter Gewerbeimmobilien • Architekten • Werbeagenturen Bahnhofstraße 29, 71638 Ludwigsburg • Kino- und Entertainmentbetreiber • Unternehmensberatungen Tel.: 07141 / 38 80 83, Fax: 07141 / 38 80 84, [email protected] • Einrichtungs- / Designbranche GCSC-Repräsentanz Berlin: Leipziger Platz 9, 10117 Berlin www.gcsc.de

78 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . INSIGHT

Beirat Vorstand

GERMAN COUNCIL . INSIGHT Stephan Austrup Christine Hager nuveen REAL ESTATE Vorsitzende Frankfurt am Main Tel.: 069 / 667 73 68 82 redos Group [email protected] Hamburg Tel.: 040 / 429 32 30 [email protected]

Dr. Johannes Grooterhorst Eversheds Sutherland Germany (LLP) Harald Ortner Düsseldorf Tel.: 0211 / 86 46 70 HBB Hanseatische Betreuungs- [email protected] und Beteiligungsgesellschaft mbH Hamburg Tel.: 040 / 600 90 71 10 [email protected] Wolfgang Gruschwitz Gruschwitz GmbH München Markus Trojansky Tel.: 089 / 309 05 91 51 [email protected] dm-drogerie markt GmbH + Co. KG Karlsruhe Tel.: 0721 / 55 92-12 30 [email protected] Sebastian Müller GfK GeoMarketing GmbH Hamburg Tel.: 040 / 570 13 25 25 [email protected] GCSC Management-GBR / Public Affairs + Kommunikation

Thomas Römer Ingmar Behrens unitex GmbH Bevollmächtigter des Vorstandes Neu-Ulm German Council of Shopping Centers Tel.: 0731 / 707 94 - 0 Berlin/Kiel [email protected] Tel.: 0171 / 513 92 39 [email protected]

Ulrich Schmitz Rüdiger Pleus ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG Bevollmächtigter des Vorstandes Hamburg Rüdiger Pleus Consulting Tel.: 040 / 606 06 61 07 Ludwigsburg [email protected] Tel.: 07141 / 38 80 05 [email protected]

Award of Excellence Ehrenmitglieder

Prof. Dr. Karl-Werner Jörg Hintz Dr. Dr. h. c. Jörn Kreke Peter Fuhrmann Elisabeth Lange Rainer Bodenburg Schulte

Prof. Götz W. Werner Dr. Heinz-Horst Deichmann † Friedel Kellermann Michael P. Kercheval Dr. h. c. Wolfgang R. Bays GCM 3 / 2019 79 GERMAN COUNCIL . INSIGHT

der Berliner City West. Er rief in Erinnerung, Shoptainment – Zukunft der dass der Kurfürstendamm mit 3,5 Kilometern Länge etwa 200.000 Quadratfläche Verkaufs- fläche vorhalte, und verwies auf die verschie- Shopping Center im urbanen denen Zonierungen des Ku'damms. Anhand des Projekts »FÜRST« verdeutlichte er den Gefüge Trend zur starken Nutzungsdurchmischung bei gleichzeitiger Reduzierung des Anteils an Die RAP-Konferenz fand in diesem Jahr in Berlin statt und wurde Handelsflächen, auch an der prominenten Lage Ku'damm. Von Hotel über Theater bis neben Dr. Johannes Grooterhorst von Marc Blum, Director Creative Büro findet sich ein umfangreicher Nutzungs- Design, Architecture & Construction, ECE, und von Dirk Hünerbein, mix in diesem teils revitalisierten und teils neu Head of Development, Unibail-Rodamco-Westfield Germany, moderiert errichteten Ensemble, das bisher Ku'damm- Karree hieß. Berauschende Blicke über die Berliner Skyline werden die im Rahmen die- ses Projekts zu errichtenden Dachterrassen Der Auftakt fand im Entertainment- und Busi- German National Arena auf dem 18 Hektar bieten. ness-District der Anschutz Entertainment großen Areal mit der Vision einer großen Lö- Group rund um die Mercedes-Benz Arena in sung, der die Stadt Berlin positiv gegenüber Rechtsanwalt Marc Schwencke, Partner von Berlin-Friedrichshain statt. Anschutz entwi- stand. Ergebnis war ein Bebauungsplan mit Eversheds Sutherland, zeigte die Möglichkei- ckelt dort seit 2001 auf einem früheren Güter- 90.000 Quadratmetern Baufläche und ten auf, die die Ausweisung von urbanen Ge- bahnhofsgelände ein multifunktionales Quar- 24.800 Quadratmetern Einzelhandelsfläche. bieten für die Stadt der Zukunft bietet. Der tier. Die Teilnehmer der Konferenz konnten un- Man strebt in fünf Jahren eine Frequenz von Gesetzgeber reagiert mit dieser neuen Bau- ter sachkundiger Führung von Anschutz-Mit- 18 Millionen Personen an. gebietskategorie (§ 6a BauNVO) auf die Not- arbeitern die Funktionsweise der Mercedes- wendigkeiten zur stärkeren Nutzungsdurch- Benz Arena vor und hinter den Kulissen Andrew Henning Jones, Dipl.Arch.RIBA, Au- mischung in den Städten. Fazit bleibt, dass erkunden. Weiterhin wurde die Verti Music kett + Hesse GmbH, erläuterte die Weiterent- die Regelung noch unvollkommen ist, weil Hall mit ihrem Fassungsvermögen von circa wicklung mit den Bausteinen Musikhalle, UCI- sie zum einen großflächigen Einzelhandel 4.300 Gästen besichtigt. Große Aufmerksam- Kino und Bowlingcenter. Beeindruckend wa- nur eingeschränkt zulässt, zum anderen der keit fanden auch das UCI-Kino mit 2.400 Plät- ren seine Schilderungen zur Abstimmung der Imissionsrichtwert für die Nachtzeit auf 45 zen, verteilt auf 14 Säle, sowie das mit 28 WM- Baukörper mit dem Berliner Baukollegium Dezibel begrenzt bleibt. Immerhin stellt die tauglichen Bahnen ausgestatte Bowlingcen- und die Kostenanforderungen des Bauherren Einführung der Vorschrift einen ersten ter. Die Abendveranstaltung fand in der trendi- an die architektonische Realisierung, und wie Schritt des Gesetzgebers in die richtige Rich- gen Restaurant-Bar des Hotel Michelberger an diese bei der Errichtung umgesetzt werden tung dar. der Warschauer Straße statt. Dr. Grooterhorst konnten. Der Bau erfolgte BIM-gestützt. führte in die Veranstaltung ein. Jürgen Mayer, Architekt, präsentierte außerge- Uwe Seidel, Geschäftsführer Dr. Lademann & wöhnliche architektonische Lösungen mit sei- Am nächsten Tag begrüßte Marc Blum die Teil- Partner, präsentierte Projekte und Trends aus nem Metropol Parasol in Sevilla und der Um- nehmer mit dem Aufruf, die Shopping Center aktuell zu halten. Es müsse den veränderten Arbeitswelten und der Reurbanisierung Rech- nung getragen werden. Dirk Hünerbein sekun- dierte mit der Aussage »Shopping ist Freizeit« und führte in das Tagungsprogramm ein.

Michael Kötter, Anschutz Entertainment Group, erläuterte nach der vortägigen Besichtigung die Projektentwicklung in Friedrichshain, die 2001 mit einem Masterplan für das frühere Bahngelände begann und in einem ersten Schritt zur Errichtung der jetzigen Mercedes- Benz Arena führte. »Blaupause« für Friedrichs- hain war eine ähnliche Projektentwicklung von Anschutz in Los Angeles, wo ein Entertain- ment-District aus dem Nichts geschaffen und anschließend zum Stadtgespräch wurde. Ide- engeber für Berlin war die Schaffung einer Das neue RAP-Konferenzteam (v.l.): Marc Blum, Dr. Johannes Grooterhorst und Dirk Hünerbein

80 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . INSIGHT

Dr. Grooterhorst resümierte als roten Faden den von allen Referenten in den Mittelpunkt gestellten Trend zur Reurbanisierung und da- mit zur stärkeren Nutzungsdurchmischung. Shopping Center müssten sich diesem Trend anpassen. Sie müssten aber die von den Nachfragern (Kunden) gewünschte Aufent- haltsqualität herstellen. Beim Ausblick ver- wies Dr. Grooterhorst auf die enormen Um- brüche, die mit den Stichworten Digitalisie- rung und Smartphone umrissen werden kön- nen. Architektur und Städtebau sind jeweils Spiegel ihrer Zeit, und aus diesem Grund sind planung des Projekts VOLTAIR am Berliner »Leisure Industry meets Retail Industry« ein. weiterhin große Veränderungen in hohem Alexanderplatz von Handelsnutzung in Büro- Sie betonte die enorme volkswirtschaftliche Tempo zu erwarten. Diesen Entwicklungen nutzung unter Beibehaltung der außerge- Bedeutung der Freizeitwirtschaft und die gilt es bei den nächsten RAP-Konferenzen wöhnlichen Architektur. Beide Bauwerke sind Notwendigkeit, dass die Handelsimmobilien nachzuspüren. jeweils an sehr zentralen Plätzen ihrer Städte sich stark diesen Trends öffnen. Sie sollten angesiedelt. Lifestyle-Hubs für zukünftige Generationen sein, nämlich Aufenthaltsqualität, Wohlfüh- Ein Beitrag von Breiten Raum nahm die Schlusspräsentati- len, Freizeitaktivitäten in sich vereinen und Rechtsanwalt Dr. Johannes Grooterhorst, on von Frau Sylvia Dinter, Managing Director einen touristischen Faktor darstellen. Sie Partner, Eversheds Sutherland (Germany) CUBITUS consultant in tourism, SD Group – plädierte für eine starke Interaktion von Frei- LLP, Düsseldorf,

consulting services, unter dem Stichwort zeit- und Retail-Industry. GCSC-Beirat 5 mm 5 mm

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Imageanzeige_WFM_EKZ_210x148_RZ#3.inddImageanzeige_WFM_EKZ_210x148_RZ#3.indd 1 1 25.09.2018 10:16:3425.09.2018 10:16:34 GERMAN COUNCIL . RECHT UND GESETZ

Ausnahmen sind nur erlaubt, soweit es sich Der Europäische um Planungserfordernisse handelt, die keine wirtschaftlichen Ziele verfolgen, sondern zwingenden Gründen des allgemeinen Inter- Gerichtshof fällt Urteil esses dienen. zur Einzelhandelsnutzung Unstreitig ist, dass die Anforderungen der Dienstleistungsrichtlinie an Einzelhandels- Die Europäisierung des deutschen Planungsrechts und auch projekte auch für bereits erlassene Bauleit- pläne gelten. Die Gemeinden sind daher ver- des deutschen Systems des Verwaltungsrechtschutzes schreiten pflichtet, ihre zum Teil auch durch die tat- voran. Mit seinem Urteil vom 30. Januar 2018 in der Sache Visser/ sächliche Entwicklung veralteten Pläne zu Appingedam hat der EuGH entschieden, dass die Europäische prüfen und zu überarbeiten.

Dienstleistungsrichtlinie bei Bebauungsplänen Anwendung findet, In einem, soweit ersichtlich, ersten oberge- die die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrieben und anderen richtlichen Urteil zum deutschen Recht nach Dienstleistungsunternehmen steuern Erlass der Appingedam-Entscheidung hat das Hamburgische Oberverwaltungsgericht am 11. April 2019 (II E X/16.N-, juris) ent- schieden, dass der Ausschluss von Einzel- handelsbetrieben mit zentrenrelevanten Sor- Die Entscheidung des EuGH ist auf Vorlage Das Urteil des EuGH versperrt nicht a limine timenten in einem Gewerbegebiet außerhalb des obersten niederländischen Verwaltungs- mitgliedsstaatliche Regelungsspielräume zur eines städtischen Zentrums eine zulässige gerichts, des Raad van State, ergangen. Der Steuerung des Einzelhandels, insbesondere territoriale Beschränkung der Ausübung der EuGH entschied, dass die Europäische zur Berücksichtigung des Umweltschutzes Dienstleistungstätigkeit gemäß Art. 15 Abs. 2a Dienstleistungsrichtlinie (RL 2006/123/EG) und des Verbraucherschutzes. Generalan- der Dienstleistungsrichtlinie 2006/123/EG auf Bauleitpläne anzuwenden ist, die Einzel- walt und EuGH haben im entschiedenen Fall sein kann. Das zuständige Bezirksamt Eims- handelsnutzungen beschränken. Konkret das Ziel des Schutzes der städtischen Um- büttel der Hansestadt Hamburg war sich bei ging es im entschiedenen Fall um einen Be- welt, das heißt, das Interesse an der Erhal- Erlass nicht bewusst, dass es die Dienstleis- bauungsplan, der Einzelhandelsnutzungen tung der Lebensqualität im Stadtzentrum so- tungsrichtlinie zu prüfen hatte, aber das OVG an einem peripheren Fachmarktstandort auf wie der Vermeidung von Leerstand im Stadt- Hamburg erklärte den Bebauungsplan Ei- »Waren mit großem Platzbedarf« beschränkt, gebiet, als grundsätzlich legitimen Grund des delstedt 73 für rechtmäßig. Ausschlagge- also Möbel, Bau- und Gartensortimente, allgemeinen Interesses anerkannt. Hieraus bend waren die Hamburger Leitlinien für den Fahrräder, KFZ und KFZ-Teile. Der Eigentü- kann jedoch nicht auf die Unionsrechtskon- Einzelhandel, die die Senatskommission für mer einer Immobilie im Plangebiet, also kein formität des gesamten »bewährten Sys- Stadtentwicklung und Wohnungsbau am 23. Dienstleistungserbringer im Sinne der Dienst- tems« der deutschen Einzelhandelssteue- Januar 2014 erlassen hatte. »Diese enthalten leistungsrichtlinie, verfolgte dagegen die Ab- rung geschlossen werden. Ziele für die Einzelhandelsentwicklung in sicht, einen Discountmarkt für Bekleidung Hamburg (Ziff. 1) und geben das System der und Schuhe, also »Waren mit kleinem Platz- Im Nachgang zur Entscheidung des EuGH Hamburger Zentren wieder (Ziff. 2). Zugleich bedarf«, anzusiedeln. Er klagte vor dem Raad hat der Raad van State die Gemeinde Appin- führen sie Hamburger Sortimentslisten für van State gegen die Beschränkung des Be- gedam aufgefordert, ihre Planung zu über- Nahversorgungs-Zentren und Nichtzentren bauungsplans der Gemeinde Appingedam. prüfen. Die Gemeinde hat nach Prüfung an relevante Sortimente (Ziff. 3) sowie Ansied- ihrem Plan festgehalten. Die abschließende lungsregeln für Einzelhandelsbetriebe ein Der EuGH hat erstens entschieden, dass Ein- Entscheidung des Raad van State steht noch (Ziff. 4)« (Rn. 5 des Urteils). zelhandel eine Dienstleistung im Sinne der aus. Richtlinie 2006/123/EG ist, zweitens, dass Die durch die Entscheidung des EuGH einge- diese Richtlinie auch rein innerstaatliche Im Einzelfall und auch grundsätzlich bleibt zu leitete Wende setzt eine Mitteilung der Euro- Sachverhalte ohne grenzüberschreitenden klären, inwieweit Pauschalierungen und indi- päischen Kommission vom 19. April 2018 Bezug erfasst, und drittens, dass sie auch im viduelle Schwellenwerte oder die raumord- verstärkend fort. Anknüpfend an das Urteil Städtebaurecht gilt. In den meisten Mitglieds- nungsrechtliche Vorgabe einer 10-Prozent- des EuGH äußert sich die Kommission unter staaten, einschließlich Deutschland, herrsch- Grenze zum maximalen Umfang zentrenrele- anderem sehr kritisch gegenüber einigen Re- te bis dato die Auffassung, dass städtebauli- vanter Sortimente in Einzelhandelsprojekten gelungen des deutschen Planungsrechts und che Pläne ebenso wie Raumordnungspläne mit überwiegend nicht zentrenrelevanten der etablierten Praxis. So stellt die Kommissi- generell von der Anwendung der Dienstleis- Kernsortimenten in nicht integrierten Lagen on nachfrage- und kaufkraftorientierte Unter- tungsrichtlinie ausgenommen seien; dement- noch zu halten sind. Wirtschaftliche Bedarfs- suchungen als grundsätzlich unzulässige sprechend wurde kein Umsetzungsbedarf der prüfungen sind nach Art. 14 Nr. 5 der Dienst- wirtschaftliche Bedarfsprüfung in Frage, kriti- Richtlinie im Städtebaurecht gesehen. leistungsrichtlinie grundsätzlich verboten. siert detaillierte Raumpläne, in denen festge-

82 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . RECHT UND GESETZ

legt wird, welche Art von Waren verkauft wer- den darf, und dass Zweifel an der Wirksam- keit von Schwellenwerten wie der 800-Qua­ dratmeter-Grenze der Großflächigkeit zu er- kennen sind. Diese Monita der Europäischen Kommission stimmen überein mit der frühe- ren Infragestellung des deutschen Systems durch das Bundeskartellamt und durch die Monopolkommission. Das deutsche Dogma von der Wettbewerbsneutralität der Bauleit- planung und der Raumordnungsplanung hat sich mit der Entscheidung erledigt. Das gilt sowohl für die bisherige ständige Rechtspre- chung der Verwaltungsgerichte als auch für die ganz herrschende Meinung in der juristi- schen Literatur. Die Belange des Einzelhan- dels, insbesondere in ihren Auswirkungen auf das Gemeindegebiet, sind bei der Aufstellung der Pläne in die Abwägung gemäß § 1 Abs. 7 BauGB einzustellen.

Das Urteil des EuGH nimmt Gemeinden und andere Planungsträger, die Einzelhandelsent- Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis wicklungen planend steuern möchten, in die Pflicht, die praktische Wirksamkeit der Be- schränkungen von Einzelhandelsnutzungen mäßigkeit nachzuweisen. Der Nachweis ei- wettbewerbliche Situation und das gesamte und ihre Erforderlichkeit zur Erreichung der nes kohärenten Steuerungskonzeptes, dass Gemeindegebiet in den Blick nimmt. verfolgten Gemeinwohlziele, zum Beispiel die Anforderung der Art. 14 und 15 der Euro- auch einwohnerfreundliche Versorgung und päischen Dienstleistungsrichtlinie erfüllt, städtebaulichen Umweltschutz, gerade in ih- wird in der Regel nur über ein umfassendes Ein Beitrag des Rechtswissenschaftlers rer spezifisch unionsrechtlichen Verhältnis- Einzelhandelskonzept möglich sein, das die Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis

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Impulse, Trends und Informationen für Handel, Städte, Immobilienwirtschaft und Omnichannel-MarktplätzeGCM 3 / 2019 83 QUO VADIS 2020 30. Jahresauftakt für Immobilienentscheider 10. – 12. Februar 2020 / Hotel Adlon Berlin heuer-dialog.de/quovadis

Frühbucher sparen jetzt 300 EUR! SUSTAINABLE STRATEGY

QUO VADIS 2020: DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT BESSER MACHEN.

2020 wird sich zeigen, wie wir künftig leben. Für die Immobilienwirtschaft bleiben die Inmitten dieser Umbrüche setzt QUO VADIS Waren Klima und Mietpreise bisher mit Büro- Zeiten zwar Zeiten für Schuldner, doch wie stärker denn je auf Persönlichkeiten, die dau- kratie und Gewinnmaximierung verbunden, sehen die Geschäftsmodelle hinter den Zins- erhaft Großartiges leisten. Charaktere, die bringen Demo-Botschaften wie „Warum für prognosen aus? Die Erwartungen der „Next ungewöhnlich agieren. Unternehmer, die der die Zukunft lernen, wenn ihr sie zerstört?“ Generation“ an einen sozialen Mechanismus, Gesellschaft und der Politik zeigen, dass die oder „Einfach enteignen!“ eine andere Dy- der gesellschaftlichen Konsens herstellt, wer- Immobilienwirtschaft mit „Real Estate Made namik in die Geschehnisse. Dieses neue Be- den immer deutlicher. In den Führungsetagen for Future“ einen sehr relevanten Beitrag für wusstsein verändert nicht nur den Konsum. wecken diese Entwicklungen Sehnsucht. Ein mehr Resilienz in der Stadt leistet. Es beeinfl usst ganze Unternehmenskulturen. neues Selbstverständnis wächst heran.

84 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . MARKTPLATZ – ADVERTORIAL

Nuii Brand Communications

QUO VADIS 2020 Digital Mall, next Level!

30. Jahresauftakt für Immobilienentscheider Nuii Brand Communications entwickelt digitale und analoge Gesamtkonzepte 10. – 12. Februar 2020 / Hotel Adlon Berlin heuer-dialog.de/quovadis und transformiert Shopping Center für die Zukunft.

Früher hieß Nuii noch Serious Communica- Frühbucher tions. Doch nach der strategischen Neuaus- richtung durch den jetzigen Alleingeschäfts- sparen jetzt führer Kai Chariner steht der neue Name für die moderne Umgestaltung der Agentur. Ein 300 EUR! Schwerpunkt dabei ist es, Shopping Center mit Gesamtkonzepten fit für die digitale Zu- kunft zu machen.

Nuii bietet die digitotalen Möglichkeiten für Shopping Center SUSTAINABLE Um dauerhaft den neuen Herausforderungen des Einzelhandels und des Online-Shoppings werden, auf denen jede Art von Content abge- über viele Jahre in Kreativ- und internationalen gewachsen zu sein, ist das digitale Shopping spielt wird wie z.B. Weihnachtsdeko. Network-Agenturen auch auf großen Marken STRATEGY Center das Thema Nr.1 bei der Schaffung mo- gesammelt haben und sich zum Teil bereits derner Einkaufserlebnisse. Nuii realisiert ganz- Drei Fragen an Kai Chariner, seit zwei Jahrzehnten mit dem Shopping-Cen- heitliche Konzepte und Werbekampagnen für Geschäftsführer Nuii ter-Markt auseinandersetzen. Wir liefern ein die »Digital Mall« und setzt sie von der Hard- Gesamtpaket: Mall-Konzept, digitale Medien, ware bis zum Content in allen Medien um – im- Was sind die Trends der Shopping Malls? Content und Kampagne auf bestem Niveau. mer aktuell am digitalen Puls der Zeit. Neuester Ganz klar die Digitalisierung, und zwar auch Streich: Digital Decorations, das jedes Shop- in immer neuen Formen und Möglichkeiten. Welche Zielgruppen hat Nuii? ping Center auf den Top-Level moderner Kom- Bestes Beispiel ist unser Digital Decorations, Grundsätzlich sind wir für alle Shopping Cen- munikation bringt und den Markt revolutionie- die bespielbaren Paneele auf Flächen jeder ter und Quartiere interessant, gerade weil al- ren wird. Dabei können indoor sämtliche Glas- Art. Ende des Jahres werden wir unser ers- les, was die Kommunikation angeht, aus ei- QUO VADIS 2020: flächen mit transparenten Panels bestückt tes Shopping Center damit bestückt haben. ner Hand kommt und man die Expertisen Die Anfragen dazu sind jetzt schon hoch, nicht auf viele Vertragspartner streuen muss. DIE IMMOBILIENWIRTSCHAFT BESSER MACHEN. das ist auf jeden Fall eine Technik der nahen Unsere neuen Technologien sind für die Big Zukunft. Player auf dem Markt genauso von hoher Re- 2020 wird sich zeigen, wie wir künftig leben. Für die Immobilienwirtschaft bleiben die Inmitten dieser Umbrüche setzt QUO VADIS levanz wie für City-Passagen und Fachmarkt- Waren Klima und Mietpreise bisher mit Büro- Zeiten zwar Zeiten für Schuldner, doch wie stärker denn je auf Persönlichkeiten, die dau- Außerdem die interaktive Digitalisierung Zentren. Da wir die Konzepte maßschneidern kratie und Gewinnmaximierung verbunden, sehen die Geschäftsmodelle hinter den Zins- erhaft Großartiges leisten. Charaktere, die beim Einkauf über Digital-Signage-Stelen mit und Erlebnis-Highlights schaffen, die auf bringen Demo-Botschaften wie „Warum für prognosen aus? Die Erwartungen der „Next ungewöhnlich agieren. Unternehmer, die der Touch-Screens oder Handy-Apps. Wo-finde- Standort und Budget passen, tragen wir gern die Zukunft lernen, wenn ihr sie zerstört?“ Generation“ an einen sozialen Mechanismus, Gesellschaft und der Politik zeigen, dass die ich-was, Angebote oder Services wie z.B. zum Erfolg diverser Standorte bei. oder „Einfach enteignen!“ eine andere Dy- der gesellschaftlichen Konsens herstellt, wer- Immobilienwirtschaft mit „Real Estate Made Last-Mile-Lieferungen werden ganz groß namik in die Geschehnisse. Dieses neue Be- den immer deutlicher. In den Führungsetagen for Future“ einen sehr relevanten Beitrag für werden, und Digital Signage wächst weiter. wusstsein verändert nicht nur den Konsum. wecken diese Entwicklungen Sehnsucht. Ein mehr Resilienz in der Stadt leistet. Kai Chariner, Es beeinfl usst ganze Unternehmenskulturen. neues Selbstverständnis wächst heran. Was ist das Besondere am Nuii Angebot, Inhaber Nuii Brand was andere nicht können? Communications, Was uns auszeichnet, ist, dass wir nicht nur am 12.09. auf dem die komplette Klaviatur moderner digitaler GC-Congress Medien beherrschen, sondern wir auch den Fon: 040 73 44 88 110 Content entwickeln und realisieren können. [email protected] Schließlich sind wir auch eine Werbeagentur mit hochkarätigen Leuten, die ihre Sporen nuiidm.de

GCM 3 / 2019 85 GERMAN COUNCIL . NEWS

News

ZIA, GCSC und Savills gemeinsam für bessere Wasserversorgung Berlin, 2. Juli 2019

Der ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss, Spit- zenverband der Immobilienwirtschaft, hat ge- meinsam mit dem German Council of Shop- ping Centers und Savills im Rahmen des Ta- ges der Immobilienwirtschaft eine Summe in Höhe von 15.000 Euro zur Unterstützung der Stiftung »WIR WATER IS RIGHT« im Beisein von Bundesumweltministerin Svenja Schulze übergeben. Die von Rolf Stahlhofen, unter an- derem Sänger der »Söhne Mannheims«, ins Leben gerufene Stiftung setzt sich seit 2011 für die Wasserversorgung und sanitären Ein- richtungen von Menschen in Katastrophenge- bieten und Entwicklungsregionen ein.

In Deutschland besteht das gemeinsame Ziel in den kommenden drei Jahren darin, bundes- weit in 100 Shopping Centern und Handelsim- mobilien 100 Wasserzapfanlagen zu installie- ren, sodass Besucher mit mehrfach verwend- baren Kunststoffflaschen selbstständig Trink- wasser abfüllen können. Von dem Erlös jeder Flasche werden in Afrika über die WIR-Stiftung Gruppenbild mit Scheck (v.l.): Marcus Lemli (CEO Germany und Head of Investment Europe bei Savills), Klaus-Peter Flaschen an Kinder und Bedürftige verschenkt Hesse (Geschäftsführer des ZIA), Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Christine Hager (GCSC-Vorstandsvorsit- – vor Ort unterstützt diese ebenso den Auf- zende) und Rolf Stahlhofen (Initiator »WIR WATER IS RIGHT«, Sänger der »Söhne Mannheims«) und Ausbau der Versorgung mit Trinkwasser.

»Wir können als Immobilienwirtschaft unse- Christine Hager, GCSC-Vorstandsvorsitzende, sensibilisieren, bewusster mit begrenzten ren Teil dazu beitragen, den Menschen in är- erklärt hierzu: »Wir sind stolz darauf, dass un- Ressourcen und der Umwelt umzugehen so- meren Regionen der Welt einen Zugang zu sere Initiative so eine positive Entwicklung im wie scheinbare Selbstverständlichkeiten zu sauberem Trinkwasser zu verschaffen«, sagt letzten halben Jahr genommen hat, und freuen hinterfragen.« Dr. Andreas Mattner, Präsident des ZIA. »Dass uns ganz besonders, dass wir mit Savills und wir dadurch auch noch bei der Reduzierung dem ZIA weitere starke Partner gewinnen Rolf Stahlhofen freute sich sichtlich gerührt des weltweiten Plastikmülls mithelfen, unter- konnten.« Täglich besuchen Millionen Men- über dieses Engagement aus der Immobilien- streicht den nachhaltigen Effekt, der hierdurch schen die gut 500 Shopping Center in Deutsch- wirtschaft und sagte abschließend: »Mit der erzielt wird.« land. Dieses Potenzial wollen die Akteure nut- Immobilienwirtschaft hat sich erstmals eine zen, um die nötige Aufmerksamkeit und Unter- ganze Industrie zu uns bekannt, und das be- stützung für die WIR-Stiftung zu erzielen. deutet eine noch nie erreichte Aufmerksam- keit. Ich bin überwältigt von der Entwicklung »Die Themen Nachhaltigkeit und Chancen- im letzten halben Jahr, nachdem wir die Eh- gleichheit spielen in allen gesellschaftlichen rung mit dem Europäischen Innovationspreis und wirtschaftlichen Segmenten eine immer Handel des GCSC erfahren haben. Das macht wichtigere Rolle«, sagt Marcus Lemli, CEO viel Mut und Freude. Danke!« Germany und Head of Investment Europe bei Savills. »Durch die Unterstützung der WIR-Ini- tiative können wir Nutzer und Passanten dafür Ein Beitrag der Redaktion

86 GCM 3 / 2019 GERMAN COUNCIL . NEWS

Besuch aus China MallChina auf StudyTour in Deutschland

Die vor einiger Zeit ins Leben gerufene Part- Zeitgründen – für die Besichtigung das Ruhr- und der Geschichte der deutschen Shopping nerschaft mit MallChina (einer Art Schwester- gebiet und den Raum Frankfurt ausgesucht. Center aufzeigen können. organisation des GCSC aus China) wird akti- ver. Im Rahmen einer StudyTour hat MallChi- Die freundlichen Empfänge und kollegialen Er- Die geballten Eindrücke aus der Stadt Frank- na entschieden, in diesem Jahr einen Teil des läuerungen in den Centern »Centro Oberhau- furt mit ihrer starken Innenstadt und den Cen- deutschen Marktes mit seinen geschichtli- sen«, »Limbecker Platz Essen«, »Ruhr Park Bo- tern »MyZeil«, »Skyline Plaza« sowie aus dem chen Hintergründen und Entwicklungen anzu- chum« und »Thier-Galerie Dortmund« haben »Main-Taunus-Zentrum« in Sulzbach führten sehen. Dabei hatte man sich – leider auch aus ein gutes Bild des deutschen Einzelhandels zu vielen Nachfragen und gewiss auch Anre- gungen für die eigenen Entwicklungen und Management-Aufgaben. Die interessanteste Erkenntnis der 13 Teilnehmer aus China war sicherlich der kulturelle Unterschied bezüglich individueller Kundenbetreuung, Branchen- und Mietermix mit seinen lokalen Ausprägungen und auch der starken Beharrlichkeit, Shop- ping-Center-Standorte über viele Jahrzehnte erfolgreich betreiben zu können.

Neben all den vielen fachlichen Themen hatte die Gruppe aber immer wieder Zeit gefunden, sich auch mit den kulturellen, gastronomi- schen und sonstigen Shopping-Gelegenheiten auseinanderzusetzen.

Gruppenfoto mit dem kompetenten »Reiseleiter« Klaus Striebich – Frankfurt Skyline Plaza, Rooftop Restaurant Ein Beitrag der Redaktion

Verabschiedung in Oldenburg: Chapeau für Lutz Herbst! 4. Juli 2019

Nein, er bekam keinen Hut zum Abschied als boten«, sagte Rosenau, um dann durch die Leiter Centermanagement bei Famila Bünting, Hintertür doch noch eine Lobeshymne anzu- aber umso mehr Anerkennung: Lutz Herbst stimmen. wurde bei einem Empfang in Oldenburg kräftig Frick Tobias © gewürdigt. Marco Struck, seit 13 Jahren an der Das German Council überreichte seinem lang- Seite von Herbst im Center Management des jährigen Mitglied ein personifiziertes Titelblatt Famila Einkaufslandes, hatte eine extrem lau- seines Verbandsorgans, dem German Council nige Tour d´Horizon über diese 13 Jahre zu- Magazin, verbunden mit den herzlichsten Grü- sammengestellt. ßen und Wünschen von Ingmar Behrens. Dass bedeutende Vertreter des öffentlichen Lebens Der Regionalbotschafter des German Council dabei waren, sogar der örtliche Bundestags­ of Shopping Centers, Dr. Kersten Rosenau, abgeordnete Stephan Albani, machte deutlich, würdigte Herbst als den »Spiritus Rector« des welches Ansehen sich Herbst allseits erwor- enormen Erfolges des Centers, das seit Jahren ben hat. Dankeschön für Lutz Herbst (Mitte) zu seinem Abschied: Spitzenplätze in der Center-Landschaft beklei- Dr. Kersten Rosenau, Regionalbotschafter des German det und hielt überdies eine Rede über die Lage Councils (rechts), und Marco Struck (Famila Bünting) des Einzelhandels. »Gern hätte ich eine Lauda- Ein Beitrag von Thorsten Müller, bei der Überreichung einer personifizierten Council- tio gehalten, aber das hat mir Lutz Herbst ver- Hi-Heute.de Magazin-Titelseite

GCM 3 / 2019 87 © KD Busch

DEUTSCHES SHOPPING-CENTER FORUM (DSCF) Abendveranstaltung (2019) 88 GCM 3 / 2019

KLÉPIERRE PAN-EUROPEAN LEADER IN SHOPPING CENTERS [email protected]

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